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Die Irokesen (Bericht)

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<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong><br />

Ein ethnologisch-geschichtlicher Überblick<br />

über ein bedeutendes nordamerikanisches Volk<br />

Teilweise aus dem Englischen übersetzt<br />

von Hartmut Motz


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Inhalt<br />

Einführung..................................................................................................................................................................... 5<br />

Etymologische Betrachtung........................................................................................................................................... 6<br />

Irokesische Sprachen .................................................................................................................................................... 6<br />

Kultur und Bedeutung der <strong>Irokesen</strong>............................................................................................................................... 7<br />

Geschichte des Nordostens Amerikas und die <strong>Irokesen</strong>kriege ..................................................................................... 9<br />

Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg und die Zeiten danach ....................................................................... 13<br />

Der irokesische Fünfvölkerbund .................................................................................................................................. 14<br />

<strong>Die</strong> einzelnen irokesischen Völker des Fünfvölkerbundes .......................................................................................... 17<br />

Cayuga ........................................................................................................................................................... 17<br />

Mohawk ......................................................................................................................................................... 18<br />

Oneida ........................................................................................................................................................... 21<br />

Onondaga ...................................................................................................................................................... 23<br />

Seneca ............................................................................................................................................................ 26<br />

Tuscarora ....................................................................................................................................................... 30<br />

Weitere Stämme der irokesischen Sprachgruppe ......................................................................................................... 34<br />

Adirondack ..................................................................................................................................................... 34<br />

Arendahronon ................................................................................................................................................. 34<br />

Atonthrataronon ..............................................................................................................................................34<br />

Attiwendaronk ................................................................................................................................................. 34<br />

Caughnawaga ................................................................................................................................................. 34<br />

Cherokee................................................................................................................................................ ......... 35<br />

Conestoga ............................................................................................................................................. ......... 35<br />

Erie ................................................................................................................................................ ....... .........36<br />

Huronen........................................................................................................................................................... 37<br />

Meherrin ......................................................................................................................................................... 41<br />

Mingo .............................................................................................................................................................. 42<br />

Neutrale Nationen ........................................................................................................................................... 42<br />

Nottoway ......................................................................................................................................................... 44<br />

Petun ............................................................................................................................................................... 44<br />

Secotan ........................................................................................................................................................... 44<br />

Susquehanna (Susquehannock).................................................................................................................…... 44<br />

Tobacco .......................................................................................................................................................... 47<br />

Wyandot .......................................................................................................................................................... 48<br />

Religion ....................................................................................................................................................................... 49<br />

<strong>Die</strong> Medizinbünde der <strong>Irokesen</strong> ................................................................................................................................... 49<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> in der Gegenwart ..................................................................................................................................... 54<br />

<strong>Die</strong> Reservationen der <strong>Irokesen</strong> im Bundesstaat New York ......................................................................................... 55<br />

Ausblick mit geschichtlicher Zeittafel für die <strong>Irokesen</strong>-Liga ....................................................................................... 57<br />

Geschichtliche Zeittafel der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation ................................................................................................... 58<br />

Geschichtliche Zeittafel der Susquehanna (Susquehannock)........................................................................................ 65<br />

Literatur ........................................................................................................................................................................ 67<br />

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Einführung<br />

Wenn von den nordamerikanischen Indianervölkern gesprochen wird, so fallen den meisten Menschen zunächst die bekannten<br />

Präriestämme ein, die in unzähligen Abenteuerfilmen und in vielfältiger abenteuerlicher Jugendliteratur furchtlos den Büffeln<br />

folgten und sich zahlreiche todesmutige Schlachten mit den Weißen lieferten. Man sollte dabei aber nicht vergessen,<br />

dass es daneben auch noch viele andere Nationen gab, die nicht durch Hollywoodfilme oder die Westernliteratur auf<br />

der ganzen Welt bekannt wurden, aber trotzdem in der Ethnologie, der Linguistik und vor allem der Geschichte auf<br />

dem nordamerikanischen Kontinent eine herausragende Bedeutung hatten und z.T. noch haben. Eine Gruppe der<br />

nicht so von Leinwand und Broschüren bekannten nordamerikanischen Völker sind die <strong>Irokesen</strong>. <strong>Die</strong> Bezeichnung<br />

<strong>Irokesen</strong> ist der gemeinsame Name für eine Gruppe sprachlich verwandter Volksstämme, die zur Zeit der<br />

Entdeckung Amerikas an beiden Ufern des Sankt-Lorenz-Stromes (Saint Lawrence River), im heutigen Bundesstaat<br />

New York beheimatet waren. Sie waren zwar niemals zahlenmäßig die stärkste, galten aber einstmals als eine sehr<br />

bedeutende Völkerfamilie in den Waldländern im Osten Amerikas, deren Lebensraum sich von den Großen Seen bis<br />

in die Neuenglandstaaten und nach Kanada hinein erstreckte und die bis zum heutigen Tag von sich reden macht.<br />

Lediglich in dem Roman „Lederstrumpf“ des amerikanischen Schriftstellers J. F. COOPER (1789–1851) und dessen<br />

Verfilmungen sind die <strong>Irokesen</strong>, vor allem die Huronen, als „Bösewichte“ bekannt geworden, und tatsächlich waren<br />

sie wegen andauernden Rivalitäten im Pelzhandel mit den meisten anderen Stämmen, vor allem den algonkinischen,<br />

ihrer Umgebung ständig verfeindet, was sich nach der Kolonisation Amerikas noch verschärfte, da die<br />

Kolonialmächte die uralten Feindseligkeiten der Ureinwohner sich für ihre Okkupationsinteressen zunutze machten.<br />

Ebenso waren viele Stämme der <strong>Irokesen</strong> untereinander verfeindet, vor allem die, die sich zum großen irokesischen<br />

Völkerbund zusammengeschlossen hatten, gegenüber denen, die nicht eintreten wollten, neutral blieben oder sich auf<br />

die Seite der französischen Kolonialherren schlugen.<br />

Den zahlreichen algonkinischen Stämmen dieser Region, die noch allgemein bekannter und z.T. auch<br />

volksreicher waren, steckten die <strong>Irokesen</strong> seit jeher wie ein blutiger Stachel im Fleisch. Jedoch nur wenige Menschen<br />

wissen von den außergewöhnlich geistigen Begabungen und Künsten, von der perfekten Pflege des Ackerbaus und<br />

dem hervorragenden politischen Verstand dieses geschichtlich bemerkenswerten und bedeutenden<br />

nordamerikanischen Volkes, den sie in ein ausgezeichnet entwickeltes Regierungssystem einbanden. Auch wenn ihre<br />

Sprache nicht so bekannt wurde, wie die der Algonkinvölker, aus der sich zahlreiche Lehnwörter bis heute in den<br />

europäischen Sprachen wiederfinden, so können doch die <strong>Irokesen</strong> von sich behaupten, dass ihre Sprache eine der<br />

schwierigsten überhaupt ist.<br />

<strong>Die</strong> eigentliche Heimat der <strong>Irokesen</strong> war das Hinterland von New York, zwischen den Adirondack Mountains<br />

und den Niagara-Fällen. Durch Eroberungen und Wanderungen gewannen sie bald die Kontrolle über den größten<br />

Teil des Nordostens der Vereinigten Staaten und das östliche Kanada. Den Höhepunkt erreichten sie etwa um das<br />

Jahr 1680, als sie ihre Macht erweiterten und bis westlich der Nordküste der Chesapeake Bay, durch Kentucky bis<br />

zur Vereinigung von Ohio und Mississippi; dann weiter nach Norden, dem Illinois folgend bis zum Südufer des<br />

Michigan-Sees; im Osten durch das untere Michigan, im südlichen Ontario und über ein angrenzendes Stück des<br />

südwestlichen Quebec; und schließlich nach Süden durch die nördlichen Neuenglandstaaten bis westlich des<br />

Connecticut River, über den Hudson und das obere Tal des Delaware und durch Pennsylvania zurück zur<br />

Chesapeake Bay ausbreiteten. Mit zwei Ausnahmen – der sogenannten „Mingo-Okkupation“ des oberen Ohio-Tales<br />

und der Caughnawaga-Migration zum oberen St.-Lorenz-Strom – taten die <strong>Irokesen</strong> im Laufe der Geschichte jedoch<br />

nichts, um den größten Teil dieser weit ausgedehnten Ländereien zu besiedeln. Sie verblieben ihnen lediglich als das<br />

Hinterland ihrer Dörfer im Bundesstaat New York.<br />

Während der hundert Jahre vor dem amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775–1783, an dem 13 Kolonien<br />

Nordamerikas gegen die britische Herrschaft kämpften, zwangen Kriege gegen die mit den Franzosen verbündeten<br />

Algonkin und die britischen Kolonialsiedlungen, sie wieder zurück in ihre ehemaligen Grenzen. 1777 verbündeten<br />

sich die Mohawk, Cayuga, Seneca und Onondaga mit der britischen Kolonialmacht. <strong>Die</strong> beiden übrigen irokesischen<br />

Stämme, die Oneida und Tuscarora, wechselten dagegen zu den Aufständischen über, die die Unabhängigkeit von<br />

Großbritannien verlangten. <strong>Die</strong>se Spaltung sollten die sechs Nationen auf lange Zeit lähmen. Ihre Entscheidung,<br />

während des Unabhängigkeitskrieges an der Seite der Briten zu kämpfen, wurde eine Katastrophe für die <strong>Irokesen</strong>.<br />

<strong>Die</strong> amerikanische Invasion ihrer Heimat im Jahre 1779 ließ viele <strong>Irokesen</strong> in das südliche Ontario (Kanada) gehen,<br />

wo sie danach auch blieben. Seit dieser Zeit leben große Gemeinschaften der <strong>Irokesen</strong> entlang des oberen St.-<br />

Lorenz-Stroms in Quebec, in Kanada. <strong>Die</strong>se schlossen sich meist mit den Mohawk oder Vertretern anderer Gruppen<br />

zusammen. Obwohl sich die meisten Reservate der <strong>Irokesen</strong> im südlichen Ontario und Quebec befinden, ließ sich<br />

eine kleine Gruppe (Michel’s Band) um 1800 wegen des Pelzhandels im kanadischen Alberta nieder.<br />

In den Vereinigten Staaten wurde nach dem Unabhängigkeitskrieg in einer Reihe von Staatsverträgen ein<br />

Großteil des Landes der <strong>Irokesen</strong> an New Yorker Spekulanten übergeben. Trotzdem verblieben die meisten Seneca,<br />

Tuscarora und Onondaga in New York. Es gibt dort auch noch größere Gruppen von Mohawk, Oneida, Cayuga und<br />

Caughnawaga. Der größte Teil der Oneida zog 1838 in eine Reservation nahe der Green Bay in Wisconsin. <strong>Die</strong><br />

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Cayuga verkauften 1807 ihre Länder in New York und gingen nach Westen, wo sie sich teilweise mit den Mingos zu<br />

den sogenannten „Seneca von Sandusky“ in Ohio verbanden. Im Jahre 1831 trat diese kombinierte Gruppe ihr<br />

Reservat in Ohio an die Vereinigten Staaten ab und zog um in das sogenannte „Indianerterritorium“ nach Oklahoma.<br />

Einige wenige Seneca gingen in dieser Zeit von New York nach Kansas und verbanden sich mit anderen Stämmen<br />

im Nordosten Oklahomas zum heutigen „Seneca-Cayuga-Volksstamm von Oklahoma“.<br />

Ureigene und altüberlieferte Sitten und Glaubensvorstellungen haben unter europäischem Einfluss oftmals<br />

grundlegende Änderungen erfahren müssen. Der Zerfallsprozess der indianischen Gesellschaft, hier besonders der<br />

irokesischen, war schon in den im folgenden behandelten frühen Jahren unumkehrbar.<br />

Etymologische Betrachtung<br />

<strong>Die</strong> Herkunft der Bezeichnung <strong>Irokesen</strong> (engl./fr. Iroquois) ist heute noch ein wenig umstritten. Sie ist wohl<br />

französischen Ursprungs (Iroquois, Irocois, Yroquois, Yrocois etc.) und soll auf einen französischen Schimpfnamen<br />

zurückzuführen sein, der wiederum eine Derivation aus dem algonkinischen Wort Irinakhoiw = die wirklichen<br />

Schlangen ist. Eine andere, aber weniger überzeugende Überlieferung ist die, dass sie von dem aus einer irokesischen<br />

Sprache stammenden Satz: hiro kone = ich habe gesagt herrühre, der immer am Ende einer Rede angewendet wurde.<br />

Unterschiedliche Ethnonyme für die <strong>Irokesen</strong> gab es viele; so nannten sie die holländischen Kolonialisten<br />

Maquas (Mackwaas) und die Leni Lenape (Delaware) Mengwe = schlechte Menschen. Bei den Engländern wurden<br />

sie als Mingos bezeichnet, womit aber speziell nur die vom <strong>Irokesen</strong>bund abgesprengten Susquehanna<br />

(Susquehannock, Conestoga) gemeint waren. <strong>Die</strong> Algonkinvölker in der Nachbarschaft bezeichneten die <strong>Irokesen</strong><br />

gewöhnlich mit Nadowa (Nottoway), was echte Nattern bedeutet, die Ottawa mit Matchenawtowaig = böse<br />

Schlangen, die Virginiastämme mit Massawómekes und bei den Huronen hießen sie Ehressaronon.<br />

Irokesische Sprachen<br />

<strong>Die</strong> Sprachen der <strong>Irokesen</strong> bilden den irokesischen Zweig der <strong>Irokesen</strong>-Caddo-Sprachfamilie und wurden von jeher<br />

als die majestätischsten, aber ebenso auch als die kompliziertesten Sprachen überhaupt bezeichnet. <strong>Die</strong>se überaus<br />

schwierig zu erlernenden Sprachen sind aber auch von einer besonderen Schönheit in ihrer Ausdrucksweise geprägt,<br />

da meist poetische Bilder in die Sätze eingeflochten sind. <strong>Die</strong> benachbarten Sprachen Mohawk, Oneida und Seneca<br />

(einschließlich dem Cayuga und Onondaga) bilden in den kanadischen Provinzen Ontario und Quebec sowie im US-<br />

Bundesstaat New York ein Dialektkontinuum mit vielleicht 4.000 Sprechern (davon etwa 3.000 Mohawk), das im<br />

engeren Sinne als „nördliches Irokesisch“ oder auch die eigene Bezeichnung Rotinonhsónni bezeichnet wird. Stärker<br />

weichen dagegen die übrigen irokesischen Sprachen (irokesische Sprachen im weiteren Sinne) ab, wie z.B. die<br />

nahezu ausgestorbenen Sprachen Tuscarora, Nottoway und Wyandot (Huronisch) sowie das noch heute verwendete<br />

Cherokee. Lehnwörter aus dem Irokesischen sind in den europäischen Sprachen äußerst selten; verschiedene<br />

Toponyme in der Geographie Kanadas und den nordöstlichen USA wie z.B. „Ontario“, „Toronto“, „Kanada“,<br />

„Ohio“ oder „Niagara“ u.a. gehen jedoch auf irokesische Sprachen zurück.<br />

<strong>Die</strong> irokesischen Sprachen haben keine schwierige Aussprache; sie verfügen über recht einfache Lautsysteme mit<br />

nur einer Verschlussreihe sowie Oral- und Nasalvokalen. Sie sind jedoch durch eine stark polysynthetische<br />

Morphologie gekennzeichnet und machen starken Gebrauch von Inkorporation. Ebenso verfügen sie über eine<br />

eindrucksvolle Komplexität in der Verbmorphologie. Besonders das Cayuga ist wegen der Andersartigkeit der<br />

„Arbeitsteilung“ der verschiedenen traditionellen Analyseebenen (Morphologie, Syntax, Lexik) und der<br />

Schwierigkeit der Identifizierung syntaktischer und lexikalischer Kategorien für die Linguistik von spezieller<br />

Interesse. Bei den Pronomina der irokesischen Sprachen gibt es besondere Dual-Formen, es wird bei der 1. Person<br />

inklusiv und exklusiv unterschieden, bei der 3. Person die Genera masculinum, femininum und neutrum. Aus dem<br />

Zusammenspiel von Belebtheit, Transitivität und Personenhierarchie ergibt sich ein komplexes Affixsystem, mit dem<br />

Subjekt und Objekt im Verb koreferiert werden. <strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen Verben und Nomina ist wenig<br />

ausgeprägt, da die prädikative Verwendung in Erstposition des Satzes eher thematisch als semantisch bestimmt ist.<br />

Als eine strukturelle Besonderheit der irokesischen Sprachen gilt, dass nicht nur Verben, sondern ebenso Nomina<br />

stets Personalpräfixe tragen. Das gilt mit nur wenigen Ausnahmen vor allem für belebte Nomina wie z.B. Menschen<br />

sowie Tier- und Pflanzenbezeichnungen. Ein Beispiel für eine solche sprachliche Besonderheit wäre der Satz: Er, der<br />

ein Baum ist, wächst; anstatt nur der Baum wächst. <strong>Die</strong> größte Übereinstimmung besteht zwischen den Sprachen der<br />

Mohawk und Oneida sowie den Cayuga und Seneca.<br />

<strong>Die</strong> Sprache der <strong>Irokesen</strong> hat bereits der französische Abbé CUOQ im Jahre 1882 in Montreal lexikalisch<br />

bearbeitet. Der eigenartig anmutende, schwierige Sprachbau der irokesischen Sprachen interessierte aber auch<br />

Gelehrte im früheren England. JAMES BURNETT LORD MONBODDO (1714–99) legte 1784/85 eine detaillierte<br />

Grammatik einer irokesischen Sprache, nämlich des Huronischen (am Huronsee), vor, die so vollkommen anders<br />

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funktioniert, wie man sich dies aus europäischer Sicht nicht vorstellen konnte. Einzelwörter für – nach unserer<br />

Auffassung – komplexe Begriffe; je vollkommen verschiedene Wörter z.B. für „mein Vater“ und „dein Vater“, oder<br />

für „ich habe gesagt“, „du hast gesagt“, „ich habe es gesagt“, „ich habe ihm gesagt“; Zeit, Zahl und Person werden<br />

meist nur durch einen verschiedenen Akzent oder Ton ausgedrückt, etc. Damit wurde jeder Anspruch auf eine<br />

Universalität unserer abendländischen Sprachen gründlich umgestoßen.<br />

Übersicht über einige Wörter in den verschiedenen <strong>Irokesen</strong>sprachen<br />

Deutsch Cayuga Mohawk Oneida Onondaga Seneca Tuscarora Cherokee Laurentian Nottoway Susquehannock Wyandot (Huron)<br />

eins sga:t Enhskat Úska sgá:dah ska:t ę:chi sagwu segada unte onskat skat<br />

zwei dekni: tekeni tékeni dégnih tekhni:h né:kti: ta'li tigneny dekanee tiggene tindee<br />

drei ahsenh ahsen áhsv áhsęh sëh áhsę tso'i asche arsa axe shenk<br />

vier gei: kayeri kayé: gayí:h ke:ih hę'tahk nvgi honnacon hentag raiene andauk<br />

fünf hwihs wisk wísk hwíks wis wísk hisgi ouyscon whisk wisck weeish<br />

Mann ho:nhgweh ronkwe lukwé hę:gweh hökwe rę:kweh asgaya aguehan enihā itae'aetsin aingahon o. onnonhou<br />

Frau ago:nhgweh yakonkwe yakukwé gųnų:gweh yakökwe akę:kweh agehya aggouette ekening achonhaeffti utehke o. ontehtian<br />

Hund so:wa:s erhar é:lhal jí:hah ji:yäh chír oder gís gihli aggayo cheer abgarijo agnienon o. yunyeno<br />

Sonne ga:gwa:' karahkwa yotahala gáæhgwa:' kä:hkwa:' híhte' nvda isnay aheeta yaundeeshaw<br />

Mond enhni'da:' ehnita ohní:ta' ęhní'da' ë:ní'ta:' í:ka'r nvda assomaha tethrāke yaundeeshaw<br />

Wasser ohneganohs ohneka ohne:kánus ohnéganos o:ne:ka' à:we ama ame auwa oneega saundustee<br />

weiß genh'ge:nh kenraken owískela' owæhé'sda' kakë:'ët uhwaryá:kę' unega owheryakum<br />

gelb oji:tgwa:' otsinekwar otsí:nkwala' ojí'tgwa:' jitkwä:'ë:' uchi'tkwáhneh dalonige<br />

rot otgwenhj'ia:' onekwenhtara onikwvhtala' otgwęhda:' tkwëhtä:'ë:' katkwarà:yę' gigage ganuntquare<br />

schwarz swenh'd'aenh kahòntsi o'swv:ta' oshwę'da' jë:sta'ë:' kahęschi agvnige gehuntee che'estaheh<br />

essen i:ge:s raeks í:laks íheks i:se:k rachù:rih agi'a untchore sischijro<br />

sehen ge:genh ratkahthos la:kvhe' hagęha' hato:kha' ratkáhthuhs agowatiha waskehee<br />

hören hoto:nhde' rahronkas lothu:té: hathų:de' ha:ökha' rathęhna:ch atvgi'a thrahurta<br />

singen hore:nho:t raterennotha' tehalihwákha' hodę:nó:da' hatënotha' ra'nwę'è:ręh dekanogi'a thegnehoaca<br />

Kultur und Bedeutung der <strong>Irokesen</strong><br />

Ihre freiheitliche Verfassung des mächtigen irokesischen Fünfvölkerbundes hat derjenigen der USA Pate gestanden.<br />

Auch auf das europäische Denken der Aufklärung hatte sie einen Einfluss (JOHANN GOTTFRIED HERDER, „<strong>Die</strong> große<br />

Friedensfrau der <strong>Irokesen</strong>“) und auch bei FRIEDRICH ENGELS nimmt sie in dessen Schrift vom Ursprung der Familie<br />

eine wichtige Stellung ein, die ihrerseits wiederum von BACHOFENS „Mutterrecht“ beeinflusst wurde.<br />

Traditionell besteht jede irokesische Nation aus mehreren Klanen, denen jeweils eine gewählte Clanmutter, die<br />

sogenannte „Matrone“ vorsteht. Jeder Klan konnte bis zu drei Abgeordnete in die Ratsversammlung der <strong>Irokesen</strong><br />

schicken. <strong>Die</strong> Gesellschaft war demokratisch organisiert, das Individuum genoss erstaunliche Freiheiten. Das<br />

irokesische System der verwandtschaftlichen Beziehungen ist matrilinear und die Lebensweise matrilokal. Bei ihnen<br />

nahmen die Frauen schon immer eine höhere Stellung ein, als ihnen noch bis in die jüngste Zeit von den Weißen<br />

eingeräumt wurde. <strong>Die</strong> Felder, die Ernte, die Häuser gehörten allein ihnen. <strong>Die</strong> Abstammung bezog sich immer auf<br />

die Mutter. Wenn Männer heirateten, zogen sie zu ihren Frauen. Ging die Ehe auseinander, kehrte der Mann zu<br />

seiner Mutter zurück, die Kinder hingegen blieben bei der Mutter. So wie das System, in dem die Männer<br />

hauptentscheidend waren, die Macht nach außen sicherte, so hatte das auf Mutterfolge und Mutterrecht begründete<br />

Klansystem, der überwiegende Einfluss der Frauen im sozialen Bereich, Bestand und andauernde Blüte des<br />

<strong>Irokesen</strong>staates. <strong>Die</strong> Kinder folgten dem Totem der Mütter. Das jeweils entsprechende Tiersymbol war über der Tür<br />

eines jeden Hauses angebracht. <strong>Die</strong> Erben des Mannes waren die Kinder seiner ältesten Schwester. Der Besitz der<br />

Familie verblieb im Eigentum der Frau, und besonders im kommunalen Bereich waren die Frauen führend. <strong>Die</strong>ses<br />

Gleichgewicht der Machtverteilung zwischen den Geschlechtern führte bei den <strong>Irokesen</strong> zu einer außerordentlich<br />

stabilen inneren Harmonie.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> hatten eine starke, für Einzelpersonen kaum durchbrechbare geschlechtliche Arbeitsteilung. So<br />

waren die Frauen für die Häuser und die Landwirtschaft zuständig, während die Männer meist solchen Aufgaben<br />

nachgingen, die ein Verlassen des Klanlandes erforderlich machten. <strong>Die</strong> Männer rodeten zwar das Land, doch die<br />

Frauen leisteten alle weiteren Feldarbeiten. <strong>Die</strong> Ernte wurde von den Frauen eingebracht. Ebenso wie die Häuser,<br />

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gehörte ihnen damit auch die Ernte. Währenddessen gingen die Männer zur Jagd oder mit Netzen zum Fischfang in<br />

meist aufgestauten Bächen. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> hatten sich ein fruchtbares Gebiet angeeignet und betrieben Ackerbau. Sie<br />

lebten hauptsächlich von Mais, den sie in 15 verschiedenen Arten anbauten. Neben Mais wurden auch Squash, eine<br />

Kürbisart, Sonnenblumen und nicht weniger als 60 Arten Bohnen kultiviert. <strong>Die</strong>s machte sie unabhängig vom<br />

Jagdglück und erlaubte ihnen eine relativ sesshafte Lebensweise. Es war aber auch eine ständige Gefahr, denn gelang<br />

es ihren Feinden, die Maisfelder zu zerstören, brach das Wirtschaftssystem eines ganzen Volkes zusammen. Ihre<br />

verschiedenen Feldfrüchte bauten sie möglichst nah zusammen an. Der Sinn, der dahinter steckte, war die Ergänzung<br />

der einzelnen Pflanzensorten. Ihre Gesetzmäßigkeit hieß: „Der Mais wächst schnell nach oben, die Blätter des Kürbis<br />

bewahren den Boden vor dem Austrocknen und die Bohne kann an der Maisstaude emporranken.“ Neben ihren auf<br />

Feldern angebauten Produkten dienten ihnen auch Wildfrüchte, wild wachsende Kräuter und Pflanzen sowie der<br />

Zucker des Ahornbaums als Nahrung.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> lebten in mit Palisadenzäunen befestigten Dörfern, die manchmal aus bis zu hundert Langhäusern<br />

bestanden. In einem <strong>Irokesen</strong>dorf waren die Häuser eng zusammengebaut und von mächtigen, mit Holzspitzen<br />

bewehrten Palisaden umgeben, die gegen Angreifer ohne Feuerwaffen einen perfekten Schutz boten. Nach etwa zehn<br />

bis fünfzehn Jahren, wenn der Boden und der Wald nicht mehr die gewünschten Ernte- und Jagderträge brachten,<br />

zogen die Bewohner weiter zu einem neuen Gelände. Es gab zwei Haustypen: Das eine Haus besaß ein rundes Dach<br />

und das andere, das sogenannte „Langhaus“, hatte ein Giebeldach (Spitzdach). Ein Langhaus konnte bis zu dreißig<br />

Meter lang sein und in ihm wohnten vier bis fünf Familien einer Sippe. Beide Haustypen bestanden aus einem<br />

Pfahlgerüst und wurden mit Ulmenrinde gedeckt. Entlang der Mitte eines solchen Hauses war für jede Familie eine<br />

Feuerstätte errichtet, über der sich ein Rauchabzug befand. Rechts und links eines jeden Feuers gab es einen Raum.<br />

In dem Gebiet, in dem die <strong>Irokesen</strong> lebten, gab es wenig Birkenrinde, so mussten sie auch ihre Kanus aus<br />

Ulmenrinde anfertigen. Ihre Boote waren dadurch meist ziemlich plump und äußerst schwer.<br />

<strong>Die</strong> künstlerischen Erzeugnisse der <strong>Irokesen</strong> waren nicht so fein wie die der indianischen Stämme des Südostens,<br />

aber sie waren vielfältiger. Sie webten Schärpen, die durch eine besondere Webart hergestellt wurden. <strong>Die</strong> bei den<br />

Eingeborenen so geschätzten Wampumgürtel wurden vor allem von den Botschaftern der <strong>Irokesen</strong> als<br />

Erkennungszeichen getragen. Gürtel oder Streifen in verschiedener Länge und verschiedener Anordnung dienten als<br />

einfache Dokumente. Gefertigte Ketten dienten dazu, sich an Sagen, geschichtliche Ereignisse und an Verträge zu<br />

erinnern. Solche, oftmals äußerst kunstvoll hergestellten Wampumgürtel galten überall als Zahlungsmittel.<br />

<strong>Die</strong> Männer der <strong>Irokesen</strong> trugen einen Lendenschurz aus Wildleder, ein Lederhemd für die kalte Jahreszeit, das<br />

aus einer Bisonhaut oder mehreren Kleintierhäuten, aus Bastfasern, die verwebt wurden oder Federn bestand.<br />

Leggins und Mokassins gehörten ebenfalls zur Kleidung des Mannes. <strong>Die</strong> Frauen trugen im Sommer Röcke und<br />

Schäfte und im Winter lange Kleider. Der Wickelrock der Frauen bestand aus Leder, Bisonhaaren oder aus<br />

verwebten Bastfasern. Dazu kam eine Bluse und halblange Leggins. Ihr Haar trugen die Frauen entweder offen,<br />

banden es auf dem Kopf zusammen oder flochten es zu Zöpfen. <strong>Die</strong> Männer ließen nur eine Mittellocke, die<br />

sogenannte „Skalplocke“, von ihrer Haarpracht übrig. Daher stammt auch die heutige Bezeichnung „<strong>Irokesen</strong>frisur“,<br />

obwohl ähnliche Haartrachten auch bei anderen nordamerikanischen Völkern üblich war. <strong>Die</strong> Kleidung der Männer<br />

im Winter bestand aus Schäften für die Beine, einem Tuch um die Lende, kurzen Röcken und Hemden aus Wildleder<br />

und aus Mokassins. Im Sommer wurden das Hemd und die Schäfte meist weggelassen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> waren insgesamt in zwölf Klane auf alle Bundesnationen aufgeteilt. Jedes Klanmitglied einer<br />

Nation betrachtete sich als blutsverwandt mit dem des gleichen Klans in einer anderen Nation. Heiraten und<br />

Geschlechtsverkehr innerhalb eines Klans waren unmöglich. So wurden nicht nur Inzucht, sondern auch Kriege<br />

untereinander vermieden. <strong>Die</strong> Sippen halfen sich auch gegenseitig, wie z.B. bei der Bestattung von Toten. Eine jede<br />

Sippe war in Stammbäume eingeteilt, deren Mitglieder von einem gemeinsamen Ahnen abstammten. Eine ältere<br />

Frau, die sogenannte Matrone, war das Haupt des Stammbaumes. Der Stammbaum bestand aus einer Großfamilie,<br />

dem sogenannten Ohwachira. <strong>Die</strong> Sippe, deren Stammbaum gleich dem des Oberhauptes war, das allgemein als<br />

Sachem bezeichnet wurde, war adlig und durch den Erbprozess sind sie es noch heute. Starb ein Oberhaupt<br />

(Sachem), wurde von der Matrone des Stammbaums ein Nachfolger gewählt. Dazu besprach die Matrone die Wahl<br />

mit anderen Frauen des Langhauses und dann mit den Frauen der Sippe. So war die Wahl ausführlich besprochen<br />

und die Frauen gaben meist der Matrone ihre Zustimmung. War die Trauerzeit für einen verstorbenen Sachem zu<br />

Ende, wurde ein großes Fest abgehalten und der neue Sachem eingesetzt. Als Zeichen seiner Würde erhielt der neue<br />

Sachem ein Hirschgeweih und zog sich aus dem Kriegsgeschäft zurück. Er bekam auch den Namen und das Orenda,<br />

eine besondere spirituelle Macht, seines Vorgängers und wurde dessen Nachfolger. Ein Sachem wurde dreimal<br />

verwarnt, wenn er versagte. Wenn dies nicht half, nahm die Matrone dem Sachem das Geweih ab und bat den Rat<br />

um die Absetzung, was selten verweigert wurde. <strong>Die</strong> Matrone machte dem Rat zwar Vorschläge, regierte aber nicht.<br />

Jedoch hatte sie einen sehr großen Einfluss auf die regierenden Männer, die ihre Befehle gaben.<br />

Bei den <strong>Irokesen</strong> war die Behandlung von Gefangenen äußerst brutal. Bevorzugt wurden junge Männer, aber<br />

auch Frauen und Kinder gefangen genommen. Man war bemüht, so viele Gefangene zu machen, wie nur irgend<br />

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möglich. <strong>Die</strong> Gefangenen wurden gewaltsam ins Dorf getrieben und wer nicht mehr mithalten konnte, wurde getötet.<br />

Im Dorf bildeten die Bewohner zwei Reihen, ähnlich wie es bei dem Spießrutenlauf der Preußen geschah, und ließen<br />

die Gefangenen hindurchlaufen. Man schlug mit aller Kraft auf sie ein und im Anschluss wurden die Gefangenen an<br />

die Frauen verteilt, die zuvor einen Angehörigen zu beklagen hatten. <strong>Die</strong> gefangenen Kinder wurden in den Stamm<br />

aufgenommen, hingegen wurden Frauen und alte Männer wie Sklaven gehalten. Ob ein Mann sterben sollte oder am<br />

Leben blieb, entschieden die Matronen. Ein Mann, der am Leben blieb, wurde in den Stamm integriert. Wer sterben<br />

sollte, wurde auf grausamste Weise zu Tode gefoltert, nicht um sich an dieser Folterung zu erfreuen, sondern aus<br />

religiösen Gründen. Der zum Tode Verurteilte, wurde Areskoi geopfert, dem Gott des Krieges und der Jagd, sowie<br />

manchmal auch der Sonne. Gab es keinen männlichen Gefangenen, so opferte man eine Frau. Man brachte dem<br />

Opfer Achtung entgegen. Der Brauch, einen Menschen zu opfern und ihn vor der Opferung zu bewirten, stammt aus<br />

Mexiko. Allerdings ist es nicht nachvollziehbar, weshalb die Stämme der <strong>Irokesen</strong> eine solche Folterung vornahmen.<br />

<strong>Die</strong> Folterung der <strong>Irokesen</strong> war ihr Brauch und geopfert wurden vor allem Angehörige der Stämme der Algonkin<br />

oder aber Weiße. Aus Rache folterten die Algonkin, wenn sie einen <strong>Irokesen</strong> fangen konnten, diesen auf die gleiche<br />

Weise. Wenn die <strong>Irokesen</strong> unterwegs waren, um ein Nachbardorf anzugreifen, wurde ihr Dorf in ihrer Abwesenheit<br />

oftmals von Kriegern der Algonkin überfallen und dem Erdboden gleich gemacht. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> waren bei allen<br />

nachbarlichen Stämmen und auch bei den verfeindeten weißen Kolonialherren sehr gefürchtet und man hasste sie<br />

abgrundtief. Ihr schlechter Ruf wurde von den Weißen später auf alle nordamerikanischen Völker übertragen.<br />

Geschichte des Nordostens Amerikas und die <strong>Irokesen</strong>kriege<br />

Nachdem bewiesenermaßen die Wikinger die ersten Europäer waren, die bereits im 10. Jh. ihren Fuß auf<br />

amerikanischen Boden setzten, diese dort aber wegen gewalttätigen Übergriffen der Urbevölkerung nicht sehr lange<br />

blieben, gingen einige Jahrhunderte der Ruhe über das Land. Für ihre Entdeckungen interessierte sich in Europa zur<br />

damaligen Zeit niemand. Erst 1492 fand CHRISTOPH KOLUMBUS (1451–1506) den Kontinent erneut und galt seither<br />

als der Entdecker Amerikas. Von dieser Zeit an sahen die Eingeborenen an der Ostküste dieses Kontinents immer<br />

wieder europäische Schiffe vor ihren Ufern kreuzen. Das 16. Jh. war dann die Zeit der großen Entdeckungen zur See.<br />

Zahlreiche europäische Seefahrer durchstöberten mit ihren Schiffen die Buchten und fuhren in die größeren<br />

Flussmündungen ein. <strong>Die</strong> undurchdringlichen Regenwälder im Osten Nordamerikas ließen den amerikanischen<br />

Kontinent damals noch unbewohnt erscheinen und das Land versprach zunächst keine größeren Reichtümer. Jedoch<br />

waren die Küsten ungeheuer fischreich, was viele Fischer aus der Normandie, England, Portugal und aus dem<br />

Baskenland anlockte, um hier vor allem Kabeljau, aber auch Wale zu fangen. Ab der Mitte des 16. Jh. gab es an der<br />

amerikanischen Küste verstreut Hütten von europäischen Fischern, die hier eine Zeit lang verweilten, um ihren Fang<br />

zu trocknen oder Walöl zu gewinnen. Zwischen ihnen und den Ureinwohnern kam es dabei zu den ersten<br />

Begegnungen und Tauschgeschäften. Doch bald schon kam es auch zu den ersten Übergriffen der Europäer, da sie<br />

den Einheimischen arrogant entgegentraten und sie wie Sklaven behandelten. Sie machten sie mit Alkohol betrunken<br />

und vergewaltigten ihre Frauen. Es kam aber sogar noch schlimmer: Als sich 1534 der französische Seefahrer<br />

JACQUES CARTIER (1491–1557) aus Saint Malo in einem kleinen Dorf am St.-Lorenz-Strom aufhielt, infizierte er die<br />

<strong>Irokesen</strong> mit einer todbringenden Seuche. <strong>Die</strong> Blattern (Pocken) verursachten unter der einheimischen Bevölkerung<br />

ein Massensterben und ganze Dörfer wurden ausgerottet, bis die Urbevölkerung gesamte Landstriche verließ und<br />

sich in die dichten Wälder zurückzog. 1535/36 hielt CARTIER den Lauf des St.-Lorenz-Stroms auf Karten fest und<br />

ebnete damit für französische Siedler und Händler den Weg nach Nordamerika. <strong>Die</strong> Erschließung schritt aber in der<br />

zweiten Hälfte des 16. Jh. nur zögerlich voran und es entstanden vorerst nur wenige Handelsposten.<br />

Jedoch im 17. Jahrhundert begann schließlich eine europäische Offensive auf den Nordosten Nordamerikas. In<br />

der Chesapeake Bay gingen 144 Engländer an Land, die von dem Kapitän und Abenteurer JOHN SMITH (1580–1631)<br />

angeführt wurden. Sie gründeten die erste englische Siedlung auf amerikanischem Boden mit dem Namen<br />

„Jamestown“. Im Auftrag des französischen Königs HEINRICH IV. reiste 1607 der Geograph und Kolonialist SAMUEL<br />

DE CHAMPLAIN (1570–1635) aus Saintonge mit Pionieren und reformierten Franziskanern nach Kanada und landete<br />

ein Jahr später an der Stelle des heutigen Quebec, wo er einen Stützpunkt errichtete. Dort sollte er die französischen<br />

Siedlungen am St.-Lorenz-Strom ausbauen und weiteres Land für Frankreich in Besitz nehmen. <strong>Die</strong> ersten<br />

Missionare waren vor allem bemüht die Algonkin zu bekehren, welche öfters den Stützpunkt besuchten. Er gründete<br />

zwei Forts, eines auf der Insel Ile de Croix und eines in Port Royal. Der Handel mit den Eingeborenen gestaltete sich<br />

schwierig, da diese untereinander meist verfeindet waren. Er schloss schließlich ein Bündnis mit den Huronen, die<br />

mit den Völkern der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation auf Kriegsfuß standen. CHAMPLAIN gilt als Gründer von Quebec, der<br />

ersten Stadt in Kanada (1609). Er unternahm eine ganze Reihe von Expeditionen bis zu den großen Seen (Huronund<br />

Ontario-See). Im Kampf mit den <strong>Irokesen</strong> wurde er dabei einmal schwer am Kopf verletzt. Zusätzlich brach<br />

auch noch ein Krieg mit den Engländern aus, die Quebec belagerten.<br />

9


Der englische Seefahrer HENRY HUDSON (1550–1611) segelte 1609 im Auftrag der Ostindischen Kompanie (ein<br />

1599 gegründetes Handelsmonopol für den Ostindienhandel) den nach ihm benannten Fluss hinauf. Er war es auch,<br />

der die Holländer veranlasste, die Insel Manhattan zu besetzen. Auf seine Initiative hin wurde das Fort Albany<br />

gegründet, welches durch den Pelzhandel eine große Bedeutung gewann. <strong>Die</strong> Motive der englischen und<br />

holländischen Siedler waren vollkommen unterschiedlich; während die Holländer meist arme Leute waren, die auf<br />

schnellen Reichtum hofften, kamen die zumeist puritanischen Engländer hierher, da sie hier ihre Religionsfreiheit<br />

ausüben konnten und dabei vor Verfolgungen sicher waren. Im Jahre 1620 landeten am Cape Cod 200 Puritaner (sie<br />

wurden von den Stuart-Königen verfolgt, weil sie einer streng religiösen Minderheit, den Presbyterianern<br />

angehörten), mitten im Gebiet der Pawtuxet, einem algonkinischen Volksstamm. In diesem Gebiet herrschte ein sehr<br />

raues Klima und viele von ihnen starben bereits in den ersten Wochen an Skorbut. Doch der Einheimische SQUANTO<br />

rettete sie vor dem sicheren Hungertod und wurde anschließend ihr Dolmetscher. Er brachte ihnen bei, wie man Mais<br />

sät, Fische fängt und Nahrungsmittel sammelt.<br />

<strong>Die</strong> eingeborenen Völker waren damals um die weißen Siedler sehr bemüht. Doch bald schon mischten sich bei<br />

ihnen Respekt und Furcht vor diesen Wesen ein, die scheinbar übernatürliche Kräfte besaßen. Auch die Habgier der<br />

Fremden, mit der sie die Großzugigkeiten der Eingeborenen beantworteten, war denen fremd. Obwohl die Europäer<br />

die Kälte im Winter und die Stechmücken im Sommer schlecht vertrugen und sich bei der Jagd sehr ungeschickt<br />

anstellten, verlangten sie von den Eingeborenen Gehorsam und zwangen sie, sich taufen zu lassen und Kriege gegen<br />

andere Völker zu führen. <strong>Die</strong> Kolonisten forderten von den Eingeborenen auch, sich als Untertanen des englischen<br />

Königs zu betrachten, was diese jedoch strikt ablehnten. Der Anführer der Powhatan-Konföderation,<br />

WAHUNSONACOOK, lehnte die Geschenke, die ihm der englische König KARL I. schickte, ab und beanspruchte lieber<br />

die Freiheit seines Volkes.<br />

Als im Jahre 1608 JOHN SMITH (1580–1631) der Gouverneur der Kolonie, mit dem Strick um den Hals vor die<br />

Indianer geschleppt wurde, erwartete dieser den Tod. Doch POCAHONTAS, die Tochter des Häuptlings<br />

WAHUNSONACOOK, bat für ihn um Gnade, die ihm auch gewährt wurde. JOHN SMITH nam die damals erst<br />

zwölfjährige POCAHONTAS bei Jamestown zur Frau. Mit diesem Akt wollte der Häuptling den Weißen zu verstehen<br />

geben, dass er den Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben beider Gemeinschaften hatte. POCAHONTAS<br />

diente zwischen der Kolonie und den Eingeborenen als Diplomatin und konnte auf diese Weise wichtige<br />

Informationen über die Kolonie an ihren Vater weitergeben. <strong>Die</strong> Kolonisten aber benötigten Nahrungsmittel und<br />

hatten keinen Skrupel Indianerdörfer zu überfallen. Im Jahre 1610 spitzte sich die Situation zu, als zwei Kolonisten<br />

ermordet wurden. Als Vergeltungsmaßnahme brannten die Engländer darauf hin zwei Indianerdörfer nieder und<br />

massakrierten Frauen und Kinder. Auf die Kränkungen und Plünderungen der Weißen antwortete die Powhatan-<br />

Konföderation im März 1622 mit einem Angriff auf die Siedlung der Weißen und töteten 350 Engländer. Seit diesem<br />

Zeitpunkt herrschte Kriegszustand. <strong>Die</strong> Siedler verteilten an die Eingeborenen vergifteten Alkohol und ermordeten<br />

Frauen und Kinder. <strong>Die</strong> Anzahl der Weißen wurde immer größer, sie waren gut bewaffnet und fest entschlossen die<br />

„Wilden“, wie sie sie bezeichneten, zu unterdrücken. Indianische Unterhändler wurden angegriffen, bis die<br />

Konföderation, stark dezimiert, 1646 einen Vertrag unterzeichneten und einen Teil ihres Stammesgebietes an die<br />

Kolonie abtrat. <strong>Die</strong> Überlebenden wurden unter strenge Kontrolle gestellt und erhielten die Erlaubnis sich jenseits<br />

der Kolonie in einer Reservation aufzuhalten.<br />

Weitere Puritaner waren in einem Gebiet gelandet, wo zwei mächtige Völker der Algonkin, die Narraganset und<br />

Wampanoag lebten. Der Häuptling der Wampanoag, MASSASOIT, schloss einen Vertrag mit den Engländern ab, der<br />

Frieden zwischen beiden Parteien bringen sollte. In diesem Vertrag sahen die Puritaner jedoch die Möglichkeit,<br />

anstatt Frieden zu erhalten, ihre Kolonie zu erweitern. <strong>Die</strong> Puritaner drangen 1630 in das Land der Massachuset ein.<br />

Jedoch zu Kämpfen kam es nicht, da der Großteil der Massachuset einer Pockenepidemie zum Opfer fiel.<br />

In der Folgezeit kam es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen Engländern und Indianern, bei denen 1636<br />

ein Hauptmann ermordet wurde. <strong>Die</strong>se Ermordung löste den sogenannten Pequot-Krieg aus. Da die Pequot die<br />

Mörder nicht auslieferten, wurden sie von den Engländern unterworfen. <strong>Die</strong> Engländer unternahmen 1637 eine<br />

Strafexpedition gegen ein Dorf am Mystic River und metzelten die Bewohner schonungslos nieder. Einige Jahre<br />

später wurden die Narraganset unterworfen, weil sie ihr Gebiet und sich selbst nicht KARL I. von England<br />

unterstellen wollten. <strong>Die</strong> guten Beziehungen zwischen den Engländern und den Wampanoag verschlechterten sich<br />

erheblich, als WAMSUTTA, der Sohn MASSASOITS, Land an andere Siedler verkaufen wollte, was die Engländer<br />

verwehrten und er später auf mysteriöse Weise starb. WAMSUTTAS Bruder METACOMET, der auch der Nachfolger<br />

von MASSASOIT wurde, war der Anführer des im Jahre 1675 bedeutendsten Indianeraufstandes gegen die Engländer,<br />

der als König Philipp-Krieg in die Geschichte einging. Im August 1676 wurde das Heer König PHILIPPS, wie die<br />

Engländer METACOMET nannten, von den Puritanern und ihren Verbündeten, den Mohawk und Mohikanern, die die<br />

Feinde der Wampanoag waren, vernichtend geschlagen.<br />

Mit dem recht abenteuerlich anmutenden Namen „<strong>Irokesen</strong>kriege“ wird der über den größten Teil des 17. Jh.<br />

andauernde Konflikt zwischen einer Reihe verbündeter irokesischer Volksstämme (<strong>Irokesen</strong>-Konföderation) und den<br />

10


französischen Kolonisten, später auch den Truppen der königlichen Regierung in Paris bezeichnet. Für die<br />

Konstellation dieser Konflikte gab es geographische, ökonomische und politische Gründe. <strong>Die</strong> Gegend um den St.-<br />

Lorenz-Strom wurde im 17. Jh. von eingeborenen algonkinischen Völkern, wie z.B. den Montagnais, Ottawa und<br />

Abenaki sowie von den irokesischen Huronen bewohnt, die traditionell in kriegerische Auseinandersetzungen mit<br />

den weiter im Süden, im Wesentlichen im heutigen Neu-England siedelnden irokesischen Völkern der <strong>Irokesen</strong>-Liga<br />

verwickelt waren. <strong>Die</strong> Anwesenheit der weißen Männer mit ihren Hakenbüchsen und Rüstungen erschien den<br />

Häuptlingen der einen Völkergruppe als gute Gelegenheit, das Kriegsbeil gegen die andere auszugraben. Sie traten<br />

miteinander in Beratung und gewannen den kaum abgeneigten SAMUEL DE CHAMPLAIN für ihr Vorhaben. Den<br />

Franzosen lag viel an guten Beziehungen zu den Bewohnern der Gegend, stellten diese doch die Grundlage ihrer<br />

Pläne im Pelzhandel dar. In den Jahren 1609/10 ergriff CHAMPLAIN Partei für die Huronen und unterstützte sie gegen<br />

die <strong>Irokesen</strong>-Liga. <strong>Die</strong>se Entscheidung sollte die französische Politik für ein Jahrhundert festlegen. <strong>Die</strong> Huronen<br />

waren sesshafte Feldbauern, die ebenfalls in einer Konföderation von vier Stämmen organisiert waren, welche schon<br />

länger Bestand hatte, als die der Fünf Nationen der <strong>Irokesen</strong>. Ihre Dörfer lagen an der Georgian Bay am Huron-See<br />

und am Simcoe-See. Weiter im Süden lagen die Neutralen Nationen, zu denen die Huronen gutnachbarliche<br />

Beziehungen pflegten. Im Verlauf des 16. Jh. verließen die Huronen das Gebiet des St.-Lorenz-Stroms auf der Flucht<br />

vor Krankheiten, die die Europäer eingeschleppt hatten. Südlich des großen Stroms und des Ontario-Sees trafen sie<br />

wieder zusammen. Im Frühjahr 1609 zog CHAMPLAIN mit einigen Franzosen und 300 Eingeborenen in Richtung<br />

Süden, am See vorbei, dem er seinen Namen gab: Lac Champlain (Champlain-See). Bei Ticonderoga stieß die<br />

bereits geschrumpfte Truppe auf irokesische Krieger. Am Tag darauf kam es zum Kampf. <strong>Die</strong> gezielten Schüsse der<br />

Feuerwaffen auf die am reichen Federwerk erkennbaren Anführer verfehlten ihre Wirkung nicht und führten einen<br />

raschen Sieg herbei. Der derart siegreiche Anführer der Franzosen genoss ein hohes Ansehen bei den befreundeten<br />

Stämmen, welches durch einen ähnlichen Sieg im darauffolgenden Jahr noch verstärkt wurde. Das für diese<br />

Freundschaft zwischen Franzosen und ihren Alliierten geflossene Blut führte aber zu einer bitteren Feindschaft zu<br />

den Stämmen der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation.<br />

<strong>Die</strong> Huronen hatten schnell begriffen, dass ein Bündnis mit den Franzosen für sie nur von Vorteil sein konnte.<br />

Nicht nur in der Unterstützung vor der <strong>Irokesen</strong>-Liga sahen sie ihre Vorteile, sie spekulierten außerdem, als<br />

Zwischenhändler im Pelzgeschäft zwischen den Algonkin und den Franzosen aufzutreten. <strong>Die</strong> Huronen nahmen<br />

schnell die Waren der Europäer an. Sie benutzten Dampfkessel und waren bald in der Lage aus einem Stück Eisen<br />

Messerklingen, Ahlen und Schrot für ihre Gewehre herzustellen. Viel später, in den Jahren zwischen 1660 und 1670<br />

lernten sie auch Eisen zu formen und 1676 sogar Gewehre zu reparieren.<br />

In den Gebieten dieser Stämme siedelten seit der ersten Hälfte des 17. Jh. vor allem Holländer, die 1624 Fort<br />

Orange, das spätere Albany gründeten. Ihnen lag zunächst wenig am Kontakt mit den Ureinwohnern des Landes. <strong>Die</strong><br />

<strong>Irokesen</strong> verstanden aber, dass sie ohne die technologischen Mittel der Bleichgesichter einer militärischen<br />

Auseinandersetzung nicht gewachsen wären. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>, die bereits im 16. Jahrhundert die Vereinigung der Fünf<br />

Nationen (Cayuga, Mohawk, Oneida, Onondaga, Seneca) gründeten, nahmen ihrerseits eine Schlüsselstellung ein,<br />

indem sie ein Bündnis mit den Holländern eingingen und sich als Zwischenhändler zwischen diesen und den<br />

Algonkin empfahlen. Beide Parteien versuchten ihre Konkurrenz auszuschalten. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> sorgten dafür, dass die<br />

Holländer nur noch von ihnen Felle kauften. Als Gegenleistung erhielten die <strong>Irokesen</strong>, vor allem die Mohawk,<br />

Feuerwaffen und Munition und waren somit schon in wenigen Jahren der gefürchtetste Stamm des Ostens<br />

Nordamerikas.<br />

Auch die Algonkin und Huronen bemühten sich durch die wachsende Bedrohung der irokesischen Liga um<br />

Unterstützung der Franzosen, vor allem durch Feuerwaffen. Doch diese taten sich sehr schwer, ihre Verbündeten zu<br />

bewaffnen und teilten auf Ratschlag der Jesuiten nur den getauften Huronen Waffen zu. In den 40er Jahren des 17.<br />

Jh. spaltete sich die Konföderation der Huronen in Traditionalisten und Bekehrte auf und wurde somit beträchtlich<br />

geschwächt. Letztere waren nur auf die Vorteile einer Allianz mit den Franzosen bedacht und sie waren es<br />

schließlich auch, die den <strong>Irokesen</strong> am feindlichsten gegenüberstanden und im Krieg gegen sie am entschlossensten<br />

handelten. <strong>Die</strong> Traditionalisten neigten eher dazu, mit ihren verfeindeten Brüdern einen Frieden zu schließen. So<br />

mutig die Krieger der Huronen auch gewesen sind, ihr mangelndes Zusammengehörigkeitsgefühl sollte ihnen im<br />

Laufe der Geschichte noch sehr teuer zu stehen kommen.<br />

Im Jahre 1630 brach dann der sogenannte „<strong>Irokesen</strong>-Krieg“ aus. <strong>Die</strong> Mohawk griffen die Algonkin von Ottawa<br />

an und begannen zehn Jahre später eine Offensive gegen die Franzosen und ihre Verbündeten, die algonkinischen<br />

Abenaki am St.-Lorenz-Strom. In der Zwischenzeit machte die gesamte <strong>Irokesen</strong>-Konföderation, die von den<br />

