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WALLIS Magazine - Winter 2017/18

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E N E R G Y P O L I S<br />

Eine Frau<br />

mit einer Mission<br />

Den CO2-Ausstoss reduzieren. Schnell und<br />

gründlich. Das will Professorin Wendy Lee Queen.<br />

Deshalb ist sie ins Wallis gezogen – um im<br />

Kompetenzzentrum Energypolis zu forschen.<br />

Text: Monique Ryser Fotos: Sedrik Nemeth<br />

FORSCHUNG<br />

Wendy Lee Queen arbeitet in<br />

einem Fachgebiet, das eigentlich<br />

nur Spezialisten verstehen.<br />

Doch die Professorin hat grosses<br />

didaktisches Talent. «Don’t panic», sagt<br />

sie als Erstes, «es ist ganz einfach: Stellen<br />

Sie sich einen Schwamm vor. Wie ein<br />

Schwamm in der Küche, der viel Wasser<br />

aufsaugen kann. Was wir in unserer Forschung<br />

machen, sind Schwämme, die<br />

statt Wasser CO 2 aufsaugen, damit es<br />

nicht in die Atmosphäre gelangt.» Wissenschaftlich<br />

korrekt heisst das dann<br />

Forschung im Bereich Design und Produktion<br />

von hybriden organischen/metallischen<br />

Materialien, einsetzbar bei der<br />

Trennung von Gasgemischen, der Lagerung<br />

von kleinen molekularen Einheiten<br />

und der Katalyse. Ziel der zehnköpfigen<br />

Forschergruppe von Wendy Lee Queen<br />

ist es, das poröseste, also aufnahmefähigste<br />

Material herzustellen. Bereits<br />

gibt es eine Substanz, die mit nur einem<br />

Gramm Gewicht eine Aufnahmefläche<br />

von 7000 Quadratmetern ersetzen kann.<br />

«Der CO 2 -Ausstoss durch fossile Energien<br />

und der damit verbundene Klimawandel<br />

sind von epidemischem Ausmass»,<br />

so die Forscherin. Um dagegen<br />

anzukämpfen, müssten saubere Energien<br />

gefördert und die Energienutzung<br />

viel effizienter werden. «Wir wüssten,<br />

was wir dagegen tun können, tun es aber<br />

nicht. Aus Ignoranz, und weil wir denken,<br />

dass es uns zu viel kostet.»<br />

Heute werden 10 bis 15 Prozent des gesamten<br />

Energieverbrauchs für die unterschiedlichsten<br />

industriellen Separationsprozesse<br />

verwendet. Viel energieeffizienter<br />

ist die «Schwamm-Methode». Und<br />

deshalb wünscht sich die engagierte<br />

Frau, dass sie bei einem weiteren globalen<br />

Problem zum Einsatz kommt: dem raschen<br />

und kostengünstigen Reinigen des<br />

Trinkwassers von Metallen. «Verschmutztes<br />

Trinkwasser ist eines der grössten<br />

Probleme. Die Zunahme der fossilen<br />

Energieproduktion und der Gebrauch<br />

von Schwermetall in industriellen Prozessen<br />

vergrössert es dramatisch.» Bis<br />

jetzt fehlten aber schnell wirkende und<br />

billige Säuberungsmechanismen.<br />

Es ist nicht nur rein wissenschaftliches<br />

Interesse, das die sportliche Professorin,<br />

die in Champlan wohnt und oft mit<br />

dem Velo zur Arbeit fährt, antreibt. «Die<br />

Natur hat mir immer über schwierige Situationen<br />

hinweggeholfen.» Deshalb ist<br />

der Schutz der Natur für sie ein wichtiges<br />

Anliegen, gar eine Pflicht. Und deshalb<br />

engagiert sie sich so stark. Und weiter:<br />

«Ich hatte immer Mentorinnen und<br />

Mentoren. Jetzt ist es an der Zeit, dass<br />

ich etwas zurückgebe und für andere<br />

einstehe.»<br />

Dass die mit vielen wissenschaftlichen<br />

Preisen belobigte Forscherin von der renommierten<br />

US-Universität Berkeley ins<br />

Wallis kam, ist der Eidgenössischen<br />

Technischen Hochschule Lausanne<br />

(EPFL) zu verdanken, die in Sion eine<br />

permanente Aussenstelle betreibt. «Ich<br />

wollte diese Stelle unbedingt», so<br />

Queen. Zusammen mit der Fachhochschule<br />

für Ingenieurwesen HES-SO<br />

Valais-Wallis und der Stiftung für Innovation<br />

The Ark bildet sie den Campus<br />

Energypolis. «Über 200 Menschen aus<br />

40 Ländern forschen und arbeiten hier<br />

in Sion», sagt Marc-André Berclaz, Direktor<br />

der EPFL Valais Wallis. Sie hätten die<br />

modernsten Laboratorien, und die Zusammenarbeit<br />

der Partner ergebe wichtige<br />

Synergien.<br />

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