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F L I E G E N M I T S T R O M<br />
Walliser Know-how<br />
für die Flugindustrie<br />
Per Elektroflugzeug von Visp nach Zürich in 30 Minuten:<br />
«Keine Utopie, sondern in ein paar Jahren Realität»,<br />
sagt Thomas Pfammatter, einer der Gründer von H55.<br />
Text: Monique Ryser Fotos: Sedrik Nemeth<br />
2<br />
1 Thomas Pfammatter mit dem<br />
Silence Twister auf dem Flugfeld<br />
Raron. Der Flieger wiegt mit 310 Kilo<br />
nur halb so viel wie ein traditionelles<br />
Akrobatikflugzeug. Zurzeit wird an<br />
einem Zweisitzer gebaut. 2 Das<br />
Batteriemanagementsystem – hier das<br />
Display – ist das Herzstück des<br />
Fliegens mit Strom. H55 ist führend in<br />
der Entwicklung komplexer Systeme.<br />
Thomas Pfammatter sagt von sich:<br />
«Je meh Pfüüs, je besser.» Der<br />
47-Jährige ist studierter Ökonom,<br />
arbeitet Teilzeit als Helipilot bei der Air<br />
Zermatt und ist Teil eines Teams, das die<br />
dritte Revolution der Fliegerei umsetzen<br />
will: Sie soll durch elek trischen Antrieb<br />
sauber, sicher, leise, effizient und erschwinglich<br />
werden. Das Team von H55<br />
besteht neben Thomas Pfammatter und<br />
seinem Freund Dominique Steffen,<br />
Spezialist in Aerodynamik und Statik, aus<br />
drei ehemaligen Solar-Impulse-Leuten:<br />
André Borschberg, Pilot und Mitinitiant,<br />
Sébastien Demont, Chef des Elektronikteams<br />
von Solar Impulse, sowie Gre gory<br />
Blatt, Marketing.<br />
Die grösste Schwierigkeit des Fliegens allein<br />
mit Strom sei das Batteriemanagementsystem,<br />
erklärt Pfammatter. «Die zusammengeschlossenen<br />
Batterien müssen<br />
gleichmässig auf- und entladen werden.»<br />
Einen Ausfall kann man sich in der Luftfahrt<br />
nicht leisten, also müssen die Systeme<br />
jederzeit funktionieren, müssen redundant<br />
und permanent überwachbar<br />
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sein. Mit Akrobatikflugzeugen werde getestet,<br />
da diese nur rund eine halbe Stunde<br />
in der Luft seien – ideal, um die neue<br />
Technologie auszuprobieren. «Wir arbeiten<br />
nicht nur an der Energie, sondern<br />
auch am Material und der Aerodynamik»,<br />
so Pfammatter. Er ist überzeugt, dass es<br />
in einigen Jahren möglich sein wird, ein<br />
mehrsitziges Flugzeug auf Kurzstrecken<br />
einzusetzen. «Das ist nicht nur ökologischer,<br />
sondern auch günstiger. Mit einem<br />
Kilometerpreis von siebzig Rappen ist es<br />
nicht teurer als ein Auto.» Die Flugindustrie<br />
rechnet damit, ein Prozent des<br />
Strassenverkehrs zu ersetzen. «Das sind<br />
85 Millionen Fahrzeuge!»<br />
Ziel von H55 ist es, die Technologie dazu<br />
zu liefern. «Die Schweiz ist punkto Ingenieurwissen<br />
weltweit Spitze. Dem Kanton<br />
Wallis sind wir sehr dankbar: Energypolis,<br />
die Stiftung für Innovation The<br />
Ark und Business Valais sind Mitstreiter!»<br />
Und woher kommt der Strom? «Wir<br />
haben kein Energieproblem. Wenn erst<br />
alle Dächer Fotovoltaik-Anlagen haben,<br />
gibt es mehr als genug Energie.»