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10 IntegrationsCenter Ost Plakat-Aktion in Kiel gegen Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus Deutschland ist schockiert und fassungslos angesichts der Enthüllungen um das Wirken der braunen Terrorzelle, die zuletzt ihren Sitz in Zwickau hatte. Auch wir als AWO Fachkräfte mit und ohne Migrationshintergrund sind betroffen, dass Akteure aus dem rechten Milieu unbehelligt und scheinbar unbemerkt inmitten unserer Gesellschaft gelebt haben. Wir verabscheuen jede Art von NS-Gedankengut, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus, denn unsere Verfassung basiert auf den Grundsätzen der Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und der Achtung der Menschenwürde. Angesichts der Brisanz dieses Themas müssen wir uns als AWO mehr denn je für die Freiheit und Menschenwürde, für Toleranz gegenüber Andersdenkenden und Andersgläubigen einsetzen. Auch finden sich hier die Werte der AWO – Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit – stark wieder. Sie bieten den Menschen Orientierung für die eigene Lebensführung und die Gestaltung des Gemeinwesens. Unter den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege ist die Arbeiterwohlfahrt auf Grund ihrer Geschichte und ihres gesellschaftspolitischen Selbstverständnisses eine Institution mit besonderer Prägung. Die AWO vereint Frauen und Männer aller Altersgruppen ungeachtet ihrer sozialen, kulturellen oder religiösen Herkunft im Ehren- und Hauptamt, die in unserer Gesellschaft diversen sozialen Herausforderungen angemessen zu begegnen versuchen und bei Aufgaben mitwirken, die den demokratischen, sozialen Rechtsstaat sichern und verwirklichen. Vor diesem Hintergrund gibt es bei der AWO Kiel eine Vielzahl von Projekten und Aktionen, die die Grundsätze der AWO in den gesellschaftlichen Alltag tragen. In der Tradition der vergangenen Jahre führt das AWO IntegrationsCenter Ost Kiel auch in diesem Jahr im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus 2012“ eine Aktion in Kiel durch. In der Zeit vom 13. bis 24. März 2012 werden in der Holstentörn-Passage vor Karstadt Plakate zum Thema Diskriminierung, Rassismus und Rechtsextremismus ausgestellt. | AWO Kiel-Zeitung 1 | 2012 Schon seit Anfang Oktober arbeiten Schülerinnen und Schüler der Toni-Jensen-Gemeinschaftsschule und Medienstudierende der Fachhochschule Kiel daran, ihre Gedanken zum Thema Rassismus auf Plakate zu bringen. Die Ausstellung in der Holstentörn-Passage in Kiel wird am 13. März 2012 eröffnet mit den Grußworten der Stadtpräsidentin Cathy Kietzer, einem Beitrag von Professor Bernhard Schwichtenberg und der Rockgruppe „Rush“. Sie ist Auftakt zu weiteren öffentlichen Präsentationen. Ein besonderes Highlight werden ausgewählte Plakate an Kieler Bushaltestellen darstellen. Die Gesamtausstellung wird dann vom 1. bis 28. August im Kieler Rathaus und vom 13. bis 27. November im Schleswig-Holsteinischen Landtag Station machen. Veranstaltet wird diese Aktion vom IntegrationsCenter Ost der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Kiel e. V., dem Referat für Migration der Landeshauptstadt Kiel, dem Forum für Migrantinnen und Migranten in Kiel, dem Beauftragten für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen des Landes Schleswig-Holstein, dem Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus im Innenministerium des Landes Schleswig-Holstein, dem AWO Landesverband, der Toni- Jensen-Gemeinschaftsschule und der Fachhochschule Kiel. Nähere Informationen erhalten Sie über das AWO IntegrationsCenter Ost Kiel, Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer ( MBE ), Tel: 04 31. 775 70 -57 Özlem Ünsal, Migrationssozialberaterin
Eine besondere Patenschaft Besuch in einer bulgarischen Roma-Familie Ich habe R. im letzten Jahr in Sprottenhausen ( Sommerferienprojekt des Bürgerzentrums Räucherei ) kennengelernt. Ich wollte mit Kindern einen kleinen Auftritt auf der Bühne einüben und sie war dabei. R. ist ein kleines aufgewecktes 9-jähriges Mädchen, das meine Aufmerksamkeit durch ihre liebenswürdige aufgeschlossene Art schnell erobert hat. Schon zu diesem Zeitpunkt dachte ich darüber nach, dieses Kind in seiner Entwicklung zu unterstützen. Sie und ihre Familie zählen zu der Gruppe der bulgarischen Familien, die seit 2 Jahren unter menschenunwürdigen Bedingungen in Gaarden leben. R. wohnt dort zusammen mit ihrer Mutter und zwei Brüdern in einer kleinen Wohnung. Der Vorstand des Kreisverbandes hat seine Zustimmung für das von mir entwickeltes Projekt „Patenschaften für bulgarische Kinder“ gegeben, das den Menschen auf humanitärer Ebene helfen soll, hier in ihrem alltäglichen Leben zurecht zu kommen. Wir nennen es ein „leises