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WEIN<br />
Das Wallis, das ist Sonne satt, und<br />
das sind Berge – mal steil und<br />
schroff, mal sanft und lieblich.<br />
Das Wallis, das sind auch Männer und<br />
Frauen, die auf den ersten Blick barsch<br />
wirken mögen, aber zutiefst grosszügig<br />
sind. Das Wallis, das sind Hügel, Flüsse<br />
und schwarze Kühe, die auf Weiden mit<br />
aromatischen Kräutern grasen und aus<br />
deren Milch man schmackhaften Käse<br />
macht. Traditionen und Bräuche gehören<br />
ebenso dazu wie der Wein. Doch ist<br />
der Weinbau nicht einfach eine landwirtschaftliche<br />
Aufgabe, sondern es ist eine<br />
leidenschaftliche Verbindung.<br />
Um diese Alchemie zwischen Walliser<br />
und Weinbau zu verstehen, kann man<br />
natürlich in jedem Café ein Glas Weissen<br />
oder Roten bestellen, oder man<br />
kann zu «seinem» Weinbauern reisen<br />
und bei ihm die Produkte degustieren.<br />
Wer sich aber intensiv mit den Walliser<br />
Weinen beschäftigen will, für den ist ein<br />
Besuch des Château de Villa in Sierre<br />
unumgänglich. Die Vinothek des Schlosses<br />
ist die Schatzkammer des Walliser<br />
Weins. Nicht weniger als 650 verschiedene<br />
Sorten, die Zeugnis vom Wissen<br />
von 110 Kellermeistern ablegen. Jede<br />
Woche sind acht Weine in Flaschenqualität<br />
von vier Produzenten im Fokus.<br />
Ebenfalls testen können die Gäste<br />
Branntweine aus Walliser Produktion,<br />
teilweise gar mit Jahrgangsbezeichnung.<br />
Max Pochart ist der Sommelier der<br />
Vinothek. Er ist zwar Franzose, hat sich<br />
aber in die Walliser Weine verliebt.<br />
Diese Liebe geht so weit, dass er zu<br />
seinen Besuchen in Frankreich mit<br />
Flaschen aus dem Wallis anreist. Mit<br />
Petite Arvine, Fendant, Humagne, Cornalin,<br />
Syrah, Johannisberg, Heida, Pinot<br />
oder Durize. «Das Wallis ist weltweit<br />
einzig artig», erklärt Pochart. «Hier findet<br />
man über 100 verschiedene Rebsorten.»<br />
54 davon tragen das Ursprungslabel<br />
AOC (Appellation d’Origine Contrôlée).<br />
Pochart weiter: «Zwar sind einige der<br />
Rebsorten sehr selten und werden nur<br />
auf kleinen Parzellen angebaut. Aber<br />
eine solche Diversität an Sorten ist wirklich<br />
aussergewöhnlich.»<br />
Grund dafür sind die speziellen klimatischen<br />
Bedingungen. «Es ist eine der seltenen<br />
Regionen, wo es keine Beschränkungen<br />
für den Weinbau gibt.» So seien<br />
etwa im Bordelais die Pinot-Trauben von<br />
Fäulnis durch das Meeresklima bedroht.<br />
Oder im Burgund könne eine Merlot-Traube<br />
gar nicht reifen. «Im Wallis hin gegen<br />
können wir alles anbauen, für jede Sorte<br />
gibt es einen perfekten Platz.» Im Chablais<br />
im Unterwallis wirkt das Klima des<br />
Genfersees ausgleichend. Das Mittelwallis<br />
ist sehr trocken und hat mehr Sonnenstunden<br />
als die Mittelmeerstadt Algier!<br />
Das Oberwallis wiederum pro fitiert vom<br />
hochalpinen Klima. «Nicht zu vergessen<br />
auch die Standorte mit Mikroklima wie<br />
der Ort Visperterminen, wo der europaweit<br />
am höchsten gelegene Weinberg<br />
liegt», so Pochart. «Eine fantastische Diversität<br />
auf knapp 50 Kilometer Länge.»<br />
Der Sommelier erwähnt auch den Föhn,<br />
der trocken und heiss ein wahrer Katalysator<br />
für die Reifung der Trauben sei.<br />
«Er hat auch eine gesundheitsfördernde<br />
Wirkung, da er die Blätter abtrocknet<br />
und so die Verbreitung von Krankheiten<br />
hemmt.» Und auch wenn das vergangene<br />
Frühjahr einen aussergewöhnlichen<br />
Frosteinbruch gebracht hat, sei das<br />
Wallis doch normalerweise auch von<br />
exzessiven Kälteeinbrüchen oder von<br />
Hagel verschont.<br />
Für Pochart ist klar, dass die Walliser Weine<br />
dank ihrer Unterschiedlichkeit jeden<br />
Wunsch befriedigen können. «Fruchtig,<br />
leicht, mineralisch, stark tanninhaltig, es<br />
ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich<br />
die Weine sind.» Das sei heute,<br />
wo sehr viel Wert auf eine ausgewogene<br />
Komposition von Gericht und Wein<br />
gelegt werde, ein grosser Vorteil. «Egal<br />
welche Küche, aus welcher Weltregion<br />
sie auch stammt, kann von Walliser Wein<br />
begleitet werden», ist er überzeugt.<br />
Die 4800 Hektar Reben machen einen<br />
Drittel der Schweizer Weinbaufläche<br />
aus. Viele sind sehr kleinflächige Rebberge.<br />
Fast jede und jeder besitzt durch<br />
Erbgang eine kleinere oder grössere<br />
Parzelle. In den Achtzigerjahren gehörten<br />
die Walliser Weinbäuerinnen und<br />
«Im Wallis gibt<br />
es keine<br />
Beschränkung.<br />
Hier gedeihen<br />
einfach<br />
alle Sorten»<br />
1 Max Pochart beim Degustieren<br />
im Weinkeller.<br />
2 Der Sommelier möchte dem<br />
Fendant seinen Wert zurückgeben.<br />
«Er ist der perfekte Wein für<br />
einen Abend unter Freunden.»<br />
3 Der Franzose Pochart hat<br />
sich in die Walliser Weine verliebt.<br />
Hinten seine Kollegin Lucie Liand.<br />
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