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Abstractband zum 16. Kongress des Bundesverbandes Legasthenie

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<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

<strong>Legasthenie</strong> – ein Problem der Augen?<br />

Oliver Ehrt<br />

Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland<br />

Bei der Abklärung einer Lesestörung ist eine Augenärztliche Untersuchung unablässlich.<br />

Die <strong>Legasthenie</strong> muß von einer durch Augenfehler verursachte Störung klar unterschieden<br />

werden. Augenprobleme, die zu einer Lesestörung führen können umfassen:<br />

- Refraktionsfehler (z.B. un- oder unterkorrigierte Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit)<br />

- Störungen <strong>des</strong> Fokusierens auf die Nähe (Akkommodation), insbesondere bei längerer<br />

Lesebelastung<br />

- Gesichtsfeldausfälle um den Fixationsort herum<br />

- verborgenes (latentes) oder manifestes Schielen<br />

- Störungen der Augenbewegungen<br />

Die Sehschärfe (Visus) darf nicht nur mit Buchstaben/Zahlen sondern muß auch mit<br />

einfachen Symbolen bestimmt werden. Ein 30-60 minütiger Lese-/Schreibbelastungstest<br />

ist sinnvoll, um Ermüdungserscheinungen abzuklären. Falls sich hierbei Auffälligkeiten<br />

zeigen, ist u.U. eine schwache Lesebrille hilfreich. Die Untersuchung der höheren visuellen<br />

Wahrnehmung ist wichtig.<br />

Auch wenn eine echte <strong>Legasthenie</strong> nach ihrer Definition ein sensorisches Defizit<br />

ausschließt, werden auch für diese Kinder immer wieder augenspezifische Therapien<br />

empfohlen, z.B. Prismenbrillen bei „Winkelfehlsichtigkeit“, Irlen Gläser, Sakkadentraining,<br />

Rasterbrillen. Bei der „Winkelfehlsichtigkeit“ handelt es sich um eine unter artifiziellen<br />

Sehbedingungen bestimmte minimale Abweichung der Sehachsen, wie sie bei 80% der<br />

Bevölkerung physiologisch vorliegt. Ihr Krankheitswert ist nicht belegt und z.T. in Studien<br />

auch widerlegt. Sie darf nicht als okulärer Einzelbefund zur Verordnung einer Prismenbrille<br />

herangezogen werden.<br />

Auch wenn man immer wieder Berichte von „erstaunlichen Erfolgen“ bei einzelnen<br />

Kindern unter den o.g. Therapien hört, ist ein Nutzen dieser z.T. recht kostspieligen Behandlungen<br />

durch prospektive, kontrollierte Studien nicht belegt. Die Rolle <strong>des</strong> Placeboeffektes<br />

ist nicht geklärt. Diese Therapien können daher nicht empfohlen werden, <strong>zum</strong>al<br />

sie bei Kindern mit anomaler Netzhautkorrespondenz gefährlich sind. Bei ihnen kann<br />

ein kleiner Schielwinkel künstlich in die Höhe getrieben werden und zu einer unnötigen<br />

Schieloperation führen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Oliver Ehrt<br />

oliver.ehrt@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 3853<br />

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