s'Magazin usm Ländle, 29. Oktober 2017
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VERDRÄNGT VERHEXT VERLIEBT<br />
Viele von uns verdrängen den Tod<br />
gerne. Doch einer kann das nicht,<br />
der Bestatter<br />
WarVorarlberg ein Hexen-Land?<br />
Historiker Manfred Tschaikner<br />
weiß es genau<br />
Susanne Amann reiste um die<br />
Welt, nun hat sie sich in die<br />
Kummenberg-Region verliebt<br />
<br />
SONNTAG, <strong>29.</strong> OKTOBER <strong>2017</strong><br />
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gebürstet:Der Bregenzer Künstler<br />
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<strong>29.</strong> OKTOBER <strong>2017</strong> | INHALT<br />
6<br />
Keine Zauberei:<br />
Hexen-Studium!<br />
10 17<br />
Gestatten?<br />
Bestatten!<br />
Maroni zum Schlürfen:<br />
Genuss in Suppenform!<br />
4<br />
Grenzen sprengen:<br />
Mit der Vision Naturpark Rätikon<br />
4 AKTUELL<br />
Der Rätikonkönntezum<br />
internationalen Naturpark werden<br />
6 INTERVIEW<br />
ManfredTschaikner studiertedie<br />
Akten zu den Hexenprozessen<br />
9 SCHNEIDERSBRILLE<br />
Robert Schneider über echtes<br />
Elend und wahre Hoffnung<br />
10 BESTATTUNG<br />
Über einensehr speziellen Beruf<br />
12 GSIBERGER Z’WIAN<br />
Carola Purtscher trifft den<br />
Journalisten Sandro Nicolussi<br />
13 PORTRÄT<br />
Ist das noch Kunst? Uwe<br />
JäntschimPorträt<br />
14 HISTORISCHES BILD<br />
TheateramKornmarktanno 1975<br />
15 MUNDART<br />
Bremse oder alte Frau? Stefan Vögel<br />
weiß, was „Schreapfa“bedeutet<br />
16 EVENTS<br />
Was Sie diese Woche auf<br />
keinen Fall versäumen sollten!<br />
17 KULINARIK<br />
Einfachgut: Maronensuppe!<br />
18 WAS WURDE AUS ...<br />
...Susanne Amann?<br />
s’Magazin 3
AKTUELL<br />
Auf Vorarlberger Seite<br />
findet man im Rätikon<br />
das sehr seltene<br />
Alpen-Mannstreu. Die<br />
Pflanzeist in Österreich<br />
ansonstennur noch in<br />
Kärnten zu finden.<br />
EinNaturparkohneGrenzen<br />
Vorarlberg, Liechtenstein und die Schweiz prüfen<br />
aktuell die Realisierung eines internationalen<br />
Naturparks im Rätikon. Bekommt das Projekt<br />
grünes Licht, soll die Region kulturell, wirtschaftlich<br />
und ökologisch enger zusammenwachsen.<br />
Die Idee eines<br />
grenzüberschreitenden<br />
Naturparks<br />
Rätikon<br />
wurde im vergangenen<br />
Jahr im Graubündner Bezirk<br />
Prättigau/Davos geboren.<br />
Erste Sondierungsgespräche<br />
mit den Vorarlberger<br />
Regionen Montafon<br />
und Walgau verliefen bereits<br />
sehr positiv, auch das<br />
Land selbst zeigt sich von<br />
dem Vorhaben angetan,<br />
wie Landesrat Johannes<br />
Rauch (Grüne) mitteilt:<br />
„Der Rätikon bringt das<br />
<strong>Ländle</strong>, Liechtenstein und<br />
den Kanton Graubünden<br />
näher zusammen. Das<br />
Projekt ist auch eine<br />
Chance, politische Kooperationen<br />
zu verstärken.“<br />
Eine kürzlich in Auftrag<br />
gegebene Machbarkeitsstudie<br />
soll nun Aufschluss<br />
darüber geben, welche<br />
Potenziale für Natur und<br />
Der<br />
Rätikon<br />
bringt das <strong>Ländle</strong>,<br />
Liechtenstein und<br />
Graubünden näher<br />
zusammen.<br />
Johannes Rauch,Grüne<br />
Wirtschaft durch das Projekt<br />
entstehen und wo es<br />
mögliche Konfliktpunkte<br />
geben könnte. Auch die<br />
rechtliche Verankerung<br />
von Naturparks im Vorarlberger<br />
Gesetz über Naturschutz<br />
und Landschaftsentwicklung<br />
soll geklärt<br />
werden.<br />
Tourismus und Natur<br />
Der Rätikon bietet tiefe,<br />
naturbelassene Täler, immergrüne<br />
Wälder und<br />
zahlreiche Gipfel, die weit<br />
über 2000 Meter in den<br />
Himmel ragen. Zudem finden<br />
sich hier geschützte<br />
Arten wie das höchst seltene<br />
Alpen-Mannstreu, eine<br />
Pflanze, die man in Österreich<br />
sonst nur noch vereinzelt<br />
in Kärnten findet.<br />
„Der Alpen-Mannstreu<br />
war schon fast aus der Region<br />
verschwunden“, weiß<br />
die Vorarlberger Natura<br />
Wildnis: Das auf<br />
Liechtensteiner Seite<br />
gelegene Saminatal am Fuße<br />
der Drei Schwestern ist die<br />
längste Talschaft im Rätikon.<br />
2000-Managerin Romana<br />
Steinparzer, „aufgrund<br />
ihrer Schönheit wurde die<br />
Pflanze oft ausgegraben<br />
oder ausgerissen. Der Bestand<br />
hat sich aber glücklicherweise<br />
wieder erholt.“<br />
Die Naturschützerin hofft,<br />
dass eine mögliche Zunahme<br />
des Tourismus in der<br />
Region keine ähnlichen<br />
Auswirkungen mit sich<br />
bringt. Sie hofft auf einen<br />
„sanften“ und somit nachhaltigen<br />
Tourismus.<br />
Doch das ist bislang alles<br />
reine Spekulation, bis eine<br />
Entscheidung fällt, fließt<br />
noch viel Wasser die Bäche<br />
und Flüsse des Rätikonshinunter.<br />
Mitte 2019 sollen<br />
die Ergebnisse der Machbarkeitsstudie<br />
vorliegen.<br />
Dann wird sich zeigen, ob<br />
ein Naturpark Rätikon die<br />
ohnehin schonverschwommenen<br />
Grenzen zwischen<br />
den drei Anrainerländern<br />
zur Gänze verschwinden<br />
lässt. Harald Küng<br />
4<br />
s’Magazin
Das Rätikonmassiv mit<br />
Drusenfluh (2827 m),<br />
Drusentor (2343 m) und<br />
Sulzfluh (2812 m).<br />
AKTUELL<br />
Naturpark Rätikon<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Die Staatsgrenze<br />
AT/CH verläuft über die<br />
Schesaplana (2965 m) –<br />
den höchsten Gipfel des<br />
Rätikonmassivs.<br />
AufVorarlberger Seite<br />
liegen die Schutzgebiete<br />
und Biotope Frastanzer<br />
Ried, Rellstal, Lünersee<br />
und Gamperdonatal.<br />
In einer aktuellen<br />
Machbarkeitsstudie werden<br />
Potenziale für Natur<br />
und regionale Wirtschaft<br />
geprüft –Ergebnis 2019.<br />
Magisch: Sonnenaufgänge<br />
im<br />
Rätikon –imBild<br />
der 2788 mhohe<br />
Wildberg–sind<br />
etwas ganz<br />
Besonderes.<br />
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kalte Reifung) gebraut, stellt einen eigenen Biertyp dar und ist daher keiner<br />
Biersorte unterzuordnen. Dank seines harmonischen Charakters gilt es als das Allgäuer Sonntagsbier.
