05.10.2017 Aufrufe

Mixology - Magazin für Barkultur 5-17

1

1

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Bauwut kennt in Frankfurt keine Grenzen und wird hier gnadenlos<br />

der Entwicklung angepasst. Neueste Studien prophezeien weitere<br />

unglaubliche 90.000 Arbeitsplätze in der Stadt. Die Banker aus London<br />

werden kommen und kommen schon, Chinesen, Araber und Russen<br />

kaufen das neue »Europaviertel« in Grund und Boden. Gentrifizierung,<br />

Mietwucher, Spekulantentum inklusive – uncoole Stadträume, in denen<br />

noch in 100 Jahren kein wahres Leben sein wird. Wenn es einen angesichts<br />

der sozialen Kälte und gesichtslosen Ästhetik dieser Entwicklung<br />

fröstelt, dann baut man eben rund um den Römer wieder Giebel und<br />

Fachwerk auf. Wollsocke statt Wolkenkratzer.<br />

Dieses ganze Konglomerat an Eindrücken äußert sich in der beeindruckenden<br />

Zahl an Bars, an sehr guten Bars. Frankfurt kann ohne Zweifel<br />

als die Barhauptstadt Deutschlands angesehen werden. Auch wenn<br />

andere Städte Orte aufweisen, die in der Spitze mithalten können, manche<br />

Frankfurt vielleicht auch übertreffen – in der Breite dieses Qualitätsstandards<br />

können sie nicht konkurrieren. Schon gar nicht, was die<br />

durchgehend professionelle und angenehme Gastorientiertheit angeht.<br />

Schlechte Laune am Gast scheint man hier als Zeitverschwendung anzusehen.<br />

In keiner anderen deutschen<br />

Stadt ist die Qualität der<br />

Bars in einer solchen Breite<br />

vorhanden.<br />

Maxie Eisen<br />

Münchener Str. 18, 60329 Frankfurt<br />

+49 69 7675 8362<br />

— maxieeisen.com<br />

Aperitif ohne Essensbegattung<br />

Auch nicht an einem Freitag nach der Bahnhofsviertelnacht. Obwohl<br />

am Abend zuvor die halbe Stadt unter »Stöffsche« stand, also mithilfe<br />

von Alkohol, gepaart mit dem Lebensmittel »Äbbelwoi« öder »Äppler«,<br />

den Parcours durch Fixpunkte aus Handel, Handwerk, Bildung, Soziales,<br />

Bars und Sex <strong>für</strong> Bares genommen hat, herrscht schon wieder reges<br />

Treiben in den Straßen, wenn auch im Agens ein wenig verdumpft. Die<br />

obligatorische Grußformel »Gude« klingt noch mehr nach Hangover als<br />

sonst und verheißt noch nichts Gutes.<br />

Jenseits des Mains beginnt der Abend daher im Thai & Turf, einer<br />

gebretterten Bonanza <strong>für</strong> klassisches Thai-Food, Burger, Meeresgetier<br />

und Steaks aus eigenen Reiferäumen. Hier wird der Gast auf angenehm<br />

überbordende Art <strong>für</strong> die anstehende Nacht zugerichtet. Die Qualität<br />

ist überragend, ohne sich im Edelchichi zu verlieren. Das Großod in der<br />

Einöde kann vor Kraft kaum laufen und serviert Nightdining bis drei<br />

Uhr früh. Die Wucht wird begleitet von einer Bar, die ihren Namen verdient.<br />

Auf den Nachbartischen tummeln sich zahlreiche Cocktailschalen<br />

und in der Tat: Der empfohlene, asiatisch inspirierte Long Thailand<br />

Iced Tea schrumpft das Original, den Long Island Iced Tea, zur Dekadenz.<br />

Volumen lässt sich sehr gut mit Frische, Leichtigkeit und Exotik<br />

verbinden, und wenn man diesem Getränk wirklich Tee statt Cola als<br />

Filler gönnt, versteht man auch, warum wir von Geschmacksknospen<br />

sprechen, die es eben zu öffnen und nicht zu verkleben gilt. Lässig auch<br />

der Espresso Martini, gehobener Standard guter Bars und auch er ein<br />

wahrer Aperitif, der Lust auf das Essen macht, ohne es im Voraus zu<br />

begatten.<br />

Foto: Steve Herud<br />

Sieht eher weniger nach »Eisen« aus, ist es aber<br />

28 Stadtgeschichten — Frankfurt

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!