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Abstractband zum 16. Kongress des Bundesverbandes Legasthenie

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<strong>Abstractband</strong><br />

<strong>zum</strong><br />

<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong><br />

Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

und Dyskalkulie e.V.<br />

Chancengleichheit –<br />

<strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie<br />

im Spannungsfeld<br />

zwischen Medizin, Bildung<br />

und Gesellschaft<br />

vom 2. – 5. Oktober 2008<br />

in der Freien Universität Berlin


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie e.V.<br />

Postfach 11 07<br />

30011 Hannover<br />

Tel. + Fax: 07 00/285 285 285 (BVL BVL BVL)<br />

E-Mail: info@bvl-legasthenie.de<br />

www.bvl-legasthenie.de<br />

Adressen der Lan<strong>des</strong>verbände erfahren Sie auf unserer Website.<br />

Telefonische Erreichbarkeit der Geschäftsstelle:<br />

Montags von 14:00 – 16:00 Uhr<br />

Dienstags von 20:00 – 22:00 Uhr<br />

Donnerstags von 10:00 – 12:00 Uhr<br />

Layout, Satz und Druck:<br />

CityDruck GmbH<br />

Friedrich-Koenig-Straße 28<br />

Tel.: 09 31/3 54 38-0<br />

Fax: 09 31/3 54 38-88<br />

www.citydruck.biz<br />

Design Umschlag: Katharina Sczygiel


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

The cognitive neuroscience of typical and atypical development of<br />

numerical cognition<br />

Daniel Ansari<br />

University of Western Ontario, Department of Psychology, London, Canada<br />

How are numbers represented in the human brain? Recent functional brain imaging<br />

studies are converging to suggest that the adult parietal cortex plays a crucial role in<br />

number representation and processing. In contrast, little is known about how representations<br />

of numerical magnitude change over developmental time. Furthermore, <strong>des</strong>pite the<br />

fact that a large number of children have Developmental Dyscalculia and mathematical<br />

difficulties, we currently lack detailed insights into the neurocognitive basis of atypical<br />

number development.<br />

To address these outstanding issues, I will present data from behavioral and brain imaging<br />

investigations into the developmental trajectories of both symbolic and non-symbolic<br />

numerical magnitude representation. I will discuss data from both typically developing<br />

children and those who present with Developmental Dyscalculia. These data suggest<br />

that the parietal cortex becomes specialized for the representation and processing of<br />

number over developmental time and that this age-related process is disrupted in children<br />

with Developmental Dyscalculia.<br />

Against the background of these data, I will argue that it is crucial to consider developmental<br />

changes in the neurocognitive mechanisms underlying numerical magnitude<br />

representation in order to gain greater insights into how children develop mathematical<br />

skills and how these processes break down in children who have mathematical difficulties.<br />

Finally, I will consider the implications of these data for the understanding of how, early<br />

developing, numerical magnitude representations may constrain the acquisition of<br />

higher-level number skills as well as the implications of the results for the diagnosis and<br />

remediation of mathematical difficulties.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Daniel Ansari<br />

daniel.ansari@uwo.ca<br />

Wie erlernen Kinder orthographisch richtig zu schreiben?<br />

Carolin Arnoldi, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, München, Deutschland<br />

In einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt wurde das<br />

orthographische Lernen bei Kindern mit schwachen und starken Rechtschreibleistungen<br />

untersucht.<br />

Theoretische Grundlage ist die Annahme, dass für das Erlernen einer korrekten Rechtschreibung<br />

implizites, d.h. nicht bewusst steuerbares Lernen von Buchstabenhäufigkeiten<br />

von großer Bedeutung ist (Cassar & Treiman, 1997). In zwei Pilotstudien soll die<br />

3


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Frage beantwortet werden, ob Kinder mit einer Rechtschreibstörung in diesem Lernen<br />

beeinträchtigt sind.<br />

In der ersten Studie wurde das implizite Wissen über bestimmte Buchstabenkombinationen,<br />

die in der deutschen Schriftsprache häufig oder selten vorkommen, untersucht.<br />

Dabei wurde die Entwicklung dieses Wissens vom Kindergarten bis <strong>zum</strong> Ende der<br />

ersten Klasse beobachtet. Weiterhin wurde ermittelt, ob sich dabei bereits vorschulisch<br />

Unterschiede zwischen Kindern abzeichnen, die am Ende der ersten Klasse stark oder<br />

schwach im Rechtschreiben sind.<br />

Die zweite Studie bildet den impliziten Lernprozess von Buchstabenhäufigkeiten in<br />

einem Lernexperiment ab (Artificial Grammar Learning). Es wurde die Lernleistung von<br />

Schülern aus der dritten und vierten Jahrgangsstufe untersucht, die sich in ihrer Rechtschreibfähigkeit<br />

unterscheiden. Des Weiteren wurde die Abhängigkeit der impliziten<br />

Lernleistung von der Lesbarkeit der zu lernenden Buchstabenketten betrachtet.<br />

Das Ziel der Untersuchungen ist, wesentliche Aspekte der Rechtschreibentwicklung zu<br />

verstehen und ihre Bedeutung für die Rechtschreibstörung zu untersuchen. Im Vortrag<br />

werden die Ergebnisse der Studien vorgestellt und diskutiert. Diese Studie wird durch die<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.<br />

Cassar, M., & Treiman, R. (1997). The beginnings of orthographic knowledge: Children‘s<br />

knowledge of double letters in words. Journal of Educational Psychology, 89(4), 631-644.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carolin Arnoldi<br />

carolin.arnoldi@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5927<br />

Dyskalkulie in Forschung, Klinik und Unterricht<br />

Michael von Aster<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />

DRK Kliniken Berlin/Westend, Deutschland<br />

Bei Kindern mit Dyskalkulie findet man Abweichungen in der Struktur und Aktivität von<br />

Hirnregionen, die für das Rechnen relevant sind. Das menschliche Gehirn – und so auch<br />

seine Fähigkeit zu rechnen – wird sehr wesentlich durch Lernprozesse geformt, und so<br />

sind zur Erklärung dieser neurobiologischen Abweichungen sowohl genetische als auch<br />

Umweltfaktoren in Betracht zu ziehen, die nicht erst im Schulalter erkennbar werden.<br />

Rechenstörungen sind hinsichtlich der betroffenen Teilfunktionen, <strong>des</strong> Schweregra<strong>des</strong>,<br />

der Komorbidität und <strong>des</strong> klinischen Verlaufs vielgestaltig. Insgesamt etwa 6 % der<br />

Schulkinder haben eine Dyskalkulie und viele von Ihnen zeigen daneben auch Symptome<br />

einer <strong>Legasthenie</strong>, eines ADHS oder einer Störung im emotionalen Erleben und<br />

Verhalten. Anhalten<strong>des</strong> Misserfolgserleben führt im Langzeitverlauf zu Vermeidungslernen,<br />

Schulunlust und damit zu einer Zunahme gravierender Risiken für die Bildungs- und<br />

Persönlichkeitsentwicklung.<br />

Eine umfassende und frühzeitige Diagnostik stellt die Voraussetzung dar für ein individuelles<br />

Störungsverständnis und eine adaptive Therapie- und Unterrichtsgestaltung.<br />

4


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Domänen-spezifische und domänen-übergreifende Trainingsaspekte sind hier ebenso zu<br />

berücksichtigen wie eine multimodale Behandlung komorbider Störungen unter Einbezug<br />

von Elternhaus und Schule. Eine drängende Aufgabe für die Zukunft besteht in der<br />

prozessbezogenen Wirksamkeitsprüfung therapeutischer und pädagogischer Hilfen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael von Aster<br />

m.aster@drk-kliniken-westend.de<br />

030 3035 4515<br />

030 3035 4519<br />

Success and failure in mathematics: What counts?<br />

Michael von Aster<br />

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie<br />

DRK Kliniken Berlin/Westend, Deutschland<br />

There seem to be a growing consensus that the neuropsychological underpinnings<br />

of Developmental Dyscalculia (DD) are a genetically determined disorder of “number<br />

sense”, a term, denoting the ability to represent and manipulate numerical magnitude<br />

non-verbally on an internal number line. However, in addition to certain genetic dispositions,<br />

development itself in adiversity of cultural environments deci<strong>des</strong> about success<br />

and failure in learning mathematics. The spatially oriented mental number line, a key tool<br />

for mathematic ability, seem to develop during elementary school years and requires<br />

the growth of different cognitive components, including working memory and number<br />

symbolization (language). Thus, there may be children with pure DD and deficits limited<br />

to number sense and others with DD and comorbidities such as language delay, dyslexia<br />

or ADHD. This duality is supported by epidemiological data indicating that two-thirds of<br />

children with DD have comorbid conditions (cDD) while one-third has pure DD (pDD).<br />

Clinically, these two groups differ not only according to related comorbidity but also<br />

according to the profile of strengths and weaknesses within the numerical domain.<br />

A Four-Step-Developmental-Model that allows prediction of different pathways for DD<br />

is presented: A core system representation of numerical magnitude (cardinality; step<br />

1) provi<strong>des</strong> the meaning of numerosity, a precondition to acquire linguistic (step 2) and<br />

Arabic (step 3) number symbols while a growing executive working memory enables<br />

neuroplastic development of an expanding mental number line during school years<br />

(step 4). Therapeutic and educational interventions can be drawn from this model.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael von Aster<br />

m.aster@drk-kliniken-westend.de<br />

030 3035 4515<br />

030 3035 4519<br />

5


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Anleitung <strong>zum</strong> zielgerichteten Aufbau von LRS-Förderansätzen auf Grundlage<br />

der Lese- und Rechtschreibentwicklungsstufen unter Einbeziehung der Kossow-<br />

Algorithmen<br />

Selma-Maria Behrndt (1), Edeltraud Koschay (2)<br />

(1) Klinikschule Stralsund, Stralsund, Deutschland<br />

(2) Rostock, Deutschland<br />

Anleitung <strong>zum</strong> zielgerichteten Aufbau von LRS-Förderansätzen auf Grundlage der<br />

Lese- und Rechtschreibentwicklungsstufen unter Einbeziehung der Kossow-Algorithmen.<br />

Der Aufbau von maßgeschneiderten Förderprogrammen setzt eine genaue Analyse<br />

der vorhandenen Fähigkeiten und Fertigkeiten voraus. Ein lerntheoretisch orientiertes<br />

Fördervorgehen schließt sich an. Es soll gezeigt werden, wie in der Verknüpfung mit den<br />

Entwicklungsstufen Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bearbeitet werden können,<br />

um einen stufenweisen Aufbau der Lernschritte zu gewährleisten. Unter Einbeziehung<br />

<strong>des</strong> „Basistrainings“ nach KOSSOW sowie der „Rostocker Lesehilfe“ erlernen Kinder,<br />

die Sprache „wie mit einer Lupe“ zu betrachten. Dabei wird die silbische Gliederung als<br />

grundlegende phonologische Segmentierungsstrategie genutzt und mittels Visualisierung<br />

erhellt.<br />

Der Aufbau von Silben, das Isolieren <strong>des</strong> Vokals in einer Silbe und das Erspüren seiner<br />

Länge/Kürze mit Hilfe eines Hör-/Bewegungstrainings wird sowohl in Bezug auf das<br />

Lesen als auch auf das Schreiben vermittelt und trainiert.<br />

Auf diese Weise ist es nach unseren Erfahrungen in der Förderung von LRS-Kindern<br />

möglich, ein festes Fundament zu entwickeln, auf dem sich systematisch aufbauend und<br />

ineinander verzahnend Sprachwissen auf der nächsten Ebene aufbauen lässt.<br />

Kompendium: Zum Abbau von Schwierigkeiten beim Lesen und beim Rechtschreiben<br />

Heft 1 bis 4. Hrsg.: Selma-Maria Behrndt, Heidemarie Hoffmann, Edeltraud Koschay.<br />

Eigenverlag Greifswald/Rostock. ISSN: 1863-7574<br />

Korrespondenzautor:<br />

Selma-Maria Behrndt<br />

dr.behrndt@gmx.de<br />

03831 452665<br />

03831 452675<br />

Der Einfluss schulischer Rahmenbedingungen auf den Schriftspracherwerb<br />

in der Grundschule<br />

Karin Beren<strong>des</strong>, Marion Wittler, Stephanie Gottal, Britta Grabherr, Jennifer Schneeberg,<br />

Martin Ptok<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Phoniatrie und Pädaudiologie, Hannover, Deutschland<br />

Eine der Hauptaufgaben der Schule ist die Vermittlung <strong>des</strong> Lesens und Schreibens.<br />

Der Erfolg dieses Bildungsauftrages steht in engem Zusammenhang mit strukturellen<br />

Lernbedingungen wie beispielsweise der Klassenzusammensetzung und individuellen<br />

6


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Faktoren (soziale Herkunft, Bildungsniveau der Eltern u.a.). Bisherige Studienergebnisse<br />

<strong>zum</strong> Einfluss solcher Bedingungsgefüge sind uneinheitlich. Ziel der vorliegenden Studie<br />

war daher, mögliche Einflussfaktoren auf den Schriftspracherwerb in der Grundschule zu<br />

detektieren. Bei dieser Vergleichsstudie wurden klassenstrukturelle und soziografische<br />

Faktoren berücksichtigt.<br />

Für die Studie wurden 546 Drittklässler (272 Mädchen, 274 Jungen) aus insgesamt neun<br />

Grundschulen aus dem Bezirk Wedemark (5 Grundschulen, 311 Kinder) und der Stadt<br />

Garbsen (4 Grundschulen, 235 Kinder) rekrutiert. Mit der Stadt Garbsen und der Gemeinde<br />

Wedemark stehen sich Einzugsgebiete mit deutlich unterschiedlicher soziokultureller<br />

Zusammensetzung gegenüber. Der Einfluss soziografischer und klassenstruktureller<br />

Faktoren wurde anhand von Gruppenvergleichen der schriftsprachlichen Leistungen<br />

(DRT, WLLP) sowie einer Multivarianzanalyse erfasst.<br />

Es konnten sowohl für soziografische Faktoren wie das Einzugsgebiet, als auch für klassenstrukturelle<br />

Faktoren (z. B. den Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund in den<br />

Klassen) signifikante Leistungsunterschiede nachgewiesen werden.<br />

Die Daten der Studie unterstreichen bisherige Ergebnisse <strong>zum</strong> Stellenwert äußerer<br />

Faktoren auf den Schriftspracherwerb. Entsprechend gilt es, Ursachen für Probleme<br />

im Lesen und Schreiben nicht ausschließlich auf Grundlage der individuellen (Lern-)<br />

Voraussetzungen der Kinder zu suchen, sondern vielmehr auch das Gefüge Lehren und<br />

Lernen im schulischen Kontext systematisch zu analysieren.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Beren<strong>des</strong><br />

beren<strong>des</strong>.karin@mh-hannover.de<br />

0511 5325781<br />

0511 5324609<br />

Phonembewusstheit:<br />

Entwicklungsaspekte und Relevanz für den fortgeschrittenen Schriftspracherwerb<br />

Karin Beren<strong>des</strong> (1), Carola D. Schnitzler (2), Walter Huber (3)<br />

(1) Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hannover, Deutschland<br />

(2) Universität Potsdam, Institut für Grundschulpädagogik, Potsdam, Deutschland<br />

(3) RWTH Aachen, Abteilung Neurolinguistik, Aachen, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Fähigkeiten zur phonologischen Bewusstheit sind von besonderer Relevanz für Schriftsprachleistungen.<br />

Fundiertes Wissen über deren Entwicklung und über Zusammenhänge<br />

mit Lese- und Rechtschreibleistungen liegen bislang allerdings vor allem für das<br />

Vorschulalter und die ersten Grundschuljahre vor.<br />

Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war die phonologische Bewusstheit (Phonemebene)<br />

von Dritt- und Viertklässlern hinsichtlich Entwicklungstendenzen sowie möglicher<br />

Deckeneffekte zu untersuchen und die Bedeutung dieser Fähigkeit sowohl für die Lese-<br />

als auch Rechtschreibleistungen genauer zu betrachten. Zudem sollte die Relevanz von<br />

Phonembewusstheit im Vergleich mit einer anderen besonders bedeutsamen sprachsystematischen<br />

Ebene, dem Wortschatz, dargestellt werden.<br />

7


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Materialien und Methode:<br />

Es wurden 57 monolingual deutschsprachige Dritt- und Viertklässler hinsichtlich ihrer<br />

Lese- und Rechtschreibleistungen (WLLP, SLRT), ihrer phonologischen Bewusstheit auf<br />

Phonemebene (BAKO 1-4), ihrer semantisch-lexikalischen Fähigkeiten (Wortschatztest<br />

<strong>des</strong> CFT 20) sowie hinsichtlich ihrer nonverbalen Intelligenz (CPM) untersucht.<br />

Ergebnisse und Zusammenfassung:<br />

Es konnte insgesamt betrachtet ein signifikanter Leistungszuwachs von der dritten zur<br />

vierten Schuljahresstufe festgestellt werden. Für drei Untertests zeigten sich jedoch keine<br />

bedeutsamen Unterschiede zwischen der dritten und vierten Klasse. Für zwei der drei<br />

Untertests trifft hier die naheliegende Vermutung eines Deckeneffektes zu.<br />

Zur Relevanz von Phonembewusstheit zeigte sich, dass diese Kompetenz noch im<br />

späten Grundschulalter in einem systematischen Zusammenhang mit den Rechtschreibleistungen<br />

steht.<br />

Die Daten zeigen zudem, dass die phonologische Bewusstheit auf Phonemebene eine<br />

signifikant höhere Vorhersagekraft für die Rechtschreibleistungen hat als der Wortschat<strong>zum</strong>fang.<br />

Der Wortschatz hat hingegen eine signifikant höhere Vorhersagekraft für die<br />

Leseleistungen als die phonologische Bewusstheit.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Beren<strong>des</strong><br />

beren<strong>des</strong>.karin@mh-hannover.de<br />

0511 5325781<br />

0511 5324609<br />

Entwicklung eines Diagnose- und Förderprogramms für rechtschreibschwache<br />

Kinder der Jahrgangsstufen 2-4<br />

Nicole Berger (1), Petra Küspert (2), Wolfgang Lenhard (1), Peter Marx (1),<br />

Wolfgang Schneider (1), Jutta Weber (1)<br />

(1) Universität Würzburg, Lehrstuhl IV, Würzburg, Deutschland<br />

(2) Würzburger Institut für Lernförderung, Würzburg, Deutschland<br />

Im Unterschied zu der Vielzahl an außerschulischen Förderprogrammen für lese- und<br />

rechtschreibschwache Kinder wurde in Zusammenarbeit mit dem Cornelsen-Verlag ein<br />

Trainingsprogramm entwickelt, das von Lehrkräften problemlos in den Regelunterricht<br />

integriert werden kann.<br />

Das Programm enthält in Form von Modulen Übungen zu 13 Phänomenbereichen der<br />

Rechtschreibung. Je<strong>des</strong> Modul beinhaltet verschiedene Teilqualifikationen und eine dreiteilige<br />

Gliederung der Übungen nach den Schwierigkeitsgraden leicht, mittel und schwer.<br />

Zu Beginn je<strong>des</strong> Moduls wird eine Diagnostik der individuellen Schwierigkeiten vorgenommen,<br />

so dass die Lehrkräfte das Trainingsmaterial individuell für einzelne Kinder<br />

auswählen können. Zum Abschluss je<strong>des</strong> Moduls wird erneut eine Diagnostik vorgenommen<br />

um festzustellen, ob ein Trainingserfolg erzielt werden konnte.<br />

Während der sukzessiven Entwicklung der einzelnen Module wurden diese im Schuljahr<br />

07/08 in 17 deutschen Grundschulen mit insgesamt 42 teilnehmenden Klassen, bezie-<br />

8


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

hungsweise 850 Kindern praktisch erprobt. 15 Schulen nahmen mit 28 Klassen (bzw.<br />

619 Kindern) als Kontrollgruppe teil.<br />

Die Auswahl der Trainingskinder erfolgte nach einer Gruppentestung mit dem Salzburger<br />

Rechtschreibtest (SLRT). Dieser wurde nach einem Schuljahr erneut von den Lehrkräften<br />

durchgeführt, um den Gesamtfortschritt zu überprüfen.<br />

Außerdem wurden die Ergebnisse der Diagnostik innerhalb der Module vor und nach der<br />

Durchführung <strong>des</strong> Trainingsprogramms verglichen.<br />

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass das Programm sinnvoll im Rahmen <strong>des</strong> Regelunterrichts<br />

eingesetzt werden kann, um die Rechtschreibleistung zu verbessern.<br />

Zusammenfassung:<br />

Vorgestellt wird ein individuell adaptierbares Rechtschreibtraining, das im Schuljahr<br />

07/08 in 17 deutschen Grundschulen erprobt wurde. Im Vergleich mit einer Kontrollgruppe,<br />

die kein spezifisches Rechtschreibtraining durchführte, ergeben sich Hinweise auf<br />

die Wirksamkeit <strong>des</strong> Programms.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Nicole Berger<br />

nicole.berger@psychologie.uni-wuerzburg.de<br />

0931 312742<br />

Durchsetzung der Rechte auf Kostenübernahme außerschulischer Therapien bei<br />

<strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie<br />

Heike Bickel<br />

Bad Homburg, Deutschland<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen können die Kosten für außerschulische Therapien<br />

bei <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie von den Jugendämtern übernommen werden. Nachdem<br />

von den Jugendämtern die Kostenexplosion in diesem Bereich beklagt wurde, haben<br />

verschiedene Länder Gesetzesentwürfe zur Verschärfung dieser Vorschrift eingereicht.<br />

Dies führte zu den nunmehr seit dem 1. Oktober 2005 geltenden Regelungen der §§ 35<br />

ff, SGB VIII, dem Jugendhilferecht. Zunehmend verweisen auch Jugendämter, um die<br />

Kostenlast weiter einzudämmen, auf die schulische Förderung und nehmen Anträge der<br />

Eltern erst gar nicht an.<br />

Der Workshop beschäftigt sich mit den Begriffen Lese-/Rechtschreib- und Rechenschwierigkeit<br />

und im Gegensatz dazu mit Lese-/Rechtschreibschwäche bzw. –störung.<br />

Weiter sollen in dem Workshop folgende Fragestellungen geklärt werden:<br />

- Wer hat einen solchen Anspruch und unter welchen Voraussetzungen?<br />

- Welche Kompetenzen haben die Jugendämter und was ist die Bedeutung der ärztlichen<br />

Stellungnahmen?<br />

- Welche Gutachten sind von den Jugendämtern anzuerkennen?<br />

- Welche Art von Hilfe ist zu gewähren?<br />

- Dürfen Maßnahmen schon vor einer Entscheidung <strong>des</strong> Jugendamtes begonnen werden?<br />

- Darf das Jugendamt auf den Vorrang der Schulen verweisen?<br />

9


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

- Kann das Jugendamt verlangen, dass die Kinder eine Förder- oder Sonderschule<br />

besuchen?<br />

- Können die Eltern an den Kosten der Therapie beteiligt werden?<br />

- Dürfen die Jugendämter einen Höchstsatz festlegen?<br />

- Was ist zu tun, wenn das Jugendamt den Antrag ablehnt?<br />

- Welche Kosten entstehen den Eltern für die Durchsetzung der Rechte?<br />

Für die Beantwortung von Fragen steht Zeit zur Verfügung, jedoch wird keine ausführliche<br />

Einzelfallberatung vorgenommen.<br />

Literatur:<br />

Heike Bickel, Gabriele Marwege, Johanna Zier. „Ratgeber zur Finanzierung außerschulischer<br />

Hilfen und Therapien bei <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie“. Download unter<br />

www.bvl-legastenie.de.<br />

Waldemar von Suchodoletz (Hrsg.) „Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung (LRS). 2.,<br />

überarbeitete und erweiterte Auflage, Kohlhammer-Verlag 2006<br />

Claus Jacobs, Franz Petermann. „Rechenstörungen“. Hogrefe-Verlag 2007<br />

Korrespondenzautor:<br />

Heike Bickel<br />

bickel.heike@web.de<br />

06172 33 600<br />

The missing link: brain correlates of anomalous spoken-written language<br />

integration in dyslexia<br />

Leo Blomert<br />

Maastricht Brain Imaging Centre & Dept Cognitive Neurosciences<br />

Faculty of Psychology & Neuroscience, Maastricht University, The Netherlands<br />

The association between letters and speech sounds is the basis for learning to read. It is<br />

often assumed that children master these associations in their first year of reading education<br />

in (relatively) transparant alphabetic languages like Dutch. It is also often assumed<br />

that dyslexic children will not form stable grapheme-phoneme associations because of<br />

poor phonological representations of speech sounds. Although this last problem forms<br />

the main link between phonological and reading deficits in dyslexia hardly any research<br />

has addressed this issue. In the present talk a series of electrophysiological (ERP) and<br />

fMRI studies will be presented to introduce a model of the brain correlates of graphemephoneme<br />

associations. It will be shown that these associations take years to develop<br />

in to automatised cross-modal representations. Furthermore it will be shown that these<br />

automatised representations do not develop in dyslexics even after many years of (compensatory)<br />

reading experience.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Leo Blomert<br />

l.blomert@psychology.unimaas.nl<br />

++31 043 3881949<br />

10


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Wie das staatliche Gesundheitssystem Legastheniker unterstützt – Von den<br />

Niederlande lernen<br />

Leo Blomert<br />

Maastricht Brain Imaging Centre & Dept Cognitive Neurosciences<br />

Faculty of Psychology & Neuroscience, Maastricht University, The Netherlands<br />

Obwohl Dyslexie als spezifische neurokognitive Entwicklungsstörung <strong>des</strong> Lesens und<br />

Rechtschreibens mit neurobiologischen Ursachen international anerkannt ist, wurde sie<br />

bislang in der gesetzlichen Gesundheitsversicherung der meisten europäischen Länder<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Die Regierung der Niederlande entschied dieses Jahr einstimmig, Dyslexie in das Gesundheitsgesetz<br />

aufzunehmen, so dass die Ausgaben für Diagnose und Behandlung der<br />

<strong>Legasthenie</strong>, beginnend mit dem 1.1.2009, zurück erstattet werden. Die Verfügbarkeit<br />

der von uns entwickelten Protokolle zur Diagnose und Behandlung der Dyslexie bildet<br />

die Grundlage für ihre Aufnahme in das Gesetz.<br />

Die Schulen werden dazu angehalten, durch regelmäßiges Screening der Lese- und<br />

Rechtschreibfertigkeiten Kinder zu identifizieren, die möglicherweise eine <strong>Legasthenie</strong><br />

haben. Außerdem müssen die Schulen zeigen, dass ein lese- und rechtschreibschwaches<br />

Kind von einem zusätzlichen Förderunterricht im Rahmen <strong>des</strong><br />

Schulkontextes nicht profitiert. Ist dies der Fall, so wird das Kind zur Diagnostik und<br />

gegebenenfalls Behandlung an ein Institut außerhalb der Schule weiter verwiesen, das<br />

auf die Behandlung der Dyslexie spezialisiert ist.<br />

Die Protokolle präzisieren die kognitiven Kriterien zur Diagnosestellung und den Rahmen<br />

der Interventionen, die von den Versicherungen akzeptiert sind. In diesem Vortrag<br />

gebe ich einen kurzen Überblick über die „Dyslexiepolitik“ der holländischen Regierung<br />

im letzten Jahrzehnt und veranschauliche die wichtigsten Kriterien und Verfahren der<br />

holländischen Protokolle zur Diagnose und Behandlung der <strong>Legasthenie</strong> anhand von<br />

Forschungsergebnissen, die zu diesen Kriterien geführt haben.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Leo Blomert<br />

l.blomert@psychology.unimaas.nl<br />

++31 043 3881949<br />

Functional neuroanatomy of phonological and orthographic processing<br />

James R. Booth<br />

Northwestern University, Evanston, USA<br />

This talk will summarize our research examining the neural basis of orthographic, phonological<br />

and semantic processing in children using functional magnetic resonance imaging<br />

(fMRI). The processes are indexed by spelling, rhyming and association judgment tasks<br />

in the visual and auditory modalities. Our research supports a model of brain development<br />

that argues for age-related increases in specialization as well as interactivity. This<br />

talk will also discuss our recent work suggesting that the process of interactive speciali-<br />

11


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

zation is affected in children with reading disabilities. Particular attention will be paid<br />

to core regions of the language/reading network including inferior frontal gyrus, inferior<br />

parietal lobule, superior/middle temporal gyrus and fusiform gyrus.<br />

Korrespondenzautor:<br />

James R. Booth<br />

j-booth@northwestern.edu<br />

Rechen-/Lese- und Rechtschreibschwäche und AD(H)S-hilfreiche<br />

Unterstützungs- und Fördermöglichkeiten<br />

Armin Born (1), Claudia Oehler (2)<br />

(1) Würzburg, Deutschland<br />

(2) Veitshöchheim, Deutschland<br />

Aufgrund der Kernsymptomatik der Aufmerksamkeitsbeeinträchtigung und häufig<br />

schlechterer Gedächtnisleistungen findet sich eine hohe Überschneidung von Teilleistungsschwächen<br />

im Rechnen, Lesen und der Rechtschreibung mit dem Störungsbild<br />

<strong>des</strong> AD(H)S. So haben z.B. von den 4,4 % – 6,7 % der Kinder, die im deutschsprachigen<br />

Raum eine Dyskalkulie aufweisen, 26 % – 42 % gleichzeitig auch eine AD(H)S. Somit<br />

zeigt je<strong>des</strong> dritte Kind mit einer AD(H)S auch Symptome einer Rechenstörung. Analoges<br />

gilt für Lese- und Rechtschreibstörungen und AD(H)S. Gleichzeitig erweisen sich die<br />

schulischen Fördermaßnahmen bei diesen Kindern als wenig passend.<br />

In dem Workshop sollen Eltern, Lehrern und Therapeuten, aufbauend auf den aktuellen<br />

Ergebnissen der Lernpsychologie und der Gehirnforschung hilfreiche und passende<br />

Unterstützungsmöglichkeiten vermittelt werden. Sie sollen in die Lage versetzt werden,<br />

frühzeitig Schwächen und Fehlstrategien in den Teilleistungsbereichen zu erkennen, um<br />

dann einem möglichen Teufelskreis im Leistungsbereich und der emotionalen Entwicklung<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> rechtzeitig mit einfachen, effektiven und alltagstauglichen Maßnahmen<br />

entgegensteuern zu können.<br />

Angesichts der Nicht-Berücksichtigung der Rechenstörung (und auch der ADHS!) in den<br />

Grundsätzen der Kultusministerkonferenz (2007) soll der Schwerpunkt <strong>des</strong> Workshops<br />

auf der Vermittlung von Maßnahmen zur Förderung rechenschwacher AD(H)S-Kinder<br />

liegen. Einfache und praktikable Hilfen für den Lese- und Rechtschreibbereich werden<br />

ergänzend vorgestellt.<br />

Literatur:<br />

Born Armin, Oehler Claudia: Lernen mit ADS-Kindern. 6. Auflage, Stuttgart 2007<br />

Born Armin, Oehler Claudia: Kinder mit Rechenschwäche erfolgreich fördern. 2. Auflage,<br />

Stuttgart 2008<br />

Korrespondenzautoren:<br />

Armin Born Claudia Oehler<br />

aaakkkborn@aol.com claudia.oehler@t-online.de<br />

0931 950137 0931 4044098<br />

0931 4044122<br />

12


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Welche Folgen hat eine Lautdiskriminationsschwäche in den verschiedenen<br />

Alterstufen – und welche Fähigkeiten helfen bei der Überwindung?<br />

Monika Brunner<br />

Universitätsklinik Heidelberg, Phoniatrie/Pädaudiologie, Heidelberg, Deutschland<br />

Einleitung:<br />

Eine mangelnde Fähigkeit zur Lautdiskrimination kann eine stetige Unsicherheit in der<br />

Rechtschreibung bewirken. Besonders dann, wenn der noch gerade wahrgenommene<br />

Lautunterschied zu schnell verblasst und somit keinen kortikalen Eintrag hinterlässt.<br />

Anhand von Videoausschnitten wird gezeigt, welche psychischen Auswirkungen eine<br />

Lautdifferenzierungsschwäche haben kann, anhand unserer Ergebnisse zeigen wir die<br />

Auswirkung auf die Rechtschreibung auf. Wir werden zusätzlich in den Heidelberger<br />

Lautdifferenzierungstest (HLAD) einführen und therapeutische Konsequenzen vorstellen.<br />

Unsere Fragestellung war:<br />

1. Unterscheiden sich gute Rechtschreiber und schwache Rechtschreiber von der ersten<br />

bis zur sechsten Klassenstufe in ihrer Fähigkeit zur Lautunterscheidung und dem Kurzzeitspeicher<br />

für diese Lautunterschiede?<br />

2. Wie ist der Zusammenhang zwischen sprachfreier Intelligenz, Lautunterscheidung,<br />

Kurzzeitspeicher und Rechtschreibung?<br />

Patienten/Methode:<br />

Wir analysierten retrospektiv die Daten zur Lautdiskrimination, Intelligenz, auditivem<br />

Kurzzeitspeicher und Rechtschreibung von insgesamt 253 Patienten aus unserer phoniatrischen<br />

Ambulanz. Der Heidelberger Lautdifferenzierungstest (HLAD) prüft die auditive<br />

Vergleichsleistung und die Nachsprechleistung von Minimalpaaren sowie die Analyse<br />

von Konsonantenclustern mit stimmlosen/stimmhaften Plosivlauten. Der Test liegt mit<br />

Tonträgeraufsprache vor und wird computergesteuert ausgewertet.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Mittelwerte <strong>des</strong> HLADs liegen für die rechtschreibschwachen Kinder hochsignifikant<br />

unter den Werten der durchschnittlichen Rechtschreiber. Auch zeigt sich diese Schwäche<br />

bis ins 6. Schuljahr hinein und weist signifikante Korrelationen zur Rechtschreibung<br />

auf. In den ersten Klassen überwiegt der Zusammenhang von Lautdifferenzierung und<br />

Schriftsprache, später überwiegt der Einfluss der sprachfreien Intelligenz und <strong>des</strong> Kurzzeitspeichers.<br />

Fazit:<br />

Auch wenn mit guter sprachfreier Intelligenz die Rechtschreibprobleme in den höheren<br />

Klassen kompensiert werden können, bewirkt eine bleibende Lautdifferenzierungsschwäche<br />

stets eine latente Verunsicherung, da der auditive Rückmeldekanal nicht zuverlässig<br />

ist. Der therapeutische Einsatz von visuellen Lernstrategien wird besprochen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Monika Brunner<br />

monika.brunner@med.uni-heidelberg.de<br />

06221 567242<br />

13


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

„Wie verändert sich das Gehirn beim Lesenlernen?“ Eine Längsschnittstudie vom<br />

Kindergarten bis <strong>zum</strong> Ende der zweiten Klasse<br />

Katharina Bublath (1), Jürgen Bartling (1), Günther Thomé (2), Gerd Schulte-Körne (1)<br />

(1) Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum<br />

der Universität München, München, Deutschland<br />

(2) Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für deutsche Sprache und Literatur 1, Frankfurt,<br />

Deutschland<br />

Ziel <strong>des</strong> Projektes ist die Erforschung der Veränderungen <strong>des</strong> Gehirns beim Lesenlernen.<br />

Dabei werden frühe neurophysiologische Unterschiede zwischen guten und<br />

schwachen Lesern während einer expliziten Leseaufgabe untersucht. Je genauer der<br />

Prozess <strong>des</strong> Lesenlernens verstanden wird, <strong>des</strong>to früher kann eine Lese-Rechtschreibschwäche<br />

diagnostiziert und therapiert werden.<br />

In der aktuellen Studie werden Kinder mit einem genetischen Risiko für eine Lese-Rechtschreibschwäche<br />

und Kinder ohne ein solches Risiko vom Kindergarten bis <strong>zum</strong> Ende<br />

der zweiten Klasse untersucht. Per Tastendruck entscheiden die Kinder, ob ein visuell<br />

präsentiertes Wort oder Bild mit einem darauf folgenden auditiv präsentierten Wort übereinstimmt.<br />

Dabei werden die ereigniskorrelierten Potentiale aufgezeichnet.<br />

14


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Im aktuellen Vortrag werden die bisherigen Ergebnisse vom Kindergarten bis zur ersten<br />

Klasse präsentiert und diskutiert. Diese Studie wird durch das Bun<strong>des</strong>ministerium für<br />

Bildung und Forschung gefördert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Katharina Bublath<br />

katharina.bublath@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5927<br />

How does learning to read and spell alter brain functions? -A longitudinal study<br />

from preschool to the end of the second grade<br />

Katharina Bublath (1), Jürgen Bartling (1), Günther Thomé (2), Gerd Schulte-Körne (1)<br />

(1) Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum<br />

der Universität München, München, Deutschland<br />

(2) Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für deutsche Sprache und Literatur 1, Frankfurt,<br />

Deutschland<br />

To detect early neurophysiological differences between dyslexic and unimpaired children<br />

longitudinal studies are needed to investigate alterations of the brain functions during<br />

reading acquisition. In a previous study Maurer et al. (2007) found different event related<br />

potentials (ERP) between poor and good readers during an implicit reading task already<br />

in the first two years of school.<br />

The present study examines the neurophysiological correlates to an explicit reading task<br />

of children with or without a familial risk for dyslexia. They participate from preschool until<br />

second grade every half year. During an ERP-recording all children see either a word<br />

or a picture followed by a spoken word. By pressing a button they decide if the visual<br />

and auditory stimuli are congruent or incongruent. ERPs to the visual event and to the<br />

matching task are analysed.<br />

The previous results from the first assessment points will be presented and discussed.<br />

Literatur:<br />

Maurer, U., Brem, S., Bucher, K., Kranz, F., Benz, R., Steinhausen, H.-C., et al. (2007).<br />

Impaired tuning of a fast occipito-temporal response for print in dyslexic children learning<br />

to read. Brain: 130,. 3200-3210.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Katharina Bublath<br />

katharina.bublath@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5927<br />

15


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Diagnosis and treatment of dyscalculia<br />

Brian Butterworth<br />

FBA, Institute of Cognitive Neuroscience, UCL, London, United Kingdom<br />

In this talk I propose that developmental dyscalculia is due to a core deficit in an innate<br />

system for representing exact numerosities. This proposal must be distinguished from<br />

the claim that we are born only with a system for representing approximate numerosities<br />

and that the representation of exact numerosities depends on acquiring counting words,<br />

and that approximate arithmetic forms the foundation for exact arithmetic (e.g. [1]). I<br />

present evidence that developmental dyscalculics and others with low numeracy may<br />

perform normally with approximate numerosities but not with exact numerosities. Our<br />

proposal enables the rapid and reliable differential diagnosis of developmental dyscalculia<br />

using simple timed tests of numerosity processing [2]. It also suggests that the<br />

intervention should aim at strengthening concepts of numerosity using properly structured<br />

learning, starting with manipulables, which can be carried out by specially-trained<br />

teachers [3] and can be supported by appropriately-<strong>des</strong>igned software.<br />

[1] Gilmore, C.K., McCarthy, S.E., and Spelke, E.S. (2007). Symbolic arithmetic knowledge<br />

without instruction. Nature, 589-592.<br />

[2] Butterworth, B. (2003). Dyscalculia Screener. (London: nferNelson Publishing<br />

Company Ltd).<br />

[3] Butterworth, B., and Yeo, D. (2004). Dyscalculia Guidance. (London: nferNelson).<br />

Korrespondenzautor:<br />

Brian Butterworth<br />

b.butterworth@ucl.ac.uk<br />

++44 (0)2076791150 1152<br />

Starke Übungen gegen Leseschwäche<br />

Ulrich Butz<br />

Schlossschule Stutensee, Grundschule, Karlsruhe, Deutschland<br />

Zielgruppe:<br />

Lehrer, Eltern, Sprach-, Ergo-, Lerntherapeuten, Nachhilfeanbieter, Lesepaten<br />

Haben sie Lust auf einen kurzweiligen Workshop <strong>zum</strong> Thema Leseschwäche? Möchten<br />

Sie Grundlegen<strong>des</strong> über die Hintergründe erfahren, ein einfaches Konzept zur Therapie<br />

kennen lernen und wollen Sie mit neuen Ideen Kraft und Zuversicht tanken? Dann ist<br />

dieser praxisorientierte Workshop für Sie gerade richtig.<br />

Einführung: Wie funktioniert Lesen? – Hintergründe über Könner und Nichtkönner<br />

Die Teilnehmer überprüfen anhand kleiner unterhaltsamer Leseexperimente Bedingungen<br />

für „gekonntes Lesen“. Sie erhalten durch diese Selbsterfahrung wesentliche Hinweise<br />

darauf wie reibungsloses Lesen funktioniert. Schwierigkeiten der deutschen Schriftsprache<br />

werden aufgedeckt und ein Verständnis für leseschwache Menschen entwickelt.<br />

16


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Mittelteil: Lesen lernen für alle! – Ein Lesekurs für Schule, Familie und Therapie<br />

Grundlagen eines neuartigen Leselehrgangs werden vorgestellt. Er bietet einfache und<br />

logische Zugänge zur lautlichen und rechtschreiblichen Struktur unserer Schriftsprache.<br />

Eine ganze Reihe begleitender multisensorischer Hilfsmittel ist aus jahrelanger unterrichtlicher<br />

Praxis heraus entstanden. Besondere Laut-Handzeichen, die auch schon<br />

rechtschreiblichen Aspekten Rechnung tragen, können den gesamten Leselehrgang<br />

begleiten und ergänzen.<br />

Schlussteil: Lesen üben – aber wie?<br />

Die Teilnehmer lernen sinnvolle Leseübungen für Schule, Familie und Therapie kennen.<br />

Diese können ohne großen Aufwand zur täglichen Übung eingesetzt werden. Alle<br />

Übungsformen <strong>des</strong> Schlussteils können ohne bestimmte Leselehrgänge durchgeführt<br />

werden. Hier finden sich nicht nur Übungsformen für Leseanfänger, sondern auch für<br />

ältere Nicht- und Schwachleser. Hier gibt es Ideen und Lösungen für den allgemeinen<br />

Lese- und Leseförderunterricht, für die Hausarbeitenbetreuung und die Lesetherapie.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ulrich Butz<br />

kontakt@lesebutz.de<br />

0721 9664250<br />

0721 9664249<br />

DYPATEC: Dyslexia Parents‘ and Teachers‘ Collaboration<br />

(a EU-funded multilingual Guide for Parents of children with dyslexia)<br />

Raymond Claes<br />

European Dyslexia Association, Junglinster, Luxembourg<br />

Dieses EU-Projekt wurde im August 2004 gestartet und hatte eine Laufdauer über drei<br />

Jahre. Das Endprodukt ist ein Handbuch in mehreren Sprachen für Eltern, LehrerInnen,<br />

SpezialistInnen und Schulbehörden.<br />

Statement:<br />

Mit dem EU-Projekt DYPATEC soll eine Kooperation zwischen Eltern, PädagogInnen und<br />

anderen Fachkräften aufgebaut werden, um eine spezifische Unterstützung für Kinder<br />

und Erwachsene mit Lernschwierigkeiten (z.B. beim Lesen oder Rechtschreiben) zu<br />

erreichen und die bildungsmäßige, soziale und kulturelle Integration zu fördern.<br />

Teilnehmende Länder:<br />

- Deutschland<br />

- Großbritannien<br />

- Luxembourg<br />

- Malta (3. Jahr)<br />

- Österreich<br />

- Polen<br />

- Tschechien<br />

- Türkei (3. Jahr)<br />

17


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

In diesem Projekt hatten Eltern, LehrerInnen und anderen Fachleuten eine Möglichkeit,<br />

die wichtigsten Aspekte bezüglich Lese-Recht-schreibschwierigkeiten (LRS)/“ <strong>Legasthenie</strong>“<br />

von der jeweiligen Perspektive aus zu diskutieren.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Raymond Claes<br />

rclaes@pt.lu<br />

++352 621 261952<br />

Der Weg durch die Schule<br />

Auf was muss ich achten und was kann „Schule“ leisten?<br />

Wie führe ich das Gespräch mit Lehrern?<br />

Welche Rechte hat mein Kind?<br />

Astrid Dietmann-Quurck<br />

Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie e.V., Hannover, Deutschland<br />

Für Eltern ist es eine besondere Herausforderung, gemeinsam mit der Schule Wege<br />

zu finden, wie das Kind trotz der vorliegenden Teilleistungsstörung einen begabungsgerechten<br />

Abschluss erreicht. Manchmal stößt man auf unzureichende Kenntnisse der<br />

LehrerInnen, da weder <strong>Legasthenie</strong> noch Dyskalkulie Bestandteil ihrer pädagogischen<br />

Ausbildung sind. Insbesondere in der Grundschule ist es für LehrerInnen oftmals schwer<br />

einzuschätzen, welche Ursachen für die Lernprobleme verantwortlich sind. Meistens<br />

sind es die Eltern, die das Gefühl haben, bei ihrem Kind ist etwas anders und sie suchen<br />

den Austausch und die Klärung mit der Schule. Um gut vorbereitet in das Gespräch zu<br />

gehen, soll in dem Symposium aufgezeigt werden, was die Schule überhaupt leisten<br />

kann und ab wann eventuell außerschulische Fachkompetenz eingeholt werden muss.<br />

Eltern sollen Anregungen erhalten, wie man mit dem LehrerIn über die Problematik in<br />

der Schule spricht und gemeinsam im Interesse <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> handeln kann. Manche<br />

LehrerInnen fühlen sich auch unsicher, welche Maßnahmen sie für das betroffene Kind<br />

einleiten dürfen. In dem Vortrag werden daher auch die Rechte der Kinder aufgezeigt,<br />

damit Eltern den notwendigen Kenntnisstand haben, um die Rechte ihrer Kinder in der<br />

Schule durchzusetzen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Astrid Dietmann-Quurck<br />

dietmann@bvl-legasthenie.de<br />

18


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Prädiktion von Rechenleistung und Rechenschwäche: der Beitrag von<br />

Zahlen-Vorwissen und allgemein-kognitiven Fähigkeiten<br />

Dorothea Dornheim<br />

Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Lehrstuhl Entwicklungspsychologie (Prof. Dr. Sabine Weinert), Bamberg,<br />

Deutschland<br />

Ausgehend von einem Entwicklungsmodell der Rechenleistung verfolgt die hier vorgestellte<br />

Längsschnittstudie das Ziel ausgehend vom Zahlen-Vorwissen und allgemeinkognitiven<br />

Fähigkeiten im Vorschulalter, die spätere Rechenleistung und eine eventuell<br />

auftretende schwache Rechenleistung in der Grundschule vorherzusagen.<br />

Dazu wurde bei 157 Vorschulkindern 9 und 3 Monate vor der Einschulung das Zahlen-<br />

Vorwissen mit Aufgaben <strong>zum</strong> Zählen, Anzahlen Erfassen und Anwenden von Zahlen,<br />

alternative mathematische Leistungen (z.B. Piaget-Aufgaben), phonologische, visuellräumliche<br />

und zentral-exekutive Arbeitsgedächtnisleistungen, visuell-räumlichen Fähigkeiten<br />

sowie die Intelligenz (CFT 1) als Kontrollvariable erhoben. Am Ende der 1. und<br />

2. Klasse wurden die Rechenleistungen (DEMAT1+, DEMAT 2+) und Lese- und Rechtschreibleistungen<br />

(WLLP, DRT 2) geprüft.<br />

Die korrelative Analyse auf der Basis von Regressionsanalysen zeigt, dass das Zahlen-<br />

Vorwissen im Vorschulalter der Hauptprädiktor der Rechenleistung im Grundschulalter<br />

ist und die nonverbale Intelligenz (CFT 1) nur noch einen geringen zusätzlichen Beitrag<br />

zur Varianzaufklärung an der Rechenleistung erbringt. Die Darstellung der Zusammenhänge<br />

auf der Basis von linearen Strukturgleichungsmodellen ergibt, dass die visuellräumlichen<br />

und zentral-exekutiven Arbeitsgedächtnisleistungen im Alter von 5;9 Jahren<br />

vor allem indirekt über das Zahlen-Vorwissen zur Vorhersage an der Rechenleistung<br />

beitragen. Im Alter von 6;3 Jahren ergibt sich ein zusätzlicher direkter Beitrag <strong>des</strong> phonologischen<br />

Arbeitsgedächtnisses<br />

Bei einer ergänzenden Berechnung von klassifikatorischen Vorhersagen können auf der<br />

Basis <strong>des</strong> Zahlen-Vorwissens später rechenschwache Kinder im Einzelfall nur mit einer<br />

zufrieden stellenden Güte vorhergesagt werden. Der Einbezug spezifischer allgemeinkognitiver<br />

Fähigkeiten in die klassifikatorische Vorhersage kann die Sensitivität oder<br />

alternativ die Spezifität der Vorhersage auf gute Werte verbessern.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Dorothea Dornheim<br />

dorothea.dornheim@uni-bamberg.de<br />

0951 8631897<br />

0951 8631898<br />

19


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Individuelle Förderung im ersten Lernjahr Englisch (Schriftspracherwerb)<br />

Ursula Dorsch<br />

Lan<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> Bayern, <strong>Legasthenie</strong>therapie Englisch, Grundschullehrerin, Würzburg,<br />

Deutschland<br />

Dieser Workshop hat als Zielgruppe Englischlehrer aller Schularten, schwerpunktmäßig<br />

der 5./6. Jahrgangsstufe, sowie <strong>Legasthenie</strong>therapeuten für Englisch.<br />