Holländern inzwischen Feuerwaffen erhalten hatte, mobil, mit dem Ziel die Macht der Huronen zu brechen und den<br />

gesamten Pelzhandel im Nordosten zu kontrollieren. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>-Konföderation begann damit, die bisherige<br />

Vorherrschaft der Huronen zu zerstören, indem sie Furcht und Schrecken unter ihnen verbreitete, damit diese ihre<br />

Handelsrouten nicht aufrecht erhalten konnten. Dazu wurden Kanus der Huronen angegriffen und die Insassen<br />

getötet. Auch Franzosen wurden von ihnen als Geiseln genommen, wo immer sie ihnen habhaft werden konnten, um<br />

11


eine bessere Verhandlungsbasis zu erhalten. <strong>Die</strong> Kriegszüge der <strong>Irokesen</strong> wurden immer weiter ausgedehnt. Sie<br />

reichten bereits vom Atlantik bis an die Großen Seen. Ein Huronendorf nach dem anderen wurde überfallen, die<br />

Ernte vernichtet, Frauen und Kinder gefangen genommen und die Krieger auf bestialische Weise zu Tode gequält. In<br />

wenigen Jahren schon war die einst mächtige Nation der Huronen vernichtend geschlagen. <strong>Die</strong> Überlebenden zogen<br />

nach Quebec oder in Gebiete, die weiter westlich lagen.<br />

In den Wintermonaten zwischen 1649 und 1650 überfielen die <strong>Irokesen</strong> Ontario und bedrohten zunächst die<br />

neutralen Stämme, bis sie 1650 die Erie, die in dem mit Bibern reichen Ohiotal lebten, angriffen. <strong>Die</strong>se hatten die<br />

fliehenden Huronen bei sich aufgenommen, was für die <strong>Irokesen</strong> Grund genug war, sie noch in diesem Jahr fast<br />

vollkommen auszurotten. Der Wille der Vormachtstellung der <strong>Irokesen</strong> brachte dem Osten von Nordamerika über<br />

fünfzig Jahre Krieg. Neben den rein wirtschaftlichen Faktoren waren auch kulturelle Beweggründe entscheidend für<br />

die Länge und die Grausamkeiten dieser Kriege. Ein Beweggrund für diesen Krieg war die Blutrache, bei der<br />

Verwandte und Freunde eines Opfers sich brutal an den Mördern rächten. Dadurch entstanden immer neue<br />

Feindseligkeiten, die vor allem junge Krieger nutzten, um ihre Tapferkeit unter Beweis zu stellen. Ein zweiter Grund<br />

war das mangelnde Verständnis der Europäer an der Lebensweise der Eingeborenen. Vor allem dieser führte<br />

schließlich zum vierten <strong>Irokesen</strong>krieg.<br />

Zu diesem vierten <strong>Irokesen</strong>krieg kam es 1657 bis 1667, als Krieger der Oneida drei Franzosen ermordeten und es<br />

danach zur Festnahme Dutzender unschuldiger Onondaga und Mohawk durch die Franzosen kam. <strong>Die</strong> Häuptlinge<br />

forderten die Freilassung der Unschuldigen, was aber die Franzosen ablehnten. Schon wenige Wochen danach brach<br />

der Krieg aus. Bei einem Angriff der <strong>Irokesen</strong> wurden die Franzosen in Neufrankreich überrumpelt, da dieses Gebiet<br />

nur wenig besiedelt war. <strong>Die</strong> isolierten Farmen waren den irokesischen Angriffen schutzlos ausgeliefert. Quebec und<br />

Montreal waren so gut wie nicht befestigt und wurden von nur wenigen Männern verteidigt. <strong>Die</strong> Umgebung mit<br />

ihren riesigen Wäldern und großen Flüssen verschaffte den Angreifern eine noch günstigere Ausgangsposition. Um<br />

ihren Feinden das Fürchten zu lehren, wurde von den <strong>Irokesen</strong> eine Art psychologische Kriegsführung angewandt.<br />

Und zwar wurden die Opfer – nicht selten auch Franzosen – öffentlich hingerichtet. Im Jahre 1665 entsendete der<br />

französische König LUDWIG DER XIV. deshalb das Regiment Carignan-Salières mit einer Stärke von 1.000 Mann<br />

und mit Kanonen nach Neufrankreich, um den <strong>Irokesen</strong>-Krieg zu beenden. <strong>Die</strong> Soldaten marschierten ins <strong>Irokesen</strong>-<br />

Land ein und zerstörten Dörfer, vernichteten die Ernten und nahmen Frauen, Kinder und Alte gefangen.<br />

Bald schon wurde die Situation für die <strong>Irokesen</strong> unhaltbar, denn neben diesem Krieg führten sie auch einen<br />

Guerillakrieg gegen die verfeindeten Erie und sie kämpften ebenso gegen die Susquehanna (Susquehannock), die<br />

von den Engländern in Maryland unterstützt wurden. Damit die <strong>Irokesen</strong> keinen Mehrfrontenkrieg führen mussten,<br />

entsendeten sie im Jahre 1667 einige Unterhändler nach Quebec, um mit den Franzosen einen Friedensvertrag<br />

auszuhandeln.<br />

Den <strong>Irokesen</strong> war es schließlich gelungen, die Konkurrenz anderer einheimischer Volksstämme im Pelzhandel<br />

auszuschalten und sie wendeten sich jetzt in ihren Kämpfen allein gegen die Engländer und Franzosen, welche die<br />

Bestrebungen hatten, den nordamerikanischen Kontinent unter sich aufzuteilen. Doch nach einem halben Jahrhundert<br />

war die indianische Welt im Nordosten Nordamerikas bereits am Ende. Zahlreiche Stämme waren durch Kriege oder<br />

Epidemien ausgerottet worden. Ihre Kultur und Religion kamen immer mehr unter europäischen Einfluss und die<br />

indianische Welt schien total aus den Fugen gerissen zu werden.<br />

Bis zum Friedensschluss zwischen Franzosen und <strong>Irokesen</strong> im Jahre 1701 – als „Grande Paix de Montréal“ in<br />

den Geschichtswerken zu finden und im Jahre 2001 feierlich in Erinnerung gerufen – kam es immer wieder zu<br />

Friedensverhandlungen und Verträgen (1653, 1667) und ebenso zu Vertragsbrüchen und neuen Feldzügen. 1689<br />

wurden die 200 Bewohner der Siedlung Lachine (Montréal) von 1.500 Kriegern der <strong>Irokesen</strong> in Angst und<br />

Schrecken versetzt. Gedenktafeln erinnern noch heute an das „Massacre de Lachine“, bei dem 24 Siedler starben und<br />

weitere 42 entführt wurden und ihren Tod als Opfer ritueller Folter fanden. Es verwundert nicht, dass sich dieses<br />

Ereignis in der lokalen Erinnerungskultur tief eingeprägt hat.<br />

Im Frühling des Jahres 1660 zog der in Frankreich geborene DOLLARD DES ORMEAUX, begleitet von 40<br />

Huronenkriegern, die von ANNAOTAHA angeführt wurden, vier Algonkin mit ihrem Führer MÉTIOUEMEG und 16<br />

Franzosen in einen sogenannten „Kleinen Krieg“ gegen die <strong>Irokesen</strong>, von deren kriegerischen Absichten gegen die<br />

Franzosen man zu wissen glaubte. <strong>Die</strong>ser kleine Krieg entsprach der Art von militärischer Strategie zumeist<br />

einheimischer Kämpfer, die auch andernorts großen Armeen zum Verhängnis wurde und die sich vor allem dadurch<br />

auszeichnete, dass man dem Gegner keine offene Schlacht lieferte und ihn mit überraschenden Angriffen aus dem<br />

Hinterhalt, einer Guerillataktik, schwächte. DOLLARD DES ORMEAUX und seine französischen und indianischen<br />

Begleiter waren im Mai 1660 auf dem Weg nach Long-Sault, um den, nach Meinung einiger Historiker militärisch<br />

zu dieser Zeit noch überlegenen <strong>Irokesen</strong> zuvorzukommen. Er konnte nicht geahnt haben, wie die Nachwelt die<br />

letzten Tage seines Lebens und den Moment seines Todes zum Ausgangspunkt eines zähen Mythos machen würde.<br />

<strong>Die</strong> 60 Mann starke Truppe stieß auf eine 500–700 Krieger zählende Streitmacht der <strong>Irokesen</strong> und zog sich in ein<br />

aufgegebenes Fort am Long-Sault zurück, dessen beste Tage bereits in der Vergangenheit lagen. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong><br />

12


elagerten die Angreifer, die nunmehr zu Verteidigern geworden waren, ungefähr eine Woche, die historischen<br />

Quellen variieren zwischen sieben und zehn Tagen, und es gab Tote auf beiden Seiten. Der aussichtslosen Lage<br />

bewusst, verließen einige der Huronen das Lager und wurden schließlich zu den einzigen Augenzeugen der<br />

Vorgänge am Long-Sault. <strong>Die</strong> wenigen Überlebenden der Belagerung fanden ihren Tod in den rituellen<br />

Opferzeremonien der weithin überlegenen und siegreichen <strong>Irokesen</strong>. <strong>Die</strong>se zogen sich nach dem Ende der Kämpfe in<br />

ihre Lager im heutigen Neuengland zurück.<br />

<strong>Die</strong> Nachricht von der Schlacht und ihrem Ausgang erreichte die Kolonie wenig später. Dem Kampf<br />

entkommene Huronen berichteten detailliert von den Vorgängen, die von Chronisten des religiösen Lebens notiert<br />

wurden. Vor allem die Jesuitenberichte, eine hervorragende Quelle des historischen Studiums, und die<br />

Aufzeichnungen von MARIE GUYART DE L’INCARNATION geben Auskunft für eine mögliche Rekonstruktion der<br />

historischen Tatsachen. Beide Aufzeichnungen beschreiben die kämpferischen Auseinandersetzungen und nehmen<br />

diese zum Anlass, von den zahlreichen Gefahren zu berichten, denen sich die junge Kolonie und die missionarische<br />

Arbeit gegenübersah. <strong>Die</strong> Person des ADAM DOLLARD nimmt in diesen Darstellungen keinen besonderen Platz ein<br />

bzw. findet keine Erwähnung.<br />

Der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg und die Zeiten danach<br />

1765 trafen sich in New York die Vertreter von neun amerikanischen Kolonien zum Stempelsteuerkongress (Stamp<br />

Act Congress), um gegen eine neuerliche Erhebung von Steuern durch das britische Parlament zu protestieren. Als<br />

sich die gesetzgebende Versammlung von New York 1767 weigerte, für britisches Militär Unterkünfte und<br />

Verpflegung zur Verfügung zu stellen, wurde sie durch einen Parlamentsbeschluss aufgelöst. Eine neu gewählte<br />

Abgeordnetenversammlung zeigte sich kooperationsfreudiger. Zu Beginn der siebziger Jahre des 18. Jahrhunderts<br />

entwickelte sich eine Kluft zwischen radikalen Kräften, die die britische Herrschaft bekämpften, und der<br />

merkantilistisch gesinnten Aristokratie, die loyal zur Krone stand. Als es im April 1775 in Massachusetts zum<br />

Aufstand kam, entsandte New York ein Freiwilligencorps zur Unterstützung der Rebellen. Im Oktober musste sich<br />

der letzte königliche Gouverneur, WILLIAM TRYON, durch Flucht auf ein britisches Kriegsschiff in Sicherheit<br />

bringen.<br />

Am 9. Juli 1776 nahm eine neue gesetzgebende Versammlung die Unabhängigkeitserklärung (Declaration of<br />

Independence) an, und aus der ehemals königlichen Provinz wurde der Staat New York. Daraufhin besetzte die<br />

britische Armee im Oktober desselben Jahres New York City, Long Island und Teile des County Westchester. <strong>Die</strong><br />

Stadt New York diente dem britischen Militär von da an bis zum Ende des Krieges als Hauptquartier. Beim Versuch,<br />

auch den Rest des Staates unter Kontrolle zu bringen, hatten die Briten jedoch keinen Erfolg. <strong>Die</strong> Kapitulation des<br />

britischen Generals JOHN BURGOYNES bei Saratoga 1777 war ein schwerer Schlag für die Briten und trug mit dazu<br />

bei, dass die Franzosen auf der Seite der Amerikaner in den Krieg eintraten. Das obere Hudson-Tal blieb während<br />

des Krieges in den Händen der (britischen) Patrioten, der Hudson selbst wurde bei West Point mit schweren<br />

Geschützen gesichert.<br />

<strong>Die</strong> Bestrebungen New Yorks, die Hafenregion und die Schifffahrtswege auf dem Hudson River intensiver zu<br />

nutzen, führten zu Spannungen mit New Jersey. Auch New Yorks Anspruch auf Vermont schaffte Probleme, die erst<br />

beigelegt wurden, als Vermont 1790 ein eigenständiger Staat wurde.<br />

<strong>Die</strong> Ratifikation der Bundesverfassung der USA stieß in New York zunächst auf Widerstand, schließlich wurde<br />

die Verfassung im Juli 1788 angenommen. Unter der neuen Regierung wurde New York zur Hauptstadt der USA.<br />

1789 fand hier die Amtseinführung des ersten Präsidenten, GEORGE WASHINGTON, statt.<br />

1812 kam es erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Briten und Franzosen, in die die<br />

Vereinigten Staaten auf Seiten der Franzosen eingriffen.<br />

Nach dem Krieg von 1812 wandte sich Gouverneur DE WITT CLINTON wieder zivilen Aufgaben zu: Er erkannte,<br />

dass eine Transportverbindung zum oberen Tal des Ohio dringend notwendig war und drang auf den Bau eines<br />

Kanals, der vom Zusammenfluss des Hudson und Mohawk in westlicher Richtung quer durch den Staat bis zum<br />

Eriesee verlaufen sollte. Das Parlament gab 1817 seine Zustimmung zum Bau des Eriekanals, der 1825 vollendet<br />

wurde. Sowohl für die Wirtschaft als auch finanziell war der Kanal ein voller Erfolg: er erleichterte die rasche<br />

Besiedlung und Entwicklung des westlichen New York.<br />

<strong>Die</strong> Öffnung zum westlichen Landesinneren hin, die Zunahme des Seehandels und eine rasch voranschreitende<br />

Industrialisierung machten die Stadt New York schon bald zum führenden Seehafen der Nation. Zwischen 1825 und<br />

dem Ausbruch des Amerikanischen Bürgerkrieges entwickelte sich New York City zum wichtigsten<br />

Produktionszentrum der Textilindustrie, zu einem Handelszentrum für Baumwolle und zum Zentrum von Banken,<br />

Versicherungen, Börse und Importgeschäften. Das Wachstum lockte zunehmend Einwanderer aus Irland,<br />

Deutschland und Kanada an. Bei Ausbruch des Bürgerkrieges sank die Zahl der Einwanderer jedoch und die<br />

Chancen in der Wirtschaft stiegen. Infolge der engen Bindungen New Yorks zum Baumwollmarkt war die Stimmung<br />

13


der Bevölkerung gegen einen Krieg mit den Südstaaten. <strong>Die</strong> Einführung einer Einberufung zur Armee im Juli 1863<br />

löste Protestaufstände in New York City aus.<br />

Bis in die sechziger Jahre des 20. Jahrhunderts war New York der bevölkerungsreichste Staat der USA. In den<br />

siebziger und achtziger Jahren begann sich jedoch ein wirtschaftlicher Rückgang abzuzeichnen. Vor allem New York<br />

City litt unter hoher Arbeitslosigkeit, chronischen Finanznöten, heruntergekommenen Stadtvierteln und einem<br />

Bevölkerungsrückgang. Dennoch blieb New York City das Börsenzentrum der USA, das Zentrum für Werbung,<br />

Bank- und Finanzwesen sowie Hauptsitz vieler nationaler und internationaler Unternehmen. Trotz hochgradiger<br />

Industrialisierung und Urbanisierung ist der Staat New York nach wie vor auch eine wichtige Landwirtschaftsregion.<br />

Der irokesische Fünfvölkerbund<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>, auch Hodénosaunee = das Volk des langen Hauses genannt, oder auch, da sie ein politisches Organ<br />

bildeten, Ongwanonsionni = wir vom langen Haus, waren ein Völkerbund aus den zunächst fünf sprachverwandten<br />

Völkern der Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga und Seneca (Aufzählung nach ihrem einstigen Lebensraum von<br />

Ost nach West). <strong>Die</strong>ser Name sowie der der Five Nations = Fünf Nationen wurde zur Zeit des Bündnisschlusses, um<br />

1570, eingeführt und impliziert, dass die einzelnen Nationen der Liga wie Familien in den selben Langhäusern<br />

zusammenleben sollen und alle fünf Völker wie ein Volk zusammenstehen. Im Jahre 1722 kam zu dem Bund der<br />

„Fünf Nationen“ ein sechstes Volk, die Tuscarora, hinzu, die einem weiter südlich lebenden Zweig der <strong>Irokesen</strong><br />

angehörten. Der eigentliche Grund dieses Zutrittes war, um gegenüber den zahlreichen algonkinischen<br />

Volksstämmen ein größeres Machtpotential zu erhalten. Der Stamm der Seneca galt entsprechend seines<br />

Lebensraumes als Wächter der westlichen Tür des symbolischen Stammeslanghauses, dementsprechend der Stamm<br />

der Mohawk als Wächter der östlichen Tür. Im allgemeinen Sprachgebrauch versteht man heute unter den „<strong>Irokesen</strong>“<br />

(in der englischen Literatur als Iroquois proper = eigentliche <strong>Irokesen</strong> bezeichnet) diese zur Liga gehörenden Völker,<br />

obwohl sprachlich noch einige mehr zu ihnen zählen, die aber im 17. Jh. von diesem <strong>Irokesen</strong>-Bund absorbiert<br />

wurden.<br />

Unter den irokesischen Stämmen wird die Verwandtschaft in mütterlicher Linie zurückverfolgt. Verwandtschaft<br />

bedeutet Mitgliedschaft in einer Familie, und diese setzt der Reihe nach Staatsbürgerschaft im Stamm, die<br />

konferierenden bestimmten sozialen, politischen und religiösen Privilegien, die Aufgaben und die Rechte fest, die<br />

Personen fremden Blutes verweigert werden, jedoch, durch eine zugelassene Erfindung, die im Recht der Adoption<br />

dargestellt wird, kann das Blut des Fremden bildlich in eine der Arten des irokesischen Blutes geändert werden, und<br />

folglich kann die Staatsbürgerschaft auf eine Person fremder Abstammung konferiert werden. In einem irokesischen<br />

Stamm werden die gesetzgebenden, gerichtlichen und Exekutivfunktionen normalerweise von ein und derselben<br />

Kategorie der Personen ausgeübt, allgemein angerufene Leiter (Sachems), die in Räte organisiert werden. Es gibt<br />

drei Grade dieser Sacheme. Der Vorsitz ist erblich und die einfachste politische Einheit in der Regierung des<br />

Stammes. Ein Sachem wird durch die Stimmrechte der Matronen dieser Einheit ernannt, und die Nennung wird von<br />

den Stammes- und Bundesräten bestätigt. <strong>Die</strong> Funktionen der drei Grade der Sacheme werden in der<br />

Verfahrensordnung definiert.<br />

Als die fünf irokesischen Stämme in ein Bündnis organisiert wurden, war ihre Regierung nur eine Entwicklung<br />

von unterschiedlichen Stämmen, die Regierung von jedem der konstituierenden Stämme war eine Entwicklung von<br />

der einiger Klane, aus denen sie bestanden. <strong>Die</strong> Regierung des Klans war eine Entwicklung der Familienklane, aus<br />

denen er bestand, und der Familienklan bestand aus den Nachkommen einer Frau und ihrer weiblichen Nachkommen<br />

und zählte nur in der weiblichen Linie. <strong>Die</strong> einfacheren Mitglieder übergaben einen Teil höher folgenden<br />

Mitgliedern und das ganze bekam somit eine Abhängigkeit voneinander. <strong>Die</strong>ses galt als die Grundregel der<br />

Organisation des Bündnisses der fünf irokesischen Stämme. Das Datum der Anordnung dieser Liga ist nicht sicher,<br />

aber offenbar fand es ungefähr 1570 statt, verursacht durch Kriege mit Algonkin- und Huronenstämmen. Vermutlich<br />

war es nicht der erste, aber der letzte einer Reihe von Versuchen, um einige Stämme in einem Bundesanschluss zu<br />

vereinigen und erfolgte zum Teil wahrscheinlich nach dem Vorbild der Konföderation der Huronenstämme, wo sich<br />

bereits um 1400 zwei Stämme zu einer Allianz zusammenschlossen, zu der dann 1560 sowie 1570 zwei weitere<br />

Stämme hinzukamen.<br />

Verschiedenen Überlieferungen zufolge sind die <strong>Irokesen</strong> erstmals um das Jahr 1000 nachweisbar und aus dem<br />

Gebiet des unteren Mississippi, entlang des Ohio in die späteren Lebensräume eingewandert. Zwischen den Jahren<br />

1350 und 1600 waren die einzelnen Völker untereinander verfeindet, wurden aber im 16. Jahrhundert,<br />

wahrscheinlich um das Jahr 1570, noch bevor die Weißen Nordamerika betraten, durch den Propheten DEGANAWIDA<br />

und den bedeutenden mythischen Häuptling der Mohawk, HIAWATHA, vereint. <strong>Die</strong>se benutzten eine politisch<br />

vorteilhafte Verfassung, die sie das „Große Gesetz des Friedens“ bezeichneten, um die einzelnen <strong>Irokesen</strong>stämme zu<br />

vereinen. Erst unter dem Propheten DEGANAWIDA hatte das Blutvergießen ein Ende. Der Legende nach erschien der<br />

Friedensstifter in einem weißen Kanu aus Stein. Er pflanzte im Land der Onondaga eine Kiefer, unter deren Wurzeln<br />

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die Kriegswaffen begraben wurden. „Das Kriegsbeil begraben“ ist eine Wendung in unserem Sprachgebrauch, die an<br />

diesen historischen Moment erinnert. Das Jahr dieser Begebenheit ist nicht bekannt; die Eingeborenen betonten aber,<br />

dass die Kiefer noch vor der Ankunft von Kolumbus auf dem neuen Kontinent (1492) gepflanzt wurde.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga sträubten sich lange gegen den Beitritt zur <strong>Irokesen</strong>-Liga und rangen ihr dabei bedeutende<br />

Privilegien ab. Der Rat der Liga der Fünf Nationen, der aus insgesamt 50 Häuptlingen bestand, war das Vorbild für<br />

das spätere amerikanische und sogar für das schweizerische Regierungssystem. DEGANAWIDA hatte damals eine<br />

Vision, dass die Spitze einer Tanne durch den Himmel in das Land des Herrn des Lebens reichen würde. Der Baum<br />

sollte die Bruderschaft aller indianischen Stämme und seine Wurzeln die Fünf Nationen der <strong>Irokesen</strong> darstellen. Auf<br />

der Spitze sollte ein Adler sitzen, der nach Feinden Ausschau halten sollte, die den Frieden, den er als einen<br />

Weltbund sah, verletzen wollten. Seine Lehre stützte sich auf den religiösen Idealismus und seine Anhänger sollten<br />

dabei folgende Prinzipien praktizieren: Gesundheit an Leib und Seele sowie den Frieden zwischen den einzelnen<br />

Individuen und auch zwischen den Stämmen; rechtes Betragen und gute Gedanken sowie die Gerechtigkeit und die<br />

Achtung der Menschenrechte; ebenso das Bereitsein zur Verteidigung und die Bewahrung und Stärkung der<br />

geistigen Kraft Orenda. Bei den <strong>Irokesen</strong> war Orenda die Bezeichnung für die numinose Macht, die über die<br />

empirische Kausalität hinaus wirksam ist und als kennzeichnend für die Frühformen religiöser Erfahrung gilt. Der<br />

erste Anhänger dieser Lehre war HIAWATHA, dessen Hauptverdienst es war, eine brauchbare Sprache geschafft zu<br />

haben. Er vereinigte um das Jahr 1570 die verschiedenen Stämme der <strong>Irokesen</strong> in einer wirklichen Union, der 1722<br />

dann auch die Tuscarora beitraten, die nahe dem Cherokee-Land gelebt hatten und nach Norden gewandert waren,<br />

um den Angriffen der Weißen zu entgehen. Europäische Siedler vertrieben sie aus North Carolina. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>-Liga<br />

bezeichnete sich von nun an als die „Sechs Nationen“ und hat heute noch Bestand, nun bereits seit mehr als 400<br />

Jahren. Sie hielt durch die feste innere Bindung zwischen den eng verknüpften Sippen und sie bewährt sich noch bis<br />

in die Gegenwart. HIAWATHA genoss den Ruf eines bedeutenden Staatsmannes und sein Name und Titel konnte<br />

später innerhalb des Schildkröten-Klans weiter vererbt werden.<br />

<strong>Die</strong> vereinigten <strong>Irokesen</strong> fingen sofort an, ihre gebündelten Kräfte auszuspielen. Nach der Ankunft der Holländer,<br />

von denen sie Feuerwaffen erhielten, begannen sie ihre Eroberungen über alle benachbarten Stämme zu erweitern,<br />

bis ihre Herrschaft vom Ottawa River in Tennessee und vom Kennebec bis zum Illinois River und zum Michigan-<br />

See bestätigt war. Ihr nach Westen gerichteter Drang wurde von den Chippewa verhindert; die Cherokee und die<br />

Catawba errichteten eine wirksame Sperre im Süden, während im Norden sie durch die Operationen der Franzosen in<br />

Kanada gehemmt wurden. Innerhalb der Liga wurde die Blutrache beendet, in dem für einen Mord eine bestimmte<br />

Strafe festgelegt wurde. Gab es Streit zwischen zwei Mitgliedsvölkern, den sie selber nicht beilegen konnten, wurde<br />

auch der Rat eingeschaltet. <strong>Die</strong> Verfassung der Liga verband unabhängige Stämme, die vor der ganzen Welt als<br />

vereint auftreten konnten. Der Rat des Völkerbundes mischte sich nicht in die inneren Angelegenheiten eines<br />

Stammes ein.<br />

An einem Junitag des Jahres 1744 verhandelten in dem kleinen Ort Lancaster in Pennsylvania britische<br />

Kolonialherren mit Eingeborenen über die Abtretung von Land. Ein mitreißender Redner ergriff dabei das Wort. Es<br />

war CANASATEGO, ein etwa sechzigjähriger Sachem der Onondaga. Er empfahl den Europäern eine Union nach dem<br />

Vorbild seines Volkes. Er sagte: „Unsere Vorväter haben uns zu einer Konföderation vereinigt und uns damit zu<br />

ungeahnter politischer Kraft verholfen“. Er sprach lange und pries die politischen Vorzüge jener Verfassung, die sich<br />

„Großes Gesetz des Friedens“ nannte. Vierzehn Tage dauerte die Vertragskonferenz. Während der Gespräche und<br />

Verhandlungen machten Vertreter der Regierung von Virginia den <strong>Irokesen</strong> einen Vorschlag: Zwölf junge<br />

Eingeborene sollten auf einem College in Williamsburg vier Jahre lang in den gängigen Wissenschaften unterrichtet<br />

werden. <strong>Die</strong> Eingeborenen überdachten das Angebot einige Tage und lehnten dann ab. CANASATEGO gab folgende<br />

Begründung: „Ihr, die ihr klug seid, müsst wissen, dass verschiedene Völker unterschiedliche Auffassungen von<br />

Dingen haben; und ihr werdet es uns deshalb nicht verübeln, wenn unsere Vorstellungen von dieser Art Bildung<br />

nicht mit der euren übereinstimmt.“ Der Irokese wies darauf hin, dass schon früher mehrere junge Leute seines<br />

Stammes Schulen der nördlichen Provinzen besucht hatten. „Sie wurden in allen euren Wissenschaften unterrichtet,<br />

aber als sie zu uns zurückkamen, waren sie schlechte Läufer, wussten nicht mehr, wie man im Wald lebt, konnten<br />

weder Hunger noch Kälte ertragen, wussten nicht, wie man einen Hirsch zerlegt, eine Hütte baut oder einen Feind<br />

tötet. Sie sprachen schlecht unsere Sprache, waren daher weder als Krieger noch als Jäger oder Berater tauglich. Sie<br />

waren zu überhaupt nichts mehr nütze.“ CANASATEGO schloss mit den Worten: „Wir sind euch trotzdem für euer<br />

freundliches Angebot zu Dank verpflichtet und wollen euch daher unsererseits ein Angebot machen: Wenn die<br />

Herren Virginias uns ein Dutzend ihrer Söhne schicken wollen, werden wir für deren Erziehung sorgen, sie in allem<br />

unterrichten, was wir wissen, und Männer aus ihnen machen.“<br />

Auf der Seite der Gesandten von Virginia, Maryland und Pennsylvania saß ein 38jähriger Mann und schrieb<br />

eifrig mit. Er war Schriftsteller und arbeitete als Buchdrucker für die Regierung von Pennsylvania. Später sollte er<br />

als Erfinder des Blitzableiters sowie als federführender Autor der amerikanischen Verfassung (neben THOMAS<br />

JEFFERSON) in die Geschichte eingehen: BENJAMIN FRANKLIN (1706–1790). Der Völkerbund der <strong>Irokesen</strong> hatte es<br />

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ihm angetan, und er schien ihm als Vorbild für seine eigene Nation geeignet. Seine Worte waren: „Sechs Nationen<br />

unwissender Wilder waren offenbar fähig, die richtige Staatsform zu finden und sie zudem in einer solchen Weise zu<br />

praktizieren, dass sie Jahrhunderte überdauert und absolut unzerstörbar erscheint. Da wäre es doch seltsam, wenn<br />

eine solche Union nicht auch für zehn oder zwölf englische Kolonien anwendbar wäre, für die es außerdem weit<br />

notwendiger ist.“<br />

Als 1787 unter Mitwirkung von BENJAMIN FRANKLIN (1706–1790) die Verfassung der Vereinigten Staaten<br />

ausgearbeitet und unterzeichnet wurde, sahen sich die Politiker ähnlichen Problemen der Vereinigung von<br />

selbständigen Staaten gegenüber wie einst die <strong>Irokesen</strong>, weshalb auch einzelne Ideen der Liga der <strong>Irokesen</strong> in die<br />

Verfassung der Vereinigten Staaten aufgenommen wurden.<br />

Wenn auch die Liga nach außen als Konföderation von fünf (oder später sechs Stämmen) erschien, war sie ihrer<br />

politischen Struktur nach eine Mischung von Rätesystem und Oligarchie. Ein Häuptlingsrat übte die<br />

Regierungsgeschäfte aus. <strong>Die</strong> wichtigsten Entscheidungen, die alle Nationen betrafen, wurden von einem Bundesrat<br />

entschieden. Frauen- und Kriegerräte hatten dabei nur eine beratende Funktion.<br />

In den Bundesrat delegierten die Fünf Nationen 50 Sachems, was die Bezeichnung für vom Volk gewählte<br />

Anführer war. Bei den politisch hochentwickelten Gesellschaften der eingeborenen Völker des Nordostens und<br />

Südostens Nordamerikas war die Bezeichnung „Häuptling“ unzutreffend. Ein Sachem war vor allem bei den Völkern<br />

der Neuengland-Staaten eine Art königlicher Parlamentspräsident von sehr hohem Ansehen, der jedoch keine<br />

Verantwortung und Machtvollkommenheit besaß, sondern als eine sehr demokratische Gestalt stets nach dem Willen<br />

der informierten Mehrheit handeln konnte. <strong>Die</strong>se 50 Sachems waren im Rang und in ihrer Autorität ebenbürtig. Der<br />

präsidierende Obersachem wurde TADODÁHO genannt, was soviel bedeutet wie er, dessen Haus den Pfad versperrt.<br />

<strong>Die</strong> Sitze in diesem Rat waren wie folgt verteilt: die Onondaga erhielten 14 Sitze, die Cayuga 10, die Mohawk sowie<br />

auch die Oneida 9 und die Seneca 8 Sitze. <strong>Die</strong> Abstimmung im Bundesrat erfolgte stammesweise, weshalb die<br />

Anzahl der Sitze hierfür bedeutungslos war. Jede Nation besaß ein Vetorecht und für sämtliche endgültige<br />

Beschlussfassungen jeweils nur eine Stimme. Wurde einmal keine Einigung erreicht, hatten die Onondaga das Recht<br />

für eine Einigung zu sorgen oder zwischen den Fraktionen zu vermitteln. Brachte dies keinen Erfolg konnten sie das<br />

Thema von der Tagesordnung streichen.<br />

Der Senat vereinigte alle legislative und exekutive Macht im Bund und neben dem erblichen Bundesrat der 50<br />

Sachems (Royaneh) stand ihm eine Art Repräsentantenhaus, dessen Mitglieder sich aus rangniederen Sachems der<br />

einzelnen Nationen zusammensetzte, beratend zur Seite, wobei auch Frauen-Abgeordnete Einfluss besaßen. <strong>Die</strong><br />

Sachems des Rates waren auch die Sachems in ihren eigenen Stammesräten, die wiederum von der Klanmutter<br />

(Matrone) einer Großfamilie auserwählt worden waren. Später entstand noch eine Art Unterhaus, in welches<br />

verdienstvolle Persönlichkeiten gewählt wurden, wie berühmte Redner, angesehene Krieger oder sogenannte<br />

bürgerliche Staatsmänner aller fünf (später sechs) Nationen. <strong>Die</strong>se Abgeordneten der Bürgerschaft erhielten den Titel<br />

„Fichten“. Bei wichtigen Entscheidungen des Bundesrates durften sie zwar anwesend sein, hatten aber kein<br />

Stimmrecht und ihr Titel war auch nicht vererbbar. Jedoch wurde ihren Ratschlägen trotz alledem große Bedeutung<br />

beigemessen. <strong>Die</strong> Institution des <strong>Irokesen</strong>-Bundes verhalf den zugehörenden Völkern zu einer dominierenden<br />

Stellung gegenüber den anderen indianischen Völkern ihrer Nachbarschaft und sogar gegenüber den<br />

Kolonialmächten.<br />

<strong>Die</strong> Versammlungen der <strong>Irokesen</strong>-Liga fanden alljährlich im Herbst im Hauptort der Onondaga statt. <strong>Die</strong><br />

Tagungen wurden in den für die <strong>Irokesen</strong> bekannten Langhäusern abgehalten. Bevor jedoch eine solche Sitzung des<br />

Bundesrates begann, wurde erst eine spezielle Zeremonie ausgeführt. <strong>Die</strong> einzelnen Sachems traten nach ihren<br />

Stämmen getrennt im „Gänsemarsch“ auf den Beratungsplatz und ordneten sich hier zu einem geschlossenen Kreis.<br />

Nachdem dieser Kreis dreimal die Runde gemacht hatte, entzündeten die Onondaga das Ratsfeuer und der Kreis der<br />

Sachems machte daraufhin nochmals drei Kreise um das Feuer. Ein jeder Sachem drehte sich während dieser<br />

Umkreisung des Feuers mehrmals um seine eigene Achse. Mit diesen Drehungen setzte der Sachem all seine<br />

Körperseiten der Wärmequelle aus, was Einigung und ewige Freundschaft symbolisieren sollte. Jeder Sachem legte<br />

daraufhin seinen Mantel ab und setzte sich darauf. Der Zeremonienmeister entzündete nun die Friedenspfeife<br />

(Calumet) und rauchte dreimal; das erste Mal zum Zenit, wobei er sich beim Großen Geist dafür bedankte, dass er<br />

noch lebte und der Ratsversammlung beiwohnen konnte, das zweite Mal zur Erde, wobei er der Mutter Erde für die<br />

Erzeugnisse der Natur dankte und der dritte Zug galt der Sonne. Damit drückte er ihr seinen Dank für das nie<br />

versagende Licht aus. Daraufhin übergab er die Friedenspfeife seinem Nebenmann und so machte sie die Runde.<br />

Gab es nach einer Beratung eine Einigung, so tauschten die Sprecher der Nationen ihre Wampumgürtel aus, bunt<br />

gemusterte, aus Muscheln hergestellte Gürtel, die nicht nur als Schmuck, sondern auch als Stenogramm oder<br />

Ermächtigungsurkunden bei Vertragsabschlüssen dienten, und sagten bei der Übergabe die Worte „Meine Worte<br />

bewahrt dieser Gürtel“.<br />

Durch diesen Völkerbund wurden die <strong>Irokesen</strong> zur stärksten und schlagkräftigsten Streitmacht des Ostens des<br />

nordamerikanischen Kontinents. In historischer Zeit waren die Krieger der Nationen der <strong>Irokesen</strong> besonders brutal<br />

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und grausam, aber ebenso tapfer und sie führten zahlreiche Kriegszüge gegen ihre Nachbarvölker durch. <strong>Die</strong> Stämme<br />

des Völkerbundes forderten auch die anderen Völker der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe auf, ebenfalls der Liga beizutreten.<br />

Weigerten sich diese Stämme, dann wurden sie von ihnen als Feinde betrachtet und vernichtet.<br />

Das „Große Gesetz des Friedens“ stellt den „irokesisch“ gemeinten Frieden dar, bei dem immer die Liga an der<br />

Spitze stehen sollte. <strong>Die</strong> Tuscarora sind als einziger gleichberechtigter Stamm in die Liga aufgenommen worden. Sie<br />

mussten sich zuvor jedoch mehrere Jahre lang in einer untergeordneten Stellung bewähren. Weiteren Stämmen, die<br />

ebenfalls in die Liga aufgenommen werden wollten, wurde gesagt, dass sie nur solche Rechte wie Frauen oder<br />

Kinder erhalten würden, die Männer keine Krieger mehr sein dürften und der Liga unterstehen sollten. Alle Stämme<br />

lehnten diesen Frieden ab, außer die algonkinischen Delaware, die von den Weißen aus ihrer Heimat vertrieben<br />

worden waren, nachdem sie von den <strong>Irokesen</strong> geschlagen wurden. Nun suchten sie bei ihren ehemaligen Feinden<br />

Schutz. Das „Große Gesetz des Friedens“ wurde durch Kriege erreicht. Kämpfe zwischen Mitgliedstämmen sowie<br />

außerhalb des Bundes Stehende, die um den Einfluss eines ertragreichen Pelzhandels kämpften, erschwerten bald das<br />

Leben der <strong>Irokesen</strong>. Im 17. Jahrhundert vernichtete der <strong>Irokesen</strong>-Bund im Zuge der sogenannten Biberkriege, wie<br />

diese Kämpfe um die Vormacht des Pelzhandels genannt wurden, die Huronen (später: Wyandot) sowie die<br />

Tionontati (das Tabakvolk) und auch die Erie. Aber auch die Kämpfe mit Franzosen und Holländern und zwischen<br />

Franzosen und Engländern um die Herrschaft Nordamerikas hatten ihren Einfluss auf sie. Als es ebenfalls wegen<br />

Konflikten beim Pelzhandel, aber auch bei den Machtplänen zwischen England und Frankreich zum Krieg kam,<br />

konnten die <strong>Irokesen</strong> Armeen von 500 bis 1000 kampferprobten Kriegern ins Feld führen. Solche Heere waren<br />

niemals in diesem Teil der Welt vorher gesehen worden. Im Französisch-Indianischen Krieg (1756–1763) zwischen<br />

Engländern und Franzosen standen die <strong>Irokesen</strong> auf Seiten der Engländer. Im Süden stand ihnen das zur Muskogee-<br />

Sprachfamilie gehörende Volk der Creek als Bundesgenosse zur Seite. <strong>Die</strong> Stämme der Algonkin sowie die<br />

irokesischen Huronen wurden von den Franzosen unterstützt, jedoch konnten die <strong>Irokesen</strong> einen Stamm nach dem<br />

anderen besiegen. Überlebende und die Reste von Stämmen wurden in den <strong>Irokesen</strong>-Stamm integriert oder blieben<br />

im eigenen Stammesgebiet.<br />

Das <strong>Irokesen</strong>reich erstreckte sich kurz vor der Amerikanischen Revolution im Süden bis Tennessee und im<br />

Westen bis Illinois. Stämme, die noch weiter entfernt lebten, waren den <strong>Irokesen</strong> ergeben. Sie unternahmen Überfälle<br />

in den Bundesstaaten Pennsylvania und New York und banden somit die Kräfte von Hunderten amerikanischen<br />

Soldaten, die eigentlich zum Schutz abgestellt waren. <strong>Die</strong> Kolonialtruppen waren aber nur solange die Freunde der<br />

<strong>Irokesen</strong>, solange sie unter britischer Rechtssprechung standen. Nach der Revolution wurden die englischen<br />

Kolonialtruppen Amerikaner. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> lernten erstmals für eine kurze Zeit die Gräueltaten kennen, die sie gegen<br />

die Franzosen und Algonkin angewendet hatten.<br />

Eine amerikanische Strafexpedition zerstörte 1779 eine wichtige Siedlung der <strong>Irokesen</strong> und brach somit ihren<br />

Widerstand. <strong>Die</strong> Engländer boten den <strong>Irokesen</strong> nach Beendigung der Revolution Schutzgebiete in Kanada an. Viele<br />

<strong>Irokesen</strong> nutzten diese Gebiete, aber die meisten von ihnen blieben in ihrer Heimat. Im zweiten Vertrag von Fort<br />

Stanwix löste sich die Liga 1784 auf. Einige Wampumgürtel gingen mit nach Kanada, andere blieben in den USA,<br />

weshalb es heute zu Streitigkeiten kommt, welche Gruppe den Rat der Liga einberufen kann. <strong>Die</strong> Onondaga, Seneca<br />

und Tuscarora blieben im Bundesstaat New York, während die Mohawk und Cayuga nach Kanada gingen. <strong>Die</strong><br />

Oneida ließen sich in Wisconsin nieder.<br />

GEORG WASHINGTON (1732–1799) schloss mit der <strong>Irokesen</strong>-Liga einen gerechten Frieden, was sich 1812<br />

auszahlte, als TECUMSEH (1768–1813), ein berühmter Sachem der algonkinischen Shawnee, eine Allianz der<br />

Stämme zwischen Ohio und Mississippi mit Unterstützung der Engländer bildete und den Norden der Vereinigten<br />

Staaten bedrohte. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> traten dieser Allianz nicht bei, da zwischen ihnen und den Engländern keine Allianz<br />

mehr bestand und sie der neuen Nation ihr Wort gegeben hatten. Wären die <strong>Irokesen</strong> dieser Allianz beigetreten,<br />

hätten sie und die Allianz den nördlichen Teil der USA eingenommen und der Krieg wäre anders verlaufen. Im 19.<br />

Jahrhundert mussten die <strong>Irokesen</strong> einen großen Teil ihres Landes abgeben. Noch im Zweiten Weltkrieg sahen sich<br />

die <strong>Irokesen</strong> als eigenes Volk, das dann auch alleine ADOLF HITLER und dem Dritten Reich den Krieg erklärte, aber<br />

nicht mit den USA kooperieren wollte. Bewusste <strong>Irokesen</strong> halten sich noch heute an die Traditionen der <strong>Irokesen</strong>-<br />

Konföderation.<br />

<strong>Die</strong> einzelnen irokesischen Völker des Fünfvölkerbundes<br />

Cayuga: Quengues, was von Gweugwehono (Kweñio’gweb) kommt und verschiedenartig als die Leute von<br />

Oiogouen übersetzt wird; bei den Huronen trugen sie den Namen Ouioerrhonon. Nach HEWITT bedeutet der<br />

Nameder Platz, an dem die Heuschrecken weggenommen wurden“.<br />

<strong>Die</strong> Cayuga sind ein nordamerikanischer Volksstamm des irokesischen Sprachzweiges, der zu den berühmten<br />

„Fünf Nationen“ des <strong>Irokesen</strong>-Bündnisses zählt. Sie lebten einst an den Ufern des Cayuga-Sees im US-Bundesstaat<br />

New York und fanden später ihre Heimat in Ontario (Kanada). Ihr lokaler Rat bestand aus vier Klan-Brüderschaften,<br />

17


und diese Form wurde das Muster des Bündnisses der Fünf Nationen der <strong>Irokesen</strong>, in dem die Cayuga 10 Delegierte<br />

hatten. Im Jahre 1660 wurde ihr Stamm auf 1.500 und 1778 noch auf 1.100 Personen geschätzt. Zu Beginn des<br />

amerikanischen Unabhängigkeitskrieges zog ein großer Teil der Cayuga nach Kanada und kam niemals wieder<br />

zurück, während der Rest unter den anderen Stämmen der Konföderation zerstreut wurde. Bald nach dem<br />

Bürgerkrieg verkauften diese letzten ihre Länder in New York; einige gingen nach Ohio, wo sie sich mit anderen<br />

Stämmen der <strong>Irokesen</strong> verbanden und später als die „Seneca von Sandusky“ bekannt wurden. <strong>Die</strong>se leben jetzt im<br />

sogenannten „Indianerterritorium“ in Oklahoma, andere zusammen mit den Oneida in Wisconsin; etwa 175 blieben<br />

mit den <strong>Irokesen</strong> noch in New York, während der größte Teil, eine Anzahl von 700–800, in der Grand River<br />

Reservation in Ontario lebt. Im Jahre 1670 besaßen sie drei Dörfer, Goiogouen, Tiohero und Onnontare. Goiogouen<br />

war ihr Hauptort; Gayagaanha, das ihnen von dem amerikanischen Ethnologen LEWIS HENRY MORGAN (1818–1881)<br />

zugesprochen wurde, entwickelte sich in der neueren Zeit zu ihrem Hauptdorf. Ihre anderen Dörfer in der späteren<br />

Zeit waren Ganogeh, Gewauga und Neodakheat. Andere waren Chonodote, Gandaseteigon, Kawauka, Kente,<br />

Oneniote und Onyadeakahyat. Ihre Klane waren die üblichen der <strong>Irokesen</strong>völker.<br />

Heute leben in Kanada und den USA rund 370 Angehörige der Cayuga mit ca. 360 Sprechern des Goyogolhó:n’,<br />

wie ihre Sprache bei ihnen genannt wird. Nach M. K. FOSTER lebten im Jahre 2002 ca. 50–70 Angehörige in Kanada.<br />

Letzte Reste ihrer Nachkommen in den USA lebten im Nordosten des Bundesstaates Oklahoma und heute vor allem<br />

in der Cattaraugus-Reservation im Bundesstaat New York.<br />

Mohawk: Kahniankehaka, Kanien’kehaka, Kanienga, Kaughnawaga (Ganiengehaka) was Feuersteinleute oder<br />

Leute vom Ort des Feuersteins bedeutet, hießen bei den Franzosen Agnier, bei den Huronen Agnierrhonon, bei den<br />

Abenaki und Holländern Maqua und bei den Narragansett Mohowaùuck, was hier soviel wie Menschenfresser<br />

bedeutete. Daher bekamen sie auch den noch heute allgemein bekannten Namen Mohawk.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk waren einst das östlichste und gleichzeitig eines der bedeutendsten Völker der irokesischen<br />

Sprachgruppe und gehörten dem mächtigen Fünfvölkerbund an. Sie sind ein Gründungsvolk dieses Bundes. Ihre<br />

Sprache wird als eine der fünf kompliziertesten Sprachen der Welt angesehen. Sie ist eine Sprache, die stark auf das<br />

Verb fixiert ist, besitzt nur ca. 600 echte Substantive, der Rest setzt sich aus Verben zusammen. <strong>Die</strong> Wörter werden<br />

aus einer Wurzel und verschiedenen Affixen gebildet. <strong>Die</strong> weibliche Person ist das Leitgeschlecht in der Grammatik<br />

des Mohawk. Wenn das Geschlecht nicht bekannt ist, wird immer die weibliche Form benutzt. Im Mohawk ist die<br />

Position eines Wortes äußerst wichtig, also steht das Wichtige immer am Satzanfang. Das Mohawk (Kanien’kehaka)<br />

ist eine Tonsprache und die Tonhöhen werden durch die Akzente Akut und Gravis gekennzeichnet.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk lebten im US-Bundesstaat New York, vor allem um den Lake Mohawk, und in den kanadischen<br />

Provinzen Ontario und Quebec. Ein Unterstamm der Mohawk waren die Adirondack. Im Jahre 1776 zählte ihr Volk<br />

etwa 1.000 Mitglieder. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>-Liga wurde als ein Langhaus dargestellt mit einer Tür auf jeder Seite. <strong>Die</strong><br />

Mohawk waren somit die Wächter des Osttores und man bezeichnete sie auch als die Tributeinnehmer. Wegen ihrer<br />

probritischen Haltung wurden sie in Folge des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges in zwei Reservationen in<br />

Ontario, in Kanada, angesiedelt. Von 1710 an bis zum Ende des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges waren sie<br />

mit den Briten verbündet – erst gegen die Franzosen, dann gegen die US-Amerikaner. Im Jahre 1783 flohen sie aus<br />

dem Staat New York nach Kanada. <strong>Die</strong> von der kolonialen französischen Jesuitenmission erfassten und mit anderen<br />

Gruppen vermischten Mohawk hatten Anteil an der Erschließung des Mittleren Westens Amerikas. Ihre Nachfahren<br />

leben heute weit verstreut in Kanada sowie in vier Reservationen in Ontario und Quebec sowie in der Saint Regis<br />

Reservation im US-Bundesstaat New York. <strong>Die</strong>ses Mohawk-Reservat reicht über die kanadische Grenze hinaus und<br />

umfasst über 23.000 Acres *. Zusammen mit den in Kanada ansässigen Mohawk in den Reservationen Akwesasne,<br />

Kahnawake, Kanesatake, Tyendinaga und Six Nations, im südwestlichen Quebec und südlichen Ontario, zählen die<br />

Mohawk heute über 35.000 Angehörige. Etwa 350 Muttersprachler gibt es in Kanada (1998) und etwa 3.000 (1997)<br />

in den USA. Der Stamm verfügt über etliche Bingohallen. Auch heute sind die Mohawk noch immer „Krieger“ und<br />

kämpfen seit Jahren für ihre Rechte und Interessen. Mit Blockaden 1969 und 1970 sowie auch bewaffneten<br />

Auseinandersetzungen im Jahre 1990 versuchten einzelne Gruppen der Mohawk ihre Ziele durchzusetzen, mal gegen<br />

die Regierung und mal gegen den Rat der Mohawk-Sacheme selbst. 1969/70 und 1990 kam es mit der Oka-Krise zu<br />

bewaffneten Zusammenstößen zwischen Mohawk und der kanadischen Regierung.<br />

Der St.-Lorenz-Strom fließt mitten durch das Reservat von sechs <strong>Irokesen</strong>-Stämmen. 1886 sahen die Ingenieure<br />

beim Bau einer Eisenbahnbrücke über den Fluss junge Indianer mühelos auf den Konstruktionen in schwindelnder<br />

Höhe herumklettern. Sie baten Angehörige des Stammes der Mohawk um Mithilfe beim Bau. Seitdem sind die<br />

Mohawk gefragte Arbeiter auf Hochhausbaustellen überall in Amerika. In den dreißiger Jahren bauten sie am Empire<br />

State Building mit, in den siebziger Jahren am World Trade Center. Früher nahm man an, die Mohawk seien auf<br />

* amerikanisches Flächenmaß; 1 Acre = 4046,856 m²<br />

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Grund eines Gens schwindelfrei, doch heute weiß man, dass es lediglich eine Frage des Trainings ist – tatsächlich<br />

stehen auf den Spielplätzen in den Mohawk-Dörfern keine Schaukeln und Wippen, sondern geschweißte T-Träger,<br />

an denen die Kinder spielen.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk sind im Bundesrat und in anderen die Stämme übergreifenden Versammlungen im Stammesbund<br />

vertreten und werden formal als die „drei älteren Brüder“ bezeichnet, deren andere Mitglieder die Seneca und die<br />

Onondaga sind. Ebenso wie die Oneida haben die Mohawk nur drei Klane, nämlich den des Bären, des Wolfes und<br />

der Schildkröte. Der Stamm wird im Bundesrat von neun Führern vertreten, drei von jedem Klan. <strong>Die</strong>se Führerschaft<br />

ist durch spezifische Namen bekannt. <strong>Die</strong>se Amtsbezeichnungen der ersten Gruppe sind Tekarihoken, Haienhwatha<br />

und Satekarihwate; der zweiten Gruppe Orenrehkowa, Deionhehkon und Sharenhowanen und der dritten Gruppe<br />

Dehennakarine, Rastawenserontha und Shoskoharowanen. <strong>Die</strong> ersten beiden Gruppen oder Klane bilden eine die<br />

Stämme übergreifende Gesellschaft, während die letzte, der Bären-Klan, eine andere Klangruppe bildet.<br />

<strong>Bericht</strong>en der Jesuiten von 1660 zufolge heißt es, dass die Mohawk während einer Periode von 60 Jahren, viele<br />

Male an der Oberseite sowie an der Unterseite einer gedachten Strichleiter des Erfolges gestanden haben, und dass<br />

sie äußerst unverschämt und kriegerisch waren, hatten sie doch die algonkinischen Abenaki und ihre Sympathisanten<br />

im Osten, die ebenfalls irokesischen Conestoga im Süden, die Huronen im Westen und Norden und die Algonkin-<br />

Stämme im Norden angegriffen. Am Ende des 16. Jahrhunderts wurden sie dann von den Algonkin so weit reduziert,<br />

dass kaum einer von ihnen übrig blieb, jedoch der Rest erholte sich so schnell, dass sie in einigen Jahren der Reihe<br />

nach die Algonkin besiegt hatten. <strong>Die</strong>ser Erfolg dauerte aber nicht lange. <strong>Die</strong> Conestoga bekriegten sie zehn Jahre<br />

lang so heftig, dass zum zweiten Mal die Mohawk vollständig besiegt wurden, so dass es schon schien, sie seien<br />

ausgestorben. Ungefähr um das Jahr 1614 kamen die Holländer in ihrem Land an, und, angezogen durch ihre<br />

Biberpelze, versorgten sie die Mohawk und ihre Sympathisanten mit Feuerwaffen, damit sie im größeren Umfang an<br />

diese Pelze kamen. Der Absicht der Holländer wurde gedient, doch der Besitz der Feuerwaffen in den Händen der<br />

