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WALLIS Magazine - Winter 2017/18

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WEIN<br />

Das Wallis, das ist Sonne satt, und<br />

das sind Berge – mal steil und<br />

schroff, mal sanft und lieblich.<br />

Das Wallis, das sind auch Männer und<br />

Frauen, die auf den ersten Blick barsch<br />

wirken mögen, aber zutiefst grosszügig<br />

sind. Das Wallis, das sind Hügel, Flüsse<br />

und schwarze Kühe, die auf Weiden mit<br />

aromatischen Kräutern grasen und aus<br />

deren Milch man schmackhaften Käse<br />

macht. Traditionen und Bräuche gehören<br />

ebenso dazu wie der Wein. Doch ist<br />

der Weinbau nicht einfach eine landwirtschaftliche<br />

Aufgabe, sondern es ist eine<br />

leidenschaftliche Verbindung.<br />

Um diese Alchemie zwischen Walliser<br />

und Weinbau zu verstehen, kann man<br />

natürlich in jedem Café ein Glas Weissen<br />

oder Roten bestellen, oder man<br />

kann zu «seinem» Weinbauern reisen<br />

und bei ihm die Produkte degustieren.<br />

Wer sich aber intensiv mit den Walliser<br />

Weinen beschäftigen will, für den ist ein<br />

Besuch des Château de Villa in Sierre<br />

unumgänglich. Die Vinothek des Schlosses<br />

ist die Schatzkammer des Walliser<br />

Weins. Nicht weniger als 650 verschiedene<br />

Sorten, die Zeugnis vom Wissen<br />

von 110 Kellermeistern ablegen. Jede<br />

Woche sind acht Weine in Flaschenqualität<br />

von vier Produzenten im Fokus.<br />

Ebenfalls testen können die Gäste<br />

Branntweine aus Walliser Produktion,<br />

teilweise gar mit Jahrgangsbezeichnung.<br />

Max Pochart ist der Sommelier der<br />

Vinothek. Er ist zwar Franzose, hat sich<br />

aber in die Walliser Weine verliebt.<br />

Diese Liebe geht so weit, dass er zu<br />

seinen Besuchen in Frankreich mit<br />

Flaschen aus dem Wallis anreist. Mit<br />

Petite Arvine, Fendant, Humagne, Cornalin,<br />

Syrah, Johannisberg, Heida, Pinot<br />

oder Durize. «Das Wallis ist weltweit<br />

einzig artig», erklärt Pochart. «Hier findet<br />

man über 100 verschiedene Rebsorten.»<br />

54 davon tragen das Ursprungslabel<br />

AOC (Appellation d’Origine Contrôlée).<br />

Pochart weiter: «Zwar sind einige der<br />

Rebsorten sehr selten und werden nur<br />

auf kleinen Parzellen angebaut. Aber<br />

eine solche Diversität an Sorten ist wirklich<br />

aussergewöhnlich.»<br />

Grund dafür sind die speziellen klimatischen<br />

Bedingungen. «Es ist eine der seltenen<br />

Regionen, wo es keine Beschränkungen<br />

für den Weinbau gibt.» So seien<br />

etwa im Bordelais die Pinot-Trauben von<br />

Fäulnis durch das Meeresklima bedroht.<br />

Oder im Burgund könne eine Merlot-Traube<br />

gar nicht reifen. «Im Wallis hin gegen<br />

können wir alles anbauen, für jede Sorte<br />

gibt es einen perfekten Platz.» Im Chablais<br />

im Unterwallis wirkt das Klima des<br />

Genfersees ausgleichend. Das Mittelwallis<br />

ist sehr trocken und hat mehr Sonnenstunden<br />

als die Mittelmeerstadt Algier!<br />

Das Oberwallis wiederum pro fitiert vom<br />

hochalpinen Klima. «Nicht zu vergessen<br />

auch die Standorte mit Mikroklima wie<br />

der Ort Visperterminen, wo der europaweit<br />

am höchsten gelegene Weinberg<br />

liegt», so Pochart. «Eine fantastische Diversität<br />

auf knapp 50 Kilometer Länge.»<br />

Der Sommelier erwähnt auch den Föhn,<br />

der trocken und heiss ein wahrer Katalysator<br />

für die Reifung der Trauben sei.<br />

«Er hat auch eine gesundheitsfördernde<br />

Wirkung, da er die Blätter abtrocknet<br />

und so die Verbreitung von Krankheiten<br />

hemmt.» Und auch wenn das vergangene<br />

Frühjahr einen aussergewöhnlichen<br />

Frosteinbruch gebracht hat, sei das<br />

Wallis doch normalerweise auch von<br />

exzessiven Kälteeinbrüchen oder von<br />

Hagel verschont.<br />

Für Pochart ist klar, dass die Walliser Weine<br />

dank ihrer Unterschiedlichkeit jeden<br />

Wunsch befriedigen können. «Fruchtig,<br />

leicht, mineralisch, stark tanninhaltig, es<br />

ist immer wieder faszinierend, wie unterschiedlich<br />

die Weine sind.» Das sei heute,<br />

wo sehr viel Wert auf eine ausgewogene<br />

Komposition von Gericht und Wein<br />

gelegt werde, ein grosser Vorteil. «Egal<br />

welche Küche, aus welcher Weltregion<br />

sie auch stammt, kann von Walliser Wein<br />

begleitet werden», ist er überzeugt.<br />

Die 4800 Hektar Reben machen einen<br />

Drittel der Schweizer Weinbaufläche<br />

aus. Viele sind sehr kleinflächige Rebberge.<br />

Fast jede und jeder besitzt durch<br />

Erbgang eine kleinere oder grössere<br />

Parzelle. In den Achtzigerjahren gehörten<br />

die Walliser Weinbäuerinnen und<br />

«Im Wallis gibt<br />

es keine<br />

Beschränkung.<br />

Hier gedeihen<br />

einfach<br />

alle Sorten»<br />

1 Max Pochart beim Degustieren<br />

im Weinkeller.<br />

2 Der Sommelier möchte dem<br />

Fendant seinen Wert zurückgeben.<br />

«Er ist der perfekte Wein für<br />

einen Abend unter Freunden.»<br />

3 Der Franzose Pochart hat<br />

sich in die Walliser Weine verliebt.<br />

Hinten seine Kollegin Lucie Liand.<br />

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