INTERVIEW<br />
6<br />
s’Magazin
INTERVIEW<br />
Hateswirklich Hexen<br />
gegeben, HerrTschaikner?<br />
INTER<br />
VIEW<br />
Vor 30 Jahren hat ihn das Hexenfieber gepackt –Dr. Manfred Tschaikner ist Experte in<br />
Sachen Hexenverfolgungen in Vorarlberg und veröffentlichteschon zahlreiche Schriften<br />
über dieses Thema. Mit „Krone“-Redakteurin Sandra Nemetschke sprach er über diese<br />
grausame Zeit, Hexenprozesse,Folter und die Faszination dieser Wesen.<br />
•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
In der Nacht zum ersten November<br />
wird Samhain gefeiert<br />
–einerder beidenwichtigsten<br />
Hexensabbate. Die Tore zu<br />
einer anderen Welt stehen so<br />
offen wie sonst nie, heißt es. Hexen<br />
und Zauberei üben auch heute noch<br />
eine große Faszination auf viele<br />
Menschen aus. Was spannend anmutet,<br />
konnte zwischen 1528 und<br />
1677 auf dem Gebiet des heutigen<br />
Vorarlberg den Tod bringen. Wir<br />
treffen Archivar und Historiker<br />
Manfred Tschaikner im Landesarchiv<br />
in Bregenz, wo Hexenakten<br />
von damals lagern.<br />
Wie wird man Hexenspezialist?<br />
Durch einenZufall! Im Zuge von regionaler<br />
Geschichtsforschung bin<br />
ich als junger Historiker auf diesen<br />
Bereich gestoßen. Es gibtbei uns viele<br />
Unterlagenüberdas Hexenwesen,<br />
und die sind unterschiedlich ausgewertet<br />
worden. Mich hat brennend<br />
interessiert, was nun wirklich<br />
stimmt. Eswar eine sehr herausfordernde<br />
und überaus interessante Sache,sich<br />
anhand dieserQuelleneine<br />
eigene Meinung –bzw.eine auf dem<br />
neuesten Stand der Wissenschaft –<br />
zu bilden. Daher befasse ich mich<br />
auch schon 30 Jahre damit.<br />
Woher kommt der Begriff Hexe?<br />
Auf Hexen stößt man eigentlich<br />
auf der ganzen Welt, man bezeichnet<br />
sienur anders. Aber jede Kultur<br />
hat die Vorstellung, dass es hinter<br />
der äußerlich wahrnehmbaren<br />
Wirklichkeit nocheine andere gibt,<br />
die man mit bestimmten Mitteln<br />
beeinflussen oder steuern kann.<br />
Jetzt hängtesdavon ab, wie man zu<br />
diesen Mechanismen steht. Lehnt<br />
man sie ab, siehtman sie als Bedrohung.<br />
Oder als zusätzliche Möglichkeit,<br />
was ja sehr positiv wäre.<br />
Wenn man sich aber bedroht fühlt,<br />
ist dieser Bereich sehr gefährlich.<br />
Denn man kannsich dagegennicht<br />
wehren, durchblickt die Muster<br />
nicht. Man bekommt Angst. So<br />
entstehen Bezeichnungenwie „Hexe“,<br />
ein spätmittelalterlicher Begriff,<br />
der ursprünglich die Wesen<br />
bezeichnet hat, die zwischen dem<br />
bewohnten, kultivierten Lebensbereich<br />
und den Wäldern gelebt haben.<br />
Ein Wesen, das sich zwischen<br />
den Welten hinund her bewegt.<br />
Was definiert man nun eine Hexe in<br />
unseren Breitengraden?<br />
Für die Bevölkerung war die negative<br />
Hexe eine Person, die sich<br />
nicht an die sozialen Normen gehalten<br />
hat,nichtdas getan hat, was<br />
die Gemeinschaft von ihr verlangt<br />
hat. Das Verhalten wird dann gefährlich,wenn<br />
diePerson nochüber<br />
andere, zusätzliche Fähigkeiten verfügt.Vor<br />
dem Gericht muss eineHexe,<br />
damit sie als solche verbrannt<br />
werden kann, mehrere Tatbestände<br />
erfüllen. Das heißt, sie muss Schadenzauber<br />
ausgeübt haben. Dieser<br />
Zauber setzt einen Teufelsbund voraus.<br />
Um mit demTeufelimBundzu<br />
sein, muss sie mit ihm einen Ehebund<br />
geschlossen haben, also Geschlechtsverkehr.<br />
Damit sie ihn<br />
überhaupt treffen kann, muss sie<br />
fliegen können. Und die Teilnahme<br />
bei sogenannten Hexensabbaten –<br />
die Hauptversammlung dieser Wesen<br />
–musste auch gegebensein.<br />
Wie lief so ein Hexenprozess ab und<br />
wie häufig kamen sie vor?<br />
Wir meinen immer, dass die Scheiterhaufen<br />
dauernd geraucht haben,<br />
das war aber nur sehrseltender Fall.<br />
Wenn es wirklich zu einem Prozess<br />
kam, wurde die Beschuldigte verhört,<br />
und Zeugen wurden vernommen<br />
–wie bei einem normalen Gerichtsverfahren.<br />
Natürlich gestehen<br />
die meisten nicht. Waren die belastenden<br />
Indizien stark genug, wurde<br />
die Folterangewandt.Viele sind natürlichbei<br />
diesenbrutalen Folterungen<br />
gestorben. Wenn man gestanden<br />
hatte, wurde man verurteilt<br />
und hingerichtet. Dem Ver-<br />
<br />
s’Magazin 7
INTERVIEW<br />
FORTSETZUNG<br />
brechen entsprechend mit der endgültigen<br />
Auslöschung der Persönlichkeit,<br />
sprich der Verbrennung und dem<br />
Verscharren der Asche unter dem<br />
Hochgerichtsplatz. Es durfte nichts<br />
mehr übrig bleiben. Manwurde nicht<br />
nur aus dem Leben, sondern aus dem<br />
