40 Jahre Lawinenwarndienst Bayern - DWA Landesverband Bayern
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Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Dezember 2007<br />
1<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Herausgeber:<br />
<strong>DWA</strong>-Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft,<br />
Abwasser und Abfall e.V.<br />
<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Friedenstraße <strong>40</strong>, 81671 München<br />
Renaturierte Isar bei Schäftlarn<br />
<strong>DWA</strong> Reise nach Myanmar im<br />
Oktober 2008 --> S. 26 bis 29
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
2<br />
fast 14 <strong>Jahre</strong> war ich stellvertretender Vorsitzender unseres <strong>Landesverband</strong>es, zunächst beim DVWK, dann bei der mit der ATV fusionierten<br />
heutigen <strong>DWA</strong>. Und fast 14 <strong>Jahre</strong> hatte ich in dieser Funktion die Verantwortung für unseren Mitgliederrundbrief. Dies ist mein 28ster und letzter<br />
Rundbrief, den ich redaktionell bearbeitet habe und es ist der erste komplett in Farbe. Künftig wird mein Nachfolger Richard Oberhauser die<br />
Redaktion des Rundbriefs übernehmen. Ich wünsche ihm dabei Glück und Erfolg und die Freude an der redaktionellen Gestaltung, wie auch ich<br />
sie immer gehabt habe.<br />
Zum Gelingen des Rundbriefs haben viele beigetragen. Zunächst möchte ich mich bei all denen bedanken, die mir Artikel zur Veröffentlichung<br />
überlassen haben. Ich habe immer versucht, alle eingereichten Beiträge zu verwenden. Manchmal ist der Rundbrief dadurch etwas umfangreicher<br />
geworden als zunächst geplant, so auch der Ihnen vorliegende mit 80 Seiten. Besonders bedanken möchte ich mich rückblickend bei<br />
Frau Isolde Hellwig, die in der Anfangsphase Texte und Abbildungen noch mit der Schere zuschneiden musste, um dann diese Schnipsel<br />
mit Klebstoff auf den einzelnen Seiten zu formatieren. Frau Hellwig hat in all den <strong>Jahre</strong>n mit ihren konstruktiven Ideen zur inhaltlichen<br />
Entwicklung des Rundbriefs wesentlich beigetragen.<br />
Herrn Thomas Hlauschek, der nun schon seit einigen <strong>Jahre</strong>n am PC den Rundbrief inzwischen äußerst professionell so gestaltet, wie Sie<br />
ihn heute kennen.<br />
Frau Eva Kobe, die immer mal wieder kurz vor der Weitergabe des Rundbrief-Entwurfs an die Druckerei, den einen oder anderen Text noch<br />
schnell umschreiben musste, damit er in das Layout passte.<br />
den Herren der Schriftleitung, die immer mal wieder geeignete Artikel aus ihrem Aufgabenbereich zur Veröffentlichung beisteuerten.<br />
Schließlich möchte ich mich noch bei den Leserinnen und Lesern bedanken, die sich positiv über Inhalt und Erscheinungsbild des Rundbriefs<br />
geäußert haben, sie haben mich damit immer wieder motiviert, so weiter zu machen.<br />
Für die Zukunft unseres Rundbriefs wünsche ich mir, dass er vielfältiger wird. Es sollten nicht nur überwiegend Beiträge aus der Wasserwirtschaft<br />
erscheinen. Warum berichten Ingenieurbüros nicht häufiger über ihre Projekte und zeigen damit die Leistungsfähigkeit ihres Büros? Warum<br />
stellen unsere Mitgliedsfirmen nicht ab und zu ihre innovativen Produkte vor und gewinnen damit möglicherweise neue Kunden? Und warum<br />
berichten unsere immerhin rund 800 kommunalen Mitglieder nicht hin und wieder über ihre wasserwirtschaftlichen Probleme, Wünsche und<br />
Erfahrungen? Ich habe in all den <strong>Jahre</strong>n immer wieder versucht, aus diesen Bereichen Artikel für unseren Rundbrief zu erhalten, leider mit bescheidenem<br />
Erfolg. Unser Rundbrief soll in erster Linie eine Plattform für unsere Mitglieder sein, die sie nutzen sollten für die Weitergabe von<br />
Wissen und Erfahrung.<br />
Zum <strong>Jahre</strong>sende läuft die Wahlperiode aus, für die ich zum stellvertretenden Vorsitzenden gewählt wurde. Damit endet meine ehrenamtliche<br />
Tätigkeit beim <strong>Landesverband</strong>. Für eine Wiederwahl wollte ich nicht noch einmal kandidieren, da ich meine, dass für diese Art der Tätigkeit die<br />
Informationen über aktuelle wasserwirtschaftliche Themen, mit denen ich bei meiner dienstlichen Tätigkeit fast täglich konfrontiert wurde, sehr<br />
wichtig sind. Aus dem aktiven Dienst bin ich vor mehr als einem Jahr ausgeschieden und somit fehlen mir die notwendigen Informationen. Was<br />
ich aber gerne auch in Zukunft weiter organisieren möchte, das sind die <strong>DWA</strong>-Reisen. Im Oktober 2008 ist die nächste Reise - nach Myanmar -<br />
geplant. Ich darf Sie auf die Ankündigung in diesem Heft aufmerksam machen und würde mich freuen, auch bei dieser Reise wieder viele Teilnehmer<br />
begrüßen zu können.<br />
Ich wünsche Ihnen auch in Zukunft viel Freude beim Lesen des Rundbriefs. Vielleicht wollen Sie ja einmal Ihren eigenen Beitrag im Heft lesen?<br />
Die Redaktion wird auch künftig gerne Ihre Artikel entgegen nehmen.<br />
Ihr<br />
Jürgen Bauer<br />
Titelbild:<br />
Die renaturierte Isar bei Schäftlarn, südlich von München. 2001 wurde am linken Ufer die Verbauung entnommen. Begünstigt durch Hochwasserereignisse<br />
2001 und 2005 hat der Fluss sein Bett um mehr als das 4fache verbreitert. Nun zeigt die Isar wieder alle Elemente eines alpin geprägten<br />
Wildflusses.<br />
Foto: Stefan Joven, WWA München<br />
Impressum:<br />
Der Mitglieder-Rundbrief des <strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong> erscheint in der Regel zweimal jährlich und zwar im Mai und Dezember.<br />
Die Beiträge stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar.<br />
Auflagenhöhe: 3500<br />
Redaktion:<br />
Dipl.-Ing. Jürgen Bauer, <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong>, München<br />
Schriftleitung:<br />
Dipl.-Ing. Alfred Baumeister, RMD Wasserstraßen GmbH, München<br />
Dr.-Ing. Joachim Dressler, Ingenieurbüro EDR GmbH, München<br />
Dipl.-Ing. Hermann Klotz, Münchner Stadtentwässerung<br />
Dr.-Ing. Franz Zunic, Technische Universität München<br />
Redaktionsschluss:<br />
15. März und 15. September<br />
Layout:<br />
Dipl.-Ing. (FH) Thomas Hlauschek, Bayer. Landesamt für Umwelt, Dienstort München<br />
Druck:<br />
Hirthammer Verlag GmbH, Oberhaching<br />
Anzeigen:<br />
Hirthammer Verlag, Telefon (089) 323 3360, E-Mail: info@hirthammerverlag.de<br />
Beiträge sind einzureichen an:<br />
Geschäftsstelle des <strong>DWA</strong> - <strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong>, Friedenstraße <strong>40</strong>, 81671 München<br />
Telefon (089) 233 62590, Fax (089) 233 62595 (Herr Stockbauer), E-Mail: stockbauer@dwa-bayern.de<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
Inhaltsverzeichnis<br />
Leitartikel<br />
„Klimawandel: Herausforderung für die Wasserwirtschaft“ ....................................................................................................... 4<br />
Titelbericht<br />
Von der Statik zur Dynamik - 30 <strong>Jahre</strong> Wasserbau und Gewässerentwicklung in <strong>Bayern</strong> ...................................................... 7<br />
Der besondere Beitrag<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Lawinenwarndienst</strong> <strong>Bayern</strong> ...................................................................................................................................... 14<br />
Veranstaltungen<br />
Wasserwirtschaftliches Kolloquium an der Universität der Bundeswehr ............................................................................... 18<br />
Vorträge zu aktuellen wasserbaulichen Themen – Programm für das Wintersemester 2007/2008 an der TU München .... 19<br />
In eigener Sache<br />
Internationales Symposium „Qualitätsmanagement in der Wasserwirtschaft“<br />
am 24. / 25. Januar 2008 im Europäischen Patentamt in München ....................................................................................... 20<br />
Symposium „Klimawandel – was kann die Wasserwirtschaft tun?"<br />
am 24. und 25. Juni 2008 in der Meistersingerhalle in Nürnberg ........................................................................................... 22<br />
<strong>DWA</strong>-Fachexkursion „Stauseen in den Alpen“ ........................................................................................................................ 24<br />
<strong>DWA</strong>-Reise nach Myanmar im Oktober 2008 ......................................................................................................................... 26<br />
Jürgen Bauer mit der <strong>DWA</strong>-Ehrennadel ausgezeichnet ......................................................................................................... 30<br />
Neue Unterstützung für den <strong>Landesverband</strong>sbeirat ............................................................................................................... 30<br />
Wechsel in der <strong>Landesverband</strong>sleitung .................................................................................................................................. 32<br />
Tagung des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong> in Weiden ........................................................................................................... 32<br />
Berichte<br />
<strong>Landesverband</strong>stagung in Baden-Würtemberg ...................................................................................................................... 34<br />
Wertach vital ............................................................................................................................................................................. 35<br />
Hochwasserschutz der Stadt Deggendorf ............................................................................................................................... 37<br />
Karl Valentin und das Hochwasser .......................................................................................................................................... 39<br />
Biologische Ursachen von auffällig gefärbten Oberflächengewässern .................................................................................. <strong>40</strong><br />
Symposium zum Drachensee am 28. Juni 2007 ..................................................................................................................... 42<br />
Umsetzung der EG-Kommunalabwasserrichtlinie in <strong>Bayern</strong> .................................................................................................. 44<br />
Was kostet eine Kleinkläranlage? Ergebnisse einer Herstellerbefragung ............................................................................. 46<br />
Verursachergerechte Kostenverteilung bei Abwassergebühren ............................................................................................ 48<br />
Energie und Abwasserabgabe gespart ................................................................................................................................... 50<br />
Modellierung von Arzneimittelwirkstoffen im Main .................................................................................................................. 52<br />
Altschotterentsorgung mit dem Ziel der Nachhaltigkeit .......................................................................................................... 54<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> Gewässer-Nachbarschaften <strong>Bayern</strong> ..................................................................................................................... 57<br />
Institut für unterirdische Infrastruktur ....................................................................................................................................... 59<br />
Water Supply and Sanitation for All ......................................................................................................................................... 60<br />
WRRL - Maßnahmenprogramm für den Bewirtschaftungsplan .............................................................................................. 61<br />
Gehölze und Hochwasserschutzdeiche – Ein weltweites Diskussionsthema ........................................................................ 64<br />
Personalnachrichten<br />
Referat Wasserspeicher und Wasserkraft im StMUGV unter neuer Leitung ......................................................................... 67<br />
Wechsel des Referatsleiters „Technische Gewässeraufsicht“ im StMUGV ........................................................................... 68<br />
Neuer Leiter des WWA Regensburg ....................................................................................................................................... 69<br />
Abteilungsdirektor Wolf-Dieter Ueberrück beendet Dienst ..................................................................................................... 69<br />
Zum Gedenken an Peter Holleis .............................................................................................................................................. 70<br />
Neue Mitglieder ........................................................................................................................................................................ 71<br />
Runde Geburtstage unserer Mitglieder ................................................................................................................................... 72<br />
Langjährige Mitgliedschaft beim Verband ............................................................................................................................... 73<br />
Buchbesprechung<br />
50 <strong>Jahre</strong> Taschenbuch der Wasserversorgung ....................................................................................................................... 74<br />
3<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Seite
Leitartikel<br />
„Klimawandel: Herausforderung für die<br />
Wasserwirtschaft“<br />
Klima und Wasser<br />
Die Veränderungen unseres Klimas gehen<br />
sehr häufig einher mit Veränderungen<br />
des Wasserhaushaltes: das prognostizierte<br />
Ansteigen des Meeresspiegels, temporäre<br />
Hochwassergefahren für Stadt und<br />
Land oder ausbleibende Niederschläge.<br />
Diese Situation, zuviel Wasser auf der<br />
einen Seite und zu wenig Wasser auf der<br />
anderen Seite, letztlich mit verursacht<br />
oder verstärkt durch den Klimawandel,<br />
wird die Fachleute auch künftig vor neue,<br />
anspruchsvolle Aufgaben stellen.<br />
Klimawandel ist Fakt<br />
Die Auswirkungen des Klimawandels<br />
sind bereits weltweit zu beobachten; in<br />
<strong>Bayern</strong> teilweise sogar besonders stark.<br />
So war der Anstieg der mittleren <strong>Jahre</strong>stemperatur<br />
in den letzten 100 <strong>Jahre</strong>n in<br />
<strong>Bayern</strong> höher als im globalen Durchschnitt;<br />
im Alpenraum mit 1,5°C sogar<br />
doppelt so hoch! Dies führt gerade in den<br />
Alpen zu einem dramatischen Gletscherrückgang<br />
und einer Destabilisierung der<br />
Hänge mit Hangrutschen und Murenabgängen.<br />
Aber auch die meteorologischen Extremereignisse<br />
steigen in Zahl und Intensität.<br />
So ist eine deutliche Zunahme von Jahrhunderthochwässern<br />
festzustellen. Wir<br />
alle erinnern uns an das Pfingst-Hochwasser<br />
1999, die Flutkatastrophe 2002<br />
und an das August-Hochwasser 2005.<br />
Prognosen<br />
Unser Klimaforschungsprojekt (KLIWA)<br />
prognostiziert für <strong>Bayern</strong> vor allem im<br />
Frühjahr und im Winter immer öfter hochwasserrelevante<br />
Wetterlagen mit bis zu<br />
35 % mehr Niederschlägen. Verringerte<br />
Schnee- und Eisspeicherung wird die<br />
Abflüsse beschleunigen.<br />
Ferner erwarten Wissenschaftler, dass<br />
die gefürchteten Fünf-B-Wetterlagen häufiger<br />
und heftiger auftreten werden. Damit<br />
bezeichnen Meteorologen eine besondere<br />
Zugbahn von Tiefdruckgebieten, die<br />
Hochwasserereignisse nach sich ziehen.<br />
Die Katastrophen von 2002 und 2005 sind<br />
auf Fünf-B-Lagen zurückzuführen.<br />
4<br />
Bei der Tagung des <strong>DWA</strong> - <strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong> am 19. und 20.10.2007 in Weiden hat Umweltminister Dr. Otmar Bernhard<br />
eine Rede über den Klimawandel gehalten, die hier wegen der Bedeutung für wasserwirtschaftliches Handeln in Auszügen wiedergegeben<br />
wird.<br />
Staatsminister Dr. Otmar Bernhard bei seiner Festansprache<br />
Dies lässt sich auf die einfache Formel<br />
reduzieren: mehr globale Erwärmung,<br />
mehr Hochwassergefahr!<br />
Im schmalen Zeitfenster von nur zwei<br />
Dekaden sollten wir versuchen, die globale<br />
Erwärmung auf maximal 2°C zu begrenzen<br />
- verglichen mit der vorindustriellen<br />
Zeit. Dafür müssen wir weltweit die<br />
Zunahme der Treibhausgas-Emissionen<br />
nicht nur stoppen, sondern den Ausstoß<br />
bis 2050 halbieren (gegenüber 1990).<br />
Doppelstrategie als Klimaschutzpolitik<br />
in <strong>Bayern</strong><br />
Bayerische Klimaschutzpolitik basiert auf<br />
den beiden großen Säulen Reduktion<br />
und Anpassung.<br />
1. Säule: Reduktionsstrategie<br />
Als wichtigstes Ziel gilt es, mit konsequenter<br />
Reduktion klimaschädlicher<br />
Gase die globale Erwärmung zu einem<br />
Stillstand zu bringen. Diesen Herausforderungen<br />
begegnet <strong>Bayern</strong> mit dem<br />
Bayerischen Klimaschutzkonzept. Dieses<br />
wurde bereits 2000 verabschiedet<br />
und 2003 fortgeschrieben.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Beim Klimagipfel der Staatsregierung am<br />
24. April 2007 auf der Zugspitze wurde<br />
eine weitere Fortschreibung beschlossen:<br />
Das „Klima-Programm <strong>Bayern</strong><br />
2020“ soll im November verabschiedet<br />
werden. Beschlossen wurden u. a. auch<br />
die weitere CO 2 -Reduktion in <strong>Bayern</strong> von<br />
heute 6,8 auf 6,4 Tonnen pro Kopf und<br />
Jahr bis 2010 (Bundesdurchschnitt aktuell:<br />
10,4 Tonnen). Des weiteren wurde ein<br />
Klimarat und ein eigener Kabinettsausschuss<br />
zur Koordinierung in Klimafragen<br />
eingerichtet, und die weitere Klimaforschung<br />
in <strong>Bayern</strong> wird intensiviert.<br />
Darüber hinaus soll bis 2020 der Anteil<br />
erneuerbarer Energien am Primärenergiebedarf<br />
auf 16 % verdoppelt und ein Investitionsprogramm<br />
für die energetische<br />
Sanierung staatlicher Gebäude aufgelegt<br />
werden.<br />
Verminderung von CO 2 -Emissionen in<br />
der Wasserwirtschaft<br />
Bei Maßnahmen, die zur Verminderung<br />
der CO 2 -Emissionen beitragen, ist auch<br />
der Sachverstand der Wasserwirtschaft<br />
gefragt. Dabei zählen wir auf Sie als<br />
Wasserwirtschaftler, als Ingenieure, als<br />
Entscheidungsträger bei den Kommunen<br />
oder als Wissenschaftler. Ihr Sachverstand<br />
und Ihre Kreativität sind gefragt,
wenn es darum geht, auf die globale Erderwärmung<br />
zu antworten.<br />
Die Potenziale zur Klimavorsorge liegen<br />
im Wesentlichen in:<br />
der Optimierung der Wasserkraftnutzung,<br />
der Steigerung der Energieeffizienz<br />
bei der Abwasserentsorgung sowie<br />
der Energiegewinnung aus Geothermie.<br />
Wasserkraftnutzung<br />
<strong>Bayern</strong> ist Wasserkraftland Nummer 1 in<br />
Deutschland. Knapp 60 % des deutschen<br />
Wasserkraftstroms werden in<br />
<strong>Bayern</strong> erzeugt. Durch Modernisierung<br />
und weiteren Ausbau ist die Wasserkraftnutzung<br />
in <strong>Bayern</strong> noch steigerungsfähig.<br />
Hier ist aber eine sorgfältige<br />
Abwägung zwischen Nutzen aus<br />
regenerativer Energie einerseits und<br />
gewässerökologischen Auswirkungen<br />
andererseits notwendig. Die größte Herausforderung<br />
für den Ingenieur besteht<br />
darin, die Durchgängigkeit der Gewässer<br />
zu erhalten oder sogar zu verbessern.<br />
Energieeffizienz bei der Abwasserentsorgung<br />
Der Betrieb kommunaler Kläranlagen in<br />
<strong>Bayern</strong> benötigt etwa 1 % des jährlichen<br />
Nettostromverbrauchs in <strong>Bayern</strong>. Eine<br />
Studie des LfU hat aufgezeigt, dass<br />
durch energetische Optimierungsmaßnahmen<br />
erhebliche Mengen elektrischer<br />
Energie gespart werden könnten.<br />
Darüber hinaus könnte durch Optimierung<br />
der Erzeugung und Verwertung des<br />
Faulgases elektrische Energie CO 2 -neutral<br />
und damit klimaunschädlich erzeugt<br />
werden.<br />
Auch durch die Wärmenutzung kommunaler<br />
Abwässer könnte bei geeigneten<br />
Voraussetzungen ebenfalls klimaneutral<br />
weitere elektrische Energie sowie Wärme<br />
zu Heizwecken gewonnen werden.<br />
Auch in Bereichen, in denen man auf den<br />
ersten Blick kaum einen Beitrag für den<br />
Klimaschutz vermuten würde, steckt beachtliches<br />
Potenzial.<br />
Geothermie<br />
In der stärkeren Nutzung erneuerbarer<br />
Energien, wie beispielsweise der Geothermie,<br />
liegen riesige Chancen. Hier ist aber<br />
auch der Sachverstand des Ingenieurs gefragt.<br />
Eine verstärkte Erdwärmenutzung<br />
bedeutet ein höheres Gefährdungspotenzial<br />
für die Grundwasservorräte.<br />
Ressourcenschonung auf der einen Seite<br />
darf nicht zu Lasten anderer Ressourcen<br />
oder Schutzgüter gehen.<br />
2. Säule: Anpassung<br />
Nur mit der Reduktion klimaschädlicher<br />
Gase können wir es jedoch nicht bewenden<br />
lassen.<br />
Deswegen stellen wir uns mit der „zweiten<br />
Säule“, der Anpassungsstrategie, auf<br />
5<br />
So dramatisch wird sich die Klimaänderung sicher nicht auswirken! Wie zu erkennen,<br />
haben schon 1986 Wissenschaftler auf die Gefahren einer Klimaerwärmung hingewiesen.<br />
Damals war sie noch umstritten, heute wird nicht mehr daran gezweifelt.<br />
Es ist nur noch die Frage: Was tun?<br />
die schon heute absehbaren Folgen eines<br />
Klimawandels ein.<br />
Anpassung: Wasserwirtschaft gefragt<br />
Auch bei der Anpassung an die unvermeidbaren<br />
Folgen des Klimawandels ist<br />
die Wasserwirtschaft sehr gefragt. Denn<br />
der Wassersektor ist vom Klimawandel<br />
besonders betroffen.<br />
Klimamodelle geben für die nächsten 20<br />
bis <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> für <strong>Bayern</strong> folgende Prognosen<br />
ab:<br />
Temperaturzunahme im Winter um<br />
bis zu 2°C,<br />
Zunahme der heißen Sommertage<br />
mit mehr als 30°C um fast 100%,<br />
Abnahme der Frosttage um bis zu<br />
30 Tage,<br />
Zunahme der Niederschläge im<br />
Winter, Abnahme im Sommer.<br />
Damit steht die Wasserwirtschaft vor<br />
großen Herausforderungen. Diese reichen<br />
vom Hochwasserschutz über die<br />
Sicherung des Wasserbedarfs bis hin<br />
zur Optimierung der Wasserkraftnutzung.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Hochwasserschutz-<br />
Aktionsprogramm 2020<br />
Unser wichtigstes Standbein der Anpassungsstrategie<br />
ist ein integrierter Hochwasserschutz.<br />
Als Antwort auf das Pfingsthochwasser<br />
1999 hat <strong>Bayern</strong> bereits im Jahr 2001 ein<br />
Programm mit einer Laufzeit von 20 <strong>Jahre</strong>n<br />
und einem Gesamtvolumen von 2,3<br />
Milliarden Euro aufgelegt - unser Hochwasserschutz-Aktionsprogramm<br />
2020.<br />
Dieses wird speziell seit dem August-<br />
Hochwasser 2005 beschleunigt fortgeführt.<br />
Das bedeutet, dass die Finanzmittel<br />
für den Hochwasserschutz in <strong>Bayern</strong><br />
für die <strong>Jahre</strong> 2006 bis 2008 um 115 Millionen<br />
auf 150 Millionen Euro pro Jahr<br />
aufgestockt wurden.<br />
Das Programm hat drei große Schwerpunkte:<br />
den natürlichen Rückhalt in der Fläche,<br />
den technischen Hochwasserschutz<br />
und<br />
die Hochwasservorsorge.
Natürlicher Rückhalt<br />
Wir wollen Hochwasser nah am Ursprungsgebiet<br />
eindämmen und setzen<br />
daher auf eine umfassende Reaktivierung<br />
von natürlichem Rückhalteraum.<br />
Insgesamt wollen wir 2.500 Kilometer<br />
Gewässerstrecke und 10.000 Hektar<br />
Uferfläche renaturieren; geschafft sind<br />
davon bereits rd. 550 Kilometer Strecke<br />
mit 1.450 Hektar Uferfläche. Somit sind<br />
6 Millionen m³ Rückhalteraum reaktiviert<br />
worden.<br />
Den gleichen Zielen der ökologischen<br />
Verbesserung, des Rückhalts und der<br />
Flächensicherung dienen auch unsere<br />
Gewässerentwicklungspläne/-konzepte.<br />
Für rd. 60 % der Gewässer erster und<br />
zweiter Ordnung in <strong>Bayern</strong> sind diese<br />
bereits fertig gestellt. Für weitere fast<br />
20 % sind solche Konzepte und Pläne<br />
schon in Arbeit.<br />
Technischer Hochwasserschutz<br />
Um Menschen und Sachwerte zu schützen,<br />
sind technische Schutzbauwerke<br />
unverzichtbar. Wir rüsten vor allem bestehende<br />
Deiche nach, haben ein Flutpolderkonzept,<br />
schaffen neue Rückhalteräume<br />
durch Talsperren und sorgen für<br />
Retention in der Fläche an Gewässern<br />
dritter Ordnung. Seit 2001 sind rd. 300<br />
Kilometer Deiche saniert oder neu gebaut<br />
worden. 250.000 Bürger wurden vor<br />
Hochwasser geschützt. Erst vor 4 Wochen<br />
wurde die größte Hochwasserschutzmaßnahme<br />
<strong>Bayern</strong>s eingeweiht -<br />
das Seifener Becken, eine „Badewanne<br />
für die Iller“, so die Schlagzeile in der SZ<br />
am 24.09.2007. 100 Millionen Euro wurden<br />
hier investiert, um die Iller-Anwohner<br />
vor Hochwasser zu schützen.<br />
Auch Talsperren und Hochwasserrückhaltebecken<br />
zählen zu den technischen<br />
Hochwasserschutzmaßnahmen. Wir haben<br />
in <strong>Bayern</strong> derzeit 23 davon; zwei<br />
weitere sind in Bau: der Goldbergsee bei<br />
Coburg und der Drachensee bei Furth im<br />
Wald. Alleine bei staatlichen Speichern<br />
können wir auf ein Gesamtvolumen von<br />
500 Millionen m³ zurückgreifen.<br />
Hochwasservorsorge<br />
Das verbleibende Restrisiko versuchen<br />
wir durch Vorsorge zu minimieren. Dazu<br />
werden bis Ende 2008 die Überschwemmungsgebiete<br />
für ein HQ 100 an Gewässern<br />
erster und zweiter Ordnung ermitteln.<br />
Damit sollen wertvoller Rückhalteraum<br />
entlang der Gewässer gesichert und neue<br />
Schadenspotenziale verhindert werden.<br />
Für die Hochwasservorhersage als zentrales<br />
Informations- und Steuerungsinstrument<br />
haben wir die Datenbasis weiter<br />
verbessert. Von fast 90 % unserer 620<br />
Pegel in <strong>Bayern</strong> können die Daten per<br />
Fernübertragung abgerufen werden;<br />
ebenso die Daten von rd. 675 Messstellen<br />
für den Niederschlag. Für das Donauund<br />
Maingebiet haben wir die Hochwasservorhersagemodelle<br />
weiter ausgebaut.<br />
6<br />
Dynamische Anpassung an Auswirkungen<br />
des Klimawandels<br />
Das Hochwasserschutz-Aktionsprogramm<br />
weist mit seinem integralen Ansatz<br />
den richtigen Weg. Die Auswirkungen<br />
des Klimawandels erfordern aber<br />
auch hier dynamische Anpassungen:<br />
Bereits seit Ende 2004 wird bei<br />
neuen Hochwasserschutz-Planungen<br />
der so genannte Klimafaktor<br />
berücksichtigt. D.h. das für die Höhe<br />
der Hochwasserschutzanlagen<br />
maßgebende Bemessungshochwasser<br />
wird sicherheitshalber um<br />
15 Prozent erhöht.<br />
Der Rückhalt der Fläche muss verstärkt<br />
werden.<br />
Die Restrisiken bei überströmungsgefährdetenHochwasserschutzanlagen<br />
müssen verringert werden.<br />
Notüberlaufräume müssen als Entlastungsmöglichkeit<br />
für Extremhochwasser<br />
freigehalten werden.<br />
Hochwassergefahrenkarten müssen<br />
erstellt werden, auch für Extrem-Hochwasser.<br />
Wir brauchen Hochwasserrisiko-<br />
Managementpläne.<br />
Wir müssen integrale Wildbachschutzkonzepte<br />
für den Alpenraum<br />
erarbeiten.<br />
Niedrigwasser- und Dürremanagement<br />
Vor dem Hintergrund des Klimawandels<br />
und der immer stärkeren Ungleichverteilung<br />
der Niederschläge gewinnt auch<br />
Niedrigwasser- und Dürremanagement<br />
an Bedeutung. Die Sicherung der Wasserressourcen<br />
erfordert eine integrierte<br />
Bewirtschaftung. Um dies zu erreichen,<br />
stehen künftig folgende Aufgaben auf<br />
unserer Arbeitsliste:<br />
Durch Wasserrückhalt im ländlichen<br />
Raum müssen wir noch stärker die<br />
Grundwasserneubildung fördern,<br />
die Kommunen müssen die Versorgungssicherheit<br />
bei der örtlichen<br />
und regionalen Trinkwasserversorgung<br />
erhöhen. Das heißt, sie müssen<br />
sich z. B. durch Verbund von<br />
Anlagen oder durch Gewinnungsalternativen<br />
ein zweites Standbein<br />
schaffen.<br />
Die nutzbaren Grundwasservorkommen<br />
müssen nachhaltig geschützt<br />
werden.<br />
Wir müssen Wärmelastpläne fortschreiben<br />
und Niedrigwassermanagementpläne<br />
erstellen.<br />
Wir werden einen Niedrigwasserund<br />
Dürrewarndienst, ähnlich dem<br />
Hochwassernachrichtendienst einrichten,<br />
um frühzeitig auf Trockenheit<br />
reagieren zu können.<br />
Das KLIWA-Projekt zu Klimaänderung<br />
und Wasserwirtschaft werden<br />
wir im Hinblick auf Niedrigwasser<br />
und Trockenheit forcieren und<br />
wir werden das Monitoring klimawandelbedingter<br />
Änderungen der Wasserhaushaltsgrößen<br />
intensivieren.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Aufgaben für die Wasserwirtschaft<br />
Nicht nur die Folgen des Klimawandels<br />
und die Anpassung daran beschäftigen<br />
die Wasserwirtschaft. Weitere vor Ihnen<br />
liegenden Aufgaben möchte ich nur mit<br />
ein paar Stichworten erwähnen:<br />
Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie,<br />
Abwehr gefährlicher Stoffe,<br />
Ertüchtigung von Kläranlagen oder<br />
Neubau und Unterhalt von Wasserversorgungsanlagen.<br />
Trotz knapper Haushaltsmittel fließen<br />
staatliche Fördermittel in Höhe von jährlich<br />
rund 1<strong>40</strong> Millionen Euro in den Bau<br />
von Wasserversorgungs- und Abwasseranlagen.<br />
<strong>DWA</strong> als Partner der Wasserwirtschaft<br />
Alle diese Aufgaben können nur zusammen<br />
mit der <strong>DWA</strong> bewältigt werden. Die<br />
<strong>DWA</strong> ist uns seit vielen <strong>Jahre</strong>n ein verlässlicher<br />
und unersetzlicher Partner. Ich<br />
möchte an dieser Stelle nur daran erinnern,<br />
dass wir vor drei Monaten gemeinsam<br />
ein sehr erfolgreiches Benchmarking-Projekt<br />
für die Abwasserentsorgung<br />
gestartet haben. 150 Kommunen machen<br />
inzwischen mit. Das ist ein schöner Erfolg!<br />
Das Benchmarking garantiert:<br />
sauberes Trinkwasser,<br />
gute Gewässergüte der Flüsse und<br />
Seen,<br />
hohe Reinigungsleistung der Kläranlagen<br />
und<br />
mit die günstigsten Trinkwasserund<br />
Abwassergebühren deutschlandweit.<br />
Für diese gute Zusammenarbeit möchte<br />
ich Ihnen an dieser Stelle ganz herzlich<br />
danken.<br />
Dass wir auch künftig vertrauensvoll und<br />
intensiv zusammenarbeiten, zeigt allein<br />
schon ein Blick auf die <strong>Jahre</strong>splanung für<br />
das nächste Jahr:<br />
Im Januar veranstaltet der <strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Bayern</strong> gemeinsam mit dem<br />
StMUGV und der Universität der Bundeswehr<br />
ein Internationales Symposium<br />
zu „Qualitätsmanagement in der Wasserwirtschaft“.<br />
Und im Juni wird in Nürnberg<br />
gemeinsam mit der Fachgemeinschaft<br />
Hydrologie ein weiteres internationales<br />
Symposium zum Thema „Klimawandel -<br />
Was kann die Wasserwirtschaft tun?“<br />
ausgerichtet.<br />
Dank und gute Wünsche<br />
All diese Dinge zeigen, die <strong>DWA</strong> und die<br />
Wasserwirtschaft haben einen krisensicheren<br />
Job. Am neuerdings beschriebenen<br />
Symptom „Boreout - Stress durch<br />
Langweile“ dürfte keiner von Ihnen leiden.<br />
Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit<br />
mit der <strong>DWA</strong> und wünsche der Veranstaltung<br />
einen guten Verlauf.
Titelbericht<br />
Von der Statik zur Dynamik<br />
30 <strong>Jahre</strong> Wasserbau und Gewässerentwicklung in <strong>Bayern</strong><br />
Zusammenfassung<br />
Natürliche - nicht verbaute - Fließgewässer<br />
sind dynamische Systeme. Diese<br />
werden permanent durch hydromorphologische<br />
Prozesse, insbesondere das<br />
Abflussgeschehen und den Feststofftransport,<br />
gesteuert. Charakteristisch für<br />
ein derartiges dynamisches System ist<br />
die natürliche Verlagerung des Gewässerlaufs<br />
innerhalb des Überschwemmungsgebietes,<br />
der Aue. Fluss und Aue<br />
bilden eine Einheit.<br />
7<br />
Der folgende Artikel ist ein Rückblick auf mehr als 30 <strong>Jahre</strong> Gewässerentwicklung in <strong>Bayern</strong>. Seit der 1977 erschienenen Broschüre<br />
des Landesamts für Wasserwirtschaft „Grundzüge der Gewässerpflege“ mussten beim Gewässerausbau generell Gewässerpflegepläne<br />
erstellt werden, deren Umsetzung wesentlich zur Entwicklung des ökologischen Wasserbaus beitrugen. Walter<br />
Binder, der Verfasser dieser richtungsweisenden Broschüre wurde damit weit über <strong>Bayern</strong> hinaus bekannt. Gemeinsam mit seinem<br />
langjährigen und erfahrenen Kollegen Wolfgang Gröbmaier schreibt er in diesem Beitrag über die Entwicklung der Gewässerrenaturierung<br />
der vergangenen Jahrzehnte.<br />
Wechselnde Bettbreiten und Fließgeschwindigkeiten<br />
sind Kennzeichen noch<br />
weitgehend natürlicher Gewässer. Das<br />
Wechselspiel von Abtrag und Anlandungen<br />
sorgt für die stetige Erneuerung gewässertypischer<br />
Strukturen.<br />
In der Flurbereinigung nach 1960 ausgebauter Bachlauf: Der Absturz stabilisiert das<br />
in eine Flutmulde gelegte Gerinne, unterbindet jedoch die Aufwärtswanderung von<br />
Gewässerorganismen. Aus einem natürlichen Gewässer wurde ein statisches System,<br />
das regelmäßig unterhalten werden muss (Mahd der Flutmulde).<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />
ist die Mehrzahl der Fließgewässer ausgebaut<br />
worden, z. B. zur Verbesserung<br />
der Schifffahrt, zur Nutzung der Wasserkraft,<br />
zur Förderung der Landwirtschaft<br />
oder zum Schutz vor Hochwasser. Flüsse<br />
und Bäche wurden begradigt, eingetieft,<br />
aufgestaut, ihre Ufer massiv verbaut.<br />
So wurden aus ursprünglich<br />
dynamischen statische Systeme, mit befestigten<br />
Gerinnen, Verlust an natürlichen<br />
Rückhalteräumen und an Lebensräumen<br />
für Pflanzen und Tiere. In vielen<br />
Fällen ist der Fluss von der Aue abgetrennt<br />
worden, die Einheit von Fluss und<br />
Aue ging verloren.<br />
Nach 1970 fanden in <strong>Bayern</strong> zunehmend<br />
Erkenntnisse der Gewässer- und Landschaftsökologie<br />
bei Vorhaben des Wasserbaus<br />
und der Gewässerunterhaltung<br />
Berücksichtigung. So wurde 1976 der<br />
erste Gewässerpflegeplan für die niederbayerische<br />
Vils erstellt. Er zeigt die für<br />
eine ökologisch orientierte Unterhaltung<br />
und Pflege der Gewässer notwendigen<br />
Maßnahmen auf. Weitere Gewässerpflegepläne<br />
folgten, die dann als Gewässerentwicklungspläne<br />
bzw. heute als Ge-
8<br />
Beim Ausbau der Vils in Niederbayern 1972–76 wurden Biotope wie Auwaldkomplexe, Altgewässer und Feuchtwiesen belassen<br />
und durch den Freistaat <strong>Bayern</strong> erworben. Zusätzlich wurden in den ausgebauten Gewässerabschnitten in großem Umfang Gehölze<br />
gepflanzt. Heute bilden diese Flächen mit ihrem Bewuchs das ökologische Rückrat in der ansonsten intensiv genutzten<br />
Tallandschaft.<br />
wässerentwicklungskonzepte fortgeführt<br />
werden. In bundesweiten Arbeitsgruppen<br />
und in der Zusammenarbeit mit anderen<br />
europäischen Ländern, hier vor allem mit<br />
der Schweiz und Österreich, wurden für<br />
den bis dahin stark technisch orientierten<br />
Wasserbau ökologisch orientierte<br />
Bauweisen entwickelt und Erfahrungen<br />
über Landesgrenzen hinweg ausgetauscht.<br />
Für die Erstellung der von der Wasserrahmenrichtlinie<br />
vorgeschriebenen<br />
Maßnahmenprogramme als Teil der Bewirtschaftungspläne<br />
geben die Gewässerentwicklungskonzepte<br />
Maßnahmen<br />
zur Erhaltung bzw. zur Erreichung des<br />
guten Zustands bzw. des guten ökologischen<br />
Potenzials vor.<br />
In diesem Beitrag werden die wesentlichen<br />
Schritte zur Entwicklung der Gewässer<br />
von der Statik zur Dynamik in den<br />
letzten drei Jahrzehnten vorgestellt.<br />
Zuvor sei aber noch ein kurzer historischer<br />
Blick zurück gestattet:<br />
Ausbau der Gewässer im 19. und 20.<br />
Jahrhundert in <strong>Bayern</strong><br />
Zunehmende Nutzungsansprüche, technischer<br />
Fortschritt und gewachsene wasserbauliche<br />
Erkenntnisse führten im<br />
dicht besiedelten Mitteleuropa bereits in<br />
der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts zum<br />
Ausbau vieler Gewässer. Dieser Prozess<br />
wurde im 20. Jahrhundert auch in <strong>Bayern</strong><br />
systematisch fortgesetzt. Die Gründe<br />
dafür sind bekannt: Schiffbarkeit der<br />
großen Flüsse, Nutzung der Wasserkraft,<br />
Sicherung von Verkehrswegen, Schutz<br />
von Siedlungen und landwirtschaftlichen<br />
Nutzflächen vor Überschwemmungen<br />
und Regelung des Bodenwasserhaushalts<br />
von landwirtschaftlichen Nutzflächen.<br />
Die damit verbundenen Nachteile<br />
für den Naturhaushalt, der Verlust von<br />
Lebensräumen für Tiere und Pflanzen<br />
wurde billigend in Kauf genommen. Gewässerökologische<br />
Zusammenhänge –<br />
Fische ausgenommen – waren weitgehend<br />
unbekannt. Schutzbedürftig war<br />
damals allein der Mensch und nicht die<br />
Natur. Erster Widerstand gegen den ausschließlich<br />
vom Nutzen bestimmten Wasserbau<br />
setzte bereits zum Ende des 19.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Jahrhunderts ein, angeführt von Verbänden<br />
zum Schutz von Pflanzen und Tieren<br />
bzw. der Schönheit der Landschaft.<br />
Dieser Widerstand verstärkte sich aber<br />
erst nach 1960 entscheidend. Das führte<br />
dazu, dass bei technisch orientierten<br />
Wasserbau-Projekten zunehmend Eingrünungsmaßnahmen<br />
mit Gehölzpflanzungen<br />
realisiert wurden. Anwendung<br />
fanden auch ingenieurbiologische Bauweisen.<br />
So wurden z.B. Pflanzen zur Sicherung<br />
von Ufern und Böschungen eingesetzt,<br />
ohne allerdings die technisch<br />
Die renaturierte Pfatter (2004) im Landkreis Regensburg: Das vor Jahrzehnten ausgebaute<br />
Gewässer mäandriert wieder innerhalb eines Entwicklungskorridors in der<br />
Talaue.
orientierten Ausbaulösungen mit begradigter<br />
Linienführung, Abstürzen und verbauten<br />
Ufern in Frage zu stellen.<br />
Hauptaufgabe der Gewässerunterhaltung<br />
war es, den Ausbauzustand zu erhalten<br />
und die Nutzung der Gewässer zu<br />
sichern. Dadurch wurde das Wechselspiel<br />
von Erosion und Sedimentation mit<br />
der stetigen Erneuerung der gewässertypischen<br />
Strukturen stark beeinträchtigt.<br />
Mit der Begradigung und Eintiefung sowie<br />
Bedeichung der Gewässer verbunden<br />
war häufig die Abtrennung des Gewässers<br />
(Ausuferungshäufigkeit, Verlust<br />
an Rückhalteräumen) von der Aue. Damit<br />
gingen in den Überschwemmungsgebieten<br />
Lebensräume und die Einheit von<br />
Fluss und Aue verloren.<br />
Gesetzliche Regelungen und fachübergreifende<br />
Zusammenarbeit<br />
Der vorrangig am Nutzen und an den<br />
technischen Erfordernissen orientierte<br />
Wasserbau änderte sich in den <strong>Jahre</strong>n<br />
nach 1970. Mit dem Erlass des Gesetzes<br />
über den Schutz der Natur, die Pflege der<br />
Landschaft und die Erholung in der freien<br />
Natur (Bayerisches Naturschutzgesetz<br />
1973), und dem Gesetz über Naturschutz<br />
und Landschaftspflege (Bundesnaturschutzgesetz<br />
1977), wurden den wachsenden<br />
ökologischen Erkenntnissen aber<br />
9<br />
auch einem wachsenden Umweltbewusstsein<br />
in der Bevölkerung entsprochen.<br />
Mit dem 5. Gesetz zur Änderung<br />
der Bayerischen Verfassung (1984) erhielt<br />
der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen<br />
und der kulturellen Überlieferung<br />
Verfassungsrang. Artikel 141<br />
verpflichtet „die Leistungsfähigkeit des<br />
Naturhaushalts dauerhaft zu erhalten<br />
und zu verbessern, die heimischen Tierund<br />
Pflanzenarten und ihre notwendigen<br />
Lebensräume… zu schonen und zu erhalten,<br />
Natur sowie die Landschaft zu<br />
schützen und zu pflegen“. Die Neufassung<br />
des Wasserhaushaltsgesetzes<br />
(1986) gibt in §1 vor, die Gewässer als<br />
Bestandteil des Naturhaushalts so zu bewirtschaften,<br />
dass sie dem Wohl der Allgemeinheit<br />
und dem Nutzen Einzelner<br />
dienen und jede vermeidbare Beeinträchtigung<br />
unterbleibt. Nach Art. 42 des<br />
Bayerischen Wassergesetzes umfasst<br />
die Unterhaltspflicht u. a. die biologische<br />
Wirksamkeit des Gewässers zu erhalten<br />
und zu fördern. Im Jahr 2002 wurde die<br />
Europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />
verabschiedet und zwischenzeitlich in<br />
die nationalen Wassergesetze überführt.<br />
Sie fordert für Oberflächenwasserkörper<br />
den guten Zustand bzw. das gute ökologische<br />
Potenzial.<br />
In den <strong>Jahre</strong>n nach 1980 gewannen bei<br />
Ausbau und Unterhaltung der Gewässer<br />
zunächst zusätzlich zu den technischen<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Maßnahmen Gesichtspunkte der Pflege<br />
an Bedeutung. Die Gewässerentwicklung,<br />
das Zulassen der hydromorphologischen<br />
Prozesse war damals noch kein<br />
Thema, sieht man von ersten kleineren<br />
Pilotprojekten ab. Diese fand zunehmend<br />
Akzeptanz in den <strong>Jahre</strong>n nach 1990.<br />
Heute steht die Gewässerentwicklung<br />
mit der Erhaltung und Verbesserung des<br />
natürlichen Rückhalts, wo immer möglich,<br />
im Vordergrund.<br />
Für Ausbauvorhaben an Gewässern sind<br />
landschaftspflegerische Begleitpläne<br />
vorgeschrieben, welche die Eingriffe in<br />
Naturhaushalt und das Landschaftsbild<br />
bewerten und die für die Kompensation<br />
dieser Eingriffe erforderlichen Ausgleichs-<br />
und Ersatzmaßnahmen aufzeigen.<br />
Dazu ist die Umweltverträglichkeit<br />
solcher Projekte zu überprüfen. Zusätzlich<br />
sind für Natura-2000-Gebiete, das<br />
sind Gebiete mit besonderer Bedeutung<br />
für Flora und Fauna sowie Vogelschutzgebiete<br />
von europäischer Bedeutung,<br />
die Erhaltungsziele zu beachten. Zur<br />
gleichen Zeit wurden die Mitsprache der<br />
Umweltverbände und die Beteiligung der<br />
Öffentlichkeit gestärkt.<br />
Heute beobachten Umweltverbände, die<br />
Öffentlichkeit und zunehmend Flussallianzen<br />
mit großer Aufmerksamkeit wasserbauliche<br />
Planungen und setzen sich<br />
vor allem für den Erhalt der noch frei fließenden<br />
Flusslandschaften ein.<br />
Stadt am Fluss: Die umgestaltete Pegnitz im Stadtgebiet von Nürnberg (2005). Das Gewässer wurde durch Entnahme der<br />
Verbauung und Abflachung der Ufer für die Anwohner wieder zugänglich.