Mohawk und ihrer Verbündeten machte es ihnen nun einfach, ihre Gegner zu erobern. Sie überzogen sie mit<br />

Schrecken, und das nicht allein durch die tödliche Wirkung, sondern vor allem auch durch das laute Knallen dieser<br />

Waffen, die bisher bei den nordamerikanischen Völkern allgemein unbekannt gewesen waren. Seitdem wurden die<br />

Mohawk und ihre Verbündeten beeindruckende Gegner und waren überall siegreich. Im Jahre 1660 eroberten die<br />

Verbündeten der <strong>Irokesen</strong>, obgleich sie nicht so zahlreich waren, ein ausgedehntes Territorium. <strong>Die</strong> Mohawk zählten<br />

zu dieser Zeit nicht mehr als 500 Krieger und wohnten in vier oder fünf elenden Dörfern.<br />

<strong>Die</strong> Beschreibungen der Migrationen der Mohawk vor der historischen Periode sind nur mutmaßlich. Einige<br />

Verfasser unterscheiden offenbar nicht zwischen den Mohawk und den Huronenstämmen im Norden und Westen<br />

sowie ihren eigenen Verbündeten. Außer den fragmentarischen und unzuverlässigen Überlieferungen ist über die<br />

wandernden Bewegungen der Mohawk nur sehr wenig bekannt.<br />

1603 hörte der französische Kolonialpionier SAMUEL DE CHAMPLAIN, der die französische Kolonisierung<br />

Kanadas einleitete, von den Mohawk und ihrem Land. Am 30. Juli 1609 begegnete er an dem See, der später seinen<br />

Namen erhielt, eine Abteilung von fast 200 Kriegern der <strong>Irokesen</strong>, darunter drei Sachems. Bei einem Geplänkel, bei<br />

dem er zwei der Sachems erschoss und den dritten verwundete, besiegte er diese Abteilung, die wahrscheinlich aus<br />

lauter bedeutenden Leuten des Stammes der Mohawk bestand. Erschrocken durch die Feuerwaffen der Franzosen,<br />

die sie hier zum ersten Mal trafen, flohen die Eingeborenen. <strong>Die</strong> beiden erschossenen <strong>Irokesen</strong> dieser Abteilung<br />

trugen pfeilsichere Rüstungen und hatten Wurfbeile aus Stein und Eisen, die später verkauft wurden.<br />

Später kam es zu dem Krieg mit den algonkinischen Mohegan und anderen Neuengland-Stämmen mit nur<br />

zeitweiligen Perioden des Friedens dazwischen. 1623 standen die Mohawk gegenüber einem Mohegan-Fort auf<br />

Castle Island im Hudson und kämpften gegen ihre Feinde, die Maquas, ein sehr mächtiges Volk. 1626 verbündete<br />

sich der holländische Kommandant von Fort Orange (Albany) und sechs seiner Männer mit den Mohegan zu einer<br />

Expedition, um in das Land der Mohawk einzudringen. Sie trafen auf eine Abteilung der Mohawk, die nur mit Bögen<br />

und Pfeilen bewaffnet waren und wurden besiegt. Der holländische Kommandant und drei seiner Männer wurden<br />

getötet und einer von ihnen, vermutlich der Kommandant, wurde von den Mohawk gekocht und gegessen. <strong>Die</strong>se<br />

zeitweilige Kriegsführung wurde solange fortgeführt, bis die Mohegan schließlich gezwungen waren sich vom<br />

Oberlauf des Hudson zurückzuziehen. Sie traten jedoch ihre Territorialrechte nicht ihren Erbfeinden ab und im Jahre<br />

1630 begannen sie, ihre Länder an die Holländer zu verkaufen. 1637 erlangte KILIAN VAN RENSSALAER noch mehr<br />

Land auf der Ostseite des Flusses. Im Nachhinein wurden die Mohegan die Freunde und Verbündeten der Mohawk,<br />

ihrer ehemaligen Gegner.<br />

AHATSISTARI, ein bekannter Sachem der Huronen, griff 1641 mit nur 50 Begleitern, 300 <strong>Irokesen</strong>, hauptsächlich<br />

Mohawk an, besiegte sie, und nahm einige Gefangene. Bereits im vorhergehenden Sommer hatte er auf dem Ontario-<br />

See eine große Anzahl von Kanus in Angriff genommen, die von <strong>Irokesen</strong>, vermutlich hauptsächlich von Mohawk<br />

bemannt waren und besiegte sie, nachdem er einige Kanus versenkt und eine Anzahl ihrer Mannschaften getötet<br />

hatte. 1642 wurden 11 Huronen-Kanus auf dem Ottawa-Fluss von Kriegern der Mohawk und der Oneida<br />

angegriffen, diese brachen aber die Attacke rund 100 Meilen von Montreal wieder ab. Im gleichen Jahr nahmen die<br />

19


Mohawk Pater ISAAC JOGUES, zwei seiner französischen Begleiter und einige verbündete Huronen gefangen. Sie<br />

nahmen die gefangenen Franzosen mit zu ihren Dörfern, in denen sie die grausamsten Folterungen über sich ergehen<br />

lassen mussten. Pater JOGUES entkam im folgenden Jahr mit der Hilfe der Holländer, aber 1646 ging er sofort wieder<br />

zu den Mohawk, um zu versuchen, sie zu konvertieren und den Frieden zu bestätigen, der mit ihnen inzwischen<br />

geschlossen worden war. Am 16. Mai 1646 ging er als Abgesandter zu den Mohawk und kehrte im Juli bei guter<br />

Gesundheit wieder zurück.<br />

Im September begann er erneut eine Mission in das Land der Mohawk zu starten, aber infolge einer Epidemie,<br />

die unter den Mohawk herrschte und zum Ausfall ihrer Getreideernte führte, beschuldigten sie Pater JOGUES, er habe<br />

bestimmte „Zaubereien“ in einem kleinen Koffer verborgen, welchen er bei seinen Gastgebern bis zu seiner<br />

versprochenen Rückkehr hinterlassen hatte, was sie folglich dazu veranlasste misstrauisch zu werden. Nach seiner<br />

erneuten Ankunft in ihrem Dorf wurden er und sein Begleiter, ein junger Franzose, ergriffen, gefesselt und mit dem<br />

Tod bedroht. Pater JOGUES hatte beim Wolfs-Klan der Mohawk, der mit dem Klan der Schildkröte eine Bruderschaft<br />

bildete, versucht, das Leben der Franzosen zu retten. Aber der Bären-Klan, der selbst eine eigene Brüderschaft<br />

bildete, und die nur Vettern der anderen waren, zu dessen Mitgliedern Pater JOGUES gerechnet wurde, beschlossen<br />

seinen Tod als Zauberer. Am 17. Oktober 1646 erfuhren die Unglückseligen, dass sie am nächsten Tag getötet, aber<br />

nicht verbrannt würden. Am Abend des 18. wurde Pater JOGUES zu einem Abendessen in einer Hütte des Bären-<br />

Klans eingeladen. <strong>Die</strong> Einladung annehmend, ging er dorthin, und während des Betretens der Hütte schlug ihn ein<br />

Mann, der sich hinter der Tür verbarg, mit einer Axt nieder. Er wurde enthauptet, sein Kopf auf die Palisaden<br />

gesteckt und sein Körper wurde in den Fluss geworfen. Am folgenden Morgen erlitt der Begleiter JOGUES ein<br />

ähnliches Schicksal. <strong>Die</strong> Mohawk opferten den Pater ihrem Gott Areskoi (d.h. Jregwensgwa = der Meister oder der<br />

Gott des Krieges).<br />

MEGAPOLENSIS, ein Zeitgenosse von Pater JOGUES, berichtete 1644, dass, wenn die Mohawk im Krieg nicht<br />

erfolgreich waren, sie einen Bären töten, aufschneiden und braten würden, und sich anschließend an ihren Kriegsgott<br />

Aireskoi mit dem Gebet wandten: „Oh, großer und mächtiger Aireskuoni, wir wissen, dass wir dich beleidigt haben,<br />

weil wir unsere gefangenen Feinde nicht getötet und verzehrt haben, verzeih uns das. Wir versprechen, dass wir in<br />

Zukunft gewiss alle, die wir gefangen nehmen, töten und essen werden, so zweifellos wie wir jetzt diesen Bären<br />

getötet haben und verzehren“. Er fügte noch hinzu: „Sie rösten ihre Gefangenen auf kleinem Feuer einige Tage lang<br />

und essen sie dann auf. <strong>Die</strong> gewöhnlichen Leute essen die Arme, die Hinterteile und den Rumpf, aber die Sachems<br />

essen den Kopf und das Herz.“<br />

Der <strong>Bericht</strong> der Jesuiten von 1646 besagt, dass die Franzosen zu dieser Zeit nur mit den Mohawk Frieden hatten,<br />

die ihre nächsten Nachbarn waren und die dann die meisten Probleme machten; und dass die Mohegan (Mahingaus<br />

oder Mahiuganak), welche ein festes Bündnis mit den Algonkin, den Verbündeten der Franzosen hatten, dann bereits<br />

von den Mohawk erobert wurden. <strong>Die</strong> Einführung von Feuerwaffen durch die Holländer bei den Mohawk, die zu den<br />

ersten ihrer Region gehörten, kennzeichnete eine wichtige Ära in ihrer Geschichte, denn sie ermöglichten ihnen und<br />

den verwandten <strong>Irokesen</strong>stämmen, die Delaware und die Munsee zu unterjochen, und es begann ein<br />

Eroberungsfeldzug, den die Kriegsparteien bis zum Mississippi und zu den Ufern der Hudson Bay trugen. <strong>Die</strong> Dörfer<br />

der Mohawk lagen im Tal des Mohawk River in New York, in der Nähe von Schenectady bis fast nach Utica und ihr<br />

Territorium erweiterte sich nördlich des St.-Lorenz-Stromes und im Süden bis zur Wasserscheide des Schoharie<br />

Creek und zum Ostzweig des Susquehanna. Im Osten grenzte ihr Gebiet an das der Mahican an, welches der Hudson<br />

trennte. Ihre Position an der Ostgrenze des <strong>Irokesen</strong>bündnisses machte die Mohawk in den frühen indianischen<br />

Kriegen zu dem bedeutendsten Volk der <strong>Irokesen</strong>-Stämme und sie gehörten zu den prominentesten Vermittlern in<br />

den Kolonien, da ihr Name häufig durch die Neuengland-Stämme und die Weißen als das Synonym für das Bündnis<br />

der <strong>Irokesen</strong> verwendet wurde. Infolge dieser Position litten sie aber auch viel mehr in einigen der indianischen und<br />

französischen Kriege als ihre Verbündeten. Ihre sieben Dörfer noch im Jahre 1644 wurden bis 1677 auf fünf<br />

verringert. Zu Beginn des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges stellten sich die Mohawk auf die Seite der Briten<br />

und die Schlussfolgerung daraus war, dass der größere Teil von ihnen, unter JOSEPH BRANT, einem gebürtigen<br />

Sachem der Mohawk, und WILLIAM JOHNSON, dem späteren Gründer des Staates New York, nach Kanada abzog, wo<br />

sie seit dem auf Ländern lebten, die ihnen durch die britische Regierung bewilligt wurde. Im Jahre 1777 trieben die<br />

Oneida den Rest des Stammes weg und verbrannten ihre Dörfer.<br />

Im Jahre 1650 hatten die Mohawk eine geschätzte Bevölkerung von noch 5.000 Angehörigen, die vermutlich<br />

mehr als ihre tatsächliche Anzahl war; zehn Jahre später wurden sie auf nur noch 2.500 geschätzt. Seitdem erlebten<br />

sie eine schnelle weitere Abnahme, verursacht durch ihre Kriege mit den Mahican, Conestoga und anderen Stämmen<br />

und mit den Franzosen sowie auch durch den Abzug eines großen Teils des Stammes nach Caughnawaga und in<br />

andere Missionsdörfer. <strong>Die</strong> neueren Schätzungen ihrer Bevölkerung lagen 1677 bei 1.500 (eine etwaige Abnahme<br />

von 3.500 Angehörigen in 27 Jahren), 1736 bei 400 (eine etwaige Abnahme von 1.100 Angehörigen in 36 Jahren),<br />

1741 bei 500, 1765 bei 800, 1778 bei 500, 1783 bei 1.500 und 1851 bei ungefähr 1.200 Angehörigen. Im Jahre 1884<br />

lebten sie in drei Reservationen in Ontario in Kanada: 965 an der Bucht von Quinté, in einer Siedlung bei Gibson,<br />

20


nahe dem Ostufer des Ontario-Sees, und in der Six Nations Reservation am Grand River. Außer diesen gab es einige<br />

Einzelpersonen, die verstreut unter den unterschiedlichen <strong>Irokesen</strong>stämmen in den Vereinigten Staaten lebten. 1906<br />

zählte die Siedlung an der Bay of Quinté 1.320 Angehörige.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk nahmen an den folgenden Verträgen mit den Vereinigten Staaten teil:<br />

am 22. Oktober 1784 in Fort Stanwix, New York, wo bei einem Friedensvertrag zwischen den Vereinigten Staaten<br />

und den Sechs Nationen ihre Grenzen definiert wurden; ergänzt durch den Vertrag von Fort Harmar, am 9. Januar<br />

1789; am 11. November 1794 in Konondaigua (Canandaigua), New York, bei den Friedensrelationen mit den Sechs<br />

Nationen und Abstimmung bestimmter Grenzen der Reservationen und am 29. März 1797 in Albany New York, bei<br />

dem die Vereinigten Staaten all ihre abgetretenen Länder an die Mohawk im Staate New York sanktionierten.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk zählen heute etwa 35.000 Menschen. Aktuelle US-Reservationen der Mohawk sind St. Regis<br />

Mohawk (an der Grenze New York - Kanada), und die kanadischen Reservate Akwesasne, Kahnawake, Kanesatake,<br />

Tyendinega und Six Nations. 1969/70 und 1990 kam es zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen Mohawk und der<br />

kanadischen Regierung.<br />

Von März bis September 1990 wehrten sich kanadische Mohawk mit einer Besetzung des Geländes gegen die<br />

Erweiterung eines Golfplatzes auf das Gebiet eines alten Friedhofs ihres Volkes in Oka (Kanada). Am 2. September<br />

1990 begann die kanadische Armee mit der Räumung des Grundstücks. Erst 1997 erwarben die kanadischen<br />

Behörden das Gelände von der Gemeinde Oka und gaben es den Mohawk zurück.<br />

Oneida: Onayotekaono, Onnoiout, Onyota’a:ka, Onyotaaka von der allgemeinen <strong>Irokesen</strong>bezeichnung Tiionñ’iote<br />

was etwa Leute des stehenden Felsens bedeutet, und bei den Huronen hießen sie Onoiochronon.<br />

<strong>Die</strong> Oneida leben heute mit ungefähr 200 Sprechern (1991) und einer ethnischen Population von 1.500 bis 2.000<br />

Angehörigen (1997) im Six Nations Reservat im südlichen Ontario, in Kanada, und mit etwa 50 Sprechern in den<br />

USA (1991), vor allem im US-Bundesstaat Wisconsin, in einem Reservat nahe der Green Bay, in einer ethnischen<br />

Gesamtpopulation von rund 250 Angehörigen.<br />

Das Oneida-Reservat im US-Bundesstaat New York umfasst einen gewissen Teil des traditionellen Landes des<br />

Stammes, obgleich nur 25 Acres übrig blieben. Der Rest wurde verkauft. Es liegt östlich von Syracuse. Ein Großteil<br />

des Stammes wanderte nach 1820 von New York nach Wisconsin aus, nachdem sie dort ihr Land durch Krieg und<br />

Betrug verloren hatten. Heute leben ca. 5.000 Stammesmitglieder im 2.900 Acres umfassenden Reservat im östlichen<br />

US-Bundesstaat Wisconsin. Das Oneida-Stammesmuseum zeigt eine nachgebaute Oneida-Siedlung mit einem<br />

Langhaus und demonstriert die Lebensweise des Stammes. Inzwischen haben es die Stammesführer allerdings<br />

geschafft, den Oneida-Stamm aus der Armut in ein wirtschaftliches Unternehmen zu führen. 2003 gab es neben dem<br />

Kasino auch die größte unabhängige indianische Tageszeitung, eine TV- und Filmproduktionsfirma, zahlreiche<br />

Tankstellen sowie Bootsanlegeplätze.<br />

<strong>Die</strong> Oneida waren einer der ursprünglich fünf Volksstämme des einst berühmten „Fünfvölkerbundes“ der<br />

Irokesischen Liga, der ehemals im US-Bundesstaat New York sowie in der kanadischen Provinz Ontario seinen<br />

Wohnsitz hatte. Sie lebten im Süden des Oneida-Sees und am oberen Susquehanna. Entsprechend der Überlieferung<br />

waren die Oneida der zweite Stamm, der dem Bund der <strong>Irokesen</strong>-Liga beitrat. Im Bundesrat und in anderen<br />

Bundesversammlungen haben sie das Recht zur Darstellung des höchsten Ranges durch neun Bundeshäuptlinge. Wie<br />

die Mohawk haben die Oneida nur drei Klane, den der Schildkröte, des Wolfs und des Bären und jeder Klan wird<br />

durch drei der neun Bundesrepräsentanten dieses Stammes repräsentiert. Insofern sind die Oneida der dominierende<br />

Stamm innerhalb der <strong>Irokesen</strong>-Liga. <strong>Die</strong> Oneida sind normalerweise ziemlich konservativ im Umgang mit ihren<br />

Verbündeten und auch anderen Völkern gewesen. Im Jahre 1635 suchten sie den friedlichen Zusammenschluss mit<br />

den Onondaga, Cayuga und Mohawk, da im vorhergehenden Jahr dieser zwischen den Seneca und den Huronen<br />

beendet wurde. Indianischen <strong>Bericht</strong>en zufolge waren sie zu dieser Zeit sesshaft und sehr einwohnerstark. Ein<br />

Jesuitenbericht von 1646 besagt, dass es mit Ausnahme mit den Mohawk keinen Vertrag von bestehenden<br />

Absprachen zwischen den <strong>Irokesen</strong>stämmen, einschließlich der Oneida, und den Franzosen gab. Aus dem gleichen<br />

<strong>Bericht</strong> ist zu ersehen, dass „Onnieoute“ (Oneniote), zu dieser Zeit das Hauptdorf der Oneida, nachdem es den<br />

größeren Teil seiner Männer in einem Krieg mit Stämmen der Algonkin verloren hatte, die Mohawk um Hilfe bat,<br />

um das Dorf wieder zu bevölkern. Doch dieser Geschichte liegt vermutlich ein Missverständnis der erfundenen<br />

politischen Verwandtschaften und der Verhältnisse zugrunde, die zwischen den einzelnen Stämmen zu der Zeit der<br />

Einrichtung und Organisation der Liga aufgebaut wurde.<br />

In den Jahren 1645–46 waren die Oneida im Krieg mit den Nipissing, und eine Bande der Ononiiote von 17<br />

Kriegern besiegte eine Gruppe der Algonkin unter Anführung von TESWEHAT, dem einäugigen Sachem dieser Leute.<br />

Sie töteten seinen Sohn und nahmen zwei Frauen gefangen. Später wurde diese <strong>Irokesen</strong>gruppe dann von 30<br />

Huronen besiegt und die beiden Frauen erlangten ihre Freiheit wieder.<br />

Nach dem Jesuitenbericht von 1648 waren definitiv zuerst die Oneida lokalisiert. Aus einem <strong>Bericht</strong> von 1641<br />

geht hervor, dass die Jesuitenpater von der eigenartigen Form der Regierung der Oneida erfahren hatten, in der die<br />

21


Vormachtstellung zwischen den zwei Geschlechtern wechselten. <strong>Die</strong>se Aussage liegt ebenfalls einem<br />

Missverständnis, wahrscheinlich der Tatsache zugrunde, dass unter den <strong>Irokesen</strong>stämmen die Titel in bestimmten<br />

Klanen im Stamm den Frauen und nicht den Männern gehörten, obgleich die Männer von den Frauen gewählt<br />

wurden, um die beschlossenen Rechte und Pflichten auszuüben. <strong>Die</strong>se Frauenhäuptlinge (Matronen) besaßen<br />

ungefähr die gleichen Rechte, Privilegien und die selbe Immunität wie die männlichen Führer (Sachems), aber sie<br />

übten diese nur in Notfällen aus; sie hielten auch die Einrichtungen der Gesellschaft und der Regierung unter den<br />

Frauen aufrecht.<br />

1655 zog eine Gruppe von 60 Oneida-Kriegern gegen die Amikwa oder das Biber-Volk. <strong>Die</strong>ser Krieg war noch<br />

1661 im Gange, wobei zwei Gruppen, eine mit 24 und die andere mit 30 Kriegern, auf dem Wege zum Kampf gegen<br />

die Amikwa zusammenstießen.<br />

Der Jesuitenbericht von 1667 legt dar, dass die Oneida zu dieser Zeit der am wenigsten gefügige <strong>Irokesen</strong>stamm<br />

war. Während dieser Zeit war Pater BRUYAS an der Mission von St. Francois Xavier unter den Oneida stationiert. In<br />

dieser Quelle wird aber auch berichtet, dass die algonkinischen Mohegan und die irokesischen Conestoga die Oneida<br />

bedrohten. Während auf dieser Mission Pater BRUYAS einen Teil des Jahres Hunger litt, war er gezwungen, um am<br />

Leben zu bleiben, von getrockneten Fröschen zu leben. Ende des Jahres 1669 hatte er 30 Personen getauft. 1660<br />

gehörten die Oneida zusammen mit den Mohawk zu den <strong>Irokesen</strong>stämmen mit den wenigsten Angehörigen.<br />

In einem Jesuitenbericht aus den Jahren 1666–68 schreibt Pater BRUYAS, dass die Oneida wahrscheinlich der<br />

grausamste aller <strong>Irokesen</strong>stämme waren, dass sie ständig im Krieg mit den Algonkin und den Huronen lagen und<br />

dass rund zwei Drittel der Bevölkerung ihrer Dörfer aus den Leuten dieser zwei Völker bestanden, die in ihrem<br />

Wesen bereits <strong>Irokesen</strong> geworden waren. Der Missionar fügte noch hinzu, dass die Oneida im großen und ganzen<br />

von barbarischer Natur waren. Sie waren grausam, schlau, gerissen, und sie neigten zu Blutvergießen und<br />

Massakern.<br />

Ein Jesuitenbericht von 1669/70 erzählt von Oneida, die bei einem Totenfest anwesend waren, das im<br />

Mohawkdorf von Caughnawaga gehalten wurde und das in einer geänderten Form ausgeübt wurde, als es nach<br />

mindestens zehn Jahren unter den <strong>Irokesen</strong> allgemein üblich war. Im Januar 1671 folterten die Oneida eine<br />

gefangene Frau der Conestoga, was sich über zwei Tage und zwei Nächte ausdehnte. <strong>Die</strong> Stadt, die 1615 durch<br />

CHAMPLAIN mit seinen Verbündeten der Huronen und Algonkin angegriffen wurde und mit vier Linien von<br />

Palisaden eng befestigt war, war ein Oneidadorf, obgleich es von verschiedenen anderen Seiten hieß, es läge in der<br />

Gegend der Onondaga. Tatsächlich waren die Kriege der Oneida auch gleichzeitig die der Liga, obgleich sie, wie<br />

auch die anderen Stämme, die meiste Energie gegen die Stämme aufbrachten, welche gewissermaßen ihnen selbst<br />

den größten Widerstand entgegenbrachten. <strong>Die</strong> Stämme der Catawba und die Muskogee-Stämme sowie die<br />

Eingeborenen am Susquehanna, die Conestoga, hielten die Krieger der Oneida am meisten in Beschäftigung.<br />

CHAUCHETIERE berichtet in einem Brief in einem Jesuitenbericht vom Aufflammen des Krieges im „Land der<br />

Outaouaks“, bei dem die <strong>Irokesen</strong>, vor allem die Oneida, ihren Hass gegen die Outagami (Füchse, Fox) und die<br />

Illinois fortsetzten und viele der Illinois töteten oder gefangen nahmen. Im Jahre 1681 töteten sie ungefähr 1.000 von<br />

ihnen oder nahmen diese unglücklichen Leute gefangen.<br />

Im Jahre 1687 waren die Oneida in der Ermächtigung des Königs von Großbritannien mit eingeschlossen, der<br />

den Gouverneur DONGAN von New York autorisierte, die Fünf Nationen als Untertanen von Großbritannien zu<br />

schützen. 1696 brannte der französische Offizier FRONTENAC, der spätere Gouverneur von französisch Kanada, die<br />

Oneida-Festung nieder, zerstörte ihre gesamten Maisvorräte und nahm 30 Gefangene, darunter auch Frauen und<br />

Kinder.<br />

Nach der Eroberung der Stämme auf dem Susquehanna und seinen Nebenflüssen und denen auf dem Potomac,<br />

hauptsächlich durch die Krieger der Oneida, der Cayuga und der Seneca sowie den Stämmen, die sich den Regeln<br />

der <strong>Irokesen</strong> unterworfen hatten, erhob sich bald die Frage hinsichtlich des Anstands der Mohawk, die ihnen nicht<br />

beistanden, diese Völker zu überwinden, um sich das Einkommen aus den dortigen Landverkäufen zu teilen.<br />

Daraufhin erhielten die Mohawk eine Zeit lang keine Bezüge mehr aus dieser Quelle, bis die <strong>Irokesen</strong>stämme sich<br />

teilten und die Mohawk die Länder im Wyoming-Tal von Pennsylvania an die Susquehanna Land Co. von<br />

Connecticut verkauften. <strong>Die</strong>ses bewog dann 1728 den großen Bundesrat der Liga bei den Onondaga, SHIKELLAMY,<br />

einen Sachem der Oneida, der etwa wie ein Inspektor fungierte, zur Gabelung des Susquehanna zu schicken, um<br />

diese Angelegenheiten im Interesse der Sechs Nationen der <strong>Irokesen</strong> in Pennsylvania zu überwachen. Zunächst übte<br />

SHIKELLAMY nur eine allgemeine Überwachung der Shawnee und der Delaware aus, die danach aufgefordert<br />

wurden, ihn in allen Angelegenheiten, die zwischen ihnen und der eigenen Regierung entstanden waren, zu beraten.<br />

Er erfüllte seine Aufgabe so gut, dass SHIKELLAMY 1745 zum Kommissar über alle abhängigen Stämme am<br />

Susquehanna wurde, mit einem Wohnsitz bei Shamokin. Er bewies großen Scharfsinn im Management dieser<br />

Angelegenheiten, die seiner Überwachung anvertraut wurden und versuchte ständig, die Interessen seiner Leute zu<br />

fördern. Somit konnten die Oneida ihren Einfluss am Susquehanna ausüben.<br />

22


<strong>Die</strong> Oneida waren manchmal zu den Franzosen und zu den Jesuitenmissionaren wohlgesonnen, während die<br />

anderen <strong>Irokesen</strong> ihre entschlossenen Feinde waren. Ein großer Teil der Oneida und der Tuscarora blieb durch den<br />

Einfluss des Reverend SAMUEL KIRCLAND zur Zeit des revolutionären Krieges neutral, während die Mehrheit des<br />

<strong>Irokesen</strong>bündnisses sich teilte und in dieser Angelegenheit nicht mehr als eine Einheit tätig war. Bald schon griffen<br />

die feindlichen <strong>Irokesen</strong>stämme die Oneida an, brannten eins ihrer Dörfer nieder und zwangen sie, Schutz zu suchen<br />

in der Nähe von Schenectady, in Nachbarschaft der Amerikaner, wo sie bis zum Ende des Krieges blieben. Danach<br />

zogen sie in ihre ehemalige Heimat zurück. In späterer Zeit wanderte eine beträchtliche Anzahl von ihnen nach<br />

Kanada aus, wo sie am Grand River und Thames River in Ontario siedelten. Eine andere kleine Gruppe, Oriskas<br />

genannt, bildete eine neue Siedlung bei Ganowarohare, einige Meilen von der Hauptniederlassung im Oneida County<br />

in New York. Zu unterschiedlichen früheren Zeiten nahmen die Oneida die Tuscarora sowie Stämme wie die<br />

Stockbridges und die Brotherton auf und gaben ihnen Länder. <strong>Die</strong> Tuscarora zogen später zu den Ländern, die ihnen<br />

von den Seneca im Westen des Bundesstaates New York bewilligt wurden. 1846 haben die meisten <strong>Irokesen</strong> ihr<br />

Land in New York verkauft und der größte Teil der Oneida zog mit ihren letzten zwei bei ihnen aufgenommenen<br />

Stämmen zusammen in ein Gebiet an der Green Bay in Wisconsin, wo sie noch heute leben. Zur Zeit des Wegzugs<br />

aus New York lebten unter ihnen zwei Gruppen, die bekannt waren als „First Christian“ und „Second Christian“ oder<br />

Orchard-Gruppe.<br />

<strong>Die</strong> Oneida nahmen an folgenden Verträgen mit den Vereinigten Staaten teil:<br />

am 22. Oktober 1784 in Fort Stanwix, New York; am 9. Januar 1789 in Fort Harmar; am 11. November 1794 in<br />

Canandaigua, New York; am 2. Dezember 1794 in Oneida, New York und am 15. Januar 1838 am Buffalo Creek,<br />

New York und am 3. Februar 1838 in Washington DC. Sie hielten sich zwischen den Jahren 1788 und 1842 an nicht<br />

weniger als 30 Verträge mit dem Staat New York. <strong>Die</strong> Schätzungen der Oneidabevölkerung zu den unterschiedlichen<br />

Zeiten sind zufriedenstellender als es die anderer <strong>Irokesen</strong>stämme ist. <strong>Die</strong> früheste Rechnung (1660) gibt 1.500<br />

Angehörige an. Sie wurden 1677 und 1721 auf 1.000 geschätzt, 1770 auf 410, 1776 auf 628 und 1795 auf 660<br />

Angehörige. Danach haben sie sich für eine lange Zeit verringert. Sie zählten zur Zeit von 1906 ungefähr 3.220, von<br />

denen 286 in New York blieben, 2.151 unter der Oneida School Superintendency in Wisconsin, 783 auf dem Thames<br />

River in Ontario, außerdem siedeln einige unter den anderen <strong>Irokesen</strong> am Grand River in Ontario. Es sind keine<br />

Zahlen von Oneida bekannt, die in den verschiedenen Kolonien der katholischen <strong>Irokesen</strong> leben.<br />

Onondaga: Onundagaono = Menschen vom Berge bzw. Onoñta’ge, Onda’géga’ = an oder auf dem Hügel oder dem<br />

Berg und bei den Huronen hießen sie Onontaerrhonon.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga waren früher das bedeutendste <strong>Irokesen</strong>-Volk der ursprünglich fünf Nationen des berühmten<br />

ehemaligen „Fünfvölkerbundes“ der irokesischen Liga, der einst in dem Gebiet des US-Bundesstaates New York und<br />

in der kanadischen Provinz Ontario seinen Wohnsitz hatte. Sie waren symbolisch gesehen „die Hüter des Ratsfeuers<br />

und die Bewahrer des Wampums“. Den Onondaga, einst der zahlenreichste und mächtigste Stamm, wurde die<br />

Vormachtstellung eingeräumt, da bei der Gründung der Liga der berühmte Oberhäuptling ATOTARHO mit einer<br />

klugen Verhandlungstaktik aufwartete. Sie zählten 1776 noch 1.200 Mitglieder. Ihre Zahl war im Laufe der Zeit<br />

stark zurückgegangen, da sie, wie auch die anderen Stämme der Liga, fast ohne Unterbrechung Krieg führten und so<br />

ihre Krieger dezimierten. Heute leben 50 bis 100 Sprecher (1991) einer Population von etwa 1.500 Angehörigen<br />

(1977) im Six Nations Reservat in Kanada und vielleicht noch etwa 15 Sprecher (1993) einer ethnischen Population<br />

von rund 1.000 Angehörigen in den USA (1993), im zentralen US-Bundesstaat New York, südlich von Syracuse.<br />

Das heutige Reservat der Onondaga umfasst 7.300 Acres und beträgt damit etwa ein Viertel des Landes als zur Zeit<br />

der Revolution. Etwa 600 Mitglieder ihres Stammes leben in diesem Reservat. <strong>Die</strong> Struktur der Onondaga sowie der<br />

<strong>Irokesen</strong> überhaupt beeindruckte die Gründerväter der USA so sehr, dass man sie als Modell für die amerikanische<br />

Verfassung nahm. Ein wichtiges Ereignis ist das „Green Corn Dance Festival“, das jährlich im August im Reservat<br />

stattfindet.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga lebten früher auf dem Berg, an dem See und an dem Fluss im Onondaga County in New York, die<br />

alle ihren Namen tragen, und breiteten sich nordwärts bis zum Ontario-See und südwärts wahrscheinlich bis an die<br />

Wasser des Susquehanna aus. In den <strong>Irokesen</strong>räten waren die Onondaga bekannt als Hodiseñnageta = sie (sind) die<br />

Namensstützen. Ihr Hauptdorf, gleichzeitig auch der Hauptort des Bündnisses, wurde Onondaga, später Onondaga-<br />

Burg bzw. -Festung genannt. Es lag von 1654 bis 1681 auf dem sogenannten „Indianerhügel“, in der gegenwärtigen<br />

Stadt Pompey und zählte 1677 insgesamt 140 Hütten. Es wurde dann zum Butternut Creek verlegt, als das Fort 1696<br />

abgebrannt wurde. Im Jahre 1720 wurde es wieder zum Onondaga Creek verlegt und ihr gegenwärtiges Reservat<br />

liegt in diesem Tal, einige Meilen im Süden des Sees.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga der Grand River Reservation in Kanada, bestehen aus neun Klanen, nämlich: Wolf, Schildkröte,<br />

Bär, Hirsch, Aal, Biber, Kugel, Schnepfe und Jagdfalke. <strong>Die</strong> Wolf-, Bären-, Schnepfe-, Kugel- und Jagdfalken-Klane<br />

haben jeweils nur einen Bundesvorsitz, die Biber-, Schildkröten- und Aal-Klane dagegen haben jeweils zwei<br />

Bundesvorsitze, während der Hirsch-Klan sogar drei hat. Der Grund für diesen deutlichen Unterschied bezüglich der<br />

23


Quoten der Vorsitze für einige Klane ist definitiv nicht bekannt, aber er kann in der Adoption von Personen liegen,<br />

die bereits Titel des Vorsitzes in die entsprechenden Gruppen besaßen. In den zeremoniellen sowie in den<br />

Sozialföderativversammlungen nehmen die Onondaga durch das Recht der Mitgliedschaft darin ihre Plätze mit der<br />

Stammes-Brüderschaft der „drei Brüder“ wahr, wobei die Mohawk und die Seneca die anderen zwei Mitglieder sind.<br />

<strong>Die</strong> Funktionen der Onondaga-Brüderschaft sind in vielerlei Hinsicht denen eines Richters ähnlich, der Gericht mit<br />

einer Jury hält. <strong>Die</strong> besprochenen Fragen werden zunächst innerhalb ihrer eigenen Brüderschaft beraten, bevor sie<br />

der Rat mit den Mohawk- und Senecastämmen und dann mit den Oneida, den Cayuga und dem später<br />

dazugekommenen Stamm der Tuscarora abstimmt. Wenn diese zwei Brüderschaften unabhängig dasselbe oder eine<br />

unterschiedliche Meinung bilden, wird sie dann bei der Onondaga-Brüderschaft zur Bestätigung oder Ablehnung<br />

eingereicht. <strong>Die</strong> Onondaga sind damit innerhalb des irokesischen Bündnisses die bedeutendste Nation. <strong>Die</strong><br />

Arbeitsweise innerhalb der Liga ist bereits in dem Kapitel „Der irokesische Fünfvölkerbund“ erklärt.<br />

CHAMPLAIN brachte zum Ausdruck, dass 1622 die Montagnais, die Etchemin und die Huronen sich eine lange<br />

Zeit engagierten, um zwischen ihnen und den <strong>Irokesen</strong> Frieden zu bewahren, aber dass es bis zu dieser Zeit immer<br />

wieder irgendwelche ernste Hindernisse zum Abschluss einer solchen Vereinbarung wegen des ständigen<br />

Misstrauens gab, das jede Seite gegen die andere hegte. Viele Male baten sie CHAMPLAIN selbst um seine Hilfe,<br />

wenn sie sich um einen festen und dauerhaften Frieden bemühten. Sie informierten ihn bei der Aushandlung eines<br />

Vertrages, um für eine freundliche Atmosphäre zwischen den Botschaftern der unterschiedlichen Parteien zu sorgen.<br />

Beide Seiten akzeptierten die Worte und Bezeugungen der jeweils anderen, diesen bei der Jagd in ihrem Land nicht<br />

zu schaden oder sie zu behindern. Sie wandten sich oftmals an CHAMPLAIN, ihnen seinen Rat in dieser Angelegenheit<br />

zu geben, der auch versprach dies zu befolgen und sie versicherten ihm, dass sie erschöpft und müde von den<br />

Kriegen wären, welche sie seit mehr als fünfzig Jahren wegen ihres brennenden Wunsches nach Rache für die Morde<br />

an ihren Stämmen und an den Freunden gegeneinander führten, und dass ihre Vorfahren nie diesen Gedanken an<br />

Frieden hatten. Mit dieser letzten Aussage ist vermutlich die Epoche dieser historischen Fehde gefunden worden, die<br />

in dem Jesuitenbericht von 1660 erwähnt wird, wobei durch NICHOLAS PERROT, der die <strong>Irokesen</strong>stämme einst dazu<br />

brachte, die einen auf dieser Seite und die Algonkin und Ottawa auf der anderen Seite des St.-Lorenz-Stromes, zu<br />

besänftigen und ihre früheren Streitigkeiten beizulegen.<br />

Zu Beginn des Jahres 1647 näherte sich eine Gruppe Onondaga dem Land der Huronen und wurde von einer<br />

Truppe Huronen-Krieger besiegt, wobei der Anführer der Onondaga getötet und eine ganze Anzahl gefangen<br />

genommen wurde. Unter letzteren war ANNENRAES, ein Mann der bei den Onondaga eine große Autorität besaß. Im<br />

darauf folgenden Frühling erfuhr er, dass einige der Huronen, die bitterlich enttäuscht darüber waren, dass sein<br />

Leben geschont worden war, beabsichtigten ihn zu töten. Einigen seiner Freunde unter den Huronen erzählte er, was<br />

er gehört hatte, und dass er beabsichtige in sein eigenes Land zurückzukehren. Sein Entschluss wurde den<br />

Ratsführern der Huronen mitgeteilt und man beschloss ihm zu helfen, im Vertrauen darauf, einen wertvollen <strong>Die</strong>nst<br />

mit der Rückkehr zu gewähren. Mit einigen Geschenken und Proviant ausgestattet schickten sie ihn nachts heimlich<br />

los. Bei der Überquerung des Ontario-Sees traf er unerwartet auf 300 Onondaga, die mit Kanus den See überqueren<br />

wollten mit dem Ziel seinen Tod zu rächen, da sie annahmen, dass er von den Huronen bereits getötet worden war.<br />

Sie erwarteten noch die Ankunft von weiteren 800 Seneca und Cayuga zur Durchführung ihres Coups. Seine<br />

Landsmänner sahen ANNENRAES als einen, der von den Toten auferstanden ist, an. Er verhielt sich so, dass er die 300<br />

Onondaga überzeugte, alle Kriegsgedanken aufzugeben, worauf die Gruppe, ohne auf die Verstärkung zu warten, zu<br />

den Onondaga zurückkehrte, wo sofort ein Stammes-Rat abgehalten wurde, bei dem man beschloss, eine Botschaft<br />

mit Geschenken für beginnende Friedensvermittlungen zu den Huronen zu schicken. Der Anführer dieser<br />

Gesandtschaft war ein gebürtiger Hurone, SOIONÉS mit Namen, der einst hier einbürgert wurde und über den gesagt<br />

wurde, dass „kein Irokese mehr Blutbäder in diesen Ländern angerichtet und noch mehr Unheil verübt hätte, als er“.<br />

Er wurde von drei anderen Huronen begleitet, die noch nicht lange Gefangene der Onondaga waren. <strong>Die</strong> Botschafter<br />

kamen in St. Ignace am 9. Juli 1647 an und fanden die Huronen geteilter Meinung hinsichtlich der Zweckdienlichkeit<br />

des Einwilligens in die Anträge der Onondaga. Der Bären-Stamm der Huronen fürchtete die Doppelzüngigkeit des<br />

Feindes. Aber der Felsen-Stamm und viele Dörfer wünschten sich den Friedensabschluss, in der Hoffnung, dass eine<br />

Anzahl Gefangener von ihnen von den Onondaga zurückgebracht würden. Nach vielen Zusammenkünften und<br />

Verhandlungen wurde beschlossen, eine Botschaft zu den Onondaga zu schicken, um einen besseren Einblick in<br />

diese Angelegenheit zu bekommen. Als Geschenke nahmen die Huronen wertvolle Pelze mit, während die Onondaga<br />

Wampum-Gürtel benutzten. <strong>Die</strong> Huronenbotschaft wurde gut bei den Onondaga empfangen und man verbrachte<br />

einen Monat lang um Rat zu halten. Letztendlich beschlossen die Onondaga, eine zweite Botschaft unter SKANAWATI<br />

(SCANDAOUATI), einen 60 Jahre alten Bundeshäuptling, der von zwei anderer Onondaga und von 15 gefangenen<br />

Huronen begleitet werden sollte, zu den Huronen zurückzuschicken. Einer der Huronenbotschafter blieb als Geisel<br />

zurück. <strong>Die</strong>se Botschaft war 30 Tage unterwegs, obgleich die tatsächliche Länge einer Reise nur zehn Tage dauerte.<br />

JEAN BAPTISTE, der zurückkehrende Huronendelegierte, brachte sieben Wampum-Gürtel der größten Art, von denen<br />

jeder aus 3.000–4.000 Perlen bestand. Durch diese Gürtel bestätigten die Onondaga den Frieden und versicherten<br />

24


den Huronen, dass sie auf die Befreiung von mindestens 100 ihrer gefangenen Verwandten hoffen konnten. <strong>Die</strong><br />

Onondaga wünschten sich diesen Frieden aber nicht nur weil das Leben von ANNENRAES gerettet worden war,<br />

sondern auch, weil sie den Mohawk die vielen Siege neideten, die daraufhin sogar zu ihren Verbündeten überheblich<br />

und unverschämt wurden, und dass sie selbst nicht zuviel Kräfte gegen die Huronen aufbringen wollten, um noch<br />

genügend Energie für den Kampf gegen die Conestoga zu haben. <strong>Die</strong>sem Onondagaprojekt des Friedens zeigten<br />

auch die Cayuga und die Oneida besonderes Interesse, aber die Seneca wollten davon nichts hören, und die Mohawk<br />

waren davon noch abgeneigter. Aus diesem Grund sendeten diese letzten zwei Stämme Kräfte nach St. Ignace, um<br />

das Dorf Ende des Jahres 1647 bis 1648 anzugreifen.<br />

Anfang Januar 1648 entschieden die Huronen, den Onondaga eine andere Botschaft zu schicken. Sie sendeten<br />

sechs Männer, die von einem der drei Onondagabotschafter begleitet wurden in ihr Land, die anderen zwei,<br />

einschließlich SKANAWATI, dem Kopf der Onondagabotschafter, blieben als Geiseln zurück. Aber leider wurde diese<br />

neue Gesandtschaft der Huronen durch eine Gruppe von 100 Mohawk und Seneca, die an die Grenzen des<br />

Huronenlandes gekommen waren, gefangengenommen und getötet. Der Onondaga, der diese Gesandtschaft<br />

begleitete, blieb übrig, und zwei Huronen entkamen. Anfang April, als die beunruhigenden Nachrichten an die Ohren<br />

der Onondaga drangen, und sie glaubten SKANAWATI, den stolzen Onondagabotschafter, wiedergewonnen zu haben,<br />

verschwand dieser plötzlich. <strong>Die</strong> Huronen glaubten zunächst, dass er entführt wurde, aber einige Tage nach seinem<br />

Verschwinden, wurde seine Leiche im Wald gefunden. Er lag auf einem Bett aus Tannenreisig, wo er sich das Leben<br />

genommen hatte, indem er sich seine Kehle durchschnitt. Sein Begleiter teilte den Onondaga mit, um die Huronen zu<br />

entlasten, dass die Ursache seiner Verzweiflung die Schande war, die er durch die Verachtung fühlte, die seiner<br />

Person von den Seneca und den Mohawk erbracht wurde, durch das Massaker an den Huronen, obwohl er bei seinem<br />

Leben versprochen hatte seine Leute zu besänftigen. Auch aus solchen Männern bestand der große Bundesrat des<br />

<strong>Irokesen</strong>bundes.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga hatten triftigen Grund sich vor den Conestoga zu fürchten, denn nach Jesuitenberichten aus den<br />

Jahren 1647–48 ging hervor, dass es in einem einzigen Dorf zu dieser Zeit 1.300 Männer gab, die unter Waffen<br />

standen und dieses Dorf alleine eine Bevölkerung von mehr als 4.500 Angehörige hatte. Zu dieser Zeit schlossen die<br />

Anführer der Conestoga auch Verträge und informierten durch Kuriere die Huronen, dass, wenn sie sich zu schwach<br />

fühlen sollten, um sich zu verteidigen, sie durch eine Botschaft nur ein Wort an die Conestoga senden brauchten,<br />

damit sie ihnen helfen. <strong>Die</strong> Huronen ergriffen begeistert diese Gelegenheit, indem sie auf diese Mission vier<br />

christliche Indianer sendeten und vier „Ungläubige“, die von CHARLES ONDAAIONDIONT angeführt wurden. Sie<br />

kamen bei den Conestoga Anfang Juni 1647 an. <strong>Die</strong> Huronenabgeordneten informierten ihre Conestoga-Freunde<br />

darüber, dass sie aus einem Land der Brüder kommen, in dem Krieg und Furcht vor ihren Feinden und deren<br />

Verwüstung überall verbreitet ist, wo ganze Felder mit Blut bedeckt und die Hütten mit Leichen gefüllt sind, und sie<br />

selbst hätten nur die Möglichkeit am Leben zu bleiben, wenn ihre Freunde ihr Land schützen würden. <strong>Die</strong>se stolze<br />

aber lakonische Botschaft bewegte die Conestoga, eine Botschaft in das <strong>Irokesen</strong>land zu schicken, wo sie auf den<br />

Vorteil der Bildung eines dauerhaften Friedens mit den Huronen hinwiesen. JEAN BAPTISTE, ein Huronenbotschafter<br />

erwähnte, dass zu Ende des Sommers diese Botschaft der Conestoga das <strong>Irokesen</strong>land erreicht hatte und er sogar<br />

einige der Conestoga-Geschenke sah. Es war der Zweck der Conestoga, einen festen Frieden mit den Huronen und<br />

den Onondaga, den Oneida und den Cayuga und, wenn möglich, mit den Seneca zu erreichen, und den Krieg gegen<br />

die Mohawk zu erneuern, wenn sie sich gegen sie stellten. <strong>Die</strong> Conestoga fürchteten die Mohawk nicht. Einem<br />

Jesuitenbericht von 1660 ist zu entnehmen, dass über das Jahr 1600 die Mohawk durch die Algonkin schwer<br />

gedemütigt wurden und dass, nachdem sie ein wenig ihre ehemalige Stellung wiedergewonnen hatten, die<br />

Conestoga, in einem Krieg, der zehn Jahre andauerte, die Mohawk fast ausgelöscht hatten, aber seitdem sich<br />

teilweise von dieser Niederlage wieder erholt hatten.<br />

Im September 1655 schickten die Onondaga eine Delegation von 18 Personen nach Quebec, um mit Gouverneur<br />

DE LAUSON und mit den Algonkin und den Huronen zu konferieren. Der Wortführer der Onondaga vergab 24<br />

Wampumgürtel; die ersten acht waren dabei Geschenke an die Huronen und die Algonkin, deren Anführer anwesend<br />

waren. Jedes Geschenk hatte seinen eigenen bestimmten Namen. <strong>Die</strong> Onondaga sprachen ausnehmlich für die vier<br />

oberen Nationen der <strong>Irokesen</strong>, die Seneca, die Cayuga, die Oneida und die Onondaga, ihre Gesinnung zu ändern und<br />

Frieden zu bilden, und ließen die Mohawk zunächst außen vor. Jedoch versprachen sie auch, die Mohawk zu<br />

überzeugen, damit diese ihre Meinung änderten und sich dem Frieden anschließen. <strong>Die</strong> Onondaga baten um Priester,<br />

die unter ihnen leben sollten und um französische Soldaten, die ihnen im Krieg gegen die Erie helfen könnten.<br />

Im Mai 1657, zehn Jahre nach der Vertreibung der Huronen aus ihrer angestammten Heimat, versuchten die<br />

Onondaga durch zahlreiche Geschenke sowie auch durch verborgene Kriegsandrohungen, die Huronen, die in die<br />

Nähe von Quebec geflohen waren, zu überzeugen in ihr Land zurückzukehren und mit ihnen zusammen ein vereintes<br />

Volk zu bilden. Auch die Mohawk und die Seneca nahmen an diesem Handel teil. Schließlich wurden dann die<br />

Huronen gezwungen, den hartnäckigen Forderungen der <strong>Irokesen</strong>stämme nachzukommen.<br />

25


Viele Onondaga verbanden die katholischen <strong>Irokesen</strong>kolonien am St.-Lorenz-Strom, und 1751 wurde über die<br />

Hälfte des Stammes nach Kanada umgesiedelt. Beim Ausbruch des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges<br />

verbanden sich 1775 fast alle Onondaga zusammen mit dem Großteil der anderen <strong>Irokesen</strong>stämme mit den Briten,<br />

und am Ende des Krieges bewilligte die britische Regierung ihnen eine Fläche auf der Grand River Reservation in<br />

Ontario, in dem ein Teil von ihnen noch lebt. Der Rest blieb in New York, die größere Anzahl von ihnen in der<br />

Onondaga Reservation, und die anderen leben zusammen mit den Seneca und den Tuscarora auf ihren<br />

Reservationen.<br />

1682 nahmen die Onondaga mit den Mohawk, den Oneida, den Cayuga und den Seneca in Albany an einem<br />

Friedensvertrag mit den Beauftragten der Kolonie von Maryland teil, der nicht nur für die weißen Siedler, sondern<br />

auch für die Piscataway galt. 1686 lagen die Onondaga und die algonkinischen Chererrnons (Shawnee)<br />

gegeneinander im Krieg. Sie waren in zwei Gruppen unterteilt, eine mit 50 und die andere mit 250 Kriegern, wobei<br />

zu der letzten Gruppe 50 Angehörige aus anderen Stämmen gehörten. Im Jahre 1688 waren die Onondaga viel unter<br />

französischem Einfluss und wurden als die Anführer unter den <strong>Irokesen</strong>stämmen betrachtet.<br />

Mit Ausnahme von einem Teil der Seneca, waren die Onondaga die letzten der fünf irokesischen Stämme, welche<br />

ursprünglich die Liga der <strong>Irokesen</strong> bildeten, die die Grundregeln des Universalfriedens völlig akzeptierten, der von<br />

DEKANAWIDA und HIAWATHA vorgeschlagen wurde.<br />

<strong>Die</strong> Onondaga waren bei folgenden Verträgen im Staate New York anwesend:<br />

am 12. September 1788 in Fort Schuyler (früher Fort Stanwix); am 18. November 1793 in Onondaga; am 28. Juli<br />

1795 in Cayuga Ferry; am 25. Februar 1817 sowie am 11. Februar 1822 und am 28. Februar 1829 in Albany. Sie<br />

schlossen auch Verträge zwischen den Sechs Nationen und den Vereinigten Staaten am 22. Oktober 1784 in Fort<br />

Stanwix, New York; am 9. Januar 1789 in Fort Harmar; am 11. November 1794 in Canandaigua, New York und am<br />

15. Januar 1838 am Bufallo Creek in New York.<br />

Im Jahre 1660 schätzten die Jesuiten die Onondaga auf ungefähr 1.500 Seelen, während GREENHALGH im Jahre 1677<br />

sie auf 1.750 Angehörige schätzte, wo sie ihre größte Stärke hatten. Neuere Behörden geben diese Zahlen an: 1.250<br />

(1721), 1.000 (1736), 1.300 (1765) und 1.150 (1778), aber diese Angaben schließen nicht die Angehörigen am St.-<br />

Lorenz-Strom mit ein. MORGAN schätzte ihre Gesamtzahl 1851 auf ungefähr 900, einschließlich 400 in der Grand<br />

River Reservation. Im Jahr 1906 zählte man in New York 553 Angehörige der Onondaga, der Rest des Stammes lebt<br />

mit den Six Nations in Kanada.<br />

Seneca: Nundawaono, Senontowana, Onödowága = Menschen der großen Berge und bei den Huronen hießen sie<br />

Sonnontoerrhonon; Seneca = Platz des Steins ist die anglisierte Form der holländischen Erklärung, die aus der<br />

Sprache der Mohegan übertragen ist für die irokesische ethnische Bezeichnung Oneida oder ausschließlich des<br />

Oneñiute’â’kâ’, und mit einem anderen ethnischen Suffix, Oneñriute’roñ’non‘ , mit der Bedeutung Leute, die<br />

Stellung auf einen Felsen oder Stein beziehen.<br />

<strong>Die</strong> Seneca waren eine Zeit lang der zahlenmäßig größte Stamm des berühmten irokesischen<br />

„Fünfvölkerbundes“. Ihr Siedlungsgebiet war der heutige US-Bundesstaat New York sowie die kanadische Provinz<br />

Ontario. Im Norden der Chesapeak Bay lebten die eng zu ihnen zählenden Susquehanna (Susquehannock,<br />

Conestoga), die sich jedoch wieder vom berühmten Fünfvölkerbund loslösten. In der heutigen Zeit lebt noch eine<br />

