18.10.2017 Aufrufe

Webversion_DW-Sonderheft-7_GdW_2017

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Quelle: <strong>GdW</strong><br />

Interview mit<br />

Ingeborg Esser und Gerhard Viemann<br />

„Nachhaltigkeitsbericht<br />

zum attraktiven Festpreis“<br />

Die Geschäftsmodelle kleiner Wohnungsunternehmen bzw. -genossenschaften<br />

ähneln sich. Der Musternachhaltigkeitsbericht adressiert<br />

daher insbesondere diese Unternehmen. Die Autoren erklären hier, was<br />

der Festpreis umfasst und dass der Bericht individuell erweiterbar ist.<br />

Was ist der Mehrwert eines solchen Nachhaltigkeitsberichtes<br />

gegenüber dem traditionellen<br />

Geschäftsbericht?<br />

Esser: Der Fokus der Geschäftsberichterstattung<br />

liegt eher auf der Darstellung der wirtschaftlichen<br />

Leistungsfähigkeit eines Unternehmens. Häufig<br />

wird der Geschäftsbericht dazu genutzt, den<br />

Jahresabschluss des Unternehmens zu kommunizieren<br />

und, soweit gesetzlich gefordert, auch die<br />

Lageberichterstattung hier einzubinden und dies<br />

zu unterlegen mit einer vertieften Berichterstattung<br />

über die Geschäftsfelder des Unternehmens.<br />

Die Nachhaltigkeitsberichterstattung hat einen<br />

anderen Fokus. Sie versucht, die Themen Ökologie,<br />

Ökonomie und Soziales in Einklang zu bringen<br />

und stellt dabei als Leitlinie der Berichterstattung<br />

zunächst die strategische Ausrichtung des Unternehmens<br />

in den Vordergrund. Und: Die Berichtsthemen<br />

sind sicherlich stärker auf nichtfinanzielle<br />

Leistungsindikatoren ausgerichtet. Beispielsweise,<br />

wie kümmert man sich um die Mitarbeiterentwicklung?<br />

Was entfaltet man für besondere Aktivitäten<br />

für die Mitglieder, bestimmte Mieter- bzw.<br />

Nutzergruppen und Nachbarschaften? Diese Berichterstattung<br />

kann aber für die Mitglieder von<br />

Genossenschaften wie auch andere interessierte<br />

Stakeholder-Gruppen und die Öffentlichkeit ein<br />

deutlich spannenderes Berichtsfeld sein, als es die<br />

klassische Geschäftsberichterstattung ist.<br />

Macht es Sinn, erst einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

mit Hilfe eines Prüfungsverbandes<br />

zu erstellen und anschließend die Unternehmensstrategie<br />

stärker auf Nachhaltigkeit<br />

auszurichten?<br />

Viemann: Natürlich geht es bei dem Thema<br />

Nachhaltigkeit um einen langfristigen Strategieprozess.<br />

Viele, vor allem kleinere Unternehmen,<br />

scheuen aber davor zurück, diesen Strategieprozess<br />

als solchen anzugehen. Insoweit ist die Vorgehensweise,<br />

zunächst einen schlanken Nachhaltigkeitsbericht<br />

entlang der branchenspezifischen<br />

Ergänzung des Deutschen Nachhaltigkeitskodex<br />

mit entsprechender Unterstützung und Beratung<br />

durch einen Prüfungsverband zu erstellen und<br />

daraus anschließend Themen und Maßnahmen<br />

abzuleiten, die für die langfristige Strategieausrichtung<br />

wesentlich sind, durchaus eine praxisgerechte<br />

und praxisorientierte Vorgehensweise.<br />

Wie soll das gehen, dass ein Musternachhaltigkeitsbericht<br />

für alle kleinen Wohnungsunternehmen<br />

angeboten wird?<br />

Esser: Auf den ersten Blick erscheint es unmöglich,<br />

allen kleinen Wohnungsunternehmen einen Musternachhaltigkeitsbericht<br />

anzubieten. Deshalb sind<br />

kleine Wohnungsunternehmen, vor allem auch die<br />

kleinen Genossenschaften, die Zielgruppe dieses<br />

Produkts der regionalen Prüfungsverbände. Dahinter<br />

verbirgt sich die Erkenntnis, dass das Geschäftsmodell<br />

der kleinen Unternehmen sehr vergleichbar<br />

ist. Es liegt selbstverständlich in der Bewirtschaftung,<br />

der Weiterentwicklung und Modernisierung<br />

der Wohnungsbestände, vor allem auch mit Blick<br />

auf die energetische Anforderungen sowie den<br />

altengerechten und barrierearmen Umbau. Vielleicht<br />

kommt im Einzelfall noch das Thema eines<br />

moderaten Neubaus hinzu. Gleichfalls sind die personellen<br />

Ressourcen dieser Unternehmen und die<br />

Herausforderungen an dieser Stelle sehr ähnlich.<br />

Das war der Grund, warum die Prüfungsverbände<br />

auch der Auffassung waren, dass hier ein Musterprodukt<br />

sinnhaft sein kann. Selbstverständlich ist<br />

diese sehr standardisierte Berichterstattung unternehmensindividuell<br />

ergänz- und erweiterbar. Dies<br />

sollte aber über die Unternehmen selbst erfolgen.<br />

Kann ein solcher Musternachhaltigkeitsbericht<br />

(s. o.) überhaupt zu einem Festpreis<br />

angeboten werden?<br />

Viemann: Weil sich das Produkt an kleine Wohnungsunternehmen<br />

richtet, deren Geschäftsmodelle<br />

sehr vergleichbar sind, bieten die genossenschaftlichen<br />

Prüfungsbände, dies auch zu einem<br />

Festpreis an. Allerdings umfasst dieser Festpreis<br />

natürlich auch nur das standardisierte Produkt,<br />

und nicht etwaige Ergänzungen oder zusätzliche<br />

Erweiterungen auf der Grundlage unternehmensindividueller<br />

Wünsche. Was selbstverständlich<br />

ebenfalls noch nicht enthalten ist, sind das unternehmensindividuelle<br />

Layout und die ggf.<br />

entstehenden Druckkosten. Möchte das einzelne<br />

Wohnungsunternehmen den Musternachhaltigkeitsbericht<br />

noch um unternehmensindividuelle<br />

Berichterstattungen ergänzen, was selbstverständlich<br />

möglich ist, kann es sinnvoll sein, eine<br />

eigene journalistische Überarbeitung durchzuführen.<br />

Dies machen nicht die Prüfungsverbände selber.<br />

Sie können aber geeignete Partner benennen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Das Interview führte Olaf Berger.<br />

7 | <strong>2017</strong><br />

53 39

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!