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Made in Bern Herbst 2017 D

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<strong>Made</strong> <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />

SonntagsZeitung — Nr. 3 — 26. November <strong>2017</strong><br />

Rennspektakel am<br />

Lauberhorn<br />

Die Weltcupabfahrt <strong>in</strong> Wengen gehört zu den<br />

Höhepunkten im Skizirkus. Mit dabei:<br />

Weltmeister Beat Feuz aus dem Emmental<br />

Spiel auf dem Eis<br />

Gleich drei Hockeyclubs aus dem Kanton <strong>Bern</strong><br />

kämpfen <strong>in</strong> der National League um Erfolg<br />

666 Pistenkilometer<br />

Freie Fahrt für alle W<strong>in</strong>tersportfans.<br />

Der neue Top4-Skipass gilt für alle Bahnen <strong>in</strong><br />

den vier grössten <strong>Bern</strong>er Skigebieten<br />

E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der<br />

BE! Tourismus AG<br />

mit der SonntagsZeitung


MUSEUM LONGINES<br />

Entdeckungsreise <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Uhrmacher-,<br />

Industrie- und Kulturerbe<br />

Museumsführungen <strong>in</strong><br />

Deutsch, Französisch, Englisch,<br />

Italienisch und Spanisch<br />

Bitte reservieren Sie vorab<br />

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Öffnungszeiten: Montag bis Freitag<br />

9h — 12h / 14h — 17h<br />

Feiertage geschlossen<br />

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EDITORIAL<br />

«Siebenmal danke und<br />

dreimal auf Wiedersehen»<br />

Er ist e<strong>in</strong>er der bekanntesten Journalisten und Kolumnisten der Schweiz. Der frühere<br />

Chefredaktor der «Schweizer Illustrierten» und von «Le Mat<strong>in</strong>», Peter Rothenbühler, über<br />

die Schönheit und Fasz<strong>in</strong>ation se<strong>in</strong>es Heimatkantons <strong>Bern</strong><br />

TITELBILD: JEAN-CHRISTOPHE BOTT/KEYSTONE, FOTO EDITORIAL: GERI BORN<br />

Liebe Leser<strong>in</strong>nen<br />

Liebe Leser<br />

Am Mittag <strong>in</strong> La Neuveville am Bielersee<br />

Eglifilets essen, dazu Twanner Weisswe<strong>in</strong><br />

tr<strong>in</strong>ken, am Abend <strong>in</strong> Meir<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong> R<strong>in</strong>dsfilet<br />

mit e<strong>in</strong>em Glas Dôle geniessen. Es ist,<br />

als wäre man von e<strong>in</strong>em Land <strong>in</strong>s andere gereist,<br />

aber man bef<strong>in</strong>det sich immer noch im<br />

gleichen Kanton. Diese Kontraste bietet nur<br />

der Kanton <strong>Bern</strong>. Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> typischer <strong>Bern</strong>er,<br />

<strong>in</strong> Pruntrut geboren, also im h<strong>in</strong>tersten<br />

Zipfel des Juras. In Frutigen im <strong>Bern</strong>er Oberland<br />

wurde ich e<strong>in</strong>geschult, habe ich Skifahren<br />

und Bergsteigen gelernt.<br />

In der Uhrenstadt Biel-Bienne, also auf<br />

der Sprachgrenze zwischen Deutsch und<br />

Welsch, b<strong>in</strong> ich zweisprachig zum Journalisten<br />

ausgebildet worden. Schliesslich kam<br />

ich <strong>in</strong> der Bundesstadt <strong>Bern</strong> als Bundeshauskorrespondent<br />

mit der grossen weiten<br />

Welt der Politik <strong>in</strong> Berührung. Wäre nicht<br />

der Ruf aus Zürich und später aus Lausanne<br />

gekommen, ich könnte mir gut e<strong>in</strong> reiches<br />

Leben im grossen Kanton <strong>Bern</strong> vorstellen.<br />

Wenn mich e<strong>in</strong> Amerikaner oder e<strong>in</strong> Japaner<br />

fragt, wo es <strong>in</strong> der Schweiz am schönsten sei,<br />

sage ich ihm: «Fahre e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den Kanton<br />

<strong>Bern</strong>. Dort kriegst du alles Schöne im Konzentrat,<br />

dort s<strong>in</strong>d die schönsten Seen, die<br />

lieblichsten Altstädte, die erhabensten Berge,<br />

die verrücktesten Bergbahnen, die schönsten<br />

Chalets und die gfürchigsten Felswände. Es<br />

gibt dort wilde Pferde, Luchse, Wölfe und<br />

jede Menge Bären, vor allem aus Lebkuchen.<br />

Und die typischen Schweizer Produkte<br />

kommen auch aus <strong>Bern</strong>, nämlich die besten<br />

Uhren, Schokoladen und Käsesorten.»<br />

Und die <strong>Bern</strong>er? Das Volk? Ich sage es nicht<br />

gern, denn wir <strong>Bern</strong>er gelten eher als bescheiden.<br />

S<strong>in</strong>d aber e<strong>in</strong>fach die beliebtesten<br />

Schweizer. Und zwar, weil wir auch liebe<br />

Schweizer s<strong>in</strong>d. Gehen Sie mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

<strong>Bern</strong>er Konditorei oder Modeboutique. Sie<br />

werden sich fragen: Warum ist die Dame<br />

ausgerechnet mit mir so nett? Siebenmal sagt<br />

sie danke, viermal fragt sie, ob es so recht sei,<br />

und dreimal sagt sie auf Wiedersehen.<br />

Den <strong>Bern</strong>ern macht es übrigens gar nichts<br />

aus, dass man sagt, sie seien langsam. Es<br />

stimmt, dass sich <strong>Bern</strong>er stets etwas bedächtiger<br />

ausdrücken als die Genfer oder Zürcher.<br />

Das hat se<strong>in</strong>en guten Grund: Erstens<br />

denken sie, bevor sie reden. Und zweitens:<br />

Könige rennen auch nicht herum wie die<br />

Irren, ne<strong>in</strong>, sie schreiten majestätisch daher.<br />

Das ist das Privileg der Mächtigen. Irgendwie<br />

spürt man bei den <strong>Bern</strong>ern halt, dass<br />

sie von gnädigen Herren und Grossbauern<br />

abstammen, die mal über e<strong>in</strong> Reich herrschten,<br />

das von Versoix bis Baden g<strong>in</strong>g, <strong>in</strong>ternational<br />

als Grossmacht betrachtet wurde,<br />

die Burgunder geschlagen hat und erst <strong>in</strong> der<br />

jüngeren Geschichte auf das heutige Mass<br />

zurückgestutzt wurde.<br />

Aber wenn sie wollen, können sie so<br />

schnell se<strong>in</strong> wie die andern, Bären rennen ja<br />

bekanntlich schneller, als sie aussehen:<br />

Beim Schw<strong>in</strong>gen zum Beispiel legen die<br />

<strong>Bern</strong>er den Gegner blitzschnell auf den Rücken.<br />

Und das schnellste und wildeste Skiabfahrtsrennen<br />

f<strong>in</strong>det jährlich am Lauberhorn<br />

statt. Aber langsam übertreibe ich mit<br />

Rühmen. Das widerstrebt eigentlich me<strong>in</strong>er<br />

<strong>Bern</strong>er Bescheidenheit. Darum fertig jetzt.<br />

Überzeugt euch selbst!<br />

■<br />

«Fahre<br />

e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> den<br />

Kanton <strong>Bern</strong>.<br />

Dort kriegst du<br />

alles Schöne<br />

der Schweiz<br />

im Konzentrat»<br />

PETER ROTHENBÜHLER<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

3


INHALT<br />

Im Eishockey-Fieber<br />

Gleich drei <strong>Bern</strong>er Clubs spielen <strong>in</strong> der National<br />

League. E<strong>in</strong> Besuch beim Schweizer Meister SC <strong>Bern</strong>,<br />

den SCL Tigers und dem EHC Biel<br />

Seite 12<br />

Skirennfahrer Beat Feuz<br />

Das Interview mit dem Abfahrtsweltmeister. Der<br />

gebürtige Emmentaler sagt, was er sich diese Saison<br />

vorgenommen hat. Und verrät se<strong>in</strong>e Liebl<strong>in</strong>gspisten<br />

Seite 20<br />

Gute, alte Zeiten<br />

Kandersteg dreht jedes Jahr das Rad der Zeit zurück.<br />

In der Belle-Epoque-Woche im Januar lebt das<br />

ganze Dorf wie zur Jahrhundertwende<br />

Seite 24<br />

Heisse Nächte<br />

In den <strong>Bern</strong>er Clubs geht es zwar etwas gemächlicher<br />

zu und her als <strong>in</strong> Zürich. Aber auch hier geht die<br />

Post ab. Die besten Locations für Nachtschwärmer<br />

Seite 30<br />

Die besten Pisten<br />

Wo es die besten Abfahrten gibt, weiss «Pisten-Jürg»<br />

Klopfenste<strong>in</strong> aus Lenk. Se<strong>in</strong>e fadengeraden<br />

Pistenberichte auf Youtube haben längst Kultstatus<br />

Seite 32<br />

Der Traum vom Fliegen<br />

Von Lauterbrunnen und Gstaad-Saanenland aus<br />

startet Julie May zu Transport- und Rettungsflügen.<br />

E<strong>in</strong> Tag im Leben der erst 30-jährigen Helipilot<strong>in</strong><br />

Seite 34<br />

Verrücktes Skirennen<br />

Fast 2000 Wagemutige donnern jedes Jahr vom<br />

Schilthorngipfel h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Tal. E<strong>in</strong>e Reportage<br />

vom grössten Amateurskirennen der Welt<br />

Seite 40<br />

E<strong>in</strong> Abo für alle Skigebiete<br />

Der neue Top4-Skipass gilt für alle Lifte und Bahnen <strong>in</strong><br />

den vier grössten <strong>Bern</strong>er W<strong>in</strong>tersportgebieten. Und es<br />

gibt ihn erst noch zu e<strong>in</strong>em unschlagbaren Preis<br />

Seite 44<br />

FOTOS: TOMAS WÜTHRICH (4), EPHRAIM BIERI, RUBEN SPRICH, ZVG<br />

4<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


44 12<br />

20<br />

32<br />

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34<br />

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HIGHLIGHTS<br />

Schnelle Pisten,<br />

eisige Magie und<br />

Fondue im Iglu<br />

Im W<strong>in</strong>ter lohnt sich e<strong>in</strong> Besuch im vielfältigsten Kanton der Schweiz<br />

ganz besonders: Ob atemberaubende Abfahrten, Langlauf mit Schikanen oder<br />

D<strong>in</strong>ieren im Schnee – für jeden Geschmack gibt es e<strong>in</strong>malige Angebote<br />

LUKAS TOBLER<br />

6<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


Hopp Schwiiz am Chuenisbärgli<br />

Über 40 000 Zuschauer<strong>in</strong>nen und Zuschauer fiebern mit, wenn am<br />

legendären Chuenisbärgli <strong>in</strong> Adelboden die weltbesten Slalom- und<br />

Riesenslalom-Rennfahrer um Weltcup-Punkte kämpfen. Diese Saison<br />

f<strong>in</strong>det das Spektakel, bei dem das ganze Dorf im Ausnahmezustand ist, am<br />

6. und 7. Januar statt. Nur e<strong>in</strong>e Woche später gastiert der <strong>in</strong>ternationale<br />

Skizirkus gleich nochmals im <strong>Bern</strong>er Oberland. Das unbestrittene<br />

Highlight der Weltcuprennen <strong>in</strong> Wengen ist die 4,5 Kilometer<br />

lange Lauberhornabfahrt, bei der die Athleten Geschw<strong>in</strong>digkeiten<br />

von bis zu 130 Kilometer pro Stunde erreichen.<br />

weltcup-adelboden.ch; lauberhorn.ch<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

7


E<strong>in</strong>e Stadt auf Eis<br />

Bereits zum vierten Mal verwandelt sich das Zentrum von Interlaken <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e grosse Eislandschaft. Während dem Ice Magic, vom 16. Dezember<br />

bis 24. Februar, laden 3000 Quadratmeter Eisfeld zum Schlittschuhlaufen<br />

e<strong>in</strong>. «Das Ice Magic ist aber nicht e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Eisfeld, sondern e<strong>in</strong><br />

Gesamterlebnis», sagt Geschäftsführer<strong>in</strong> Iris Huggler. Tatsächlich ist<br />

das Ice Magic mehr Stadt als Feld. Die Hauptfläche ist dank 450 Meter<br />

langen Eiswegen mit drei «Ausflugsfeldern» verbunden und bildet damit<br />

den Ausgangspunkt e<strong>in</strong>es ganzen Eis-Netzwerks.<br />

icemagic.ch<br />

Vom Ende der Welt<br />

«Weltuntergang – Ende ohne Ende» heisst die erste<br />

grosse Temporärausstellung im Naturhistorischen<br />

Museum <strong>Bern</strong>. Die Geschichte vom Ende der Welt ist uralt<br />

und brandaktuell zugleich. Immer wieder entfaltet sie ihre<br />

Wirkung als Drohkulisse, Projektionsfläche oder Kreativmotor.<br />

Die Ausstellung lässt e<strong>in</strong>e natur- und kulturwissenschaftliche<br />

Perspektive aufe<strong>in</strong>andertreffen und handelt<br />

vom Umgang mit Angst und vom Mut, diese zu überw<strong>in</strong>den.<br />

Entstanden ist sie <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit Mart<strong>in</strong> Heller,<br />

dem ehemaligen künstlerischen Direktor der Expo.02.<br />

nmbe.ch<br />

04<br />

Halfpipe, Rails und Kickers<br />

Wer sich im Schnee richtig austoben will, gehört<br />

<strong>in</strong> den White Elements Snowpark <strong>in</strong> Gr<strong>in</strong>delwald.<br />

Den ganzen W<strong>in</strong>ter über stehen hier zwei perfekt<br />

unterhaltene Parks bereit – e<strong>in</strong>er für Anfänger,<br />

e<strong>in</strong>er für Fortgeschrittene. Zudem gibt es e<strong>in</strong>e<br />

130 Meter lange Superpipe. Wer sich traut, stürzt<br />

sich auf die vielen spektakulären H<strong>in</strong>dernisse oder<br />

auf die Schanzen, die Spass für jedes Niveau bieten.<br />

Aber auch die weniger Mutigen kommen auf ihre<br />

Kosten. Sie können Profis wie Gian Simmen dabei<br />

zuschauen, wie sie ihrer Leidenschaft nachgehen.<br />

white-elements.ch<br />

05<br />

8<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


03<br />

02<br />

Mit Trauffer gratis übernachten<br />

Der <strong>Bern</strong>er Alpenta<strong>in</strong>er Trauffer macht Stimmung für die Kampagne<br />

#CloserTo<strong>Bern</strong>. Mit der Aktion sollen die Gäste <strong>in</strong> den <strong>Bern</strong>er Hotels über die<br />

Wichtigkeit von Direktbuchungen <strong>in</strong>formiert und der persönliche Kontakt<br />

gefördert werden. Über 70 Prozent aller Schweizer Onl<strong>in</strong>e-Buchungen laufen<br />

heute über Book<strong>in</strong>g.com. E<strong>in</strong>e Präsenz auf den Plattformen ist für die Hotels<br />

zw<strong>in</strong>gend, jedoch müssen Kommissionen von bis zu 50 Prozent <strong>in</strong> Kauf<br />

genommen werden. Bei Direktbuchungen fallen diese Kommissionen weg,<br />

Angebots- und Preisgestaltung können zu Gunsten des Gastes attraktiver<br />

gestaltet werden. Der Verband BERN Hotels tritt nun dem Onl<strong>in</strong>e-Book<strong>in</strong>g-<br />

Trend entgegen und rückt die Vorteile des Direktbuchens <strong>in</strong> den Vordergrund.<br />

Mit 300 Gratis-Hotelübernachtungen belohnt BERN Hotels im nächsten halben<br />

Jahr alle Gäste, die direkt <strong>in</strong> den Hotels buchen, und br<strong>in</strong>gt sie #CloserTo<strong>Bern</strong>.<br />

closertobern.ch; bernplusmittelland.ch<br />

06<br />

Schokolade selber machen<br />

Tor<strong>in</strong>o, Ragusa & Co. s<strong>in</strong>d seit Generationen beliebt.<br />

Die Produkte der Firma Camille Bloch SA gehören zur<br />

Schweiz wie Eiger, Mönch und Jungfrau. Im neuen<br />

Besucherzentrum «Chez Camille Bloch» im <strong>Bern</strong>er Jura<br />

erfahren jetzt Schokoladen-Fans auf e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>teraktiven<br />

Rundgang alles über die Geschichte und Herstellung<br />

der berühmten <strong>Bern</strong>er Spezialitäten. Im «Atelier» darf<br />

man sich zudem selbst an der Schokoladenherstellung<br />

versuchen. Dazu gibt es e<strong>in</strong> Bistro und e<strong>in</strong>en Shop.<br />

chezcamillebloch.swiss<br />

Langlauf mit Schikanen<br />

Manche Sportarten s<strong>in</strong>d berühmt für ihre Abenteuerlichkeit.<br />

Langlauf gehört eher nicht dazu. Vielleicht ändert<br />

sich das bald. In der noch jungen Diszipl<strong>in</strong> Langlauf Cross<br />

s<strong>in</strong>d die Loipen gespickt mit Slalom-Elementen, Schanzen<br />

und scharfen Kurven. Während noch diskutiert wird, ob<br />

Langlauf Cross zu e<strong>in</strong>er neuen Weltcup diszipl<strong>in</strong> werden soll,<br />

wurde <strong>in</strong> Gstaad bereits die erste ständige Cross-Loipe der<br />

Schweiz eröffnet. Sie schlängelt sich 1,5 Kilometer<br />

durch Schönried und fordert Anfänger und Fortgeschrittene<br />

heraus – wie auch unsere Vorstellung vom Langlaufsport.<br />

gstaad.ch<br />

07<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

9


10<br />

08<br />

Beschlagnahmt, verkauft und ausgestellt<br />

Der Nachlass des Kunstsammlers Cornelius Gurlitt schlug hohe<br />

Wellen. Viele der <strong>in</strong>sgesamt 1500 Werke wurden von Cornelius’<br />

Vater Hildebrand Gurlitt während der Schreckensherrschaft der<br />

Nazis erworben – nachdem sie von diesen als «entartete Kunst»<br />

beschlagnahmt wurden. Unter dem Titel «Entartete Kunst –<br />

beschlagnahmt und verkauft» macht das Kunstmuseum <strong>Bern</strong> jetzt<br />

e<strong>in</strong>en Teil der Sammlung der Öffentlichkeit zugänglich. Zu sehen<br />

gibt es herausragende Werke des Expressionismus, der konstruktiven<br />

Kunst und der Neuen Sachlichkeit.<br />

kunstmuseumbern.ch<br />

09<br />

Freie Fahrt auf allen Pisten<br />

666 Pistenkilometer, 666 Franken: 1 Franken pro Pistenkilometer. Die<br />

Rechnung von Adelboden-Lenk, Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg, Gstaad und der<br />

Jungfrau Ski Region ist e<strong>in</strong>fach und bestechend: Zu e<strong>in</strong>em unschlagbaren<br />

Preis bieten die vier grössten Skigebiete <strong>Bern</strong>s mit dem neuen Top4-Pass e<strong>in</strong><br />

Abonnement an, das e<strong>in</strong>e ganze Saison lang zur freien Fahrt auf allen Pisten<br />

berechtigt – e<strong>in</strong> Passepartout zur e<strong>in</strong>zigartigen Bergwelt des <strong>Bern</strong>er Oberlands.<br />