Population von etwa 8.000 Seneca (1977) in Reservationen im US-Bundesstaat New York, wo sie in drei Reservaten<br />

zu Hause sind: Allegheny, Cattaraugus und Tonawanda, wovon rund 200 Angehörige noch ihre Sprache sprechen.<br />

Auch in Kanada leben noch einige Nachkommen der Seneca in dem Six Nations Reservat in Ontario. Ein Teil von<br />

ihnen blieb nach den Friedenserklärungen unter britischer Gerichtsbarkeit und lebt auf der Grand River Reservation<br />

in Ontario. <strong>Die</strong> Seneca bilden heute zahlenmäßig die stärksten Nachkommen irgend eines irokesischen Volkes<br />

überhaupt. <strong>Die</strong> Verwaltung der Seneca ist in der Ortschaft Salamanca. Das Reservat Allegheny wurde durch den<br />

sogenannten Pickering-Vertrag von 1794 gegründet und umfasst über 30.000 Acres. Nach diesem Vertrag zahlt der<br />

US-Bundesstaat New York noch heute Leistungen in Form von Kleidung und Geld.<br />

<strong>Die</strong> Seneca sind ein prominenter und einflussreicher Stamm der <strong>Irokesen</strong>. Zunächst waren sie im Westen New<br />

Yorks bekannt, zwischen dem Seneca-See und dem Geneva River und entfachten ihre Ratsfeuer bei Tsonontowan,<br />

nahe Naples, im Ontario County. Nach der politischen Zerstörung der Stämme der Erie und der Neutralen, über die<br />

Mitte des 17. Jahrhunderts, zogen die Seneca und die Mitglieder der <strong>Irokesen</strong> mit ihren Siedlungen nach Westen zum<br />

Erie-See und südwärts, entlang des Allegheny in Pennsylvania. Sie nahmen auch in ihrem Stamm einen Teil dieser<br />

eroberten Völker auf, durch deren Zugänge sie der größte Stamm des irokesischen Bündnisses und damit einer der<br />

wichtigsten der <strong>Irokesen</strong> wurden. Verschiedene lokale Gruppen mit den Namen Büffel, Tonawanda und<br />

Kornpflanzer-Indianer; und die Mingo, früher in Ohio, sind offiziell als Seneca bekannt geworden. Eine nicht<br />

unbeträchtliche Anzahl der Seneca war auch mit den katholischen <strong>Irokesen</strong>kolonien verbunden.<br />

Im dritten Trimester des 16. Jahrhunderts waren der Seneca der letzte der <strong>Irokesen</strong>stämme, die ihre Stimme<br />

zugunsten der Aufhebung des Mordes und des Krieges gaben und der Aufhebung des Kannibalismus und der<br />

26


Einrichtung der Grundregeln zustimmten, nach denen die Liga der <strong>Irokesen</strong> gegründet wurde. Jedoch nahm eine<br />

große Abteilung des Stammes nicht sofort den Kurs der Mehrheit an, aber wegen des Erhaltes der begehrten<br />

Privilegien und der Vorrechte wurde der aufsässige Teil als konstituierendes Mitglied in der Struktur der Liga<br />

zugelassen. <strong>Die</strong> zwei Vorsitze der Seneca gewährten ihnen Funktionen mit dem langen Arm einer modernen<br />

gesetzgebenden Einrichtung, die einem modernen Staatssekretär für Außenpolitik entsprechen, zu dem zusätzlich<br />

noch ihre Aufgaben als Bundeshäuptlinge gehörten. Sie wurden die Wächter des berühmten „großen schwarzen<br />

Eingangs“ der Liga der <strong>Irokesen</strong>, von den Onondaga als Ka’nho’hwadjigô’na bezeichnet.<br />

Einer der frühesten bekannten Hinweise auf den ethnischen Namen Seneca ist der auf einer ursprünglichen Karte,<br />

die den Standort des Denkmals des States General der Niederlande vom 18. August 1616 zeigt, wo der Begriff mit<br />

dem holländischen Plural als Sennecas erscheint. <strong>Die</strong>se Karte ist auch für die zuerst bekannte Erwähnung der<br />

ehemaligen Erie bemerkenswert, manchmal als Gahkwas oder Kahkwah bezeichnet; auf dieser Karte erscheinen sie<br />

unter dem Namen Gachoi und wurden auf die Nordseite des Westzweiges des Susquehanna River gesetzt.<br />

Im frühen Dezember 1634 setzte sich ARENT VAN CURLER (oder CORLAER), als Beauftragter oder Faktor des<br />

Rittergutes von Rensselaerwyck (Grundbesitz seines Onkels), von dem Fort Orange, jetzt Albany, im Bundesstaat<br />

New York, im Interesse des Pelzhandels ab, um die Mohawk und die Sinnekens zu besuchen. Streng genommen<br />

kennzeichnete der letzte Name die Oneida, aber diesmal war es ein allgemeiner Name, der zusätzlich die Onondaga,<br />

die Cayuga und die Seneca umfasste. Zu dieser Zeit teilten die Holländer und die Franzosen allgemein die fünf<br />

<strong>Irokesen</strong>stämme in zwei identische Gruppen ein; der ersten gaben die Holländer den Namen Maquas (Mohawk) und<br />

der zweiten den Namen Sinnekens (Seneca) mit der Endung -ens, das der holländische Genitivplural ist. <strong>Die</strong><br />

Franzosen gaben der letzten Gruppe den allgemeinen Namen les Iroquois superieurs, les Hiroquois d’en haut, d.h.<br />

die oberen <strong>Irokesen</strong>, les Hiroquois des plus hauts, nommés Sontouaheronnons (was bedeutet: die <strong>Irokesen</strong> vom<br />

oberen Land, genannt Sontouaheronnons), letzteres ist nur eine andere Form von les Tsonnontouans (Seneca); und<br />

der ersten Gruppe die Bezeichnungen les Iroquois inférieurs d. h. die untereren <strong>Irokesen</strong> und les Hiroquois bas,<br />

nommes Agnechronnons (Mohawk; was bedeutet: die <strong>Irokesen</strong> von unterhalb, genannt Agnechronnons). <strong>Die</strong>se<br />

geographische anstatt politische Abteilung der <strong>Irokesen</strong>stämme wurde zuerst von CHAMPLAIN und von den ersten<br />

Holländern in Fort Orange gebildet, und herrschte hier bis über das dritte Trimester des 17. Jahrhunderts vor.<br />

Gouverneur ANDROS schrieb 1677, zwei Jahre nach dem Besuch GREENHALGHS bei einigen Stämmen der<br />

<strong>Irokesen</strong>, „die Oneidas sind die erste Nation der Sineques“. Das Journal von oben erwähntem VAN CURLER notiert<br />

die interessante Tatsache, dass er während seines Besuches bei den <strong>Irokesen</strong>stämmen das neue Jahr 1635 an einem<br />

Platz feierte, der Enneyuttehage oder Sinnekens genannt wurde. Der erste dieser Namen war der der <strong>Irokesen</strong> und der<br />

zweite der der Mohegan für den Platz oder aber die Mohegan-Übersetzung des <strong>Irokesen</strong>namens. <strong>Die</strong> Holländer<br />

erhielten ihr erstes Wissen über die <strong>Irokesen</strong>stämme durch die Mohegan. Der Name Enneyuttehaye steht offenbar für<br />

Oneñiute’agâ’ ge = am Ort der Leute des stehenden (hervorstehenden) Steins. Zu dieser Zeit war diese Stelle die<br />

Hauptstadt der Oneida. VAN CURLERS Journal verbindet den Namen Sinnekens mit dieser Stadt, was vermutlich der<br />

Beweis dafür ist, dass die Mohegan-Übersetzung des lokalen irokesischen Namens Onìñ’iute = es ist ein stehender<br />

oder aufgestellter Stein, als ethnischer Appellativ gebraucht wurde. <strong>Die</strong> Herleitung von Sinnekens aus dem Mohegan<br />

scheint wie folgt zu sein: ein sinni = ein Stein oder Felsen, -ika oder -iga kennzeichnet den Ort von oder des<br />

Überflußes an und die Endung -ens ist die Pluralendung des holländischen Genitivs; die vollständige Mohegan-<br />

Synthesebedeutung ist Platz des stehenden Steins; und mit einem Pronominalaffix, wie o- oder wa-, das nicht von<br />

den holländischen Verfassern notiert wurde; die Übersetzung bedeutet sie sind vom Ort des stehenden Steins. <strong>Die</strong>se<br />

Ableitung wird durch den Delaware-Namen, W’tassone, für die Oneida bestätigt, der eine ähnliche Ableitung hat.<br />

Das Anfangs-w stellt einen ungefähren o-Ton dar, und ist das Affix von Verben und von Nomen, das die dritte<br />

Person kennzeichnet; das eingeschobene -t- ist bloß euphonisch, um die Verschmelzung der zwei Vokaltöne zu<br />

verhindern; und es ist auch offensichtlich, dass assone nur eine andere Form eines sinni ist, Stein. Folglich scheint es,<br />

dass die Namen der Mohegan und Delaware für die Oneida verwandt in der Ableitung und in der Bedeutung<br />

identisch sind. HECKEWELDER übersetzte irrtümlicherweise W’tassone mit Steinrohrhersteller.<br />

So sind die Bezeichnungen der <strong>Irokesen</strong> Oneñiute’â’ga’, für Sinnekens der Mohegan und für W’tassone der<br />

Delaware synonym und sind in der Ableitung übereinstimmend. Aber die Holländer, gefolgt von anderen Europäern,<br />

verwendeten die Mohegan-Bezeichnung, um eine Gruppe von vier Stämmen zu kennzeichnen, die ausschließlich für<br />

die Oneida anwendbar war. <strong>Die</strong> Namen Sinnekens oder Sennecaas (Visschers Karte, ca. 1660), wurden der Stammes-<br />

Name der Seneca. Der Delaware-Name für die Seneca war Me÷a÷tin’ni (das Maechachtinni von HECKEWELDER),<br />

das großer Berg bedeutet; dieses ist selbstverständlich eine Delawareübersetzung des <strong>Irokesen</strong>namens für die<br />

Seneca, Djiionoñdowâneñ’âka’ oder Djiionoñdowâneñ‘’âka = Leute des großen Berges. <strong>Die</strong>ser Name scheint<br />

verkleidet als Trudemani (CARTIER, 1534–35), Entouhonorons, Chouontouaroüon=Chonontouaronon (CHAMPLAIN,<br />

1615), Ouentouaronens (CHAMPLAIN, 1627) und Tsonontouan oder Sonoritouan (aus verschiedenen<br />

Jesuitenberichten).<br />

27


Vor der Niederlage der Neutralen 1651 und der Erie 1656 besetzten die Seneca die Gegend, die durch den<br />

Genesee River ostwärts zu den Ländern der Cayuga entlang einer Wasserscheide zwischen dem Seneca- und dem<br />

Cayuga-See entwässert wird. <strong>Die</strong> politische Geschichte der Seneca ist so lang wie die der Liga der <strong>Irokesen</strong>, obgleich<br />

infolge von geringfügigen Eifersüchteleien unter den verschiedenen Stämmen der Seneca, wie auch bei den anderen,<br />

sie in ihren Umgang mit Ausländern manchmal unabhängig fungierten. Aber ihre unabhängigen Aktionen scheinen<br />

nie ein ernster und vorsätzlicher Abbruch der Bindungen gewesen zu sein, die sie mit der Bundesregierung der Liga<br />

vereinigten. Es verteidigt die Klugheit und die Vorsorge ihrer Gründer, wenn sie jedem Stamm ermöglichten, ein<br />

großes Maß Autonomie in der Struktur der Bundesregierung zu behalten und auszuüben. Es war manchmal<br />

anscheinend unumgänglich, dass einer der Stämme einen Vertrag mit seinen Feinden abschloss, während die anderen<br />

weiter eine feindliche Haltung gegenüber der fremden Partei beibehalten konnten.<br />

Während des Jahres 1622 suchten die Montagnais, die Algonkin und die Huronen mit den <strong>Irokesen</strong>, vor allem<br />

den Mohawk, einen Friedensvertrag abzuschließen, weil „sie müde waren und die zahlreichen Kriege satt hatten, die<br />

mehr als 50 Jahre zwischen ihnen im Gange waren“. Der Waffenstillstand wurde 1624 abgeschlossen, war aber<br />

durch die anhaltenden Bandenkämpfe der Algonkin-Krieger brüchig; aus diesem Grund töteten die Seneca<br />

(„Ouentouoronons d’autre Nation, Anis desdits Yrocois“) im „Dorf der Yrocois“ einige Botschafter, die aus dem<br />

Franzosen PIERRE MAGNAN und drei Algonkin bestanden. Daraus resultierte die Fortsetzung des Krieges. Im<br />

September 1627 erklärten die <strong>Irokesen</strong>, unter Umgehung der Seneca, den Krieg gegen die Eingeborenen und die<br />

Franzosen am St.-Lorenz-Strom, indem sie verschiedene Gruppen von Kriegern gegen sie sendeten.<br />

Aus einem Jesuitenbericht des Jahres 1635 ist zu erfahren, dass die Seneca, nachdem sie im Frühjahr 1634 die<br />

Huronen besiegt hatten, Frieden mit ihnen schlossen. <strong>Die</strong> Huronen schickten im folgenden Jahr eine Botschaft nach<br />

Sonontouan, die Hauptstadt der Seneca, um den Frieden zu bestätigen und erfuhren dort, dass die Onondaga, die<br />

Oneida, die Cayuga und die Mohawk begierig den Wunsch äußerten Vertragspartner zu werden.<br />

Im Jahre 1639 wurde der Krieg von den Huronen wieder angefacht, die im Mai zwölf Gefangene der Seneca<br />

nahmen, welches alle angesehene und bedeutende Leute waren. Der Krieg ging mit unterschiedlichen Erfolgen<br />

weiter. Der Jesuitenbericht von 1641 besagt, dass die Seneca, die am meisten gefürchteten Feinde der Huronen<br />

waren und dass sie nur eine Tagesreise von Ongniaahra (Niagara), der östlichsten Stadt der Neutralen entfernt waren.<br />

Ein Jesuitenbericht von 1643 sagt aus, dass die Seneca (d.h. les Hiroquois d’en haut), einschließlich der Cayuga,<br />

der Oneida und der Onondaga, den Huronen gleichkamen, und sie an Zahl und Stärke nicht übertrafen, ein Vorteil,<br />

den sie vorher gehabt haben; und dass die Mohawk zu dieser Zeit drei Dörfer mit 700 oder 800 bewaffneten<br />

Männern, die 300 Arkebusen besaßen, die sie von den Holländern bekommen hatten und die sie mit Geschick und<br />

Kühnheit einzusetzen wussten. Entsprechend eines Jesuitenberichtes von 1648 attackierten 300 Seneca ein Dorf der<br />

Aondironnons und töteten oder nahmen so viel seiner Einwohner gefangen wie möglich, obgleich diese Leute zu den<br />

Neutralen gehörten, die zu dieser Zeit den Seneca friedlich gegenüberstanden. <strong>Die</strong>se Beleidigung führte fast zum<br />

Krieg zwischen den <strong>Irokesen</strong> und den Neutralen.<br />

<strong>Die</strong> Seneca-Krieger bestanden zum größten Teil aus den <strong>Irokesen</strong>-Kriegern, die in den Jahren 1648–49 die<br />

Huronenstämme angriffen, zerstörten und vertrieben. Es waren ebenfalls sie, die 1649 die Hauptstädte der<br />

Tionontati, des Tabakstammes, plünderten; und die Seneca waren auch führend an der Niederlage und der<br />

Unterjochung der Neutralen 1651 und der Erie 1656. Aus dem Journal der Jesuitenpater von 1651–52 ist zu erfahren,<br />

dass 1651 die Seneca, als sie gegen die Neutralen zu Felde zogen, die Besiegten zwangen, dass ihre Frauen und<br />

Kinder von Sonontowan, ihrer Hauptstadt, fliehen sollten, um Schutz unter den benachbarten Cayuga zu suchen.<br />

Im Jahre 1652 schmiedeten die Seneca zusammen mit den Mohawk einen Komplott, die französischen<br />

Siedlungen am St.-Lorenz-Strom zu zerstören und zu plündern. Zwei Jahre später schickten die Seneca den<br />

Franzosen eine Botschaft mit dem Ziel der Bildung eines Friedensvertrages mit ihnen, was eine Idee war, die<br />

vermutlich durch ihren Bruch mit den Erie hervorgebracht wurde. Aber die Mohawk, die zu dieser Zeit mit den<br />

Franzosen keinen Frieden wünschten, möglicherweise wegen ihres Vorhabens, die Huronen auf der Insel Orleans<br />

anzugreifen, ermordeten zwei der drei Senecabotschafter, der andere blieb bei den Franzosen. <strong>Die</strong>se Aktion führte<br />

fast zum Krieg zwischen beiden Stämmen; die Außenpolitik konnte jedoch den Anfang der tatsächlichen<br />

Feindseligkeit verhindern. Am 19. September 1655 begannen die beiden Pater CHAUMONOT und DABLON von<br />

Quebec aus infolge von Einladungen, das Senecaland zu besichtigen, und eine französische Unterkunft dort<br />

herzurichten, um den Seneca das Glaubensbekenntnis beizubringen.<br />

In Maryland wurden 1652 von den Minqua oder Susquehanna, d.h. den Conestoga, alle ihre Landansprüche auf<br />

beiden Seiten der Chesapeake Bay bis zur Mündung des Susquehanna River verkauft. 1663 wurden 800 Seneca- und<br />

Cayuga-Krieger vom Bündnis der Fünf Nationen durch die Minqua, unterstützt durch die Marylander, besiegt. <strong>Die</strong><br />

<strong>Irokesen</strong> beendeten aber ihre Feindseligkeiten nicht, bis der Hunger die Conestoga im Jahre 1675 reduzierte,<br />

nachdem die Marylander ihr Bündnis mit ihnen zurückgenommen hatten, und somit die Conestoga vollständig durch<br />

die Fünf Nationen überwunden wurden, die danach ihr Recht an den Minqua-Ländern am Kopf der Chesapeake Bay<br />

behaupteten.<br />

28


Im Jahre 1657 hatten die Seneca, in Ausführung der Politik der <strong>Irokesen</strong>-Liga, um eroberte Stämme nach<br />

Unterordnung anzunehmen und den Ausdruck des Wunsches, unter der Form der Regierung der Liga zu leben,<br />

hergestellt, wobei in Folge elf unterschiedliche Stämme ihr innewohnten.<br />

1686 gingen 200 Seneca-Krieger nach Westen gegen die Miami, die Illinois, die mittlerweile von den <strong>Irokesen</strong> in<br />

einem Krieg überwunden wurden, der ungefähr fünf Jahre dauerte. Im Jahre 1687 rief der Marquis DENONVILLE eine<br />

große Horde Eingeborener von der Region der oberen Seen und vom St.-Lorenz-Strom zusammen, Huronen, Ottawa,<br />

Chippewa, Missisauga, Miami, Illinois, Montagnais, Amikwa und als zusätzliche Kräfte 1.200 Franzosen und<br />

Koloniale, die unter DURANTAYE, DU LUTH und TONTI dienten um die Seneca anzugreifen und zu zerstören. Als sie<br />

Irondequoit, den Landeplatz der Seneca auf dem Ontario-See erreichten, errichtete Denonville dort eine Blockade, in<br />

dem er eine Garnison von 440 Männern zurückließ. Von dort rückte er vor, um die Senecadörfer in Angriff zu<br />

nehmen, doch wurde er durch 600 oder 800 Seneca in den Hinterhalt gelockt, die die Kolonialisten und ihre<br />

Indianerverbündeten angriffen und zurückdrängten und die Veteranenregimenter ins Chaos stürzten. Nur durch die<br />

überwältigende Zahl seiner Kräfte blieb DENONVILLE damals von einer verhängnisvollen Niederlage verschont.<br />

Im Jahre 1744 setzte sich der Einfluss der Franzosen unter den Seneca schnell durch; unterdessen gewann der<br />

schlaue und überzeugende Colonel JOHNSON stufenweise die Mohawk als nahe Verbündete der Briten, während die<br />

Onondaga, die Cayuga und die Oneida, unter starkem Druck von Pennsylvania und Virginia, versuchten neutral zu<br />

bleiben.<br />

1763 überfielen die Seneca am Bloody Run und am Devil’s Hole am Niagara River, ungefähr vier Meilen<br />

unterhalb der Wasserfälle, aus dem Hinterhalt einen britischen Versorgungszug auf der Landstraße von Fort<br />

Schlosser zu Fort Niagara, wobei nur drei Personen von einer Stärke von von fast 100 Mann entkamen. In einem<br />

kurzen Abstand von diesem Platz überfielen die gleichen Seneca eine britische Militärgruppe, die aus zwei<br />

Kompanien bestand, die dem Versorgungszug schleunigst zu Hilfe drängten, und nur acht von ihnen entgingen dem<br />

Blutbad. <strong>Die</strong>se blutigen Unternehmungen waren das direkte Resultat der allgemeinen Unruhen der Sechs Nationen<br />

und der westlichen Stämme und entstanden aus dem Umstand der neuen Inanspruchnahme der Stützpunkte durch die<br />

Briten, nach der Auslieferung Kanadas durch die Franzosen am 8. September 1760. Sie kontrastierten die<br />

sympathische und freigebige Fürsorge des französischen Regimes mit der Vernachlässigung und der Verwahrlosung,<br />

die die britische Richtlinie kennzeichneten. So gut die britischen Mittel einer Versöhnung auch waren, widerstrebten<br />

sich die Seneca zu Beginn der amerikanischen Revolution, zusammen mit einer breiten Mehrheit der Angehörigen<br />

der Sechs Nationen, ungeachtet ihres Versprechens entsprechend den Regeln Großbritanniens die Briten gegen die<br />

Kolonien zu unterstützen. Als Konsequenz erlitten sie als unsinnige Vergeltung, nachdem General SULLIVAN 1779<br />

die Krieger bereits besiegt hatte, dass ihre Dörfer abgebrannt und ihre Getreidevorräte zerstört wurden.<br />

Es gibt keinen historischen Beweis, dass die Seneca, die im 18. und 19. Jahrhundert auf dem Ohio und am<br />

Südufer des Erie-Sees waren, hauptsächlich eine ausgewanderte Kolonie vom <strong>Irokesen</strong>stamm mit diesem Namen der<br />

in New York lebte, seien. <strong>Die</strong> bedeutende Tatsache, dass sie in den historischen Zeiten nie eine Verbindung mit den<br />

<strong>Irokesen</strong> hatten, sondern eher mit den Stämmen, die ihnen gegenüber normalerweise feindlich waren, wird mit der<br />

Vermutung erklärt, dass sie eher irgendein Rest eines unterjochten abhängigen Stammes der Seneca sind, deren<br />

Wohnungen auf Ländern unter der Gerichtsbarkeit ihrer Eroberer standen. Es ist eine angemessene Folgerung, dass<br />

sie eine über lange Zeit unterjochte Gruppe der Erie und Conestoga waren. <strong>Die</strong> Identität dieser Eingeborenen<br />

betreffend ist das folgende Zitat von HOWE (Hist. Coll. Ohio, II, 574, 1896) passend: „<strong>Die</strong> Seneca von Sandusky,<br />

sogenannt, da sie 40.000 Morgen auserlesenes Land auf der Ostseite des Sandusky River besaßen und besetzten,<br />

leben meistens in diesem und teilweise im Sandusky County. 30.000 Morgen dieses Landes wurden ihnen am 29.<br />

September 1817, im Vertrag von Maumee Rapids bewilligt. <strong>Die</strong> restlichen 10.000 Morgen liegen im Süden des<br />

anderen, und wurden durch den Vertrag von St. Marys, am 17. September 1818 bewilligt.“ Durch den Vertrag<br />

folgerte man am 28. Februar 1831 in Washington, diese Seneca überließen ihre Länder in Ohio an die Vereinigten<br />

Staaten und sind damit einverstanden, zum Neosho River, im Südwesten von Missouri auszuwandern. Der gleiche<br />

Verfasser gibt an, dass 1831 „ihre Sachems waren CORNSTICK, SMALL CLOUDE SPICER, SENECA-STEEL, HARD<br />

HICKORY, TALL CHIEF und GOOD HUNTER, die letzten zwei von ihnen waren ihre Hauptredner. Der alte GOOD<br />

HUNTER erklärte HENRY C. BRISH, ihrem Spezialagent, dass diese Gruppe, welche 1908 noch 390 Angehörige hatte,<br />

tatsächlich der Rest vom Stamm LOGANS waren und Herr BRISH erklärte in einer Kommunikation: „Ich kann bis zu<br />

diesem Tag nicht nachvollziehen, warum sie Senecas genannt wurden. Ich fand nie einen Seneca unter ihnen. Sie<br />

waren Cayugas, die Mingos waren, unter denen einige Oneida, Mohawk, Onondaga, Tuscaroras und Wyandot<br />

lebten.“ <strong>Die</strong> Mehrheit von ihnen waren sicherlich keine Cayuga, da LOGAN von mütterlicher Seite Conestoga oder<br />

Mingo war.<br />

<strong>Die</strong> frühesten Schätzungen der Anzahl der Seneca in den Jahren 1660 und 1677, geben 5.000 Angehörige an.<br />

Neuere Schätzungen der Bevölkerung sind: 3.500 (1721); 1.750 (1736); 5.000 (1765); 3.250 (1778); 2.000 (1783);<br />

3.000 (1783) und 1.780 (1796). Im Jahre 1825 wurden in New York von 2.325 Seneca berichtet. 1850 entsprechend<br />

MORGAN, zählte man in New York 2.712 Angehörige, während ungefähr 210 mehr auf der Grand River Reservation<br />

29


in Kanada lebten. Im Jahre 1909 zählte man in New York 2.749 Angehörige und auf den drei Reservationen, mit<br />

denen auf der Grand River Reservation in Ontario, ergaben eine Gesamtmenge von 2.962 Angehörigen. Der Anteil<br />

der Seneca jetzt unter den 4.071 <strong>Irokesen</strong> in Caughnawaga, in St. Regis und am Lake of Two Mountains in Quebec<br />

kann nicht geschätzt werden.<br />

Tuscarora: Ein nordamerikanischer Volksstamm des irokesischen Sprachzweiges, der ehemals in 24 großen Dörfern<br />

in North und South Carolina lebte. Wegen des starken Drucks weißer Eindringlinge zogen sie an die Atlantikküste<br />

des heutigen Staates North Carolina. Ihr NameSkurû’ren’ bedeutet Hanfsammler was sich auf Apocynum<br />

cunnabinum oder „Indianerhirse“ bezog, eine Pflanze, die unter den Tuscarora in Carolina viel gebraucht wurde; die<br />

natürliche Form dieses Appellativs ist unpersönlich und es wird kein pronominales Affix hinzugefügt, um Person,<br />

Zahl oder Geschlecht anzuzeigen. Sie bildeten früher ein wichtiges Bündnis der Stämme, mit verwandten Sprachen,<br />

die linguistisch der irokesischen Gruppe angehören. Während der ersten Begegnungen mit ihnen lebten sie an den<br />

Flüssen Roanoke, Neuse, Taw (Torhunta oder Narhontes) und Pamlico in North Carolina. Zur Zeit der ersten<br />

Besiedlungen bestand die Tuscarora-Liga aus mindestens drei Unterstämmen. <strong>Die</strong> Namen dieser Teilmitglieder<br />

überlebten in den Traditionen der Tuscarora, die heute im Westen New Yorks und in Süd-Ontario in Kanada<br />

beheimatet sind. <strong>Die</strong>se Stammes-Namen sind: Ka’te’nu’â’kâ’ = Leute des versenkten Kiefern-Baumes,<br />

Akaweñtc’âkâ (die Bedeutung ist recht zweifelhaft) und Skarû’ren’ = Hanf-Sammler. CUSICK (Hist. Sechs Nationen,<br />

34, 1828) schrieb diese Stammes-Benennungen Kautanohakau, Kauwetseka und Tuscarora beziehungsweise<br />

verweist er auch auf das Esaurora oder Tuscarora, von welchem geschlossen werden kann, dass Esaurora ein<br />

Synonym von Skarû’ren’ ist. Er schrieb auch: <strong>Die</strong> Tuscarora lebten in 24 großen Städten und konnten rund 6.000<br />

Krieger und vermutlich bedeutende Personen versammeln. LAWSON dagegen schrieb, dass 1708 die Tuscarora 15<br />

Städte und ungefähr 1.200 Krieger hatten, möglicherweise eine minimale Schätzung der zutreffenden Zahl ihrer<br />

kämpfenden Männer; und JOHNSON (Legenden, etc., der <strong>Irokesen</strong>, 1881) sagt, dass die Tuscarora in North Carolina<br />

sechs Städte und 1.200 Krieger hatten, das vermutlich ungefähr zutreffend war. Colonel BARNWELL, der<br />

Kommandant der Südcarolina-Kräfte im Krieg von 1711–12, sagte, dass die Tuscarora oder „der Feind nicht kleiner<br />

als 1.200 oder 1.400 sein könne [Krieger], die durch ihre großen Siedlungen leicht beurteilt werden können“, aber<br />

Gouverneur SPOTSWOOD von Virginia schätzte ihre kämpfende Stärke 1711 auf etwa 2.000 Männer.<br />

Entsprechend BARNWELL hatten die Tuscarora drei Städte am Pamlico River, von denen eine Ucouhnerunt war,<br />

aber die meisten ihrer Städten lagen am Neuse River und seinen vielen Nebenflüssen. Einige Hinweise über den<br />

Umfang des Territoriums, das von den Tuscarora besiedelt wurde, können aus den Verhandlungen des<br />

Waffenstillstands entnommen werden, der zwischen den Tuscarora und Colonel BARNWELL 1712 erklärt wurde. Es<br />

wurde darin gefordert, dass die Tuscarora nur am Neuse River leben sollten und alle anderen Ansprüche auf<br />

Ländereien beendet waren. Alle Ansprüche zum Fischen, zur Jagd oder zur weiteren Ausbreitung zwischen dem<br />

Neuse River und Kap Feare sollten den Eingeborenen in South Carolina überlassen werden, und es käme zum<br />

Abbruch der Friedensverhandlungen und jeder würde als Feind behandelt, sollte es zu einer Übertretung dieser Linie<br />

kommen. <strong>Die</strong>ses würde bedeuten, dass der Cape Fear River die südliche Grenze der Tuscaroragegend war.<br />

<strong>Die</strong> Daten der Geschichte des Tuscarora-Volkes sind mager und nur fragmentarisch. <strong>Die</strong> ersten authentischen<br />

Informationen hinsichtlich der Tuscarora sind die von LAWSON, dem Feldvermessungs-General von North Carolina,<br />

der sie gut kannte, nachdem er viele Jahre im nahen Kontakt mit ihnen gelebt hatte. Wegen des starken Drucks<br />

weißer Eindringlinge zogen sie an die Atlantikküste des heutigen Staates North Carolina. Sie lebten friedlich bis<br />

deutschsprachige Schweizer in ihrem Gebiet eine Kolonie mit den Namen „New Bern“ gründeten. Mit ihnen lagen<br />

die Tuscarora ständig in Konflikten, so dass sie 1710 einen Botschafter nach Pennsylvania sandten, um die Erlaubnis<br />

zur Umsiedlung in diesen Bundesstaat zu erhalten. <strong>Die</strong>se Bitte wurde aber abgelehnt, ihnen wurde nur für die<br />

Regierung Carolinas eine Bescheinigung mitgegeben, in der das gute Benehmen der Tuscarora bestätigt wurde. <strong>Die</strong><br />

Konflikte mit den Kolonisten dauerten an, was die Tuscarora veranlasste einen Krieg zu beginnen. Während der<br />

Jahre 1711 bis 1713 kämpften sie zwei Kriege mit den Kolonisten von North Carolina, denen effektiv von den<br />

Kolonisten von South Carolina und von Virginia geholfen wurde. Ein danach geschlossener Vertrag zwischen<br />

HENCOCK und den Tuscarora ergab ein Blutbad von ungefähr 130 der Kolonisten am 22. September 1711 an den<br />

Flüssen Trent und Pamlico. Colonel BARNWELL wurde gesandt, um den schwer unter Druck stehenden Kolonisten<br />

von North Carolina zu helfen und gelang in eine ihrer von Palisaden geschützte Städte, ungefähr 20 Meilen oberhalb<br />

von New Bern, North Carolina, wo er sie besiegte und sie später verursachte, Bedingungen des Friedens zu<br />

akzeptieren. Aber BARNWELL verletzte diesen Vertrag, indem er einige der Eingeborenen ergriff und sie in die<br />

Sklaverei schickte. <strong>Die</strong>ses war der Anfang des zweiten Krieges zwischen den Tuscarora und ihren Verbündeten und<br />

den Leuten von North Carolina. Wieder wurde ein Aufruf um Hilfe nach South Carolina sendete, und dort reagierte<br />

man, indem man Colonel JAMES MOORE mit einer kleinen Milizgruppe und ungefähr 900 abhängigen Eingeborenen<br />

losschickte.<br />

30


Von den Tuscarora sagte LAWSON, dass sie viele liebenswürdige Qualitäten besaßen und dass sie tatsächlich zu<br />

den Weißen besser, als diese zu ihnen gewesen sind, da sie ihnen immer freie Nahrung in ihren Vierteln gaben,<br />

während die Weißen sie hungrig durch ihre Türen gehen ließen, und sie kaum unterstützten. Sie wurden mit<br />

Verachtung angesehen und meist nur für Bestien in menschlicher Gestalt gehalten. <strong>Die</strong>se Haltung der Weißen<br />

gegenüber den Eingeborenen führte später zu den Schwierigkeiten, die in vielem Blutvergießen und in zahlreichen<br />

Grausamkeiten auf beiden Seiten endeten. Obgleich die Tuscarora als freundliches, friedliches, scharfsinniges und<br />

fleißiges Volk galten, wurden sie von den Kolonisten, mit denen sie in Kontakt kamen, brutal behandelt; ihre Frauen<br />

wurden durch die Weißen verführt, und Männer und Frauen wurden entführt, um in der Sklaverei verkauft zu<br />

werden. So wurde bei den freundlichen Tuscarora schließlich ein Hass geweckt, der letztendlich zu Widerstand und<br />

Repressalien führte.<br />

Mehr als ein Jahr vor dem Blutbad von 1711 sendete man den Tuscarora durch die Conestoga (Susquehanna)<br />

eine Botschaft zu friedlichen Annäherungsversuchen mit der Regierung von Pennsylvania. Der Gouverneur und der<br />

provinzielle Rat schickten zwei Beauftragte, um diese Botschaft den Conestoga am 8. Juni 1710 zu überbringen.<br />

Zusätzlich fanden sich dazu vier Conestoga-Sachems, und OPESSA, der Hauptleiter der Shawnee. In Anwesenheit<br />

dieser Beamten lieferten die Tuscarorabotschafter ihre Anträge, bezeugt durch acht Wampum-Gürtel und gleichzeitig<br />

informierten die Pennsylvania-Beauftragten, dass diese als Annäherungsversuch mit dem Ziel der Bitte um ein<br />

Aufhören von Feindseligkeiten bis in den folgenden Frühling hinein sei.<br />

<strong>Die</strong>smal gab es keinen Krieg zwischen ihnen und den weißen Leuten; es hatte bis dahin kein Blutbad durch die<br />

Tuscarora, keine Drohungen oder Feindseligkeiten von Seiten der Eingeborenen gegeben, dennoch, um ewigen<br />

Frieden beizubehalten und weiteres Blutvergießen zu vermeiden, waren sie dann Willens, ihre Häuser zu verlassen.<br />

<strong>Die</strong> Conestoga („Seneques“) Sacheme, die bei dieser Konferenz anwesend waren, ließen durch die Gürtel die<br />

erbärmliche Botschaft an die Fünf Nationen bringen, um die Tuscarora zu schützen.<br />

1711 schien sich über die Hälfte der in North Carolina lebenden Tuscarora mit einigen fremden benachbarten<br />

Stämmen und einheimischer Völkergruppen verschworen zu haben, die Siedler in Carolina zu vernichten. <strong>Die</strong><br />

Kolonisten jedoch erinnerten sich an die alten Fehden zwischen den südlichen und den nördlichen einheimischen<br />

Völkern, und verbanden sich mit den Catawba und einigen Muskogee-Stämmen. <strong>Die</strong> Tuscarora, die schon mehrere<br />

Niederlagen erlitten hatten, wurden aus ihrer angestammten Heimat und aus ihren Jagdrevieren vertrieben. <strong>Die</strong>se Tat<br />

der südlichen Eingeborenen machte den Hass der <strong>Irokesen</strong> auf die Catawba noch bitterer und gnadenloser.<br />

Der schnelle Zugriff der Weißen auf die Länder der Tuscarora und ihre eingeborenen Nachbarn während einer<br />

Periode von sechzig Jahren nach den ersten Besiedlungen, obgleich es einen Hauch des Friedens und der Harmonie<br />

zwischen beiden Rassen gab, waren ein Unrecht, das nur im Vergleich mit der anhaltenden Praxis ihre Kinder zu<br />

entführen und in die Sklaverei zu verkaufen, in den Schatten gestellt wurde. <strong>Die</strong>ses war der wahre Grund des<br />

sogenannten Tuscarorakrieges 1711–13. <strong>Die</strong>se Phase wird von den meisten Historikern übersehen oder missachtet;<br />

aber Jahre vor dem Blutbad von 1711 wurden Angehörige der Tuscarora nach Pennsylvania gebracht und dort als<br />

Sklaven verkauft, eine Transaktion, welche sich fest im Verstand der eingeborenen Stämme eingrub. Es ist bekannt,<br />

dass alle Gefangenen, die Colonel BARNWELL und Colonel MOORE machten, als Sklaven verkauft wurden, und sogar<br />

die Nordkolonien wussten das, da sie für ihre Vermarktung warben. In der Tat enthielt das Bostoner Rundschreiben<br />

von 1713 eine Reklameanzeige, die diese Eingeborenen zum Erwerb anbot.<br />

Entsprechend DE GRAFFENRIED, siedelte der Feldvermessungs-General LAWSON in den Jahren 1709–10 mit<br />

seinen Leuten, Schweizern und Pfälzern auf einer Landzunge mit dem Namen Chattawka, am Südufer des Trent<br />

River, die in einer heißen und ungesunden Gegend durch den Trent und den Neuse River in North Carolina gebildet<br />

wurde. DE GRAFFENRIED beschwerte sich bitterlich, dass der Feldvermessungs-General so unehrlich war und dass er<br />

zur Aneignung des Landes kein Recht gehabt hätte, zumal der Platz noch von den Einheimischen bewohnt wurde.<br />

<strong>Die</strong>ser Eingriff auf die indianischen Länder war auch einer der grundlegenden Ursachen des sogenannten<br />

Tuscarorakrieges. Es ist weithin bekannt, dass die Coree, zusammen mit ihren nahen Verbündeten, den feindlichen<br />

Tuscarora 1711 Rache an den Schweizern und den Pfälzern nahmen, die am Trent River siedelten und ungefähr 70<br />

von ihnen töteten und viele weitere verwundeten, und dabei einen Großteil ihres Eigentums zerstörten. Der General-<br />

Feldmesser von North Carolina wurde gefangen genommen und hingerichtet, worauf Kolonisten und feindliche<br />

Indianer eine Strafexpedition gegen die Tuscarora unternahmen. Der englische Kommandant vertrat die Meinung<br />

gegen die Tuscarora nicht ausreichend Vergeltung geübt zu haben, was ihn veranlasste den Waffenstillstand zu<br />

brechen, indem er eine größere Anzahl Tuscarora gefangen nahm und sie zu Friedensverhandlungen einlud. Sie<br />

wurden dann auf Sklavenschiffe gebracht und verschifft. Daraufhin überfielen die Tuscarora die Ansiedlungen der<br />

Weißen, was zu einem grausamen Krieg gegen Schweizer, Deutsche, Engländer und andere Kolonisten führte.<br />

<strong>Die</strong> Tuscarora waren seit dem ersten Krieg gegen alle Weißen sehr misstrauisch, weshalb sie 1712 die Fünf<br />

Nationen der <strong>Irokesen</strong> um Hilfe baten, welche ihnen aber verweigert wurde. Im Jahre 1713 unternahmen die<br />

Kolonisten einen Vergeltungsschlag, der ihnen den Sieg bescherte. Den zweiten Krieg verloren die Tuscarora auch.<br />

Um sich die Hilfe der Catawba gegen die feindlichen Tuscarora zu sichern, versprachen die Carolina-Behörden<br />

31


ihnen, dass im Falle des Erfolges in einem Krieg die Eingeborenen ihre Waren „billiger“ als früher bekommen<br />

sollten. Aber, nachdem sie zuverlässig die Caroliner 1711–13 unterstützt hatten, und nachdem man die feindlichen<br />

Tuscarora zerstreute, wurden die Catawba hinsichtlich der versprochenen Verringerung des Preises ihrer Waren<br />

betrogen, die an sie verkauft wurden, und aus diesem Missverständnis entstanden die Schwierigkeiten, die später zu<br />

dem Catawbakrieg von 1714–15 führten.<br />

<strong>Die</strong> Fünf Nationen boten den Tuscarora nun an, in ihrem Land eine neue Heimat zu finden. Bedingung hierfür<br />

war, sich der Liga als sechste Nation anzuschließen und das Gebiet zwischen den Onondaga und Oneida zu<br />

besiedeln. <strong>Die</strong> Tuscarora nahmen die Bedingungen an, wanderten nach Norden aus, errichteten in der neuen Heimat<br />

ihre Dörfer und erhielten einen Sitz in der Ratsversammlung der <strong>Irokesen</strong>-Liga. Bei Entscheidungen durften sie aber<br />

nicht mitbestimmen, wurden jedoch von den Oneida vertreten. Erst ab dem Jahre 1715 wird in der Geschichte von<br />

„Sechs Nationen“ gesprochen. In einer Konferenz am 25. September 1714 in Albany wurde Gouverneur HUNTER<br />

von den Sachemen der Fünf Nationen mitgeteilt, dass die Tuscarora gekommen sind, um sich schützend unter die<br />

Fünf Nationen zu stellen. Sie stammten von ihnen und gingen vor langer Zeit von ihnen, und jetzt werden sie<br />

zurückkommen und versprechen, unter ihnen friedlich zu leben. Und da es jetzt überall Frieden gibt, werden sie<br />

freundlich empfangen. <strong>Die</strong>ser Antrag, denn als solches galt er praktisch, wurde durch die New Yorker Regierung<br />

1715 nicht angenommen. Im Jahre 1717 informierte der Gouverneur HUNTER die Fünf Nationen, dass es Virginia-<br />

Händler gab, die noch mit den Tuscarora Handel trieben, um, gegensätzlich zur allgemeinen Meinung, zu zeigen,<br />

dass noch ein Teil dieses Volkes in Carolina und Südvirginia verblieben ist.<br />

Das Datum der eigentlichen Aufnahme der Tuscarora in die Ratsversammlung der Liga der <strong>Irokesen</strong> durch die<br />

Oneida, ihre politischen Förderer, ist unbestimmt und wird mit den unterschiedlichsten Daten zwischen 1712 bis<br />

1715 angegeben. Bei ihrer Zwangsmigration nach Norden brachen nicht alle Tuscarora sofort auf. <strong>Die</strong> Feindseligen<br />

und ihre Gleichgesinnten waren vermutlich die ersten, die ihre alten Häuser in North Carolina verlassen haben. Bei<br />

der Gesamtniederlage und der Vertreibung der feindlichen Tuscarora und ihrer Verbündeten 1713, flohen die<br />

zerstreuten Fragmente der Stämme und suchten ein Asyl unter anderen Stämmen, unter denen ihre Identität nicht<br />

immer beibehalten wurde. Obgleich die Fünf Nationen den Flüchtlingen der Tuscarora Asyl gewährten, gibt es auch<br />

reichlich vorhandene Beweise dafür, dass, möglicherweise aus politischen Gründen, die Tuscarora viele Jahre nach<br />

ihrer Flucht von North Carolina formell noch nicht als neues Mitglied in die Ratsversammlung der Liga der Fünf<br />

Nationen zugelassen wurde. Tatsache ist, dass die Tuscarora 90 Jahre in ihrer Heimat in North Carolina gelebt<br />

haben, bis sie ihre Heimat zu den „freundlicheren Wohnplätzen im Norden“ verließen und es keinen Beweis dafür<br />

gibt, dass sie vor September 1722 formell als gleichrangige Mitglieder in das Bündnis der Fünf Nationen<br />

aufgenommen wurden. Am 6. September 1722 hielt Gouverneur BURNET eine Konferenz mit den Fünf Nationen in<br />

Albany an der Gouverneur SPOTSWOOD von Virginia anwesend war. Um angebliche Beutezüge zwischen den Fünf<br />

Nationen und ihren Verbündeten einerseits und den südlichen Indianern andererseits zu verhindern, veranlasste<br />

SPOTSWOOD die Fünf Nationen einer Trennlinie entlang des Potomacs und der Höhenlinie der Allegheny<br />

zuzustimmen. <strong>Die</strong>ser Vertrag wurde im Namen der Fünf Nationen und der Tuscarora geschlossen und zeigte an, dass<br />

letztere ein Faktor in den Räten der Liga der <strong>Irokesen</strong> geworden waren. Der Abschluss der Konferenz sagte aus, dass<br />

die Indianer sechs Stimmen gaben, fünf standen für die Fünf Nationen und eine für die Hochburg der Tuscarora, die<br />

kurze Zeit vorher zwischen den Oneida und den Onondaga entstanden war. <strong>Die</strong> Aufzeichnung wird fortgesetzt, dass<br />

als Schlussfolgerung dieser Konferenz am 13. September die Fünf Nationen ein spezielles Interview mit dem<br />

Gouverneur von Pennsylvania suchten, und dass am 14. September der Gouverneur die 10 Sacheme der Fünf<br />

Nationen empfing, von denen jeweils immer zwei von einem Stamm waren sowie mit zwei anderen, welche angaben<br />

Tuscarora zu sein. <strong>Die</strong>s scheint die erste amtliche Erwähnung der Tuscarora zu sein, die am Management der<br />

öffentlichen Angelegenheiten der Liga teilnahmen. <strong>Die</strong> Tuscarora, die hier erwähnt wurden, schlossen jedoch die,<br />

die am Juniata und am Susquehanna bei Oquaga und in der Umgebung lebten, sowie jene, die in North Carolina<br />

blieben, nicht mit ein.<br />

In einer Petition von JOHN ARMSTRONG für das Land, das im Tuscarora-Tal am Juniata River in Pennsylvania,<br />

ungefähr sechs Meilen vor der Mündung des Tuscarora Creek, liegt, werden die Eingeborenen, die zu dieser Zeit<br />

dort lebten, Lakens genannt. <strong>Die</strong>ses Land wurde von ARMSTRONG am 3. Februar 1755 eingenommen. Am gleichen<br />

Tag erhielt GEORGE ARMSTRONG eine Ermächtigung für das Land, das auf der Südseite des Tuscarora Creek,<br />

gegenüber der Eingeborenensiedlung, deren Bewohner Lakens genannt wurden, lag.<br />

ELIAS JOHNSON besagt in seinen Legenden, dass es die Seneca waren, die zuerst die Tuscarora als<br />

konstituierendes Mitglied in die Liga aufnahmen. <strong>Die</strong>s steht jedoch im Gegensatz zu den allgemeinen aber<br />

authentischen Traditionen aller Stämme und mit der amtlichen Verlautbarung des Colonel (danach Sir) WILLIAM<br />

JOHNSON an die Oneida vom 8. September 1753. Nach dem Ende des Krieges von 1711–13 in North Carolina<br />

blieben die neutralen Tuscarora mit Resten ihrer verbündeten Stämme, unter der Führung von Chief TOM BLUNT<br />

oder BLOUNT, gemäß dem Vertrag mit der provinziellen Regierung von North Carolina noch in diesem Land. Einer<br />

Darstellung der Generalversammlung von North Carolina des Jahres 1778 zufolge ist zu entnehmen, dass WITHMELL<br />

32


TUFFDICK dann der regierende Sachem war; aber der letzte Sachem der North Carolina Tuscarora war SAMUEL<br />

SMITH, der 1802 starb.<br />

1767 war das Renommee der Moravian Missions Station bei Friedenshuetten in Pennsylvania so groß, dass viele<br />

Eingeborene von den verschiedensten Stämmen, einschließlich der Tuscarora, vermutlich von Oquaga, Ingaren und<br />

dessen Nähe, ständig dort anhielten. Viele kamen bloß hierher, um einen Platz zu sehen, der für seine<br />

Gastfreundschaft so berühmt ist. Im Mai 1766 hielten 75 Tuscarora auf dem Weg von North Carolina hier an und<br />

blieben für einige Wochen. Sie wurden als faul beschrieben und waren der Religion gegenüber ablehnend. Während<br />

ihres Aufenthalts waren die Tuscarora beim Anblick des ersten Schnees so aufgebracht, dass sie ihre Hütten unten<br />

am Fluss verließen und Schutz bei den Missionaren suchten. Eine Anzahl der Tuscarora kam zu der Mission, um dort<br />

zu bleiben; diese hatten ihr Getreide während des Jahres 1766 an der Mündung des Tuscarora Creek im Wyoming<br />

County in Pennsylvania gepflanzt.<br />

Am 16. Dezember 1766 empfing Sir WILLIAM JOHNSON in Mt. Johnson in New York 160 Tuscarora, die gerade<br />

von North Carolina angekommen waren. Sie beschwerten sich bei ihm, dass auf ihrem Weg bei Paxtang in<br />

Pennsylvania, sie ihrer Pferde und ihres anderen Eigentums im Wert von ungefähr 300 $ beraubt worden waren.<br />

Trotz der verlustreichen und mörderischen Kriege in der Vergangenheit zählten die Tuscarora im Jahre 1776<br />

noch 2.000 Stammesangehörige und waren die zweitgrößte Nation nach den Seneca. Für die durch Kämpfe stark<br />

geschwächten <strong>Irokesen</strong>-Stämme brachte dieser Zuwachs eine ziemliche Verstärkung ihrer Liga.<br />

Später ließen sich die Tuscarora am Susquehanna, bei Oquaga und in dessen Nähe nieder, in Ländern, die sie von<br />

den Oneida, ihren politischen Förderern, zugewiesen bekamen. <strong>Die</strong>se Länder wurden im Osten durch den Unadilla<br />

River, im Westen durch den Chenango und im Süden durch den Susquehanna begrenzt. Im Nordteil ihres ihnen<br />

zugewiesenen Landes wurden die Städte Ganasaraga bei Sullivan im Madison County in New York und<br />

Kaunehsuntahkeh erbaut. Eine Anzahl der Tuscarora lebte zusammen mit den Oneida in deren Hauptdorf. Auf diesen<br />

Ländern blieb ein großer Teil der Tuscarora, bis die Ereignisse des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges sie<br />

verdrängten. Durch die Bedingungen des Vertrags von Fort Herkimer 1785 mit dem Staat New York besetzten die<br />

Oneida, die ursprünglichen Eigentümer der Länder, die den Tuscarora übermittelt wurden, diese und behielten die<br />

Erträge des Verkaufes an den Staat ein und so waren die Tuscarora wieder ohne Heimat. Danach wurden sie<br />

vertrieben. Später hatten sie ein Dorf, genannt Junastriyo (Tcunästri’io’) im Genessee-Tal, unterhalb von Avon in<br />

New York, ein anderes, genannt Jutaneaga (Tcutäneñ’ ‘ki `), an der Gabel des Chittenango Creek und ein weiteres<br />

mit Namen Kanhato (Ka’n`ha`’nu’).<br />

Gemäß JOHNSON trennte sich ein Teil der Flüchtlinge der Tuscarora und ließ sich an einer Stelle, etwa zwei<br />

Meilen westlich von Tamaqua, im Schuylkill County in Pennsylvania nieder, wo sie Apfelbäume pflanzten und für<br />

einige Jahre lebten. Wahrscheinlich waren es diese Tuscarora, welche später nach Oquaga umzogen, in die Nähe, wo<br />

sie 1778 drei andere Städte hatten. Eine andere Gruppe von Flüchtlingen ließ sich im Tuscarora-Tal (wie es später<br />

von ihnen genannt wurde) nieder, am Juniata River in Pennsylvania.<br />

Der Hauptteil der Oneida und der Tuscarora, in Übereinstimmung der Vereinbarungen mit den vereinigten<br />

Kolonien, hielten während der Revolution treu zu der amerikanische Sache. Sobald die mit den Briten verbündeten<br />

Eingeborenen, sogar einige ihrer Brüder von den Sechs Nationen, erfuhren dass eine Mehrheit der Tuscarora sich auf<br />

die Seite der Kolonien geschlagen hatten, drangen sie in das Tuscarora-Land ein, brannten ihre Hütten nieder und<br />

vernichteten ihre Feldfrüchte und auch den anderen Eigentum. So wurden die Tuscarora wieder vertrieben und waren<br />

heimatlos. Eine große Gruppe von ihnen ließ sich an einer Stelle nieder, die Oyonwayea, oder Johnson’s Landing,<br />

genannt wurde, im Niagara County in New York, etwa vier Meilen östlich des Austritts des Niagara River, an der<br />

Mündung des Four Mile Creek. Sie waren froh, nicht direkt zwischen den vielen Eingeborenen zu leben, die den<br />

Briten freundlich gegenüberstanden und rund um Fort Niagara zelteten. Nach dem Ende des Krieges machten sich<br />

zwei Familien, wahrscheinlich Sippen der Tuscarora von Oyonwayea auf den Weg zur NO-Grenze ihrer<br />

gegenwärtigen Reservation, wo sie viele Walnüsse und Butternüsse vorfanden sowie einen schönen Strom. Hier<br />

entschieden sie zu überwintern. Sie wurden von den Oyonwayea vermisst, die Scouts auf die Suche nach ihnen<br />

losschickten, und sie schließlich in ihrer neu gewählten Siedlung vorfanden. Hier gefiel es ihnen so gut, dass sie<br />

danach unentgeltlich ihr früheres Zuhause zwischen den Oneida aufgaben. Obgleich die Tuscarora nur eine Erlaubnis<br />

der Seneca für diesen Wohnsitz erhielten, wurde die letzte Siedlung die Gründung der Tuscarora Reservation in New<br />

