kj cloud.book Nr. 28 Ausgabe I/2017

Die Positionierungen der Katholischen Jugend Oberösterreich und wie du sie in der Jugendarbeit zum Thema machen kannst. Die Positionierungen der Katholischen Jugend Oberösterreich und wie du sie in der Jugendarbeit zum Thema machen kannst.

katholischejugendooe
von katholischejugendooe Mehr von diesem Publisher
11.10.2017 Aufrufe

Für die kj oö sind homosexuell lebende und liebende Menschen gleichwertige Mitglieder unserer Gemeinschaft. Homosexualität bzw. umfassender gesprochen „Queer 1 -Lebensformen“ sind ein ziemlich „heißes Eisen“, dem sich die kj oö hier mit dieser Position gewidmet hat. Innerhalb der Katholischen Kirche gibt es ganz unterschiedliche Zugänge zu diesem Thema. Von „krankhafter Veranlagung“ 2 und sündigem Verhalten bis zu einer gottgewollten Spielart der Schöpfung und einem liebenden Umgang von Menschen mit gleichem Geschlecht ist alles vertreten. Gerade deshalb ist es auch in der Arbeit mit Jugendlichen wichtig, sich mit diesem Thema zu beschäftigen. Immerhin „betrifft“ es rund 5% der Bevölkerung direkt (homo- und bisexuelle Menschen) - und darüber hinaus Angehörige, FreundInnen, KollegInnen … Coming Out Queer-Jugendliche müssen sich verstärkt selbst mit ihrer eigenen (sexuellen) Identität, welche von dem landläufig erlebten und gelebten Bild eines Menschen abweicht, auseinandersetzen = „inneres Coming Out“. Wenn diese Person auch öffentlich (in Freundeskreis, Familie, Schule …) zu sich steht, nennt man das „äußeres Coming Out“. Ja/Nein-sPIel Niemand steht gerne alleine im Leben. Doch gibt es Situationen, wo ich als Person „alleine dastehe“. Wie sich das anfühlt, soll in diesem Fragespiel zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig sind diese Fragen auch eine gute Möglichkeit, um ins Thema einzusteigen bzw. manches Vorwissen oder Erfahrungen abzufragen. Fragen fürs Ja/Nein-Spiel • Ich habe in diesem Monat Geburtstag. • Ich bin LinkshänderIn. • Ich bin ein Einzelkind. • Ich bin schon einmal sitzen geblieben. • Ich halte mich immer an Regeln. • Ich habe im Kino/Fernsehen schon einmal einen Kuss zwischen zwei Männern gesehen. • Ich habe im Kino/Fernsehen schon einmal einen Kuss zwischen zwei Frauen gesehen. • Etwa 5 – 10% der Menschen sind homo-/bisexuell. • Ich weiß, was der Begriff „Coming Out“ bedeutet. • Ich kenne mindestens eine homo-/ bisexuelle Person persönlich. • Ich habe homo-/bisexuelle Verwandte. • Ich weiß, was der „Christopher Street Day“ ist. Gerade Jugendliche, die sich im Prozess des inneren Coming Outs befinden, fühlen sich oft alleine, da es selten homo- oder bisexuelle Vorbil- der im eigenen Lebensbereich gibt. Zudem wird „schwul“ immer noch als Schimpfwort verwendet und trägt zu einer Verunsicherung – und damit noch mehr zu einem „Alleinestehen“ dieser Person bei. Der heterosexuelle Fragebogen Bei diesem Fragebogen wird den (großteils heterosexuellen) Jugendlichen sehr schnell klar, dass diese Fragen irgendwie nicht passend für ihre eigene Situation sind. Es wird ihnen aber auch klar, dass gerade homound bisexuelle Menschen oft mit solchen oder ähnlichen Fragen konfrontiert werden. 1. Woher glaubst du, dass deine Heterosexualität kommt? 2. Wann hast du gemerkt, dass du heterosexuell bist? 3. Ist es möglich, dass deine Heterosexualität eine Phase ist und dass sie vorüber geht? 4. Warum weißt du, dass du heterosexuell bist, wenn du dich noch nie in einen Menschen des gleichen Geschlechts verliebt hast? 5. Ist es möglich, dass du heterosexuell bist, weil du Angst vor Menschen des eigenen Geschlechtes hast? 6. Wann hast du erstmals mit deinen Eltern, Freunden und Freundinnen über deine Heterosexualität gesprochen? 1 Queer (engl. schräg, quer) – bezeichnet alle „nichtheterosexuellen“ Menschen – also schwule, lesbische, bisexuelle, intersexuelle, transgender, pansexuelle und asexuelle Menschen. In anderen Zusammenhängen wird auch von LGBTI* also lesbian, gay, bi, trans, inter und der * für alle weiteren nichtheterosexuellen Lebensformen gesprochen. 2 Widerspricht jedoch klar der röm-kath. Lehrmeinung (vgl. Katechismus der Kath. Kirche KKK 2358, vgl. Amoris laetitia 250)