ewigen Leben gestrichen. Das ist das<br />
Allerschlimmste, was einem passieren<br />
kann.<br />
Gab es auch Freisprüche?<br />
Ja, am besten war es, die Folter zu<br />
überstehen.<br />
Welche Methoden wurden angewandt?<br />
Schon die Vorbereitung zur Folter<br />
hat immer wieder Todesopfer gefordert.<br />
Man meinte ja, dass die Leute<br />
einen solchen Widerstand leisten,<br />
weilder Teufelihnen hilft.Umihn zu<br />
vertreiben, hat man den Menschen<br />
Infusionen mit „heiligen Mitteln“<br />
verabreicht, daran sind auch einige<br />
zugrunde gegangen. In Vorarlberg<br />
war es nicht ganz so grausam wie in<br />
anderen Ländern, aber schlimm genug.<br />
Amüblichstenwar es, die Hände<br />
am Rücken zusammenzubinden.<br />
Dann wurde man an einer Seilwinde<br />
indie Höhe gezogen. In späterer Folge<br />
hat man dann noch Gewichte an<br />
die Füßegehängt. Das Zweitewar die<br />
Streckbank, wo man richtig auseinandergezogen<br />
wurde. InFeldkirch hatten<br />
sie etwas Besonderes, den sogenannten<br />
Esel: ein spitzes Gestell, auf<br />
das man sich setzen musste.Wie man<br />
sieht, grausame Geschichten inHülle<br />
und Fülle. Aber es warnicht unrechtmäßig.<br />
Solche Methoden wurden<br />
auch bei anderen Gerichtsverfahren<br />
wie bei schwerem Raub oder Mord<br />
angewandt.<br />
Wo fanden in Vorarlbergsolche Prozesse<br />
statt?<br />
Nicht jedes Dorf durftesoein Gericht<br />
abhalten. Es war genau geregelt, welche<br />
Verwaltungseinheiten hinrichten.<br />
Es gab eigene Hinrichtungsplätze,<br />
aber wir kennen nicht alle. In Hohe-<br />
STECK<br />
BRIEF<br />
Geboren im Jahr 1957 in Bludenz,Studium<br />
der Geschichte und Germanistik<br />
in Innsbruck, wissenschaftlicher<br />
Archivar und Abteilungsleiter im Vorarlberger<br />
Landesarchiv ,hält Lehrveranstaltungen<br />
am Institut für Geschichte<br />
an der Universität Wien. Verheiratet,dreiKinder.<br />
·········································································································································<br />
nems gibt esein „Bildstöckle“ an der<br />
Bahnstrecke Richtung Dornbirn,<br />
auch in Bludenz am Galgentobel wurde<br />
hingerichtet. Diese Hinrichtungen<br />
wurden besonders inszeniert. Wie<br />
eine Art Volksfest, bei denen die Gesellschaft<br />
„gereinigt“ wurde –esging<br />
darum, sich ein Beispiel zu nehmen<br />
und gebessertnach Hause zu gehen.<br />
Wurden in Vorarlberg hauptsächlich<br />
Frauen verbrannt?<br />
Fast 90Prozent waren Frauen. Das<br />
Hexenmuster war am Anfang vor allem<br />
auf Frauen bezogen, wobei im<br />
Laufe der Jahrhunderte auch immer<br />
mehr Männer verfolgt wurden. Dass<br />
Frauen die Mehrheit dargestellt haben,<br />
hängt damit zusammen, dass sie<br />
in allen Kulturen viel stärker in „gefährliche“<br />
Lebensbereiche eingebunden<br />
waren, etwa bei Geburten, aber<br />
auch bei Ernährung oder Krankenpflege.<br />
Die Menschen kannten damals<br />
ja kaum die Umstände, die zu<br />
Tod oder Krankheit führen konnten.<br />
Und wenn religiöse oder natürliche<br />
Erklärungen für einen Schadensfall<br />
nicht zielführend waren, kam ebendie<br />
Magie ins Spiel.<br />
Hat es nun wirklich Hexen gegeben?<br />
Rechtlich hat esHexen gegeben und<br />
in der Vorstellung der Menschen<br />
ebenso. Aber aus heutiger Weltsicht<br />
kann man nicht von einer tatsächlichen<br />
Existenz sprechen. Ich habe<br />
mich auch gefragt, was ich damals gedacht<br />
hätte, wäre ich Kritiker gewesen,<br />
wie es kaum welche gegeben hat.<br />
Hättemehr dafür gesprochen,dass es<br />
Hexen gibtoder nicht? DieArgumente<br />
dafür waren damals viel überzeugender<br />
als jene dagegen.<br />
Wenn fast alle daran geglaubt haben,<br />
wieso wurde die Verbrennung dann abgeschafft?<br />
Es wurde zu teuer, zu gefährlich und<br />
es ließ sich rechtlich schwer handhaben.Kircheund<br />
Staatlegtendie Basis<br />
für die Verfolgung, aber das Hauptinteresse<br />
daran hatten die Leute, die<br />
sich nicht erklärenkonnten, warumes<br />
ihnen sodreckiggeht.Darum ist auch<br />
jede Hexenverfolgung gescheitert.<br />
Insgesamt gab es drei Höhepunkte<br />
8<br />
s’Magazin
INTERVIEW<br />
<br />
Manfred Tschaikner beschäftigt sich<br />
bereits seit 30 Jahren mit der<br />
Hexenverfolgung und den Prozessen in<br />
Vorarlbergund der Region.<br />
·························································································<br />
der Hexenverfolgung in Vorarlberg<br />
mit rund 130 Toten.<br />
Heute übt das Thema immer noch eine<br />
große Faszination aus. Warum?<br />
Wahrsagerei oder Zauberei sind Zusatzmöglichkeiten,<br />
mit denen man<br />
sich auseinandersetzen kann, wenn<br />