York.<br />

<strong>Die</strong> Tuscarora waren bei den folgenden Verträgen zwischen den Vereinigten Staaten und den Six Nations dabei: am<br />

22. Oktober 1784 in Fort Stanwix, New York; am 9. Januar 1789 in Fort Harmar, Ohio; am 11. November 1794 in<br />

Canandaigua (Konondaigua), New York; am 2. Dezember 1794 in Oneida, New York am 15. Januar 1838 in Buffalo<br />

Creek, New York.<br />

33


Weitere Stämme der irokesischen Sprachgruppe<br />

Adirondack: Ein ehemaliger zu den irokesischen Mohawk zählender Unterstamm, der sprachlich jedoch zu den<br />

Algonkin gehörte. <strong>Die</strong> Heimat der Adirondack war das Gebiet nördlich des St.-Lorenz-Stromes. Ihr Name stammt<br />

aus der Mohawk-Sprache (Kanienkehaka) und bedeutet sie essen Bäume. Den Adirondack galt in Zeiten der Not<br />

Baumrinde als Nahrung.<br />

Arendahronon: (Felsenleute) Einer der vier Hauptstämme der Huronen, die die östlichste Position innehatten und<br />

behaupteten, die ersten Verbündeten der Franzosen gewesen zu sein. Sie gründeten unter den Huronen die Missionen<br />

von St. Jean Baptiste, von St. Joachim und von Suite Elisabeth. Im Jahre 1639 waren sie ungefähr 50 Jahre lang<br />

Bewohner des Huronenlandes. 1649 fand die politische Zerstörung und die Vertreibung der Huronenstämme durch<br />

die <strong>Irokesen</strong>-Liga statt, und die Einwohner von St. Jean Baptiste reichten bei den Seneca ein Gesuch ein, die sie<br />

daraufhin aufnahmen. Sie setzten den Stein oder Felsen, den Stamm der Huronen fest.<br />

Atonthrataronon: Von den <strong>Irokesen</strong> unterworfener ehemaliger Algonkinstamm mit irokesischer Sprache. Ihr Name<br />

bedeutet Otternvolk.<br />

Attiwendaronk (s. auch unter Neutrale Nation): Nordamerikanischer Volksstamm, der sprachlich zum irokesischen<br />

Zweig der <strong>Irokesen</strong>-Caddo-Sprachgruppe gehörte, und der während des Krieges zwischen den <strong>Irokesen</strong> und Huronen<br />

(1648/49) die sogenannte „Neutrale Nation“ (s. das) bildete. Ihre Heimat hatten sie am Seneca-See im heutigen US-<br />

Bundesstaat New York, westlich der <strong>Irokesen</strong>-Liga, im Süden des Erie-Sees und die Anzahl ihrer<br />

Stammesangehörigen glich ungefähr der der Huronen. Neutrale Nation wurden sie von den Franzosen genannt, da<br />

sie weder der <strong>Irokesen</strong>-Liga noch anderen Stammesverwandten im Kampf gegen die <strong>Irokesen</strong>-Liga unterstützten.<br />

Von der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation wurden sie 1651 unterjocht, nachdem diese die Huronen als Stamm bereits<br />

vernichtet hatten. Sie ereilte aber keine so schlechte Behandlung wie andere <strong>Irokesen</strong>-Stämme, da sie sich aus allen<br />

Kriegen herausgehalten hatten.<br />

Caughnawaga: (Gã-hnã-wã-ge = an den Stromschnellen) Ein Stamm sowie eine Siedlung der <strong>Irokesen</strong> an den<br />

Stromschnellen von St. Louis am St.-Lorenz-Strom in Quebec. Sie wurden auch die Prediger-Indianer von Quebec<br />

genannt und waren <strong>Irokesen</strong>, vor allem Mohawk. Aber unter ihnen waren auch Oneida, Onondaga und Cayuga,<br />

welche bei den französischen Jesuiten zum christlichen Glauben konvertiert waren und sich vom <strong>Irokesen</strong>bund nach<br />

1667 getrennt hatten. Sie siedelten entlang des St.-Lorenz-Stromes, nahe Montreal. Als ihre Unterstämme gelten die:<br />

Bay Quinte, Caughnawaga (Caughnawena, Conewaga, Coghnawagee, Kahnawake, Sault St. Louis für die Mohawk),<br />

La Montagne, La Prairie, Oka (Kanesatake, Lac de Deux Montagnes, Lake of the twoo Mountains, Scawendadey,<br />

Scenodidi), Oswegatchi (La Presentation mission), Sault au Recollet, St. Francois Xavier des prés, St. Jerome und St.<br />

Regis (Akwesasne) sowie die Pennsylvania Mixed Iroquois-Delaware und Ohio Mixed Iroquois-Delaware. Als sich<br />

die Feindseligkeiten der heidnischen <strong>Irokesen</strong> gegen die Missionen richteten, die in ihrer Gegend entstanden waren,<br />

und die sie als Gegenstand der französischen Befestigungen betrachteten, entschieden sich die Jesuiten ihre<br />

Bekehrten in einem neuen Missionsdorf nahe den französischen Siedlungen am St.-Lorenz-Strom umzusiedeln.<br />

<strong>Die</strong>se bekehrten Eingeborenen wurden von den englischen Siedlern normalerweise „französische Prediger-Indianer“<br />

oder „französische Mohawk“, im Gegensatz zu den <strong>Irokesen</strong> genannt, die ihre eigenen Gewohnheiten und die<br />

englischen Interessen vertraten.<br />

Im Jahre 1676 wurden sie von St. Louis vertrieben, wo die Caughnawaga und die Jesuitenmission von St.<br />

François du Sault einst gegründet wurden. Der Standort des Dorfes wurde mehrmals innerhalb eines begrenzten<br />

Gebietes verändert. Der größte Teil der Emigranten kam von den Oneida und den Mohawk, und die ein wenig<br />

veränderte Mohawk-Sprache wurde das Verständigungsmittel des ganzen Dorfes. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>, die einige erfolglose<br />

Bemühungen gemacht hatten, die Bekehrten zur Konföderation zurückzubekommen, verzichteten schließlich auf sie<br />

und 1684 waren die Caughnawaga ein wichtiger Verbündeter der Franzosen in ihren Kriegen gegen die Briten und<br />

die mit ihnen verbündeten <strong>Irokesen</strong>.<br />

Nach dem Frieden von Paris, im Jahre 1763, fielen viele von ihnen durch den Kontakt mit den wilden Stämmen<br />

ihrer Region in ihr Heidentum zurück, obwohl sie noch ihre französische Untertanentreue und den Anschluss mit<br />

ihren Brüdern am St.-Lorenz-Strom beibehielten. Ungefähr 1755 bildete eine Kolonie von Caughnawaga ein neues<br />

Reservat in St. Regis, weiter den St.-Lorenz-Strom hinauf. Während die Pelzhändler weiter westlich der Großen<br />

Seen zogen, wurden sie von den Jägern der Caughnawaga begleitet. Schon 1820 wurde eine beträchtliche Anzahl<br />

dieses Stammes bei den Salish aufgenommen, während andere zur gleichen Zeit zum unteren Columbian River in<br />

Oregon und weiter zum Peace River in Athabasca zogen. Im Westen wurden sie allgemein als <strong>Irokesen</strong> bekannt.<br />

Einige der Bewohner von St. Regis nahmen auch diese weiten Wanderungen auf sich. 1884 hatten die Caughnawaga<br />

34


eine Bevölkerung von 1.485 Angehörigen, während in St. Regis (in Kanada und in New York) ungefähr 2.075<br />

Angehörige lebten, und es gab auch außerhalb noch eine beträchtliche Anzahl. 1902 gab es 2.017 Angehörige auf der<br />

Caughnawaga Reservation und 1.386 in St. Regis, außer den 1.208 auf der St. Regis Reservation in New York.<br />

Cherokee: Ein sprachlich dem südlichen <strong>Irokesen</strong>-Zweig der <strong>Irokesen</strong>-Caddo-Sprachgruppe angehörender<br />

nordamerikanischer Volksstamm, der aber außer der sprachlichen Verwandtschaft mit den <strong>Irokesen</strong> nichts weiter<br />

gemein hat. Sie tragen die Eigenbezeichnung: Tsalagi, Tcálke, Tchálagi und stehen kulturell mehr den Creek der<br />

Golfküsten-Indianer nahe, einem völlig anderen Volksstamm aus der Muskogee-Sprachfamilie. Ihr Lebensraum liegt<br />

im Appalachen-Gebirge und an der Atlantikküste der US-Bundesstaaten Georgia, North- und South Carolina sowie<br />

in Tennessee. <strong>Die</strong> Bergwelt der Appalachen war für die Ani'-Yun'wiya, wie die Cherokee sich auch nannten, das<br />

Zentrum der Welt. Das Gebiet der Cherokee reichte einst vom Ohio River im Norden bis nach Georgia und Alabama<br />

im Süden. Sie waren eine hochzivilisierte, in festen Städten lebende Nation mit Ratshäusern, Agrarwirtschaft sowie<br />

einer eigenen Zeitung und besaßen eine eigene Schrift, die von SEQUOYA (1760–1843), einem Cherokee, ab 1809<br />

entwickelt wurde. Er zerlegte jedes Wort in Silben und benannte diese mit Buchstaben aus dem englischen Alphabet<br />

und erfand noch zusätzliche Symbole. <strong>Die</strong> dadurch entstandenen 86 Zeichen ermöglichten es den Cherokee, in ihrer<br />

Sprache zu schreiben und zu lesen. 1821 erschien die erste Zeitung, der „Cherokee Phoenix“.<br />

Conestoga: Kanastóge = am Ort des untergetauchten Pfostens; Conestoga ist die Bezeichnung für die letzten<br />

Überlebenden vom Stamme der Susquehanna (Susquehannock), einem Stamm aus der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe aus<br />

Pennsylvania. Sie waren ein wichtiger <strong>Irokesen</strong>-Stamm, der früher am Susquehanna River und seinem<br />

Ausbreitungsgebiet lebte. Von der Zeit ihres ersten Zusammentreffens mit Weißen durch Kapitän JOHN SMITH im<br />

Jahre 1608 und bis zu ihrer Eroberung durch die <strong>Irokesen</strong>-Konföderation 1675, waren sie im Bündnis mit den<br />

Algonkin-Stämmen am Ostufer der Chesapeake Bay und im Krieg mit denen am Westufer. Sie wurden als ein sehr<br />

kriegerisches Volk beschrieben und besaßen eine physische Konstitution wie keines der anderen benachbarten<br />

Stämme. Durch Eroberungen behaupteten sie die Länder auf beiden Seiten der Chesapeake Bay, vom Choptank und<br />

vom Patuxent bis in die Gegend der nördlichen <strong>Irokesen</strong>. 1675 nach ihrer Niederlage, gründeten sie eine Siedlung am<br />

Ostufer des Potomac, in Maryland, direkt im Norden des Piscataway Creek, unterhalb derer der Doag (Nanticoke),<br />

wo sie dann lebten. Sie bildeten ein enges Bündnis mit den Holländern und den Schweden sowie mit den Briten von<br />

Maryland. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> trugen unnachgiebig Kriege gegen sie aus, mit unterschiedlichem Erfolg, welches sie<br />

schließlich von einst etwa 3.000 Kriegern 1608 auf ungefähr 550 im Jahre 1648 verringerte, während ihre<br />

Verbündeten ihre Gesamtanzahl auf ungefähr 1.250 brachten. CHAMPLAIN sagte, dass sie 1615 mehr als 20 Dörfer<br />

hatten, von denen nur drei zu dieser Zeit am Krieg mit den <strong>Irokesen</strong> teilnahmen, und dass ihre Stadt Carantouan<br />

alleine mehr als 800 Krieger versammeln könnte. Der <strong>Irokesen</strong> der Liga drängten die Conestoga zu den Stämmen des<br />

Südens und des Westens, die Verbündete der Briten waren, was zur Folge hatte, dass 1675 die Conestoga in einen<br />

Krieg mit Maryland und Virginia mit einbezogen wurden. Sie fanden sich schließlich von allen Seiten von ihren<br />

Feinden umgeben, worauf ein Teil von ihnen ihr Land verließ und Schutz unter den Occaneechi am Roanoke River<br />

suchte, während der Rest in Pennsylvania blieb. Bald trat ein Streit mit den Occaneechi auf, die gemeinsame Sache<br />

mit den Weißen gegen die Flüchtlinge der Conestoga machten, die nun gezwungen wurden, zum Susquehanna River<br />

zurückzukehren und sich den Fünf Nationen der <strong>Irokesen</strong> zu unterwerfen. Entsprechend COLDEN waren sie<br />

schließlich alle in das Land der Oneida zurückgekommen, in dem sie blieben, bis sie ihre Sprache verloren hatten<br />

und ihnen erlaubt wurde in ihre alte Heimat zurückzukehren. Hier verkümmerten sie schnell, bis zum Ende des<br />

Jahres 1763 nur noch ein Rest von 20 Angehörigen existierte. Sie wurden von einer Gruppe Randalierern<br />

massakriert, die durch die Geschehnisse des indianischen Krieges aufgeheizt wurden, und dann das Land entlang der<br />

Grenze zu Pennsylvania stürmten. <strong>Die</strong> Schweden und die Holländer nannten sie Minqua, was vom Delaware-Namen<br />

herrührte, der für alle Stämme der <strong>Irokesen</strong>-Liga angewendet wurde; die Powhatan-Stämme nannten sie<br />

Susquehannock, ein Name der etwa tosender Fluss bedeutet und der bei den Briten von Virginia und von Maryland<br />

verwendet wurde. <strong>Die</strong> Namen ihrer Dörfer sind Attaock, Carantouan, Cepowig, Quadroque, Sasquesahanough,<br />

Testnigh und Utchowig. <strong>Die</strong> Meherrin, am Fluss gleichen Namens in Südostvirginia, so wurde offiziell berichtet,<br />

sollen eine Gruppe der Conestoga gewesen sein, die während der Bacon’s Rebellion 1675–76 südwärts der Virginier<br />

gezwungen wurde.<br />

Erie: Bei den Huronen: yeñresh = die Langschwänzigen bezieht sich die Bezeichnung auf den östlichen Puma oder<br />

auf den Leoparden; bei den Tuscarora, ken’räks = Löwe, ein moderner Gebrauch, Gallicised in Eri und in Ri, woher<br />

die Lokative Eri’e und Riqué = am Ort des Leoparden, abgeleitet werden. Von den Franzosen wurden sie auch als<br />

Neutrale bezeichnet, da sie nicht dem <strong>Irokesen</strong>-Bund beitraten und ihre Stammesverwandten gegen die <strong>Irokesen</strong><br />

nicht unterstützten. Bei den <strong>Irokesen</strong> wurde ihr vollständiger Name mit das Panthervolk übersetzt. <strong>Die</strong> Formen<br />

Erieehronon, Eriechronon und Riquéronon stammen aus den Jesuitenberichten und bedeuten Leute des Leoparden.<br />

35


Es ist wahrscheinlich, dass im Irokesischen der Puma und die Wildkatze ursprünglich allgemein den gleichen Namen<br />

hatten und dass die definierende Bezeichnung als der Name des Pumas oder des Leoparden geblieben ist.<br />

<strong>Die</strong> Erie waren ein einwohnerstarker sesshafter Volksstamm der großen <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe, der im 17.<br />

Jahrhundert die Gegend im Süden des Erie-Sees, vermutlich am Ohio River bewohnte. Sie lebten im Osten der<br />

Länder der Conestoga, entlang der Ost-Wasserscheide des Allegheny und entlang einer Linie der West-<br />

Wasserscheide des Genesee River, nach Norden verlängert bis hin zur Neutralen Nation. Ihre Länder grenzten<br />

vermutlich an die der Neutralen Nation, westlich vom Erie-See.<br />

Ein Jesuitenbericht von 1653 besagt vom Erie-See, dass in seinem Süden bestimmte Völker lebten, die als<br />

Katzen-Nation bezeichnet wurden; die aber gezwungen wurden sich weiter ins Binnenland zu begeben, um ihren<br />

Feinden zu entgehen, die sie in Richtung Westen verjagten. In dieser Bewegung der Erie findet man vermutlich eine<br />

Erklärung der Auswanderung der Awenrehronon (Wenrohronon) vom Ostrand der Länder der Neutralen zum<br />

Huronenland im Jahre 1639. Aber ein früherer Jesuitenbericht (von 1640–41) verweist ohne Zweifel auf diese Leute,<br />

und besagt, dass eine bestimmte merkwürdige Nation, die Awenrehronon, noch über die Katzen-Nation hinaus<br />

geblieben ist und setzt sie in dieser Zeit östlich der Erie und anscheinend getrennt von den Neutralen. Damit waren<br />

zu dieser Zeit die Wenrohronon entweder völlig unabhängig gewesen oder andere könnten sich mit den Erie zu<br />

diesen vereinigt haben.<br />

Historisch ist über die Erie wenig bekannt und auch nicht viel über ihre politische und soziale Organisation, aber<br />

es kann gefolgert werden, dass sie den Huronen ähnlich gewesen sind. <strong>Die</strong> Jesuitenberichte geben nur wenige<br />

Einblicke von ihnen preis, jedoch beschreiben sie ihre letzten Kriege mit dem <strong>Irokesen</strong>bündnis. Der Tradition<br />

entsprechend ist es jedoch wahrscheinlich eine Tatsache, dass die Erie in ihrer Geschichte in viele Kriege mit diesen<br />

feindlichen Stämmen verwickelt waren. In den <strong>Bericht</strong>en wird erwähnt, dass die Erie sesshaft waren, einige Städte<br />

und Dörfer besaßen und dass sie den Boden kultivierten und eine Sprache sprachen, die der der Huronen ähnelte,<br />

obgleich es nicht angegeben wird, welchem der vier oder fünf Huronendialekte sie am nächsten standen. Von der<br />

gleichen Quelle ist eine grobe Schätzung von der Bevölkerung der Erie in der Periode dieses abschließenden Krieges<br />

zu ersehen. Bei der Einnahme der Erie-Stadt von Riqué 1654 wird behauptet, dass sie von einer Anzahl von 3.000<br />

oder 4.000 Kämpfern verteidigt wurde, die Frauen und Kinder nicht mitgezählt; aber, da es nicht wahrscheinlich ist,<br />

dass alle Krieger des Stammes anwesend waren, würde eine vorsichtige Schätzung der Bevölkerung der Erie in<br />

dieser Periode vermutlich 14.500 betragen. Nach der Vernichtung der Huronen durch den <strong>Irokesen</strong>-Bund nahmen die<br />

freundlichen Erie Überlebende dieses Stammes bei sich auf. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> forderten die Erie auf, die Flüchtlinge für<br />

den Marterpfahl auszuliefern. <strong>Die</strong>se lehnten aber die Forderung ab und begründeten ihre Ablehnung mit dem<br />

indianischen Gesetz der Gastfreundschaft. Daraufhin überfielen die <strong>Irokesen</strong> die Erie und rotteten sie bis 1656 fast<br />

vollständig aus. Überlebende flüchteten zu den Algonkin oder schlossen sich den Huronen an, die ihre Heimat<br />

verließen. <strong>Die</strong> Erie, die bei den Algonkin Unterkunft erhalten hatten, zogen aber später zu Algonkin-Stämmen nach<br />

Indiana und Michigan. Unter deren Schutz stieg ihre Zahl wieder an. Aus ihnen entstand der Stamm der Wyandot,<br />

der berühmt und berüchtigt wurde.<br />

Ein Jesuitenbericht von 1655–56 gibt Einblicke in die abschließenden Kämpfe. Dreißig Botschafter der Katzen-<br />

Nation waren beauftragt worden, nach Sonontouan, der Senecahauptstadt zu ziehen, um, wie es üblich war, den<br />

vorhandenen Frieden zu erneuern. Aber durch das Unglück eines Unfalles wurde einer der Männer der Seneca durch<br />

einen Erie getötet. <strong>Die</strong>se Tat verärgerte die Seneca dermaßen, dass sie alle Botschafter, die in ihren Händen waren,<br />

mit Ausnahme von fünf, massakrierten. <strong>Die</strong>se Taten ließ den abschließenden Krieg zwischen den Erie und den<br />

vereinigten Stämmen der <strong>Irokesen</strong>, besonders der Seneca, der Cayuga, der Oneida und der Onondaga, die von den<br />

Franzosen als die „Stämme der oberen vier“ oder „les Iroquois supérieurs“ benannt wurden, erneut aufflammen. Im<br />

Jesuitenbericht von 1654 wird weiter berichtet, dass nach der politischen Zerstörung ihres Landes einige Huronen<br />

Asyl unter den Erie suchten und dass sie es waren, die aktiv den Krieg entzündeten, der dann den Terror unter den<br />

<strong>Irokesen</strong>stämmen anfachte. <strong>Die</strong> Erie waren angeblich recht tapfer und kriegerisch und setzten nur Bögen und<br />

vergiftete Pfeile ein, obgleich der Jesuitenbericht von 1656 erklärt, dass sie nicht imstande waren, eine ihrer<br />

Palisaden gegen die <strong>Irokesen</strong> zu verteidigen, wegen des Ausfalls ihrer Munition, besonders des Pulvers, was erklären<br />

würde, dass sie Feuerwaffen benutzten. Es wird auch gesagt, dass sie wie die Franzosen kämpften, tapfer den ersten<br />

Ansturm der <strong>Irokesen</strong> begegneten, die mit Musketen bewaffnet waren, und danach gleich einem Hagelsturm ihre<br />

vergifteten Pfeile versendeten, 8 oder 10 Stück pro Mann, bevor eine Muskete wieder neu geladen werden konnte.<br />

Nach dem Abbruch der ehemaligen freundlichen Beziehungen zwischen den Erie und den <strong>Irokesen</strong>stämmen 1653,<br />

hatten sie eine Senecastadt angegriffen und niedergebrannt und ergriffen ANNENRAES (ANNENCRAOS), einen ihrer<br />

größten Anführer und brachten ihn in Gefangenschaft. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>stämme steigerten ihre Kraft um 1.800 Männer,<br />

um die Erie für diesen Verlust zu züchtigen. Ein junger Sachem, einer der beiden Führer dieser Gruppe, wurde einst<br />

von Pater SIMON LE MOINE konvertiert und wurde getauft. <strong>Die</strong> beiden Sacheme waren als Franzosen gekleidet, um<br />

die Erie durch die Neuheit ihrer Kleider zu erschrecken. Als diese Armee der Eindringlinge eine der Erie-Festungen<br />

umgeben hatte, bat der konvertierte Sachem um die Auslieferung. Nach einem störrischen Widerstand fielen die<br />

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Palisaden der Erie und die Onondaga enterten das Fort und richteten dort ein solches Massaker unter den Frauen und<br />

den Kindern an, dass das Blut an bestimmten Plätzen knietief stand. <strong>Die</strong>ses geschah in der Stadt Riqué, die, wie<br />

schon berichtet, von etwa 3.000 oder 4.000 Kämpfern verteidigt, und von ungefähr 1.800 <strong>Irokesen</strong> angegriffen<br />

wurde. <strong>Die</strong>ser verheerende Krieg dauerte bis über das Ende von 1656, und danach war die Energie der Erie am Ende<br />

und ihre Leute vernichtet oder aber in Gefangenschaft geraten. Sechshundert Angehörige auf einmal wurden von den<br />

<strong>Irokesen</strong> in ihr Land geführt, um dort adoptiert und zu einem Bestandteil der <strong>Irokesen</strong>stämme der Konföderation zu<br />

werden. Der Sieg bei Riqué wurde von den <strong>Irokesen</strong> unter Einbeziehung sehr großer Verluste gewonnen, die danach<br />

auch noch gezwungen waren, zwei Monate im Land des Feindes zu bleiben, um sich um ihre Verletzten zu kümmern<br />

und die Toten zu begraben.<br />

Nur zwei der Erie-Dörfer waren namentlich bekannt, Riqué und Gentaienton. Ein Teil der sogenannten Seneca,<br />

der jetzt in der indianischen Gegend lebt, zählt vermutlich zu den Nachkommen dieser Erie-Flüchtlinge.<br />

Huronen: (lexikalisch vom französischen huré = struppig von hure = rauhes Haar vom Kopf des Mannes oder vom<br />

Tier, Kopf des wilden Ebers; im alten Französisch der Skalp eine Perücke; im normannischen Französisch huré =<br />

schroff; und das Suffix -on drückt ein Substantiv aus, dass sich auf Personen bezieht). Der Name Hurone, häufig mit<br />

einem zusätzlichen Epitheton, wie vilain = gemein war in Frankreich schon 1358 gebräuchlich (La Curne de Sainte-<br />

Palaye in Dict. Hist. De l’Ancien Langage Françoise, 1880) als Bezeichnung, die Hohn, Verachtung und Beleidigung<br />

über eine ungekämmte Person, einen Schurken, Grobian, Tölpel oder einen Elenden ausdrückte. <strong>Die</strong> Landarbeiter,<br />

die im Jahre 1358, während der Gefangenschaft des Königs JOHN in England, sich gegen den Adel auflehnten,<br />

wurden Huronen und Jacques oder Jacques bons hommes genannt, das letzte bedeutet ungefähr einfacher Jack und<br />

so wurde die Bezeichnung Jacquerie während dieser Aufruhr der Landarbeiter angewendet. Aber Vater LALEMENT<br />

sagte beim Versuch, den Ursprung des Namens „Huronen“ zu finden, dass ungefähr 40 Jahre vor seiner Zeit d.h.,<br />

ungefähr 1600, als diese Eingeborenen das erste Mal die französischen Handelsposten am St.-Lorenz-Strom<br />

erreichten, ein französischer Soldat oder Seemann, der einige dieser Wilden sah, und wie sie ihre Frisuren trugen, die<br />

ihre Köpfe wie die wilder Eber erscheinen ließen, ihnen den Namen „Huronen“ gab. Aber es ist zweifellos, dass die<br />

oben erwähnten rebellierenden französischen Landarbeiter 1358 nicht hurons genannt wurden, weil sie eine ähnliche<br />

Frisur oder eine identische Weise des Tragens des Haares hatten. Der Name hatte schon lange vor der Ankunft der<br />

Franzosen in Amerika eine weithin bekannte nachteilige Bedeutung in Frankreich. So ist es ziemlich wahrscheinlich,<br />

dass der Name des Volkes im Sinn ungekämmte Person, struppiger Wilder oder Grobian angewendet wurde.<br />

<strong>Die</strong> Huronen bildeten ein Bündnis von vier in hohem Grade organisierten irokesischen Stämmen mit einigen<br />

kleinen abhängigen Gemeinschaften, die 1615 erstmals bekannt wurden und eine begrenzte Gegend bewohnten, die<br />

manchmal auch „Huronia“ genannt wurde. Sie lag um den Simcoe-See und südlich und östlich der Georgian Bay in<br />

Ontario (Kanada). Entsprechend eines Jesuitenberichtes aus dem Jahre 1639 waren die Namen dieser Stämme, die<br />

nur in ihren lokalen Angelegenheiten eine Unabhängigkeit besaßen: Attignaouantan = Bärenleute,<br />

Attigneenongnahac = Schnurenleute, Arendahronon = Felsenleute und Tohontaenrat, Atahonta’enrat oder<br />

Tohonta’enrot = Weißohren oder Rotwildleute.<br />

Zwei der abhängigen Völker waren die Schüsselleute und die Ataronchronon. Nach der Zerstörung durch die<br />

<strong>Irokesen</strong> suchten 1639 die Wenrohronon, ein <strong>Irokesen</strong>-Stamm, und 1644 die Atontrataronnon, ein Algonkin-Stamm,<br />

Asyl bei dem Huronenbündnis. In der Sprache der Huronen war der allgemeine Name dieses Bündnisses der Stämme<br />

und der abhängigen Völker Wendat (Sendat), eine Kennzeichnung mit zweifelhafter Analyse und Bedeutung, die<br />

offensichtlichste Bedeutung ist Inselbewohner oder die Bewohner auf einer Halbinsel. Entsprechend eines<br />

Jesuitenberichtes von 1639 war die Ära der Bildung dieses Bündnisses verhältnismäßig neu, mindestens seit dem<br />

Datum der Mitgliedschaft der letzten zwei Stämme, die darin erwähnt werden. Entsprechend des gleichen <strong>Bericht</strong>es<br />

wurden die Felsenleute ungefähr 50 Jahre und die Rotwildleute ungefähr 30 Jahre (traditionelle Zeit) vor 1639<br />

angenommen und gingen somit zurück auf ungefähr 1590, das Datum der Einwanderung der Felsenleute in das<br />

Huronenland.<br />

Auf seinen Reisen zum St.-Lorenz-Strom 1534–43, fand JACQUES CARTIER von Quebec und von Montreal<br />

entlang der beiden Ufer dieses Flusses oberhalb Saguenay im Norden und oberhalb der Halbinsel Gaspé auf der<br />

Südbank, die Stämme mit irokesischen Sprachen. Er notierte damals den Wortschatz von mindestens zwei Dialekten.<br />

Lexikalische Vergleiche mit bekannten irokesischen Dialekten zeigten an, dass diejenigen, die am St.-Lorenz-Strom<br />

in dieser frühen Zeit gesprochen wurden, Huronisch oder Wendat waren. CARTIER gibt weiter an, dass diese Stämme<br />

in heftige Kämpfe mit den Völkern weiter südlich von ihnen verstrickt waren und seine Gastgeber beschwerten sich<br />

bitterlich über die grausamen Angriffe, die von ihren südlichen Feinden auf sie unternommen wurden, die sie<br />

Toudamani (Trudamans oder Trudamani) und Agouionda (Oñkhiiontha, eine Form des Onondaga) nannten; letzteres<br />

bedeutet bei ihnen soviel wie die, die uns angreifen. Es ist keine entfernte Annäherung zum weithin bekannten<br />

Tsonnontowanen der frühen französischen Verfasser, ein Name, den CHAMPLAIN Chouontouaroüon (vermutlich<br />

schriftlich Chonontouaroñon), den Seneca gab, und der manchmal dazu benutzt wurde, um auch die Cayuga und die<br />

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Onondaga als geographische Gruppe mit einzuschließen. LESCARBOT konnte zu seiner Zeit in Kanada die Sprachen,<br />

die von CARTIER notiert wurden, nicht finden. Es ist wahrscheinlich, dass die südlichen Feinde der Stämme entlang<br />

des St.-Lorenz-Stroms in der Zeit CARTIERS die <strong>Irokesen</strong>stämme waren, noch vor der Bildung ihrer historischen<br />

Liga. Zwischen der Zeit der letzten Reise von CARTIER zum St.-Lorenz-Strom, 1543 und der Ankunft von<br />

CHAMPLAIN auf diesem Fluß 1603, ist definitiv nichts von diesen Stämmen und von ihren Kriegen bekannt.<br />

CHAMPLAIN fand die Wohnorte der Stämme, die von CARTIER auf dem St.-Lorenz-Stroms entdeckt wurden<br />

menschenleer und die Region wurde nur selten von den Kriegsparteien, von den außerhalb der Grenzen liegenden<br />

Algonkin-Stämmen durchquert, die an den Rändern der ehemaligen Gegenden der vertriebenen <strong>Irokesen</strong>-Stämme<br />

blieben.<br />

Der Name „Huronen“ wurde allgemein auch für die Tionontati oder den Tabakstamm angewendet, in der Form<br />

Huron du Pétu, aber selten für die Attiwendaronk in der Form Huron de la Nation Neutre. Nach der Zerstörung des<br />

Huronen- oder Wendatbündnisses und der mehr oder weniger vollständigen Zerstreuung einiger Stämme, die als<br />

politische Einheiten ursprünglich Huronen und Wendat genannt wurden, hörte die Bezeichnung auf zu bestehen. <strong>Die</strong><br />

Tionontati oder der Tabakstamm, mit den wenigen Huronenflüchtlingen, erhielt von den Franzosen den Namen<br />

Huron du Pétun, aber sie wurden von den Engländern als Wendat bezeichnet, verdorben zu Yendat, Guyandotte und<br />

schließlich zu Wyandot. Der Jesuitenbericht von 1667 besagt: <strong>Die</strong> Tionnontateheronnons von heute sind die gleichen<br />

Leute, die vorher Hurone de la nation du pétun bezeichnet wurden. <strong>Die</strong>se waren die sogenannte Tabaknation und<br />

nicht die Wendat-Stämme des Huronenbündnisses. So wurde der Namen „Hurone“ erst angewendet, nachdem diese<br />

St.-Lorenz-Stämme sich in der Region um den Simcoe-See und die Georgian Bay niederließen. CHAMPLAIN und<br />

seine französischen Zeitgenossen nannten die Huronen, nachdem sie mit den <strong>Irokesen</strong>stämmen von New York<br />

Bekanntschaft gemacht hatten, les bons iroquois = die guten <strong>Irokesen</strong>, um sie von den feindlichen <strong>Irokesen</strong>stämmen<br />

zu unterscheiden. <strong>Die</strong> Algonkin-Verbündeten der Franzosen benannten die Huronen und die <strong>Irokesen</strong>stämme<br />

Nadowek = Vipern und Irinkowek = wirkliche Schlangen, folglich bittere Feinde. <strong>Die</strong>ses Wort mit dem<br />

französischen Suffix -ois wurde später zu dem bekannten Begriff <strong>Irokesen</strong>. <strong>Die</strong> Bezeichnung Nadowe in den<br />

verschiedenen Formen (z.B. Nottaway) wurde durch die Algonkin-Stämme im allgemeinen für alle ausländischen<br />

und feindlichen Völker angewendet. CHAMPLAIN nannte auch die Huronen Ochateguin und Charioquois, nach den<br />

Namen ihrer vorstehenden Sacheme. <strong>Die</strong> Delaware nannten sie Talamatan, während die Völker der „Neutralen“ und<br />

die mit ihnen in Beziehung stehenden Huronen für die Stämme die Bezeichnung Attiwendaronk anwendeten, was<br />

buchstäblich ihre Sprache ist verkehrt bedeutet, und damit spöttisch auf den dialektalen Unterschied zwischen den<br />

Sprachen der beiden Völker verwiesen.<br />

CHAMPLAIN fand 1615 alle Stämme, die in Huronia blieben und Krieg gegen die <strong>Irokesen</strong>stämme in New York<br />

unternahmen, die er später Hurons nannte, mit Ausnahme von den Wenrohronon und den Atontrataronon. Als<br />

CARTIER 1534–43 das St.-Lorenz-Tal erforschte, besetzten <strong>Irokesen</strong>-Stämme das Nordufer des Flusses in<br />

unbestimmter Entfernung nordwärts und vom Saguenay River ostwärts zur Georgian Bay, ohne aufdringliche fremde<br />

Gruppen (trotz des folgenden aber zweifelhaften Anspruches der Onontchataronon zu einem ehemaligen Besitz der<br />

Insel von Montreal) und auch die Südseite der Bucht von Gaspé im Westen zur angrenzenden Gegend des<br />

<strong>Irokesen</strong>bündnisses auf der Linie der Ost-Wasserscheide des Champlain-Sees. <strong>Die</strong> bekannten Namen der Städte<br />

dieser St.-Lorenz-<strong>Irokesen</strong> sind: Araste, Hagonchenda, Hochelaga, Hochelay, Satadin, Stadacona, Starnatan, Tailla,<br />

Teguenondahi und Tutonaguy.<br />

All diese Städte und Dörfer waren 1603 zu Ankunft von CHAMPLAIN auf dem St.-Lorenz-Strom von<br />

vorhergehenden Besiedlern verlassen. Von den Städten der Huronen sagt SAGARD: „Es gibt ungefähr 20 oder 25<br />

Städte und Dörfer, von denen einige überhaupt nicht geschlossen oder befestigt werden, und andere werden mit<br />

langen Stücken Bauholz in dreifachen Reihen verstärkt, einer mit dem anderen in der Höhe zu langen Spießen<br />

verflochten und auf der Innenseite mit ausgedehnten, groben Streifen Borke befestigt; unterhalb gibt es große<br />

Bäume, deren Äste gestutzt sind und die der Länge nach auf sehr kurzen Baumstämmen liegen, mit gegabelten<br />

Enden, um sie an der richtigen Stelle zu halten; dann über diesen Stangen und Bollwerken gibt es die Galerien oder<br />

Plattformen, genannt ‚ondaqna = Kasten’, die mit Steinen ausgestattet sind, die in Zeiten des Krieges gegen ihre<br />

Feinde geschleudert werden, und mit Wasser, um jedes mögliche Feuer auszulöschen“. CHAMPLAIN sagt, dass diese<br />

Palisaden 35 Fuß hoch waren. Er berichtet auch, dass die Huronen große Mengen verschiedener Arten Mais<br />

anpflanzten, sowie Kürbisse, Tabak, eine Vielzahl an Bohnen und Sonnenblumen, von dessen Samen sie ein Öl<br />

herstellten, mit dem sie ihre Köpfe einschmierten und zu vielen anderen Zwecken verwendeten.<br />

<strong>Die</strong> Regierung dieser Stämme wurde durch Gesetz in einer definitiven Anzahl von Exekutivoffizieren bekleidet,<br />

genannt „Leiter“ (Sachems), die durch das Stimmrecht der Kinder gebärenden Frauen gewählt wurden und durch<br />

Gesetz oder Ratsverordnung in Räte zu den gesetzgebenden Organen und Gerichtszwecken erhoben wurden. Es gab<br />

fünf Einheiten in der sozialen und politischen Organisation dieser Stämme, nämlich die Familie, den Klan, die<br />

Brüderschaft, den Stamm und das Bündnis, die einzeln ihren Willen durch Räte ausdrückten und koordinierend mit<br />

ihren notwendigen Rechtssprechungen verschiedene Grade von Sachemen in den Zivilangelegenheiten bildete. In<br />

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diesen Gemeinschaften wurden die Zivilangelegenheiten zwischen der Regierung von den Ziviloffizieren und dem<br />

Militär durch militärische Offiziere völlig differenziert.<br />

In fast jeder Familie waren eine oder mehrere leitende Titel, bekannt durch bestimmte Namen, erblich, und es<br />

konnte darin sogar zwei oder drei unterschiedliche Grade der Sacheme geben. Aber der Anwärter für die Amtszeit<br />

von irgendeiner dieser Würdenträger wurde nur durch das Stimmrecht der Mütter unter den Frauen seiner Familie<br />

gewählt. Der Vorwähler des folglich gebildeten Anwärters wurde dann zur Bestätigung beim Klanrat, dann zum<br />

Stammes-Rat und zuletzt zum großen Bundesrat, der aus den beglaubigten Delegierten von den verschiedenen<br />

verbündeten Stämmen bestand, eingereicht.<br />

Als die Huronen 1615 zuerst von den Franzosen unter CHAMPLAIN besucht wurden, schätzte er von den<br />

Aussagen über die Eingeborenen selbst, dass sie 30.000 Angehörige zählten, verteilt auf 18 Städte und Dörfer, von<br />

denen acht durch Palisaden befestigt waren; aber in einer folgenden Ausgabe seiner Arbeit verringert CHAMPLAIN<br />

diese Schätzung bis auf 20.000 Angehörige. Ein wenig später schätzte SAGARD ihre Bevölkerung auf 30.000,<br />

während BREBEUF ihre Zahl sogar mit 35.000 angab. Aber diese Angaben sind offenbar nur Vermutungen und liegen<br />

möglicherweise darüber anstatt unter der tatsächlichen Bevölkerung, die 1648, vermutlich nicht weit von 20.000<br />

entfernt war.<br />

Aus dem Jesuitenbericht des Jahres 1640 ist zu erfahren, dass die Huronen grausame Kriege mit den Tionontati<br />

führten, aber dass sie kurzzeitig zuvor Frieden geschlossen hatten und sogar ihre ehemalige Freundschaft erneuert<br />

hatten sowie an einem Bündnis mit ihren gemeinsamen Feinden teilnahmen. Nach Aussage von SAGARD waren die<br />

Huronen gewohnt große Kriegsparteien zum Verwüsten des Landes der <strong>Irokesen</strong> zu schicken. <strong>Die</strong> weithin bekannte<br />

Feindseligkeit und die zeitweilige Kriegsführung zwischen den <strong>Irokesen</strong>- und den Huronenstämmen datieren von<br />

prähistorischen Zeiten her, und die Invasion und Zerstörung des Huronenlandes und -bündnisses 1648–50 durch die<br />

<strong>Irokesen</strong> war kein plötzlicher und grundloser Angriff, aber es war der abschließende Schlag in einem Kampf, der<br />

bereits lange schwelte, als die Franzosen unter CARTIER 1535 noch den St.-Lorenz-Strom erforschten. Der Erwerb<br />

von Feuerwaffen der <strong>Irokesen</strong> von den Holländern war der wichtigste Faktor bei ihren folgenden Siegen. 1643 hatten<br />

sie ungefähr 400 Gewehren erhalten, während die Huronen sehr wenige Gewehre hatten, und dieser Mangel war<br />

schließlich auch die unmittelbare Ursache ihres schwachen Widerstandes. Der abschließenden Eroberung durch das<br />

<strong>Irokesen</strong>bündnis über die Hälfte des Landes östlich des Mississippi und nördlich des Ohio konnte kaum etwas<br />

entgegen gesetzt werden. Im Juli 1648 vervollkommnete es ihre Pläne für den abschließenden Kampf zur<br />

Vorherrschaft über das Land der Huronen, und die <strong>Irokesen</strong> eröffneten ihre Anfeindungen, indem sie zwei oder drei<br />

Grenzstädte sowie Teanaustayaé (St. Joseph) einnahmen. Im März 1649 zerstörten die <strong>Irokesen</strong>-Krieger<br />

Taenhatentaron (St. Ignace) und St. Louis und brachten Hunderte Huronen in Gefangenschaft. <strong>Die</strong>se Überfälle<br />

demoralisierten die Huronenstämme vollständig und brachten sie durcheinander, denn der größere Teil ihrer Leute<br />

wurde vom Hunger getötet und sie zerstreuten sich in alle Richtungen. Ein Rest entkam zu den Neutralen oder zu<br />

den Hurons de la Nation Neutre, einige zum Tabakvolk oder dem Tionontatistamm, einige zu den Erie und andere zu<br />

den französischen Siedlungen nahe Quebec auf der Insel von Orleans. <strong>Die</strong> Tohontaenrat bildeten die<br />

einwohnerstarke Stadt Scanonaenrat und ein Teil der Arendahronon die Stadt St.-Jean-Baptiste, die sie den Seneca<br />

übergaben, welche die Bewohner adoptierten und mit dem Privileg übernahmen, dass sie einen ihrer Orte<br />

okkupierten, der den Namen Gandougarae (St. Michel) erhielt. Sobald die <strong>Irokesen</strong> von der Huronenkolonie auf der<br />

Orleans-Insel erfuhren, versuchten sie sofort, diese Huronen zu überzeugen, zu ihrem Land abzuwandern.<br />

Schließlich waren die Bärenleute zusammen mit den Schnurenleuten und den Felsenleuten 1656 gezwungen<br />

zwischen dem Kämpfen und der Umsiedlung ins <strong>Irokesen</strong>land zu wählen. Sie wählten den letzten Kurs, die<br />

Bärenleute gingen zu den Mohawk und die Felsenleute zu den Onondaga. <strong>Die</strong> Schnurenleute alleine hatten den Mut,<br />

mit den Franzosen zusammen zu bleiben.<br />

<strong>Die</strong> angenommenen Einwohner der neuen Stadt von St. Michel (Gandougarae) waren meistens christliche<br />

Huronen, die ihren Glauben unter ungünstigen Bedingungen bewahrten, wie viele andere Huronengefangene, die in<br />

anderen <strong>Irokesen</strong>stämme aufgenommen wurden. 1653 fand Pater LE MOINE mehr als 1.000 christliche Huronen unter<br />

den Onondaga. <strong>Die</strong> Zahl der Huronen, die unter den Mohawk, den Oneida und den Cayuga lebten, war nicht<br />

bekannt.<br />

Unter den unglücklichsten der Huronen zählten die Flüchtlinge, die Asyl unter den Erie suchten, da ihre<br />

Anwesenheit die Eifersucht und möglicherweise die Furcht der <strong>Irokesen</strong> vor ihren Nachbarn anregte, mit denen die<br />

Erie sich nicht verbündeten. Es wird auch behauptet, dass die Huronenflüchtlinge sich eifrig darum bemühten, Krieg<br />

zwischen ihren Schützlingen und den <strong>Irokesen</strong> anzufachen. Doch ungeachtet der angeblichen 4.000 Krieger der Erie<br />

und ihrer Fähigkeit im Gebrauch des Bogens und der Pfeile (sie konnten acht oder neun Pfeile abschießen, während<br />

der Feind einmal eine Arquebuse abfeuerte), wurden die Erie zusammen mit den unglücklichen Huronenflüchtlingen<br />

1653–56 völlig besiegt und zerstreut oder in Gefangenschaft genommen. Aber am pathetischsten und grausamsten<br />

war das Schicksal jener unglücklichen Huronen, die auf die althergebrachte Neutralität der Neutralen Nation<br />

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vertrauten und zu diesem Stamm geflohen war. Sie behielten die Huronen, entsprechend einem Jesuitenbericht von<br />

1659–60 in ihrem Land auch nur in strenger Gefangenschaft.<br />

Ein Teil der besiegten Huronen floh zu den Tionontati oder zu den Hurons du Petun und siedelte dann direkt im<br />

Westen von ihnen. Aber 1649, als die <strong>Irokesen</strong> eine verbarrikadierte Stadt des Tionontati eingenommen hatten,<br />

suchte der Rest des Stammes mit den Flüchtlingen der Huronen Asyl auf der Insel von St. Joseph in der Georgian<br />

Bay. Es ist diese Gruppe Flüchtlinge, die in der neueren Geschichte das Volk mit dem Namen Wyandot wurden. Als<br />

sie merkten, dass dieser Platz sie nicht vor den <strong>Irokesen</strong> beschützen konnte, floh die Mehrzahl nach Michilimakinac<br />

in Michigan, wo sie fruchtbare Länder vorfanden, die gute Jagd und reichliches Fischen ermöglichten. Aber sogar<br />

hier ermöglichten die <strong>Irokesen</strong> ihnen nicht zu bleiben, also zogen sie weiter nach Westen, zur Manitoulin-Insel<br />

zurück, die von den Huronen Ekaentoton genannt wurde. Darauf wurden sie nach „Le Huronne“ (Potawatomi-Insel,<br />

weil sie früher durch diesen Stamm besetzt war), am Eingang zur Green Bay in Wisconsin getrieben, wo die<br />

algonkinischen Ottawa und ihre Verbündeten von der Saginaw Bay und der Thunder Bay, von Manitoulin und von<br />

Michilimakinac mit ihnen Schutz suchten. Von diesem Punkt aus verschoben die Flüchtlinge der Huronen mit<br />

einigen der Ottawa und ihrer Verbündeten ihr Land weit nach Westen zu den Potawatomi, während die meisten der<br />

Ottawa nach Wisconsin und Nordwest-Michigan gingen zu den Winnebago und den Menominee. Hier im<br />

Potawatomi-Land errichteten 1657 die Huronen, die ungefähr 500 Personen zählten, ein großes Bollwerk. <strong>Die</strong><br />

Potawatomi empfingen die Flüchtlinge bereitwillig, da sie selbst einen bitteren Hass gegen die <strong>Irokesen</strong> empfanden,<br />

die sie in früheren Zeiten aus ihrer Heimat, der Nordhalbinsel von Michigan, vertrieben hatten. <strong>Die</strong>se Erstvertreibung<br />

der Potawatomi muss 1634 stattgefunden haben.<br />

Als eine Gruppe irokesischer Kundschafter durch einen Plan ihres Sachems ANAHOTAHA ermordet wurde,<br />

fürchteten die Huronen die Rache der <strong>Irokesen</strong>, weshalb sie nur einige Monate lang hier blieben. Einige von ihnen<br />

wanderten 1659–60 zu ihren Landsmännern auf der Orleans-Insel, nahe Quebec ab, und die anderen flohen weiter<br />

nach Westen, in das Land der Illinois, am Mississippi, wo sie gut empfangen wurden. ANAHOTAHA wurde 1659 in<br />

einem Kampf bei Long Sault am Ottawa River, oberhalb von Montreal, getötet, als eine Miliz-Gruppe von 17<br />

Franzosen unter Sieur DOLARD, sechs Algonkin unter MITAMEG und 40 Huronen-Krieger unter ANAHOTAHA von<br />

700 <strong>Irokesen</strong> umzingelt wurden, und alle, mit Ausnahme von fünf Franzosen und vier Huronen getötet oder gefangen<br />

genommen wurden. Es dauerte nicht lange bis die Huronen neue Feinde im Land der Illinois fanden. <strong>Die</strong> Sioux<br />

duldeten keine Rivalen, schon gar keine zudringlichen, schwachen Nachbarn wie die Huronen, die weniger als 500<br />

Angehörige zählten, deren Eigenart, Geist und Energie durch ihre vielen Unglücke zerrüttet worden waren. Sie<br />

konnten ihre Position gegen diese neuen Feinde nicht beibehalten und zogen sich folglich zur Quelle des Black River<br />

in Wisconsin zurück, wo sie 1660 gefunden wurden. Schließlich entschieden sie sich mit den Ottawa, ihren<br />

Begleitern in ihrer ersten Reservation zu verbinden, deren Platz dann an der Chequamigon Bay, am Südufer des<br />

Superior-Sees, gegenüber dem Ottawa-Dorf gewählt wurde.<br />

1665 traf Pater ALLOUEZ, der Gründer der westlichen Hauptmissionen, sie hier und erbaute die Mission von La<br />

Pointe du Saint Esprit zwischen den Huronen und den Ottawa-Dörfern. Er arbeitete unter ihnen drei Jahre, aber ohne<br />

großen Erfolg, denn diese Tionontati-Huronen waren zurückgefallen in ihr Heidentum. <strong>Die</strong> Ottawa und die Huronen<br />

verbündeten sich bereitwillig, seit die beiden Völker im Süden der Georgian Bay vor der <strong>Irokesen</strong>invasion 1648–49<br />

hier zusammen lebten. Pater MARQUETTE folgte dem Pater ALLOUEZ 1669 und gründete die Missionen Sault St.<br />

Marie und St. François Xavier de la Baiedes Puants. <strong>Die</strong> Sioux suchten jedoch jeden möglichen Vorwand, um die<br />

Reservate der Huronen und der Ottawa anzugreifen, und ihre Anzahl und bekannten Grausamkeiten fürchteten sie so<br />

sehr, dass sich die letzten Stämme während der Leitung von MARQUETTE zu den französischen Siedlungen<br />

zurückzogen, da der Friedensvertrag zwischen den Franzosen und den <strong>Irokesen</strong> im Jahre 1666 sie vor ihren<br />

Hauptfeinden schützte. <strong>Die</strong> Ottawa gingen jedoch zur Manitotilin-Insel zurück, wo die Mission von St. Simon<br />

gegründet wurde, während die Huronen, die nicht die vorteilhafte Situation vergessen hatten, die ihnen in<br />

Michilimakinac widerfahren war, ungefähr 1670 sich zu einem Punkt gegenüber der Insel entfernten, wo sie ein<br />

durch Palisaden geschütztes Dorf errichteten und wo MARQUETTE die Mission von St. Ignace aufbaute. Später zogen<br />

einige der Huronen nach Sandusky in Ohio, andere nach Detroit und noch andere nach Sandwich in Ontario. <strong>Die</strong><br />

Letzten wurden vermutlich als die Anderdon-Gruppe der Wyandot bekannt, die sich aber mit der möglichen<br />

Ausnahme von sehr wenigen Personen völlig zerstreuten.<br />

1745 entfernte sich eine beträchtliche Gruppe der Huronen unter der Führung des Kriegshäuptlings ORONTONY<br />

oder NICHOLAS vom Detroit River zu den Sumpfländern der Sandusky Bay. ORONTONY war ein gewiefter Wilder,<br />

dessen Feinde ihn sehr fürchteten, und er befehligte Männer, die sehr wachsam, skrupellos und voller Kraft waren.<br />

<strong>Die</strong> Franzosen fachten den bitteren Hass von NICHOLAS, der von englischer Seite erregt wurde, noch an, und er<br />

verschwor sich gegen sie, nicht nur Detroit, sondern vor allem ihre oberen Posten zu zerstören, und im August 1747<br />

hatten die „<strong>Irokesen</strong> des Westens,“ die Huronen, die Ottawa, die Abenaki, die Potawatomi, die Ouabash, die<br />

Sauteurs, die Missisauga, die Fox, die Sioux, die Sauk, die Sarastau, die Loups, die Shawnee und die Miami, in der<br />

Tat alle Stämme vom mittleren Westen, mit Ausnahme von denen des Illinois-Landes, an der Verschwörung<br />

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teilgenommen; aber durch den Verrat einer Huronenfrau wurde der Plan von einem Jesuitenpriester aufgedeckt, der<br />

die Informationen zu LONGUEUIL, dem französischen Kommandanten in Detroit mitteilte, der dies der Reihe nach<br />

wiederum allen anderen französischen Posten mitteilte, und obgleich eine unzusammenhängende Kriegsführung, mit<br />

dem Ergebnis einer Anzahl von Morden ausbrach, kam es zu keiner konzentrierten Aktion gegen die Franzosen.<br />

ORONTONY fand, dass er von seinen Verbündeten verlassen worden war, und er sah die Tätigkeit und<br />

Entschlossenheit der Franzosen, gegenüber englischen Angriffen auf das French Territory. Schließlich im April 1748<br />

zerstörte er ihre Dörfer und Palisaden bei Sandusky und zog mit 119 Kriegern und ihren Familien zum White River<br />

in Indiana. Nicht lange nach dem Rückzug in das Illinois-Land am Ohio, nahe der Grenze zu Indiana, starb er im<br />