Am Anfang steht eine Rückbesinnung darauf, was <strong>Legasthenie</strong> eigentlich genau ist,<br />

was sie für das betroffene Kind bedeutet und wie dadurch das Fremdsprachenlernen<br />

erschwert wird. Dafür ist auch ein kurzer Einblick in die englische Orthographie und ihre<br />

Regeln die Voraussetzung, um auf Lese- und Rechtschreibprobleme, die sich für Legastheniker<br />

im auditiven sowie auch im visuellen Bereich beim Erlernen der Fremdsprache<br />

Englisch ergeben, überhaupt richtig eingehen zu können.<br />

Hilfen für Legastheniker im Englischunterricht und für zu Hause werden im groben Überblick<br />

vorgestellt und thematisiert.<br />

Der Schwerpunkt dieses Workshops besteht in der Darstellung meiner individuellen<br />

Förderung von Legasthenikern im Anfangsunterricht Englisch der 5./6. Jahrgangsstufe.<br />

Hier werden die konkreten auditiven und visuellen Hilfen in Form von Arbeitsmaterialien<br />

vorgestellt, Strukturierungsmöglichkeiten werden erläutert. Zudem gebe ich einen Einblick<br />

in die Therapieeinheiten: Graphem-Phonem-Verbindungen, Homophone, Zahlen,<br />

Grammatikstrukturierung und unregelmäßige Verben. Die Bedeutung und Einsatzmöglichkeiten<br />

einer multisensorischen Arbeit in der <strong>Legasthenie</strong>therapie werden konkret<br />

aufgezeigt. Den Abschluss bildet eine offene Aussprache sowie ein Gedanken- und<br />

Ideenaustausch, wie den legasthenen Kindern und Jugendlichen in den verschiedenen<br />

Schularten sinnvoll im Englischen geholfen werden kann.<br />

Literatur:<br />

Nieberle, G.: Englische Rechtschreibung – Probleme deutschsprachiger Schüler.<br />

Regensburg 2005<br />

Sellin, K.: Wenn Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> Fremdsprachen lernen. München 2004<br />

Zander, G.: Was ist LRS-Förderung im Englischunterricht? Mühlheim/Ruhr 2002<br />

Zander, G.: Besser Englisch lernen trotz Lese-Rechtschreibschwäche. Mühlheim/Ruhr<br />

2004<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ursula Dorsch<br />

ulla.dorsch@web.de<br />

0931 782219<br />

20


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

<strong>Legasthenie</strong> und Fremdsprachenwahl<br />

Ursula Dorsch<br />

Lan<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> Bayern, <strong>Legasthenie</strong>therapie Englisch, Grundschullehrerin, Würzburg,<br />

Deutschland<br />

Dieser Workshop richtet sich vor allem an Eltern legasthener Kinder, die vor der Fremdsprachen-<br />

und Schulwahl am Ende der Grundschulzeit stehen. Ebenso sinnvoll ist er für<br />

beratende Lehrkräfte, die Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> betreuen.<br />

Ziel dieses Workshops ist es, Ihnen Entscheidungshilfen bei der Wahl der Fremdsprachen<br />

für Ihr Kind zu geben. Am Anfang steht der Schriftspracherwerb im Deutschen mit<br />

seinen spezifischen Problemen für Legastheniker.<br />

Anschließend erläutere ich die speziellen Schwierigkeiten, die sich aus der jeweiligen<br />

Struktur der Fremdsprache ergeben. Hierbei stehen die Sprachen Latein, Englisch und<br />

Französisch im Mittelpunkt. Die unterschiedliche Art <strong>des</strong> Unterrichtens in den alten<br />

Fremdsprachen einerseits und in den modernen Fremdsprachen (kommunikativer<br />

Unterricht) andererseits ist ebenfalls ein bedeutender Faktor, der erläutert werden muss.<br />

Ein weiterer Schwerpunkt ist die Auseinandersetzung mit der Frage, welche spezifischen<br />

Fähigkeiten ein Kind mitbringen sollte, um die eine oder andere Fremdsprache zu wählen<br />

und erlernen zu können.<br />

Da Fremdsprachenwahl nicht getrennt von der Schulwahl zu sehen ist, ist eine Auseinandersetzung<br />

mit den unterschiedlichen Arten <strong>des</strong> Fremdsprachenunterrichts an Hauptschule,<br />

Realschule und Gymnasium (exemplarisch: Bayern) unabdingbar.<br />

<strong>Legasthenie</strong> hat seine individuelle Ausprägung beim jeweiligen Kind, <strong>des</strong>halb kann die<br />

notwendige gemeinsame Erörterung der Probleme eine Hilfe bei der Entscheidungsfindung<br />

sein, ohne aber die Entscheidung selbst abnehmen zu können.<br />

Literatur:<br />

Sellin, K.: Wenn Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> Fremdsprachen lernen. München 2004<br />

Zander, G.: Was ist LRS-Förderung im Englischunterricht? Mühlheim/Ruhr 2004<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ursula Dorsch<br />

ulla.dorsch@web.de<br />

0931 782219<br />

21


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Probleme der Früherkennung und Diagnose der <strong>Legasthenie</strong> in der Schule<br />

Lisa Dummer-Smoch<br />

Techn. Universität Kaiserslautern, Fachbereich Sozialwissenschaften, Kaiserslautern, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Überblick zu Problemen der <strong>Legasthenie</strong>-Diagnose im Schulsystem als Voraussetzung<br />

für angemessene Hilfen.<br />

Materialien und Methoden:<br />

durch die Analyse von Notentafeln aus den Zeugnissen mehrerer Schuljahre können<br />

Diskrepanzen zwischen Fachnoten (sprachlich versus nicht-sprachlich) erkannt und in<br />

Verbindung mit Notendiskrepanzen in schriftlichen Arbeiten(Inhalt, Ausdruck, Grammatik<br />

gegenüber Rechtschreibung) für die innerschulische Diagnostik genutzt werden.<br />

Ergebnisse:<br />

Bisherige Analysen konnten zeigen, dass Notentafeln das wissenschaftlich gut gesicherte<br />

Erscheinungsbild der diskrepanten Schul- und Intelligenztestleistungen bei <strong>Legasthenie</strong><br />

im Allgemeinen deutlich werden lassen. Dies gerade auch bei Schülern, die als<br />

wenig auffällig aus der Grundschule in ein Gymnasium eintreten. Dass die Anforderung<br />

an die Rechtschreibleistung in Realschulen und Gymnasien gegenüber der Grundschule<br />

erheblich steigt und speziell im Gymnasium in den Fremdsprachen zu zusätzlichen<br />

Hürden führt, lässt sich ebenso aufzeigen.<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Probleme der schulischen <strong>Legasthenie</strong>-Diagnose könnten durch die Anwendung<br />

der vorgestellten Methode angemessener gelöst werden als bisher. Die Akzeptanz der<br />

diskrepanten <strong>Legasthenie</strong> im Vergleich zur nicht-diskrepanten LRS wäre durch eine in<br />

Notentafeln dokumentierte schulinterne Beobachtung eher zu erreichen als durch die<br />

derzeitig noch überwiegend auf die nicht-diskrepante LRS der schwächsten Rechtschreiber<br />

zielenden LRS-Erlasse.<br />

Zudem könnten diese Dokumentationen mehrere bisher oft geäußerte Vorurteile<br />

entkräften:<br />

- Jede LRS sei behebbar, spätestens bis <strong>zum</strong> Ende der 10. Klasse. Darauf stützen<br />

sich offenbar die Empfehlungen der KMK zur Aufhebung <strong>des</strong> Notenschutzes in der<br />

Oberstufe <strong>des</strong> Gymnasiums und im Abitur.<br />

- Die <strong>Legasthenie</strong> stelle keine überdauernde Behinderung dar. Also bedeute der<br />

Notenschutz für Legastheniker ein Privileg gegenüber allen anderen Abiturienten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Lisa Dummer-Smoch<br />

dummersmoch@augustinum.net<br />

04542 812970<br />

22


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

<strong>Legasthenie</strong> – ein Problem der Augen?<br />

Oliver Ehrt<br />

Augenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland<br />

Bei der Abklärung einer Lesestörung ist eine Augenärztliche Untersuchung unablässlich.<br />

Die <strong>Legasthenie</strong> muß von einer durch Augenfehler verursachte Störung klar unterschieden<br />

werden. Augenprobleme, die zu einer Lesestörung führen können umfassen:<br />

- Refraktionsfehler (z.B. un- oder unterkorrigierte Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit)<br />

- Störungen <strong>des</strong> Fokusierens auf die Nähe (Akkommodation), insbesondere bei längerer<br />

Lesebelastung<br />

- Gesichtsfeldausfälle um den Fixationsort herum<br />

- verborgenes (latentes) oder manifestes Schielen<br />

- Störungen der Augenbewegungen<br />

Die Sehschärfe (Visus) darf nicht nur mit Buchstaben/Zahlen sondern muß auch mit<br />

einfachen Symbolen bestimmt werden. Ein 30-60 minütiger Lese-/Schreibbelastungstest<br />

ist sinnvoll, um Ermüdungserscheinungen abzuklären. Falls sich hierbei Auffälligkeiten<br />

zeigen, ist u.U. eine schwache Lesebrille hilfreich. Die Untersuchung der höheren visuellen<br />

Wahrnehmung ist wichtig.<br />

Auch wenn eine echte <strong>Legasthenie</strong> nach ihrer Definition ein sensorisches Defizit<br />

ausschließt, werden auch für diese Kinder immer wieder augenspezifische Therapien<br />

empfohlen, z.B. Prismenbrillen bei „Winkelfehlsichtigkeit“, Irlen Gläser, Sakkadentraining,<br />

Rasterbrillen. Bei der „Winkelfehlsichtigkeit“ handelt es sich um eine unter artifiziellen<br />

Sehbedingungen bestimmte minimale Abweichung der Sehachsen, wie sie bei 80% der<br />

Bevölkerung physiologisch vorliegt. Ihr Krankheitswert ist nicht belegt und z.T. in Studien<br />

auch widerlegt. Sie darf nicht als okulärer Einzelbefund zur Verordnung einer Prismenbrille<br />

herangezogen werden.<br />

Auch wenn man immer wieder Berichte von „erstaunlichen Erfolgen“ bei einzelnen<br />

Kindern unter den o.g. Therapien hört, ist ein Nutzen dieser z.T. recht kostspieligen Behandlungen<br />

durch prospektive, kontrollierte Studien nicht belegt. Die Rolle <strong>des</strong> Placeboeffektes<br />

ist nicht geklärt. Diese Therapien können daher nicht empfohlen werden, <strong>zum</strong>al<br />

sie bei Kindern mit anomaler Netzhautkorrespondenz gefährlich sind. Bei ihnen kann<br />

ein kleiner Schielwinkel künstlich in die Höhe getrieben werden und zu einer unnötigen<br />

Schieloperation führen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Oliver Ehrt<br />

oliver.ehrt@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 3853<br />

23


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Wie die Möbe zur Möwe wird – ein empirischer Vergleich verschiedener<br />

Fördermöglichkeiten für Kinder mit Lese-Rechtschreibstörungen<br />

Verena Engl, Verena Thaler, Angela Heine , Arthur Jacobs<br />

Freie Universität Berlin, Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Berlin, Deutschland<br />

In zwei Trainingsstudien wurden je zwei Förderprogramme für Kinder mit Auffälligkeiten<br />

im Lesen oder Rechtschreiben auf der alphabetischen Stufe (Frith, 1992) hinsichtlich<br />

ihrer Wirksamkeit verglichen. Ziel der Förderung war in Studie 1 eine Verbesserung der<br />

Lesegenauigkeit und in Studie 2 eine Verbesserung <strong>des</strong> lauttreuen Rechtschreibens.<br />

Die Förderung fand jeweils zweimal wöchentlich für 15 Minuten am Computer statt. Vor<br />

und nach dem Training, sowie nach drei bis sechs Monaten wurde jeweils ein spezifischer<br />

und ein allgemeiner Lese- bzw. Rechtschreibtest durchgeführt. Zusätzlich wurden<br />

die Daten von unauffälligen Kontrollkindern erhoben.<br />

In Studie 1 wurden Kinder gefördert, die durch eine hohe Fehlerrate bei langsamen,<br />

mühevollem Lesen auffielen. Ein Teil der Kinder erhielt das spezifische Buchstabe-Laut-<br />

Training „Lesikus“ (Scherling, 2005), der andere Teil wurde mit einem unspezifischen<br />

Kontrolltraining gefördert. Beide Gruppen verbesserten im spezifischen Nachtest ihre<br />

Lesegeschwindigkeit, jedoch nur die mit dem „Lesikus“ geförderten Kinder erzielten auch<br />

eine höhere Lesegenauigkeit und erreichten hier sogar das Niveau der unauffälligen<br />

Kontrollkinder. Im allgemeinen Lesetest verbesserten sich beide Gruppen gleichermaßen.<br />

In Studie 2 wurden Kinder mit Probleme im Bereich <strong>des</strong> lauttreuen Rechtschreibens gefördert.<br />

Sie erhielten dabei entweder ein spezifisches Laut-Buchstabe-Training, oder ein<br />

unspezifisches Kontrolltraining. Beide Gruppen verbesserten sich von den Vor- zu den<br />

Nachtests, jedoch schnitten die Kinder, die das Laut-Buchstabe-Training erhalten hatten,<br />

im spezifischen Test besser ab, als die Kinder <strong>des</strong> unspezifischen Kontrolltrainings. Die<br />

Leistung der unauffälligen Kontrollkinder erreichten beide Gruppen dabei nicht. Im allgemeinen<br />

Rechtschreibtest verbesserten sich beide Gruppen sowohl im lauttreuen, als<br />

auch im orthographischen Rechtschreiben gleichermaßen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Verena Engl<br />

verena.engl@fu-berlin.de<br />

030 83855626<br />

030 83855620<br />

24


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Was passiert im Gehirn während <strong>des</strong> Rechnens?<br />

Andreas J. Fallgatter (1), Melany M. Richter (1), Andreas Obersteiner (4),<br />

Kathrin C. Zierhut (1) (2), Thomas Dresler (1), Michael M. Plichta (1),<br />

Ann-Christine Ehlis (1), Reinhard Pekrun (3), Kristina Reiss (4)<br />

(1) Labor für Psychophysiologie und Funktionelle Bildgebung, Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und<br />

Psychotherapie, Universität Würzburg, Würzburg, Deutschland<br />

(2) Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universität Magdeburg, Magdeburg,<br />

Deutschland<br />

(3) Lehrstuhl für Psychologie, Universität München, München, Deutschland<br />

(4) Mathematisches Institut, Universität München, München, Deutschland<br />

Die Beherrschung mathematischer Fähigkeiten ist für ein erfolgreiches Lernen unabdingbar,<br />

Störungen in diesem Bereich können den persönlichen Lebensweg stark beeinträchtigen.<br />

Vor diesem Hintergrund ist es wichtig, sich mit dem Problem schwacher Rechenleistungen<br />

genauer zu beschäftigen. Dafür ist es sinnvoll, sowohl unauffällige Kinder<br />

mit typischem Entwicklungsverlauf und unterschiedlich ausgeprägten mathematischen<br />

Fertigkeiten als auch Kinder mit einer umgrenzten Störung der Rechenleistung (Dyskalkulie)<br />

zu betrachten.<br />

Im Rahmen dieses interdisziplinären Forschungsprojekts werden mit Hilfe psychometrischer<br />

und computergestützter Testverfahren die mathematischen Leistungen von<br />

Schulkindern mit und ohne Dyskalkulie genauer quantifiziert. Während der Bearbeitung<br />

einfacher Aufgaben, welche grundlegende mathematische Fähigkeiten erfordern (genaue<br />

Bestimmung der Ergebnisse einfacher Arithmetikaufgaben, ungefähre Bestimmung<br />

der Ergebnisse einfacher Arithmetikaufgaben, Mengenvergleiche), wird unter Verwendung<br />

der funktionellen Nah-Infrarot-Spektroskopie (NIRS) die neuronale Aktivität in den<br />

für mathematische Leistungen relevanten Kortexarealen gemessen. Dies ermöglicht<br />

uns, die Frage zu beantworten, ob und in welcher Weise geringere mathematische<br />

Testleistungen bei Kindern mit Dyskalkulie durch neuronale Prozesse erklärt werden<br />

können und wie auch bei schulisch unauffälligen Kindern interindividuelle Unterschiede<br />

in mathematischen Leistungen mit Unterschieden in solchen Prozessen verknüpft sind.<br />

Zusätzlich werden diese Daten mit denen verglichen, die wir bei einer Stichprobe unauffälliger<br />

Erwachsener erheben.<br />

Literatur:<br />

Plichta, MM, Herrmann, MJ, Baehne, CG et al (2007) Event-related functional nearinfrared<br />

spectroscopy (fNIRS) based on craniocerebral correlations: reproducibility of<br />

activation? Hum Brain Mapp 28: 733-741<br />

Plichta, MM, Herrmann, MJ, Ehlis, AC et al (2006) Event-related visual versus blocked<br />

motor task: detection of specific cortical activation patterns with functional near-infrared<br />

spectroscopy. Neuropsychobiology 53: 77-82<br />

Reusser, K, 1997. Erwerb mathematischer Kompetenzen: Literaturüberblick. In: Weinert,<br />

FE, Helmke, A (eds), Entwicklung im Grundschulalter. Psychologie Verlags Union, Weinheim<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andreas J. Fallgatter<br />

fallgatter_a@klinik.uni-wuerzburg.de<br />

0931 201 77100<br />

0931 201 77120<br />

25


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Gestaltung von schulischem und außerschulischem Förderunterricht mit dem<br />

Rechtschreibkarten-System (RekaS)<br />

Wolfgang Finck<br />

LRS-Training e. V. , Kiel, Deutschland<br />

Ausgehend von grundsätzlichen Förderprinzipien wird ein Kartensystem vorgestellt, das<br />

sich an einem strukturierten und stufenweisen Rechtschreibaufbau orientiert. Das ausgewählte<br />

Wortmaterial folgt dem Grundsatz vom Einfachen <strong>zum</strong> Schweren. Deshalb ist<br />

es insbesondere für ein differenzieren<strong>des</strong> Vorgehen geeignet (Förderunterricht, offener<br />

Unterricht, Behandlung spezieller Rechtschreibphänomene, selbstständiges Arbeiten).<br />

Mit den vielfältigen Wortkarten (z. B. Schlangenwörter, Kettenwörter oder Silbenwörter)<br />

werden verschiedene Spiel- und Übungsformen erarbeitet und praktisch erprobt.<br />

Eine sinnvolle Ergänzung sind Bilderlisten, die eine schnelle und effektive Einschätzung<br />

der Rechtschreibkompetenz auf den unterschiedlichen Stufen ermöglichen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wolfgang Finck<br />

info@irs-training.de<br />

0431 561561<br />

Förderung mit dem lauttreuen Leselehrgang – mit Selbstinstruktion und Silbenform<br />

<strong>zum</strong> sinnverstehenden Lesen<br />

Uwe Findeisen, Gisela Melenk<br />

Institut für <strong>Legasthenie</strong>- und Lerntherapie, Bonn, Deutschland<br />

Mit der Veränderung <strong>des</strong> schulischen Lernens hin zur Individualisierung und Differenzierung<br />

ändert sich auch der Anspruch an die Methodik <strong>des</strong> Lernens. Für das Lesenlernen<br />

bedeutet das, Prozesse der Selbstinstruktion zu initiieren, bei denen die Kinder lernen,<br />

ihre Kompetenzen der visuellen und auditiven Wahrnehmungen für die Dekodierung<br />

und das Sinnerfassen selbstständig zu entwickeln. Zugleich läuft der Leselernprozess<br />

analog <strong>zum</strong> Schreiblernprozess in Stufen ab, von der einfachen Zuordnung von Laut<br />

und Buchstaben zu rhythmischen Sprecheinheiten und Silben bis zu den melodischen<br />

Sprecheinheiten und Sätzen. Das verlangt von einem Leselehrgang, dass er erstens<br />

phonologisch systematisch aufgebaut ist und eine Methode unterstützt, die die Selbstinstruktion<br />

erlaubt.<br />

Der Workshop behandelt folgende Themen:<br />

Der Aufbau der lauttreuen Leseübungen von der Silbe bis <strong>zum</strong> Satz. Erläutert werden die<br />

Gliederungsformen der lauttreuen Wörter in Abhängigkeit von den Vokal-Konsonanten-<br />

Folgen.<br />

Die Vielfältigkeit von Gestaltungsformen unterstützt die visuelle Wahrnehmung und die<br />

Dekodierungsleistung von Schrift.<br />

26


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Erläuterung der Methode der Selbstinstruktion, für die 40 Bildzeichen entwickelt wurden,<br />

die verschiedene Leseaufgaben darstellen, aus denen die Kinder sich ihre Aufgabe<br />

auswählen.<br />

Der Tests zur Dekodierungsleistung (TEDEL) wird als Hilfsmittel der Verlaufskontrolle<br />

von Leselernprozessen dargestellt.<br />

Es werden praktische Beispiele (Ton- und Videoaufnahmen) gezeigt und diskutiert.<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops ist die Vermittlung von Kompetenzen, den Leselernprozess von Kindern<br />

den Lernstufen zuordnen zu können und entsprechend die lauttreuen Leseübungen<br />

in der Schule, der Praxis oder zu Hause einsetzen zu können.<br />

Literatur:<br />

Findeisen, Melenk.: Lauttreue Leseübungen – ein Leselehrgang. Bochum, 2007 (3. Neue<br />

Aufl.)<br />

Findeisen, Melenk.: Lauttreue Diktate. Bochum, 2002 (2. Aufl.)<br />

Findeisen (Hrsg.).: Till Eulenspiegel und seine frechen Streiche – Lesetexte in Silben.<br />

Bochum, 2004<br />

Korrespondenzautor:<br />

Uwe Findeisen<br />

ilt-bonn@legasthenie-therapie.de<br />

0228 658687<br />

Prävention von Schwierigkeiten im basalen Lesen durch Differenzierung<br />

im Anfangsunterricht<br />

Ute Fischer, Barbara Gasteiger-Klicpera<br />

PH Weingarten, Fach Deutsch, Weingarten, Deutschland<br />

Das im Folgenden beschriebene Vorhaben stellt eine Interventionsstudie zu Beginn<br />

der Leseentwicklung dar. Die theoretische Grundlage <strong>des</strong> Konzepts bildet die Annahme,<br />

dass Lesen aus einem phonologischen wie lexikalischen Zugang besteht, und es<br />

möglich ist, durch eine frühe Intervention das Öffnen der Schere zwischen starken und<br />

schwachen Schülern zu vermeiden (Matthäus-Effekt). Die Stichprobe der Untersuchung<br />

umfasste 100 Kinder der ersten Klasse in der Förder- und 63 Kinder in der Kontrollgruppe.<br />

Das Alter der Kinder lag zwischen 6,03 und 7,11.<br />

Das Vorhaben geht der Frage nach, ob es im Klassenunterricht gelingen kann, die so<br />

genannten Risikokinder so zu fördern, dass sie die nächste Stufe ihrer Leseentwicklung<br />

erreichen. Dazu setzte der Förderunterricht an den Lernvoraussetzungen an und das zur<br />

Förderung verwendete Wortmaterial wurde nach sprachsystematischen Gesichtspunkten<br />

ausgewählt. Mit einem eigens entwickelten Verfahren wurden die Lesefähigkeiten der<br />

Kinder ca. 10 Wochen nach Schulbeginn identifiziert. Im Anschluss an die Diagnostik<br />

erfolgte eine systematisch aufgebaute Intervention im Umfang von 10 Stunden. Ziel war<br />

der schrittweise Erwerb der Fertigkeiten, bei denen die Kinder noch Schwierigkeiten<br />

zeigten. Nach der Förderung wurden die Effekte geprüft. Um Aussagen über die länger-<br />

27


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

fristige Stabilität der Ergebnisse machen zu können, wurde als Follow-up am Ende <strong>des</strong><br />

ersten Schuljahres der SLRT eingesetzt.<br />

Es werden die Ergebnisse <strong>des</strong> Prä-, Posttests sowie <strong>des</strong> Follow-up berichtet. Im Vergleich<br />

zur Kontrollgruppe konnten die Kinder der Interventionsgruppe ihre Leseleistungen<br />

wesentlich stärker verbessern. Es wird die Folgerung gezogen, dass bereits eine geringe<br />

Modifizierung <strong>des</strong> Unterrichts zu einer deutlichen Verbesserung der Leseleistung der<br />

Kinder führen kann.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ute Fischer<br />

ufischer@ph-weingarten.de<br />

0751 5018309<br />

Differenzieren und Fördern von Anfang an!<br />

Wie gelingt es, in der ersten, sensiblen Phase <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs die<br />

Fertigkeiten der Kinder präzise einschätzen und verbessern zu helfen?<br />

Lernserver-Primo als Angebot für einen abwechslungsreichen, dennoch<br />

strukturierten Einstieg in die Schriftsprache.<br />

Linda Flug, Friedrich Schönweiss<br />

Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,<br />

Arbeitsbereich: Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik, Münster,<br />

Deutschland<br />

Die allererste Schulphase ist von zentraler Bedeutung; hier werden die Weichen für die<br />

gesamte Bildungsbiographie eines kleinen Menschen gestellt. Um Kindern frühzeitig<br />

die Chance zu bieten, sich systematisch und doch kindgerecht mit Sprache und Schrift<br />

auseinandersetzen zu können, wurde vor kurzem das bewährte Lernserver-Konzept von<br />

Diagnose und darauf abgestimmter Förderung in Printform auf den Anfangsunterricht<br />

heruntergebrochen.<br />

Lehrer, Förderkräfte und engagierte Eltern werden dabei unterstützt, ihren Kindern beim<br />

Einstieg in das erste Lesen und Schreiben die nötige Hilfe zukommen zu lassen. Mit<br />

„Lernserver-Primo“ können sie die wichtigsten ersten Schritte abdecken:<br />

a) Funktion und Aufbau von Schrift b) Die Arbeit mit der Silbe<br />

c) Der Einzellaut d) Die Graphem-Phonem-Korrespondenz<br />

e) Die Synthese f) Die Analyse<br />

Das neue Test- und Förderinstrumentarium, das auch als Instrument zur Diagnose,<br />

Prävention und Förderung bei LRS-Problemen geeignet ist, stellt sich Fragen wie:<br />

- Wo genau steht das einzelne Kind?<br />

- Welche Einsichten in die grundlegenden Prinzipien unserer Lautschrift hat es schon<br />

gewinnen können?<br />

- Was genau muss ich ihm möglichst bald vermitteln, damit es seinen eigenständigen,<br />

sicheren Weg zur Schrift findet?<br />

28


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

- Mit welchen Hilfen, Übungen und Spielen schaffe ich das?<br />

- Wie kann ich sinnvoll an bereits Gewusstem und Verstandenem anknüpfen?<br />

- Welche Strategien wendet das Kind an?<br />

- Ist es auf einem richtigen Weg oder läuft es Gefahr, durch Verständnislücken den<br />

Anschluss an die Klasse zu verlieren?<br />

- Wo deuten sich Probleme an, denen ich gezielt begegnen kann, bevor sie sich<br />

verfestigen und ausweiten?<br />

- Wie kann ich Lernblockaden oder das Gefühl prinzipieller Überforderung vermeiden<br />

helfen?<br />

Die in der langjährigen Förderpraxis bewährten Prinzipien sind Systematik und Struktur,<br />

Abwechslung und Spaß. Dabei wird die kognitive Förderung, also der Aufbau eines<br />

eigenen Verständnisses, über das reine Gedächtnistraining gestellt. Diese Methodik ist<br />

möglich, weil die deutsche Orthographie in ihren Kernbereichen systematisierbar, also<br />

begründbar und insofern auch verstehbar ist. Nicht zuletzt sind die Kinder selbst stets<br />

auf der Suche nach Regelhaftem.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Friedrich Schönweiss<br />

schoenw@uni-muenster.de.<br />

02 51 8 32 84 09<br />

02 51 8 32 12 06<br />

Linda Flug<br />

linda.flug@lernserver.de.<br />

02 51 8 32 84 09<br />

02 51 8 32 12 06<br />

Phonologische Verarbeitungsprozesse bei Kindern mit LRS<br />

Isabel Freitag, Axel Schölmerich<br />

Ruhr-Universität Bochum, AE Entwicklungspsychologie, Bochum, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Die Studie untersucht phonologische Primingeffekte mittels Elektroencephalographie<br />

(128 Kanäle) bei Kindern mit und ohne Leseschwierigkeiten. Neuropsychologische<br />

Forschungsergebnisse liefern starke Belege dafür, dass einer der Störungsmechanismus<br />

der LRS in Defiziten der phonologischen Bewusstheit begründet ist. Diese Belege sollen<br />

weiter differenziert werden.<br />

Materialien/Methoden:<br />

Untersucht werden Kinder mit LRS sowie normal lesende Probanden im Altersbereich<br />

von sechs bis zehn Jahren (1.-4. Klasse). Die EEG-Untersuchung umfasst die Aufzeichnung<br />

ereigniskorrelierter Potentiale auf verschiedene explizite und implizite auditive<br />

Entscheidungsaufgaben. Hierbei wird neben einem unimodalen auditiven Priming ein<br />

cross-modales Priming in Form von Bildern und Schriftsprache eingesetzt. Ergänzend<br />

29


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

wird ein ausführliches behaviorales Leistungsprofil der Probanden erhoben, das neben<br />

Lese- und Rechtschreibleistungen, phonologische Basiskompetenzen, eine allgemeine<br />

Intelligenzdiagnostik sowie Aufmerksamkeitsmaße umfasst.<br />

Ergebnisse:<br />

Der Abschluss der Untersuchung steht noch aus. Erste behaviorale und EEG-Befunde<br />

werden vorgestellt und im Hinblick auf den gegenwärtigen Forschungsstand diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Isabel Freitag<br />

isabel.freitag@rub.de<br />

0234 3224629<br />

(Vor-)Schulische sprachliche Prädiktoren für den frühen Lese-Rechtschreib-Erwerb<br />

Silke Fricke (1), Marcin Szczerbinski (1), Annette V. Fox-Boyer (2), Joy Stackhouse (1)<br />

(1) University of Sheffield, Department of Human Communication Sciences, Sheffield, United Kingdom<br />

(2) Europa Fachhochschule Fresenius Hamburg, Fachbereich Gesundheit/Studiengang Logopädie,<br />

Hamburg, Germany<br />

Die Literatur weist eine fundierte empirische Evidenz für die Bedeutung und Wichtigkeit<br />

von Prävention bzw. frühzeitiger Erkennung von Schwierigkeiten im frühen Lese-<br />

Rechtschreib-Erwerb auf. Empirische Studien haben für unterschiedliche Sprachen und<br />

Orthographien gezeigt, dass u. a. sprachliche Fähigkeiten wie phonologische Bewusstheit<br />

(PhB), schnelles automatisiertes Benennen (rapid automized naming [RAN]), Buchstabenkenntnis,<br />

Wortschatz und Sprachverständnis die Lese-Rechtschreib-Entwicklung<br />

beeinflussen. Die aktuelle Studie untersucht die genannten potentiellen sprachlichen<br />

Prädiktoren und ihren Zusammenhang mit unterschiedlichen Lese-Rechtschreib-Komponenten<br />

(d.h. Lesegenauigkeit, Lesegeschwindigkeit, Leseverständnis und Rechtschreiben)<br />

für u. a. einsprachig mit Deutsch aufwachsende (Vor-) Schulkinder.<br />

Hierfür wurde eine Langzeitstudie mit 79 monolingualen Kindern durchgeführt, deren<br />

Entwicklung in den sprachlichen Prädiktorfähigkeiten und im Lesen und Schreiben über<br />

einen Zeitraum von 2 Jahren verfolgt wurde (T1 = letztes Kindergartenhalbjahr,<br />

T2 = 1. Klasse, T3 = 2. Klasse).<br />

Die Ergebnisse dieser Studie in Bezug auf die durchschnittlichen Prädiktor- aber auch<br />

Lese-Rechtschreib-Fähigkeiten der Kinder zu den unterschiedlichen Testzeitpunkten<br />

(T1, T2, T3) sollen vorgestellt und die Korrelationen zwischen den sprachlichen Prädiktoren<br />

und den unterschiedlichen Lese-Rechtschreib-Komponenten diskutiert werden.<br />

Multiple Regressionen und Pfadanalysen sollen verdeutlichen, welche der Prädiktoren<br />

generell, aber auch welche Aspekte der Prädiktoren (z. B. PhB auf Silben-, Onset-Reim-<br />

oder Phonemebene; RAN von Objekten, Farben oder gemischten Stimuli), einen eindeutig<br />

spezifischen Prädiktor darstellen. Darüber hinaus soll die Sensitivität und Spezifizität<br />

der Prädiktoren bezüglich der unterschiedlichen Lese-Rechtschreib-Komponenten<br />

aufgezeigt werden, um ihre Bedeutung für die gezielte Erkennung von Risikokindern<br />

30


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

evaluieren zu können. Abschließend sollen die Ergebnisse mit den Resultaten bisheriger<br />

Studien aus dem deutschsprachigen Raum verglichen und unter cross-linguistischen<br />

Aspekten beleuchtet werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silke Fricke<br />

s.fricke@sheffield.ac.uk<br />

++44 114 2222413<br />

++44 114 2730547<br />

Mathematische Vorläuferfertigkeiten, Diagnostik und Förderansätze<br />

Barbara Fussenegger<br />

Neuro-linguistische Ambulanz, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Linz, Österreich<br />

Mathematische Vorläuferfertigkeiten erlangen im Bereich der Dyskalkulieforschung<br />

zunehmend an Bedeutung. Entsprechend der bereits fortgeschritteneren <strong>Legasthenie</strong>forschung<br />

(Möglichkeiten der Vorhersage und Prävention von Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb)<br />

gilt es spezifische Basisfertigkeiten zu bestimmen, die sich als relevante<br />

Vorläufer schulischer Mathematikleistungen erweisen. Erste Studien ergeben Hinweise,<br />

dass eine Frühdiagnose von Rechenstörungen mit dem Ziel einer Frühförderung realisierbar<br />

erscheint, die Effektivität der Förderung von numerischen Basisfertigkeiten wurde<br />

belegt.<br />

Ausgehend vom gegenwärtigen Forschungsstand gilt es anhand neuerer Entwicklungsmodelle<br />

der Zahlenverarbeitung Möglichkeiten der Früherkennung von Rechenschwierigkeiten<br />

und der präventiven Förderung abzuleiten. Neben der Entwicklung<br />

numerisch-rechnerischer Fertigkeiten werden auch assoziierte kognitive Domänen<br />

(z.B. Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, etc.) sowie die Wechselwirkungen zwischen<br />

neurokognitiven und sozio-emotionalen Faktoren betrachtet.<br />

Anhand von ausgewählten Fallbeispielen werden typische und atypische Entwicklungsverläufe<br />

(Vorschulkinder ohne/mit Entwicklungs- bzw. Lernstörungen) dargestellt und diskutiert.<br />

Dabei werden sowohl (differential)diagnostische Aspekte als auch verschiedene<br />

Fördermöglichkeiten vorgestellt und besprochen. Es wird ein Überblick über relevante<br />

diagnostische Instrumente und Interventionsansätze gegeben.<br />

Neben der Vermittlung der theoretischen Grundlagen der neurokognitiven Entwicklung<br />

im Vorschulalter bezüglich mathematischer Vorläuferfertigkeiten steht die kritische Auseinandersetzung<br />

mit aktuellen Diagnoseverfahren und Förderkonzepten im Mittelpunkt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Barbara Fussenegger<br />

barbara.fussenegger@sbg.ac.at<br />

++43 699 1092 1972<br />

31


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

How word length, frequency and viewing position affects dyslexic reading –<br />

evidence from eye movement studies of natural reading<br />

Benjamin Gagl<br />

University of Salzburg, Department of Psychology, Salzburg, Austria<br />

Eye movement data for natural sentence reading of dyslexic readers and age-matched<br />

controls will be presented. We examined abnormalities of the effect of word-length, frequency<br />

and predictability on dyslexic eye-movements. A main finding was that dyslexic<br />

readers exhibited much prolonged gaze durations even for highly frequent and short<br />

words (up to six letters) and they exhibited disproportionate increase of gaze durations<br />

with number of letters for longer words (more than six letters). A further finding was that<br />

eye movement measure of dyslexic readers were more affected by predictability than<br />

those of non impaired readers. These result patterns suggest that dyslexic readers compensated<br />

a profound deficit of visual word processing by strong reliance on the sentence<br />

context during reading.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Benjamin Gagl<br />

benjamin.gagl@sbg.ac.at<br />

„Rechenschwächen“ vorbeugen: Mathematik-Unterricht als Chance<br />

Michael Gaidoschik<br />

Rechenschwäche Institut Wien-Graz, Wien, Österreich<br />

Mathematik gilt vielen MathematikerInnen und Mathematik-FachdidaktikerInnen als die<br />

„Wissenschaft von den Mustern“ – „Muster“ verstanden als: Gesetzmäßigkeiten, versteh-<br />

und begründbare Zusammenhänge und Regelhaftigkeiten. Demgegenüber wird gerade<br />

in den ersten Schuljahren „Mathematik“ (jedenfalls im Herkunftsland <strong>des</strong> Referenten)<br />

oft nur dem Namen <strong>des</strong> Schulfaches nach, in der Sache aber dann doch bloß „Rechnen“<br />

unterrichtet. Im Workshop soll dargelegt werden, dass und warum gerade dieser<br />

„mathematikferne“ Erstunterricht mitverantwortlich ist für die Entstehung vieler „Rechenschwächen“.<br />

Vor allem aber sollen Wege aufgezeigt und zur Diskussion gestellt werden, wie Lehrkräfte<br />

durch das gezielte Arbeiten an (arithmetischen) „Mustern“ einen wichtigen Beitrag zur<br />

Vermeidung von „Rechenschwächen“ leisten können. Vertiefend behandelt werden dabei<br />

zwei Kernbereiche mathematischer Lernschwierigkeiten, das so genannte „zählende<br />

Rechnen“ sowie Probleme im Umgang mit zweistelligen Zahlen, im Besonderen auch<br />

beim „Zehnerübergang“.<br />

Der Workshop enthält Elemente <strong>des</strong> Vortrags (konkrete Anregungen für die Gestaltung<br />

<strong>des</strong> mathematischen Erstunterrichts), der Dokumentation (Video-Sequenzen von<br />

„rechenschwachen“ und „rechenstarken“ Kindern) und der (hoffentlich lebhaften)<br />

32


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Diskussion; die TeilnehmerInnen werden an mehreren Stellen eingeladen, ihren „förderdiagnostischen<br />

Blick“ zu schulen und sich selbst mathematisch zu betätigen.<br />

Mein Ziel für den Workshop:<br />

Die TeilnehmerInnen mögen nach Hause gehen mit einem vertieften Verständnis für<br />

„Rechenschwächen“ und deren Zusammenhang mit dem Erstunterricht; vor allem aber<br />

mit der (von Zuversicht getragenen) Lust, <strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t einige der im Workshop vermittelten<br />

Anregungen auch wirklich im eigenen Unterricht (bzw. der eigenen Förderarbeit) umzusetzen.<br />

Denn Schwimmen lernt man nur im Wasser.<br />

Literatur:<br />

Gaidoschik, Michael: Rechenschwäche vorbeugen – Erstes Schuljahr: Vom Zählen <strong>zum</strong><br />

Rechnen.- Wien: öbvhpt, 2007.<br />

Gaidoschik, Michael: Rechenstörungen: Die „didaktogene Komponente“. Kritische Thesen<br />

zur „herkömmlichen Unterrichtspraxis“ in drei Kernbereichen der Grundschulmathematik.-<br />

In: Lenart, Friederike u. a. (Hrsg.): Rechenschwäche – Rechenstörung – Dyskalkulie:<br />

Erkennung, Prävention, Förderung. Graz: Leykam, 2003, S. 128 – 153<br />

Gaidoschik, Michael: Rechenschwäche – Dyskalkulie. Eine unterrichtspraktische Einführung<br />

für LehrerInnen und Eltern. Wien: öbvhpt, 2002.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Gaidoschik<br />

michael.gaidoschik@chello.at<br />

++43 1 699 111 83 604<br />

Schlüsselqualifikationen für die kritische Kompetenzerweiterung von lauttreuen<br />

zu nicht lauttreuen Wörtern<br />

Karl Gajewski<br />

IFB Institut für schulische Fortbildung und schulpsychologische Beratung, FB Schulpsychologie,<br />

Pirmasens, Rheinland-Pfalz<br />

Für diesen äußerst problemanfälligen Übergang im Schriftspracherwerb werden einige<br />

Antworten gegeben auf die Fragen:<br />

Aus welchen Gründen gelingt vielen Kindern dieser Schritt von der alphabetischen zur<br />

orthographischen Strategie nicht?<br />

Welche Materialien und Methoden können die Kinder an diesem kritischen Punkt unterstützen?<br />

Ausgehend von den Ursachen der Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) werden einige<br />

multisensorische Fördermaßnahmen aufgezeigt anhand von Materialien aus dem<br />

BIRKENWALD-Methodentraining zur Rechtschreibung (BT) mit visuellen, auditiven,<br />

artikulatorischen sowie motorischen Komponenten.<br />

Dabei ist das Charakteristische <strong>des</strong> BT die Verwendung von kleinen Bildern, die<br />

innerhalb der Wörter gezielt auf die orthographischen Besonderheiten hinweisen. Als<br />

Ergänzung – nicht als Alternative – zu den Rechtschreibregeln sind die Piktogramme ein<br />

33


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

fehlerpräventives Signal und haben sich ähnlich wie die Lautgebärden oder die Pilotsprache<br />

besonders bei den nicht-lauttreuen Wörtern als sehr hilfreich erwiesen. Im Vortrag<br />

werden zwei (der drei) Bausteine <strong>des</strong> BIRKENWALD-Rechtschreibförderkonzeptes<br />

präsentiert:<br />

Der E-Kurs (Einführungskurs) enthält das Material zu 15 nicht-lauttreuen Rechtschreibbesonderheiten.<br />

Die angepassten Texte (ergänzt durch Karteikarten zu 400 Wörtern)<br />

können als Lesetraining, für Abschreibübungen und für Lückendiktate genutzt werden.<br />

In 10 Lese-Rechtschreibspielen für die Stationenarbeit wird dieses neu erworbene<br />

Wissen um die nicht-lauttreuen gefährlichen Stellen innerhalb der Wörter geübt und<br />

gefestigt.<br />

Alle Materialien eignen sich für den Regelunterricht mit ganzen Klassen und für den<br />

Förderunterricht mit Kleingruppen.<br />

Auch Kinder mit einer ausländischen Muttersprache können das Material als Hilfe für<br />

einen Zugang zur deutschen Rechtschreibung benutzen.<br />

Von den Familien selbst ist das Material im Übungsalltag mit ihren betroffenen Kindern<br />

leicht zu handhaben, weil es einen verhaltenstherapeutisch orientierten Rahmen vorgibt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karl Gajewski<br />

gajewski@ifb.bildung-rp.de<br />

06331 91477<br />

Rechenschwach: So kann Förderung gelingen<br />

Bernd Ganser<br />

Referat 3.5, Schulberatung, Dillingen, Deutschland<br />

Ausgehend von einem ganzheitlichen Förderkonzept wird an Hand eines Fallbeispiels<br />

aufgezeigt, wie sich aus Schwierigkeiten beim Rechnen eine umfassende Lern- und oft<br />

auch Verhaltensstörung beim Kind/Jugendlichen entwickeln kann. Dabei wird versucht,<br />

Eltern und Lehrkräfte für die speziellen Bedürfnisse, die rechenschwache Kinder entwickeln,<br />

zu sensibilisieren.<br />

Schließlich geht es um die Erarbeitung einer „individuellen Förderstruktur“ für das Kind.<br />

Hier soll deutlich werden, dass Förderung nicht nur fachliche sondern auch sozialemotionale<br />

Aspekte mit einbeziehen muss, um Kinder voran zu bringen. Es geht sowohl<br />

um die Steigerung <strong>des</strong> Lernstandsniveaus als auch um die Stabilisierung der Persönlichkeit<br />

der Betroffenen. Über die individuelle Fehleranalyse sollen fehlerhafte subjektive<br />

Lösungsstrategien herausgearbeitet werden. Unterstützend dazu wird auch ein informelles<br />

Diagnostikum vorgestellt, das darüber hinaus einzelnen Fehlerkategorien jeweils<br />

adäquate Fördermöglichkeiten zuordnet.<br />

Abschließend sollen einige präventive Aspekte der Unterrichtsgestaltung diskutiert<br />

werden. Soweit möglich werden auch jeweils wissenschaftliche Befunde vorgestellt und<br />

auf deren unterrichtliche Relevanz hin diskutiert.<br />

34


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Literatur:<br />

ALP Dillingen, ISB München (Hrsg.) (2007). Rechenstörungen. Hilfen für Kinder mit<br />

besonderen Schwierigkeiten beim Erlernen der Mathematik. Sechste erweiterte Auflage.<br />

Donauwörth: Auer.<br />

Ganser, B. (Hrsg.) (2007). Für Mathe gut gerüstet. Band 1 und Band 2. Donauwörth:<br />

Auer.<br />

Ganser, B. (Hrsg.) (2006). Rechenschwäche überwinden. Band 1 und Band 2. Donauwörth:<br />

Auer.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Bernd Ganser<br />

b.ganser@alp.dillingen.de<br />

09071 53126<br />

Lesen und Schreiben ohne Anstrengung dank besserer Fusion durch<br />

Augenmuskeltraining<br />

Dorothee Geiser<br />

Augenarztpraxis Dr. M. Roesen, Orthoptik, Freiburg, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Lesen und Schreiben ist für viele Kinder in den letzten Jahren zunehmend anstrengender<br />

geworden. Viele Grundschulkinder, die in die Augenarztpraxis kommen, klagen<br />

über Sehbeschwerden im Nahbereich. Wir stellen bei allen Patientenkindern und einem<br />

großen Teil der Grundschulkinder in ihrem Arbeitsabstand ein verstecktes Schielen<br />

(Heterophorie) nach außen und niedrige Fusion fest. Durch Augenmuskeltraining kann<br />

Fusion verbessert und dadurch verstecktes Schielen beschwerdefrei ausgeglichen<br />

werden.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Alle Patientenkinder, Schulkinder mit Augenmuskeltraining und Kinder ohne Training<br />

wurden nach erweiterten orthoptischen Standards untersucht. Zur Verbesserung der<br />

Augenbeweglichkeit führten 36 Patientenkinder und 55 Schulkinder ein Augenmuskeltraining<br />

nach den Erkenntnissen von Sherrington und Hering täglich ein bis zwei Minuten<br />

durch. 46 Kinder blieben untrainiert (Kontrollgruppe).<br />

Ergebnisse:<br />

Bei den 36 Patientenkindern und den 91 Schulkindern lag der durchschnittliche Lese-<br />

Schreibabstand bei 15 cm. In dieser Entfernung stellten wir bei 100% der Patienten-<br />

kinder und 85% der Schulkinder ein verstecktes Schielen nach außen fest. Fusionswerte,<br />

die von Rüßmann und Doden im Normbereich von 30-50 cm/m angegeben werden,<br />

lagen bei den Kindern bei 10-12 cm/m vor dem Üben. Nach einem Jahr Augenmuskeltraining<br />

erreichten die Patientenkinder Fusionswerte von 22-24 cm/m. Schulkinder mit<br />

Training Fusionswerte von 16-17 cm/m. Schulkinder ohne Training hatten unveränderte<br />

Werte.<br />

35


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Zusammenfassung:<br />

Verstecktes Schielen wird durch niedrige Fusionswerte nicht beschwerdefrei kompensiert<br />

(Lang). Leseunlust, Kopfschmerzen, Konzentrationsmängel können daraus resultieren.<br />

Kurzes, tägliches Augenmuskeltraining verbessert Fusion bereits nach 6 Monaten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Dorothee Geiser<br />

dorogeiser@gmx.de<br />

07633 7422<br />

Vier-Stufen-Training zur phonologischen Bewusstheit<br />

Maria Götzinger-Hiebner<br />

Akademie für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Dyskalkulietherapie und Lerncoaching, Wien, Österreich<br />

Phonologische Bewusstheit gilt heute als Schlüssel <strong>zum</strong> Schriftspracherwerb. Am<br />

bedeutendsten scheint dabei das phonematische Bewusstsein, also die Fähigkeit,<br />

verschiedene Lautvarianten einem Phonem zuordnen zu können (Serniclaes 2005). Bei<br />

der Lautarbeit als Vorbereitung für das Lesen zeigen sich aber oft Schwierigkeiten, die<br />

sich daraus ergeben, dass Sprachlaute vom Einzellaut, dem „Normallaut“, erheblich abweichen<br />

können. Gerade jene Kinder, für die solche Übungen bestimmt sind, scheitern<br />

mitunter an dieser Differenz.<br />

In der Arbeit mit leseschwachen Kindern entstand ein neues Verfahren, das vom isolierten<br />

Einzellaut völlig abgeht und nur mit Sprachlauten, die in Wörter eingebunden sind,<br />

arbeitet. So können auch sprachlich schwache Schülerinnen und Schüler die für das<br />