das normale Leben einen nicht zufriedenstellt.<br />
Hexerei istaber das Verbrechen,<br />
mit dem Teufel gemeinsam das<br />
Ziel zuverfolgen, dasChristentum zu<br />
schädigen. Hexen waren nach dem<br />
heutigen Verständnis Terroristen –<br />
ein Bund gegen Staat und Kirche im<br />
großen Stil. Und wie gehen wir heute<br />
mit derErinnerung andiese Zeit um?<br />
Man könnte die Hexenverfolgung als<br />
Beispiel dafür nehmen, wie Menschen<br />
sich verirren können. Die frühere<br />
Funktion von Hexen könnte<br />
heute auf eine andere Chimäre übertragen<br />
werden. Jede Zeit hat ihregroßen<br />
Herausforderungen und gefährlichen<br />
Denkmuster. Die Vergangenheitsaufarbeitung<br />
ist mein Job –aber<br />
nie sollte das Vergangene dazu dienen,<br />
um Gräueltaten in der Gegenwartzurechtfertigen.<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
Die Hoffnung<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
Wenn ich mir die Probleme vergegenwärtige, an<br />
welchen unsereZeit laboriert und sie mit den ungeheuerlich<br />
existenziellen Nöten der Kriegszeit in<br />
Europa vergleiche –obwohl ich ein glücklich Nachgeborener<br />
bin –empfinde ich unsereZeiteinfach nur als<br />
zynisch und dekadent.Wir sind undankbar geworden,<br />
ganz ohne Empathie. Das Gut der Freiheit,das<br />
wir immer noch besitzen, deuten wir schon als Gefängnis.<br />
An allem mäkeln wir herum.<br />
Ein wirkliches Gefängnis war,umein Beispiel zu<br />
bringen, der sogenannte „Jüdische Wohnbezirk in<br />
Warschau“,der Mitte 1940 vonden Nazis im Stadtzentrum<br />
vonWarschau gegründet wurde, um die jüdische<br />
Bevölkerung aus ganz Polen dort zu „konzentrieren“und<br />
später nach Treblinka zu deportieren.<br />
Hunderttausende Menschen wurden auf engstem<br />
Raum eingeschlossen. „Die Straßen sind so übervölkert“,schreibt<br />
der Augenzeuge Ludwik Hirszfeld,<br />
„dass man nur schwer vorwärts gelangt.(...)Oft liegt<br />
etwas mit Zeitungen Zugedecktes auf dem Bürgersteig.<br />
Schrecklich ausgezehrte Gliedmaßen oder<br />
krankhaft angeschwollene Beine schauen meistens<br />
daraus hervor.“ Es muss ein unvorstellbares Elend<br />
gewesen sein, dieses Ghetto,und dennoch geschahen<br />
darin bis zum letztenTagdie großen Wunder des<br />
vergeblichen Hoffens. Voneinem Hobby-Historiker<br />
wirdberichtet,der bis zu seinem Abtransport nach<br />
Treblinka tagtäglich an seiner Chronik schrieb und<br />
die Aufzeichnungen in einer Milchkanne versteckte.<br />
Es wurde Schule gehalten. Die deutsche Sprache<br />
wurde geübt und gelehrt,Mathematik, Naturkunde.<br />
Wenn die Kinder zum Unterricht gingen, mussten sie<br />
über die erfrorenen, aufgeblähten Leichen ihrer<br />
Schulkameraden treten. Und es wurde Theater gespielt.Esgab<br />
literarische Zirkel, „... einer der Beweise<br />
unseres starken Lebenswillens ...“schreibt die Augenzeugin<br />
Ruta Sakowska. Es ist lehrreich, vonder<br />
wirklichen Not zu lesen und vondieser unbegreiflich<br />
berührenden Hoffnung der Menschen im Warschauer<br />
Ghetto. Es ist lehrreich für uns Müde und so sehr<br />
Gelangweilte des 21. Jahrhunderts.<br />
s’Magazin 9
BESTATTUNGSUNTERNEHMEN<br />
Wie wirdman<br />
Bestattervon Beruf?<br />
Für einen Bestatter ist der Tod allgegenwärtig –soauch für<br />
Jochen Nuck und seine Familie. „Krone“-Redakteurin Sandra<br />
Nemetschke bekam einen Einblick in eine Profession, die<br />
manchen wohl nicht ganz geheuer, trotzdem aber wichtig ist.<br />
Welche Urne oder welches Sarg-Modell darf<br />
es sein? Immer mehr Menschen kümmern<br />
sich vorihrem Ableben selbst um ihre<br />
Bestattung und deren Ablauf.Die Kosten<br />
dafür werden auch selbst getragen.<br />
Die Vorstellung, mit toten<br />
Menschen zu tun zu haben,<br />
erscheint irgendwie gruselig,<br />
nicht? Die Angst vor<br />
dem Tod, die viele Menschen<br />
haben, beeinflusst auch den Ruf des<br />
Bestatters. „Manch einer gibt mir nicht<br />
einmalmehrdie Hand. Andere jedoch findentoll<br />
und wichtig, was wir machen“, berichtet<br />
Jochen Nuck. Das Bestattungsunternehmen<br />
wurde vor zwölf Jahren von<br />
seinem Vater Günther gegründet. Seine<br />
Söhne wuchsen mit dem Thema Tod auf.<br />
„In unserer Familie ist man damit offen<br />
umgegangen –ergehört schließlich zum<br />
Leben.“ Schritt für Schritt bekamen sie<br />
mehr Einblick in den Beruf. „Erst haben<br />
wir das Grabkreuz getragen, dann Beerdigungen<br />
begleitet undAbholungenimKrankenhaus<br />
oder Altersheim gemacht.“ Generell<br />
haben Bestatter sehr vielfältige Aufgaben,die<br />
weit über die Einsargung oder Waschung<br />
der Toten hinausgehen. „Vom<br />
Trauerdruck zu den Blumen, Behördengängen<br />