Herbst 1748. <strong>Die</strong> unbeugsame und entschlossene Führung von LONGUEUIL gegen die meisten verschworenen<br />

Stämme brachte im Mai 1748 das Ende für die Koalition.<br />

Danach kehrten die Huronen zurück nach Detroit und Sandusky, wo sie bekannt wurden unter dem Namen<br />

„Wyandot“ und allmählich den höchsten Einfluss im Tal des Ohio River und in der Seenregion bekamen. Sie<br />

beanspruchten den größeren Teil von Ohio und die darin liegenden Siedlungen der Shawnee und Delaware und<br />

sprachen Recht an den Ratsfeuern aller intertribalen Räte. Obgleich sie nur wenige zählten, verbanden sie alle<br />

Bewegungen der Eingeborenen im Ohio-Tal und der Seenregion und unterstützten schließlich die Briten gegenüber<br />

den Amerikanern. Als nach dem Frieden von 1815 ein großes Gebiet in Ohio und Michigan ihnen zugeschrieben<br />

wurde, trennten sie sich davon und verkauften 1819 einen großen Teil. Sie reservierten sich bis 1842 ein kleines<br />

Stück Land nahe des oberen Sandusky in Ohio und einen kleinen Bereich am Hurone River, nahe Detroit, und sobald<br />

diese Gebiete auch verkauft waren, zog der Volksstamm in den Wyandotte County in Kansas. Hier wurden sie im<br />

Staatsvertrag von 1855 als amerikanische Staatsbürger deklariert, aber im Staatsvertrag von 1867 wurde ihre<br />

Stammesorganisation zurückerstattet und sie wurden auf ein kleines Gebiet in der Nordost-Ecke Oklahomas<br />

gebracht.<br />

Der Teil der Huronen, welcher sich 1650 in das French Territory zurückzog, wurde von ihren Missionaren<br />

begleitete. <strong>Die</strong> Huronen, welche 1649 in Quebec überwinterten, kehrten, nachdem sie von den Verwüstungen der<br />

<strong>Irokesen</strong> gehört hatten, nicht in ihr Land zurück, wurden aber in ein den Jesuiten gehörendes Land bei Beauport<br />

gebracht, wo die Flüchtlinge Schutz suchten. Andere folgten im Mai 1651 auf die Orleans-Insel und siedelten auf<br />

den Ländern, die Mademoiselle DE GRAND MAISON für sie gekauft hatte. Hier wurde ein Missionshaus errichtet, in<br />

dessen Nähe sie lebten. 1654 zählten sie zwischen 500 und 600 Personen. Aber wieder folgten ihnen die <strong>Irokesen</strong>,<br />

und versuchten die Huronen in ihr eigenes Land zu nehmen, an die Stelle, von welcher sie ihre Kriege einst starteten.<br />

Eine große Anzahl Huronen, Reste der Bären-, Felsen und Schnurenleute, wurden 1656 überredet in das<br />

<strong>Irokesen</strong>land auszuwandern. Das hatte den Erfolg, dass die <strong>Irokesen</strong> sich hervor wagten, trotz der Bedrohung durch<br />

die Kanonen von Quebec.<br />

Im gleichen Jahr wurde Pater GARREAU nahe Montreal tödlich verwundete und 71 Huronen wurden auf der<br />

Orlean-Insel gefangen genommen und getötet. <strong>Die</strong>se Missgeschicke veranlasste die Huronen näher nach Quebec zu<br />

ziehen, wo ihnen Asyl gegeben wurde, bis der Frieden zwischen den Franzosen und den <strong>Irokesen</strong> 1666 beendet<br />

wurde. <strong>Die</strong> Huronen zogen sich dann aus der Stadt zurück, wo im nachfolgenden Jahr die Mission Notre Dame de<br />

Foye gegründet wurde. 1693 bewegten sich die Huronen aus Mangel an Holz rund fünf Meilen weiter weg. Hier<br />

errichteten die Missionare ihre Unterkünfte rund um einen Platz, in deren Mitte eine Kirche gebaut wurde, der Pater<br />

CHAUMONOT eine kleine Kapelle nach dem Vorbild von Casa Sancta von Lorette in Italien hinzufügte, und die nun<br />

als „Old Lorette“ bekannt wurde.<br />

Einige Jahre später wurde die Mission ein kurzes Stück weiter verlegt, wo ein neues Dorf, La Jeune Lorette,<br />

gebaut wurde. Hier wohnen die sogenannten Huronen von Lorette. Nach der Vertreibung der Huronen 1649–50<br />

überstieg ihre Anzahl, welche nach Westen geflohen waren nie mehr 500 Personen. Später schätzte man 1.000, mit<br />

300 mehr in Lorette (1736), 500 (1748), 850 (1748), 1.250 (1765), 1.500 (1794–95), 1.000 (1812), 1.250 (1812). Nur<br />

die ersten dieser Schätzungen sind inklusive der „Huronen von Lorette“ in Quebec, welche 1736 voraussichtlich 300<br />

Angehörige zählten, aber offiziell 455 im Jahr 1904. Im Jahre 1885 zählte man im „Indianerterritorium“ in<br />

Oklahoma 251 und 1905 zählte man 378 Angehörige, wobei sämtliche Huronen in Kanada und den Vereinigten<br />

Staaten 832 Mitglieder betrugen.<br />

Meherrin: Ein <strong>Irokesen</strong>-Stamm, der früher an dem Fluss gleichen Namens, im Norden Carolinas, am Rand<br />

Virginias beheimatet war. JEFFERSON verwechselte sie mit den Tutelo. Entsprechend den amtlichen<br />

Kolonialdokumenten waren sie ein Rest der Conestoga oder Susquehanna im oberen Maryland, die über das Jahr<br />

1675 durch die <strong>Irokesen</strong> vertrieben wurden. Aber dies ist auch falsch, da sie in der Zählung der Virginia-Indianer<br />

von 1669 gefunden wurden, angemerkt unter dem Namen Menheyricks, wo zu dieser Zeit 50 Bogenschützen oder<br />

ungefähr 180 Angehörige gezählt wurden (NEILL, Virginia, 1886). Es ist möglich, dass der Zustrom der Flüchtlinge<br />

der Conestoga, die einige Jahre später den Rest des ursprünglichen Stammes überwältigten, den Eindruck<br />

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hinterließen, dass sie alle Conestoga wären. Sie wurden allgemein unter der Rechtssprechung von Virginia<br />

betrachtet, obgleich ihre Wohngegend auch in Carolina lag. Sie waren nah mit den Nottoway verwandt.<br />

Mingo: Der Name kommt von Minqua, einem Wort aus der Sprache der Delaware, das verräterisch bedeutet und für<br />

die Susquehanna und andere irokesisch-sprechende Stämme verwendet wurde. <strong>Die</strong> Mingo waren Gruppen von<br />

unabhängigen <strong>Irokesen</strong>, vermischt aus Jägern der Seneca und Cayuga mit einem bedeutenden Anteil von<br />

Angehörigen der Neutralen Nationen, der Huronen und der Erie, welche nach 1650 von den <strong>Irokesen</strong> „adoptiert“<br />

wurden. Sie siedelten sich in den Jahren um 1700 in Ohio und im westlichen Pennsylvania an und bildeten<br />

zusammen mit den hier später eintreffenden Delaware und Shawnee gemischte Dörfer. Weitere Namen waren:<br />

Cowskin Seneca, Neosho Seneca, Ohio-<strong>Irokesen</strong> und Seneca von Sandusky.<br />

Neutrale Nationen: <strong>Die</strong> Neutralen sind ein Volksstamm des <strong>Irokesen</strong>volkes, die ihre Heimat westlich der <strong>Irokesen</strong>-<br />

Liga hatten. Sie lebten im Süden des Erie-Sees und ihre Anzahl an Stammesangehörigen glich ungefähr der der<br />

Huronen. Neutrale wurden sie von den Franzosen genannt, da sie weder der <strong>Irokesen</strong>-Liga beitraten, noch andere<br />

Stammesverwandte im Kampf gegen die <strong>Irokesen</strong>-Liga unterstützten. <strong>Die</strong> Neutralen wurden von der <strong>Irokesen</strong>-Nation<br />

im Jahre 1651 unterjocht, nachdem sie die Huronen als Stamm vernichtet hatten. Jedoch ereilte sie eine nicht so<br />

schlechte Behandlung wie die anderer <strong>Irokesen</strong>-Stämme, da sie sich aus allen Kriegen herausgehalten hatten. Sie<br />

galten als ein wichtiges Bündnis der <strong>Irokesen</strong>stämme, die im 17. Jahrhundert im Norden des Erie-Sees, in Ontario, in<br />

vier Dörfern in der Gegend östlich des Niagara River lebten, deren westliche Grenzen westlich des Detroit River und<br />

St.-Clair-Sees lagen. <strong>Die</strong> Huronen nannten sie Attiwendaronk = die mit der verkehrten Sprache und dieser Name<br />

wurde auch von den Neutralen für die Huronen angewendet. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> nannten sie Atirhagenrat (Atirhaguenrek)<br />

und Rhagenratka. Aondironon, Wenrehronon und Ongniaahraronon sind Namen von einigen der konstituierenden<br />

Stämme der Neutralen.<br />

CHAMPLAIN berichtete 1610, dass die „Neutrale Nation“ 4.000 Krieger zählte und ein Land bewohnte, das sich<br />

80 oder 100 Ligen nach Osten und Westen ausbreitete, ausgehend von der westlichen Seite des Seneca-Sees. Sie<br />

unterstützten die Ottawa (Cheneux releuez) gegen die Mascouten oder „Kleinen Graslandleute,“ und erzeugten eine<br />

große Menge guten Tabaks, dessen Überschuss sie für Häute, Pelze und Stachelschweinborsten sowie Quillwork mit<br />

den nördlichen Algonkin-Völkern eintauschten. Der Verfasser sagt auch, dass die Eingeborenen das Land mit großer<br />

Pein rodeten, obwohl sie dazu keine korrekten Werkzeuge besaßen. Sie schnitten alle Äste von den Bäumen, die sie<br />

dann am Fuß der Bäume verbrannten, um so zu veranlassen, dass diese absterben. Dann bereiteten sie gänzlich den<br />

Boden zwischen den Bäumen vor und pflanzten Schritt für Schritt ihr Getreide, indem sie kleine Hügel aufhäuften<br />

und in jeden über 10 Körner gaben. So fuhren sie fort mit ihren Vorkehrungen bis sie genug für drei oder vier Jahre<br />

hatten, aus Furcht dass ein schlechtes und unfruchtbares Jahr sie ereilen könnte.<br />

Der Reverend Pater JOSEPH DE LA ROCHE DAILLON erinnert sich an den Winter von 1626, den er unter diesen<br />

Leuten mit dem Ziel verbrachte, ihnen das Christentum beizubringen. Das erste Dorf, Kandoucho oder „Alle<br />

Heiligen“, begrüßte ihn herzlich. Er durchlief dann vier andere Dörfer und traf überall eine freundliche Aufnahme,<br />

und erreichte schließlich das sechste, in dem er sich niederließ. Er ließ die Dorfbewohner zu einem Stammesrat<br />

zusammenkommen mit dem Ziel, ihnen seine Mission zu erklären. Er wurde im Stamm aufgenommen und<br />

TSOHAHISSEN (SOUHARISSEN?), dem vorsitzenden Sachem vorgestellt. <strong>Die</strong>ser TSOHAHISSEN war bei allen<br />

benachbarten Stämmen schon zu Gast, denn er war nicht nur das Oberhaupt von seinem eigenen Dorf, sondern von<br />

dem gesamten Stamm, der aus ungefähr 28 Dörfern, Langhäusern und Städten bestand, die ebenso konstruiert waren<br />

wie die der Huronen, sowie weiteren kleinen Weilern von sieben oder acht Hütten für das Fischen, die Jagd oder für<br />

die Bearbeitung des Bodens. TSOHAHISSEN hatte seine Position und Energie durch seinen Mut und durch die vielen<br />

Kriege gegen insgesamt 17 Stämme erworben, von denen allen er sich Köpfe (wahrscheinlich Skalpe?!) und<br />

Gefangene geholt hatte. Ihre Waffen waren dabei nur Kriegskeulen sowie Bogen und Pfeile, in deren Gebrauch sie<br />

sehr geschickt waren. DAILLON erwähnte auch, dass in keinem der Länder, die von ihm besucht wurden, er unter den<br />

Eingeborenen Bucklige, Einäugige oder anders versehrte Person gesehen habe.<br />

Als die Huronen erfahren hatten, dass DAILLON erwog im Hafen von C. Victory in Lake St. Peter am St.-Lorenz-<br />

Strom, ungefähr 50 Meilen unterhalb Montreals, einen Handelsplatz der Neutralen zu leiten, verbreiteten sie<br />

allerhand Falschmeldungen über ihn, indem sie Misstrauen gegen ihn anfachten und erklärten den Neutralen, dass er<br />

ein großer Magier sei, der dazu fähig wäre, die Luft des Landes mit Seuchen zu erfüllen und dass er bereits viele<br />

Huronen durch Gift vernichtet hätte und somit versuche, seinen Tod zu umgehen. <strong>Die</strong> Bedeutung einer solchen<br />

Anklage konnte schlimme Folgen haben, denn Zauberer wurden als allgemeine Feinde betrachtet und geächtet und<br />

bei dem geringfügigsten Vorwand unbarmherzig getötet.<br />

Der Pater erklärte, dass es eine unglaubliche Anzahl an Rotwild im Lande gab, und dass sie nicht einfach eins<br />

nach dem anderen abschießen würden. Es gab, vor allem im Winter, auch viele Elche, Biber, Wildkatzen, schwarze<br />

Eichhörnchen, Truthähne und viele andere Vögel und Tiere. <strong>Die</strong> Flüsse und Seen waren reich an Fischen und das<br />

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Land produzierte guten Mais, viel mehr als die Leute verbrauchen konnten. Es gab auch Kürbisse, Bohnen und<br />

anderes Gemüse, je nach Saison. Sie stellten Öl aus den Samen der Sonnenblumen her, die die Mädchen in<br />

kochendes Wasser legten, bis das Öl oben schwamm, das sie dann mit hölzernen Löffeln abschöpften.<br />

DAILLON schilderte, dass das Leben der Neutralen ähnlich dem der Huronen war und dass ihre Gewohnheiten<br />

und Weise die selben waren. Ebenso wie bei den Huronen wurden die Hütten der Neutralen baumartig oder wie<br />

Lauben gebildet, bedeckt mit der Borke der Bäume, viele Meter lang und mit einem Durchgang in der Mitte. Entlang<br />

den Seiten war eine Art Regal, vier Fuß vom Boden, worin im Sommer die Bewohner lagen, um vor Flöhen<br />

geschützt zu sein. Im Winter lagen sie auf Matten auf dem Boden um das Feuer. Solch eine Hütte enthielt ungefähr<br />

zwölf Feuer und 24 Kamine. Wie die Huronen entfernten sie ihre Dörfer alle 5, 10, 15 oder 20 Jahre, von eins bis<br />

drei oder mehr Ligen, bis das Land durch die intensive Bearbeitung erschöpft war. Da sie keine Düngemittel<br />

verwendeten, mussten sie anderswo erneut neues und fruchtbareres Land suchen. Ihre Kleider wurden von den<br />

Häuten der verschiedenen wilden Tiere hergestellt, die durch die Jagd oder durch Handel mit dem Algonkin,<br />

Nipissing und anderen Jagdstämmen für Mais, Nahrung, Wampumgürtel und Gerätschaften zum Fischen<br />

eingetauscht wurden.<br />

<strong>Die</strong> Seneca attackierten und zerstörten 1647 eine Stadt der Aondironon. <strong>Die</strong>se scheinbar unprovozierte Invasion<br />

wurde als Strafe für den Tod eines Seneca-Kriegers unternommen, der unter den Tionontati zum Zweck der<br />

Feststellung eines Mordes gelebt hatte. <strong>Die</strong>ser scheinende Abbruch der traditionellen Neutralität, die zwischen den<br />

<strong>Irokesen</strong> und den Neutralen bestand, veranlasste die letzteren, sich auf Krieg vorzubereiten, und während einer<br />

gewissen Zeit standen beide Seiten alarmbereit. Schließlich entschieden die Neutralen zu versuchen, ihre<br />

Gefangenen mit friedlichen Mitteln zurückzugewinnen, und eine vorteilhaftere Gelegenheit für eine Bestrafung für<br />

diesen Verlust abzuwarten. Aber die plötzliche und komplette Zerstörung der politischen Integrität der Huronen<br />

durch die <strong>Irokesen</strong> in den Jahren 1648–49 veranlasste die Neutralen zukünftig, die erstarkende Energie des<br />

<strong>Irokesen</strong>bündnisses zu fürchten, und sie versuchten vergeblich ihr Wohlwollen zu gewinnen, indem sie einen Akt der<br />

Feindseligkeit gegen ihre unglücklichen Huronennachbarn schmiedeten. Als die <strong>Irokesen</strong> die am stärksten<br />

geschützten Städte der Huronen einnahmen, versuchten die Huronen in alle Richtungen zu flüchten und viele von<br />

ihnen legten ihr Vertrauen in die althergebrachte Neutralität, die zwischen den <strong>Irokesen</strong> und der Neutralen Nation<br />

bestand, und die noch keiner versucht hatte zu brechen. Sie flohen zu den Städten der Neutralen, um Schutz zu<br />

suchen, aber anstatt ihnen den zu gewähren, nahmen die Neutralen sie als Gefangene.<br />

Bereits kurze Zeit nach der politischen Zerstörung der Huronen durch die <strong>Irokesen</strong> wurden die Neutralen von<br />

ihnen attackiert. <strong>Die</strong> gesamte Eroberung der Neutralen 1650–51 war das Resultat dieses Krieges, und einige Reste<br />

der neutralen Stämme wurden hauptsächlich in die Senecadörfer in New York inkorporiert.<br />

<strong>Die</strong> Neutralen wurden 1640–41 durch die beiden Pater BREBEUF und CHAUMONOT besucht. Der Stamm war<br />

gerade energisch dabei gegen die westlichen Stämme, besonders gegen die Mascouten Krieg zu führen. <strong>Die</strong>se zwei<br />

Missionare besichtigten 18 Dörfer oder Städte, blieben in zehn von ihnen und erklärten ihren Glauben, wann immer<br />

sie ein Publikum an Eingeborenen zusammenscharen konnten. In diesen zehn Siedlungen schätzten sie ungefähr 500<br />

Feuer und 3.000 Personen. Auf ihrer Rückreise wurden die Pater gezwungen, wegen des Schnees in Teotongniaton,<br />

einem Ort, der sich in der Mitte zwischen der Hauptstadt Ounontisaston und der Stadt Kandoucho, nahe des<br />

Huronenlandes befand, zu bleiben. <strong>Die</strong> Awenrehronon, die früher ostwärts vom Erie- oder Leoparden-Stamm gelebt<br />

hatten, und nun Schutz in Khioetoa oder St. Michel nahmen, wurden einige Jahre vor diesem Besuch der beiden<br />

Pater schon veranlasst, dem Unterricht der Missionare zuzuhören.<br />

1640 boten die Huronen den Häuptlingen der Neutralen ein Geschenk von neun Kriegsbeilen (zu dieser Zeit teure<br />

Artikel) an, in der Hoffnung dass sie die beiden Pater BREBEUF und CHAUUTONOT ermorden, aber nach reiflicher<br />

Überlegung über diesen Vorschlag lehnte der Rat das Geschenk ab.<br />

Als Zeichen der Trauer um ihre Freunde und Verwandte schwärzten die Neutralen gewöhnlich nicht nur ihre<br />

eigenen, sondern auch die Gesichter ihrer Toten. Sie tätowierten die Leichen und schmückten sie mit Federn und<br />

anderem Schmuck. Wenn die Person im Krieg starb, hielt ein Sachem eine Rede über den Verstobenen, um den sich<br />

die Freunde und Verwandten des Toten scharten, die vom Redner gedrängt wurden sich zu beeilen, um den Tod zu<br />

rächen. <strong>Die</strong> Neutralen erstanden bildlich aus ihren Toten wieder, besonders große Häuptlinge und die Personen, die<br />

für Heldenmut und Klugheit bekannt waren. Dazu wurden Personen genommen, die im Alter und Charakter dem<br />

Verstorbenen ziemlich gleich kamen. <strong>Die</strong> Wahl wurde im Rat des Klans der gestorbenen Person gebildet. Dann<br />

standen alle Leute am Grab, ausgenommen der, der gewählt wurde, und der Zeremonienmeister hob leicht seine<br />

Hand zur Masse, wobei er vortäuschte, den berühmten Toten vom Grab anzuheben und das Leben in die gewählte<br />

Person zu geben, der dann den Namen und die Würde des toten Häuptlings annahm, und unter dem zeremoniellen<br />

Beifall der Leute der neu gebildete Sachem war.<br />

Im Jahre 1643 sendeten die Neutralen eine Expedition von 2.000 Kriegern gegen die „Nation du Feu“ und<br />

nahmen ihre mit Palisaden verstärkten Dörfer in Angriff, die von 900 Männern verteidigt wurden, die tapfer den<br />

ersten Angriffen widerstanden; aber nach einer Belagerung von zehn Tagen eroberten die Neutralen die Dörfer,<br />

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töteten viele seiner Verteidiger und nahmen ungefähr 800 Gefangene. Nachdem sie 70 der besten Krieger der Nation<br />

du Feu verbrannt hatten, stachen sie den alten Männern die Augen aus, banden sie fest, um sie so langsam<br />

verhungern zu lassen. Der gleiche <strong>Bericht</strong> besagt auch, dass die Nation du Feu alleine einwohnerstärker als alle<br />

Neutralen, alle Huronen und alle <strong>Irokesen</strong> gewesen sei. Er zeigt auch, dass die Bezeichnung nicht die Mascouten<br />

oder die „Kleinen Graslandleute“ einbezieht, aber alle sogenannten Illinois-Stämme.<br />

Das Jesuiten-Journal für 1652–53 besagt, dass die Tabak-Nation und die Neutralen sich voneinander unabhängig<br />

mit allen benachbarten Algonkin-Stämmen zusammentaten zu den A’otonatendie (Akotonatendike’), die drei<br />

Tagesreisen südwärts von Skia’e (Sault Sainte Marie) sich aufgestellt hatten; dass die Tabak-Nation 1653 am<br />

Tea’onto’rai überwinterte und die Neutralen mit 800 Angehörigen am Sken’chio’e (d.h., Fuchsplatz) in der Richtung<br />

des Te’o’chanontian, vermutlich Detroit standen, und dass diese zwei Stämme sich im Herbst 1653 am<br />

A’otonatendie trafen, wo sie zusammen mehr als 2.000 Krieger aufgestellt hatten. <strong>Die</strong>ses ist möglicherweise die<br />

letzte historische Erwähnung der Neutralen als unabhängiger Stamm. Es sind diese Neutralen, die anscheinend<br />

PERROT 1864 in seinen Memoiren nennt Hurone de la nation neutre und Hurones neutres.<br />

Entsprechend DAILLON besetzten 1636 die Neutralen 28 Dörfer; BREBEUF schrieb ihnen 1640 insgesamt 40<br />

Dörfer mit einer minimalen Bevölkerung von 12.000 Personen, einschließlich 4.000 Kriegern zu. Nur einige der<br />

Namen von diesen sind überliefert: Kandoucho oder Tus Les Saints, Khioetoa oder St. Michel, Ongniaahra<br />

(Ouaroronon, vermutlich nahe von Yongstown, New York), Ounontisaston und Teotongniaton oder St. Guillaume.<br />

Nottoway: Ein Stamm der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe, der früher an dem Fluss gleichen Namens in Südostvirginia lebte.<br />

Sie nannten sich selbst Cheroenhaka und wurden bekannt durch die benachbarten Algonkin-Stämme als Mangoac<br />

(Mengwe) und Nottoway (d.h. Nadowa = Giftschlangen, Vipern) ein allgemeiner Algonkin-Name für die Stämme<br />

fremder, vor allem irokesischer Abstammung. Obgleich sie in der Geschichte niemals eine größere Bedeutung<br />

besaßen, erhielten sie ihre Organisation, bis lange nachdem die anderen Stämme der Region praktisch bereits<br />

ausgestorben waren, aufrecht. Im Jahre 1825 zählten sie noch 47 Angehörige mit einer „Königin“ auf einer<br />

Reservation im Southampton County. Linguistisch waren sie mit den Tuscarora am nächsten verwandt.<br />

Petun: <strong>Die</strong> Petun sind ein Volk der Tobacco-Nation und gehören der irokesischen Sprachgruppe an. Sie waren enge<br />

Verbündete der Huronen. <strong>Die</strong> Petun wurden im Jahre 1649 von den <strong>Irokesen</strong> vernichtend geschlagen. Um 1610<br />

zählte ihre Bevölkerung 8.000 Personen, die bis 1639 auf 1.200 dezimiert wurde.<br />

Secotan: Ein Stamm der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe, der in Langhäusern wohnte und als Hauptnahrung Mais anbaute.<br />

Susquehanna: <strong>Die</strong> Susquehanna oder auch Susquehannock sind ein Volksstamm der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe. Ihre<br />

Heimat waren die Ufer des Susquehanna River im gleichnamigen Tal. Sie waren zur Zeit der Ankunft der Weißen<br />

ein mächtiger Stamm. JOHN SMITH berichtete begeistert von den Susquehanna, vom hohen Wuchs und ihrer<br />

imposanten Erscheinung. Um das Jahr 1663 lebten sie in gut befestigten Dörfern, die mit kleinen Geschützen<br />

versehen waren. Nach der Vernichtung der Erie stürzten sich die Fünf Nationen der <strong>Irokesen</strong> auf die Susquehanna.<br />

<strong>Die</strong>se konnten die Angriffe mit ihren Kanonen erfolgreich abwehren. Daraufhin änderten die <strong>Irokesen</strong> ihre<br />

Kampftaktik und überfielen die Susquehanna durch kleine Überfälle, mit denen die Fünf Nationen sie schwächten.<br />

Als sie bereits stark dezimiert waren, erschienen an der Mündung des Flusses die Quäker, welche die Susquehanna<br />

zum Christentum bekehrten. <strong>Die</strong> überlebenden Susquehanna wurden fortan als „Conestoga“ bezeichnet. Weiße<br />

Mitchristen überfielen einige Zeit nach der Bekehrung die geschwächten Susquehanna und metzelten sie nieder.<br />

Neben dem irokesischen Völkerstamm steht die Bezeichnung Susquehanna auch für eine Stadt, die 1608 auf dem<br />

unteren Teil des Susquehanna River und seinen Abflüssen erbaut wurde. <strong>Die</strong> ursprünglichen Formen des Namen, die<br />

Kapitän JOHN SMITH verwendete, waren Sasquesahannocks in seinem Text und Sasquesahanough auf seinen Karten.<br />

Er hörte zuerst von den Stämmen der Tockwock, Nanticoke oder Powhatan sowie von anderen Sprechern<br />

algonkinischer Sprachen von diesem Namen während der Erforschung der oberen Chesapeake Bay und ihrer<br />

Zuflüsse als Kennzeichnung eines mächtigen Stammes, die am Susquehanna River, eine bis zwei Tagesreisen „höher<br />

als unser Kahn die Felsen passiert“ lebten. Über sie schrieb SMITH: „Solche großen und gut-proportionierten Männer<br />

werden selten gesehen, denn sie schienen wie Riesen gegenüber ihren Nachbarn“, und den Powhatan war auch<br />

bekannt, dass sie in von Palisaden umgebenen Städten wohnten und 600 fähige Männer versammeln konnten, um<br />

sich gegen die „Massawomeckes“, ihre Todfeinde, zu verteidigen.<br />

Am Ende der Bucht traf SMITH auf 60 ihrer Krieger, wobei fünf ihrer Sacheme nicht zögerten, seinen Lastkahn zu<br />

entern. Obgleich in seinem Text nicht die Namen irgendwelcher Susquehanna-Städte erwähnt waren, zeigen seine<br />

Karten dennoch Plätze von sechs Städten unter der allgemeinen Rubrik „Sasquesahanough“. <strong>Die</strong> sechs Städte sind:<br />

Sasquesahanough, Quadroque, Attaock, Tesinigh, Utchowig und Cepowig. Es ist schwierig, diese Städte auf einer<br />

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modernen Karte richtig zu lokalisieren; die vorangehenden Namen sind offenbar in hohem Grade stilisierte Formen<br />

der ursprünglichen Bezeichnungen. Leider gab SMITH aber wenig Informationen über diese Leute weiter.<br />

ALSOP (1666) sagte, dass die christlichen Einwohner von Maryland die Susquehanocks als die vortrefflichste und<br />

heroischste Nation der Indianer ansahen. Er erklärt auch, dass Männer, Frauen und Kinder im Sommer und im<br />

Winter praktisch nackt gingen; dass sie ihre Gesichter mit roten, grünen, weißen und schwarzen Streifen bemalten;<br />

dass ihre Haut von heller Farbe war, aber, durch einige Färbemittel, die aus Wurzeln und Pflanzen hergestellt<br />

wurden, zu einer dunklen Zimtfarbe geändert wurde; dass das Haar des Kopfes grob schwarz war, lang, und die<br />

Haare an anderen Körperteilen durch Herausziehen entfernt wurden und dass einige Angehörige des Stammes ihre<br />

Körper und Arme mit Tieren und anderen Gegenständen tätowierten.<br />

Bisher waren keine Informationen hinsichtlich eines Klansystems unter den Susquehanna in der ethnologischen<br />

Literatur vorhanden gewesen; aber in den „Proceedings of the Council of Maryland“ von 1636–1667 erschienen die<br />

Namen der Sacheme und der Delegierten der „Sassgsahannough“ und auch die einiger Klane, zu denen sie zur Zeit<br />

des Vertrags, der am 16. Mai 1661 bei Spes Utia geschlossen wurde, sowie bei einer Konferenz, die am 29. Juni<br />

1666 in St. Johns abgehalten wurde, gehörten. <strong>Die</strong> Namen der ehemaligen Susquehanna-Delegierten waren:<br />

DAHADAGHESA aus der großen Torripine-Familie, SARANGARARO aus der Wolfsfamilie, WASKANECQUA aus der<br />

Ohongeoquena-Nation, KAGOREGAGO aus der Unquehiett-Nation, SARAQUNDETT aus der Kaiquariegahaga-Nation,<br />

UWHANHIERELERA aus der Usququhaga-Nation und WADDONHAGO aus der Sconondihago-Nation; aber unter den<br />

Unterzeichneten erscheint auch der Name ANDRA SONQUE, ohne die Bezeichnung seines Klans oder seiner Nation.<br />

Es ging in diesem Vertrag darum, dass die Maryland-Behörden 50 Soldaten den Susquehanna als Hilfe gegen die<br />

Seneca schickten, infolgedessen wurden von Kapitän ODBER für die Verteidigung des Susquehanna Forts und ihrer<br />

Insassen einige Leute beordert, die sie gegen die Angriffe ihrer Feinde in den Flanken unterstützen. Bei der<br />

Konferenz von 29. Juni 1666, in St. Johns, brachten WASTAHANDA HARIGUERA des Schildkröten-Klans und<br />

GOSWEINQUECRAKQUA des Fuchs-Klans, zwei Kriegsleiter der Susquehanna, WANAHEDANA zur Verurteilung, aus<br />

Furcht, dass seine Verbrechen dem gesamten Stamm zugeschrieben werden könnten.<br />

Am 28. Juli 1663 gaben die Maryland-Behörden aus Höflichkeit den Susquehanna zwei Fässer Schießpulver, 200<br />

Pfund Blei sowie zwei kleine Kanonen nach ihrer eigenen Wahl. Bei dieser Konferenz erklärte WASTAHANDOW des<br />

Schildkröten-Klans, dass es nicht die Sasquesahanoughs sondern die Seneca waren, die den Krieg anfingen, denn die<br />

Seneca hatten die Botschafter der Susquehanna getötet und hatten ihnen 70 Wampum-Gürtel geraubt; und er erklärte,<br />

dass ihre Feinde (die <strong>Irokesen</strong>stämme) ungefähr 1.460 Krieger versammelten, während die Susquehanna ungefähr<br />

nur 700 kämpfende Männer hatten.<br />

In den Schreiben der schwedischen und holländischen Autoren werden viele Hinweise auf Leute gefunden, die<br />

darin Minquas, Minquosy oder Machoeretini genannt werden, Mengwe oder Mingo, Namen, die ihnen offenbar<br />

durch die Algonkin des unteren Delaware River und der Bucht gegeben wurden. Das würde besagen, dass dies die<br />

früheste Anwendung der Namen Susquehanna und Minqua wäre, mit dem ein Stamm oder eine Gruppe verbündeter<br />

Stämme bezeichnet wurden, die von 1608 bis 1633 unnachgiebig Krieg gegen die Stämme der Algonkin am und<br />

über dem unteren Teil des Potomac River und Delaware River sowie der Bucht unternahmen.<br />

Am 24. Juli 1608 fing Kapitän JOHN SMITH seine Erforschung des Susquehanna-Flusses an und beendete die<br />

Arbeit am 8. September des gleichen Jahres. Wie bereits angegeben, benennt er die Eingeborenen, die er am Fluss<br />

fand, Sasquesahannocks, aber auf seiner Karte notierte er den Namen Sasquesahanoughs und den Namen ihrer Stadt<br />

Sasquesahanough. Der genaue Standort dieser Stadt ist definitiv nicht bekannt, aber ein zufriedenstellender<br />

Näherungswert kann gebildet werden. SMITH sagte, dass es „eine Zweitagesreise war, bis unser Kahn die Felsen<br />

überschritt“. <strong>Die</strong> Felsen sind bei Port Deposit, und 40 oder 50 m über diesem Punkt kann als der ungefähre Platz der<br />

Stadt angenommen werden. SMITH lokalisiert sie auf einen kurzen Abstand über dem Zusammenströmen eines<br />

Zuflusses von der Westseite. 1670 lokalisierte AUGUSTINE HERRMAN CANOOGE „das anwesende Sassquahana<br />

indianische Fort“ am Westufer, gerade über dem „größten Fall“ (die anwesenden Conewago Fälle).<br />

Von ungefähr 1630 bis 1644 unternahmen die Susquehanna einen unnachgiebigen Krieg, der gegen die<br />

Yaomacos, die Piscataway und die Patuxent gerichtet war. 1652 wurde der freundliche Verkehr mit ihren<br />

europäischen Nachbarn beibehalten, was von den Susquehanna in Anwesenheit eines schwedischen Beauftragten,<br />

durch ihre Sacheme, SAWAHEGEH, AUROGHTEREGH, SCARHUHADIGH, RUTCHOGAH und NATHHELDANEH erklärt<br />

wurde, und überließen Maryland ihre ganze Gegend vom Patuxent River zur Insel Palmers und vom Choptank River<br />

zur Nordostniederlassung, im Norden des Elchflusses.<br />

Anfang April 1663 übten die Onondaga, die Cayuga und die Seneca einen kräftigeren Druck aus und<br />

unternahmen für eine Anzahl von Jahren einen rücksichtslosen Krieg. Sie schickten eine Expedition von 800<br />

Männern gegen die Susquehanna selbst (richtig benannt Andastoe, in den Jesuitenberichten). <strong>Die</strong> Geographie des<br />

„Carte Figurative“, gibt an, dass diese <strong>Irokesen</strong>armee sich auf dem Ontario-See einschiffte, und sich an seinen<br />

unteren Ausläufern einem großen Fluss näherte, der ohne Wasserfälle oder Stromschnellen zu den Toren von<br />

Susquehanna (Andastogue) führt. Als sie dort ankamen, fanden sie die Stadt auf einer Seite durch den Strom und auf<br />

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der anderen durch riesige Stämme von großen Bäumen geschützt; zwei Bastionen die mit europäischen Methoden<br />

konstruiert wurden und mit einigen Stücken Artillerie bestückt waren schlossen sich an. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> verließ<br />

infolgedessen der Mut zu einem Angriff. Beim Versuch, die Susquehanna durch einen transparenten Trick zu<br />

überlisten, wurden 25 ihrer Männer in das Fort eingelassen; aber diese wurden sofort getötet, und im Anblick ihrer<br />

eigenen Armee auf Gestelle gelegt und verbrannt. <strong>Die</strong> gedemütigten <strong>Irokesen</strong> zogen sich daraufhin schnellstens<br />

zurück, um auf die Defensive zu setzen.<br />

Zu Hause waren die <strong>Irokesen</strong>stämme zu dieser Zeit, außer durch die Susquehanna (Conestoga), durch allerhand<br />

Plagen bedroht, die Pocken, die nicht nur Frauen und Kinder, sondern auch viele Männer befielen, und fast<br />

verlassene Dörfer und Länder hinterließen, wodurch nichts angebaut werden konnte und infolgedessen sie durch<br />

Hunger geschwächt wurden. Der Standort des Susquehanna Forts zu dieser Zeit war vermutlich oberhalb der Fälle<br />

bei Conewango und könnte Canooge von Herrman’s map von 1673gewesen sein.<br />

BREBEUF (nach dem Jesuitenbericht von 1635) frohlockte, dass die Huronen- oder Wendat-Sprache, die er<br />

gänzlich verstand, von ungefähr zwölf einwohnerstarken sesshaften Stämmen im Süden der französischen<br />

Siedlungen gesprochen wurde. Von diesen sind die folgenden von Interesse: die Andastoerrhonons, die<br />

Scahentoarrhonons, die Rhiierrhonons und die Ahouenrochrhonons. Von der langen und wichtigen Liste der<br />

Stämme, die im Jesuitenbericht von 1640 gefunden wurde, heißt es, dass der Namen Akhrakvaeronon anstatt<br />

Scahentoarrhonons erscheint. <strong>Die</strong>se vier Stämme sind die Conestoga, die Leute der großen Ebenen oder Wyoming,<br />

die Erie und die Wenroh, das letzte ist ein Stamm, der sich mit den Huronen 1639 verband. <strong>Die</strong> Scahentoarrhonons<br />

waren vermutlich die Massawomeckes von SMITH. Der Name selbst wird von anderen Formen abgeleitet, unter<br />

denen Andasto’eronon und Gandasto‘eronon sind, die in der Sprache der Mohawk als Ganastohgeronon erscheinen.<br />

DU CREUX, in seiner lateinischen Karte von 1660, übersetzt diesen Namen durch Natio perticarum = Dachpfosten-<br />

Stamm. Es gibt dabei eine Frage hinsichtlich der Bezeichnung des nominalen Elements als kanasta’ = Dachpfosten<br />

für ka’nest’ = Schlamm, Lehm was ebenfalls möglich ist. Conestoga oder Conestogues ist die anglisierte Form der<br />

französischen Rechtschreibung.<br />

CHAMPLAIN sandte 1615 seinen Interpreten BRULÉ zu einem der verbündeten Stämme der Huronen, die drei<br />

Tagesreisen von den Seneca (die vier westlichen <strong>Irokesen</strong>stämme bedeutend) am Susquehanna lebten. Von der<br />

Bären-Nation der Huronen erfuhr CHAMPLAIN , dass dieser verbündete Stamm sehr kriegerisch war. <strong>Die</strong> Hauptstadt<br />

des Stammes, die BRULÉ Carantouan nannte, wurde von 800 Kriegern verteidigt und lag nur sieben Tagesreisen von<br />

den holländischen Handelsposten entfernt.<br />

Das Scahentowanen in Scahentowanenrhonon bedeutet es ist eine sehr große Ebene und war der Huronen- und<br />

<strong>Irokesen</strong>ame der Wyoming-Ebene oder der Ebenen in Pennsylvania, und es scheint als wahrscheinlich, dass<br />

HECKEWELDERS vorgeschlagene Ableitung des Namens Wyoming von einem Delaware- oder von einer verwandten<br />

Bezeichnung bloß eine Übersetzung der irokesischen Bezeichnung ist. HECKEWELDER sagt, Mcheuómi oder<br />

M’cheuwámi bedeutet umfangreiche ebene Fläche und wegen der großen Wasserfälle auf diesem Fluss, wird es, wie<br />

er sagt, M’chweuwami Sipu durch die Delaware und Quahonta durch die Sechs Nationen genannt.<br />

Das lokative Delaware-Bezeichnung würde Mcheuóming oder Mcheuwáming sein und bedeuten an den großen<br />

Ebenen, was die Engländer änderten in Wyoming. Mit der Hinzufügung des lebenden Plurals würde daraus<br />

M’cheaómek, das SMITH von einem anderen Dialekt als Massawomecke hörte. <strong>Die</strong>ses scheint die Ansicht zu<br />

bestätigen, dass das Massawomecks von SMITH mit dem Scahentoarrhonons aus dem Jesuitenbericht von 1635<br />

identisch war. Das Akhrakvaeronon, von dem Atra’kwae’ronnons ist eine weithin bekannte dialektische<br />

Veränderung im Huronischen (in welchem kh = t) ist, und ein Synonym von Scahentoarrhonons. Zwei Eintragungen<br />

im Jesuitenbericht von 1652 erklären dieses; die Eintragung vom 5. Juni sagt, dass „die <strong>Irokesen</strong>, während des<br />

Winters mit ganzer Kraft gegen die Atra’kwae’ronnons oder die Andasto’e’ronnons gezogen sind“, und die vom 3.<br />

Juli sagt, dass die Eroberung von Atra’kwa’e [=Atra’kwaye] durch etwa tausend Krieger der <strong>Irokesen</strong>-Nationen<br />

geschah. Sie brachten fünf- oder sechshundert Angehörige, hauptsächlich Männer, weg. <strong>Die</strong> Mohawk verloren bei<br />

dieser Expedition 10 Männer; die anderen einige 20 oder 30, und alle zusammen ca. 130“. <strong>Die</strong> Kennzeichnung von<br />

Atra’kwa’e mit Andasto’e im vorangegangenen Zitat liegt vermutlich einem Missverständnis des Autors zugrunde.<br />

Aus dem Jesuitenbericht von 1651 (22. April), ist zu erfahren, dass im Herbst 1650, 1.500 <strong>Irokesen</strong> die Neutralen<br />

angriffen und dabei eine ihrer Städte eingenommen hatten, aber dass die Neutralen, geführt durch die Tohontaenrat,<br />

den Rotwildstamm der Huronen, der auch „Weißohren“ genannt wurde, über die sich zurückziehenden <strong>Irokesen</strong><br />

herfielen und 200 von ihnen töteten oder gefangen nahmen; das, ungeachtet dieses Vorfalls, 1.200 <strong>Irokesen</strong> während<br />

des Winters von 1651 sich rächten und ihren Verlust ausglichen. Der <strong>Bericht</strong> vom 7. April 1652 besagt, dass nur 600<br />

<strong>Irokesen</strong> diesen Schlag ausführten. Im gleichen <strong>Bericht</strong> von 1652 (19. April) wird angegeben, dass die Neutralen ein<br />

Bündnis mit den Andasto’e (= Kanasto’ge) gegen die <strong>Irokesen</strong> gebildet hatten; dass die Seneca in den Krieg gegen<br />

die Neutralen zogen, und in deren Folge die Frauen gezwungen wurden, in Sonnontouan (der Senecahauptstadt) zu<br />

leben. Während des Winters zogen die Mohawk in den Krieg in Richtung Andasto’e’; das Resultat aus diesem Krieg<br />

ist aber unbekannt.<br />

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Der Jesuitenbericht von 1651 gibt die Informationen darüber, dass die <strong>Irokesen</strong> ein Jahr nachdem sie ihre Waffen<br />

gegen die Neutralen richteten, zwei Grenzstädte einnahmen, wo in einer von denen etwa 1.600 Männer lebten. Eine<br />

wurde im Herbst 1650 und die andere im zeitigen Frühling 1651 genommen; die Zerstörung allen Lebens war hoch,<br />

besonders unter Alten und den Kindern, und die Zahl der Gefangenen, besonders junge Frauen, war ebenfalls sehr<br />

groß. <strong>Die</strong>ser Verlust hatte die totale Vernichtung der Neutralen zur Folge, aber resultierte nicht in der<br />

Gesamtauslöschung der Leute dieser Nation.<br />

Ein Jesuitenbericht von 1653 besagt: „Alle Algonkin-Nationen versammelten sich zusammen mit der Tabak-<br />

Nation und den Neutralen bei Ayotonatendiye [d.h., am Potawatomi-Platz], drei Tagesreisen oberhalb Sault Skiaye<br />

[d.h., Sault St. Marie], in Richtung Süden. <strong>Die</strong> Tabak-Nation hat bei Teyaonto’ruyi [d.h., bei Michilimackinac]<br />

überwintert; die Neutralen, in einer Anzahl von 800 bei Sken’chioye [d.h., am Ort der Füchse, im Süden von Detroit],<br />

in Richtung zu Teyo’chanontian [Detroit]; diese zwei Nationen begaben sich im folgenden Herbst zum „Ort der<br />

Potawatomi, wo sich tausend Männer befanden, 400 Potawatomi, 200 Ottawa oder Cheveux Relevez, 100<br />

Winnebago, Leute von der Nation von A’chawi, 200 Chippewa und 200 Missisauga sowie deren Verbündete. <strong>Die</strong><br />

A’chawi waren die, die diese ganze Angelegenheit leiteten“. Von allen Stämmen, die in dieser Periode im Krieg mit<br />

den <strong>Irokesen</strong> beteiligt waren, erscheinen die Erie und deren Verbündete nicht in diesem Komplot von Feinden der<br />

<strong>Irokesen</strong>. Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass die Erie hier unter dem Namen Achawi erscheinen, oder A’chawi, das<br />

scheinbar ihre Algonkin-Bezeichnung war. Und es kann sein, dass dieser Name eine Form von SMITHS Ulchowig sei,<br />

das abschließende -g ist das Zeichen für den lebenden Plural. Es ist offenbar eine Übersetzung des <strong>Irokesen</strong>-<br />

Huronen-Namens Rhiierrhonon und der verwandten Formen, die anscheinend bedeuten die Leute des Ortes der<br />

Leoparden oder vielleicht der Wildkatzen, der Name, der für beide dieser Tiere gleich ist. Für Wildkatze gibt SMITH<br />

utchunquoyes an, bei STRACHEY ist utchoonggwai eine Katze oder ein wildes Tier, das viel größer ist und schwarze<br />

Flecken unter dem Bauch wie ein Luchs hat und uttacawai steht für Löwe, das selbstverständlich vermutlich für<br />

Leoparden bestimmt war, und die ursprünglichen Bezeichnungen, die von ihm eingesetzt werden, sind offenbar<br />

verwandt.<br />

Aus dem Jesuitenbericht von 1647–48 wird auf Rhiierrhonon hingewiesen, dass die Südufer des Erie-Sees früher<br />

bestimmte Stämme bewohnten, die als Katzen-Nation bezeichnet wurden; sie sind gezwungen worden sich weit ins<br />

Binnenland zurückzuziehen, um ihren Feinden zu entgehen, die weiter im Westen lebten; und dass sie eine Anzahl<br />

von örtlich festgelegten Orten hatten, wo sie den Boden kultivierten. <strong>Die</strong>ses würde besagen, dass vor diesem Datum<br />

die Erie ostwärts in die Region entlang der Westniederlassung des Susquehanna oder dem oberen Lauf des<br />

Allegheny vertrieben worden waren. Von dieser letzten Region sind 1639 die Wenrohronon, ein verbündeter Stamm<br />

der Neutralen, ausgewandert zum Huronenland. Von diesen schrieb Pater DU PERON am 27. April 1639: „Wir haben<br />

eine fremde Nation hier aufgenommen, die Schutz vor den <strong>Irokesen</strong>, ihren Feinden, und vor der Epidemie, die beide<br />

große Sterblichkeit unter ihnen verursachten; fast alle werden vor dem Tod noch getauft. Und BRESSANI (<strong>Bericht</strong> von<br />

1653) schreibt, dass die Wenrohronon (Ahouenrochrhonons) vor kurzem in das Huronenland gekommen waren, „die<br />

früher mit den Engländern, Holländern und anderen ketzerischen Europäern Handel trieben“.<br />

In der Nachfolge des Jahres 1700 wurden im Tal des Susquehanna die Standorte vieler Volksstämme von den<br />

<strong>Irokesen</strong> unterworfen. <strong>Die</strong> Shawnee, Conoy, Nanticoke, Delaware, Munsee, Mahican, Saponi, Tutelo, Tuscarora<br />

sowie 12 oder 15 andere Volksstämme ließen sich hier zu verschiedenen Zeiten unter der Rechtsprechung der Fünf<br />

Nationen nieder.<br />

Tobacco: (= Tabakvolk) auch Tionontati = dort wo die Berge stehen. Sie sind ein Stamm der mächtigen <strong>Irokesen</strong>-<br />

Sprachgruppe und bewohnten das Gebiet östlich des Erie-Sees, im gebirgigen Süden der Nottawasaga Bay, in den<br />

Counties Grey und Simcoe in Ontario und waren mit den Huronen befreundet. Sie wurden zuerst 1616 von den<br />

Franzosen besucht, die sie du Petun oder Tabak-Nation nannten, da sie Ackerbauern waren und neben dem Mais<br />

auch Hanf und vor allem Tabak anpflanzten. Im Jahre 1640 bauten die Jesuiten eine Mission unter ihnen auf.<br />

<strong>Die</strong> Tobacco verwendeten für den Fischfang Netze. Sie waren einst ein Volksstamm, der genauso mächtig war, wie<br />

die gesamte <strong>Irokesen</strong>-Liga. Sie galten als Feinde der Liga, da sie ihr nicht beitraten. Der Stamm bestand aus zwei<br />

Klanen, dem Rotwild-Klan und dem Wolfs-Klan und aus neun Dörfern. Nachdem die <strong>Irokesen</strong>-Liga 1648–49 die<br />

Huronen besiegt hatten, fielen sie nur neun Monate später – im Dezember 1649 – über die friedlichen Tobacco her<br />

und löschten das Volk aus. Viele der Flüchtlinge der Huronen hatten schon Schutz bei den Tionontati gesucht, was<br />

den Zorn der <strong>Irokesen</strong> auf sie noch vergrößerte. Etarita, eins ihrer Hauptdörfer, wurde während der Abwesenheit der<br />

Krieger überraschend überfallen, die Häuser wurden niedergebrannt und viele der Einwohner wurden zusammen mit<br />

den dort lebenden Missionaren massakriert. Wenige Überlebende schlossen sich den Resten der Huronen und Erie<br />

an, verließen danach ihr Land und flohen in eine weiter südwärts gelegene Region, westlich des Superior-Sees. 1658<br />

gab es ungefähr 500 Angehörige des Stammes in der Potawatomi-Mission von St. Michel, nahe der Green Bay in<br />

Wisconsin. Bald danach lebten sie mit den Huronen bei Shaugawaumikong (La Pointe), und ungefähr 1670 lebten<br />

die beiden Stämme zusammen bei Mackinaw, am Eingang zum Michigan-See. <strong>Die</strong> Tionontati wurden bald mit den<br />

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Huronen vermischt, und die vereinigten Stämme nahmen künftig den modernisierten Namen „Wyandot“ an. Sie<br />

kamen unter den Schutz der Ottawa und schlossen sich dem mächtigen Algonkin-Bund an.<br />

Sie wurden häufig als „Tionontati-Huronen“ bezeichnet und sind auch mit den Amikwa verwechselt worden. Ihre<br />

Dörfer, soweit ihre Namen bekannt sind, waren Ehouae (St. Pierre und St. Paul), Ekarenniondi (St. Matthieu), Etarlta<br />

(St. Jean), St. Andre, St. Barthelemy, St. Jacques, St. Jacques, St. Philippe, St. Simon, St. Jehuda und St. Thomas.<br />

Wyandot: Sie sind ein Stamm der <strong>Irokesen</strong>-Sprachgruppe, der sich aus den von der <strong>Irokesen</strong>-Liga vernichteten Erie,<br />

Huronen und Tobacco zusammensetzte. Ihnen schlossen sich noch die Ottawa an, ein Stamm der Algonkin-<br />

Sprachgruppe, der aus Angst vor den <strong>Irokesen</strong> seine Jagdgründe am Ottawa River aufgegeben hatte. Zusammen<br />

ließen sie sich in Michigan nieder. Als die Wyandot wieder zahlreicher geworden waren, verließen sie die Ottawa<br />

und zogen rund ein Jahrhundert umher, bevor sie sich schließlich im nördlichen Ohio, im Gebiet der Delaware,<br />

Miami und Shawnee niederließen. <strong>Die</strong> Wyandot schlossen sich als Verbündete den Franzosen an und kämpften auf<br />

deren Seite siegreich gegen General BRADDOCK und beteiligten sich auch am Pontiac-Krieg. Nach dem Bürgerkrieg<br />

waren sie auf Seiten ihrer ehemaligen englischen Feinde gegen die Amerikaner. Unter LITTLE TURTLE beteiligten sie<br />

sich am Kampf gegen General HARMAR und St. Clair, wo sie mit ihren Verbündeten bei Fallen Timbers und<br />

Tippecanoe unterlagen. <strong>Die</strong> Wyandot dienten auch im Indianer-Bataillon von TECUMSEH im Krieg von 1812. In<br />

Kriegen gegen die Siedler am Ohio und in Kentucky wurden sie durch ihre Grausamkeiten bekannt. Von 1812 bis<br />

1842 lebten die Wyandot auf von der Regierung zugewiesenen Ländereien im nördlichen Ohio und Michigan. Im<br />

Jahre 1842 verkauften sie ihr Stammesgebiet und gingen nach Kansas. Später siedelten sie in den Nordosten von<br />

Oklahoma – in das ehemalige „Indianer-Territorium“ – über, wo heute noch etwa 300 Stammesangehörige<br />

beheimatet sind.<br />

Der Wyandot-Stamm wurde in zwölf Klane eingeteilt. Jeder von diesen hatte eine lokale Regierung und bestand<br />

aus einem Klan, dem ein Klanleiter vorsaß. <strong>Die</strong>se Klanräte bestanden aus mindestens fünf Personen, einem Mann<br />

und vier Frauen, und sie konnten jede mögliche Zahl der Frauen über vier enthalten. Jedes mögliche Geschäft, das<br />

lediglich die internen Angelegenheiten der Klane betraf, wurde zu den Klanräten zur Regelung getragen. Eine<br />