Lesen und Schreiben nötige phonologische Basis erwerben. Das Verfahren besteht aus<br />

vier Stufen, die hierarchisch aufeinander folgen, klar strukturiert sind und in kurzer Zeit<br />

vermittelt werden können.<br />

Literatur:<br />

Serniclaes, Willy: Allophonic speech perception in dyslexia. <strong>Abstractband</strong> <strong>zum</strong> 15. <strong>Kongress</strong><br />

<strong>des</strong> BVL, Berlin 2005, S. 91.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Maria Götzinger-Hiebner<br />

maria@goetzinger-hiebner.at<br />

++43 1 2715169<br />

++43 1 2715169<br />

36


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Zählen, Rechnen, Ergänzen – die Arbeit mit dem Hapimath<br />

Maria Götzinger-Hiebner (1), Eva Adler (2)<br />

(1) Akademie für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Dyskalkulietherapie und Lerncoaching, Wien, Österreich<br />

(2) Universität Wien, Institut für Klinische, Biologische und Differentielle Psychologie, Wien, Österreich<br />

Mathematische Operationen beruhen auf der Vernetzung verschiedener Fähigkeiten<br />

(Triple-Code-Modell, Dehaene 1992). Der Zahlenbegriff als wesentlichster Teil <strong>des</strong><br />

mathematischen Denkens ist nach Dehaene ein Mittel, die Welt begreifbar zu machen.<br />

In der Arbeit mit rechenschwachen Kindern zeigt sich, dass oft schon der Erwerb <strong>des</strong><br />

Zahlenbegriffs erschwert ist, darauf aufbauende Rechenoperationen in Folge nicht möglich<br />

sind. Hier setzt das neu entwickelte Fördermaterial an: Es erschließt Menge, Zahl,<br />

aber auch lineare Operationen wie Addition, Subtraktion, das Zerlegen von Mengen,<br />

Ergänzungsrechnungen sowie den Zehnerübergang über die unmittelbare Anschauung.<br />

Zusätzlich wird das Erfassen dieser Rechenoperationen durch eigenes Handeln sinnlich<br />

erlebbar. Das System eignet sich zur Etablierung eines sicheren Zahlenverständnisses,<br />

zur Prävention und Behandlung von Rechenschwäche, besonders auch für die Arbeit mit<br />

Kindern mit mangelndem Symbolverständnis.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Maria Götzinger-Hiebner<br />

maria@goetzinger-hiebner.at<br />

++43 1 2715169<br />

++43 1 2715169<br />

Wirksame Förderung bei Schwierigkeiten in Leseflüssigkeit und<br />

das Verstehen von Text<br />

Stephanie Gottwald (1), Maryanne Wolf (1), Robin Morris (2), Maureen Lovett (3)<br />

(1) Tufts University, Center for Reading and Language Research, Medford, Massachusetts, USA<br />

(2) Georgia State University, Psychology, Atlanta, Georgia, USA<br />

(3) Hospital for Sick Children, Learning Disabilities Research Program, Toronto, Canada<br />

Dieser Vortrag stellt Leistungsresultate vor von 279 Englisch sprechenden Kindern der<br />

zweiten und dritten Klasse mit schweren Lese- und Rechtschreibstörungen. Die Kinder<br />

nahmen teil an einer Leseinterventionstudie, in der die Wirksamkeit einer Lesetherapie<br />

mit Betonung auf die Förderung der Leseflüssigkeit und das Verstehen von Texten bei<br />

dem Mittel von Training in den mehrfachen Gebieten <strong>des</strong> linguistischen Wissens gegenüber<br />

einer lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung verglichen würde.<br />

Aufgrund vorliegender Befunde erscheint die Annahme dass Englisch sprechende,<br />

sowie deutschsprechende Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten auf Hindernisse<br />

mit phonologischen Aspekten der Sprachenverarbeitung stoßen (Torgeson, 2002; Klicpera<br />

& Schabmann, 1993). Daten von mehreren Sprachen (z.B. Deutsch, Spanisch und<br />

Finnisch) und von Subtypenstudien zeigen, dass Schwierigkeiten <strong>des</strong> Lesenlernens auch<br />

von zugrunde liegenden Defiziten in der Benennungsgeschwindigkeit stammen können.<br />

37


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Zum Beispiel eine Gruppe von Kindern zeigt Defizite in der Benennungsgeschwindigkeit,<br />

aber haben keine Schwächen in der phonologischen Bewusstheit. Wolf und Bowers<br />

(1999) stellen die Doppel-Defizit Hypothese (DDH) vor, in der Defizite in phonologischer<br />

Bewusstheit und Benennungsgeschwindigkeit zwei unabhängige Subtypen <strong>des</strong> Leseausfalls<br />

darstellen, <strong>des</strong>sen Co-Auftreten eine Markierung der am schwersten behinderten<br />

Leser ist (d. h. Doppel-Defizit).<br />

Es wurde erkannt, dass Benennungsgeschwindigkeit Fortschritt in der Leseflüssigkeit<br />

nicht voraussagte oder hinderte. Die Kinder mit einem Doppel-Defizit in Benennungsgeschwindigkeit<br />

und phonologischer Bewusstheit erreichten die höchsten Resultate in<br />

der Leseflüssigkeit und das Verstehen von Texten in einer Lesetherapie mit Betonung<br />

auf das linguistisches Wissens und orthographischen Regelmäßigkeiten. Eine wirksame<br />

Intervention für Leser mit solchen Beschränkungen wäre in den transparenten Orthographien<br />

(wie im Deutschen) sehr vorteilhaft.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Stephanie Gottwald<br />

steph.gottwald@tufts.edu<br />

++1 617 6274874<br />

++1 617 6273827<br />

Schnelles Benennen und Rekodieren:<br />

therapierbare Teilleistungen bei Lese-Rechtschreibstörung?<br />

Britta Grabherr, Karin Beren<strong>des</strong>, Stephanie Gottal, Jennifer Schneeberg, Marion Wittler,<br />

Martin Ptok<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Phoniatrie und Pädaudiologie, Hannover, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Das schnelle automatisierte Benennen, vor allem von Ziffern und Graphemen, stellte<br />

sich in einer Vielzahl von Studien als vali<strong>des</strong> Diagnostikum der Lesekompetenz bzw. als<br />

geeignetes Differenzierungskriterium zwischen guten und schwachen Lesern heraus.<br />

Ebenso konnte für das Rekodieren (effektive Übersetzung von Graphemen zu Phonemen)<br />

in einzelnen Studien eine enge Verknüpfung mit der Leseleistung belegt werden.<br />

Diese beiden Teilleistungen spielen demnach für den erfolgreichen Leseerwerb eine<br />

grundlegende Rolle. Ob sich diese Fähigkeiten therapieren lassen, ist bisher jedoch<br />

kaum untersucht worden. Ebenfalls unklar ist, ob und in welchem Maße sich Verbesserungen<br />

dieser Leistungen auch auf das Lesen auswirken. In der vorliegenden Studie<br />

wurden die beiden Komponenten innerhalb eines Therapieprogramms zur phonologischen<br />

Informationsverarbeitung direkt trainiert, um die Therapierbarkeit und die Auswirkungen<br />

auf die Lesefähigkeit zu analysieren.<br />

Methode:<br />

Aus einer Gesamtstichprobe von 546 Drittklässlern wurden 17 lese- und rechtschreibauffällige<br />

Kinder, 13 Jungen und 4 Mädchen, ausgewählt. Diese erhielten über einen<br />

Zeitraum von fünf Monaten zweimal wöchentlich 45 Minuten phonologische Therapie in<br />

38


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Kleingruppen von höchstens fünf Kindern. Das Therapiematerial wurde an der Medizinischen<br />

Hochschule Hannover selbst erstellt und beinhaltet Aufgaben zur phonologischen<br />

Bewusstheit, <strong>zum</strong> schnellen Benennen und Rekodieren sowie <strong>zum</strong> Arbeitsgedächtnis.<br />

Zur Diagnostik <strong>des</strong> automatisierten Schnellbenennens wurde eine selbst<br />

entworfene Graphemmatrix verwendet. Die Graphem-Phonem-Konvertierung wurde<br />

anhand <strong>des</strong> lauten Lesens von wortähnlichen bzw. wortunähnlichen Pseudowörtern<br />

(SLRT) untersucht.<br />

Ergebnisse und Zusammenfassung:<br />

Die ersten Ergebnisse (Datenauswertung läuft) weisen darauf hin, dass sich das schnelle<br />

Benennen und Rekodieren durch intensive Therapie verbessern lässt. Die Auswirkungen<br />

auf das Lesen sollen vorgestellt und diskutiert werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Britta Grabherr<br />

grabherr.britta@mh-hannover.de<br />

0511 5325781<br />

0511 5324609<br />

Recent genetic findings in dyslexia<br />

Elena Grigorenko<br />

Child Study Center, Department of Psychology, Department of Epidemiology & Public Health Yale University,<br />

New Haven, USA<br />

In this presentation, Dr. Grigorenko will provide a summary of the genetic studies in dyslexia<br />

in North America. She will cover the activities of the Learning Disabilities Research<br />

Network as well as published and unpublished data from various groups working in<br />

North America. In particular, she will pay specific attention to the work coming out of her<br />

laboratory. Dr. Grigorenko will attempt to present a balanced representation of the work<br />

currently being done with various candidate regions and candidate genes for dyslexia.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elena Grigorenko<br />

elena.grigorenko@yale.edu<br />

++1 203 737 2316<br />

++1 203 785 3002<br />

39


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Das Bearbeiten mathematischer Hausaufgaben bei attraktiven<br />

Freizeitalternativen – Gibt es einen Einfluss <strong>des</strong> Sozialverhaltens<br />

auf die Güte der Hausaufgabenerledigung?<br />

Michael Grosche<br />

Universität zu Köln, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Das Phänomen Hausaufgaben wurde bis dato in der Forschung trotz großer schulischer<br />

Relevanz kaum beachtet. Die wenigen bisher durchgeführten Studien zeigten einen<br />

positiven Einfluss engagierten Hausaufgabenverhaltens auf die Leistungsentwicklung<br />

der Schüler, während die aufgewendete Zeit für die Hausaufgaben in einem negativen<br />

Zusammenhang mit der Schulleistung stand. In der vorliegenden Studie sollte überprüft<br />

werden, welchen Einfluss aggressive Verhaltensstörungen auf die engagierte Erledigung<br />

von Mathematik-Hausaufgaben haben, wenn attraktive Handlungsalternativen wie<br />

„Freunde treffen“ oder „Fernsehen schauen“ präsent sind. Als theoretische Basis wurde<br />

die Theorie motivationaler Handlungskonflikte nach Hofer gewählt, die annimmt, dass<br />

in selbstregulierten Lernsituationen Anreize von Freizeithandlungen zu einem Konflikt<br />

führen, der mit der Lernhandlung interferiert.<br />

An der Studie nahmen 441 Hauptschüler aus 24 Klassen teil. Sie wurden mit einem<br />

Wahlkonflikt-Szenario konfrontiert, in dem sie sich entscheiden mussten, ob sie eher<br />

Hausaufgaben erledigen oder Freunde treffen wollten. In einem weiteren Szenario sollten<br />

sie sich vorstellen, dass sie sich in einem solchen Konflikt gegen die Freizeithandlung<br />

und für die Lernhandlung entschieden hätten. Die Hausaufgabenerledigung wurde<br />

anschließend durch 21 Items erfragt. Störungen <strong>des</strong> Sozialverhaltens wurden über den<br />

Youth-Self-Report erhoben, für den deutsche Normen vorliegen.<br />

Es zeigte sich, dass Schüler mit Störungen im Sozialverhalten signifikant stärkere<br />

Einschränkungen ihres Hausaufgabenverhaltens in Mathematik zeigen, während sozial<br />

kompetente Schüler ihre Hausaufgaben besser erledigen. In einer Regressionsanalyse<br />

konnte das Sozialverhalten zusätzlich einen bedeutsamen Teil <strong>des</strong> engagierten Hausaufgabenverhaltens<br />

aufklären.<br />

Daraus kann geschlossen werden, dass aggressive Schüler Defizite im selbstregulierten<br />

Lernen aufweisen, wodurch ihr Lernzuwachs in Mathematik geringer ausfallen sollte.<br />

Maßnahmen zur Förderung <strong>des</strong> selbstregulierten Lernens werden diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Grosche<br />

michael.grosche@uni-koeln.de<br />

0221 4705535<br />

0221 4702148<br />

40


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Diskrimination von Vokallängen bei Lese-Rechtschreibstörung:<br />

Ergebnisse aus Verhaltens- und fMRT Experimenten<br />

Katarina Groth (1), Irene Muthmann (1), Claudia Steinbrink (1), Axel Riecker (2)<br />

(1) Universität Ulm, ZNL-Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen, Ulm, Deutschland<br />

(2) Universität Ulm, Universitätsklinik für Neurologie, Ulm, Deutschland<br />

Defizite in der schnellen zeitlichen Verarbeitung auditiver Reize als Ursache für Lese-<br />

Rechtschreibstörung (LRS) werden kontrovers diskutiert. Das deutsche Vokalsystem<br />

enthält sieben Vokalpaare, die in lang und kurz eingeteilt werden. Sie unterscheiden<br />

sich in ihrer zeitlichen Dauer, aber auch bezüglich ihrer spektralen Eigenschaften.<br />

Diese Besonderheit ermöglicht es, zeitliche auditive Verarbeitung bzw. Wahrnehmung<br />

allein auf Vokalebene zu untersuchen.<br />

Ziel dieser Studie war es, an 20 Jugendlichen und Erwachsenen mit LRS sowie entsprechenden<br />

Kontrollprobanden, den zeitlichen Aspekt der Vokalwahrnehmung auf<br />

Verhaltens- als auch auf neuronaler Ebene zu untersuchen. Insbesondere hat uns dabei<br />

interessiert, ob Defizite in der zeitlich auditiven Wahrnehmung von Vokallängen mit LRS<br />

assoziiert sind. Hierfür wurden Vokale in Konsonant-Vokal-Konsonant Pseudowörter<br />

eingebettet. Die paarweise präsentierten Silben waren entweder identisch oder unterschieden<br />

sich lediglich in der Länge ihrer Vokale. Neben unbearbeiteten Vokalen wurden<br />

solche verwendet die derart manipuliert wurden, dass sich die beiden Vokale eines<br />

Paares nur noch hinsichtlich der Zeitdauer unterschieden.<br />

Aufgabe war es, die in den Pseudowortpaaren enthaltenen Vokale bezüglich ihrer<br />

Länge als gleich oder als verschieden zu beurteilen. Die Diskriminationsleistung (Anzahl<br />

korrekter Antworten, Reaktionszeit) von Pseudowortsilben mit unbearbeiteten Vokalen<br />

war bei beiden Gruppen vergleichbar gut. Waren dagegen die Vokale der Silbenpaare<br />

nur anhand von Zeitdauerunterschieden zu diskriminieren, so gaben Probanden mit<br />

LRS signifikant weniger korrekte Antworten, was auf eine Beeinträchtigung der zeitlich<br />

auditiven Wahrnehmung bei LRS hindeutet. Gegenwärtig wird die Vokallängendiskriminationsleistung<br />

mit den Teilnehmern <strong>des</strong> Verhaltensexperiments mittels der funktionellen<br />

Magnetresonanztomographie (fMRT) untersucht, um nun Aufschluss über neuronale<br />

Korrelate <strong>des</strong> beobachteten Zeitverarbeitungsdefizits zu erhalten. Diese Ergebnisse<br />

sollen ebenfalls vorgestellt werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Katarina Groth<br />

katarina.groth@znl-ulm.de<br />

0731 50062022<br />

0731 50062049<br />

41


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Effektive Förderung von Kindern und Jugendlichen mit 22q11-Deletionssyndrom<br />

Matthias Grünke<br />

Universität zu Köln, Department Heilpädagogik & Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Lernschwierigkeiten können auch genetische Ursachen haben, obschon dies häufig<br />

nicht erkannt wird. Das 22q11-Deletionssyndrom stellt mit einer Prävalenz von 1:4000<br />

eine der häufigsten erblichen Krankheiten dar, die sich in einer reduzierten intellektuellen<br />

Leistungsfähigkeit äußern. Obwohl die sprachlichen Kompetenzen häufig normal ausgeprägt<br />

sind, zeigen die betroffenen Kinder und Jugendlichen meist massive Probleme im<br />

rechnerischen Denken und in der visuellen Wahrnehmung. Eine entsprechende Diagnose<br />

kann mittels einer molekulargenetischen Untersuchung zweifelsfrei gestellt werden<br />

– eine treffsichere Identifikation der betroffenen Kinder und Jugendlichen aufgrund <strong>des</strong><br />

körperlichen Erscheinungsbil<strong>des</strong> ist hingegen kaum möglich. Mädchen und Jungen mit<br />

einem 22q11-Deletionssyndrom benötigen zur Aufarbeitung ihrer Rückstände spezielle<br />

Förderangebote, die sich von den gängigen Methoden zur Behandlung einer Dyskalkulie<br />

unterscheiden. Auf dem Poster findet sich eine Beschreibung der zentralen Merkmale<br />

der Beeinträchtigung. Des Weiteren wird ein systematischer Überblick über die spezielle<br />

Förderansätze bei einem 22q11-Deletionssyndrom und deren Effektivität gegeben.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Matthias Grünke<br />

matthias.gruenke@uni-koeln.de<br />

0221 4705547<br />

0221 4702148<br />

Möglichkeiten und Grenzen von Metaanalysen zur Beurteilung der Wirksamkeit von<br />

Fördermethoden bei Lese-, Rechtschreib- und Rechenproblemen<br />

Matthias Grünke<br />

Universität zu Köln, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Einschlägige Metaanalysen stellen eine hilfreiche Möglichkeit dar, um sich einen<br />

Überblick über die Effektivität verschiedener Fördermethoden bei gravierenden Schwierigkeiten<br />

im Lesen, Schreiben oder Rechnen zu verschaffen. Mittlerweile liegen viele<br />

Dutzend entsprechender Arbeiten vor, an deren Ergebnissen sich Praktikerinnen und<br />

Praktiker bei der Wahl für oder gegen ein bestimmtes Vorgehen orientieren können. Das<br />

Verfahren der Metaanalyse weist jedoch auch spezielle methodische Fallstricke auf. In<br />

der Fachliteratur sind diese Schwierigkeiten bezüglich verschiedener medizinischer und<br />

psychotherapeutischer Fragestellungen bereits hinlänglich diskutiert worden. Im Hinblick<br />

auf den Aspekt der sonderpädagogischen Förderung bei Lese-, Rechtschreib- oder<br />

Rechenschwierigkeiten hat in der Fachwelt bislang jedoch kaum eine kritische Auseinandersetzung<br />

stattgefunden. In dem Vortrag sollen die speziellen Probleme von Metaanalysen<br />

zur Zusammenfassung von entsprechenden Wirksamkeitsbefunden thematisiert<br />

werden. Es handelt sich hierbei um (1) das „Garbage in Garbage out“-Problem, (2) das<br />

„Äpfel und Birnen“-Problem, (3) das Problem der abhängigen Untersuchungsergebnisse<br />

42


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

und (4) das Transfer-Problem. Abschließend werden Perspektiven aufgezeigt, um die<br />

Auswirkungen dieser Schwierigkeiten zu relativieren und den Nutzen von Metaanalysen<br />

für die Praxis der Lernförderung zu erhöhen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Matthias Grünke<br />

matthias.gruenke@uni-koeln.de<br />

0221 4705547<br />

0221 4702148<br />

Die Effektivität von Methoden zur Förderung bei Rechenstörungen<br />

Matthias Grünke<br />

Universität zu Köln, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Zur Effektivität von Interventionsansätzen bei Kindern und Jugendlichen mit Rechenstörungen<br />

existieren mittlerweile nicht nur zahllose Einzelstudien, sondern bereits auch<br />

sehr viele zusammenfassende Überblicksarbeiten in Form von Meta-Analysen. Bei<br />

dem Poster wird der Versuch unternommen, alle diese einschlägigen Konglomerate zu<br />

sichten und daraus allgemeine Aussagen über den Nutzen von Ansätzen zur Förderung<br />

bei Rechenstörungen zu formulieren. Die Ergebnisse der identifizierten Meta-Analysen<br />

weisen die Direkten Instruktion, die Strategieinstruktion, das Selbstinstruktionstrainings,<br />

das Tutorielle Lernen und eine computergestützte Förderung insgesamt als die effektivsten<br />

Methoden aus. Ein freies, entdecken<strong>des</strong>, kindzentriertes und konstruktivistisches<br />

Vorgehen bzw. konkrete Konzepte aus dem Bereich der Wahrnehmungstrainings, der<br />

psychomotorischen Förderung sowie der Musik- und Kunsttherapie erscheinen hingegen<br />

weit weniger angebracht zu sein. Die Bedeutung dieser Befunde für die Praxis wird<br />

diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Matthias Grünke<br />

matthias.gruenke@uni-koeln.de<br />

0221 4705547<br />

0221 4702148<br />

Bildschirmmedienkonsum und seine Folgen für die Lese- und Rechtschreibleistung<br />

von Kindern und Jugendlichen<br />

Matthias Grünke<br />

Universität zu Köln, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Das Ausmaß <strong>des</strong> Bildschirmmedienkonsums ist unter Kindern und Jugendlichen insbesondere<br />

seit 1990 stark angestiegen. Verschiedene Studien legen nahe, dass diese<br />

43


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Entwicklung insgesamt mit deutlichen negativen Veränderungen im Hinblick auf das Gewicht,<br />

den Cholesterinspiegel und den Blutdruck bei Mädchen und Jungen einhergeht.<br />

Auch die ungünstigen Auswirkungen auf die Schulleistungen und insbesondere auf die<br />

Lese- und Rechtschreibkompetenzen sind in den letzten Jahren oftmals Gegenstand von<br />

Forschungsbemühungen gewesen. Mittlerweile liegen verhältnismäßig viele differenzielle<br />

Befunde vor, die ein relativ genaues Bild von den konkreten Folgen eines übermäßigen<br />

Bildschirmmedienkonsums zeichnen. In dem Vortrag werden die Ergebnisse<br />

einer Reihe eigener Studien zu der angesprochenen Problematik sowie die Befunde aus<br />

weiteren einschlägigen Untersuchungen zusammenfassend dargestellt. Anschließend<br />

werden kurz einige Interventionsansätze zur Vermeidung negativer Wirkungen <strong>des</strong> Bildschirmmedienkonsums<br />

bei Kindern vorgestellt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Matthias Grünke<br />

matthias.gruenke@uni-koeln.de<br />

0221 4705547<br />

0221 4702148<br />

Motopädagogik – Ein bewegtes Entwicklungsbegleitungskonzept<br />

Elisabeth Gstöttner (1), Thesi Zak (2)<br />

(1) Schule, Wien, Österreich<br />

(2) Wien, Österreich<br />

Bewegung ist die Grundlage menschlicher Entwicklung und hat nicht nur auf die körperliche<br />

Gesundheit, sondern auch auf die seelische und geistige Entwicklung der Kinder<br />

und auf das Lernen allgemein Auswirkung.<br />

Die „psychomotorische Entwicklungsbegleitung“ bedient sich dieser Erkenntnis, vor<br />

allem durch <strong>des</strong>sen Begründer J. Ernst Kiphard, einem Sportlehrer und Clown, seit dem<br />

Ende der 50er Jahre, und setzte sie pädagogisch und therapeutisch um.<br />

Bald wurde erkannt, dass diese Art der Förderung nicht nur die motorischen Leistungen,<br />

sondern auch das Verhalten und die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder verbesserte.<br />

Durch die Stärkung der Ich-, der Sozial- und Material-Kompetenz, lernen motopädagogisch<br />

geförderte Kinder allmählich sich selbst besser einzuschätzen, mit der Umwelt<br />

besser umzugehen und mit einer Materialvielfalt vertraut zu werden. Dadurch werden<br />

das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen gestärkt. Diese sind wiederum die Basis<br />

für wichtige Entwicklungsschritte wie Sicherheit und Lernfähigkeit und –bereitschaft.<br />

Die ungezwungene, lustbetont Atmosphäre fördert die Sprachkompetenz und ermöglicht<br />

die gezielte ganzkörperliche Förderung von Kindern mit LRS. Die Wahrnehmungsförderung<br />

erfolgt mit Hand, Fuß und Kopf.<br />

Die Leitidee der Psychomotorik ist eine ganzheitliche, entwicklungs-, handlungs-, ressourcen-<br />

und kommunikationsorientierte Förderung auf Basis der Freiwilligkeit.<br />

Die Grundlagen der motopädagogischen Entwicklungsbegleitung bilden die Beziehung,<br />

der Raum, die Zeit und der Inhalt.<br />

Um dem Grundsatz Piagets nach zu kommen, bedient sich die Psychomotorik gerne der<br />

Materialerfahrung.<br />

44


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Piaget: „Intelligenz ist der aktive Aufbau von Erkenntnis durch zunehmende Strukturierung<br />

und Organisation von Erfahrung. Diese Erfahrung findet stets auf der Ebene von<br />

Wahrnehmung (= Sinnesschulung durch Material) und Handlung (= Bewegung) statt“.<br />

Bewegung ist der Motor für Entwicklung!<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elisabeth Gstöttner<br />

e.gstoettner@gmx.at<br />

++43 664 4505805<br />

++43 1 5875506<br />

Wie kann ich helfen?<br />

Wie kann ich zu Hause unterstützen?<br />

Wie kann ich gezielt mit meinem Kind üben?<br />

Wie kann man Spannungen vermeiden?<br />

Gudrun Günther (1), Gundula Neuwald (2)<br />

(1) Rostock, Deutschland<br />

(2) Eggesin, Deutschland<br />

1. Wie kann ich zu Hause unterstützen<br />

1.1 Sind wir Eltern die besten Therapeuten<br />

1.2 Mein Kind ist etwas Besonderes<br />

1.3 Früherkennung ist möglich<br />

1.4 <strong>Legasthenie</strong> – nur Lese- Rechtschreibschwäche<br />

1.5 In welche Alltagsbereiche greift die Wahrnehmungsschwäche<br />

1.6 Braucht mein Kind besondere häusliche Aufmerksamkeit<br />

1.7 Wie viel Unterstützung bei den Hausaufgaben<br />

1.8 Zusammenarbeit mit den Schulen<br />

2. Wie kann ich gezielt mit meinem Kind üben<br />

2.1 Laut und Buchstaben sichtbar machen<br />

2.2 Verbindung zwischen Laut und Buchstabe<br />

2.3 Wörter gliedern: Silben- Selbstlaut- Mitlaut<br />

2.4 Lesetechniken<br />

3. Wie kann man Spannungen vermeiden<br />

3.1 Toleranz für Stärken und Schwächen<br />

3.2 Wie viel sind 100%<br />

3.3 Prioritäten prüfen<br />

3.4 <strong>Legasthenie</strong> von Generation zu Generation<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gudrun Günther<br />

gudrun_hro@web.de<br />

45


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Zusammenhang zwischen Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen und<br />

Leseleistungen bei Kindern mit <strong>Legasthenie</strong>, ADHS und <strong>Legasthenie</strong> + ADHS<br />

Thomas Günther (1), Sabrina Kreuser (2), Regine Zywczok (2), Kerstin Konrad (1),<br />

Beate Herpertz-Dahlmann (3)<br />

(1) Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie; Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Lehr- und Forschungsgebiet<br />

für Klinische Neuropsychologie <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>- und Jugendalters, Aachen, Deutschland<br />

(2) Zuyd University, School of Speech and Language Pathology, Heerlen, Niederlande<br />

(3) Universitätsklinikum der RWTH Aachen, Klinik für Kinder- u. Jugendpsychiatrie, Aachen, Deutschland<br />

Neben den sprachlich und phonologisch basierten Ursachentheorien bei <strong>Legasthenie</strong><br />

haben auch Aufmerksamkeitsprozesse einen Einfluss auf das Lesenlernen. Ein Hinweis<br />

darauf ist, dass 15 bis 40% der Kinder mit einer <strong>Legasthenie</strong> zudem ein Aufmerksamkeits-Defizit/Hyperaktivitäts-Syndrom<br />

(ADHS) und 25 bis 40% der Kinder mit einem<br />

ADHS eine <strong>Legasthenie</strong> haben. Ziel dieser Studie ist es daher, den Zusammenhang<br />

zwischen unterschiedlichen Aufmerksamkeitsprozessen und dem Lesen genauer zu<br />

untersuchen. Es wurden 4 Gruppen von je 20 Kindern zwischen 8 und 12 Jahren untersucht:<br />

Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> (F81.0 nach ICD-10), ADHS (F90.0 oder F90.1), <strong>Legasthenie</strong><br />

+ ADHS und eine Gruppe Kontrollprobanden. Alle Kinder erhielten neben einer<br />

ausführlichen Lese- und Rechtschreibdiagnostik eine computergestützte Untersuchung<br />

von verschiedenen Aufmerksamkeitsprozessen. Es wurden die allgemeine Reaktionsbereitschaft,<br />

Daueraufmerksamkeit, selektive Aufmerksamkeit und die Geteilte Aufmerksamkeit<br />

untersucht. Exekutive Funktionen wurden mit Hilfe einer Arbeitsgedächtnis- und<br />

einer Set-Shifting-Aufgabe überprüft. Zudem wurde ein Paradigma <strong>zum</strong> visuellen Scanning<br />

durchgeführt. Bis <strong>zum</strong> Zeitpunkt der Einreichung <strong>des</strong> Abstracts wurden 55 Kinder<br />

untersucht. Erste Ergebnisse der Gruppenvergleiche werden auf der Tagung präsentiert.<br />

Es soll untersucht werden, inwieweit die Leseleistungen durch Defizite im Bereich der<br />

Aufmerksamkeit beeinflusst werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Thomas Günther<br />

tguenthert@web.de<br />

0241 8088753<br />

0241 8082544<br />

Leisere Klassen – bessere Lernleistungen<br />

Das Projekt Lärmampel an Grundschulen in Detmold<br />

Josef Hanel<br />

Schulpsychologischer Dienst der Stadt Detmold, Detmold, Deutschland<br />

In den Industrieländern steigt der Lärmpegel ständig an, auch in den Schulen.<br />

Besonders Kinder mit Beeinträchtigungen in der akustischen Wahrnehmungsfunktion –<br />

und dies ist bei lese-rechtschreibschwachen und rechenschwachen Kindern häufig der<br />

Fall – müssen viel Energie aufwenden, um Unterrichtsinhalte doch noch mitzubekommen.<br />

Auch Lehrkräften macht die Zunahme <strong>des</strong> Umwelt- und Unterrichtslärms zu<br />

46


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

schaffen, sie klagen in HNO-Praxen vermehrt über stimmliche Probleme und Lärmüberempfindlichkeit.<br />

Zusammen mit dem Tinnituszentrum Detmold hat der Schulpsychologische Dienst der<br />

Stadt diese Problemlage aufgegriffen und ein Projekt mit Lärmampeln im Unterricht initiiert.<br />

Es sollte die Frage geprüft werden, ob die Lärmampel ein geeignetes Instrument<br />

zur Reduktion <strong>des</strong> Lärms im Klassenzimmer ist und die Pädagogen stimmlich entlasten<br />

kann.<br />

Im Sommer 2006 wird jeweils eine Lärmampel und Unterrichtsmaterial <strong>zum</strong> Hörvorgang<br />

an die am Projekt beteiligten 14 Schulen in Detmold übergeben. Die Grundschulen<br />

haben nun die Möglichkeit, nach einer entsprechenden Einführung die Lärmampel über<br />

10-12 Wochen im Unterricht auszuprobieren. Danach wird ein standardisierter Fragebogen<br />

eingesetzt und eine mündliche Befragung durchgeführt.<br />

Als Ergebnis wird festgestellt, dass die Lärmampel einen sinnvollen positiven und<br />

reproduzierbaren Einfluss auf die Lehr- und Lernsituation im Unterricht und die Stimmbelastung<br />

der Lehrkraft hat. Außerdem wird beobachtet, dass sich die Konzentrationsfähigkeit<br />

und das Lärmbewusstsein der Kinder verbessern. Die Lärmampel kann demnach<br />

eine den Lernprozess störende objektive Lautstärke sichtbar und hörbar machen und<br />

führt somit sowohl bei Kindern wie auch bei Lehrkräften zur Entlastung. (Es wird eine<br />

Lärmampel vorgestellt.)<br />

www.schulpsychologie-detmold.de<br />

www.laermampel-lippe.de<br />

Korrespondenzautor:<br />

Josef Hanel<br />

j.hanel@detmold.de<br />

05231 977305<br />

05231 977425<br />

Eye movement patterns of German-reading dyslexics during silent reading<br />

of sentences<br />

Stefan Hawelka<br />

University of Salzburg, Department of Psychology, Salzburg, Austria<br />

The talk will present the eye movement characteristics of dyslexic readers compared<br />

to those of unimpaired readers (both N=18) during silent reading the 144 sentences of<br />

the Potsdam Sentence Corpus (Kliegl et al. 2004). First, abnormalities in global eye<br />

movement characteristics of dyslexic readers will be presented with a higher number<br />

of fixations (resulting from shorter sacca<strong>des</strong>) being the most prominent finding. Subsequently,<br />

differences in eye movement patterns between German-reading dyslexics<br />

and that reported for English dyslexics will be discussed. For instance, English dyslexic<br />

readers are reported to exhibit an increased proportion of regressive eye movements<br />

47


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

which is interpreted to reflect difficulties in sentence comprehension due to reading<br />

errors. In contrast, the eye movements of our German dyslexic readers differs from the<br />

English findings in such a way that their proportion of regressive eye movements is not<br />

suspiciously enhanced and, importantly, the majority of their regressive eye movements<br />

are within-word regressions and not movements to a previously encountered (and might<br />

misread) word. This indicates slow, inefficient but accurate visual word recognition. A<br />

further relevant finding is the orthography-specific difference in mean fixation durations<br />

which are shorter for both the unimpaired and dyslexic German readers compared to the<br />

durations reported in English studies. Finally, the influence of word characteristics on the<br />

percentage of skipped, singly, and multiply fixated words will be explored. An attempt<br />

to integrate the findings in current models of reading and theories of deficient cognitive<br />

processes in dyslexic readers will close the talk.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Stefan Hawelka<br />

stefan.hawelka@sbg.ac.at<br />

Bedeutung und Aufbau eines Verständnisses für unser Stellenwertsystem –<br />

das Dezimalsystem in der Therapie rechenschwacher Kinder<br />

Jutta Heil<br />

Zahlenraum, Karlsruhe, Deutschland<br />

Das mathematische Verständnis <strong>zum</strong> Dezimalsystem ist eine unabdingbare Voraussetzung<br />

für die Lösung und Bearbeitung mathematischer Aufgaben in der Schule (ab Ende<br />

der 1. Klasse).<br />

Das Thema steht nach meiner Erfahrung gleichwertig neben dem Aufbau der Automatisierung<br />

im 20er-Raum und der nicht-zählenden Rechenstrategien. Oft liegt die Ursache<br />

für Zahlendreher im Unverständnis <strong>des</strong> Dezimalsystems begründet und/oder es treten<br />

in Klasse 4 und 5 erneut Schwierigkeiten auf, wenn der Zahlenraum über 1000 erweitert<br />

wird. Die schriftlichen Rechenverfahren sitzen nicht, weil das Dezimalsystem nicht verstanden<br />

wurde. Das schönste Beispiel ist nach meiner Erfahrung, dass die Uhr plötzlich<br />

verstanden wird, nachdem ein Wissen und Vertiefen der Kenntnisse zu Stellenwertsystemen<br />

erarbeitet wurde.<br />

Soviel ganz kurz zur Motivation, dieses Thema in einem Workshop oder Vortrag zu<br />

bearbeiten. Im Folgenden eine Gliederung:<br />

1. Bemerkungen <strong>zum</strong> Stellenwertsystem in seiner Bedeutung für das mathematische<br />

Verständnis und Einordnung in die Förderung rechenschwacher Kinder.<br />

2. Voraussetzungen im mathematischen Verständnis, die für das Begreifen und Anwenden<br />

<strong>des</strong> Stellenwertsystems notwendig sind + mathematischer Exkurs zu:<br />

Zahlenbegriff, die Null, Peanoaxiome.<br />

3. Themengebiete der Mathematik, in denen das (ein) Stellenwertsystem relevant ist.<br />

4. Fallbeispiele und mögliche Fehler<br />

48


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

5. Aufarbeitung <strong>des</strong> Dezimalsystems im Förderunterricht:<br />

5.1. mittels Beispielen anderer Zahlensysteme aus der Mathematikgeschichte<br />

5.2. Vorschläge für den Einsatz von geeignetem Anschauungsmaterial<br />

6. Beispiele von geeigneten und ungeeigneten Übungen im Mathematikförderunterricht<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jutta Heil<br />

zahlenraum@t-online.de<br />

0721 9850106<br />

0721 841533<br />

Basisnumerische Fähigkeiten und Arbeitsgedächtnisleistung bei Grundschülern mit<br />

niedriger, mittlerer und hoher Leistung im Bereich mathematischer Verarbeitung<br />

Angela Heine<br />

Arbeitsbereich Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, FU Berlin, Deutschland<br />

Als mögliche Ursachen für Teilleistungsstörungen im Bereich mathematischer Fähigkeiten<br />

und Fertigkeiten werden sowohl Defizite basaler numerischer Prozesse, als auch<br />

domänenübergreifende Verarbeitungsdefizite diskutiert. Zu ersteren zählen Probleme<br />

bei der mentalen Repräsentation von Zahlen und Mengen im Sinne eines „mentalen<br />

Zahlenstrahls“ [Dehaene, S., Bossini, S., & Giraux, P. (1993). The mental representation<br />

of parity and numerical magnitude. Journal of Experimental Psychology: General, 122,<br />

371-396]. Neuere domänenübergreifende Erklärungsansätze fokussieren in erster Linie<br />

auf Defizite im Bereich <strong>des</strong> Kurzeit- bzw. Arbeitsgedächtnisses sowie exekutiver Funktionen<br />

[Bull, R., Andrews Espy, K., & Wiebe, S. A. (2008). Short-term memory, working<br />

memory, and executive functioning in preschoolers: longitudinal predictors of mathematical<br />

achievement at age 7 years. Developmental Neuropsychology, 33, 205-28].<br />

Berichtet werden die Ergebnisse von EEG-Studien mit drei Gruppen von Grundschülern<br />

der 3. und 4. Klasse, deren Leistungsniveaus im Bereich mathematischer Verarbeitung<br />

durch einen standardisierten Mathematiktest [Haffner, J., Baro, K., Parzer, P., & Resch,<br />

F. (2005). Heidelberger Rechentest: Erfassung mathematischer Basiskompetenzen<br />

im Grundschulalter, HRT 1-4. Göttingen: Hogrefe] erfasst und als deutlich unterdurchschnittlich<br />

(1,5 SD unter dem Altersmittel), normal bzw. deutlich überdurchschnittlich<br />

(2 SD über dem Altersmittel) eingestuft wurden. Im einem ersten Experiment wurden<br />

Arbeitsgedächtnisleistung unter unterschiedlichen Belastungsbedingungen abgefragt<br />

(Aufgaben: 0-back, 1-back, 2-back). Experiment 2 widmete sich basisnumerischen Fertigkeiten<br />

(nicht-symbolische Schätzaufgaben in verschiedenen Zahlenbereichen). Mittels<br />

verschiedener EEG-Parameter (ERPs, Zeit-Frequenz-Daten) sollen Einblicke in möglicherweise<br />

vorliegende Unterschiede bei der Verarbeitung zahlenspezifischer sowie nicht<br />

zahlenspezifischer Information bei Kindern der drei Leistungsgruppen ermittelt werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Angela Heine<br />

aheine@zedat.fu-berlin.de<br />

030 838 55626<br />

030 838 65620<br />

49


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Verhinderung von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten –<br />

eine Projektstudie an Grundschulen<br />

Wilfried Hingst<br />

Schulpsychologische Beratung, Celle, Niedersachsen<br />

Vorstellung <strong>des</strong> Verlaufs und der Ergebnisse einer vierjährigen Projektstudie an Grundschulen,<br />

die folgende Ziele hatte:<br />

- Erarbeitung eines Programms zur Verhinderung von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten<br />

für Lehrkräfte an Grundschulen.<br />

- Überprüfung, ob dieses an normal ausgestatteten Schulen durchführbar ist.<br />

- Beantwortung der Frage, ob mit dem Einsatz dieses Programms <strong>Legasthenie</strong> als<br />

Teilleistungsstörung verhindert werden kann.<br />

Bei der Entwicklung dieses Programms lagen folgende Prämissen zugrunde:<br />

- Der Erwerb von schriftsprachlichen Kenntnissen verläuft in Phasen und <strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t am<br />

Anfang hierarchisch.<br />

- Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten entstehen in der 1. Klasse.<br />

- Eine Verhinderung von Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten ausschließlich durch separate<br />

Fördermaßnahmen ist nicht leistbar. Folglich müssen sich präventive Maßnahmen<br />

auf den gesamten Deutschunterricht beziehen.<br />

- Eine unfassende Prävention von LRS ist nicht durch kurzfristige Maßnahmen zu Beginn<br />

<strong>des</strong> Lese- und Schreiblehrgangs möglich, sondern muss während der gesamten<br />

Grundschule betrieben werden. Die Durchführung erfolgte an sieben verschiedenen<br />

Grundschulen mit insgesamt 155 Grundschülern, beginnend mit der 1. Klasse und endend<br />

mit der 4. Klasse. Das Programm ist an normal ausgestatteten Schulen einsetzbar.<br />

Es reduziert Probleme im Leseverstehen erheblich und verhindert gravierende<br />

Rechtschreibschwächen vollständig.<br />

Es erfolgt eine theoretische Fundierung und der Aufbau <strong>des</strong> Programms wird in den<br />

wesentlichen Teilen vorgestellt. Die Ergebnisse werden differenziert dargestellt und eine<br />

Analyse durchgeführt.<br />

(Die detaillierte Beschreibung <strong>des</strong> Programms, ohne Ergebnisse, erfolgt im Vortrag von<br />

Hingst/ Heimbucher/ von Rosenzweig: Lese-Rechtschreib-Schwäche kann verhindert<br />

werden – Ein Programm für die Grundschule.)<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wilfried Hingst<br />

wilfried.hingst@lschb-lg.niedersachsen.de<br />

05141 924745<br />

50


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Lese-Rechtschreib-Schwäche kann verhindert werden –<br />

ein Programm für die Grundschule<br />

Wilfried Hingst (1), Cornelia Heimbucher (2), Monika von Rosenzweig (3)<br />

(1) Schulpsychologische Beratung, Celle, Niedersachsen<br />

(2) Hannover, Niedersachsen<br />

(3) Celle, Niedersachsen<br />

Für die Klassenstufen 1 – 4 an Grundschulen wurde ein Programm mit dem Ziel der<br />

Verhinderung von Lese-Rechtschreib-Schwäche entwickelt und erprobt. Das systematisch<br />

aufgebaute Programm beschreibt das Vorgehen im Deutsch- und Förderunterricht<br />

auf der Basis <strong>des</strong> zielerreichenden Lernens und <strong>des</strong> Prinzips vom Leichten <strong>zum</strong> Schwierigen.<br />

Neben Übungen zur phonologischen Bewusstheit beginnt im ersten Schuljahr sofort der<br />

Buchstabenlehrgang, um schnell mit den Übungen <strong>zum</strong> Erlernen der basalen Lesetechnik<br />

einsetzen zu können. Hieran schließen sich Übungen <strong>zum</strong> automatisierten Lesen und<br />

Leseverstehen an. Im zweiten Schuljahr startet das systematische Rechtschreibtraining<br />

mit besonderen Hilfestrukturen <strong>zum</strong> Erlernen der Regeln. Daneben wird den Kindern<br />

durch die angewandte Methodik das sichere Abspeichern von Merkwörtern erleichtert.<br />

Im dritten Schuljahr wird zusätzlich ein spezifisches Morphemtraining eingesetzt<br />

Es werden Unterrichtsrituale konsequent ein- und durchgeführt; dabei ist ausreichend<br />

Übungszeit <strong>zum</strong> Training eingeplant. Zu jedem neuen Curriculuminhalt erhalten die<br />

Kinder strategische Hilfen zur leichteren und eigenständigen Bearbeitung. Engmaschige<br />

Überprüfungen der einzelnen Zielsetzungen im Lesen und Schreiben geben zuverlässig<br />

und prägnant Auskunft über den jeweils erreichten Lernfortschritt aller Kinder oder<br />

zeigen noch vorhandenen Förderbedarf genau auf. Falls besondere Fördermaßnahmen<br />

erforderlich werden, sind sie zeitlich begrenzt, exakt auf den Abbau der individuell feststellbaren<br />

Defizite bezogen und werden ebenfalls zeitnah überprüft.<br />

Das vorliegende Programm beschreibt Lehrkräften detailliert und nachvollziehbar, wie<br />

das Auftreten von Leseschwierigkeiten in der Grundschule durch einen präventiv organisierten<br />

Deutschunterricht deutlich reduziert und Rechtschreibschwierigkeiten verhindert<br />

werden können.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Wilfried Hingst<br />

wilfried.hingst@ischb-lg.niedersachsen.de<br />

05141 924745<br />

51


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Training der Lesegeschwindigkeit: Wiederholtes Üben von<br />

sublexikalischen Einheiten<br />

Sini Hintikka (1), Karin Landerl (2), Mikko Aro (1), Heikki Lyytinen (3)<br />

(1) Niilo Mäki Institute, Jyväskylä, Finland<br />

(2) Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland<br />

(3) University of Jyväskylä, Jyväskylä, Finland<br />

Leseschwache Kinder der 2. und 3. Schulstufe (n = 39) nahmen an einer Studie teil, in<br />

der Trainingsverfahren am Computer zur Erhöhung der Lesegeschwindigkeit evaluiert<br />

wurden. In drei unterschiedlichen Trainingsbedingungen wurden Wiederholungen auf<br />

sublexikalischer Ebene (Cluster Onsets) angeboten.<br />

Die erste Gruppe (Erkennungstraining, n = 9) trainierte mit einer Aufgabe zur Verknüpfung<br />

zwischen phonologischen und orthographischen Repräsentationen.<br />

In der zweiten Gruppe (Vorlesetraining, n = 10) wurde die hervorgehobene Silbe laut<br />

vorgelesen. Die dritte Gruppe (kombiniertes Training, n = 11) übte mit einer Kombination<br />

aus den zwei Spielen.<br />

Eine Kontrollgruppe (n = 9) nahm an den Tests teil, aber erhielt kein spezifisches<br />

Training. Die Lesegeschwindigkeit für trainierte Cluster Onsets sowie für Wörter, die<br />

trainierte Onsets enthielten, konnte deutlich verbessert werden. Es zeigten sich keine<br />

Unterschiede zwischen den drei Trainingsbedingungen. Für Pseudowörter wurde keine<br />

signifikante Verbesserung der Lesegeschwindigkeit gefunden. Das Training führte nicht<br />

zu einer allgemeinen Erhöhung der Lesegeschwindigkeit, sondern die Effekte waren<br />

spezifisch für Lesematerial, das trainierte Einheiten enthielt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Sini Hintikka<br />

sini.hintikka@nmi.fi<br />

++43 664 4793212<br />

Lehrereinstellungen im Hinblick auf Methoden zur Einübung der<br />

Buchstaben-Laut-Zuordnung<br />

Anna-Maria Hintz<br />

Universität zu Köln, Department für Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland<br />

Der gelungene Schriftspracherwerb spielt für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben<br />

eine wesentliche Rolle. Dass allerdings nicht alle Lernenden von allen Methoden gleich<br />

gut profitieren können, zeigen Metaanalysen sehr deutlich. Sie zeigen, dass gerade<br />

schwächere Lerner eher von stark direktiven und strukturierten Methoden profitieren<br />

können, als von offeneren Herangehensweisen, bei denen das selbstgesteuerte Lernen<br />

im Vordergrund steht. Aus diesem Grund wird in dieser Untersuchung der Blick darauf<br />

gerichtet, welche Methoden zur Förderung <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs im Bereich der<br />

52


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Buchstaben-Laut-Zuordnung und der Einübung <strong>des</strong> ersten lautgetreuen Lesens und<br />

Schreibens in NRW vor allem angewandt werden.<br />

Hierbei wird auf die Methodenkenntnisse, die Anwendungsbereitschaft und die Effektivitätseinschätzungen<br />

von Lehrkräften hinsichtlich <strong>des</strong> von ihnen momentan genutzten<br />

Leselehrgangs und der Methode IntraActPlus, über deren Vorgehen die Lehrkräfte einen<br />

Überblick vermittelt bekamen, eingegangen.<br />

Dass Lehrkräfte offene Methoden auch zur Förderung von lernschwachen Schülern<br />

oftmals direktiven Methoden vorziehen, zeigen auch Ergebnisse von Runow & Borchert<br />

(2003), wenngleich sich letztere als ungleich effektiver zur Förderung von schwachen<br />

Lernern darstellt.<br />

Dieser Umstand wird diskutiert und anschließend auf mögliche Implikationen für die<br />

Praxis eingegangen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Anna-Maria Hintz<br />

ahintz@uni-koeln.de<br />

0221 4705535<br />

LISA – Netzwerke für Schulen<br />

Individuelle Förderstrategien – Theorie und Praxis<br />

Annette Höinghaus (1), Friedrich Schönweiss (2), Linda Flug (2)<br />

(1) Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie e.V., Hannover, Deutschland<br />

(2) Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,<br />

Arbeitsbereich: Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik, Münster,<br />