Isar, Ickinger Wehr, ca. 10 km südlich von München (1995): An<br />
der Wehranlage wird das Wasser der Isar bis auf eine geringe<br />
Restwassermenge in den Kanal zum Kraftwerk Mühltal ausgeleitet.<br />
Das Flussbett ist kanalartig verbaut und weist kaum noch<br />
die für diese Flusslandschaft typischen Gewässerbettstrukturen<br />
auf.<br />
Andererseits unterstützen und begleiten<br />
sie Renaturierungsprojekte mit konstruktiver<br />
Kritik wie z. B. die Umsetzung des<br />
Isarplans im Stadtgebiet von München<br />
oder initiieren Projekte zum Schutz von<br />
Gewässerlandschaften, wie z. B. die Stiftung<br />
Kulturlandschaft Günztal.<br />
Um den gesetzlichen Anforderungen<br />
und den Belangen der Bevölkerung entsprechen<br />
zu können, hat sich im Laufe<br />
der <strong>Jahre</strong> die fachübergreifende Zusammenarbeit<br />
von Ingenieuren mit Flussmorphologen,<br />
Gewässerbiologen und<br />
Landschaftsplanern sowie die Öffentlichkeitsbeteiligung<br />
einschließlich der<br />
Nutzer verstärkt. Ziel war und ist ein<br />
naturnaher Wasserbau, der die technischen<br />
Anforderungen, Erkenntnisse der<br />
Ökologie, das Landschaftsbild, die Belange<br />
von Freizeit und Erholung sowie<br />
der zu berücksichtigenden Nutzungen<br />
integriert. Dazu erforderlich ist die Abstimmung<br />
mit den Fachbehörden der<br />
Landwirtschaft, der Forstverwaltung,<br />
der Fischerei und des Naturschutzes<br />
sowie mit Kommunen und Verbänden.<br />
Diese Zusammenarbeit ist heute gängige<br />
Praxis und Voraussetzung, um zu<br />
einvernehmlichen Lösungen zu kommen.<br />
10<br />
Naturnaher Wasserbau<br />
Wachsendes ökologisches Wissen, ein<br />
gesteigertes Interesse der Bevölkerung,<br />
aber auch die Umsetzung der gesetzlichen<br />
Vorgaben haben dazu geführt, dass<br />
seit ca. 30 <strong>Jahre</strong>n biologische und landschaftspflegerische<br />
Gesichtspunkte beim<br />
Ausbau und der Unterhaltung der Gewässer<br />
verstärkt berücksichtigt werden. Mit<br />
dem Begriff naturnaher Wasserbau verbindet<br />
man aber nicht nur Begrünungsmaßnahmen,<br />
sondern vor allem den Erhalt und<br />
die Neuschaffung von naturnahen Lebensraumbedingungen,<br />
Gewässerstrukturen<br />
bzw. Lebensräumen. Die Gewässerentwicklung<br />
beim Ausbau der großen wie<br />
auch der kleinen Gewässer und bei der<br />
Gewässerunterhaltung gewann in den<br />
<strong>Jahre</strong>n nach 1980 an Bedeutung. Damit<br />
sollte den Verlusten von Lebensräumen<br />
bei der anhaltenden Intensivierung der<br />
Kulturlandschaft entgegen gewirkt werden.<br />
Dazu gehörte auch der Erwerb von<br />
Uferstreifen / Entwicklungskorridoren als<br />
Pufferzonen an den Gewässern. Durch<br />
eine intensive Zusammenarbeit zwischen<br />
den Wasserwirtschaftsämtern mit<br />
dem früheren Bayerischen Landesamt<br />
für Wasserwirtschaft, durch die Mitarbeit<br />
in den Arbeitsgruppen technisch wissenschaftlicher<br />
Vereinigungen wie der <strong>DWA</strong>,<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Isar, Ickinger Wehr (2003): Der erste umfassende Uferrückbau<br />
an einem großen Fluss in <strong>Bayern</strong>. Im Rahmen eines neuen<br />
Wasserrechtsbescheids zum Betrieb des Kraftwerkes Mühltal<br />
wurden ein höherer Mindestabfluss und Maßnahmen zur Gewässerentwicklung<br />
festgelegt. Auf 7 km Länge wurde die Ufersicherung<br />
entnommen, so dass die Isar ihren Lauf wieder frei<br />
verlagern und natürlich entwickeln kann (s. auch Titelbild).<br />
dem Erfahrungsaustausch über die Landesgrenzen<br />
hinweg, vor allem mit der<br />
Schweiz und Österreich, konnten wesentliche<br />
Erkenntnisse für ökologisch orientierte<br />
Maßnahmen im Wasserbau gesammelt<br />
und weiter entwickelt werden.<br />
Die Seminarreihe „Landschaftswasserbau“<br />
der Technischen Universität Wien<br />
1980 bis 1990 war damals u. a. wegweisend.<br />
Neben der Fließgewässerrenaturierung<br />
wurden ab 1975 in <strong>Bayern</strong> bei der Anlage<br />
von Talsperren und Flussstauseen<br />
neue Wege beschritten. In den Stauräumen<br />
angelegte Flachwasserzonen und<br />
Inseln haben sich zwischenzeitlich zu<br />
Lebensräumen aus 2. Hand entwickelt.<br />
Die umfangreichste Neuanlage von Biotopen<br />
war die Schaffung der Flachwasser-<br />
und Inselzone beim Bau des Altmühlsees<br />
zwischen 1975 und 1985. In der<br />
mehr als <strong>40</strong>0 ha großen Seefläche wurde<br />
eine ca. 100 ha große Inselzone mit<br />
einem Pufferstreifen zum See angelegt.<br />
Ohne Störungen durch die Freizeitnutzung<br />
nutzen mehr als 250 Vogelarten das<br />
inzwischen ausgewiesene Naturschutzgebiet<br />
als Brut- oder Durchzuggebiet. Die<br />
Vogelinsel ist zu einem kleinen Teil über<br />
einen Lehrpfad mit Beobachtungsturm<br />
einsehbar. Der Landesbund für Vogelschutz<br />
unterhält dort eine Beobachtungs-
und Informationsstation. Aufbauend auf<br />
den Erfahrungen am Altmühlsee wurden<br />
entsprechende Biotope auch beim Bau<br />
von Flusstauseen an Lech, Isar und Donau<br />
angelegt. So bietet die Stützkraftstufe<br />
Landau an der Isar mit ihren Inselzonen<br />
einen neuen Lebensraum für das<br />
Blaukehlchen, einer bedrohten Vogelart.<br />
Gewässerpflege<br />
Beim Ausbau der Vils in Niederbayern<br />
(Ausbauabschnitte II und IV ,1972 bis<br />
1976), wurden - abweichend von den<br />
damals üblichen technischen Lösungen<br />
- in erheblichem Umfang Altgewässer,<br />
Gehölzgruppen und naturschutzfachlich<br />
schutzwürdige Auenkomplexe erhalten.<br />
1976 wurde der erste Gewässerpflegeplan<br />
in <strong>Bayern</strong> für diese umgestaltete<br />
Flusslandschaft erarbeitet. Ziel des<br />
Plans war es, Vorschläge zur Förderung<br />
der biologischen Wirksamkeit der Gewässer,<br />
zur Pflege der erhaltenen Biotope<br />
und zur weiteren Optimierung des<br />
Biotopangebots zu erarbeiten. Der Plan<br />
enthält Aussagen für den Erwerb von<br />
mehr als <strong>40</strong>0 ha Flächen (Uferstreifen,<br />
Vorländer, Altwasserkomplexe, Auwälder<br />
und schutzwürdige Biotope), die als<br />
Gewässerkorridor durch den Freistaat<br />
erworben worden sind und nach den<br />
Vorgaben des zwischenzeitlich fortgeschriebenen<br />
Planes gepflegt und entwi-<br />
11<br />
ckelt werden. Heute bilden die Ausbauabschnitte<br />
II und IV das ökologische<br />
Rückgrat im Vilstal. Die an der Vils gewonnenen<br />
Erfahrungen wurden 1977 in<br />
Heft 10 und 1987 in Heft 21 der Schriftenreihe<br />
des Landesamtes für Wasserwirtschaft<br />
„Grundzüge der Gewässerpflege“<br />
zusammengefasst. Diese<br />
Veröffentlichungen waren eine Vorgabe<br />
für die Ausarbeitung weiterer Gewässerpflegepläne<br />
für die größeren wie<br />
auch für die kleineren Flüsse und Bäche<br />
in <strong>Bayern</strong>.<br />
Von der Gewässerpflege zur Gewässerentwicklung<br />
Das Wasserwirtschaftsamt Amberg und<br />
das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft<br />
beteiligten sich an dem 1990 -<br />
1996 vom Bundesministerium für Technologie<br />
und Umwelt ausgeschriebenen bundesweiten<br />
Forschungsprojekt „Ökologische<br />
Sanierung kleiner Fließgewässer“<br />
mit der Vils in der Oberpfalz. Die Erkenntnisse<br />
aus diesem Projekt sind im gleichnamigen<br />
Heft 26 der Schriftenreihe des<br />
Bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft<br />
und in speziellen Arbeitsblättern<br />
zusammengefasst. Diese Erfahrungen<br />
in der Gewässerpflege zeigen, dass<br />
eine wesentliche Voraussetzung für eine<br />
nachhaltige und kostengünstige Aufwertung<br />
der ökologischen Funktionsfähigkeit<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
von Fließgewässern die Wiederzulassung<br />
hydromorphologischer Prozesse erfordert.<br />
Bedingung dazu ist, den verbauten<br />
Gewässern wieder mehr Raum zur Verfügung<br />
zu stellen, vor allem durch die Entnahme<br />
von Uferverbauungen.<br />
Das im Vilsprojekt erarbeitete Leitbild der<br />
Gewässerentwicklung - zurück von statischen<br />
Gerinnen zu dynamischen Systemen<br />
- ergänzt die Grundsätze der Gewässerpflege.<br />
Die Gewässerentwicklung<br />
löste die Gewässerpflege ab. Die Umbenennung<br />
der Gewässerpflege- in Gewässerentwicklungspläne<br />
war damit vollzogen.<br />
Heute werden diese Pläne mit<br />
ihrem Gesamtspektrum potenziell möglicher<br />
Maßnahmen als Gewässerentwicklungskonzepte<br />
bezeichnet. Sie enthalten<br />
zusätzlich Aussagen zum<br />
natürlichen Rückhalt, Vorschläge zum<br />
konzeptionellen Hochwasserschutz und<br />
zur Wiederherstellung der Durchgängigkeit<br />
im Hauptgewässer und den zufließenden<br />
Nebengewässern.<br />
Ökologischer Gewässerausbau<br />
Für die Erhaltung und Wiederherstellung<br />
naturnaher Gewässer, insbesondere die<br />
Wiederzulassung der hydromorphologischen<br />
Prozesse, benötigen die Gewässer<br />
Raum. In den vergangenen <strong>Jahre</strong>n<br />
wurden an den größeren Gewässern in<br />
<strong>Bayern</strong> in erheblichem Umfang Ufer-<br />
Isar, Abschnitt unterhalb des Ickinger Wehrs (2005): Nach dem Entnehmen der Ufersicherung 2001 konnte der Fluss seinen<br />
Lauf in die angrenzenden Auwaldflächen verlagern. Das neue Gewässerbett zeigt typische Elemente einer alpin geprägten Flusslandschaft:<br />
Flussarme, Kiesbänke, Totholz, Weichholzaue.
Isar, Ickinger Wehr mit dem 1927 gebauten Fischpass: Dieser<br />
Fischpass wurde nur eingeschränkt von den Wanderfischen in<br />
der Isar angenommen.<br />
grundstücke erworben. Damit bekommen<br />
die Fließgewässer nicht nur mehr<br />
Platz, auch der Aufwand für die von den<br />
Anliegern eingeforderten Unterhaltungsarbeiten<br />
verringert sich und damit generell<br />
die Kosten für die Unterhaltung.<br />
Der Gewässerentwicklungskorridor, d.h.<br />
ausreichend Raum für die Gewässerentwicklung,<br />
ist die Voraussetzung für die<br />
Wiederzulassung der hydromorphologischen<br />
Prozesse und die Förderung der<br />
ökologischen Funktionsfähigkeit. Für<br />
solch eine Vorgehensweise bieten sich<br />
vor allem Gewässerabschnitte an, in<br />
denen eine wesentliche Gefährdung der<br />
Anlieger ausgeschlossen und der natürliche<br />
Rückhalt möglichst noch verbessert<br />
werden kann. In den letzten <strong>Jahre</strong>n wurden<br />
verschiedene Ausbauprojekte an<br />
Flüssen und Bächen aller Größenordnungen<br />
initiiert, so z. B. an der Pfatter in<br />
der Oberpfalz, an der Altmühl zwischen<br />
Gunzenhausen und Treuchtlingen und<br />
an der Isar im Süden und Norden von<br />
München.<br />
An Gewässerabschnitten, an denen der<br />
Raum für eine nachhaltige Gewässerentwicklung<br />
nicht gegeben ist (z.B. in urbanen<br />
Bereichen) bieten sich Maßnahmen<br />
zur Verbesserung der Durchgängigkeit,<br />
zur Gestaltung des Gewässerbetts, der<br />
12<br />
Ufer und Vorländer (Verbesserung der<br />
Gewässerstruktur) und zur Pflege von<br />
Biotopen an. Dazu gehört auch die Verbesserung<br />
der Erholungsfunktion durch<br />
Anlage von Zugängen an das Gewässer,<br />
eine entsprechende Wegführung und<br />
das Absenken der Ufer. Größere Projekte<br />
erfordern die frühzeitige Einbindung in<br />
die städtebauliche Planung unter Beteiligung<br />
von Fachbehörden und der Öffentlichkeit.<br />
Beispiele dafür sind die Projekte:<br />
Umgestaltung der Vils in Amberg,<br />
Stadt am Fluss in Nürnberg, Wertach Vital<br />
in Augsburg und der Isarplan in München.<br />
Hochwasserschutz in <strong>Bayern</strong>, Aktionsprogramm<br />
2020 und Auenprogramm<br />
Die Hochwasser 1999 und 2002 haben<br />
dazu geführt das Aktionsprogramm<br />
2020, Hochwasserschutz in <strong>Bayern</strong>, aufzulegen.<br />
Es umfasst die Förderung des<br />
natürlichen Rückhalts, den technischen<br />
Hochwasserschutz und die weitergehende<br />
Vorsorge. Die Gewässerentwicklung<br />
leistet dazu einen Beitrag für den natürlichen<br />
Rückhalt. Bestandteil des Aktionsprogramm<br />
2020 ist das Auenprogramm,<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Neugestaltete Fischaufstiegshilfe am Ickinger Wehr (1999):<br />
Funktionskontrollen zeigen, dass das Umgehungsgerinne von<br />
den Fischen und anderen Gewässerorganismen gut angenommen<br />
wird.<br />
dessen Anliegen die Verbesserung des<br />
natürlichen Rückhalts in den Überschwemmungsgebieten<br />
und den Schutz<br />
von Lebensräumen für Pflanzen und Tiere<br />
umfasst. Das Auenprogramm verknüpft<br />
wasserwirtschaftliche mit naturschutzfachlichen<br />
Belangen und greift die<br />
Vorschläge der Gewässerentwicklungskonzepte<br />
zum Schutz der Auen, ihrer<br />
Pflege und Entwicklung auf. Aufgrund<br />
des Hochwassers 2005 konzentriert sich<br />
derzeit die Umsetzung des Aktionsprogramms<br />
2020 vorrangig auf den technischen<br />
Hochwasserschutz.<br />
Gewässerentwicklung und Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL)<br />
Die Wasserrahmenrichtlinie gibt als Ziel<br />
für natürliche Oberflächenwasserkörper<br />
den guten ökologischen Zustand und für<br />
künstliche und erheblich veränderte<br />
Oberflächenwasserkörper (OWK) das<br />
gute ökologisch Potenzial vor. Beide dürfen<br />
nur in geringem Maße vom sehr guten<br />
Zustand bzw. sehr guten ökologischen<br />
Potenzial abweichen. Der Zustand<br />
der Oberflächenwasserkörper wird anhand<br />
der biologischen Qualitätskomponenten<br />
Fische, Makrozoobenthos, Ma-
13<br />
Isar in München: Der Isarplan (2000 - 2010) umfasst die Umgestaltung der Isar im Stadtgebiet von München auf einer Länge von<br />
8 km; rund 6 km sind bereits fertig gestellt. Ziel ist die Verbesserung des Hochwasserschutzes, die ökologische Aufwertung des<br />
Flusssystems und die Förderung der Erholung. Dazu wurden beispielsweise Deiche verstärkt, Abstürze durch Sohlrampen ersetzt<br />
und das Gewässerbett aufgeweitet. Die entstandenen Kiesbänke und der durch die abgeflachten Uferböschungen verbesserte<br />
Zugang an das Wasser bieten für Erholungssuchende vielfältige Möglichkeiten.<br />
krophyten und Phytoplankton unterstützt<br />
und mit hydromorphologischen Qualitätskomponenten<br />
bewertet. Soweit die<br />
dabei festgestellten Defizite auf den Ausbau<br />
der Gewässer bzw. deren Unterhaltung<br />
zurückzuführen sind, sind sie durch<br />
entsprechende hydromorphologische<br />
Maßnahmen abzubauen. Die Ergebnisse<br />
der vorläufigen Bestandsaufnahme<br />
der WRRL von 2004 zeigen, dass die<br />
Hauptursachen der Belastungen in Mitteleuropa<br />
durch diffuse Stoffeinträge in<br />
die Oberflächenwasserkörper, durch<br />
eine strukturelle Verarmung und durch<br />
die fehlende Durchgängigkeit bestimmt<br />
werden. Die Maßnahmen zum Abbau dieser<br />
Defizite und zur Erreichung des guten<br />
ökologischen Zustands bzw. des guten<br />
ökologischen Potenzials sind in die Maßnahmenprogramme<br />
der Bewirtschaftungspläne<br />
aufzunehmen. Grundlage für<br />
die Hydromorphologie sind die Gewässerentwicklungskonzepte.<br />
Bei der Festlegung<br />
der Maßnahmenprogramme sind<br />
die Zielvorgaben der Managementpläne<br />
für die Natura-2000-Gebiete zu berücksichtigen.<br />
Ausblick<br />
Die fachübergreifende Zusammenarbeit<br />
von Wasserbauingenieuren, Landschaftsökologen,<br />
Städteplanern, von<br />
Fachbehörden des Naturschutzes, des<br />
Forstes, der Landwirtschaft, der Gemeinden,<br />
der Verbände, der Öffentlichkeit und<br />
der Nutzer (z.B. Wasserkraft) sind Voraussetzung,<br />
dass wasserbauliche Lösungen,<br />
einschließlich der Gewässerentwicklung,<br />
von einer breiten Zustimmung<br />
getragen werden. Dies gilt in besonderem<br />
Maße auch für die Umsetzung der<br />
WRRL zur Erreichung des guten Zustands<br />
bzw. des guten ökologischen Potenzials<br />
für Oberflächenwasserkörper.<br />
Die Wasserwirtschaftsämter und ihre<br />
Flussmeisterstellen verfügen inzwischen<br />
über große Erfahrungen und einen Wissensstand,<br />
der für diese Aufgaben von<br />
großem Vorteil ist. Für die kleineren<br />
Fließgewässer, in der Unterhaltslast der<br />
Kommunen, bieten die Gewässernachbarschaften<br />
ein Forum für den Erfahrungsaustausch<br />
zwischen den Gemeinden<br />
auf Ebene der Landkreise nach dem<br />
Motto: Von der Praxis für die Praxis.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Platz und Zeit sind entscheidende Vorgaben<br />
für die Gewässerentwicklung. Es bedarf<br />
auch gründlicher gewässerökologischer<br />
und morphologischer Kenntnisse<br />
sowie praktischer Erfahrungen, um mit<br />
wissender Gelassenheit hydromorphologische<br />
Prozesse auslösen und deren<br />
Ablauf begleiten zu können. Mit der Gewässerentwicklung<br />
ist dem Wasserbau<br />
ein neues Aufgabenfeld zugewachsen,<br />
das eine kostengünstige und nachhaltig<br />
wirksame Ergänzung zu den technischen<br />
Maßnahmen darstellt. Die Gewässerentwicklung<br />
ist Bestandteil einer<br />
nachhaltigen Wasserwirtschaft, die zum<br />
natürlichen Rückhalt und damit auch<br />
zum Ausgleich der unter den Aspekten<br />
des Klimawandels zu erwartenden Abflussextreme<br />
beitragen kann. Sie erhält<br />
und fördert die ökologische Funktionsfähigkeit<br />
der Oberflächengewässer und<br />
ihrer Auen. Sie hat zum Ziel, die Flüsse<br />
und Bäche als Lebensadern <strong>Bayern</strong>s<br />
nachhaltig zu sichern.<br />
Walter Binder<br />
Wolfgang Gröbmaier<br />
LfU
Der besondere Beitrag<br />
<strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Lawinenwarndienst</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Am 15. Mai 1965 überraschte eine riesige<br />
Schneebrettlawine die Gäste des<br />
Schneefernerhauses auf der Zugspitze.<br />
Über die Dachterrasse des Hotels wurden<br />
10 Personen in den Tod gerissen. Das<br />
Unglück war Anlass, in <strong>Bayern</strong> eine organisierte<br />
Lawinenwarnung einzuführen.<br />
Noch im selben Jahr wurden erste örtliche<br />
Lawinenkommissionen gegründet,<br />
die mit Unterstützung der benachbarten<br />
<strong>Lawinenwarndienst</strong>e in Vorarlberg, Tirol<br />
und Salzburg bereits im Winter 1965/66<br />
ihren Dienst aufnahmen. Im November<br />
1967 erfolgte der Start des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es<br />
<strong>Bayern</strong> mit 18 örtlichen,<br />
ehrenamtlich tätigen Lawinenkommissionen<br />
bei den Landratsämtern und der<br />
Lawinenwarnzentrale beim Bayerischen<br />
Innenministerium. Deren erster Leiter<br />
war Dr. Hans Herb.<br />
Das Messwesen im <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
stützte sich vor allem auf Bedienstete der<br />
Bergbahnen, die auf den Bergstationen<br />
nächtigten und von dort ihre Beobachtungen<br />
meldeten. Dazu kamen 15<br />
Schneemessfelder, an denen von Anfang<br />
an regelmäßig Schneeprofiluntersuchungen<br />
vorgenommen wurden. Lawinenlageberichte<br />
gab es im ersten Jahr<br />
nur bei Bedarf. Sie wurden über die<br />
„Fernschreibleitvermittlungsstelle des<br />
Landeskriminalamtes München“ an die<br />
Polizeidienststellen und Gemeinden verteilt.<br />
Bereits im Jahr darauf wurden die<br />
Lawinenlageberichte täglich herausgegeben<br />
und zusätzlich über Multiplikatoren<br />
öffentlich publiziert.<br />
14<br />
Entwurf Hermut Geipel, LfW-München, 1970<br />
Schon die ersten <strong>Jahre</strong> im <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
waren geprägt vom Bestreben, die<br />
Lawinenwarnung in <strong>Bayern</strong> auf ein breites<br />
fachliches Fundament zu stellen. Am<br />
Nebelhorn im Allgäu fanden einwöchige<br />
Lawinenlehrgänge statt. Die Bayerische<br />
Grenzpolizei stellte Ausbilder zur Verfügung,<br />
um die Kommissionen vor Ort in<br />
Suche nach Verschütteten nach dem Lawinenunglück auf der Zugspitze<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
die Schneedeckenuntersuchung einzuweisen.<br />
1971 veröffentlichte Dr. Herb ein<br />
Ausbildungshandbuch zur Wetter-,<br />
Schnee- und Lawinenkunde. Mit dem<br />
entstandenen Fachwissen übernahm die<br />
Lawinenwarnzentrale bald auch gutachtliche<br />
Aufgaben bei der Beurteilung von<br />
Lawinengefährdungen im Rahmen der<br />
Bauplanung und Raumordnung. Die lawinenkundliche<br />
Beratung zum Bau des<br />
Zeltdaches im Münchner Olympiagelände<br />
ist dabei bis heute als Kuriosum in<br />
Erinnerung geblieben.<br />
Ende 1972 trat Dr. Herb in den Ruhestand<br />
und Hans-Eckhard Deisenhofer<br />
übernahm die Leitung der Lawinenwarnzentrale.<br />
Gleichzeitig wurden die technischen<br />
Aufgaben der Lawinenwarnzentrale<br />
der Bayer. Landesstelle für<br />
Gewässerkunde übertragen. Die allgemeine<br />
Organisation des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es<br />
verblieb im Innenministerium.<br />
Den langjährigen Aufzeichnungen der<br />
Lawinenwarnzentrale ist zu entnehmen,<br />
dass die Winter Mitte der 70er <strong>Jahre</strong> zu<br />
den schnee- und lawinenreichsten Wintern<br />
der letzten <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> gehörten. Spektakuläre<br />
Lawinenunfälle an der Mittenwalder<br />
Arnspitze, im Spitzingseegebiet
und am Wendelstein sind manchem heute<br />
noch in Erinnerung. Die von den örtlichen<br />
Lawinenkommissionen überwachten<br />
Siedlungsräume, Straßen und<br />
Skipisten blieben allerdings von Unglücken<br />
verschont.<br />
Standen die ersten <strong>Jahre</strong> noch im Zeichen<br />
des Zugspitzunglücks, so erkannte<br />
man im Laufe der <strong>Jahre</strong>, dass Lawinenwarnung<br />
weniger Katastrophenschutzmaßnahme<br />
als vielmehr allgemein sicherheitsrechtliche<br />
Aufgabe ist. 1975 wurden<br />
deshalb die Lawinenkommissionen den<br />
Gemeinden zugeordnet. Eine ministerielle<br />
Bekanntmachung festigte die neue<br />
Struktur des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es.<br />
Mittlerweile war die Zahl der Lawinenkommissionen<br />
auf 26 angewachsen. Das<br />
Messwesen blieb mit 14 Schneemessfeldern<br />
und 14 Beobachtungsstationen<br />
nahezu unverändert.<br />
1976 begann die Lawinenwarnzentrale<br />
mit der Erhebung zum Lawinenkataster<br />
15<br />
„Geht vom Zeltdach im Münchnern Olympiagelände eine Lawinengefährdung aus?“<br />
– eine Frage, die 1970 zu beurteilen war.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
der Bayerischen Alpen, um einen umfassenden<br />
Überblick über die bekannten Gefährdungspunkte<br />
zu erhalten. Die Dokumentation<br />
des Lawinengeschehens, die<br />
bis heute in enger Kooperation zwischen<br />
Lawinenwarnzentrale und Lawinenkommissionen<br />
durchgeführt wird und eine<br />
wichtige Planungsgrundlage darstellt, ist<br />
seitdem ein wesentlicher Bestandteil der<br />
<strong>Lawinenwarndienst</strong>aufgabe.<br />
Im Herbst 1982 konnte nach langer Vorplanung<br />
die erste automatische Windmessstation<br />
am Hochgrat errichtet werden.<br />
Erfahrungen über automatische<br />
Messungen in den Gipfelregionen mit<br />
zeitweise extremen Wettersituationen lagen<br />
nicht vor, und so waren die Folgejahre<br />
auch Versuchsjahre, in denen unterschiedlichste<br />
Geber und Messtechniken<br />
erprobt wurden. Das heute umfassende<br />
Schneeprofil auf der Zugspitze (v. l. E. Deisenhofer, F. Pritzl) Vereiste Windstation am Hochgrat / Allgäuer<br />
Alpen
und gut funktionieren Messnetz im <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
geht maßgeblich auf die<br />
Erfahrungen zurück, die damals am<br />
Hochgrat gesammelt wurden.<br />
Mit einer kleinen Broschüre „Lawinen-<br />
Gefahren-Erkennen“ gewann der <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
1982 sehr große öffentliche<br />
Beachtung, insbesondere auch in<br />
Skifahrer- und Bergsteigerkreisen.<br />
1983 lud <strong>Bayern</strong> die <strong>Lawinenwarndienst</strong>e<br />
im Alpenraum zu einem grenzüberschreitenden<br />
Erfahrungsaustausch nach<br />
München ein. Am Ende dieser Tagung<br />
stand die Gründung der „Arbeitsgruppe<br />
der <strong>Lawinenwarndienst</strong>e im Alpenraum“,<br />
die sich fortan in zweijährigem Turnus traf.<br />
Zum Winter 1985/86 war die Zahl der Lawinenkommissionen<br />
auf 36 angewachsen,<br />
mit insgesamt 360 ehrenamtlichen<br />
Mitgliedern. In den Kommissionen wuchs<br />
der Bedarf an Wissensauffrischung, und<br />
so wurde ein einwöchiger Fortbildungslehrgang<br />
in das jährliche Lehrgangsprogramm<br />
aufgenommen.<br />
Im Winter 1987/88 fand anlässlich des<br />
20-jährigen Bestehens eine Präsentation<br />
des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es auf der<br />
Zugspitze statt. Dabei kündigte Innenstaatssekretär<br />
Dr.Gauweiler eine neue<br />
Technik zur Verbreitung der Lawinenlageberichte<br />
an: Telefax.<br />
Die Zeit des mühsamen Lochstreifen-<br />
Tippens am Telex-Gerät hatte ein Ende.<br />
Ein Ende fand auch die Ära Nebelhorn.<br />
1990 fand auf dem oft vom Sturm umtosten<br />
Ausbildungsplatz der letzte Lawinenlehrgang<br />
statt. Seit dem Winter 1990/91<br />
ist die Bergunterkunft Sudelfeld der<br />
bayerischen Polizei zentraler Ausbildungsort<br />
des bayerischen <strong>Lawinenwarndienst</strong>es.<br />
Ein Highlight in der Geschichte des Bayerischen<br />
<strong>Lawinenwarndienst</strong>es war die<br />
Tagung der internationalen Arbeitsgruppe,<br />
die in der Rotation der Tagungsorte<br />
1993 nach <strong>Bayern</strong> zurückgekehrt war.<br />
16<br />
Trotz intensiven Bemühens war es in den<br />
<strong>Jahre</strong>n zwischen 1983 und 1993 nicht<br />
gelungen, die länderspezifisch unterschiedlichen<br />
Lawinengefahrenstufen zu<br />
vereinheitlichen. In einer denkwürdigen<br />
Tagung in Wildbad Kreuth gelang es, die<br />
bis heute gültige, einheitliche, 5-teilige<br />
europäische Lawinengefahrenskala zu<br />
erarbeiten und einzuführen.<br />
Mit dieser Skala wurde auch die Basis geschaffen,<br />
um grenzüberschreitend Computerprogramme<br />
zu entwickeln, die das<br />
digitale Zeitalter in der Lawinenwarnung<br />
Tagung der Europäischen <strong>Lawinenwarndienst</strong>e im April 1993 in Wildbad Kreuth<br />
März 1978: Bei der Feier zum 10-jährigen Bestehen des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es würdigte<br />
Innenminister Dr. Alfred Seidl einige Männer der ersten Stunde (v. l. H. Rosenberger,<br />
G. Vogl, F. Steinberger, Dr. A. Seidl, Dr. Herb, S. Zehnter, K. Külbl, dahinter<br />
Dr. Oehler, F. Pritzl)<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
einleiteten. Schneeprofil- und Datenauswertungsprogramme<br />
waren damit nicht<br />
nur für die Lawinenwarnzentrale verfügbar,<br />
sondern kamen auch zunehmend bei<br />
den Lawinenkommissionen zum Einsatz.<br />
Mittlerweile hatte, ab 1994, Dr. Bernhard<br />
Zenke die Leitung der Lawinenwarnzentrale<br />
in <strong>Bayern</strong> übernommen, die im Jahr<br />
zuvor im Rahmen von Ressortänderungen<br />
der Bayerischen Staatsregierung als<br />
Organisationseinheit des Landesamtes<br />
für Wasserwirtschaft vom Innen- in das<br />
Umweltministerium verlagert worden<br />
war. Für den <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
durchaus nicht abträglich, denn so steht<br />
der <strong>Lawinenwarndienst</strong> seit dieser Zeit<br />
auf zwei Füßen. Gemeinsam haben<br />
Innen- und Umweltministerium denn<br />
auch in den 90er <strong>Jahre</strong>n den Ausbau des<br />
automatischen Messnetzes finanziert, so<br />
dass der <strong>Lawinenwarndienst</strong> <strong>Bayern</strong><br />
heute auf ein umfassendes, gut funktionierendes<br />
Messnetz bauen kann. Gleich-<br />
17<br />
Dr. Bernhard Zenke - Leiter der Lawinenwarnzentrale <strong>Bayern</strong><br />
Lawinenniedergang auf eine vorher gesperrte Straße in Ramsau b. Berchtesgaden<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
wohl haben die Beobachtungen von Personen<br />
im Gelände nicht an Bedeutung<br />
verloren. Nach dem „Galtür-Winter“<br />
1998/99 wurden die Geländebeobachtungen<br />
sogar intensiviert und ein Netz<br />
von sog. „Nachmittagsbeobachtern“ aufgebaut.<br />
Das sind Skitourengeher, die<br />
tagsüber in einem definierten Gebiet<br />
unterwegs sind, Schneedeckenuntersuchungen<br />
und Geländebeobachtungen<br />
vornehmen und anschließend diese Informationen<br />
der Lawinenwarnzentrale<br />
zuleiten. Zudem erstellen diese Beobachter<br />
in jüngster Zeit wöchentlich regionale<br />
Schneedeckenberichte, die im Internet<br />
öffentlich verfügbar sind. Der<br />
Startschuss zur Internetpräsenz des <strong>Lawinenwarndienst</strong>es<br />
erfolgte im Februar<br />
1998. Seitdem bietet die Homepage<br />
www.lawinenwarndienst.bayern.de allen,<br />
die sich mit Lawinengefahr beschäftigen,<br />
diverse Informationsmöglichkeiten.<br />
Der Rückblick auf <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong> <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
erlaubt eine äußerst positive<br />
Bilanz: Kein tödlicher Unfall im überwachten<br />
Bereich, während im gleichen<br />
Zeitraum über 100 Personen auf Skitouren<br />
abseits gesicherter Pisten in Lawinen<br />
ums Leben kamen. In der Bilanz<br />
genauso hoch zu bewerten ist allerdings<br />
auch das nicht in Zahlen messbare Engagement<br />
der überwiegend Ehrenamtlichen<br />
im <strong>Lawinenwarndienst</strong>. Ohne deren<br />
Leistungsbereitschaft, Einsatzwillen und<br />
Fachkompetenz hätte der <strong>Lawinenwarndienst</strong><br />
<strong>Bayern</strong> nicht die Anerkennung, die<br />
er heute genießt.<br />
Auf eine erfolgreiche, unfallfreie Zukunft!<br />
Dr. Bernhard Zenke<br />
LfU - Lawinenwarnzentrale
Veranstaltungen<br />
Wasserwirtschaftliches Kolloquium an der Universität der Bundeswehr<br />
Die Veranstaltungen finden zu den genannten Terminen, jeweils am Donnerstag 15 Uhr c.t. im Gebäude 33/100 statt.<br />
18<br />
17.01.2008 Klimawandel und Folgen für die Wasserwirtschaft in <strong>Bayern</strong><br />
BD Hans Weber, Dr. Alexander Kleinhans, BR Michael Belau<br />
Bayer. Landesamt für Umwelt<br />
28.02.2008 Planung einer 5. Turbine am Rheinkraftwerk Iffezheim mit 38 MW Leistung –<br />
Einbau der größten Rohrturbine Deutschlands<br />
Dipl.-Ing. A. Schroeder, Baubereichsleiter, Prokurist der RMD-Consult<br />
Dipl.-Ing. B. Gerauer, Konstruktion, RMD-Consult<br />
Dipl.-Ing. M. Höhrer, Statik, RMD-Consult<br />
10.04.2008 Umweltbewusstes Bauen am Beispiel IKEA Einrichtungshäuser – Wasser, Abfall, Energie<br />
Dipl.- Ök. troph. Mareke Wieben<br />
Leitung Umwelt und Qualität, IKEA Deutschland, Hofheim-Wallau<br />
29.05.2008 Das kommunale Hochwassermanagementsystem – ein Ansatz zur Verbesserung des<br />
vorbeugenden und operativen Hochwasserschutzes<br />
Prof. Dr. Robert Jüpner, Technische Universität Kaiserslautern<br />
Lehrstuhl für Wasserbau und Wasserwirtschaft<br />
19.06.2008 Geowissenschaftliche Simulation städtischer Abflussvorgänge<br />
Dipl.-Ing. Nikola Milojevic, Ing.-Büro Dr.-Ing. Pecher und Partner<br />
Dipl.-Ing. Gerald Angermair, Tandler.com, Buch am Erlbach<br />
Dipl.-Ing. Dipl.-Umweltwiss. Andreas Obermayer, Universität der Bundeswehr<br />
Zu allen Veranstaltungen gibt es noch gesonderte Einladungen (www.unibw.de/ifw)<br />
Auskünfte: Universität der Bundeswehr München, Institut für Wasserwesen,<br />
D-85577 Neubiberg, Tel.: 089/6004-3490, -3484, -3493; Fax: 089/6004-3858<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
Vorträge zu aktuellen wasserbaulichen Themen –<br />
Programm für das Wintersemester 2007/2008 an der TU München<br />
19<br />
Die Veranstaltungen finden zu den genannten Terminen, jeweils am Dienstag um 17.15 Uhr im Hörsaal 0670, Eingang 12a,<br />
statt.<br />
15. Januar 2008 Ausbau der Wasserkraft in Tirol – aktuelle Speicherkraftwerksprojekte der TIWAG<br />
Dr. Bernhard Hofer, Dr. Robert Boes, TIWAG – Tiroler Wasserkraft AG<br />
Die TIWAG plant seit 2004 eine Erhöhung ihrer Erzeugungskapazitäten durch Hochdruck-Speicherkraftwerke,<br />
insbesondere zur Steigerung der verfügbaren Regelenergie. Hierzu werden vier Projektvorschläge<br />
der TIWAG zum Ausbau der Wasserkraft in Tirol vorgestellt.<br />
Als erstes Projekt wird der derzeitige Ausbau der Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz erläutert. Das Regelarbeitsvermögen<br />
aus natürlichem Zufluss soll durch eine neue Beileitung aus dem Stubai- und mittleren<br />
Ötztal und ein neues Pumpspeicherkraftwerk um 224 Millionen kWh erhöht werden. Das zusätzlich beigeleitete<br />
Wasservolumen erfordert aus betrieblicher Sicht einen dritten Speicher im Kühtai. Ein weiteres<br />
Projekt sieht einen Ausbau des Kaunertalkraftwerkes durch einen Oberstufenspeicher im Pitztal und eine<br />
Beileitung aus dem hinteren Ötztal zum bestehenden Speicher Gepatsch im Kaunertal vor. Zwei Neubauprojekte<br />
sind schließlich im Malfontal am Arlberg sowie in Matrei in Osttirol vorgesehen.<br />
22. Januar 2008 Erhöhung der Grimselstaumauern<br />
Dipl.-Ing. Andreas Fankhauser, Kraftwerke Oberhasli AG, Innertkirchen<br />
Die Idee die Grimselstaumauern zu erhöhen ist nicht neu. Bedingt durch den rasch wachsenden Strombedarf<br />
wurden schon in den späten 30-iger <strong>Jahre</strong>n erste diesbezügliche Projektideen ausgearbeitet. Im<br />
Rahmen des Projekts KWO plus haben die KWO nun die Projektidee wieder aufgenommen und planen<br />
das Stauziel um 23 m anzuheben. Dies würde den Seeinhalt um rund 75% auf etwa 172 mio m³ vergrössern,<br />
was eine Speicherung von rund 86% des mittleren jährlichen Zuflusses erlaubt. Der aktuelle Grimselsee<br />
wird durch zwei Talsperren, die 114 m hohe Bogengewichtsmauer Spitallamm und die 42 m hohe<br />
Gewichtsmauer Seeuferegg aufgestaut. Das Projekt beinhaltet zusätzlich zur Erhöhung der zwei Talsperren<br />
auch die Verlegung der Kantonsstrasse über den Grimselpass.<br />
05. Februar 2008 Wasserbau ohne Datengrundlage? Ein Projektbeispiel aus Afganistan<br />
Prof. Dr.-Ing. Silke Wieprecht, Institut für Wasserbau der Universität Stuttgart<br />
Ein Vierteljahrhundert Krieg und politischer Terror haben Afghanistans Menschen in bittere Armut getrieben.<br />
Es ist so viel zerstört, dass es noch <strong>Jahre</strong> dauern wird, bis die Strukturen in dem Land wieder<br />
aufgebaut sind.<br />
Insbesondere die Wasserversorgung und das Wassermanagement ist eine vordringliche Aufgabe, die<br />
zur Sicherung einer elementaren Lebensgrundlage der Bevölkerung rasch angegangen werden muss.<br />
Doch wie kann ein integriertes Wassermanagement, den Anforderungen nach Trinkwasserversorgung,<br />
Bereitstellung von Bewässerungswasser, Schutz vor Hochwasser und ggf. Anreicherung von Grundwasser<br />
genügen, wenn keine gesicherten längerfristigen Messreihen der hydrologischen Kennwerte vorliegen?<br />
Ein Projektbeispiel aus dem Norden Afghanistans gibt Einblick sowohl in die technisch-fachlichen<br />
aber auch ethischen Aspekte, die es hier zu berücksichtigen gilt.<br />
Auskünfte: Einzelne Termine können sich kurzfristig ändern. Auskünfte unter Tel. 089/ 28923161 oder www.tum-vao.de<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
In eigener Sache<br />
Internationales Symposium „Qualitätsmanagement in der Wasserwirtschaft“<br />
am 24. / 25. Januar 2008 im Europäischen Patentamt in München<br />
20<br />
Die Aufgaben in der Wasserwirtschaft werden anspruchsvoller, die Qualitätsansprüche höher, das Personal knapper und die<br />
Finanzmittel weniger. Vor dieser Herausforderung stehen Ingenieurbüros, Kommunal- und Fachverwaltungen sowie Baufirmen<br />
gleichermaßen. Was nun?<br />
In dieser Situation sind Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement wesentliche Komponenten für ein erfolgreiches Handeln.<br />