Einberufung wurde vom Klanrat zum Stammes-Rat erlaubt. <strong>Die</strong> vier Frauen des Klanrates regulierten die<br />

Klanangelegenheiten und wählten den Klanleiter. Das Amt des Klanleiters war in einem erblichen Maß, obgleich es<br />

nicht insgesamt so war. Der Stammes-Rat bestand aus den Klanleitern, dem erblichen Sachem und anderen Männern<br />

des Stammes mit Renommee.<br />

<strong>Die</strong> Namen der alten Klane des Wyandot-Stammes sind folgende: Große Schildkröte, Kleine Schildkröte,<br />

Schlamm-Schildkröte, Wolf, Bär, Biber, Hirsch, Stachelschwein, Gestreifte Schildkröte, Hochland-Schildkröte oder<br />

Grasland-Schildkröte, Schlange und Falke. <strong>Die</strong>se Klane wurden in zwei Abteilungen oder in Brüderschaften<br />

getrennt. <strong>Die</strong> erste Brüderschaft bestand aus den folgenden Stämmen: Bär, Hirsch, Schlange und Falke. <strong>Die</strong> zweite<br />

Brüderschaft bestand aus den anderen mit Tiernamen belegten Stämmen. Der Vermittler, die Exekutivkraft und der<br />

Schiedsrichter des Stammes war der Wolfs-Klan, der zwischen den Brüderschaften stand, und eine Vetterrelation zu<br />

jedem anderen Klan hatte. Das Vermögen eines Mannes zu seiner nächsten Verwandtschaft wurde immer durch<br />

seine Mutter gegeben. <strong>Die</strong> Frau ist immer der Kopf der Wyandot Familie. Fünf der alten Klane der Wyandot sind<br />

bereits ausgestorben. Es sind folgende: Schlamm-Schildkröte, Biber, Gestreifte Schildkröte, Hochland- oder<br />

Grasland-Schildkröte und Falke. <strong>Die</strong> gegenwärtige Regierung des Wyandot-Stammes basiert auf dieser alten<br />

Einteilung der Stämme.<br />

LALEMANT sagte, dass der ursprüngliche und zutreffende Name der Wyandot Ouendat ist. In der Geschichte<br />

waren die Wyandot durch folgende Namen bezeichnet worden: Tionnontates, Etionontates, Tuinontatek,<br />

Dionondadies, Khionontaterrhonons und Petuneux oder Nation du Petun (Tabak-Nation). Sie bezeichnen sich selbst:<br />

When’-duht oder When’-dooht. Sie nahmen nie den Namen „Huronen“ an, der französischen Ursprungs ist. <strong>Die</strong><br />

Wyandot haben immer als der Rest der Huronen gegolten. Dass sie mit den Leuten zusammenhingen, die durch die<br />

Franzosen Hurons benannt wurden, steht außer Zweifel. Doch es gibt auch Recherchen, die besagen, dass die<br />

Wyandot genauer mit den Seneca zusammenhängen, als mit den alten Huronen. Verschiedene Mythen und<br />

Traditionen der Wyandot sind in der Region zwischen St. James Bay und der Küste von Labrador entstanden. <strong>Die</strong><br />

Seneca und die Wyandot haben immer eine Vetternbeziehung miteinander gehabt. Sie sagen, dass sie vor<br />

undenklichen Zeiten Nachbarn gewesen sind. Ihre Sprachen sind fast die selben, die der Dialekt einer älteren<br />

allgemeinen Muttersprache ist. Sie sind so fast gleich, wie es auch die Seneca- und Mohawkdialekte sind. <strong>Die</strong> zwei<br />

Stämme leben nebeneinander, und jeder kann die Sprache der anderen sprechen. Wann die Wyandot zum St.-Lorenz-<br />

Strom kamen, und wie lange sie dort blieben, kann heute nicht mehr festgestellt werden. Ihren Traditionen<br />

entsprechend gehörten sie zu denen, die CARTIER bei Hochelaga 1535 traf und Hochelaga war eine Senecastadt.<br />

<strong>Die</strong> Wyandot entfernten sich von den Niagara-Fällen und der Standort ist heute durch die kanadische Großstadt<br />

Toronto besetzt. Ihr Abzug von Niagara hatte zur Folge, dass die <strong>Irokesen</strong> ihren historischen Sitz erbten, der heute<br />

im Bundesstaat New York liegt. Der gegenwärtige Name der Stadt ist nur eine geringfügige Änderung des alten<br />

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Namens aus dem Wyandot To-run-to. Während die <strong>Irokesen</strong> weit nach Westen rückten, wurde es den Wyandot<br />

wegen der ehemaligen Kriege mit ihnen unbehaglich und sie verließen bald ihr Land in Toronto und wanderten<br />

nordwärts ab.<br />

<strong>Die</strong> unruhigen Zeiten in Kansas vor und während des Amerikanischen Bürgerkrieges waren für viele der<br />

Wyandot sehr hart. Sie verloren ihren Besitz und verarmten. Im Vertrag vom 23. Februar 1867 stellte die<br />

amerikanische Regierung für die Wyandot eine Reservation von zwanzigtausend Morgen Land am Neosho River, in<br />

Oklahoma, zur Verfügung. Sie fanden sich dort zusammen und nahmen ihre Stammes-Verhältnisse wieder auf. <strong>Die</strong><br />

meisten Wyandot werden heute dort gefunden.<br />

Religion<br />

Für die irokesischen Völker war die Religion, die sie in jeden Augenblick ihres Lebens miteinbezogen, äußerst<br />

wichtig. Sie unterschieden dabei göttliche Wesen wie den „Herrn des Lebens“, von dem alle guten Dinge kamen und<br />

seinen Bruder, den „Urheber alles Bösen“, die sich in einem ständige Kampf miteinander befanden. Der Mensch<br />

bestand bei den <strong>Irokesen</strong> aus drei wesentlichen Teilen, und zwar aus dem Körper, aus der Seele und aus seinem<br />

geistigen Wesen oder seinem Geist. Starb ein Angehöriger der <strong>Irokesen</strong>, so trat seine Seele das sogenannte<br />

Nachleben an, was bei Christen der Himmel ist. Sein Geist streifte in der Nähe des Begräbnisplatzes umher und<br />

nahm Anteil am Dasein der Lebenden. Kriegszüge konnten von einem großen Heer von Toten begleitet werden. Bei<br />

den Festmahlen der <strong>Irokesen</strong> war die Welt der Toten und Lebenden vereint und die Geister nahmen am Essen,<br />

Tanzen und Spielen teil.<br />

Orenda, ein geistiges Wesen, war die geistige Macht, die alle Dinge durchdrang und war geistige und göttliche<br />

Kraft, die alle Elemente der Welt miteinander verband. Es war etwa mit der Bezeichnung Manitu der Algonkin zu<br />

vergleichen. Durch Träume konnte ein Mann Orenda erleben und die Kraft verliehen bekommen, die er für das<br />

tägliche Leben und für heilige Dinge benötigte. Wenn ein Mann durch kraftvolle Träume viel von Orenda aufnahm,<br />

so konnte er Schamane werden und erhielt die Vollmacht Kranke zu heilen. Genauso wichtig wie der Schamane<br />

waren die Männer, die sich mit Falschgesichtern beschäftigten. Falschgesichter waren schreckliche Gesichter ohne<br />

Körper, denen man im Wald begegnen konnte und mit schlimmen Krankheiten angesteckt werden konnte. <strong>Die</strong><br />

Mitglieder der Falschgesichter-Gesellschaft brachen in einer Zeremonie, bei der sie hölzerne Masken trugen, den<br />

Bann. Schamanen hatten magische Kräfte und Priester mussten eine Ausbildung absolvieren.<br />

Bei den <strong>Irokesen</strong> gab es sowohl Priester als auch Schamanen. Das große Neujahrsfest im Monat Diagona, dem<br />

zweiten Vollmond, im späten Januar oder Anfang Februar, war das bedeutendste Fest der <strong>Irokesen</strong> überhaupt. Der<br />

Winter starb und es näherte sich die Zeit, in der der Herr des Lebens den Frühling wieder brachte, zweitens<br />

verhinderte er die Ankunft seines bösen Bruders. Um dem Herrn des Lebens zu helfen, dauerte das Ritual mehrere<br />

Tage. Am Anfang wurden alle alten Feuer gelöscht und neue entfacht. Es gab viele Reinigungsbräuche, zahlreiche<br />

Gebete und es wurde dargestellt, wie zu Beginn der Welt der Herr des Lebens und die Kräfte des Bösen um den<br />

Frühling, das grüne Wachstum und alle guten Dinge kämpften. Der Herr des Guten siegte. Während der Festtage<br />

erzählte man über seine Träume, wer es wollte auch öffentlich. Es gab ausgebildete Männer, die die Träume<br />

analysierten und gaben Auskunft wie man sich entsprechend des Geträumten verhalten sollte. Im Verlauf der<br />

Zeremonien gaben die Matronen, die Klanmütter, die die Häupter der Langhäuser waren, Männern neue Namen,<br />

wenn er ihn verdiente. Es gab Ritualtänze, Tänze zum Vergnügen und Spiele. Interessant an diesem Fest war, dass es<br />

mitten im Winter stattfand und somit den Namen „Midwinter Festival“ trug.<br />

<strong>Die</strong> Medizinbünde der <strong>Irokesen</strong><br />

Ein besonderes kulturelles Merkmal der Hodénosaunee sind ihre Medizinbünde. Es gibt keine frühen <strong>Bericht</strong>e, die<br />

konkrete Hinweise auf die Existenz von Medizinbünden liefern können. Aussagen von Jesuiten, welche bei den<br />

<strong>Irokesen</strong> gelebt hatten, deuteten aber doch immer wieder auf Geschehnisse hin, welche eine Existenz der<br />

Medizinbünde im 17. Jahrhundert vermuten lassen. Ob diese allerdings bereits damals noch andere Funktionen<br />

erfüllten als nur die Krankenheilung, ist ungewiss. Erst mit den Reformbemühungen durch HANDSOME LAKE, einem<br />

Propheten der Seneca, erhalten wir Gewissheit über das Bestehen von solchen Bünden.<br />

HANDSOME LAKE gründete 1799 die Langhausreligion, eine Religion, die eine Mischung aus der traditionellen<br />

irokesischen Religion und der christlichen Lehre, wie sie von den Missionaren ihnen überbracht wurde, war. <strong>Die</strong><br />

Medizinbünde waren dem Propheten ein Dorn im Auge, da sie die konservative irokesische Lehre verkörperten und<br />

nicht in die neue Lebensart passten. Deshalb verbot HANDSOME LAKE die Medizinbünde. <strong>Die</strong> Sacheme der Bünde<br />

weigerten sich jedoch, die Gesellschaften aufzulösen, und so führten sie diese im Geheimen weiter. <strong>Die</strong> Riten der<br />

Bünde wurden einige Jahre lang an versteckten Plätzen abgehalten. Den Mitgliedern der Medizinbünde gelang es<br />

erstaunlicherweise geschickt, die Existenz ihrer Bünde nicht nur vor der amerikanischen Öffentlichkeit, sondern<br />

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ebenso vor ihren Stammesgenossen geheim zu halten. Sogar bekannte Wissenschaftler wie beispielsweise LEWIS<br />

HENRY MORGAN (1818–1881) glaubten, dass diese Bünde nicht mehr existierten. Obwohl die Anhänger der „Neuen<br />

Religion“ von den christlichen Missionaren unterstützt wurden, gelang es ihnen nicht, die Medizinbünde auszurotten.<br />

Nach dem Tod HANDSOME LAKES wurden die Medizinbünde allerdings wieder erlaubt. <strong>Die</strong> Bünde änderten sich<br />

insofern, als sie gewisse esoterische Rituale nicht mehr in der Öffentlichkeit abhielten; und so wurden die<br />

Medizinbünde langsam in die „Neue Religion“ integriert. In der Folge erlebten die Bünde gewissermaßen sogar eine<br />

Renaissance.<br />

Nach 1850 begann sich der Einfluss der Weißen immer stärker auszuwirken, und mit ihnen bot sich auch eine<br />

Alternative bei der Krankenheilung an. Immer mehr <strong>Irokesen</strong> wandten sich bei einer Erkrankung an die Weißen<br />

anstatt an die Medizinbünde. <strong>Die</strong> Anhänger von HANDSOME LAKE wie auch die Mitglieder der Bünde verhielten sich<br />

in der Folge eher konservativ und distanzierten sich somit von den Anhängern der christlichen Religion, deren<br />

Bestreben es seit dem 20. Jahrhundert war, sich in der amerikanischen Gesellschaft zu assimilieren. <strong>Die</strong><br />

konservativeren <strong>Irokesen</strong> hingegen versuchten ihre indianischen Traditionen weiterhin zu pflegen. Daher findet man<br />

die Medizinbünde heute vor allem in den Siedlungen der Seneca, Onondaga und Cayuga. <strong>Die</strong> Mitte des 20.<br />

Jahrhunderts beschrieb das Ende einer Epoche, wo bei der Krankenheilung eine oder mehrere Personen im<br />

Vordergrund standen. Stattdessen trat nun aber ein Gebäude, nämlich das Krankenhaus in den Vordergrund.<br />

Fühlte sich ein Irokese nicht wohl, suchte er einen Kräuterdoktor auf. Konnte dieser ihm nicht helfen, so fragten<br />

die Verwandten des Patienten einen Seher um Rat. <strong>Die</strong>ser nannte ihnen dann die Namen der Zeremonien, die der<br />

kranken Person helfen könnten. Manchmal waren mehrere Zeremonien nötig. Als letzter Versuch wurde der<br />

Hexendoktor um Hilfe gebeten. <strong>Die</strong>s war der eigentliche Hauptzweck der Bünde, jedoch nicht der einzige. Ein sehr<br />

großer Stellenwert kam auch der Prävention zu. Jeder Bund kannte Zeremonien – bestehend aus Liedern und Tänzen<br />

– bei denen die Götter und Geister besänftigt werden sollten. Eine weitere Funktion der Geheimbünde nebst der<br />

Heilung und dem Schutz war das Wahren der alten Stammessitten. <strong>Die</strong>s erklärt den eher konservativen Charakter der<br />

Mitglieder von Medizinbünden. Als Viertes ist die Integration zu erwähnen. Besiegten die <strong>Irokesen</strong> einen feindlichen<br />

Stamm, so wurde dieser in die eigene Bevölkerung aufgenommen. Das Bundwesen trug viel zur Integration dieser<br />

Menschen in die irokesische Kultur bei.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> kennen neben den geheimen Medizinbünden auch Bünde, die zwar nach dem gleichen Muster wie<br />

die Medizinbünde gebildet wurden, die aber anderen Zwecken dienten. Als Beispiel kann man hier die „Agrarbünde“<br />

anführen, deren Riten dem Wachstum der Anbaupflanzen wie Mais, Bohnen und Kürbis dienlich waren. Solche<br />

Vereinigungen konnten aber ebenso auch Heilungen vornehmen. <strong>Die</strong> Riten dieser Bünde waren sowohl bei der<br />

Aussaat als auch bei der Ernte von Feldfrüchten und Gemüse äußerst wichtig.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> kennen insgesamt fünf jährliche Feste, bei denen die Zeremonien der Medizinbünde durchgeführt<br />

wurden. Über die verschiedenen Medizinbünde herrscht jedoch keine Einigkeit in der Literatur. Eine genaue Anzahl<br />

der Bünde kann nicht genannt werden, da alte Bünde verschwanden oder unter einem neuen Namen<br />

weiterexistierten, und andere Bünde neu entstanden. <strong>Die</strong>s betrifft vor allem kleinere, lokal existierende Bünde.<br />

Zu den Medizinbünden der <strong>Irokesen</strong> gehören die Maskenbünde. <strong>Die</strong> Masken dieser Maskenbünde sind aus Holz<br />

geschnitzt und stellen oft menschenähnliche Wesen mit markanten Zügen dar. Nebst dem Bund der Falschgesichter<br />

verwenden auch der Bund der Maisstrohgesichter, der Bund der Medizinmänner und der Bund der mystischen Tiere<br />

Masken. Der Zweck all dieser Masken ist nicht, etwas zu verbergen, sondern vielmehr um mythologische Gestalten<br />

zu porträtieren. Der Träger der Maske benimmt sich so, als ob er die bestimmte übernatürliche Person selbst sei.<br />

Erzählungen nach trafen Jäger der <strong>Irokesen</strong> bei ihren Reisen hin und wieder quasimenschliche Wesen, welche in den<br />

Wäldern von Baum zu Baum huschten. Manchmal erschienen sie als körperlose Köpfe mit langen Haaren. Sie<br />

verlangten von den Jägern indianischen Tabak sowie Maismus. <strong>Die</strong>se Wesen mit dem süßsauren Lächeln und den<br />

gebrochenen Nasen nannten die Seneca Great defender, die Onondaga hingegen The great humpbacked one. <strong>Die</strong><br />

Wesen erschienen nur wenigen Indianern. Doch sie sind in den Mythen wohlbekannt. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> versuchen diese<br />

quasimenschlichen Wesen mit ihren Masken und den dazugehörigen Zeremonien zu imitieren. <strong>Die</strong> Masken haben oft<br />

tiefliegende Augen und eine überdimensional große Nase. Der Mund kann sehr verschieden sein. Einmal wird er zu<br />

einem Grinsen geformt ein andermal zu einer Grimasse. Manchmal sind Zähne zu sehen, ein andermal eine Zunge.<br />

<strong>Die</strong> Masken sind üblicherweise rot oder schwarz bemalt.<br />

Als ein weiterer Maskenbund der <strong>Irokesen</strong> sind die Falschgesichter zu nennen. <strong>Die</strong>s war wohl der bekannteste<br />

Medizinbund der <strong>Irokesen</strong>. Es gibt verschiedene Bezeichnungen für die „Hölzernen Masken“. <strong>Die</strong> üblichste ist<br />

„Falschgesichter“, die Seneca und die Mohawk nennen sie einfach „Gesichter“, die Onondaga dagegen „Buckel“<br />

oder „Buckliger“ (hunchback). Bei den <strong>Irokesen</strong> selbst ist dieser Bund unter dem Namen Jadigon’sa shono bekannt.<br />

Der Falschgesichterbund tritt vor allem bei der sogenannten Midwinter-Zeremonie in Aktion. Ansonsten werden<br />

die Mitglieder dieses Bundes immer dann aktiv, wenn sie gerufen werden, um einen kranken Menschen zu heilen.<br />

Um Mitglied im Bund der Falschgesichter zu werden, bedarf es eines Mittlers, der Interessierte einführt. Klagte<br />

jemand über Kopf-, Schulter- oder Gelenkleiden, so sucht man auch den Bund der Falschgesichter auf. Man spricht<br />

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den Masken aber auch die Kraft zu, das Anschwellen des Kopfes, Zahnschmerzen, brennende Augen, Nasenbluten,<br />

ein wundes Kinn oder Ohrenschmerzen heilen, aber auch verursachen zu können. <strong>Die</strong> Gesichter des Waldes nehmen<br />

für sich in Anspruch, Krankheiten kontrollieren und heilen zu können. Sie instruieren die Träumer, was es brauchte,<br />

damit ihnen die Gesichter helfen. Sie sollen Gesichter schnitzen, die ihnen gleichen. Dann sollen sie ein Fest<br />

machen, bei dem sie indianischen Tabak verbrennen und Lieder singen. <strong>Die</strong> Tänzer sollen Schildkrötenrasseln<br />

tragen. <strong>Die</strong> Falschgesichter führen Heilungsrituale mit einer bestimmten Sorte von Holzmasken durch. Zur<br />

Zeremonie gehören normalerweise eine Nacherzählung des Mythos des Medizinbundes, eine Anrufung der Geister<br />

durch Verbrennung von Tabak, dann das Hauptritual, bei dem die Mitglieder des Bundes durch die Häuser ziehen,<br />

um Krankheiten aufzuspüren, und schließlich ein Festmahl.<br />

Neben den Ritualmasken verwenden die zelebrierenden Angehörigen des Bundes Rasseln aus den Panzern von<br />

Schildkröten, die einen Hinweis auf das Weltbild der <strong>Irokesen</strong> darstellen, der zufolge die Welt auf dem Rücken einer<br />

riesigen Schildkröte ruht. <strong>Die</strong> Ankunft der Maskenträger der Falschgesichter wird durch Maisstrohgesichter<br />

angekündigt, die selbst Masken aus Maiskolbenhüllen tragen. Finden die Heiler bei ihrem Rundgang einen Kranken,<br />

beginnt ein Heilungsritual, bei dem gesungen und wiederum Tabak verbrannt wird. <strong>Die</strong> Asche wird danach über die<br />

erkrankte Person geblasen. Bei einer anschließenden Zusammenkunft der Stammesgemeinschaft im traditionellen<br />

Langhaus können Anwesende um die Behandlung ihrer Leiden bitten. Das Ritual endet mit Tanz, dem Verstreuen<br />

weiterer Tabakasche und einem abschließenden Gelage. Feste Zeiten für die Abhaltung des Heilrituals sind Frühjahr,<br />

Herbst und mitten im Winter. Darüber hinaus kann es auch auf die Bitte eines Kranken hin durchgeführt werden.<br />

<strong>Die</strong> Masken, die der Gesellschaft ihren Namen geben, werden vorzugsweise aus dem Holz der Schwarzlinde<br />

(Tilia americana) geschnitzt, aber auch andere Holzsorten kommen häufig vor. Sie wurden früher direkt am Baum<br />

gefertigt und erst bei ihrer Vollendung aus diesem herausgeschnitten, ohne dass dieser danach einging. Der Baum<br />

wurde in einem spirituellen Prozess ausgewählt, bei dem der Künstler so lange umherwanderte, bis ihn nach<br />

irokesischer Vorstellung ein Geist zum richtigen Baum führte. Der Geist inspirierte auch die konkreten Merkmale<br />

der Ausgestaltung der Maske, die letztendlich eine Repräsentation dieses Wesens sein sollte. <strong>Die</strong> Gestaltung der<br />

Masken weist eine weite Bandbreite auf, bestimmte Merkmale sind jedoch den meisten gemeinsam. So sind die<br />

meisten von ihnen mit langen, schwarzen oder weißen Pferdehaaren geschmückt. Vor der Einführung von Pferden<br />

durch die Europäer waren stattdessen Büffelhaare oder Hüllen von Maiskolben üblich. <strong>Die</strong> Augen sind tiefliegend<br />

und werden durch Metallbeschläge noch extra betont. Außerdem verfügen die Masken häufig über lange und<br />

krumme Nasen, oft regelrechte Hakennasen. Aber die Gesichtsmerkmale sind sehr unterschiedlich. <strong>Die</strong> Bemalung<br />

erfolgt mit roter und schwarzer Farbe: Rote Masken werden am Morgen begonnen, während die Arbeit an schwarzen<br />

Masken am Nachmittag beginnt. Letztere werden als weniger mächtig erachtet. In beiden Farben bemalte Masken<br />

repräsentieren Geister mit sogenannten „geteilten Körpern“. Während früher die Bemalung allgemein farbenfroher<br />

war, herrschen heute weithin rote Masken vor. <strong>Die</strong> Rolle, in der die Maske verwendet wurde oder heute noch wird,<br />

ist sogar von größerer Wichtigkeit als ihre Form. So nimmt das Tanzen, das Handeln des Trägers allgemein eine<br />

zentrale Position ein. Das Gelingen einer Zeremonie hängt weitgehend vom Talent der Maskenträger ab. Es ist sehr<br />

wichtig, dass sie gut tanzen und sich gut darstellen können.<br />

Traditionalisten lehnen die Bezeichnung als Masken ganz ab, da es sich ihrer Meinung nach um lebende<br />

Verkörperungen von Geistern handle und nicht um bloße Objekte. Dementsprechend werden die Masken auch<br />

behandelt und mit Tabak „ernährt“. Stirbt ein Mitglied des Falschgesichterbundes, so vermacht er seine Maske<br />

seinen Kindern. Ist er jedoch kinderlos, so kann er verlangen, dass seine Maske mit ihm begraben wird.<br />

In der jüngeren Zeit sind die Masken ein recht umstrittenes Thema geworden, seitdem stammesangehörige<br />

Kunsthandwerker Ritualmasken herstellen, um sie als Souvenirs an Touristen und Sammler zu verkaufen. <strong>Die</strong><br />

Führung der <strong>Irokesen</strong> reagierte auf diese als Kommerzialisierung der Tradition empfundene Entwicklung mit der<br />

Verabschiedung einer Resolution gegen den Verkauf der heiligen Masken. Sie bitten darin auch Sammler und<br />

Museen, bereits erworbene Masken zurückzugeben.<br />

<strong>Die</strong> übrigen spezifischen Gegenstände der Gesellschaft beziehen sich auf die irokesische Legende. Sie bestehen<br />

aus den Masken, den Schildkrötenrasseln, den Rindenrasseln, einem Pfahl, an dem eine Maisstrohmaske befestigt ist,<br />

einem kleinen hölzernen Falschgesicht, einer kleinen Schildkrötenrassel und einem Tabakkorb. <strong>Die</strong> Überlieferung<br />

der <strong>Irokesen</strong> führt die Tradition des Medizinbundes einer Legende zufolge auf den „Geistermedizinmann“ zurück,<br />

dem für seine Liebe zu allen Wesen Heilkräfte verliehen waren und der mit einem Fremden in einen Wettstreit tritt.<br />

In verschiedenen Versionen dieser Legende tritt eine Schöpfergottheit an die Stelle des Geistermedizinmanns,<br />

während der Fremde Namen wie „Falsches Gesicht“ oder „das Große Gesicht“ trägt. <strong>Die</strong>se Legende ist jedoch nicht<br />

die einzige; die Seneca kennen zwei, welche den Ursprung der Gesellschaft erklären, die Mohawk kennen sogar<br />

deren drei. <strong>Die</strong>se Geschichten erklären den Ursprung der verschiedenen Klassen der Masken.<br />

Über das Alter der Gesellschaft streiten sich die Experten. Es gibt tatsächlich nur wenige frühe <strong>Bericht</strong>e über die<br />

Kultur der <strong>Irokesen</strong>. Trotzdem ist ein früher Ursprung der Gesellschaft nicht ausgeschlossen, zumal deren<br />

Zeremonien meist geheim abgehalten wurden. Ein weiteres Indiz, das für eine frühe Existenz dieses Bundes spricht,<br />

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sind die Funde von steinernen Töpfen und Pfeifen, auf denen Gesichter gehauen worden waren, die den<br />

Falschgesichtern gleichen. <strong>Die</strong> Literatur erwähnt die Falschgesichter erstmals 1851 durch LEWIS HENRY MORGAN.<br />

Zusammen mit dem Bund der Falschgesichter gehören die Maisstrohgesichter zu den berühmtesten Bünden. Sie<br />

haben ihre eigene Tabak-Beschwörung, ein eigenes Medizinlied und ihre eigenen Tänze. Und sie haben die Macht zu<br />

heilen. <strong>Die</strong> Strohmasken (husk-faces) werden auch „buschige Köpfe“ (bushy-heads) genannt. <strong>Die</strong>se repräsentieren<br />

andere, an die Erde gebundene, übernatürliche Wesen, die mit der Menschheit einen Pakt geschlossen haben. Sie<br />

zeigten den Menschen die Kunst der Jagd und der Landwirtschaft. <strong>Die</strong> Führer dieser lose organisierten Gesellschaft<br />

agierten als Wasserärzte. Sie bemühten sich, Kranke zu heilen, indem sie diese mit Wasser besprengten. Zwei<br />

Maisstrohgesichter betätigen sich bei den Midwinter-Langhaus-Zeremonien für die Falschgesichter als Türhüter. <strong>Die</strong><br />

Strohmasken können etwas bösartig als Türmatten beschrieben werden. Der einzige Unterschied besteht darin, dass<br />

die Masken Augen- und Mundlöcher haben. Und es werden noch Haare befestigt.<br />

Der Legende nach sind die Strohgesichter ein Bauernvolk, das in einer Schlucht auf der anderen Seite der Erde<br />

lebt. Einmal jährlich besuchen sie die Langhäuser der Seneca für zwei Nächte. <strong>Die</strong>s geschieht während der<br />

Midwinter-Zeremonie. Wenn sie kommen, stoppen sie die Tänze und kidnappen einen Häuptling als Dolmetscher.<br />

Als Boten der drei Schwestern, der Bohnen, des Maises und der Kürbisse, besitzen sie eine große Macht.<br />

Auch der Bund der Medizinmänner ist ein Maskenbund der <strong>Irokesen</strong>. Er wird nur in einigen Quellen erwähnt.<br />

<strong>Die</strong>se bezeichnen ihn aber als einen der wichtigsten Bünde überhaupt. <strong>Die</strong>ser Bund trägt auch den Namen „Shake the<br />

Pumpkin“. Bei den Masken soll es sich nicht um Falschgesichtermasken handeln<br />

Zu den Medizinbünden der <strong>Irokesen</strong> gehören weiterhin die mystischen Tiere. <strong>Die</strong> Bünde dieser Gruppe<br />

versuchten den guten Willen der „Medizintiere“ (Totemtiere) zu erhalten. Gemäß ihrer Tradition traten die Tiere<br />

gemeinsam mit den Mitgliedern in die Gesellschaft ein. Sie zeigten den Menschen, welche Zeremonien sie mögen.<br />

Führten die Menschen die Zeremonien korrekt durch, so würden die Medizintiere weiterhin zu ihren <strong>Die</strong>nsten stehen.<br />

Sie heilen Krankheiten, lindern Schmerzen und verschieben Naturkatastrophen an andere Orte. Jedes Mitglied der<br />

Gesellschaft hat sein eigenes Lied, das es in der Zeremonie singt. <strong>Die</strong> Länge der Zeremonie entspricht also der<br />

Anzahl der Mitglieder. Tritt ein neues Mitglied in die Gesellschaft ein, erhält es eine Kürbisrassel und ein Lied.<br />

<strong>Die</strong>se Dinge muss es mit Vorsicht behandeln. Es darf das Lied nicht vergessen und die Rassel nicht verlieren. Es gibt<br />

zwei führende Sänger, welche das Tanzlied singen. Während dieses Liedes nimmt der Medizinmann einen<br />

glühendheißen Stein vom Hüttenfeuer. Er wirft sich den Stein von einer Hand in die andere. Er demonstriert, dass er<br />

durch die geschnitzte Holzmaske, die keine Augenlöcher hat, sehen kann, indem er verschiedene Dinge in der Hütte<br />

findet. Und er beeindruckt die Anwesenden, indem er eine Puppe zum Leben erweckt oder mit anderen<br />

geheimnisvollen Handlungen.<br />

Es wird erzählt, dass die Seneca diesen Bund von den Wyandot übernommen haben. Zum Schluss der Zeremonie<br />

verschlingen die Mitglieder einen Schweinekopf, indem sie ihm das Fleisch mit den Zähnen vom Kopf reißen.<br />

Früher verwendeten sie einen Hirschkopf. Bei der Zeremonie werden drei Masken verwendet: die Maske des<br />

Beschwörers (Conjurer’s Mask), die duale Geistermaske (Dual-spirit’s mask) und die Hexenmaske (Witch mask).<br />

<strong>Die</strong> Masken werden nie in den Riten des Falschgesichterbundes angewandt. Dessen Masken unterscheiden sich von<br />

den drei oben genannten durch die metallischen Augen.<br />

Zu den mystischen Tieren zählt der Otter-Bund, der aus Frauen besteht, welche Otter und andere Wassertiere, die<br />

Einfluss auf Gesundheit, Glück und Schicksal haben sollen, besänftigen wollen. Der Otter gilt als „Häuptling“ der<br />

Wassertiere. Er wird deshalb als sehr mächtig angesehen. <strong>Die</strong> Mitglieder dieses Bundes kommen an öffentlichen<br />

Festen zum Zuge. Nach der Tabakwerf-Zeremonie beginnen die drei Amtsträgerinnen, mit einer langen Maishülse<br />

alle mit Wasser zu bespritzen, denen sie begegnen. <strong>Die</strong> Frauen spritzen so lange, bis jemand den Wassereimer packt<br />

und den Inhalt über den Kopf der Frau wirft. Gerade während der Midwinter-Zeremonie geschieht es noch häufig,<br />

dass das Wasser dann gefriert. <strong>Die</strong> Frauen, welche als vom Otter-Geist besessen gelten, spüren jedoch nichts. <strong>Die</strong><br />

Pfeife des Otters beendet die Zeremonie. <strong>Die</strong> Frauen behaupten anschließend, dass sie nicht gewusst hätten, was sie<br />

getan haben, denn sie seien vom Otter-Geist erfasst gewesen. <strong>Die</strong> Otter-Gesellschaft kennt weder Lieder noch Tänze.<br />

Ihre Zeremonie dient einzig dazu, den Wassertieren zu danken und deren Wohlwollen zu erlangen.<br />

Auch der Adler-Bund ist ein Medizinbund des Volkes der <strong>Irokesen</strong>, der zur Kategorie der mystischen Tiere<br />

gehört. Das Ritual dieser Gesellschaft besteht aus zehn Liedern und einem Tanz. Jedes teilnehmende Mitglied malt<br />

sich auf jede Wange einen runden roten Punkt. Nur Mitglieder können an der Zeremonie teilnehmen. <strong>Die</strong> Zeremonie<br />

wird zusammen mit dem Great Feather Tanz als die heiligste aller Zeremonien betrachtet. Es wird geglaubt, dass die<br />

Lieder des Adler-Bundes die größten Zauberkräfte enthielten. Erzählungen machen die Runde, wonach mit dieser<br />

Zeremonie Tote auferweckt werden können, vor allem diejenigen, die an Krankheiten oder im hohen Alter gestorben<br />

sind. <strong>Die</strong>s darum, weil der Tauadler (Dew Eagle), zu dem sich die Gesellschaft angehörig fühlt, der Wiederbeleber<br />

von verwelkten Dingen ist.<br />

Man kann die Mitgliedschaft durch einen Traum erhalten oder indem man durch eine Krankheit die Riten erfährt.<br />

Während der Zeremonie tanzen und singen die Mitglieder bis zur völligen Erschöpfung. Anschließend wird durch<br />

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ein beliebiges Mitglied eine Rede gehalten. Danach präsentiert der Redner derjenigen Person, für welche er die Rede<br />

gehalten hat, ein Geschenk in Form von Geld, Tabak oder Brot. Früher galt der Brauch, dass etwas geschenkt werden<br />

muss, das die Vögel zu essen begehren. Nach der Zeremonie wird ein Schweinekopf gegessen. Früher verwendete<br />

man Bären- oder Hirschköpfe.<br />

Zu den mystischen Tieren gehört auch der Bären-Bund. Das Ritual des Bären-Bundes besteht aus 20 Liedern und<br />

einem Tanz. <strong>Die</strong> Zeremonie wird eröffnet, indem die Teilnehmer den Geistern der Bären Tabak anbieten. <strong>Die</strong><br />

höchste Amtsträgerin der Gesellschaft ist eine Frau. Das Symbol der Mitgliedschaft ist ein schwarzer Streifen, der<br />

diagonal auf die rechte Wange gemalt wird. Das Ziel der Gesellschaft ist es, Krankheiten zu heilen indem die<br />

Mitglieder tanzen und singen. Hauptsächlich Fieber und Rheuma sollen geheilt werden. Bei einer Heilzeremonie<br />

bläst die führende Frau auf den Kopf des Patienten.<br />

Ein anderer Bund der mystischen Tiere ist der Büffel-Bund. <strong>Die</strong> Tänzer dieser Gesellschaft imitieren die<br />

Bewegungen der Büffel. Sie benützen dazu die Wassertrommel und die Hornrassel. Ein wichtiges Element der<br />

Zeremonie ist der Büffelpudding, der den Schlamm, in dem die Büffel umherstampfen, nachahmen soll. Mit der<br />

Zeremonie sollen Krankheiten „weggestampft“ werden<br />

Der Bund der Totensänger ist ein weiterer Medizinbund der <strong>Irokesen</strong>. <strong>Die</strong> Zeremonie des Bundes der<br />

Totensänger wird für jedes Mitglied durchgeführt, das von dem rastlosen Geist eines früheren Mitgliedes, eines<br />

Freundes oder eines Verwandten träumt. Während der Zeremonie werden Lieder gesungen, und die große<br />

Wassertrommel wird geschlagen. Dazu gibt es ein Festessen, um die hungrigen Geister, welche noch an die Erde<br />

gebunden sind, zu befriedigen. Der Wahrsager dieser Gruppe kann die Identität des unbekannten Geistes, welcher<br />

den Traum des Mitgliedes stört, herausfinden. Durch böse Geister hervorgerufene Krankheiten können mit dieser<br />

Zeremonie entkräftet werden. <strong>Die</strong> führende Amtsträgerin ist eine Frau.<br />

Der Kleine-Wasser-Bund ist der vermutlich bestorganisierte Bund der <strong>Irokesen</strong>. So gibt es verschiedenste<br />

Amtsträger, die klar hierarchisiert sind. <strong>Die</strong>se hierarchische Struktur der Amtsträger ist ein typisches Merkmal der<br />

irokesischen Medizinbünde. Sie trifft in dieser oder ähnlicher Weise bei den meisten Bünden zu. Eine detailliertere<br />

Beschreibung der Aufgaben der Amtsträger ist leider den Quellen nicht zu entnehmen. Es werden pro Jahr vier<br />

Treffen abgehalten, wobei bei dreien ein sogenannter Nachtgesang (Ganoda) gesungen wird. <strong>Die</strong> Gesellschaft hat<br />

den Zweck, die Stärke der geheimen Medizin, als little-water powder bekannt, zu bewahren. <strong>Die</strong> Treffen sind<br />

Gelegenheiten, soziale Beziehungen zu unterhalten und Streitigkeiten aus dem Weg zu räumen. Es ist gegen die<br />

Regeln, Mitglieder zuzulassen, die miteinander Streitigkeiten haben und nicht bereit sind, sie aus dem Weg zu<br />

räumen.<br />

Der Zwergen-Bund ist ein weiterer Medizinbund der <strong>Irokesen</strong>. <strong>Die</strong> Riten des Zwergen-Bundes gehören der<br />

Religion des little folk an, dessen guten Willen alle Eingeborenen suchen. <strong>Die</strong> Zwerge gelten als sehr mächtig. Sie<br />

verlangen uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Andernfalls werden diejenigen, die sie ablehnen, bestraft. <strong>Die</strong><br />

Gesellschaft singt für alle übernatürlichen Wesen und magischen Tiere.<br />

<strong>Die</strong> Schwestern des Dioheko sind ein Medizinbund der <strong>Irokesen</strong>, dessen Pflicht es ist, den Geistern des Maises,<br />

der Bohnen und des Kürbisses zu danken. <strong>Die</strong> Zeremonie kennt ein Lied und einen Marsch, aber keinen Tanz. <strong>Die</strong><br />

Legende erzählt, dass die ganze Gesellschaft in der zweiten Hälfte des siebzehnten Jahrhunderts von den Cherokee<br />

gefangen worden ist und den Ohio River hinunter gebracht wurde. Zwei Männer wurden als Eskorte durch die<br />

Wälder eingesetzt. <strong>Die</strong>se Legende versucht der Bund mit ihrem Fußmarsch nachzuahmen. Zum Ende der Zeremonie<br />

wird ein Lied gesungen. <strong>Die</strong> Zeremonie wird normalerweise einmal pro Jahr abgehalten. <strong>Die</strong> Rassel dieser<br />

Gesellschaft wird aus der Schale der Landschildkröte gemacht.<br />

Um Mitglied eines Bundes zu werden, musste man entweder von diesem geheilt worden sein, oder man muss<br />

geträumt haben, Mitglied dieses Bundes zu werden. Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, Mitglied eines Bundes<br />

zu werden, nämlich durch Vererbung und durch Hysterie. <strong>Die</strong> Initiation durch Vererbung erfolgt, wenn eine<br />

entsprechende Traumvisionserfahrung durch die Erzählungen der Eltern gegeben wird. <strong>Die</strong> vierte<br />

Eintrittsmöglichkeit erfolgt beispielsweise, wenn ein Zuschauer eines öffentlichen Rituals in ein Stadium der<br />

Besessenheit oder der Hysterie fällt. Aus diesem Stadium kann er nur wieder gerettet werden, wenn man dieses<br />

Ritual über ihm abhält. Besonders beim Falschgesichterbund, beim Bärenbund und beim Bisonbund spricht man von<br />

dieser Möglichkeit des Eintritts. Aber auch bei Mitgliedschaften durch Vererbung, Krankheit oder Hysterie spielt der<br />

Traum eine wesentliche Rolle, so dass eine Initiation eigentlich immer durch einen Traum begründet wird. Träume<br />

und Visionen nehmen im Leben der <strong>Irokesen</strong> eine zentrale Rolle ein. So nehmen sie auch in Kultobjekten Gestalt an,<br />

beispielsweise in den Masken. Der Traum ist die Voraussetzung zur Erlangung eines persönlichen Schutzgeistes.<br />

<strong>Die</strong>ser soll dem Besitzer bei Krankheiten, bei der Aufnahme in einen Geheimbund und allgemein bei der Meisterung<br />

des Lebens hilfreich zur Seite stehen. So erlaubte der Traum von einem bestimmten Tier die Aufnahme in einen<br />

Geheimbund.<br />

Eine zweite Möglichkeit, einem Bund beizutreten, eröffnete sich einem <strong>Irokesen</strong>, wenn er von einem<br />

Medizinmann von einer schweren Krankheit befreit worden ist. Es bestand sogar die Pflicht, dem entsprechenden<br />

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Bund beizutreten, weil man zwangsläufig die geheimen Heilriten kennen gelernt hatte. <strong>Die</strong>s tat man aber gerne,<br />

bedeutete die Aufnahme doch Schutz durch die Bunddoktoren. <strong>Die</strong> einzige Bedingung war Verschwiegenheit und<br />

regelmäßige Teilnahme an den Bunderneuerungsriten, die mindestens einmal pro Jahr durchgeführt werden. Nahm<br />

man nicht teil, konnte sich die Energie ins Negative wandeln und dem Betreffenden Schaden zufügen. Prinzipiell<br />

kann man feststellen, dass man automatisch ein Mitglied eines Bundes wurde, wenn man Augenzeuge eines Rituals<br />

wurde. Dabei spielte es keine Rolle, ob man freiwillig oder unfreiwillig Zeuge dieses Rituals wurde. Fortan musste<br />

man mindestens einmal pro Jahr an den Erneuerungsriten teilnehmen. Andernfalls würde man krank werden oder<br />

anderes Unglück auf sich herabbeschwören.<br />

Genauso wie man Mitglied eines Bundes werden kann, indem man von ihm träumt, so konnte man wieder<br />

austreten, wenn man einen entsprechenden Traum hatte.<br />

Alle aufgezählten Gesellschaften sind eigentlich viel eher Organisationen, da sie permanente Amtsträger für die<br />

verschiedenen Bestandteile ihrer Riten haben, da sie ausführende Offiziere haben und da sie bestimmte Objekte<br />

haben, die ganz spezifischen Zielen dienen. Dazu kommt, dass jene, die nicht eine Art Initiationsritus gemacht<br />

haben, keinen Zutritt zu ihren Zeremonien haben. <strong>Die</strong> Ursprünge der Riten werden in Legenden erklärt. Es wird den<br />

Mitgliedern nicht erlaubt, die Bestandteile der Riten nach außen zu bringen. Sie dürfen nur in der entsprechenden<br />

Zeremonie angewandt werden.<br />

<strong>Die</strong> religiösen Riten der <strong>Irokesen</strong> erinnern an die Schamanen, auch wenn sie nicht von einzelnen Menschen,<br />

sondern vielmehr von organisierten Gruppen zelebriert wurden. Es ist in Nordamerika ohnehin sehr schwierig, eine<br />

Grenze zwischen Schamanismus und Geheimbünden zu ziehen. <strong>Die</strong> schamanistischen Heilungsbünde sind wohl die<br />

dominantesten religiösen Formen vor dem Kontakt zu den Weißen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> glauben an die Existenz von guten und bösen Geistern. Den Guten wollen sie gefallen und die<br />

Bösen nicht verärgern. <strong>Die</strong> Guten helfen den Menschen nicht nur, sondern sind dauernd im Krieg mit den Bösen. Der<br />

Vorstellung der <strong>Irokesen</strong> zufolge lebt alles um sie herum: Tiere, Bäume, ja sogar Steine. Sie achten sehr darauf, den<br />

Tieren zuerst eine Erklärung zu liefern, bevor sie diese töten.<br />

<strong>Die</strong> Bünde trafen sich regelmäßig zu Zeremonien. <strong>Die</strong>se wurden entweder in einem privaten Haus oder aber in<br />

einem Langhaus abgehalten. Zu den meisten Bünden haben auch Frauen Zutritt. Bei einigen, wie zum Beispiel beim<br />

Zwergenbund oder beim Geisterbund, haben sogar ausschließlich Frauen Zutritt.<br />

<strong>Die</strong> meisten Bünde sind sehr alt und wurden über Jahrhunderte hinweg beinahe ohne Veränderungen<br />

weitergegeben. <strong>Die</strong> meisten Riten wurden von allen Mitgliedern zusammen gesungen. Auch nur die kleinste<br />

Veränderung eines Wortes wäre also sofort aufgefallen. Zum Teil enthielten die Riten archaische Wörter oder sogar<br />

ganze Sätze, die nicht mehr verstanden wurden von den Sängern.<br />

Jeder Bund hat eine Legende, welche die Riten erklärten. <strong>Die</strong> meisten dieser Legenden porträtieren den Gründer<br />

des Bundes als verlorenen Jäger, als verstoßenen Waisen oder ähnlichem. <strong>Die</strong> Gründer gerieten in starke<br />

Schwierigkeiten, sahen seltsame oder bekannte Tiere bei der Ausführung von Riten, sie wurden entdeckt, es wurde<br />

ihnen verziehen, sie wurden adoptiert und zum Schluss, nach langem Beobachten und Lernen und vielen Warnungen<br />

wurden sie zurück zu ihrem Volk geschickt, um dort die Geheimnisse der Riten zu lehren. <strong>Die</strong> meisten Legenden<br />

verhielten sich ungefähr nach diesem Muster.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> in der Gegenwart<br />

<strong>Die</strong> Zahl der <strong>Irokesen</strong>dörfer schwankte sehr in den unterschiedlichen Perioden der Geschichte und von Dekade zu<br />

Dekade. 1657 gab es ungefähr 24 Dörfer, aber, nachdem die Eroberung der Erie das gesamte Land vom Genesee<br />

River bis zur West-Wasserscheide des Erie-Sees in den Besitz der irokesischen Stämme gelangte, die danach<br />

Kolonien auf dem oberen Allegheny und Susquehanna und am Nordufer des Ontario-Sees errichteten, wurde 1750<br />

die Anzahl ihrer Dörfer auf ungefähr 50 geschätzt. <strong>Die</strong> Bevölkerung der <strong>Irokesen</strong> veränderte sich auch immer wieder<br />

in den unterschiedlichen Perioden. Ihre konstanten Kriege schwächten sie sehr. 1689 wurden sie auf 2.250 Krieger<br />

geschätzt, die durch Kriege, Krankheiten und Auswanderungen nach Kanada bis 1698 nur noch 1.230 Angehörige<br />

zählten. Abgesehen von den außerordentlichen Schätzungen einiger früher Verfasser ist es offensichtlich, dass die<br />

modernen <strong>Irokesen</strong>, anstatt sich zu verringern, weiter erhöht haben, und zur Zeit eine Anzahl erreicht haben, wie in<br />

keiner anderen Periode zuvor. Wegen der Lossagung der katholischen <strong>Irokesen</strong> und der Auslassung der Tuscarora<br />

von den Schätzungen war es unmöglich, eine genaue Aussage über die volle Stärke der <strong>Irokesen</strong> bis in neuere Zeiten<br />

zu erhalten. Über die Mitte des 17. Jahrhunderts sollten die Fünf Nationen ihren höchsten Punkt erreicht haben, und<br />

1677 und 1685 wurden sie auf ungefähr 16.000 geschätzt. 1689 wurden sie auf ungefähr 12.850 geschätzt, aber in<br />

den folgenden neun Jahren verloren sie mehr als die Hälfte durch Kriege und durch den Auszug nach Kanada. <strong>Die</strong><br />

genauesten Schätzungen für das 18. Jahrhundert gaben den Sechs Nationen und ihren Kolonien über 10.000 oder<br />

12.000 Seelen. 1774 wurden sie auf 10.000 bis 12.500 geschätzt. 1904 zählten sie ungefähr 16.100, einschließlich<br />

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mehr als 3.000 Mischlinge. 1905 gab es auch 366 Einheimische, die als Seneca in der Seneca-Schule in Oklahoma<br />

klassifiziert wurden.<br />

Nach dem Sieg der weißen Amerikaner wurden die <strong>Irokesen</strong> in enge Reservate zusammengedrängt, wo sie vor<br />

allem in Kanada ihre kulturellen Eigenarten einbüßten. 1847 wurden alle <strong>Irokesen</strong>, auch Männer, zum Ackerbau<br />

gezwungen und die Kernfamilie unter männlicher Führung zur ökonomischen Grundeinheit erklärt; 1869 verankerte<br />

ein Gesetz in Kanada die Patrilinearität der Stämme.<br />

<strong>Die</strong> Zahl der bis heute überlebenden <strong>Irokesen</strong> ist schwer zu schätzen. Von den wahrscheinlich etwa 75.000<br />

<strong>Irokesen</strong> leben heute die meisten in der kanadischen Provinz Ontario und im US-Bundesstaat New York. Andere<br />

<strong>Irokesen</strong> leben in der Provinz Quebec und in den Bundesstaaten Wisconsin und Oklahoma. Nur noch eine kleine<br />

Minderheit spricht eine der irokesischen Sprachen; darunter fallen die ungefähr 2.000 Mohawksprecher, die<br />

größtenteils im Reservat Kahnawake bei Montreal leben.<br />

Das beginnende 20. Jahrhundert sah die Häuptlinge und Krieger der <strong>Irokesen</strong> häufig in luftigen Höhen. Dank<br />

Schwindelfreiheit und Teamgeist fanden vor allem die Angehörigen der Mohawk im Stahlhochbau ihre Nische im<br />

Industriezeitalter. Es gibt keinen Wolkenkratzer in Chicago, Philadelphia oder New York, bei dessen Montage nicht<br />

<strong>Irokesen</strong> beteiligt waren. Noch heute ist der „Iroquois Steelworker“ ein unter Weißen wie Indianern sehr<br />

angesehener Beruf. Ist die Arbeit getan, gehen die Männer zurück in ihre kleinen Parzellen und nehmen wieder ihre<br />

traditionellen Rollen in der Langhaus-Gesellschaft ein. Manchmal reisen sie nach Europa, wobei sie nicht US-Pässe,<br />

sondern die ihrer Nation mitführen. <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> verweigern bis heute die amerikanische Staatsbürgerschaft. Immer<br />

wieder besuchen Delegierte die Menschenrechtskommission der UNO in Genf. Dort erzürnen sie mit ihrer<br />

Demonstration der ungebrochenen Souveränität die Regierungen von Kanada und den USA.<br />

Doch auf der Kontinuität der indianischen Kultur liegen Schatten: Mit Alkohol und christlichen Sekten haben<br />

sich auch Drogen und Glücksspiel neben dem Langhaus eingenistet und unter den Hodénosaunee zu neuen<br />

Spaltungen geführt. Der Sonderstatus des Reservats erlaubt Kasinos, obwohl die Gesetzgebung des Bundesstaates<br />

New York öffentliches Glücksspiel verbietet. Noch eine andere Sorge beschäftigt die Alten: Mit dem Schwinden der<br />

Sprache ist das Überleben der Kultur bedroht. Von den heute etwa 75.000 <strong>Irokesen</strong> sprechen nur noch etwa 5% eine<br />

der alten Sprachen. <strong>Die</strong> Jugendlichen erleben die Welt in Englisch. Selbst viele Eltern kennen die Sprache ihrer<br />

Ahnen nicht mehr.<br />

Auch ökologische Katastrophen machen vor dem Langhaus nicht halt. <strong>Die</strong> „Schildkröteninsel“, wie die <strong>Irokesen</strong><br />

den nordamerikanischen Kontinent seit jeher nennen, ist vergiftet. <strong>Die</strong> Schildkröten im Land der Mohawk haben<br />

durch nahegelegene Aluminiumfabriken einen so hohen PCB-Gehalt, dass ihr Fleisch als Sondermüll behandelt<br />

werden muss.<br />

<strong>Die</strong> Reservationen der <strong>Irokesen</strong> im Bundesstaat New York<br />

<strong>Die</strong> Onondaga-Nation: lebt etwa fünf Meilen südlich der Stadt Syracuse. <strong>Die</strong> 1.475 Menschen stellten auf der<br />

Reservation ihre alte Bezeichnung Hodénosaunee = Leute des langen Hauses bereits ein. <strong>Die</strong> Reservation hat eine<br />

Größe von etwa 7.300 Acres und beträgt damit etwa ein Viertel des Landes als zur Zeit der Revolution. Es gibt dort<br />

14 Häuptlinge in der Stammesregierung – ausgewählt von einer Klanmutter und es gibt ein Oberhaupt. Der große<br />

Rat trifft sich in der Reservation. Der Rat ist eine traditionelle Zusammenkunft von allen Nationen der<br />

Konföderation. Es gibt keine Industrie in der Reservation und eine Erwerbstätigkeit ist praktisch unmöglich. Ein<br />

kleines Krankenhaus inklusive Anlagen für Labors, Kindermedizin, Gynäkologie, Geburtshilfe und generelle<br />

medizinische Sorgfalt gibt es und eine Zahnklinik.<br />

<strong>Die</strong> Reservation beherbergt seit 1951 eine Freiwillige Feuerwehr. Es gibt eine Schule und einen Kindergarten, die<br />

in acht Klassen eingeteilt sind. <strong>Die</strong> meisten Hochschulstudenten besuchen öffentliche Hochschulen zusammen mit<br />

nicht-eingeborenen Amerikanern.<br />

<strong>Die</strong> Oneida-Nation: lebt auf einer 32 Acres großen Reservation südlich der Stadt Oneida im Madison County. Ihr<br />