Deutschland<br />

Zum Schuljahr 2006/2007 hat der BVL in Zusammenarbeit mit Prof. Schönweiss und<br />

dem Lernserver-Team der Universität Münster das Modellprojekt „LISA“ ins Leben gerufen.<br />

Anliegen <strong>des</strong> Projektes ist es, gemeinsam mit Schulen und Eltern neue Wege der<br />

individuellen Förderung auf dem Gebiet der Rechtschreibung zu erproben. Im Mittelpunkt<br />

steht das Bestreben, flexible, kooperative Förderszenarien zu entwickeln und die<br />

Lehrkräfte dabei zu unterstützen, die individuelle Förderung der Rechtschreibkompetenz<br />

mit der Verantwortung für die gesamte Klasse zu verbinden.<br />

Eine besondere Rolle spielt dabei das Einbinden von Eltern, aber auch die klassen- und<br />

schulübergreifende Kooperation der Beteiligten. Sie erhalten im Vortrag einen Überblick<br />

über den aktuellen Projektstatus und die Möglichkeiten und Grenzen der Weiterentwicklung.<br />

In dem Modellprojekt „LISA“, an dem 20 Schulen, 90 Klassen und über 2000<br />

Schülerinnen und Schüler teilgenommen haben, wurde deutlich, wie unterschiedlich<br />

die Rahmenbedingungen in den einzelnen Schulen sind. Ohne die Kreativität und die<br />

hohe Einsatzbereitschaft der Lehrer, neue Wege zu ebnen, sind für die Schülerinnen<br />

und Schüler kaum Möglichkeiten der individuellen Förderung gegeben. Es wurde auch<br />

deutlich, dass einige Schulen mit der Umsetzung überfordert waren. Im Rahmen <strong>des</strong><br />

Vortrages soll dokumentiert werden, welche Grundvoraussetzungen geschaffen werden<br />

53


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

müssen, um in den Schulen individuelle Förderstrategien erfolgreich umzusetzen.<br />

Zusätzlich werden weitere Perspektiven aufgezeigt, die sich durch den Einsatz neuer<br />

Evaluationsinstrumente eröffnen. Der Vortrag schließt mit der Projektion einer Vision<br />

eines funktionierenden Netzwerkes von Schule, Eltern und Therapeuten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Annette Höinghaus<br />

hoeinghaus@bvl-legasthenie.de<br />

04193 969304<br />

Aktuelle Trends im Schriftspracherwerb<br />

Renate Hofmann<br />

Päd. Hochschule, Institut für Ausbildung, Wien, Österreich<br />

In diesem Workshop werden folgende Methoden <strong>des</strong> schulischen Schriftspracherwerbes<br />

miteinander verglichen:<br />

- Individuelles Lesen- und Schreibenlernen nach Marion Bergk, adaptiert von Walter<br />

Marlene<br />

- Anlautmethode (Reichen)<br />

- Lesenlernen mit verzögertem Schreibbeginn (Fröhler)<br />

- Lesen- und Schreibenlernen nach vorgegebenem Buchstabenkanon (Verbindung<br />

zwischen analytischer und synthetischer Methode)<br />

- Lautgetreues Lesen und Schreiben in der Anfangsphase<br />

Die einzelnen Methoden werden vorgestellt. Die Zusammenfassung von entsprechenden<br />

Studien zu den einzelnen Leselernmethoden wird präsentiert. Die Teilnehmerinnen<br />

erhalten einen Überblick über aktuelle Lese- und Schreibmethoden.<br />

Die Präsentation kann in Form eines Vortrages mit anschließendem Workshop erfolgen.<br />

Sie richtet sich an Eltern, LehrerInnen und <strong>Legasthenie</strong>therapeutinnen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Renate Hofmann<br />

renate.hofmann@aon.at<br />

++43 1 8797999<br />

++43 1 87979994<br />

54


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Reading, Language, Phonology and Intervention<br />

Charles Hulme<br />

University of York, Department of Psychology, York, United Kingdom<br />

There is considerable evidence that learning to read depends critically upon a child’s<br />

language and phonological skills. I will present evidence from a number of recent studies<br />

by our group showing that progress in learning to read aloud (decode) depends critically<br />

upon two foundation skills: access to phonemes in speech and knowledge of lettersounds.<br />

Reading comprehension, in addition depends upon higher-level language skills<br />

including vocabulary knowledge and grammatical skills. These theoretical findings have<br />

implications for interventions to treat and prevent reading failure in children. Recent<br />

intervention studies by our group demonstrate that interventions that target phonemic<br />

skills and letter sound knowledge help to ameliorate decoding problems in children, while<br />

interventions to boost vocabulary and grammatical skills are also effective in boosting<br />

the language skills that are the foundation for reading comprehension skills.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Charles Hulme<br />

ch1@york.ac.uk<br />

+44 (0) 1904 433145<br />

The phonological decision task: Testing poor readers’<br />

phonological representations?<br />

Florian Hutzler<br />

University of Salzburg, Department of Psychology, Salzburg, Austria<br />

Phonological deficits are considered causal for dyslexia by most and are attributed to<br />

inaccuracies in phonological representations by some. In the present talk, a phonological<br />

decision task is presented that might allow to test the integrity of phonological representations<br />

within the framework of visual word recognition: Pronounced difficulties were<br />

found in adult poor readers during judging, whether a visually presented, orthographically<br />

unfamiliar letter string sounds like an existing word (thereby constituting a pseudohomophone)<br />

or not (being a pseudoword). These difficulties were disproportionally greater<br />

than expected on the basis of the poor readers’ phonological recoding skills as assessed<br />

by reading aloud of the same type of stimuli. A discussion of the results in terms of the<br />

dual-route cascaded model of visual word recognition reveals the potential plausibility of<br />

the concept of inaccurate phonological representations in poor readers.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Florian Hutzler<br />

florian.hutzler@sbg.ac.at<br />

55


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Förderung der Rechtschreibung in der weiterführenden Schule –<br />

Programmvorstellung und erste Evaluationsergebnisse<br />

Elena Ise, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, München, Deutschland<br />

Im deutschsprachigen Raum sind die meisten Förderprogramme für rechtschreibschwache<br />

Kinder für das Grundschulalter konzipiert. Dies ist bedauerlich, da bei rechtschreibschwachen<br />

Kindern und Jugendlichen auch in der weiterführenden Schule ein<br />

deutlicher Förderbedarf besteht.<br />

Ziel der Studie ist die Evaluation eines Förderprogramms für rechtschreibschwache<br />

Schülerinnen und Schüler der 5. und 6. Jahrgangsstufe, welches den Kindern explizites<br />

Regelwissen vermittelt. Es handelt sich um eine Erweiterung <strong>des</strong> Marburger Rechtschreibtrainings,<br />

<strong>des</strong>sen Effektivität bereits in mehreren Studien nachgewiesen wurde 1 , 2 , 3 .<br />

Insgesamt haben 25 Kinder an der Studie teilgenommen. Einschlusskriterien waren<br />

erhebliche Schwierigkeiten im Rechtschreiben (PR < 20), eine min<strong>des</strong>tens durchschnittliche<br />

Intelligenz (IQ > 85) und der Besuch der 5. Klasse eines Gymnasiums oder einer<br />

Realschule. 11 Kinder wurden anhand <strong>des</strong> neu entwickelten regelgeleiteten Förderprogramms<br />

gefördert. 9 Kinder erhielten eine Förderung anhand von zwei Lernsoftwareprogrammen:<br />

GUT und Tintenklex. Eine Wartegruppe (n = 5) erhielt vorerst keine Förderung.<br />

Die Intervention fand von April bis Juli 2008 einmal wöchentlich statt. Je<strong>des</strong> Kind erhielt<br />

somit 15 Stunden Einzelförderung. Die Rechtschreibleistung wurde vor Beginn und nach<br />

Abschluss der Intervention festegestellt. Im Vortrag wird das Förderprogramm exemplarisch<br />

dargestellt und werden die Ergebnisse der Evaluationsstudie diskutiert.<br />

Literatur:<br />

1 Schulte-Körne, G., Deimel, W. & Remschmidt, H. (1998). Das Marburger Eltern-Kind-<br />

Rechtschreibtraining – Verlaufsuntersuchung nach 2 Jahren. Zeitschrift für Kinder- und<br />

Jugendpsychiatrie, 26, 167-173.<br />

2 Schulte-Körne, G., Deimel, W., Hülsmann, J., Seidler, T. & Remschmidt H. (2001). Das<br />

Marburger Rechtschreib-Training – Ergebnisse einer Kurzzeitintervention. Zeitschrift für<br />

Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 29, 7-15.<br />

3 Schulte-Körne, G., Deimel, W., & Remschmidt, H. (2003). Rechtschreibtraining in<br />

schulischen Fördergruppen – Ergebnisse einer Evaluationsstudie in der Primarstufe.<br />

Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, 31, 85-98.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elena Ise<br />

elena.ise@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5925<br />

56


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Schulische Unterstützungssysteme für leseschwache Schüler:<br />

Erste Ergebnisse einer Lehrerbefragung<br />

Elena Ise , Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, München, Deutschland<br />

Die Ergebnisse der internationalen Vergleichsstudie IGLU 2006 zeigen Verbesserungen<br />

bei der Förderung von leseschwachen Schülern in Deutschland. Der Anteil der Risikoschüler<br />

in der 4. Klasse hat sich im Vergleich zu 2001 erfreulicherweise verringert, ist<br />

aber mit 13,2 % immer noch hoch¹. Die Leseleistungen der 15-jährigen Schülerinnen und<br />

Schüler in Deutschland haben sich laut den Ergebnissen von PISA 2006 kaum verändert.<br />

Mit 20% ist der Anteil der Risikoschüler immer noch hoch. Die Vergleichsstudie zeigen<br />

zudem große Unterschiede beim Erwerb von Lesefähigkeiten in den europäischen<br />

Ländern².<br />

Das EU-geförderte Forschungsprojekt PROREAD möchte auf die Frage, welche Unterstützung<br />

die Schulsysteme in Deutschland, Finnland, Frankreich, Portugal, Ungarn und<br />

den Niederlanden leseschwachen Schülerinnen und Schülern bieten, Antwort geben.<br />

Wer ist beim Thema Leseschwäche Ansprechpartner für Schüler und Lehrer? Wie wird<br />

eine Leseschwäche festgestellt und welche Rolle spielt hierbei die Schule? Worin sehen<br />

Lehrer die Ursachen für Schwierigkeiten im Lesen? Wie gehen Lehrer im Unterricht mit<br />

leseschwachen Schülern um und wer bietet Unterstützung außerhalb <strong>des</strong> regulären<br />

Unterrichts an? Welche Rolle spielen dabei die Schulpsychologen?<br />

In den elf teilnehmenden deutschen Bun<strong>des</strong>ländern wurden zwischen Januar und Mai<br />

2008 Grund- und weiterführende Schulen kontaktiert. Deutschlehrer/innen und Förderlehrer/innen<br />

wurden gebeten einen Fragebogen auszufüllen. Zusätzlich wurden<br />

Fragebögen an Mitarbeiter/innen <strong>des</strong> Schulpsychologischen Dienstes gesendet. In<br />

Deutschland haben insgesamt 850 Deutschlehrer/innen, 550 Förderlehrer/innen und 135<br />

Schulpsychologen/innen an der Studie teilgenommen.<br />

Die ersten Ergebnisse der Untersuchung in Deutschland werden vorgestellt.<br />

Literatur:<br />

¹ Bos, W., Hornberg, S., Arnold, K. H., Faust, G., Fried, L., Lankes, E. M., Schwippert, K.,<br />

& Valtin, R. (Hrsg.) 2007. IGLU 2006 Lesekompetenz von Grundschulkindern in Deutschland<br />

im internationalen Vergleich. Waxmann 2007.<br />

² Prenzel, M., Artelt, C., Baumert, J., Blum, W., Hammann, M., Klieme, E., & Pekrun, R.<br />

(Hrsg.) 2007. PISA 2006 Die Ergebnisse der dritten internationalen Vergleichsstudie.<br />

Waxmann 2007.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elena Ise<br />

elena.ise@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5925<br />

57


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen bei Erwachsenen<br />

Christian Jacob<br />

Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Universitäts- Nervenklinik,<br />

Würzburg, Deutschland<br />

Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist mit einer Prävalenz von<br />

5-10% die häufigste psychische Störung im Kin<strong>des</strong>- und Jugendalter. Die Kernsymptome<br />

sind Aufmerksamkeitsdefizit, motorische Hyperaktivität und Impulsivität. Die adulte Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung<br />

(AADHS) wurde lange Zeit wegen alters-,<br />

entwicklungs- und geschlechtsspezifischen Symptommodifikationen nicht erkannt.<br />

Störungen der Affektkontrolle, Affektlabilität, emotionale Überreagibilität und <strong>des</strong>organisiertes<br />

Verhalten ergänzen die Kernsymptome. Die AADHS ist auch im Erwachsenenalter<br />

eine häufige psychische Störung mit einer geschätzten Prävalenz von 1-2% in<br />

Deutschland und einer ermittelten Prävalenz von 4,4% in den Vereinigten Staaten von<br />

Amerika. Formalgenetische Familien-, Adoptions- und Zwillingsstudien ermitteln eine<br />

hohe Konkordanz (monozygot:dizygot=70:30) bzw. Heriditabilität (60-90%). Komplexe<br />

Interaktionen multipler Gene mit kleinen Effekten und Umweltfaktoren sind relevant.<br />

Verschiedene serotonerge, dopinerge und synaptische Kandidatengene sind metaanalytisch<br />

bestätigt.<br />

Obwohl die AADHS eine überwiegend neurobiologische Störungsentität darstellt, liegt<br />

eine hohe Komorbidität mit anderen psychischen Störungen vor. Die Komorbidität betrifft<br />

vor allem affektive, Angst- und Störungen <strong>des</strong> Substanzgebrauches. Die differenzierte<br />

Erfassung der einzelnen spezifischen Persönlichkeitsentwicklungsstörungen erfolgt<br />

erstmals im Würzburger Aufsuchekollektiv. Die AADHS weist hohe Komorbidität mit<br />

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen aus allen drei Clustern auf. Histrionische Persönlichkeitsentwicklungsstörungen<br />

haben mit 35,2% die häufigste Komorbidität. Antisoziale<br />

Persönlichkeitsentwicklungsstörungen haben in diesem klinischen Aufsuchekollektiv<br />

eine Komorbidität von 5,7%.<br />

Komorbidität weist eine hohe psychosoziale Relevanz auf. Das Vorliegen einer hohen<br />

Anzahl komorbider Störungen und das Vorliegen von Störungen <strong>des</strong> Substanzkonsums<br />

oder antisozialen Persönlichkeitsentwicklungsstörungen sind signifikant assoziiert mit<br />

niedrigerem psychosozialen Status.<br />

ADHS und Lese-/Rechtschreibschwäche weisen in der Kindheit und Jugend eine<br />

Komorbidität von bis zu 20% auf. Die Persistenz der Lese-/Rechtschreibschwäche im<br />

Erwachsenenalter wurde anlog zu ADHS lange Zeit nicht untersucht. Die Komorbidität<br />

von ADHS und Lese-/Rechtschreibschwäche und deren psychosoziale im Erwachsenenalter<br />

sind nicht bekannt. Ein Bedarf für wissenschaftliche Untersuchungen zu diesem<br />

Thema liegt vor.<br />

Literatur:<br />

Jacob CP, Lesch KP (2007). Neurobiologie der Komorbidität <strong>des</strong> ADHS. In: Freitag C,<br />

Retz W (eds). ADHS und Komorbidität im Kin<strong>des</strong>- und Erwachsenenalter. Kohlhammer<br />

Verlag, Stuttgart, pp 15-27<br />

Jacob C, Philipsen A, Ebert D, Deckert J (2008). Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit/<br />

Hyperaktivitätsstörung im Erwachsenenalter. Nervenarzt im Druck<br />

58


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Jacob CP, Romanos J, Dempfle A, Heine M, Windemuth-Kieselbach C, Kruse A, Reif A,<br />

Walitza S, Romanos M, Strobel A, Brocke B, Schafer H, Schmidtke A, Boning J, Lesch<br />

KP (2007b) Co-morbidity of adult attention-deficit/hyperactivity disorder with focus on<br />

personality traits and related disorders in a tertiary referral center. Eur Arch Psychiatry<br />

Clin Neurosci 257: 309-1<br />

Korrespondenzautor:<br />

Christian Jacob<br />

jacob_c@klinik.uni-wuerzburg.de<br />

0931 201 77810<br />

How the brain works during reading<br />

Arthur Jacobs<br />

Freie Universität Berlin, Arbeitsbereich Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Berlin, Deutschland<br />

Mankind exists for 2-3 million years, but only about 6 thousand years ago men started<br />

to write and read, leaving little time for the human brain to develop neuronal structures<br />

specialized for processing script. Using modern neuroimaging techniques, however, reading-specific<br />

activities can be detected in all four lobes of the brain and the cerebellum.<br />

Starting about 1/10 of a second after our gaze has fixated a word during reading, the occipital<br />

lobes already have developed a sort of typeface representation. Another 1/10 of a<br />

second later, this „orthographic code“ is coupled with corresponding phonological co<strong>des</strong><br />

in the left temporal lobe. After about ¼ of a second semantic associations are computed<br />

involving the left frontal lobe and the so-called lexical access provi<strong>des</strong> conscious information<br />

about all kinds of word properties. Using computer models one can analyze and<br />

simulate this magical moment of lexical access, the basic process underlying the reading<br />

skill. The factors that influence its speed and quality will be discussed in this talk in the<br />

light of new methods and models used in the study of reading and reading disorders.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Arthur Jacobs<br />

ajacobs@zedat.fu-berlin.de<br />

030 838 51277<br />

030 838 65620<br />

Diagnostik der Dyskalkulie in der Praxis mit dem RZD 2-6<br />

Claus Jacobs<br />

Psychologische Kinderambulanz der Universität Bremen, Bremen, Deutschland<br />

Von Rechenstörungen sind ca. 6% der Kinder betroffen, also etwa ebensoviel wie von<br />

der Lese/Rechtschreibstörung. In den letzten Jahren haben sich die Forschungsbemühungen<br />

zur Zahlenverarbeitung und Rechenfertigkeiten deutlich vervielfacht.<br />

In der Praxis setzt die Diagnostik und Therapie von Rechenstörungen umfassende<br />

59


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

neuropsychologische, lerntherapeutische und verhaltenstherapeutische Kenntnisse<br />

voraus. Zu Beginn <strong>des</strong> Kurses wird daher auf wichtige theoretische Grundlagen/Modelle<br />

eingegangen. Im Anschluss soll den Teilnehmern ein Einblick in die Durchführung von<br />

Rechentests am Beispiel <strong>des</strong> Rechenfertigkeiten und Zahlenverarbeitungs- Diagnostikum<br />

für die 2. bis 6. Klasse (RZD 2-6) gegeben werden. Auch andere Rechentestverfahren<br />

und ihre Möglichkeiten und Grenzen sowie hilfreiche neuropsychologische Testsverfahren<br />

zur Ergänzung werden erläutert. Dabei wird auch ausführlich auf die Interpretation<br />

von Rechentestergebnissen im Zusammenhang mit anderen Test- und Anamnesebefunden<br />

anhand authentischer Fälle eingegangen.<br />

Literatur:<br />

Jacobs, C. & Petermann, F. (2005). Rechenfertigkeiten und Zahlenverarbeitungs-<br />

Diagnostikum für die 2. bis 6. Klasse (RZD 2-6). Göttingen: Hogrefe.<br />

Jacobs, C. & Petermann, F. (2005). Diagnostik von Dyskalkulie. Ein Leitfaden zur<br />

Diagnostik von Rechenstörungen. Reihe: Kompendien Psychologische Diagnostik.<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Jacobs, C. & Petermann, F. (2007). Rechenstörungen. Leitfaden zur Kinder- und Jugendpsychotherapie.<br />

Band 9. Göttingen: Hogrefe.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Claus Jacobs<br />

cjacobs@uni-bremen.de<br />

0421 2189641<br />

Training für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen<br />

Das neuropsychologische Gruppenprogramm ATTENTIONER<br />

Claus Jacobs<br />

Psychologische Kinderambulanz der Universität Bremen, Bremen, Deutschland<br />

Ziel <strong>des</strong> ATTENTIONERS ist die Verbesserung der Aufmerksamkeitssteuerung, also die<br />

Reduktion Funktionsdefiziten im Bereich der fokussierten und geteilten Aufmerksamkeit.<br />

Die Kinder sollen also lernen irrelevante Reize besser auszublenden und sich auf die<br />

relevanten Reize (Aufgabenstellungen) besser konzentrieren zu können. Dazu gehört<br />

auch, nicht erwünschte Reaktionsimpulse besser hemmen zu lernen. Außerdem wird die<br />

parallele Bearbeitung verschiedener Aufgabenstellungen eingeübt, wie sie in der Schule<br />

häufig erforderlich ist. So schreiben die Schüler etwa gerade von der Tafel ab, während<br />

der Lehrer die angeschriebenen Inhalte genauer erläutert.<br />

Das Training umfasst 15 Trainingseinheiten á 60 Minuten, sowie ein flankieren<strong>des</strong> Elterntraining<br />

im Umfang von 5 x 100 Minuten.<br />

Ziel <strong>des</strong> Kurses ist es, die Teilnehmer nach einer absichtlich kurz gehaltenen theoretischen<br />

Einführung in die praktische Durchführung einzelner Aufgaben <strong>des</strong> Trainings<br />

einzuführen und anhand praktischer Beispiele einen Einblick in die Wirkung und die<br />

Gruppendynamik <strong>des</strong> Trainings zu gewinnen.<br />

60


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Literatur:<br />

Jacobs, C. & Petermann, F. (2007). Training für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen.<br />

Das neuropsychologische Gruppenprogramm ATTENTIONER. Göttingen: Hogrefe.<br />

Jacobs, C. Petermann, F. (2007). Aufmerksamkeitsstörungen bei Kindern. Langzeiteffekte<br />

<strong>des</strong> neuropsychologischen Gruppenprogrammes ATTENTIONER. Kindheit und<br />

Entwicklung, 16 (1), 40 – 49. Hogrefe: Göttingen.<br />

Jacobs, C. Petermann, F. (2007). Diagnostik und Therapie von Aufmerksamkeitsstörungen.<br />

Monatsschrift Kinderheilkunde, 10 , 921 – 927. Springer: Berlin.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Claus Jacobs<br />

cjacobs@uni-bremen.de<br />

0421 2189641<br />

Phonological and extra-phonological influences on a measure of reading fluency:<br />

Evidence from dyslexic and unimpaired readers<br />

Manon W. Jones, Mateo Obregón, M. Louise Kelly, Holly P. Branigan<br />

University of Edinburgh, Scotland, UK<br />

The relationship between Rapid Automatized Naming (RAN) and reading fluency is well<br />

documented (Wolf & Bowers, 1999), but little is known about which component processes<br />

influence RAN, and why developmentally dyslexic readers have rapid-naming<br />

deficits. Researchers disagree as to whether RAN performance (and deficits) are restricted<br />

to impaired phonology or whether extra-phonological processes also play a role<br />

(e.g., Clarke, Hulme, & Snowling, 2005; Wolf & Bowers, 1999). We compared dyslexic<br />

and non-dyslexic readers on a RAN-letters task in which eye-movements were recorded<br />

and synchronized to the participants’ speech stream. Adjacent letters were either<br />

visually confusable (e.g., p-q), or phonologically confusable (onsets: e.g., k-q; rimes: b-v).<br />

These were compared to non-confusable adjacent pairs (e.g., visual: P-Q; onset: ‘k-z’;<br />

rime: ‘b-k’. We measured whether visual and phonological information in positions both<br />

preceding and succeeding a currently-named item influence processing times (uptake<br />

of information) and articulation times (production of the letter name). Results showed<br />

that non-dyslexic readers’ processing times are susceptible to visual and phonological<br />

confusability, but this is resolved by the onset of articulation. Dyslexic readers behave similarly<br />

to non-dyslexics on the processing times, but show a pervasive deficit in initiating<br />

articulation when items preceding or succeeding the currently named item contain either<br />

confusable visual or phonological-onset information. We conclude that both phonological<br />

and extra-phonological processes exert an influence on RAN performance, and the RAN<br />

deficit is characterized by multi-modal difficulty in retrieving orthographic and/or phonological<br />

co<strong>des</strong> for production.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Manon W. Jones<br />

mjones@staffmail.ed.ac.uk<br />

61


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Das WIELAU-T-Screening für türkisch sprechende LRS-Risiko-Kinder<br />

Michael Kalmár<br />

European Dyslexia Association, Wien, Österreich<br />

Vorgestellt wird ein neu eingeführtes Verfahren zur Feststellung <strong>des</strong> Lautinventars von<br />

Kindern mit türkischer Muttersprache, die der deutschen Sprache überhaupt nicht oder<br />

nur <strong>zum</strong> Teil zufriedenstellend mächtig sind. Dieses kann durch nicht türkisch sprechende<br />

Fachpersonal durchgeführt werden. Das Wiener Lautprüfverfahren für türkisch<br />

sprechende Kinder wurde von Verena Lammer und Michael Kalmár entwickelt.<br />

Hintergrund:<br />

Bei vielen Kindern mit türkischer Muttersprache ist es mit den vorhandenen Lautüberprüfungsverfahren<br />

nicht möglich, einen eindeutigen Laut/Phonemstatus festzustellen. Die<br />

vorhandenen Verfahren in deutscher Sprache stellen diese Kinder vor vielfältige (lexikalische,<br />

phonologische, phonotaktische, aber auch pragmatische = kulturelle) Schwierigkeiten,<br />

ihre sprechsprachliche Kompetenz zu dokumentieren bzw. einen möglicherweise<br />

vorhandenen Förderbedarf durch Fachpersonal anzuzeigen.<br />

Altersgemäße orale Sprachkompetenz in der türkischen Muttersprache, die mit dem<br />

WIELAU-T gescreent wird, ist jedoch Voraussetzung für eine rasche Aneignung der deutschen<br />

Sprech- und (in der Folge) Schriftsprache.<br />

Die vorhandenen – der türkischen Sprache ausreichend mächtigen – professionellen<br />

Ressourcen zur Überprüfung insbesondere phonologischer Vorläuferfähigkeiten <strong>des</strong> L2-<br />

Schriftspracherwerbs sind zurzeit äußerst gering.<br />

Zielsetzung <strong>des</strong> Verfahrens:<br />

Mit diesem Bildbenennungsverfahren wird auch denjenigen pädagogischen und sprachtherapeutisch<br />

Fachpersonen , die über keinerlei Kenntnisse der türkischen Sprache<br />

verfügen, ein diffentialdiagnostisches Instrument in die Hand gegeben, um Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />

durch mangelnde motorische und/oder kinästhetische Ausreifung<br />

oder schlechte Vorbildwirkung (perzeptuorische Dyslalie) zu erkennen und von denjenigen<br />

Störungen der Aussprache, die auf eine unzureichend entwickelte phonologische<br />

Bewusstheit hinweisen (phonologische Prozesse), in der Muttersprache abgrenzen zu<br />

können.<br />

Hinweise zu unerkannten Schallleitungsproblemen <strong>des</strong> peripheren Hörorgans, die ebenfalls<br />

zu Entwicklungsproblemen der phonologischen Bewusstheit führen können, führen<br />

oft zu bisher unterlassener notwendiger kompetenter medizinischer Intervention.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michael Kalmár<br />

michael.kalmar@aon.at<br />

++43 1 894 21 09<br />

++43 1 897 24 91<br />

62


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

MORPHEUS – Evaluation eines morphemunterstützten Segmentierungstrainings<br />

(Grundwortschatztraining)<br />

Reinhard Kargl (3), Andreas Fink (2), Silvana Weiss (1),<br />

(1) Lese-Rechtschreib-Institut, Graz, Österreich<br />

(2) Institut für Psychologie, Abteilung für differenzielle Psychologie, Graz, Österreich<br />

(3) ETH, Abteilung für Psychologie, Zürich, Schweiz<br />

Zielsetzung:<br />

Ziel <strong>des</strong> MORPHEUS-Projektes war die Entwicklung und Evaluation eines morphembasierten,<br />

computergestützten Rechtschreib-Trainingsprogramms.<br />

Materialien und Methoden<br />

Das Trainingsprogramm basiert auf einer empirisch erhobenen Frequenzwortliste (August,<br />

1989). Der Stufenaufbau orientiert sich an der Komplexität der Wortstämme (Vgl.<br />

Walter, 1996). Das Programm beinhaltet ein Übungsbuch, ein Computerprogramm und<br />

einen Wortbaukasten, trainiert wurde für 2,5 Wochen in Präsenzphasen (10 Stunden)<br />

und Heimarbeit.<br />

Die Evaluation erfolgte in 2 Studien an der Universität Graz. Insgesamt nahmen 197 Kinder<br />

und Jugendliche im Alter zwischen 8 und 18 Jahren teil. In einem Prä- und Posttest-<br />

Design wurden die Rechtschreibleistungen sowie die morphematische Bewusstheit<br />

der Trainings- und Kontrollgruppen mit einem formellen Rechtschreibtest (Hamburger<br />

Schreibprobe) und mit einem eigens konstruierten Test zur morphematischen Bewusstheit<br />

(TMB) erfasst. Zusätzlich wurde ein sprachunabhängiger Intelligenztest (Standard<br />

Progressive Matrices) durchgeführt.<br />

Ergebnisse:<br />

Insgesamt stellte sich bei den Trainingsgruppen in der allgemeinen Rechtschreibleistung<br />

trotz <strong>des</strong> kurzen Zeitintervalls eine signifikante Verbesserung ein. Mit nur fünf Anwesenheitsphasen<br />

zu je zwei Stunden konnte sich die Trainingsgruppe im Mittel um einen<br />

Prozentrang von 5.61 Punkten steigern. Im morphematischen Bereich erreichten die<br />

lese- und rechtschreibschwachen Kinder sogar annähernd die Werte der Kontrollgruppe.<br />

In der Strategieanalyse der HSP fällt der Zuwachs in der morphematischen Strategie<br />

zwischen Prä- und Posttest am stärksten aus. Das spricht dafür, dass es sich um einen<br />

spezifischen Trainings- und nicht um einen allgemeinen Zuwendungseffekt handelt.<br />

Zusammenfassung:<br />

Das MORPHEUS-Trainingsprogramm richtet sich an Praktiker. Es konnte gezeigt werden,<br />

dass dieses effektive Trainingsverfahren nachweislich die Rechtschreibleistung und<br />

die morphematische Bewusstheit verbessert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Reinhard Kargl<br />

legsthenie@aon.at<br />

++43 316 692802<br />

++43 316 692802<br />

63


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Verbesserte Rechtschreibeleistungen dank multimedialer Lernsoftware –<br />

eine Benutzerstudie<br />

Monika Kast (1), Gian-Marco Baschera (2), Lutz Jäncke (3), Martin Meyer (4),<br />

Markus Gross (5), Christian Vögeli (6)<br />

(1) Universität Zürich, Institut für Neuropsychologie, 8050 Zürich, Schweiz<br />

(2) ETH Zürich, Department für Informatik, 8092 Zürich, Schweiz<br />

(3) Universität Zürich, Institut für Neuropsychologie, 8050 Zürich, Schweiz<br />

(4) Universitätsspital Zürich, Institut für Neuroradiologie, 8091 Zürich, Schweiz<br />

(5) ETH Zürich, Department für Informatik, 8092 Zürich, Schweiz<br />

(6) Dybuster AG, 8005 Zürich, Schweiz<br />

Ziel der am Department für Informatik der ETH Zürich entwickelten Lernsoftware ist es,<br />

Rechtschreibeschwierigkeiten effizient im Selbststudium zu therapieren.<br />

Die Lernsoftware Dybuster basiert auf den universellen Prinzipien der Informationstheorie<br />

sowie <strong>des</strong> maschinellen Lernens und unterliegt einem mathematischen Modell für den<br />

Sprachlernprozess. Ferner passt sich Dybuster an die Schwächen <strong>des</strong> Benutzers an und<br />

trainiert somit spezifische Schwierigkeiten. Dabei werden Erkenntnisse aus der Psychologie<br />

mit wissenschaftlichen Resultaten aus der Informatik verbunden.<br />

Das menschliche Gehirn nimmt Informationen über viele verschiedene, unterschiedlich<br />

codierte Kanäle auf. Viele dieser Kanäle werden beim klassischen Erlernen von<br />

Orthographie nicht genutzt. Durch das gleichzeitige Aufnehmen von Informationen auf<br />

verschiedenen Kanälen wird multisensorisches Lernen ermöglicht. Dabei wird das zu lernende<br />

Wort in eine räumlich-topologische Darstellung (Graph) sowie in einen Farbcode<br />

recodiert. Ferner synthetisiert Dybuster zu jedem Wort eine einfache Wortmelodie, die<br />

sich aus Buchstaben und Silbenlänge berechnet. Zudem werden Formen verwendet, um<br />

Grossbuchstaben (Zylinder), von Kleinbuchstaben (Kugeln) und Umlauten (Pyramiden)<br />

zu unterscheiden.<br />

Im Jahre 2006 konnte mittels einer Benutzerstudie, bei der 80 Kinder im Alter von 9-11<br />

Jahren während drei Monaten mit Dybuster trainierten, die Wirksamkeit nachgewiesen<br />

werden. Sowohl dyslexische als auch Kinder ohne Lese- Rechtschreibschwierigkeiten<br />

konnten ihre Rechtschreibefehler um rund 30% reduzieren.<br />

Der Ansatz ist einzigartig und viel versprechend. Obschon Dybuster in der Zwischenzeit<br />

kommerziell erhältlich ist, gehen die Forschungsarbeiten sowohl in der Informatik als<br />

auch in der Neuropsychologie weiter. Ziel dabei ist es, weitere Erkenntnisse über die<br />

Ursachen und Wirkungen von Dyslexie zu gewinnen, um diese in einer noch effizienteren<br />

Behandlungsmethode umzusetzen.<br />

Kast, M., Meyer, M., Voegeli, C., Gross, M. & Jäncke, L. (2007). Computer‐based multisensory<br />

learning in children with developmental dyslexia. Restorative Neurology and<br />

Neuroscience, 25(3‐4), 355‐369.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Monika Kast<br />

monika.kast@inf.ethz.ch<br />

++41 44 6357399<br />

64


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Neural correlates of number processing of simple arithmetic in children<br />

with and without dyscalculia<br />

Liane Kaufmann<br />

Medical University, Department of Pediatrics IV, Section Neuropediatrics, Innsbruck, Austria<br />

Good calculation skills are important in modern society. Individuals with significant<br />

calculation difficulties (i.e., developmental dyscalculia) have a considerable disadvantage<br />

in both academic and occupational activities. Prevalence rates of developmental<br />

dyscalculia equal those of developmental dyslexia and have been estimated at about 5 to<br />

7% of the elementary school population. Most major theories about numerical cognition<br />

are derived from adult studies and consequently, many developmental studies are based<br />

upon adult calculation models which may not be fully applicable to developing brain and/<br />

or cognitive systems.<br />

Recently there have been important advances, characterizing crucial differences between<br />

developmental and mature neurocognitive systems supporting number processing<br />

and calculation (as well as their interplay with non-numerical cognitive domains). There<br />

is converging evidence from both human and non-human primate studies that parietal regions<br />

play a key role in number magnitude processing. Functional imaging studies have<br />

shown that independent of age, average calculators recruit parietal brain regions when<br />

asked to solve numerical and arithmetical tasks. However, parietal activations are less<br />

robust in children and moreover, children seem to have a stronger need to recruit frontal<br />

brain regions upon performing numerical tasks (most possibly reflecting compensatory<br />

efforts). Imaging studies assessing children with dyscalculia are scarce and results thus<br />

far are rather heterogeneous. Our most recent findings are suggestive of (a) a correlation<br />

between parietal activation extents and arithmetic competence level; and (b) a large<br />

interindividual variability both with respect to imaging and behavioral data. Results will be<br />

discussed with respect to current conceptualizations of developmental dyscalculia.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Liane Kaufmann<br />

liane.kaufmann@i-med.ac.at<br />

++43 512 23600<br />

++43 512 50423247<br />

Über Sinn und Unsinn der numerischen Frühförderung<br />

Liane Kaufmann (1), Pia Handl (2)<br />

(1) Medizinische Universität Innsbruck, Pädiatrie IV, Innsbruck, Österreich<br />

(2) Schulpsychologie Innsbruck Land Ost, Innsbruck, Österreich<br />

Gewöhnlich beherrschen Kinder bereits vor Schuleintritt das Zählen bis 10 oder sogar<br />

20, können einfache Additionen und Subtraktionen ausführen und verstehen sogar<br />

schon, dass sich Mengen aus Teilmengen zusammensetzen. Jene Kinder, die Schwierigkeiten<br />

beim Rechnen lernen haben, zeigen häufig auch im Kindergartenalter kein Inte-<br />

65


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

resse an Mengen und Zahlen und es kann sogar zur aktiven Vermeidung von Aktivitäten<br />

kommen, bei denen gezählt bzw. gerechnet werden soll.<br />

Nun wird niemand bezweifeln, dass das Angebot einer numerischen Frühförderung für<br />

jene Kinder sinnvoll ist, die bereits im Kindergarten durch Schwierigkeiten beim Erwerb<br />

<strong>des</strong> Zählens oder <strong>des</strong> Mengenverständnisses auffallen. Wie ist das aber bei Kindergartenkindern,<br />

die einen unauffälligen Entwicklungsverlauf zeigen? Soll man diese Kinder<br />

mit einer spezifischen numerischen Frühfördermaßnahme „plagen“? Haben Kinder nicht<br />

ein Recht auf Spiel und Spaß im Kindergarten, da der Ernst <strong>des</strong> Lebens (in der Schule)<br />

ja noch früh genug beginnt?<br />

Wie unsere Erfahrungen von zwei Kindergartenprojekten zeigen, sind diese Befürchtungen<br />

unbegründet. Im Gegenteil, Kindergartenkinder haben Spaß an numerischen<br />

Aktivitäten, wenn diese den Kindern in spielerischer Art und Weise näher gebracht<br />

werden. In der spielerischen Auseinandersetzung mit Mengen/Zahlen entwickeln Kinder<br />

mit und ohne Lernschwierigkeiten vermehrtes Interesse am Zählen und Rechnen, was<br />

wiederum zu einer Kompetenzsteigerung führt. Zudem können jene Kinder, die Schwierigkeiten<br />

beim Erwerb <strong>des</strong> Mengen- oder Zahlenverständnisses haben, frühzeitig (d.h.<br />

vor Schuleintritt) einer spezifischen Förderung zugeführt werden. Wie unsere Resultate<br />

zeigen, ist die numerische Frühförderung jedoch nur dann sinnvoll, wenn sie spezifisch<br />

ist (also tatsächlich an den basis-numerischen Fähigkeiten ansetzt).<br />

Korrespondenzautor:<br />

Liane Kaufmann<br />

liane.kaufmann@i-med.ac.at<br />

++43 512 23600<br />

++43 512 50423247<br />

Rights of students and adults with dyslexia in Europe<br />

Analysis of the European Dyslexia Association Questionnaire<br />

Marija Kavkler (1), Marta Bogdanowicz (2)<br />

(1) University of Ljubljana, Faculty of Education, Department of Special Education, Ljubljana, Slovenia<br />

(2) Polish Dyslexia Association, University of Gdansk, Gdansk, Polen<br />

People with dyslexia have the right to equality which is written in different international<br />

declarations. We have to ensure that the learning needs of all young people and adults<br />

are met through equitable access to appropriate learning and life skills programs.<br />

Research overview of studies of students with dyslexia from Colleges and Postsecondary<br />

training (Gerber, 2005) show as a lot of problem of students and adults with dyslexia.<br />

Identifying learning disabilities in adulthood is a critical step in determining accommodations<br />

and support services. Dyslexia is heterogeneous in nature, and affects persons<br />

with diversity of characteristics lifelong, so the research, in theory, should represent the<br />

diversity.<br />

66


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

With help of the questionnaire »The rights of students and adults with dyslexia in Europe«<br />

we would like to accumulate and analyse information about the support given to<br />

students and adults with dyslexia in countries of EDA members. Only in few European<br />

countries students and working adults with dyslexia are supported and treated v skladu z<br />

njihovimi potrebami in pravicami.<br />

Based on finding of the questionnaire, the historical context, and knowledge of the field<br />

we will propose some recommendations for adolescents and adults with dyslexia at all<br />

levels of education including higher education and employment in all nations.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Marija Kavkler<br />

marija.kavkler@guest.arnes.si<br />

Lesenlernen durch Diktieren – eine mögliche Hilfe bei massiven Problemen <strong>des</strong><br />

Schriftspracherwerbs<br />

Reimer Kornmann<br />

Heidelberg, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Es soll dargestellt werden, wie solchen jungen Menschen ein Zugang zu Schriftsprache<br />

vermittelt werden kann, die auch nach jahrelangen intensiven schulischen Bemühungen<br />

keinen schriftsprachlichen Lernerfolg zeigten und <strong>zum</strong> Teil aversiv auf entsprechende<br />

Lernangebote reagierten.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Die dargestellten Erkenntnisse beruhen auf Dokumentationen förderungsbezogener<br />

Einzelfallstudien, die Studierende der Sonderpädagogik im Rahmen ihres Studiums<br />

erstellt haben. In einem Zeitraum von etwa 30 Jahren wurden mehrere hundert solcher<br />

Förderungen durchgeführt. Hierbei ließen sich immer wieder neue Erkenntnisse über<br />

Merkmale und Bedingungen erfolgreicher Vorgehensweisen bei verschiedenen Problemgruppen<br />

gewinnen. Nach einem Überblick über allgemeine Grundsätze zur Diagnostik<br />

und Förderung schriftsprachlicher Kompetenzen konzentriert sich der Beitrag auf solche<br />

Kinder, die trotz längerer und intensiver sonderpädagogischer Förderung nicht einmal<br />

sehr einfache Wörter lesen konnten.<br />

Ergebnisse:<br />

Mit zunehmender Erfahrung gelang es immer häufiger, auch diesen Kindern grundlegende<br />

schriftsprachliche Kompetenzen zu vermitteln. Bei erfolgreichen Förderungen<br />

wurden zunächst alle Anforderungen vermieden, die bei den Lernenden Assoziationen<br />

zu den bisherigen erfolglosen pädagogischen Interventionen hervorriefen. Gleichwohl<br />

aber wurde ihnen die Erfahrung vermittelt, dass und nach welchen Regeln die Schrift<br />

ihre eigenen verbalsprachlichen Äußerungen abbildet. Diese Einsicht konnten die jungen<br />

Menschen dadurch gewinnen, dass sie ihren Helferinnen und Helfern bestimmte Wörter<br />

diktierten, die diese vor ihren Augen verschrifteten und dabei ihr Vorgehen lernförderlich<br />

(z. B. im Sinne <strong>des</strong> kognitiven Modellierens) kommentierten.<br />

67


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Zusammenfassung:<br />

Auf der Grundlage diagnostisch gestützter förderungsbezogener Fallstudien werden<br />

Prinzipien erfolgreicher Förderungen von Kindern und Jugendlichen mit erheblichen<br />

Problemen bei Schriftspracherwerb vorgestellt und im Hinblick auf ihre Übertragbarkeit<br />

auf die Gestaltung lernförderlicher Unterrichtsprozesse diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Reimer Kornmann<br />

kornmann@ph-heidelberg.de<br />

06221 477417<br />

Wie ist eine intensive <strong>Legasthenie</strong>betreuung im Interdisziplinären Rahmen möglich?<br />

Magnus von Kortzfleisch<br />

CJD Oberurff, <strong>Legasthenie</strong>zentrum, Bad Zwesten, Deutschland<br />

Die Zuhörer bekommen einen Einblick, wie eine interdisziplinäre Zusammenarbeit um<br />

und mit Legasthenikern möglich sein kann.<br />

Präsentation und Erläuterungen zu dem Konzept <strong>des</strong> CJD Oberurff in Nordhessen.<br />

Die Probleme von Legasthenikern enden nicht an der Schultür. Häufig sind die Folgen<br />

der schulischen Probleme im Familienalltag allgegenwärtig. Das Familiengefüge gerät<br />

unter Druck und kann unter Umständen sogar zerbrechen. Dazu können die Kinder<br />

deutliche Sekundärprobleme entwickeln. Es ist nicht immer möglich, dass eine Familie<br />

dieses Problemfeld alleine aushalten kann. Die Schulen sollen im Rahmen der Erlasse<br />

helfen. Ambulante Hilfen für die Schwäche im Lesen und Schreiben sind die Regel. Psychotherapien<br />

sind häufig. All diese Hilfen werden in der Regel von den Eltern koordiniert.<br />

Doch was passiert, wenn die Eltern die nötige Kraft, die Kenntnisse oder die Lobby in<br />

der Schule nicht haben? Die Koordination von Hilfen durch professionelle Pädagogen<br />

ist dann eine logische Konsequenz. Leider sind solche weit reichende Hilfen nicht<br />

ausreichend in Deutschland zu finden. Deshalb bietet das CJD Oberurff eine Schule<br />

(Realschule und Gymnasium) mit Internat und dem staatlich anerkannten <strong>Legasthenie</strong>zentrum<br />

an. Die Kooperation mit der Schule ist einer der wesentlichen Bestandteile der<br />

alltäglichen Arbeit. Neben der konkreten Förderung beim Lesen und Schreiben, besteht<br />

die Möglichkeit, den Schülern auch im Schulalltag Unterstützung zukommen zu lassen,<br />

z.B. während Klassenarbeiten und im Englischunterricht. Außerdem gibt es differenzierte<br />

sozialpädagogische Angebote. Eine Längsschnittuntersuchung konnte belegen, dass<br />

sich die Förderung positiv auf die Entwicklung der Kinder – bis in das Erwachsenenalter<br />

hinein – auswirkt.<br />

Der Vortrag soll Anstöße geben, wie Teile <strong>des</strong> Konzeptes in andere Einrichtungen übertragen<br />

werden können.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Magnus von Kortzfleisch<br />

magnusvonkortzfleisch@arcor.de<br />

05626 99840<br />

05626 998460<br />

68


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Rascher Zugriff auf den Kurzvokal – Basis für erfolgreiches Erlernen <strong>des</strong> Lesens<br />

und der Rechtschreibung<br />

Edeltraud Koschay, Heidemarie Hoffmann<br />

Heinrich-Hoffmann-Schule (Schule für Kranke) am Zentrum für Nervenheilkunde, Rostock, Deutschland<br />

Das Erlernen grundlegender Wort- und Silbenstrukturen unserer Schriftsprache gibt<br />

Kindern mit Problemen beim Lesen- und Schreibenlernen hilfreiche Orientierung. Erfahrungsgemäß<br />

bildet dabei das Heraushören/Bestimmen <strong>des</strong> Vokals in einer Silbe bzw.<br />

das Erfassen seiner Länge bzw. Kürze eine Hürde, die manchmal schwer zu nehmen ist.<br />

Mit Silben-Karate, unserem Hör-/ Bewegungstraining, erhalten die Kinder eine Handlungsgrundlage<br />

sowohl für das selbstständige Herausfiltern <strong>des</strong> Vokals aus einer Silbe<br />

als auch für das Bestimmen der Länge/Kürze dieses Vokals.<br />

Eine weitere wertvolle Stütze ist die Aneignung der visualisierten Pilotsprache, die in vier<br />

Stufen erarbeitet wird. Insbesondere die Umsetzung von Silbenstrukturen mit Kurzvokal<br />

gelingt ihnen dadurch beim Schreiben deutlich besser.<br />

Das erlernte Wissen sowie die trainierten Strategien bilden ein festes Fundament, auf<br />

dem sich – systematisch aufbauend und ineinander verzahnend – Sprachwissen auf der<br />

nächsten Ebene aufbauen lässt.<br />

Kompendium: Zum Abbau von Schwierigkeiten beim Lesen und beim Rechtschreiben.<br />

Hrsg.: Selma-Maria Behrndt, Heidemarie Hoffmann, Edeltraud Koschay. Eigenverlag<br />

Greifswald/Rostock. ISSN: 1863-7574<br />

Heft 2: Hoffmann/Koschay: Selbstlaut-Selbstlaut-weg! Rostocker Lesehilfe. 2007.<br />

Heft 3: Koschay: Silben-Stämme-Stolperstellen. Arbeitsmaterialien/Teil 1. 2007.<br />

Kossow, H.J.: Leitfaden zur Bekämpfung der Lese-Rechtschreibschwäche. Übungsbuch<br />

und Kommentare. Verlag der Wissenschaften, Berlin, 1991. ISBN: 3-326-00677-2<br />

Korrespondenzautor:<br />

Edeltraud Koschay<br />

erwin.koschay@freenet.de<br />

0381 680987<br />

Rette Calcularis – ein Computerspiel zur Förderung <strong>des</strong> mentalen Zahlenstrahls<br />

Karin Kucian (1), Stephanie Rotzer (1), Claudia Schönmann (1), Barbara Henzi (1),<br />

Thomas Loenneker(1), Ernst Martin (1), Michael von Aster (1) (2)<br />

(1) Universitäts-Kinderkliniken, MR-Zentrum, Zürich, Schweiz<br />

(2) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, DRK Kliniken Berlin/Westend,<br />

Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Es wird angenommen, dass Rechenschwäche auf einer Fehlentwicklung der neuronalen<br />

Grundlagen und Repräsentationen von Zahlen und Mengen im Gehirn beruht. Das Ziel<br />