«Unsere Kundschaft sucht neben den Stammpisten vermehrt Abwechslung»,<br />

sagt Patrizia Bickel, Kommunikationsverantwortliche der Jungfraubahnen.<br />

Das Angebot wird ergänzt durch 33 Prozent Rabatt <strong>in</strong> ausgewählten Hotels der<br />

Regionen. K<strong>in</strong>der zahlen für das Abo 333, Jugendliche 499 Franken.<br />

top4.ski<br />

10<br />

MADE IN BERN<br />

FOTOS: FRESHFOCUS.CH, SWISS-IMAGES.CH, KUNSTMUSEUM BERN, ZVG


Heisser Käse im kühlen Schnee<br />

E<strong>in</strong> Käsefondue schmeckt immer: <strong>in</strong> der guten Stube, <strong>in</strong> der Beiz – oder<br />

<strong>in</strong> der Kutsche und im Schneehaus. Im grössten Iglu-Restaurant<br />

Europas <strong>in</strong> Adelboden können bis zu 200 Personen bei Kerzenlicht<br />

fe<strong>in</strong>stes Käsefondue geniessen. E<strong>in</strong> Abenteuer verspricht aber auch die<br />

Fonduekutsche des Hotels Simmenhof <strong>in</strong> Lenk, <strong>in</strong> der die Gäste im Käse<br />

rühren und die W<strong>in</strong>terlandschaft mit den Eiszapfen und den tosenden<br />

Simmenfällen vorbeiziehen lassen. Wer es lieber etwas urbaner hat: Das<br />

<strong>Bern</strong>er Hotel Innere Enge serviert den heissen Käse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Jurte.<br />

made<strong>in</strong>bern.com/fondue


EISHOCKEY<br />

Eiszeit<br />

<strong>Bern</strong> ist die Eishockeyhochburg Europas – mit dem SC <strong>Bern</strong>, den<br />

SC Langnau Tigers und dem EHC Biel spielen gleich drei<br />

Spitzenclubs <strong>in</strong> der höchsten Liga. Dazu weist der Hauptstadtclub<br />

die höchsten Zuschauerzahlen auf dem ganzen Kont<strong>in</strong>ent auf<br />

ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND EPHRAIM BIERI (FOTOS)<br />

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MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

Zuschauerrekord. Die Postf<strong>in</strong>ance Arena ist mit durchschnittlich 13<br />

über<br />

16 000 SCB-Fans pro Spiel das bestbesuchte Eisstadion Europas


Treue Fans, friedliche Stimmung. In der Postf<strong>in</strong>ance Arena kann<br />

man bedenkenlos mit der ganzen Familie e<strong>in</strong> SCB-Spiel anschauen<br />

Es geht hoch her beim Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g des SCB,<br />

der «Mutzen». Boxplay, schnelle Vorstösse<br />

die Bande entlang, hoch und runter, immer<br />

wieder. Die Spieler des amtierenden Meisters<br />

geben Vollgas, schimpfen, wenn etwas<br />

danebengeht, applaudieren mit Stockschlägen<br />

aufs Eis, wenn e<strong>in</strong>e Aktion besonders<br />

gut gel<strong>in</strong>gt. Das Saisonziel heisst «Verteidigung<br />

des Meistertitels», und dafür geben die<br />

Cracks unübersehbar alles.<br />

Und dennoch: Es ist überraschend ruhig<br />

auf dem Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gseisfeld im Bauch der<br />

Postf<strong>in</strong>ance Arena. Headcoach Kari Jalonen<br />

und se<strong>in</strong> Leitungsteam brüllen ke<strong>in</strong>e Anweisungen<br />

übers Eis. Sie beobachten, diskutieren,<br />

nehmen ab und an e<strong>in</strong>en Spieler<br />

zu sich. F<strong>in</strong>nische Gelassenheit? «Ne<strong>in</strong>, es<br />

ist nur me<strong>in</strong>e Philosophie, dass es beim Eishockey<br />

um die Spieler geht und nicht um<br />

uns Coachs», sagt der Mann, der schon <strong>in</strong><br />

Fast die ganze<br />

Stadt <strong>Bern</strong><br />

steht h<strong>in</strong>ter ihren<br />

«Mutzen»<br />

se<strong>in</strong>em ersten Jahr beim SCB den Meistertitel<br />

gewann und um die Bedeutung dieses<br />

Titels für <strong>Bern</strong> weiss. «Ich habe zwar erst<br />

e<strong>in</strong>e Saison h<strong>in</strong>ter mir, aber ich habe natürlich<br />

gemerkt, wie wichtig der SCB für die<br />

Stadt ist. Das ist schon speziell, dass praktisch<br />

die ganze Stadt h<strong>in</strong>ter uns steht.» Auch<br />

das – neben der perfekt e<strong>in</strong>gespielten Organisation<br />

von den Kle<strong>in</strong>sten bis zu den Profis<br />

– mache die Mutzen zu e<strong>in</strong>em der grössten<br />

Eishockeyclubs Europas. Aber diese Unterstützung<br />

müsse man sich erst verdienen. Jalonen:<br />

«Nur wenn wir bereit s<strong>in</strong>d, im Spiel<br />

alles zu geben, zeigen die Fans auch ihre<br />

volle Unterstützung.» Und dann sei der SCB<br />

nur sehr schwer zu schlagen.<br />

War dies auch e<strong>in</strong> Grund für den F<strong>in</strong>nen,<br />

sich für den Job an der SCB-Bande zu entscheiden?<br />

«Es war mehr e<strong>in</strong> glücklicher Zufall»,<br />

sagt der Mann, der als Coach zuvor<br />

Meisterschaften <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland und Frankreich<br />

feierte und 2016 mit der f<strong>in</strong>nischen Nationalmannschaft<br />

WM-Silber gewann. «Als Nationalcoach<br />

vermisste ich die tägliche Arbeit<br />

mit den Spielern», sagt er. Da er noch nie <strong>in</strong><br />

der Schweiz gearbeitet hatte, beauftragte er<br />

se<strong>in</strong>en Agenten, darauf e<strong>in</strong> besonderes Augenmerk<br />

zu legen. «Als sich <strong>Bern</strong> meldete,<br />

war schnell klar, dass beide Seiten dasselbe<br />

wollten», sagt Jalonen. «Und jetzt habe ich<br />

14<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


EISHOCKEY<br />

«Es war me<strong>in</strong><br />

K<strong>in</strong>dheitstraum,<br />

e<strong>in</strong>mal für den<br />

grossen SCB<br />

zu spielen:<br />

Verteidiger<br />

Beat Gerber<br />

DIE KLEINEN<br />

IN DER<br />

GROSSEN<br />

HALLE<br />

die Herausforderung, die ich wollte: immer<br />

ganz oben mitzuspielen, Erfolge zu feiern<br />

und diese zu verteidigen.» Trotzdem könne<br />

er sich <strong>in</strong> der Stadt noch frei bewegen: «Man<br />

erkennt mich zwar, aber die <strong>Bern</strong>er s<strong>in</strong>d sehr<br />

höfliche Menschen, die mich nicht belagern<br />

und mich e<strong>in</strong>er von ihnen se<strong>in</strong> lassen.»<br />

Fester Bestandteil der <strong>Bern</strong>er Erfolgsgeschichte<br />

ist Verteidiger Beat Gerber. Seit<br />

2003 steht auf se<strong>in</strong>em Trikot: SCB. «Ich<br />

b<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Nähe von Thun aufgewachsen,<br />

und für mich war es e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>dheitstraum,<br />

e<strong>in</strong>mal für den grossen SCB spielen zu können»,<br />

sagt der 35-Jährige. Als das Angebot<br />

der Mutzen kam, brauchte der damals für<br />

Langnau spielende Verteidiger nicht lang zu<br />

überlegen. Nahmen ihm die Fans den Wechsel<br />

zum Kantonsrivalen übel? «Es war damals<br />

schon e<strong>in</strong> Gesprächsthema», er<strong>in</strong>nert<br />

sich Gerber. Allerd<strong>in</strong>gs hätten ihm die Fans<br />

auch die Chance gegönnt, grössere Erfolge<br />

feiern zu können, als sie mit Langnau möglich<br />

seien. Und diese Chance packte Gerber<br />

beim Schopf: Mit den Mutzen gewann er<br />

fünf Meistertitel und e<strong>in</strong>mal den Cup.<br />

Immer wieder bee<strong>in</strong>druckend sei auch<br />

nach so vielen <strong>Bern</strong>er Jahren die Stimmung<br />

<strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance Arena. «Diese Wand von<br />

Fans ist e<strong>in</strong>zigartig – <strong>in</strong> der Schweiz, <strong>in</strong> Europa,<br />

vielleicht sogar weltweit», sagt Beat Gerber.<br />

«Durch den Bärengraben aus der Kab<strong>in</strong>e<br />

zu kommen, de<strong>in</strong>en Namen zu hören und<br />

dann e<strong>in</strong>zulaufen, ist immer noch e<strong>in</strong> spezielles<br />

Gefühl!» In der Tat konnte der SCB <strong>in</strong><br />

der vergangenen Saison wieder e<strong>in</strong>mal e<strong>in</strong>en<br />

Zuschauerrekord verzeichnen. Im Schnitt<br />

sahen 16 566 Zuschauer die Heimspiele der<br />

<strong>Bern</strong>er. Damit war die Postf<strong>in</strong>ance Arena<br />

zum 16. Mal h<strong>in</strong>tere<strong>in</strong>ander das am besten<br />

besuchte Eisstadion Europas.<br />

E<strong>in</strong>er, der immer mal wieder mittendr<strong>in</strong><br />

ist, ist FDP-Nationalrat Christian Wasserfallen.<br />

«Als Primarschüler hat mich me<strong>in</strong> Vater<br />

zum ersten Mal auf die Stehrampe mitgenommen»,<br />

er<strong>in</strong>nert sich der Politiker, «und<br />

wenn man das e<strong>in</strong>mal erlebt hat, ist man<br />

sofort mit dem Virus <strong>in</strong>fiziert.» Noch heute<br />

jagt Wasserfallen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Freizeit manchmal<br />

dem Puck h<strong>in</strong>terher. Doch der SCB ist<br />

nicht nur Freizeit, sondern auch Bus<strong>in</strong>ess.<br />

«Wenn man sich <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> schnell vernetzen<br />

will, ist die Energie-Lounge <strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance<br />

Arena der Ort, wo man se<strong>in</strong> muss», sagt<br />

Diese Wand von<br />

Fans ist e<strong>in</strong>zigartig.<br />

In der Schweiz<br />

und <strong>in</strong> ganz Europa<br />

Wasserfallen. Dort trifft sich bei den Spielen<br />

das Who is who der <strong>Bern</strong>er KMU-Wirtschaft.<br />

Generell f<strong>in</strong>det sich auf den Sitzen<br />

aber e<strong>in</strong> Potpourri aus allen Gesellschaftsschichten<br />

– e<strong>in</strong>trächtig vere<strong>in</strong>t <strong>in</strong> ihrer Fasz<strong>in</strong>ation<br />

für den SCB. Christian Wasserfallen:<br />

«Und wenn man dann im eigenen Stadion<br />

Meister wird und nach der Schlusssirene die<br />

Ränge förmlich explodieren vor Jubel, dann<br />

ist das Gänsehaut pur!»<br />

<br />

FOTOS: FRESHFOCUS.CH, ZVG<br />

Der grosse SC <strong>Bern</strong> ist nicht<br />

der e<strong>in</strong>zige Hockeyclub, der<br />

<strong>in</strong> der Postf<strong>in</strong>ance Arena zu<br />

Hause ist. Das Stadion ist<br />

auch Heimat des HC <strong>Bern</strong><br />

Altstadt (HCBA) – für rund<br />

800 Franken Eiskosten pro<br />

Spiel. «Unsere Heimspiele<br />

s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs nicht immer<br />

ausverkauft», scherzt<br />

HCBA-Präsident Peter<br />

Lohri. Zwischen 50 und 100<br />

Peter<br />

Lohri<br />

Fans verfolgen jeweils die<br />

Spiele der Altstädter.<br />

Gegründet wurde der Club<br />

2010 von Spielern, die bei<br />

anderen, unterklassigen<br />

Stadtberner Clubs nicht<br />

mehr mitspielen konnten,<br />

wollten oder durften. Auf<br />

den Kufen standen denn<br />

auch bekannte Namen wie<br />

etwa die beiden Söhne von<br />

Ex-SCB-Spieler Rolf Mäusli.<br />

Und die Altstädter legten<br />

los wie die Feuerwehr,<br />

gewannen ihr erstes Punktspiel<br />

mit 47:1 und stiegen <strong>in</strong><br />

der Premierensaison gleich<br />

<strong>in</strong> die dritte Liga auf. «S<strong>in</strong>nvollerweise<br />

muss für uns<br />

die dritte Liga aber Endstation<br />

se<strong>in</strong>», sagt Peter Lohri.<br />

Für die zweite Liga braucht<br />

es nämlich bereits vergleichsweise<br />

viel Geld und<br />

e<strong>in</strong>e Jugendabteilung, die<br />

der HCBA nicht hat.»<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

15


EISHOCKEY<br />

Seit 2001, als es nach dem F<strong>in</strong>alspiel zwischen<br />

Lugano und dem ZSC zu Ausschreitungen<br />

kam, müssen alle Clubs der obersten<br />

Spielklassen Fanbeauftragte beschäftigen.<br />

Sie dienen sozusagen als Scharnier zwischen<br />

Clubs und Fans. Beim SCB erfüllen Su Elsener<br />

und Simon Glutz diese Aufgabe. «Wir<br />

kümmern uns vor allem um die 26 offiziellen<br />

Fanclubs und die Ultras», sagt Su Elsener.<br />

Bei regelmässigen Sitzungen werden<br />

Probleme und Anliegen der Fans und des<br />

Clubs diskutiert. Auch Tickets für Auswärtsspiele<br />

besorgen die beiden, unterstützen die<br />

Fans bei ihren Choreos und schauen, dass<br />

das Fanmaterial während der Saison gelagert<br />

werden kann. Mit e<strong>in</strong>em Lädeli mit Fanartikeln<br />

hält man zudem die Fankultur hoch.<br />

Und diese Massnahmen helfen, Ausschreitungen<br />

zu verh<strong>in</strong>dern? Su Elsener und<br />

Simon Glutz verweisen auf e<strong>in</strong> auf gegenseitigem<br />

Vertrauen basierendes System von Geben<br />

und Nehmen: Die Fans geniessen viele<br />

Freiheiten, dürfen etwa vor den Spielen <strong>in</strong><br />

Ruhe ihre Choreos aufbauen und vorzeitig<br />

die Halle betreten. Das Geheimnis sei, Probleme<br />

und Spannungen zu erfassen, bevor es<br />

zu Ausbrüchen komme. «Deshalb ist es gerade<br />

bei den hitzigeren Partien wichtig, dass<br />

wir versuchen, die Stimmung aufzunehmen<br />

und mit den Fans, bei denen wir mittlerweile<br />

bestens bekannt s<strong>in</strong>d, zu plaudern», sagt<br />

Simon Glutz. Dass man sich auch mit den<br />

Fanberatern der anderen Clubs austauscht,<br />

ist selbstverständlich. Die Kunst sei jedoch,<br />

e<strong>in</strong>en Zustand zu erreichen, <strong>in</strong> dem die Rivalität<br />

zwischen den Vere<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Rahmen gelebt werden könne. Gel<strong>in</strong>gt<br />

das <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>? «Absolut», s<strong>in</strong>d sich die beiden<br />

Fanbeauftragten e<strong>in</strong>ig, «Hier kann man<br />

sich bedenkenlos mit der ganzen Familie<br />

e<strong>in</strong> Spiel anschauen, ohne dass man Angst<br />

haben muss!»<br />

E<strong>in</strong>zige Bed<strong>in</strong>gung<br />

der SCL-Fans ist,<br />

dass die Mannschaft<br />

alles gibt<br />

Doch nicht nur <strong>in</strong> <strong>Bern</strong>, auch <strong>in</strong> Langnau im<br />

Emmental feuern Alt und Jung ihre Tigers<br />

<strong>in</strong> der Ilfishalle an. Bei der Saisoneröffnung<br />

gegen die ZSC Lions führten die SCL Tigers<br />

nach e<strong>in</strong>er halben Stunde mit 3:0. Die Halle<br />

bebte. Doch bei der letzten Sirene stand es<br />

3:3. In der Verlängerung zeigten die Lions<br />

dann noch e<strong>in</strong>mal ihre Krallen und zogen<br />

den Tigers mit dem 3:4-Siegestreffer die<br />

Zähne. Wieder war es nichts mit e<strong>in</strong>em Auftaktsieg,<br />

die Geschichte der letzten fast zehn<br />

Jahre wiederholte sich e<strong>in</strong>mal mehr.<br />

Irgendwie war dieser Spielverlauf typisch,<br />

auch wenn Stefan Hofstetter vor<br />

dem Spiel noch hoffnungsvoll me<strong>in</strong>te: «Alles<br />

ist möglich!» Der 33-Jährige ist Capo<br />

der Sektion Schlachthauskurve, was martialischer<br />

kl<strong>in</strong>gt, als es ist. «Wir s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e<br />

Ultras, sondern e<strong>in</strong> Fanclub – und gegen jegliche<br />

Gewalt und Aggressivität.» Mit e<strong>in</strong>igen<br />

Freiwilligen organisierten sie vor dem Spiel<br />

e<strong>in</strong>e Choreo zur Verabschiedung von Tigers-<br />

Legende Adrian «Ädu» Gerber und zogen<br />

e<strong>in</strong> riesiges Banner hoch. «Wir s<strong>in</strong>d halt alle<br />

mit Herzblut dabei», sagt Hofstetter.<br />

Die Sektion Schlachthauskurve ist mit<br />

den meisten anderen SCL-Fanclubs zusammengeschlossen.<br />

Deren Leiter, Mart<strong>in</strong> Leuenberger,<br />

ist seit K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> Tigers-<br />

Fan. «Auch me<strong>in</strong>e Eltern und Geschwister<br />

s<strong>in</strong>d SCL-Fans», sagt der Landwirt und<br />

Zimmermann. Die Fanszene arbeitet eng<br />

mit den Tigers zusammen. «Bis zu e<strong>in</strong>em gewissen<br />

Grad repräsentieren wir den Vere<strong>in</strong><br />

bei Festen und anderen Anlässen, wir stellen<br />

Freiwillige, wenn es etwas zu tun gibt», sagt<br />

Leuenberger. Und natürlich stehe man auch<br />

stets <strong>in</strong> Kontakt mit dem Sicherheitsdienst.<br />

Apropos Sicherheit: «Wir setzen uns für<br />

e<strong>in</strong>e aktive, aber friedliche Fankultur e<strong>in</strong>»,<br />

sagt Leuenberger. Von Gewalt, Pyros und<br />

allem, was potenziell gefährlich ist, distanziere<br />

man sich. Die Langnauer Fans haben<br />

deshalb <strong>in</strong> der ganzen Schweiz e<strong>in</strong>en guten<br />

