04.10.2017 Aufrufe

FINE Das Weinmagazin 03/2017

Themenschwerpunkte der 38. Ausgabe sind unter Anderem: KALIFORNIEN Robert Mondavi – Das Vermächtnis KALIFORNIEN Die Robert Mondavi Winery in Oakville KALIFORNIEN Opus One – Das Beste zweier Welten KALIFORNIEN Tim Mondavis Continuum Estate TASTING 1990 – Ein Jahrhundertjahrgang Weitere Themen sind: RIOJA Gebündelte Leidenschaft – Die Bodegas Macán TOSKANA Lodovico – der andere Antinori KAMPANIEN Das Weingut Mastroberardino WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase in der Pfälzer Stube in Herxheim ÖSTERREICH Das Weingut F.X. Pichler in der Wachau DAS GROSSE DUTZEND Château Smith Haut Lafitte Rouge GENIESSEN Schokolade und Wein FRAUEN IM WEIN Selbstbewusst und souverän – Caroline Diel DIE PIGOTT KOLUMNE Cabernets von der Eastcoast WHISKY Holz in feinsten Tönen: Pride 1974 bei Steinway SÜDTIROL Dreißig Jahre Löwengang, zwanzig Jahre Summa FINE feiert: Das Sommerfest 2017 TASTING Große Weine aus großen Flaschen WEIN UND ZEIT Preußens Pracht: Die Weinkultur der Hohenzollern (I) PFALZ Das Weingut Christmann in Gimmeldingen DIE WÜRTZ KOLUMNE Deutscher Wein, was nun?

Themenschwerpunkte der 38. Ausgabe sind unter Anderem:

KALIFORNIEN Robert Mondavi – Das Vermächtnis
KALIFORNIEN Die Robert Mondavi Winery in Oakville
KALIFORNIEN Opus One – Das Beste zweier Welten
KALIFORNIEN Tim Mondavis Continuum Estate
TASTING 1990 – Ein Jahrhundertjahrgang

Weitere Themen sind:

RIOJA Gebündelte Leidenschaft – Die Bodegas Macán
TOSKANA Lodovico – der andere Antinori
KAMPANIEN Das Weingut Mastroberardino
WEIN UND SPEISEN Jürgen Dollase in der Pfälzer Stube in Herxheim
ÖSTERREICH Das Weingut F.X. Pichler in der Wachau
DAS GROSSE DUTZEND Château Smith Haut Lafitte Rouge
GENIESSEN Schokolade und Wein
FRAUEN IM WEIN Selbstbewusst und souverän – Caroline Diel
DIE PIGOTT KOLUMNE Cabernets von der Eastcoast
WHISKY Holz in feinsten Tönen: Pride 1974 bei Steinway
SÜDTIROL Dreißig Jahre Löwengang, zwanzig Jahre Summa
FINE feiert: Das Sommerfest 2017
TASTING Große Weine aus großen Flaschen
WEIN UND ZEIT Preußens Pracht: Die Weinkultur der Hohenzollern (I)
PFALZ Das Weingut Christmann in Gimmeldingen
DIE WÜRTZ KOLUMNE Deutscher Wein, was nun?

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3| <strong>2017</strong> Deutschland € 15 Österreich € 16,90 Italien € 18,50 Schweiz chf 30,00<br />