69


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

der folgenden Studie ist die Entwicklung eines computerbasierten Lerntrainings für Kinder,<br />

welches spezifisch die Zahlenraumvorstellung verbessern soll. Veränderungen werden<br />

sowohl im Verhalten als auch morphologisch und funktionell im Gehirn untersucht.<br />

Material und Methoden:<br />

Kinder mit einer Rechenschwäche und Kontrollkinder ohne Lernschwierigkeiten im Alter<br />

zwischen 8 und 11 Jahren führen dieses Training während fünf Wochen zu Hause durch.<br />

Sie trainieren an fünf Wochentagen 15 Minuten pro Tag. Zur Erfassung trainingsbedingter<br />

Veränderungen werden die Kinder vor und nach der Trainingphase neuropsychologisch<br />

und mittels Magnetresonanztomographie (MRT) untersucht. Zur Beschreibung<br />

möglicher plastischer Veränderungen werden neuronale Aktivitäten von Hirnarealen<br />

(funktionelle MRT), anatomische Strukturen (strukturelles MRT) und die Verbindungen<br />

zwischen Hirnarealen (Diffusion Tensor Imaging = DTI) untersucht.<br />

Ergebnisse:<br />

Das Trainingskonzept zur Förderung <strong>des</strong> mentalen Zahlenstrahls im Bereich von 0 bis<br />

100 konnte in ein kindgerechtes Computerspiel Rette Calcularis umgesetzt werden.<br />

Erste Kinder wurden bereits neuropsychologisch abgeklärt, im MR-Scanner untersucht<br />

und befinden sich zurzeit mitten in der Trainingsphase.<br />

Zusammenfassung:<br />

Wir haben ein Computerspiel zur Förderung der Zahlenraumvorstellung für Kinder mit<br />

und ohne Dyskalkulie entwickelt. Verhaltenseffekte sowie neuroplastische Veränderung<br />

aufgrund dieses Trainings werden im Moment getestet.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Kucian<br />

karin.kucian@kispi.uzh.ch<br />

++41 044 2667324<br />

++41 044 2667153<br />

Außerschulische Förderung<br />

Wie sollte eine gute Förderung aussehen?<br />

Welche Förderansätze sind sinnvoll?<br />

Auf was muss ich bei der Auswahl achten?<br />

Petra Küspert<br />

Universität Würzburg, Würzburger Institut für Lernförderung, Würzburg, Deutschland<br />

Die Vermittlung der Kulturtechniken Lesen, Rechtschreiben und Rechnen liegt grundsätzlich<br />

in der Verantwortung der Schule; dabei zählt es selbstverständlich auch zu den<br />

primären Aufgaben dieser Institution, Kinder, bei denen der Aufbau schriftsprachlicher<br />

oder mathematischer Kompetenz nicht reibungslos verläuft, durch gezielte und individualisierte<br />

Förderung zu unterstützen. Wenn ein Kind jedoch durch eine gravierende Störung<br />

im Sinne einer <strong>Legasthenie</strong> oder Dyskalkulie oder durch deren psycho-emotionale<br />

Folgesymptome außerordentlich stark belastet ist, reichen möglicherweise schulische<br />

70


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

und häusliche Förderung nicht aus um dieses Kind im Leistungsbereich und auch hinsichtlich<br />

seiner Persönlichkeitsentwicklung hinreichend zu stärken. In diesem Fall ist die<br />

Aufnahme einer außerschulischen <strong>Legasthenie</strong>- oder Dyskalkulietherapie angezeigt.<br />

Gegenwärtig ist zu beobachten, dass immer mehr „Lerntherapeuten“ dieses Betätigungsfeld<br />

entdecken und Eltern, die verzweifelt nach Hilfe suchen, ihre Dienste anbieten.<br />

Dabei ist die Berufsbezeichnung <strong>des</strong> „<strong>Legasthenie</strong>- oder Dyskalkulietherapeuten“ nicht<br />

gesetzlich geschützt und damit noch nicht einmal eine grundlegende Ausbildung für solche<br />

Anbieter zwingend vorgeschrieben. Dieser Missstand kann dazu führen, dass viele<br />

betroffene Kinder mit ineffizienten Therapiemethoden konfrontiert werden, was nicht nur<br />

finanzielle Verluste der Eltern nach sich zieht, sondern insbesondere auch verlorene<br />

Zeit, vergebene Chancen und letztlich die Therapiemüdigkeit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>, die in der<br />

Gewissheit begründet ist, dass ihm nicht geholfen werden kann.<br />

So ist es sehr zu begrüßen, dass der BVL mit der Zertifizierung von Ausbildungsinstitutionen<br />

für Dyslexietherapeuten begonnen hat und diese Qualitätssicherung auch auf<br />

die Ausbildung <strong>zum</strong> Dyskalkulietherapeuten ausweiten wird. In diesem Beitrag sollen<br />

Kriterien für die „gute Praxis“ vorgestellt werden, so dass Eltern und Lehrkräfte die<br />

Qualität eines Therapieangebotes im Vorfeld besser abschätzen können. Anhand <strong>des</strong><br />

Curriculums einer zertifizierten Ausbildungseinrichtung werden Grundlagenwissen und<br />

spezifische Kompetenzen fundiert ausgebildeter Lerntherapeuten beleuchtet; auch<br />

zweifelhafte oder nachgewiesenermaßen ineffiziente Therapieangebote werden thematisiert.<br />

Anhand konkreter Fallbeispiele werden inhaltliche und organisatorische Eckpfeiler<br />

soliden therapeutischen Vorgehens aufgezeigt.<br />

Literatur:<br />

Küspert, P. (2003). Neue Strategien gegen <strong>Legasthenie</strong>. Ratingen: Oberstebrink-Verlag.<br />

Lenhard, W. & Küspert, P. (in Vorbereitung). Fallbeispiele aus der LRS-Therapie. Würzburg:<br />

edition bentheim.<br />

Suchodoletz, W. v. (2006). Therapie der Lese-Rechtschreib-Störung. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Petra Küspert<br />

kuespert@wuerzburger-institut-fuer-lernfoerderung.de<br />

0931 3535280<br />

71


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Diagnostik und Förderung bei Dyskalkulie<br />

Petra Küspert<br />

Universität Würzburg, Würzburger Institut für Lernförderung, Würzburg, Deutschland<br />

Während die Dyskalkulie neben der <strong>Legasthenie</strong> über Jahrzehnte ein Schattendasein<br />

führte, ist sie nun – dank fundierter interdisziplinärer Forschung – zu einer zunehmend<br />

beachteten und ernst genommenen Thematik aufgestiegen. So wurden in den vergangenen<br />

Jahren sorgfältig standardisierte Testverfahren für Grundschulkinder (etwa<br />

ZAREKI-R, DEMAT, Heidelberger Rechentest) entwickelt, außerdem konnten spezifische<br />

Vorläuferfertigkeiten ermittelt werden, die bereit im Vorschulalter die spätere mathematische<br />

Kompetenz eines Kin<strong>des</strong> zuverlässig vorhersagen. Mit dem Programm „Mengen,<br />

zählen, Zahlen“ liegt inzwischen etwa ein wirksames Instrument zur vorschulischen Förderung<br />

von Risikokindern vor, und auch für den schulischen Bereich entstehen zunehmend<br />

evaluierte Förderkonzeptionen. Dieser Beitrag vermittelt einen praxisbezogenen<br />

Überblick über Grundlagen von Diagnostik und Förderung bei Dyskalkulie und über<br />

empfehlenswerte Test- und Förderinstrumente.<br />

Literatur:<br />

Aster, M. von & Lorenz, J. H. (Hrsg.) (2005). Rechenstörungen bei Kindern. Göttingen:<br />

Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Warnke, A., Küspert, P. & Plume, E. (2008). Rechenschwäche (Dyskalkulie). In G. W.<br />

Lauth, U. B. Brack & F. Linderkamp (Hrsg.) Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen.<br />

Weinheim: Beltz PVU.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Petra Küspert<br />

kuespert@wuerzburger-institut-fuer-lernfoerderung.de<br />

0931 3535280<br />

Vorschulisches Screening und Förderung (meta-) sprachlicher Kompetenzen zur<br />

Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

Petra Küspert<br />

Universität Würzburg, Würzburger Institut für Lernförderung, Würzburg, Deutschland<br />

<strong>Legasthenie</strong> beginnt nicht erst in der Schule, denn schon im Vorschulalter unterscheiden<br />

sich Kinder in beträchtlichem Ausmaß hinsichtlich so genannter „Vorläufermerkmale“, die<br />

den Erfolg (oder Misserfolg) beim späteren Lesen- und Schreibenlernen recht zuverlässig<br />

vorhersagen. Als relevanteste Vorläufer erwiesen sich in zahlreichen Studien<br />

Merkmale der „phonologischen Informationsverarbeitung“, die das phonologische<br />

Arbeitsgedächtnis, das Langzeitgedächtnis und die phonologische Bewusstheit beinhaltet;<br />

insbesondere mit der phonologischen Bewusstheit (Fähigkeit, die Lautstruktur der<br />

gesprochenen Sprache zu erkennen) konnte ein sehr potenter Prädiktor späterer Lese-<br />

Rechtschreibleistungen identifiziert werden.<br />

72


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

In diesem Workshop werden standardisierte Testverfahren zur Erfassung der phonologischen<br />

Bewusstheit und weiterer relevanter Vorläuferfertigkeiten vorgestellt (u. a.<br />

Bielefelder Screening (BISC), Gruppentest PB-LRS, Münsteraner Screening (MÜSC),<br />

Rundgang durch Hörhausen), wodurch die frühzeitige Bestimmung eines <strong>Legasthenie</strong>-<br />

Risikos im Kindergartenalter bzw. zu Beginn der Grundschulzeit ermöglicht werden<br />

soll. Die Testverfahren werden gemeinsam erprobt, Möglichkeiten und Grenzen kritisch<br />

hinterfragt.<br />

Anschließend werden Förderprogramme <strong>zum</strong> frühen Aufbau schriftsprachrelevanter Vorläuferfertigkeiten<br />

vorgestellt („Hören, lauschen, lernen 1 und 2“, „Wuppis Abenteuerreise<br />

durch die phonologische Bewusstheit“) und in Auszügen gemeinsam durchgeführt.<br />

Diese Veranstaltung richtet sich an Personen, die Kinder im Vorschulalter und in der<br />

frühen Grundschulzeit begleiten und fördern. Sie will einen kritischen Einblick in die<br />

Möglichkeiten der frühen Identifikation von Risikokindern für <strong>Legasthenie</strong> geben und<br />

Möglichkeiten der frühen Förderung zur Vermeidung oder <strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t zur Abschwächung<br />

späterer Lese-Rechtschreibschwierigkeiten aufzeigen<br />

Literatur:<br />

Küspert, P. (2003). Neue Strategien gegen <strong>Legasthenie</strong>. Ratingen: Oberstebrink.<br />

Küspert, P., & Schneider, W. (2006). Hören, lauschen, lernen – Sprachspiele für Vorschulkinder<br />

(5. Aufl.). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Plume, E. & Schneider, W. (2004). Hören, lauschen, lernen 2: Spiele mit Buchstaben und<br />

Lauten für Kinder im Vorschulalter. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Petra Küspert<br />

kuespert@wuerzburger-institut-fuer-lernfoerderung.de<br />

0931 3535280<br />

LESEMUT- Lese- und Sprachentwicklung – Mensch und Tier<br />

Swanette Kuntze (1), Andrea Beetz (2)<br />

(1) PetsEducatingPeople, Großmoor, Deutschland<br />

(2) Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Pädagogik, Erlangen, Deutschland<br />

Die Lesefähigkeit ist eine Schlüsselqualifikation für den Wissenserwerb und den<br />

schulischen und beruflichen Erfolg. Über verschiedene Länder und Altersstufen hinweg<br />

zeigen sich jedoch erhebliche Defizite in diesem Bereich. LESEMUT ist ein Programm<br />

zur Leseförderung. Grundlegen<strong>des</strong> Element ist das Anlesen und gemeinsame Lesen<br />

von Büchern – hier von solchen, in denen Hunde eine Rolle spielen, da sich LESEMUT<br />

von anderen, ähnlichen Fördermaßnahmen durch den Einbezug von speziell dafür<br />

ausgebildeten Hunden abhebt. Die Anwesenheit der Hunde und der Einbezug in das<br />

Lesen der Geschichten durch Nachspielen bestimmter Szenen erzeugt eine einladende,<br />

motivierende und vor allem angstfreiere Atmosphäre, so dass die Kinder ihre Scheu<br />

73


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

vor der Kommunikation verlieren. Sie unterhalten sich mit dem Hund, lesen ihm vor<br />

oder sprechen untereinander über den Hund. Besonders wichtig ist die Fähigkeit von<br />

Hunden, uneingeschränkte Akzeptanz zu vermitteln. Die Kinder können den Tieren ihre<br />

Sorgen und Erlebnisse berichten und haben das Gefühl, auch bei noch ungenügenden<br />

Lesekenntnissen nicht bewertet zu werden. Es entsteht ein Anreiz, der Hunde wegen<br />

neue Wörter zu erlernen, was vor allem für Kinder bedeutsam ist, die sich in einer neuen<br />

Sprache zurechtfinden müssen. Die Arbeit mit dem Tier macht dieses Programm zu<br />

etwas Besonderem für die Teilnehmer. Ziele <strong>des</strong> Programms sind, die Angst nehmen,<br />

sich zu blamieren, Steigerung von Lesemotivation, -freude und -flüssigkeit, Textverständnis<br />

und Selbstvertrauen und Routine beim Vorlesen. LESEMUT wird im Jahr 2008 als<br />

10-wöchiges Programm im Vergleich zu einer üblichen Maßnahme zur Leseförderung an<br />

jeweils 12 leseschwachen Schülern einer 5. Klasse evaluiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Swanette Kuntze<br />

info@p-ep.de<br />

05085 956505<br />

05085 956504<br />

Der Jenaer Rechentest – ein lösungsprozessanalytisches Verfahren zur Diagnose<br />

von mathematischen Lernschwierigkeiten und Rechenschwächen<br />

Jörg Kwapis (1), Olaf Steffen (2), Dagmar Grütte (1)<br />

(1) Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche Potsdam, Leiter, Potsdam, Deutschland<br />

(2) Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche Leipzig, Leiter, Leipzig, Deutschland<br />

Mit dem Jenaer Rechentest (JRT) liegt ein lösungsprozessanalytisch orientiertes Verfahren<br />

zur detaillierten Erfassung <strong>des</strong> individuellen zahlenmathematischen Lernstan<strong>des</strong> und<br />

damit <strong>des</strong> subjektiven Verständnisses der arithmetischen Logik und ihrer Grundlagen in<br />

der Zahlbegriffsentwicklung vor. Er erfasst als Einzeltestverfahren das Wissen <strong>des</strong> Probanden<br />

bezüglich der elementaren zahlenmathematischen Einsichten und bewertet dies<br />

qualitativ. Dabei vergleicht der JRT das subjektive Verständnis der Zahlenmathematik<br />

mit der arithmetischen Sachlogik als objektivem Beurteilungskriterium. Das Ziel <strong>des</strong> JRT<br />

besteht im Erstellen detaillierter Aussagen über vorhandenes oder fehlen<strong>des</strong> zahlenmathematisches<br />

Wissen <strong>des</strong> Probanden.<br />

Der Test ermöglicht dabei Aussagen auf drei inhaltlichen Ebenen:<br />

a) untersucht der JRT, ob die mathematischen Kriterien einer Rechenstörung nach<br />

ICD-10 erfüllt sind. Dabei wird das ICD-Kriterium der „umschriebenen Beeinträchtigungen<br />

der Rechenfertigkeiten“ hinsichtlich der Frage nach dem Vorliegen <strong>des</strong> kardinalen<br />

Zahlverständnisses spezifiziert.<br />

b) erfasst der JRT, inwieweit die kultusministeriellen Vorgaben bezüglich der durch den<br />

schulischen Mathematikunterricht der Schuljahre 1 bis 4 hervorzubringenden Kompetenzen<br />

beim einzelnen Schüler vorliegen.<br />

74


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

c) ermöglicht der JRT den punktgenauen Ansatz einer Dyskalkulietherapie oder schulischen<br />

Förderung durch die detaillierte Erfassung <strong>des</strong> individuellen Verständnisses<br />

bzw. Unverständnisses der elementaren Arithmetik.<br />

Die überlegene Tauglichkeit <strong>des</strong> Jenaer Rechentestes zur Diagnose von Rechenschwächen<br />

wurde in Abgrenzung zu quantitativen Verfahren wie DEMAT, HRT, ZAREKI, RZD<br />

inzwischen verwaltungsgerichtlich festgestellt. Im Vortrag werden die theoretischen<br />

Grundlagen, die Systematik, der Aufbau sowie die Durchführung und Auswertung <strong>des</strong><br />

Testes beschrieben.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jörg Kwapis<br />

j.kwapis@finixarts.de<br />

0331 5507767<br />

0331 2016705<br />

Rechenschwäche-Therapie in der Berufsausbildung<br />

Jörg Kwapis (1), Ute Grimm (2)<br />

(1) Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche, Leiter, Potsdam, Deutschland<br />

(2) Berufsbildungswerk im Oberlinhaus, Psychologischer Dienst, Potsdam, Deutschland<br />

Im Vortrag werden die Durchführung und die Ergebnisses eines mehrjährigen Projektes<br />

zwischen dem Berufsbildungswerk im Oberlinhaus (BBW) Potsdam und dem Zentrum<br />

zur Therapie der Rechenschwäche (ZTR) Potsdam vorgestellt. Mit diesem Projekt wurde<br />

auf die wachsenden Probleme von und mit rechenschwachen Auszubildenden reagiert.<br />

Rechenschwächen wirken sich <strong>zum</strong> Einen als ein erhebliches Hemmnis einer erfolgreichen<br />

Berufsausbildung und einer beruflichen Integration aus. Zum Anderen sind Einrichtungen<br />

der Berufsausbildung mit einer wachsenden Anzahl von rechenschwachen Jugendlichen<br />

konfrontiert. Die berufsschulische Mathematik und die vielen berufspraktischen<br />

Anforderungen im Umgang mit Zahlen lassen diese Jugendlichen häufig scheitern.<br />

Im Berufsbildungswerk im Oberlinhaus Potsdam wurde auf dieses Problem mit der<br />

Integration der Diagnostik und Therapie von Rechenschwächen in das Angebot <strong>des</strong><br />

psychologischen Dienstes reagiert. Nach einer dreijährigen Ausbildung von Dyskalkulietherapeuten<br />

im BBW und einer Begleitung der Arbeit durch das ZTR werden seit 2004<br />

jährlich ca. 25 bis 35 Auszubildende qualifiziert dyskalkulietherapeutisch während ihrer<br />

Ausbildungszeit gefördert.<br />

Im Vortrag wird von dem Projekt und der aktuellen dyskalkuliediagnostischen und -therapeutischen<br />

Arbeit im BBW Potsdam berichtet. Es werden die Verfahren und die Ergebnisse<br />

<strong>des</strong> eingangsdiagnostischen Screenings aller Auszubildenden der Einrichtung und<br />

die Ergebnisse der detaillierten lösungsprozessanalytischen Einzeldiagnostiken ebenso<br />

wie der Umfang und die Schwerpunkte der Dyskalkulietherapien vorgestellt. Dabei werden<br />

die Besonderheiten einer Dyskalkulietherapie mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

in der überbetrieblichen Berufsausbildung an Hand von Einzelfällen hervorgehoben.<br />

75


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Dieses Kooperationsprojekt eines überbetrieblichen Ausbildungsträgers mit einer auf<br />

Rechenschwäche spezialisierten Einrichtung und die Integration einer qualifizierten Dyskalkulietherapie<br />

in die überbetriebliche Berufsausbildung sind bun<strong>des</strong>weit einmalig.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jörg Kwapis<br />

j.kwapis@finixarts.de<br />

0331 5507767<br />

0331 2016705<br />

Development of basic number skills<br />

Karin Landerl<br />

Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland<br />

Deficits in basic numerical processing have been identified as a central and probably<br />

causal problem in developmental dyscalculia, however, so far not much is known about<br />

the typical and atypical development of such skills. A study will be presented which<br />

assessed basic number skills cross-sectionally, in 268 typically developing and 132 dyscalculic<br />

children in Gra<strong>des</strong> 2, 3 and 4. Findings indicate that the efficiency of processing<br />

of numbers and numerosities improves over time and that dyscalculic children are generally<br />

less efficient than children with typical development. Robust effects of numerical<br />

distance, size congruity and compatibility of ten and unit digits in two-digit numbers could<br />

be identified as early as end of Grade 2. Only the distance effect for comparing symbolic<br />

representations of numerosities changed developmentally. Furthermore, dyscalculic<br />

children in Grade 2 showed an especially strong effect of compatibility when comparing<br />

two-digit numbers. Apart from that, the patterns of numerical processing were stable<br />

across grade and arithmetic levels. We did not find strong evidence that dyscalculic<br />

children process numbers qualitatively differently from children with typical arithmetic development.<br />

These findings seem to indicate that the cognitive representation of number<br />

may be intact in dyscalculia and that access and processing these representations may<br />

be the problem rather than representation in itself.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Karin Landerl<br />

karin.landerl@uni-tuebingen.de<br />

07071 29 75306<br />

07071 552413<br />

76


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Trainingsansätze <strong>zum</strong> automatisierten Lesen – eine Blickbewegungsstudie<br />

Anna Eva Lenski<br />

FU Berlin, Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Berlin, Deutschland<br />

Typischerweise fallen leseschwache Kinder im Deutschen vor allem durch eine massiv<br />

verlangsamte Lesegeschwindigkeit auf. Diese Schwierigkeiten in der Lesegeschwindigkeit<br />

werden oft mit einem mangelnden Aufbau <strong>des</strong> orthographischen Lexikons in<br />

Verbindung gesetzt. In der aktuellen Studie wurde die Effektivität der Förderung der<br />

Lesegeschwindigkeit mittels drei verschiedener sublexikaler Einheiten (Onset, Silbe,<br />

Morphem) miteinander verglichen. Fünfundreißig leseschwache Kinder ebenso wie 42<br />

Kontrollkinder der dritten bis fünften Schulstufe aus zwölf Berliner Grundschulen nahmen<br />

an der Studie teil. In 25 Fördereinheiten wurden 50 Wörter einzeln am Computer trainiert.<br />

Je<strong>des</strong> Wort wurde aufeinanderfolgend zweimal präsentiert: Zunächst musste das Kind<br />

so schnell wie möglich die jeweilige farblich markierte sublexikale Einheit vorlesen,<br />

anschließend wurde das Wort ohne farbliche Kennzeichnung präsentiert und das Kind<br />

musste das ganze Wort laut vorlesen. Vor dem Training, sowie eine Woche bzw. drei<br />

Monate nach dem Training wurden die Lesezeiten und Blickbewegungen während<br />

<strong>des</strong> Lesens einzeln präsentierter Trainings-, Transfer- (andere Wörter mit denselben<br />

sublexikalen Einheiten) und Kontrollwörter erfasst. Jene Kinder, die mit der Einheit der<br />

Konsonantencluster trainiert wurden, zeigten <strong>zum</strong> Zeitpunkt <strong>des</strong> Posttests eine klinisch<br />

bedeutsame Verbesserung ihrer Lesegeschwindigkeit. Dies konnte bei den anderen beiden<br />

Gruppen nicht im selben Maße festgestellt werden. Alle Trainingskinder zeigten eine<br />

Steigerung der Lesegeschwindigkeit, weniger Fixationen und kürzere Fixationszeiten<br />

(insbesondere bei den Trainingswörtern) und eine niedrigere Fehlerrate im Posttest. Alle<br />

drei Messeinheiten näherten sich denen der Kontrollkinder an, blieben aber nach wie vor<br />

deutlich erhöht. Die Follow-up Erhebung wird momentan ausgewertet.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Anna Eva Lenski<br />

aelenski@zedat.fu-berlin.de<br />

030 83855621<br />

030 83855620<br />

Optimierung der Früherkennung von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten<br />

Ergebnisse einer Longitudinalstudie in Österreich<br />

Elisabeth Leopold, Daniel Holzinger<br />

KH Barmherzige Brüder Linz, Neurologisch-linguistische Ambulanz, Linz, Österreich<br />

Ziel:<br />

Es besteht Bedarf einer Verbesserung der Sensitivität von Screeninginstrumenten für<br />

spätere Schwierigkeiten im Schriftspracherwerb.<br />

Methode:<br />

Zur Verbesserung der Früherkennung wurden Daten zur kindlichen Sprachentwicklung,<br />

77


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

zur Wohnumgebung (soziales Milieu), zur Mehrsprachigkeit, der familiären Disposition<br />

(bezüglich Sprachentwicklungs- und Lese-Rechtschreibschwierigkeiten) neben üblicherweise<br />

eingesetzten Verfahren (Bielefelder Screening), zur Verbesserung der prognostischen<br />

Qualität einbezogen.<br />

In einer epidemiologisch angelegten Longitudinalstudie wurde mit 412 Kindern das<br />

Bielfelder Screeningverfahren durchgeführt. Darüber hinaus wurden mögliche Einflussgrößen<br />

auf den späteren Schriftspracherwerb von Seiten der Eltern mittels Fragebögen<br />

erhoben (z. B. familiäre Prädisposition, Sprachentwicklungsstand Elterneinschätzung,<br />

Mehrsprachigkeit) sowie der SDQ-Fragebogen von Seiten der Kindergartenpädagoginnen<br />

und Eltern ausgefüllt. Gegen Ende der 1. und 2. Volksschulklasse erfolgte eine<br />

Überprüfung der schriftsprachlichen Leistungen mit Hilfe <strong>des</strong> Salzburger Lese- und<br />

Rechtschreibtests.<br />

Ergebnisse:<br />

Die Vorhersage von späteren Lese- oder Rechtschreibschwierigkeiten im Kindergartenalter<br />

wird durch ein Hinzufügen oben genannter sprachlicher und psychosozialer Variablen<br />

<strong>zum</strong> BISC nicht wesentlich erhöht. Das BISC scheint somit sprachliche Schwächen<br />

sowie Kinder mit unzureichend prosozialem Verhalten bereits mitzuerfassen.<br />

Der sprachliche Entwicklungsstand (insbesondere das Vorliegen eines Dysgrammatismus<br />

und nicht einer Aussprachestörung) sowie ein nicht abgeschlossener Erwerb der<br />

deutschen Sprache sind wesentliche prognostische Faktoren für das Wortlesen und/oder<br />

die Rechtschreibung in der 2. Volksschulklasse, weiters die psycho-soziale Entwicklung<br />

eines Kin<strong>des</strong>. Als nicht signifikant haben sich die familiäre Disposition (laut Elternbefragung),<br />

die Wohnumgebung und nichtdeutsche Muttersprache erwiesen.<br />

Eine Ergänzung <strong>des</strong> Bielefelder Verfahrens durch obige Variablen erbringt jedoch keine<br />

deutliche Verbesserung der Vorhersagequalität. Besonderes Augenmerk ist auf Kinder<br />

zu richten, die eine Vorschulklasse besuchen, da von diesen gegen Ende der 2. Volksschulklasse<br />

50 % auffällige Lese- und Rechtschreibleistungen zeigen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elisabeth Leopold<br />

elisabeth.leopold@bblinz.at<br />

++43 0732 789723726<br />

Theories of developmental dyslexia: a multimodal neurobiological survey<br />

Carolin Ligges<br />

Universityclinic Jena, Department of Child and Adolescent Psychiatry and Psychotherapy, Jena, Germany<br />

Introduction:<br />

The debate, whether dyslexia originates from visual, auditory, cerebellar or phonologic<br />

processing deficits, is still going on. Studies examining the different deficit theories of<br />

dyslexia with neurobiological methods within the same sample are still scarce. Aim of the<br />

study therefore was the comprehensive investigation of various deficit theories in dyslexia<br />

on the same sample with behavioral as well as neurobiological methods.<br />

78


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Methods:<br />

We investigated 20 children with developmental dyslexia (age 10-14 years), 20 normal<br />

reading control children matched for chronological age and nonverbal IQ as well as 10<br />

normal reading control children matched for reading ability (age 9-11 years).<br />

To investigate visual, auditory, cerebellar and phonological deficit theories, we administered<br />

a battery of behavioral tasks for each deficit theory. Additionally we investigated<br />

the subjects with EEG and fMRI in successive sessions with visual, phonological and<br />

auditory paradigms.<br />

Results and Discussion:<br />

The various results are presented and discussed.<br />

This study has been supported by a grant of the Hochschul- und Wissenschaftsprogramms<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Thüringen as well the Center of Interdisciplinary Clinical Research<br />

(IZKF), Jena.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carolin Ligges<br />

carolin.ligges@med.uni-jena.de<br />

03641 935536<br />

03641 935152<br />

Wer kümmert sich um Sie und Ihre Familie?<br />

Christiane Löwe<br />

Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie e.V., Hannover, Deutschland<br />

Die ersten Monate in der Schule sind vorüber – und was ist geblieben von der Freude,<br />

endlich auch Lesen und Schreiben und Rechnen zu lernen? Nicht viel! Gelegentlich<br />

taucht noch das alte Lachen auf, aber nur wenn es um Sport geht oder Ausflüge, vielleicht<br />

auch Musik.<br />

Als Eltern hat man diese Entwicklung zunächst ohne viel Verständnis, dann mit zunehmender<br />

Sorge beobachtet. Man hat viel mit dem kleinen Häuflein Elend geredet, noch<br />

viel mehr Streicheleinheiten verteilt – und natürlich Tränen getrocknet.<br />

In der Schule haben die ersten Elterngespräche statt gefunden. Es hat sich herauskristallisiert,<br />

dass das Kind einfach nicht mit Lesen, Schreiben und/oder Rechnen zurecht<br />

kommt. Eine Erklärung hat keiner. Tröstende Worte – wie: das wächst sich aus, oder:<br />

lassen Sie dem Kind noch ein bisschen Zeit – haben Sie keinen Schritt weiter gebracht.<br />

Sie haben angefangen, sich mit anderen Eltern zu unterhalten, zunächst vorsichtig,<br />

dann immer deutlicher. Nein, nicht alle Kinder haben dieses Problem, eigentlich nur die<br />

wenigsten. Am Lehrer kann es nicht liegen. Jeder, mit dem Sie sprechen, kennt das Problem<br />

– aber meistens nur aus Erzählungen anderer. Doch, zwei oder drei haben Ihnen<br />

zustimmen können. Aber wie kommen Sie jetzt weiter?<br />

79


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

In dem Vortrag „Wer hilft mir und meiner Familie“ sollen alle diese Fragen aufgegriffen<br />

werden. Es wird der Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie vorgestellt, der durch<br />

seine tägliche Arbeit mit diesen Problemen aufs beste vertraut ist. Die Referentin, selbst<br />

Mutter eines betroffenen Sohnes, will nicht nur praktische Hinweise geben, wie der Alltag<br />

innerhalb der Familie wieder ein bisschen heller und lichter werden kann, sondern auch<br />

die Hilfsangebote <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> erläutern. <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie sind<br />

Behinderungen im Alltag der betroffenen Kinder, die mit der richtigen Unterstützung nicht<br />

zu einer niederdrückenden Belastung werden müssen, sondern erfolgreich angegangen<br />

werden können. Jeder Legastheniker kann mit gezielter Förderung durch seine<br />

Umgebung einen seiner Begabung angemessenen Schulabschluss erreichen und den<br />

gewünschten Beruf erlernen.<br />

Dabei hilft Ihnen der BVL!<br />

Korrespondenzautor:<br />

Christiane Löwe<br />

loewe@bvl-legasthenie.de<br />

Englisch-Fördern – aber wie?<br />

„Menschen stärken, Sachen klären!“ Binnendifferenzierung und systematische<br />

individuelle Förderung in der Sekundarstufe mit attraktiven, innovativen<br />

Lehrmaterialien.<br />

Beatrix Loghin (1)(3), Xenia Baumann (2)(3), Friedrich Schönweiss (3)<br />

(1) Oberstufenkolleg Bielefeld, Oberstufen-Kolleg an der Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland<br />

(2) Xenia Baumann, Wien, Deutschland<br />

(3) Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Sozialwissenschaften,<br />

Arbeitsbereich: Neue Technologien im Bildungs- und Sozialwesen/Medienpädagogik, Münster,<br />

Deutschland<br />

Davon träumt jeder Lehrer: Die Schüler für den Unterricht begeistern zu können und sie<br />

gleichzeitig inhaltlich immer sicherer werden zu lassen! Vielleicht gelingt dies ja mit einer<br />

neuen Generation von Lehrwerken wie „Learning Tenses with Cindy“. Eine engagierte<br />

Englisch-Lehrerin <strong>des</strong> Oberstufenkollegs Bielefeld hat ihre ganzen Erfahrungen resümiert<br />

und zusammen mit dem Lernserver-Team genau das Text- und Workbook erstellt,<br />

das sie für sich und ihre Schüler schon immer gewünscht hat.<br />

Der Clou <strong>des</strong> Lehrwerks besteht darin, dass der Knackpunkt für „Language Awareness“<br />

– eben das Gespür für die Tenses – so eingeführt, erklärt und gemeinsam wie individuell<br />

geübt werden kann, dass es nie langweilig wird. Jede Tense wird mit einer neuen Einheit<br />

der Soap Opera präsentiert, die auch inhaltlich zur besonderen Natur der betreffenden<br />

Zeit passt. Dabei wird das ganze Spektrum an Hoffnungen, Enttäuschungen und Lebenserfahrungen<br />

von Jugendlichen berührt; gleichzeitig erhalten Schüler spannende<br />

Einblicke in die Lebenswelt ihrer amerikanischen Altersgenossen.<br />

Das klar strukturierte Werk unterstützt die vielfältigsten Arbeits- und Sozialformen, die<br />

einen modernen Fremdsprachen-Unterricht auszeichnen. „Cindy“ kann ab der 8. Klasse<br />

80


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

eingesetzt werden; es eignet sich für den regulären Unterricht ebenso wie für den Förderunterricht,<br />

Vertretungsstunden, die unterrichtsbegleitende Förderung oder aber auch<br />

als Selbstlernwerk.<br />

Mit dem „Handbook zur Rechtschreibförderung im Englischunterricht“ hat das Lernserver-Team<br />

ein weiteres neues Angebot für die Englisch-Förderung vorgelegt. Es dient (in<br />

Verbindung mit neu entwickelten Fördermaterialien) als Nachschlagewerk für Lehrer,<br />

LRS-Förderkräfte und Eltern und zeigt spannende Wege und Möglichkeiten auf, Schülern<br />

die englische Rechtschreibung zu vermitteln. So komplex diese zunächst auch erscheinen<br />

mag, lassen sich doch auf den zweiten Blick Regelmäßigkeiten leicht erkennen<br />

und gezielt vermitteln.<br />

Korrespondenzautoren:<br />

Friedrich Schönweiss<br />

schoenw@uni-muenster.de.<br />

02 51 8 32 84 09<br />

02 51 8 32 12 06<br />

Beatrix Loghin<br />

beatrix.loghin@hotmail.de<br />

Xenia Baumann<br />

xenia.baumann@aon.at<br />

Leserechtschreibschwäche kann durch einen auf Förderung angelegten<br />

Anfangsunterricht vermieden und überwunden werden<br />

Elke Loubier<br />

Marne, Schleswig-Holstein<br />

Zielsetzung:<br />

Wege aufweisen, wie Anfangsschwierigkeiten im Schreib- und Leselernprozess vermieden<br />

und überwunden werden können.<br />

Der Anfangsunterricht muss gelingen. In den ersten Schulwochen entscheidet sich, ob<br />

das Kind einen seiner Begabung entsprechenden Schulabschluss machen wird. Das<br />

Lesen und das Schreiben kann je<strong>des</strong> schulfähige Kind bis <strong>zum</strong> 7. Lebensjahr erlernen,<br />

selbst bei unter-durchschnittlicher Intelligenz, denn Rechtschreibung hat mit Intelligenz<br />

nichts zu tun.<br />

Insofern muss es verwundern, dass die Leistungen in der Rechtschreibung<br />

d a s Auslesekriterium für die Schulartempfehlungen sind. Schüler mir sehr guten<br />

Rechtschreibleistungen werden bedenkenlos auf Realschulen und Gymnasien empfohlen<br />

– trotz eines Intelligenzquotienten unter dem Durchschnitt. Entsprechend führt<br />

diese Auslesepraxis dazu, dass sich auf den Hauptschulen Schüler mit Intelligenzwerten<br />

81


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

befinden, die denen der besseren Realschüler bzw. denen der schwächeren Gymnasialschüler<br />

entsprechen.<br />

Im Anfangsunterricht muss sich grundlegend etwas ändern, damit es gelingt, alle Schüler<br />

mitzunehmen. Der deutschen Rechtschreibung liegt eine Systematik zugrunde, die<br />

den Schülern stufenweise durchschaubar gemacht werden kann.<br />

Für den Anfangsunterricht und den Rechtschreibunterricht an der Grundschule gibt es<br />

verwendbare Materialien aus dem Kieler Leseaufbau (Veris Verlag), aus der Lautgetreuen<br />

Rechtschreibförderung von Reuter-Liehr (Bochum), aus dem Marburger Rechtschreibtraining<br />

(Schulte-Körne), dem IntraActPlus-Konzept (Springer) u. a. Die Autorin<br />

stellt zudem eigene Rechtschreibmaterialien vor, die auf der Analyse der am häufigsten<br />

auftretenden Rechtschreibfehler beruhen.<br />

Mit der hier vorgestellten veränderten Unterrichtspraxis im Anfangsunterricht kann es<br />

gelingen, dass sich die Zahl der Schulabbrecher und die Zahl der nicht-ausbildungsreifen<br />

Schüler erheblich verringern wird, denn der Grund dafür liegt <strong>zum</strong> größten Teil in der<br />

Tatsache, dass diesen Schülern die elementaren Kulturtechniken: das Schreiben und<br />

das Lesen nicht ausreichend vermittelt werden konnten.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Elke Loubier<br />

elke.loubier@t-online.de<br />

04851 4883<br />

04851 935211<br />

Developmental predictors of dyslexia<br />

Heikki Lyytinen<br />

University of Jyväskylä, Agora Center & Department of Psychology, Jyväskylä, Finland<br />

Children with familial risk for dyslexia have been followed for more than ten years from<br />

birth in the Jyväskylä Longitudinal study of Dyslexia (JLD). The JLD has examined<br />

developmental routes preceding dyslexia with a very rich assessment program. The<br />

earliest predictive sign found in the JLD is atypical speech processing and compromised<br />

categorical perception of speech sound observed using both behavioural and brain<br />

measures. The association was still observable at school age in perceptual test results<br />

which still explained the variance of spelling skill after controlling for the contributions of<br />

other known predictors. A related compromised developmental route preceding dyslexia<br />

is characterized by relative declining development of phonological skills. From the<br />

age of 5 years when the assessment of naming fluency becomes possible, the slow<br />

rate of retrieval of spoken responses corresponding to serially presented familiar visual<br />

stimuli works as a partly independent predictor of dyslexia and as a central feature of the<br />

second developmental route towards dyslexia. The delayed development of letter name<br />

knowledge, i.e., compromised skill or interest in such learning, is a central pre-reading<br />

characteristic of all those JLD-children who faced dyslexia at school age (with only few if<br />

82


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

any false negatives), including those with typical development of receptive and expressive<br />

language. In small subgroups the atypical early development of auditory and/or motor<br />

skills also preceded delayed language development and poor acquisition of reading at<br />

school age.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Heikki Lyytinen<br />

heikki.lyytinen@psyka.jyu.fi<br />

Lautsprachliche Verarbeitungsfähigkeiten und Schriftspracherwerb bei<br />

sprachentwicklungsgestörten Kindern<br />

Kathrin Mahlau (1), Katrin Hübner (2)<br />

(1) Sonderpädagogisches Förderzentrum Waren (Müritz), Förderschwerpunkt Sprache, Waren (Müritz), M. -V.<br />

(2) Sonderpädagogisches Förderzentrum, Förderschwerpunkt Sprache, Berlin, Berlin<br />

Zielsetzung:<br />

Im Vortrag sollen anhand der Ergebnisse zweier empirischer Untersuchungen Zusammenhänge<br />

zwischen spezifischen Sprachverarbeitungsfähigkeiten und Schriftspracherwerbsleistungen<br />

aufgezeigt werden. Es stellt sich die Frage, welche spezifischen<br />

phonologischen Fähigkeiten für einen erfolgreichen Schriftspracherwerb sowohl zu<br />

Schulbeginn als auch im höheren Grundschulalter (4. Klasse) relevant sind.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Untersuchung 1 (Rostock):<br />

Vorschulalter + Ende 1. Klasse; 42 SES-Kinder als Untersuchungsgruppe; 56 Kinder als<br />

Altersvergleichsgruppe; differenzierte Erhebung der lautsprachlichen Verarbeitungsleistungen<br />

+ Lese-Rechtschreibfähigkeiten.<br />

Untersuchung 2 (Berlin):<br />

4. Klasse; zweischrittige Untersuchung – 1: Erhebung der Rechtschreibleistungen von<br />

172 SES-Schülern; 2: Extremgruppenvergleich guter und schlechter Rechtschreiber<br />

(UG„gut“ = 24; UG„schlecht“ = 21); differenzierte Erhebung der Sprachverarbeitungs-<br />

und Rechtschreibleistungen. Quantitative und qualitative Auswertung mittels Methoden<br />

der <strong>des</strong>kriptiven und Inferenzstatistik (z.B. Korrelations- und Regressionsanalysen).<br />

Ergebnisse:<br />

Die Untersuchungen zeigen, dass sprachentwicklungsgestörte Kinder gegenüber<br />

sprachlich normal entwickelten Kindern aufgrund wenig ausdifferenzierter phonologischer<br />

Fähigkeiten im Vorschulalter auf andere – weniger effektive – Lösungsstrategien<br />

<strong>zum</strong> Beginn <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs zurückgreifen. Auch in der fortgeschrittenen<br />

Rechtschreibentwicklung (4. Klasse) finden sich noch spezifische lautsprachliche Verarbeitungsschwierigkeiten,<br />

die mit den Rechtschreibleistungen korrelieren.<br />

Zusammenfassung und Ausblick:<br />

Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen stehen beim Schriftspracherwerb vor ganz<br />

besonderen Schwierigkeiten. Lautsprachliche Verarbeitungsschwierigkeiten persistieren<br />

83


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

bis ins höhere Grundschulalter und stehen in Zusammenhang zu den Rechtschreibleistungen.<br />

Entsprechend sind präventive Maßnahmen im Vorschulalter zur Entwicklung<br />

spezifischer Lautsprachverarbeitungsfähigkeiten sowie didaktisch spezifisch aufbereitete<br />

Schriftspracherwerbsangebote notwendig, um diesen Kindern einen erfolgreichen<br />

Schriftspracherwerb zu ermöglichen. Fortgesetzt brauchen diese Schüler auch noch im<br />

höheren Grundschulalter eine weiterführende Förderung in den auffälligen Sprachverarbeitungsbereichen,<br />

insbesondere in der phonologischen Entwicklung.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Kathrin Mahlau<br />

mahlaur@aol.com<br />

03991 665944<br />

„LRS-Training mit Gustav Giraffe – eine praktische Anleitung zur<br />

Trainingsdurchführung“<br />

Annette Mangstl-Fischer<br />

Starnberg, Deutschland<br />

Mit dem „LRS-Training mit Gustav Giraffe“ liegt ein neu entwickeltes systematisches<br />

Rechtschreibförderprogramm für den Grundschulbereich vor. Es ist für Kleingruppen<br />

konzipiert, kann aber auch bestens für das Einzelsetting modifiziert werden. Es ist in<br />

eine motivierende Rahmenhandlung eingebettet, in der die Giraffe Gustav das „Land<br />

der Schreibis“ besucht und dort von verschiedenen Wesen, wie „Sonja Silbenente“ oder<br />

dem „Kleinen Schreibikönig“, verschiedene Rechtschreibregeln erlernt. Das Programm<br />

wurde nach psychologischen und pädagogischen Gesichtspunkten konzipiert und ist<br />

mit verschiedenen psychologischen Methoden, wie z. B. dem Modelllernen oder einem<br />

Verstärkersystem, angereichert.<br />

Ziel <strong>des</strong> Workshops ist, von der Autorin eine konkrete Handlungsanleitung für die Trainingsdurchführung<br />

zu erhalten. Hierfür werden das Trainingsprogramm vorgestellt und<br />

die Trainingsdurchführung praktisch erprobt und eingeübt.<br />

So werden anhand eines Kurzreferats zunächst die Konzeption <strong>des</strong> Trainings, die<br />

Rahmenbedingungen, die Bestandteile und die Methodik der Durchführung dargestellt.<br />

Daraufhin sollen die Teilnehmer den Aufbau und die Inhalte der einzelnen Trainingsstunden<br />

(11 Einheiten) kennen lernen und sofort praktisch ausprobieren. Dabei werden<br />

ausgewählte Übungen und Trainingsaufgaben in Kleingruppen durchgeführt, so dass<br />

das Trainingsprogramm unmittelbar in der praktischen Arbeit Anwendung finden kann.<br />

Literatur:<br />

Mangstl-Fischer, Annette (2007). LRS-Training mit Gustav Giraffe. Ein umfassen<strong>des</strong><br />

Förderprogramm für die Grundschule. Neuried: Care-Line-Verlag.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Annette Mangstl-Fischer<br />

info@wege-fuer-kinder.de<br />

84


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Differenzierte Förderung bei Schwierigkeiten im Lesen- und Rechtschreiben<br />

Otto Mantler<br />

Lernspiele. at, Altach, Österreich<br />

Im Vortrag stellt Dipl.-Päd. Otto Mantler sein aus der Unterrichtspraxis heraus entwickeltes<br />

Förderprogramm LESEN 2000 plus Rechtschreibtrainer vor.<br />

Die Teilnehmer lernen die differenzierten Fördermöglichkeiten kennen, die sich durch<br />

den gezielten Einsatz der 31 Lernmodule <strong>des</strong> sowohl für das Grundschulalter als auch<br />

für die Sekundarstufe konzipierten Programmpakets ergeben:<br />

Berg (Laut im Wort erkennen)<br />

Labyrinth (Laut-Buchstaben-Zuordnung)<br />

Eisenbahn (Laut im Wort lokalisieren)<br />

UFO (Lautfolge erkennen)<br />

Papagei (Wortaufbau – Laute)<br />

Seifenblasen (Wortaufbau – Schrift)<br />

Hamster (Anlaut zuordnen)<br />

Osterhase (Wortanfang – Anlaut)<br />

Ballon (Wortende – Auslaut)<br />

Dosen (Wort-Bild-Zuordnung)<br />

Zauberhüte (Konzentrations- und Merkfähigkeit)<br />

Gold-Stapler (Silben verbinden)<br />

Tauchen (Artikel zuordnen)<br />

Drachenburg (exaktes Lesen)<br />

Fotografieren (blitzlesen)<br />

Boot (Lesetempo steigern)<br />

Auto (Lesepfeil – Gleitzeile)<br />

Fernrohr-Aufdeckspiel (Bildrätsel)<br />

Fische (Lücke im Wort)<br />

Glückssterne (Lücke im Satz)<br />

Delfin (Wortstellung im Satz)<br />

Bowling (alphabetisch ordnen)<br />

Känguru (Buchstaben-Stolperfallen)<br />

Snowboard (Dehnung/Schärfung)<br />

Motorrad (Grammatik-Werkstatt)<br />

Schlangen (Groß- u. Kleinschreibung)<br />

Flaschenpost (Text rekonstruieren)<br />

Astronaut (Spiegelschrift, Mix)<br />

Affensprache (Konsonanten-Training)<br />

Fußball (Wortdiktat, Bilddiktat)<br />

Basketball (Kurz- und Langvokale)<br />

Die Nutzung <strong>des</strong> Lernprotokolls, das Drucken individueller Arbeitsblätter und das Erstellen<br />

eigener Übungsaufgaben stellen die abschließenden Kursinhalte dar.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Otto Mantler<br />

info@lernspiele.at<br />

++43 5576 77085<br />

++43 5576 77085<br />

85


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Durchsetzung von Rechten der Legastheniker in der Schule<br />

Gabriele Marwege<br />

München, Deutschland<br />

Welche Rechte haben Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> in der Schule? Wie können Eltern diese<br />

Rechte durchsetzen? Welche Voraussetzungen, Bedingungen und Formalien sind dabei<br />

zu beachten? Welche Kosten entstehen? In dem Workshop werden diese Fragen behandelt<br />

und die rechtlichen Wege zur Durchsetzung der Rechte aufgezeigt.<br />

In den letzten drei Jahren hat sich die Rechtswissenschaft erstmals grundlegend mit<br />

den Rechten von Schülern und Schülerinnen mit <strong>Legasthenie</strong> in der Schule beschäftigt.<br />

Grundlage der juristischen Diskussion ist das Gutachten von Prof. Langenfeld zu den<br />

Rechten der betroffenen Schüler und Schülerinnen auf Nachteilsausgleich und besondere<br />

Schutzmaßnahmen in der Schule. Die KMK hat sich daraufhin wieder mit dem Thema<br />

beschäftigt und die KMK-Grundsätze zur Förderung von Schülerinnen und Schülern<br />

mit besonderen Schwierigkeiten im Lesen und Rechtschreiben oder Rechnen mit der<br />

Empfehlung vom 15.11.2007 überarbeitet. Einen Anspruch auf Nachteilsausgleich und<br />