Ruf und s<strong>in</strong>d gern gesehene Gäste <strong>in</strong> den<br />

anderen Stadien. «In Langnau s<strong>in</strong>d die Fans<br />

grundsätzlich gutwillig und konstruktiv»,<br />

sagt auch Bruno Wüthrich, Co-Präsident des<br />

Fanclubs SCL Tigers. «Reibungsflächen gibt<br />

es zwar immer wieder, aber da jammern wir<br />

dann schon auf sehr hohem Niveau.»<br />

Der Fanclub SCL Tigers existiert bereits<br />

seit 1979 und ist mit se<strong>in</strong>en rund 700 Mitgliedern<br />

e<strong>in</strong>er der grössten Hockeyfanclubs<br />

der Schweiz. In der Fankurve s<strong>in</strong>d die meisten<br />

Mitglieder des Fanclubs SCL Tigers<br />

jedoch nicht vertreten. «Stille Fans» nennt<br />

Bruno Wüthrich die Mitglieder, die zwar an<br />

den vom Fanclub organisierten Auswärtsfahrten<br />

teilnehmen, ansonsten aber nicht<br />

die grosse Action suchen. Wer nicht <strong>in</strong>s<br />

Stadion kann oder will, braucht auf News<br />

und Matchberichte se<strong>in</strong>er Tigers trotzdem<br />

16<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


Mit Herzblut dabei. Trikots und Maskottchen gibts im Fanshop. Stefan Hofstetter,<br />

Capo der Sektion Schlachthauskurve (oben), macht Stimmung für se<strong>in</strong>e SCL Tigers<br />

nicht zu verzichten. Denn Bruno Wüthrich,<br />

hauptberuflich Journalist, betreibt auch den<br />

«Fantiger», den es digital und m<strong>in</strong>destens<br />

e<strong>in</strong>mal im Jahr auch <strong>in</strong> gedruckter Form gibt.<br />

Und der Interessierte mit allen möglichen<br />

Informationen um die SCL Tigers versorgt.<br />

Doch zurück zum Saisonauftakt. Wenn<br />

e<strong>in</strong> Team e<strong>in</strong> Spiel nach e<strong>in</strong>er 3:0-Führung<br />

noch aus der Hand gibt, treibt das vermutlich<br />

jeden Fan an den Rand des Wahns<strong>in</strong>ns.<br />

Die Langnauer Verantwortlichen wissen<br />

aber sehr genau, wie schwierig es ist, den<br />

Grossen e<strong>in</strong> Be<strong>in</strong> zu stellen. «Me<strong>in</strong>e Herausforderung<br />

ist es, mit den zur Verfügung stehenden<br />

Mitteln etwas zu erschaffen, was ab<br />

und zu auch gel<strong>in</strong>gt», sagt Jörg Reber, Sportchef<br />

bei den SCL Tigers. Der ehemalige<br />

Langnau-, Biel- und SCB-Verteidiger ist für<br />

die Zusammenstellung der Mannschaft und<br />

für die Ausbildung des Nachwuchses verantwortlich.<br />

Doch wie lockt man gute Spieler<br />

überhaupt <strong>in</strong>s Emmental? «Mit Geld alle<strong>in</strong><br />

natürlich nicht», sagt Reber. «Es ist schon<br />

so, dass wir nicht dieselben f<strong>in</strong>anziellen<br />

Nicht umsonst<br />

nennt man<br />

das Emmental auch<br />

«Hockey Country»<br />

Ressourcen haben wie andere Vere<strong>in</strong>e.»<br />

Aber die Tigers können anderes bieten, zum<br />

Beispiel Eiszeit. Reber: «Mancher Spieler<br />

kommt bei Topclubs nicht so zum Zug, wie<br />

er es gern hätte, und ist unzufrieden. Bei uns<br />

kann er diese Eiszeit bekommen.» Für e<strong>in</strong>en<br />

Spieler, das weiss der Sportchef aus eigener<br />

Erfahrung, muss letztlich das F<strong>in</strong>anzielle<br />

aber ebenso stimmen wie das Sportliche. Er<br />

verstehe es deshalb auch, wenn Spieler aus<br />

ebendiesen Gründen zu anderen Vere<strong>in</strong>en<br />

weiterzögen. «Wir haben uns zwar sportlich<br />

und wirtschaftlich e<strong>in</strong> gewisses Stand<strong>in</strong>g erarbeitet,<br />

aber die Kaderzusammenstellung<br />

ist dennoch jedes Jahr wieder e<strong>in</strong> Kampf.»<br />

Was die SCL Tigers nach Ansicht des<br />

Sportchefs auszeichnet, ist der Zusammenhalt<br />

– <strong>in</strong> guten wie <strong>in</strong> schlechten Zeiten.<br />

«Selbst als Langnau <strong>in</strong> der 1. Liga spielen<br />

musste, kamen immer noch 4000 Fans zu<br />

den Spielen.» Die Leidenschaft aller Beteiligten<br />

im Emmental sei e<strong>in</strong>malig, und die Fans<br />

seien ebenso treu wie nachsichtig, wenn es<br />

mal nicht so laufe. Das zeigt sich ganz besonders<br />

<strong>in</strong> den Kantonalderbys, wo die Emotionen<br />

besonders hoch schlagen. «Die e<strong>in</strong>zige<br />

<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

17


Modernste Eishalle. Die Tissot Arena <strong>in</strong> Biel wurde für 77 Millionen Franken gebaut und<br />

vor zwei Jahren e<strong>in</strong>geweiht. Zum Sportkomplex gehört auch das Fussballstadion<br />

Bed<strong>in</strong>gung der Fans ist, dass die Mannschaft<br />

alles gibt, was sie kann», sagt Reber. Nicht<br />

umsonst nennt man das Emmental schliesslich<br />

«Hockey Country».<br />

Der dritte <strong>Bern</strong>er Spitzenclub schliesslich<br />

f<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Biel. Und auch die Seeländer<br />

punkten: mit e<strong>in</strong>er neuen Halle,<br />

e<strong>in</strong>em jungen, hungrigen Team und e<strong>in</strong>em<br />

ambitionierten Vere<strong>in</strong>. E<strong>in</strong>er der bekanntesten<br />

EHC-Spieler ist Jonas Hiller. Angesprochen<br />

auf se<strong>in</strong>e Französischkenntnisse,<br />

schmunzelt er: «Ich komme recht gut klar.»<br />

Die Zweisprachigkeit kann es also nicht gewesen<br />

se<strong>in</strong>, die den Keeper nach Stationen<br />

<strong>in</strong> Lausanne, Davos, Anaheim und Calgary<br />

dazu bewog, 2016 beim EHC Biel zu<br />

unterschreiben. «Das Gesamtpaket hat gestimmt»,<br />

sagt der ehemalige NHL-Keeper.<br />

Und ergänzt: «Me<strong>in</strong>e Frau stammt aus dem<br />

Kanton <strong>Bern</strong>, hier wird es e<strong>in</strong>em nie langwei­<br />

Hiller jedenfalls ausser Zweifel – «jetzt, da<br />

die Fussballer e<strong>in</strong>en Zwangsabstieg <strong>in</strong> die<br />

2. Liga h<strong>in</strong>ter sich haben, sowieso». E<strong>in</strong> Blick<br />

auf die Vere<strong>in</strong>igung der Donatoren bestätigt,<br />

wie tief der Vere<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Region und ihrer<br />

Bevölkerung verwurzelt ist. Vom Lebensmittelgrosshändler<br />

über den Treuhänder bis<br />

zum Apotheker tragen unzählige Donatoren<br />

ihr f<strong>in</strong>anzielles Scherfle<strong>in</strong> bei und unterstützen<br />

ihren Vere<strong>in</strong> so mit jährlich rund<br />

3,4 Millionen Franken. «In me<strong>in</strong>er<br />

Jugendzeit durfte ich die glorreichen Zeiten<br />

des EHC als Stehplatzzuschauer miterleben»,<br />

erklärt etwa der Bieler Zahnarzt Alex<br />

Gestach se<strong>in</strong> 14-jähriges Engagement bei<br />

den Donatoren. Und Christoph Müller<br />

vom Hotel Restaurant Krone <strong>in</strong> Aarberg<br />

me<strong>in</strong>t: «Me<strong>in</strong>e Frau besuchte schon als<br />

K<strong>in</strong>d mit ihrem Vater die Spiele des EHC<br />

Biel. Nachdem me<strong>in</strong> Sohn Corv<strong>in</strong> ebenlig.»<br />

Dass bei e<strong>in</strong>em solchen Königstransfer<br />

e<strong>in</strong> gehöriger Druck auf den immerh<strong>in</strong><br />

gut gepolsterten Keeperschultern lastet, ist<br />

klar. Trotzdem verlief für Jonas Hiller und<br />

In Biel ist alles<br />

zweisprachig – da<br />

bilden Fangesänge<br />

ke<strong>in</strong>e Ausnahme<br />

den EHC Biel die letzte Saison sehr erfolgreich.<br />

Das Team erreichte die Playoffs.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs war <strong>in</strong> der ersten Runde auch<br />

gleich Schluss – ausgerechnet gegen den<br />

Lokalrivalen SC <strong>Bern</strong>. Dass Biel se<strong>in</strong>en<br />

EHCB liebt und braucht, steht für Jonas<br />

18<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


EISHOCKEY<br />

Von Calgary nach Biel. Seit dem letzten Jahr<br />

hütet Jonas Hiller das Tor des EHC Biel<br />

falls e<strong>in</strong> grosser Fan geworden war, wurde<br />

Eishockey während der Saison unser<br />

wöchentlicher Familienausflug.» Die Donatorenunterstützung<br />

sei e<strong>in</strong>e Herzensangelegenheit.<br />

«Doch der Club gibt auch etwas<br />

zurück», sagt Müller. «So war unser Haus<br />

schon mehrmals Treffpunkt der Spieler.»<br />

In Biel ist alles zweisprachig – da bilden<br />

die Fangesänge ke<strong>in</strong>e Ausnahme. «Das ist<br />

schon speziell, und das bekommt man auf<br />

dem Eis auch mit», sagt Jonas Hiller. Der<br />

wohl bekannteste Schlachtruf, «Ici c’est<br />

Bienne!», sei sogar schon zu e<strong>in</strong>er Art Vere<strong>in</strong>smotto<br />

avanciert. Dient die Sprache etwa<br />

als Waffe? S<strong>in</strong>gt man Französisch, wenn es<br />

gut läuft, und Deutsch, wenn es bergab geht?<br />

«Solche Gedanken macht man sich während<br />

des Spiels nicht», sagt N<strong>in</strong>o Rovati. «Da will<br />

man e<strong>in</strong>fach das Team unterstützen, und<br />

man s<strong>in</strong>gt, was angestimmt wird.» N<strong>in</strong>o<br />

Rovati ist schon von K<strong>in</strong>desbe<strong>in</strong>en an Biel-<br />

Fan und seit 15 Jahren Präsident des 1990<br />

gegründeten Fanclubs Seeschwalbe. «Wir<br />

gelten als Altherrenvere<strong>in</strong>», sagt er, «wohl<br />

auch, weil wir uns vom EHC Biel e<strong>in</strong>en Sitzplatzsektor<br />

reservieren liessen, statt <strong>in</strong> der<br />

Kurve zu stehen.» Von der Altersstruktur<br />

der Seeschwalben her sei der Ruf allerd<strong>in</strong>gs<br />

haltlos. «Unsere rund 350 Mitglieder s<strong>in</strong>d<br />

zwischen 3 und 85 Jahre alt.»<br />

In ihrem Vere<strong>in</strong>sheim unweit des Bahnhofs<br />

sieht es aus wie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Hockeymuseum.<br />

Überall stehen, hängen und liegen<br />

Er<strong>in</strong>nerungsstücke aus der Vergangenheit<br />

des EHC Biel. Sogar Wimpel und andere<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an Gegnermannschaften f<strong>in</strong>den<br />

sich zuhauf. Nur vom SCB fehlt jede<br />

Spur. «Biel und SCB, das geht gar nicht»,<br />

erklärt N<strong>in</strong>o Rovati. «Das hat nichts mit<br />

Kantonsrivalität zu tun, denn mit Langnau<br />

haben wir e<strong>in</strong>e sehr enge Fanfreundschaft<br />

und treffen uns jeweils vor und nach den<br />

Spielen zum Umtrunk.» Der SCB aber sei<br />

e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong> jeder H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e Nummer zu<br />

gross für sie, me<strong>in</strong>t der Seeschwalben-Präsident.<br />

«Im Normalfall verlieren wir die Spiele<br />

gegen sie, im Normalfall kaufen sie unsere<br />

«Wir wollen unseren<br />

EHC Biel<br />

unterstützen und<br />

siegen sehen»<br />

besten Spieler weg.» Trotzdem anerkennt<br />

Rovati die Leistungen der Mutzen. Doch<br />

letztlich ist das nur e<strong>in</strong> Wermutstropfen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em aktiven und friedlichen Vere<strong>in</strong>sleben.<br />

«Im Grund wollen wir e<strong>in</strong>fach zusammen<br />

e<strong>in</strong>e gute Zeit haben und unseren EHC Biel<br />

unterstützen und siegen sehen.»<br />

■<br />

DIE BERNER<br />

EISSTADIEN<br />

POSTFINANCE ARENA<br />

Heimteam: SC <strong>Bern</strong><br />

Kapazität: 17 031 Plätze<br />

Eröffnung: 1967<br />

Im grössten <strong>Bern</strong>er Hockeystadion<br />

fanden 1971 und 1990<br />

die Weltmeisterschaften statt.<br />

2002 wurde die <strong>Bern</strong>-Arena auf<br />

16 000 Plätze ausgebaut. Für<br />

die WM 2009 musste das<br />

Stadion erneut für 105 Millionen<br />

saniert werden. Postf<strong>in</strong>ance<br />

sicherte sich <strong>in</strong> der Folge<br />

die Namensrechte bis 2023.<br />

ILFISHALLE<br />

Heimteam: SCL Tigers<br />

Kapazität: 6000<br />

Eröffnung: 1975<br />

Die Ilfishalle, benannt nach dem<br />

nahen Fluss Ilfis, entstand aus<br />

der 1959 erbauten Kunsteisbahn<br />

Langnau. 1975 wurde sie<br />

überdacht und 2012 für rund<br />

33 Millionen Franken umfassend<br />

renoviert. Neben den SCL<br />

Tigers spielen heute auch die<br />

SCL Young Tigers und der SC<br />

Konolf<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> der Ilfishalle.<br />

IN A NUTSHELL<br />

<strong>Bern</strong>’s frosty passion<br />

The Canton of <strong>Bern</strong> is the ice hockey<br />

capital of Europe. Not only is it trebly<br />

represented <strong>in</strong> Switzerland’s premier<br />

league with the SC <strong>Bern</strong>, SC Langnau<br />

Tigers and EHC Biel, the SC <strong>Bern</strong> also<br />

attracts the largest crowds on the<br />

entire cont<strong>in</strong>ent. More than 16,000<br />

fans on average flock to the SCB<br />

home games. The side are also the<br />

reign<strong>in</strong>g Swiss champions. Kari Jalonen<br />

took them to the top <strong>in</strong> his very<br />

first year as head coach. The former<br />

coach of the F<strong>in</strong>nish national team<br />

was greatly impressed by the strong<br />

role that ice hockey plays <strong>in</strong> Switzerland’s<br />

capital: «It’s really quite special<br />

to see how practically the whole city<br />

supports us.» Even the smaller teams<br />

<strong>in</strong> Langnau and Biel/Bienne have<br />

no shortage of spectators. The<br />

SCL Tigers boast one of the largest<br />

hockey fan clubs <strong>in</strong> Switzerland.<br />

FOTO: FRESHFOCUS.CH<br />

TISSOT ARENA<br />

Heimteam: EHC Biel<br />

Kapazität: 6500<br />

Eröffnung: 2015<br />

Bis 1973 spielte der EHC Biel<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ungedeckten Stadion.<br />

Mit dem Eisstadion Biel erhielt<br />

er dann e<strong>in</strong>es der modernsten<br />

Stadien der Schweiz. 2015<br />

zog der Club <strong>in</strong> die 77 Millionen<br />

Franken teure Tissot Arena um.<br />

Der Sportkomplex beherbergt<br />

auch das Stadion des FC Biel-<br />

Bienne und e<strong>in</strong>e Curl<strong>in</strong>ghalle.<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

19


«Mit vier Jahren<br />

hatte ich nach<br />

dem dritten Sturz<br />

die Nase voll»<br />

20<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


INTERVIEW<br />

«Wir <strong>Bern</strong>er haben halt<br />

grossartige Berge!»<br />

Als Junior zog der Emmentaler Beat Feuz aus, die Pisten dieser Welt zu erobern.<br />

Im letzten Jahr folgte für ihn die Krönung: der Weltmeistertitel <strong>in</strong> der Abfahrt.<br />

Doch immer noch saust er am liebsten die Pisten im <strong>Bern</strong>er Oberland h<strong>in</strong>unter<br />

ERIK BRÜHLMANN (TEXT) UND RUBEN SPRICH (FOTO)<br />

Sie stammen aus Schangnau im<br />

h<strong>in</strong>teren Emmental. Lernt man dort fast<br />

automatisch Skifahren?<br />

Eigentlich schon. Zum<strong>in</strong>dest war das zu me<strong>in</strong>er<br />

Zeit so. Da gehörte das Skifahren e<strong>in</strong>fach<br />

dazu.<br />

Welche Er<strong>in</strong>nerungen haben Sie<br />

an diese Zeit?<br />

Ich war etwa vier Jahre alt und nahm an<br />

me<strong>in</strong>em allerersten Skirennen teil, e<strong>in</strong>em<br />

Familienskirennen mit me<strong>in</strong>en Eltern. Ich<br />

lag ständig im Schnee, und nach dem dritten<br />

Sturz hatte ich die Nase voll. Ich blieb e<strong>in</strong>fach<br />

im Schnee liegen, f<strong>in</strong>g an zu «täubele»<br />

und weigerte mich weiterzufahren. Fotos<br />

gibt es davon zum Glück nicht!<br />

Irgendwann kam aber der Moment, <strong>in</strong> dem<br />

Sie auf den Brettern blieben und schneller<br />

wurden als alle anderen . . .<br />

Offenbar sah man bei mir schon früh, dass<br />

ich e<strong>in</strong>e gewisse Begabung hatte. Wenn wir<br />

<strong>in</strong> der Schule Rennen fuhren und uns mit<br />

den Älteren massen, schnitt ich oft sehr gut<br />

ab. Deshalb förderten mich me<strong>in</strong>e Eltern<br />

schliesslich auch.<br />

Es wurde also nicht erwartet, dass<br />

Sie e<strong>in</strong>en sogenannt anständigen Beruf<br />

erlernen?<br />

Es war irgendwie klar, dass man neben dem<br />

Skifahren e<strong>in</strong>en Beruf haben sollte – auch<br />

mir, gerade weil e<strong>in</strong>e Sportschule für mich<br />

nie zur Debatte stand. Also entschied ich<br />

mich, Maurer zu werden, und fand <strong>in</strong> der<br />

Region auch e<strong>in</strong>en Betrieb, der bereit war,<br />

mich als Lehrl<strong>in</strong>g auszubilden. . .<br />

. . . und e<strong>in</strong> wenig Rücksicht auf Ihre<br />

sportlichen Ambitionen zu nehmen?<br />

«E<strong>in</strong> wenig» ist masslos untertrieben! Rentiert<br />

habe ich als Lehrl<strong>in</strong>g ganz gewiss nicht,<br />

dafür war ich zu oft abwesend. Aber ich habe<br />

immerh<strong>in</strong> die Abschlussprüfung bestanden.<br />

Auch wenn das Thema damit endgültig<br />

erledigt war.<br />

Könnten Sie noch e<strong>in</strong>e Mauer bauen?<br />

Der Maurerberuf be<strong>in</strong>haltet ja mehr, als nur<br />

Mauern zu bauen – aber ja, das könnte ich<br />

wohl am ehesten noch. Den Rest nicht.<br />

Dafür haben Sie das Skifahren<br />

perfektioniert – am Anfang allerd<strong>in</strong>gs<br />

als Techniker.<br />

DER EMMENTALER<br />

Geboren wurde Beat Feuz 1987 <strong>in</strong><br />

Schangnau im Emmental. Anfänglich<br />

auf Slalom fokussiert, s<strong>in</strong>d heute Ab -<br />

fahrt und Super-G se<strong>in</strong>e Paradediszipl<strong>in</strong>en.<br />

