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Abstractband zum 16. Kongress des Bundesverbandes Legasthenie

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<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen bei Erwachsenen<br />

Christian Jacob<br />

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitäts- Nervenklinik,<br />

Würzburg, Deutschland<br />

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist mit einer Prävalenz von<br />

5-10% die häufigste psychische Störung im Kin<strong>des</strong>- und Jugendalter. Die Kernsymptome<br />

sind Aufmerksamkeitsdefizit, motorische Hyperaktivität und Impulsivität. Die adulte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung<br />

(AADHS) wurde lange Zeit wegen alters-,<br />

entwicklungs- und geschlechtsspezifischen Symptommodifikationen nicht erkannt.<br />

Störungen der Affektkontrolle, Affektlabilität, emotionale Überreagibilität und <strong>des</strong>organisiertes<br />

Verhalten ergänzen die Kernsymptome. Die AADHS ist auch im Erwachsenenalter<br />

eine häufige psychische Störung mit einer geschätzten Prävalenz von 1-2% in<br />

Deutschland und einer ermittelten Prävalenz von 4,4% in den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika. Formalgenetische Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien ermitteln eine<br />

hohe Konkordanz (monozygot:dizygot=70:30) bzw. Heriditabilität (60-90%). Komplexe<br />

Interaktionen multipler Gene mit kleinen Effekten und Umweltfaktoren sind relevant.<br />

Verschiedene serotonerge, dopinerge und synaptische Kandidatengene sind metaanalytisch<br />

bestätigt.<br />

Obwohl die AADHS eine überwiegend neurobiologische Störungsentität darstellt, liegt<br />

eine hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen vor. Die Komorbidität betrifft<br />

vor allem affektive, Angst- und Störungen <strong>des</strong> Substanzgebrauches. Die differenzierte<br />

Erfassung der einzelnen spezifischen Persönlichkeitsentwicklungsstörungen erfolgt<br />

erstmals im Würzburger Aufsuchekollektiv. Die AADHS weist hohe Komorbidität mit<br />

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen aus allen drei Clustern auf. Histrionische Persönlichkeitsentwicklungsstörungen<br />

haben mit 35,2% die häufigste Komorbidität. Antisoziale<br />

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen haben in diesem klinischen Aufsuchekollektiv<br />

eine Komorbidität von 5,7%.<br />

Komorbidität weist eine hohe psychosoziale Relevanz auf. Das Vorliegen einer hohen<br />

Anzahl komorbider Störungen und das Vorliegen von Störungen <strong>des</strong> Substanzkonsums<br />

oder antisozialen Persönlichkeitsentwicklungsstörungen sind signifikant assoziiert mit<br />

niedrigerem psychosozialen Status.<br />

ADHS und Lese-/Rechtschreibschwäche weisen in der Kindheit und Jugend eine<br />

Komorbidität von bis zu 20% auf. Die Persistenz der Lese-/Rechtschreibschwäche im<br />

Erwachsenenalter wurde anlog zu ADHS lange Zeit nicht untersucht. Die Komorbidität<br />

von ADHS und Lese-/Rechtschreibschwäche und deren psychosoziale im Erwachsenenalter<br />

sind nicht bekannt. Ein Bedarf für wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem<br />

Thema liegt vor.<br />

Literatur:<br />

Jacob CP, Lesch KP (2007). Neurobiologie der Komorbidität <strong>des</strong> ADHS. In: Freitag C,<br />

Retz W (eds). ADHS und Komorbidität im Kin<strong>des</strong>- und Erwachsenenalter. Kohlhammer<br />

Verlag, Stuttgart, pp 15-27<br />

Jacob C, Philipsen A, Ebert D, Deckert J (2008). Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit/<br />

Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter. Nervenarzt im Druck<br />

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