Turning Stone Kasino ist nur einen Steinwurf entfernt von der Bundesstraße 90 und befindet sich unterhalb eines<br />

Luxushotels. Ihre Reservation ist die kleinste der irokesischen Völker im Bundesstaat. <strong>Die</strong> 32 Acres sind der Rest<br />

von etwa sechs Millionen Acres im Bundesstaat New York, welche einst ihren Vorfahren gehörten. Etwa 40 von den<br />

ca. 630 Angehörigen der Oneida-Nation leben auf dieser Reservation. <strong>Die</strong> meisten der verbliebenen Mitglieder leben<br />

rund 30 Meilen entfernt, auf der Reservation der Onondaga-Nation, südlich von Syracuse. Wegen Konflikten in der<br />

Führung hatten die Oneida bis vor einigen Jahren noch keinen föderativ anerkannten Status. Im Jahre 1987 wurde<br />

auf dem Territorium der Oneida das erste Langhaus seit 150 Jahren erbaut. <strong>Die</strong> Oneida sind bekannt als die „Leute<br />

des stehenden Steins“, ein Name, den sie bekamen, weil eine Legende besagt, dass wohin auch immer die Oneida<br />

sich hinbewegen, sich ihnen ein Stein zeigen wird, der ihnen die Richtung weist.<br />

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<strong>Die</strong> Seneca-Nation: lebt mit 5.400 Angehörigen im Tal des Allegheny River, im Westen des Bundesstaates New<br />

York. <strong>Die</strong> Seneca besaßen einst die Hälfte des Bundesstaates New York und haben jetzt 52.100 Acres, die sich über<br />

drei Reservationen verteilen: Allegheny, Cattaraugus und Oil Springs Reservation. <strong>Die</strong> Seneca-Nation ist der<br />

einzigste Stamm, dem eine Stadt gehört, Salamanca, wo auch ihre Verwaltung ist. Sie wurde auf gepachtetem Land<br />

der Allegheny-Indianerreservation gebaut. Das Reservat wurde durch den sogenannten Pickering Vertrag von 1794<br />

gegründet und umfasst über 30.000 Acres. Es liegt im südwestlichen New York, an der Grenze zu Pennsylvania und<br />

verfügt über ein National Museum, das eine Sammlung von Wampum-Gürteln und traditionelle Langhäuser der<br />

<strong>Irokesen</strong> ausstellt. <strong>Die</strong> Tonawanda leben auf 7.549 Acres in der Nähe von Akron, New York; andere Gruppen leben<br />

in den Reservationen Six Nations oder Grand River, nahe Brantford in Ontario und die Seneca-Cayuga wurden in<br />

den Nordosten Oklahomas verlagert, wo sie eine 5.000 Acres große Reservation besitzen. Über 21.000 Acres<br />

umfasst das Cattaraugus-Reservat der Seneca. Es wurde auch 1794 durch den Pickering Vertrag gegründet. Nach<br />

diesem Vertrag zahlt der Bundesstaat New York noch heute Leistungen in Form von Kleidung und Geld. Der Stamm<br />

der Tonawanda-Seneca kaufte über 7.000 Acres Land von Geldern aus Landverkäufen am Missouri. Etwa die Hälfte<br />

der 850 Stammesmitglieder lebt im Reservat, im Westen des Bundesstaates New York. <strong>Die</strong> Tonawanda-Seneca<br />

praktizieren heute noch die sogenannte „Handsome Lake Religion“.<br />

<strong>Die</strong> Tuscarora-Nation: war die letzte, die im frühen 17. Jh. der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation beitrat. Im frühen 18. Jh.<br />

besaßen sie sechs Städte und etwa 1.200 Krieger. <strong>Die</strong> Tuscarora verloren einst ihren Kampf gegen die kolonialen<br />

weißen Siedler und mussten aus ihrer ehemaligen Heimat in North Carolina nach Norden fliehen, wo sie in der<br />

<strong>Irokesen</strong>-Konföderation aufgenommen wurden. Heute leben schätzungsweise 1.000 Angehörige der Tuscarora-<br />

Nation in der Tuscarora-Reservation im Niagara County, nördlich der Stadt Buffalo. Ein Stück des Landes der<br />

Reservation, wo während des Krieges von 1812 die Briten den Hauptteil der Tuscarora-Siedlungen niederbrannten,<br />

ist heute ein gepflügtes Feld. Es gibt viele Anforderungen der Tuscarora auf ihr ehemaliges Land in North Carolina.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk-Nation: Zwei Länder umspannend und mit drei eigenen Stammesregierungen ist der Mohawk-Stamm<br />

von St. Regis einer der komplexesten amerikanischen Eingeborenenstämme im Nordosten. <strong>Die</strong> Reservation besteht<br />

aus 14.640 Acres und liegt an der Grenze zwischen den USA und Kanada, entlang des St.-Lorenz-Stroms. <strong>Die</strong> 8.000<br />

in der Reservation lebenden Mohawk haben drei eigene Stammesregierungen, wobei ein Rat auf der kanadischen<br />

Seite der Reservation, einer auf der amerikanischen Seite zuständig ist und der dritte Rat überwacht alle Aktivitäten.<br />

<strong>Die</strong> Mohawk produzieren die ältesten Zigarettensorte der Welt. Sie soll über 800 Jahre alt sein und wurde<br />

innerhalb des Stammes überliefert. <strong>Die</strong> Zigarette ist ohne künstliche Aromen oder Zusatzstoffe gefertigt. Heute wird<br />

sie in einer Fabrik in dem Reservat der Six Nations in Ontario/Kanada für den amerikanischen Raum gefertigt.<br />

In der kleinen Gemeinschaft Kanatsiohareka Mohawk Community, nahe der Ortschaft Fonda, lebt eine kleine<br />

Gruppe traditioneller Mohawk. 1993 wurden in einer öffentlichen Versteigerung 322 Acres Land am Fluss, etwa 150<br />

Meilen nördlich von New York City, erworben. <strong>Die</strong> Gemeinschaft betreibt in diesem Tal Landwirtschaft und eine<br />

Bed- und Breakfast Unterkunft für Touristen.<br />

<strong>Die</strong> Cayuga-Nation: ist mit den Oneida und Tuscarora eine der drei sogenannten „jüngeren Brüder“ in der<br />

Konföderation. Der Stamm ist nur klein, etwa 1.000 Angehörige. <strong>Die</strong> Cayuga haben keine Reservation oder eigenes<br />

Land. <strong>Die</strong> meisten Angehörigen der Cayuga leben in der Reservation der Seneca oder in dessen Nähe. Sie sind<br />

demographisch nicht als Cayuga-Nation definiert. Entsprechend dem Büro für Indianerangelegenheiten sind die<br />

Cayuga, seit sie in geographischer und sozialer Nähe der Seneca leben wahrscheinlich in diesen mit aufgegangen.<br />

Ausblick mit geschichtlicher Zeittafel für die <strong>Irokesen</strong>-Liga<br />

Das Turning Stone Kasino Resort, ein vierstöckiges Ungetüm aus hellgrauen Betonkurven und getöntem Glas, steht<br />

zwischen den Maisfeldern und Pinienhainen der Oneida-Reservation in Upstate New York, als hätte der Stamm der<br />

Oneida ein überdimensionales Beil in den Boden gerammt, um der Welt der Weißen den Krieg zu erklären. <strong>Die</strong><br />

Glücksspiel- und Ferienanlage wirkt wie eine Karikatur des amerikanischen Traums von Luxus, Freizeit und<br />

Komfort. Alles ist neu und klinisch rein, kein Stäubchen scheint sich hierher zu verirren. Schon am frühen Morgen<br />

schleichen Pauschaltouristen und Rentner in den lichtlosen Gängen umher, stecken schweigend ihre Kreditkarten in<br />

die Spielautomaten oder legen ihre Chips auf die Black-Jack-Tische. Nachmittags lassen sich die Damen im Spa von<br />

kräftigen Masseuren durchwalken, und die Herren drehen auf dem Golfplatz ihre Runde. Abends spielen fast<br />

vergessene Country- und Popstars im Showroom ihre alten Hits.<br />

So weit hergeholt ist der Vergleich mit dem Kriegsbeil gar nicht. <strong>Die</strong> New York Times bezeichnete RAY<br />

HALBRITTER, der gleichzeitig als Vorstandsvorsitzender und Häuptling der Oneida Indian Nation fungiert, als den<br />

gefährlichsten Indianerkrieger aller Zeiten, der mehr zu fürchten sei, als einstmals GERONIMO oder CRAZY HORSE.<br />

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Nicht weil er einen bewaffneten indianischen Widerstand organisieren würde, sondern weil er schon vor etlichen<br />

Jahren begriffen hat, dass er das System der „weißen Kolonialisten“ – die ihn und seinen Stamm, wie alle<br />

amerikanischen Ureinwohner, bis heute diskriminieren, unterdrücken und ausbeuten – nur mit seinen eigenen<br />

Waffen schlagen kann. Und so hat er innerhalb von nur zehn Jahren aus dem ärmlichen Reservat ein Erfolgsmodell<br />

der Geschäftskunst gemacht und ist dabei, eine historisch harte Klage gegen die Regierung der USA<br />

durchzukämpfen.<br />

Mit vier Millionen zahlenden Gästen pro Jahr ist das Turning Stone Kasino das fünftbestbesuchte Touristenziel<br />

im Bundesstaat New York. Wegen ihrem Steuerstatus müssen die Oneida ihre Bilanzen nicht veröffentlichen, aber<br />

man schätzt, dass Oneida Nation Enterprises, zu denen auch eine Besteckfabrik, ein Verlag, sieben Tankstellen,<br />

Einzelhandelsgeschäfte, ein Online-Versandhaus für indianisches Kunsthandwerk und ein Wohnwagenpark gehören,<br />

pro Jahr dreistellige Millionenumsätze und einen ordentlichen Profit machen. Das Geld gehört allen Mitgliedern des<br />

Stammes. Dividenden werden allerdings nicht ausgezahlt. Alle Verdienste werden entweder sofort wieder in die<br />

Firmen investiert, oder für Infrastrukturen wie das Alten- und Kinderzentrum, die Public Housing Project – die an<br />

noble Vororte erinnern – oder eine neue Kläranlage verwendet.<br />

In vorkolonialen Zeiten waren die Oneida eines der reichsten Völker des Kontinents gewesen. Sie besaßen<br />

zweieinhalb Millionen Hektar Land, das bei der Unabhängigkeitserklärung auf rund 100.000 zusammengeschrumpft<br />

war. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts waren den Oneida noch ganze 13 Hektar geblieben. Inzwischen haben<br />

HALBRITTER und die Oneida Nation über 5.000 Hektar zurückgekauft. Doch der größte Coup soll erst noch kommen.<br />

In einer schon jetzt legendären Landklage fordert die Oneida-Nation insgesamt 100.000 Hektar ihres ehemaligen<br />

Landes zurück.<br />

<strong>Die</strong> Oneida sind nicht der einzige Stamm, der seine alten Ländereien zurückfordert. Dutzende Landklagen<br />

wurden in den letzten Jahren eingereicht, denn während die meisten Volksstämme in der gesetzfreien Zone des<br />

amerikanischen Westens ganz einfach massakriert oder von ihren Ländereien vertrieben wurden, verloren die<br />

Stämme des strenger reglementierten östlichen Amerika ihr Land meist durch Verträge. <strong>Die</strong> Landklage der Oneida<br />

gehört zu den Betrugsfällen. <strong>Die</strong> Rechtslage ist eindeutig. <strong>Die</strong> Landkäufe, die zwischen 1795 und 1846 vom<br />

Bundesstaat New York und den Oneida abgewickelt wurden, hätten von der Bundesregierung in Washington<br />

genehmigt werden müssen, weswegen der US Supreme Court 1985 entschied, dass die Ansprüche der Oneida auf<br />

Rückgabe ihrer Stammesgebiete und Schadensersatz für die 200 Jahre, die sie diese nicht nutzen konnten, legitim<br />

sind.<br />

Seit HALBRITTER den seit 1970 in den juristischen Mühlen verschleppten Prozess mit einem aggressiven<br />

Anwaltsteam beschleunigt hat, sind in seinem Landkreis all die alten Ressentiments wieder aufgebrochen. Nur<br />

diesmal verschärft der Neid auf die neureichen Eingeborenen den Rassismus bis zum Hass. Wütende Weiße aus der<br />

Gegend beschmieren die Straßenschilder und Werbetafeln mit rassistischen Graffiti. Es gab Morddrohungen, Fälle<br />

von Vandalismus und Demonstrationen mit hässlichen Slogans. Doch RAY HALBRITTER denkt gar nicht daran,<br />

einzulenken. Er hat nicht nur den juristischen Hintergrund, um die Klage durchzufechten, sondern auch die<br />

finanziellen Mittel, einen jahrelangen Prozess durchzuhalten. „Wir haben es 200 Jahre lang mit der Armut versucht”,<br />

sagt er entschlossen, „es wird Zeit, dass wir mal was anderes ausprobieren.“<br />

<strong>Die</strong> Erfolgsgeschichte der Oneida-<strong>Irokesen</strong> ist kein Einzelfall. Dutzende von nordamerikanischen Volksstämmen<br />

haben sich mit Bingohallen und Kasinos Vermögen aufgebaut. Und es gibt eine neue Generation von eingeborenen<br />

Anwälten und ihrer Kollegen mit einer Leidenschaft für Bürgerrechte, die den Stämmen bei ihren<br />

Landrechtsprozessen helfen. Das Indian Law Resource Center, 1979 von dem Bürgerrechtsanwalt ROBERT COULTER<br />

vom Stamm der Potawatomi gegründet und heute eine gefürchtete Lobbygruppe in Washington D.C., hat sich auf<br />

dieses Gebiet spezialisiert. Dutzende nordamerikanische Nationen sind oder werden derzeit vor Gericht gehen. Stück<br />

für Stück erobern sich die amerikanischen Ureinwohner so einen Platz in jener Gesellschaft, die nur entstehen<br />

konnte, weil sie die einheimischen Völker ausgerottet und vertrieben hat.<br />

Viele der <strong>Irokesen</strong>, welche einst gegen die Vereinigten Staaten kämpften, sind nach dem Bürgerkrieg nach<br />

Kanada gegangen. Viele andere zogen später nach Oklahoma und Wisconsin, allerdings der größte Teil der heute in<br />

den USA lebenden Population blieb im Bundesstaat New York. Viele der heutigen <strong>Irokesen</strong> sind die Nachkommen<br />

der einst besiegten Nation. In der Gegenwart sind die <strong>Irokesen</strong> jedoch die autonomste Nation aller in den Vereinigten<br />

Staaten lebenden eingeborenen Völker.<br />

<strong>Die</strong> einstige Verteilung ihrer Ortschaften war wie folgt:<br />

New York - Cayuga (11), Mohawk (15), Oneida (16), Onondaga (13), Seneca (55)<br />

Pennsylvania - Oneida (2), Seneca (12)<br />

Ontario - Cayuga (2)<br />

Gegenwärtige Niederlassungen sind:<br />

New York Allegany Reservation, Saylor<br />

Cattaraugus Reservation, Irving<br />

57


Oklahoma<br />

Wisconsin<br />

Ontario<br />

Quebec<br />

Oil Springs Reservation, Irving<br />

Onondaga Reservation, Newrow<br />

St. Regis Mohawk Reservation, Hogansburg<br />

Tonawanda Reservation, Tonawanda<br />

Seneca-Cayuga-Stamm, Miami<br />

Oneida Reservation, Oneida<br />

Gibson, Bala<br />

<strong>Irokesen</strong> von St. Regis, Cornwall<br />

Mohawks von der Bay of Quinte, Deseronto<br />

Six Nations of the Grand River, Oshweken<br />

<strong>Irokesen</strong> von Caughnawaga, Caughnawaga<br />

Oka, Oka<br />

Geschichtliche Zeittafel der <strong>Irokesen</strong>-Konföderation<br />

Jahr<br />

Geschichte<br />

1100 Ungefährer Beginn der Langhausbauweise<br />

1300 u. ff Einführung der Maiskultivierung<br />

1450-75 Bildung des Stammes der Onondaga<br />

1535 JACQUES CARTIER traf bei den <strong>Irokesen</strong> ein<br />

1542 JACQUES CARTIER traf auf seiner zweiten Reise bei den <strong>Irokesen</strong> ein; Seneca, Onondaga, Cayuga,<br />

Oneida und Mohawk befanden sich im Krieg; die Stämme töteten 35 Männer von CARTIERs Crew<br />

1570 Etwaiger Zeitpunkt der Konföderation der irokesischen Liga mit der Ankunft des „Friedensstifters“<br />

DEGANAWIDA unter Beteiligung des Kriegshäuptlings der Mohawk HIAWATHA; die <strong>Irokesen</strong><br />

vertrieben die Algonkin-Stämme aus den Adirondack Mountains und vom oberen St. Lawrence<br />

River<br />

1603 CHAMPLAIN festigte Bündnisse mit den Huronen und den Stämmen der Algonkin gegen die<br />

<strong>Irokesen</strong>; die Fünf Nationen hatten zusammengefunden<br />

1606 <strong>Die</strong> Mohawk greifen die Pocomtuc an<br />

1609 <strong>Die</strong> Franzosen erreichten die Nachbarschaft von Montreal, wo die Algonkin und Montagnais<br />

wegen der Mohawk beunruhigt waren; CHAMPLAIN leitete im Auftrag der Huronen, Montagnais<br />

und Algonkin eine Kampagne gegen die Mohawk<br />

1610 <strong>Die</strong> Mohawk befuhren den St. Lawrence River; holländische Händler kamen im Tal des Hudson in<br />

New York an; die Mahican blockierten die Zufahrt zu den Händlern und forderten von allen<br />

Passanten Tributzahlungen<br />

1615 <strong>Die</strong> Franzosen nahmen bei dem Angriff der Huronen auf die Onondaga teil<br />

1617 <strong>Die</strong> Kämpfe der Mohawk und Mahican bewirkten die Auflösung von Ft. Nassau, nahe dem<br />

heutigen Albany<br />

1624 <strong>Die</strong> Holländer bauten Fort Orange in der Nähe der Siedlungen der Mohawk; ein Krieg brach<br />

zwischen den Mohawk und Mahican und ihren Alliierten, den Abenaki und Pocomtuc aus<br />

1626 <strong>Die</strong> Holländer schlossen sich unter Einbeziehung einiger Verluste einer Kriegspartei der Mahican<br />

an<br />

58


1628 <strong>Die</strong> Mohawk besiegten die Mahican und bezwangen sie östlich des Hudson River; die Holländer<br />

akzeptierten die Mohawk als ihre größten Handelspartner; die Mahican bewirkten Tributzahlungen<br />

von den Mohawk; die <strong>Irokesen</strong> begannen den Handel am St. Lawrence River zu beherrschen; die<br />

Tionontati, Ottawa und Neutralen erwarben Waffen von den Franzosen und erweiterten das<br />

Fallenstellen für Biber ins untere Michigan- und Ohio-Tal, was Territorien von algonkinischen und<br />

siouanischen Stämmen waren<br />

1629 Beginn der Biberkriege; die Mohawk setzten ihre Angriffe auf die Abenaki und Pennacook fort;<br />

englische Freibeuter unter dem Kommando von Sir DAVID KIRKE nahmen Quebec ein; die<br />

Mohawk vernichteten die Dörfer der Montagnais bei Trois Rivieres und setzten mit der<br />

Vernichtung der Montagnais und Algonkin fort<br />

1632 Quebec wurde den Franzosen durch den Vertrag von St. Germaine en Laye zurückerstattet; die<br />

<strong>Irokesen</strong> erschöpften die Biberpopulation in ihren Territorien und begannen in die nachbarlichen<br />

Gebiete vorzudringen<br />

1633 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> versuchten mit den Huronen wegen der Expansion in deren Jagdgebiete zu<br />

verhandeln, was jedoch erfolglos blieb; schließlich brach zwischen beiden Nationen der Krieg aus;<br />

die <strong>Irokesen</strong> waren den Huronen zahlenmäßig mehr als eins zu zwei unterlegen als sie in ihr<br />

Territorium eindrangen<br />

1634 <strong>Die</strong> Mohawk ereilte eine Pockenepidemie<br />

1635 <strong>Die</strong> Seneca erreichten einen großen Sieg über die Huronen<br />

1636 Eine Offensive der <strong>Irokesen</strong> trieb die Algonkin tief in das obere Ottawa-Tal<br />

1637 <strong>Die</strong> Pocken wüteten so stark unter den Huronen, dass 50% der Bevölkerung daran zugrunde ging,<br />

was sie letztendlich für die <strong>Irokesen</strong> noch angreifbarer machte<br />

1638 <strong>Die</strong> Schweden errichteten eine Kolonie am unteren Delaware und begannen Waffen an die<br />

Susquehannock, die Feinde der <strong>Irokesen</strong>, zu verkaufen<br />

1639 Der kleine irokesische Stamm der Wenro wird überrannt<br />

1640 Neue englische Händler versuchten das holländische Monopol durch Waffenlieferungen an die<br />

<strong>Irokesen</strong> zu brechen; französische Missionare begannen die <strong>Irokesen</strong> zu besuchen<br />

1641 <strong>Die</strong> Holländer belieferten die <strong>Irokesen</strong> mit allen Waffen, die sie benötigten<br />

1642 <strong>Die</strong> Franzosen errichteten Montreal und die <strong>Irokesen</strong> attackierten mühelos die Pelztransporte der<br />

Huronen für den neuen Ort; die Abenaki verbündeten sich mit den Mohawk; die Mohawk und<br />

Mahican begannen von den Wappingern und Munsee-Delawaren am unteren Hudson River Tribute<br />

zu verlangen und zwangen die Wappinger nach Manhattan Island zurückzukehren; bei den<br />

Mohawk wird die französische Jesuitenmission St. Marie errichtet<br />

1643 Überlebende der Wenro fanden Unterkunft bei den Huronen und den Neutralen<br />

1644 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> erbeuteten drei Kanuflottillen der Huronen, die versucht hatten Montreal mit Pelzen<br />

zu beliefern und trieben die Algonkin weiter nach Norden<br />

1645 Verbündete Kräfte der Mohawk, Abenaki und Mahican attackierten Sillery, die Hauptstadt der<br />

Algonkin in Quebec; die Mohawk und Mahican kamen den Holländern im Krieg mit den Munsee-<br />

Delawaren und Wappingern zu Hilfe und töteten letztendlich mehr als 1.600 Menschen;<br />

einstweiliger Vertrag mit den Franzosen; die Mohawk vernichteten die Mission St. Marie<br />

59


1647 Der Krieg gegen die Huronen begann erneut wegen Verletzungen des Abkommens mit Frankreich;<br />

die <strong>Irokesen</strong> zerstörten die Dörfer der Huronen und schnitten ihnen die Zufahrt nach Montreal ab;<br />

Beginn des Mohawk/Oneida-Krieges gegen die Abenaki<br />

1648 Eine 250 Mann starke Huronenflottille fand ihren Weg nach Montreal, aber die <strong>Irokesen</strong> griffen die<br />

Huronendörfer in St. Joseph an und zerstörten sie; sie folterten und töteten den Jesuitenmissionar<br />

St. JEAN DE BREBEUF<br />

1649 <strong>Die</strong> Holländer lieferten den <strong>Irokesen</strong> noch mehr Waffen; 2.000 Mohawk und Seneca zerstörten die<br />

Huronendörfer von St. Ignace und St. Louis und folterten oder töteten ihre Missionare; dabei<br />

wurden Hunderte von Huronen getötet oder gefangen genommen, die Überlebenden flohen und<br />

zerstreuten sich in alle Winde, wurden aber später von den <strong>Irokesen</strong> ebenfalls getötet; die <strong>Irokesen</strong>,<br />

die etwa 1.000 Krieger verloren, starteten daraufhin ein massives Adoptionsprogramm<br />

1650 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> überrannten das Hauptdorf der Tionontati, die den Huronen Asyl boten; nur weniger<br />

als 1.000 Menschen entkamen dem Massacker; die Tahonaenrat-Huronen suchten Asyl unter den<br />

Neutralen, die sich bisher in den Kriegen zwischen <strong>Irokesen</strong> und Huronen neutral verhalten hatten<br />

1651 Gemeinsam vereinigten sich die Huronen und Tionontati und formierten den Stamm mit dem<br />

Namen „Wyandot“; sie fanden Unterkunft auf Mackinac Island, aber sie waren bald gezwungen in<br />

ihre frühere Heimat im Westen der Green Bay zurückzukehren, wo sie abermals von den <strong>Irokesen</strong><br />

überrannt wurden; Überlebende flohen zu den Ojibwa (etwa 8.000 Tionontati und 10.000 Huronen<br />

wurden bei diesen Konflikten getötet); die Mohawk und Oneida attackierten die Susquehannock;<br />

eine Festung der Neutralen fiel den Seneca in die Hände und etwa 9.000 Menschen wurden getötet;<br />

einige Huronen ergaben sich und wurden in das Volk der Seneca integriert, aber andere und die<br />

überlebenden Neutralen flohen nach Süden, um Schutz bei den Erie zu suchen<br />

1653 Eine Friedenskonferenz zwischen den <strong>Irokesen</strong> und Erie brach in Gewalt aus; die <strong>Irokesen</strong><br />

schlossen mit den Franzosen Frieden, bevor sie die Erie angriffen; ein drei Jahre andauernder Krieg<br />

zwischen den <strong>Irokesen</strong> und Erie begann; die <strong>Irokesen</strong> griffen die Ottawa an und zwangen sie<br />

westlich nach Wisconsin und ins obere Michigan zu ziehen<br />

1654 Auf Wunsch der von ihnen adoptierten christlichen Eingeborenen entstand unter den Onondaga<br />

eine Jesuitenmission<br />

1655 <strong>Die</strong> Seneca attackierten die Illinois und zwangen sie westlich des Mississippi; ein Stillstand des<br />

Krieges ging in einen Frieden zwischen den Mohawk/Oneida und Susquehannock über; die<br />

Holländer übernahmen die schwedischen Siedlungen; der Susquehannock-Krieg mit den Seneca,<br />

Cayuga und Onondaga begann; die Susquehannock verbanden sich im Krieg mit den Shawnee,<br />

Delaware, Nanticoke, Conoy, Saponi und Tutelo<br />

1656 Überlebende der Erie gingen bei den <strong>Irokesen</strong> auf (ca. 18.000 Erie wurden bei den Konflikten<br />

getötet)<br />

1660 <strong>Die</strong> Mohawk töteten Hunderte von Munsee-Delawaren im Esopus Valley-Krieg und bezwangen<br />

letztendlich den Stamm; der Krieg zwischen den Franzosen und Briten wurde den Abenaki,<br />

Pocomtuc, Pennacook und Montagnais auferlegt, in welchem die Mohawk letztendlich siegten;<br />

Seneca, Cayuga und Onondaga griffen die Delaware und Shawnee gesondert an und bald begann<br />

der Kampf mit den Cherokee und Catawba<br />

1661 Den Susquehannock blieben nach einer Pockenepidemie nur noch rund 300 Krieger<br />

1662 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> fügten im Konflikt mit den Mahican diesen massive Verluste zu und zwangen sie zur<br />

Aufgabe ihrer Heimat im Hudson-Tal<br />

1664 <strong>Die</strong> Briten übernahmen New York von den Holländern<br />

60


1665 <strong>Die</strong> Französische Krone nahm formalen Besitz von Neufrankreich; ein 1.200 Mann starkes<br />

französisches Regiment brach zu einer Attacke gegen die <strong>Irokesen</strong> auf, ging aber in den Wäldern<br />

verloren<br />

1666 Ein französisches Regiment zerstörte zwei Dörfer der Mohawk; die Mohawk ersuchten die Briten<br />

um Hilfe; die Briten stimmten ihrerseits zu, wenn mit den Mahican und Abenaki Frieden<br />

geschlossen würde, was aber wiederum die Abenaki ablehnten; die Mohawk griffen die Pennacook<br />

an, während die Abenaki ein Dorf der Mohawk attackierten; weitere französische Attacken hatten<br />

einen Hinterhalt durch die Mohawk zur Folge<br />

1667 Französisch-irokesische Friedensverhandlung<br />

Errichtung einer christlichen Siedlung bei den Mohawk und Oneida<br />

Potawatomi, Sauk, Fox, Mascouten flohen vom unteren Michigan nach Wisconsin<br />

die Kickapoo und Miami wurden von Ohio und Indiana nach Wisconsin gezwungen<br />

die Shawnee wurden von Ohio und Indiana vertrieben und nach Kentucky, Tennessee,<br />

Illinois, South Carolina und Pennsylvania verjagt<br />

die Dhegiha-Sioux (Osage, Kansa, Ponca, Omaha und Quapaw) verließen das untere<br />

Wabash-Tal und gingen westlich des Missouri River, wobei die Quapaw sich weiter nach<br />

dem Süden wandten<br />

die Ottawa verließen ihre heimischen Ortschaften auf den Inseln des Lake Huron und<br />

bewegten sich westwärts in das obere Michigan<br />

die südlichen Gruppen der Ojibwa gingen nach Norden in die Nähe von Sault Ste. Marie<br />

Zahlreiche andere Stämme verschwanden und sind nur noch dem Namen nach bekannt<br />

1668 <strong>Die</strong> Mohawk trieben die Pennacook weiter nach Osten, nach New Hampshire, und diese nahmen<br />

Zuflucht bei den Abenaki<br />

1669 Abenaki und Mahican übten Vergeltung an den Mohawk, aber wurden auf dem Rückzug von<br />

diesen in einen Hinterhalt gelockt, wo sie massive Verluste erlitten<br />

1672 <strong>Die</strong> Mahican gaben auf<br />

1675 <strong>Die</strong> Susquehannock gaben auf<br />

1676 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> intervenierten im King Philip-Krieg und zwangen die Wampanoag sich nach<br />

Massachusetts zurückzuziehen und die Abenaki und Pennacook nach Maine und Kanada und damit<br />

in die Allianz mit den Franzosen; die Caughnawaga wuchsen so stark heran, dass ein Teil des<br />

Volkes sich über den St. Lawrence bewegte und das zweite Dorf bei Kanesatake errichteten<br />

1677 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> führten den „Covenant Clan“, einen Klan-Verband, der von ihnen bezwungenen<br />

Stämme ein, bei dem die Mahican das erste Mitglied wurden<br />

1679 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> ereilten die Pocken, bei denen sie ca. 10% Verluste erlitten<br />

1680 Ein Illinois tötete einen Sachem der Seneca in einem Dorf der Ottawa, was einen Neustart der<br />

Biberkriege zur Folge hatte; die Seneca löschten drei Unterstämme der Illinois aus; christliche<br />

Mohawkkrieger zogen zu den Caughnawaga, die nahe der Franzosen lebten, anstatt in die<br />

eigentliche Heimat der Mohawk<br />

1682 Maryland schloss Frieden mit der <strong>Irokesen</strong>-Liga; die <strong>Irokesen</strong> leiteten Raubzüge gegen die Saponi<br />

und Tutelo in Virginia ein<br />

1684 Eine gewaltige Kriegspartei der <strong>Irokesen</strong> besiegte algonkinische Stämme bei Fort St. Louis;<br />

Wendepunkt in den Biberkriegen, ein französischer Vergeltungsangriff missglückte; die Franzosen<br />

unterzeichneten einen Vertrag mit den <strong>Irokesen</strong> und überließen ihnen den größten Teil von Illinois<br />

1685 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> besiegten die Nanticoke und Conoy und zwangen sie in den Covenant Clan<br />

61


1687 <strong>Die</strong> Allianz der Algonkin (Ojibwa, Ottawa, Wyandot, Sauk, Fox, Miami, Mascouten, Winnebago,<br />

Menominee und Illinois) begannen eine Offensive gegen die <strong>Irokesen</strong>-Liga; Franzosen attackierten<br />

die Seneca- und Onondagadörfer in New York<br />

1689 Massive Überfälle der <strong>Irokesen</strong> gegen die Franzosen bei Lachine, nach welchen die Caughnawaga<br />

sich mit den Franzosen verbündeten<br />

1690 Weitere Pockenepidemie bei den <strong>Irokesen</strong><br />

1694 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> ignorieren Annäherungsversuche der Franzosen nach Frieden<br />

1696 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> hatten die meisten ihrer Besitze aufgegeben, ausgenommen im östlichen Ohio,<br />

nördlichen Pennsylvania und in ihrem eigentlichen Heimatland, in New York<br />

1697 Der Vertrag von Ryswick beendete den Krieg zwischen den Briten und Franzosen; die Liga der<br />

<strong>Irokesen</strong> wurde entgegen der Wünsche der <strong>Irokesen</strong> unter die Obhut der Briten gestellt<br />

1701 Ende der Biberkriege, ein Friedensabkommen wurde mit den Franzosen und ihren indianischen<br />

Verbündeten unterzeichnet; die <strong>Irokesen</strong> blieben im folgenden Queen Anne's-Krieg zwischen den<br />

Briten und Franzosen neutral<br />

1712 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> gliederten einen Teil der Tuscarora ein<br />

1714 Eine irokesische Kriegspartei ging nach Süden, um die Catawba für ihre Hilfe gegenüber den<br />

Engländern gegen die Tuscarora zu bestrafen<br />

1717 <strong>Die</strong> Ottawa begannen mit den <strong>Irokesen</strong> und Briten zu handeln<br />

1720 <strong>Die</strong> Mission „Lake of the Two Mountains“ wurde für die <strong>Irokesen</strong> auf dem Berg errichtet, wo<br />

später die gegenwärtige Mohawk-Gemeinde von Oka entstand<br />

1722 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> gliederten einen Teil der Tuscarora als sechste Nation in ihre Konföderation ein, aber<br />

diese waren vorerst noch nicht stimmberechtigte Mitglieder in der Liga<br />

1727 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> erlaubten den Briten das Fort Oswego in ihrer Heimat zu errichten, um den Reiseweg<br />

zu den Stämme an die Großen Seen abzukürzen, die bald 80% des Biberfellmarktes aufnahmen<br />

1730 Von den <strong>Irokesen</strong> Adoptierte gründeten die Gruppe der Mingo<br />

1737 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> verschenkten den im Covenant Clan lebenden Delaware und Shawnee Land in<br />

Pennsylvania zum ständigen Aufkauf<br />

1744 Ausbruch des King George-Krieges zwischen den Briten und Franzosen; die Liga blieb wieder<br />

neutral, mit Ausnahme der Mohawk, welche die Briten unterstützten; Pennsylvania und Virginia<br />

beanspruchten Ohio als Resultat des Vertrages von Lancaster<br />

1747 Virginia charterte die Ohio Company und begann mit Siedlungen im Gebiet von Pittsburg<br />

1748 Oswegatchie und die Mission La Presentation (Ogdensburg, New York) entstand für die Onondaga,<br />

Oneida und Cayuga<br />

1752 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong> unterzeichneten den Logstown-Vertrag mit den Briten und traten Ohio ab<br />

1755 Der unerfahrene Major GEORGE WASHINGTON startete den Französisch-indianischen Krieg<br />

(Siebenjähriger Krieg); die <strong>Irokesen</strong> erwünschten sich britische Beihilfe gegen die Franzosen und<br />

traten viel Land in Pennsylvania ab, außer dem Land, das für den Covenant Clan reserviert war;<br />

eine Kriegspartei der Seneca wurde auf dem Weg die Catawba zu attackieren, von einer Gruppe der<br />

62


Virginia-Miliz getötet; Seneca, Cayuga und Onondaga verbündeten sich mit den Franzosen; die<br />

Mohawk und Oneida blieben bei den Briten und übten Einfluss auf den vertrauten Iren WILLIAM<br />

JOHNSON; der Mohawk-Häuptling HENDRICK führte 200 Krieger an, die im Kampf gegen die<br />

Franzosen bei Crown Point am Champlain-See getötet wurden; die Caughnawaga waren auch mit<br />

den Franzosen dort, aber als sie die Mohawk für die Engländer kämpfen sahen, zogen sie sich<br />

unversehens zurück und setzten den Kampf aus; der 13 Jahre alte Mohawk JOSEPH BRANT (bekannt<br />

unter dem Namen THAYENDANEGEA), der später von England zum Ritter geschlagen wurde,<br />

zeichnete sich im Kampf aus<br />

1756 <strong>Die</strong> St. Regis-Mission entstand unter den Mohawk bei Caughnawaga<br />

1759 <strong>Die</strong> Mohawk begleiteten WILLIAM JOHNSON bei der Einnahme von Fort Niagara<br />

1763 Der Covenant Clan bestand aus den Shawnee, Miami, Delaware, Conestoga (Susquehannock),<br />

Nanticoke, Saponi, Tutelo, Munsee Delaware, Mahican, Conoy, Cherokee Creek, Choctaw,<br />

Catawba und Chickasaw, obwohl die Chickasaw, Creek, Cherokee, Catawba und Choctaw sich der<br />

irokesischen Autorität zu unterziehen verweigerten; die Seneca schlossen sich PONTIACS Rebellion<br />

an und belagerten Fort Niagara, aber Niagara hielt; weiße Siedler nahmen das Land der Abenaki<br />

und noch dazu das der Caughnawaga, rund um den Champlain-See; eine Proklamation von 1763<br />

versuchte die Länder der Caughnawaga zu schützen<br />

1768 Übriggebliebene Stämme des Covenant Clan in Pennsylvania wurden von den weißen Siedlern<br />

abgewiesen und kehrten zurück nach New York, in die Heimat der <strong>Irokesen</strong>; der Vertrag von Fort<br />

Stanwix zwischen den <strong>Irokesen</strong> und den Briten, beziehungsweise der Ohio-Stämme und<br />

Kolonisten, bezog sich auf Abtretung von Land in Pennsylvania und des gesamten Ohio-Tales<br />

1774 Lord Dunmore-Krieg, die Shawnee halfen mit gegen die Briten zu kämpfen<br />

1776 <strong>Die</strong> <strong>Irokesen</strong>-Liga beschloss im Amerikanischen Bürgerkrieg neutral zu bleiben; JOSEPH BRANT<br />

verachtete das Konzil der <strong>Irokesen</strong> und führte seine Krieger nach Norden, um die amerikanischen<br />

Bemühungen, Kanada zu erbeuten, zu stoppen<br />

1777 <strong>Die</strong> Seneca und Cayuga verbanden sich mit den meisten Mohawk gegen die Amerikaner; die<br />

Oneida und Onondaga unterstützten die Amerikaner; die Onondaga löschten das Ratsfeuer und die<br />

<strong>Irokesen</strong>-Liga war beendet; Oneidakrieger mit den Amerikanern sowie Mohawk- und<br />

Senecakrieger mit den Briten kämpften und töteten sich einander, als amerikanische und britische<br />

Kräfte in der Schlacht von Oriskany aufeinander trafen; die Oneida dienten als Scouts beim<br />

amerikanischen Sieg über BURGOYNE bei Saratoga und brachten WASHINGTON'S hungernder<br />

Armee bei Valley Forge Nahrungsmittel<br />

1778 <strong>Die</strong> Briten und <strong>Irokesen</strong> unternahmen eine Serie von Überfällen gegen die Grenze, die die<br />

Amerikaner in New York und Pennsylvania in die Defensive versetzte; JOSEPH BRANT<br />

kommandierte das Massacker von Cherry Valley; es folgte diesen Überfällen auf die Siedler von<br />

Minisink Island am Delaware River zwischen Pennsylvania und New Jersey, welche einige Farmen<br />

in Flammen aufgehen ließen und das amerikanische Militär in den Hinterhalt lockte bis es sich<br />

zurückzog; später zerstörten die Amerikaner BRANT’S Dörfer Unadilla und Oquaga am<br />

Susquehanna<br />

1779 GEORGE WASHINGTON sandte drei konvergierende Armeen, begleitet von den Generalen SULLIVAN<br />

und CLINTON sowie Col. BRODHEAD, um die Heimat der <strong>Irokesen</strong> zu zerstören; die Amerikaner<br />

gewannen die zweite Schlacht von Oriskany, besiegten BRANT und nahmen die Hauptstadt der<br />

<strong>Irokesen</strong> ein; BRANT ’s Kriegspartei attackierte die Oneidadörfer und tötete Hunderte in diesem<br />

irokesischen Bürgerkrieg, die Oneida flohen zu den Amerikanern nach Schenectady; BRANT<br />

blockierte einen Versuch des Seneca-Häuptlings RED JACKET, mit den Amerikanern Frieden zu<br />

schließen, die <strong>Irokesen</strong> setzten die Attacken gegen die Grenzregion mit Hilfe der Briten fort<br />

63


1781 BRANT lockte eine Gruppe der Pennsylvania-Miliz nahe der Mündung des Miami River in einen<br />

Hinterhalt; dasselbe versuchte er auch mit GEORGE ROGERS CLARK am Ohio River, aber CLARK<br />

verhinderte dies und brachte sich in Fort Nelson (Louisville, Kentucky) in Sicherheit<br />

1783 BRANT 's letzter Raubzug in das Mohawk Valley wurde bei Johnstown gestoppt; JOSEPH BRANT<br />

überquerte die Grenze zu Kanada und ließ sich mit etwa 2.000 Gefolgsleuten, meist Mohawk und<br />

Cayuga, am Grand River im südlichen Ontario nieder, aber seine Anhänger zogen einige Mitglieder<br />

der Delaware Munsee, Saponi, Nanticoke und Tutelo mit ein; eine zweite Gruppe von <strong>Irokesen</strong><br />

siedelte in Tyendenaga am Nordufer des Ontariosees, direkt westlich von Kingston, Ontario<br />

1784 Der Vertrag von Fort Stanwix forderte große Gebiete des <strong>Irokesen</strong>landes<br />

1785 <strong>Die</strong> Oneida unterzeichneten einen Vertrag mit GEORGE CLINTON, dem Gouverneur von New York,<br />

und traten den größten Teil ihres einst 6 Millionen Acres großen Landes, mit Ausnahme einer<br />

kleinen Reservation, ab<br />

1794 <strong>Die</strong> USA unterzeichneten den Vertrag von Canandaigua (Pickering-Vertrag) der definitiv Grenzen<br />

für die <strong>Irokesen</strong> beschloss<br />

1796 <strong>Die</strong> Caughnawaga unterzeichneten in N.Y. City im Auftrag der Sieben Nationen von Kanada einen<br />

Vertrag mit den USA, ihre Ländereien in New York mit Ausnahme von 36 Quadratmeilen an der<br />

Grenze New York /Quebec sein zu lassen, was für die St. Regis-Reservation vorgesehen war<br />

1797 <strong>Die</strong> Seneca übergaben ein großes Gebiet am Big Tree; BRANT überließ den Mohawk in einem<br />

Vertrag, der in Albany unterzeichnet war, Land in New York<br />

1799 Der Seneca HANDSOME LAKE (GANIODAYO) hatte eine spirituelle Vision, die nicht nur sein Leben<br />

veränderte, er predigte die irokesische Geschichte das „Kaiwicyoch“ (Gute Botschaft) und gründete<br />

so die Langhausreligion – eine Mischung traditioneller irokesischer Werte und dem Christentum<br />

1803 Kanadische <strong>Irokesen</strong> nahmen nicht länger am Konzil der <strong>Irokesen</strong> teil<br />

1807 <strong>Die</strong> Cayuga verkauften den letzten Teil ihres Landes in New York<br />

1822 <strong>Die</strong> Onondaga verkauften einen Großteil ihres Landes für eine Reservation in New York; die<br />

Oneida hatten Unstimmigkeiten mit einer Mission der Quäker wegen traditioneller Religion, sie<br />

verkauften ihr Land und die Hälfte stimmte zu, nach Wisconsin überzusiedeln, die christlichen<br />

Stockbridge und Brotherton gingen mit ihnen<br />

1838 Mehr als 600 Oneida lebten nun an der Green Bay; der Vertrag von Buffalo Creek (Vertrag mit den<br />

Indianern von New York) wurde unterzeichnet, wo die <strong>Irokesen</strong> zustimmten in den Südosten von<br />

Kansas zu ziehen als Resultat des Removal Act, der aber niemals in Kraft gesetzt wurde;<br />

Wisconsin erkennt die Wisconsin-Oneida an<br />

1839 <strong>Die</strong> Oneida kauften Land nahe London in Ontario<br />

1846 210 Seneca zogen von New York nach Kansas; verschiedene Gruppen der Seneca von Sandusky<br />

vereinigten sich und bildeten den heutigen Seneca-Cayuga-Stamm von Oklahoma<br />

1877 <strong>Die</strong> kanadische Regierung errichtete nahe Villeneuve eine Reservation für den <strong>Irokesen</strong>stamm von<br />

Chief MICHEL CALIHOO<br />

1886 Beginn der Stahlbautradition der Mohawk<br />

1907 33 Stahlbauer der Mohawk werden bei einem Brückeneinsturz am St. Lawrence River getötet<br />

1924 Kanada verhängte den Sechs Nationen ein Wahlsystem<br />

64


Jahr<br />

Totale Population New York Ohio Oklahoma Ontario Pennsylvania Quebec Wisconsin<br />

1600 5.500<br />

1677 16.000<br />

1685 16.000<br />

1689 12.850<br />

1700 13.000 9.900 300 500 2.000 400<br />

1774 11.500<br />

1800 11.000 8.500 200 400 1.600 300<br />

1900 16.000 2.400 600 7.000 3.000 3.000<br />

1904 16.100<br />

1910 7.837<br />

1923 20.051<br />

1981 14.591<br />

1989 17.218<br />

2000 61.000 17.000 2.000 25.000 8.000 9.000<br />

2005 67.700 18.800 2.500 26.700 10.000 11.000<br />

Geschichtliche Zeittafel der Susquehanna (Susquehannock, Conestoga)<br />

<strong>Die</strong> Susquehanna waren ein kriegerisches, sesshaftes Volk von Jägern und Farmern. Sie lebten entlang des<br />

Susquehanna River in etwa 20 Dörfern, von denen nur eins in New York lag. Sie wurden vertrieben durch die<br />

Weißen und während der Biberkriege durch ihre engen Verwandten, den Völkern der <strong>Irokesen</strong>-Liga, welche auch<br />

etliche Überlebende absorbierten. <strong>Die</strong> meisten der nur wenigen Nachfahren sind heute eingebracht in den Stamm der<br />

Oklahoma-<strong>Irokesen</strong> in Miami (Oklahoma).<br />

<strong>Die</strong> einstige Verteilung ihrer Ortschaften war wie folgt:<br />

New York - Carantouan (1)<br />

Pennsylvania - Kaiquariegahaga, Ohongeeoquena, Seconondihago, Usququhaga, Wyoming, Wysox (19)<br />

Gegenwärtige Niederlassungen sind:<br />

Jahr<br />

Geschichte<br />

1608 Kapitän JOHN SMITH traf auf die Susquehannock, als er die Chesapeake Bay auskundschaftete<br />

1610 Angriff auf die Dörfer der Potomac (Powhatan) im nördlichen Virginia<br />

1614 Holländer errichteten einen Handelsposten am Hudson River<br />

1615 ETIENNE BRULÉ erreichte die Dörfer der Susquehannock am oberen Susquehanna River; die<br />

Franzosen verbündeten sich mit dem Stamm<br />

1626 <strong>Die</strong> Susquehannock attackierten die Delaware<br />

1630 Holländer begannen den Handel mit den Susquehannock; diese wurden bald gut bewaffnet<br />

1631 WILLIAM CLAIBORNE errichtete einen Handelsposten auf Kent Island in der oberen Chesapeake<br />

Bay; die Susquehannock trieben Handel mit den Franzosen in Kanada (noch vor den Huronen), den<br />

Holländern an der Delaware Bay und den Engländern in Virginia<br />

1638 Schwedische Siedlungen am Delaware River; bis dahin waren die Delaware den Susquehannock<br />

völlig untergeben<br />

1642 Der Gouverneur von Maryland erklärte die Susquehannock als Feinde der Kolonie und sie seien zu<br />

beschießen sowie sie in Sichtweite geräten<br />

65


1645 Friedensverhandlung mit Maryland<br />

1646 <strong>Die</strong> Susquehannock erweiterten ihre Herrschaft südlich des Susquehanna bis zum Potomac River<br />

1649 <strong>Die</strong> Susquehannock kämpften mit Puritanern Virginias im nördlichen Maryland<br />

1651 <strong>Die</strong> Mohawk und Oneida griffen Dörfer der Susquehannock an<br />

1652 Unterzeichnung eines Vertrages mit Maryland zur Überlassung eines Großteils des unteren<br />

Susquehanna-Tales<br />

1654 Eine Pockenepidemie bremste die Kämpfe ab<br />

1655 Holländer übernahmen die Siedlungen der Schweden; die Susquehannock begannen den Krieg<br />

gegen die Seneca, Cayuga und Onondaga; die Susquehannock waren Kriegsverbündete der<br />

Shawnee, Delaware, Nanticoke, Conoy, Saponi und Tutelo<br />

1656 <strong>Die</strong> Susquehannock überrannten the östliche Abteilung der <strong>Irokesen</strong> am Susquehanna, bevor sie ein<br />

Friedensabkommen mit den Mohawk schlossen<br />

1658 Krieg mit den westlichen Stämmen der <strong>Irokesen</strong>-Liga, die Shawnee griffen als Verbündete der<br />

Susquehannock in den Krieg mit ein, aber wurden rasch besiegt und auseinandergetrieben<br />

1661 Eine Pockenepidemie hinterließ bei den Susquehannock nur noch 300 Krieger<br />

1663 Abwendung einer großen <strong>Irokesen</strong>invasion mit englischer Hilfe<br />

1664 <strong>Die</strong> Briten übernahmen New York von den Holländern<br />

1666 Maryland erneuerte seinen Vertrag mit den Susquehannock<br />

1669 Anfrage an die <strong>Irokesen</strong> nach Frieden, aber diese töteten die Botschafter, welche das Angebot<br />

überbrachten<br />

1675 Einige Susquehannock übergaben sich der <strong>Irokesen</strong>-Liga; andere Überlebende siedelten am oberen<br />

Potomac River nach einer Aufforderung des Gouverneurs von Maryland; Colonel JOHN<br />

WASHINGTON (Urgroßvater von GEORGE WASHINGTON) attackierte den Stamm mit 1.000<br />

Männern; die Susquehannock starteten als Vergeltungsmaßnahmen eine Reihe von Raubzügen an<br />

die Grenzen zu Virginia und Maryland; die Susquehannock rückten nach Norden vor, aber sie<br />

wurden in der Nähe von Columbia von der Bürgerwehr Marylands attackiert<br />

1676 Überlebende der Susquehannock ergaben sich den <strong>Irokesen</strong><br />

1763 20 überlebende Susquehannock, alles Christen, wurden von der Bürgerwehr, den Paxton Boys<br />

totgeschlagen<br />

Jahr Totale Population New York Pennsylvania<br />

1600 5.000 500 4.500<br />

1700 300 300<br />

1800 0<br />

1900 0<br />

2000<br />

0<br />

66


<strong>Irokesen</strong>land 1776<br />

Literatur und Internet-Quellen<br />

FENTON, WILLIAM N.: Masked Medicine Societies of the Iroquois, in: Annual Report of the Board of Regents of the<br />

Smithsonian Institution, 1940. Washington: United States Government Printing Office, 1941.<br />

FENTON, WILLAM N.: The Great Law and the Longhouse: a political history of the Iroquois Confederacy. (The<br />

civilization of the American Indian series, 223). University of Oklahoma Press, Norman 1998.<br />

LINDIG, WOLFGANG: Geheimbünde und Männerbünde der Prärie- und der Waldlandindianer Nordamerikas, in:<br />

Studien zur Kulturförderung. Haberland, E. (Hrg.), Wiesbaden: Franz Steiner Verlag, 1970.<br />

LIPPUNER, HEINZ: Demokratie aus indianischer Hand? Unsere Bundesverfassung und das Great Law of Peace der<br />

<strong>Irokesen</strong>-Konföderation. Aus: Kleine Schriften des Museumsvereins Schaffhausen 99/5.<br />

LIPS, EVA: Nicht nur in der Prärie. Edition Leipzig, Leipzig 1974.<br />

PARKER, ARTHUR C.: Secret Medicine Societies of the Seneca, in: American Anthropologist, Col. 11, 1909, S. 161–<br />

185. New York: Kraus Reprint Corporation, 1962.<br />

SASSE, H.: Der irokesische Sprachbau. In: Zeitschrift für Sprachwissenschaft 7, 1988, 173–213.<br />

SCHUMACHER, IRENE: Gesellschaftsstruktur und Rolle der Frau. Das Beispiel der <strong>Irokesen</strong>. (Soziologische Schriften;<br />

10) Duncker & Humblot, Berlin 1972.<br />

WAGNER, THOMAS: <strong>Irokesen</strong> und Demokratie. Ein Beitrag zur Soziologie interkultureller Kommunikation. Lit-<br />

Verlag, Münster 2004.<br />

WEAVER, SALLY M.: Medicine and Politics among the Grand River Iroquois – A study of the Non-Conservatives, in:<br />

National Museum of Man Publications in Ethnology, No. 4. Ottawa: National Museums of Canada, 1972.<br />

www.accessgenealogy.com (englisch)<br />

http://de.wikipedia.org<br />

67


http://www.indianer-web.de/nordost/irokesen.htm<br />

http://www.indianerwww.de/indian/irokesen.htm<br />

http://www.accessgenealogy.com/native/tribes/index.htm<br />

http://www.native-languages.org/famiro_words.htm<br />

Das Bild auf der Titelseite stammt von:<br />

http://www.iroquoismuseum.org/iroquois.htm<br />

Das Bild <strong>Irokesen</strong>land 1776 stammt von:<br />

www.fortklock.com/TOCkilts.htm<br />

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