Schutzmaßnahmen enthalten diese Empfehlungen jedoch nach wie vor nicht. Es bleibt<br />

daher Sache der Eltern in den Schulen auf einer Berücksichtigung der <strong>Legasthenie</strong> zu<br />

bestehen und auch über den Rechtsweg die Berücksichtigung der Behinderung <strong>Legasthenie</strong><br />

in den Schulen durchzusetzen. Da nach wie vor vielerorts gilt, dass der Schulerfolg<br />

eines legasthenen Kin<strong>des</strong> vom Kampfwillen der Eltern abhängt, sind Eltern hier<br />

besonders gefordert.<br />

Der Workshop richtet sich daher ausdrücklich an Eltern. Zeit für die Beantwortung von<br />

Fragen ist eingeplant, allerdings kann keine umfassende Beratung im Einzelfall erfolgen.<br />

Literatur:<br />

Christine Langenfeld: Nachteilsausgleich und besondere Schutzmaßnahmen für Schülerinnen<br />

und Schüler mit <strong>Legasthenie</strong> an allgemeinbildenden Schulen, veröffentlicht im<br />

Sonderheft <strong>des</strong> BVL 2006: „Chancengleichheit herstellen, Diskriminierung vermeiden“<br />

und in RdJB (Recht der Jugend und der Bildung) 2007, S. 211 ff.<br />

Gabriele Marwege: Schulrechtliche Ansprüche von Schülerinnen und Schülern mit <strong>Legasthenie</strong><br />

und Dyskalkulie unter besonderer Berücksichtigung von Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG<br />

in <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie – Aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft, Schule und<br />

Gesellschaft, 2007, S. 283 ff<br />

Elterninformation <strong>zum</strong> Sonderheft <strong>des</strong> BVL „Chancengleichheit herstellen, Diskriminierung<br />

vermeiden“, download unter www.bvl-legasthenie.de<br />

Korrespondenzautor<br />

Gabriele Marwege<br />

g.marwege@freenet.de<br />

089 89 19 73 59<br />

86


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Rechte für Legastheniker und Dyskalkuliker in der Schule<br />

Gabriele Marwege<br />

München, Deutschland<br />

Der Vortrag zeigt die schulrechtliche Entwicklung der Berücksichtigung von <strong>Legasthenie</strong><br />

und Dyskalkulie in den letzten Jahren auf. Die KMK-Empfehlung von 2007 wird unter<br />

besonderer Einbeziehung <strong>des</strong> Rechtsgutachtens von Prof. Langenfeld von 2006 und<br />

<strong>des</strong> Rechtsgutachtens von Prof. Ennuschat von März 2008 zur Berücksichtigung von<br />

<strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie kritisch hinterfragt. Der Vortrag zeigt auf, dass sich aus<br />

dem Diskriminierungsverbots für Behinderte und dem verfassungsrechtlich verankerten<br />

Gebot der Förderung von Behinderten (Art. 3 Abs. 3 S. 2 GG) Rechte und Ansprüche für<br />

die betroffenen Schüler und Schülerinnen ableiten. Wesentlich ist dabei eine Differenzierung<br />

zwischen Nachteilsausgleich, Schutzmaßnahmen und Förderung. Vor diesem<br />

Hintergrund werden die Rechte von Legasthenikern und Dyskalkulikern in der Schule<br />

aufgezeigt. Es wird ein Überblick über die Anforderungen <strong>des</strong> Datenschutzes und über<br />

die rechtlichen Möglichkeiten und förmlichen Verfahren gegeben, mit Hilfe derer die<br />

Ansprüche im Bereich der Schule auch rechtlich durchgesetzt werden können. Kurz<br />

gestreift werden die Fragen, ob es in diesem Zusammenhang einschlägige Strafvorschriften<br />

gibt und ob es Ansatzpunke für eine eventuelle Amtshaftung der Schulen bei<br />

versäumter Berücksichtigung und/oder versäumter Förderung von <strong>Legasthenie</strong> und<br />

Dyskalkulie gibt.<br />

Literatur:<br />

Christine Langenfeld: Nachteilsausgleich und besondere Schutzmaßnahmen für Schülerinnen<br />

und Schüler mit <strong>Legasthenie</strong> an allgemeinbildenden Schulen, veröffentlicht im<br />

Sonderheft <strong>des</strong> BVL 2006: „Chancengleichheit herstellen, Diskriminierung vermeiden“<br />

und in RdJB (Recht der Jugend und der Bildung) 2007, S. 211 ff.<br />

Jörg Ennuschat: Chancengleichheit für Schülerinnen und Schüler mit <strong>Legasthenie</strong> und<br />

Dyskalkulie, Veröffentlicht in LeDy – Mitgliederzeitschrift <strong>des</strong> BVL, Ausgabe 2/2008, S.<br />

6 – 24<br />

Elterninformation <strong>zum</strong> Sonderheft <strong>des</strong> BVL „Chancengleichheit herstellen, Diskriminierung<br />

vermeiden“, download unter www.bvl-legasthenie.de<br />

Korrespondenzautor<br />

Gabriele Marwege<br />

g.marwege@freenet.de<br />

089 89 19 73 59<br />

87


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

LRS-Diagnose – Vom Papiertest zur Online-Testung<br />

Peter May<br />

Institut für Lehrerfortbildung, Hamburg, Deutschland<br />

Wenn man die zurzeit verbreiteten (standardisierten und informellen) Testsysteme für<br />

die LRS-Diagnose im Hinblick darauf betrachtet, welche Informationen damit erfasst,<br />

ausgewertet und interpretiert werden (können), so wird deutlich, dass die meisten Tests<br />

höchst unökonomisch und wenig aussagefähig sind. Weder entsprechen sie den heutzutage<br />

vorherrschenden theoretischen Annahmen über die Entwicklung schriftsprachlicher<br />

Kompetenzen, noch erlauben sie relevante Aussagen über Förderplanung und Wirksamkeit<br />

von Fördermaßnahmen.<br />

Ein wesentliches Problem stellt die Unausgewogenheit von Aufwand und Ertrag bei der<br />

Testung dar. Während Papiertests hier an prinzipielle Grenzen stoßen, eröffnen onlinebasierte<br />

Tests neue Möglichkeiten.<br />

Am Beispiel der Entwicklung der strategiebezogene Rechtschreibdiagnose mit dem<br />

Papiertest Hamburger Schreibprobe (HSP) zur onlinebasierten Testung mit schreib.<br />

on lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede der unterschiedlichen Testsysteme<br />

aufzeigen und diskutieren.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Peter May<br />

post@peter-may.de<br />

Rechtschreibdiagnose und Förderplanung mit HSP und DSP –<br />

vom Papier- <strong>zum</strong> Onlinetest<br />

Peter May<br />

Institut für Lehrerfortbildung, Hamburg, Deutschland<br />

Der Workshop soll einen Überblick über das theoretische Konzept der strategiebezogenen<br />

Rechtschreibdiagnose geben und praktisch in die Möglichkeiten der Online-Testung<br />

einführen. Als konkrete Beispiele dienen der Papiertest Hamburger Schreibprobe und<br />

der Online-Test „schreib.on“.<br />

Gliederung:<br />

1. theoretische Einführung<br />

• Konzept der strategiebezogenen Rechtschreibdiagnose (Hamburger Schreibprobe)<br />

• Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Papier­ und Onlinetests<br />

2. Demonstration <strong>des</strong> Online-Tests „schreib.on“<br />

3. Diskussion der praktischen Einsatzmöglichkeiten von Papier- und Onlinetests<br />

Weitere Informationen zu den Tests und <strong>zum</strong> Autor: www.peter-may.de<br />

Korrespondenzautor:<br />

Peter May<br />

post@peter-may.de<br />

88


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Ideenwerkstatt – Legastheniker im Berufsleben<br />

Erfolgreiche Vertretung der Interessen von erwachsenen Legasthenikern.<br />

Wo stehen wir – wo müssen wir hin?<br />

Ulrich Meyer zu Hörste (1), Annette Höinghaus (2)<br />

(1) Ideenwerkstatt „Erwachsene Legastheniker“, LVL Hamburg, Deutschland<br />

(2) BVL, Deutschland<br />

Bei dieser Veranstaltung soll der aktive Austausch zwischen Betroffenen, Angehörigen,<br />

Therapeuten sowie Vertretern von Unternehmen und Verbänden forciert werden, um<br />

herauszuarbeiten, was in unserer Gesellschaft für Legastheniker getan werden muss,<br />

um die richtigen Bausteine für Karriere und Lebensplanung zu legen. Welche neuen<br />

Aufgaben kommen dabei auf den BVL zu?<br />

Ein Podium, das sich aus Betroffenen, Praktikern, Wissenschaftlern, Experten der<br />

Arbeitsvermittlung sowie Arbeitgebern zusammensetzt, diskutiert mit dem Plenum über<br />

mögliche Forderungen wie z.B.:<br />

- Grundwissen über <strong>Legasthenie</strong> im Erwachsenenalter<br />

- Grundwissen über <strong>Legasthenie</strong> für Personalentwickler und Arbeitsagenturmitarbeiter<br />

- Vermeidung von Verunglimpfung von Legasthenikern in der Öffentlichkeit, insbesondere<br />

in den Medien oder der Politik<br />

- Fortbildungen für Legastheniker im Arbeitsleben<br />

- Offener Umgang mit <strong>Legasthenie</strong> (Enttabuisierung)<br />

- Anteil Lehrer mit <strong>Legasthenie</strong> wie in der Bevölkerung, um mehr Verständnis an die<br />

Schulen zu bringen<br />

- Verstärkung der Forschung über die Ursachen der <strong>Legasthenie</strong><br />

- Insbesondere Legastheniker sollten über <strong>Legasthenie</strong> forschen<br />

- Anerkennung der <strong>Legasthenie</strong> als Behinderung<br />

- Schule muss dafür Sorge tragen, dass legasthene Schulabgänger alle technischen<br />

Hilfsmittel, die das Aufnehmen und Erstellen von umfangreichen Texten erleichtern,<br />

beherrschen.<br />

Antworten suchen auf:<br />

- Was ist bei <strong>Legasthenie</strong> und Mobbing zu tun?<br />

- Wie kann man mit dem gesellschaftlichen Druck umgehen und Folgeerkrankungen<br />

vermeiden?<br />

- Wie befreien sich Legastheniker aus ihrer Isolation?<br />

Und was fordern Sie?<br />

Wir freuen uns auf die Diskussion und den Erfahrungsaustausch mit Ihnen!<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ulrich Meyer zu Hörste<br />

u.mzh@web.de<br />

040 695 08 25<br />

040 678 63 00<br />

89


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Nachteilsausgleich und Notenschutz durchsetzen! – Vorstellung einer<br />

Musterverordnung für Schülerinnen und Schüler mit <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie<br />

Johannes Mierau<br />

Rechtsanwälte Dr. Vocke & Partner, Würzburg, Deutschland<br />

Seit Jahren bestehen in den einzelnen Bun<strong>des</strong>ländern höchst unterschiedliche Vorgaben<br />

der Kultusministerien zur Gewährung eines Nachteilsausgleiches (z.B. Schreibzeitverlängerung)<br />

oder Notenschutzes bei Legasthenikern. Der Bogen reicht dabei von reinen<br />

Empfehlungen, Ermessensregelungen bis hin zur vereinzelten Normierung von Rechtsansprüchen.<br />

Bei der Dyskalkulie gibt es mit Ausnahme <strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> Hessen keine Regelungen.<br />

Mit Beschluss vom 15.11.2007 hat die Kultusministerkonferenz ihre Grundsätze<br />

zu diesem Thema erneut überarbeitet. Dem Notenschutz bei einer fachlich anerkannten<br />

<strong>Legasthenie</strong> wird dabei erneut eine Absage erteilt. Eine Anerkennung der Dyskalkulie als<br />

Störung erfolgt überhaupt nicht. Die Rechtsprechung <strong>zum</strong> Prüfungsrecht sieht demgegenüber<br />

<strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t die <strong>Legasthenie</strong> als Behinderung im Sinne <strong>des</strong> Art. 3 GG an. Offen<br />

ist auch hier die Rechtslage zur Dyskalkulie.<br />

In dem Vortrag wird eine Musterverordnung vorgestellt, die entsprechend der Rechtsprechung<br />

einen verbindlichen Anspruch auf Nachteilsausgleich wie Notenschutz für beide<br />

Störungen enthält. Entsprechend der wissenschaftlichen Erkenntnisse wird dabei von<br />

einer Gleichwertigkeit beider Störungen ausgegangen. Die Diagnosekompetzenz soll<br />

den Fachärzten für Kinder- und Jugendpsychiatrie u. a. zugewiesen werden, da es sich<br />

bei der <strong>Legasthenie</strong> wie Dyskalkulie um Krankheiten im Sinne der ICD-10 der WHO handelt,<br />

die nicht direkt schulisch bedingt sind. In der Verordnung werden klare Definitionen,<br />

Entscheidungswege und Hilfsmaßnahmen im Einzelnen benannt.<br />

Die Regelungsinhalte werden im Vortrag zur Diskussion gestellt.<br />

Die Musterverordnung soll dazu beitragen, einheitliche rechtliche Regelungen in der<br />

Bun<strong>des</strong>republik Deutschland für Schülerinnen und Schülern mit einer <strong>Legasthenie</strong> oder<br />

Dyskalkulie zu erreichen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Johannes Mierau<br />

j.mierau@rae-vocke.de<br />

0931 355860<br />

0931 3558631<br />

Spezifische Defizite im Lesen bzw. Rechtschreiben<br />

Kristina Moll (1), Karin Landerl (1) (2)<br />

(1) Universität Salzburg, Fachbereich Psychologie, Salzburg, Österreich<br />

(2) Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland<br />

Lese- und Rechtschreibfertigkeiten werden zwar einerseits als zwei Seiten derselben<br />

Medaille beschrieben, andererseits weisen Befunde darauf hin, dass Defizite im Lesen<br />

90


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

bzw. Rechtschreiben auch isoliert auftreten können (Wimmer & Mayringer, 2002).<br />

In mehreren Studien wurde daher der Zusammenhang zwischen Lese- und Rechtschreibleistungen<br />

näher untersucht.<br />

In Studie 1 konnte anhand einer repräsentativen Stichprobe (N = 2029) von Kindern<br />

der 2. bis 4. Schulstufe gezeigt werden, dass isolierte Defizite, d.h. Defizite im Rechtschreiben<br />

bei altersgemäßer Leseleistung, sowie Defizite im Lesen bei altersgemäßer<br />

Rechtschreibleistung in einer großen Anzahl von Kindern zu beobachten sind (7% bzw.<br />

6% der Stichprobe).<br />

In Studie 2 wurden in einem Leseexperiment dieselben Wörter gelesen, die zuvor im<br />

Rechtschreibtest verwendet wurden, sowie von diesen Wörtern abgeleitete Pseudohomophone<br />

(PH). Zunächst konnte die Doppeldissoziation mit spezifisch selektierten<br />

Gruppen (schlechte Leser/gute Rechtschreiber, gute Leser/schlechte Rechtschreiber,<br />

schlechte Leser/schlechte Rechtschreiber und gute Leser/gute Rechtschreiber) auch<br />

unter Verwendung <strong>des</strong>selben Wortmaterials repliziert werden. Des Weiteren, zeigten<br />

gute Leser/schlechte Rechtschreiber keinen Unterschied in der Lesegeschwindigkeit<br />

zwischen Wörtern und PH, sowie keine Defizite in einer Aufgabe zur Erfassung der phonologischen<br />

Bewusstheit. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, dass gute Leser/schlechte<br />

Rechtschreiber ihr Defizit im Aufbau wortspezifischer Repräsentationen (ersichtlich<br />

aus orthographisch falschen Schreibungen) durch intakte nichtlexikalische Prozesse<br />

beim Lesen kompensieren. Im Gegensatz dazu wiesen schlechte Leser/gute Rechtschreiber,<br />

bei insgesamt deutlich verlangsamtem Lesen, kürzere Lesezeiten für Wörter<br />

im Vergleich zu PH auf. Demnach nutzen schlechte Leser/gute Rechtschreiber zwar ihre<br />

Wortrepräsentationen <strong>zum</strong> Lesen, sind aber dennoch extrem langsam. Diese reduzierte<br />

Lesegeschwindigkeit lässt sich durch Probleme im schnellen Zugriff vom visuellen Symbol<br />

auf die phonologische Repräsentation erklären, welche sich in einer Verlangsamung<br />

der Benennungsgeschwindigkeit widerspiegeln.<br />

Die praktische Relevanz dieser Ergebnisse liegt in ihrer Bedeutung für eine spezifische<br />

Diagnostik und Therapie von Lese- bzw. Rechtschreibfertigkeiten.<br />

Wimmer, H., & Mayringer, H. (2002). Dysfluent reading in the absence of spelling difficulties:<br />

A specific disability in regular orthographies. Journal of Educational Psychology, 94,<br />

272-277.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Kristina Moll<br />

kristina.moll@sbg.ac.at<br />

++43 662 8044 5151<br />

91


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Candidate genes in dyslexia<br />

Anthony Monaco<br />

University of Oxford, Welcome Trust Centre for Human Genetics, Oxford, United Kingdom<br />

Recently, several candidate genes have been proposed for dyslexia susceptibility.<br />

Among these, the KIAA0319 gene on chromosome 6p22 is a particularly strong candidate<br />

on the basis of both genetic association, replicated in numerous independent<br />

samples, and for its predicted role in brain development. No functional mutations have<br />

been <strong>des</strong>cribed yet for KIAA0319 (as is the case for the other dyslexia candidates) but a<br />

haplotype associated with dyslexia in different cohorts reduces the relative expression of<br />

the KIAA0319 gene. We have therefore hypothesised that the functional variants underlying<br />

the risk haplotype might regulate gene expression. We are currently characterising<br />

the KIAA0319 promoter and testing the effect that polymorphisms located in this region<br />

have on gene expression. In parallel, we are conducting a functional characterisation of<br />

the KIAA0319 protein using cell line models. We have shown that KIAA0319 is a highly<br />

glycosylated trans-membrane protein potentially involved in cell-cell adhesion but that<br />

could have a signalling function through isoforms lacking the trans-membrane domain.<br />

We are studying the localisation and dynamic within and across cell compartments of the<br />

different isoforms to understand the potential different roles of KIAA0319. We have also<br />

conducted a yeast two-hybrid screening to identify KIAA0319 interacting proteins and we<br />

are in the process of validating the initial findings.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Anthony Monaco<br />

anthony.monaco@well.ox.ac.uk<br />

Neurophysiologische Korrelate der Sprachwahrnehmung bei Legasthenikern<br />

und deren Geschwistern<br />

Nina Neuhoff, Jürgen Bartling, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, München, Deutschland<br />

Sprachwahrnehmung und -diskrimination sind eine wichtige Voraussetzung für den<br />

erfolgreichen Erwerb der Schriftsprache und <strong>des</strong> Lesens. Wiederholt konnten bei der<br />

Untersuchung neurophysiologischer Korrelate der Sprachwahrnehmung Veränderungen<br />

bei Kindern mit einer <strong>Legasthenie</strong> gefunden werden.<br />

Im Rahmen der von der DFG geförderten Multizenterstudie ”Neurobiologische und<br />

molekulargenetische Untersuchungen zur Lese-Rechtschreibstörung“ wurden die<br />

neurophysiologischen Korrelate der Sprachperzeption anhand eines Mismatch Negativity<br />

(MMN)-Paradigmas bei Legasthenikern, deren nicht-betroffenen Geschwistern und<br />

nicht verwandten Kontrollkindern untersucht. Präsentiert wurden hierbei zwei synthetisch<br />

hergestellte Sprachreize, der Standardreiz ‘da’ (n=1700) und der deviante Reiz ‘ba’<br />

92


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

(n=300), in pseudozufälliger Reihenfolge binaural über einen Kopfhörer. Die Mismatch<br />

Negativity (MMN) wurde als Differenz aus den jeweils gemittelten devianten Reizen und<br />

Standardreizen gebildet.<br />

Im Vortrag werden die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt und im Hinblick auf die<br />

aktuelle Forschung im Bereich der <strong>Legasthenie</strong> diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Nina Neuhoff<br />

nina.neuhoff@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5907<br />

Förderung und Therapie bei Rechtschreibproblemen im Englischen<br />

Günther Nieberle<br />

Lerntherapeutische Praxis, Regensburg, Deutschland<br />

Beim Übergang in das englische Schriftsystem ergeben sich für viele Schülerinnen und<br />

Schüler Lernschwierigkeiten hinsichtlich Aneignung und Verarbeitung der „neuen“ Laut-<br />

Buchstaben-Beziehungen <strong>des</strong> Englischen und bei deren Abgrenzung gegen deutsche<br />

Phonem-Graphem-Verbindungen. Nicht nur Legastheniker fühlen sich der englischen<br />

Orthographie gegenüber hilflos und manche SchülerInnen entwickeln wegen dieses<br />

„Rechtschreibschocks“ eine Aversion gegen das Fach Englisch überhaupt.<br />

Schulisch wird dem Ohnmachtsgefühl dieser Kinder nicht wirksam genug begegnet:<br />

Ein Rechtschreibunterricht zur Aneignung der Buchstabenverbindungen für das neue<br />

Lautsystem ist bislang in Lehrplänen nicht vorgesehen. Es fehlt auch eine Theorie, die<br />

darüber aufklärt, wo die „Fallen“ für Kinder liegen, die sich der englischen Schrift mit den<br />

Werkzeugen <strong>des</strong> deutschen Schriftsystems zuwenden.<br />

Der Workshop möchte darstellen, welcher Förderbedarf aus den typischen Fehlern abzuleiten<br />

ist und welche Hilfestellungen sprachwissenschaftlich begründet werden können.<br />

Vorgestellt wird auch das Regensburger Förderprogramm „Englische Rechtschreibung<br />

mit Alfi und Betty“.<br />

Gliederung<br />

I. Eine neue Lernherausforderung und die Aneignungsprobleme unserer SchülerInnen<br />

1. Sprachwissenschaftliche Grundlagen: Zum Phonem/Graphemverhältnis im<br />

Englischen<br />

2. Problemstellen beim Schreiben: Überschneidungen <strong>des</strong> deutschen mit dem<br />

englischen Schriftsystem<br />

3. Analyse von Schülerfehlern in Englischdiktaten<br />

II. Schulische und außerschulische Förderung: Methoden und Materialien<br />

1. Der Stellenwert <strong>des</strong> Teilgebiets Rechtschreibung für das Englischlernen<br />

2. Schulische Rechtschreibförderung<br />

93


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

94<br />

3. Vorstellung eines neuen Förderprogramms für deutschsprachige SchülerInnen:<br />

„Englische Rechtschreibung mit Alfi und Betty“<br />

Zur Person <strong>des</strong> Referenten: Günther Nieberle arbeitet seit 1985 theoretisch und praktisch<br />

auf dem Gebiet <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs und seiner Störungen. 1987 Gründung<br />

der Lerntherapeutischen Praxis in Regensburg, einer Einrichtung zur Therapie von Lern-<br />

und Leistungsstörungen. Seit 1993 ist er als Referent in der Lehrerfortbildung tätig.<br />

Literatur:<br />

Nieberle, Günther (2005): Englische Rechtschreibung – Probleme deutschsprachiger<br />

Schüler, Verlag für kognitive Lernförderung, Regensburg<br />

Nieberle, Günther (2006) „Den Rechtschreibschock im Englischen vermeiden“ (Zeitschrift<br />

<strong>des</strong> BVL)<br />

Nieberle, Günther (2007): Das Regensburger Förderprogramm ‚Englische Rechtschreibung<br />

mit Aldi und Betty‘, Vortrag auf dem <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Verban<strong>des</strong> Dyslexie Schweiz<br />

Nieberle, Günther (2008): Die Schreibung der englischen Kurzvokale, Langvokale und<br />

Diphthonge, Verlag für kognitive Lernförderung, Regensburg<br />

Internet: www.alfi-und-betty.com<br />

Korrespondenzautor:<br />

Günther Nieberle<br />

gnieberle@t-online.de<br />

0941 5 42 28<br />

0941 56 14 24<br />

Überschneidungen <strong>des</strong> englischen und <strong>des</strong> deutschen Schriftsystems<br />

als Wahrnehmungs- und Lernproblem für Legastheniker<br />

Günther Nieberle<br />

Lerntherapeutische Praxis, Regensburg, Deutschland<br />

Wenn deutschsprachige Schülerinnen und Schüler die englische Rechtschreibung<br />

erlernen, kommt es bei vielen Kindern zu erheblichen Verunsicherungen. So undurchschaubar<br />

und „chaotisch“ erscheint ihnen die neue Orthographie, dass sie nur mit Mühe<br />

und intensiver (Nach-)Hilfe einen Zugang zu ihr finden. Manchen, insbesondere Legasthenikern,<br />

deren Rechtschreiberwerb bereits im Deutschen gestört war und ist, gelingt es<br />

nach Jahren <strong>des</strong> Englischunterrichts noch nicht, einfache englische Sätze zu verstehen<br />

und niederzuschreiben. Ihre Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung der neuen Sprachlaute<br />

beeinträchtigen nicht nur Aussprache und Rechtschreibung der Vokabeln, sondern<br />

stellen auch eine Hürde für die Speicherung <strong>des</strong> Wortschatzes und für das Verständnis<br />

der Grammatik dar.<br />

Im Vortrag soll zunächst gezeigt werden, welche Anforderung das neue Schriftsystem<br />

an die Lautanalyse stellt und vor welchen Hürden insbesondere Legastheniker bei der<br />

Begegnung mit dem Englischen stehen. Im zweiten Teil werden kompensatorische Maß-


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

nahmen zur Unterstützung <strong>des</strong> Lernprozesses vorgeschlagen und das Rechtschreibprogramm<br />

„Englische Rechtschreibung mit Alfi und Betty“ vorgestellt.<br />

Literatur:<br />

Günther Nieberle: Englische Rechtschreibung- Probleme deutschsprachiger Schüler,<br />

Regensburg, 2005<br />

Günther Nieberle: Die Schreibung englischer Kurzvokale, Langvokale und Diphthonge<br />

(3 Übungshefte), Regensburg, 2007 f.<br />

Isolde Liebig: Laut-Schrift-Kompass, Regensburg, 2005<br />

Liebig/Nieberle: Lautbildtafeln und Lernplakate zur Unterstützung <strong>des</strong> Englischlernens,<br />

Regensburg, 2005<br />

Korrespondenzautor:<br />

Günther Nieberle<br />

gnieberle@t-online.de<br />

0941 5 42 28<br />

0941 56 14 24<br />

Genetik der Lese-Rechtschreibstörung<br />

Markus M. Nöthen<br />

Institute of Human Genetics and Department of Genomics, Life & Brain Centre, University of Bonn<br />

Eine familiäre Häufung der Lese-Rechtschreibstörung (LRS, <strong>Legasthenie</strong>) ist seit langem<br />

bekannt. Das Wiederholungsrisiko für ein Geschwisterkind, ebenfalls eine LRS zu entwickeln,<br />

ist etwa 4-5fach erhöht. Durch Zwillingsuntersuchungen konnte gezeigt werden,<br />

dass für die familiäre Häufung ganz erheblich genetische Faktoren verantwortlich sind.<br />

Abhängig von der untersuchten Phänotypdimension wird angenommen, dass der Anteil<br />

erblicher Faktoren an der Entstehung der LRS bei bis zu 60% liegt (Schulte-Körne &<br />

Remschmidt 2003).<br />

Da genetische Forschung Ursachenforschung ist, erhofft man sich durch die Identifizierung<br />

der verantwortlichen Gene eine genaue Kenntnis über die zugrunde liegenden<br />

neurobiologischen Mechanismen. Bei der Identifizierung der Gene kommen neueste<br />

molekulargenetische Methoden zur Anwendung. Der technologische Fortschritt ist in<br />

diesem Gebiet enorm und die Kenntnis <strong>des</strong> menschlichen Genoms mittlerweile sehr umfassend.<br />

Die wichtigste Voraussetzung für alle molekulargenetischen Untersuchungen ist<br />

aber die Zusammenarbeit mit den Betroffenen und ihren Familien.<br />

In den letzten Jahren hat die molekulargenetische Forschung erste Gene für die LRS<br />

vorgeschlagen (Schumacher et al. 2005, 2006). Dies ist ein großer Fortschritt im Bereich<br />

der Ursachenforschung. Die Bedeutung dieser Gene muss allerdings noch in weiteren<br />

Studien bestätigt und die genaue Natur der ursächlichen Genveränderungen aufgeklärt<br />

werden. Mit den jetzt vorgeschlagenen Genen kann man nur einen kleinen Teil <strong>des</strong> genetischen<br />

Beitrags erklären, weitere Gene werden in Zukunft folgen. Um die Bedeutung<br />

95


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

dieser Gene für die Verarbeitung sprachrelevanter Information zu verstehen, werden<br />

Wissenschaftler verschiedener Disziplinen zusammenarbeiten müssen. Die Etablierung<br />

eines solchen multidisziplinären Forschungsteams ist ein zentrales Ziel <strong>des</strong> von der<br />

Europäischen Gemeinschaft geförderten NEURODYS-Projekts (Koordinator: G. Schulte-<br />

Körne).<br />

Mit der zunehmenden Kenntnis über die beteiligten genetischen Faktoren und ihre Bedeutung<br />

für spezifische Funktionen <strong>des</strong> Gehirns wird man schrittweise die biologischen<br />

Grundlagen der LRS aufklären. Dabei wird zukünftig auch das Zusammenspiel von<br />

biologischen Faktoren und Umgebungsfaktoren untersucht werden; langfristig wird ein<br />

umfassen<strong>des</strong> Verständnis der LRS angestrebt.<br />

Literatur:<br />

Schulte-Körne G, Remschmidt H (2003): <strong>Legasthenie</strong> – Symptomatik, Diagnostik, Ursachen,<br />

Verlauf und Behandlung. Deutsches Ärzteblatt 100: A396-406.<br />

Schumacher J, Hoffmann P, Schmäl C, Schulte-Körne G, Nöthen MM (2007): Genetics of<br />

dyslexia: the evolving landscape. Journal of Medical Genetics 44: 289-297.<br />

Schumacher J, Schulte-Körne G, Nöthen MM (2006): Genetik der Lese-Rechtschreibstörung.<br />

Medizinische Genetik 18: 151-155.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Markus M. Nöthen<br />

markus.noethen@uni-bonn.de<br />

0228 6885 404<br />

0228 6885 401<br />

Genome-wide association studies in dyslexia<br />

Markus M. Nöthen<br />

Institute of Human Genetics and Department of Genomics, Life & Brain Centre, University of Bonn<br />

Genome-wide association studies represent a powerful approach to the identification of<br />

genes involved in common human diseases. Researchers have reported considerable<br />

success using this new strategy for a large number of diseases, including type 2 diabetes,<br />

Parkinson‘s disease, heart disorders, obesity, Crohn’s disease, and prostate cancer.<br />

Because a genome-wide association study involves testing of hundred of thousand<br />

markers, results have to be corrected for multiple testing and, consequently, obtaining<br />

genome-wide significance becomes difficult in the presence of small genetic effects. This<br />

has been the experience for major psychiatric disorders such as bipolar disorder and<br />

schizophrenia where currently large-scale meta-analyses are performed to overcome the<br />

problem of limited power.<br />

The fact that linkage findings in dyslexia have been relatively consistent across studies in<br />

comparison to findings for other neuropsychiatric disorders might suggest the existence<br />

of genes of at least moderate effect. The multidisciplinary European research consortium<br />

NeuroDys (www.neurodys.com), which integrates the work of research groups from nine<br />

96


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

countries, has recently embarked on a genome-wide association study in dyslexia. It is<br />

hoped that this will lead to the identification of new genes contributing to the development<br />

of dyslexia.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Markus M. Nöthen<br />

markus.noethen@uni-bonn.de<br />

0228 6885 404<br />

0228 6885 401<br />

Skandinavische Perspektiven auf <strong>Legasthenie</strong> und LRS:<br />

Computergestützte Förderung in Norwegen<br />

Torbjørn Nordgård<br />

LingIT, Trondheim, Norwegen<br />

Ziel <strong>des</strong> Vortrags ist das Vermitteln anderer Einfallswinkel auf <strong>Legasthenie</strong> und LRS<br />

anhand der in Norwegen gesammelten Erfahrungen mit computergestützter Förderung.<br />

Liegt die Diagnose vor, hat man als norwegischer Legastheniker das Anrecht auf Spezialunterricht<br />

in frühen Jahren und auf Hilfsmittel, so lange man sich in einer Ausbildung<br />

befindet. Typische staatlich finanzierte Hilfsmittel sind Computer und Softwareprogramme,<br />

die das Lesen und Schreiben erleichtern und auf diese Weise als Nachteilsausgleich<br />

dienen. Deswegen ist das Benutzen von Computern als technische Hilfsmittel bei<br />

legasthenen Schülern und Studenten sowohl im Unterricht als auch beim Schreiben von<br />

Klausuren in Norwegen sehr verbreitet.<br />

Untersuchungen haben ergeben, dass die Benutzung von PC´s dazu beiträgt, legasthene<br />

Schüler leistungsorientiert zu integrieren und deren fachliche Entwicklung fördert,<br />

was ebenso positive Konsequenzen für das Selbstbild <strong>des</strong> Schülers hat. Es zeigt sich<br />

auch, dass eine auf diese Art gewonnene bessere Beherrschung der eigenen Muttersprache<br />

eine für den Legastheniker vorteilhafte Basis für das Erlernen anderer Fremdsprachen<br />

wie z.B. <strong>des</strong> Englischen ausmacht.<br />

Diese Entwicklung <strong>des</strong> letzten Jahrzehnts bahnte den Weg für speziell für Legastheniker<br />

kreierte Software, wie sie schon in der angloamerikanischen Sprache vorlag. Das Resultat<br />

war ein Programm, <strong>des</strong>sen einzelne Komponenten aus künstlicher Stimme, Bedeutungswörterbüchern,<br />

kräftiger Korrektur und Wortvorhersage besteht und nun auch in<br />

deutscher Sprache anzufinden ist.<br />

Dr. Torbjørn Nordgård (habilitierter Sprachwissenschaftler mit einem Doktorgrad in der<br />

Computerlinguistik der Universität) bekleidete eine Professur an der Universität Trondheim.<br />

Er ist nun Geschäftsführer von LingIT, einer Firma, die sich auf sprachtechnologische<br />

Lösungen spezialisiert hat.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Torbjørn Nordgård<br />

torbjorn@lingit.no<br />

++47 97 654276<br />

++47 73 550852<br />

97


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

LRS Diagnostik und Therapie bei schweren kombinierten Lese- und<br />

Rechtschreibstörungen und sprachlichen Auffälligkeiten (Münchener Modell)<br />

Michele Noterdaeme<br />

Heckscher-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, München,<br />

Deutschland<br />

Lese-Rechtsschreibstörungen gehören zu den häufigsten Teilleistungsstörungen im<br />

Grundschulalter. Kinder mit Lese-Rechtschreibstörungen sind in ihrer schulischen Entwicklung<br />

sowie in ihrer sozio-emotionalen und kognitiven Entwicklung erheblich beeinträchtigt.<br />

Die Lese-Rechtschreibstörung ist eine komplexe Entwicklungsstörung. Kinder mit einer<br />

solchen Problematik haben oft begleitende umschriebene Teilleistungsdefizite im Sinne<br />

einer motorischen Störung, einer Sprachentwicklungsstörung oder einer Rechenstörung.<br />

Darüber hinaus treten häufig begleitende psychische Probleme wie Aufmerksamkeitsstörungen,<br />

Störungen <strong>des</strong> Sozialverhaltens oder emotionale Störungen auf.<br />

Um die Lese- und Rechtschreibstörung genau diagnostizieren zu können, ist eine umfassende,<br />

mehrdimensionale Diagnostik notwendig.<br />

Die Behandlung orientiert sich an den vorhandenen Defiziten und besteht aus mehreren<br />

Bausteinen. Im Vordergrund der Therapie steht der grundlegende Lese- und Rechtsschreibaufbau<br />

(unter Verwendung von Handzeichen), wobei Besonderheiten bei Kindern<br />

mit Sprachentwicklungsstörungen eingehend berücksichtigt werden.<br />

Der Aufbau von Arbeitsverhalten und Motivation stellt einen wichtigen Aspekt in der<br />

Interventionsplanung dar. Des Weiteren wird die Beratung von Eltern und Lehrern im<br />

Rahmen <strong>des</strong> Therapiekonzepts diskutiert.<br />

Anhand von Fallbeispielen und Videodokumentationen werden wichtige Schritte in der<br />

Diagnostik und in der Behandlung dieser Kinder dargestellt.<br />

Literatur:<br />

Warnke A., Hemminger U., Roth E., Schneck S. 2002. <strong>Legasthenie</strong>. Göttingen, Hogrefe.<br />

Suchodoletz von W. 2006: Therapie der Lese-Rechtschreibstörung (LRS). Traditionelle<br />

und alternative Behandlungsmethoden im Überblick. Stuttgart, Kohlhammer.<br />

Noterdaeme M., Breuer-Schaumann A. 2003. Lesen und Schreiben: Bausteine <strong>des</strong><br />

Lebens. Dortmund, Modernes Lernen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Michele Noterdaeme<br />

michele.noterdaeme@heckscher-klinik.de<br />

089 99991140<br />

98


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Genetic and environmental influences on word reading and spelling<br />

Richard Olson<br />

Department of Psychology University of Colorado, Boulder, USA<br />

Reading is a uniquely human activity that is strongly dependent on both our shared genetic<br />

endowment that distinguishes us from other primates, and on the environment, typically<br />

through universal and formal reading instruction in modern societies. Thus, strong<br />

genetic and strong environmental influences are both apparent when we think of reading<br />

as a species-specific and culturally dependent skill. It is less obvious how genes and<br />

environment influence individual differences and deficits in reading ability. I will present<br />

evidence from the Colorado Learning Disabilities Research Center and the International<br />

Longitudinal Twin Study on this question.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Richard Olson<br />

richard.olson@colorado.edu<br />

Diagnose und Förderung von LRS Kindern – Materialien für die Schulpraxis<br />

Hanspeter Orth (1), Ursula Wurster (2), Christine Franz-Villinger (3)<br />

(1) Leseschule Wallstadt, Mannheim/Wallstadt, Deutschland<br />

(2) Elsenztalschule Bammental, Bammental, Deutschland<br />

(3) Stauffenberg-Schule, Heidelberg, Deutschland<br />

Vorstellung der von den LRS-Multiplikatoren <strong>des</strong> RP Karlsruhe erarbeiteten Diagnostik-<br />

und Fördermaterialien für LRS-Fördergruppen und präventiven Deutschunterricht.<br />

- Die Diagnostikmappe,<br />

- die Fördermappe und<br />

- der „Strategiegeleitete Rechtschreibaufbau“<br />

werden anhand von vielfältigen Praxisbeispielen von:<br />

Christine Franz-Villinger, Sonderschullehrerin, Multiplikatorin LRS<br />

Ursula Wurster, GHS-Lehrerin Multiplikatorin LRS<br />

Hanspeter Orth, Rektor; Multiplikator LRS<br />

vorgestellt.<br />

Zielgruppe:<br />

Lehrerinnen und Lehrer der Klassen 1-6<br />

Inhalte:<br />

Die oben genannten drei Mappen wurden von Lehrerinnen und Lehrern aus der Praxis<br />

für die Praxis entwickelt. Die Diagnostikmappe soll jeder Lehrkraft das frühe Erkennen<br />

von LRS-Risikokindern ermöglichen.<br />

Die in der Mappe zusammengestellten bekannten Diagnoseverfahren, wie z.B. die Differenzierungsprobe<br />

nach Breuer/Weuffen, sind so für den schulischen Einsatz gestaltet,<br />

dass sie ohne zusätzlichen Aufwand eingesetzt werden können.<br />

99


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Die Auswertung der eingesetzten Verfahren ist auch für die ungeübte Lehrkraft so gestaltet,<br />

dass ein möglicher Förderbedarf direkt abgelesen werden kann.<br />

Für die gezielte Förderung in der Klasse oder Kleingruppe wurden in der Fördermappe<br />

eine Vielzahl praxiserprobter Materialien (Spiele, Bastelvorlagen, Arbeitsblätter usw.) zusammengestellt.<br />

Die Sammlung lehnt sich in ihrem Aufbau an die Förderbereiche nach<br />

Breuer/Weuffen an und wurde durch den wichtigen Bereich der Körperwahrnehmung<br />

ergänzt. Dabei verbindet sie basale Wahrnehmungsförderung mit schulischer Lese-<br />

Rechtschreibförderung.<br />

Der „Strategiegeleitete Rechtschreibaufbau“ ist als Leitfaden für ein schwierigkeitsgestuftes<br />

(Recht-)Schreibenlernen gedacht.<br />

Die Schüler sollen, beginnend von den ersten Schreibungen, mit Hilfe von wenigen Strategien<br />

und Arbeitstechniken zu einer immer ausdifferenzierteren Rechtschreibsicherheit<br />

gelangen.<br />

Die systematisch gegliederte Sammlung gibt den Lehrkräften Orientierungsrahmen,<br />

didaktische Anregungen und praxiserprobte Materialien. Zur Umsetzung <strong>des</strong> Konzeptes<br />

im Sinne eines präventiven Rechtschreibunterrichts in der Klasse oder für die gezielte<br />

Förderung in Lese-Rechtschreib-Intesivmaßnahmen zur Hand.<br />

Korrespondenzautor<br />

Hanspeter Orth<br />

hanspeter.orth@t-online.de<br />

Schulpraktische Hilfen zur Diagnose und Förderung von LRS Kindern<br />

Hanspeter Orth (1), Ursula Wurster (2), Christine Franz-Villinger (3)<br />

(1) Leseschule Wallstadt, Mannheim/Wallstadt, Deutschland<br />

(2) Elsenztalschule Bammental, Bammental, Deutschland<br />

(3) Stauffenberg-Schule, Heidelberg, Deutschland<br />

Inhalt <strong>des</strong> Vortrages ist die Darstellung der Entwicklung der Multiplikatorengruppe im<br />

Zusammenhang mit den von ihr erarbeiteten Hilfen für den Schulalltag und verschieden<br />

entwickelten Organsiationsformen der Förderung von Kindern von Klasse 1-4.<br />

Anhand der ‚Diagnostikmappe‘ werden die Fragen geklärt:<br />

Womit erkenne ich die Kinder?<br />

Wie führe ich Sie einer Förderung zu?<br />

Welches Wissen benötigen die Lehrer?<br />

Wie ist die Lehrerfortbildung hierzu organisiert?<br />

An Hand der ‚Fördermpappe‘ wird deren äußere und inhaltliche Struktur zur Förderung<br />

der basalen Lernvoraussetzungen (in Erweiterung von Breuer/Weuffen) im Klassenverband<br />

exemplarisch dargestellt.<br />

Anknüpfend an das basale Training (Schritte <strong>zum</strong> Schreiben/Rechtschreiben) wird die<br />

äußere Struktur und der inhaltliche Aufbau <strong>des</strong> ‚Strategiegeleiteten Rechtschreibaufbaus‘<br />

100


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

als ein nach orthografischen Schwierigkeiten gestufter und hierarchisch gegliederten<br />

Rechtschreibstrategien zusammengestellter Rechtschreibaufbau im Überblick und an<br />

Hand von exemplarischen Vertiefungen vorgestellt.<br />

Korrespondenzautor<br />

Hanspeter Orth<br />

hanspeter.orth@t-online.de<br />

<strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie<br />

Erkennen und Verstehen?<br />

Welche Erkennungsmerkmale gibt es?<br />

Wie erfolgt eine gute Diagnostik?<br />

Inge Palme<br />

Bun<strong>des</strong>verband <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie e.V., Hannover, Deutschland<br />

Schon im Vorschulbereich sollten Erzieher und Eltern Symptome und Auffälligkeiten,<br />

die auf eine <strong>Legasthenie</strong> oder Dyskalkulie hinweisen, sehr ernst nehmen. Wenn viele<br />

Symptome vorliegen, gibt nur eine detaillierte Diagnostik Aufschluss über die aktuelle<br />

Lernausgangslage <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>. Die Diagnostik gehört in die Hände von Fachärzten für<br />

Psychiatrie/Psychotherapie und gibt allen Bezugspersonen deutliche und hilfreiche Hinweise<br />

zur Gesamtpersönlichkeit <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong>.<br />

Nur so kann das legasthene/dyskalkulische Kind gezielt und individuell gefördert werden.<br />

Effektiv ist die Förderung nur dann, wenn das Kind in Schule und häuslichem Umfeld<br />

warme Empathie der Bezugspersonen erfährt und ihm immer wieder signalisiert wird,<br />

dass alle wissen, dass es weder dumm noch faul ist.<br />

Im schulischen Bereich sollte sichergestellt werden, dass Lehrer das Bedingungsgefüge<br />

von <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie kennen, um zu vermeiden, dass der Teufelskreis<br />

von Misserfolgen und Misserfolgs-Erwartungen größer wird. Vielmehr muss er – durch<br />

Verständnis und langfristige aufbauende Unterstützung – durchbrochen werden, um zu<br />

verhindern, dass Frust und Verzweiflung Raum gewinnen und zu Lernblockaden führen.<br />

Es ist daher wichtig, <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie so früh wie möglich zu erkennen. Um<br />

den Schülern mit Teilleistungsstörungen gerecht zu werden, muss man verstehen, dass<br />

dem Lernen-Wollen das Nicht-Lernen-Können gegenüber steht und dass der gesamte<br />

Lernprozess deutlich verlängert wird.<br />

Legastheniker und Dyskalkuliker, die ihre Schullaufbahn erfolgreich durchlaufen konnten,<br />

haben es nicht zuletzt <strong>des</strong>wegen geschafft, weil das Verständnis von Eltern, Lehrern und<br />

Freunden sie über einen langen Zeitraum kontinuierlich und motivierend begleitet hat.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Inge Palme<br />

beratung@bvl-legasthenie.de<br />

0700 31873811<br />

101


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Rechenschwäche zu spät entdeckt, kann man noch etwas tun?<br />

Silvia Pixner<br />

CJD Berchtesgaden, Berchtesgaden, Deutschland<br />

In der jüngeren Zeit tritt die Rechenstörung immer mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit.<br />

Im klinischen Alltag wird Dyskalkulie als die Störung der basalen Zahlenverarbeitung<br />

ohne Intelligenzminderung beschrieben. Dabei wird auch explizit darauf hingewiesen,<br />

dass Dyskalkulie nicht als eine Störung abstrakter mathematischer Fertigkeiten zu<br />

sehen ist. In den aktuellen Studien wurde daher sehr viel in Richtung Früherkennung<br />

und Frühförderung geforscht. Die Kinder zeigen meist ein durchschnittliches Intelligenzniveau<br />

und bedienen sich daher sehr oft verschiedener Kompensationsstrategien.<br />

Aus diesem Grund werden die meisten Kinder nicht sofort in den ersten Schulstufen als<br />

Rechenschwach erkannt. Die meisten kompensatorischen Strategien sind entweder zeitaufwendiger<br />

(Hochzählen statt Faktenabruf) bzw. fehleranfälliger und führen in den späteren<br />

Schulalltag mit wachsenden Herausforderungen meist <strong>zum</strong> Scheitern. Die älteren<br />

Dyskalkuliker wenden immer mehr Energie und Kapazität für die Lösung der Aufgaben<br />

auf und müssen immer öfter Misserfolge erfahren. Dieser Zustand führt <strong>zum</strong> Verlust der<br />

Motivation und in späterer Folge zur Vermeidung der Auseinandersetzung mit Mathematik<br />

und den Zahlen. Das Vermeidungsverhalten wird neben den physiologischen<br />

und kognitiven Symptomen im Zusammenhang mit Mathematikangst beschrieben. In<br />

vereinzelten Studien werden die Auswirkungen dieser Angst auf die erzielten Leistungen<br />

bei Rechenaufgaben beschrieben.<br />

In diesem Workshop sollten Möglichkeiten einer Intervention bei Kindern und Jugendlichen<br />

in der Sekundarstufe aufgezeigt und diskutiert werden. Dabei sollten nicht nur die<br />

Verbesserung der mathematischen Fertigkeiten, sondern auch die emotionale Komponente<br />

berücksichtigt werden. In der aktuellen Literatur findet man noch keine evaluierten<br />

Interventionsstudien bei älteren Dyskalkulikern, daher werden in diesem Workshop Erfahrung<br />

aus der Praxis und bereits belegte Hinweise für die Effektivität einer Intervention<br />

mit jüngeren Dyskalkulikern verknüpft und diskutiert.<br />

Literatur:<br />

Galonska, S., & Kaufmann, L. (2006). Intervention bei entwicklungsbedingter Dyskalkulie.<br />

Sprache, Stimme, Gehör, 30, 171-178.<br />

Kaufmann, L., Handl, P., & Delazer, M. (2005). Wie Kinder rechnen lernen und was ihnen<br />

dabei hilft. In M. von Aster & J.H. Lorenz (Hrsg.). Rechenstörungen bei Kindern. Neurowissenschaft,<br />

Psychologie, Pädagogik. (178-201). Göttingen: Vandenhoek & Ruprecht.<br />

Krajewski, K, & Schneider, W. (2006). Mathematische Vorläuferfertigkeiten in Vorschulalter<br />

und ihre Vorhersagekraft für die mathematischen Leistungen bis zu Ende der Grundschulzeit.<br />

