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Mixology - Magazin für Barkultur 5-17

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KLIMEKS KAUFBEFEHL<br />

Nach der slowenischen Steiermark gibt es noch das renommierte Weinbaugebiet<br />

»Jerusalem«, dann den Weinbau an der Adriaküste (der eine<br />

völlig andere Art Weine bringt als jener im Landesinneren), das prestigeträchtige<br />

Collio, das sich Slowenien mit Italien teilt und wo – wie in<br />

der Steiermark – die Nationengrenzen querbeet durch die Weingärten<br />

führen. In unmittelbarer Nähe des Collio dann der »Karst« oberhalb<br />

von Triest, und schließlich das Vipava-Tal, das von Vipava, rund 60<br />

Kilometer südlich der Hauptstadt Ljubljana, bis nach Nova Gorica an<br />

die italienische Grenze reicht. Um dieses Vipava-Tal und einen Wein<br />

von dort geht es heute.<br />

Osteuropa-Weinbau<br />

Der anarchische<br />

österreichisch-berlinerische<br />

Wein messias Manfred Klimek erteilt<br />

exklusiv in jeder Ausgabe einen<br />

könig lichen Weinbefehl. Also: Kaufen!<br />

DAS KOMBINAT<br />

In Vipava, einem Tal in Slowenien, machen<br />

zwei Österreicher in einem Riesenbetrieb seit<br />

diesem Jahr den ultimativen Saufwein <strong>für</strong><br />

die Gastronomie. Sogar in der Box.<br />

Jugoslawien. Ein seltsamer Staat. Zwischen den beiden Weltkriegen<br />

als eine der wenigen europäischen Demokratien durchaus erfolgreich;<br />

nach dem zweiten zur kommunistischen Diktatur mutiert und von<br />

»Marschall« Josip Broz, genannt »Tito«, zu einer Art fidelem Militärstaat<br />

transformiert. Ein bisschen Lateinamerika der Siebzigerjahre.<br />

Nur mit etwas liberaleren Lebensregeln und ohne Todesstrafe.<br />

Jugoslawien, und daran können sich wohl die meisten hier noch erinnern,<br />

zerbrach zwischen 1991 und 1996 (Kosovo 1999) in einem unfassbar<br />

blutigen und grausamen Bürgerkrieg. Begonnen hat dieses Schlachten<br />

1991 in Slowenien, jenem Bundesstaat und nun eigenständiger Republik,<br />

die in ihrem Norden an Österreich grenzt. Der »Befreiungskrieg« Sloweniens<br />

dauerte lediglich zehn Tage und forderte rund 120 Tote – bedauerlich,<br />

aber im Vergleich mit Kroatien oder Bosnien ein unglaublich<br />

geringer Blutzoll. Geschichtsstunde beendet. Wir kommen zum Wein.<br />

Wo Grenzen nur auf der Landkarte sind<br />

Slowenien ist eine bedeutende Weinnation mit sechs bedeutenden<br />

Weinbaugebieten. Da ist zuerst die slowenische Steiermark, die – wie<br />

der Name schon sagt – an die österreichische Steiermark direkt anschließt.<br />

Das führt dazu, dass die Nationengrenzen vielerorts tatsächlich<br />

durch die Weingärten führen, ohne diese je zerrissen zu haben.<br />

Und das hat einen Grund. In Vipava, der Hauptstadt der Region, steht<br />

eine riesige Kellerei, die noch im Kommunismus errichtet wurde –<br />

so ein echt hässlicher, aber funktionaler Ost-Weinbaubetrieb, eine<br />

Genossenschaft, ein Kombinat. Der neue slowenische Staat übernahm<br />

den alten jugoslawischen Volksbetrieb, führte ihn nicht ohne Erfolg<br />

weiter, steckte Geld in die Modernisierung, verkaufte ihn dann an<br />

ukrainische Unternehmer, die damit wenig anzufangen wussten und<br />

das Riesending diesen Sommer an zwei Österreicher übergaben: an<br />

einen Investor und an den Winzer Hannes Sabathi.<br />

Hannes Sabathi ist einer der vielen jungen Qualitätswinzer der Steiermark.<br />

Er füllt jährlich zwischen 120.000 und 140.000 Flaschen exzellenter<br />

Weine ab (darunter auch eine bemerkenswerte Scheurebe, eine<br />

Traube, die in Österreich eigentlich keine Tradition hat). Mit dem<br />

Betrieb in Vipava aber steigt Sabathi zu einem richtig großen Weinmacher<br />

auf, denn die Genossenschaft, deren Kellerei er jetzt verwaltet, hat<br />

sagenhafte 508 Hektar in Bewirtschaftung. Das heißt: jede Menge Trauben<br />

und viele Millionen Liter Wein.<br />

Die steirische Traubenschraube<br />

Vipava ist nicht schlecht aufgestellt. Die vielen Vertragswinzer liefern<br />

ordentliche Qualität, Sabathi muss lediglich jene Schrauben anziehen,<br />

von denen die Slowenen nichts wussten – die Schrauben des auch<br />

monetär relevanten Qualitätsweinbaus. Das macht Sabathi gleich bei<br />

der ersten Ernte in diesem Jahr und er macht es vor allem beim Sauvignon,<br />

der ja in seiner Steiermark die regionale Sorte Nummer eins<br />

ist. Beim Sauvignon kennen sich die Steirer aus wie nix.<br />

Vipavas erster Sauvignon (also Jahrgang 20<strong>17</strong>) unter der Ägide von<br />

Hannes Sabathi ist ein klarer, fruchtiger, grasiger, im Geruch leicht<br />

cannabisbetonter Sauvignon, der im Mund spritzig, easy, leicht und<br />

lecker rüberkommt. Der ideale Wein <strong>für</strong> die Bar. Noch dazu kriegt man<br />

ihn in Bag-in-Boxes, denn Vipava exportiert viel nach Skandinavien<br />

und England, wo diese Behälter nicht nur in der Gastronomie, sondern<br />

auch in Privathaushalten sehr beliebt sind. Man kriegt also einen<br />

Wein, zu dem man eine gute Geschichte erzählen kann, der wenig kostet<br />

und alle glücklich macht. Vipavas 20<strong>17</strong>er Sauvignon (ich kostete<br />

eine Probe aus dem Keller) gibt es dann im Spätherbst und frühen<br />

Winter zu kaufen. In ausreichenden Mengen. Und auch in Flaschen –<br />

<strong>für</strong> jene, die mit der Box nicht können. Selten habe ich einen süffigen<br />

Gastro-Wein mit einem so guten Preis-Leistungs-Verhältnis getrunken.<br />

Die Flasche geht runter wie nix.<br />

__<br />

— Zu bestellen vorerst bei: hannessabathi.at<br />

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