Was bedeutet das konkret in der Wasserwirtschaft?<br />
Dieser hochaktuellen Frage widmet sich das Symposium, bei dem Vertreter aus Deutschland, Österreich und der Schweiz ihre<br />
Erfahrungen anhand von Beispielen aus der Praxis vorstellen.<br />
Die Präsentation erfolgreicher Lösungen aus den unterschiedlichen wasserwirtschaftlichen Aufgabenbereichen bietet den Symposiumsteilnehmern<br />
wertvolle Anregungen für die eigene Tätigkeit.<br />
Die Veranstaltung bildet ein Forum für Fachleute aus Verwaltung, Ingenieurpraxis, Kommunen, Verbänden und Forschung, die<br />
praktisches Qualitätsmanagement betreiben, sich notwendiges Wissen aneignen und dieses nutzen wollen.<br />
Donnerstag, 24. Januar 2008<br />
Eröffnung<br />
9.30 Uhr Begrüßung und Grußworte<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert<br />
Vorsitzender des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong><br />
Univ.-Prof. Dr. habil. Meritt Niehuss<br />
Präsidentin der Universität der Bundeswehr München<br />
Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle<br />
Präsident des Bayerischen Landesamts für Umwelt, Augsburg<br />
Vize-Präsident der <strong>DWA</strong><br />
9.50 Uhr Festvortrag: Qualitätsmanagement – eine unverzichtbare Komponente unternehmerischen Erfolgs<br />
Dipl.-Ing. Johann Simmel, BMW Group München<br />
Kaffeepause<br />
11.00 Uhr Einführungsvortrag: Qualität in der Wasserwirtschaft - wie sicher sind wir?<br />
Dr.-Ing. Martin Grambow, Bayer. Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />
München<br />
Grundlagen (Moderation: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, Universität der Bundeswehr München)<br />
11.20 Uhr Qualitätsmanagement von Daten und Informationen zur Umweltbeobachtung<br />
Dr. phil. nat. Adrian Jakob, Schweizer Bundesamt für Umwelt, Bern<br />
11.<strong>40</strong> Uhr Ereignisanalysen als Grundlage für optimierte Schutzbauten<br />
Dr. Christoph Hegg, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL, Birmensdorf<br />
12.00 Uhr Qualität und Wirtschaftlichkeit bei den verschiedenen Verfahren zur Durchflussmessung<br />
Dipl.-Ing. Matthias Adler, Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz<br />
12.20 Uhr Bereitstellung wasserwirtschaftlicher Daten<br />
Dipl.-Ing. Dorothea Delpino, Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz,<br />
Düsseldorf<br />
Diskussion, anschließend Mittagspause<br />
Planung (Moderation: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg)<br />
14.00 Uhr Qualitätsmanagement im Planungssystem der Landestalsperrenverwaltung Sachsen<br />
Dr.-Ing. Uwe Müller, Landestalsperrenverwaltung des Freistaates Sachsen, Pirna<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
14.20 Uhr Qualitätsmanagement im Ingenieurbüro<br />
Dipl.-Ing. Nikola Milojevic, Dr.-Ing. Pecher & Partner Ingenieurgesellschaft mbH, München<br />
14.<strong>40</strong> Uhr Qualitätsmanagement bei der mathematischen Modellierung<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. Markus Disse, Institut für Wasserwesen, Universität der Bundeswehr München<br />
15.00 Uhr Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen – das schwächste Glied in der Qualitätssicherung<br />
wasserwirtschaftlicher Planungen?<br />
Prof. Dr.-Ing. Reinhard Schmidtke, Planegg<br />
Diskussion, anschließend Kaffeepause<br />
Bau (Moderation: Univ.-Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Universität der Bundeswehr München)<br />
16.00 Uhr Qualitätssicherung bei der Bauausführung am Beispiel des Projekts Obere Iller aus Sicht<br />
des Bauherrn Dipl.-Ing. Armin Schaupp, Wasserwirtschaftsamt Kempten<br />
des Planungsbüros Dr. rer. nat. Frank Peters, Arcadis Consult GmbH, Darmstadt<br />
der Baufirma Dipl.-Ing. (FH) Karl Nägele, Fa. Allgäuer Tief- und Straßenbau, Sonthofen<br />
16.45 Uhr Auswirkungen der gezielten Qualitätssicherung bei der Kanalisierung in der Schweiz –<br />
Ist jetzt alles perfekt?<br />
Dipl.-Ing. FA Bruno Schmuck, SBU Büro f. sanierungstechnische Planung und Beratung AG, Rorschach<br />
17.05 Uhr Qualitätssicherung bei Bau und Unterhaltung von Wasserversorgungsanlagen<br />
Dipl.-Ing. Jens Feddern, Berliner Wasserbetriebe<br />
21<br />
Diskussion, anschließend Empfang mit Stehimbiss im Forum am Deutschen Museum und ab<br />
20.00 Uhr Filmvorführung im IMAX „Eine unbequeme Wahrheit“ von Al Gore<br />
Freitag, 25. Januar 2008<br />
Betrieb (Moderation: Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Bayerisches Landesamt für Umwelt, Augsburg)<br />
8.30 Uhr Betrieb und Unterhaltung von Hochwasserschutzanlagen<br />
Präsident Prof. Dr. Matthias Freude, Landesumweltamt Brandenburg, Potsdam<br />
8.50 Uhr Qualitätssicherung bei Betrieb und Unterhaltung von Wasserkraftanlagen, Dämmen und Deichen<br />
Dipl.-Ing. Horst Matthes, E.ON Wasserkraft GmbH, Landshut<br />
9.10 Uhr Qualitätssicherung beim Betrieb von Kläranlagen<br />
Dipl.-Ing. Gerhard Spatzierer, Amt der Burgenländischen Landesregierung, Eisenstadt<br />
9.30 Uhr Qualitätssicherung beim Hochwassernachrichtendienst und beim Betrieb von Poldern<br />
Dr.-Ing. Peter Homagk, Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz, Karlsruhe<br />
Diskussion, anschließend Kaffeepause<br />
Organisation (Moderation: Prof. Dr.-Ing. Reinhard Schmidtke, Planegg)<br />
10.45 Uhr Auswahl von Planungsbüros bei der Vergabe von Ingenieurleistungen<br />
Prof. Dr.-Ing. Gerald Steinmann, Fachhochschule Würzburg - Schweinfurt, Würzburg<br />
11.05 Uhr Benchmarking als Instrument zur Qualitätssicherung<br />
Univ. Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Institut für Wasserwesen, Universität der Bundeswehr München<br />
11.25 Uhr Communal Audit – Qualitätssicherung bei der Kommunalverwaltung in Österreich<br />
Mag. Thomas Kriegner, WDL Wasserdienstleistungs GmbH, Linz<br />
11.45 Uhr Qualität und Wissen – Die Bedeutung der permanenten Weiterbildung für Ingenieure<br />
Dr.-Ing. Werner Weigl, Ingenieurekammer Bau, München<br />
Abschlussvortrag<br />
Diskussion<br />
12.20 Uhr Schlussvortrag: Ist Qualität Wissen mit System? Anforderungen an ein qualitätsorientiertes<br />
Wissensmanagement<br />
Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Eva-Marie Kern, Universität der Bundeswehr München<br />
12.50 Uhr Verabschiedung, anschließend Mittagessen<br />
Veranstalter: Bayer. Staatsministerium für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, Universität der Bundeswehr<br />
München, Fachgemeinschaft Hydrologie, <strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
Symposium „Klimawandel – was kann die Wasserwirtschaft tun?"<br />
am 24. und 25. Juni 2008 in der Meistersingerhalle in Nürnberg<br />
22<br />
Auf der Veranstaltung der Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften in der <strong>DWA</strong> soll vorgetragen und diskutiert werden,<br />
wo neue wasserwirtschaftliche Probleme durch den Klimawandel zu erwarten und welche Handlungsmöglichkeiten bereits überlegt<br />
und vorbereitet worden sind. Dabei wird nicht der Ansatz verfolgt, bestimmte Aktivitätsfelder des Menschen „klimasicher“ zu machen.<br />
Vielmehr steht im Fokus, wie man sich dem Klimawandel anpassen kann, d.h. seine Folgen auf regionaler, lokaler und fachspezifischer<br />
Ebene erkennen und Maßnahmen konkret gestalten kann.<br />
Dienstag, 24. Juni 2008<br />
9:00 – 9:15 Begrüßung<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg<br />
Dr. Ulrich Maly, Oberbürgermeister Stadt Nürnberg<br />
Grundlagen und Wirkungen des Klimawandels<br />
09:15 – 09:45 IPCC-Bericht zu Klimawandel und Wasser<br />
Prof. Dr. Martin Claußen, MPI Hamburg<br />
09:45 – 10:15 Klimawandel und Wasserbewirtschaftung<br />
Prof. Dr. Uwe Grünewald, BTU Cottbus<br />
10:15 – 10:45 Klimaänderungen früherer Zeiten, Naturdynamik und die Zukunft der Arten<br />
Prof. Dr. Josef H. Reichholf, LMU München<br />
Modellierungen<br />
Kaffeepause<br />
11:15 – 11:45 Regionale Klimamodellierung in Deutschland<br />
Dr. Daniela Jacob, MPI Hamburg<br />
11:45 – 12:10 Modellierungen zu hydrologischen Effekten<br />
Dr. Lucas Menzel, Uni Kassel<br />
12:10 – 12:35 Verfügbarkeit von Oberflächen und Grundwasser - Modellstudien<br />
Prof. Dr. Helge Bormann, Uni Oldenburg<br />
12:35 – 13:00 Modellierungen zur Landnutzung<br />
Dr. Horst Gömann, BfL Braunschweig<br />
Mittagspause<br />
Maßnahmen bei geänderten extremen Ereignissen<br />
14:00 – 14:30 Niederschläge für Kanalnetzberechnungen<br />
Prof. Dr.-Ing. Andras Bardossy, Uni Stuttgart<br />
14:30 – 15:00 Auswirkungen veränderter Niederschlagsmuster auf die Stadtentwässerung<br />
Prof. Dr. Peter Krebs, TU Dresden<br />
15:00 – 15:30 Hochwasserschutz und Bemessungsabflüsse<br />
BD Bernd Katzenberger, LfU Karlsruhe<br />
Kaffeepause<br />
16:00 – 16:25 Hochwasserschutz-Strategie im Gebirgsland Schweiz<br />
Dr. Bruno Schädler, BAFU Bern<br />
16:25 – 16:50 Wasserkraftnutzung und Hochwasserschutz im Gebirge<br />
Dipl.-Ing. Günter Moser, Vorarlberger Innwerke, Schruns<br />
16:50 – 17:15 Küstenschutz und Anpassung der Schutzmaßnahmen<br />
Dr. Michael Schirmer, Bremen<br />
17:15 – 17:<strong>40</strong> Wasserstraßen – Handlungsoptionen für Wirtschaft und Binnenschifffahrt<br />
Dr. Hans Moser, BfG Koblenz<br />
Abendtreff<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
Mittwoch, 25. Juni 2008<br />
23<br />
Aktivitäten bei geänderter Wasserverfügbarkeit und Wasserqualität<br />
08:30 – 09:00 Konsequenzen für die wasserwirtschaftliche Infrastruktur<br />
Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, LfU Augburg<br />
09:00 – 09:30 Wasser für die Land(wirt)schaft<br />
Prof. Dr.-Ing. Axel Bronstert, Uni Potsdam<br />
09:30 – 09:55 Auswirkungen des Klimawandels auf die Trinkwasserversorgung<br />
Dr.-Ing. Frieder Haakh, Stuttgart<br />
09:55 – 10:20 Energieerzeugung<br />
NN<br />
Kaffeepause<br />
10:50 – 11:15 Klimawandel - Folgen und Möglichkeiten der Forstwirtschaft<br />
MR Wolfgang Sailer, MfL München<br />
Ökonomische und politische Folgen<br />
11:15 – 11:<strong>40</strong> Zu den wirtschaftlichen Kosten des Klimawandels<br />
Prof. Dr. Karl Steininger, Uni Graz<br />
11:<strong>40</strong> – 12:05 Zunehmende Wetterschäden: Was kostet das die Versicherungswirtschaft?<br />
Dr. Wolfgang Kron, MunichRe München<br />
12:05 – 12:30 Standpunkte und Strategien des Bundesministeriums für Umwelt<br />
MinDir Fritz Holzwarth, BMU Bonn<br />
12:30 – 12:45 Aktivitäten der Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften und der <strong>DWA</strong> zum Klimawandel<br />
Prof. Dr.-Ing. Heribert Nacken, RWTH Aachen , FgHW<br />
12:45 Schlusswort<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg, München<br />
Veranstalter: Fachgemeinschaft Hydrologische Wissenschaften in der <strong>DWA</strong><br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitveranstalter: Schweizerischer Wasserwirtschaftsverband<br />
Auskünfte: www.FgHW.de oder FgHW@unibw-muenchen.de<br />
Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg : Tel.: 089/74 94 88 94<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
24<br />
<strong>DWA</strong>-Fachexkursion „Stauseen in den Alpen“<br />
Vom 12. bis 14. September 2007 fand<br />
eine Fachexkursion des bayerischen<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s nach Tirol und<br />
Südtirol statt. Die Exkursion hatte in erster<br />
Linie die Besichtigung von Stauseen<br />
zum Ziel. Für die Organisation und<br />
Durchführung war Herr Dipl.-Ing. Jürgen<br />
Bauer (ehemals Bayerisches Landesamt<br />
für Umwelt) verantwortlich. Es nahmen<br />
41 Personen, die größtenteils aus der<br />
bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
stammen, teil.<br />
Bekanntermaßen deckt Österreich einen<br />
Großteil seines Strombedarfs durch Nutzung<br />
der Wasserkraft. Im Rahmen unserer<br />
Exkursion besuchten wir zwei große,<br />
stromerzeugende Unternehmen im Bundesland<br />
Tirol. So stand am Mittwoch,<br />
dem 12. September, die Besichtigung<br />
der Kraftwerksgruppe Zemm-Ziller, die<br />
von der VERBUND-Austrian Hydro Power<br />
AG (AHP) betrieben wird, auf dem<br />
Programm. Das benötigte Wasser wird<br />
über sogenannte Tiroler Wehre aus den<br />
Gebirgsbächen oberhalb von Mayrhofen<br />
bezogen. Der Höhenunterschied zwischen<br />
dem Stauziel des Speichers Zillergründl<br />
und der Ortschaft Mayrhofen beträgt<br />
1250 m. Diese Fallhöhe wird in zwei<br />
Stufen zur Stromerzeugung genutzt. Zur<br />
ersten Stufe gehört das Krafthaus Häusling,<br />
das auf 1075 m Meereshöhe liegt.<br />
Das Krafthaus Mayrhofen, das auf 600 m<br />
Meereshöhe liegt, gehört zur zweiten<br />
Stufe. Herr Wilfried Klausner von der<br />
AHP nahm uns in Mayrhofen in Empfang<br />
und führte uns durch das Informationszentrum<br />
und durch die Zentralwarte.<br />
Anschließend zeigte er uns das Krafthaus<br />
Häusling, wobei wir uns hauptsächlich<br />
für die Francis-Turbinen und die zu-<br />
Zeichnung Irmgard Miliczek<br />
Staumauer Zillergründel<br />
gehörigen Absperreinrichtungen, Kugelschieber<br />
und Klappe, interessierten. Der<br />
Höhepunkt des Tages war die Staumauer<br />
Zillergründl, eine doppelt gekrümmte<br />
Bogenmauer von 186 m Höhe. Das Stauziel<br />
des Speichers Zillergründl liegt bei<br />
1850 m Meereshöhe. Wir bekamen Gelegenheit,<br />
die Hochwasserentlastungsanlage<br />
und den Grundablass der Bogenmauer<br />
näher zu betrachten.<br />
Am Vormittag des 13. Septembers trafen<br />
wir Herrn Dr. Gius von der Abteilung „Bodenschutz,<br />
Wildbach- und Lawinenverbauung“<br />
der Südtiroler Landesverwaltung.<br />
Er klärte uns darüber auf, dass nur<br />
ein knappes Fünftel der Fläche Südtirols<br />
für Siedlungen, Industriegebiete<br />
und Verkehrswege geeignet<br />
ist. Erste Aufgabe der oben genannten<br />
Abteilung ist es, die<br />
vorhandenen Siedlungsgebiete<br />
vor Naturkatastrophen, wie Muren<br />
und Überschwemmungen,<br />
zu schützen. An einer Stelle des<br />
Flusses Ahr oberhalb von St.<br />
Georgen, nahe dem bekannten<br />
Pustertal, begutachteten wir<br />
eine Maßnahme, bei der eine<br />
Vergrößerung des Retentionsraums<br />
durch Absenkung der<br />
Flussauen erzielt wurde. Das<br />
bedeutet zum einen mehr Hochwassersicherheit<br />
für die Anwohner,<br />
zum anderen entstehen<br />
neue Lebensräume für Tiere<br />
und Pflanzen. Ein weiteres Problem,<br />
mit dem die Südtiroler zu<br />
kämpfen haben, ist der durch<br />
starke Regenereignisse verursachte<br />
Materialabtrag an der<br />
Gewässersohle und am Ufer.<br />
Die Erosion kann beispielsweise<br />
durch Belegung der Sohle mit<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
einem offenen Deckwerk vermindert werden.<br />
Mittags fuhren wir mit der Kabinenbahn<br />
auf den wohl bekanntesten Skiberg<br />
Südtirols, den 2275 m hohen Kronplatz,<br />
nahe Bruneck. Dort führten uns die Herren<br />
von der Liftbetreibergesellschaft. Wir<br />
sahen einen künstlichen See, der als Reservoir<br />
für die Beschneiungsanlagen<br />
dient. Ein Damm mit Kunststoff-Oberflächendichtung<br />
dient als Absperrbauwerk.<br />
Damit der See im Winter eisfrei bleibt und<br />
um eine über die Tiefe konstante Wassertemperatur<br />
zu erreichen, wird eine<br />
Sauerstoff-Tiefenbelüftung betrieben.<br />
Am Nachmittag wurden wir durch das<br />
Kloster Neustift, das 1142 gegründet<br />
wurde, geführt. Wir ließen uns vor allem<br />
von der Bibliothek mit den kunstvoll verzierten<br />
Büchern beeindrucken. Im Klosterkeller<br />
kosteten wir Weine aus der Eigenproduktion<br />
des Klosters.<br />
Am Freitag, dem 14. September, waren<br />
wir zu Gast bei der TIWAG-Tiroler Wasserkraft<br />
AG. Der Betriebsleiter Herr Dipl.-<br />
Ing. Neuner führte uns durch das im Inntal<br />
gelegene Krafthaus Silz. Das<br />
Krafthaus ist mit zwei Pelton-Turbinen<br />
bestückt. Eine einzelne dieser Pelton-<br />
Turbinen besitzt eine Leistungsfähigkeit<br />
von 25 m³/s, das bedeutet Rang 3 auf der<br />
Liste der größten, weltweit gebauten<br />
Pelton-Turbinen. Das Krafthaus Silz wird<br />
aus dem Längental-Speicher gespeist,<br />
wobei die Netto-Fallhöhe 1258 m beträgt.<br />
Gleich neben dem Krafthaus liegt der<br />
Kraftwerksleitstand, von dem aus die<br />
gesamte Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz<br />
überwacht und gesteuert wird. Auf der<br />
Fahrt in das 2020 m hoch gelegene Tourismus-Dorf<br />
Kühtai kamen wir zum Krafthaus<br />
Kühtai, das am Ufer des Längental-Speichers<br />
liegt. Das Stauziel des<br />
Längental-Speichers liegt bei 1901 m. Im
Talsperre Finstertal<br />
Krafthaus befinden sich zwei Francis-<br />
Turbinen. Das Krafthaus Kühtai wird aus<br />
dem Finstertal-Speicher gespeist, wobei<br />
die Netto-Fallhöhe <strong>40</strong>0 m und die Leistung<br />
einer einzelnen Turbine <strong>40</strong> m³/s<br />
beträgt. Die Francis-Turbinen können<br />
auch als Pumpen betrieben werden,<br />
wobei dann eine einzelne Pumpe pro<br />
Sekunde 33 m³ Wasser in den Finstertal-Speicher<br />
befördert. Der Finstertal-<br />
Speicher, dessen Stauziel bei 2322 m<br />
Teilnehmer der Fachexkursion<br />
25<br />
Meereshöhe liegt, fasst eine Wassermenge<br />
von 60 Mio. m³. Die gewaltigen<br />
Ausmaße (Kronenlänge von rund 650 m,<br />
Höhe der Dammkrone über dem luftseitigen<br />
Dammfuß von 149 m) der Talsperre<br />
Finstertal weckte das Interesse der<br />
Exkursionsteilnehmer. Die Talsperre war<br />
aus Gründen der naturnahen Einpassung<br />
in die Hochgebirgslandschaft als<br />
Steinschüttdamm ausgeführt worden.<br />
Anhand eines Querschnitts verdeutlich-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
te Herr Dr.-Ing. Perzlmaier von der TI-<br />
WAG den Dammaufbau. Die luftseitige<br />
Böschungsneigung beträgt 1:1,30, die<br />
wasserseitige 1:1,50. Die Gründung besteht<br />
aus standfestem Fels. Der Stützkörper<br />
besteht teils aus Moränen-Material,<br />
das aus dem Stauraum stammt, teils aus<br />
Steinbruchmaterial. Es war eine 50 bis<br />
70 cm dicke Asphaltbeton-Innendichtung<br />
eingebaut worden. Der Finstertal-Speicher<br />
hat ein sehr kleines Einzugsgebiet,<br />
d.h. ihm fließt auf natürliche Weise fast<br />
kein Wasser zu. Das Wasser wird aus 13<br />
Gebirgsbächen, die vorwiegend im Sellrain-Tal<br />
liegen, ausgeleitet. Über ein weit<br />
verzweigtes Stollensystem gelangt es in<br />
den Längental-Speicher. Von dort aus<br />
wird es je nach energiewirtschaftlichen<br />
Erfordernissen entweder dem tiefer liegenden<br />
Krafthaus Silz zugeführt oder in<br />
den Finstertal-Speicher hochgepumpt.<br />
Es wird ein wirtschaftlicher Gewinn erzielt,<br />
indem günstiger Grundlaststrom für<br />
das Hochpumpen verwendet wird und zu<br />
Zeiten des Spitzenverbrauchs Strom erzeugt<br />
wird, der teurer verkauft werden<br />
kann. Zum Abschluss unseres Aufenthalts<br />
an der Finstertal-Sperre durften wir<br />
noch einen Blick auf die Rohrleitung und<br />
das Absperrorgan des Grundablasses<br />
werfen.<br />
Johannes Schneider<br />
WWA Ansbach
<strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise<br />
26<br />
<strong>DWA</strong>-Reise nach Myanmar im Oktober 2008<br />
Soll unsere nächste Reise wirklich nach Myanmar gehen? Da wurden doch erst vor ein paar Monaten die Proteste der Mönche<br />
von der Militärjunta niedergeschlagen. Westliche Staaten denken an wirtschaftliche Sanktionen gegen Myanmar. Ist es dann<br />
nicht moralisch verwerflich, trotzdem dieses Land zu besuchen? So oder so ähnlich wurde ich in den letzten Wochen wiederholt<br />
gefragt. Nun, letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, ob er dabei sein möchte. Ich habe mich entschlossen, die Reise, so<br />
wie ich sie schon auf Kuba angekündigt habe, auch anzubieten. Falls die Mindestteilnehmerzahl nicht erreicht wird, muss die<br />
Reise allerdings abgesagt werden.<br />
Vielleicht noch ein Gedanke: Wem hilft oder nützt es, wenn wir nach Myanmar fahren? Den Reisepreis teilen sich im Wesentlichen<br />
die Fluggesellschaften, die Hotelketten und sicher auch der Reiseveranstalter. Das einfache burmesische Volk wird also<br />
kaum davon profitieren. Aber mit dem Geld, das wir für Getränke, Trinkgelder, Souvenirs u.ä. ausgeben, unterstützen wir gerade<br />
die arme Bevölkerung. In einem Zeitungsbericht in der SZ von Mitte Oktober 2007 hat sich der Birma - Experte Thant-Myint-U<br />
ausdrücklich gegen Sanktionen ausgesprochen. An den „Protesten der Mönche hätten kaum andere Menschen teilgenommen<br />
aus Angst, ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Sie müssten arbeiten, weil von ihrem Einkommen 10 bis 20 Menschen abhingen. Ginge<br />
es in Myanmar wirtschaftlich voran, hätten die Leute mehr Geld in der Tasche und müssten nicht jeden Tag um ihre Existenz<br />
und um die ihrer Verwandten bangen, dann könnten sie sich auch stärker für politischen Wandel einsetzen.“<br />
Unsere Sicherheit muss natürlich gewährleistet sein. Aber selbst bei den jüngsten Protestkundgebungen bestand für Touristen<br />
offenbar keine Gefahr, das Auswärtige Amt hatte vor Reisen nach Myanmar jedenfalls nicht gewarnt und es sind auch keine<br />
Übergriffe auf Touristen gemeldet worden. Bis zu unserem Abflug vergehen noch rund 10 Monate, die politische Lage wird sich<br />
bis dahin vermutlich wieder beruhigt haben, aber wahrscheinlich wird es dann immer noch eine Militärdiktatur geben.<br />
Ein Wermutstropfen trübt allerdings das tolle Reiseprogramm: Die Ölpreiserhöhung verteuert leider auch den Flugverkehr und<br />
damit unseren Reisepreis. Dazu kommt, dass die günstigere Qatar Airways, bei der für diese Reise schon Plätze vorreserviert<br />
waren, ab März 2008 Myanmar nicht mehr anfliegt. Wir müssen auf die teurere Thai Airways umsteigen. Unterm Strich kostet die<br />
Reise somit ca. 200.- Euro mehr als noch im Frühsommer angeboten. Ich hoffe aber, dass die Reise trotzdem zu Stande kommt.<br />
Wenn Sie das Programm und die eingeschlossenen Leistungen durchlesen, werden Sie sehen, dass es eine wunderbare Reise<br />
ist, die schon sehr viel beinhaltet. Vielleicht ist es ja die letzte weite <strong>DWA</strong>-Reise, da uns die hohen Spritpreise zwingen, künftig<br />
nähere Ziele zu suchen.<br />
REISEPROGRAMM<br />
Das goldene Land am Golf von Bengalen<br />
entführt seine Besucher in die Märchenwelt<br />
aus „1001 Nacht“: zum Inle See mit<br />
den schwimmenden Gärten, zu den Sonnenaufgängen<br />
in Bagan oder in die unberührte<br />
Natur mit ihren hohen Bergen und<br />
breiten Flüssen! Myanmar ist bis heute<br />
ein tief religiöses, buddhistisches Land,<br />
das mit seiner Vielfalt an Pagoden, Buddha-Figuren<br />
und Mönchen eine geheimnisvolle<br />
Welt alter Kulturen offenbart. Lassen<br />
wir uns auf dieser einzigartigen Reise<br />
verzaubern von der liebenswürdigen Bevölkerung,<br />
den historischen Kulturschätzen,<br />
den Traditionen und Bräuchen und<br />
natürlich der faszinierenden Schönheit<br />
dieses geheimnisvollen Landes!<br />
Wenn Sie an dieser Reise interessiert<br />
sind, dann schicken Sie uns bitte den<br />
Anmeldeabschnitt zu. Das ist noch völlig<br />
unverbindlich. Vom Reiseveranstalter<br />
(KIWI-Tours) erhalten Sie die aktuellen<br />
Reiseunterlagen, u.a. die genauen Flugverbindungen.<br />
Erst dann ist eine verbindliche<br />
Anmeldung möglich. Zunächst<br />
wollen wir nur einen Überblick gewinnen,<br />
wie viele sich für die Reise interessieren.<br />
1. Tag, Mittwoch, 08.10. 2008<br />
Flug von München nach Myanmar mit<br />
Thai Airways nach Bankok.<br />
2. Tag, Donnerstag, 09.10.<br />
Mittags Ankunft in Bankok, Weiterflug am<br />
späten Nachmittag nach Yangon, Abends<br />
Ankunft in Yangon, Transfer ins Hotel,<br />
Abendessen.<br />
3. Tag, Freitag: Yangon, 10.10.<br />
Yangon ist die pulsierende Metropole<br />
und auch offizielle Hauptstadt des Landes.<br />
Mit 4,2 Mio. Einwohnern leben hier<br />
gut 10% der Gesamtbevölkerung Myan-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Jürgen Bauer<br />
mars. Durch die größtenteils in Holzbauweise<br />
erbaute Stadt wirkt sie beinahe<br />
dörflich, auch wenn im Stadtzentrum in<br />
den letzten <strong>Jahre</strong>n die ersten Hochhäuser<br />
gebaut wurden. Das Leben der Menschen<br />
ist in alten Traditionen, vor allem<br />
vom Buddhismus geprägt. Die Stadtbesichtigung<br />
beginnt im Zentrum mit der<br />
Sule-Pagode; in der Umgebung sind<br />
noch heute einige britische Kolonialbauten<br />
zu sehen, u.a. das Rathaus und der
Oberste Gerichtshof. Sehenswert sind<br />
auch der Maha Bandoola Park mit dem<br />
Unabhängigkeitsdenkmal.<br />
Mittagessen unterwegs. Das Wahrzeichen<br />
Yangons und des ganzen Landes<br />
ist die Shwedagon-Pagode, erhaben auf<br />
einem Hügel gelegen, deren hohe, golden<br />
glänzende Hauptpagode alles überragt;<br />
die Spitze ist mit mehreren hundert<br />
Edelsteinen verziert. Gläubige Buddhisten<br />
aus dem ganzen Land spenden auch<br />
heute noch täglich hauchdünne Goldblättchen,<br />
mit denen die Kuppel dann<br />
immer wieder neu vergoldet wird. Die<br />
beste Zeit für einen Besuch sind Sonnenauf-<br />
oder -untergang, da das Gold<br />
dann beeindruckend schimmert. Die Atmosphäre<br />
ist in jedem Fall einzigartig<br />
und wir sollten uns genügend Zeit für den<br />
Besuch nehmen! Je nach Zeitplan erfolgt<br />
die Besichtigung entweder am Ankunftsoder<br />
am letzten Aufenthaltstag. Willkommens-Abendessen<br />
in einem lokalen Restaurant<br />
mit Burmesischen Spezialitäten.<br />
4. Tag, Samstag: Yangon – Heho – Pindaya,<br />
11.10.<br />
Am Morgen fliegen wir nach Heho, im<br />
Bezirk Shan, an der Grenze zu Thailand.<br />
Weiterfahrt nach Pindaya. Mittagessen<br />
unterwegs. Der beschauliche Ort ist<br />
besonders für seine Tropfsteinhöhle bekannt,<br />
in der gläubige Buddhisten im<br />
Laufe der Jahrhunderte mehr als 8000<br />
Buddha-Statuen und Darstellungen aufgestellt<br />
haben. Die Besichtigung belohnt<br />
uns für die Fahrt über holprige Straßen!<br />
Abendessen in einem lokalen Restaurant.<br />
Übernachtung in Pindaya.<br />
5. Tag, Sonntag: Pindaya – Nyaung<br />
Shwe – Inle See, 12.10.<br />
Frühstück im Hotel. Danach Abfahrt nach<br />
Nyaung Shwe, klimatisch angenehm im<br />
Hochland am nördlichen Rand des Inle-<br />
Sees gelegen. Hier leben die Herrscher<br />
der Shan-Dynastie, deren alter Palast aus<br />
Teakholz heute noch zu besichtigen ist.<br />
Ein kleines Museum erinnert an die alten<br />
Zeiten Burmas. Mittagessen unterwegs.<br />
Abendessen im Hotel-Restaurant.<br />
6. Tag, Montag: Inle See, 13.10.<br />
Am Vormittag unternehmen wir eine<br />
Bootsfahrt auf dem Inle See und erleben<br />
hier vor allem das dörfliche Leben auf<br />
und mit dem Wasser. Besonders bekannt<br />
ist der See für seine schwimmenden Gärten<br />
und die Einbeinruderer, die aufgrund<br />
der besonderen Struktur des Sees - er ist<br />
nur bis zu 6 m tief und weist einen großen<br />
Algenteppich auf - eine spezielle Art<br />
des Fischfangs praktizieren. Ein weiterer<br />
Besichtigungspunkt ist die Phaung Daw<br />
Oo Pagode mit ihren 5 heiligen Buddha-<br />
Statuen, die durch das unermüdliche von<br />
spendenfreudigen Gläubigen aufgetragene<br />
Blattgold zu „Klumpen“ verformt<br />
sind. Mittagessen unterwegs. Im Dorf<br />
Phan Khon besuchen wir eine Seidenweberei<br />
und einen Betrieb, in dem die burmesischen<br />
Zigarren, die „Cheerots“ her-<br />
27<br />
gestellt werden. Weiter geht es ins älteste<br />
Kloster der Gegend, Nga Phe Chaung,<br />
bekannt durch seine kostbaren Altäre<br />
und die dressierten Katzen, die in einer<br />
kleinen Vorstellung von den im Kloster lebenden<br />
Mönchen präsentiert werden.<br />
Abendessen im Hotel.<br />
7. Tag, Dienstag: Inle See, 14.10.<br />
Die Region um den Inle See ist eine der<br />
kulturell und landschaftlich abwechslungsreichsten<br />
Regionen Myanmars. Bei<br />
einem ganztägigen Bootsausflug auf dem<br />
See erleben wir heute noch einige der<br />
Schönheiten der Gegend. Wir fahren mit<br />
dem Boot nach Indein (etwa 1 Stunde).<br />
Ein Wald von jahrhunderte alten kleinen<br />
Stupas säumt den überdachten Pilgerweg<br />
zum Kloster, eingerahmt in eine herrliche<br />
Landschaft. Mittagessen unterwegs. Wir<br />
besuchen außerdem das Dorf Ywa Ma,<br />
bekannt für die Herstellung von Reiskräckern.<br />
Übernachtung am Inle See. Abendessen<br />
im Hotel.<br />
8. Tag, Mittwoch: Inle See – Heho –<br />
Mandalay, 15.10.<br />
Nach dem Frühstück fahren wir nach<br />
Nyaung Shwe und besuchen ein 150<br />
<strong>Jahre</strong> altes Kloster, erbaut aus Holz. Oft<br />
sieht man junge Mönche an den ovalen<br />
Fensterrahmen des Klosters sitzen: eine<br />
schönes Fotomotiv! Die Shwe Yan Pyay<br />
Pagode, direkt neben dem Kloster gelegen,<br />
ist durchzogen von Korridoren, die<br />
Höhlen ähneln. Die Wände sind mit<br />
phantastischen Glasmosaiken verziert<br />
und es gibt eine Fülle an Buddhas in den<br />
zahlreichen Nischen. Transfer nach Heho<br />
und Abflug nach Mandalay. Mittagessen<br />
unterwegs. Am Nachmittag besichtigen<br />
wir die Mahamuni-Pagode, mit dem vergoldeten<br />
Mahamuni-Buddha, der ältesten<br />
buddhistischen Statue Myanmars.<br />
Mandalay beherbergt eine Vielzahl kleiner<br />
Handwerksbetriebe wie Schnitzereien,<br />
Marmorschleifereien, Werkstätten,<br />
die kunstvolle Wandbehänge anfertigen,<br />
Bronzegießereien, Goldblatthersteller<br />
und und und... Wir befinden uns jetzt in<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
dem Zeitalter vor der industriellen Revolution!<br />
Übernachtung in Mandalay.<br />
9. Tag, Donnerstag: Mandalay – Ausflug<br />
nach Mingun, 16.10.<br />
Nach dem Frühstück beginnt eine halbtägige<br />
Exkursion nach Mingun. An der<br />
Bootsanlegestelle haben wir ausreichend<br />
Zeit, die zahlreichen Aktivitäten<br />
am Ufer zu beobachten. Von der Anlegestelle<br />
fahren wir dann mit einem Boot<br />
nach Mingun (ca. 1 Stunde pro Strecke).<br />
Wir besichtigen die Settwya Pagode, die<br />
einen Fußabdruck Buddhas beherbergt,<br />
laufen weiter zur Mingun-Glocke, der<br />
größten noch intakten Glocke der Welt;<br />
die Mingun-Pagode nennen einige Besucher<br />
und Einheimische den „größten Ziegelsteinhaufen<br />
der Welt“. Bei der Betrachtung<br />
der Hsinbyume-Pagode erhalten wir<br />
Einblicke in die buddhistishe Kosmographie.<br />
Mittagessen unterwegs. Am Nachmittag<br />
besuchen wir dann das Shwenandaw<br />
Kloster mit seinen kunstvollen<br />
Holzschnitzereien, das Atumashi Kloster,<br />
welches 1996 erst wieder aufgebaut wurde<br />
und die Kuthodaw-Pagode, bekannt<br />
auch als das „größte Buch der Welt“. Genießen<br />
wir vom Mandalay-Hügel den<br />
Ausblick auf die Stadt und das Umland.<br />
Abendessen mit Burmesischer Folklore<br />
im Restaurant im Mandalay Hill Resort.<br />
10. Tag, Freitag: Mandalay – Inwa –<br />
Amrarapura – Mandalay, 17.10.<br />
Heute machen wir uns auf den Weg, um<br />
die ehemaligen Hauptstädte Birmas zu<br />
besichtigen. In Amarapura besichtigen<br />
wir das Kloster und lernen hierbei die<br />
buddhistische Lehre näher kennen. Mittagessen<br />
unterwegs. Danach geht es<br />
weiter nach Inwa (Ava), dass wir nach<br />
einer kurzen Fährfahrt erreichen. Mit einer<br />
Pferdekutsche besuchen wir verschiedene<br />
Sehenswürdigkeiten, unter anderem<br />
das Bagaya Kloster. Mittags kehren<br />
wir in ein lokales Restaurant in Ava ein.<br />
Am späten Nachmittag sind wir dann<br />
wieder in Amarapura für einen Spaziergang<br />
auf der U-Bein-Brücke.<br />
<strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise
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11. Tag, Samstag: Mandalay – Bagan,<br />
18.10.<br />
Morgens Abfahrt mit dem Expressboot<br />
auf dem Irawaddy nach Bagan. Genießen<br />
wir die Aussicht auf Fischerboote,<br />
die Dörfer am Fluss, kleine weiße Pagoden<br />
und erleben die vorbeiziehende<br />
Landschaft. Lunch-Paket an Bord. Am<br />
späten Abend Ankunft in Bagan und<br />
Transfer zum Hotel. Abendessen in einem<br />
lokalen Restaurant.<br />
12. Tag, Sonntag: Bagan, 19.10.<br />
Nach dem Frühstück wird der ganze Tag<br />
der Besichtigung eines der interessantesten<br />
archäologischen Gebiete Asiens<br />
gewidmet. Pagoden soweit das Auge<br />
reicht, insgesamt hat man bislang auf<br />
diesem Gelände 2274 Pagoden und<br />
Tempeltürme registriert, die zum größten<br />
Teil aus der Zeit zwischen den <strong>Jahre</strong>n<br />
1057 bis 1287 entstanden sind und aufgrund<br />
der Lage Bagans im Trockengürtel<br />
Myanmars teilweise erstaunlich gut<br />
erhalten sind. Keine Angst: die Zeit reicht<br />
natürlich nur, um einige der wichtigsten<br />
zu besuchen! Zwischen den Dörfern liegen<br />
malerische Siedlungen, in denen<br />
teilweise die Zeit stehen geblieben zu<br />
sein scheint.<br />
Mittagessen unterwegs. Auf dem Programm<br />
steht auch der Besuch einer<br />
Lack-Manufaktur: hier in Bagan werden<br />
die schönsten Lackarbeiten des Landes<br />
in Handarbeit hergestellt, meist in kleinen<br />
Familienbetrieben. Wir können hier<br />
den gesamten Herstellungsprozess in<br />
den einzelnen Schritten miterleben und<br />
natürlich auch ein paar wirklich schöne<br />
Mitbringsel erwerben. Zum Sonnenuntergang<br />
steigen wir dann hinauf auf die<br />
Shwesandaw Pagode und können hier<br />
einen Rundblick über das Tempelfeld in<br />
friedlicher Ruhe genießen.<br />
28<br />
13. Tag, Montag: Bagan – Mt. Popa –<br />
Bagan, 20.10.<br />
Der heutige Ausflug führt uns zum Mount<br />
Popa, einem erloschenen Vulkan, der mit<br />
seinen 1518 Metern Höhe weithin sichtbar<br />
ist und zuletzt vor 250.000 <strong>Jahre</strong>n<br />
aktiv war. Inmitten dichter Wälder und<br />
weicher Hügellandschaft erheben sich<br />
die steilen Hänge aus Lavagestein.<br />
Die Spitze des Mount Popa ist den „nats“,<br />
der Geisterwelt gewidmet, für die am<br />
Fuße des Berges ein Schrein errichtet<br />
wurde und ein wichtiger Wallfahrtsort ist.<br />
Mittagessen unterwegs. Am Nachmittag<br />
Rückfahrt nach Bagan.<br />
14. Tag, Dienstag: Bagan – Yangon,<br />
21.10.<br />
Morgens Abflug nach Yangon. Es folgen<br />
weitere Besichtigungen in Yangon: Wir<br />
besuchen das prächtige Nationalmuse-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Reisepreis pro<br />
Person im DZ:<br />
1965,- Euro<br />
Einzelzimmerzuschlag:<br />
235,- Euro<br />
Mindestteilnehmerzahl:<br />
25 Personen<br />
um mit dem 8 Meter hohen Löwenthron<br />
von König Mindon und König Thibaw,<br />
den letzten Königen von Burma. Mittagessen<br />
unterwegs. Nachmittags haben<br />
wir ausreichend Zeit für einen Bummel<br />
über den Bogyoke-Markt, ideal für Souvenir-Einkäufe.<br />
Das Angebot ist groß<br />
und reicht von Holzschnitzereien, Bronzefiguren,<br />
und Lackarbeiten bis zu Perlmuttbesteck<br />
und den Longyis, der Nationaltracht<br />
der Burmesen: ein bunter,<br />
gewebter Rock, der in der Taille geknotet<br />
wird - und den in Myanmar auch<br />
Männer tragen! Zum Sonnenuntergang<br />
besuchen wir die weltberühmte Shwedagon-Pagode,<br />
die schon von der Ferne<br />
einen majestätischen Anblick bietet<br />
und deren besonderer Atmosphäre man<br />
sich nur schwer oder gar nicht entziehen<br />
kann. Abendessen in einem lokalen Restaurant.<br />
Übernachtung in Yangon.<br />
15. Tag, Mittwoch: Rückflug, 22.10.<br />
Morgens Transfer zum Flughafen, Flug<br />
über Bankok nach München, Ankunft in<br />
München am selben Tag am Abend.<br />
Ende einer sicherlich schönen, unvergesslichen<br />
und erlebnisreichen Reise.