4197772 515002 <strong>03</strong><br />

WELT-JAHRGANG 1990<br />

PETRUS<br />

KÖNIG UNTER GRANDEN<br />

Kalifornien Toskana Wachau Kampanien Pfalz<br />

Opus One Lodovico Antinori F.X. Pichler Mastroberardino Weingut Christmann


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<strong>FINE</strong><br />

1990<br />

DAS WEINMAGAZIN 3|<strong>2017</strong><br />

ROBERT MONDAVI 12<br />

DIE ROBERT<br />

MONDAVI WINERY 14<br />

OPUS ONE 22<br />

CONTINUUM ESTATE30<br />

LODOVICO ANTINORI 50<br />

1990 – EIN JAHRHUNDERTJAHRGANG 38<br />

BODEGAS MACÁN 44 MASTROBERARDINO60 SMITH HAUT LAFITTE ROUGE 88<br />

F.X. PICHLER 76<br />

PRIDE 1974<br />

BEI STEINWAY 108<br />

DREISSIG JAHRE<br />

LÖWENGANG112<br />

PREUSSENS<br />

PRACHT128<br />

WEINGUT<br />

CHRISTMANN134<br />

FRAUEN IM WEIN – CAROLINE DIEL 94<br />

9 <strong>FINE</strong> EDITORIAL__________________ Thomas Schröder<br />

12 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Robert Mondavi – <strong>Das</strong> Vermächtnis<br />

14 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Die Robert Mondavi Winery in Oakville<br />

22 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Opus One – <strong>Das</strong> Beste zweier Welten<br />

30 <strong>FINE</strong> KALIFORNIEN______________ Tim Mondavis Continuum Estate<br />

38 <strong>FINE</strong> TASTING____________________ 1990 – Ein Jahrhundertjahrgang<br />

44 <strong>FINE</strong> RIOJA_______________________ Gebündelte Leidenschaft – Die Bodegas Macán<br />

50 <strong>FINE</strong> TOSKANA__________________ Lodovico – der andere Antinori<br />

60 <strong>FINE</strong> KAMPANIEN________________ <strong>Das</strong> Weingut Mastroberardino<br />

68 <strong>FINE</strong> WEIN UND SPEISEN________ Jürgen Dollase in der Pfälzer Stube in Herxheim<br />

76 <strong>FINE</strong> ÖSTERREICH_______________ <strong>Das</strong> Weingut F.X. Pichler in der Wachau<br />

88 <strong>FINE</strong> DAS GROSSE DUTZEND ___ Château Smith Haut Lafitte Rouge<br />

92 <strong>FINE</strong> GENIESSEN _______________ Schokolade und Wein<br />

94 <strong>FINE</strong> FRAUEN IM WEIN___________ Selbstbewusst und souverän – Caroline Diel<br />

104 <strong>FINE</strong> DIE PIGOTT KOLUMNE_____ Cabernets von der Eastcoast<br />

108 <strong>FINE</strong> WHISKY____________________ Holz in feinsten Tönen: Pride 1974 bei Steinway<br />

112 <strong>FINE</strong> SÜDTIROL__________________ Dreißig Jahre Löwengang, zwanzig Jahre Summa<br />

120 <strong>FINE</strong> SOMMERFEST______________ <strong>FINE</strong> feiert: <strong>Das</strong> Sommerfest <strong>2017</strong><br />

125 <strong>FINE</strong> TASTING____________________ Große Weine aus großen Flaschen<br />

128 <strong>FINE</strong> WEIN UND ZEIT_____________ Preußens Pracht: Die Weinkultur der Hohenzollern (I)<br />

134 <strong>FINE</strong> PFALZ______________________ <strong>Das</strong> Weingut Christmann in Gimmeldingen<br />

142 <strong>FINE</strong> DIE WÜRTZ KOLUMNE_____ Deutscher Wein, was nun?<br />

146 <strong>FINE</strong> ABGANG___________________ Ralf Frenzel<br />

6 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Inhalt Inhalt <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 7


VEREHRTE LESERIN, LIEBER LESER,<br />

wer da hat, dem wird gegeben. Die biblische Botschaft hat für viele einen rätselhaften<br />

Kern – dass es aufs Haben zuallererst ankomme. Geistlich oder weltlich,<br />

wortwörtlich oder im übertragenen Sinn – die Wahrheit ist: Die wenigsten haben<br />

es. Manche träumen ein Leben lang davon. Und den meisten bleibt es ein immerwährendes<br />