Wegen Verletzungen musste<br />

er zwei Jahre lang pausieren. Se<strong>in</strong><br />

grösster Erfolg ist der Abfahrtssieg an<br />

den Weltmeisterschaften <strong>2017</strong>. Beat<br />

Feuz lebt <strong>in</strong> Innsbruck. beat-feuz.ch<br />

Bis etwa 20 absolvierte ich alle Kaderstufen<br />

als Slalomfahrer. Ich wusste damals noch<br />

nicht, dass ich e<strong>in</strong>e Piste auch gerade runterfahren<br />

konnte.<br />

«Wengen ist<br />

vermutlich das<br />

schönste Rennen<br />

im Skizirkus»<br />

Wer waren Ihre Vorbilder?<br />

Damals ganz klar Michael von Grünigen<br />

und im Speed-Bereich der Österreicher<br />

Stephan Eberharter.<br />

Wie kam es, dass Sie dann doch bei<br />

den Speed-Diszipl<strong>in</strong>en landeten?<br />

Das war eigentlich Zufall. An me<strong>in</strong>er letzten<br />

Juniorenweltmeisterschaft gewann ich Gold<br />

<strong>in</strong> der Abfahrt und im Super-G, obwohl<br />

ich diese Diszipl<strong>in</strong>en kaum tra<strong>in</strong>iert hatte.<br />

Im Slalom holte ich «nur» Bronze. Das war<br />

e<strong>in</strong> erster H<strong>in</strong>weis, woh<strong>in</strong> es gehen könnte.<br />

Dann kam e<strong>in</strong>e Verletzung, wegen der ich<br />

zwei Jahre lang pausieren musste. Als ich danach<br />

endlich wieder auf den Skis stand, war<br />

ich im Slalom komplett chancenlos, konnte<br />

<strong>in</strong> den Speed-Diszipl<strong>in</strong>en aber gleich wieder<br />

vorne mitfahren. Da war der Fall klar.<br />

<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

21


Startklar: Am 13. Januar<br />

wird der <strong>Bern</strong>er Abfahrtsweltmeister<br />

Beat Feuz<br />

beim Weltcuprennen<br />

am Lauberhorn wieder<br />

um e<strong>in</strong>en Sieg kämpfen<br />

Und Sie wurden zweimal Schweizer<br />

Nachwuchssportler des Jahres. Was<br />

bedeuten Ihnen solche Auszeichnungen?<br />

Das war schon sehr cool. Und der f<strong>in</strong>anzielle<br />

Zustupf kam natürlich auch sehr gelegen.<br />

Mittlerweile s<strong>in</strong>d Sie nicht nur an der<br />

nationalen, sondern an der Weltspitze<br />

angekommen. Wie fühlt sich das an?<br />

E<strong>in</strong> tolles Gefühl! Und dass e<strong>in</strong>en die Menschen<br />

<strong>in</strong> der Schweiz kennen, zeigt, wie<br />

sehr man sich hierzulande mit dem Skisport<br />

identifiziert und die Rennen schaut.<br />

Wie zum Beispiel die Abfahrt am Lauberhorn,<br />

die Sie ja schon gewonnen haben.<br />

Wengen ist vermutlich das schönste Rennen<br />

im Skizirkus, nur schon wegen des tollen<br />

Panoramas. Bis man beim Hundschopf ist,<br />

brennen schon die Oberschenkel. Und dann<br />

geht es erst richtig los. Dieses Rennen zu<br />

gew<strong>in</strong>nen, war neben dem Weltmeistertitel<br />

das schönste Erlebnis me<strong>in</strong>er Karriere.<br />

Mit Adelboden hat der Kanton <strong>Bern</strong><br />

ja gleich noch e<strong>in</strong>en Klassiker im<br />

Rennkalender.<br />

Wir haben halt grossartige Berge! Aber man<br />

muss den Organisatoren und den Geme<strong>in</strong>den<br />

schon e<strong>in</strong> grosses Lob aussprechen, dass<br />

DIE LIEBLINGS-<br />

PISTEN VOM<br />

ABFAHRTS-<br />

WELTMEISTER<br />

BEAT FEUZ<br />

1<br />

Wengen<br />

In Wengen f<strong>in</strong>den Skifahrer aller Stufen die<br />

ideale Piste für ihre Fähigkeiten. Beat Feuz:<br />

«Und was das Panorama betrifft, führt an<br />

Wengen sowieso ke<strong>in</strong> Weg vorbei!»<br />

wengen.ch<br />

2<br />

Bumbach<br />

Auf den Pisten von Bumbach bei Schangnau<br />

im Emmental hat Beat Feuz das Skifahren<br />

gelernt. «Das kle<strong>in</strong>e, fe<strong>in</strong>e Skigebiet<br />

ist ideal für Familien mit kle<strong>in</strong>en K<strong>in</strong>dern.»<br />

bumbach.ch<br />

22<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


INTERVIEW<br />

sie diese Pisten über all die vielen Jahre so<br />

erhalten konnten. Ich bezweifle nämlich,<br />

dass man heute zum Beispiel e<strong>in</strong>e Lauberhornpiste<br />

von Grund auf neu bauen könnte.<br />

Dazu ist die Strecke e<strong>in</strong>fach zu organisch<br />

gewachsen. Würde man e<strong>in</strong>e brandneue<br />

Rennpiste zum Beispiel unter e<strong>in</strong>er Eisenbahnbrücke<br />

h<strong>in</strong>durchführen? Sicher nicht!<br />

Umso wertvoller s<strong>in</strong>d die Rennpisten wie <strong>in</strong><br />

Adelboden, Wengen oder auch Kitzbühel.<br />

Bleibt bei all den Rennen und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

überhaupt noch Zeit, nur so zum Spass<br />

auf die Skis zu steigen?<br />

Leider kaum, was ich sehr bedauere. Andererseits<br />

hat man am Ende e<strong>in</strong>er langen Saison<br />

auch erst e<strong>in</strong>mal genug vom Skifahren.<br />

Ich mache deshalb gern im Sommer e<strong>in</strong>e<br />

längere Pause, ohne Skis, dafür mit Tennisracket<br />

und Golfschläger.<br />

Als Skiprofi wird man automatisch zum<br />

Weltenbummler. Wie viel <strong>Bern</strong> steckt<br />

noch <strong>in</strong> Ihnen?<br />

Ziemlich viel. Ich komme immer wieder gern<br />

nach Schangnau zurück. Und die typische<br />

<strong>Bern</strong>er Zurückhaltung steckt auch <strong>in</strong> mir.<br />

Treffe ich Sportler, zu denen ich aufschaue,<br />

renne ich nicht gleich zu ihnen h<strong>in</strong>, umarme<br />

sie und frage nach e<strong>in</strong>em Selfie!<br />

Trotzdem leben Sie als <strong>Bern</strong>er jetzt<br />

<strong>in</strong> Innsbruck . . .<br />

Wegen der Liebe! Me<strong>in</strong>e Freund<strong>in</strong> kommt<br />

aus dieser Region. Aber ich muss sagen: Die<br />

Menschen dort s<strong>in</strong>d denen <strong>in</strong> Schangnau<br />

ziemlich ähnlich. So fand ich mich schnell<br />

zurecht und fühle mich dort wohl.<br />

Zurück zum Sport: Es wartet e<strong>in</strong>e<br />

schwere Saison auf Sie. Als Abfahrtsweltmeister<br />

s<strong>in</strong>d Sie jetzt überall Favorit.<br />

Ach, das kann sich ganz schnell wieder ändern.<br />

Nur weil ich jetzt dieses e<strong>in</strong>e Rennen<br />

gewonnen habe, erzittert die Konkurrenz<br />

nicht <strong>in</strong> Ehrfurcht. Aber ich habe auch ke<strong>in</strong>e<br />

Angst vor schlechten Ergebnissen. Ich muss<br />

mich e<strong>in</strong>fach wie jedes Jahr gut vorbereiten.<br />

Ihre Saisonziele?<br />

Das ist im Skisport immer schwierig. Man<br />

kann nicht im September sagen: Diesmal<br />

will ich e<strong>in</strong>e Kugel gew<strong>in</strong>nen! Es kann so viel<br />

«Wenn e<strong>in</strong>e Kristall-<br />

Kugel herausschaut,<br />

sage ich natürlich<br />

nicht ne<strong>in</strong>»<br />

dazwischenkommen, worauf man ke<strong>in</strong>en<br />

E<strong>in</strong>fluss hat. Me<strong>in</strong>e Highlights s<strong>in</strong>d jedenfalls<br />

die beiden Klassiker Wengen und Kitzbühel<br />

und natürlich die Olympischen Spiele.<br />

Wenn dann noch e<strong>in</strong>e Kristallkugel herausschaut,<br />

sage ich natürlich nicht Ne<strong>in</strong>.<br />

Sie hatten schon e<strong>in</strong>ige schwere<br />

Verletzungen <strong>in</strong> Ihrer Karriere. S<strong>in</strong>d Sie<br />

IN A NUTSHELL<br />

Emmental’s downhill world champion<br />

Swiss ski racer Beat Feuz was born<br />

<strong>in</strong> 1987 <strong>in</strong> the farm<strong>in</strong>g village of<br />

Schangnau <strong>in</strong> the Emmental region.<br />

Orig<strong>in</strong>ally a slalom specialist, Feuz<br />

now excels <strong>in</strong> the downhill and Super G<br />

discipl<strong>in</strong>es. Plagued by various<br />

<strong>in</strong>juries, he had to sit out a two-year<br />

break. All the more impressive was<br />

his comeback: <strong>in</strong> 2012, he won the<br />

dankbar, dass Sie überhaupt noch<br />

so erfolgreich fahren können?<br />

Auf jeden Fall. Mit me<strong>in</strong>en Kniegeschichten<br />

hätte das durchaus anders kommen können.<br />

Es gab auch nicht mehr viele Menschen um<br />

mich herum, die mir und me<strong>in</strong>em Knie die<br />

Fortsetzung der Karriere zugetraut haben.<br />

Umso schöner, dass ich mir mit dem Abfahrtsweltmeistertitel<br />

e<strong>in</strong>en Traum erfüllen<br />

konnte. Selbstverständlich war das nicht.<br />

Zum Schluss e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Multiple Choice:<br />

Fondue oder Sushi?<br />

Fondue!<br />

SCL Tigers oder SCB?<br />

Langnau natürlich!<br />

Emmental oder Himalaja?<br />

Emmental – ich habe zwar nichts gegen Berge<br />

und wandere auch gern, aber der Himalaja<br />

ist mir dann doch e<strong>in</strong>e Nummer zu gross.<br />

Lauberhorn oder Kitzbühel?<br />

Weil ich das Lauberhorn schon gewonnen<br />

habe, müsste ich eigentlich Kitzbühel sagen.<br />

Aber aus neutraler <strong>Bern</strong>er Sicht sage ich auf<br />

jeden Fall trotzdem Wengen!<br />

■<br />

legendary Lauberhorn downhill race<br />

of Wengen, and this year he prevailed<br />

<strong>in</strong> St. Moritz to be crowned downhill<br />

world champion. Beat Feuz now<br />

lives with his girlfriend <strong>in</strong> Innsbruck,<br />

Austria. But he keeps com<strong>in</strong>g<br />

back to his roots: «The Canton of<br />

<strong>Bern</strong> simply has the most beautiful<br />

mounta<strong>in</strong>s», he says.<br />

FOTOS: GETTY IMAGES, ZVG<br />

3<br />

Lenk<br />

Früher hat Beat Feuz oft im Skigebeit von<br />

Lenk für die anstehenden Rennen tra<strong>in</strong>iert.<br />

Mit e<strong>in</strong> Grund: «Die Schnee- und Pistenverhältnisse<br />

s<strong>in</strong>d immer top.»<br />

lenk-simmental.ch<br />

Selital<br />

4<br />

Ähnlich wie Bumbach ist Selital e<strong>in</strong> ideales<br />

und übersichtliches Skigebiet für<br />

Familien. Beat Feuz: «Als K<strong>in</strong>d kamen wir<br />

oft hierher. Und es machte immer Spass!»<br />

selital.ch<br />

5<br />

Gurnigel<br />

Ebenfalls e<strong>in</strong> familientaugliches Skigebiet<br />

ist der Gurnigel. Auf der Heimpiste vom<br />

Riesenslalom-Weltmeister Mike von<br />

Grünigen war Beat Feuz oft anzutreffen.<br />

gurnigel.ch<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

23


KANDERSTEG<br />

Gute, alte Zeiten<br />

E<strong>in</strong>e Januarwoche lang unternimmt Kandersteg e<strong>in</strong>e Zeitreise zurück <strong>in</strong> die<br />

Belle Epoque. Tausende geniessen das Spektakel – und scheuen ke<strong>in</strong>en Aufwand,<br />

das beschauliche Dorf <strong>in</strong> die Zeit der Jahrhundertwende zu versetzen<br />

MARIUS LEUTENEGGER (TEXT)<br />

TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />

Zum Auftakt e<strong>in</strong><br />

Gläschen: Die Eröffnung<br />

der Belle-Epoque-Woche<br />

wird besonders gefeiert<br />

24<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

25


Extra aus Basel<br />

angereist: Die Gruppe<br />

um die Schweizer<br />

Sänger<strong>in</strong> Maya Wirz<br />

(mit Schirm)<br />

Nostalgie pur: E<strong>in</strong>fahrt<br />

mit dem historischen<br />

Zug und orig<strong>in</strong>ale Armeeuniformen<br />

aus dem<br />

vorletzten Jahrhundert<br />

Die meisten Teilnehmenden der Belle-<br />

Epoque-Woche <strong>in</strong> Kandersteg würden wohl<br />

sofort unterschreiben, was Car<strong>in</strong>a Lug<strong>in</strong>bühl<br />

aus Thun sagt: «Es ist wunderbar, hier<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit e<strong>in</strong>zutauchen. Ich erlebe<br />

Abwechslung und Entschleunigung, geniesse<br />

e<strong>in</strong>e gemütliche Stimmung – und kann<br />

schöne Kleider ausprobieren.» Car<strong>in</strong>a Lug<strong>in</strong>bühl<br />

ist wie die meisten hier nicht alle<strong>in</strong><br />

hergereist, sondern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruppe. «Wir<br />

spielen alle Theater, und es ist e<strong>in</strong>fach <strong>in</strong>teressant<br />

zu sehen, wie man sich verhält, wenn<br />

man sich anders kleidet. Ich bewege mich<br />

anders, spreche sogar anders.» Hier könne<br />

sie sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Rolle versetzen und sich fragen:<br />

«Wer wäre ich, wenn ich zu e<strong>in</strong>er anderen<br />

Zeit zur Welt gekommen wäre?»<br />

Die Belle-Epoque-Woche hat sich seit der<br />

ersten Durchführung 2010 zu e<strong>in</strong>em Grosserfolg<br />

entwickelt. Dabei waren die Anfänge<br />

der Veranstaltung nicht nur bescheiden,<br />

sondern auch ausgesprochen pragmatisch.<br />

Doris Wandfluh, Vizepräsident<strong>in</strong> des Belle-<br />

Epoque-Vere<strong>in</strong>s und des Organisationskomitees,<br />

er<strong>in</strong>nert sich: «Der damalige Tourismus-Direktor<br />

von Kandersteg, Jerun Vils,<br />

wollte das Januarloch stopfen. Und dachte:<br />

Lassen wir doch die Blütezeit des Tourismus<br />

aufleben!» Die Belle Epoque – das ist die Zeit<br />

von etwa 1884 bis zum Ersten Weltkrieg, <strong>in</strong><br />

der das Bürgertum das Leben genoss wie nie<br />

zuvor, und die gewissermassen den modernen<br />

Tourismus begründete und die Alpen<br />

als Reiseziel für sich entdeckte.<br />

Kandersteg ist zwar nicht besser qualifiziert<br />

für e<strong>in</strong>e Belle-Epoque-Woche als andere<br />

Dest<strong>in</strong>ationen, aber vielleicht ist der Ort<br />

eben doch prädest<strong>in</strong>iert für e<strong>in</strong>en solchen<br />

Nostalgieanlass. «Unser Dorf ist eher beschaulich»,<br />

weiss Urs Grossen, Präsident des<br />

Organisationskomitees. Statt Skifahrer, für<br />

die es <strong>in</strong> der Region nur e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Infrastruktur<br />

gibt, kommen im W<strong>in</strong>ter Langläufer,<br />

hier trifft man Erholungsuchende statt<br />

Partygänger. «Selbst <strong>in</strong> der Hochsaison gibt<br />

es bei uns ke<strong>in</strong> Halligalli, und deshalb passt<br />

e<strong>in</strong>e so ruhige Veranstaltung wie die Belle-<br />

Epoque-Woche sehr gut zu uns.»<br />

Allerd<strong>in</strong>gs sahen das zu Beg<strong>in</strong>n nicht alle<br />

Kandersteger so. Als sich e<strong>in</strong> paar enthusiastische<br />

E<strong>in</strong>wohner<strong>in</strong>nen und E<strong>in</strong>wohner<br />

2010 auf Initiative des Kurdirektors <strong>in</strong> alte<br />

Kurz vor Mittag<br />

trifft auf dem<br />

Bahnhof der «Swiss<br />

Classic Tra<strong>in</strong>» e<strong>in</strong><br />

Kleider warfen und das traditionelle Schlittenhunderennen<br />

besuchten, seien sie doch<br />

eher schief angeschaut worden. «Die s<strong>in</strong>d<br />

doch nicht normal, hiess es», sagt Doris<br />

Wandfluh. Tempi passati. Heute ist das ganze<br />

Dorf dabei und dreht <strong>in</strong> Kandersteg e<strong>in</strong>e<br />

Januarwoche lang die Zeit zurück. Der Coop<br />

wird zum Konsum, die Post zur guten alten<br />

PTT, die Verkäufer<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Bäckerei und<br />

die Berater am Billettschalter am Bahnhof<br />

26<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


Anreise wie vor über<br />

hundert Jahren: Der «Swiss<br />

Classic Tra<strong>in</strong>» br<strong>in</strong>gt über<br />

200 Fans nach Kandersteg<br />

NOSTALGIE­<br />

HOTELS<br />

Bären, Dürrenroth<br />

Das Romantikhotel im Emmental<br />

aus der Barockzeit ist e<strong>in</strong> beliebtes<br />

Ausflugsziel und umfasst<br />

mehrere historische Gebäude.<br />

baeren-duerrenroth.ch<br />

Bellevue Palace, <strong>Bern</strong><br />

Die prachtvollen Salons und die<br />

Aussicht auf die <strong>Bern</strong>er Alpen<br />

machen dieses Luxushotel direkt<br />

an der Aare <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> e<strong>in</strong>zigartig.<br />

bellevue-palace.ch<br />

Stilgerecht und<br />

praktisch: Die Wollsachen<br />

von e<strong>in</strong>st<br />

geben auch heute<br />

noch vorzüglich warm<br />

Grandhotel Giessbach<br />

Wie e<strong>in</strong> Märchenschloss thront<br />

das 1874 erbaute Grandhotel<br />

über dem Brienzersee. Im W<strong>in</strong>ter<br />

ist es nur für Gruppen buchbar.<br />

giessbach.ch<br />

bedienen <strong>in</strong> Kleidern und mit Frisuren, die<br />

nicht e<strong>in</strong>mal mehr deren Grosseltern trugen.<br />

Der grosse E<strong>in</strong>satz lohnt sich: «Der Anlass<br />

br<strong>in</strong>gt so viel Leben <strong>in</strong>s Dorf und füllt<br />

am Eröffnungssonntag jede Beiz bis auf den<br />

letzten Stuhl», sagt Urs Grossen. «Wir möchten,<br />

dass künftig jeder an die Belle Epoque<br />

denkt, wenn er Kandersteg hört.» Der Anlass<br />

sei immer professioneller geworden und<br />

br<strong>in</strong>ge mittlerweile das Dorf an se<strong>in</strong>e Kapazitätsgrenzen.<br />