Im Preis enthalten:<br />
Linienflüge ab/bis München mit Thai<br />
Airways in EconomyClass<br />
3 Inlandsflüge, z.B. mit Yangon Airways<br />
für die Strecken Yangon – Heho,<br />
Heho – Mandalay, Bagan – Yangon in<br />
Economy Class<br />
Steuern, Flughafen-und Sicherheitsgebühren<br />
sowie Treibstoffkosten in<br />
Deutschland (207 EUR, Stand November<br />
2007)<br />
12 Übernachtungen in Hotels der guten<br />
bis gehobenen Mittelklasse (teilweise<br />
besser in Mandalay) in Zimmern mit<br />
Bad oder Dusche und WC<br />
29<br />
tägliches Frühstück , 12 x Mittagessen,<br />
davon 1x Lunch-Paket an Bord des<br />
Flussschiffs von Madalay nach Bagan<br />
9 x Abendessen, davon 1 x Willkommens-Abendessen<br />
in Yangon und 1x<br />
Abendessen mit Burmesischer Folklore<br />
in Mandalay am 8. Tag<br />
Transfers und Fahrten in landesüblichen<br />
Reisebussen mit Klimaanlage<br />
der Anzahl der Reiseteilnehmer entsprechend<br />
(kalte Tücher und Trinkwasser<br />
sind gratis)<br />
qualifizierte, deutschsprechende Reiseleitung,<br />
alle im Reiseverlauf aufgeführten<br />
Ausflüge und Besichtigungen<br />
einschließlich der anfallenden Eintrittsgelder<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
1 Reiseführer Myanmar pro Buchung<br />
Informationsmaterial<br />
Koffertransport (1 Koffer bis max. 20 kg)<br />
Reisepreissicherungsschein<br />
Nicht im Preis enthalten:<br />
Visagebühren für Myanmar (derzeit <strong>40</strong><br />
EUR inkl. Besorgungskosten)<br />
Anreise zum Abflughafen in Deutschland<br />
Reiseversicherungen<br />
persönliche Ausgaben, z.B. Getränke,<br />
Minibar, weitere Mahlzeiten, Souvenirs,<br />
Pay TV, Trinkgelder, Telefonate etc.<br />
Gesundheitsvorsorge / evtl. Impfungen<br />
(bitte lassen Sie sich hierzu von Ihrem<br />
Hausarzt, Tropeninstitut oder Apotheker<br />
beraten)<br />
Ausreisesteuer Myanmar (ca. 20 USD,<br />
zahlbar in bar vor Ort)<br />
Es besteht eine Verlängerungsmöglichkeit<br />
am Traumstrand von Ngapali<br />
Beach bei Thandwe, die bei Interesse<br />
vom Reiseveranstalter angeboten wird.<br />
(7 Tage für 470.- Euro pro Person im DZ)<br />
Im Preis enthalten:<br />
Inlandsflüge von Yangon nach Thandwe<br />
und zurück<br />
alle erforderlichen Transfers<br />
6 Übernachtungen im Bayview Beach<br />
Resort ( Kategorie 4 Sterne)<br />
1 Übernachtung in Yangon vor dem internationalen<br />
Langstreckenflug<br />
tägliches Frühstück<br />
Da die Reise über Bankok führt, ist eine<br />
Verlängerungswoche natürlich auch in<br />
Thailand möglich. Näheres dazu arbeitet<br />
der Reiseveranstalter auf Wunsch<br />
noch aus.<br />
Fotos: Werner Kern, LfU und KIWI-Tours<br />
�-----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------<br />
Ich bin an der <strong>DWA</strong>-Reise nach Myanmar interessiert und bitte um Zusendung der Unterlagen.<br />
Voraussichtlich werde ich mich mit ....... Person(en) anmelden.<br />
Bitte senden Sie uns diesen Abschnitt bis spätestens 31.01.2008 zu<br />
Anmeldung bitte an die Geschäftsstelle des <strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong>, Friedenstraße <strong>40</strong>, 81671 München schicken oder faxen (Fax (089) 233 62595)<br />
------------------------------ ------------------------------ -------------------------<br />
Name Vorname Titel / Funktion<br />
------------------------------ ------------------------------ -------------------------------------------------------------------<br />
Straße PLZ / Ort Datum / Unterschrift<br />
------------------------------ ------------------------------ -------------------------------------------------------------------<br />
Tel. Fax Email<br />
<strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise <strong>DWA</strong>-Reise
Jürgen Bauer mit der <strong>DWA</strong>-Ehrennadel ausgezeichnet<br />
In besonderer Anerkennung seiner langjährigen<br />
Verdienste um die <strong>DWA</strong> und im<br />
Speziellen um den <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Bayern</strong> wurde Dipl.-Ing. Jürgen Bauer<br />
anlässlich der diesjährigen <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>stagung<br />
am 24. und 25. Oktober<br />
in Weiden mit der <strong>DWA</strong>-Ehrennadel<br />
ausgezeichnet.<br />
Jürgen Bauer wurde 1994 zum stellvertretenden<br />
Vorsitzenden des DVWK-<strong>Landesverband</strong>s<br />
<strong>Bayern</strong> (Deutscher Verband<br />
für Wasserwirtschaft und Kulturbau) gewählt,<br />
der mit der damaligen Abwassertechnischen<br />
Vereinigung (ATV) im Jahr<br />
2000 zur heutigen <strong>DWA</strong> verschmolz. Seit<br />
dieser Fusion begleitet er das Amt des<br />
stellvertretenden Vorsitzenden des <strong>DWA</strong>-<br />
<strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong>. In dieser Funktion<br />
ist er Ansprechpartner für die Themengebiete<br />
Hydrologie, Wasserbau,<br />
Hochwasserschutz und Gewässerentwicklung.<br />
Viele Fortbildungsveranstaltungen<br />
sowie Seminar- und Tagungsangebote<br />
konnten nur Dank seiner tatkräftigen<br />
Initiative und Unterstützung durchgeführt<br />
werden. Zu nennen wären hier vor allem<br />
das Internationale Symposium im Europäischen<br />
Patentamt in München, der<br />
Nürnberger Wasserwirtschaftstag und natürlich<br />
die <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>stagung<br />
<strong>Bayern</strong>. All diese Veranstaltungen ziehen<br />
jeweils regelmäßig mehr als <strong>40</strong>0 Teilnehmer<br />
an. Die von Jürgen Bauer seit vielen<br />
<strong>Jahre</strong>n organisierten und durchgeführten<br />
Fachexkursionen sind nicht nur bei<br />
den <strong>Landesverband</strong>smitgliedern äußerst<br />
beliebt und führen einmal jährlich zu interessanten<br />
wasserwirtschaftlichen Objekten<br />
in Deutschland und dem benachbarten<br />
Ausland. Nicht zu vergessen sind<br />
selbstverständlich die <strong>DWA</strong>-Reisen. Bei<br />
diesen werden mit Jürgen Bauer als<br />
„Reiseleiter“ immer wieder exotische<br />
30<br />
Länder wie Kuba, Südafrika, China oder<br />
Vietnam/Kambodscha besucht.<br />
Ein weiteres „Steckenpferd“ von Jürgen<br />
Bauer ist der Mitgliederrundbrief des<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong>, für den<br />
er seit vielen <strong>Jahre</strong>n die redaktionellen<br />
Arbeiten übernimmt. Dieser Mitgliederrundbrief<br />
war und ist für alle anderen<br />
Landesverbände Vorbild und Anregung<br />
Neue Unterstützung für den <strong>Landesverband</strong>sbeirat<br />
Im Rahmen der diesjährigen Mitgliederversammlung<br />
am 24. Oktober in Weiden<br />
wurden mit Johann Buchmeier, MDgt<br />
Dr.-Ing. Martin Grambow, Thomas<br />
Schwarz und Dr.-Ing. Frank Tidden vier<br />
neue Mitglieder ab 1. Januar 2008 in den<br />
Beirat des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong><br />
gewählt.<br />
Johann Buchmeier ist Leiter der Abteilung<br />
Entwässerungsbetrieb der Stadt<br />
Straubing. Der gelernte Abwassermeister<br />
dürfte manchen von Ihnen bereits<br />
<strong>DWA</strong>-Präsident Otto Schaaf (rechts im Bild) bei der Verleihung der <strong>DWA</strong>-Ehrennadel<br />
an Jürgen Bauer<br />
durch seine langjährige Tätigkeit als Lehrer<br />
der Kanal- und Kläranlagen-Nachbarschaften<br />
in <strong>Bayern</strong> bekannt sein. Er unterstützt<br />
den <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Bayern</strong> in diesem Ehrenamt schon seit<br />
1997 und konnte somit in 2007 sein<br />
10jähriges „Dienstjubiläum“ als Nachbarschaftslehrer<br />
feiern. Johann Buchmeier<br />
wird im <strong>Landesverband</strong>sbeirat die Interessen<br />
des Betriebspersonals vertreten.<br />
MDgt Dr.-Ing. Martin Grambow vom Bayerischen<br />
Staatsministerium für Umwelt,<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
und trug auch erheblich zur Integration<br />
von DVWK und ATV bei.<br />
Auch der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
möchte sich an dieser Stelle recht herzlich<br />
für Jürgen Bauers Engagement bedanken<br />
und gratuliert ihm zu der verdienten<br />
Auszeichnung.<br />
Wolfgang Stockbauer<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
(StMUGV) in München wurde als Vertreter<br />
der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
in den <strong>Landesverband</strong>sbeirat<br />
gewählt. Dr. Grambow studierte Bauingenieurwesen<br />
und promovierte im Jahr<br />
2006 an der Technischen Universität<br />
München zum Dr.-Ing.. In früheren Stationen<br />
innerhalb der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
war Dr. Grambow<br />
als Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt<br />
Weilheim, als Referent für<br />
Wasserversorgung an der Obersten Bau-
31<br />
Der <strong>Landesverband</strong>svorsitzende mit den neuen Mitgliedern des <strong>Landesverband</strong>sbeirats und der <strong>Landesverband</strong>sleitung (v. links<br />
nach rechts): Johann Buchmeier, Richard Oberhauser, Dr.-Ing. Martin Grambow, Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, Thomas<br />
Schwarz und Dr.-Ing. Frank Tidden<br />
behörde und als Amtsleiter am Wasserwirtschaftsamt<br />
in Hof tätig. Bis 2006 war<br />
er Referatsleiter für die Gewässer erster<br />
Ordnung am StMUGV und seit 2006 ist<br />
er dort Leiter der Abteilung 5 „Wasserwirtschaft“.<br />
Dipl.-Kaufmann Thomas Schwarz wird<br />
zukünftig im Beirat die bayerischen Kommunen<br />
vertreten. Er studierte während<br />
seiner Offizierslaufbahn das Fach Wirtschaftswissenschaften<br />
an der Universität<br />
der Bundeswehr in München. Nach<br />
Beendigung des Studiums war er von<br />
1993 bis 2000 als kaufmännischer Leiter<br />
beim Eigenbetrieb Stadtentwässerung<br />
Hannover tätig, dazwischen auch<br />
kurze Zeit in der Hamburger Stadtentwässerung.<br />
Seit 2000 ist Thomas<br />
Schwarz bei der Münchner Stadtentwässerung,<br />
wo er seit 2001 die Position des<br />
kaufmännischen Werkleiters begleitet.<br />
Dr.-Ing. Frank Tidden studierte an der<br />
Technischen Universität Berlin den Studiengang<br />
Verfahrenstechnik, Fachbereich<br />
Umwelttechnik und schloss dort<br />
1990 als Dipl.-Ing. Technischer Umweltschutz<br />
ab. Nach Studienabschluss war<br />
an der Technischen Universität Berlin als<br />
wissenschaftlicher Mitarbeiter sowie in<br />
zwei Ingenieurbüros tätig. Von 1999 bis<br />
2000 promovierte er an der Fakultät für<br />
Bauingenieur- und Vermessungswesen<br />
der Technischen Universität München<br />
zum Dr.-Ing.. Seit 2001 ist Dr. Tidden<br />
Geschäftsführer der FWS Filter- und<br />
Wassertechnik GmbH und Mitglied der<br />
Geschäftsleitung der BAUER Umwelt<br />
GmbH. Dr. Tidden wird im Beirat für die<br />
bayerischen Unternehmen auftreten.<br />
Die bisherigen Beiratsmitglieder Dr.-Ing.<br />
Joachim Dressler (Ing.-Büro EDR<br />
GmbH), Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle (Bayer.<br />
Landesamt für Umwelt), Robert Maier<br />
(Steinzeug Abwassersysteme GmbH),<br />
Michael Miller (Ing.-Büro Miller), Norbert<br />
Völkl (Saint-Gobain Gussrohr GmbH &<br />
Co. KG), Bürgermeister Georg Riedl<br />
(Stadt Pfarrkirchen), Dr.-Ing. Friedrich<br />
Seyler (Bayer. Landesamt für Umwelt)<br />
und Gerhard Weber (Ing.-Büro Ökoplan)<br />
wurden von der Mitgliederversammlung<br />
für eine weitere Amtsperiode von vier<br />
<strong>Jahre</strong>n in den <strong>Landesverband</strong>sbeirat<br />
gewählt.<br />
Der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong> gratuliert<br />
allen „neuen“ und „alten“ Beiratsmit-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
gliedern zu ihrer Wahl und bedankt sich<br />
schon im Voraus für eine konstruktive<br />
und gute Zusammenarbeit.<br />
Bei den zum 31.12.2007 aus den Beirat<br />
ausscheidenden Herren Prof. Dr.-Ing.<br />
Bernd Eichinger (Münchner Stadtentwässerung),<br />
Christoph Himmighoffen<br />
(StMUGV), Prof. Dr.-Ing. Hans-B. Kleeberg<br />
(Universität der Bundeswehr), Werner<br />
Knaus (Rieswasserversorgung) und<br />
Rainer Schuster (Bilfinger & Berger AG)<br />
bedankt sich der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Bayern</strong> für deren Unterstützung und großes<br />
Engagement. Dank ihrer Hilfe konnte<br />
auch in den vergangenen <strong>Jahre</strong>n eine<br />
erfolgreiche <strong>Landesverband</strong>sarbeit durchgeführt<br />
werden.<br />
Wolfgang Stockbauer<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong>
Wechsel in der <strong>Landesverband</strong>sleitung<br />
Der <strong>Jahre</strong>swechsel 2007/2008 bringt<br />
auch einen Wechsel in der Führungsriege<br />
des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong>.<br />
Jürgen Bauer gibt sein Ehrenamt als<br />
stellvertretender <strong>Landesverband</strong>svorsitzender<br />
zum 31. Dezember 2007 ab. Zu<br />
seinem Nachfolger wurde von der Mitgliederversammlung<br />
am 24. Oktober in<br />
Weiden Dipl.-Ing. Richard Oberhauser<br />
vom Wasserwirtschaftsamt Hof gewählt.<br />
Richard Oberhauser studierte von 1974<br />
bis 1979 Bauingenieurwesen an der<br />
Technischen Universität München. Seit<br />
1982 ist er in der bayerischen Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
tätig. Seine Stationen<br />
waren hier bisher die Wasserwirtschaftsämter<br />
München und Donauwörth,<br />
das Bayerische Landesamt für Wasserwirtschaft<br />
und das Bayerische Staatsministerium<br />
für Umwelt, Gesundheit und<br />
Verbrauscherschutz. 2006 wurde Richard<br />
Oberhauser zum Leiter des Wasserwirtschaftsamtes<br />
Hof berufen. Mit dem dort<br />
ansässigen TTW (Technologie Transfer<br />
Wasser) engagiert er sich stark für die internationale<br />
Zusammenarbeit in der Was-<br />
32<br />
Richard Oberhauser<br />
serwirtschaft. Richard Oberhauser ist seit<br />
1991 persönliches Mitglied im <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong><br />
<strong>Bayern</strong>.<br />
Der <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong> gratuliert<br />
Richard Oberhauser recht herzlich zu<br />
Tagung des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>s <strong>Bayern</strong> in Weiden<br />
Nahezu 500 Teilnehmer und 84. Ausstellerfirmen<br />
konnte der Vorsitzende des<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es <strong>Bayern</strong>, Prof.<br />
Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert, bei der<br />
diesjährigen <strong>Landesverband</strong>stagung am<br />
24. und 25.Oktober 2007 in Weiden begrüßen<br />
und die Tagung mit dem Motto<br />
„Wasserwirtschaft – Abwasser – Abfall ...<br />
da kennen wir uns aus!“ eröffnen. Anschließend<br />
sprachen der <strong>DWA</strong>-Präsidenten<br />
Otto Schaaf sowie den Oberbürgermeister<br />
der Stadt Weiden Kurt Seggewiß<br />
ein Grußwort. <strong>Bayern</strong>s neuer Umweltminister<br />
Dr. Otmar Bernhard informierte in<br />
seinem politischen Festvortrag über den<br />
Klimawandel und die daraus resultierende<br />
Herausforderung für die Wasserwirtschaft.<br />
In einem gemeinsamen Vortragsblock<br />
berichtete MDgt. Dr.-Ing. Martin<br />
Grambow vom Bayerischen Staatsministerium<br />
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
über die internationale<br />
Zusammenarbeit in Zeiten des Wasserstresses.<br />
Die Herausforderungen für die<br />
Wasserwirtschaft zur Bewältigung allgemeiner<br />
Zukunftsprobleme wie z.B. der<br />
Wasserknappheit in Entwicklungsländern<br />
waren Inhalt des Vortrages von.<br />
Hans G. Huber, Träger des Deutschen<br />
Umweltpreises 2006.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
seiner Wahl zum stellvertretenden <strong>Landesverband</strong>svorsitzenden<br />
und freut sich<br />
auf die kommende Zusammenarbeit.<br />
Wolfgang Stockbauer<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>svorsitzender Prof. Dr.-Ing. F. Wolfgang Günthert bei der Begrüßung<br />
der nahezu 500 Teilnehmer
Die insgesamt 28 Fachvorträge<br />
der Tagung, welche in zwei parallel<br />
laufenden Seminaren gehaltenen<br />
wurden, spiegelten die<br />
vielfältigen Facetten der Wasserund<br />
Abwasserwirtschaft wider.<br />
Seminar „Gewässerschutz“:<br />
Trotz Schulungen in der Berufsbildung<br />
über die Gefahren am<br />
Arbeitsplatz, passieren viel zu<br />
häufig tödliche Unfälle auf Abwasseranlagen.<br />
Nicht zuletzt<br />
deshalb ist es für die Verantwortlichen<br />
wie z.B. Bürgermeister<br />
notwendig, die einschlägigen<br />
Gesetze und Richtlinien zu kennen,<br />
um die erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen<br />
des Arbeitsschutzes<br />
ergreifen zu<br />
können. In der Praxis hat sich<br />
gezeigt, dass besonders bei kleinen<br />
Abwasseranlagen Defizite<br />
bei der Arbeitssicherheit bestehen.<br />
Einer der Höhepunkte der<br />
diesjährigen <strong>Landesverband</strong>stagung<br />
stellte aus diesem Grunde<br />
die Vorführung „Rettungsübung<br />
im Kanal mit zuverlässiger Ausrüstung“<br />
dar. In dieser Vorführung wurde<br />
den Verantwortlichen gezeigt, wie wichtig<br />
es ist, den Schachteinstieg oder das<br />
Retten eines Verunglückten zu üben.<br />
Hier kann jede Minute zählen. Nur durch<br />
regelmäßiges Üben wird erreicht, dass<br />
sich im Ernstfall alle Betroffenen richtig<br />
verhalten.<br />
Weitere Vortragsthemen im Seminar<br />
„Gewässerschutz“ waren darüber hinaus<br />
u. a. die Klärschlammentsorgung,<br />
Kläranlagen als Bestandteil der Energie-Infrastruktur,<br />
Arzneimittelwirkstoffe<br />
in Kläranlagen, das Wasserrecht mit Eigenüberwachungsverordnung<br />
und Wasserhaushaltsgesetz,<br />
die Abwasserabgabe,<br />
der gesplittete Gebührenmaßstab<br />
und die Kanalsanierung.<br />
Seminar „ Wasserwirtschaft“:<br />
Die Globalisierung macht auch nicht vor<br />
der Wasserwirtschaft halt. Deshalb informierte<br />
der Vortragsblock „Technologietransfer<br />
Wasser (TTW)“ über Möglichkeiten<br />
der Unterstützung kleiner und<br />
mittelständischer Unternehmen im internationalen<br />
Wassermarkt, über Projekterfahrungen<br />
in Rumänien sowie<br />
über internationale Projekte und in- und<br />
ausländische Bürokratie.<br />
Der zweite Vortragsblock „Wasserrahmenrichtlinie“<br />
berichtete u. a. über deren<br />
Umsetzung in <strong>Bayern</strong> sowie über Maßnahmenprogramme<br />
für den Bewirtschaftungsplan<br />
einer Flussgebietseinheit. Ein<br />
weiterer Vortrag dieses Blockes behandelte<br />
die Frage, ob die Wasserrahmenrichtlinie<br />
ein Problem oder eine Chance<br />
für die Wasserkraft darstellt.<br />
Aufgrund des bevorstehenden Klimawandels<br />
ist in Zukunft auch mit häufigeren<br />
und extremeren Hochwasserereig-<br />
33<br />
<strong>Bayern</strong>s Umweltminister Dr. Otmar Bernard (zweiter v. links) beobachtet eine Rettungsübung<br />
im Kanal<br />
nissen zu rechnen. In wie weit landwirtschaftlich<br />
genutzte Flächen und der Wald<br />
bei der Hochwasservorsorge bzw. beim<br />
natürlichen Hochwasserrückhalt eine<br />
Rolle spielen können zeigten zwei Vorträge<br />
des dritten Vortragsblockes „Hochwasser<br />
und Hochwasservorsorge“ auf.<br />
Weitere Themen waren die Reduzierung<br />
von Niederschlagsabflüssen aus Siedlungsgebieten,<br />
der Wasserrückhalt in der<br />
Fläche und „Jahrhunderthochwasser“ sowie<br />
Wirtschaftlichkeitsberechnungen beim<br />
Hochwasserschutz.<br />
Wasserwirtschaft - hier speziell der Gewässer-<br />
und Hochwasserschutz - sind<br />
nicht nur rein theoretische Materien, sondern<br />
erfordern auch den Einsatz hochentwickelter<br />
Technologien. Dies verdeutlichte<br />
die begleitende Fachausstellung,<br />
auf der 84 Unternehmen der Branche<br />
sich und ihre Produkte präsentierten. Die<br />
Ausstellung bot darüber hinaus eine gute<br />
Gelegenheit, Probleme und Fragen aus<br />
der Praxis direkt mit den verschiedenen<br />
Firmen zu diskutieren.<br />
Abgerundet wurde die Tagung traditionell<br />
durch das Rahmenprogramm, den Gesellschaftsabend<br />
und die Fachexkursionen.<br />
Als Rahmenprogramm konnte man<br />
an einer Führung durch die schöne Altstadt<br />
Weidens teilnehmen. Der nichtfachliche<br />
Höhepunkt der Tagung war der<br />
Gesellschaftsabend mit dem Auftritt des<br />
Gstanzlsängers Josef „Bäff“ Piendl. Bei<br />
dessen Spontangstanzl mussten vor allem<br />
die Ehrengäste z.T. Einiges über sich<br />
ergehen lassen. Mit der Besichtigung der<br />
Newtown Grafenwöhr sowie der Wehranlage<br />
am Flutkanal Weiden und der Hochwasserschutzmaßnahmen<br />
im Stadtpark<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Weiden wurden zwei Fachexkursionen<br />
angeboten, die auch bei den Teilnehmern<br />
großen Anklang fanden.<br />
Als Fazit lässt sich festhalten, dass die<br />
<strong>Landesverband</strong>stagung 2007 in Weiden<br />
wiederum ein schöner Erfolg für den<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong> war. Dank<br />
hierfür gilt vor allem den 84 Fachausstellern,<br />
den nahezu 500 Teilnehmern und<br />
den 26 Vortragenden. Damit unsere Tagungen<br />
und Seminare auch weiterhin<br />
erfolgreich sind, ist es wichtig, von den<br />
Teilnehmern entsprechende Rückmeldungen<br />
über die Qualität unserer Veranstaltungen<br />
sowie über zukünftig gewünschte<br />
Vortragsthemen zu erhalten.<br />
An dieser Stelle möchten wir uns<br />
besonders bei denjenigen Teilnehmern<br />
unserer diesjährigen <strong>Landesverband</strong>stagung<br />
bedanken, die uns auch in diesem<br />
Jahr in unseren Meinungs- und Themenfragebögen<br />
ihre Themenwünsche, Meinungen,<br />
Anregungen und Kritik mitgeteilt<br />
haben. Dies ist uns äußerst wichtig. Nur<br />
so kann es uns gelingen, auch zukünftige<br />
Veranstaltungen erfolgreich und für<br />
die Teilnehmer mit praktischem Nutzen<br />
organisieren zu können.<br />
Der Tagungsband kann für 25 € bei der<br />
Geschäftsstelle des <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es<br />
<strong>Bayern</strong> bezogen werden<br />
(email: info@dwa-bayern.de; Tel: 089/<br />
23362590).<br />
Wolfgang Stockbauer<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong>
Berichte<br />
Am 18. und 19. Oktober 2007 fand in<br />
Pforzheim die gemeinsame Tagung des<br />
<strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>es Baden-Württemberg<br />
und des Wasserwirtschaftsverbands<br />
Baden-Württemberg statt. In Vertretung<br />
der Umweltministerin Tanja Gönner<br />
sprach Ministerialdirektor Bernhard<br />
Bauer das Grußwort. Da wir uns auch ein<br />
wenig darüber informieren wollen, welche<br />
wasserwirtschaftlichen Aufgaben unsere<br />
Nachbarn für vordringlich halten und wie<br />
die Arbeit der Landesverbände dort gesehen<br />
wird, veröffentlichen wir das Grußwort<br />
hier auszugsweise:<br />
„Pforzheim ist mit dem Zusammenfluss<br />
von Würm, Nagold und Enz als Tagungsort<br />
bestens geeignet, um eine <strong>DWA</strong>-<strong>Landesverband</strong>stagung<br />
erstmals in Kooperation<br />
mit dem Wasserwirtschaftsverband<br />
Baden-Württemberg auszurichten.<br />
Beide Verbände leisten auf ihrem jeweiligen<br />
Gebiet, der Gewässerreinhaltung<br />
auf der einen Seite und der Gewässerentwicklung<br />
und dem Hochwasserschutz<br />
auf der andern Seite, hervorragende<br />
Arbeit. Der hohe Leistungsstand der Abwasserbeseitigung,<br />
die guten Erfolge bei<br />
der Gewässerreinhaltung und der Gewässerentwicklung<br />
sowie unsere Fortschritte<br />
beim Hochwasserschutz gehen<br />
ganz wesentlich auf die erfolgreiche Arbeit<br />
dieser beiden Verbände zurück.<br />
Kläranlagennachbarschaften mit ehrenamtlichen<br />
Obleuten und Lehrern, jährliche<br />
Leistungsvergleiche der kommunalen<br />
Kläranlagen, Hochwasserpartnerund<br />
Gewässernachbarschaften, sowie<br />
der Erfahrungsaustausch zum Betrieb<br />
der Hochwasserrückhaltebecken sind<br />
Schlaglichter auf einen Teil der erfolgreichen<br />
Aktivitäten der beiden Verbände,<br />
die man neu ins Leben rufen müsste,<br />
wenn es sie nicht schon gäbe.<br />
Im Umweltschutz hat sich in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n und Jahrzehnten viel getan. Ein<br />
Beispiel aus dem Bereich Wasser mag<br />
für eine Erfolgsgeschichte auch in den<br />
anderen Umweltmedien stehen:<br />
Fast 90 % der Flüsse im Land sind unbelastet<br />
bis mäßig belastet. Sie erfüllen<br />
damit heute schon die Anforderungen<br />
der Gewässergüteklasse II, die nach der<br />
EU-Wasserrahmenrichtlinie bis Ende<br />
2015 eingehalten werden müssen. Diese<br />
Erfolge haben wir erreicht, obwohl wir<br />
unsere Wirtschaftsleistung ständig gesteigert<br />
haben. Das ist aber kein Grund,<br />
sich zurückzulehnen.<br />
Wir stehen heute vor neuen Herausforderungen,<br />
die eine engagierte Umweltpolitik<br />
verlangen. Dabei halte ich zwei<br />
Leitlinien für wichtig.<br />
34<br />
<strong>Landesverband</strong>stagung in Baden-Würtemberg<br />
Zum einen: Für mich sind die Zeiten<br />
vorbei, in denen wir in der Umweltpolitik<br />
alles bis ins letzte Detail regeln können.<br />
Es gibt einen besseren Weg:<br />
Wir sagen, welches Ziel wir erreichen<br />
wollen, die Unternehmen entscheiden<br />
dann selbst, mit welchen Maßnahmen<br />
sie dieses Ziel am besten erreichen.<br />
Zum zweiten setze ich mich für eine 1:1-<br />
Umsetzung europarechtlicher Vorgaben<br />
ein. Unser Anspruch sind gleiche Standards<br />
für alle, bei gleicher Umsetzung in<br />
allen europäischen Ländern. Nur so lässt<br />
sich unser hoher Anspruch an die Umweltqualität<br />
mit wirtschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit<br />
verbinden.<br />
Unsere Stärke liegt in der Qualität, und<br />
dazu gehört auch die ökologische Produktqualität.<br />
Marktpotenzial haben in Zukunft<br />
vor allem innovative Produkte, die<br />
energieeffizient sind, wenig Material verbrauchen<br />
und recyclingfähig sind. Eine<br />
vorausschauende Umweltpolitik kann<br />
solche Produktentwicklungen und Innovationen<br />
unterstützen, etwa durch die<br />
enge Vernetzung von Forschung, Wirtschaft<br />
und Kommunen und die zielgerichtete<br />
Förderung innovativer Technologien.<br />
Bei der Abwasserreinigung zum<br />
Beispiel mit der Entfernung organischer<br />
Spurenschadstoffe durch Pulveraktivkohle<br />
auf der gemeinsamen Kläranlage<br />
von Ulm und Neu-Ulm oder dem Einsatz<br />
der Brennstoffzellentechnologie bei der<br />
Stromerzeugung mit Faulgas auf der<br />
Kläranlage in Stuttgart-Möhringen. Dies<br />
sind Bausteine einer innovationsorientierten<br />
Umweltpolitik made in Baden-<br />
Württemberg.<br />
Sie haben sich ein anspruchsvolles und<br />
ehrgeiziges Tagungsprogramm vorgenommen.<br />
Lassen Sie mich kurz auf drei<br />
Bereiche eingehen, bei denen ich einen<br />
besonderen Handlungsbedarf sehe:<br />
1. Abwasserbeseitigungsstruktur<br />
Untersuchungen in Baden-Württemberg<br />
über die Entwicklung der Abwassergebühren<br />
zeigen, dass kleinere Abwassereinheiten<br />
allgemein zu höheren spezifischen<br />
Abwasserreinigungskosten und<br />
damit längerfristig zu höheren Abwassergebühren<br />
führen. Dies wird durch den<br />
Befund bestätigt, dass überdurchschnittlich<br />
hohe Abwassergebühren vorrangig in<br />
Landesteilen mit hoher Dichte von kleinen<br />
Kläranlagen zu finden sind. Die Auseinandersetzung<br />
mit dem Thema „Verbesserung<br />
der Abwasserbeseitigungsstrukturen“<br />
durch Zusammenschluss von<br />
Kläranlagen wird deshalb immer wichtiger.<br />
Nicht nur aus wasserwirtschaftlicher<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Sicht, sondern vor allem im Hinblick auf<br />
das Ziel, stabile Abwassergebühren zu erhalten,<br />
müssen wir das Thema angehen.<br />
2. Energieeffizienz von Kläranlagen<br />
Klimaschutz gehört zu den wichtigsten<br />
umweltpolitischen Themen. Jüngste Untersuchungen<br />
zeigen, dass die Abwasserbehandlung<br />
bei einem Gesamt-Stromverbrauch<br />
von ca. 1% der insgesamt<br />
erzeugten Strommenge einiges an Einsparpotentialen<br />
aufweist.<br />
Ich freue mich, dass die <strong>DWA</strong> dieses<br />
Thema offensiv angeht und die Energieeffizienz<br />
bei Kläranlagen beim Leistungsvergleich<br />
der Kläranlagen und beim<br />
Benchmarking von Abwasserbehandlungsanlagen<br />
an Bedeutung gewinnt.<br />
3. Sanierung von Grundstücksentwässerungsanlagen<br />
Pilothafte Untersuchungen zum Zustand<br />
von Grundstückentwässerungsanlagen in<br />
Stuttgart und Schwanau haben gezeigt,<br />
dass wir im Bereich der privaten Grundstücksentwässerung<br />
mit einem vergleichbar<br />
großen Schadenspotential rechnen<br />
müssen, wie wir es aus dem Bereich der<br />
öffentlichen Kanalisation kennen.<br />
Fremdwassersanierungen können nur<br />
dann von durchschlagendem Erfolg sein,<br />
wenn bei Bedarf neben der öffentlichen<br />
Kanalisation auch die privaten Hausanschlüsse<br />
saniert werden.<br />
Ich danke der <strong>DWA</strong> mit dem <strong>Landesverband</strong><br />
Baden-Württemberg und dem WasserwirtschaftverbandBaden-Württemberg<br />
sehr herzlich für Ihr bisheriges Tun.<br />
Beide Verbände leisten mit hauptamtlichen<br />
und vielen ehrenamtlichen Kräften<br />
unverzichtbare Arbeit im Dienste des<br />
Umweltschutzes. Dies ist nicht selbstverständlich<br />
und doch entscheidend wichtig,<br />
denn das Land könnte diese Arbeit mit<br />
eigenen Kräften niemals alleine schultern.<br />
Sie haben heute und morgen ein dicht<br />
gedrängtes Programm mit aktuellen Themen<br />
der Abwasserbehandlung und des<br />
Hochwassermanagements vor sich.<br />
Ich wünsche der <strong>Landesverband</strong>stagung<br />
interessante Gespräche, fruchtbare<br />
Diskussionen und vor allem gute Ergebnisse.<br />
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer<br />
weiteren Arbeit zum Wohle unserer Umwelt.<br />
Dies sage ich auch in eigenem Interesse:<br />
Denn Ihr Erfolg hilft auch uns, auf<br />
dem Weg zu mehr Umweltschutz.“
Wertach vital<br />
Das Projektgebiet Wertach vital umfasst<br />
die letzten 14 Flusskilometer der Wertach<br />
bis zur Mündung in den Lech. Wir<br />
haben Wertach vital in drei Abschnitte<br />
unterteilt:<br />
Wertach vital I umfasst den Bereich<br />
von der Staustufe Inningen bis zur<br />
Wellenburger Allee (Wertachbrücke).<br />
Hier sind fast alle geplanten Maßnahmen<br />
bereits umgesetzt.<br />
Wertach vital II reicht von der Wellenburger<br />
Allee bis nach Pfersee an die<br />
Bürgermeister-Ackermann-Brücke.<br />
Hier konzentrieren sich derzeit die Arbeiten<br />
des Projektes.<br />
Wertach vital III behandelt den letzten<br />
Wertachabschnitt bis zur Mündung in<br />
den Lech. Da hier die Wertachsohle<br />
stabil und die Gefahr von Überschwemmungen<br />
bei Hochwasser gering<br />
ist, liegt der Schwerpunkt in der<br />
ökologischen Umgestaltung und Renaturierung<br />
des Flusses. Zielvorstellungen<br />
sind bereits vorhanden.<br />
Die Bauarbeiten zu Wertach vital laufen<br />
nun seit über sechs <strong>Jahre</strong>n. In dieser Zeit<br />
wurde schon viel verwirklicht. Hier ein<br />
kurzer Überblick:<br />
In den bereits fertig gestellten Strecken<br />
sind die Anwohner vor Hochwasser<br />
geschützt. Die Deiche wurden<br />
sogar einen Meter höher als der errechnete<br />
Wasserspiegel eines „Jahrhunderthochwassers“<br />
gebaut.<br />
Am Ackermann- und Goggeleswehr<br />
sind die bei Hochwasser gefährlichen<br />
Engstellen beseitigt. Die Lokalbahnbrücke<br />
und die Luitpoldbrücke in Pfersee<br />
wurden ohne abflussstörenden<br />
Mittelpfeiler neu errichtet.<br />
Die neuen Steinrampen und das offene<br />
Deckwerk bremsen die Kraft der<br />
Wertach und verhindern, dass sich der<br />
Fluss weiter in den Untergrund gräbt.<br />
35<br />
Die Wertachauen werden naturnah gestaltet und für jeden erlebbar gemacht.<br />
In den aufgeweiteten Strecken hat die<br />
Wertach wieder mehr „Spielraum“ zurückgewonnen.<br />
Sie darf wieder Kiesbänke<br />
umlagern und ihre Uferbereiche<br />
vielfältig gestalten, ohne dass der bestehende<br />
Hochwasserschutz gefährdet<br />
ist.<br />
Die Baumaßnahmen haben den Fluss<br />
zugänglicher und attraktiver gemacht.<br />
In den Wertachauen entwickelt sich<br />
ein Lebensraum mit großer Artenvielfalt<br />
und ein bei Spaziergängern, Radfahrern,<br />
Joggern, Sonnenanbetern<br />
und Badegästen immer beliebter werdendes<br />
Naherholungsgebiet.<br />
Wir wollen den Schutz vor Hochwasser<br />
bieten, der Wertach ihren ursprünglichen<br />
Charakter soweit wie möglich zurückgeben<br />
und einen attraktiven Erholungsraum<br />
schaffen. Wertach vital ist heute<br />
schon erlebbar. An dem Projekt Wertach<br />
vital des Freistaates <strong>Bayern</strong> beteiligen<br />
sich die Stadt Augsburg und die Europäische<br />
Union. Zusammen ermöglichen wir<br />
Offenes Deckwerk: Große Steine werden im Flussbettverteilt und mit Kies überdeckt.<br />
Sie reduzieren die Kraftdes Wassers und schützen so die Wertach auf natürlicheArt<br />
und Weise vor weiteren Eintiefungen.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
die Verwirklichung dieses ehrgeizigen,<br />
wegweisenden Projekts. Außerdem leistet<br />
Wertach vital einen wichtigen Beitrag,<br />
die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie<br />
zu erfüllen. Diese gibt<br />
vor, Wasserwirtschaft über Grenzen hinweg<br />
nach einheitlichen Richtlinien zu betreiben<br />
und alle Gewässer bis 2015 ökologisch,<br />
chemisch und mengenmäßig in<br />
einen guten Zustand zu bringen. Wertach<br />
vital schafft auch dafür die Voraussetzungen.<br />
Große Steine werden im Flussbett verteilt<br />
und mit Kies überdeckt. Sie reduzieren<br />
die Kraft des Wassers und schützen<br />
so die Wertach auf natürliche Art und<br />
Weise vor weiteren Eintiefungen.<br />
Die Wertach, bis vor etwa 150 <strong>Jahre</strong>n ein<br />
weitverzweigter alpiner Wildfluss mit ausgedehnten<br />
und sich immer wieder verlagernden<br />
Kiesbänken, mit Auwäldern als<br />
Hochwasserpuffer und Lebensraum für<br />
zahlreiche Pflanzen und Tiere, diese wilde<br />
Wertach gibt es nicht mehr. Mit dem<br />
wachsenden Bedarf an Siedlungsraum<br />
und landwirtschaftlichen Nutzflächen<br />
kam es um 1860 zur Begradigung der<br />
Wertach. Der so verkürzte Flusslauf erhöhte<br />
die Abflussgeschwindigkeit und<br />
verstärkte die Erosionskraft des eingeengten<br />
Flusses. Die Wertach grub sich<br />
mehr und mehr in ihr Bett. Staustufen<br />
wurden zur Stützung der Sohle und zur<br />
Energiegewinnung errichtet. Dies alles<br />
blieb nicht ohne negative Folgen: Mit<br />
dem Absinken der Wertachsohle sank<br />
auch der Grundwasserspiegel, Brücken<br />
und Uferbefestigungen wurden durch<br />
Unterspülung gefährdet. Die fehlenden<br />
Überschwemmungsflächen verschärften<br />
die Hochwassergefahr. Hochwasser<br />
schoss mit ungebremster Kraft die eingeengte<br />
Wertach hinab. Im Auwald nahm
die Artenvielfalt erheblich<br />
ab. Die Wertach wurde vom<br />
natürlichen Wildfluss zum<br />
verbauten Gerinne. Um der<br />
Natur wieder mehr Raum zu<br />
geben und um die Wertach<br />
wieder zu befreien, haben<br />
wir 1997 das Projekt Wertach<br />
vital ins Lebengerufen.<br />
Bürger und Experten von<br />
Naturschutz und Fischerei<br />
sind an allen Planungen beteiligt.<br />
Im Oktober 2000 war<br />
es soweit – mit dem Bau der<br />
ersten Rampe unterhalb der<br />
Staustufe Inningen fiel der<br />
Startschuss für Wertach vital.<br />
Wir wollen die Anwohner<br />
verlässlich vor Hochwasser<br />
schützen, die Kraft der<br />
Wertach bremsen und eine<br />
weitere Eintiefung des<br />
Flussbettes verhindern. Wir wollen ein<br />
dynamisches und durchgängiges Gewässer<br />
schaffen, so dass neue naturnahe<br />
Lebensräume für Pflanzen und Tiere<br />
entstehen und wir wollen die Wertachauen<br />
als innerstädtisches Erholungsgebiet<br />
naturnah gestalten und für jedermann erlebbar<br />
machen.<br />
Zwischen Stausee und Stadt ist schon<br />
viel geschehen. Im Abschnitt „Wertach<br />
vital I“ hat sich bereits viel verändert.<br />
Wertach vital ist hier weitgehend abgeschlossen.<br />
Drei Steinrampen und das<br />
offene Deckwerk bremsen die Kraft der<br />
Wertach und verhindern, dass sich der<br />
Fluss weiter eingräbt. Sanierte und neu<br />
gebaute Deiche stellen den Hochwasserschutz<br />
für die angrenzenden Siedlungen<br />
sicher. Die aufgeweiteten Ufer geben<br />
der Wertach wieder mehr Raum. Hochwasser<br />
fließt sicherer ab und das Flussbett<br />
kann sich durch Umlagerung von<br />
Kiesbänken wieder natürlicher entwickeln.<br />
Wald wird aufgeforstet. Die Anwohner<br />
schätzen die „neue“ Wertach als<br />
abwechslungsreiches und lebendiges<br />
Naherholungsgebiet. Sämtliche Schutz-<br />
36<br />
Die aufgeweiteten Ufer geben der Wertach wieder mehr Raum,<br />
das Flussbett kann sich durch Umlagerung von Kiesbänken wieder<br />
natürlicher entwickeln.<br />
maßnahmen haben beim Augusthochwasser<br />
2005 ihre Prüfung bestensbestanden.<br />
Diese Maßnahmen kommen<br />
noch: Einige Deiche müssen noch errichtet<br />
werden, z.B. an der Fuchssiedlung.<br />
An der Staustufe Inningen wird ein Umgehungsbach<br />
die Wertach für Fische und<br />
andere Wasserlebewesen durchgängig<br />
machen. Ein neuer Auebach wird bei<br />
Hochwasser aus dem Stausee Inningen<br />
Wasser aufnehmen und damit<br />
ansonsten trockene Rinnen im Auwald<br />
speisen. Neuer Lebensraum für Pflanzen<br />
und Tiere kann entstehen. Oberhalb der<br />
Inninger Brücke wird Wald aufgeforstet.<br />
In Verbindung mit dem Umgehungs- und<br />
Auebach entsteht so ein wertvolles, dynamisches<br />
Ökosystem.<br />
Deiche dienen dem Hochwasserschutz<br />
der Anwohner und als Wirtschaftswege<br />
zum Gewässerunterhalt. Gleichzeitig<br />
haben sie sich zu beliebten Strecken für<br />
Sport und Erholung entwickelt.<br />
Die großen Überflutungen an Pfingsten<br />
1999 hatten am Ackermannwehr ihren<br />
Ursprung: Das durch angeschwemmte<br />
Als Ersatz für das Goggeleswehr wurde eine Rampe gebaut. Steinquader bremsen die<br />
Kraft des Wassers und überbrücken den früheren Höhenunterschied von etwa 5 Metern.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Bäume verlegte Wehr staute<br />
das Hochwasser mehr<br />
und mehr zurück, so dass<br />
sich die Wassermassen<br />
seitlich in die Stadtteile<br />
Göggingen und Pfersee ergossen.<br />
Das neu eingebaute<br />
Schlauchwehr hat diese<br />
Engstelle entschärft. Der<br />
mit Luft gefüllte Schlauch<br />
legt sich bei Hochwasser<br />
flach auf die Flusssohle und<br />
gibt so den maximalen Abflussraum<br />
frei. Ein Umgehungsbach<br />
ermöglicht auch<br />
hier den Fischen den ungehinderten<br />
Durchgang durch<br />
das Wehr.<br />
In der Stadt wird es eng. Ab<br />
Göggingen fließt die Wertach<br />
durch den Innenstadtbereich<br />
von Augsburg. Statt Wälder und<br />
Felder grenzen nun Kleingärten und<br />
Siedlungen ans Gewässer. Verkehrswege<br />
kreuzen und begleiten den Fluss.<br />
Auch hier wollen wir Sie vor Hochwasser<br />
schützen, der Wertach mehr Platz geben<br />
und Natur und Naherholung fördern.<br />
Allerdings ist dies keine leicht zu lösende<br />
Aufgabe, da der vorhandene Platz<br />
knapp ist. Vielschichtige Nutzungen der<br />
angrenzenden Flächen und daher unterschiedliche<br />
Interessen müssen mit den<br />
Zielen von Wertach vital abgestimmt werden.<br />
Wie dies gelingen kann, zeigen die<br />
bisher umgesetzten Maßnahmen im<br />
Bereich Wertach vital II.<br />
Um die Flusssohle zu stabilisieren, wurde<br />
im Frühling 2006 als erste Maßnahme<br />
von Wertach vital im Stadtbereich die<br />
große Rampe beim ehemaligen Goggeleswehr<br />
gebaut. Das war dringend notwendig,<br />
da im Jahr zuvor das Wehr aus<br />
Sicherheitsgründen kurzfristig abgerissen<br />
werden musste. Massive Steinquader<br />
mit einem Gewicht von bis zu drei<br />
Tonnen bremsen jetzt die Kraft der Wertach<br />
und überbrücken gleichzeitig den<br />
früheren Höhenunterschied am Wehr<br />
von etwa fünf Metern.<br />
Die Musterstrecke südlich der Luitpoldbrücke<br />
wurde 2004 fertiggestellt. Hier ist<br />
es gelungen, die Wertach auch im städtischen<br />
Umfeld zu renaturieren. Aufgeweitete,<br />
neugestaltete Ufer geben dem<br />
Fluss mehr Freiheit und bieten dem Erholungssuchenden<br />
die Möglichkeit, das<br />
Gewässer aktiv zu erleben. Südlich der<br />
Musterstrecke bis zur Lokalbahnbrücke<br />
weiten wir die Wertach am westlichen<br />