oder Abmeldungen –wir beraten<br />
und unterstützen die Trauernden, wo es<br />
möglich ist.“ Und das mit dem nötigen<br />
Feingefühl, denn die Familie Nuck macht<br />
ihre Arbeit gerne und sehr gewissenhaft.<br />
„Jeder Verstorbene hat das Recht, einzigartig<br />
verabschiedet zu werden“, bestätigt<br />
der 45-Jährige. Daher appelliert er, seinen<br />
letzten Weg doch in die eigenen Hände zu<br />
nehmen. „Jeder will sein Leben so gestalten,<br />
wie er oder sie es möchte.Wieso nicht<br />
auch einen Plan für danach haben?“ Immer<br />
mehr Menschen würden sich frühzeitig<br />
über Bestattungsarten informieren und organisieren<br />
sich so eine Verabschiedung<br />
nach Wunsch. Die Kosten werden auch<br />
vorab selbst getragenund die Trauerfamilie<br />
am „Tag X“ entlastet.<br />
Besonders häufig kommen in Vorarlberg<br />
Urnenbestattungen vor –über 80 Prozent<br />
10<br />
s’Magazin
BESTATTUNGSUNTERNEHMEN<br />
Das Bestattungsunternehmen steht den<br />
Angehörigen nach einem Todesfall beratend<br />
zur Seite –Feingefühl ist selbstverständlich.<br />
der Verstorbenen werden eingeäschert. An<br />
zweiter Stelle folgt die Erdbestattung im<br />
Sarg. See- oder Waldbestattungen sind in<br />
Vorarlberg aktuell nichtmöglich. Die ganze<br />
Asche am Lieblingsplatz verstreuen darf<br />
man auch nicht, stattdessen kann man daraus<br />
aber einen Diamanten für die Hinterbliebenen<br />
anfertigen lassen.<br />
Und natürlichbekommt man als Bestatter<br />
so einiges mit: Wer so oft am Friedhof<br />
ist,siehtauch, wersich das ganzeJahr brav<br />
um das Grab kümmert oder nur zu Allerheiligen<br />
den Gärtner ruft: „Der Sinn von<br />
Allerheiligen geht meiner Meinung nach<br />
verloren. DieserwichtigeFeiertagwird immer<br />
mehr zur Modeschau, dabei sollte es<br />
um ein Gedenken andie Verstorbenen gehen“,bemängeltder<br />
Bestatter.<br />
Auch andere kuriose Begebenheiten erlebendie<br />
Nucks ab und zu,wie eineSchlägerei<br />
der Trauerfamilie in der Leichenhalle,<br />
Beerdigungen umMitternacht sowie Angehörige,<br />
die die Seele aus dem Fenster<br />
winken. Bekanntlich trauert jederanders.<br />
Trotz der tagtäglichen Konfrontation<br />
mit demTod und tragischenSchicksalen –<br />
auch bei Unfällen und Mord werdendie Bestatter<br />
gerufen –verliert Jochen Nuck nie<br />
den Blick auf die positiven Seiten: „Man<br />
sieht, wieschnell allesvorbei sein kann und<br />
genießt das Leben dadurch intensiver.“<br />
Fotos: Mathis Fotografie<br />
Jochen Nuck macht seinen<br />
Beruf mit großer Sorgfalt –<br />
auch wenn dieser sehr<br />
fordernd sein kann.<br />
s’Magazin 11
GESELLSCHAFT<br />
<br />
<br />
SandroNicolussi<br />
Journalist,Musiker und Student<br />
••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••••<br />
„Vorarlbergist ein Bundesland, das –vor allem in<br />
Wien –gerne vergessen oder belächelt wird“ –mit<br />
diesem Satz leitet SandroNicolussi (23)seinen Artikelüber<br />
Vorarlberger in Wien in einem Lifestyleund<br />
Jugendmagazin ein. Das macht mich natürlich<br />
neugierig,und ich freue mich, den jungen Lauteracher<br />
kennenzulernen. Schon während seiner Schulzeit<br />
–amGymnasium Gallusstraße und später in der<br />
HTL Bregenz –spielt SandroGitarreund Klarinette<br />
und leistet daher auch seinen Militärdienst bei der<br />
Militärmusik ab. Danach geht es gleich nach Wien,<br />
„weil es die einzige coole Stadt ist“.Hier fühlt er sich<br />
auch gleich wohl und „dahoam“. Das Jus-Studium<br />
ist dann aber doch nicht so ganz das Richtige, und<br />
durch einen Zufall kommt der enthusiastische Musikerindie<br />
Redaktion des Noisey-Magazins. Neben<br />
seiner Journalismus-Ausbildung an der Fachhochschule<br />
schreibt er Musikkritiken und frönt „dem Leben<br />
abseits der traditionellen Ausbildungswege“.<br />
Treu geblieben ist Sandroder Bürgermusik Lauterach,<br />
wo er gemeinsam mit zwölf Kollegen für Auftritte<br />
wie dem Cäcilienkonzert am 2. Dezember regelmäßig<br />
in die Heimat<br />
fährt.Und ganz im<br />
missionarischen Sinn<br />
bringt unser enthusiastischer<br />
Landsmann<br />
auch seinen<br />
Wiener Freunden<br />
unser <strong>Ländle</strong> näher.<br />
Die Vorarlberger Kommunikationsberaterin<br />
Carola<br />
Purtscher (PR-Agentur<br />
Purtscher Relations) lebt<br />
seit über 30 Jahren in Wien.<br />
Als Netzwerkerin lädt sie<br />
regelmäßig zu ihrer exklusiven<br />
„Tafelrunde“.<br />
twitter.com/<br />
CarolaPurtscher<br />
Sein Selfie: Sandro<br />
Nicolussi auf seinem<br />
Hauptverkehrsmittel (Rad)<br />
Der<br />
Getriebene<br />
Improvisation, Zufälle und<br />
Unwägbarkeiten sind in seinem Fall<br />