Tatsächlich ist das e<strong>in</strong>wöchige<br />

Programm rappelvoll, und Belle-Epoque-<br />

Fans haben die Qual der Wahl.<br />

Besonders spektakulär ist der erste Tag,<br />

der Sonntag. Kurz vor Mittag trifft auf dem<br />

Bahnhof der stets ausverkaufte «Swiss Classic<br />

Tra<strong>in</strong>» e<strong>in</strong>, der auf der Strecke Basel-<br />

Olten-<strong>Bern</strong>-Kandersteg über 200 Hardcore-<br />

Belle-Epoque-Fans e<strong>in</strong>gesammelt hat. «Am<br />

Morgen fühlten wir uns am Bahnhof Basel<br />

wie Superstars», sagt e<strong>in</strong> junger Herr mit<br />

Zyl<strong>in</strong>der. «Man wird ständig fotografiert!»<br />

Steigen die schmucken Herren und Damen<br />

<strong>in</strong> Kandersteg aus den grünen Wagen – vor<br />

Heerscharen von Hobbyfotografen –, entfaltet<br />

sich e<strong>in</strong>e nostalgische Pracht, die selbst<br />

<br />

Le Grand Bellevue, Gstaad<br />

Seit über hundert Jahren gilt das<br />

Luxushotel als e<strong>in</strong>es der Wahrzeichen<br />

von Gstaad. Täglich<br />

wird der Afternoon Tea serviert.<br />

bellevue-gstaad.ch<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

27


Nostalgiewanderung:<br />

Markus Schlatter aus<br />

Schaffhausen ist bereits<br />

zum achten Mal dabei<br />

KUTSCHEN UND<br />

AFTERNOON TEA<br />

Die Belle-Epoque-Woche wurde<br />

erstmals 2010 durchgeführt.<br />

Seither dreht Kandersteg jedes<br />

Jahr das Rad der Zeit um mehr<br />

als hundert Jahre zurück. Die<br />

Herren flanieren im Jackett und mit<br />

Zyl<strong>in</strong>der, Frauen wandeln <strong>in</strong> weiten<br />

Röcken und extravaganten Hüten<br />

durch den Schnee. Dazu gibt es<br />

unter anderem Pferdekutschenfahrten,<br />

e<strong>in</strong>en Umzug <strong>in</strong> historischen<br />

Kleidern, zahlreiche Marktstände,<br />

stilgerechten Afternoon<br />

Tea und Nostalgie-Bälle. Die Belle-<br />

Epoque-Woche f<strong>in</strong>det diese Saison<br />

vom 21. bis 28. Januar 2018 statt.<br />

kandersteg.ch/belle-epoque<br />

e<strong>in</strong>en gut gemachten Heimatfilm schal wirken<br />

lässt. Aber Obacht: Niemals darf man<br />

die Teilnehmenden fragen, woher sie denn<br />

ihre Kostüme hätten. «Kostüme? Kostüme!»,<br />

reagiert e<strong>in</strong>e Dame aus <strong>Bern</strong> charmant enerviert.<br />

«Ich b<strong>in</strong> nicht kostümiert, sondern<br />

habe mich nostalgisch gekleidet. Das ist etwas<br />

ganz anderes, Sie!» E<strong>in</strong>e Gleichges<strong>in</strong>nte<br />

aus Schuls versichert gar, selbst ihre Unterwäsche<br />

stamme «aus der Zeit». Anmache wie<br />

zu Zeiten, als die Bilder laufen lernten!<br />

Spätestens wenn man auf die grosse<br />

Matte vor dem Bahnhof tritt, fühlt man<br />

sich <strong>in</strong> moderner Bekleidung def<strong>in</strong>itiv fehl<br />

am Platz, wie e<strong>in</strong> Spielverderber, der doch<br />

eigentlich gern dazugehören würde. Zum<br />

Glück gibt es vor Ort auch die Möglichkeit,<br />

kurzfristig Kleider zu mieten. Denn dass das<br />

Verkleiden Spass macht, ist offensichtlich.<br />

Manche Teilnehmende, die zwischen den<br />

unzähligen Marktständen wuseln, sich auf<br />

alten Kufen aufs Eis begeben oder Speisen<br />

wie aus Urgrossmutters Küche geniessen, er<strong>in</strong>nern<br />

zwar <strong>in</strong> ihren langen schwarzen Mänteln<br />

oder weissgrauen Spitzenkleidern an Figuren<br />

aus e<strong>in</strong>er schauerlichen Gothic Novel<br />

oder e<strong>in</strong>em alten Dracula-Film – aber alles<br />

<strong>in</strong> allem dom<strong>in</strong>ieren edle Fröhlichkeit und<br />

rauschende Farben. Die Belle Epoque war<br />

offenbar e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Fest für die S<strong>in</strong>ne. Geradezu<br />

überschäumend s<strong>in</strong>d die E<strong>in</strong>drücke<br />

dann kurz nach Mittag beim grossen Umzug<br />

<strong>in</strong> historischen Kleidern durchs Dorf.<br />

Tausende von Zuschauern beklatschen begeistert<br />

Hunderte von spektakulären Garderoben.<br />

Gleich darauf spaziert e<strong>in</strong> grosser Teil<br />

der illustren Gesellschaft zur Bobbahn im<br />

Oeschiwald, wo man auf Nostalgieschlitten<br />

über die Naturstrecke stieben kann. Auch<br />

hier sieht man kaum noch e<strong>in</strong>en Faserpelzpullover<br />

oder e<strong>in</strong>e funktionelle Daunenjacke<br />

<strong>in</strong> Leuchtfarben – «diese Wollkleider s<strong>in</strong>d<br />

warm genug», versichert e<strong>in</strong>e Dame tags<br />

darauf bei e<strong>in</strong>er Nostalgie-Skiabfahrt.<br />

Am Sonntagabend f<strong>in</strong>det im Waldhotel<br />

Doldenhorn, dem ersten Haus am Platz,<br />

das «Buffet de Bienvenue» statt. Dabei zeigt<br />

sich besonders e<strong>in</strong>drücklich, wie sehr Klei-<br />

28<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


KANDERSTEG<br />

NOSTALGIE-<br />

HOTELS<br />

Reg<strong>in</strong>a, Wengen<br />

Der viktorianische Prachtbau <strong>in</strong><br />

Wengen wurde 1894 eröffnet<br />

und ist heute im Inventar der<br />

schweizerischen Denkmalpflege.<br />

hotelreg<strong>in</strong>a.ch<br />

Schon unsere Urgrosseltern<br />

mochten es rasant:<br />

Bobrun im Oeschiwald<br />

wie anno dazumal<br />

der Leute machen: Die Herren geleiten ihre<br />

Damen am Arm ans Buffet, tragen ihnen die<br />

Teller nach, die König<strong>in</strong>nen strahlen. Alle<br />

geniessen es, e<strong>in</strong>en Abend lang besonders<br />

elegant zu se<strong>in</strong>. Zum Beispiel die Familie<br />

Gempeler aus Urtenen-Schönbühl: «Wenn<br />

schon, denn schon», habe man sich gesagt<br />

– und alle Kleider selbst genäht. Die grösste<br />

Fangeme<strong>in</strong>de habe die Belle-Epoque-Woche<br />

unter 40- bis 60-jährigen Frauen, sagt Urs<br />

Grossen. «Viele nähen ihre Kleider selber<br />

und überreden dann ihre Männer, ebenfalls<br />

mitzumachen.» Das gilt auch für die Familie<br />

Gempeler: Sogar die Herren griffen für ihre<br />

«Es ist wunderbar,<br />

hier <strong>in</strong> Kandersteg<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e andere Zeit<br />

e<strong>in</strong>zutauchen!»<br />

Gehröcke zu Schere und Faden. Das sieht<br />

prächtig aus und lässt das Familienensemble<br />

<strong>in</strong> seltenem Glanz erstrahlen. In mancherlei<br />

H<strong>in</strong>sicht war die Belle Epoque eben wirklich<br />

die gute alte Zeit. Oder wie es Marlies Bhend<br />

aus Reichenbach ausdrückt: «Natürlich ist<br />

das hier e<strong>in</strong>e romantische Verklärung – wir<br />

nehmen nur das beste aus jener Zeit. Aber<br />

das macht eben wirklich Spass.» Abgesehen<br />

davon sei die Belle-Epoque-Woche der e<strong>in</strong>zige<br />

Anlass, zu dem man noch e<strong>in</strong>en Pelz<br />

tragen könne. Nur: Sich das ganze Jahr so<br />

zu kleiden wie zur Belle-Epoque-Woche, das<br />

möchte Marlies Bhend dann doch nicht. «Bis<br />

man nur schon angezogen ist!»<br />

Auch wenn sich die Belle Epoque von<br />

Kandersteg e<strong>in</strong>en festen Platz <strong>in</strong> der Jahresplanung<br />

erobert hat, ist sie ke<strong>in</strong> Selbstläufer.<br />

«Wir beg<strong>in</strong>nen jedes Jahr f<strong>in</strong>anziell<br />

wieder bei null», sagt Urs Grossen. Und ergänzt:<br />

«Wir achten aber schon darauf, dass<br />

unsere Woche nicht zur Fasnacht verkommt.<br />

Schlimm wäre, wenn die Leute <strong>in</strong> komischen<br />

Uniformen kämen.» Das sei auch schon vorgekommen,<br />

dann habe man halt das Gespräch<br />

mit den Leuten gesucht und sie nicht<br />

zum Umzug zugelassen. Die Sache hat eben<br />

Stil – und soll ihn behalten. Denn nur dann<br />

macht sie richtig Spass.<br />

■<br />

St. Georges, Interlaken<br />

Mit e<strong>in</strong>er Mischung aus historischem<br />

Charme und zeitgemässem<br />

Komfort präsentiert sich das<br />

Jugendstilhotel <strong>in</strong> Interlaken.<br />

sofitel.com/8983<br />

Victoria, Kandersteg<br />

Im Traditionshaus aus der Belle<br />

Epoque wird vom 21. bis 28.<br />

Januar das Rad der Zeit mit Ball<br />

und Gala-D<strong>in</strong>ner zurückgedreht.<br />

hotel-victoria.ch<br />

Wetterhorn, Hasliberg<br />

Jahrelang stand das 1907 erbaute<br />

Hotel auf dem Hasliberg leer, bis<br />

es 2012 aus dem Dornröschenschlaf<br />

erweckt wurde.<br />

wetterhorn-hasliberg.ch<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

29


NIGHTLIFE<br />

Heisse Nächte<br />

Die Clubs <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> s<strong>in</strong>d zwar gemächlicher und weniger snobby als <strong>in</strong> Zürich. Doch auch<br />

hier geht ganz schön die Post ab. Die besten Tipps für Nachtschwärmer<br />

ZENO VAN ESSEL<br />

Eigentlich s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schweizer Musikszene<br />

die Rollen seit Jahren klar verteilt: <strong>Bern</strong> hat<br />

die besten Mundartbands, Zürich die besten<br />

Clubs. So weit das Klischee. Doch auch<br />

<strong>in</strong> <strong>Bern</strong> und Umgebung f<strong>in</strong>den sich etliche<br />

Locations, die e<strong>in</strong>e spannende, aber auch<br />

entspannende Alternative zum mondänen<br />

Zürcher Clubleben darstellen. Egal, ob <strong>in</strong><br />

der Stadt oder auf dem Land: Clubb<strong>in</strong>g <strong>in</strong><br />

<strong>Bern</strong> ist gemächlicher, weniger snobby und<br />

meistens ohne Gästeliste. Zum Beispiel im<br />

Kapitel. Dieser Club an der Ecke von Bollwerk<br />

41 bietet e<strong>in</strong>en Mix von nationalen und<br />

<strong>in</strong>ternationalen Techno- und House-DJs, die<br />

bis tief <strong>in</strong> die Nacht ihren Sound auf die<br />

Tanzfläche pumpen. Zur Abkühlung gibts<br />

für Heimwehzürcher Turb<strong>in</strong>enbräu. Doch<br />

der eigentliche Erfrischungs-Geheimtipp<br />

Der ISC Club<br />

ist heute e<strong>in</strong> Mekka<br />

für hochkarätige<br />

Musikabende<br />

s<strong>in</strong>d die fe<strong>in</strong>en Säfte vom Sirupier de <strong>Bern</strong>e,<br />

die zu später Stunde den Blutzuckerspiegel<br />

pushen. Hier im Roten Quartier ist man<br />

gleich im Schmelztiegel der <strong>Bern</strong>er Clubkultur<br />

angelangt. E<strong>in</strong> paar Hundert Meter<br />

weiter f<strong>in</strong>det man an der Adresse Bollwerk<br />

31 den Club Le Ciel, e<strong>in</strong> Hotspot für Dance-<br />

Freunde. Das Ambiente ist chic-urban<br />

und sehr gemütlich. Der Sound reicht von<br />

R’n’B über Partytunes bis h<strong>in</strong> zu House und<br />

Reggaeton, aufgelegt von Top-DJs aus dem<br />

In- und Ausland und oft begleitet von Dancers<br />

aus den Partymetropolen der Welt.<br />

Weiter gehts l<strong>in</strong>ks <strong>in</strong> die Aarberggasse.<br />

Bei der Hausnummer 35 führt e<strong>in</strong>e Treppe<br />

<strong>in</strong> den Untergrund zum Club Bonsoir. Das<br />

Interieur verrät, dass hier Stil und Barkultur<br />

im Zentrum stehen: Entlang e<strong>in</strong>er dunkelroten<br />

Wand steht e<strong>in</strong>e Reihe antiker Kommoden,<br />

die als Sitzbank dienen. Zwei mit alten<br />

Zeitungsartikeln und Plakaten tapezierte<br />

Wände geben dem Club e<strong>in</strong> trashig-schickes<br />

Ambiente. Das Programm ist vielseitig: DJs,<br />

Musiker und Bühnenkünstler aus aller Welt<br />

sorgen für beste Unterhaltung. Geht man<br />

weiter Richtung Zytglogge-Turm, so nähert<br />

30<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


FOTOS: ZVG<br />

man sich an der Hotelgasse 30 e<strong>in</strong>er Institution<br />

im <strong>Bern</strong>er Nachtleben: dem Club<br />

Du Théâtre oder auch kurz «Düdü» genannt.<br />

Ledersessel und Glasdecke sorgen für e<strong>in</strong><br />

kosmopolitsches Flair – stellen aber auch<br />

Ansprüche an Stil und Tenue der Besucher.<br />

Entsprechend ist das Publikum eher erwachsen<br />

bis ewig jung, und auch die Events und<br />

Preise richten sich eher an diese Klientel.<br />

Wer es bodenständiger mag, orientiert<br />

sich Richtung Reitschule. Dieses Monument<br />

<strong>Bern</strong>er Alternativkultur darf beim Nachtschwärmen<br />

nicht ausgelassen werden, da<br />

hier Clubkultur <strong>in</strong> verschiedenster Form zu<br />

f<strong>in</strong>den ist. Bunt durchmischt und ungeschliffen<br />

authentisch, von Punk über Rock ’n’ Roll<br />

bis Disco und Poetry-Slam. Das Rössli, die<br />

Bar und Bühne am Vorplatz des Areals, ist<br />

allemal e<strong>in</strong>en Abstecher wert. Gleich h<strong>in</strong>ter<br />

der Reitschule bef<strong>in</strong>det sich an der Neubrückstrasse<br />

10 e<strong>in</strong>e weitere Institution der<br />

<strong>Bern</strong>er Clubkultur: Der ISC Club. In den<br />

70er-Jahren als «Internationaler Studentenclub<br />

der Universität <strong>Bern</strong>» gegründet, ist er<br />

heute e<strong>in</strong> stadtbekanntes Mekka für hochkarätige<br />

Musikabende. Grössen wie Mando<br />

Diao, Young Gods, Afrika Bambaataa, Züri<br />

West oder Héroes del Silencio haben hier<br />

schon ganze Nächte durchgefeiert. Erst <strong>in</strong><br />

Auch die Stadt<br />

Thun zeigt sich<br />

als wahres<br />

Ausgeh-Highlight<br />

den 90er-Jahren hat sich der ISC geöffnet<br />

und das Programm mit Discos und Konzerten<br />

auf e<strong>in</strong> breiteres Publikum ausgerichtet.<br />

Spannende Clubs gibt es <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> noch<br />

viele. Etwa das kultige GluGlu auf dem idyllischen<br />

Schwellenmätteli, wo jeden letzten<br />

Freitag im Monat die <strong>Bern</strong>er Party des Monats<br />

stattf<strong>in</strong>det. Oder der ältesten Musikclub<br />

von <strong>Bern</strong>, die 1968 gegründete Mahogany<br />

Hall am Klösterlistutz 18. Und natürlich der<br />

legendäre Marians Jazzroom im Hotel Innere<br />

Enge, <strong>in</strong> dem Dienstag bis Samstag die<br />

grossen Stars des Jazz und Blues auftreten.<br />

Es lohnt sich aber auch, die Umgebung<br />

von <strong>Bern</strong> nach coolen Clubs zu erkunden.<br />

Die Stadt Thun entpuppt sich dabei als<br />

wahres Ausgeh-Highlight. E<strong>in</strong> Must ist das<br />

Mokka an der Allmendstrasse 14, e<strong>in</strong> legendärer<br />

Club, der vom erst kürzlich verstorbenen<br />

Pädu MC Anliker gegründet wurde.<br />

Grosse Livebands spielen hier, aber auch DJs,<br />

experimentelle Jazzcombos oder Poetry-<br />

Slam f<strong>in</strong>den hier ihr Publikum. Nicht weit<br />

davon entfernt bef<strong>in</strong>det sich Thuns Epizentrum<br />

für lange Partynächte. Der Club The<br />

Legacy bietet alles, was laut ist: von Hardstyle-<br />

Raves bis College-Night. Im Gegensatz dazu<br />

profiliert sich der Vamp Club an der Unteren<br />

Hauptgasse 32 als Location für «Clubb<strong>in</strong>g<br />

with Attitude»: Im denkmalgeschützten<br />

Kellergewölbe wird «zeitgemässes Enterta<strong>in</strong>ment»<br />

geboten.<br />

In Interlaken ist das Balmers e<strong>in</strong> spezieller<br />

Hotspot. Obwohl der Club zu e<strong>in</strong>er<br />

Jugendherberge gehört, s<strong>in</strong>d die Partynächte<br />

lang und schwitzig. An der Rugenparkstrasse<br />

2 gilt das Hangover für Dance-Fans<br />

als beliebter Place-to-be. Zu House, Partytunes<br />

und Lat<strong>in</strong>o wird bis <strong>in</strong> die frühen<br />

Morgenstunden abgetanzt. Wer sich noch<br />

weiter nach h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> die Bergwelt traut,<br />

stösst <strong>in</strong> Meir<strong>in</strong>gen an der Bahnhofstrasse 3<br />

auf den jüngst eröffneten Sherpa Club. Neben<br />

Billardtisch und Dartscheiben wird hier die<br />

Nacht zum Tag. Und im Jugendstil-Hotel<br />

Wetterhorn <strong>in</strong> Hasliberg treten Grössen wie<br />

Michael von der Heide (8. Dez.) oder James<br />

Gruntz (9. Dez.) auf.<br />

■<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

31


ADELBODEN-LENK<br />

Herzlich und fadengrad<br />

Jürg Klopfenste<strong>in</strong>, Leiter Pisten und Fahrzeuge der Lenk Bergbahnen, liefert die «ehrlichsten Pistenberichte<br />

der Welt» – und rückt damit das sympathische Skigebiet <strong>in</strong> den Fokus der Generation Youtube<br />

MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />

Herr über 155 Schneekanonen im Skigebiet<br />

Adelboden-Lenk: Jürg Klopfenste<strong>in</strong><br />

«Hüt ischs perfekt!» – «Mit Naturschnee<br />

gsehts schitter uus.» Jürg Klopfenste<strong>in</strong> ist<br />

ke<strong>in</strong>er, der lange um den heissen Brei herumredet.<br />

Auf dem Youtube-Kanal von Lenk-<br />

Simmental Tourismus f<strong>in</strong>det man die Playlist<br />

mit allen Videos vom Pisten-Jürg und<br />

se<strong>in</strong>em «ehrlichste Pistenbericht der Welt».<br />

Er sagt geradeheraus, wie es um die Pisten<br />

im Skigebiet Adelboden-Lenk steht: Zehnbis<br />

fünfzehnmal pro Saison gibts e<strong>in</strong> neues<br />

Filmchen mit aktuellen und fadengraden<br />

E<strong>in</strong>schätzungen des Leiters Pisten und Fahrzeuge.<br />

«Ich mache das frisch von der Leber<br />

weg», me<strong>in</strong>t Pisten-Jürg bei e<strong>in</strong>em Kaffee im<br />

Berghaus Standhütte. «Ich kann ja schlecht<br />

sagen, wir hätten strahlende Sonne – und jeder<br />

sieht, wie es h<strong>in</strong>ter mir hagelt.»<br />

Die Filme werden nämlich direkt auf der<br />

Piste aufgenommen, und zwar vom Protagonisten<br />

selbst. Dass der 40-Jährige <strong>in</strong> den Filmen<br />

so authentisch wirkt, hat vor allem damit<br />

zu tun, dass er selber so authentisch ist:<br />

e<strong>in</strong> Lenker Urgeste<strong>in</strong>. Aufgewachsen ist er<br />

auf dem elterlichen Bauernhof. Und weil ihn<br />

Technik schon immer fasz<strong>in</strong>ierte, machte er<br />

e<strong>in</strong>e Lehre als Landmasch<strong>in</strong>enmechaniker.<br />

Heute trägt er die Gesamtverantwortung für<br />

die Pisten vom Metsch-Bühlberg und Betelberg<br />

sowie für den gesamten Masch<strong>in</strong>enpark.<br />

Spannend an se<strong>in</strong>em Job sei, dass man<br />

nicht alles planen könne. «Wir müssen uns<br />

nach der Natur richten.»<br />

Allerd<strong>in</strong>gs ist die Abhängigkeit von den<br />

äusseren Umständen kle<strong>in</strong>er geworden.<br />

Mittlerweile wird der grösste Teil der Pisten<br />

technisch beschneit. Sobald es kalt genug ist,<br />

beg<strong>in</strong>nt das Team mit dem Pistenaufbau:<br />

Die Pisten erhalten e<strong>in</strong>e etwa 50 Zentimeter<br />

dicke Schneedecke, und «diese Grundlage<br />

sollte bis nach Neujahr ausreichen», sagt der<br />

Experte. Kommt ke<strong>in</strong> Naturschnee h<strong>in</strong>zu,<br />

werden im Januar noch e<strong>in</strong>mal die Schneekanonen<br />

angeworfen. Im Pr<strong>in</strong>zip wird der<br />

Schnee nach e<strong>in</strong>em Skitag e<strong>in</strong>fach wieder<br />

an den richtigen Ort zurückgeschoben. Das<br />

«Ich kann ja schlecht<br />

sagen, es sche<strong>in</strong>e die<br />

Sonne, wenns<br />

h<strong>in</strong>ter mir hagelt»<br />

ist wesentlich anspruchsvoller, als es kl<strong>in</strong>gt:<br />

«Die Herausforderung liegt dar<strong>in</strong>, die Piste<br />

richtig zu lesen. Wo muss ich h<strong>in</strong> mit dem<br />

Schnee? Wo ist die Decke zu dünn?»<br />

Als die Kanonen aufkamen, waren sie<br />

stark umstritten. Inzwischen ist der Widerstand<br />

gegen die technische Beschneiung<br />

abgeflaut. Man müsse eben realistisch se<strong>in</strong>,<br />

me<strong>in</strong>t Pisten-Jürg. Ohne technischen Schnee<br />

könne es kaum noch Skisport geben. «Unser<br />

Markenzeichen s<strong>in</strong>d die toppräparierten Pisten<br />

– und die Freundlichkeit.» In bewährter<br />

Pisten-Jürg-Manier sagt Klopfenste<strong>in</strong> auch<br />

<strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht nur die Wahrheit: Die<br />

Herzlichkeit, mit der man bei den Lenk Bergbahnen<br />

begrüsst wird, ist tatsächlich auffallend.<br />

Wo sonst werden e<strong>in</strong>em die Ski beim<br />

Ausstieg aus der Gondel aus der Halterung<br />

genommen? Dass die Freundlichkeit nicht<br />

aufgesetzt wirkt, hat e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fachen Grund.<br />

Pisten-Jürg: «Es ist e<strong>in</strong>fach e<strong>in</strong> Glück, <strong>in</strong><br />

dieser Natur arbeiten zu dürfen!» ■<br />

EIN PARADIES FÜR<br />

WINTERSPORTLER<br />

Langlauf<br />

Die grenzenlose Weite macht das<br />

Simmental zum Langlauferlebnis.<br />

Mit abwechslungsreichen Routen<br />

mitten <strong>in</strong> der Berglandschaft.<br />

W<strong>in</strong>terwandern<br />

Das Simmental ist e<strong>in</strong> Eldorado für<br />

alle, die es etwas gemütlicher mögen.<br />

Und bietet auch im W<strong>in</strong>ter viele<br />

Wanderwege für jeden Anspruch.<br />

Skicross<br />

Vier Fahrer, die gleichzeitig durch<br />

Steilwandkurven crossen – das<br />

gibt es auf dem Betelberg bei Lenk.<br />

lenk-simmental.ch<br />

32<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


#PistenJürg<br />

Frisch von der Leber<br />

weg. Pisten-Jürg stellt<br />

se<strong>in</strong>e Berichte direkt <strong>in</strong>s<br />

Netz: youtube.com/<br />

lenksimmentaltourismus<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

33


E<strong>in</strong>e Frau hebt ab<br />

Die schnellste Art, durch das w<strong>in</strong>terliche <strong>Bern</strong>er Oberland zu reisen, ist zugleich<br />

die schönste: im Helikopter. E<strong>in</strong> Flug mit der Berufspilot<strong>in</strong> Julie May<br />

MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />

34<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


HELIKOPTER-PILOTIN<br />

Der Traum vom<br />

Fliegen: Helipilot<strong>in</strong><br />

Julie May <strong>in</strong> ihrem<br />

Eurocopter über<br />

den <strong>Bern</strong>er Alpen<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

35


2000 Rettungse<strong>in</strong>sätze<br />

pro Jahr:<br />

Air-Glaciers-Pilot<strong>in</strong><br />

Julie May mit<br />

Rettungssanitäter<br />

Ferd<strong>in</strong>and Eschler<br />

Fliegen ist für Julie<br />

May Beruf, Hobby,<br />

Berufung<br />

und Leidenschaft<br />

«Manchmal denke ich: Das ist doch gar nicht<br />

real», sagt Julie May. Auch nach Tausenden<br />

von Flugstunden steht die 30-jährige Helikopterpilot<strong>in</strong><br />

ihrer eigenen Tätigkeit fast<br />

ungläubig gegenüber. «Ich komme mir zuweilen<br />

vor wie im Film oder Märchen, so viel<br />

Schönheit kann es doch gar nicht geben»,<br />

me<strong>in</strong>t sie. «Und dass man mit diesen kle<strong>in</strong>en<br />

Masch<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>fach so <strong>in</strong> die Luft steigen<br />

kann, bleibt für mich letztlich unfassbar.»<br />

Zum e<strong>in</strong>en versteht man sie nur zu gut,<br />

wenn man mit ihr über das verschneite <strong>Bern</strong>er<br />

Oberland fliegt, von Lauterbrunnen<br />

über Mürren, Kandersteg, Adelboden und<br />

Lenk bis nach Gstaad – zum anderen fehlen<br />

e<strong>in</strong>em schlicht die Worte. Stumm staunt man<br />

darüber, dass es so viel Schönheit überhaupt<br />

geben kann. Diese machtvollen Gebirgszüge.<br />

Diese Täler mit ihren so friedlichen<br />

Siedlungen. Diese Farben. Und immer wieder:<br />

diese urtümliche Kraft der Landschaft,<br />

die geradezu erschütternd ist. Und wir können<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Kab<strong>in</strong>e sitzen, nahe den<br />

imposantesten Felswänden entlangfliegen,<br />

auf e<strong>in</strong>er weich wirkenden und schillernden<br />

Kuppe aufsetzen, weit weg von allem.<br />

Helikopterfliegen – das ist noch e<strong>in</strong>mal<br />

etwas ganz anderes als der Flächenflug. Man<br />

braucht ke<strong>in</strong>e Pisten, kann überall punktgenau<br />

landen oder bei Bedarf <strong>in</strong> der Luft stehen<br />

bleiben. Ke<strong>in</strong> Wunder also, dass Helikopter<br />

e<strong>in</strong>e extrem angefressene Fangeme<strong>in</strong>de haben.<br />

Zu ihr zählt auch Bruno Bagnoud. Der<br />

heute 82-jährige Walliser gründete 1965 das<br />

Helikopterunternehmen Air-Glaciers, das<br />

mittlerweile das zweitgrösste <strong>in</strong> der Schweiz<br />

ist. Der Hauptsitz bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong> Sitten,<br />

schon früh gelang aber der Sprung über den<br />

Röstigraben: 1968 wurde Air-Glaciers für<br />

die Dreharbeiten des James-Bond-Klassikers<br />

«Im Geheimdienst Ihrer Majestät» auf<br />

dem Schilthorn angeheuert. Heute betreibt<br />

das Unternehmen im <strong>Bern</strong>er Oberland e<strong>in</strong>e<br />

Basis <strong>in</strong> Lauterbrunnen und e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Saanen<br />

– und bietet von dort das gesamte Spektrum<br />

an Helikopter-Dienstleistungen an: Taxiflüge,<br />

Transportflüge, Law<strong>in</strong>ensprengflüge,<br />

Heliski<strong>in</strong>g, Schulungsflüge und Rettungen.<br />

Julie May, die im Januar 2016 zur 160-köpfigen<br />

Belegschaft von Air-Glaciers stiess,<br />

stammt aus e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Dorf <strong>in</strong> der Nähe<br />

von Verbier. Bereits mit elf Jahren ist sie<br />

von Helikoptern fasz<strong>in</strong>iert gewesen. «Me<strong>in</strong><br />

Vater ist Forstwart, und das Holz wird oft<br />

auf dem Luftweg wegtransportiert», erzählt<br />

sie. «Hörte ich e<strong>in</strong>en nahenden Helikopter,<br />

rannte ich immer h<strong>in</strong>zu.» Mit 14 durfte sie<br />

bei Hélicoptère Service <strong>in</strong> Sitten e<strong>in</strong> Praktikum<br />

absolvieren: den Heli putzen, kle<strong>in</strong>e<br />

Aufgaben erledigen, als Begleiter<strong>in</strong> mit <strong>in</strong><br />

die Lüfte steigen. Während ihrer Gymnasiumszeit<br />

<strong>in</strong>tensivierte sich die Mitarbeit, und<br />

als Julie die Matura <strong>in</strong> der Tasche hatte, begann<br />

sie die Ausbildung zur Privat- und Berufshelikopterpilot<strong>in</strong>.<br />

Sie rechnete allerd<strong>in</strong>gs<br />

nicht damit, ihre Leidenschaft je wirklich<br />

zum Beruf machen zu können. «Man sagte<br />

IN FÜNF MINUTEN<br />

IN DER LUFT<br />

Pro Jahr fliegt Air-Glaciers rund<br />

2000 Rettungse<strong>in</strong>sätze, etwa 350<br />

von Lauterbrunnen und 200 von<br />

Gstaad-Saanenland aus. Verlangt<br />

e<strong>in</strong>e der Notrufstellen e<strong>in</strong>en<br />

Helikoptere<strong>in</strong>satz, koord<strong>in</strong>iert die<br />

Rega den E<strong>in</strong>satz und löst bei<br />

Bedarf an den Standorten Lauterbrunnen<br />

oder Gstaad-Saanenland<br />

Alarm aus. «Innerhalb von 5 M<strong>in</strong>uten<br />

s<strong>in</strong>d wir tagsüber <strong>in</strong> der Luft», sagt<br />

Michael Jaun, Basisleiter und Pilot<br />

<strong>in</strong> Lauterbrunnen. Die Standardcrew<br />

besteht aus dem Piloten, e<strong>in</strong>em<br />

Arzt und e<strong>in</strong>em Rettungssanitäter.<br />

«Je nach Bedarf erweitern wir die<br />

Crew, zum Beispiel um e<strong>in</strong>en Bergführer»,<br />

so Jaun. Am Unfallort angekommen,<br />

erfolgt die Erstversorgung<br />

der Patienten. «Der Arzt vor<br />

Ort entscheidet dann, welches Spital<br />

am geeignetsten ist», sagt Jaun.<br />

Grundsätzlich können die Retter<br />

jedes Krankenhaus <strong>in</strong> der Schweiz<br />

anfliegen. Die naheliegendsten s<strong>in</strong>d<br />

Interlaken, Frutigen und Zweisimmen,<br />

schwere Verletzungen werden<br />

aber auch nach <strong>Bern</strong>, Zürich oder<br />

Luzern überwiesen. air-glaciers.ch<br />

<br />

36<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


«Dieser Beruf gibt<br />

mir das Gefühl,<br />

nützlich zu se<strong>in</strong>»:<br />

Julie May bei e<strong>in</strong>er<br />

Zwischenlandung<br />

auf dem Wispile<br />

bei Gstaad<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

37


HELIKOPTER-PILOTIN<br />

38<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


Machtvolle Berge,<br />

friedliche Täler:<br />

Blick vom Helikopter<br />

auf das Kandertal<br />

mit Kandersteg<br />

Der Gütertransport<br />

ist so etwas wie<br />

die Königsdiszipl<strong>in</strong><br />

für Piloten<br />

mir, es gäbe für Piloten nur wenige Arbeitsplätze<br />

<strong>in</strong> der Schweiz – und überall wolle<br />

man Leute mit Erfahrung.» Also meldete sie<br />

sich für e<strong>in</strong> Aviatikstudium an der School of<br />

Eng<strong>in</strong>eer<strong>in</strong>g <strong>in</strong> W<strong>in</strong>terthur an.<br />

Doch Julie hatte riesiges Glück: E<strong>in</strong>e<br />

Woche vor Studienbeg<strong>in</strong>n bekam sie ihre<br />

erste Stelle. «E<strong>in</strong> vermögender französischer<br />

Privatmann, der e<strong>in</strong> Ferienhaus <strong>in</strong><br />

Sa<strong>in</strong>t-Tropez besass, hatte sich zwei Helikopter<br />

gekauft und suchte Piloten. Fortan flog<br />

ich ihn <strong>in</strong> Südfrankreich herum, vom Flughafen<br />

Nizza nach Sa<strong>in</strong>t-Tropez oder von dort<br />

nach Korsika. Es war schon verrückt: Ich war<br />

21 Jahre alt und musste für e<strong>in</strong>en Mietwagen<br />

e<strong>in</strong>en Junglenkeraufschlag zahlen – flog<br />

aber mit dem Helikopter überall h<strong>in</strong>!»<br />

Anschliessend arbeitete Julie <strong>in</strong> Cannes<br />

für e<strong>in</strong> Helikopterunternehmen, das vor<br />

allem Taxiflüge an der Côte d’Azur durchführte.<br />

«Ich kam aus dem Unterwallis und<br />

landete mitten im Jetset», sagt sie. Dass<br />

dieser ihr nicht viel bedeutet, wie sie sagt,<br />

glaubt man ihr: Julie lebt alle<strong>in</strong> fürs Fliegen,<br />

es ist ihr Beruf, Hobby, Berufung, Leidenschaft<br />

und ureigenes Element zugleich. Das<br />

hat sie wohl mit den meisten Helikopterpiloten<br />

geme<strong>in</strong>. Dass sie sich mit den Reichen<br />

und Schönen der Welt versteht, kommt<br />

ihr aber heute fast täglich zugute, denn Helikopterflüge<br />

s<strong>in</strong>d nicht billig – allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong><br />

Erlebnis, das sich alle e<strong>in</strong>mal leisten sollten.<br />

Nach e<strong>in</strong>igen Saisons <strong>in</strong> Südfrankreich<br />

kehrte Julie als Pilot<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Wallis zurück, wo<br />

sie für e<strong>in</strong> Unternehmen Personentransporte<br />

aller Art durchführte und als Fluglehrer<strong>in</strong><br />

arbeitete. Doch auch wenn sie das gern<br />

machte, suchte sie e<strong>in</strong>e neue Herausforderung:<br />

«Ich wollte mit Unterlast fliegen»,<br />

sagt sie. Der Gütertransport ist so etwas wie<br />

die Königsdiszipl<strong>in</strong> für Piloten, denn die<br />

Last am Seil wird zu e<strong>in</strong>em riesigen Pendel<br />

mit entsprechender Hebelwirkung, was die<br />

ohneh<strong>in</strong> diffizile Steuerung enorm kompliziert.<br />

Zugetraut wird die Fliegerei mit Unterlast<br />

nur erfahrenen Piloten. «Doch als auf<br />

der Basis von Air-Glaciers <strong>in</strong> Lauterbrunnen<br />

e<strong>in</strong>e Stelle sofort besetzt werden musste, gab<br />

es kaum jemanden, der so schnell verfügbar<br />

war wie ich», sagt Julie. Heute gehört sie zum<br />

Team der Basis Lauterbrunnen, regelmässig<br />

wird sie aber auch <strong>in</strong> Saanen e<strong>in</strong>gesetzt, auf<br />

dem Flugplatz gleich neben Gstaad.<br />

Bei Air-Glaciers kann sich Julie voll ausleben.<br />

Im Frühl<strong>in</strong>g steht die Versorgung<br />

der Berghütten an, im Sommer gibt es viele<br />

Unterlastflüge für Baustellen <strong>in</strong> Gebieten,<br />

die sich mit Fahrzeugen nicht erreichen lassen,<br />

im W<strong>in</strong>ter ist Heliski<strong>in</strong>g beliebt. Ganzjährig<br />

gibt es Taxi- und Rundflüge – sowie<br />

Rettungse<strong>in</strong>sätze. Seit der Gründung wurde<br />

Air-Glaciers über 40 000 Mal bei Bergunfällen,<br />

Pisten- und Strassenrettungen, Evakuierungen<br />

und weiteren mediz<strong>in</strong>ischen Notfällen<br />

h<strong>in</strong>zugezogen. Der Zeitgew<strong>in</strong>n durch<br />

Helikopter ist bestechend: Ab e<strong>in</strong>er Unfallstelle<br />

im <strong>Bern</strong>er Oberland erreicht man auf<br />

dem Luftweg das Stadtberner Inselspital <strong>in</strong><br />

gerade e<strong>in</strong>mal zwanzig M<strong>in</strong>uten. «Dieser<br />

Beruf gibt mir das Gefühl, nützlich zu se<strong>in</strong>»,<br />

sagt Julie May. «Und ja, Helikopterfliegen<br />

macht rundum glücklich!»<br />

■<br />

IN A NUTSHELL<br />

Bird’s-eye view of<br />

the <strong>Bern</strong>ese Alps<br />

The fastest way to travel through<br />

the <strong>Bern</strong>ese Oberland is also the<br />

most attractive: by helicopter.<br />

Professional copter pilot Julie May<br />

has been fly<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>ce she turned 20,<br />

and <strong>in</strong> 2016 she jo<strong>in</strong>ed the team of<br />

Air-Glaciers. Air-Glaciers was founded<br />

<strong>in</strong> 1965 and is the secondlargest<br />

helicopter company <strong>in</strong> Switzerland.<br />

It has two bases <strong>in</strong> the <strong>Bern</strong>ese<br />

Oberland, Lauterbrunnen and<br />

Saanen, and offers the entire<br />

range of helicopter services: shuttle<br />

flights, transport hauls, flights to assist<br />

avalanche blast<strong>in</strong>g, heli-ski<strong>in</strong>g,<br />

tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g flights and some 500 rescue<br />

missions per year. To Julie May,<br />

be<strong>in</strong>g a pilot is not just a profession,<br />

it is also vocation, hobby, and passion;<br />

it is its very own element: «Fly<strong>in</strong>g<br />

a helicopter makes me happy.»<br />

Beruf und<br />

Leidenschaft: Seit<br />

letztem Jahr<br />

gehört Julie May<br />

zur 160-köpfigen<br />

3/<strong>2017</strong> Belegschaft von<br />

MADE IN BERN<br />

39<br />

Air-Glaciers


MÜRREN<br />

Teuflischer Spass<br />

Das Inferno <strong>in</strong> Mürren ist die grösste Volksabfahrt der Welt – und<br />

trotz hohem Schwierigkeitsgrad e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Vergnügen<br />