Ufer auf. Wir gestalten das Ufer nach dem<br />
Vorbild der Musterstrecke neu und machen<br />
den Fluss wieder zugänglich. Die<br />
Renaturierung des restlichen Abschnittes<br />
von der Lokalbahnbrücke bis zum Ackermannwehr<br />
wird anschließend folgen.<br />
Stefan Wedding<br />
WWA Donauwörth
37<br />
Hochwasserschutz der Stadt Deggendorf<br />
Am 11. September 2007 wurde durch<br />
den damaligen Umweltminister Werner<br />
Schnappauf der neue Hochwasserschutzdeich<br />
„Deggendorf-West“ offiziell<br />
seiner Bestimmung übergeben. Die<br />
Maßnahme bildet im Wesentlichen den<br />
Abschluss der Bauarbeiten zum Schutz<br />
der Stadt Deggendorf vor einem 100jährlichen<br />
Hochwasser linkseitig der Donau.<br />
Eine Besonderheit stellt dabei die durchgeführte<br />
Deichrückverlegung dar.<br />
Allgemeines<br />
Das Stadtgebiet von Deggendorf wird im<br />
Südwesten weitgehend durch die Donau<br />
begrenzt, im Nordosten reichen die Ausläufer<br />
des Bayer. Waldes bis an die Stadt<br />
heran. Im Stadtgebiet mündet der Bogenbach<br />
in die Donau. Wegen der Überschwemmungsgefährdung<br />
durch die<br />
Donau wurde in den <strong>Jahre</strong>n 1927 - 1930<br />
ein Schutzsystem zur Hochwassersicherung<br />
der tief liegenden Bereiche des<br />
Stadtgebietes errichtet. Wegen der zu<br />
geringen Höhe (der Schutzgrad entsprach<br />
nach heutigen Erkenntnissen<br />
etwa einem 30jährlichen Hochwasserereignis)<br />
und technischer Mängel musste<br />
das System ausgebaut werden. Als Ausbauhöhe<br />
wurde einheitlich der Wasserstand<br />
eines 100jährlichen Hochwassers<br />
mit einem zusätzlichen Freibord (Sicherheitsmaß)<br />
von 1,00 m festgelegt.<br />
Als letzter großer Bauabschnitt war der<br />
Bereich am westlichen Stadtrand oberstromig<br />
von der Eisenbahnbrücke zu bewältigen.<br />
Er umfasst den Deichneubau<br />
auf einer Länge von rd. 1,7 km und ersetzt<br />
den unmittelbar am Donauufer liegenden<br />
Deich. Bei der neuen Deichtras-<br />
Bepflanzung der Deiche mit Bäumen mittlerer Wuchsklasse<br />
se orientierte man sich grundsätzlich an<br />
einer von der Stadt Deggendorf vorgegebenen<br />
Stadtentwicklungsachse, die auf<br />
einem städtebaulichen Wettbewerb basiert<br />
und die Fortführung der unterstromig<br />
bereits ausgebauten Deichlinie darstellt.<br />
In Anlehnung an dieses Konzept wurde<br />
der neue Hochwasserdeich auf einer Länge<br />
von rd. 800 m entlang dieser Achse<br />
erstellt. Daran anschließend verläuft er<br />
unmittelbar entlang der Staatsstraße St<br />
2125 in Richtung Stadtrand. Die Deichrückverlegung<br />
beträgt zwischen 30 und<br />
100 Meter. Die hierdurch gewonnene<br />
Überschwemmungsfläche ist rd. 8 ha<br />
Aussparung in der Straße für die mobilen HW-Schutzelemente. Die Straßenfuge wird<br />
mit verschraubbaren Platten abgedeckt<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
groß und umfasst ein Retentionsvolumen<br />
von rd. 300.000 Kubikmeter. Die neuen<br />
Vorlandflächen - vorher überwiegend<br />
landwirtschaftlich genutzt - wurden im<br />
Zuge der Maßnahme vollständig erworben.<br />
Ferner musste eine Sportanlage mit<br />
2 Spielfeldern und einem Vereinsheim der<br />
Maßnahme weichen.<br />
Querschnitte<br />
Hinsichtlich des Deichaufbaus lässt sich<br />
die Maßnahme in 2 Querschnittstypen<br />
einteilen. In der östlichen Bauhälfte hat<br />
der Deich eine 7 m breite befahrbare<br />
Krone, die mit einer als Dachprofil ausgebildeten<br />
Schottertragschicht befestigt<br />
ist. Die Böschungen haben land- und<br />
wasserseitig eine Neigung von 1 : 2,5.<br />
Daran schließt sowohl landseitig als<br />
auch wasserseitig ein befahrbarer<br />
Schutzstreifen mit Unterhaltungswegen<br />
an. Das Innere des Deiches weist eine<br />
bibersichere ca. 50 cm breite FMI-Dichtwand<br />
auf, die in den anstehenden Auelehmdeckel<br />
einbindet. Als Schüttmaterial<br />
für den statisch erforderlichen<br />
Mindestquerschnitt wurde Kies mit einer<br />
weit gestuften Kornverteilung verwendet<br />
und zur Entwässerung des Dammkörpers<br />
zur Landseite hin ein Dränfilter aus<br />
gebrochenem Material eingebaut. Die<br />
Ableitung des Sicker- bzw. Drängewassers<br />
erfolgt über einen Binnenentwässerungsgraben<br />
zum Schöpfwerk Deggendorf.<br />
An der oberen Hälfte der landseitigen<br />
Böschung wurde außerhalb des statisch<br />
erforderlichen Dammquerschnittes ein
vegetationsfähiger Bodenkörper geschüttet.<br />
Dadurch war eine Bepflanzung<br />
mit Bäumen von etwa mittlerer Wuchsklasse<br />
möglich, deren Wurzelwerk sich<br />
nicht im Kieskörper ausbreitet. Bei einem<br />
evtl. Windwurf bleibt der für den Hochwasserschutz<br />
erforderliche Mindestdammkörper<br />
erhalten und die Forderungen<br />
der DIN 19712 (Flussdeiche) sind<br />
eingehalten. Die eingebaute FMI-Wand<br />
bietet dabei zusätzliche Sicherheit.<br />
Im westlichen Baubereich weist der neue<br />
Deich eine 3 m breite befahrbare Krone<br />
und beidseitig ebenfalls 1 : 2,5 geneigte<br />
Böschungen auf. Am wasserseitigen<br />
Deichfuß befindet sich ein zum Zwecke<br />
der Deichunterhaltung befahrbarer<br />
Schutzstreifen. Landseitig wurde zwischen<br />
der Strasse, die zugleich als<br />
Deichhinterweg benutzt werden kann,<br />
und dem Damm eine Entwässerungsmulde<br />
angelegt. Darunter liegt eine<br />
Längsdränage, womit neben dem Deichsickerwasser<br />
auch die Frostschutzschicht<br />
des Straßenkörpers entwässert<br />
wird. Diese Dränage hat über neue Rohrdurchpressungen<br />
unter der St 2125 Vorflut<br />
zum Binnenentwässerungssystem.<br />
Wie bei Regelquerschnitt I besteht das<br />
Deichinnere aus einer zentralen FMI-<br />
Dichtwand mit beidseitig angeschüttetem<br />
Deichbaukies. Die Oberbodenstärke<br />
beträgt bei beiden Querschnittstypen<br />
10 cm auf der Landseite sowie 20 cm auf<br />
der Wasserseite.<br />
Da der bisherige Deich vollständig beseitigt<br />
wurde und das Material für den Neubau<br />
geeignet war, konnte es komplett<br />
wieder verwendet werden. Baubetrieblich<br />
war dies so zu organisieren, dass der<br />
frühere Hochwasserschutz ständig aufrecht<br />
erhalten werden konnte.<br />
Hochrandanschluss<br />
Am westlichen Bauende befindet sich der<br />
Anschluss an den Hochrand. Dabei mussten<br />
die vorhandenen Strassen St 2125<br />
und Mettener Strasse durch eine sogenannte<br />
Deichbalkenverschlussanlage mit<br />
einer mobilen Hochwasserverschlusseinrichtung<br />
gekreuzt werden. Hierzu wurde<br />
durchgehend ein ebener Betonauflagerbalken<br />
mit einer Verankerungsmöglichkeit<br />
für die erforderlichen Zwischenstützen<br />
eingebaut, wo im Bedarfsfall eine<br />
Schutzwand aus Aluminiumdammbalken<br />
aufgebaut werden kann. Für die Befahrbarkeit<br />
der Strassen wurden verschraubte<br />
Abdeckplatten auf Straßenniveau<br />
montiert. Für die Abdichtung des Untergrundes<br />
sorgt eine eingebrachte Stahlspundwand.<br />
Spartenkreuzungen<br />
Wegen der Lage in der Deichtrasse<br />
mussten mehrere Spartenkreuzungen<br />
38<br />
Verlegung der Fernwasserleitung<br />
angepasst bzw. neu verlegt werden.<br />
Hiervon betroffen waren eine Fernwasserleitung<br />
DN <strong>40</strong>0, eine Erdgasleitung<br />
DN 300 und DN 150, eine Regenwasser-<br />
Druckrohrleitung DN 1200, eine Kabelanlage<br />
der Deutschen Telekom sowie<br />
mehrere Steuerungs- und Stromkabel.<br />
Sämtliche Spartenkreuzungen wurden<br />
entsprechend den Vorgaben der DIN<br />
19712 erstellt. Die Rohrleitungen wurden<br />
mit Schutzrohren, Schleichringen und<br />
Kontrolleinrichtungen ausgestattet.<br />
Als besonders aufwändig gestaltete sich<br />
die Fernwasserleitungskreuzung der<br />
Wasserversorgung Bayerischer Wald.<br />
Wegen der überregionalen Bedeutung<br />
auch im Hinblick auf die Löschwasserbereitstellung<br />
war eine Außerbetriebnahme<br />
der bestehenden Versorgungsleitung<br />
kaum möglich. Deshalb war es notwendig,<br />
die Leitung im Kreuzungsbereich mit<br />
dem Deich vollständig neu neben der alten<br />
Leitung zu erstellen. Der Zusammenschluss<br />
musste dann in sehr kurzer Zeit<br />
erfolgen, wobei für den Notfall eine „Beipassleitung“<br />
vorzuhalten war. Dies alles<br />
gelang ohne Probleme durch optimales<br />
Zusammenspiel aller Beteiligten.<br />
Landschaftspflege<br />
Die Durchführung der Maßnahme erforderte<br />
die Beseitigung von zahlreichen<br />
Bäumen und Sträuchern und stellte damit<br />
einen Eingriff in das Landschafts- und<br />
Stadtbild dar, der nach Art. 6 a Bayer.<br />
Naturschutzgesetz auszugleichen war.<br />
Dies erfolgte im Wesentlichen durch die<br />
Neupflanzung von Bäumen auf der<br />
Deichkrone bei Regelquerschnitt I sowie<br />
durch Uferabflachung, Geländemodellierung<br />
und Anpflanzung von Bäumen und<br />
Sträuchern im neuen Vorland bei Regel-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
querschnitt II. Hier wurde besonders darauf<br />
geachtet, dass die Gehölze keine<br />
nachteiligen Auswirkungen auf den Hochwasserabfluss<br />
verursachen. Ferner wurde<br />
auf einem rd. 300 m langen Abschnitt<br />
das linksseitige Donauufer zur Bildung<br />
einer Flachwasserzone zurückverlegt. Auf<br />
den landseitigen Deichböschungen wurden<br />
ein Magerrasen angelegt und vereinzelt<br />
kleine Strauchgruppen gepflanzt.<br />
Ausführung und Finanzierung<br />
Vorhabensträger waren die Bundesrepublik<br />
Deutschland und der Freistaat <strong>Bayern</strong>,<br />
gemeinsam vertreten durch das<br />
Wasserwirtschaftsamt Deggendorf. Es<br />
handelte sich hierbei um eine Hochwasserschutzmaßnahme,<br />
die der Bund<br />
(Wasser- und Schifffahrtsverwaltung)<br />
und das Land <strong>Bayern</strong> vorgezogen zum<br />
geplanten Donauausbau durchführen.<br />
Die Maßnahme wurde in 2 Bauabschnitten<br />
in der Zeit von Juli 2005 bis Juni 2007<br />
ausgeführt. Die Entwurfs- und Genehmigungsplanung<br />
erfolgte durch das Wasserwirtschaftsamt<br />
Deggendorf, die Ausführung<br />
wurde von der Rhein-Main-Donau<br />
Wasserstrassen GmbH abgewickelt.<br />
Die Gesamtbaukosten betrugen einschl.<br />
Grunderwerb der neuen Vorlandflächen<br />
rd. 6 Mio. Euro. Kostenträger waren der<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong>, die Bundesrepublik<br />
Deutschland und die Stadt Deggendorf.<br />
Der bayerische Anteil wurde zu 50 % mit<br />
Mitteln der Europäischen Union (Ziel-2<br />
Programm) kofinanziert.<br />
Franz Mader, Karl-Heinz Ebner<br />
Wasserwirtschaftsamt Deggendorf
Karl Valentin und das Hochwasser<br />
Heute Nachmittag drei Uhr dreißig sind<br />
genau achthundert <strong>Jahre</strong> verflossen seit<br />
Bestehen unserer Isar. Das Isarbett<br />
selbst wurde erbaut von Herzog Jakob<br />
dem Wässrigen. Seine Gemahlin, die<br />
spätere Kronprinzessin Cenzi von Harlaching,<br />
der frühere Kurprinz Maximilian<br />
der Wamperte, Großherzog von Kleinhesselohe<br />
waren bei der Isarenthüllung<br />
zugegen. Es war ein feierlicher Akt, ein<br />
historisches Jubiläum, als die ganze<br />
Münchner Bürgerschaft, der Stadtmagistrat<br />
samt den Stadtvätern auf der Frauenhoferbrücke<br />
standen und jeden Moment<br />
auf die ersten Isarwellen warteten.<br />
Auf der damaligen Praterinsel standen<br />
schon Böller salutbereit, die kleinen Häuser<br />
und Herbergen waren schon den<br />
ganzen Tag illuminiert in den Münchner<br />
Stadtfarben und Tausende gelbe und<br />
schwarze Flämmchen leuchteten in den<br />
sonnigen Tag hinein.<br />
Punkt vier Uhr sollte der grüne Fluss eintreffen,<br />
aber es wurde später und später,<br />
und kein Tropfen Isar war zu sehen. Es<br />
wurden sofort Extrablätter verteilt mit der<br />
Inschrift: „Isar noch nicht eingetroffen,<br />
eine Stunde Verspätung!“ Große Bestürzung<br />
unter der Bevölkerung, aber das<br />
Volksgemurmel wurde durch ein eigenartiges,<br />
unleises Rauschen unterbrochen<br />
– ein kurzes Horchen der Menge,<br />
und aus tausend Kehlen schallt es durch<br />
die Auen: Die Isar kommt, die Isar<br />
kommt, die Isar kommt, die Isar ist schon<br />
da. Vom Frauenturm herab (der<br />
allerdings erst später erbaut wurde) hielt<br />
Bürgermeister A. Bedef eine Ansprache,<br />
welche durch das damalige trübe Wetter<br />
für die Allgemeinheit sehr schwer verständlich<br />
war; nur der Turmwächter, welcher<br />
die Rede mitstenographierte, konnte<br />
dieselbe der Nachwelt überliefern. Die<br />
Ansprache lautete:<br />
„Willkommen, edler Gebirgsfluss, willkommen<br />
in deiner Heimat, in der Hauptund<br />
Residenzstadt München. Endlich<br />
haben deine Wogen unsere Stadt berührt,<br />
und wir alle freuen uns, des großen<br />
Nutzens und des Schadens wegen,<br />
den wir durch dich bekommen. Du wirst<br />
in Zukunft unsere Windmühlen treiben,<br />
du gibst uns einen großartigen Aufenthaltsort<br />
für unsere armen Fische, wir<br />
können in dir baden. Geheimrat Pettenkofer<br />
wird dir etwas Gruseliges (nämlich<br />
die Fortschwemmung der Fäkalien) anvertrauen.<br />
– Liebe Mitbürger, wir können<br />
nicht umhin, uns selbst den herzlichsten<br />
Dank auszusprechen, denn gerade ich<br />
und wir waren es, welche uns am meisten<br />
ins Zeug gelegt hatten zur Errichtung<br />
einer Isar in der Stadt München.<br />
39<br />
Aber noch wer ist uns beigestanden bei<br />
unserer harten Arbeit; nämlich der da<br />
oben (deutet vom Frauenturm noch höher<br />
hinaus), er hatte uns das nasse Element,<br />
allerdings in etwas knapper Anzahl,<br />
zur Verfügung gestellt; alles in<br />
allem, ich ersuche, sämtliche Anwesende<br />
möchten sich von ihren Sitzen erheben<br />
und möchten mit mir in den Ruf einstimmen:<br />
„Die schöne grüne Isar, sie lebe<br />
hoch! (Böller) Hoch! (Böller) Hoch!“<br />
Aber Gott lässt seiner nicht spotten, nach<br />
dem letzten „Hoch“ stieg der Pegel auf<br />
ein – zwei – drei – vier – fünf und gar<br />
sechs Meter, die gutmütige Isar schäumte<br />
gelb vor Wut, die haushohen Wellen<br />
waren mindestens ein bis zwei Meter<br />
hoch, die am Ufer stehenden Menschen<br />
flohen in die Stadt – ins Hofbräuhaus,<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
welches bald überfüllt war, der Rest zog<br />
traurig von dannen – in die Kirche.<br />
Mittlerweile wimmerte auf den Kirchtürmen<br />
der Stadt die Sturmglocke und verkündete<br />
Unheil – die Hunde heulten, der<br />
Wind ebenfalls, die furchtsamen Weiber<br />
auch ebenfalls, die Kinder gingen nicht<br />
in die Schule, der Bäcker backte, die Kinos<br />
wurden geschlossen und die<br />
Schweine grunzten, aber das Hochwasser<br />
stieg trotzdem immer tiefer. Eine allgemeine<br />
Angst überfiel jeden, die Stadtväter<br />
traten mit gerunzelter Stirn<br />
zusammen, um Sicherheitsmaßregeln<br />
auszudenken, aber bei ihnen war alles<br />
Denken umsonst.<br />
Man beschloss, hundert Silbertaler demjenigen<br />
als Belohnung zu geben, der das<br />
Hochwasser zum Sinken brächte. Verschiedene<br />
Vorschläge von Mitbürgern<br />
sind gemacht worden:<br />
1. Sofortige Tiefergrabung des Flussbettes.<br />
2. Der Vorschlag, eine Arche Noah zu<br />
bauen, wurde des alten Systems wegen<br />
verworfen.<br />
3. Ein Bittgang zum hl. Nepomuk war<br />
zu spät, da das Hochwasser bereits<br />
zu groß geworden war.<br />
4. Ein Spaßvogel meinte, das Überwasser<br />
abzuschöpfen, aber wohin?<br />
Aber dem einen Vorschlag: abzuwarten,<br />
bis das Hochwasser selbst aufhört,<br />
wurde allgemein zugestimmt,<br />
da das auch kostenlos wäre.<br />
Und einige Tage später wurde aus dem<br />
Hochwasser ein Niedrigwasser und wurde<br />
noch öfters Hochwasser, und 1899<br />
wurde es gleich so hoch, trat wieder aus<br />
den Ufern heraus, riss alle modernen<br />
Eisenbetonbauten um, die unmodernen<br />
alten Holzbrücken blieben stehen. Da<br />
wurde es den technischen Wasserbaumenschen<br />
einmal zu dumm, und sie<br />
sprachen: „Schluss mit den Überschwemmungen!“<br />
Sie bauten Kaimauern in München, und<br />
zwar so hoch, dass die Isar niemals mehr<br />
über die Ufer fließen kann, und die Geschichte<br />
war für immer erledigt.<br />
Und die Herren Ingenieure und Architekten<br />
machten sich lustig über Schillers<br />
Worte: „Denn die Elemente hassen das<br />
Gebilde von Menschenhand!“ und auch<br />
mit Recht, denn sie allein wissen es ja<br />
bestimmt, wie hoch die Isar in Zukunft<br />
werden kann!<br />
Aus dem Buch „Alles von Karl Valentin“<br />
R. Piper & Co., Verlag München-Zürich
Biologische Ursachen von auffällig gefärbten Oberflächengewässern<br />
Oberflächengewässer mit einem gewissen<br />
Farbstich sind nichts Seltenes oder<br />
Ungewöhnliches. In Stehgewässern gehören<br />
grünliche, braun-grünliche oder<br />
blau-grünliche Färbungen zumindest an<br />
der Oberfläche zum normalen Erscheinigungsbild.<br />
Bei Fließgewässern spielt<br />
eher die Trübung durch Schwebstoffe<br />
eine Rolle, z. B. nach Hochwässern oder<br />
generell in alpinen Gewässern oder auch<br />
in Gewässern des nordbayerischen Keupergebiets.<br />
Im Rahmen der technischen<br />
Gewässeraufsicht haben wir in den letzten<br />
<strong>Jahre</strong>n einige von der Natur selbst<br />
intensiv eingefärbte Kleingewässer oder<br />
Abwasser-Becken erlebt, über die hier<br />
berichtet werden soll. Und da war es<br />
schon ein schöner Zufall, dass dies in<br />
einem besonderen, farbig gestalteten<br />
<strong>DWA</strong>-Mitglieder-Rundbrief möglich ist!<br />
Lichtoptische Phänomene wie Beugung<br />
können opaleszierende Effekte oder<br />
auch z. B. schillernde Regenbogenfarben<br />
an hauchdünnen Ölschichten oder<br />
Blutalge Euglena sanguinea in einem BAB-Rückhaltebecken<br />
<strong>40</strong><br />
Schillerndes Oberflächenhäutchen durch Eisenbakterien<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
aufschwimmenden Eisenbakterien wie<br />
Gallionella ferruginea in oder auf Gewässern<br />
verursachen (siehe Abb. 1). Direkte<br />
Einleitungen von farbigem Abwasser<br />
bzw. fluoreszierenden Farbstoffen, z. B.<br />
aus hydrologischen Markierungsversuchen,<br />
sind die häufigste und meist auch<br />
vermeidbare Ursache von Färbungen in<br />
Gewässern. Hier interessieren aber<br />
Farbeindrücke, die auf größere Bestände<br />
von Algen, Bakterien oder kleinen<br />
Wassertieren zurückzuführen sind. Auffällig<br />
wird diese natürliche Färbung dann,<br />
wenn es sich um von Grün abweichende<br />
Farbtöne handelt, wenn somit Gewässer<br />
plötzlich weiß, rot, blau oder purpurn<br />
gefärbt erscheinen!<br />
Eine weiße Färbung kann z. B. durch<br />
Dispersionsfarbenresten oder Milchabwässer,<br />
die unerlaubt im Gewässer entsorgt<br />
wurden, verursacht worden sein.<br />
Der Grund hierfür kann aber auch in Belägen<br />
von Schwefelbakterien liegen, die<br />
durch zellulär eingelagerte Schwefelgranula<br />
weiß erscheinen. Nicht selten kann<br />
diese Weißfärbung deshalb im Einleitungsbereich<br />
von Abwasser in ein Gewässer,<br />
im Ablaufbereich von schlecht<br />
funktionierenden Kläranlagen oder im<br />
Zusammenhang mit oberflächlich abgeleiteten,<br />
reduzierten Grund- oder Heilwässern<br />
beobachtet werden.<br />
Rotfärbungen können auf Massenvermehrungen<br />
verschiedener Arten von<br />
„Blutalgen“ sowie Bakterien zurückzuführen<br />
sein. In einem Rückhaltebecken<br />
an der BAB A9 im Landkreis Nürnberger<br />
Land haben wir im September 2007 eine<br />
Massenvermehrung von Euglena sangu-
inea (siehe Abb. 2) festgestellt. Die Intensität<br />
der Rotfärbung führte zu einigen<br />
Bürgeranfragen, die von einer Belastung<br />
durch Farben bzw. Ölbinder ausgingen.<br />
Typisch für diese Augenflagellaten, die<br />
im hochalpinen Raum schon viele<br />
Schmelzwassertümpel o. ä. zu „Blutseen“<br />
transformiert haben, ist seine kurze<br />
„Blütezeit“: zwei Wochen nach diesem<br />
Foto war die Rotfärbung wieder verschwunden.<br />
Genauso auffällig rot vermag<br />
die „Blutregenalge“ Haematococcus<br />
pluvialis Gewässer oder gar Schneefelder<br />
im Gebirge einzufärben. Ihr Farbstoff<br />
Astaxanthin fehlt heutzutage in fast keinem<br />
Lippenstift oder in hellrosa gefärbten<br />
Lachs- oder Forellenfilets!<br />
Weniger auffällig sind weinrot- bis braungefärbte<br />
Stehgewässer, in denen sich<br />
die Burgunderblutalge oder Cyanobakterie<br />
Planktothrix rubescens stark vermehrt<br />
hat. Eine Rotfärbung durch Massen<br />
von Wasserflöhen meist der Art<br />
Daphnia pulex ist nicht selten in Abwasserteichanlagen,<br />
Schönungsteichen<br />
oder anderen Stehgewässern, in denen<br />
Fische fehlen, zu beobachten. Der Blutfarbstoff<br />
Hämoglobin, der frei im Körper<br />
dieser Tiere und nicht in Gefäßen vorliegt,<br />
kann zur Rotfärbung dieser Wasserflöhe<br />
führen und Massenvorkommen<br />
dieser dann den ganzen Wasserkörper<br />
einfärben.<br />
Bakterienbedingte Gewässer-Rotfärbungen<br />
z. B. durch Serratia marcescens,<br />
ereignen sich sehr viel seltener. In der<br />
Kirchengeschichte hat diese Bakterienart<br />
allerdings auch schon ihren Platz erhalten<br />
(Blutstropfen, Blut-Hostien)!<br />
Neben der Cyanobakterie oder „Blaualge“<br />
Planktothrix zeigen auch andere<br />
Angehörige dieser Gruppe, dass ein<br />
Massenentwicklung der Springschwanzart Podura<br />
aquatica auf dem LDM-Kanal bei Nürnberg<br />
41<br />
Abgestorbene Blaualge Aphanizomenon flos-aqua in einem Naherholungsgebiet bei<br />
Erlangen<br />
blauer Farbstoff in ihnen steckt. Dieser<br />
ließ sich beispielsweise sehr gut 2006<br />
nach einer Massenentwicklung der Art<br />
Aphanizomenon flos-aquae (siehe Abb.<br />
3) im Uferbereich eines stark eutrophierten<br />
Naherholungssee in Erlangen beobachten.<br />
Ansonsten ist die Farbe Blau<br />
meist in biologisch-bedingten Gemischen<br />
mit anderen Farben zu beobachten,<br />
z. B. in verschiedenen Schattierungen<br />
von Purpur.<br />
Die früheren Purpurbakterien oder heute<br />
als Proteobakterien anzusprechenden<br />
Mikroorganismen leben<br />
meist anaerob und können<br />
deshalb im sauerstofffreien<br />
Milieu anzutreffen<br />
sein. So haben wir<br />
sie nicht selten in befüllten<br />
Schlammpoldern<br />
oder unter aufschwimmenden,<br />
geschlossenen<br />
Wasserlinsendecken in<br />
unbelüfteten Teichanlagen,<br />
aber auch einmal in<br />
einem völlig beschatteten,<br />
durch intensiven<br />
Laubeinfall verschlammten<br />
und anaerobisierten<br />
Altwasser in Fürth nachgewiesen.<br />
Schließlich soll hier noch<br />
auf eine echte Rarität einer<br />
Gewässereinfärbung<br />
eingegangen werden, die<br />
sich an mehreren Stellen<br />
im Reichswald um Nürnberg<br />
herum schon mehrfach<br />
gezeigt hat. Immer<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
nach oder während der Schneeschmelze<br />
im Frühjahr wurden auf Waldböden,<br />
auf Wegen oder - wie in Abbildung 4 festgehalten<br />
- auf der Wasseroberfläche des<br />
Luwig-Donau-Main-Kanals Myriaden<br />
von Springschwänzen der Art Podura<br />
aquatica beobachtet, die als schwarzpurpurne<br />
Beläge mit Ölschichten leicht<br />
zu verwechseln waren. Bei genauerem<br />
Hinsehen war aber zu erkennen, dass es<br />
darin „wimmelt“ und sich diese Beläge<br />
auch ganz langsam aktiv bewegen! Offenbar<br />
lagen im frisch aufgetauten Waldboden<br />
optimale Bedingungen für eine<br />
explosionsartige Massenentwicklung<br />
dieser Bodeninsekten vor. Sie können<br />
auf Grund ihrer hydrophoben Oberfläche<br />
wie Öl auf dem Wasser aufschwimmen.<br />
Fazit: Nicht jede der möglichen Einfärbungen<br />
von Oberflächengewässern sind<br />
das Ergebnis menschlicher Einflüsse.<br />
Und nicht jedes der biologisch-bedingten<br />
Farbphänomene in unseren Gewässern<br />
konnte hier vorgestellt werden. Hier erbittet<br />
der Autor die Leserschaft um Mitteilung<br />
weiterer Beispiele.<br />
Aber dieses Thema wird in unserer wasserwirtschaftlichen<br />
Praxis als Kuriosität<br />
am Rande sicherlich nie viel Platz einnehmen<br />
oder so viel Platz, dass man(n)<br />
etwa bei der zweit-schönsten Sache der<br />
Welt - beim Kuss rot-gefärbter Lippen –<br />
auch noch an Algenpigmente denkt!<br />
Dr. Günther Scheer<br />
WWA Nürnberg
42<br />
Symposium zum Drachensee am 28. Juni 2007<br />
Mit dem Titel „der Drachensee, ein wasserwirtschaftliches<br />
Juwel“ hat Herr Erich<br />
Eichenseer vom Wasserwirtschaftsamt<br />
Regensburg zu einem Symposium in<br />
Furth im Wald eingeladen. Mit Landtagsbeschluss<br />
von 1970 erfolgte der Startschuss<br />
zur Planung des Drachensees in<br />
Furth im Wald. Das heutige Bauprojekt<br />
basiert auf einem Planfeststellungsbescheid<br />
des LRA Cham von 1977. Die<br />
Talsperre erfüllt in erster Linie die Aufgabe<br />
des Hochwasserschutzes für die<br />
Stadt Furth im Wald. Daneben erfährt der<br />
Bereich Freizeit und Erholung in naher<br />
Zukunft einen hohen Stellenwert unter<br />
dem Motto: Sanfter Tourismus. Außerdem<br />
wird für den Naturraum Chambtal<br />
ein breites Rückzugsgebiet für seltene<br />
Exemplare aus Flora und Fauna geschaffen:<br />
Technik im Einklang mit Natur<br />
und Landschaft heisst die Devise.<br />
„Der Further Drachensee ist <strong>Bayern</strong>s<br />
Vorzeigeprojekt.“<br />
Rund 160 Personen aus Politik, Verbänden<br />
und Behörden, sowie tschechische<br />
Vertreter und Anlieger aus der Further<br />
Region besuchten diese Veranstaltung.<br />
Das Symposium sollte den regionalen<br />
und überregionalen Zusammenhang dieser<br />
wasserwirtschaftlichen Maßnahme<br />
beleuchten . Repräsentanten aus Politik<br />
und der Wasserbautechnik waren erschienen.<br />
„Der Further Drachensee ist<br />
<strong>Bayern</strong>s Vorzeigeprojekt.“ Mit dieser<br />
Überschrift beschrieb die Chamer Zeitung<br />
das Symposium.<br />
Staatssekretär Dr. Otmar Bernhard<br />
sprach ein ausführliches Grußwort.<br />
Landrat Theo Zellner schwärmte von den<br />
Der Drachensee ist HW-Speicher, Freizeitoase und Biotop<br />
Chancen und der Entwicklung in der<br />
Further Region. Prof. Dr. Theodor Strobl<br />
von der TU München referierte zum Thema<br />
Hochwasserspeicher in <strong>Bayern</strong> und<br />
Ministerialrat Jörg Preußer beschrieb<br />
neue strategische Entwicklungen zum<br />
Bau von Hochwasserspeichern in <strong>Bayern</strong>.<br />
Das Schlusswort sprach Regierungspräsident<br />
Dr. Wolfgang Kunert.<br />
„Mit diesem Hochwasserschutz gewinnen<br />
alle!“<br />
Mit diesen Worten begann Herr Staatssekretärs<br />
Dr. Otmar Bernhard sein Gruß-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
wort. Weiter führte er aus, dass der Drachensee<br />
Hochwasserspeicher, Freizeitoase<br />
und Biotop zugleich ist. Der rund 88<br />
Hektar große Drachensee-Speicher im<br />
Tal des Chamb macht die Region hochwassersicherer,<br />
schafft wertvolle Lebensräume<br />
für Tiere und Pflanzen und<br />
bereichert die regionale Tourismuswirtschaft.<br />
Die Investition des Freistaates<br />
von ca. 30 Millionen Euro, an der sich die<br />
Europäische Union zu 50 Prozent beteiligt,<br />
zahlt sich aus. Angesichts des rapide<br />
fortschreitenden Klimawandels wird<br />
der Hochwasserrückhalt immer wichtiger.<br />
Der Drachensee übernimmt als 24. Talsperre<br />
<strong>Bayern</strong>s eine bedeutende Funktion<br />
als Hochwasserrückhaltebecken,<br />
so Staatssekretär Dr.<br />
Bernhard.<br />
Landkreisweite Bedeutung<br />
und Visionen rund um den<br />
Drachensee<br />
Landrat Theo Zellner sprach<br />
von Lebensqualität und Zukunftsperspektiven<br />
im ländllichen<br />
Raum. Er zeigte sich erfreut<br />
darüber, dass mit dem<br />
Drachensee auch eine weitere<br />
touristische Attraktion im<br />
Landkreis Cham entsteht. Der<br />
Freistaat <strong>Bayern</strong> hat einen<br />
guten Grundstein dafür gelegt.<br />
Bürgermeister Johannes Müller<br />
aus Furth im Wald ist sich<br />
sicher, dass der Drachensee<br />
auch ein touristischer Anziehungspunkt<br />
wird. Er dankte
dem Freistaat <strong>Bayern</strong> für seine außerordentlich<br />
gut gelungene Planung zur Seeraumgestaltung<br />
und freute sich über die<br />
sogenannte Grundausstattung für Freizeit<br />
und Erholung, die durch private Investoren<br />
weiter ausgebaut werden soll.<br />
Überregionaler Talsperrenvergleich<br />
Prof. Dr. Theodor Strobl und Ministerialrat<br />
Jörg Preußer referierten über die zwingende<br />
Notwendigkeit eines effektiven<br />
Hochwasserschutzes in <strong>Bayern</strong> mittels<br />
Hochwasserrückhaltebecken. Anhand<br />
von Beispielen vergangener Hochwässer<br />
im alpinen Vorland wurde die Wirkung<br />
von Talsperren und deren überregionale<br />
Bedeutung für Unterlieger deutlich gemacht.<br />
Funktion des Drachensees und Seeraumgestaltung<br />
Der Drachensee wurde für ein hundertjährliches<br />
Hochwasserereignis des Flusses<br />
Chamb als Rückhaltebecken konzipiert.<br />
Er reduziert den Hochwasserabfluss<br />
von 123 m³/s auf 35 m³/s und kann 4,0<br />
Mio m³ Hochwasservolumen zurückhalten.<br />
Dazu wird 2008 ein Dauerstausee mit<br />
88 ha Seefläche eingestaut, der sich im<br />
Hochwasserfall auf 158 ha ausdehnt. In<br />
der Talsperre wird durch Wasserkraft umweltfreundliche<br />
Energie gewonnen.<br />
Das wasserwirtschaftliche Juwel zeigt<br />
sich in der neu entwickelten Seeraumgestaltung.<br />
Im Dauerstau des Grundsees<br />
43<br />
Der Inselsteg ist Teil des Rundwanderwegs und trennt die Freizeit- von der Ökozone<br />
werden 4-Zonen mit entsprechenden<br />
Funktionen nebeneinander Platz finden.<br />
Betriebszone mit Talsperre und Betriebsgebäude<br />
Freizeitzone mit Parkplätzen, Wanderwegen<br />
und Erholungseinrichtungen<br />
Ökologische Regenerationszone mit<br />
ungestörten Wiesenbrüterbereichen<br />
Umweltbildungszone mit Stationen zur<br />
Naturbeobachtung<br />
Trennlinie der Freizeit- und Ökozone ist<br />
ein neuer Inselsteg, der in einen Rundwanderweg<br />
integriert ist. Dies erläuterten<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
der Projektleiter Alfons Lerch, WWA Regensburg<br />
und Ernst Obermeier von FNL<br />
Landschaftsplanung, München.<br />
Reinhaltung des Drachensees<br />
Das Einzugsgebiet des Drachensees<br />
reicht mit 212 km² zu 43 % ins Nachbarland<br />
Tschechien. Zur Verminderung der<br />
künftigen Eutrophierungsgefahr im Drachensee<br />
müssen die Ursachen auf beiden<br />
Seiten der Grenze analysiert und<br />
Abhilfevorschläge erarbeitet werden.<br />
Nach einer Studie der Regierung der Oberpfalz<br />
wird mit erhöhten<br />
Phosphatgehalten im Zustrom<br />
des Sees gerechnet.<br />
In einer bilateralen Zusammenarbeit<br />
zwischen tschechischen<br />
und deutschen<br />
Fachleuten werden Abhilfestrategien<br />
entwickelt, wie<br />
Chemiedirektor Dr. Jürgen<br />
Seibold, Regierung der Oberpfalz,<br />
und Ing. Jiri Kalista<br />
von der Bezirksregierung<br />
Pilsen berichteten.<br />
Das Symposium mit den<br />
Vorträgen und Präsentationen<br />
kann auf der Internetseite<br />
des WWA Regensburg<br />
unter www.wwa-r.bayern.de<br />
in der Rubrik „Projekte und<br />
Programme“ nachgelesen<br />
werden.<br />
Alfons Lerch<br />
WWA Regensburg
Umsetzung der EG-Kommunalabwasserrichtlinie in <strong>Bayern</strong><br />
Im Jahr 1992 wurde mit der „Reinhalteordnung<br />
kommunales Abwasser“ (ROkAbw)<br />
die Richtlinie des Rates über die<br />
Behandlung von kommunalem Abwasser<br />
91/271/EWG (EG-Kommunalabwasserrichtlinie)<br />
in <strong>Bayern</strong> rechtlich eingeführt.<br />
In der ROkAbw werden bestimmte<br />
Reinigungsziele und zeitliche Fristen<br />
festgelegt, die ein Mindestniveau bei der<br />
Reinigung von kommunalem Abwasser<br />
innerhalb der Europäischen Union gewährleisten<br />
sollen. Mit Ablauf des <strong>Jahre</strong>s<br />
2005 ist die zunächst letzte Frist für kommunale<br />
Kläranlagen ab einer Ausbaugröße<br />
von 2.000 EW erreicht worden.<br />
Heute, 15 <strong>Jahre</strong> nach Einführung der<br />
ROkAbw in <strong>Bayern</strong> gilt es eine Zwischenbilanz<br />
über die Umsetzung der EG-Kommunalabwasserrichtlinie<br />
zu ziehen.<br />
Situation der Abwasserentsorgung in<br />
<strong>Bayern</strong><br />
Für 1110 Abwasseranlagen mit einer<br />
Ausbaugröße ab 2.000 EW bestand in<br />
<strong>Bayern</strong> im Jahr 2006 gegenüber der EU<br />
Berichtspflicht. Die Konformität mit diesen<br />
Reinigungsanforderungen kann<br />
a) als Einzelanlagenkonformität oder<br />
b) für die Nährstoffe Stickstoff und<br />
Phosphor gemäß Art. 5(4) der Richtlinie<br />
auch als prozentuale Mindestverringerung<br />
von jeweils mindestens<br />
75% gegenüber dem Zulauf nachgewiesen<br />
werden.<br />
Kohlenstoffelimination<br />
Bei Betrachtung der Einzelanlagenkonformität<br />
erreichten im Jahr 2006 rund<br />
96% der berichtspflichtigen Anlagen ab<br />
2.000 EW Ausbaugröße die Anforderun-<br />
44<br />
gen. Die verbleibenden, derzeit noch<br />
nicht konformen Anlagen werden im laufenden<br />
und in den kommenden <strong>Jahre</strong>n<br />
umgebaut und/oder erweitert.<br />
Stickstoffelimination<br />
Fast alle Anlagen, die gemäß ROkAbw<br />
und Abwasserverordnung (AbwV) Stickstoff<br />
gezielt aus dem Abwasser entfernen<br />
müssen, werden nach dem Stand<br />
der Technik betrieben. Seit 1992 ist der<br />
Anteil an den rund 370 kommunalen<br />
Kläranlagen > 10.000 EW Ausbaugröße<br />
mit gezielter Stickstoffelimination von ca.<br />
<strong>40</strong>% auf etwa 96% im Jahr 2006 angestiegen<br />
(Abbildung 2).<br />
Deutschland und <strong>Bayern</strong> machen vom<br />
Art. 5(4) (Prozentuale Mindestverringerung)<br />
beim Nachweis der Konformität<br />
Gebrauch. Daraus ergibt sich für die vergangenen<br />
<strong>Jahre</strong> eine stetige Verbesserung<br />
beim Abbaugrad auf aktuell mehr<br />
als 77% im Jahr 2006 in <strong>Bayern</strong>. Die eingeleitete<br />
Stickstoff-Fracht aus kommunalen<br />
Kläranlagen konnte somit in den letzten<br />
15 <strong>Jahre</strong>n um weitere ca. 25%<br />
verringert werden.<br />
Phosphorelimination<br />
Bereits vor der Verabschiedung der ROkAbw<br />
wurden große Erfolge bei der Elimination<br />
von Phosphor erreicht. So<br />
konnten die Frachten aus kommunalen<br />
Kläranlagen schon vor 1992 auf etwa ein<br />
Viertel gegenüber Mitte der 1980er <strong>Jahre</strong><br />
verringert werden. Nach 1992 konnte<br />
eine weitere Verbesserung um mehr als<br />
25% verzeichnet werden. Der Abbaugrad<br />
beim Phosphor stagniert derzeit auf einem<br />
sehr hohen Niveau von nahezu<br />
Übersicht über die an Abwasseranlagen gestellten Anforderungen nach der ROkAbw<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
90%, wodurch auch die prozentuale Mindestverringerung<br />
nach Art. 5(4) erreicht<br />
wird.<br />
Bewertung der absoluten Frachten<br />
Die Anlagen mit einer Ausbaugröße von<br />
mehr als 10.000 EW geben mehr als 80%<br />
der Gesamtausbaugröße aller Anlagen in<br />
<strong>Bayern</strong> wieder. Ähnlich wie diese Verteilung<br />
verhält sich auch die emittierte CSB-<br />
Fracht. Die Anlagen ab 10.000 EW tragen<br />
an der CSB-Gesamtfracht zu mehr als<br />
75% bei.<br />
Anders verhält es sich bei den Nährstoffparametern<br />
Ammonium-Stickstoff bzw.<br />
Phosphor. Hier spielen die kleineren<br />
Anlagen mit einer Ausbaugröße von<br />
weniger als 10.000 EW offensichtlich<br />
eine größere Rolle. So werden rund 50%<br />
der Gesamt-Phosphorfracht und rund<br />
<strong>40</strong>% der Gesamt-Ammoniumstickstofffracht<br />
(aus kommunalen Kläranlageneinleitungen)<br />
von diesen Anlagen verursacht.<br />
Besonders die zahlreichen Kläranlagen<br />
der Größenklasse 2 (1000 bis 5000 EW)<br />
haben mit rund 28% beim Phosphor und<br />
rund 24% beim Ammonium-Stickstoff einen<br />
deutlichen Anteil an dieser Frachtverteilung.<br />
Diese Zusammenhänge spiegeln in besonderer<br />
Weise die rechtlichen Anforderungen<br />
der AbwV wieder. So existieren<br />
gemäß AbwV für Kläranlagen mit einer<br />
Ausbaugröße von weniger als 10.000<br />
EW keine Mindestanforderungen für<br />
Phosphor bzw. für Kläranlagen mit einer<br />
Ausbaugröße von weniger als 5000 EW<br />
keine Mindestanforderungen für Ammonium-Stickstoff.<br />
Für den CSB werden<br />
dagegen für alle Abwassereinleitungen<br />
Mindestanforderungen gestellt.
Nahezu alle rund 370 Kläranlagen > 10.000 EW entsprechen dem Stand der Technik bzgl. der Phosphorelimination<br />
Überblick über die Aufteilung der Frachten - differenziert nach der Größenklasse (Stand 2006)<br />
Ausblick<br />
Mit der Einführung von Mindestanforderungen<br />
für die Reinigung von Stickstoff<br />
und Phosphor in der Abwasserverordnung<br />
(AbwV) und den zeitlichen Fristen<br />
aus der ROkAbw stehen nachweislich<br />
zwei sehr gute Rechtsinstrumente für die<br />
Entlastung der Gewässer von Nährstoffen<br />
aus punktuellen Einleitungen zur<br />
Verfügung. Bedeutende Unterstützung<br />
erfahren Investitionen im Gewässerschutz<br />
durch das Abwasserabgabengesetz<br />
(AbwAG), das hierzu finanzielle<br />
Anreize bietet.<br />
45<br />
Für die Umsetzung der nationalen Anforderungen<br />
(AbwV) sind weiterhin noch<br />
einige Umbaumaßnahmen erforderlich,<br />
so z.B. die Erweiterung von kleineren,<br />
nur mechanisch wirkenden Abwasseranlagen.<br />
Zukünftig erfordern die Gewässerschutzziele<br />
eine weitere Verringerung<br />
der Nährstoffeinträge. Auf Grund<br />
des erreichten hohen technischen Niveaus<br />
bei der Nährstoffelimination bei<br />
kommunalen Abwasseranlagen werden<br />
Verbesserungen für den Gewässerschutz<br />
– auch aus Gründen der Kosteneffizienz<br />
– in erster Linie in der Vermin-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
derung der diffusen flächenhaften Einträgen<br />
gesehen.<br />
Weitere Einzelheiten zur Situation der<br />
Abwasserbehandlung in <strong>Bayern</strong> können<br />
Sie dem Lagebericht 2006 des Bayerischen<br />
Landesamtes für Umwelt entnehmen,<br />
der sowohl als Druckversion als<br />
auch als Download im Internetangebot<br />
vom LfU (http://www.bayern.de/lfu) bezogen<br />
werden kann.<br />
Bernhard Köllner<br />
LfU
Was kostet eine Kleinkläranlage? Ergebnisse einer Herstellerbefragung<br />
Um einen Überblick über Investitionsund<br />
Betriebskosten von Kleinkläranlagen<br />
zu erhalten, hat das bayerische Landesamt<br />
für Umwelt Anfang 2007 insgesamt<br />
79 süddeutsche Kleinkläranlagenhersteller<br />
bzw. –anbieter mit der Bitte um<br />
Beantwortung eines Fragenkatalogs angeschrieben.<br />
Neben den Investitionsbzw.<br />
Herstellungskosten sollten Kosten<br />
für die Betriebsmittel sowie die einmalige<br />
Wartung von Kleinkläranlagen bei unterschiedlicher<br />
Reinigungsklassen (C, N,<br />
D, +P und +H) angegeben werden.<br />
Verwertbare Rückmeldungen erfolgten<br />
von etwa einem Viertel der Firmen (21<br />
Firmen ~ 27 %) zu insgesamt 37 Anlagen<br />
mit 4 EW, 36 Anlagen mit 8 EW und<br />
35 Anlagen mit 16 EW.<br />
Bei der Auswertung wurden die Herstellerangaben<br />
unverändert übernommen.<br />
Angaben für Filterschächte und Abwasserteiche,<br />
die 2003 in einer ähnlichen<br />
Umfrage noch repräsentiert waren, fehlen.<br />
Gemessen an allen Rückmeldungen<br />
überwiegen die Angaben zu den SBR-<br />
Tab. 2: Zusammenfassung der Kosten in €<br />
46<br />
Tab. 1: Anzahl der Anlagen nach Verfahrenstechnik in 2007<br />
Anlagen (Tab. 1). Bei anderen Verfahrenstechniken<br />
ist die Datenbasis allerdings<br />
sehr gering. Für Tauchkörper-, Tropfkörper-,<br />
Wirbel-Schwebebett-, Festbett- sowie<br />
Bodenkörperfilteranlagen liegt sogar<br />
nur eine Herstellernennung vor. Als Größenorientierung<br />
für Kostenvergleiche<br />
können daher lediglich die ermittelten<br />
Durchschnittswerte über alle Anlagen einer<br />
bestimmten Ausbaugröße (4, 8 oder<br />
Abb. 1: Investitionskosten im Mittel nach Reinigungsklassen entsprechend (Herstellerangaben)<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
16 EW) bzw. Reinigungsklasse herangezogen<br />
werden. In Tabelle 2 sind die Ergebnisse<br />
zusammengefasst.<br />
Die Investition bzw. Herstellungskosten<br />
beziehen sich auf eine komplett ausgerüstete<br />
und betriebsfertige Kleinkläranlage<br />
für mechanische und biologische Stufen<br />
mit allen erforderlichen maschinellen<br />
und elektrotechnischen Einrichtungen.