Geheimnis. Zum Beispiel jenes Element, das aus einem enthusiastisch<br />

passionierten Weinfreund, einem wagemutig nur auf nachhaltig allererste Qualität<br />

setzenden Entrepreneur und zugleich Inhaber möglichst unbegrenzter Mittel<br />

einen Schöpfer neuer unendlicher Weingenüsse macht. Zu solchen zählen gewiss<br />

einige Abkömmlinge der verzweigten Bankiers- und Investorenfamilie Rothschild,<br />

die mit Château Lafite und Château Mouton bis heute die faszinierendsten Beispiele<br />

dafür bieten; dazu zählte in der Neuen Welt auch Robert Mondavi, der mit<br />

seinem Cabernet Sauvignon den Weinbau im Napa Valley neu definierte. Was,<br />

wenn Giganten wie sie aufeinander träfen?<br />

1970 kam es zur historischen Stunde, als Philippe de Rothschild (Château<br />

Mouton) und Robert Mondavi auf Hawaii ein gemeinsames Unternehmen<br />

beschlossen: Opus One. Der Wein, 1984 erstmals präsentiert, machte sofort<br />

Furore und prägt seither den bordeauxnahen modernen Typ des kalifornischen<br />

Weins. Unter der Leitung des großartigen Michael Silacci hat Opus One seine<br />

Weltgeltung bewahrt und weiter bestärkt. In seiner neue Folge über den Splendor<br />

der kalifornischen Weine befasst sich Stefan Pegatzky mit Opus One als Teil des<br />

Vermächtnisses von Amerikas Weinfürsten Robert Mondavi. Dazu zählt auch<br />

die heute von Constellation Brand betriebene Robert Mondavi Winery wie das<br />

außer ordentliche Weingut Continuum von Tim Mondavi.<br />

Wer hat, dem wird gegeben: Auch bei den Rothschilds regt sich wieder das<br />

genussunternehmerische Gen. Der junge Milliarden-Erbe, Banker und Investor<br />

Benjamin de Rothschild ist ein Joint Venture mit keinem Geringeren als Vega<br />

Sicilia eingegangen: Macán soll der Rioja neue Qualitäts-Horizonte eröffnen.<br />

Ob das gelingen kann, womöglich schon gelungen ist, ergründet Rainer Schäfer.<br />

Dessen Feder verdankt sich auch das Porträt eines Mannes, den man der spielerischen<br />

Leichtigkeit und weltgewandten Unrast im sinnlich-kreativen Umgang<br />

mit Wein wegen gern zu der Schar der Begnadeten rechnet: Lodovico Antinori,<br />

der jünge Bruder des visionären Weinunternehmers Piero Antinori, hat der Weinwelt<br />

einst den Ornellaia geschenkt und präsentiert nun auf der Fattoria Biserno<br />

in Bolgheri (wo sonst!) einen neuen Wein voller Esprit, dem er seinen Namen,<br />

Lodovico, gegeben hat. Mann und Wein sind ein Ereignis! Vielleicht möchten Sie<br />

noch andere Weinpersönlichkeiten aus diesem Heft mit ebensolchem Prädikat<br />

auszeichnen? <strong>FINE</strong> würde Ihnen wohl nicht widersprechen.<br />

Zum guten Schluss noch ein wenig Eigenlob: Die Jury der 7. ICMA, des Internationalen<br />

Wettbewerbs für Corporate Medien, Corporate Design, Bücher und<br />

Zeitschriften, hat <strong>FINE</strong> mit ihrem Award of Excellence für vorbildliches Konzept<br />

und Design ausgezeichnet. Wir freuen uns darüber und gratulieren unserem Art<br />

Director, der unsere großen Geschichten über Wein und Winzer so augenfällig<br />

packend und elegant darbietet. Mag auch hier gelten: Wer hat, dem wird gegeben?<br />