keine Hindernisse, sondern Triebfedern<br />
seines Schaffens: Uwe Jäntsch<br />
bezeichnet sich selbst als „Getriebenen“.<br />
Was ihn antreibt? Die Lust auf Neues, die<br />
Freude an Provokation und Konfrontation<br />
und –zuallererst –Spaß. Und den hat er<br />
mit Bildender Kunst, Comics, Film,<br />
Musik, Reisen, Menschen und vor allem<br />
mit sich selbst. Leben eben.<br />
Dass er schon als<br />
Sechsjähriger einen<br />
Zeichenpreis gewann,<br />
mag vielleicht ein<br />
Omen gewesen sein;<br />
für Uwe kam jedenfalls nie etwas anderes<br />
infrage, als sich als Künstler zu<br />
be(s)tätigen. „Warum igeln sich<br />
Kunstschaffende in Pseudo-Palästen<br />
wie im Palais Thurn und Taxis ein,<br />
wenn es so viele leerstehende Häuser<br />
gibt, die geradezu nach Veränderung<br />
und Bearbeitung schreien“, fragt sich<br />
der 47-jährige Universalist, der sich<br />
nie auf ein bestimmtes Genre festlegen<br />
lassen wollte, nicht zu Unrecht.<br />
Dass es auch anders geht, bewies er<br />
nicht nur vergangene Woche in Bregenz.<br />
Das „Renatohaus“ –Ex-Heuriger<br />
„Möth“ –erfuhr unter seiner Leitung<br />
kurz vor dem Abriss noch eine<br />
ganz spezielle Frischzellenkur, sondern<br />
auch in seiner (nach Wien,<br />
Hamburg, Berlin und San Francisco)<br />
Wahlheimat Palermo. „In der Altstadt<br />
der sizilianischen Metropole<br />
stehen verlassene Marmor-Paläste;<br />
was für andere Ruinen sind, sind für<br />
mich Leinwände“, so der gerne im<br />
Retro-Look auftretende „Provokateur<br />
aus Leidenschaft“, der sich im-<br />
12<br />
s’Magazin
ORIGINAL<br />
mer wieder und immer gerne mit<br />
Ordnungshütern und Autoritäten anlegt.<br />
Zukunft?Ungewiss!<br />
Sein großes Herz und seine Liebe<br />
zu Menschen kommen im persönlichen<br />
Gespräch zum Vorschein.<br />
„Wenn das Publikum dich ablehnt,<br />
ist nie das Publikum schuld, sondern<br />
immer ich“, ist der Autodidakt (nach<br />
wenigen Monaten brach er damals<br />
sein Studium an der Grafik-Uni ab)<br />
überzeugt. Entsprechend intuitiv<br />
agiert er auch: „Planen ist nicht meine<br />
Stärke; ich liebe die Spontanität<br />
und sehe mich als Klempner –verkrustete<br />
Dinge und Ideen werden zerlegt<br />
und neu aufgebaut. Das Ergebnis<br />
muss und soll überraschend sein!“<br />
Nicht allzu überraschend ist die Tatsache,<br />
dass der in Bregenz aufgewachsene<br />
Karriere-Verweigerer so<br />
zwar noch keine Millionen verdient<br />
hat, aber dennoch oder deshalb mit<br />
zahlreichen internationalen Künstlern<br />
– etwa Indie-Popstar Rocko<br />
Schamoni –kooperierte.Obwohl ihm<br />
Cliquen, „Vitamin B“ und Systeme<br />
grundsätzlich fremd sind: „Vor allem<br />
hier im <strong>Ländle</strong> macht es Sinn, Kunst<br />
möglichst autark und spontan zu machen<br />
–kurze Zeit später wäre dank<br />
irgendwelcher Auflagen von Stadt,<br />
Land oder Bund die Arbeit unmöglich“,<br />
schildert er seine Erfahrungen<br />
bei Projekten in Vorarlberg.<br />
Und auch wenn 18 Jahre Palermo<br />
für ihn bald ebenfalls Vergangenheit<br />
sein mögen („Ich inszeniere als Abgang<br />
meine eigene Gerichtsverhandlung<br />
wegen Sachbeschädigung) –Zukunftspläne<br />
kennt und hat er nicht.<br />
„Ich weiß nie, was ich als nächstes<br />
tun werde“, so der von Kindersegen<br />
verschont gebliebene Freigeist. „Nur<br />
eines weiß ich: Arbeit mit schlechten<br />
Leuten macht keinen Spaß!“. Ach<br />
so? Dann wäre es umso schöner,<br />
wenn er zukünftig mehr Zeit im<br />
<strong>Ländle</strong> verbringen würde. ..<br />
Raimund Jäger<br />
Foto: lisamathis.at<br />
s’Magazin 13
30 Jahre Theater am Kornmarkt,anno 1975<br />
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Zahlreiche Ehrengäste –<br />
darunter etwa Altlandeshauptmann<br />
Herbert Keßler<br />
und der ehemalige Vorarlberger<br />
Landtagspräsident Siegfried<br />
Gasser –wohnten dem<br />
30. Jubiläum des Vorarlberger<br />
Landestheaters im Bregenzer<br />
Kornmarkt bei. Das Landestheater<br />
wurde im Jahr 1945<br />
gegründet und hat seither<br />
seinen Sitz im heutigen Theater<br />
am Kornmarkt, welches<br />
zwischen 1838 und 1840<br />
nach den Plänen des Architekten<br />
Josef Hirn erbaut wurde.<br />
Das unter Denkmalschutz<br />
stehende Gebäude wurde<br />
zwischen 1993 und 1995 umfassend<br />
saniert, seither steht<br />
als zweite Spielstätte das<br />
Theater auf der Probebühne<br />
zur Verfügung. Bis 2013<br />
unterstand das Theaterhaus<br />
der Leitung des Bregenzer<br />
Kulturamtes. Nach Verhandlungen<br />
zwischen Stadt und<br />
Land gelang es aber schließlich,<br />
das Kulturgebäude ganzjährig<br />
an das Landestheater<br />