47<br />
Abb. 2: <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten im Mittel der Reinigungsklassen<br />
(Summe aus Betriebsmittel- und Wartungskosten; 2-malige Wartung bei C,N,D; 3-malige Wartung bei +P,+H)<br />
Die Liefer- und Baukosten, Montage- und<br />
Inbetriebnahmekosten schließen die<br />
Mehrwertsteuer ein.<br />
Nicht bei den Herstellern nachgefragt<br />
wurden die vor Ort anfallenden, bauseits<br />
bedingten Kosten, wie z.B. Baugrubenaushub,<br />
Herstellungskosten für Zu- und<br />
Ablaufleitungen usw. Diese Kosten sind<br />
weitgehend von den örtlichen Verhältnissen<br />
abhängig. Je nachdem, ob diese Arbeiten<br />
an Baufirmen vergeben werden<br />
oder in Eigenregie ausgeführt werden,<br />
können Kosten von bis zu 1500 € anfallen,<br />
weitgehend unabhängig von der eigentlichen<br />
Anlagengröße. Ausnahme: Bei<br />
naturnahen Anlagen sollten die zur Herstellung<br />
erforderlichen Erdarbeiten einschließlich<br />
der künstlichen Abdichtung<br />
(Folie) berücksichtigt werden.<br />
Weiterhin fallen herstellerunabhängig im<br />
Zusammenhang mit der wasserrechtlichen<br />
Genehmigung Honorarkosten für<br />
die Erstellung der Planungs- bzw. Antragsunterlagen<br />
bis zu 500 €, für die Begutachtung<br />
etwa <strong>40</strong>0 € und die Bauabnahme<br />
durch einen privaten<br />
Sachverständigen (PSW) in der Wasserwirtschaft<br />
im Mittel 300 €, ohne Differenzierung<br />
nach der Anlagengröße, an. Die<br />
zusätzlich zu den Herstellerangaben anfallenden<br />
Herstellungskosten liegen unabhängig<br />
von der Anlagengröße damit<br />
schätzungsweise bei 2700 € und wären<br />
aufzuaddieren.<br />
Die nachgefragten Kosten für Betriebsmittel<br />
steigen mit der Größe der Anlage von<br />
durchschnittlich 57 € für 4 EW auf 90 €<br />
für 8 EW und 151 € für 16 EW-Anlagen.<br />
Einmalige Wartungskosten: Da Wartungsaufwand<br />
und –häufigkeit der einzelnen<br />
Verfahren entsprechend den Vorgaben<br />
aus der jeweiligen wasserrechtlichen Erlaubnis<br />
bzw. der allgemeinen bauaufsichtlichen<br />
Zulassung unterschiedlich sind,<br />
sollten die Kosten für eine einmalige Wartung<br />
inkl. Beprobung und Analyse des<br />
Ablaufs angegeben werden. Die Durchschnittswerte<br />
der einmaligen Wartungskosten<br />
liegen nahezu unabhängig von der<br />
Anlagengröße auf ähnlichem Niveau: 127<br />
€ für 4 EW-Anlagen, 133 € für 8 EW-Anlagen;<br />
137 € für 16 EW-Anlagen.<br />
Aus den o.g. abgefragten Herstellerangaben<br />
Betriebsmittel- und Wartungskosten<br />
wurden die <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten als<br />
Summe ermittelt. Dabei wird von einer<br />
Wartungshäufigkeit von zweimal pro<br />
Jahr im Regelfall ausgegangen. Bei Anlagen<br />
mit den Reinigungsklassen +P; +H<br />
wird ein Wartungsturnus von dreimal pro<br />
Jahr unterstellt.<br />
Zusätzlich zu den abgefragten <strong>Jahre</strong>skosten<br />
für Betriebsmittel und Wartung fallen<br />
herstellerunabhängig beim Betrieb der<br />
Anlage weiterhin Kosten für die Fäkalschlammentsorgung<br />
und für die erforderliche<br />
Bescheinigung über den ordnungsgemäßen<br />
Betrieb der Anlage durch einen<br />
PSW an. Nach eigener Erhebung entstehen<br />
bei einer Mehrkammergrube mit 4<br />
EW Kosten für die Fäkalschlammentsorgung<br />
(einschließlich Transport) pro Entleerung<br />
zwischen 165 und 215 €. Bei einem<br />
angenommenen Räumungsintervall<br />
von 3 <strong>Jahre</strong>n werden für die weiteren Berechnungen<br />
vereinfachend jährliche Fäkalschlammkosten<br />
mit pauschal 15 € pro<br />
EW veranschlagt. Für die alle zwei <strong>Jahre</strong><br />
vorgeschriebene Bescheinung eines<br />
PSW über den ordnungsgemäßen Betrieb<br />
sind etwa 120 €, somit jährlich 60<br />
€ anzusetzen. Werden die zusätzlich anfallenden<br />
Kosten berücksichtigt so liegen<br />
die <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten insgesamt im<br />
Jahr 2007 bei: 469 € für 4 EW-Anlagen,<br />
580 € für 8 EW-Anlagen; 741 € für 16<br />
EW-Anlagen.<br />
Abb. 1 und 2 zeigen die graphische Auswertung<br />
von Durchschnittswerten in Abhängigkeit<br />
von der Reinigungsklasse.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Abb. 1 verdeutlicht, dass die Investitionskosten<br />
mit zunehmender Ausbaugröße<br />
steigen, jedoch nicht unbedingt mit zunehmender<br />
Reinigungsleitung.<br />
Die geringsten Investitionskosten sind<br />
über alle Ausbaugrößen hinweg für die<br />
Anlagen mit Reinigungsklasse D aufzubringen.<br />
Bei den Anlagen mit 4 EW sind die<br />
teuersten Anlagen bei den Anlagen<br />
mit Klasse +P und +H zu finden.<br />
Bei den Anlagen mit 8 EW liegen die<br />
Anlagen für die Reinigungsklasse C,<br />
N, +P auf annähernd gleichem Niveau,<br />
die Anlagen mit +H sind im<br />
Durchschnitt etwas teurer.<br />
Bei den Anlagen mit 16 EW sind die<br />
Anlagen mit Klasse C und N teurer als<br />
die Anlagen der höheren Reinigungsklassen<br />
D, +P, +H.<br />
Abb. 2 zeigt die aus den Herstellerangaben<br />
ermittelten durchschnittlichen <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten,<br />
die mit zunehmender<br />
Ausbaugröße leicht ansteigen. Es ist zu<br />
erkennen, dass die <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten<br />
für C und N nahezu gleich hoch sind,<br />
für N leicht ansteigen. Erwartungsgemäß<br />
sind die <strong>Jahre</strong>sbetriebskosten für Anlagen<br />
mit +P und +H aufgrund der angenommenen<br />
höheren Wartungshäufigkeit<br />
höher.<br />
Abschließend wird angemerkt, dass die<br />
Durchschnittswerte auf Basis der Angaben<br />
von lediglich 21 Herstellern berechnet<br />
wurden. Bei einem Datenkollektiv von<br />
max. 37 Anlagen ist daher von einer gewissen<br />
Unschärfe auszugehen.<br />
Weiter Infos siehe Internet:<br />
https://www.rzkka.bayern.de/<br />
Simone Auth<br />
Dr. Friedrich Seyler<br />
LfU
Verursachergerechte Kostenverteilung bei Abwassergebühren<br />
Das Kommunale Abgabengesetz (KAG)<br />
aus dem Jahr 1974 wurde bis heute<br />
bereits 13mal geändert - und dabei<br />
immer weiter präzisiert um die Heranziehung<br />
zu Gebühren verursachergerechter<br />
zu gestalten. Bezogen auf Gebühren formuliert<br />
Art. 8 Abs. 4 KAG diese Grundsätze<br />
mit den Worten: „Die Gebühren<br />
sind nach dem Ausmaß zu bemessen, in<br />
dem die Gebührenschuldner die öffentliche<br />
Einrichtung benutzen“.<br />
Die Abwassergebühren wurden früher in<br />
Gänze über den Trinkwasserverbrauch<br />
berechnet. Da die Entwässerungseinrichtung<br />
einer Gemeinde nicht nur für der<br />
Schmutzwasserentsorgung sondern<br />
auch der Niederschlagswasserentsorgung<br />
dient, ist der Trinkwasserverbrauch<br />
häufig kein geeigneter Maßstab für eine<br />
verursachergerechte Kostenverteilung.<br />
Vielmehr sind die Kosten der Abwasserentsorgung<br />
nach dem Verursacherprinzip<br />
getrennt für die Entsorgung des Schmutzwassers<br />
(Trinkwassermaßstab) und des<br />
Niederschlagswassers (Flächenmaßstab)<br />
zu ermitteln und umzulegen.<br />
So haben in <strong>Bayern</strong> bisher nur große<br />
Städte wie München, Nürnberg, Augsburg,<br />
Würzburg, Bamberg, Ingolstadt und<br />
einige andere die getrennte Abwassergebühr<br />
eingeführt, dies mit höchst unterschiedlichen<br />
Methoden und Wegen.<br />
Zunehmend denken über die Einführung<br />
der getrennten Gebühr auch zwangsläufig<br />
alle anderen Gemeinden nach. Um<br />
die Grundlagen zum Gebührensplitting<br />
zu schaffen, binden Gemeinden im Regelfall<br />
entsprechende Fachunternehmen<br />
ein. Luftbildaufnahmen, mit einer geforderten<br />
Lagegenauigkeit und einer Standardabweichung<br />
von < +/- 20 cm, woraus<br />
die bebauten und befestigten<br />
48<br />
Flächen im privaten als auch im öffentlichen<br />
Bereich ausgewertet werden, gewinnen<br />
im Verfahren zur gesplitteten<br />
Gebühr immer mehr an Bedeutung. Die<br />
gewonnenen Luftbilddaten können so<br />
auch für den öffentlichen Bereich z.B. zur<br />
Aufstellung eines Grünflächen- und eines<br />
Baumkatasters verwenden werden<br />
und unterstützen durch ihre multifunktionale<br />
Nutzbarkeit auch andere Bereiche<br />
in der Verwaltung.<br />
Allein für die Einführung von GIS Systemen<br />
sind in der Zukunft Luftbilder von<br />
größter Bedeutung.<br />
Um die gestellte Aufgabe „Gebührensplitting“<br />
rechtssicher erfüllen zu können,<br />
Infomobilberatung in Bamberg: seit <strong>40</strong> <strong>Jahre</strong>n Gebührensplitting, jetzt wird mit Zusatzberatung<br />
und Selbstauskunft aktualisiert. Dem Bürger Rede und Antwort stehen<br />
ist das Wichtigste in einem Selbstauskunfverfahren. Ein Infomobil bietet Flexibilität<br />
und kommt zum Bürger.<br />
Luftbildbeispiel aus Hersbruck: Auf dem Luftbild sind die Dachflächen, versiegelte<br />
und öffentliche Flächen dargestellt.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
werden Fachunternehmen mit der stereoskopischen<br />
Auswertung der Luftbildaufnahmen<br />
zur lagegenauen Ermittlung von<br />
Gebäude-, Versiegelungs-, Straßen- und<br />
z. B. Grünflächen in differenzierter Form<br />
beauftragt.<br />
Dem Fachunternehmen werden zeitgleich<br />
das ALB (automatisches Liegenschaftsbuch)<br />
sowie die DFK (digitale<br />
Flurstückskarte) übergeben. Hier sollte<br />
bereits zu Beginn eine Grundstücksbildung<br />
erfolgen, um auch allen Teilflächen<br />
Eigentümer zuzuordnen. Für dieses Verfahren<br />
stehen unter anderem die Gemeinden<br />
Bamberg, Ansbach, Straubing,<br />
Hersbruck, Ebermannsdorf, Gochsheim<br />
sowie der AZV Erdinger Moos und weitere,<br />
welche die WTE Betriebsgesellschaft<br />
mbH Hecklingen mit der Durchführung<br />
dieser Dienstleistungen beauftragt<br />
haben. Beispielhaft soll die Grundlagenermittlung<br />
zum „Gebührensplitting“ für<br />
die Gemeinde Ansbach beschrieben<br />
werden:<br />
Die Stadt Ansbach stellte digitale und<br />
analoge Unterlagen zur Verfügung, um<br />
die Lage und Art der öffentlichen Bereiche<br />
wie Straßenflächen, Schulen, Kindergärten,<br />
Sportflächen u. ä. kenntlich zu<br />
machen. Es folgt die Auswertung der<br />
bebauten und befestigten Fläche aus<br />
den erzeugten Luftbildern. Dabei wurde<br />
in Ansbach eine Differenzierung in folgende<br />
Objekttypen vorgenommen:<br />
Dachflächen inkl. Dachüberstände und<br />
Balkone:<br />
Die Untergliederung entlang von Dachneigungswechseln,<br />
wie Firstlinien und<br />
der Übergang vom Schräg- zum Flachdach,<br />
wurde, wenn erkennbar, aus dem<br />
Luftbild entnommen. Die Unterscheidung
der Dachflächen in Gründächer oder<br />
sonstige Dächer wurde dem Grundstückseigentümer<br />
mit dem Ausfüllen der<br />
Selbstauskunftsunterlagen überlassen.<br />
Hofflächen, also befestigte/versiegelte<br />
Flächen auf oder zum Gründstück gehörend:<br />
Darunter fielen Einfahrten, Hofflächen,<br />
Parkflächen usw. Die aus den Luftbildern<br />
erkennbaren Versiegelungsarten der befestigten<br />
Flächen wurden in versiegelt<br />
(Asphalt-, Beton-, Pflaster- oder Plattenbeläge)<br />
und wasserdurchlässig (wassergebundener<br />
Belag, Kiesbelag, Schotterbelag,<br />
Rasenschotter, Rasengitter,<br />
Rasenfugensteine, Dränbetonsteine,<br />
Dränasphalt) unterteilt.<br />
Am Ende wurden so insgesamt 1.207 ha<br />
private Flächen ausgewertet.<br />
Im öffentlichen Bereich sollten vorrangig<br />
die öffentlichen Verkehrsflächen erkennbar<br />
sein und bzgl. der Klasseneinteilung<br />
die Straßenflächen in Bundesstraßen,<br />
Landesstraßen, Gemeindestraßen, Privatstraßen<br />
und Wege dargestellt werden.<br />
Sonderflächen wie Sportflächen, Gleisanlagen,<br />
Wasserflächen und Wassergräben<br />
wurden ebenfalls digitalisiert.<br />
In enger Abstimmung mit dem Grünflächenamt<br />
wurden für die Erstellung des<br />
Grünflächenkatasters folgende Elemente<br />
erfasst:<br />
Grünanlagen, Sport- und Bolzplätze,<br />
Friedhöfe, Schulaußenanlagen mit Schulsportanlagen,<br />
Außenanlagen von Kindergärten,<br />
Freizeitanlagen, Lärmschutzwälle,<br />
Kleingartenanlagen. Außerdem<br />
erfolgte eine weitere Differenzierung in<br />
Nutzungsarten wie Rasen- und Wiesenflächen<br />
(intensiv genutzt), Straßenbegleit-<br />
49<br />
grün, Waldflächen, Gehölzflächen (Bäume/Sträucher)<br />
Rabattenbepflanzung (Rosen,<br />
Stauden, Wechselbepflanzung, Beete),<br />
Sonderflächen (Kunststoffflächen in<br />
Schulen, Sandkästen).<br />
Insgesamt wurden so 78 ha Grünflächen<br />
ausgewertet und 5.913 Baumstandorte<br />
ermittelt.<br />
Das wirklich spannende, weil öffentlich<br />
wirksam, war dann die Versendung von<br />
insgesamt 10.570 Selbstauskunftsunterlagen<br />
zur Ermittlung des Einleitverhaltens<br />
der aus den Luftbildern ermittelten<br />
privaten und öffentlichen versiegelten<br />
Flächen. Begleitet wurde der Versand<br />
von einer umfangreichen Pressearbeit<br />
sowie einer für den Anrufer gebührenfreien<br />
Hotline. Besonders hilfreich an der<br />
Hotline war die Tatsache, dass die Mitarbeiter<br />
im beauftragten Unternehmen,<br />
im Verlauf des Verfahrens auch den<br />
Rücklauf einarbeiteten und qualifiziert<br />
die Anrufe entgegennehmen und beantworten<br />
konnten.<br />
Neue Techniken eröffnen neue Möglichkeiten<br />
der transparenten Bearbeitung<br />
von Projekten und gewährleisten einen<br />
ständigen Überblick über das Projekt. So<br />
bietet sich an, mit Hilfe eines in das Gesamtsystem<br />
integrierten ASP-Servers<br />
(Applikation Service Providing), ab dem<br />
Start der Selbstauskunft, auf die erfassten<br />
geografischen und Sachdaten zugreifen<br />
zu können. Dies geschieht auf der<br />
Client-Seite plattformunabhängig. Als<br />
Übertragungsmedien können sowohl ein<br />
VPN, als auch gewöhnliche Wählleitungen<br />
dienen.<br />
Noch einfacher kann der Datenzugriff via<br />
WebTechnologie erfolgen. Hier sind auf<br />
der Seite des Auftraggebers lediglich ein<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
WebBrowser sowie eine Internetverbindung<br />
notwendig. WTEB stellt in diesem<br />
Falle eine Kopie des aktuellen Datenbestandes<br />
auf ihrem im eigenen Hause<br />
betriebenen WebServer bereit, so dass<br />
auch hier die grafischen und Sachdaten<br />
online zur Verfügung stehen.<br />
Mit diesen und anderen begleitenden<br />
Maßnahmen und der gemeinsamen Vorarbeit<br />
wurde so von 9.562 Grundstücken<br />
ein Rücklauf erzielt. Es ist demzufolge<br />
eine Rücklaufquote von 90 % realisiert<br />
worden, die zur Erstellung einer rechtssicherenNiederschlagsgebührenkalkulation<br />
und Ermittlung eines zutreffenden<br />
Straßenentwässerungsanteils herangezogen<br />
wurde. Auf Grund des Verfahrens<br />
der Luftbildauswertung müssen die fehlenden<br />
10 % nicht geschätzt werden, da<br />
sie ja als ausgewertete Fläche vorliegen<br />
und jeder die Gelegenheit zur Mitwirkung<br />
hatte.<br />
Abgeschlossen wurde das Projekt Ansbach<br />
nach der Rücklaufeinarbeitung mit<br />
einer kompletten Datenübergabe sowie<br />
einer programmierten Schnittstelle zum<br />
Kassenabrechnungssystem. Sämtliche<br />
Flächen können in Sollstellung gebracht<br />
werden und für die Zukunft ist die Datenpflege<br />
in Eigenregie gewährleistet.<br />
Zu den erhofften Synergien, die sich<br />
auch erfüllten, kam eine wesentliche Erkenntnis:<br />
Das Gebührensplitting ist auch<br />
eine realistische Chance im Zeitalter der<br />
geographischen Informationssysteme<br />
räumliche Daten zu erzeugen, die ämterübergreifend<br />
zum Einsatz gelangen.<br />
Kay Watermann, Charly Nauroth<br />
WTE Betriebsgesellschaft mbH
Energie und Abwasserabgabe gespart<br />
Seit Beginn des <strong>Jahre</strong>s 2006 wird auf einigen<br />
bayerischen Kläranlagen ein neuartiger<br />
intelligenter Fuzzy-Pattern-Regler<br />
eingesetzt. Er eignet sich auch für die<br />
Nachrüstung bestehender Kläranlagen.<br />
Kläranlagen mit aerober/anaerober<br />
Schlammstabilisierung und SBR-Anlagen<br />
werden prozessoptimal belüftet, viele<br />
Anlagen mit Dauerbelüftung und vorgeschalteter<br />
Denitrifikation lassen sich sehr<br />
gut auf intermittierenden Betrieb umstellen<br />
(Erfahrungen bis 200.000 EW).<br />
Der Regler ist unabhängig von der Beckenform,<br />
von der Kläranlagengröße, von<br />
der Art der bisherigen Regelung, von der<br />
Art der Belüftung und vom vorhandenen<br />
Leitsystem einsetzbar. Im einfachsten Fall<br />
wird ein Schaltschrank mit Industrie-PC<br />
neben das vorhandene Leitsystem der<br />
Kläranlage gestellt, in vorhandene Schaltalgorithmen<br />
der Kläranlage wird nicht eingegriffen.<br />
Integrierte Lösungen können,<br />
z.B. SPS-basiert oder als Software-Variante<br />
über Standardschnittstellen (wie z.B.<br />
OPC), in das vorhandene Leitsystem integriert<br />
werden.<br />
Der patentierte Regler nutzt keine „wenndann“-Regeln<br />
(Fuzzy Logic), sondern ein<br />
mathematisches Merkmalsmuster-Erkennungsverfahren<br />
(Fuzzy-Pattern), wie<br />
es z.B. in der Biometrie angewendet wird.<br />
Es wird dort zur Erkennung einzigartiger,<br />
persönlicher Merkmale anhand eines<br />
Fingerabdrucks, der Iris des Auges oder<br />
auch der Spracherkennung eingesetzt.<br />
Aus gegebenen Verläufen, die zunächst<br />
verwirrend aussehen können, wird ein<br />
Muster von Linien oder charakteristischen<br />
Punkten herausfiltriert, die so nur<br />
auf dieses einzelne und unverwechselbare<br />
Individuum zutreffen. Anhand dieser<br />
Muster ist die Person immer und sicher<br />
identifizierbar. Dieses Muster gilt als<br />
Referenzabdruck.<br />
Bei Kontrollen werden die erhobenen<br />
Abdrücke mit den abgespeicherten Referenzabdrücken<br />
verglichen. Entspricht<br />
ein Abdruck einem hinterlegten Muster<br />
maximal, so ist die Person zweifelsfrei<br />
identifiziert. Auch Kläranlagen verhalten<br />
50<br />
Messstelle an der Kläranlage Beilngries mit pH- und Redox-Sonde<br />
sich innerhalb gewisser Grenzen individuell.<br />
Schon keine zwei gleich aufgebauten,<br />
nebeneinander liegenden Kläranlagen<br />
würden sich genau gleich verhalten.<br />
Einflüsse wie Auslastungsgrad, Abwasserzusammensetzung,<br />
klimatische Bedingungen,<br />
Betriebsphilosophie und viele<br />
mehr führen dazu, dass jede<br />
Kläranlage eigene Muster aufweist, die<br />
der Regler erkennen kann.<br />
Durch den Einsatz des Reglers werden<br />
die Gebläse auf der Basis der Signalverläufe<br />
für das Redoxpotenzial, den Gelöstsauerstoff<br />
und den pH-Wert lastabhängig<br />
ein- und ausgeschaltet. Dadurch<br />
kann die Konzentration des Gesamtstickstoffs<br />
im Ablauf der Kläranlage maßgeblich<br />
gesenkt und vergleichmäßigt werden.<br />
Zusätzliche Energieeinsparungen<br />
bis zu 30% sind möglich.<br />
Durch die spezielle Auswertung der Signalverläufe<br />
wird auf die Nutzung von<br />
Absolutwerten verzichtet. Bei Verschmut-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
zung der Sonden oder Abdriften der<br />
Sondensignale kommt es deshalb nicht<br />
zu einer Schaltpunktverschiebung.<br />
Weiterhin müssen die Signale nicht geglättet<br />
werden, was rein mathematisch<br />
bereits zu einer Schaltpunktverzögerung<br />
führen würde.<br />
Die energetischen Einsparpotentiale liegen<br />
meist in der Nutzung der Sauerstoffreserve<br />
aus dem Nitratabbau durch eine<br />
verbesserte Denitrifikation, dem Vermeiden<br />
von Überlüftung oder z.B. in einer<br />
gezielten Reduktion des TS-Gehaltes.<br />
Durch die lastabhängig exakte Beendigung<br />
der Nitrifikationsphase wird zusätzliche<br />
Zeit für die Denitrifikation gewonnen.<br />
Durch die lastabhängige Gestaltung<br />
der Zykluszeiten für Nitrifikation und<br />
Denitrifikation werden zusätzlich die<br />
Ablaufkonzentrationen derart vergleichmäßigt,<br />
dass u.U. eine Absenkung des<br />
TS-Gehaltes gefahrlos möglich ist, was<br />
eine zusätzliche Energieeinsparung<br />
nach sich ziehen kann.<br />
Der Regler verfügt über einen eingebauten<br />
Sauerstoffregler, der auch die Sauerstoff-Sollwerthaltung<br />
mit übernehmen<br />
kann. Zusatzfunktionen wie eine lastabhängige<br />
Dosierung des Trübwassers, die<br />
Fällmitteldosierung oder ein Hochlastschalter<br />
(z.B. mobile Schlammentwässerung,<br />
Erntekampagne etc.) sind verfügbar.<br />
Vorhandene Ammonium- oder<br />
Nitratsonden können in den Regelalgorithmus<br />
eingebunden werden oder zur<br />
Überwachung von Grenzwerten dienen,<br />
sind aber für die Leistung des Reglers<br />
nicht unbedingt erforderlich. Damit ist der<br />
Regler auch für mittlere und kleinere<br />
Kläranlagen interessant.<br />
Die Optimierungsziele können sehr unterschiedlich<br />
sein: entweder maximale Reduktion<br />
und Vergleichmäßigung der Ab-
laufkonzentrationen für den Gesamtstickstoff<br />
oder maximale Energieeinsparung.<br />
Meist wird jedoch ein Kompromiss aus<br />
beiden Zielen gewünscht und der Regler<br />
in Abstimmung mit dem Betreiber entsprechend<br />
in der Anlernphase eingestellt.<br />
Der Hersteller weist dazu in einer 3-monatigen<br />
kostenlosen Teststellung die Verbesserung<br />
der Gesamtstickstoffkonzentrationen<br />
und/oder die Reduktion des<br />
Energieverbrauches nach. Sind nicht alle<br />
erforderlichen Messsonden vorhanden,<br />
werden diese auch noch kostenlos zur<br />
Verfügung gestellt. Sie können im Anschluss<br />
an die Teststellung erworben<br />
werden oder gegen ein Wunschfabrikat<br />
ausgetauscht werden.<br />
In der Anlernphase wird besonderes<br />
Augenmerk darauf gelegt, dass vor allem<br />
Kläranlagen mit aerober Schlammstabilisierung<br />
nicht zu sehr unterlüftet werden<br />
und sich dadurch negative Auswirkungen<br />
auf das Absetz- und Entwässerungsverhalten<br />
des Schlamms ergeben. Vielfältige<br />
Erfahrungen liegen vor.<br />
Nach Abschluss der Testphase wird ein<br />
Bericht mit den Ergebnissen erstellt. Die<br />
Kläranlage bleibt jedoch in Ihrer Kaufentscheidung<br />
frei. Die Ergebnisse ermöglichen<br />
meist den Kauf des Reglers über die<br />
Verrechnung mit der Abwasserabgabe<br />
nach §10 Abs. 3. Häufig lassen sich auch<br />
ergänzende Maßnahmen (Belüfter, Rührwerke,<br />
SPS etc.) mit rückverrechnen.<br />
Auch alternative Finanzierungskonzepte<br />
wie Leasing können gewählt werden.<br />
Beispiele aus <strong>Bayern</strong><br />
Beilngries ist die erste Kläranlage in <strong>Bayern</strong>,<br />
die mit dem Regler ausgerüstet wur-<br />
51<br />
de. Sie hat eine Anschlussgröße von<br />
24.000 EW und ist vom Verfahren der<br />
vorgeschalteten Denitrifikation auf intermittierende<br />
Belüftung umgestellt worden.<br />
Dort ist nach Abschluss der Teststellung<br />
auf Kundenwunsch mit wenig Mehraufwand<br />
auch erstmalig eine Softwarelösung<br />
realisiert worden, die über eine<br />
OPC-Schnittstelle mit dem vorhandenen<br />
Leitsystem kommuniziert. Somit sind alle<br />
Daten und Ergebnisse im Leitsystem<br />
gespeichert. Durch Übergang auf die<br />
lastabhängige Regelung wurden folgende<br />
Ergebnisse erreicht: Der NH4-Sickstoff<br />
konnte im Mittel um 81% und der Gesamtstickstoff<br />
um 59% (von 5,5 mg/l auf<br />
2,3 mg/l) gesenkt werden. Gleichzeitig<br />
nahmen die Ausreißer ab und die<br />
Schwankungen um den Mittelwert wurden<br />
um etwa 90% verringert. Der Einsatz<br />
des Reglers hat somit zu einer erheblichen<br />
Verbesserung von Ablaufqualität<br />
und der gesamten Betriebsstabilität geführt.<br />
Dies ermöglichte eine Erklärung<br />
zur Senkung der Abwasserabgabe für<br />
den Parameter Gesamtstickstoff von 10<br />
mg/l auf 4,9 mg/l. Im Vergleichszeitraum<br />
wurde nachweislich etwa 30% weniger<br />
Energie für die Belüftung verbraucht.<br />
Durch Rückverrechnung mit der Abwasserabgabe<br />
konnte der Regler faktisch<br />
zum Null-Tarif gekauft werden. Die Kosten<br />
für den Regler nutzen in der Regel<br />
das verfügbare Potential nicht voll aus,<br />
so dass noch weitere Investitionen getätigt<br />
werden konnten. Dies war auch hier<br />
der Fall.<br />
In Rednitzhembach funktionierte der auf<br />
ein Jahr ausgelegte Feldversuch so gut,<br />
dass die komplette Abwasserabgabe der<br />
vergangenen drei <strong>Jahre</strong> zurückgezahlt<br />
wurde und sich die zukünftig zu zahlen-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
de Abwasserabgabe halbierte. Das<br />
wiederum garantiert den Bürgern Beitragsstabilität.<br />
Die Gesamtstickstoffkonzentration<br />
konnte von 11 mg/l auf heute<br />
weniger als 5 mg/l reduziert werden. Das<br />
liegt unter dem Schwellenwert und bedeutet<br />
für diesen Parameter künftige Abgabefreiheit.<br />
In der Zwischenzeit laufen die Regler auf<br />
mehr als 20 Kläranlagen in <strong>Bayern</strong>. Mit<br />
dem lastabhängigen Belüftungsregler<br />
können sowohl die Stickstoff-Ablaufwerte<br />
verbessert als auch der Energieverbrauch<br />
für die Belüftung unabhängig von<br />
der Kläranlagengröße reduziert werden.<br />
Der Hersteller weist die konkreten Einsparpotentiale<br />
im Rahmen einer kostenlosen<br />
Teststellung ohne Abnahmeverpflichtung<br />
nach.<br />
Da der Regler bei Nutzung der Abwasserabgabe<br />
zur Finanzierung diese oft<br />
nicht voll ausschöpft, entsteht ein zusätzliches<br />
Investitionsvolumen für weitere<br />
Maßnahmen. Wenn die Investition über<br />
die Rückverrechnung mit der Abwasserabgabe<br />
getätigt wurde, werden die finanziellen<br />
Einsparungen sofort ohne Amortisationszeit<br />
wirksam. Durch Einsatz des<br />
Reglers wird neben der Erhöhung der<br />
Prozessstabilität eine wesentliche Verbesserung<br />
der Qualität des gereinigten<br />
Abwassers erreicht und damit auch ein<br />
Beitrag zum Gewässerschutz geleistet.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.abwasserabgabe.info<br />
Claus-Peter Kist, Charly Nauroth<br />
ENVICON Vertriebsbüro Süd
52<br />
Modellierung von Arzneimittelwirkstoffen im Main<br />
Pharmazeutische Produkte und Zubereitungen<br />
stellten 2005 mit ca. 23 % einen<br />
großen Anteil an der gesamten Chemieproduktion<br />
in der EU dar. Organische<br />
Spurenstoffe wie Arzneimittelwirkstoffe<br />
erlangen daher nicht ohne Grund im<br />
Gewässerschutz in den letzten <strong>Jahre</strong>n<br />
zunehmende Bedeutung. Sowohl in Kläranlagen<br />
als auch in Oberflächengewässern<br />
und sogar teilweise im Grundwasser<br />
werden Rückstände von Arzneimitteln<br />
nachgewiesen. Arzneimittelwirkstoffe gelten<br />
daher als potentielle Umweltschadstoffe.<br />
Obwohl Arzneimittel zu den toxikologisch<br />
am besten untersuchten und<br />
beschriebenen Stoffen gehören, ist ihr<br />
ökotoxikologisches Potential sowie ihr<br />
Verhalten in der Umwelt weitgehend unerforscht.<br />
Für einzelne Wirkstoffe wie z.<br />
B. Diclofenac sind aber bereits durch<br />
chronische Toxizitätsstudien an Fischen<br />
Effektkonzentrationen im umweltrelevanten<br />
niedrigen µg/L-Bereich nachgewiesen<br />
wurden.<br />
Die Arzneimittelwirkstoffe gelangen im<br />
Wesentlichen durch die menschlichen<br />
Ausscheidungen über Kläranlagenabläufe<br />
in die aquatische Umwelt, aber auch<br />
Deponiesickerwässer können hohe Arzneimittelgehalte<br />
aufweisen.<br />
Um das Auftreten und Verhalten dieser<br />
Stoffe im Gewässer bewerten zu können,<br />
wurden im Rahmen eines Forschungsprojektes<br />
Daten zum ökochemischen<br />
Tab. 1: Modellbausteine<br />
Abb.1: Im <strong>DWA</strong>-Gewässergütemodell berücksichtigte Transformationsprozesse<br />
Verhalten dieser Spurenstoffe erhoben<br />
und im <strong>DWA</strong>-Gewässergütemodell zur<br />
Abschätzung von Konzentrationen in<br />
Fließgewässern eingesetzt.<br />
Material und Methoden<br />
Für das Forschungsprojekt wurde als<br />
Untersuchungsgebiet ein Abschnitt des<br />
Mains zwischen Schweinfurt und Erlabrunn<br />
ausgewählt. Im April und Mai 2004<br />
wurden dort in einer<br />
sechswöchigen Messkampagne<br />
an sieben Kläranlagen<br />
und drei Gewässermessstellen<br />
kontinuierlich<br />
Proben genommen in<br />
Form von Tages- und Wochenmischproben.<br />
Zur Bestimmung der Verteilung<br />
und des Verbleibs<br />
der Substanzen von der<br />
Anwendung bis hin zum<br />
Gewässer fanden zudem<br />
experimentelle Untersuchungen<br />
im Stofftestlabor<br />
des Bayerischen Landesamtes<br />
für Umwelt statt.<br />
Dabei wurde neben der<br />
biotischen (Labor-Belebtschlammanlage,Standardtests<br />
nach DIN) und<br />
der abiotischen Abbaubarkeit<br />
(Photolyse, Hydrolyse)<br />
auch die Verteilung<br />
der Stoffe zwischen den<br />
verschiedenen Kompartimenten<br />
(z. B. Adsorption<br />
am Klärschlamm) betrachtet.<br />
Mit Hilfe der experimentell<br />
ermittelten und durch Literaturrecherchevervollständigten<br />
Daten wurde<br />
die zu erwartende Konzentration<br />
in Fließgewäs-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
sern mit dem <strong>DWA</strong>-Gewässergütemodell<br />
ermittelt. Dieses deterministische, modular<br />
aufgebaute Modell besteht aus 18<br />
Bausteinen (s. Tab. 1), in denen neben der<br />
Hydraulik Parameter wie Strahlung, Temperatur,<br />
pH-Wert, Sauerstoff, Nährstoffe,<br />
Algen etc. berechnet werden. Der wesentliche<br />
Baustein für die Simulation der Konzentration<br />
der Arzneimittelwirkstoffe ist<br />
der Baustein „organische Einzelsubstanz“,<br />
der Einträge, Verdünnung sowie<br />
Verteilung und Abbau im Gewässer simuliert<br />
(s. Abb. 1). Aus dem Vergleich der mit<br />
dem Modell vorhergesagten Konzentration<br />
(„predicted environmental concentration“,<br />
PEC) mit den Messwerten sollte die<br />
Tauglichkeit der Modellaussagen überprüft<br />
werden.<br />
Ergebnisse und Diskussion<br />
Die Labortests zu dem Antiepileptikum<br />
Carbamazepin zeigten, dass es weder<br />
biologisch noch hydrolytisch abbaubar<br />
ist. Der Hauptabbau von Carbamazepin<br />
in Oberflächengewässern läuft über die<br />
Photolyse, mit Halbwertszeiten über 100<br />
Tagen aber sehr langsam. Die in den<br />
Kläranlagenabläufen gemessenen Emissionen<br />
erreichten im Mittel eine einwohnerbezogene<br />
Fracht von 0,27 ± 0,13 mg/<br />
d. Die gemessenen Konzentrationen in<br />
den Fließgewässern lagen zwischen 90<br />
und 230 ng/l. Trotz dieser niedrigen Konzentrationen<br />
führten die großen Wassermengen<br />
im Main zu hohen Frachten, was<br />
einer mittleren Menge von ca. 3.600 Tabletten<br />
pro Tag an der Messstelle Erlabrunn<br />
entsprach.<br />
Der Vergleich der errechneten (PEC)<br />
und der gemessenen Konzentrationen<br />
(MEC) für das Carbamazepin zeigt eine<br />
recht gute Übereinstimmung der Werte<br />
(s. Abb. 2). Die Abweichungen liegen nur<br />
bei etwa ± 20 % trotz der erheblichen Abflussänderungen<br />
im Main, die während
53<br />
Abb.2: Vergleich der PEC- und MEC-Werte der Carbamazepinkonzentrationen in<br />
Main-Erlabrunn<br />
Abb.3: Übereinstimmung der PEC- und MEC-Werte von Carbamazepin an der Messstelle<br />
Main-Erlabrunn<br />
Abb.4: Berechneter Konzentrationsverlauf von Diclofenac in Main-Erlabrunn im Frühjahr<br />
2004 bei minimaler und maximaler Quantenausbeute<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
des Messzeitraums aufgetreten waren<br />
(s. Abb. 3).<br />
Das Schmerzmittel Diclofenac wurde<br />
weder in Modellkläranlagen noch in Standardtests<br />
biologisch abgebaut. Ein hydrolytischer<br />
Abbau fand ebenfalls nicht statt,<br />
so dass die Photolyse als Hauptabbauweg<br />
im Gewässer gilt. Die in den Kläranlagenabläufen<br />
gemessenen Emissionen<br />
waren mit einer mittleren einwohnerbezogenen<br />
Fracht von 0,28 ± 0,11 mg/d von<br />
großer Kontinuität geprägt.<br />
Im Fall von Diclofenac wurden zwei Simulationen<br />
mit der niedrigsten (Φ = 0,04)<br />
und der höchsten (Φ = 0,22) bekannten<br />
Quantenausbeute durchgeführt, um die<br />
Spannbreite der erwarteten Konzentration<br />
im Gewässer aufzuzeigen. Abb. 4<br />
zeigt die modellierten Konzentrationen<br />
über den Zeitraum der Messkampagne<br />
am Ende der Modellstrecke in Main-Erlabrunn.<br />
Die simulierten Konzentrationen liegen im<br />
Bereich von 2 bis 52 ng/L. Erwartungsgemäß<br />
sind die bei höherer Quantenausbeute<br />
ermittelten Konzentrationen infolge<br />
des vermehrten Photoabbaus geringer.<br />
Der bei Sonneneinstrahlung stattfindende<br />
Abbau ruft auch einen ausgeprägten<br />
Tagesgang hervor, welcher deutlich bei<br />
beiden Kurven- allerdings bei höherer<br />
Quantenausbeute ausgeprägter - zu erkennen<br />
ist. An stark bewölkten Tagen (z.<br />
B. 01.05; 05.05. - 11.05.) ist der Tagesgang<br />
weniger ausgebildet. In der Zeit vom<br />
5.5. bis 11.05. ist eine Konzentrationserhöhung<br />
erkennbar, da die Einträge zu<br />
dieser Zeit meist ebenfalls höher waren<br />
und infolge des schlechten Wetters der<br />
photolytische Abbau geringer war.<br />
An der oben betrachteten Messstelle Main-<br />
Erlabrunn wurden Konzentrationen von<br />
unter der Nachweisgrenze bis 90 ng/L<br />
gemessen, die sehr gut mit den modellierten<br />
Werten übereinstimmen.<br />
Zusammenfassung/Schlussfolgerungen<br />
Aus den Ergebnissen lässt sich festhalten,<br />
dass sich das <strong>DWA</strong>-Gewässergütemodell<br />
gut zur Abschätzung von Spurenstoffen<br />
in Fließgewässern eignet. Für die<br />
Modellierung werden jedoch detaillierte<br />
Kenntnisse zum ökochemischen Verhalten<br />
und den eingetragenen Frachten der<br />
Stoffe benötigt. Sind die für die Gütesimulation<br />
notwendigen Vorarbeiten aber<br />
einmal geleistet, sind weitere Szenarienrechnungen,<br />
die auch eine Ableitung von<br />
Maßnahmen erlauben, ohne großen<br />
Zeitaufwand möglich.<br />
Ulrich Kaul<br />
Marion Letzel<br />
Siegfried Forstner<br />
LfU
Altschotterentsorgung mit dem Ziel der Nachhaltigkeit<br />
Gleisstrecken bestehen aus dem Gleiskörper<br />
mit dem Gleisbett und darüber auf<br />
Schwellen montierten Gleisen. Das<br />
Gleisbett ist mit Ausnahme der „festen<br />
Fahrbahn“ bei den Schnellfahr-Ausbaustrecken<br />
aus Schottern aufgebaut.<br />
Gleisschotter sind bautechnisch kantig<br />
gebrochene Steine mit Korngrößen von<br />
22,4 bis 63 mm. Für die Bettung von<br />
Bahngleisen werden Hartgesteinsschotter<br />
in Abhängigkeit regionaler Vorkommen<br />
und Anforderungen an die Strecke<br />
(Verwitterungs- und Schlagbeständigkeit<br />
etc.) verwendet. In Frage kommen magmatische<br />
Gesteine wie Plutonite (Granit,<br />
Diorit etc.) und Vulkanite (Basalt, Diabas,<br />
Porphyr etc.), metamorphe Gesteine<br />
(wie Serpentinit, Amphibolit, Gneis) oder<br />
auch sedimentäre Gesteine (Kalkstein,<br />
Dolomit oder Grauwacke).<br />
Durch Absplitterung des Schotters infolge<br />
der Beanspruchungen sowie den<br />
Eintrag von organischem Material fällt<br />
Altschotter schließlich in einem Korngrößenspektrum<br />
von 0 bis 63 mm an.<br />
Wegen des Eintrags von organischem<br />
Material (vor allem Humus und Pflanzenreste)<br />
werden Altschotter innerhalb des<br />
Kapitels 17 Bau- und Abbruchabfälle des<br />
Europäischen Abfallkatalogs (umgesetzt<br />
in der Abfallverzeichnisverordnung –<br />
AVV) der Gruppe 17 05 Boden, Steine<br />
und Baggergut zugeordnet. Gleisschotter<br />
trägt den AVV-Schlüssel 17 05 08.<br />
Gleisschotter, der gefährliche Stoffe enthält,<br />
führt den AVV-Schlüssel 17 05 07*.<br />
In den Hinweisen zur Anwendung der<br />
Abfallverzeichnis-Verordnung vom 9. August<br />
2005 (BAnz. Nr. 148a) sind als<br />
punktuell gefährliche Verunreinigungen<br />
bei Gleisschotter Mineralöle, Polyzyklische<br />
aromatische Kohlenwasserstoffe<br />
(PAK) und Herbizide genannt. Die in der<br />
Regel gefundenen Herbizidbelastungen<br />
liegen jedoch in einer Größenordnung,<br />
die als ungefährlich gilt.<br />
Die Anreicherung organischen Materials<br />
findet sich nach der Aufbereitung des<br />
Altschotters in der verbleibenden Feinfraktion<br />
von 0 bis < 22,4 mm. So ist die<br />
nach einer mechanischen Behandlung<br />
vorgesehene Neuzuordnung derartiger<br />
54<br />
Altschotter-Korngrößenspektrum<br />
Fraktionen in die AVV-Gruppe 19 12<br />
Abfälle aus der mechanischen Behandlung<br />
von Abfällen (z. B. Sortieren, Zerkleinern<br />
etc.) und dort in den AVV-<br />
Schlüssel 19 12 09 Mineralien (z. B.<br />
Sand, Steine) zu hinterfragen. Dieser<br />
Schlüssel wird im Übrigen – ebenso fragwürdig<br />
–auch für vergleichbar hoch mit<br />
organischen Anteilen behaftete Straßenkehricht-Fraktionen<br />
gewählt.<br />
Aus Altschottern abgetrennte Feinfraktionen<br />
haben ein ganz typisches Schadstoffspektrum,<br />
das vor allem durch Herbizide<br />
gekennzeichnet ist. Gleise werden<br />
regelmäßig mit sogenannten Unkrautbekämpfungsmitteln<br />
behandelt, um unerwünschten<br />
Pflanzenwuchs zu verhindern<br />
oder zu beseitigen. Herbizide in Böden<br />
oder Oberfächen- und Grundwässern<br />
sind aber keinesfalls nur dem Einsatz auf<br />
Bahngleisen zuzuschreiben, sondern<br />
auch dem Eintrag über die Landwirtschaft.<br />
Mit Herbiziden belastete Altschotter-Feinfraktionen<br />
führen zwar heute<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
wegen der Änderung der oben genannten<br />
Hinweise zur Anwendung der Abfallverzeichnis-Verordnung<br />
nicht mehr zu<br />
einer Einstufung als „gefährlicher Abfall“,<br />
die Belastung der Feinfraktionen mit<br />
Herbiziden ist aber sehr wohl bei einer<br />
Verfüllung von Gruben, Brüchen und<br />
Tagebauen zu berücksichtigen. Ein oben<br />
angesprochener Wechsel des AVV-<br />
Schlüssels ohne Gewährleistung der Beibehaltung<br />
der „Historie des jeweiligen<br />
Abfalls“ bzw. des Schadstoffspektrums<br />
könnte zu nicht-ordnungsgemäßem Handeln<br />
verleiten.<br />
Vor der Entsorgung von Altschotter(fraktionen)<br />
sind entsprechende Untersuchungen<br />
durchzuführen. Dabei ist<br />
wichtig, dass alle relevanten Schadstoffbelastungen<br />
erfasst werden. Bei Schottern<br />
aus einem offensichtlich unbelasteten<br />
Gleisabschnitt kann davon<br />
ausgegangen werden, dass die Grobfraktion<br />
unbelastet ist.<br />
Entsorgung von Altschotter (inkl. Bettungsreinigungsmaterial) und Lieferung von RC-Schottern (nach Angaben der DB AG)
Behandlung von Altschotter<br />
Bei Baumaßnahmen an Gleisanlagen fällt<br />
Altschotter unterschiedlicher Qualität und<br />
(Schadstoff-)Zusammensetzung an, der<br />
entsprechend den Grundsätzen und<br />
Pflichten der Kreislaufwirtschaft (Kreislaufwirtschafts-<br />
und Abfallgesetz – KrW-/<br />
AbfG, Bayerisches Abfallwirtschaftsgesetz<br />
– BayAbfG, Verordnung über den<br />
Abfallwirtschaftsplan <strong>Bayern</strong> – AbfPV,<br />
online unter www.izu.bayern.de Abfall ><br />
Recht / Vollzug > Bund bzw. <strong>Bayern</strong>) zu<br />
behandeln ist. Hinzu kommt, dass heutzutage<br />
nachhaltig gehandelt werden sollte,<br />
das bedeutet insbesondere, dass bei<br />
der Entsorgung der Schutz von Mensch<br />
und Umwelt nach dem Vorsorgeprinzip zu<br />
gewährleisten ist, dass nicht erneuerbare<br />
Ressourcen geschont und erneuerbare<br />
aus dem Abfallspektrum genutzt, die<br />
Verwertung wirtschaftlich zumutbar ist<br />
sowie Abfallprobleme hier und jetzt zu<br />
lösen sind, damit keine Altlasten an zukünftige<br />
Generationen übergeben werden<br />
müssen. Die wirtschaftliche Zumutbarkeit<br />
ist gegeben, wenn die mit der Verwertung<br />
verbundenen Kosten nicht außer Verhältnis<br />
zu den Kosten stehen, die für eine<br />
Abfallbeseitigung zu tragen wären.<br />
Danach sind Abfälle in erster Linie zu<br />
vermeiden, insbesondere durch die Verminderung<br />
ihrer Menge (bei Altschotter:<br />
55<br />
Wiederverwendung im Gleisbett nach<br />
Reinigung) und Schädlichkeit (Getrennthaltung<br />
unterschiedlich belasteter Fraktionen).<br />
In zweiter Linie sind sie zur Schonung<br />
primärer Ressourcen stofflich zu<br />
verwerten bzw. zu rezyklieren (bei Altschotter:<br />
Weiterverwendung / Aufarbeitung<br />
/ Reinigung für den Einsatz im<br />
Gleisbau, Straßenunterbau, Wegebau, in<br />
Dränschichten, als Asphaltmischgut<br />
etc.). Dass die Aufarbeitung technisch<br />
möglich und ein Markt vorhanden ist,<br />
zeigen allein die umfangreichen Aktivitäten<br />
der Betriebe des Verbandes „Baustoff<br />
Recycling <strong>Bayern</strong> e.V.“.<br />
In Gruben, Brüche und Tagebaue sollte<br />
daher nur nicht rezyklierfähiges Material<br />
verfüllt werden, unabhängig davon, dass<br />
hierfür laut den „Anforderungen an die<br />
Verfüllung von Gruben und Brüchen sowie<br />
Tagebauen – Leitfaden zu den Eckpunkten“<br />
nur vorsortierter, gereinigter<br />
(Abtrennung des schadstoffhaltigen Feinkorns)<br />
bzw. unbelasteter Gleisschotter in<br />
Frage kommt. Lediglich nicht verwertbare<br />
Fraktionen dürfen beseitigt werden.<br />
Altschotteraufkommen und Entsorgung<br />
– Zahlen, Daten, Fakten<br />
Bei Baumaßnahmen in den Bereichen<br />
Gleisum- und -ausbau, Oberbauinstand-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
haltung und beim Rückbau von Gleisstrecken<br />
oder nicht mehr benötigten<br />
Güterbahnhöfen fallen bei der Deutschen<br />
Bahn bis zu 4 t bzw. Mg Altschotter<br />
pro Meter Bahnstrecke an. In den<br />
<strong>Jahre</strong>n 2004 bis 2006 haben Altschotteraufkommen<br />
und aufbereiteter Recycling<br />
(RC)-Schotter deutlich zugenommen.<br />
Die über die letzten <strong>Jahre</strong> zunehmende<br />
Sanierung von Bahnanlagen hat auch<br />
entsprechend steigende Altschottermengen<br />
zur Folge, die einer Reinigung zur<br />
Wiederverwendung (im Rahmen der<br />
Vermeidung von Gleisschotter als Abfall),<br />
einer Aufbereitung zur Wieder- oder<br />
Weiterverwendung oder einer sonstigen<br />
Verwertung und – falls in Teilmengen<br />
nicht verwertbar – einer Beseitigung zugeführt<br />
werden müssen.<br />
Die für <strong>Bayern</strong> ermittelten Mengen berücksichtigen<br />
nur den Abfallerzeuger DB<br />
Netz AG. Die Gesamtdaten enthalten<br />
dagegen auch die Mengen der weiteren<br />
Abfallerzeuger des DB-Konzerns.<br />
Der in der Tabelle genannte Anteil gefährlicher<br />
Abfälle aus Altschottern in<br />
<strong>Bayern</strong> wird wegen der neu einzuschätzenden<br />
Gefährlichkeit bei Herbiziden<br />
zukünftig sinken.<br />
Aus den Bereichen Gleisum-/-ausbau,<br />
Oberbauinstandhaltung und Rückbau<br />
fielen im Jahr 2006 bundesweit zusätzlich<br />
zu den in der Tabelle genannten Alt-<br />
Herstellung der RC-Schotterkörnung an der Siebanlage 2 der Altschotteraufbereitungsanlage der Firma Xaver Riebel am Standort<br />