Psychologie in Erziehung und Unterricht, 53, 246-262.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Pixner<br />

silvia.pixner@cjd.de<br />

08652 6000245<br />

102


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Sind Einer mehr wert als Zehner wenn sie zuerst gesprochen werden? Verarbeitung<br />

von zweistelligen Zahlen bei Kindern in unterschiedlichen Zahlwortsystemen<br />

Silvia Pixner (1), Liane Kaufmann (2), Hans-Christoph Nuerk (3)<br />

(1) CJD Berchtesgaden, Berchtesgaden, Deutschland<br />

(2) Medizinische Universität Innsbruck, Neuropädiatrie, Innsbruck, Österreich<br />

(3) Universität Tübingen, Abteilung für Psychologische Diagnostik, Tübingen, Deutschland<br />

Zweistellige Zahlen stellen im deutschen Sprachraum eine Besonderheit dar, da sie im<br />

verbalen Kode invertiert werden (21 wird als einundzwanzig mit dem Einer an erster<br />

Stelle gesprochen). Diese, für geübte Rechner, banale Eigenschaft unseres Zahlwortsystems<br />

bereitet Kindern erhebliche Probleme beim Erweb <strong>des</strong> Verständnisses für das<br />

arabische Platz x Wert System. Hauptziel der vorliegenden Studie ist die systematische<br />

Untersuchung <strong>des</strong> Einflusses der Inversion auf den Erwerb der Zahlenverarbeitung. Es<br />

wurden 350 Erstklässler in drei verschiedenen Ländern mit unterschiedlichen Zahlwortsystemen<br />

untersucht (Österreich, Italien, Tschechien). Das deutsche Zahlwortsystem<br />

ist durch eine Inversion im zweistelligen Zahlenraum charakterisiert, während beim<br />

italienischen Zahlwortsystem die Zahlen zwischen 21 und 99 nicht invertiert werden<br />

(21 –> zwanzigeins). Das tschechische Zahlwortsystem ist insofern besonders, da hier<br />

die zweistelligen Zahlen sowohl mit als auch ohne Inversion gesprochen werden (21 –><br />

einundzwanzig bzw. zwanzigeins).<br />

Vergleicht man die Ergebnisse der Kinder in diesen drei Ländern in verschiedenen<br />

Aufgabenstellungen, zeigen die österreichischen Kinder immer deutlich mehr Schwierigkeiten<br />

als italienische bzw. tschechische Kinder. Dies betrifft aber nicht nur die Aufgaben,<br />

bei denen die Zahlen transkodiert (Umwandlung von einen arabischen Kode in<br />

einen verbalen oder umgekehrt), werden müssen sondern auch solche Aufgaben, bei<br />

denen eine verbale Kodierung aufgabenirrelevant ist.<br />

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen einen klaren Einfluss <strong>des</strong> Zahlwortsystems<br />

auch auf die Zahlenverarbeitungsaufgaben, die nicht direkt verbal sind. Insbesondere<br />

stellt anscheinend die Inversion eine wichtige Hürde dar. Diese Resultate sind u. E.<br />

äußerst relevant für die Mathematikdidaktik, da sie zeigen, dass das Transkodieren auch<br />

hinsichtlich der Inversion gut beherrscht werden sollte, damit nicht später Rechenschwächen<br />

auftauchen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Pixner<br />

silvia.pixner@cjd.de<br />

08652 6000245<br />

103


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

The genetic and environmental origins of mathematics and reading abilities<br />

and disabilities in the early school years<br />

Robert Plomin<br />

Institute of Psychiatry, King’s College, London, UK<br />

Behavioural genetic research on learning disabilities has gone far beyond just showing<br />

that genetics contributes substantially to the origins of reading and mathematics<br />

disabilities. Three examples from recent twin research will be discussed (Kovas et al.,<br />

2007). First, the genes responsible for the high heritability of common learning disabilities<br />

are the same genes responsible for normal variation in learning abilities. Second,<br />

the persistence of learning disabilities and abilities is largely mediated genetically. Third,<br />

the same set of genes (‘generalist genes’) affects different learning abilities and disabilities.<br />

Conversely, the environment is largely responsible for age-to-age changes and for<br />

differences across abilities.<br />

The new frontier lies in understanding these genetic and environmental influences at<br />

the molecular level of genes (DNA) and gene expression (RNA). Microarrays make it<br />

possible to study all variation in DNA (genome) and variation in all RNA transcribed<br />

from DNA (transcriptome) (Plomin & Schalkwyk, 2007). Genome-wide DNA association<br />

studies have begun to identify some of the multiple genes responsible for the heritability<br />

of common disorders, including reading and mathematics disabilities (Meaburn et al.,<br />

2007). Because RNA, unlike DNA, is responsive to the environment, genome-wide RNA<br />

association studies could provide a biological foundation for understanding more complex<br />

levels of environmental influence.<br />

Kovas, Y., Haworth, C. M. A., Dale, P. S., & Plomin, R. (2007). The genetic and environmental<br />

origins of learning abilities and disabilities in the early school years. Monographs<br />

of the Society for Research in Child Development, Volume 72, whole number 3, Serial<br />

No. 188, pp. 1-144.<br />

Meaburn, E. L., Harlaar, N., Craig, I. W., Schalkwyk, L. C., & Plomin, R. (2008). Quantitative<br />

Trait Loci association scan of early reading disability and ability using pooled DNA<br />

and 100K SNP microarrays in a sample of 5760 children. Molecular Psychiatry. 13 (7):<br />

729-40.<br />

Plomin, R., & Schalkwyk, L. C. (2007). Microarrays. Developmental Science, 10, 19-23.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Robert Plomin<br />

r.plomin@iop.kcl.ac.uk<br />

104


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Das Elternseminar – Psychoedukation und Förderbegleitung mit Eltern<br />

legasthenischer Kinder<br />

Renate Puhl (1), Sabine Omarow (2)<br />

(1) Lernweg, Berlin, Deutschland<br />

(2) Lernpraxis, Berlin, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

In dem Vortrag wird ein neues Konzept der Elternarbeit zur Förderung von lese- und<br />

rechtschreibschwachen Kindern vorgestellt. Wissenschaftliche Untersuchungen zur<br />

Sozialen Unterstützung zeigen die positiven Effekte von Bewältigungsstrategien, an<br />

denen die gesamte Familie beteiligt ist. In diesem Kontext stellen wir ein selbst entwickeltes<br />

Programm vor, das die Eltern systematisch in die professionelle Förderung mit<br />

einbezieht.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Mit einer Power-Point-Präsentation soll im Vortrag skizziert werden, wie den Eltern <strong>zum</strong><br />

einen Fachwissen psychoedukativ vermittelt wird, damit sie die Lernprobleme ihres<br />

Kin<strong>des</strong> verstehen und mit ihm zusammen erfolgreiche Lernstrategien entwickeln können.<br />

Zum anderen zeigen wir, wie das begleitende Praxisseminar es den Eltern ermöglicht,<br />

den außerhäusigen Förderunterricht sinnvoll durch Aufmerksamkeits-, Wahrnehmungs-<br />

und Funktionsübungen zu unterstützen.<br />

Ergebnisse:<br />

Wir referieren die uns bisher bekannten Erfolge (Ressourcenaktivierung, Motivations-<br />

und Kompetenzverbesserung) aber auch eventuell auftretende Probleme (etwa familiäre<br />

Diagnostik, zeitlicher Aufwand, Kostenträger) bei der Förderbegleitung.<br />

Zusammenfassung:<br />

Der Vortrag gibt einen Überblick zur Theorie und Praxis von Elternseminaren. Diese neuartige,<br />

familienbezogene Form dient der professionellen Begleitung von Eltern legasthenischer<br />

Kinder durch Psychoedukation, Trainingsmodule und Praxisbegleitung.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Renate Puhl<br />

kontakt@lernweg-berlin.de<br />

030 70602203<br />

030 70605703<br />

105


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Genetic bases of dyslexia<br />

Franck Ramus<br />

Laboratoire de Sciences Cognitives et Psycholinguistique<br />

Ecole Normale Supérieure, Paris, Frankreich<br />

It has been known for a long time that dyslexia often runs in families, suggesting a partly<br />

genetic transmission of the disorder. Twin studies have confirmed the heritability of<br />

dyslexia. Only recently has the sequencing of the human genome allowed a more direct<br />

investigation of the genetic influences on dyslexia. We will review the data currently<br />

available on genes associated with dyslexia, their role on brain development and their<br />

possible connections with the cognitive aspects of dyslexia.<br />

Korrespondenzautor :<br />

Franck Ramus<br />

franck.ramus@ens.fr<br />

++33 144322619<br />

++33 144322630<br />

Praxis der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung<br />

Carola Reuter-Liehr<br />

Institut für Sonderpädagogik, Praxis für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Nörten-Hardenberg, Deutschland<br />

Das Konzept der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“ ist seit 1992 veröffentlicht.<br />

Es ist schriftsprach-, entwicklungs- und strategieorientiert. Die Effektivität konnte in mehreren<br />

wissenschaftlichen Studien nachgewiesen werden. 2005 belegte eine Follow-up-Studie<br />

den nachhaltigen Effekt (46 Einzeltherapien, durchgeführt unter Supervision während<br />

der Berufsweiterbildung) mit einer TW-Differenz 12/18 zwischen Anfangs- und Follow-up-<br />

Test (Ø 3 Jahre nach Abschluss der Therapie) und einer sehr hohen Effektstärke.<br />

Die Lese-Rechtschreibkompetenz lässt sich demnach auch beim legasthenen Kind deutlich<br />

steigern, so dass selbst schwer Betroffene durchschnittliche Ergebnisse erzielen<br />

und einen ihrer Begabung entsprechenden Schulabschluss mit guten Ausbildungschancen<br />

erreichen können.<br />

Nun wissen wir jedoch aus langjähriger Supervisionsarbeit, dass der Erfolg einen systematischen<br />

und präzisen Einsatz <strong>des</strong> Konzepts mit seinen integrierten Methoden jeweils<br />

bezogen auf die Lernsituation <strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> erfordert. Je stringenter dies geschieht, <strong>des</strong>to<br />

eher ist eine Steigerung der Lese-Rechtschreibkompetenz zu erwarten.<br />

So soll der Workshop nach einer kurzen Einführung in die basalen Elemente <strong>des</strong> Konzepts<br />

gerade die Umsetzung in die legasthenietherapeutische Praxis in den Vordergrund<br />

stellen. Dazu werden praktische Übungen angeboten und Videoaufnahmen zur methodischen<br />

Umsetzung einbezogen.<br />

106


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Die Teilnehmer – welche das Konzept bereits kennen und einsetzen – können Fragen<br />

aus der alltäglichen Praxis einbringen. Teilnehmer, welche bisher noch keine Berührungspunkte<br />

mit dem Konzept hatten, bitten wir, sich vorab einzulesen.<br />

Literatur:<br />

C. Reuter-Liehr (2001) Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung – Das strategiegeleitete<br />

Lernen <strong>zum</strong> Training von Phonemstufen auf der Basis <strong>des</strong> rhythmischen Syllabierens,<br />

Bd. 1, Winkler Bochum, Neuauflage 2008<br />

C. Reuter-Liehr (2007) Das Konzept der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“.<br />

In: Schulte-Körne, G. (Hrsg.) <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie: Aktuelle Entwicklungen in<br />

Wissenschaft, Schule und Gesellschaft, S. 107-133<br />

Unterberg, Daniela (2005) Die Entwicklung von Kindern mit LRS nach Therapie durch ein<br />

sprachsystematisches Förderkonzept. Kurz- und langfristige Wirksamkeit <strong>des</strong> Förderkonzepts<br />

nach Reuter-Liehr, Winkler Bochum<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carola Reuter-Liehr<br />

reuter-liehr@t-online.de<br />

05503 91436<br />

Von der phonemischen zur morphemischen Strategie –<br />

Fortsetzung der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“<br />

Carola Reuter-Liehr<br />

Institut für Sonderpädagogik, Praxis für <strong>Legasthenie</strong>therapie, Nörten-Hardenberg, Deutschland<br />

Die lerntheoretische Grundlage <strong>des</strong> Konzepts der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“<br />

besagt, dass gemäß der entwicklungspsychologischen Sichtweise menschliches<br />

Lernen in aufeinander aufbauender Bewältigung von Aufgaben geschieht. So<br />

muss eine Aufgabe erst gelingen, bevor weitere komplexere Aufgabenstellungen gestellt<br />

werden können.<br />

Konkret bedeutet dies bei Einsatz der „Lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung“: Nach<br />

dem Aufbau der phonemischen Strategie (Training der Phonemstufen 1-6 mit Hilfe <strong>des</strong><br />

rhythmischen Syllabierens) verfügt das Kind über ein sicheres Sprachrhythmusgefühl, es<br />

hat viele korrekte Sprechweisen als Sprechmuster gespeichert, grundlegende Regelhaftigkeiten<br />

als solche erkannt und seine Lesegenauigkeit deutlich erhöht. Ca. 60 %<br />

der deutschen Orthographie ist weitgehend automatisiert korrekt erworben. Nun ist der<br />

Übergang zur morphemischen Strategie – als Grundlage für orthographisches Wissen –<br />

gut vorbereitet. Er gelingt durch den schrittweisen Aufbau der Morphemsegmentierung.<br />

Die Wörter werden nicht mehr nur in Sprechsilben, sondern auch in „Wortbausteine“<br />

mit einer spezifischen Bedeutung eingeteilt. Mit der Fähigkeit Bedeutungseinheiten zu<br />

erkennen, ist eine weitere Sprachstruktur gewonnen, die für das Lesen und Rechtschreiben<br />

genutzt werden kann. Das Abtrennen von Anfangsmorphemen und Endmorphemen<br />

107


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

sowie grammatischen Endungen vom Wort isoliert das Hauptmorphem (Wortstamm), nur<br />

im Hauptmorphem gibt es Ableitungsprobleme zu bewältigen. Diese Ableitungsprobleme<br />

werden zudem nur sicher gelöst, wenn die Bedeutungszusammenhänge der Wörter<br />

erkannt werden. Ein problemloser Übergang von der Silbensegmentierung zur Morphemsegmentierung<br />

gelingt durch den Start mit Anfangsmorphemen, da diese in ihrer<br />

Funktion als Vorsilben der Silbengliederung entsprechen.<br />

Der Vortrag gibt Auskunft über diesen schrittweisen Übergang und den Aufbau <strong>des</strong><br />

Regeltrainings mit Hilfe der Morphemsegmentierung auf der Basis einer gesicherten<br />

phonemischen Strategie.<br />

Literatur:<br />

C. Reuter-Liehr (voraussichtlich 2008) Lautgetreue Lese-Rechtschreibförderung – Das<br />

Training der phonemischen Strategie auf der Basis <strong>des</strong> rhythmischen Syllabierens mit<br />

einer Darstellung <strong>des</strong> Übergangs zur morphemischen Strategie (Arbeitstitel), Bd. 1,<br />

Winkler Bochum<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carola Reuter-Liehr<br />

reuter-liehr@t-online.de<br />

05503 91436<br />

Rechenschwäche-Prävention im Erstunterricht:<br />

Diagnostik und Förderung bei Defiziten im Mengenverständnis<br />

Max Richter<br />

Institut für Rechenschwäche-Therapie, Berlin, Deutschland<br />

Im Vortrag werden Überlegungen zu Diagnostik und Förderung im Bereich Pränumerik<br />

vorgestellt. Präsentiert wird ein qualitativer Kurztest, den der Vortragende in Kooperation<br />

mit dem Schulpsychologischen Beratungszentrum Berlin-Tempelhof/Schöneberg entwickelt<br />

hat. Das Diagnostikum steht im Zentrum einer derzeit angebotenen Fortbildungsreihe<br />

für Grundschullehrer/innen.<br />

Der Mengenbegriff ist die sachlogische Basis für die Entwicklung eines tragfähigen Zahlbegriffs.<br />

Grundschullehrer/innen stehen im mathematischen Erstunterricht zunehmend<br />

vor der Aufgabe, den Schülern die pränumerischen Voraussetzungen mathematischen<br />

Lernens zu vermitteln; dies gilt insbesondere bei früherer Einschulung sowie Wegfall der<br />

Vorklassen.<br />

Gelingt die Vermittlung der grundlegenden mengenbegrifflichen Abstraktionen, so kann<br />

der Entstehung einer Rechenschwäche bereits im ersten Schuljahr entgegengewirkt werden.<br />

Anderenfalls besteht die Gefahr, von Beginn an, an einem Teil der Schüler vorbei zu<br />

unterrichten; Kompensationsstrategien, insbesondere das verfestigte zählende Rechnen,<br />

drohen sich in der Folge zu manifestieren.<br />

108


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Vorschläge zu einer detaillierten Feststellung der Lernausgangslage im pränumerischen<br />

Bereich sowie eine Konzeption innerschulischer Kleinstgruppen-Förderung werden zur<br />

Diskussion gestellt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Max Richter<br />

max.richter@irtberlin.de<br />

030 86396904<br />

030 86396907<br />

Kalkulie – ein Diagnose- und Förderprogramm für rechenschwache Kinder<br />

Gabi Ricken (1), Annemarie Fritz (2)<br />

(1) Universität Hamburg, Fachbereich Erziehungswissenschaft, Hamburg, Deutschland<br />

(2) Universität Essen-Duisburg, Fachbereich Bildungswissenschaften, Essen, Deutschland<br />

Kinder mit Schwierigkeiten im Rechnen konnten vor allem in ihrer Vorschulzeit wesentliche<br />

mathematische Konzepte und Kompetenzen nicht entwickeln. Um dies anzuregen,<br />

muss eine Lernumgebung geschaffen werden, die systematisch zusammengestellte<br />

Aufgaben bereitstellt.<br />

Mit dem Förderkonzept Kalkulie liegt eine solche Aufgabensystematik vor, die aus einem<br />

entwicklungspsychologischen Kompetenzmodell abgeleitet wurde.<br />

Im Vortrage (Workshop) werden die theoretische Basis <strong>des</strong> Förderprogramms, die<br />

Aufgabensystematik und wesentliche Aspekte der Erarbeitung <strong>des</strong> Konzepts anhand von<br />

Beispielen vorgestellt.<br />

Im Zentrum <strong>des</strong> Ansatzes steht die Entwicklung <strong>des</strong> Wissens der Kinder über die Zerlegungen<br />

von Zahlen und die Beziehungen zwischen Zahlen.<br />

Mit Hilfe eines diagnostischen Aufgabensets wird der Entwicklungsstand der Kinder<br />

bestimmt, um dann dem Kompetenzniveau entsprechend den zu fördernden Bereich<br />

auszuwählen. Das Programm besteht aus 3 Bausteinen.<br />

Im Baustein 1 geht es um die frühen bereichsspezifischen Voraussetzungen wie z. B. die<br />

Beherrschung der Zahlwortreihe, das Ordnen in Reihen, das Vergleichen von Mengen.<br />

Im Baustein 2 wird mit dem Strukturieren <strong>des</strong> Zwanzigerraums die entscheidende Basis<br />

für den Übergang vom Auszählen <strong>zum</strong> Rechnen geschaffen. Auf dieser Basis werden im<br />

Baustein 3 nicht-zählende Rechstrategien entwickelt und automatisiert.<br />

Abschließend werden Befunde aus empirischen Erprobungen <strong>des</strong> Programms vorgestellt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Gabi Ricken<br />

gabyricken@aol.com<br />

040 28383956<br />

109


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Multivariate treatment of correlated phenotypic dimensions in genetic studies<br />

Darina Roeske, Bertram Müller-Myhsok<br />

Max-Planck-Institute for Psychiatry, Statistical Genetics, Munich, Germany<br />

In genetic studies usually the association between the disease phenotype and a certain<br />

genotype, e.g. a single nucleotide polymorphism is of interest. Very often also quantitative<br />

phenotypes are available. Apart from treating every phenotype on its own, a<br />

combination of correlated phenotypes can give a more structured picture of the disease<br />

and its subdimensions. However, there is no general agreement what procedures to use<br />

in such a setting. We present different methods for multivariate analyses of correlated<br />

phenotypes and compare their advantages and disadvantages.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Darina Roeske<br />

darina@mpipsykl.mpg.de<br />

089 30622222<br />

Zahlensalat im Kopf – Hirnfunktionen bei Kindern mit Dyskalkulie<br />

Stephanie Rotzer (1), Karin Kucian (1), Thomas Loenneker (1), Peter Klaver (1),<br />

Ernst Martin (1), Michael von Aster (1) (2)<br />

(1) Universitäts-Kinderkliniken, MR-Zentrum, Zürich, Schweiz<br />

(2) Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und PsychotherapieDRK Kliniken Berlin/Westend, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Bildgebende Studien weisen auf eine Beteiligung präfrontaler und parietaler Regionen<br />

bei der Zahlenverarbeitung hin. Bei der Dyskalkulie, einer spezifischen Lernstörung <strong>des</strong><br />

Rechnens und der Zahlenverarbeitung, sind ebenfalls frontale und parietale Regionen<br />

involviert, jedoch bleibt offen, ob diese Störung auf eine Einschränkung der spezifischen<br />

Rechenfähigkeiten oder eher auf Beeinträchtigungen von allgemeineren, das Rechnen<br />

unterstützende Funktionen wie Arbeitsgedächtnis und Aufmerksamkeit, zurückzuführen<br />

ist. Das Ziel dieser Studie ist es zu untersuchen, welche kognitiven Bereiche bei Kindern<br />

mit Dyskalkulie betroffen sind und ob die entsprechenden Hirnregionen geringere neuronale<br />

Aktivität im Vergleich zu derer normal-rechnender Kindern aufweisen.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Je elf Kinder mit und ohne Dyskalkulie im Alter zwischen 8 und 12 Jahren wurden ausführlich<br />

neuropsychologisch getestet und anschließend mittels funktioneller Magnetresonanztomographie<br />

(fMRT) untersucht. Den Kindern wurden zwei verschiedene<br />

Paradigmen präsentiert:<br />

1. eine Aufgabe zur räumlichen Repräsentation von Zahlen im Gehirn, dem mentalen<br />

Zahlenstrahl und<br />

2. eine Arbeitsgedächtnisaufgabe.<br />

Ergebnisse:<br />

Bei der neuropsychologischen Testung zeigen sich bei Kindern mit Dyskalkulie deutliche<br />

110


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Auffälligkeiten bei Subtraktionsaufgaben. Die fMRT-Messungen sind abgeschlossen und<br />

die Resultate werden am <strong>Kongress</strong> präsentiert.<br />

Zusammenfassung:<br />

Anhand zweier unterschiedlicher kognitiver Aufgaben wird überprüft, ob sich Unterschiede<br />

der Hirnaktivierung zwischen Kindern mit Dyskalkulie und normal-rechnenden<br />

Kindern finden lassen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Stephanie Rotzer<br />

stephanierotzer@gmx.ch<br />

++41 44 2667324<br />

++41 44 2667153<br />

Prävention von Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten –<br />

Ein Elterntraining zur Vorbereitung auf den Schriftspracherwerb<br />

Ellen Rückert, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, Deutschland<br />

Familiäre Faktoren, insbesondere das familiäre Leseklima, weisen einen deutlichen<br />

Zusammenhang <strong>zum</strong> späteren Lernerfolg im Lesen und Schreiben auf. Daraus ergeben<br />

sich große Chancen für einen familienzentrierten Ansatz zur Prävention von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten,<br />

die jedoch in Deutschland bisher noch wenig berücksichtigt<br />

worden sind.<br />

Mit „Lass uns lesen“ entsteht ein Programm, das diese Lücke schließen soll. Durch<br />

ein Elterntraining erwerben Eltern die Kompetenz, ihre Vorschulkinder gezielt auf den<br />

Schriftspracherwerb vorzubereiten. Das Training beinhaltet konkrete Materialien, die<br />

über einen Zeitraum von vier Monaten zu Hause eingesetzt werden. Dies sind einerseits<br />

interaktive Vorleseaktivitäten zur Verbesserung <strong>des</strong> familiären Leseklimas, andererseits<br />

gezielte Übungen zur Förderung der phonologischen Bewusstheit, die als wichtige<br />

Vorausläuferfähigkeit <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs bekannt ist.<br />

In einer ersten Projektphase wurde das Elterntraining in einigen Münchner Kindergärten<br />

durchgeführt. Die Regelmäßigkeit der Trainingsdurchführung zu Hause sowie die Zufriedenheit<br />

der Eltern wurden per Fragebogen erhoben. Die sprachlichen Fortschritte der<br />

teilnehmenden Kinder wurden getestet und mit den Fortschritten von Kindern verglichen,<br />

die ein etabliertes Trainings der phonologischen Bewusstheit erhielten. Im Vortrag werden<br />

die Ergebnisse dargestellt und in Hinblick auf die geplante Weiterentwicklung <strong>des</strong><br />

Programms diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Ellen Rückert<br />

ellen.rueckert@med.uni-muenchen.de<br />

089 5440 3990<br />

089 5160 5942<br />

111


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Evaluation eines Verfahrens <strong>zum</strong> Training der Lese-Rechtschreib-Fertigkeiten<br />

bei jungen Erwachsenen mit besonderem Förderbedarf im sprachlichen Bereich<br />

Jascha Rüsseler, Alexandra Brett<br />

Otto-von-Guericke Universität Magdeburg, Institut für Psychologie II, Magdeburg, Deutschland<br />

Wir untersuchten die Wirksamkeit eines Verfahrens <strong>zum</strong> Training der Lese-Rechtschreib-<br />

Fertigkeiten bei jungen Erwachsenen mit besonderem Förderbedarf im sprachlichen Bereich.<br />

Dazu wurden 197 Teilnehmer einer berufsbildenden Maßnahme zunächst mit Hilfe<br />

verschiedener standardisierter Testverfahren hinsichtlich ihrer Fähigkeiten im sprachlichen<br />

Bereich untersucht. Der Förderbedarf wurde über die Fehlerzahl im Rechtschreibtest<br />

R-T, die Lesezeit und die Fehlerzahl im Lesetest „Gi em aus“ sowie die Ergebnisse<br />

aus der Testung von acht Low-Level-Funktionen definiert. 72 Jugendliche mit erhöhtem<br />

Förderbedarf im sprachlichen Bereich absolvierten im Anschluss ein ca. sechsmonatiges<br />

Trainingsprogramm bestehend aus einem Low-Level-Funktions-Training, einem<br />

Lesetraining sowie Buchstabier- und Merkfähigkeitsübungen. Die anderen Teilnehmer<br />

dienten als Kontrollgruppe. Das Training fand einmal pro Woche in zwei 90-minütigen<br />

Unterrichtseinheiten statt.<br />

Sowohl die Teilnehmer <strong>des</strong> Trainings als auch die Jugendlichen in der Kontrollgruppe<br />

zeigten nach sechs Monaten signifikante Verbesserungen im Bereich der Low-Level-<br />

Funktionen sowie im Lesen und Rechtschreiben. Die Fortschritte bei den Teilnehmern<br />

der Trainingsgruppe waren jedoch deutlich höher als bei denen der Kontrollgruppe. Nach<br />

dem Training zeigten die Jugendlichen, die am Training teilgenommen hatten durchschnittlich<br />

drei Fehler im Lesetest im Gegensatz zu acht Fehlern im Rahmen der Vortestung.<br />

Die Lesezeit verbesserte sich von 61 Sekunden auf 47 Sekunden. Die Fehlerzahl<br />

Rechtschreibtest sank von 41 auf 34 Fehler.<br />

Unsere Ergebnisse zeigen, dass das untersuchte Verfahren erfolgreich bei Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen mit erhöhtem Förderbedarf im sprachlichen Bereich angewendet<br />

werden kann. Aufgrund der Komplexität <strong>des</strong> Trainingsprogramms stehen weitere<br />

Untersuchungen zur Wirkungsweise <strong>des</strong> Verfahrens aus.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jascha Rüsseler<br />

jascha.ruesseler@nat.uni-magdeburg.de<br />

0391 6718478<br />

Spezifische Sprachentwicklungsstörung (SSES) versus Lese-Rechtschreibstörung<br />

(LRS): zwei Seiten einer Medaille oder zwei eigenständige Störungen?<br />

Beate Sabisch (1), Anja Hahne (1), Elisabeth Glass (2), Waldemar von Suchodoletz (2),<br />

Angela D. Friederici (1)<br />

(1) MPI für Kognitions- und Neurowissenschaften, Neuropsychologie, Leipzig, Deutschland<br />

(2) Ludwig-Maximilians-Universität, Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychotherapie<br />

und Psychosomatik, München, Deutschland<br />

Ausgehend vom Quadrantenmodell (Bishop & Snowling, 2004) sollte der Frage nachgegangen<br />

werden, inwieweit eine SSES und eine LRS unterschiedliche Manifestationen<br />

112


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

einer Störung oder zwei getrennte Störungen darstellen.<br />

Mit Hilfe von Ereigniskorrelierten Potentialen wurden Sprachverstehensprozesse bei<br />

16 Kindern mit einer SSES (Alter: M=9;7, SD=1;9) und 16 Kindern mit einer LRS untersucht<br />

(Alter: M=11;1, SD=1;1). Zusätzlich wurden zwei Kontrollgruppen untersucht, die<br />

hinsichtlich <strong>des</strong> Alters, <strong>des</strong> Geschlechts und der nichtverbalen Intelligenz den Kindern<br />

mit einer SSES oder LRS entsprachen. Die Kinder hörten korrekte Sätze (z.B., Der Ball<br />

wurde geworfen.), Sätze mit einer semantischen Verletzung (z.B., Der Frühling wurde<br />

geworfen.) sowie Sätze mit einer kombinierten syntaktisch-prosodischen Verletzung<br />

(Der Stock wurde ins geworfen.). Im Vergleich zu den Kontrollkindern zeigten Kinder<br />

mit einer SSES für Sätze mit einer syntaktisch-prosodischen Verletzung keine rechtsanteriore<br />

Negativierung, während Kinder mit einer LRS eine zeitlich deutlich verzögerte<br />

Negativierung zeigten. Folglich verarbeiten Kinder mit einer SSES oder LRS prosodische<br />

Informationen nicht in gleicher Weise wie Kontrollkinder. Weniger gut etablierte prosodische<br />

Verarbeitungsprozesse haben sich möglicherweise nachteilig auf die Entwicklung<br />

früher und relativ automatischer syntaktischer Prozesse ausgewirkt (deutlich verzögerte<br />

bzw. verzögerte links-anteriore Negativierung). Späte und relativ kontrollierte syntaktische<br />

Verarbeitungsprozesse hingegen waren in beiden Gruppen intakt (vergleichbare<br />

P600) und stellen einen möglichen Kompensationsmechanismus dar. Für Sätze mit einer<br />

semantischen Verletzung zeigten Kinder mit einer SSES keinen N400 Effekt, was auf<br />

generelle Schwierigkeiten beim Erkennen der Verbbedeutung hinweist. Kinder mit einer<br />

LRS hingegen zeigten einen N400 Effekt.<br />

Die Ergebnisse bestätigen die Annahmen <strong>des</strong> Quadrantenmodells und sprechen für<br />

SSES und LRS als separierbare Störungen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Beate Sabisch<br />

sabisch@cbs.mpg.de<br />

0341 9940126<br />

0341 9940260<br />

Lesikus-Förderprogramme zur Verbesserung der Lesegenauigkeit und<br />

Lesegeschwindigkeit<br />

Individuelle Förderung der grundlegenden Lesefertigkeiten auf der Wort-<br />

und Satzebene<br />

Claudia Scherling<br />

Salzburg, Österreich<br />

Lesikus-Förderprogramme sind nach bewährten, wissenschaftlichen Erkenntnissen der<br />

Leseforschung aufgebaut.<br />

Die Computer-Programme „Lesetechnik“ (Therapeutenprogramm und Elternversion)<br />

haben das Einüben und die Verbesserung der Lesegenauigkeit und Lesegeschwindigkeit<br />

für bekannte und unbekannte Wörter <strong>zum</strong> Ziel. Das phonologische Defizitmodell<br />

dient als Grundlage. Schrittweise werden die Buchstaben-Lautzuordnungen gesichert,<br />

wobei diese jeweils einzeln geübt werden. Weiters werden der wichtige Prozess <strong>des</strong><br />

Zusammenlautens mit Pseudowörtern mit steigender phonologischer Komplexität sowie<br />

113


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

die automatische Worterkennung häufiger Silben und Wörter trainiert. Die Wörter einer<br />

Übung müssen genau und flüssig gelesen werden bevor die nächste Übung auf einem<br />

höheren Schwierigkeitsniveau angegangen wird, damit es zu einer Automatisierung kommen<br />

kann. Zusätzlich werden durch diese Vorgangsweise Überforderungssituationen<br />

vermieden.<br />

Die „Lesetechnik“-Programme werden unter Bezugnahme auf wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse der Leseforschung (Schwierigkeitsstufen der Lauteinführung, Schwierigkeitsstufen<br />

der Wortstruktur) und bewährte wissenschaftliche Lesefördermethoden (z.B.<br />

Verwendung von Pseudowörtern, rhythmische Silbengliederung, „tachistoskopisches<br />

Training“), vorgestellt.<br />

Die aktuellen Ergebnisse der Evaluationsstudie (Grundkurs-Lesetechnik) werden besprochen.<br />

Weiters wird mittels <strong>des</strong> „Einfach lesen – Tierquiz“ exemplarisch dargestellt, wie vom<br />

Training grundlegender Lesefähigkeiten auf der Wortebene schrittweise auf die Satzebene<br />

übergegangen werden kann. Ziel dieses Programms ist eine Automatisierung<br />

der Dekodierfähigkeiten als Voraussetzung für ein besseres Textverständnis. Denn nur,<br />

wenn bei diesem Prozess genügend Verarbeitungskapazitäten frei bleiben, können Wortfolgen<br />

als zusammengehörige Sinneinheiten verstanden werden. Zusätzlich wird darauf<br />

Bezug genommen, wie mit diesem Programm Lesen in seiner Vielgestaltigkeit erfahren<br />

werden kann. Es werden die aktive Auseinandersetzung mit dem Gelesenen durch<br />

Diskussionen sowie die Motivation, sich selbständig Informationen aus Büchern/Internet<br />

zu suchen, gefördert.<br />

Anhand <strong>des</strong> Therapeutenprogramms „Lesikus-Wortschatz“ werden verschiedene<br />

Anwendungsbereiche zu den Themen „Üben mit Grundwortschätzen “ und „Wortschatzlisten,<br />

nach individuell erstellten Kriterien“ erläutert.<br />

Der Schwerpunkt <strong>des</strong> Workshops liegt beim Erlernen <strong>des</strong> praktischen Umgangs mit<br />

den Förderprogrammen. Es werden Fallbeispiele besprochen, individuelle Übungspläne<br />

erstellt und Einsatzmöglichkeiten im Unterricht, in der Therapie und im Elternhaus<br />

aufgezeigt.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Claudia Scherling<br />

claudia.scherling@lesikus.com<br />

++43 650 8319761<br />

Symptomorientierte Förderung der grundlegenden Lesefertigkeiten<br />

anhand der Lesikus-Förderprogramme<br />

Claudia Scherling<br />

Salzburg, Österreich<br />

Empirische Studien der Leseforschung zeigen, dass Kinder in der deutschen Orthographie<br />

vor allem Schwierigkeiten in der Lesegeschwindigkeit haben. Nichts <strong>des</strong>to<br />

trotz ist Beherrschung der Buchstabe-Lautbeziehung eine wichtige Voraussetzung für<br />

ein sicheres und in weiterer Folge flüssiges Lesen. Anhand aktueller Erkenntnisse der<br />

114


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Leseforschung wurden drei verschiedene Leseförderprogramme entwickelt. Die beiden<br />

Förderprogramme Grundkurs und Therapeutenprogramm „Lesetechnik“ beziehen sich<br />

auf die Graphem-Phonembeziehung, das phonologische Defizitmodell dient als Grundlage.<br />

Dem Aufbau dieser Programme liegen wissenschaftliche Erkenntnisse der Leseforschung<br />

wie Schwierigkeitsstufen der Lauteinführung und der Wortstruktur zugrunde.<br />

Weiters bedienen sich die „Lesetechnik“ Programme wissenschaftlicher Lesefördermethoden<br />

wie Verwendung von Pseudowörtern, rhythmische Silbengliederung und<br />

„tachistoskopisches Training“. Schrittweise werden alle Graphem-Phonembeziehungen<br />

einzeln eingeübt und gesichert. Der wichtige Prozess <strong>des</strong> Zusammenlautens wird<br />

intensiv trainiert, indem Pseudowörter in Sprechsilben mit steigender phonologischer<br />

Komplexität dargeboten werden. Die automatische Worterkennung wird durch wiederholte<br />

Präsentation häufig vorkommender Silben und Wörter geübt. Überforderungssituationen<br />

werden durch den allmählich im Schwierigkeitsgrad steigenden Aufbau vermieden.<br />

Grundkurs Lesetechnik wurde bereits evaluiert– erste Ergebnisse dieser Evaluation<br />

werden vorgestellt.<br />

Das dritte Leseförderprogramm, das „Einfach lesen – Tierquiz“ zielt auf eine Automatisierung<br />

der Dekodierfähigkeiten als Voraussetzung für das Leseverständnis ab.<br />

Hilfestellungen <strong>zum</strong> Lesen einzelner Wörter (Schwerpunkt: lange, zusammengesetzte,<br />

unbekannte Wörter) werden gegeben. Durch die silben-, wort- oder satzweise Präsentation<br />

erfolgt ein allmählicher Übergang von der Wortebene auf die Satzebene. Anhand der<br />

drei Lesikus-Leseförderprogramme wird die praktische Umsetzung empirisch basierter<br />

Forderungen der aktuellen Leseforschung aufgezeigt und erläutert, wie eine symptomorientierte<br />

Förderung der grundlegenden Lesefertigkeiten erfolgen kann.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Claudia Scherling<br />

claudia.scherling@lesikus.com<br />

++43 650 8319761<br />

Göttinger Zahlenbilder<br />

Mit strukturierten Zahlenbildern zu verläßlichen Kopfrechenstrukturen<br />

Harald Schmidt<br />

Mungo-Verlag, Göttingen, Deutschland<br />

Eines der besonders typischen und alarmierenden Merkmale für ein Dyskalkulie-Kind<br />

ist das zählende Rechnen – möglicherweise gar das Fingerzählen – weit über die ersten<br />

Wochen <strong>des</strong> Mathematikunterrichts hinaus. Die Zählstrategie ist über den Zahlenraum<br />

1-20 hinaus wenig hilfreich. Je länger aber Kinder an dieser Strategie festhalten, <strong>des</strong>to<br />

schwerer fällt ihnen die Anwendung anderer Strategien, die auch auf größere Zahlenräume<br />

anwendbar sind. Solchen Kindern fehlt in der Regel eine sichere Vorstellung von<br />

Zahlenmengen. Auf der Grundlage <strong>des</strong> Eierkartonschemas [2 x 5] für die gegliederten<br />

Zahlenmengen von 0 bis 10 wird ein in vielen Therapiestunden erprobtes Konzept vorgestellt,<br />

wie Kinder Zahlenmengen von der Handlungsebene über die bildliche, simultan<br />

erfassbare Vorstellung und symbolische Darstellung bis hin zur differenzierten Automatisierung<br />

für alle Grundrechenarten spielerisch und in systematischem abwechslungs-<br />

115


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

reichen Training nutzen können. Dieses Konzept trägt auch den Zehnerübergang und die<br />

Erweiterung <strong>des</strong> Zahlenraumes auf mehrere Dezimalen. Es basiert auf Forschungsergebnissen<br />

und Veröffentlichungen von Prof. Hans-Dieter Gerster aus Freiburg.<br />

Im Vortrag werden vom Referenten selbst entwickelte und erprobte Spielideen und<br />

-materialien vorgestellt und gleichzeitig Vorschläge gemacht wie sich solche Materialien<br />

auch mit einfachen Mitteln selber herstellen lassen.<br />

Literatur:<br />

Veronika Krüger: Mit Würfel und Spielkarte – Entwicklung rechnerischer Grundfertigkeiten;<br />

Tagungsbericht FIL Berlin 1998<br />

H. Schmidt: Rechenspiele mit dem Kakadu-Quintett; Mungo-Verlag Göttingen 2004<br />

H. Schmidt: Göttinger Zahlenbilder; Mungo-Verlag 2004<br />

Korrespondenzautor:<br />

Harald Schmidt<br />

hs@lernhilfe-Mathematik.de<br />

0551 7702225<br />

0551 7702564<br />

Rechtschreiberwerb in den ersten beiden Schuljahren –<br />

Ergebnisse einer Langzeitstudie<br />

Carola D. Schnitzler, Gerheid Scheerer-Neumann<br />

Universität Potsdam, Institut für Grundschulpädagogik, Potsdam, Deutschland<br />

Der Rechtschreiberwerb innerhalb der ersten beiden Grundschuljahre wurde hinsichtlich<br />

folgender Fragestellungen untersucht: Sind die Rechtschreibleistungen und verläuft der<br />

Rechtschreiberwerb innerhalb dieses Zeitraums homogen oder heterogen? Lassen sich<br />

Subgruppen bezüglich eingesetzter Rechtschreibstrategien beobachten? Wie und ab<br />

wann zeichnen sich Rechtschreibschwächen ab?<br />

Hierzu wurden 2 Gruppen von Grundschulkindern aus 5 Schulen in Potsdam und Umgebung<br />

in einer gestaffelten Langzeitstudie untersucht. Insgesamt wurden 203 vollständige<br />

Datensätze aus der ersten, jüngeren Gruppe (Mitte 1. bis Anfang 2. Schuljahr) und 178<br />

Datensätze von der zweiten, älteren Gruppe (Anfang 2. bis Anfang 3. Schuljahr) analysiert.<br />

Rechtschreibproben wurden mithilfe der Potsdamer Bilderliste (PBL) halbjährlich<br />

erhoben und quantitativ wie qualitativ (Strategieanalysen) ausgewertet. Die statistischen<br />

Datenanalysen beinhalteten Vergleichs- und Clusteranalysen.<br />

Es ließ sich ein kontinuierlicher Zuwachs der Rechtschreibleistungen über den gesamten<br />

Testzeitraum feststellen. Die quantitativen Ergebnisse zu den unterschiedlichen Testzeitpunkten<br />

wiesen eine deutliche Heterogenität der Rechtschreibleistungen bezogen<br />

auf das verwendete Testinstrument auf, die von der Mitte <strong>des</strong> ersten bis <strong>zum</strong> Anfang<br />

<strong>des</strong> dritten Schuljahres abnahm. Jungen erreichten von Anfang an ein durchschnittlich<br />

niedrigeres Leistungsniveau als Mädchen. Es ließen sich aufgrund der individuellen qualitativen<br />

Ergebnisse, der Strategieanalysen, unterschiedliche Subgruppen erkennen. Die<br />

116


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Veränderungen ihrer durchschnittlichen Strategieprofile bestätigten die phonologische<br />

Fundierung orthographisch korrekter Schreibungen und belegen somit diesen Aspekt<br />

gängiger Stufenmodellvorstellungen <strong>zum</strong> Rechtschreiberwerb.<br />

Kinder mit Rechtschreibproblemen zu Beginn <strong>des</strong> dritten Schuljahres ließen sich aufgrund<br />

eines verhältnismäßig hohen Anteils nicht lauttreuer Schreibungen bereits zu Beginn<br />

<strong>des</strong> 2. Schuljahres identifizieren. Es konnte aufgrund der vorliegenden Ergebnisse<br />

in der jüngeren Gruppe weiterhin vermutet werden, dass sich so Rechtschreibschwächen<br />

bereits in der Mitte <strong>des</strong> ersten Schuljahres abzeichnen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Carola Schnitzler<br />

carola.schnitzer@uni-potsdam.de<br />

0331 9772248<br />

0331 9772716<br />

Entwickeln effektiver Zahlvorstellungen und sicherer Rechenstrategien<br />

<strong>zum</strong> Verhindern von Rechenschwäche in der Grundschule<br />

Andrea Schulz<br />

DUDEN PAETEC GmbH, Institut für Lerntherapie, Berlin, Deutschland<br />

Je<strong>des</strong> Kind kann erfolgreich rechnen lernen. In der ersten und zweiten Klasse müssen<br />

dafür die inhaltlichen Voraussetzungen geschaffen und die Fähigkeiten weiter entwickelt<br />

werden. Was gehört dazu, wie kann man vorgehen?<br />

Im Workshop erfahren und erproben die Teilnehmer/innen<br />

- Wie brauchbare Zahlvorstellungen entwickelt werden können<br />

- Wie der Zahlenraum bis 10, bis 20, bis 100 (und bis 1000) ganzheitlich aufgebaut werden<br />

kann<br />

- Wie effektive Rechenstrategien das zählende Rechnen ablösen können<br />

- Wie die Fähigkeits- und Strategieentwicklung gefördert werden können<br />

Zur Veranschaulichung <strong>des</strong> Vorgehens werden Videoaufnahmen aus integrativen Lerntherapien<br />

in den Duden Instituten mit einbezogen.<br />

Literatur:<br />

Schulz, A. (1995): Lernschwierigkeiten im Mathematikunterricht der Grundschule. Berlin:<br />

Paetec.<br />

Schulz, A. (1998): Förderung „rechenschwacher“ Schüler im Rahmen einer integrativen<br />

Lerntherapie ein Erfahrungsbericht. In: Peter-Koop, A. (Hrsg.): Das besondere Kind im<br />

Mathematikunterricht der Grundschule. Offenburg: Mildenberger Verlag.<br />

Schulz, A. (2003): Aneignungsschwierigkeiten im Bereich Mathematik in der Grundschule.<br />

In: Eberwein, H.; Knauer, S. (Hrsg.), Behinderungen und Lernprobleme überwinden.<br />

Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Schulz, A. (2003): Integrative Lerntherapie – eine außerschulische Hilfe für Kinder mit<br />

117


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Rechenschwäche. In: Fritz, A. u. a. (Hrsg.), Rechenschwäche. Lernwege, Schwierigkeiten<br />

und Hilfen bei Dyskalkulie. Weinheim: Beltz.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andrea Schulz<br />

schulz@duden-paetec.de<br />

030 5331 1822,<br />

030 5331 1829<br />

Diagnose und gezielte Förderung für Legastheniker beim Fremdsprachenerwerb<br />

Katrin Sellin<br />

Lübeck, Deutschland<br />

Beim Fremdsprachenerwerb können Schwierigkeiten in der Rechtschreibung, der<br />

Grammatik, dem Umfang <strong>des</strong> Wortschatzes sowie bei Sprachverständnis und Sprachproduktion<br />

auftreten.<br />

Für den Anfangsunterricht werden Unterstützungsmöglichkeiten für Legastheniker<br />

mit Hinweisen zur Ausbildung einer exakten Aussprache, auf Rechtschreibregeln und<br />

Vorgehensweisen <strong>zum</strong> Lernen von Vokabeln gegeben. Der Erwerb guter Lesestrategien<br />

und die Bildung von Vernetzungen im Wortschatz sowie Vorschläge <strong>zum</strong> Aufbau solider<br />

Grammatikkenntnisse werden behandelt. Besondere Vorgehensweisen gelten für die<br />

Grundschule, die Mittel- und Oberstufe.<br />

Die Gestaltung <strong>des</strong> Fremdsprachenunterrichtes für Schüler mit Lernbesonderheiten ist<br />

ohne besonderen, zusätzlichen Aufwand möglich. Erleichterungen ergeben sich aus<br />

multisensorischer Gestaltung und gezielter, strukturbetonter Vermittlung von Grammatik.<br />

Die gemeinsame Fehleranalyse einer Klassenarbeit mit begleitenden Vorschlägen für<br />

gezieltes Üben dient der Verdeutlichung der einzelnen Vorschläge. Die Erläuterung von<br />

Formen wirksamen Übens erleichtert die Konzeption von zusätzlichem Übungsmaterial<br />

und weist auf sinnvolle Hausaufgabenhilfen hin.<br />

Besonderheiten kennzeichnen die Fremdsprachen Englisch, Französisch und Latein.<br />

Hieraus ergeben sich die Kriterien für die Sprachenwahl.<br />

Literatur:<br />

Sellin, K. (2008): Wenn Kinder mir <strong>Legasthenie</strong> Fremdsprachen lernen, Reinhardt,<br />

München<br />

Nieberle, G., (2005) Englische Rechtschreibung. Probleme deutschsprachiger Schüler,<br />

Verlag für kognitive Lernförderung, Regensburg<br />

Zander, G. (2002) Besser Englisch lernen trotz <strong>Legasthenie</strong>, Verlag an der Ruhr,<br />

Mühlheim<br />

Korrespondenzautor:<br />

Katrin Sellin<br />

katrinsellin@gmx.de<br />

118


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Förderung bei Fremdsprachen, Fehleranalyse und wirksame Übungsformen<br />

Katrin Sellin<br />

Lübeck, Deutschland<br />

Beim Fremdsprachenerwerb sind die Fehlerschwerpunkte von Legasthenikern vielfältig;<br />

eine Fehleranalyse ermittelt das individuelle Muster der Stärken und Schwächen in<br />

Englisch, Französisch und Latein.<br />

Bei der Förderung müssen wirksame Übungsformen eingesetzt werden, die <strong>zum</strong><br />

gezielten Fehlerabbau und <strong>zum</strong> Strategiegebrauch beim Spracherwerb und bei Lernzielkontrollen<br />

führen.<br />

Sellin, K. (2008): Wenn Kinder mir <strong>Legasthenie</strong> Fremdsprachen lernen, Reinhardt,<br />