MARIUS LEUTENEGGER (TEXT) UND TOMAS WÜTHRICH (FOTOS)<br />

Diese Briten! Nie um e<strong>in</strong>e exotische Idee<br />

verlegen, immer bereit, sich kopfüber <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

höllisches Abenteuer zu stürzen. Als Beispiel<br />

dafür mag der Morgen des 29. Januar<br />

1928 dienen. An diesem Sonntag steigen<br />

17 Engländer auf Skis von Mürren durch<br />

Schnee, Eis und Kälte aufs Schilthorn. Und<br />

starten von dort zu e<strong>in</strong>em wahrhaft <strong>in</strong>fernalischen<br />

Rennen: Über tiefverschneite Hänge<br />

geht es auf langen Holzlatten zwölf Kilometer<br />

weit h<strong>in</strong>unter <strong>in</strong>s Tal. Initiant ist der<br />

Londoner Arnold Lunn, e<strong>in</strong>er der wichtigsten<br />

Pioniere des Alp<strong>in</strong>sports. Er versteht das<br />

Rennen vom Schilthorn herunter <strong>in</strong>s Tal als<br />

«real test» für die ganz Hartgesottenen unter<br />

se<strong>in</strong>en Freunden. Tatsächlich brauchte der<br />

Gew<strong>in</strong>ner, e<strong>in</strong> gewisser Harold Mitchell,<br />

72 M<strong>in</strong>uten bis zum Ziel, und e<strong>in</strong>er der<br />

Teilnehmenden brach sich unterwegs e<strong>in</strong>e<br />

Rippe. Doch ke<strong>in</strong>e Frage: So etwas musste<br />

wiederholt werden. Die Sache hatte Bestand<br />

und lebte auch nach kriegs- oder krisenbed<strong>in</strong>gten<br />

Unterbrüchen immer wieder auf.<br />

Auch heute noch<br />

hört man während<br />

des Infernos viel<br />

britisches Englisch<br />

Am 20. Januar 2018 kann deshalb e<strong>in</strong> grosses<br />

Jubiläum gefeiert werden: Das Inferno-<br />

Rennen wird zum 75. Mal ausgetragen.<br />

Fast alles ist noch gleich wie bei der ersten<br />

Durchführung – und fast alles ist anders.<br />

Noch immer führt das Rennen vom Schilthorn<br />

je nach Schneelage bis nach Mürren<br />

oder Lauterbrunnen, noch immer kann man<br />

die Strecke recht frei wählen – auf maximal<br />

14,9 Kilometern müssen gerade e<strong>in</strong>mal<br />

zwanzig Tore passiert werden – und noch<br />

immer und trotz Seilbahn zum Starthaus ist<br />

das Rennen nichts für Warmduscher. Aber<br />

aus dem Abenteuer e<strong>in</strong>es spleenigen Grüppchens<br />

ist mittlerweile e<strong>in</strong> gigantischer Anlass<br />

geworden: Mit 1850 Startenden <strong>in</strong> sieben<br />

Kategorien – von Damen I bis Gentlemen<br />

– gilt das Inferno als das grösste Amateur-<br />

Skirennen der Welt. Zusammen mit dem<br />

Arlberg Kandahar ist es auch das älteste.<br />

Weiter wachsen kann der Anlass nicht<br />

mehr. Der E<strong>in</strong>zelstart, der den Massenstart<br />

längst abgelöst hat, setzt Limiten. «Zwischen<br />

zwei Starts verstreichen gerade e<strong>in</strong>mal zwölf<br />

40<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


Wie die Profis. Die<br />

meisten der<br />

Inferno-Abfahrer<br />

tragen Rennanzüge<br />

DAS INFERNO FEIERT JUBILÄUM<br />

Sekunden», sagt Samuel Bichsel, Tourismusdirektor<br />

von Mürren. Und auch sonst<br />

br<strong>in</strong>gt das Inferno die Region an die Kapazitätsgrenzen.<br />

Mürren platzt während der Inferno-Tage<br />

aus allen Nähten. Das Programm<br />

beg<strong>in</strong>nt am Mittwoch mit e<strong>in</strong>em Langlauf-<br />

Wettbewerb durchs Dorf. Am Donnerstag<br />

und Freitag steht e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation auf dem<br />

Programm. Und am Samstag wird dann zur<br />

legendären Inferno-Abfahrt gestartet.<br />

Als wäre die Zeit stehen geblieben, hört<br />

man auch heute noch während der Inferno-<br />

Tage viel, sehr viel britisches Englisch. Vor<br />

zwei Jahren g<strong>in</strong>g gar Pippa Middleton, die<br />

Schwester der künftigen König<strong>in</strong>, an den<br />

Start und löste wesentlich mehr Medien<strong>in</strong>teresse<br />

aus als die Gew<strong>in</strong>ner. Der sportliche<br />

Wert des Infernos muss nämlich etwas<br />

relativiert werden: E<strong>in</strong>erseits ist es e<strong>in</strong>e<br />

gewaltige Leistung, die gesamte Strecke <strong>in</strong><br />

weniger als e<strong>in</strong>er Viertelstunde zurückzulegen,<br />

wie das die Besten heute tun. Andererseits<br />

spielt auch Glück e<strong>in</strong>e wichtige Rolle.<br />

Samuel Bichsel er<strong>in</strong>nert sich an Rennen, bei<br />

denen die Piste im Verlauf des Tags immer<br />

schneller und schneller wurde – und die zuletzt<br />

Startenden Spitzenpositionen erzielten.<br />

Weil das Rennen viel weniger kalkulierbar<br />

2018 werden die Inferno-Rennen zum<br />

75. Mal durchgeführt – vom 17. bis 20.<br />

Januar. Wer sich noch nicht angemeldet<br />

hat, kann nicht starten, denn die<br />

Anmeldefrist lief bereits im September<br />

ab. Doch es gibt natürlich auch e<strong>in</strong><br />

76. Rennen! Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der letzten<br />

drei Jahre e<strong>in</strong>e Auszeichnung für e<strong>in</strong>e<br />

gute Leistung erhalten hat, ist automatisch<br />

qualifiziert; die übrigen Startplätze<br />

werden unter den Anmeldungen<br />

ausgelost. Die Inferno-Rennen s<strong>in</strong>d<br />

aber nicht nur für die Teilnehmenden<br />

e<strong>in</strong> Vergnügen, sondern auch fürs Publikum.<br />

Die Reise nach Mürren lohnt sich<br />

schon wegen des vielfältigen Rahmenprogramms<br />

mit Teufelsverbrennung<br />

und Festbetrieb. <strong>in</strong>ferno-muerren.ch<br />

ist als etwa e<strong>in</strong>e Weltcupabfahrt, machen die<br />

Grossen des Sports auch e<strong>in</strong>en weiten Bogen<br />

um den Anlass. Beim Inferno ist das olympische<br />

Diktum «Dabeise<strong>in</strong> ist alles» tatsächlich<br />

Richtschnur. Dabei ist die Sache ke<strong>in</strong>eswegs<br />

ungefährlich. Unterhalb des Starts bef<strong>in</strong>det<br />

sich der steilste Pistenabschnitt im ganzen<br />

<strong>Bern</strong>er Oberland. Alles <strong>in</strong> allem verzeichnet<br />

das Inferno aber überraschend wenig<br />

<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

41


MÜRREN<br />

Nur Runterbrettern wäre<br />

zu e<strong>in</strong>fach. Am Ende der Abfahrt<br />

gibts noch e<strong>in</strong>e Steigung<br />

Unfälle. Dass manche Teilnehmenden auch<br />

nicht die grossen Rennfahrer s<strong>in</strong>d, sieht man<br />

ihnen allerd<strong>in</strong>gs kaum an. Fast alle starten<br />

heutzutage im Renndress, viele <strong>in</strong> Anzügen,<br />

die e<strong>in</strong>st von den Profis im Weltcup getragen<br />

wurden – etwa jene so orig<strong>in</strong>ellen wie hässlichen<br />

mit den Käselöchern.<br />

E<strong>in</strong> w<strong>in</strong>dschlüpfriger Dress garantiert<br />

allerd<strong>in</strong>gs noch ke<strong>in</strong>en Erfolg, denn beim<br />

Inferno s<strong>in</strong>d vielfältige Fähigkeiten gefragt:<br />

Nur Runterbrettern wäre zu e<strong>in</strong>fach, und<br />

deshalb muss gegen Ende des Rennes auch<br />

noch e<strong>in</strong>e lange Gegensteigung bewältigt<br />

werden. Die fiese Streckenführung ist beabsichtigt,<br />

denn hier trennt sich der Spreu<br />

vom Weizen. Während das Reglement sonst<br />

e<strong>in</strong>igen Spielraum belässt («erlaubt ist das<br />

Beenden des Rennens auf e<strong>in</strong>em Ski»), ist<br />

die Sache hier klar: «Sämtliche Zwischensteigungen<br />

müssen mit angeschnallten Skis<br />

bewältigt werden.» Die Athlet<strong>in</strong>nen und<br />

Athleten können e<strong>in</strong>em wirklich leid tun,<br />

wie sie schwitzend und keuchend die Strecke<br />

hochstöckeln. Doch es ist nicht nur die<br />

körperliche Belastung, die diesen Aufstieg<br />

zur Sch<strong>in</strong>derei macht. Der Qualabschnitt ist<br />

nämlich bei Zuschauern besonders beliebt.<br />

Am Rand der Piste stehen unzählige Möchtegern-Feldweibel,<br />

die auf die mit Vornamen<br />

beschrifteten Teilnehmenden e<strong>in</strong>brüllen –<br />

meist mit e<strong>in</strong>em Bier oder Sandwich <strong>in</strong> der<br />

Hand. «Hopp, hopp, hopp, Herbert!» «Jetzt<br />

mach nicht schlapp, Gabi!» «Du schaffst das,<br />

Horst, gib ihm, gib ihm!» E<strong>in</strong>e Riesenparty.<br />

Ab hier sche<strong>in</strong>t sich der Spassfaktor ohneh<strong>in</strong><br />

von Meter zu Meter zu vergrössern – und<br />

am Ziel gibt es dann ke<strong>in</strong> Halten mehr. Nun<br />

wird es richtig laut und ausgelassen. Tausende<br />

feiern, es fliesst viel Bier und Schnaps,<br />

doch die Stimmung ist extrem friedlich. Das<br />

Dorf tanzt. Und das ist erst recht der Fall,<br />

IN A NUTSHELL<br />

The craziest ski race on earth<br />

It’s called Inferno, it takes place <strong>in</strong><br />

Mürren and it is the largest amateur<br />

downhill race <strong>in</strong> the world. Despite<br />

its high level of difficulty, it is also<br />

sheer pleasure. A rather quirky group<br />

of Brits launched the event <strong>in</strong> 1928,<br />

when they scaled the Schilthorn and<br />

then found their <strong>in</strong>dividual routes<br />

wenn am Abend <strong>in</strong> der vollgepferchten Festhalle<br />

die Siegerehrung durchgeführt wird.<br />

Spätestens jetzt wird klar, dass das Inferno-<br />

Rennen viel mehr ist als e<strong>in</strong> Sportanlass:<br />

Im lauten Gejohle, fröhlichen Geflirte und<br />

wilden Treiben geht die Rangverkündigung<br />

praktisch unter. Wer den Höllenritt vom<br />

Schilthorn herunter geschafft hat, tanzt jetzt<br />

auf Tischen und feiert e<strong>in</strong>en herrlichen Tag.<br />

«Das ist eben das Inferno», me<strong>in</strong>t Samuel<br />

Bichsel begeistert. Und für fast alle ist klar:<br />

Nächsten W<strong>in</strong>ter s<strong>in</strong>d wir wieder dabei! ■<br />

down the snowy slopes. S<strong>in</strong>ce then,<br />

the 15-kilometre race has been<br />

staged almost every year, weather or<br />

world events permitt<strong>in</strong>g. On 20 January<br />

2018, the Inferno unfolds for the<br />

75th time. It will stretch the capacity<br />

of the village – 1,850 participants are<br />

compet<strong>in</strong>g <strong>in</strong> different categories.<br />

42<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


01<br />

05<br />

06<br />

03<br />

02<br />

04<br />

07<br />

01) Ellen Luise di Lorenzi, 53,<br />

Ma<strong>in</strong>z, Deutschland<br />

«Wir s<strong>in</strong>d schon seit 25 Jahren dabei,<br />

me<strong>in</strong> Mann ist e<strong>in</strong> riesiger Fan und<br />

erfahrener Inferno-Pilot. Heute b<strong>in</strong> ich<br />

auch e<strong>in</strong>mal gestartet. Ich f<strong>in</strong>de toll, dass<br />

man die Piste e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stück<br />

runterdonnern kann. Es herrscht<br />

Rennstimmung – aber kaum jemand<br />

geht übers Limit h<strong>in</strong>aus.»<br />

Rang: 27 (Kategorie Ladies)<br />

02 ) Felix Hauenste<strong>in</strong>, 61,<br />

Oberdiessbach BE<br />

«Ich b<strong>in</strong> zum ersten Mal dabei – mit Startnummer<br />

1114! Ich dachte immer: E<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>e Strecke halb rennmässig abzufahren,<br />

das wäre toll! E<strong>in</strong> Arbeitskollege<br />

fragte mich, ob ich hier teilnehmen möchte.<br />

Ab e<strong>in</strong>em gewissen Alter will man doch<br />

e<strong>in</strong>fach noch e<strong>in</strong>mal etwas Verrücktes<br />

unternehmen. Allerd<strong>in</strong>gs habe ich nicht<br />

tra<strong>in</strong>iert, daher lege ich h<strong>in</strong> und<br />

wieder e<strong>in</strong>en Sicherheitsschwung e<strong>in</strong>.»<br />

Rang: 73 (Kategorie Gentlemen)<br />

03) Oliver Tschud<strong>in</strong>, 49,<br />

Rhe<strong>in</strong>felden AG<br />

«Dieses Jahr b<strong>in</strong> ich zum fünften Mal<br />

dabei, erstmals bei den Senioren II. Ich<br />

fühle mich mit Mürren sehr verbunden,<br />

denn ich verbr<strong>in</strong>ge hier regelmässig<br />

me<strong>in</strong>e Ferien. Und das Inferno gehört<br />

zum Dorf. Mit Mürren ist es ganz e<strong>in</strong>fach:<br />

Entweder man kommt immer wieder her –<br />

oder e<strong>in</strong>mal und nie wieder. Mit dem<br />

«Man lebt für<br />

e<strong>in</strong>mal nahe<br />

am Limit»<br />

Neun Waghalsige sagen,<br />

warum das Inferno so viel Spass<br />

macht. Und sie jedes Jahr<br />

wieder kommen<br />

Rennen ist es dasselbe. Ich f<strong>in</strong>de es toll,<br />

die Piste, die man den ganzen W<strong>in</strong>ter über<br />

nutzt, e<strong>in</strong>mal im Rennmodus abzufahren<br />

und sich wie e<strong>in</strong> Rennfahrer zu fühlen!»<br />

Rang: 157 (Kategorie Senioren II)<br />

04) Lara Sedr<strong>in</strong>a Sommer, 24,<br />

Leissigen BE<br />

«Ich mache bereits zum zehnten Mal mit.<br />

Beim Inferno kann ich so richtig die Sau<br />

rauslassen. Ich stehe jedes Jahr<br />

vierzig-, fünfzigmal auf der Piste, aber<br />

ich habe nie so viel Spass wie während<br />

des Rennens. Natürlich ist die Abfahrt<br />

hart, und irgendwann beg<strong>in</strong>nen die Be<strong>in</strong>e<br />

zu schmerzen – aber das ist es wert.<br />

Es ist e<strong>in</strong> guter Schmerz, weil man weiss,<br />

man macht bei etwas Tollem mit und lebt<br />

für e<strong>in</strong>mal nahe am Limit!»<br />

Rang: 16 (Kategorie Damen I)<br />

05 ) Adrian Stucki, 39,<br />

Erlenbach im Simmental BE<br />

«Ich stehe an e<strong>in</strong>em steilen Streckenabschnitt<br />

und schw<strong>in</strong>ge bei e<strong>in</strong>em Sturz<br />

die gelbe Flagge, damit die nachfolgenden<br />

Fahrer ihr Tempo drosseln. Das ist<br />

fast wie <strong>in</strong> der Formel 1. Als Streckenposten<br />

b<strong>in</strong> ich zum vierten Mal dabei. Mir<br />

gefällt die grandiose Stimmung. Und ist<br />

das Wetter gut, können auch wir Helfer<br />

den Tag so richtig geniessen.»<br />

06) Kathi Reber, 50,<br />

aus Niederhünigen BE<br />

«Ich b<strong>in</strong> zum sechsten Mal dabei. Ich<br />

hegte zwar schon lang den Wunsch, doch<br />

alle sagten immer: Du kriegst ohneh<strong>in</strong><br />

ke<strong>in</strong>en Startplatz. Als ich mich zur<br />

Teilnahme entschied, war das aber überhaupt<br />

ke<strong>in</strong> Problem. Ich mache mit, weil<br />

ich e<strong>in</strong> verrücktes Huhn b<strong>in</strong> und den Kick<br />

brauche. Während des Rennens denke<br />

ich immer: wow, diese Geschw<strong>in</strong>digkeit.»<br />

Rang: 2 (Kategorie Ladies)<br />

07) Viviane von Teufenste<strong>in</strong>, 26,<br />

Stadt <strong>Bern</strong><br />

«Ich wollte hier schon immer e<strong>in</strong>mal<br />

teilnehmen. Jetzt stehe ich am Ziel. Das<br />

Rennen war strenger, als ich dachte – und<br />

viel schneller vorbei, als ich erwartete.<br />

Während der Abfahrt dachte ich immer<br />

daran, ke<strong>in</strong>esfalls zu stürzen. Oft war es<br />

nicht e<strong>in</strong>fach, die vor mir Gestarteten zu<br />

überholen. Ich mache sicher wieder mit!»<br />

Rang: 84 (Kategorie Damen I)<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