86916 Kaufering.
schottermengen ca. 800.000 t Boden an<br />
(davon in <strong>Bayern</strong>: ca. 230.000 t). Altschotter<br />
einschließlich dieses Bodenaushubs<br />
ist mit insgesamt 0,73 Mio. t eine<br />
durchaus relevante Teilmenge der Bauund<br />
Abbruchabfälle in <strong>Bayern</strong>.<br />
Für die Entsorgung von Altschotter der<br />
DB Netz AG sind nach Angaben der<br />
Deutschen Bahn AG derzeit bundesweit<br />
ca. 160 Anlagen rahmenvertraglich gebunden.<br />
Rund <strong>40</strong> dieser Anlagen befinden<br />
sich in <strong>Bayern</strong>. Davon sind ca. die<br />
Hälfte Aufbereitungsanlagen, einschließlich<br />
der Asphaltmischwerke.<br />
Für die Herstellung von RC-Schotter<br />
(31,5 bis 63 mm nach DB Standard<br />
918061, August 2006) zur Wiederverwendung<br />
im Schienenwegebau der Deutschen<br />
Bahn sind nur güteüberwachte<br />
Aufbereitungsanlagen zugelassen, die<br />
die Anforderungen des DB Standards 918<br />
061 „Technische Lieferbedingungen<br />
Gleisschotter“ einhalten. Dies umfasst<br />
auch die regelmäßige Prüfung des RC-<br />
Schotters auf technische Eignung und<br />
Umweltverträglichkeit im Rahmen einer<br />
Eigen- und Fremdüberwachung. Die Menge<br />
an RC-Schottern betrug im Vergleich<br />
zu den Altschottern 2004 prozentual<br />
5,3 %, 2005 13,9 % und 2006 14,7 %.<br />
Im <strong>Jahre</strong> 2005 wurden bundesweit 79 %<br />
des Altschotters aufbereitet. Dabei wird<br />
der Altschotter in mehrere Kornfraktionen<br />
getrennt, z. T. nassmechanisch behandelt<br />
und gebrochen. Die hergestellten<br />
Körnungen werden seitens der<br />
Anlagen hauptsächlich als Körnungen<br />
für den Straßenbau, für den Schienenverkehrswegebau<br />
sowie als Baustoffe im<br />
Deponiebereich verwertet (jeweils in<br />
etwa gleichen Anteilen). Die Grobfraktion<br />
des ausgebauten Altschotters aus<br />
offensichtlich unbelasteten Gleisbereichen<br />
kann i. d. R. nach der Aufbereitung<br />
wiederverwendet werden.<br />
16 % des Altschotters mussten auf Deponien<br />
beseitigt werden, nur 3 % wurden bei<br />
der Rekultivierung von Kies-, Sand- und<br />
Tongruben etc. eingesetzt. Weniger als<br />
2 % des Materials durften außerhalb von<br />
Entsorgungsanlagen verwertet werden.<br />
Novelle zum Gleisschottermerkblatt<br />
Das LfU hat sein auch über <strong>Bayern</strong> hinaus<br />
beachtetes Merkblatt „Anforderungen<br />
an die Verwertung und Beseitigung<br />
von Gleisschotter“ novelliert. Es ist seit<br />
dem 1. Juli 2007 gültig und im Internet<br />
unter www.izu.bayern.de (Abfall > Recht<br />
/ Vollzug > <strong>Bayern</strong>) einzusehen.<br />
Anlass zur Überarbeitung waren<br />
insbesondere die Anpassung an neue<br />
abfallrechtliche Regelungen und einen<br />
neuen Kenntnisstand fachlicherseits sowie<br />
der Ansatz, das Papier übersichtlicher<br />
und praxisfreundlicher zu gestalten.<br />
Das Merkblatt nennt die möglichen Belastungen<br />
von Altschottern, einzuhalten-<br />
56<br />
Altschotter-Entsorgungswege von Altschotter im <strong>Jahre</strong> 2005 bundesweit (ab Baustelle;<br />
(nach Angaben der DB AG)<br />
de Schadstoffgrenzwerte für die Entsorgung<br />
und gibt Hinweise auf die unumgänglichen<br />
Schritte zur Vorermittlung, zu<br />
Probenahmen und analytischen Untersuchungen,<br />
die eingangs (Deklarationsuntersuchung)<br />
oder ausgangs (Entsorgungsuntersuchungen<br />
jeder einzelnen<br />
Fraktion nach der Aufbereitung) durchführen<br />
sind. Es bewertet die Ergebnisse<br />
aus den Analysen und beschreibt die<br />
Wege zur Entsorgung (Verwertung und<br />
Beseitigung) von Altschotter. Ferner<br />
nennt es die Vielzahl der in diesem Zusammenhang<br />
aktuell gültigen Vorschriften<br />
und Regeln.<br />
Bei der Novellierung des Gleisschottermerkblatts<br />
waren wiederum die DB Netz<br />
AG als größter Abfallerzeuger beteiligt<br />
sowie stellvertretend ein Gleisschotter<br />
aufbereitendes Unternehmen und ein<br />
Wasserwirtschaftsamt, um den Bezug<br />
zur Praxis gewährleisten zu können. Die<br />
Verbandsgeschäftsführungen der Baustoffrecyclingbetriebe<br />
und der Betriebe<br />
der Sand- und Kiesindustrie in <strong>Bayern</strong><br />
hatten Gelegenheit zur Stellungnahme.<br />
Der Umgang mit diesen großen und nicht<br />
immer unkritischen Stoffmengen bedarf<br />
der Regelung, damit die Entsorgung<br />
umweltgerecht sowie Primärrohstoff und<br />
Energie schonend bewältigt werden<br />
kann, wobei die Wirtschaftsverträglichkeit<br />
gewährleistet bleibt und zukünftige<br />
Generationen nicht belastet werden dürfen<br />
(nachhaltiges Stoffstrommanagement).<br />
Das Merkblatt richtet sich vor allem<br />
an die Abfallerzeuger, die Betriebe<br />
für das Recycling sekundärer Baustoffe<br />
aus mineralischen Abfällen (hier Altschottern)<br />
und die Betriebe, die unter<br />
bestimmten Bedingungen Altschotter<br />
auch in ehemalige Sand- oder Kiesgruben,<br />
Steinbrüche und Tagebaue einbauen<br />
dürfen. Zuständige Behörden sind die<br />
jeweiligen Kreisverwaltungsbehörden<br />
und Bergämter sowie die Wasserwirtschaftsämter<br />
als deren Fachbehörden.<br />
Gleisschottermerkblatt und weitere<br />
Regelungen<br />
Nachdem bei einer für das Jahr 2004<br />
geplanten bundesweit einheitlichen „TR<br />
Gleisschotter“ der Länderarbeitsgemeinschaft<br />
Abfall (LAGA) keine Einigung erzielt<br />
werden konnte, will das Bundesministerium<br />
für Umwelt, Naturschutz und<br />
Reaktorsicherheit im <strong>Jahre</strong> 2008 Rah-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
menbedingungen zu Anforderungen an<br />
die ordnungsgemäße und schadlose<br />
Verwertung mineralischer Abfälle herausgeben.<br />
Das seit dem 1. Juli 2007<br />
gültige Gleisschottermerkblatt des LfU<br />
wird dann entsprechend angepasst. Es<br />
soll aber wegen der speziellen Gleisschotterfragen<br />
als Ergänzung erhalten<br />
bleiben.<br />
Bei der Novellierung des Gleisschottermerkblatts<br />
waren unter anderem die<br />
Rahmenbedingungen des Leitfadens zur<br />
Vereinbarung zwischen dem Bayerischen<br />
Staatsministerium für Umwelt,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz und<br />
dem Bayerischen Industrieverband Steine<br />
und Erden e. V. „Anforderungen an<br />
die Verfüllung von Gruben und Brüchen<br />
sowie Tagebauen“ in der Fassung vom<br />
05.12.2005 zu berücksichtigen.<br />
Während es das Gleisschottermerkblatt<br />
des BayLfU in einer Vorfassung schon seit<br />
1999 gibt, die jetzt in der dritten überarbeiteten<br />
Version vorliegt, hat das Landesamt<br />
für Umwelt, Wasserwirtschaft und<br />
Gewerbeaufsicht (LUWG) von Rheinland-<br />
Pfalz erstmals im Januar 2007 ein eigenes<br />
Merkblatt zur Entsorgung, Analytik,<br />
Abfalleinstufung, Deponierung und Verwertung<br />
von Gleisschotter herausgegeben.<br />
Auch die Landesanstalt für Umwelt,<br />
Messungen und Naturschutz Baden-<br />
Württemberg (LUBW) ist beauftragt, eine<br />
Handlungshilfe für die Verwertung von<br />
Gleisschotter zu erstellen. Beide Nachbarländer<br />
hatten und haben dabei<br />
ebenfalls landesspezifische Regelungen<br />
mit einzubeziehen.<br />
Die DB Netz AG und die weiteren Altschotter-Abfallerzeuger<br />
des DB Konzerns<br />
haben sich so von Bundesland zu<br />
Bundesland an einander abweichende<br />
Festlegungen zu halten. So gilt es die<br />
Rahmenbedingungen des Bundes zu<br />
Anforderungen an die ordnungsgemäße<br />
und schadlose Verwertung mineralischer<br />
Abfälle abzuwarten. Ein möglicher Auftrag<br />
der den genannten Landesfachbehörden<br />
vorgesetzten Umweltministerien,<br />
die Merkblätter aneinander anzupassen,<br />
um damit gegebenenfalls unerwünschte<br />
grenzüberschreitende Verlagerungen<br />
von Altschotterfeinfraktionen zu unterbinden,<br />
wird zumindest bis dahin nicht zu<br />
erwarten sein.<br />
Dr. Ulrich Lottner<br />
LfU
57<br />
Fünf <strong>Jahre</strong> Gewässer-Nachbarschaften <strong>Bayern</strong><br />
In <strong>Bayern</strong> umfassen kleine Gewässer ein<br />
Netz von etwa 60000 km. Sie bestimmen<br />
das Landschaftsbild im ländlichen Raum,<br />
sind Lebensraum für uns und unsere<br />
heimische Pflanzen- und Tierwelt. Ihre<br />
Auen tragen zum Hochwasserrückhalt in<br />
der Fläche bei. Die Gewässer und Auen<br />
naturnah zu pflegen und zu entwickeln<br />
ist daher eine außerordentlich wichtige<br />
Aufgabe der zuständigen Gemeinden<br />
und Wasser- und Bodenverbände.<br />
Die Gewässer-Nachbarschaften wurden<br />
im <strong>Jahre</strong> 2002 auf Initiative des Bayerischen<br />
Staatsministeriums für Umwelt,<br />
Gesundheit und Verbraucherschutz als<br />
Plattform für Informations- und Erfahrungsaustausch<br />
ins Leben gerufen und<br />
werden von den kommunalen Spitzenverbänden<br />
unterstützt. An den Gewässer-Nachbarschaftstagen<br />
findet auf<br />
Landkreisebene zwischen den Gemeinden<br />
und Wasser- und Bodenverbänden<br />
sowie den Fachbehörden ein Informations-<br />
und Erfahrungsaustausch rund um<br />
die Gewässerunterhaltung statt.<br />
Im Internet eingestellt: Faltblatt „Unterhaltung<br />
von Gräben“<br />
Bis zu sieben Nachbarschaftstage haben seit 2002 in den einzelnen Landkreisen und<br />
kreisfreien Städten stattgefunden<br />
Seit Ende 2002 konnten annähernd<br />
250 Nachbarschaftstage mit<br />
etwa 5000 Teilnehmern, darunter<br />
viele Bürgermeister, Bauamtsleiter<br />
aber auch Bauhofleiter und -mitarbeiter,<br />
durchgeführt werden. Die<br />
Teilnehmerzufriedenheit an den<br />
Nachbarschaftstagen zeigt, dass<br />
die Gewässer-Nachbarschaftstage<br />
sehr gut angenommen werden.<br />
Alle Arbeitshilfen sind unter<br />
www.gn-bayern.de zum Herunterladen<br />
eingestellt. Die Faltblätter<br />
sind zusätzlich zum Bestellen im<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Publikationsportal des Umweltministeriums<br />
eingestellt. Neu ist das Faltblatt „Unterhaltung<br />
von Gräben“.<br />
Gerade an den kleinen Gewässern geht<br />
es in Zeiten knapper kommunaler Kassen<br />
und einer Intensivierung landwirtschaftlicher<br />
Produktion in Folge des Anbaus<br />
nachwachsender Rohstoffe darum,<br />
mit guten Beispielen und kostenwirksamen<br />
Ansätzen zu zeigen, dass die Gewässerunterhaltung<br />
wertvolle Gewässerstrukturen<br />
erhalten und fördern kann. Die<br />
Diskussion in den Nachbarschaften soll<br />
Soweit notwendig, können Ufer naturnah mit Gehölzen, Raubäumen oder wie<br />
hier, mit Flechtwerken gesichert werden. [Bild © WWA Aschaffenburg]
58<br />
Die jährliche Auswertung zeigt, dass die Teilnehmer mit der Organisation, den Fachvorträgen und dem Erfahrungsaustausch<br />
zufrieden waren (blauer Balken: Organisation und Leitung des Nachbarschaftstages; rot: Fachvorträge, gelb: Erfahrungsaustausch)<br />
hier Wissen und Akzeptanz zur gewässerverträglichen<br />
Unterhaltung schaffen.<br />
Beispielsweise werden Uferanbrüche<br />
oder umläufige Abstürze auch heute vielfach<br />
bestandsichernd und naturfern gesichert<br />
bzw. wieder hergestellt. Ergebnis<br />
einer nachbarschaftlichen Diskussion<br />
sollte hier sein, dass es z.B. kostenwirksamer<br />
und gewässerverträglicher ist, die<br />
Ufer nur soweit notwendig naturnah mit<br />
Gehölzen, Raubäumen oder Buhnen zu<br />
sichern. Diskussionsgrundlage für einen<br />
Gewässer-Nachbarschaftstag kann auch<br />
das Bild eines umläufigen Absturzes<br />
sein: Erstens: wieder Herstellung des<br />
Absturzes? Zweitens: natürliche Sohlstabilisierung<br />
bei entsprechender<br />
Grundbereitstellung unter Nutzung der<br />
sich abzeichnenden eigendynamische<br />
Sohlaufweitung? oder drittens: Sohlsicherung<br />
mittels einer rauen Rampe?<br />
Die unterschiedlichen Optionen können<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
An Gewässer-Nachbarschaftstagen können<br />
Unterhaltungsverpflichtete praxisorientiert<br />
darüber diskutieren, welche<br />
Handlungsoptionen bei einem umläufigen<br />
Absturz gegeben sind.<br />
[Bild © WWA München]<br />
im Rahmen eines Gewässer-Nachbarschaftstages<br />
praxisorientiert in Hinblick<br />
auf die Machbarkeit, Gewässerverträglichkeit<br />
und Wirtschaftlichkeit diskutiert<br />
werden und so zu einer kostenwirksamen<br />
Umsetzung der vielfach vorhandenen<br />
Gewässerentwicklungspläne /-konzepte<br />
beitragen.<br />
Raimund Schoberer<br />
Regierung der Oberpfalz
Institut für unterirdische Infrastruktur<br />
Am 17. September 2007 präsentierte<br />
sich das Institut für unterirdische Infrastruktur-Süd<br />
(IKT-Süd)erstmals der<br />
Fachöffentlichkeit. Mehr als 80 Interessenten<br />
aus Politik, Verwaltung und Wirtschaft<br />
folgten den Vorträgen und praktischen<br />
Vorführungen auf dem Campus<br />
der Universität der Bundeswehr München.<br />
Welche Rolle unterirdische Infrastruktur<br />
gerade für die Länder und Kommunen<br />
spielt, verdeutlichte Prof. Günthert von<br />
der Fakultät für Bauingenieur- und Vermessungswesen:<br />
Jeder Bürger beanspruche<br />
durchschnittlich rund 6,8 Meter<br />
allein an öffentlichen Kanälen, hinzu<br />
kommen noch die privaten Leitungen<br />
und Kanäle. „Bei 80 Millionen Bundesbürgern<br />
ein enormes Volumen. Es gibt<br />
also viel zu tun.“<br />
Solche Notwendigkeit motivierte die neuen<br />
Partner, die Ärmel hochzukrempeln.<br />
Zum 1. September 2007 haben das IKT<br />
und die Universität der Bundeswehr<br />
München eine gemeinsame Außenstelle<br />
gegründet: IKT-Süd. Ihr Sitz ist der<br />
Campus der Universität. Die Außenstelle<br />
ist der Fakultät für Bauingenieur- und<br />
Vermessungswesen angegliedert.<br />
Im Rahmen der Auftaktveranstaltung am<br />
17. September stellte das IKT-Süd unter<br />
dem Motto „Neutral und unabhängig für<br />
süddeutsche Kommunen“ sich und sein<br />
Leistungsspektrum vor. Die Präsidentin<br />
59<br />
der Universität der Bundeswehr München<br />
Prof. Merith Niehuss lobte die Neugründung:<br />
„Es freut mich sehr, dass mit<br />
dem IKT-Süd Kommunen, Firmen und<br />
Universität zusammen kommen und zusammen<br />
arbeiten.“<br />
Roland W. Waniek, IKT-Geschäftsführer,<br />
stellte die Aufgabengebiete des IKT vor:<br />
Bau, Betrieb und Sanierung von Rohrleitungen<br />
sind das Kerngeschäft. In diesem<br />
Bereich führt das Institut praxisnahe Forschung<br />
für Ministerien, Kommunen und<br />
andere durch. Daneben bietet es auch<br />
Materialprüfungen, IKT-Warentests und<br />
Beratungen an.<br />
Ulrich Fitzthum vom Bayerischen Umweltministerium<br />
und Hans Neifer vom<br />
Umweltministerium Baden-Württemberg<br />
stellten im Rahmen der Auftaktveranstaltung<br />
IKT-Süd vor, welchen Handlungsbedarf<br />
die Politik in punkto unterirdischer<br />
Infrastruktur in den kommenden <strong>Jahre</strong>n<br />
sieht. In <strong>Bayern</strong> umfasst das öffentliche<br />
Kanalnetz rund 86.000 Kilometer. Die Instandsetzung<br />
schadhafter und überlasteter<br />
Kanäle sowie die Sanierung von<br />
Regenüberläufen nannte Fitzthum als<br />
Schwerpunkte. Auch in Baden-Württemberg<br />
ist die Kanalsanierung in Arbeit.<br />
Besonders bei den alten Kanälen gebe<br />
es einen hohen Sanierungsbedarf, erklärte<br />
Neifer. Insgesamt schätzt das<br />
Umweltministerium den finanziellen<br />
Aufwand für die Sanierungsmaßnahmen<br />
im öffentlichen Kanalnetz Baden-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Württembergs auf 5 Milliarden Euro.<br />
Welche Möglichkeiten zur Verfügung<br />
stehen, um Kanalnetze, Leitungen und<br />
Entwässerungsanlagen zu prüfen und<br />
zu sanieren, stellten IKT-Mitarbeiter sowie<br />
Wissenschaftler der Universität vor.<br />
Dabei überzeugten sich die Gäste auch<br />
von den Prüf- und Versuchsanlagen, die<br />
an der Universität für die praxisnahe<br />
Forschung zur Verfügung stehen.<br />
„Mit dem IKT-Süd möchten wir die neutralen<br />
und praxisorientierten Forschungs-,<br />
Prüf- und Beratungsleistungen<br />
des IKT verstärkt auch süddeutschen<br />
Kommunen und Kanalnetzbetreibern<br />
anbieten“, betont René Puhl. „Vor Ort für<br />
Netzbetreiber da sein, das ist unsere<br />
Zielsetzung“, unterstreicht der Leiter des<br />
IKT-Süd.<br />
In seinem Vortrag verdeutlichte er die<br />
Möglichkeiten, die sich für süddeutsche<br />
Netzbetreiber durch das neue IKT-Süd<br />
ergeben:<br />
Strenge Bauüberwachung durch unabhängige<br />
Materialprüfungen<br />
Verlässliche Planung durch staatlich<br />
anerkannte Durchfluss-Messungen<br />
Investieren in die besten Produkte<br />
durch Vergleichende Warentests<br />
Wissen aufbauen durch Mitgestalten<br />
bei Forschungsprojekten<br />
Pressemitteilung IKT-Süd<br />
Freuen sich auf die Zusammenarbeit: Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Günthert (mitte), Roland W. Waniek (rechts)<br />
und Dr.-Ing. Bert Bosseler (beide IKT)
Water Supply and Sanitation for All<br />
Am 27. und 28. September 2007 veranstaltete<br />
die Hans Huber AG das internationale<br />
Symposium mit dem Titel „Water<br />
Supply and Sanitation for All – Obligation<br />
of the water professionals for our common<br />
future“. Hochkarätige Referenten<br />
aus Politik, Wasserwirtschaft und Wissenschaft<br />
und ca. 500 internationale<br />
Gäste trafen am Standort Berching (Oberpfalz)<br />
zusammen, um über die verschiedenen<br />
Aspekte einer nachhaltigen<br />
Wasserwirtschaft für die Zukunft zu diskutieren.<br />
Neben technischen Fragen<br />
wurden auch die politischen Rahmenbedingungen<br />
sowie die Rolle von innovativen<br />
klein- und mittelständischen Unternehmen<br />
(KMU) bei der Erfüllung der<br />
Millenniumsentwicklungsziele (MDGs)<br />
erörtert. Man zeigte sich einig, dass die<br />
traditionellen Methoden der Versorgung<br />
von Bevölkerung, Industrie und Landwirtschaft<br />
mit sauberem Wasser durch innovative<br />
Maßnahmen ergänzt werden müssen.<br />
Auch die Entwicklung neuer<br />
Technologien, um allen Menschen unserer<br />
Erde eine angemessene Abwasserreinigung<br />
zeitnah sicherzustellen, wurde<br />
als dringend nötig erkannt.<br />
Da sich die sozio-politischen sowie ökologischen<br />
Randbedingungen in den heutigen<br />
Gesellschaften schneller ändern<br />
als Ingenieure traditionelle technische<br />
Lösungen umsetzen können, ist ein<br />
schnelles Handeln in den Bereichen<br />
Wasserversorgung und Abwasserreinigung<br />
erforderlich. Die gängige Praxis, ein<br />
Wasserversorgungs- oder Abwasserentsorgungssystem<br />
zu installieren, ist erheblich<br />
zeitaufwändig und nicht mehr<br />
60<br />
zeitgemäß. Obwohl herkömmliche<br />
Konzepte tatsächlich<br />
ausgereift sind und<br />
ein effektives Mittel zur Erhaltung<br />
der öffentlichen Gesundheit<br />
darstellen, erfüllen<br />
sie nicht die Kriterien einer<br />
nachhaltigen Wasserwirtschaft.<br />
Man denke nur an die<br />
lange Zeit, die von der Planungsphase<br />
bis zur Fertigstellung<br />
benötigt wird, sowie<br />
das zugrunde liegende Konzept,<br />
qualitativ hochwertiges<br />
Wasser für die Kanalspülung<br />
zu verschwenden.<br />
Innovative Konzepte für<br />
Flussbeckenbewirtschaftung<br />
sowie integrierte Wasserressourcenmanagementsysteme<br />
in Küstenregionen,<br />
Städten und ländlichen Gegenden<br />
sind dringend nötig.<br />
Die globale Erwärmung und<br />
die daraus resultierenden<br />
Klimaveränderungen erfordern<br />
neue Planungsmethoden,<br />
Managementstrategien<br />
und Techniken. Dabei sollen<br />
insbesondere Faktoren wie<br />
das starke Bevölkerungswachstum,<br />
die Migration in<br />
Stadtgebiete, die wachsende<br />
Nachfrage nach Komfort und Luxus<br />
sowie die schnelle Globalisierung berücksichtigt<br />
werden.<br />
Verschiedene Vorschläge für solche wasserwirtschaftlichen<br />
Innovationen wurden<br />
Gefüllte Europa-Halle am Standort Berching. Auf den im Saal in ausreichender Anzahl verteilten<br />
großen Bildschirmen konnten die Power-Point Vorträge der Referenten sehr gut verfolgt<br />
werden.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Hans Huber eröffnet das internationale Symposium<br />
in Berching.<br />
während des Symposiums eingehend<br />
diskutiert. Es gab eine breite Übereinstimmung<br />
darüber, dass nachhaltige Veränderungen<br />
beim Wassermanagement<br />
nur dann Erfolg haben können, wenn<br />
Wissenschaft, Wirtschaft und Regierungen<br />
eng zusammenarbeiten.<br />
Weiterhin war man sich einig,<br />
dass eine Verlagerung weg von<br />
der „Entsorgung von Schmutzwasser“<br />
hin zur „Rückgewinnung<br />
von Wertstoffen, Betriebswasser<br />
und Energie“ aus<br />
Abwasser stattfinden muss. Der<br />
dezentrale Ansatz ermöglicht<br />
hierbei die kleinräumige Schließung<br />
der Wasser-, Energieund<br />
Stoffkreisläufe.<br />
Abstracts und Präsentationen<br />
der Referenten sind auf folgender<br />
Internetseite veröffentlicht:<br />
http://www.huber.de/hp1033/<br />
Symposium-2007.htm<br />
Dr.-Ing. Stefania Paris,<br />
Hans Huber AG
WRRL - Maßnahmenprogramm für den Bewirtschaftungsplan<br />
Die europäische Wasserrahmenrichtlinie<br />
(WRRL) ordnet und koordiniert die europäische<br />
Wassergesetzgebung. Sie ist ein<br />
Meilenstein auf dem Weg zu einem<br />
grenzüberschreitendem Gewässerschutz,<br />
der über die Wasserqualität hinaus<br />
auch dem ökologischen Zustand der<br />
Gewässer als Ganzes gilt. Sie bindet die<br />
übrigen gewässerrelevanten Richtlinien<br />
in ihren gesetzlichen Rahmen ein. Die im<br />
Jahr 2000 verabschiedete Richtlinie wurde<br />
in Deutschland 2003 in nationales<br />
Recht umgesetzt.<br />
Aufstellen der Bewirtschaftungspläne<br />
und Maßnahmenprogramme<br />
Der Schwerpunkt der Umsetzungsarbeit<br />
zur WRRL wird in den Wasserwirtschaftsverwaltungen<br />
der Länder in den nächsten<br />
beiden <strong>Jahre</strong>n auf der Ausarbeitung der<br />
Beiträge zu den Bewirtschaftungsplänen<br />
und Maßnahmenprogrammen sowie den<br />
notwendigen Abstimmungen in den<br />
Flussgebietseinheiten liegen.<br />
Wesentliches Merkmal der anstehenden<br />
Arbeit bis Ende 2008 ist, dass Maßnahmenprogramme<br />
aufzustellen sind,<br />
keine detaillierten Maßnahmeplanungen.<br />
Die Erstellung der Maßnahmenprogramme<br />
ist keine ausschließlich wasserwirtschaftliche<br />
Aufgabe, sondern<br />
eine fachübergreifende, in die auch andere<br />
Umweltsektoren, Politik- und Gesellschaftsbereiche<br />
wie die Verbände<br />
und die Fachverwaltung des Natur-<br />
61<br />
schutzes, die Landwirtschaft, die Kommunen<br />
und alle sonstigen Nutzergruppen<br />
einbezogen sind.<br />
Arbeitsschritte für das Aufstellen eines<br />
Maßnahmenprogramms<br />
Das Maßnahmenprogramm enthält eine<br />
Zusammenstellung von Einzelmaßnahmen,<br />
mithilfe derer der „gute Zustand“<br />
(„gute Potential“) eines Gewässers erreicht<br />
werden soll (vgl. auch Anhang VII,<br />
Teil A Nr. 7 WRRL). Dabei ist nach grundlegenden<br />
Maßnahmen und ergänzenden<br />
Maßnahmen sowie Zusatzmaßnahmen<br />
zu unterscheiden (vgl. Art. 11 WRRL).<br />
Für die Aufstellung der Maßnahmenprogramme<br />
sind nachfolgende Arbeitsschritte<br />
vorgesehen. Beim durchlaufen dieser<br />
Schritte werden die verschiedenen Gewässerbelastungen<br />
durch Punktquellen,<br />
diffuse Quellen oder hydromorphologische<br />
Veränderungen nach gleichem<br />
Schema abgearbeitet.<br />
Die Arbeitsschritte sind:<br />
1. Belastungs- und Zielanalyse<br />
2. Ermittlung der Belastungsursache<br />
3. Prüfung der Grundlegenden Maßnahmen<br />
- Beschreibung eines Baseline-<br />
Szenarios<br />
4. Auswahl der erforderlichen ergänzenden<br />
Maßnahmen und Prüfung auf<br />
Kostenwirksamkeit<br />
5. Zusammenfassung und Dokumentation<br />
der Maßnahmen<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Belastungs- und Zielanalyse<br />
Oberflächenwasserkörper (OWK)<br />
Durch die WRRL wurde die Aufstellung<br />
von Überwachungsprogrammen mit neuen<br />
Bewertungskomponenten (Fische,<br />
Makrozoobenthos, Makrophyten, Phytobenthos,<br />
Phytoplankton) und entsprechenden<br />
Bewertungsverfahren gefordert.<br />
Das Überwachungsprogramm zeigt den<br />
ökologischen und chemischen Zustand<br />
natürlicher OWK sowie das ökologische<br />
Potenzial stark veränderter OWK auf. Ziel<br />
ist es, mindestens den guten Zustand<br />
bzw. das gute ökologische Potenzial zu<br />
erreichen und eine Verschlechterung des<br />
Zustandes der OWK zu verhindern.<br />
Grundwasserkörper (GWK)<br />
Emissionsbetrachtung für OWKs: Mögliche Eintragspfade bestimmter Stoffe in Oberflächengewässer<br />
Grundsätzlich ist ein Grundwasserkörper<br />
(GWK) in einem guten Zustand, wenn an<br />
keiner Stelle im GWK eine Qualitätsnorm<br />
(im Regelfall für Nitrat) oder ein Schwellenwert<br />
überschritten wird oder nachgewiesen<br />
werden kann, dass<br />
a) die Überschreitung/-en keine signifikante<br />
Gefährdung der Umwelt darstellen<br />
und<br />
b) die Verwendung des Grundwassers<br />
durch den Menschen nicht signifikant<br />
beeinträchtigt wird.
62<br />
Maßnahmenschema Hydromorphologie: Belastungen, deren Verursacher, die durch Belastungen entstandenen Defizite und die<br />
zum Abbau dieser Defizite geeigneten Maßnahmengruppen<br />
Ausschnitt aus dem Maßnahmenkatalog für den Handlungsbereich „diffuse stoffliche Belastungen“<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007
Belastungsursache<br />
Immissionsbetrachtung für OWKs<br />
Hinweise auf die Art der Belastung ergeben<br />
sich aus den einzelnen Qualitätskomponenten<br />
und deren Bewertungsmodulen<br />
beim Monitoring.<br />
Eine „mäßige“ Zustandsklasse deutet bei<br />
Oberflächengewässern auf folgende<br />
Belastungsursachen hin:<br />
Makrozoobenthos – Bewertungsmodul<br />
Saprobie: Belastung durch leicht<br />
abbaubare organische Stoffe. Diese<br />
können durch Punktquellen (Primärbelastung)<br />
oder diffuse Quellen (Sekundärbelastung)<br />
eingetragen werden.<br />
Hinweise hierzu liefern außerdem<br />
chemische Messwerte und die Zustandsklassen<br />
für die pflanzlichen<br />
Qualitätskomponenten.<br />
Makrozoobenthos – Bewertungsmodul<br />
Degradation: Belastung durch hydromorphologische<br />
Veränderungen.<br />
Weitere Hinweise zur Art der Belastung<br />
ergeben sich aus den einzelnen<br />
Grunddaten der Erhebung.<br />
Fische: Belastung durch hydromorphologische<br />
Veränderungen. Weitere<br />
Hinweise zur Art der Belastung ergeben<br />
sich aus den einzelnen Grunddaten<br />
der Erhebung.<br />
Makrophyten & Phytobenthos und/<br />
oder Phytoplankton: Belastung durch<br />
Nährstoffe, insbesondere durch leicht<br />
verfügbare P-Komponenten und Ammonium.<br />
Die Einzelkomponenten für<br />
Makrophyten und Phytobenthos geben<br />
Hinweise, über den Zeitraum der<br />
Belastung (kurz- oder längerfristige<br />
Belastung).<br />
Spezifische Schadstoffe / prioritäre<br />
Stoffe: Je nach Stoff ist eine Belastung<br />
aus diffusen und punktuellen Quellen<br />
möglich. Hinweise geben die spezifischen<br />
chemischen Messwerte.<br />
63<br />
Immissionsbetrachtung für GWK<br />
Grundsätzlich ist davon auszugehen,<br />
dass ausschließlich stoffliche Belastungen<br />
zu betrachten sind; eine Belastung<br />
des mengenmäßigen Zustands, also<br />
eine Übernutzung eines GWKs, ist nach<br />
derzeitigem Kenntnisstand in <strong>Bayern</strong><br />
nicht zu erwarten.<br />
Bisher festgestellt wurden Belastungen<br />
des Grundwassers mit Nitrat und ggf.<br />
Pflanzenschutzmitteln.<br />
Grundlegende Maßnahmen und Defizitanalyse<br />
Im Rahmen eines sogenannten Baseline-Szenarios<br />
werden grundlegende<br />
Maßnahmen hinsichtlich ihrer Wirkung<br />
auf den Gewässerzustand bis 2015 geprüft.<br />
Nur wenn der „gute Zustand“ der<br />
Gewässer mit Hilfe dieser Maßnahmen<br />
nicht erreicht werden kann, bedarf es<br />
ergänzender Maßnahmen.<br />
Ergänzende Maßnahmen<br />
Teilschritte:<br />
Tabellarische Aufstellung des Maßnahmenprogramms<br />
1. Auswahl der Maßnahmen, Identifizierung<br />
von umsetzbaren und nicht umsetzbaren<br />
Maßnahmen<br />
2. Prüfung der Wirksamkeit der Maßnahmen<br />
3. Ermittlung der Kosteneffizienz/ Kostenwirksamkeitsuntersuchung<br />
4. Priorisierung der Maßnahmen<br />
Für die Maßnahmenauswahl hinsichtlich<br />
ergänzender Maßnahmen kommen<br />
Maßnahmenkataloge zum Einsatz. Es<br />
stehen Maßnahmenkataloge für folgende<br />
Handlungsbereiche zur Verfügung:<br />
Handlungsbereich „diffuse stoffliche<br />
Belastungen“<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Handlungsbereich „Hydromorphologie“<br />
Handlungsbereich „Bundeswasserstraßen“<br />
Anhand der ausgewählten Maßnahmen<br />
aus den Maßnahmenkatalogen lassen<br />
sich dann die dazu gehörigen Kosten für<br />
deren Umsetzung dokumentieren. Eine<br />
Rangfolge der ausgewählten Maßnahmen<br />
wird festgelegt und die Kostenwirksamkeit<br />
für jeden OWK abgeschätzt.<br />
Eine Priorisierung der Maßnahmen erfolgt<br />
voraussichtlich nach den Kriterien:<br />
1. Priorisierung nach fachlichen Kriterien:<br />
Nutzenbetrachtung<br />
2. Priorisierung nach Machbarkeit und<br />
Kosteneffizienz<br />
3. Priorisierung nach Finanzierbarkeit<br />
4. Priorisierung nach regionalen Schwerpunkten<br />
Aufstellen des Maßnahmenprogramms<br />
Die Zusammenfassung der grundlegenden<br />
und ergänzenden Maßnahmen erfolgt<br />
in Tabellenform.<br />
Michael Becker<br />
Joachim Schütter<br />
StMUGV
Gehölze und Hochwasserschutzdeiche – Ein weltweites Diskussionsthema<br />
In Sacramento (Kalifornien, USA) fand<br />
vom 28. bis 29. August 2007 ein Symposium<br />
zum Thema „Gehölzbewuchs an<br />
und auf Hochwasserschutzdeichen an<br />
Fließgewässern“ statt. Die Organisation<br />
übernahm die örtliche, für den Bezirk von<br />
Sacramento zuständige Hochwasserschutzbehörde<br />
Sacramento Area Flood<br />
Control Agency (SAFCA).<br />
Ausgerichtet war die Konferenz auf die<br />
örtlichen und regionalen Hochwasserschutzbehörden,<br />
auf Planungsbüros,<br />
Bauunternehmungen, wissenschaftliche<br />
Einrichtungen und vor allem auf die Teilnahme<br />
des United States Army Corps of<br />
Engineers (USACE). Mit letztgenannter<br />
Institution gab es im Vorfeld einige fachliche<br />
Diskussionen, die Unstimmigkeiten<br />
bei der Handhabung von Bewuchs an<br />
und auf Hochwasserschutzbauwerken<br />
zu Tage förderten.<br />
Offizielle Veranstalter und Sponsoren der<br />
Konferenz waren u. a. auch das USACE,<br />
SAFCA und das California Department<br />
of Water Resources (DWR).<br />
Ausgangssituation<br />
Kurz vor dem Symposium wurde vom<br />
nationalen, technischen Fachgremium<br />
der USA, dem USACE, ein endgültiger<br />
Entwurf der technischen Vorschrift zum<br />
Umgang mit Bewuchs innerhalb von lokalen<br />
Hochwasserschutzanlagen verabschiedet<br />
[1]. Die vom USACE herausgegebenen<br />
„White Papers“ haben in den<br />
USA zusammen mit den „Technical Manuals“,<br />
den „Technical Letters“ etc. den<br />
Stellenwert vergleichbar mit den <strong>DWA</strong>-<br />
Regelwerken oder den DIN-Normen in<br />
Deutschland. Das Deutsche Institut für<br />
Normung ist jedoch ein unabhängiger,<br />
eingetragener Verein, der mit der Einhaltung<br />
der in den Normen festgehaltenen<br />
Anforderungen nichts zu tun hat. Dies<br />
übernehmen in Deutschland je nach<br />
Fachgebiet meist staatliche Genehmigungsbehörden.<br />
Das USACE ist eine Art<br />
Bundesbehörde, vergleichbar mit der<br />
Bundesanstalt für Wasserbau (BAW),<br />
der zugleich die Finanzmittelzuweisung<br />
für den Bau von föderalen Hochwasserschutzeinrichtungen<br />
unterliegt. Die Zuweisung<br />
der Finanzförderung seitens<br />
des Bundes wird jedoch stark davon<br />
abhängig gemacht, ob die in den „White<br />
Papers“ und den anderen technischen<br />
Schriften aufgestellten Anforderungen in<br />
den Planungen der lokalen Maßnahmen<br />
erfüllt sind.<br />
In [1] wurde u. a. gefordert, dass Hochwasserschutzbauwerke<br />
und ein dazugehörender<br />
Schutzstreifen frei von Gehölz-<br />
64<br />
Lage der Stadt Sacramento an den Flüssen Sacramento und American River<br />
bewuchs sein müssen. Sofern dies nicht<br />
der Fall ist, wurde den lokalen Behörden<br />
seitens der USACE ein enger Terminplan<br />
gesteckt, innerhalb dessen die Richtlinien<br />
in [1] umgesetzt werden sollten. Wie<br />
bereits erwähnt, ist an diese Forderungen<br />
die staatlichen Finanzförderungen<br />
seitens des Bundes geknüpft.<br />
Der Bundesstaat Kalifornien und<br />
insbesondere der Bezirk Sacramento<br />
weisen jedoch einige Randbedingungen<br />
auf, die mit dem in [1] festgesetzten Vorgehen<br />
nicht ohne Weiteres in Einklang<br />
zu bringen sind. Die Sohlen- und Uferbereiche<br />
der Flüsse Sacramento und American<br />
River bestehen aus sehr feinen,<br />
kohäsionslosen Sedimenten, so dass<br />
hier die Gefahr der Sohlen- und Ufererosion<br />
bei Hochwasser gegeben ist. Die<br />
Flusssohlen liegen verhältnismäßig<br />
hoch, da aufgrund des Goldabbaus im<br />
19 Jahrhundert Feinsedimente in die<br />
Flüsse eingespült wurden. Hieraus ergibt<br />
sich auch die ungünstige Lage von hinter<br />
den Deichen liegenden, sehr flach<br />
und weit erstreckenden Bereichen des<br />
Bezirks und der Stadt Sacramento, deren<br />
Geländeoberkante teilweise unterhalb<br />
der Gewässersohle liegt. Die hoch<br />
liegenden Flussläufe wurden im Laufe<br />
der Zeit eingedeicht. Im Falle eines<br />
Deichbruches würden große Bereiche<br />
mehrere Meter unter Wasser stehen. Die<br />
Hochwassercharakteristik der beiden<br />
Flüsse weist sowohl sehr hohe Abflussspitzen<br />
und zum anderen sehr lange<br />
Hochwasserdauern auf, was die darge-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
stellte Sachlage noch verschärft. Die<br />
Region in und um Sacramento erfreut sich<br />
zudem einer regen Besiedelungsaktivität,<br />
wodurch in den überschwemmungsgefährdeten<br />
Bereichen zunehmend volkswirtschaftliche<br />
Werte entstehen. Das prognostizierte<br />
Schadenspotential beträgt<br />
nach Aussagen der SAFCA etwa 30 Milliarden<br />
Euro in nur einem Polderbereich.<br />
Zudem ist das Klima in diesem Bereich<br />
Kaliforniens sehr trocken, so dass nur<br />
wenig Grünlandflächen und diese konzentriert<br />
an den Flussläufen vorhanden<br />
sind. Aufgrund der genannten Gründe<br />
sind die Menschen und verantwortlichen<br />
Behörden sehr darauf bedacht, die vorhandene<br />
Gehölzvegetation zu erhalten<br />
und aufgrund von Problemen mit Uferund<br />
Vorlanderosionen den Bestand an<br />
den Flussläufen durch die Anwendung<br />
von ingenieurbiologischen Bauweisen<br />
unter Einsatz von Gehölzstrukturen zur<br />
Sicherung der erosionsgefährdeten Bereiche<br />
zu erhöhen.<br />
Nicht nur, dass die Gewässer- und<br />
Deichabschnitte im Verwaltungsbereich<br />
der SAFCA den Vorgaben in [1] nicht<br />
entsprechen, sondern die derzeitige<br />
Handlungsphilosophie ist faktisch genau<br />
das Gegenteil, was das Corps mit ihren<br />
Vorgaben erreichen wollten. Dass die<br />
Absichten beider Behörden sich nur<br />
oberflächlich betrachtet widersprechen,<br />
zeigt die Tatsache, dass das USACE wie<br />
auch SAFCA in erster Linie ein intaktes<br />
Hochwasserschutzsystem im Auge haben<br />
und hierbei sowohl die notwendigen
technischen sowie ökologischen Gesichtspunkte<br />
im Auge haben.<br />
Das Symposium sollte zum einen eine<br />
Annäherung zwischen der SAFCA und<br />
dem USACE ermöglichen und zum anderen<br />
ein weit gestreutes Diskussionsforum<br />
bieten, das wiederum zur Bildung<br />
einer wissenschaftlichen Entscheidungsbasis<br />
genutzt werden und unterschiedliche<br />
Meinungen und Ansichten an einen<br />
Tisch zusammenführen sollte.<br />
Kontaktaufnahme<br />
Peter Buck, der für die Organisation des<br />
Symposiums zuständige Leiter der Abteilung<br />
„Naturschutz und Ökologie“ bei<br />
SAFCA, war schon mehrmals in Europa<br />
und in Deutschland und bereiste während<br />
seiner Deutschlandaufenthalte<br />
auch den Rhein und dessen Hochwasserschutzbauwerke,<br />
um hierbei auch das<br />
Zusammenspiel von Hochwasserschutz<br />
65<br />
und Ökologie in Deutschland kennen zu<br />
lernen. Aufgrund dieser Erkenntnisse<br />
wusste Herr Peter Buck, dass zum einen<br />
zahlreiche Gewässer und Hochwasserschutzbauwerke<br />
erheblichen Gehölzbewuchs<br />
aufweisen und im Rahmen von<br />
Renaturierungsmaßnahmen auch kultiviert<br />
werden und dass zum anderen<br />
Deutschland im vergangenen Jahrzehnt<br />
von zahlreichen Hochwasserereignissen<br />
heimgesucht wurden.<br />
Die Erfahrungen in Deutschland und Europa<br />
während der Hochwasser mit den<br />
vorhandenen Gehölzstrukturen sollten in<br />
diese, annähernd rein amerikanische<br />
Veranstaltung einfließen. In einem ersten<br />
Anlauf wurde als deutscher Ansprechpartner<br />
Herr Professor Hans-Bernd Horlacher<br />
(Lehrstuhl für Wasserbau, TU<br />
Dresden) aufgrund seiner den Bewuchs<br />
auf Deichen betreffenden internationalen<br />
Veröffentlichungen gefunden. Herr Prof.<br />
Horlacher leitete das Anliegen aufgrund<br />
der zahlreichen Erfahrungen und Unter-<br />
Übergabe des Endberichts „Deichsanierung“ [3], Peter Buck (SAFCA) (links), Ronald<br />
Haselsteiner (RMD-Consult GmbH) (rechts)<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
suchungen, welche die bayerische Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
zu diesem Thema<br />
sammeln und durchführen konnte, an<br />
das Bayerische Staatsministerium für<br />
Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz<br />
(StMUGV) weiter. Der Leiter der<br />
Abteilung „Wasserwirtschaft, Herr MDgt<br />
Dr.-Ing. Martin Grambow, begrüßte die<br />
Anfrage aus Kalifornien und verwies<br />
seinerseits auf eine erst kürzlich vom<br />
Lehrstuhl und der Versuchsanstalt für<br />
Wasserbau und Wasserwirtschaft der<br />
Technischen Universität München durchgeführten<br />
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
„Deichsanierung“, in der<br />
auch die Thematik „Bewuchs/Gehölze<br />
auf Deichen“ eingehend Berücksichtigung<br />
fand [3].<br />
In dieser Studie wurden neben den landesspezifischen<br />
Erfahrungen aus <strong>Bayern</strong><br />
[4] auch die derzeit bundesweit gültigen<br />
technischen Richtlinien [5] [6] und<br />
internationale Erkenntnisse zum Bewuchs<br />
auf und an Flussdeichen aus der<br />
Ingenieurpraxis [7] und Wissenschaft<br />
integriert.<br />
Da die Erkenntnisse im Zusammenhang<br />
mit dem genannten Vorhaben am Lehrstuhl<br />
für Wasserbau in München erarbeitet<br />
wurden, versuchte das StMUGV den<br />
ehemaligen Lehrstuhlinhaber, Herrn<br />
Prof. Dr.-Ing. Theodor Strobl, für die Sache<br />
zu gewinnen, der dem Sachbearbeiter,<br />
Dr.-Ing. Ronald Haselsteiner, der<br />
inzwischen wie sein ehemaliger Vorgesetzter<br />
ebenfalls den Lehrstuhl verlassen<br />
hatte, den Vortritt ließ.<br />
Tagungsinhalte / -ablauf<br />
Die Referenten, die zu einem Großteil<br />
aus dem wissenschaftlichen Bereich<br />
kamen, trafen bereits einen Tag vor Beginn<br />
ein und konnten sich auf einer Exkursion<br />
zu exemplarischen Gewässerabschnitten<br />
einen Überblick verschaffen<br />
und in diesem Zusammenhang sich gegenseitig<br />
kennen lernen. Der fachliche<br />
Austausch zwischen den Wissenschaftlern<br />
untereinander und mit den lokalen<br />
Behörden Vorort im Vorfeld der Veranstaltung<br />
trug sicherlich dazu bei, dass die<br />
eine oder andere Änderung bei den Tags<br />
darauf vorzutragenden Präsentationen<br />
noch vorgenommen wurde.<br />
Ausschließlich fachliche und wissenschaftliche<br />
Vorträge bildeten das Programm<br />
am ersten Tag der Konferenz.<br />
Hier wurde das Thema „Gehölzbewuchs<br />
an und auf Deichen“ von allen möglichen<br />
Fachrichtungen beleuchtet. Neben Vertretern<br />
der klassischen Fachdisziplinen<br />
Wasserbau, Hydraulik und Geotechnik<br />
wurden auch Vorträge aus den Bereichen<br />
der Forstwissenschaften und der<br />
Tier- und Pflanzenbiologie gehalten.