In der kj oö herrscht seit langem ein Klima, in dem Menschen zu ihrer sexuellen Orientierung stehen und diese leben können. Die kj oö steht dafür ein, dass es eine kirchliche Feier gibt, in der gleichgeschlechtlich liebende Paare ihre Liebe und Partnerschaft unter den Segen Gottes stellen. 7. Wie haben sie reagiert, als du es ihnen gesagt hast? 8. Wie können Männer und Frauen wissen, wie sie sich gegenseitig befriedigen können, wo sie doch anatomisch so verschieden sind? 9. Die Scheidungsrate steigt und steigt. Glaubst du, dass heterosexuelle Menschen nicht fähig sind, langjährige und stabile Beziehungen aufzubauen? 10. Hast du keine Angst, dass dein Kind heterosexuell werden könnte und es dann mit obigen Problemen konfrontiert werden könnte? Weitere Diskussionsfragen • Eigene Identität? • Habe ich mich schon einmal mit meiner Sexualität auseinandergesetzt – oder ist es „eh normal so zu sein“? • Wie gehe ich mit homo- und bisexuellen Menschen um? • Sehe ich diese Art der Sexualität als ebenso „normal“ wie die Heterosexualität an? Videos Musikvideos können eine gute Möglichkeit sein, in ein Thema einzusteigen oder einen speziellen Aspekt herauszugreifen: • Revolverheld – „Unzertrennlich“ - Coming Out (H kjbr.at/unzertrenn) • „Stand Up! - Don‘t Stand for Homophobic Bullying“ – Aufstehen gegen Homophobie, Einsetzen für FreundInnen (H kjbr.at/Stand1Up) • „It gets better“ by Todrick Hall - Umgang in Schule, Freundeskreis etc. (H kjbr.at/1GetsBetter) • Marcus Wiebusch - „Der Tag wird kommen“ - Homosexualität und Fußball (H kjbr.at/TagWirdKommen) • „Love Has No Labels“ - Liebe hat keinen Aufkleber (H kjbr.at/LoveHasNo) DVD hInweise Einige Filme, die sehr gut geeignet sind, um in einer Gruppenstunde angesehen zu werden und anschließend zur Diskussion einladen. Sieh dir den Film vor dem Einsatz selbst an und überlege dir, welche Fragen er für dich aufwirft. Coming Out: • „Sommersturm“ • „Get real“ • „Beautiful thing“ Umgang in der Familie, Suizid: • „Prayers for Bobby“ Weiterführende Links • H kjbr.at/hosiMat - weitere Methoden für Gruppenstunden • H www.dioezese-linz.at/dahop - Diözesaner Arbeitskreis Homosexuellenpastoral der KA OÖ • H www.hosilinz.at - Homosexuellen Initiative Linz Florian Baumgartner Regionskoordinator der kj oö in der Region Innviertel Ost Das Thema ist natürlich ein viel breiteres, als dass es hier auf zwei Seiten in unserem cloud.book erschöpfend behandelt werden kann. Wenn ihr euch in der Jugendgruppe, im Jugendfachausschuss, in einer Schulklasse etc. näher und intensiver mit dem Thema auseinandersetzen wollt, dann stehe ich sehr gerne auch als offen schwul lebender Mitarbeiter in der Kirche für Workshops, Diskussionsrunden, Schulstunden oder Projekte zu diesem Thema zur Verfügung. Ich stelle auch gerne Material für eure Gruppenstunden oder Runden bereit. Kontakt: Florian Baumgartner E florian.baumgartner@dioezese-linz.at T 0676 8776 - 3303 1

