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Sport + Mobilität mit Rollstuhl 08/2017

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Fotos: Privat<br />

Doch dann wird Annas Assistenz<br />

krank und muss spontan abreisen – eine<br />

Katastrophe: Ohne Assistenz kann<br />

Anna weder aus dem Bett aufstehen,<br />

noch auf die Toilette gehen. Vier Tage<br />

dauert es, bis eine neue Assistentin aus<br />

Deutschland anreisen kann. Vier Tage<br />

gilt es zu überbrücken - Anna kann<br />

nicht einen einzigen Tag auf Hilfe verzichten.<br />

Panik ist keine Option. Innerhalb<br />

von zwei Stunden besorgt sie über<br />

einen Kontakt der Hochschule eine Notfall-Assistenz.<br />

»Ich hab dadurch gelernt,<br />

<strong>mit</strong> allem ein bisschen cooler umzugehen.<br />

Es klappt ja doch immer irgendwie.«<br />

2014<br />

Anna (li.) <strong>mit</strong> der Autorin des Beitrags, Merle Hömberg, auf ›Ellis Island‹ in New<br />

York – die beiden lernten sich bei einem DRS-Mobikurs kennen und wurden gute<br />

Freundinnen<br />

Zurück in Deutschland.<br />

Annas Tiefpunkt im Studium:<br />

Nur Absagen für das Plichtpraktikum<br />

im Ausland – mal, weil es keine<br />

behindertengerechte Toilette gibt,<br />

manchmal ganz ohne Begründung. Anna<br />

ist am Boden. Sie ist nicht schlechter<br />

qualiiziert als ihre Kommilitonen, daran<br />

kann es nicht liegen. »Ich hab mich<br />

mein ganzes Leben lang drauf konzentriert,<br />

immer gut zu sein, weil ich auch<br />

wusste, dass das wichtig ist, wenn man<br />

im Rolli die gleichen Chancen haben<br />

will. Da sollte man sich keine Illusionen<br />

machen. Wenn du nicht so gut bist und<br />

auch noch im <strong>Rollstuhl</strong> sitzt, haben sie<br />

gleich zwei Gründe, dich nicht einzustellen.«<br />

Nach etlichen Bewerbungen<br />

gibt sie schließlich auf und macht ein<br />

Praktikum in Deutschland, über einen<br />

Kontakt ihrer Mutter.<br />

2016<br />

<br />

New<br />

Anna schreibt ihre Bachelorarbeit<br />

darüber,<br />

wie Unternehmen Schwerbehinderte<br />

integrieren können. »Ich will denen<br />

vorrechnen, dass sie dadurch keine<br />

Nachteile bekommen.«<br />

Anna während ihres Auslandssemesters<br />

2014 in Irland (li.) und auf dem<br />

Dach des Empire State-Buildings in<br />

York (u.).<br />

<br />

Und <strong>2017</strong>? Als nächstes plant Anna einen<br />

Master in Berlin. Sie hat dort kein<br />

Netzwerk, eine Assistenz und eine Wohnung<br />

fehlen ihr auch noch. Aber es ist<br />

eben der Master, der zu ihr passt. »Wovon<br />

sollte ich mich abbringen lassen?«<br />

Anna wählt nicht den einfachsten Weg,<br />

sondern den besten. Und sie fragt auch<br />

niemanden mehr, ob sie Mp3-Player hören<br />

darf.<br />

Merle Hömberg<br />

<strong>Sport</strong> + <strong>Mobilität</strong> <strong>mit</strong> <strong>Rollstuhl</strong> <strong>08</strong>/<strong>2017</strong> 11

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