München<br />

Korrespondenzautor:<br />

Katrin Sellin<br />

katrinsellin@gmx.de<br />

The Activities of the Portguese Dyslexia association<br />

Helena Serra<br />

Escola Superior de Educacao de Paula Frassinetti, Porto, Portugal<br />

The subject is the work with students, families, research, publications, national<br />

congresses, the law, our problems, etc.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Helena Serra<br />

h.serra@esefrassinetti.pt<br />

Neuropsychological findings and their neurophysiological correlates in a large<br />

German dyslexic sample<br />

Jennifer el Sharkawy, Silke Streiftau, Jürgen Bartling, Nina Neuhoff, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, Deutschland<br />

The preliminary results of a large German sample of dyslexic (n=207; mean age =<br />

9.7 years, range 8.3-11.4 years) and non-dyslexic (n=216; mean age = 8.1 years, range<br />

8.1-11.7 years) children will be presented. All children took part in an extensive neuropsychological<br />

test battery and provided DNA samples. A quarter of the children participated<br />

in an event-related potential (ERP) paradigm, where the passive processing of speech<br />

119


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

and non-speech perception were examined using the mismatch-negativity (MMN)<br />

construct. The cognitive profile of the entire sample will be presented as well as the<br />

ERP paradigm and the ERP results. Pertinent findings regarding correlations between<br />

the neurophysiological data and the behavioural data will also be explored. Finally, the<br />

impact and insights of the data for the understanding of dyslexia will be discussed.<br />

Korrespondenzautoren:<br />

Jennifer el Sharkawy<br />

jennifer.sharkawy@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5913<br />

Silke Streiftau<br />

silke.streiftau@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5913<br />

Neuropsychologische und neurophysiologische Korrelate der <strong>Legasthenie</strong><br />

im Kin<strong>des</strong>alter<br />

Jennifer el Sharkawy, Silke Streiftau, Jürgen Bartling, Nina Neuhoff, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, Deutschland<br />

Im Rahmen der von der EU geförderten Kooperationsstudie „NeuroDys – Dyslexia genes<br />

and neurobiological pathways“ werden in einer großen Stichprobe die Ursachen der<br />

<strong>Legasthenie</strong> erforscht. In München nahmen 207 legasthene und 216 nicht-legasthene<br />

Kinder teil. Alle Kinder wurden mit einer umfangreichen neuropsychologischen Testbatterie<br />

untersucht. Ein Viertel der Kinder nahm auch in einem Experiment zu ereigniskorrelierten<br />

Potentialen (EKP) teil, bei dem die Verarbeitung sprachlicher und nichtsprachlicher<br />

Reize verglichen wurde. Erste neuropsychologische Ergebnisse und deren<br />

neurophysiologische Korrelate werden präsentiert. Kognitive Profile werden vorgestellt<br />

und die Auswirkungen der Resultate auf die aktuelle <strong>Legasthenie</strong> Forschung diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Jennifer el Sharkawy<br />

jennifer.sharkawy@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5913<br />

120


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Dyslexia at university level: policy, identification and support.<br />

Chris Singleton<br />

Department of Psychology, University of Hull, United Kingdom<br />

Since the publication of a national report on dyslexia in higher education in 1999, there<br />

are now established policies and procedures for identifying and supporting university<br />

students with dyslexia throughout the UK. Dyslexic students are entitled to special financial<br />

support from the government to pay for computer equipment and study skills tuition.<br />

To ensure consistency, there are national guidelines for the tests that should be used to<br />

assess students who may have dyslexia and a national system of accreditation for psychologists<br />

and specialist teachers who are authorised to carry out these assessments<br />

according to a set protocol. Increasingly, higher education institutions are employing<br />

systems for screening for dyslexia and visual stress (Meares-Irlen syndome). However,<br />

there remains lack of understanding on the part of some academics about the appropriateness<br />

of support given to dyslexic students and the fairness of them being given<br />

additional time in written examinations.<br />

This paper will review the current situation in the UK in the light of recent research, and<br />

consider wider implications for university education across Europe.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Chris Singleton<br />

c.singleton@psy.hull.ac.uk<br />

++44 01482 465589<br />

121


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Dyslexia: Research and Current Perspectives<br />

Margaret J. Snowling<br />

Department of Psychology, University of York, United Kingdom<br />

Ten years ago, the field of dyslexia was dominated by the phonological deficit hypothesis,<br />

researchers were investigating causes of individual differences in dyslexia and<br />

studies of children at high-risk of dyslexia were burgeoning. This paper takes a look at<br />

progress in the field and discusses the current research agenda. I will argue that the<br />

standard model of dyslexia needs to be modified to take account of a number of key findings:<br />

dyslexia is a neurodevelopmental disorder and its manifestations differ according<br />

to age and language background. Dyslexia is often co-morbid with other learning disorders,<br />

and oral language skills act as both risk and protective factors in the development<br />

of dyslexia. These findings have important implications for theory and practice.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Margaret J. Snowling<br />

mjs19@york.ac.uk<br />

++44 1904 433162<br />

The role of phonological short term memory in reading acquisition. A comparison<br />

between regular and irregular orthographies<br />

Giacomo Stella<br />

University of Modena and Reggio Emilia, Modena, Italy<br />

Behavioral studies indicate the prominent role of phonological working memory (WM)<br />

in reading. This role is evident during reading when assembling phonology strategy is<br />

used in regular orthographies ( Patterson and Coltheart V. 1987). Phonological WM is<br />

less involved when addressed phonology is used to read irregular words. In this case our<br />

hypothesis is that the visuospatial sketchpad is more used than phonological subcomponent<br />

of WM.<br />

We try to verify our hyptothesis studyng efficiency of visuospatial sketchpad, and phonological<br />

working memory in children at early stages of reading acquisition in English and<br />

Italian setting.<br />

Preliminary data will be presented on a comparison between Italian and English first<br />

grade children.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Giacomo Stella<br />

giacomo.stella@unimore.it<br />

122


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Attentional deficits in developmental dyslexia: Experimental findings on lateralized<br />

attention and processing speed<br />

Prisca Stenneken (1), Johanna Egetemeir (1), Veronika Tanner (2),<br />

Gerd Schulte-Körne (3), Kathrin Finke (4)<br />

(1) Universität Bielefeld, Klinische Linguistik, Bielefeld, Deutschland<br />

(2) Catholic University Eichstädt-Ingolstadt, Eichstädt-Ingolstadt, Deutschland<br />

(3) Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum<br />

der Universität München, Deutschland<br />

(4) Neuro-cognitive Psychology Unit, Department of Psychology, Ludwig-Maximilians-University, Munich, Germany<br />

Impaired performance in tasks of visual attention has repeatedly been <strong>des</strong>cribed in<br />

persons with developmental dyslexia, and recent studies suggest that attentional deficits<br />

might causally contribute to developmental dyslexia (overview in Bosse, Tainturier &<br />

Valdois, 2008). The theoretical basis of the presents study is provided by the ‘theory of<br />

visual attention’ (TVA), a framework for deriving mathematically independent, quantitative<br />

measures of attentional components. Previous investigations applied this framework<br />

in whole and partial report tasks and have demonstrated its usability in providing a diagnostic<br />

tool for the assessment of attentional functions (e.g. Finke, et al., 2005). We used<br />

a whole-report and a partial-report paradigm in investigating of a group of adult dyslexics<br />

and a matched control group of normal readers. The report tasks allowed to estimate the<br />

following parametric values individually for all participants: perceptual processing speed,<br />

visual working memory storage capacity and the spatial distribution of attention. Stimuli<br />

were red or green letters, which were vertically or horizontally arranged in the left and<br />

right visual field and were briefly presented to the participants on a computer screen. The<br />

participants reported as many target stimuli as possible in an unspeeded manner. Possible<br />

reductions in the parametric values of the dyslexic group compared to the control<br />

group were taken as markers for the underlying deficit. Results demonstrated that the<br />

dyslexic deficit was mainly reflected in the processing speed and the spatial distribution<br />

of attention. The present findings are compatible with previous studies that identified<br />

subgroups of dyslexia characterized by an attentional deficit (e.g., Heim et al., 2008).<br />

Moreover, the parametric analyses contribute to a specific investigation of the nature of<br />

the attentional deficit in dyslexia.<br />

References:<br />

Bosse, M.-L., Tainturier, M. J., & Valdois, S. (2008). Developmental dyslexia: The visual<br />

attention span deficit hypothesis. Cognition, 104, 198–230.<br />

Finke, K., Bublak, P., Krummenacher, J., Kyllingsbæk, S., Müller, H. J. & Schneider, W. X.<br />

(2005). Usability of a theory of visual attention (TVA) for parameter-based measurement<br />

of attention I: Evidence from normal subjects. Journal of the International Neuropsychological<br />

Society, 11, 832–842.<br />

Heim, S., Tschierse, J., Amunts, K., Wilms, M., Vossel, S., Willmes, K., Grabowska, A. &<br />

Huber, W. (2008). Cognitive subrtypes of dyslexia. Acta Neurobiologiae Experimentalis,<br />

68, 73-82.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Prisca Stenneken<br />

prisca.stenneken@uni-bielefeld.de<br />

0521 106 5324<br />

123


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

„Laut-Methode“, „Piktogramm-Methode“<br />

Lew Sternberg<br />

Sternberg Verlag, Hamburg, Deutschland<br />

In Israel und in Japan gibt es keine <strong>Legasthenie</strong>. Die menschliche Geschichte zeigt uns<br />

einige erfolgreiche Varianten <strong>des</strong> Lernens wie beispielsweise die Silbenpiktogramme<br />

der Sumerer, die japanischen Silbenhieroglyphen sowie die hebräische konsonantische<br />

Schrift. Basierend auf diesen bereits bestehenden Mustern, entwickelte Lew Sternberg<br />

einen ganz neuen Ansatz für das Lesenlernen. Diese Lernmethoden sind für die kindliche<br />

Wahrnehmung einfacher und verständiger anzuwenden als die moderne europäische<br />

analytisch-synthetische Methode.<br />

Das Lernmaterial von Lew Sternberg hilft die Lesedefizite rasch und auf adäquatem<br />

Niveau zu beheben. Es ist als zusätzliche Unterstützung zu den vorhandenen, traditionellen<br />

Schulprogrammen ausgelegt und findet in seiner Art kein vergleichbares Konzept<br />

in der deutschen Schuldidaktik.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Lew Sternberg<br />

lew_sternberg@yahoo.de<br />

040 34980419<br />

Neurophysiologische Korrelate der Sprachperzeption bei Legasthenikern<br />

im Sprachvergleich<br />

Silke Streiftau, Jennifer el Sharkawy, Jürgen Bartling, Nina Neuhoff, Gerd Schulte-Körne<br />

Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Klinikum der<br />

Universität München, Deutschland<br />

Im Rahmen <strong>des</strong> Projektes „NeuroDys – Dyslexia genes and neurobiological pathways“,<br />

einer von der EU geförderten europaweiten Kooperationsstudie, werden die molekulargenetischen<br />

und neurobiologischen Ursachen der <strong>Legasthenie</strong>, sowie der Einfluss von<br />

Umweltfaktoren auf die Entstehung dieser Störung untersucht. Ziel ist ein verbessertes<br />

Verständnis der Ätiologie der Lesestörung.<br />

Ein Teil <strong>des</strong> Projektes befasst sich mit den neurophysiologischen Korrelaten der Sprachwahrnehmung<br />

bei <strong>Legasthenie</strong>. 57 Kontrollkinder und 63 Legastheniker nahmen an<br />

einem Experiment zu ereigniskorrelierten Potentialen (EKP) teil, bei dem die Verarbeitung<br />

sprachlicher und nicht-sprachlicher Reize anhand der Mismatch Negativity (MMN)<br />

verglichen wurde. Zum Einsatz kam ein passives oddball-Paradigma. Dabei werden ein<br />

häufig präsentierter Standardreiz und ein seltener devianter Reiz dargeboten.<br />

Um mögliche Unterschiede in der Verarbeitung unterschiedlicher Sprachreize zu untersuchen,<br />

wurden deutsche, finnisch-ungarische und französische Sprachstimuli präsen-<br />

124


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

tiert. Als Kontrollbedingung wurden den Sprachstimuli entsprechende komplexe Töne<br />

generiert, um mögliche spezifische Sprachkorrelate zu identifizieren.<br />

Im Vortrag werden erste Ergebnisse <strong>des</strong> EEG-Experimentes vorgestellt und diskutiert.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silke Streiftau<br />

silke.streiftau@med.uni-muenchen.de<br />

089 5160 5913<br />

Wirksame Förderung bei Schwierigkeiten im Lesen- und Rechtschreiben<br />

Gero Tacke (1), Richard Lohmüller (2)<br />

(1) Schulpsychologische Beratung, Tauberbischofsheim, Deutschland<br />

(2) Wolfgang-Wendlandt-Schule, Schwäbisch Hall, Deutschland<br />

Die Leiter <strong>des</strong> Workshops Dr. Gero Tacke (Schulpsychologische Beratung Tauberbischofsheim)<br />

und Richard Lohmüller (Sprachheilschule Schwäbisch Hall) stellen Fördermöglichkeiten<br />

dar, die sich auf zweierlei stützen: Ergebnisse der empirischen Forschung<br />

und Erprobung in der eigenen Praxis. Sie weisen auf Materialien hin, die sie selbst und<br />

andere Autoren in ihrer praktischen Arbeit mit lese- rechtschreibschwachen Schülern<br />

entwickelt haben.<br />

Im Einzelnen geht es um Folgen<strong>des</strong>: Zunächst werden besonders wichtige Konzepte<br />

<strong>zum</strong> Lesenlernen dargestellt, wobei insbesondere auf das Einüben von Teilfertigkeiten<br />

eingegangen wird, das die beiden Autoren favorisieren. Sowohl <strong>zum</strong> synthetischen<br />

Lesen als auch zur automatischen, direkten Worterkennung sollen Möglichkeiten einer<br />

gezielten Förderung aufgezeigt werden. Daran schließt sich die Vorführung von zwei<br />

Computerprogrammen an, bei der die Teilnehmer gebeten werden, die Wirksamkeit<br />

einzelner Übungen einzuschätzen.<br />

Nach Ausführungen <strong>zum</strong> Verstehen von Texten, berichten die Autoren von zwei Projekten,<br />

die sie durchgeführt haben und bei denen ehrenamtliche Lesehelfer über einen<br />

Zeitraum von anderthalb Jahren an fünf Tagen in der Woche jeweils zwanzig Minuten<br />

Leseübungen mit Grundschülern durchgeführt haben.<br />

Bei der Rechtschreibförderung geht es zunächst um Studien zur Wirksamkeit von schulischen<br />

Förderkursen und den Einfluss <strong>des</strong> Lesens auf die Rechtschreibung. Anschließend<br />

wird ein Ansatz beschrieben, bei dem ein Wortlistentraining mit dem Konzept <strong>des</strong><br />

silbierenden Mitsprechens (nach Buschmann und Reuter-Liehr) kombiniert ist. Darüber<br />

hinaus wird ein Training zur Groß- und Kleinschreibung beschrieben, das sich vor allem<br />

durch seine Einfachheit und seine Zeitökonomie auszeichnet.<br />

Zum Schluss werden zwei verschiedene Computerprogramme vorgeführt. Eines ist nach<br />

Auffassung der Autoren eher weniger geeignet. Das andere halten sie für das beste ist,<br />

das derzeit auf dem Markt angeboten wird.<br />

125


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Der Workshop soll eine Kombination werden aus Vortrag, Partner- bzw. Gruppenarbeiten<br />

und Diskussion.<br />

Literatur:<br />

Tacke, G. (2007). Die Wirksamkeit von Trainingsprogrammen und Übungen zur Förderung<br />

der Rechtschreibung: wissenschaftliche Studien und praktische Erfahrungen. In: G.<br />

Schulte-Körne (Hrsg.), <strong>Legasthenie</strong> und Dyskalkulie: Aktuelle Entwicklungen in Wissenschaft,<br />

Schule und Gesellschaft (S. 135-152). Bochum: Winkler.<br />

Tacke, G. (2007). Lesenlernen und Leseförderung. in: J. Walter & F.B. Wember, (Hrsg.),<br />

Handbuch der Sonderpädagogik: Sonderpädagogik <strong>des</strong> Lernens, Band 2 (S. 504-518).<br />

Göttingen: Hogrefe.<br />

Tacke, G. (2008). Frühe Leseförderung zur Vorbeugung von Leseschwäche. In J. Borchert,<br />

B. Hartke & P. Jogschies (Hrsg.), Frühe Förderung entwicklungsauffälliger Kinder<br />

und Jugendlicher. Stuttgart: Kohlhammer.<br />

Korrespondenzautoren:<br />

Gero Tacke<br />

gero.tacke@main-tauber-kreis.de<br />

09341 825841<br />

Richard Lohmüller<br />

richard.lohmueller@t-online.de<br />

0791 95410707<br />

Developmental patterns of dyslexics‘ eye movements during reading<br />

words and pseudowords<br />

Verena Thaler<br />

FU Berlin, Allgemeine und Neurokognitive Psychologie, Berlin, Deutschland<br />

Children with reading deficits in regular orthographies typically show high reading accuracy<br />

combined with low reading fluency. Eye-movement studies revealed that dyslexic<br />

readers show higher numbers of fixation, longer mean fixations and gaze durations than<br />

normal readers. In a three year project with 2500 children (Grade 2-6) we systematically<br />

studied the reading performance and eye movement characteristics of dyslexic and<br />

normal readers during reading words and non-words. In a series of studies we tried to<br />

address three different issues. Firstly, we systematically evaluated the reading development<br />

in a cross-sectional-length <strong>des</strong>ign (children in third, fourth and fifth grade, and the<br />

same children one year later). In a second step, we further evaluated reading development<br />

indicated by the length effect. In dyslexic children, length effects are typically<br />

manifested by their reading times increasing linearly with every additional letter. Normal<br />

readers show length effects only for pseudo-words. The diminished effect of length for<br />

words indicates that normal readers have built up a store for these words, while dyslexic<br />

readers have not. In a third step, we analyzed whether dyslexic readers, depending on<br />

a serial reading strategy, are nonetheless influenced by sublexical units – in our case<br />

consonant clusters. Treiman (1984, 1990) showed that consonant clusters are signifi-<br />

126


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

cantly more difficult to spell and read than simple consonant vowel pairs. Nonetheless,<br />

until recently (see discussion of Martens & de Jong, 2006; Ziegler et al. 2003) consonant<br />

cluster were not considered. Results and implications concerning the three subjects of<br />

interest will be presented.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Verena Thaler<br />

verena.thaler@fu-berlin.de<br />

030 83855626<br />

030 83855620<br />

Die Rolle der Fehleranalyse in Diagnostik und Therapie der Rechtschreibschwäche<br />

Günther Thomé<br />

Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt, Institut für deutsche Sprache und Literatur 1, Frankfurt,<br />

Deutschland<br />

Bei Problemen in der Rechtschreibung ist als erster Schritt ein quantitatives standardisiertes<br />

Testverfahren sinnvoll. Hierdurch soll u. a. sichergestellt sein, dass die Rechtschreibprobleme<br />

eines Schülers oder einer Schülerin nicht alleine in unangemessenen<br />

Anforderungen der Lehrkraft oder der Eltern begründet sind. Wenn mit einem standardisierten<br />

Instrument festgestellt wurde, dass die Rechtschreibleistung deutlich im unteren<br />

Bereich liegt, sollte eine Förderung geplant und durchgeführt werden.<br />

Hier stellt sich nun die Frage, wo die Probleme <strong>des</strong> betreffenden Schülers liegen. Es<br />

hat sich gezeigt, dass die Leistungsdefizite und entsprechend die Fehlerschwerpunkte<br />

individuell stark variieren. Eine Rechtschreibförderung nach dem Gießkannenprinzip –<br />

von Allem etwas – ist daher nicht oder nur in geringem Maße wirksam. Mit Hilfe einer<br />

Fehleranalyse, die Rechtschreibfehler nach Sachkriterien und in einem zweiten Schritt<br />

entwicklungspsychologisch kategorisiert und einer entsprechenden Qualifikation der<br />

Therapeuten kann eine individuelle Rechtschreibförderung geplant und durchgeführt<br />

werden, die auch bei schweren Fällen von Rechtschreibschwäche in kurzer Zeit deutliche<br />

Erfolge zeigt.<br />

Literaturhinweise:<br />

Thomé, G.: Entwicklung der basalen Rechtschreibkenntnisse. In: Bredel, U. u. a. (Hrsg.):<br />

Didaktik der deutschen Sprache. Paderborn u. a.: Schöningh, Bd. 1, 2003, S. 369-379.<br />

Thomé, G. (Hrsg.): Lese-Rechtschreib-Schwierigkeiten (LRS) und <strong>Legasthenie</strong>. Eine<br />

grundlegende Einführung. Weinheim und Basel: Beltz 2004.<br />

Thomé, G. & Thomé, D.: OLFA. Oldenburger Fehleranalyse. Oldenburg: Institut für<br />

sprachliche Bildung 2004 (www.isb-oldenburg.de).<br />

Korrespondenzautor:<br />

Günther Thomé<br />

thome@em.uni-frankfurt.de<br />

127


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Englisch als Fremdsprache für Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> – English4Uth<br />

Margaret Tiffin-Richards<br />

English4Uth, Göttingen, Deutschland<br />

Zielsetzung:<br />

Es stellt eine Herausforderung dar, Kindern mit <strong>Legasthenie</strong> eine in der Orthographie<br />

komplizierte und irreguläre, jedoch international gebräuchliche Fremdsprache wie Englisch<br />

zu vermitteln. Über die besonderen didaktischen Anforderungen liegen genügend<br />

wissenschaftliche Ergebnisse vor. Zudem sind auch die technischen Mittel vorhanden<br />

um die Inklusion dieser Kinder in die Gesellschaft in diesem Aspekt der Sprachkompetenz<br />

zu bewerkstelligen und so eine drohende Benachteiligung abzuwenden.<br />

Materialien und Methoden:<br />

Fremdsprachen (L2) sind häufig Pflichtanteile <strong>des</strong> schulischen Curriculums und stellen<br />

<strong>des</strong>halb für Kinder mit <strong>Legasthenie</strong> die Gefahr eines zusätzlichen Leistungseinbruchs<br />

dar. Es gibt fundierte Erkenntnisse, dass Kinder mit Schwierigkeiten in ihre Muttersprache<br />

(L1) beim Erlernen einer L2 in ähnlicher Weise betroffen sind. Es ist auch belegt,<br />

dass ein multisensorisch strukturiertes Therapieprogramm für den L2-Unterricht, ähnlich<br />

der <strong>Legasthenie</strong>therapie in der L1, Erfolge bringt.<br />

Das Fremdsprachenprogramm English4Uth berücksichtigt <strong>des</strong>halb die besonderen Anforderungen<br />

an Inhalt und Design dieser Lerngruppe an die L2-Programme. Außerdem<br />

werden die technologischen Fortschritte und das enorm erhöhte Potenzial <strong>des</strong> Internets<br />

genutzt. Da es sich gezeigt hat, dass der ausschließliche Einsatz von E-Learning nicht<br />

so erfolgreich ist wie das so genannte „blended learning“, finden Kontaktphasen in Form<br />

von Frontal- und Gruppenarbeit zusätzlich <strong>zum</strong> E-Learning-Angebot statt.<br />

Ergebnisse:<br />

Über die Akzeptanz und Effektivität einer lokal durchgeführten English4Uth-Gruppe wird<br />

berichtet.<br />

Zusammenfassung:<br />

Es wurde aufgezeigt, dass Kindern mit <strong>Legasthenie</strong>, die schon im Fremdsprachenunterricht<br />

in der Grundschule nicht folgen können und <strong>des</strong>halb von einer Benachteiligung in<br />

den weiterführenden Schulen und im Berufsleben bedroht sind, durch gezielte Förderung<br />

erfolgreich geholfen werden kann.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Margaret Tiffin-Richards<br />

mctr@mctr.eu<br />

0551 34580<br />

0551 32957<br />

128


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Lesen lernen mit Bewegung<br />

Iris Vollstedt<br />

LRS-Training e. V. , Kiel, Deutschland<br />

Vorgestellt wird ein Projekt, das den Leselernprozess mit motopädagogischen Elementen<br />

unterstützt. Im Mittelpunkt stehen ganzheitliche Aktivitäten die den Leselernprozess<br />

erlebbar machen und helfen, Ängste und Blockaden zu lösen.<br />

Es werden Beispiele vorgestellt, wie dem Grundbedürfnis eines Kin<strong>des</strong> nach Spiel und<br />

Bewegung mit den Anforderungen <strong>des</strong> Lesenlernens verknüpft werden können. Die<br />

Bewegungselemente können sowohl großflächig (Turnhalle, Schulhof) als auch kleinflächig<br />

(Klassenzimmer) eingesetzt werden. Eine Leiterwand mit der Anzahl der Silben zu<br />

ersteigen oder mit Hilfe von Lesekarten selbständig eine Gerätekombination aufzubauen,<br />

bereitet den Kindern genau so viel Spaß und Freude wie das Lesen von Wickelwörtern<br />

oder das Hüpfen von Wörtern durch den Klassenraum.<br />

Aktives Handeln, Spaß, Freude, Neugier und Eigeninitiative sind Bestandteile, um Mut<br />

und Motivation für eigene Lernwege zu entwickeln.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Iris Vollstedt<br />

info@irs-training.de<br />

0431 561561<br />

0431 566650<br />

<strong>Legasthenie</strong> im Spannungsfeld von Wissenschaft, Bildung und Gesellschaft<br />

Andreas Warnke<br />

KJP Würzburg, Würzburg, Deutschland<br />

Drei Thesen bestimmen die Thematik:<br />

1) Die <strong>Legasthenie</strong> ist eine wissenschaftlich belegte und begründete Störung <strong>des</strong><br />

Erlernens von Lesen und Rechtschreibung. Dies gilt selbst dann, wenn sie als<br />

„umschriebene Entwicklungsstörung“ durch kein Messinstrument „exakt“ bestimmt<br />

werden kann (u. a. weil die schriftsprachlichen Fertigkeiten einer Entwicklung<br />

unterliegen, die Mess verfahren – wie alle Messgeräte – eine Messfehlervarianz<br />

haben; und selbst dann, wenn man von einem dimensionalen und nicht von einem<br />

kategorialem Störungsverständnis ausgehen müsste). Auch Schizophrenie als eine<br />

so schwerwiegende Erkran kung oder Intelligenzminderung lassen sich nicht durch<br />

Instrumente exakt und kategoriell messen und doch bestreitet niemand, dass es<br />

bei<strong>des</strong> gibt. Die WHO hat die <strong>Legasthenie</strong> als Krankheit klassifiziert, Definitionskriterien<br />

vorgegeben und somit die Diagnose als weltweit gültig( weil wissenschaftlich<br />

hinreichend gesichert) und als therapierelevante Störung anerkannt (ICD-10 F 81.0).<br />

Der Stand der empirischen Forschung liefert hinreichende Belege mittels klinischer,<br />

epidemiologischer, psychologischer, pädagogischer, neurophysiologischer, bildgebender<br />

und (molekular-)genetischer Befunde.<br />

129


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

2) Bildungspolitisch bedarf es spezifischer schulischer Fördermaßnahmen und <strong>des</strong><br />

Nachteilsausgleichs. Der Nachteilsausgleich ist in allen Bereichen der schulischen<br />

und beruflichen Bildung anzuwenden, auch in den Abschlussprüfungen (z.B. Übertrittszeugnissen,<br />

Abitur, universitären Prüfungen, in beruflichen Abschlussprüfungen).<br />

Der Nachteilsausgleich schafft nicht Unrecht, sondern beseitigt Unrecht: Personen mit<br />

Lese-Rechtschreibschwäche wird Nachteilsausgleich gewährt, wenn z.B. Intelligenzminderung<br />

oder Sehbehinderung Ursache ist (durch z.B. Sondersschule, Brailleschrift).<br />

Nachteilsausgleich wird jedoch nicht uneingeschränkt jener Gruppe Betroffener<br />

gewährt, die grundsätzlich befähigt ist, den Anforderungen der Regelschulen<br />

(Grund-, Haupt-, Realschule und Gymnasium) gewachsen zu sein, also den Personen<br />

mit <strong>Legasthenie</strong>. Unter diesem Aspekt ist die neue KMK-Erklärung zu beurteilen. Der<br />

aus Art.3 Abs.3 Satz 2 GG geschuldete Notenschutz z.B. widerspricht nicht der Maßgabe,<br />

dass es „Aufgabe der Leistungsbewertung in einer Abschlussprüfung …“sein<br />

muss, festzustellen „…bis zu welchem Grad der Prüfling die Lernziele erreicht hat…“ –<br />

der Nachteilsausgleich wird vielmehr gerade dieser Maßgabe gerecht.<br />

3) Gesellschaftspolitisch bedarf die <strong>Legasthenie</strong> einer gesundheitspolitisch und sozialrechtlich<br />

sachgerechten Berücksichtigung. Die <strong>Legasthenie</strong> beinhaltet als Risiko Ent -<br />

wicklungsgefährdung, Eingliederungsgefährdung und somit Kin<strong>des</strong>wohlgefährdung –<br />

insbesondere auch durch zusätzliches sekundäres seelisches Erkranken. Personen<br />

mit <strong>Legasthenie</strong> bedürfen daher über den bildungsrechtlichen Schutz hinaus <strong>des</strong><br />

gesundheitlichen und sozialrechtlichen Schutzes. Die <strong>Legasthenie</strong> ist eine Störung,<br />

die über spezifische schulische Förderung <strong>des</strong> Schriftspracherwerbs und <strong>des</strong> Nachteilsausgleichs<br />

hinaus immer einer multiaxialen Diagnostik nach ICD-Kriterien und oft<br />

auch einer Therapie („<strong>Legasthenie</strong>therapie“) bedarf; wenn <strong>Legasthenie</strong> Ursache einer<br />

Eingliederungsgefährdung ist, muss Eingliederungshilfe. gewährleistet sein. Obwohl<br />

die <strong>Legasthenie</strong> als Behinderung anerkannt wird (bis <strong>zum</strong> GdB 50%) und sie auch als<br />

Krankheit anerkannt ist, so gilt dennoch ihre Behandlung nicht als kassenärztliche<br />

Leistung im Sinne der RVO. Aus diesen Gesichtspunkten ergeben sich Schlussfolgerungen<br />

für berufpolitische (z.B. Schaffung von Kriterien für beruflich qualifizierte<br />

<strong>Legasthenie</strong>therapeuten), gesundheitspolitische (z.B. eine Min<strong>des</strong>t- Stundenzahl einer<br />

durch Krankenkasse finanzierten Therapie) und sozialrechtliche (Eingliederungshilfe)<br />

Zielsetzungen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Andreas Warnke<br />

info@kjp.uni-wuerzburg.de<br />

0931 20178000<br />

0931 20178040<br />

130


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Qualitative Diagnostik der Rechenschwäche/Dyskalkulie<br />

Michael Wehrmann<br />

Institut für Mathematisches Lernen (IML) Braunschweig, Braunschweig, Deutschland<br />

Aktuelle Studien sprechen von etwa sechs Prozent rechenschwacher Grundschüler(innen).<br />

Wird solch eine Dyskalkulie nicht frühzeitig erkannt und behandelt, kann dies zu erheblichen<br />

Störungen <strong>des</strong> schulischen Lernens und der Persönlichkeitsentwicklung führen. Eine individuelle<br />

Förderung setzt die genaue Ermittlung der Lernausgangslage <strong>des</strong> Schülers voraus.<br />

Die qualitative Diagnostik von Rechenschwierigkeiten untersucht als Differenzial- und Förder-<br />

diagnostik die konkreten Schwierigkeiten im mathematischen Grundlagenbereich, die betroffenen<br />

Stoffgebiete, deren individuelles Ausmaß und die konkreten Erscheinungsformen.<br />

Dies bildet die Basis für eine angemessene Förderung – sei dies innerschulisch in leistungshomogenen<br />

Kleinstgruppen oder außerschulisch in Form einer integrativen Lerntherapie.<br />

Eine Erforschung der individuellen Wissenskonstrukte beim Schüler muss über eine<br />

reine Aufzählung und Messung von Fähigkeiten hinausgehen. Denn gleichgültig, wie differenziert<br />

ein Fähigkeitskatalog ausgearbeitet sein mag, solch eine Untersuchung bleibt<br />

bei der Katalogisierung von Reproduzierbarem stehen, ohne die begriffliche Grundlage<br />

<strong>des</strong> Kin<strong>des</strong> näher zu betrachten. Die subjektiven Überlegungen und Beweggründe eines<br />

Schülers, die einzelne Leistung zu erbringen, bleiben verborgen. Mechanismen, denen<br />

kein Verständnis zu Grunde liegt und die <strong>des</strong>halb unverstanden wiedergegeben werden,<br />

können auf diese Weise nicht von begrifflich verinnerlichten Stoffinhalten geschieden<br />

werden. Die Erfahrung zeigt, dass viele Kinder eine breite Palette solcher „abspulbereiter“<br />

Fertigkeiten vorrätig haben, die sie im Abfragefall stur reproduzieren, ohne dass die<br />

Ergebnisse jedoch auf einem Verständnis der mathematischen Sachverhalte aufbauen.<br />

In solch einem Fall sind vom Schüler meist keine Zusammenhänge erkannt worden und<br />

das Reproduzierte beruht auf unverstanden auswendig Gelerntem.<br />

Der Vortrag soll Einblicke in die subjektiven Denkstrukturen rechenschwacher<br />

Grundschüler(innen) geben und von einem kognitionspsychologischen Ansatz aus<br />

geeignete Instrumente der qualitativen Förderdiagnostik für den Elementarbereich der<br />

Arithmetik vorstellen. Ausgehend von charakteristischen Beispielen rechenschwacher<br />

Schüler sollen die Teilnehmer(innen) für die qualitative Analyse der subjektiven Denkstrukturen<br />

rechenschwacher Kinder sensibilisiert werden.<br />

Literatur:<br />

Brühl, Hans; Bussebaum, Christian; Hoffmann, Wolfgang; Lukow, Hans-Joachim;<br />

Schneider, Martina; Wehrmann, Michael: Rechenschwäche/Dyskalkulie. Symptome –<br />

Früherkennung – Förderung, Osnabrück (Zentrum für angewandte Lernforschung) 2003<br />

Gerster, Hans-Dieter; Schultz, Rita: Schwierigkeiten beim Erwerb mathematischer<br />

Konzepte im Anfangsunterricht, Freiburg (Pädagogische Hochschule) 2000 [gesamter<br />

Text online unter http://opus.bsz-bw.de/phfr/volltexte/2007/16]<br />

Wehrmann, Michael: Qualitative Diagnostik von Rechenschwierigkeiten im Grundlagenbereich<br />

Arithmetik, Berlin (Köster) 2003<br />

Korrespondenzautor<br />

Michael Wehrmann<br />

wehrmann@iml-braunschweig.de<br />

0531 12167750<br />

0531 12167759<br />

131


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Stärken informeller Testverfahren im Hinblick auf eine Förderung<br />

rechenschwacher Kinder<br />

Silvia Wessolowski<br />

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Institut für Mathematik und Informatik, Ludwigsburg, Deutschland<br />

Standardisierte Tests können helfen, frühzeitig auf Risikokinder aufmerksam zu werden.<br />

Je nachdem, welche Aspekte mathematischer Kompetenzen durch die einzelnen Untertests<br />

überprüft werden, zeigen sie die Bereiche auf, in denen ein Kind Schwierigkeiten<br />

hat bzw. Stärken aufweist. Damit können Beobachtungen von Lehrerinnen und Lehrern<br />

aus dem Unterricht oder die von Eltern objektiviert werden. Selbst wenn die Analyse und<br />

Interpretation der Ergebnisse nicht nur den Gesamtwert, sondern auch die einzelnen<br />

Faktoren oder sogar die Ebene der Subtests mit einbezieht, bleibt die Vorgehensweise<br />

der Kinder verborgen bzw. es kann nur im Sinne einer qualitativen Fehleranalyse auf<br />

diese geschlossen werden. Richtige Ergebnisse stehen aber nicht immer für Verständnis<br />

und sinnvolle Lösungswege, falsche Lösungen haben häufig einen rationellen Kern.<br />

Bei<strong>des</strong> zu erkennen und detailliert zu beschreiben, ermöglicht erst eine auf das Kind<br />

angepasste Förderung und muss das Ziel einer Diagnose sein.<br />

Da sich informelle Testverfahren <strong>des</strong> „lauten Denkens“ und <strong>des</strong> Nachfragens nach Vorgehensweisen<br />

bedienen und ggf. auch Arbeitsmittel zur Verfügung stellen, wird erkennbar,<br />

wie ein Kind Aufgaben löst, welches Material es in welcher Weise dabei verwendet<br />

und welche Vorstellungen es aufgebaut hat. Dadurch werden nicht nur die Bereiche identifiziert,<br />

in denen Förderung nötig ist, sondern auch aufgezeigt, wie diese erfolgen kann.<br />

Literatur:<br />

Kaufmann, Sabine; Wessolowski, Silvia (2006): Rechenstörungen. Diagnose und Förderbausteine.<br />

Seelze: Klett und Kallmeyer.<br />

Lenart, Friederike, Holzer, Norbert, Schaupp, Hubert (2003): Ableitung von Fördermaßnahmen<br />

aus den Diagnoseergebnissen <strong>des</strong> ERT 1+ und ERT 2 +. In: Lenart, Friederike,<br />

Holzer, Norbert, Schaupp, Hubert (Hrsg.): Rechenschwäche, Rechenstörung, Dyskalkulie.<br />

Erkennung : Prävention : Förderung. Graz: Leukam, S. 88–102.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Wessolowski<br />

wessolowski@ph-ludwigsburg.de<br />

07141 140380<br />

07141 140435<br />

132


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Von bildlichen Zahldarstellungen <strong>zum</strong> Erwerb von Rechenfertigkeiten –<br />

ein Weg aus der Sackgasse „zählen<strong>des</strong> Rechnen“<br />

Silvia Wessolowski<br />

Pädagogische Hochschule Ludwigsburg, Institut für Mathematik und Informatik, Ludwigsburg, Deutschland<br />

Das verfestigte zählende Rechnen gehört zu den häufig genannten Symptomen von Rechenstörungen.<br />

Da es sich weder von selbst gibt, noch durch Verbote verhindern lässt,<br />

müssen Kinder lernen, mit Hilfe von operativen Strategien neue Aufgaben aus bekannten<br />

Aufgaben abzuleiten. Daran scheitern sie jedoch häufig, weil die Zahlzerlegungen bis 10<br />

nicht auswendig gewusst werden. Das Konzept zur Überwindung <strong>des</strong> zählenden Rechnens,<br />

das im Workshop beschrieben werden soll, stellt <strong>des</strong>halb das Arbeiten mit strukturiert<br />

dargestellten Mengen und die Zahlzerlegungen in den Mittelpunkt der Förderung.<br />

Am Anfang soll die Frage beantwortet werden, was ein entwickeltes Zahlverständnis<br />

ausmacht. Ausgehend von einer gemeinsamen Analyse <strong>des</strong> ersten Rechnens im<br />

Zahlenraum bis 20 werden konkrete Übungen als Teil <strong>des</strong> Förderkonzepts zur Überwindung<br />

<strong>des</strong> zählenden Rechnens vorgestellt. Es wird deutlich werden, dass die Übungen<br />

mit Mengenbildern – als Mengenbilder werden Plättchenanordnungen in Zwanzigerfeldern<br />

und deren zeichnerische Darstellungen verstanden – zwar sehr zeitaufwändig<br />

sind, jedoch selbst schon nicht zu unterschätzende „rechnerische“ Anteile enthalten.<br />

Außerdem wird gezeigt, inwiefern sie die Grundlage für die Entwicklung von Rechenstrategien<br />

bilden.<br />

Da rechenschwache Kinder trotz konkreter Handlungen den Prozess der Verinnerlichung<br />

oft nicht vollziehen, soll dargestellt werden, wie sie angeregt und unterstützt werden können<br />

mentale Vorstellungen von Zahlen und Rechenoperationen zu entwickeln. Abschließend<br />

wird diskutiert, wie die Beziehungen zwischen Zahldarstellungen mit konkretem<br />

Material und Zahlzerlegungen sowie Zusammenhänge zwischen Aufgaben zur Automatisierung<br />

von Grundaufgaben genutzt werden können.<br />

Literatur:<br />

Batzel, Andrea; Wessolowski, Silvia (2006): Und wenn ich kein Matheprofi bin? – Offene<br />

Lernangebote und leistungsschwache Kinder. In: Rathgeb-Schnierer, Elisabeth; Roos,<br />

Udo (Hrsg.): Wie rechnen Matheprofis? Ideen und Erfahrungen <strong>zum</strong> offenen Mathematikunterricht.<br />

München, Düsseldorf, Stuttgart: Oldenbourg, S. 187–196.<br />

Kaufmann, Sabine; Wessolowski, Silvia (2006): Rechenstörungen. Diagnose und Förderbausteine.<br />

Seelze: Klett und Kallmeyer.<br />

Kaufmann, Sabine; Wessolowski, Silvia (2005): Zählen<strong>des</strong> Rechnen. In: Grundschule<br />

Mathematik, Heft 7 (2. Jahrgang), S. 18–22.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Silvia Wessolowski<br />

wessolowski@ph-ludwigsburg.de<br />

07141 140380<br />

07141 140435<br />

133


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Frühindikation und Prävention von Rechenschwäche im Erstklassenunterricht<br />

Rudolf Wieneke<br />

Zentrum zur Therapie der Rechenschwäche Berlin, Berlin, Deutschland<br />

Wird der Erstunterricht diagnostisch begleitet, können Lehrer dem Entstehungsprozess<br />

der frühen Form einer Rechenschwäche beiwohnen. Die Frühform der beginnenden<br />

(nascierenden) Störung ist der Prototyp <strong>des</strong> nominalistischen Fingerzählers, der Zahlen<br />

konsequent nicht in ihrer relationell/kardinalen Bedeutung sehen kann. Der Autor stellt<br />

Test-Sätze für die wichtigste Phase <strong>des</strong> mathematischen Lernens (Zahlen 1-6 und 1-10)<br />

vor und entwickelt Vorschläge für Dyskalkulie-Prävention. Mit Frühindikation hat man die<br />

Chance, Fehlentwicklungen im Förderunterricht vorzubeugen. Dazu bedarf es ausgewiesener<br />

Fachlehrer, die mathematik-didaktisch sehr gut ausgebildet und rechenschwächetherapeutisch<br />

<strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t vorgebildet sein müssen. Es ist ein Treppenwitz, dass bei<br />

diesem entscheidenden Punkt <strong>des</strong> mathematischen Lernens, an dem die Weichen für<br />

das rechnerische Denken gestellt werden, der Einsatz fachfremder Lehrer selbstverständlich<br />

ist. Erstklassenlehrern kann es nicht verborgen bleiben, dass sie es mit einem<br />

explosiven Gemisch von Neulingen zu tun haben, die zu 18-28% Dispositionen zur<br />

Rechenschwäche aufweisen.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Rudolf Wieneke<br />

rwieneke@t-online.de<br />

030 8328017<br />

030 8315526<br />

On the Neurocognition of Slow Dysfluent Reading in Dyslexia<br />

Heinz Wimmer<br />

Universität Salzburg, Fachbereich Psychologie, Salzburg, Austria<br />

This presentation will be divided in four sections. First, I will provide a review of<br />

findings to characterize the nature of slow word reading in terms of the dual-route model<br />

of visual word processing. This part will include recent data from an eye-movement<br />

study showing impaired processing speed even for high frequency words which receive<br />

a single fixation only. The second part will provide a review of findings on cognitive<br />

deficits which accompany or precede speed impaired reading. The third part will illustrate<br />

recent imaging findings from my lab which point to brain dysfunctions associated with<br />

impaired reading speed. The final part attempts to link manifestation, cognitive deficits<br />

and brain dysfunctions in a neurocognitive explanatory framework.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Heinz Wimmer<br />

heinz.wimmer@sbg.ac.at<br />

134


<strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong> <strong>Abstractband</strong><br />

Sinn und Unsinn <strong>des</strong> Diskrepanzkriteriums in der Diagnostik und Therapie von<br />

Lese-Rechtschreibstörungen<br />

Marion Wittler, Karin Beren<strong>des</strong>, Stephanie Gottal, Britta Grabherr, Jennifer Schneeberg,<br />

Martin Ptok<br />

Medizinische Hochschule Hannover, Phoniatrie und Pädaudiologie, Hannover, Deutschland<br />

Der Sinn der Untergruppenbildung von Kindern mit Lese-Rechtschreibstörungen (LRS+)<br />

bei erfülltem IQ-Diskrepanzkriterium und Kindern mit einer allgemeinen Lese-Rechtschreibschwäche<br />

(LRS-) wurde bereits 1986 von Stanovich diskutiert. Obwohl sich die<br />

Hinweise mehren, dass sich diese Subgruppen weder hinsichtlich der Ätiologie, noch der<br />

Therapierbarkeit bedeutsam unterscheiden, wird das IQ Diskrepanzkriterium weiterhin<br />

als diagnostisches Auswahlmaß eingesetzt. Studienziel war es daher, mit Hilfe von Gruppenvergleichen<br />

Therapieeffekte gegenüber zu stellen und verschiedene Leistungsprofile<br />

zu detektieren.<br />

Aus einer Gesamtstichprobe von 546 Drittklässlern wurde eine Gruppe von 34 lese- und<br />

rechtschreibauffälligen Kindern ausgewählt. Von diesen 34 Kindern erhielten 15 Kinder<br />

eine Therapie der phonologischen Informationsverarbeitung. Dabei wurden 9 Kinder der<br />

LRS+ Gruppe und 6 Kinder der LRS- Gruppe zugeordnet. Die Einteilung der Kinder als<br />

diskrepant wurde auf Grundlage <strong>des</strong> Regressionsmodells vorgenommen. Vor Beginn<br />

und nach Ablauf der Therapie wurde eine Baseline erhoben.<br />

Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Kinder hinsichtlich der Schreibleistungen in<br />

unterschiedlichem Ausmaß von einer Therapie der phonologischen Informationsverarbeitung<br />

profitieren. Während die Leistungen im DRT für die LRS+ Gruppe weitgehend<br />

stabil blieben, verschlechterten sich die Leistungen für die LRS- Gruppe. In der WLLP<br />

konnten sich beide Gruppen signifikant verbessern. Hinsichtlich der allgemeinen Lernfähigkeiten<br />

zeigten sich für die Gruppen Unterschiede in Hinblick auf sprachfreie (mathematische)<br />

und sprachbasierte (Wortlisten lernen) Fähigkeiten, diese waren aber nicht<br />

signifikant.<br />

Basierend auf den vorliegenden Ergebnissen scheinen sich die Profile von LRS+ und<br />

LRS- Kindern <strong>zum</strong>in<strong>des</strong>t in einzelnen Teilbereichen zu unterscheiden. Die Bedeutsamkeit<br />

dieser Unterschiede soll diskutiert werden.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Marion Wittler<br />

wittler.marion@mh-hannover.de<br />

0511 5325776<br />

0511 5324609<br />

135


<strong>Abstractband</strong> <strong>16.</strong> <strong>Kongress</strong> <strong>des</strong> Bun<strong>des</strong>verban<strong>des</strong> <strong>Legasthenie</strong><br />

Understanding Dyslexia through Computational Modeling<br />

Johannes Ziegler<br />

Université de Provence and CNRS, Marseille, France<br />

The strength of computational modeling lies in the fact that all processes and representations<br />

that are relevant for reading have to be implemented in a computer program, which<br />

allows the modeler to make precise simulations of reading performance. These models<br />

can be used to explore dyslexia by “lesioning” or “impairing” the processes that are<br />

thought to underlie dyslexia. This is precisely what we did in the context of the dual route<br />

cascaded model of reading (DRC, Coltheart, Rastle, Perry, Langdon & Ziegler, 2001).<br />

In the first step, we <strong>des</strong>igned tasks that would allow us to estimate the deficits for each<br />

dyslexic in the different levels of the model: attention, letter processing, access to the<br />

orthographic and phonological lexicons and phoneme processing. In a second step, we<br />

simulated reading deficits for each child by impairing those levels that were found to be<br />

deficient in the reading component tasks. The model not only accounted fairly well for<br />

individual reading patterns but also captured the different dyslexia profiles discussed<br />

in the literature (i.e., surface, phonological, mixed, and mild dyslexia). Thus, taking into<br />

account the multiplicity of underlying deficits on an individual basis provi<strong>des</strong> a parsimonious<br />

and accurate <strong>des</strong>cription of developmental dyslexia. This underscores the necessity<br />

of investigating dyslexia at the level of individuals rather than as a unitary disorder.<br />

References<br />

Coltheart, M., Rastle, K., Perry, C., Langdon, R., & Ziegler, J. C. (2001). DRC: A dual route<br />

cascaded model of visual word recognition and reading aloud. Psychological Review,<br />

108, 204-256.<br />

Ziegler, J. C., Castel, C., Pech-Georgel, C., George, F., Alario, F. X., & Perry, C. (2008).<br />

Developmental Dyslexia And The Dual Route Model Of Reading: Simulating Individual<br />

Differences and Subtypes. Cognition, 107, 151–178.<br />

Korrespondenzautor:<br />

Johannes Ziegler<br />

johannes.ziegler@univ-provence.fr<br />

136


Kohlhammer<br />

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