Der zweite Tag bot auch Raum für politische<br />
und strategische Diskussionen,<br />
wobei hier die Veranstaltung weitgehend<br />
als Podiumsdiskussion fortgeführt wurde.<br />
Eine dieser Podiumsdiskussionen beschäftigte<br />
sich jedoch wiederum ausschließlich<br />
mit den fachlichen und wissenschaftlichen<br />
Inhalten der Vorträge<br />
vom Vortag und hatte u. a. zum Ziel, eine<br />
Richtung für die Entwicklung von zukünftigen<br />
Richtlinien vorzugeben und den<br />
Forschungsbedarf darzulegen.<br />
Die Präsentationen und zahlreiche weitere<br />
Informationen zum „Deich- Symposium“<br />
und zu SAFCA sind auf der Homepage<br />
www.safca.org zu finden.<br />
Am Ende der Veranstaltung wurde Herrn<br />
Peter Buck ein Exemplar des Berichts<br />
des F+E-Vorhabens „Deichsanierung“<br />
(Endbericht und Anhang) überreicht.<br />
Zusammenarbeit<br />
Zahlreiche Teilnehmer an der Veranstaltung<br />
zeigten sich sehr an den deutschen<br />
und europäischen Kenntnissen und Erfahrungen<br />
auf dem Bereich des Hochwasserschutzes<br />
interessiert.<br />
Konkretes Interesse an den deutschen<br />
Merkblättern und Normen zu Deichbau<br />
und Gehölzen auf Deichen äußerte Frau<br />
Maureen Colcoran (USACE, Vicksburg,<br />
Maureen.K.Corcoran@erdc.usace.army.mil),<br />
deren Aufgabe es zurzeit ist, für das<br />
Corps die internationalen Regelwerke<br />
und Richtlinien zum Thema „Deiche und<br />
Bewuchs“ zu sammeln und zusammenzufassen.<br />
Die Schwierigkeiten liegen hier<br />
zum einen in der Verfügbarkeit von entsprechenden<br />
Dokumenten und den<br />
sprachlichen Barrieren, nationale Dokumente<br />
in ein brauchbares Englisch zu<br />
überführen. Hierbei war auch auffällig,<br />
dass deutsche Normen und Regelwerke<br />
in den Bereichen Wasserbau, aber auch<br />
Geotechnik, weitgehend nicht auf Englisch<br />
vorliegen. Auch Veröffentlichungen<br />
mit den Inhalten und Erkenntnissen derartiger<br />
Dokumente auf internationaler<br />
Basis in Englisch sind nur spärlich gesät.<br />
Hierbei wird in Zusammenarbeit mit dem<br />
USACE, mit SAFCA, mit dem United States<br />
Department of Agriculture (USDA)<br />
und dem Autor dieses Erfahrungsberichts<br />
in absehbarer Zeit Abhilfe geschaffen.<br />
Konkrete Anfragen zur Vertiefung des<br />
Austausches zwischen <strong>Bayern</strong>/Deutschland<br />
und Kalifornien/USA wurden seitens<br />
der SAFCA von Peter Buck und vom lokalen<br />
Büro des USACE in Sacramento<br />
geäußert.<br />
Der stellvertretende Leiter der Abteilung<br />
„Geotechnik und Umweltingenieurwesen“<br />
vom USACE in Sacramento, Roger<br />
C. Henderson (Roger.C.Henderson@<br />
66<br />
usace.army.mil), möchte mit einer Gruppe<br />
von Fachleuten des USACE Mitte<br />
2008 für einen fachlichen Austausch<br />
nach Europa kommen und dort speziell<br />
den fachlichen Austausch mit der bayerischen<br />
Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
zum Thema „Gehölzbewuchs auf und<br />
Deichen und ingenieurbiologische Sicherungsmethoden<br />
an Flüssen“ suchen.<br />
Der Kontaktaufnahme zwischen dem<br />
Corps und dem Ministerium ist bereits erfolgt.<br />
Resümee<br />
Im Nachgang der Konferenz wurde in<br />
Kalifornien ein „runder Tisch“ gebildet, an<br />
dem Vertreter aller betroffenen Parteien<br />
(USACE; SAFCA; DWR etc.) einen Kompromiss<br />
zu den Richtlinien in [1] erarbeiten<br />
sollen. Somit ließ das Corps von der<br />
harten Haltung vor der Konferenz ab und<br />
bewegte sich auf die Wünsche und Anliegen<br />
der lokalen Hochwasserschutzbehörden<br />
zu. Dies kann als eindeutiger<br />
Erfolg der Konferenz bezeichnet werden,<br />
da im Vorlauf der Konferenz aufgrund der<br />
harten Linie des USACE sogar eine Teilnahme<br />
von Mitgliedern des Corps in Frage<br />
stand.<br />
Die Reise über den “großen Teich” zeigte<br />
deutlich, wie wichtig der fachliche Austausch<br />
und die Diskussionsbereitschaft<br />
untereinander ist und wie wertvoll der<br />
Blick über den Tellerrand sein kann, um<br />
sich selbst und anderen Rechenschaft<br />
ablegen zu können, dass alle Mittel und<br />
Wege ausgeschöpft wurden, um als Ingenieur<br />
zu einer technisch, ökologisch<br />
und wirtschaftlich vertretbaren Lösung<br />
zu gelangen.<br />
Besonders im Bereich der Forschung<br />
wurde klar, dass der gegenseitige Erfahrungsaustausch<br />
für beide Seiten sehr<br />
fruchtbar sein kann.<br />
Abschließend möchte sich der Autor bei<br />
den Verantwortlichen im StMUGV, den<br />
entsprechenden Personen der bayerischen<br />
Wasserwirtschaftsverwaltung und<br />
bei Herrn Prof. Dr.-Ing. Theodor Strobl für<br />
die Unterstützung und das Vertrauen bei<br />
der jahrelangen Zusammenarbeit bedanken.<br />
Literatur<br />
[1] USACE (2007): Treatment of Vegetation<br />
within Local Flood-Damage-<br />
Reduction-Systems. Draft final white<br />
paper, United States Army Corps of<br />
Engineers (USACE), 20. April 2007<br />
[2] SAFCA (2006): Draft Environmental<br />
Impact Report on Local Funding Mechanisms<br />
for Comprehensive Flood<br />
Control Improvements for the Sacramento<br />
Area. Volume I, Volume I: Pro-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Roger C. Henderson (USACE, Sacramento<br />
District)<br />
grammatic Evaluation of the Proposed<br />
Funding Mechanisms. Sacramento<br />
Area Flood Control Agency<br />
(SAFCA), Sacramento, November<br />
2006<br />
[3] Haselsteiner, R.; Strobl, Th. (2005):<br />
Deichsanierung. Ein Forschungsund<br />
Entwicklungsvorhaben gefördert<br />
vom Bayerischen Landesamt für<br />
Wasserwirtschaft (2003 - 2005),<br />
Endbericht, Lehrstuhl und Versuchsanstalt<br />
für Wasserbau und Wasserwirtschaft,<br />
Technische Universität<br />
München (unveröffentlicht)<br />
[4] LfW BY (1990): Gehölze auf Deichen.<br />
Dokumentation von Baumwurzelaufgrabungen<br />
und Windwurf von<br />
Gehölzen. 5/89 Informationsberichte.<br />
Bayerisches Landesamt für Wasserwirtschaft,<br />
München 1990<br />
[5] DIN 19712/1997: Flussdeiche. Deutsches<br />
Institut für Normung e.V. (DIN),<br />
1997<br />
[6] DVWK 226/ 1993: Landschaftsökologische<br />
Gesichtspunkte bei Flussdeichen.<br />
Merkblätter zur Wasserwirtschaft,<br />
Heft 226, Deutscher Verband<br />
für Wasserwirtschaft und Kulturbau,<br />
Verlag Paul Parey, Hamburg und<br />
Berlin 1993<br />
[7] Marks, Dan B.; Tschantz, Bruce A.<br />
(2002): A Technical Manual on the<br />
Effects of Tree and Woody Vegetation<br />
Root Penetrations on the Safety<br />
of Earthen Dams. Marks Enterprises<br />
of NC, PLLC, North Carolina 2002<br />
Dr.-Ing. Ronald Haselsteiner<br />
RMD-Consult GmbH
Personalnachrichten<br />
Referat Wasserspeicher und Wasserkraft im StMUGV unter neuer Leitung<br />
Mit Ablauf des Monats September trat<br />
Herr MR Dipl.-Ing. Jörg Preußer in den<br />
Ruhestand.<br />
Herr Preußer, geboren am 18.09.1943 in<br />
Dresden, begann nach Referendarzeit<br />
und Großer Staatsprüfung 1974 seine<br />
Tätigkeit am Wasserwirtschaftsamt München<br />
als Abteilungsleiter für die Landkreise<br />
Starnberg, Fürstenfeldbruck und<br />
Ebersberg (zeitweise). Hier war er im<br />
wesentlichen mit großen Gewässerschutzmaßnahmen<br />
wie der Fertigstellung<br />
der Ringkanalisationen am Starnberger-<br />
und Ammersee befasst.<br />
Ab Mitte 1976 war er mit Unterbrechungen<br />
insgesamt elf <strong>Jahre</strong> bei der Obersten<br />
Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium<br />
des Innern tätig, zunächst<br />
bis 1984 als Referent und stellvertretender<br />
Leiter des Referats Wasserversorgung.<br />
In diese Zeit fällt u.a. die Abwicklung<br />
wesentlicher Bauabschnitte der<br />
Fernwasserversorgungen und die Diskussion<br />
um die Erhaltung der Versorgungsstruktur<br />
in <strong>Bayern</strong>. Anschließend<br />
war Herr Preußer im Rahmen eines 2-jährigen<br />
Ressorttausches zum Staatsministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und<br />
Forsten, Sachgebiet Finanzierung und<br />
Ausbau in der Abteilung Flurbereinigung<br />
abgeordnet und nahm am 9. Lehrgang für<br />
Verwaltungsführung bei der Bayerischen<br />
Staatskanzlei teil. Nach seiner Rückkehr<br />
war er als Referent im Sachgebiet Nichtstaatlicher<br />
Wasserbau an der Obersten<br />
Baubehörde tätig und dort für die Regierungsbezirke<br />
Niederbayern und Oberpfalz<br />
zuständig.<br />
Ende 1987 wurde er an das Bayerischen<br />
Landesamt für Wasserwirtschaft versetzt,<br />
wo er u.a. die Leitung des Sachgebiets<br />
Gewässerschutz für die Regierungsbezirke<br />
Oberfranken, Oberpfalz<br />
und Niederbayern, des Sachgebiets Wiederaufarbeitungsanlage<br />
Wackersdorf<br />
und des Sachgebiets Geographisches<br />
Informationssystem Wasserwirtschaft<br />
übernahm.<br />
Mit der Zuweisung im September 1991<br />
als nationaler Experte zur Generaldirektion<br />
XI, Umwelt, der Europäischen Kommission<br />
begann eine fast 6-jährige Tätigkeit<br />
in Brüssel. Die ersten drei <strong>Jahre</strong> in<br />
der Kommission war Herr Preußer in der<br />
Abteilung Emissionen von Industrieanlagen<br />
und -produkten mit allen wasserwirtschaftlichen<br />
Fragen der einschlägigen<br />
EG-Richtlinien befaßt, insbesondere mit<br />
der Richtlinie über die Einleitung gefährlicher<br />
Stoffe in die Gewässer, den Novellen<br />
der Trinkwasser- und Badegewässerrichtlinien<br />
sowie mit den Vorschlägen für<br />
Richtlinien über die ökologische Qualität<br />
von Gewässern und über die integrierte<br />
67<br />
Herr Preußer (rechts) wünscht Herrn Eichenseer für seine neue Aufgabe viel Erfolg.<br />
Vermeidung und Verminderung der Umweltverschmutzung<br />
(IVU-Richtlinie). Um<br />
die Beratung und Fortentwicklung der<br />
o.g. Richtlinien von der anderen Seite,<br />
d.h. im Europäischen Parlament und Rat,<br />
weiterzuverfolgen, wurde er im August<br />
1994 an die „Vertretung des Freistaates<br />
<strong>Bayern</strong>“ in Brüssel abgeordnet sowie<br />
zum Referatsleiter Umwelt ernannt.<br />
1997 wurde er als Ministerialrat zum<br />
Staatsministerium für Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen versetzt und<br />
übernahm die Leitung des Referats Internationale<br />
Zusammenarbeit. Aufgrund<br />
seiner Vorschläge zur Neuorientierung<br />
der „Umweltaußenpolitik“ des StMLU,<br />
wurde er mit der neuen Geschäftsordnung<br />
vom März 1999 mit der Gesamtkoordination<br />
der internationalen und<br />
Entwicklungszusammenarbeit im Geschäftsbereich<br />
beauftragt. Zuletzt befasste<br />
er sich der Entwicklung eines<br />
neuen Konzepts/ einer Strategie für die<br />
internationale Zusammenarbeit.<br />
1999 wurde Herr Preußer Leiter des<br />
Referats Grundwasserschutz in der Abteilung<br />
Wasserwirtschaft des StMLU. In<br />
dieser Zeit entwickelte er ein Grundwasserschutzkonzept<br />
für <strong>Bayern</strong> mit dem<br />
Ziel, dem Grundwasser einen besseren<br />
Stellenwert zu geben. Gleichzeitig be-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
schäftigte er sich intensiv mit der EG-<br />
Grundwasserrichtlinie und führte den<br />
Leitfaden „Verfüllen von Gruben, Brüchen<br />
und Tagebauen“ und dessen Umsetzung<br />
in die Praxis ein.<br />
2004 wechselte Herr Preußer zum letzen<br />
Mal in seinem Berufsleben sein Aufgabenfeld<br />
und wurde Leiter des Referats<br />
Wasserspeicher und Wasserkraft. Im<br />
Rahmen der Umsetzung der Verwaltungsreform<br />
und beschränkter Personalressourcen<br />
an den Wasserwirtschaftsämtern<br />
war es eine wichtige Aufgabe,<br />
unter diesen Bedingungen die Anlagensicherheit<br />
der bayerischen Talsperren zu<br />
gewährleisten und einen sicheren Betrieb<br />
zu gewährleisten. Die Installation<br />
des Prozessleitsystem TIBS für alle Wasserspeicher<br />
in <strong>Bayern</strong> wurde vorangetrieben.<br />
Eine Datenbank Wasserspeicher,<br />
eine Aufgabenmatrix für den<br />
Betreib der Speicher, Checklisten für die<br />
Eigen- und Fremdüberwachung und für<br />
die Sicherheitsberichte wurden entwickelt.<br />
Die Wasserkraftreserven zu nutzen<br />
als auch effiziente Wege zu finden, die<br />
Durchgängigkeit unserer Flüsse in Umsetzung<br />
der EG-Wasserrahmenrichtlinie<br />
zu verbessern, war ihm ein besonderes<br />
Anliegen.
Zum 1.10.2007 wurde Herr LBD Dipl.-<br />
Ing. Erich Eichenseer zum Leiter des<br />
Referats Wasserspeicher und Wasserkraft<br />
bestimmt. Herr Eichenseer, 1953 in<br />
Regensburg geboren, studierte nach<br />
seinem Abitur Bauingenieurwesen an<br />
der Technischen Universität in München.<br />
Seine Referendarzeit leistete er überwiegend<br />
am Wasserwirtschaftsamt Rosenheim<br />
und am damaligen Landesamt für<br />
Wasserwirtschaft in München. Im Anschluss<br />
an die große Staatsprüfung 1983<br />
begann er seine berufliche Laufbahn an<br />
der Hafenverwaltung Regensburg als<br />
technischer Leiter. 1987 wurde Herr Ei-<br />
Ministerialrat Karl Hafner, Leiter des<br />
Referats „Technische Gewässeraufsicht,<br />
Wasserforschung“ im Bayerisches Staatsministerium<br />
für Umwelt, Gesundheit und<br />
Verbraucherschutz scheidet zum 31. Oktober<br />
2007 aus dem aktiven Dienst aus.<br />
Herr Hafner wurde am 30. April 1944 in<br />
Parsberg, Oberpfalz, geboren. Er machte<br />
in Ingolstadt Abitur. Nach 2 <strong>Jahre</strong>n<br />
Bundeswehr und dem Studium des Bauingenieurwesens<br />
an der TU München trat<br />
er am 1. Oktober 1971 in die Bayerische<br />
Wasserwirtschaftsverwaltung ein. Nach<br />
der großen Staatsprüfung 1973 leitete<br />
Herr Hafner ab Januar 1974 die Gebietsabteilung<br />
Landkreis und Stadt Passau am<br />
Wasserwirtschaftsamt Passau. Der fachliche<br />
Schwerpunkt lag beim Gewässerschutz.<br />
Zum 1. Mai 1984 wurde er in die Oberste<br />
Baubehörde berufen, wo er bis November<br />
1994 als Referent für die technische<br />
Gewässeraufsicht arbeitete. Der<br />
Ausbildung des mittleren technischen<br />
Dienstes, der Flussmeister/innen und<br />
der Fortbildung des Personals der technischen<br />
Gewässeraufsicht galt neben<br />
der Fortentwicklung der technischen<br />
Gewässeraufsicht sein besonderer Einsatz.<br />
Von Ende 1994 bis April 2003 war<br />
er als Behördenleiter am Wasserwirtschaftsamt<br />
München tätig. Dabei legte<br />
er seinen Schwerpunkt u. a. auf den<br />
Grundwasserschutz und auf die Renaturierung<br />
der Isar im Landkreis und in<br />
der Stadt München. Durch seine pragmatische,<br />
schnörkellose Art und seiner<br />
Fähigkeit, komplizierte Sachverhalte<br />
auch für den Laien verständlich darzustellen,<br />
gewann er bei dieser und anderen<br />
Aufgaben wie später im Ministerium<br />
die Anerkennung von Kollegen und der<br />
Partner von draußen.<br />
Ab Mai 2003 übernahm Karl Hafner das<br />
Referat „Technische Gewässeraufsicht,<br />
Wasserforschung“ im Staatsministerium<br />
68<br />
chenseer an das Wasserwirtschaftsamt<br />
Regensburg versetzt. Als Leiter der Bauabteilung<br />
und als Abteilungsleiter für die<br />
Stadt und den Landkreis Regensburg<br />
beschäftigte er sich neben den allgemein<br />
wasserwirtschaftlichen Fragen vertieft<br />
mit dem Wasserbau und dem Trink- und<br />
Grundwasserschutz im Jura.<br />
1994 wurde Herr Eichenseer an das<br />
Bayer. Staatsministerium für Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen in das Referat<br />
Sicherung der Wasserversorgung<br />
versetzt. 2000 wurde ihm die Leitung des<br />
Wasserwirtschaftsamtes Weiden übertragen.<br />
In gleicher Funktion wechselte er<br />
für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz,<br />
wo er sich intensiv mit den<br />
Veränderungen in der Wasserwirtschaft<br />
wie Zusammenlegung der Landesämter,<br />
Zukunft der Labore der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
und nicht zuletzt mit<br />
der zunehmenden Hochwassergefahr<br />
durch den Klimawandel auseinandersetzte.<br />
Ab November 2007 übernimmt Ministerialrat<br />
Dr. Anton Steiner das Referat<br />
„Technische Gewässeraufsicht, Wasserforschung“<br />
im Bayerischen Staatsministerium.<br />
Herr Dr. Steiner war von 1993 bis<br />
2003 stellvertretender Referatsleiter im<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
im Rahmen der Verwaltungsreform an<br />
das Wasserwirtschaftsamt Regensburg.<br />
Schwerpunkte seiner Tätigkeit waren in<br />
dieser Zeit unter anderem der Hochwasserschutz<br />
Regensburg und der Bau des<br />
Rückhaltebeckens „Drachensee“ in Furth<br />
im Wald im Landkreis Cham.<br />
Wir wünschen Herrn Preußer in seinem<br />
Ruhestand Glück und Gesundheit und<br />
Herrn Eichenseer für sein neues Aufgabengebiet<br />
viel Erfolg.<br />
Wechsel des Referatsleiters „Technische Gewässeraufsicht“ im StMUGV<br />
Herr Hafner (links) legt seinem Nachfolger pragmatisches Vorgehen im richtigen<br />
Maßstab ans Herz<br />
Referat „Technische Gewässeraufsicht,<br />
Wasserforschung“ und davor in der Wasserforschung,<br />
der Wasserwirtschaftlichen<br />
Rahmenplanung und in der Abfallabteilung<br />
des LfU tätig. In den letzten vier<br />
<strong>Jahre</strong>n leitete er im Staatsministerium<br />
das Referat „Nachhaltigkeit in Wirtschaft<br />
und Landwirtschaft“.<br />
Wir wünschen Herrn Hafner für seinen<br />
Ruhestand alles Gute und Herrn Dr. Steiner<br />
viel Erfolg bei seinen neuen Aufgaben.
Neuer Leiter des WWA Regensburg<br />
Zum 15.11.2007 wurde Herrn BD Dipl.-<br />
Ing. Wolf-Dieter Rogowsky die Leitung<br />
des Wassserwirtschaftsamtes Regensburg<br />
übertragen. Herr Rogowsky, 1958 in<br />
Passau geboren, studierte nach dem<br />
Abitur Bauingenieurwesen an der Technischen<br />
Universität München. Nach Abschluss<br />
des Studiums und einer zweijährigen<br />
Tätigkeit bei einem Münchner<br />
Ingenieurbüro für Baustatik absolvierte<br />
er von 1986 bis 1988 seine Referendarzeit<br />
überwiegend am Wasserwirtschaftsamt<br />
Passau sowie bei anderen Wasserwirtschaftsbehörden.<br />
Im Anschluss an<br />
die Große Staatsprüfung 1988 begann er<br />
seine Laufbahn in der Wasserwirtschaftsverwaltung<br />
am Wasserwirtschaftsamt<br />
Deggendorf als Abteilungsleiter für den<br />
Landkreis Regen. Ab 1990 wurde ihm am<br />
Wasserwirtschaftsamt Deggendorf die<br />
Leitung des Fachbereichs Wasserbau<br />
und zwei <strong>Jahre</strong> später zusätzlich die<br />
Leitung der Neubauabteilung übertra-<br />
69<br />
gen. Schwerpunke der Tätigkeit waren<br />
die Unterhaltung, Sanierung und der<br />
Ausbau der Hochwasserschutzanlagen<br />
an der Donau und der Isar sowie die<br />
Umsetzung der wasserwirtschaftlichen<br />
Belange im Zusammenhang mit den vertieften<br />
Untersuchungen zum Donauausbau<br />
Straubing - Vilshofen.<br />
2003 wurde Herr Rogowsky an das damalige<br />
Bayerische Staatsministerium für<br />
Landesentwicklung und Umweltfragen in<br />
das Referat Gewässer 1. Ordnung versetzt<br />
und Anfang 2004 zum Stellvertreter<br />
des Referatsleiters bestellt. Seine<br />
Hauptaufgaben waren die Finanzierung<br />
des staatlichen Wasserbaus und die internationale<br />
Zusammenarbeit beim Hochwasserschutz<br />
im Donaueinzugsgebiet.<br />
Wir wünschen Herrn Rogowsky für seine<br />
neue Aufgabe eine glückliche Hand<br />
und viel Erfolg.<br />
Abteilungsdirektor Wolf-Dieter Ueberrück beendet Dienst<br />
Der Leiter des Bereichs „Umwelt, Gesundheit<br />
und Verbraucherschutz“ der<br />
Regierung von Mittelfranken Wolf-Dieter<br />
Ueberrück wechselt zum <strong>Jahre</strong>sende<br />
2007 von der aktiven Phase in die Freistellungsphase<br />
der Altersteilzeit. Er beendet<br />
damit ein äußerst erfolgreiches<br />
Berufsleben in der bayerischen Wasserwirtschafts-<br />
und Umweltverwaltung.<br />
Am 20.10.1944 in Hirschberg im Riesengebirge<br />
geboren, wuchs er in der Nähe<br />
von Weißenburg in Mittelfranken auf.<br />
Dort machte er Abitur und studierte anschließend<br />
an der Technischen Hochschule<br />
München Bauingenieurwesen.<br />
Gleich nach der Diplomprüfung 1969<br />
arbeitete er kurze Zeit als Angestellter<br />
beim Wasserwirtschaftsamt Nürnberg,<br />
bevor er die Referendarausbildung begann.<br />
Eine der Aufgaben war es, an der<br />
Studie zur „Überleitung von Altmühl- und<br />
Donauwasser in das Regnitz-Main-Gebiet“<br />
mitzuarbeiten - dem herausragenden<br />
Wasserbauprojekt Mittelfrankens.<br />
Nach der Referendarprüfung 1971 war<br />
er Abteilungsleiter am Wasserwirtschaftsamt<br />
Nürnberg für die Landkreise<br />
Neustadt und Scheinfeld. Hier begann er<br />
in Iphofen die „Weinbergsbereinigung“,<br />
die er auch nach der Verwaltungsreform<br />
1972 - Iphofen gehörte inzwischen zum<br />
Landkreis Kitzingen und damit zu Unterfranken<br />
– fortführen und abschließen<br />
durfte.<br />
Seit 1972 war er für den Landkreis Fürth,<br />
den nördlichen Landkreis Roth und die<br />
Stadt Schwabach zuständig, wo einige<br />
Wasserausbaumaßnahmen anstanden.<br />
Er setzte aber auch Schwerpunkte in der<br />
Abwasserbeseitigung, vor allem im südlichen<br />
Landkreis Roth. Zudem war er<br />
Gutachter in wasserrechtlichen Verfahren<br />
zum Main-Donau-Kanal, beim Überleitungssystem<br />
und beim Ausbau der B2.<br />
Nach der Nürnberger Zeit folgte 1976 der<br />
erste Berufsabschnitt am Wasserwirtschaftsamt<br />
Ansbach. Herr Ueberrück war<br />
vier <strong>Jahre</strong> lang Leiter der Außenstelle<br />
Weißenburg und zuständiger Abteilungsleiter<br />
für den Landkreis Weißenburg-<br />
Gunzenhausen, wo er für den Bau des<br />
Hahnenkammsees und den Hochwasserschutz<br />
Weißenburgs verantwortlich<br />
war und auch eine Reihe großer Gruppenflurbereinigungen<br />
betreute.<br />
Seine Aktivitäten und Talente blieben<br />
natürlich nicht verborgen. Deshalb holte<br />
man ihn 1980 mit einer Sonderaufgabe<br />
an die Regierung von Mittelfranken zur<br />
neu eingerichteten „Seenberatungs- und<br />
Koordinierungsstelle“ der Regierung von<br />
Mittelfranken mit Sitz in Gunzenhausen.<br />
Zusammen mit seinen Mitarbeitern beriet<br />
und unterstützte er die drei Seenzweckverbände<br />
im Neuen Fränkischen<br />
Seenland bei der Planung und Durchführung<br />
der durch das Überleitungssystem<br />
ausgelösten Folgemaßnahmen. Er koor-<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
BD Wolf-Dieter Rogowsky<br />
Wolf-Dieter Ueberrück<br />
dinierte die Vorhaben der Zweckverbände<br />
mit den staatlichen Bauvorhaben<br />
fachlich und terminlich. Die Arbeit dieser<br />
Beratungsstelle vor Ort hat die Entscheidungen<br />
der drei Seenzweckverbände<br />
und die rechtzeitige Durchführung der<br />
Vorhaben maßgeblich beeinflusst.<br />
Besonderes Augenmerk – wie soll es bei<br />
einem aktiven Segler anders sein – widmete<br />
er den Segelhäfen. Ihm verdankt
der Zweckverband Brombachsee, dass<br />
der Hafen Ramsberg nicht heillos überdimensioniert<br />
wurde. Ohne seinen energischen<br />
Widerstand wäre viel Geld in<br />
den Sand - respektive ins Wasser - gesetzt<br />
worden.<br />
1989, nach neun <strong>Jahre</strong>n an der Regierung<br />
von Mittelfranken, kehrte Herr Ueberrück<br />
zurück ans Wasserwirtschaftsamt<br />
Ansbach, diesmal als Amtsleiter –<br />
der Traum eines jeden Wasserwirtschaftlers.<br />
Unter seiner Amtsführung konnte<br />
die Trinkwasserversorgung wesentlich<br />
ausgebaut und der Gewässerschutz,<br />
insbesondere im ländlichen Raum, erheblich<br />
verbessert werden. Im Wasserbau<br />
wurden zahlreiche Maßnahmen zum<br />
Hochwasserschutz und zur Gewässerpflege<br />
realisiert.<br />
Nach sieben <strong>Jahre</strong>n erfolgreicher Tätigkeit<br />
am WWA Ansbach wechselte er<br />
wieder an die Regierung von Mittelfranken.<br />
Er wurde als Sachgebietsleiter 850<br />
zuständig für die Wasserwirtschaft ganz<br />
Mittelfrankens. Und wieder hatte es Herr<br />
Ueberrück mit dem Überleitungssystem<br />
zu tun, diesmal mit einer undankbaren<br />
Zum Gedenken an Peter Holleis<br />
Peter Holleis wäre im Juli 100 <strong>Jahre</strong> alt<br />
geworden. Ein Anlass sich einige Gedanken<br />
über das Wirken dieses leidenschaftlichen<br />
Wasserbauers zu machen.<br />
Er wurde in Landshut geboren, hat dort<br />
während des 1. Weltkrieges die Volkschule<br />
besucht und in München seine<br />
Gymnasialzeit verbracht. Hier hat er auch<br />
an der Technischen Hochschule studiert<br />
und in der für heutige Verhältnisse extrem<br />
kurzen Zeit von vier <strong>Jahre</strong>n als Diplomingenieur<br />
abgeschlossen.<br />
Nach Referendarzeit und Zweiter Staatsprüfung<br />
ist er als Oberbaurat aus der<br />
Bayerischen Staatsbauverwaltung ausgeschieden<br />
und 1934 bei der Rhein-<br />
Main-Donau AG eingetreten. Seine ersten<br />
Sporen verdiente er sich als Bauleiter<br />
der Main-Stufe Rothenfels.<br />
Am Wasserstraßenamt Neuburg an der<br />
Donau hat er sich intensiv mit der Bayerischen<br />
Donau beschäftigt. Er war wohl der<br />
Erste, der erkannt hat, dass die durch die<br />
Regulierung im 19. Jahrhundert ausgelöste<br />
Abflussbeschleunigung und Sohleintiefung,<br />
dringend gestoppt werden muss.<br />
Während vor dem 1. Weltkrieg und auch<br />
danach nur Seitenkanal-Lösungen geplant<br />
waren, hat Holleis einen Donauausbau<br />
mittels Staustufen entwickelt, der<br />
zwar auch in erster Linie die Energiege-<br />
70<br />
Aufgabe: Er sollte das Talsperren-Neubauamt<br />
Nürnberg auflösen, das 1971<br />
eigens zum Bau des Systems gegründet<br />
wurde. Seine Vorschläge, wie Aufgaben<br />
und Personal auf das WWA Nürnberg<br />
und das WWA Ansbach aufgeteilt werden<br />
können, überzeugten und wurden<br />
nach und nach umgesetzt.<br />
Die Zeit als Sachgebietsleiter Wasserwirtschaft<br />
war vergleichsweise kurz.<br />
Nach nicht einmal drei <strong>Jahre</strong>n wurde er<br />
1999 zum Leiter der Abteilung „Landesentwicklung<br />
und Umweltfragen“ berufen.<br />
Jetzt musste er sich neben der Wasserwirtschaft<br />
auch noch um Themen, wie<br />
Lärm und Feinstaub, FFH und SPA,<br />
Wind- und Wasserkraft, Agenda 21 und<br />
die Regionalplanung kümmern. <strong>Bayern</strong>weit<br />
bekannt wurde der Giftäckerskandal<br />
in Neuendettelsau, bei dem Herr Ueberrück<br />
als Projektmanager sein Organisationstalent,<br />
seine Verwaltungserfahrung,<br />
aber auch sein resolutes Auftreten einsetzen<br />
musste.<br />
Nach der Landtagswahl 2003 mit der<br />
Zusammenlegung der Ministerien für<br />
Umwelt sowie für Gesundheit und Ver-<br />
winnung im Auge hatte, daneben aber die<br />
Fließgeschwindigkeit wieder auf das Maß<br />
vor der Regulierung bringt, die trocken<br />
gefallenen Auen wieder bewässert und<br />
die Eintiefung der Sohle beendet.<br />
Sein Rahmenplan zum Ausbau der bayerischen<br />
Donau zwischen Ulm und Passau<br />
war 1941 fertig und war nach dem<br />
Krieg Vorlage für die Realisierung. Der<br />
kritische Betrachter muss bedauern,<br />
dass in der Nachkriegs-Euphorie weniger,<br />
dafür höhere Stufen gebaut wurden.<br />
(zwischen Regensburg und Straubing z.<br />
B. zwei statt vier Stufen) Der Rahmenplan<br />
von 1941 wäre aus heutiger und<br />
ökologischer Sicht vielleicht die bessere<br />
Lösung gewesen.<br />
Wegen der Dringlichkeit des Rhein-Main-<br />
Donau-Projektes war Holleis bis 1943<br />
vom Kriegsdienst befreit,. (Gemäß höchstem<br />
Befehl sollte die Kanalverbindung<br />
1945 fertig gestellt werden!) Nach zwei<br />
<strong>Jahre</strong>n Kriegsdienst trat er bereits 1945<br />
wieder bei der Rhein-Main-Donau ein.<br />
Von 1948 an hat Peter Holleis 25 <strong>Jahre</strong><br />
als Prokurist die Bauabteilung der Gesellschaft<br />
geleitet. In dieser Zeit erfolgte<br />
ein Großteil des Donauausbau zwischen<br />
Ulm bis Regensburg, der Mainausbau<br />
von Würzburg bis Bamberg und der Bau<br />
des Main-Donau-Kanals bis Nürnberg.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
braucherschutz änderte sich sein Zuständigkeitsbereich<br />
erneut. Die Regionalplanung,<br />
eher eine Aufgabe, die ein<br />
Ingenieur gewohnt ist, ging verloren. Im<br />
Gegenzug kamen Ende 2005 die Sachgebiete<br />
Gesundheit, Pharmaziewesen,<br />
Verbraucherschutz und Veterinärwesen<br />
hinzu. Besonders die Veterinäre bescherten<br />
ihm ein abwechslungsreiches<br />
Programm: BSE, Vogelgrippe, Gammelfleisch,<br />
K3-Material gehörten nun zu seinem<br />
beruflichen Wortschatz. Zum Glück<br />
blieb ihm jedoch die Zuständigkeit für die<br />
Wasserwirtschaft erhalten.<br />
Herr Ueberrück hat fast 39 <strong>Jahre</strong> die<br />
Wasserwirtschaft insbesondere in Mittelfranken<br />
erfolgreich mit gestaltet - dafür<br />
unser Dank und unsere Anerkennung.<br />
Wir wünschen Ihm für seine Zukunft alles<br />
Gute, vor allem Gesundheit und viel<br />
Freude bei der Ausübung seiner Hobbys.<br />
Peter Holleis<br />
Robert Karl<br />
Regierung von Mittelfranken<br />
Viele technische Entwicklungen hat er<br />
wesentlich beeinflusst. Die Schmalwanddichtung<br />
als Untergrunddichtung in Stauräumen<br />
und die Aphaltbeton-Dichtung<br />
für Kanäle seien hier beispielhaft genannt.<br />
Baudirektor Holleis stand nie abgehoben<br />
über den Dingen, sondern vertiefte sich<br />
in Planung und Bauausführung, dass er
auch Details kannte und sie<br />
gegebenenfalls bestimmte. Er war ein<br />
strenger, aber auch gütiger Vorgesetzter,<br />
was zusammen mit der fachlichen Kompetenz<br />
zu hoher Anerkennung führte.<br />
Als gottesfürchtiger Mensch hatte er<br />
Respekt vor der Natur und legte aus dieser<br />
Einstellung heraus auf Gestaltung<br />
und landschaftliche Einbindung „seiner“<br />
wasserbaulichen Anlagen großen Wert,<br />
lange bevor es Landschaftspläne und<br />
Umweltvertäglichkeitsprüfungen gab.<br />
Wir begrüßen folgende neue Mitglieder<br />
Aigner Judith, Landshut<br />
Bauer Anton, Neu-Ulm<br />
Bleisteiner Stefan, Augsburg<br />
Buchheister Frank, Deuerling<br />
Bussler Ute, Schwarzenbach<br />
Carozzi Alvaro, Weyarn<br />
Deinlein Roland, Bad Windsheim<br />
Drobeck Natascha, Willanzheim<br />
Eichinger Joachim, Zorneding<br />
Elchinger Petra, Nürnberg<br />
Feifel-Beck Martin, Fürth<br />
Fischer Chris, Pflaumheim<br />
Führer Willi, Bad Kissingen<br />
Haggenmüller Christoph, Stetten<br />
Helmreich Brigitte, Ismaning<br />
Heymann Waldemar, Mühldorf<br />
Holm Bernd, Coburg<br />
Hornig Uwe, München<br />
Kiechle Christian, Hergatz<br />
Kirchner Andreas, Wollbach<br />
Knechtelsdorfer Robert, Unterhaching<br />
Korndran Michael, Karlsfeld<br />
Kummer Gerhard, Moosburg<br />
Lesani Ladan, Eching a. Ammersee<br />
Mutscheller Stefan, Nürnberg<br />
Ora Thomas, Vilsheim<br />
Orth Jürgen, Mainstockheim<br />
71<br />
Nicht umsonst stehen heute weite Teile<br />
der Oberen Donau unter Natur- oder<br />
Landschaftsschutz.<br />
1973 ging Peter Holleis nach einem über<br />
<strong>40</strong>-jährigen Berufsleben in Pension, hat<br />
aber weiterhin regen Anteil am Baugeschehen<br />
an der Donau und am Main-<br />
Donau-Kanal genommen. Dem Verfasser<br />
dieser Zeilen hat er in dieser Zeit ohne<br />
Aufdringlichkeit oder Besserwisserei wertvolle<br />
Hinweise aus seiner enormen Erfahrung<br />
und Ortskenntnis gegeben.<br />
Quicker Peter, Bamberg<br />
Reim Sascha, Stein<br />
Rieger Wolfgang, Riemerling<br />
Rothmund Jürgen, Babenhausen<br />
Scherm Stephan, Neuried<br />
Schielke Willi, München<br />
Schmitt Verena Andrea, Zirndorf<br />
Schneider Claus, Feucht<br />
Schneider Marion, Augsburg<br />
Schneider Norbert, Wiesentheid<br />
Schönberger Reiner, Freihung<br />
Sprengard Karin, Germering<br />
Süß Florian, Sulzbach-Rosenberg<br />
Weber Ewald, Deuerling<br />
Wille Elena, Freising<br />
Winter Florian, München<br />
Wlasak Martin, Selb<br />
Zehentbauer Otto, Cadolzburg<br />
ATRES engineering biogas, München<br />
Ing.-Büro Aufschneider GmbH, München<br />
Kommunalunternehmen Berg<br />
BGT Bauingenieur-Gemeinschaft,<br />
Ruhpolding<br />
Bürsten-Baumgartner, Plattling<br />
Gemeinde Diespeck<br />
Wir wünschen unseren Mitgliedern<br />
ein glückliches, gesundes und<br />
erfolgreiches Jahr 2008<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Die Begeisterung für seinen Beruf bekannte<br />
er mit dem Ausspruch: Im nächsten<br />
Leben würde er wieder als Wasserbauer<br />
und bei der Rhein-Main-Donau AG<br />
tätig sein wollen.<br />
Werner G. Herboth<br />
Vorstand a. D.<br />
der Rhein-Main-Donau AG<br />
EHB Eder Handel u. Beratung e.K.,<br />
Garching<br />
Stadtwerke Forchheim<br />
Geiger & Kund GmbH & Co.KG, Krailling<br />
H2Ortner GmbH, Passau<br />
Hereschwerke Automaten GmbH,<br />
Hösbach<br />
Hock Ingenieur Consulting, Weilheim<br />
Inocre Umwelttechnik GmbH, Aying<br />
INSUMMA Planungsges. MbH,<br />
Nürnberg<br />
Th. Jochim Dienstleistungen, Kulmbach<br />
Gemeinde Leiblfing<br />
Mondi Packaging, Raubling<br />
Gemeinde Pentling<br />
Kanal-Service Pfitzer, Erlangen<br />
Pumpen Service Schott, Nürnberg<br />
Stadt Volkach
72<br />
Von unseren Mitgliedern haben vollendet<br />
das 93. Lebensjahr<br />
Klaus Offhaus, Dr.rer.nat., München<br />
das 91. Lebensjahr<br />
Burkart Rümeling, Dr.-Ing. E.h.,<br />
Gräfelfing<br />
das 89. Lebensjahr<br />
Friedrich Michele, Regierungsbaumeister<br />
a.D., München<br />
das 88. Lebensjahr<br />
Max Hölzl, MR a.D., Wolfratshausen<br />
das 87. Lebensjahr<br />
Siegfried Pfeiff, Dr.-Ing., Feldafing<br />
das 86. Lebensjahr<br />
Simon Halbinger, BD a.D., Landshut<br />
das 85. Lebensjahr<br />
Leo Büttner, MinDgt a.D., Landshut<br />
Fritz Eismann, Dipl.-Ing., Eggolsheim<br />
Karl-Heinz Lutz, BD a.D., Aschaffenburg<br />
Heribert Moser, Prof. Dr., Seefeld<br />
das 84. Lebensjahr<br />
Ludwig Strobel, Präsident a.D., Prof.<br />
Dipl.-Ing., Landshut<br />
Friedrich Wieselsberger, LBD a.D.,<br />
München<br />
das 83. Lebensjahr<br />
Hermann Schiechtl, Direktor i.R. Dipl.-<br />
Ing., München<br />
Wilhelm Seifert, Betriebsleiter, Dingolfing<br />
das 81. Lebensjahr<br />
Hans Beier, MR a.D., München<br />
Paul Lachmair, LBD a.D., München<br />
Willi Hahn, Dipl.-Ing., Bayreuth<br />
Adolf Wagner, TOAR a.D., München<br />
das 80. Lebensjahr<br />
Josef Glasl, OAR a.D., München<br />
Helmut Heider, LBD a.D., München<br />
das 79. Lebensjahr<br />
Karlheinz Bauer, RegBaumeister,<br />
Dr.-Ing., Schrobenhausen<br />
das 78. Lebensjahr<br />
Joseph Bruck, TOAR a.D., München<br />
Armin Stolz, TOAR a.D., Vaterstetten<br />
Heinz Meier, Dr. Dipl.-Chem., München<br />
das 77. Lebensjahr<br />
Paul Schaad, Dipl.-Ing., Günzburg<br />
Gerald Hollrotter, Direktor i.R. Dipl.-Ing.,<br />
München<br />
das 76. Lebensjahr<br />
Leonhard Carl, Techn. Dir.i.R. Dipl.-Ing.,<br />
Töging<br />
Ludwig Liebhaber, LBD a.D., Ansbach<br />
Ossi Gebhardt, BD a.D., Deggendorf<br />
das 75. Lebensjahr<br />
Wolfgang Range, LBD a.D., Höchberg<br />
Bruno-Richard Steinmetz, Dipl.-Ing.,<br />
Kempten<br />
das 70. Lebensjahr<br />
Hans Frisch, Dr. rer.nat., München<br />
Werner Hegemann, Prof. Dr., Andechs<br />
Lothar Keller, BD a.D. , Aystetten<br />
Heinrich Kortmann, BD a.D., München<br />
Dieter Langer, Dipl.-Ing. (FH),<br />
Bad Aibling<br />
Hans-Jürgen Rosemann, Vizepräsident<br />
a.D., Prof. Dr.-Ing., Gröbenzell<br />
Josef Sailer, Buchenberg<br />
Heinz Schiller, BD a.D., München<br />
Willfried Teschke, Prof. Dr., Hersbruck<br />
das 65. Lebensjahr<br />
Rainer Werner Abendt, Dr., Nürnberg<br />
Joachim Eichinger, Stadtdirektor a.D.,<br />
Prof. Dipl.-Ing., Zorneding<br />
Wilhelm Gallent, Dr., Edling<br />
Helmut Hofstetter, LBD a.D., Ast/Post<br />
Tiefenbach<br />
Peter Jürging, RD a.D., Dr.agr. Dipl.-Ing.,<br />
Erding<br />
Peter Konarske, BD a.D., München<br />
Günther-Michael Knopp, MR a.D., Dr.,<br />
Landshut<br />
Timm Lessel, Dr., Grafrath<br />
Elke Nuss, Dr., Bad Kissingen<br />
Robert Weber, Dipl.-Ing.,<br />
Rednitzhembach<br />
Eberhard Wunram, Bauingenieur,<br />
Georgensgmünd<br />
Wolfhart Zinn, Dipl.-Ing., Lauf<br />
das 60. Lebensjahr<br />
Gerhard Duschl, Dipl.-Ing., Kolbermoor<br />
Eugen Egetenmeir, München<br />
Harald Ehm, Dipl.-Ing., München<br />
Klaus Fiedler, Betriebsleiter, Röslau<br />
Martin Fröhlich, Dipl.-Ing., Peißenberg<br />
Wolfgang Gerhard, Dipl.-Ing.,<br />
Staffelstein<br />
Albert Göttle, Präsident, Prof. Dr.-Ing.,<br />
Augsburg<br />
Günther Hanke, Abwassermeister, Wasserburg<br />
Dieter Hofmann, Industriekaufmann,<br />
Reichenberg<br />
Johann Hofmann, Dipl.-Wirtsch.-Ing.,<br />
Ursensollen<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Erhard Kaiser, Dipl.-Biol., Würzburg<br />
Georg Klein, Altusried<br />
Günther Lauterbach, Dipl.-Ing. (FH), Hof<br />
Hansjörg Pfeifer, Dipl.-Ing.,<br />
Dipl.-Wirtsch.-Ing, München<br />
Karl-Heinz Prösl, Dr., Velden/Vils<br />
Helmut Resch, Dr., Weißenburg<br />
Jörg Schaller, Prof. Dr.-Ing., Kranzberg<br />
Ewald Schmid, München<br />
Dagobert Smija, Dr., Krumbach<br />
Herbert Paul Streibelt, Dipl.-Physiker,<br />
Burgau<br />
Hans Wagmann, Dipl.-Ing., Fürstenzell<br />
Christian Weiß, Dipl.-Verw.-Wirt (FH),<br />
Kipfenberg<br />
Manfred Westermeier, Dipl.-Ing. (FH),<br />
Pfaffenhofen<br />
Dazu die herzlichsten<br />
Glückwünsche des<br />
<strong>Landesverband</strong>es!
73<br />
Langjährige Mitgliedschaft beim Verband<br />
Die persönlichen Mitglieder wurden mit einem Ehrenbrief und einem Buchgeschenk ausgezeichnet, die Firmen wurden in der<br />
Zeitschrift Korrespondenz Abwasser veröffentlicht.<br />
25 <strong>Jahre</strong> Mitgliedschaft<br />
Anders Werner, Unterföhring<br />
Bajon Michael, Ködnitz<br />
Bauer Jürgen, München<br />
Dallmeier Johann, Inning<br />
Dammann Jürgen Würzburg<br />
Friedrich Robert, Erlangen<br />
Gebhardt Ossi, Deggendorf<br />
Huber Peter, Schwindegg<br />
Klüpfel Michael, Thüngersheim<br />
Kramer Erika, Babensham<br />
Prof. Dr. List Franz, München<br />
Michler Günther, Neustadt<br />
Neger Anton, Beilngries<br />
Perzlmeier Heinz, Gochsheim<br />
Prokosch Willibald, Gerbrunn<br />
Ruckert Hans, Büchenbach<br />
Prof. Dr. Strobl Theodor, München<br />
Prof. Dr. Valentin Franz, Germering<br />
Westermeier Manfred, Pfaffenhofen<br />
Winkelmair Klaus, Donauwörth<br />
Abwasser- und Umweltverband Chiemsee,<br />
Rimsting<br />
Gemeinde Altenmünster<br />
Stadt Bad Königshofen<br />
Verwaltungsgemienschaft Betzenstein<br />
Stadt Bischofsheim a.d. Rhön<br />
Verwaltungsgemeinschaft Gemünden<br />
am Main<br />
Markt Geroda<br />
Stadtwerke Günzburg<br />
Gemeinde Hemhofen<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Gemeinde Kirchanschöring<br />
Gemeinde Motten<br />
Gemeinde Regnitzlosau<br />
Markt Ronsberg<br />
50 <strong>Jahre</strong> Mitgliedschaft<br />
Prof. Dr. Teichmann Hanns, Vaterstetten
Buchbesprechung<br />
74<br />
50 <strong>Jahre</strong> Taschenbuch der Wasserversorgung<br />
14., vollst. überarb. Aufl. 2007. XLIV, 926<br />
S. Mit 420 Abb. u. 283 Tab. Geb. ISBN:<br />
978-3-8348-0012-1, EUR: 99,80.-<br />
Das im Januar 2007 in der jetzt 14. Auflage<br />
erschienene „Taschenbuch der<br />
Wasserversorgung“ ist nach der vollständigen<br />
Überarbeitung auch weiterhin das<br />
komplette Standardwerk für die Wasserversorgung.<br />
„Der“ > Mutschmann/Stimmelmayr<br />
< war für mich schon 1967 im<br />
Studium des Bauingenieurwesens/Siedlungswasserwirtschaft<br />
das wesentliche<br />
Fachbuch der Wasserversorgung. Auch<br />
deshalb empfehle ich den heutigen Studenten<br />
dieses Buch (in seiner neuesten<br />
Ausgabe) als Grundlagenliteratur und<br />
Handwerkszeug.<br />
Es werden alle Gebiete von der Wasserressource<br />
bis zum Zapfhahn des Verbrauchers<br />
behandelt und übersichtlich dargestellt.<br />
Hierbei gibt es klare Erläuterungen<br />
und Berechnungsansätze zu wasserwirtschaftlichen,<br />
verfahrenstechnischen, und<br />
betriebstechnischen Aspekten mit Hinweisen<br />
auf die physikalischen, chemischen<br />
und biologischen Grundlagen sowie<br />
weiterführender Literatur.<br />
Besonders wertvoll für angehende und<br />
im Beruf stehende Ingenieure sind die<br />
Informationen, Wissens- und Berechnungsgrundlagen<br />
für Planung, Bau, Betrieb<br />
und Organisation der Wasserversorgung.<br />
Insbesondere sind praxisnahe<br />
Ausführungen über Planung und Abwicklung<br />
von Ingenieuraufträgen (inkl. Einbeziehung<br />
von HOAI und VOB) von hohem<br />
Nutzen. Dieses wird ergänzt durch<br />
grundlegende Ausführungen über die<br />
Wirtschaftlichkeitsbetrachtung von Maßnahmen.<br />
Besonders hilfreich ist die Angabe<br />
von spezifischen Kosten - z. T. detailliert<br />
für einzelne Gewerke und<br />
Maßnahmen -. Hier ist das „Taschenbuch<br />
der Wasserversorgung“ ein Vorreiter seit<br />
50 <strong>Jahre</strong>n und wird gern in entsprechenden<br />
Ausarbeitungen zitiert.<br />
In vielen Kapiteln sind Hinweise auf die<br />
aktuellen deutschen und internationalen<br />
Regeln der Technik – insbesondere das<br />
DVGW- sowie DIN-Regelwerk – enthalten.<br />
Dieses ist insofern von großer Bedeutung,<br />
da mit der Trinkwasserverordnung<br />
2001 auch das Einhalten der gültigen<br />
Regeln der Technik für eine ordnungsgemäße<br />
Planung sowie Bau und Betrieb der<br />
Wasserversorgung gefordert wird.<br />
<strong>DWA</strong> <strong>Landesverband</strong> <strong>Bayern</strong><br />
Mitglieder-Rundbrief 2/2007<br />
Dem fachlich versierten Autorenteam<br />
kann ich nur gratulieren zu der gelungenen<br />
Einarbeitung des neuesten Fachwissens<br />
in die 14. Auflage und hoffe, dass<br />
es weiterhin zeitnah „am Ball“ bleibt, um<br />
den jeweils neuesten Stand der Wasserversorgung<br />
zu dokumentieren.<br />
Allen Studenten und Fachleuten dieses<br />
Faches möchte ich das „Taschenbuch<br />
der Wasserversorgung“ bestens als<br />
Grundlagenliteratur und Handbuch für<br />
die Praxis empfehlen. (Ich frage mich nur,<br />
ob bei dem jetzt erreichten Umfang und<br />
Format dieses wirklich noch ein „Taschenbuch“<br />
ist).<br />
Prof. Dr.-Ing. Knut Wichmann<br />
Institut für Wasserressourcen und<br />
Wasserversorgung<br />
Technische Universität<br />
Hamburg-Harburg
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