Projekt”, weil wir den Kontakt zu dieser besonderen Gruppe leise und vorsichtig aufnehmen wollen. Wir wissen, dass die Familien keinen Anspruch auf Sozialleistungen haben. Es sind EU-Bürger, die hier Freizügigkeit nach dem EU-Recht genießen. So sprechen wir in dem Zusammenhang von Überlebenskünstlern. Die Kinder sind schulpflichtig, die Eltern sprechen in der Regel kein Deutsch. Jeder kann sich vorstellen, welche Aufgaben mit so einer Patenschaft verbunden sind. Zunächst studierte ich Literatur über „Zigeuner“, besuchte Veranstaltungen zu dem Thema und erinnerte mich an meine Kindheit und an das, was uns Kindern über das „fahrende Volk“ erzählt wurde. Das waren romantische Geschichten, aber auch beängstigende („Zigeuner klauen Kinder“). Mir wurde jedoch auch klar, dass wir gerade diesen Menschen gegenüber eine Verantwortung haben. In Ihrer Geschichte waren sie stets Verfolgte, Ausgegliederte und im 3. Reich waren sie Opfer des Nazi-Regimes. Unsere Tendenz, Menschen, die andere Kulturen, Sitten und Gebräuche haben, auszugrenzen oder von ihnen Angepasstheit zu erwarten, steckt – glaube ich fast – in unseren Genen. Sie sollen sich wenigstens integrieren! Es ist nicht so weit her mit unserer Toleranz… Nun, ein ein erstes Treffen mit der Familie war geplant. Ich wurde von einem Sozialarbeiter des ASD begleitet, der die Familie kennt und ihre Sprache spricht. spricht. Wir gin gen gen zu Fuß durch Gaarden und ich war nicht frei von einer gewissen Spannung oder war es gar Furcht? Das Haus war ein typisches altes Gaardener Haus. Die Haus tür ließ sich nicht schließen und das Treppenhaus war nicht nicht sehr einladend. einladend. An den Holztreppenstufen waren Schilder befestigt „Vorsicht „Vorsicht gebohnert“, gebohnert“, aber diese Holztreppen hatten lange keinen Bohnerwachs Bohnerwachs mehr gesehen. Die Wohnung lag ziemlich weit oben, die Klingel funktionierte nicht. So klopften wir an die Tür. Es öffnete eine kleine Frau, die uns freundlich in die Wohnung bat. Ich hatte schon vergessen, was Armut bedeutet, wie sie riecht und sich anfühlt. Hier war ich mitten in der Armut, eine kleine Couch mit einer Wolldecke bedeckt, ein kleiner Tisch, ein Stuhl und ein kleiner Schrank. Die Wohnung war sehr aufgeräumt und sauber. Wir setzten uns und ich legte meine Weihnachtsgeschenke für die Kinder auf den Tisch und übergab einen Briefumschlag, in den ich einen Geldschein gelegt hatte. Es klopfte an der Tür und eine „Tante“ kam herein. Sie sah aus, wie eine alte Indianerin. Auch sie war freundlich. Wir gestalteten eine Unterhaltung mit Händen und Füßen, der Sozialarbeiter übersetzte. Erstaunlicherweise war R.s Mutter mit einer Patenschaft, die ihr erklärt wurde, einverstanden. Sie wünscht sich, dass ihre Kinder zur Schule gehen, die deutsche Sprache lernen und lernen, sich an Regeln zu halten. Ich fühlte mich nicht wohl in meiner Haut. Da saß ich nun, gut angezogen, einer materiell armen Frau gegenüber, die sich wahrscheinlich auch nicht wohl fühlte als „Bedürftige“. Aber dann kamen die Kinder aus der Schule und es wurde lebendig und laut. Begeistert wickelten sie ihre Geschenke aus. R. hätte allerdings lieber eine schwarzhaarige Barbie gehabt, aber die blonde war dann auch o.k. R. hatte ein Bild für mich gemalt. Sie steckte einen Zettel mit meiner Telefonnummer in eine Pappschachtel. Ich kann mich aber auch nicht freimachen von dem Gefühl, etwas abgegeben zu haben von dem, was ich viel mehr habe als diese Familie. Das war ein gutes Gefühl! Ich weiß, dass ich mein „Ego“ mit dieser Patenschaft nicht bedienen darf, denn dann würde ich enttäuscht werden. Was ich tue, mache ich ohne Erwartung einer Gegenleistung . Inzwischen war ich schon ein 2. Mal dort. Diesmal allein. Ich hatte Zahnputzbecher mit Zahnbürste und Zahnpasta vom Gesundheitsamt besorgt und noch Seifenartikel eingekauft. Mein Gefühl beim Treppensteigen war diesmal freudig. Ich wurde sehr herzlich empfangen von R.s Mutter und ihrer Tante. Die Dinge, die ich brachte, wurden gebraucht und ich fühlte mich akzeptiert. Ich bin nun zu einer Familienpatin geworden. Demnächst werde ich die Kinder abholen und mit ihnen Tiere füttern gehen. Ich fühle mich viel reicher als zuvor. Es gibt noch zahlreiche Familien, die einen Paten / eine Patin gut gebrauchen könnten. Wenn Sie innerlich einen Impuls spüren, eine solche Patenschaft übernehmen zu wollen, dann melden Sie sich doch bitte bei der AWO Kiel unter Tel. 04 31.7 75 70-0! Erika Betinski, Beisitzerin Vorstand AWO Kiel-Zeitung 1 | 2012 | 11
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Seite 5 und 6: Aus Neujahrsempfang der Verwaltung|
Seite 7 und 8: Kinder und Jugendliche Neujahrsempf
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