Für die <strong>kj</strong> oö sind homosexuell<br />

lebende und liebende Menschen<br />

gleichwertige Mitglieder unserer Gemeinschaft.<br />

Homosexualität bzw. umfassender<br />

gesprochen „Queer 1 -Lebensformen“<br />

sind ein ziemlich „heißes Eisen“, dem<br />

sich die <strong>kj</strong> oö hier mit dieser Position<br />

gewidmet hat.<br />

Innerhalb der Katholischen Kirche gibt<br />

es ganz unterschiedliche Zugänge zu<br />

diesem Thema. Von „krankhafter Veranlagung“<br />

2 und sündigem Verhalten<br />

bis zu einer gottgewollten Spielart<br />

der Schöpfung und einem liebenden<br />

Umgang von Menschen mit gleichem<br />

Geschlecht ist alles vertreten. Gerade<br />

deshalb ist es auch in der Arbeit mit<br />

Jugendlichen wichtig, sich mit diesem<br />

Thema zu beschäftigen. Immerhin<br />

„betrifft“ es rund 5% der Bevölkerung<br />

direkt (homo- und bisexuelle Menschen)<br />

- und darüber hinaus Angehörige,<br />

FreundInnen, KollegInnen …<br />

Coming Out<br />

Queer-Jugendliche müssen sich verstärkt<br />

selbst mit ihrer eigenen (sexuellen)<br />

Identität, welche von dem<br />

landläufig erlebten und gelebten Bild<br />

eines Menschen abweicht, auseinandersetzen<br />

= „inneres Coming Out“.<br />

Wenn diese Person auch öffentlich (in<br />

Freundeskreis, Familie, Schule …) zu<br />

sich steht, nennt man das „äußeres<br />

Coming Out“.<br />

Ja/Nein-sPIel<br />

Niemand steht gerne alleine im Leben.<br />

Doch gibt es Situationen, wo ich als<br />

Person „alleine dastehe“. Wie sich das<br />

anfühlt, soll in diesem Fragespiel zum<br />

Ausdruck kommen. Gleichzeitig sind<br />

diese Fragen auch eine gute Möglichkeit,<br />

um ins Thema einzusteigen bzw.<br />

manches Vorwissen oder Erfahrungen<br />

abzufragen.<br />

Fragen fürs Ja/Nein-Spiel<br />

• Ich habe in diesem Monat Geburtstag.<br />

• Ich bin LinkshänderIn.<br />

• Ich bin ein Einzelkind.<br />

• Ich bin schon einmal sitzen geblieben.<br />

• Ich halte mich immer an Regeln.<br />

• Ich habe im Kino/Fernsehen schon<br />

einmal einen Kuss zwischen zwei<br />

Männern gesehen.<br />

• Ich habe im Kino/Fernsehen schon<br />

einmal einen Kuss zwischen zwei<br />

Frauen gesehen.<br />

• Etwa 5 – 10% der Menschen sind<br />

homo-/bisexuell.<br />

• Ich weiß, was der Begriff „Coming<br />

Out“ bedeutet.<br />

• Ich kenne mindestens eine homo-/<br />

bisexuelle Person persönlich.<br />

• Ich habe homo-/bisexuelle Verwandte.<br />

• Ich weiß, was der „Christopher<br />

Street Day“ ist.<br />

Gerade Jugendliche, die sich im Prozess<br />

des inneren Coming Outs befinden,<br />

fühlen sich oft alleine, da es<br />

selten homo- oder bisexuelle Vorbil-<br />

der im eigenen Lebensbereich gibt.<br />

Zudem wird „schwul“ immer noch als<br />

Schimpfwort verwendet und trägt zu<br />

einer Verunsicherung – und damit<br />

noch mehr zu einem „Alleinestehen“<br />

dieser Person bei.<br />

Der heterosexuelle Fragebogen<br />

Bei diesem Fragebogen wird den<br />

(großteils heterosexuellen) Jugendlichen<br />

sehr schnell klar, dass diese Fragen<br />

irgendwie nicht passend für ihre<br />

eigene Situation sind. Es wird ihnen<br />

aber auch klar, dass gerade homound<br />

bisexuelle Menschen oft mit solchen<br />

oder ähnlichen Fragen konfrontiert<br />

werden.<br />

1. Woher glaubst du, dass deine Heterosexualität<br />

kommt?<br />

2. Wann hast du gemerkt, dass du heterosexuell<br />

bist?<br />

3. Ist es möglich, dass deine Heterosexualität<br />

eine Phase ist und dass sie<br />

vorüber geht?<br />

4. Warum weißt du, dass du heterosexuell<br />

bist, wenn du dich noch nie<br />

in einen Menschen des gleichen Geschlechts<br />

verliebt hast?<br />

5. Ist es möglich, dass du heterosexuell<br />

bist, weil du Angst vor Menschen<br />

des eigenen Geschlechtes hast?<br />

6. Wann hast du erstmals mit deinen<br />

Eltern, Freunden und Freundinnen<br />

über deine Heterosexualität gesprochen?<br />

1<br />

Queer (engl. schräg, quer) – bezeichnet alle „nichtheterosexuellen“ Menschen – also schwule, lesbische, bisexuelle, intersexuelle, transgender, pansexuelle<br />

und asexuelle Menschen. In anderen Zusammenhängen wird auch von LGBTI* also lesbian, gay, bi, trans, inter und der * für alle weiteren nichtheterosexuellen<br />

Lebensformen gesprochen. 2 Widerspricht jedoch klar der röm-kath. Lehrmeinung (vgl. Katechismus der Kath. Kirche KKK 2358, vgl. Amoris laetitia 250)

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!