zu vermieten und ihm so –<br />
neben einigen Gastspielplät-<br />
14<br />
s’Magazin
MUNDART<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
<br />
zen–ein eigenes Zuhause zu<br />
geben.<br />
Haben Sie auch historische Fotoschätze<br />
zuhause, dann schicken<br />
Sie sie uns per E-Mail an vorarlberg@kronenzeitung.at.<br />
Die besten<br />
Bilder werden veröffentlicht.<br />
Foto: Vorarlberger Landesbibliothek /Helmut Klapper<br />
<br />
Schreapfa, schreapfa<br />
Haupt-und Zeitwort<br />
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Das Zeitwort schreapfa stammt vommittelhochdeutschen<br />
schrepfen ab und bedeutete ursprünglich: schröpfen,<br />
zur Ader lassen.Dieses Schrepfen geht wiederum<br />
zurück auf das älteregermanische Verb skrapon,welches<br />
kratzen, scharren oder schaben meinte (eine Tätigkeit,<br />
ohne die bekanntlich kein Blut fließt) und das bis heute<br />
im englischen Verb to scrape (kratzen) erhalten<br />
ist.Dieses kratzende Schreapfa<br />
ist im modernen Alemannisch<br />
vorallem in Wendungen<br />
wie „I bi um d’Kurva gschreapft“<br />
(vgl.: ich habe die Kurvegekratzt)<br />
vorhanden. Schreapfa<br />
kann die Voradelberger Mundart<br />
jedoch auch im Sinne von bremsen,<br />
scheuern oder reiben –etwa<br />
dann, wenn ein Gerät,ein Fahrzeug oder<br />
„Kasch säga, was<br />
wit –aber dia<br />
Maschina<br />
schreapft!“<br />
eine Maschine nicht rund läuft,sondern irgendwo aneckt<br />
oder reibt („Bei Gott,doschreapft doch eppas!“). Das<br />
zum Zeitwort schreapfa gehörige, gleichlautende<br />
Hauptwort die Schreapfa ist bei älteren Voradelbergern<br />
noch im Sinne einer (Fahrzeug-)Bremse in Verwendung<br />
(„Druck uf d’Schreapfa!“), öfter ist dieser Tage damit<br />
aber eine nicht besondersattraktiveFraugemeint,welche<br />
zu allem Unglück mitunter auch noch in die Jahre<br />
gekommen ist,weshalb sie sodann doppelt despektierlich<br />
an alte Schreapfa geheißen wird. Ein männliches<br />
Pendant dazu –ein allfälliger Schreapf oder Ähnliches –<br />
ist im Dialekt ungerechterweise nicht vorhanden, wiewohl<br />
Altershässlichkeit kein geschlechtsspezifisches<br />
Merkmal unserer Menschheit darstellt.<br />
s’Magazin 15
EVENTS<br />
„tanz istsurprises“<br />
am Spielboden<br />
Perfekter Tanz, ausgeklügelte<br />
Choreografie und cooler Rhythmus<br />
–Urban Dance made in Austria erobert<br />
die internationalen Tanzbühnen.<br />
Die Produktion „Hidden in plain<br />
sight“ von den Hungry Sharks wird<br />
als Musterbeispiel dafür gefeiert,<br />
dass Urban Dance zur künstlerischen<br />
Performance werden kann. Zu sehen<br />
ist die Kompagnie im Rahmen des<br />
Festivals „tanz ist“ am Samstag,<br />
dem 4. November, um20.30 Uhr<br />
am Spielboden Dornbirn. Infos und<br />
Tickets: www.spielboden.at<br />
Foto: Jelena Jakovic<br />
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Impressum<br />
Medieninhaber: KRONE-Verlag GmbH &Co. KG .Herausgeber und Chefredakteur: Dr.Christoph Dichand<br />
Verleger: Mediaprint Zeitungs- und Zeitschriftenverlag GmbH &CoKG, Alle: 1190 Wien, Muthgasse 2<br />
Redaktionsleitung: EmanuelWalser, Redaktion: Harald Küng, Sandra Nemetschke, Angelika Drnek, Sekretariat: Nicole Kinzel, Quellenstr.16, 6900 Bregenz, Tel. 057060-59300<br />
vorarlberg@kronenzeitung.at, emanuel.walser@kronenzeitung.at, harald.kueng@kronenzeitung.at, sandra.nemetschke@kronenzeitung.at, angelika.drnek@kronenzeitung.at<br />
Herstellung:Druckzentrum Salzburg Betriebsges. m. b. H. ,5020 Salzburg; Offenlegung gem. §25 MedienG online unter www.krone.at/krone-offenlegung<br />
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KULINARIK<br />
Kürbis -Maroni -Schaumsüppchen<br />
Zubereitung:<br />
1 Maroni in lauwarmesWasserfür 1Stunde<br />
einweichen. Anschließen einschneidenund im<br />
vorgeheizten (200° C) Backofenca. 40 Minuten<br />
garen. Ausdampfen lassen und anschließend<br />
schälen.<br />
2 Kürbis, Zwiebel,Lauch, Knoblauch und Karotte<br />
in 2cmgroßeWürfel schneiden und in 2<br />
El Butter anschwitzen. Dann 250ghalbierte<br />
Maronen dazugeben, mit Brühe aufgießen, bis<br />
alles gut bedeckt ist,etwas salzen und 15 Minuten<br />
weichkochen.<br />
3 Die Suppe anschließend richtig fein pürierenund<br />
durch einfeines Sieb in einen anderen<br />
Topf streichen. (Das im Sieb aufgefangene Pürreenochmals<br />
in etwasWasser erhitzen und<br />
ebenfalls durch das SiebindenTopf geben.)<br />
Hitzeweg, Sahne und einen weiteren Esslöffel<br />
Butter dazugebenund mit Salz,Pfeffer,etwas<br />
Muskat und Zucker abschmecken.<br />
4 150 gMaroni vierteln und mit einem EsslöffelButtererwärmen,<br />
1/2TeelöffelZucker und<br />
Vanille-Mark und Schotenschale dazu geben<br />