43


44<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong><br />

ILLUSTRATION: MUTI - FOLIO ART


TOP4-SKIPASS<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

45


TOP4-SKIPASS<br />

Vier auf e<strong>in</strong>en Streich<br />

So etwas gab es <strong>in</strong> der Schweiz noch nie. Mit dem Top4-Skipass kann man sämtliche Lifte<br />

und Bergbahnen <strong>in</strong> den vier grössten <strong>Bern</strong>er Skigebieten benutzen. Für mehr<br />

Abwechslung und Vergnügen. Und das zum unschlagbaren Preis von nur 666 Franken<br />

Mehr Pisten, mehr Funparks, mehr Lifte –<br />

und vor allem mehr Spass, und dies für nur<br />

e<strong>in</strong>en Franken pro Pistenkilometer. Für die<br />

kommende W<strong>in</strong>tersaison br<strong>in</strong>gen die vier<br />

Skigebiete Adelboden-Lenk, Gstaad, Jungfrau<br />

Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg<br />

den geme<strong>in</strong>samen Top4-Skipass auf den<br />

Markt. Für 666 Schweizer Franken warten<br />

666 traumhafte Pistenkilometer auf<br />

die W<strong>in</strong>tersportler. Von sanften Hängen<br />

und steilen Abfahrten über Freestyle- und<br />

Funparks bis h<strong>in</strong> zu endlosem Pulverschnee:<br />

Der Zusammenschluss der vier grössten<br />

<strong>Bern</strong>er Skigebiete bietet Skifahrern und<br />

Snowboardern, Kle<strong>in</strong> und Gross, Anfängern<br />

und Fortgeschrittenen alles, was das Herz<br />

e<strong>in</strong>es jeden W<strong>in</strong>tersportlers begehrt.<br />

Doch das ist noch nicht alles. Mit dem neuen<br />

Top4-Skipass kann man nicht nur 666 Pistenkilometer<br />

geniessen, sondern profitiert<br />

zusätzlich von 33 Prozent Rabatt bei der<br />

Hotelübernachtung: Wer im Besitz e<strong>in</strong>es<br />

Top4-Skipasses ist, nächtigt <strong>in</strong> den Hotels<br />

der Top4-Skigebiete Adelboden-Lenk,<br />

Gstaad, Jungfrau Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-<br />

Hasliberg sowie <strong>in</strong> Interlaken und Kandersteg<br />

von Sonntag bis Donnerstag günstiger.<br />

Zudem gibts für die e<strong>in</strong>zelnen Skigebiete<br />

attraktive Partnerangebote, zum Beispiel<br />

vergünstigte oder gar Gratise<strong>in</strong>tritte zu den<br />

Lauberhornrennen oder Ermässigungen <strong>in</strong><br />

diversen Ski- und Snowshops. Der Top4-<br />

Skipass ist noch bis zum 15. Dezember <strong>2017</strong><br />

zum Vorzugspreis erhältlich. top4.ski<br />

SKIPASS IM<br />

VORVERKAUF<br />

SKIPASS<br />

Normal Vorverkauf<br />

Erwachsene 950.– 666.–<br />

Jugendliche 710.– 499.–<br />

K<strong>in</strong>der (bis 15 J.) 475.– 333.–<br />

Den Top4-Skipass gibt es zum<br />

Vorzugspreis bis am 15. Dezember.<br />

46<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


ILLUSTRATIONEN: MUTI - FOLIO ART, FOTOS: ZVG<br />

ADELBODEN-LENK<br />

Das Skigebiet Adelboden-Lenk bietet<br />

auf 205 Pistenkilometern sowohl für<br />

Anfänger als auch für Fortgeschrittene<br />

Fahrspass pur. Abwechslung, Action und<br />

Spass garantieren zudem drei verschiedenen<br />

Skicrossparks, zwei Skimovies<br />

und der Schlittelpark. Und für Freestyler<br />

gibt es im beliebten Funpark Gran Masta<br />

Park am Hahnenmoos mit diversen<br />

Jumps und Rails den gesuchten Adrenal<strong>in</strong>kick.<br />

Neben den bestens präparierten<br />

Skipisten haben die Schneesportler aber<br />

die Qual der Wahl. Zusätzlich stehen 190<br />

Kilometer W<strong>in</strong>terwanderwege, 10 Schlittelwege<br />

und 118 Kilometer Langlaufloipen<br />

zur Verfügung.<br />

GSTAAD<br />

Re<strong>in</strong> <strong>in</strong>s W<strong>in</strong>tervergnügen. Ob sportlich<br />

oder genussvoll entspannt: Das W<strong>in</strong>terwunderland<br />

Gstaad verzaubert <strong>in</strong> all<br />

se<strong>in</strong>en Facetten. Pistengenuss auf 195<br />

Kilometern, e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e liebliche<br />

Landschaft auf rund 2100 Metern über<br />

Meer. Die Region punktet mit der R<strong>in</strong>derberg<br />

Ronda, e<strong>in</strong>er Skisafari über drei<br />

Berge und Täler, dem direkten Anschluss<br />

an den öffentlichen Verkehr und e<strong>in</strong>er<br />

genüsslichen Vielfalt an Berghäusern<br />

mit alp<strong>in</strong>em Charme.<br />

JUNGFRAU SKI REGION<br />

Abfahrten auf der Weltcupstrecke des<br />

legendären Lauberhornrennens, breite,<br />

sanfte oder steile Hänge sowie mehrere<br />

Snow- und Funparks: Die Jungfrau Ski<br />

Region bietet mit 206 Pistenkilometern<br />

vor der weltberühmten Kulisse von Eiger,<br />

Mönch und Jungfrau alles, was das Herz<br />

begehrt. Freestyler f<strong>in</strong>den Topbed<strong>in</strong>gungen<br />

im Gebiet Gr<strong>in</strong>delwald-First mit dem<br />

White Elements Park und e<strong>in</strong>er der<br />

wenigen Superpipes der Schweiz. Im<br />

Gebiet Schilthorn liegt das Mekka des<br />

Freeridens und bietet unzählige phänomenale<br />

Runs. Aber auch für W<strong>in</strong>terwanderer<br />

und Schlittelfans stehen über hundert<br />

Kilometer präparierte Wege zur Verfügung.<br />

Events wie die Internationalen<br />

Lauberhornrennen, Inferno-Rennen und<br />

das Snowpenair runden das Angebot ab.<br />

MEIRINGEN-HASLIBERG<br />

Abwechslungsreiche Tage s<strong>in</strong>d im Skigebiet<br />

Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg garantiert.<br />

60 Pistenkilometer, 7 Kilometer Schlittelwege,<br />

25 Kilometer Wanderrouten, Langlaufloipen<br />

sowie das Übungsgelände<br />

Skihäsliland warten<br />

hier auf die Besucher. Besondere<br />

Highlights s<strong>in</strong>d das<br />

Nachtskifahren jeden Freitag<br />

von Mitte Januar bis Mitte März<br />

und das Nachtschlitteln jeden<br />

Mittwoch von Ende Januar bis<br />

Anfang März, beides auf der<br />

beleuchteten Piste von Mägisalp<br />

nach Reuti respektive Bidmi.<br />

Rasant wird es im Skirennzentrum<br />

Hasliberg mit fix <strong>in</strong>stallierten<br />

Sicherheitsnetzen, Zeitmessungsskala<br />

und Beschneiungsanlagen.<br />

ZWEI<br />

TOP4-SKIPÄSSE<br />

IM WERT VON JE<br />

666 Franken<br />

ZU GEWINNEN<br />

WETTBEWERB<br />

Beantworten Sie die<br />

folgenden Fragen, und mit<br />

etwas Glück gew<strong>in</strong>nen Sie<br />

e<strong>in</strong>en Top4-Skipass.<br />

A. Wie viele<br />

Snowboarder<br />

bef<strong>in</strong>den sich<br />

auf dem<br />

Wimmelbild<br />

auf Seite 44?<br />

B. In welchen<br />

vier Skigebieten ist<br />

der Top4-Skipass<br />

gültig?<br />

So s<strong>in</strong>d Sie dabei:<br />

E<strong>in</strong>fach die Fragen auf<br />

made<strong>in</strong>bern.com/w<strong>in</strong><br />

beantworten und gew<strong>in</strong>nen!<br />

Die Gew<strong>in</strong>ner werden schriftlich<br />

benachrichtigt. Über den Wettbewerb<br />

wird ke<strong>in</strong>e Korrespondenz geführt.<br />

Entdecke hier<br />

die lustigen<br />

Spots zum<br />

Top4-Skipass<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

47


AGENDA<br />

WEIHNACHTSMÄRKTE,<br />

SKIWELTCUP-RENNEN<br />

UND EIN FEUERWERK<br />

27. NOVEMBER<br />

20. DEZEMBER–18. FEBRUAR<br />

12.–14. JANUAR<br />

ZIBELEMÄRIT<br />

Am grössten Markt <strong>in</strong> <strong>Bern</strong><br />

gibts nicht nur Zwiebelzöpfe zu<br />

kaufen, sondern auch Textilien,<br />

Schmuck und Keramik.<br />

bern.com<br />

KUNSTEISBAHN<br />

BUNDESPLATZ<br />

Direkt vor dem Bundeshaus<br />

übers Eis gleiten! Dazu gibt es<br />

Konzerte und Fondue-Beizli.<br />

kunsteisbahnbundesplatz.ch<br />

LAUBERHORNRENNEN<br />

E<strong>in</strong>er der Höhepunkte im<br />

Skizirkus: die spektakuläre<br />

Lauberhornabfahrt.<br />

lauberhorn.ch<br />

2.–24. DEZEMBER<br />

BERNER<br />

WEIHNACHTSMÄRKTE<br />

In <strong>Bern</strong> gibts gleich zwei<br />

Weihnachtsmärkte: Während<br />

auf dem Münsterplatz das<br />

Kunsthandwerk im Mittelpunkt<br />

steht, gibt es auf dem Waisenhausplatz<br />

gängige Martkartikel.<br />

bern.com<br />

3. DEZEMBER<br />

WINTERMÄRCHEN<br />

Büren an der Aare wird zum<br />

W<strong>in</strong>termärchen. Mit Rösslifahrten<br />

und Kerzenziehen.<br />

bueren.ch<br />

15./16. DEZEMBER<br />

WINTEROPENING<br />

GRINDELWALD<br />

Mit e<strong>in</strong>em Paukenschlag<br />

und vielen Aktivitäten wird<br />

die W<strong>in</strong>tersaison eröffnet.<br />

gr<strong>in</strong>delwald.ch<br />

16. DEZEMBER –24. FEBRUAR<br />

TOP OF EUROPE<br />

ICE MAGIC<br />

E<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Schlittschuherlebnis<br />

mitten <strong>in</strong> Interlaken mit<br />

Eisfeldern und Markständen.<br />

icemagic.ch<br />

31. DEZEMBER–2. JANUAR<br />

LÄNGSTER SILVESTER<br />

Interlaken feiert den Jahreswechsel<br />

gleich drei Tage lang.<br />

Mit e<strong>in</strong>em grossen Feuerwerk,<br />

Openair-Konzerten und<br />

e<strong>in</strong>em Umzug durchs Dorf.<br />

<strong>in</strong>terlaken.ch/silvester<br />

6./7. JANUAR<br />

WELTCUPRENNEN<br />

ADELBODEN<br />

Zum 62. Mal f<strong>in</strong>den am<br />

Chuenisbärgli die legendären<br />

Slalom- und Riesenslalom-<br />

Weltcuprennen statt.<br />

weltcup-adelboden.ch<br />

15.–20. JANUAR<br />

WORLD SNOW<br />

FESTIVAL<br />

E<strong>in</strong>e Woche lang kreieren <strong>in</strong><br />

Gr<strong>in</strong>delwald Länder-Teams die<br />

schönsten Schneeskulpturen.<br />

gr<strong>in</strong>delwald.ch<br />

18.–21. JANUAR<br />

SNOW BIKE<br />

FESTIVAL<br />

Das erste UCI-Rennen auf<br />

Schnee lockt Profis und<br />

Amateure nach Gstaad.<br />

snowbikefestival.com<br />

FOTOS: KEYSTONE (3), ZVG<br />

48<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong>


SILVESTER IN INTERLAKEN<br />

GSTAAD SNOWBIKE<br />

21.–28. JANUAR<br />

BELLE EPOQUE<br />

IN KANDERSTEG<br />

E<strong>in</strong>e Woche lang lebt e<strong>in</strong> Dorf<br />

wie zur Jahrhundertwende.<br />

kandersteg.ch<br />

27. JANUAR–4. FEBRUAR<br />

NORDISCHE JUNIOREN-<br />

WELTMEISTERSCHAFTEN<br />

In Kandersteg und Ulrichen<br />

kämpft die künftige<br />

Weltelite um Medaillen.<br />

kandersteg.ch<br />

4. FEBRUAR<br />

SNOW-UP<br />

INTERJURASSIEN<br />

E<strong>in</strong> Sportanlass mit dem<br />

Ziel, die Gesundheit zu fördern.<br />

Die Rundstrecken beg<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Saignelégier und <strong>in</strong><br />

Les Reussilles.<br />

snowup-<strong>in</strong>terjurassien.ch<br />

10. FEBRUAR<br />

FAMIGROS SKI DAY<br />

E<strong>in</strong> Schneesporttag für die<br />

ganze Familie zu e<strong>in</strong>em<br />

unschlagbaren Preis – und<br />

mit vielen Attraktionen für die<br />

Kidslenk-simmental.ch<br />

10./11. FEBRUAR<br />

SCHLITTENHUNDE-<br />

RENNEN LENK<br />

Der spektakuläre Event mit<br />

<strong>in</strong>ternationaler Beteiligung ist <strong>in</strong><br />

Lenk nicht mehr wegzudenken.<br />

lenk-simmental.ch<br />

18. FEBRUAR–22. APRIL<br />

8.–11. MÄRZ<br />

RIDE ON MUSIC<br />

Bereits zum sechsten Mal<br />

gibt es <strong>in</strong> Schönried-Saanenmöser<br />

dieses Musikfestival mit<br />

<strong>in</strong>ternationalen Stars.<br />

rideonmusic.ch<br />

18./19. MÄRZ<br />

IGLU FESTIVAL<br />

ADELBODEN<br />

Am Iglu Festival auf der<br />

Engstligenalp werden die<br />

schönsten Iglus prämiert.<br />

adelboden.ch<br />

21.-25. MÄRZ<br />

IMPRESSUM<br />

LEITUNG Dom<strong>in</strong>ic<br />

Geisseler REDAKTION<br />

Erik Brühlmann, Marius<br />

Leutenegger, Lukas<br />

Tobler, Zeno van Essel<br />

PRODUKTION Dom<strong>in</strong>ic<br />

Geisseler GRAFIK<br />

Fabienne Boesch<br />

FOTOREDAKTION Suse<br />

He<strong>in</strong>z, Christ<strong>in</strong>a Rohner<br />

ÜBERSETZUNGEN (ENGL.)<br />

Rosemarie Graffagn<strong>in</strong>i<br />

TITELFOTO Jean-<br />

Christophe Bott/<br />

Keystone<br />

LEITUNG VERLAG<br />

Marcel Tappe<strong>in</strong>er<br />

VERKAUFSLEITUNG<br />

Adriano Valeri<br />

PRINTED IN SWITZERLAND<br />

E<strong>in</strong>e Zusammenarbeit der<br />

BE! Tourismus AG<br />

mit der SonntagsZeitung<br />

INTERLAKEN CLASSICS<br />

Seit über fünfzig Jahren wartet<br />

Interlaken zum Frühl<strong>in</strong>gsanfang<br />

mit hochkarätigen<br />

klassischen Konzerten auf.<br />

<strong>in</strong>terlaken-classics.ch<br />

TELEMARK AM<br />

SCHILTHORN<br />

Mit den Telemark World Cup<br />

F<strong>in</strong>als lässt Mürren die historische<br />

Abfahrtstechnik aufleben.<br />

schilthorn.ch<br />

3/<strong>2017</strong> MADE IN BERN<br />

49


SOUVENIRS<br />

01<br />

02<br />

03<br />

04<br />

05<br />

06<br />

07<br />

08<br />

10<br />

09<br />

Das Beste aus <strong>Bern</strong><br />

Likör mit Basilikum, Craft Beer aus Adelbodner Wasser oder im ewigen Eis der Jungfrau<br />

gereifter Whisky – der Kanton <strong>Bern</strong> punktet mit coolen Getränken<br />

01 CHILISCHNOUZ<br />

Bärner Likör aus biologisch<br />

angebautem Basilikum und<br />

e<strong>in</strong>er Prise Chili<br />

02 SOUBOZIANE<br />

Der erfrischende Aperitif von<br />

Gagygnole kommt aus dem<br />

Dorf Souboz im <strong>Bern</strong>er Jura<br />

03 SWISS MOUNTAIN<br />

Der S<strong>in</strong>gle Malt Whisky<br />

50<br />

von Rugenbräu ist im ewigen<br />

Eis der Jungfrau gereift<br />

04 HANZ-VODKA<br />

Nur aus Weizen und Wasser<br />

und ohne Zusätze <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Bern</strong>er Manufaktur produziert<br />

05 BÄRG BIER<br />

E<strong>in</strong> Naturtrübes, gebraut<br />

aus quellfrischem<br />

Adelbodner Wasser<br />

06 INGWERER<br />

Der scharfe Ingwerlikör<br />

der Firma Peppe kommt aus<br />

der <strong>Bern</strong>er Lorra<strong>in</strong>e<br />

07 DRY GIN<br />

Die edle Spirituose wird <strong>in</strong><br />

Handarbeit <strong>in</strong> der Brennerei<br />

Matte <strong>in</strong> <strong>Bern</strong> hergestellt<br />

08 BLACK ROCK<br />

Das süffige Craft Beer<br />

kommt aus der Haarige Kuh<br />

Brauerei <strong>in</strong> Interlaken<br />

09 OLD DEER<br />

E<strong>in</strong> Gerstenmalz-Whisky von<br />

der Langatun Distillery<br />

<strong>in</strong> Aarwangen<br />

10 BESSER AUS YSTEE<br />

Konzentrat aus Kräutern<br />

und Früchten vom Kultlabel<br />

Le Sirupier de <strong>Bern</strong>e<br />

MADE IN BERN 3/<strong>2017</strong><br />

FOTO: JÉRÉMY BIERER


SonntagsZeit<br />

für Bes<strong>in</strong>nlichkeit<br />

Wenn das Fest immer<br />

mehr zur Party wird.


4 Top-Skigebiete<br />

666 Pistenkilometer<br />

1 Skipass:<br />

nur<br />

666.–<br />

www.top4.ski<br />

Die Skigebiete im <strong>Bern</strong>er Oberland spannen zusammen. Mit dem<br />

Top4-Skipass: gültig auf den 666 Pistenkilometern von Adelboden-<br />

Lenk, Gstaad, Jungfrau Ski Region und Meir<strong>in</strong>gen-Hasliberg. Bis<br />

15.12.<strong>2017</strong>* erhalten Sie ihn für nur 666 Franken. Dazu bei Vorweisung<br />

33 % Rabatt auf Hotelbuchungen <strong>in</strong> den Skigebieten (von So–Do).<br />

* Ab dem 16.12.<strong>2017</strong> kostet der Top4-Skipass für Erwachsene 950 Franken.<br />

Mehr Zeit. Mehr W<strong>in</strong>ter.

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