und das ganze 5Minuten ziehen lassen.<br />
5 Für denWeißweinschaum die fein gewürfelte<br />
Schalotte in etwas Butterglasig dünsten<br />
und mit demWein ablöschen. 1Minute kochen<br />
lassen und Brühe dazugeben.Sahne dazu und<br />
mit Salz und etwas Zucker abschmecken.<br />
6 Suppe undWeißweinsud schaumig aufschlagen,<br />
Suppe mit denVanille-Maronen anrichtenund<br />
mitWeißweinschaum und Kürbiskernöl<br />
dekorieren.<br />
Zutaten für 3Personen:<br />
500 g Hokkaidokürbis<br />
400 g Maroni<br />
1mittelgroße Zwiebel, 1/2 Lauch<br />
1mittelgroße Möhre<br />
1 Knoblauchzehe<br />
1–11/2 Liter Gemüsebrühe<br />
200 ml Sahne<br />
1/3Vanilleschote,Kürbiskernöl, Butter<br />
Salz,WeißerPfeffer,Muskat,Zucker<br />
Für denWeißweinschaum:<br />
1 Schalotte<br />
100 ml Gemüsebrühe<br />
200 mlWeißwein , 150 ml Sahne<br />
Salz, Zucker, etwas Butter<br />
Fotos: Lisa Mathis, Daniel Kohler<br />
<br />
<br />
<br />
Werden am Markt<br />
heißeMaroni<br />
angeboten, ist der Winter im<br />
Anmarsch. Da kommt eine<br />
wärmende Suppe gerade recht!<br />
Mehr<br />
schmackhafte<br />
Rezepte findet<br />
man auf Daniel<br />
KohlersFoodblog<br />
auf youtube.com<br />
Demnächst werden auf den zahllosen Weihnachtsmärkten<br />
im Land heiße Maroni angeboten. Das ist das Zeichen,<br />
dass wir dem Winter entgegengehen und die Adventzeit<br />
nahe ist. Da kommt es gelegen, dass Maroni –<br />
auch Edelkastanien oder Esskastanien genannt –<br />
enorm viele wertvolle Inhaltsstoffe enthalten. Nebenbei sind Maroni<br />
ein ideales Essen am Abend: Sie sind leicht verdaulich und bringen<br />
sowohl Entspannung alsauch Einschlaf-Bereitschaft.Solässt sich der<br />
Winter gutüber die Runden bringen!<br />
s’Magazin 17
WAS WURDE EIGENTLICH AUS ...<br />
...Susanne Amann?<br />
Ein Freigeist, der weiß, wie der Hase läuft. Susanne Amann (52)<br />
war und ist immer auf neue Erfahrungen aus und weiß ihr<br />
organisatorisches Talent einzusetzen. Insgesamt zwölf Jahre<br />
verbrachte die Brandnerin im Ausland.Kürzlich hat sie ihre<br />
künstlerische Seite beim Musiktheater Vorarlbergentdeckt.<br />
Mutter zu werden“, schmunzelt die<br />
52-Jährige. Untätig blieb sie auch in<br />
ihrer neuen Heimat Götzis nicht. Sie<br />
engagierte sich in der Wirtschaftsgemeinschaft<br />
undlernte die Region besser<br />
kennen und lieben. Da trifft es<br />
sich gut, dass sich ihre neue Aufgabe<br />
ebenfalls rund um den Kummenberg<br />
abspielt –beim Musiktheater Vorarlberg<br />
ist sie Produktionsleiterin und<br />
hat nun ihre erste Spielsaison hinter<br />
sich gebracht. „Es war eine intensive<br />
Zeit, aber ich habenoch nie so vielgelacht<br />
wie hier.“ Ihre geradlinige Art<br />
und das einschlägige Organisationstalent<br />
machensich auch im künstlerischen<br />
Umfeld bezahlt. „Ich bin eher<br />
pragmatisch.Ich diskutiere nicht, ich<br />
mache!“ Und begeistert ist sie vom<br />
Herzblut der vielen Freiwilligen und<br />
Jugendlichen: „Es ist unglaublich<br />
schön zu sehen, wie viel Enthusiasmus<br />
dahintersteckt. Jeder hilft, wo er<br />
kann und man wächst zu einer Familie<br />
zusammen!“ Sandra Nemetschke<br />
1995: Viel unterwegs war Susanne<br />
Amann in ihren jungen Jahren. Neues<br />
gelernt und gesehen hat sie in einem<br />
Hotel in Luzern oder als<br />
Geschäftsführerin einer City Night Line.<br />
Ihr unruhiger Geist hat sie nach<br />
eigenen AussagenimAlter von<br />
19 Jahren ins Ausland getrieben.<br />
Die Ausbildung zur Hotel-<br />
und Gastgewerbe-Assistentin<br />
absolvierte sie noch in der<br />
Brandner Heimat. Gleich darauf waren<br />
ihre Ziele ein italienisches Surfund<br />
Tenniscenter und anschließend<br />
fünf Jahre Stuttgart, wosie ihr Können<br />
in Sachen Marketing auf Vordermann<br />
brachte. In Luzern heuerte sie<br />
in einem 5-Sterne-Hotelan, bevorsie<br />
Geschäftsführerin einer Strecke der<br />
City Night Line wurde, ein Privatunternehmen,<br />
das Nachtzüge in ein<br />
fahrendes Hotel verwandelte. „Das<br />
war etwas Neues und ich sofort interessiert.“<br />
Dort leitete sie eine Crew<br />
vonzwölf Mitarbeitern.<br />
Dann verschlug es Susanne aber<br />
doch wieder ins <strong>Ländle</strong>. „Durch Zufall<br />
kam ich zurück und ich habe es<br />
auch nicht ausgelassen, zweifache<br />
<strong>2017</strong>: In ihrer neuen Aufgabe als<br />
Produktionsleiterin beim Musiktheater<br />
Vorarlbergfühlt sich Susanne<br />
Amann sichtlich wohl!<br />
Fotos: Susanne Amann<br />
18<br />
s’Magazin
Jetzt neu<br />
um € 4,90<br />
in Trafik und<br />
Handel.<br />
Hochgenuss!<br />
Die besten Rezepte für den Herbst.<br />
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