Thomas Schröder<br />

Chefredakteur<br />

Editorial <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 9


DEM HIMMEL NAH<br />

Tim Mondavis Continuum Estate in<br />

den Vaca Mountains von Napa Valley<br />

Von STEFAN PEGATZKY<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

Der Stern schien so spektakulär zu verlöschen,<br />

wie er einmal aufgegangen war.<br />

Nach dem Verkauf der Robert Mondavi<br />

Corporation an den Konzern Constellation<br />

Brands im Jahr 2004 hielten viele das Ende<br />

der berühmten Wein dynastie für gekommen.<br />

Doch schon im folgenden Jahr meldete sich<br />

die Familie zurück. Mit dem Continuum<br />

trat Tim Mondavi selbst bewusst in die Fußstapfen<br />

seines Vaters Robert. Und vom<br />

ersten Jahrgang an war klar, dass im Napa<br />

Valley ein neuer Spitzen wein geboren war.<br />

Mehr Tiefschläge als Tim Mondavi hatte<br />

kaum jemand in so kurzer Zeit hinnehmen<br />

müssen. Zunächst hatte ihm<br />

Ende des Jahres 2000 Robert Parker in einer Publikation<br />

die fachliche Kompetenz abgesprochen:<br />

Er folge einer »obsessiven Mission«, den Spaß am<br />

Wein durch »intellektuelle Fadheit« zu ersetzen.<br />

Zwei Jahre später begann für Tim Mondavi ein langwieriges<br />

und mehr als unglücklich zu nennendes<br />

Scheidungs verfahren. Und kurz darauf folgte der<br />

trauma tische Verlust des Familienunternehmens.<br />

»Ich war unter immensem Stress und hatte enorme<br />

Rücken probleme«, erinnert er sich. »Nie in meinem<br />

Leben habe ich mehr Schmerzen erlitten, emotional<br />

wie physisch.«<br />

Gegen ein gebrochenes Herz aber gibt es nur<br />

ein Mittel: eine neue Liebe. Nach einer kurzen Phase<br />

der Depression setzte sich in Tim Mondavi die Überzeugung<br />

durch, die seit 1919 ununterbrochene Linie<br />

von Jahrgängen, in denen seine Familie Wein erzeugt<br />

hatte, nicht einfach abreißen zu lassen. Und machte<br />

sich daran, diese Tradition fortzusetzen. Dabei halfen<br />

freilich nicht zuletzt die 1,36 Milliarden Dollar,<br />

die Constellation für die Robert Mondavi Corporation<br />

bezahlt hatte und die, nach Abzug der Verbindlichkeiten,<br />

an die einzelnen Familienmitglieder<br />

verteilt worden waren. Ausgerechnet mit Richard<br />

Sands, dem Chef von Constellation, besiegelte Tim<br />

Mondavi per Handschlag, für sein Projekt zunächst<br />

Trauben aus dem To-Kalon-Weinberg nutzen zu können,<br />

dem Herzstück der Robert Mondavi Winery.<br />

Tim Mondavi war dreiundfünfzig, als er diesen<br />

Schritt wagte – und es gab zu diesem Zeitpunkt<br />

kaum jemanden, der sich nicht an dessen Vater erinnerte,<br />

der fast im gleichen Alter bei der familieneigenen<br />

Charles Krug Winery ausgeschieden war,<br />

um in Oakville sein eigenes Weingut zu gründen.<br />

»There are no second acts in American lives«, hatte<br />

der Schriftsteller F. Scott Fitzgerald einmal festgestellt:<br />

»Es gibt keinen zweiten Akt im Leben eines<br />

Amerikaners.« Doch genau dies, der Wille, Regeln<br />

zu brechen und, wenn nötig, völlig neu zu beginnen,<br />

hatte Robert Mondavi sein Charisma verliehen.<br />

Ausgerechnet Timothy, seinem jüngsten Sohn, hätten<br />

das nur wenige zugetraut.<br />

Tatsächlich war Tim Mondavi der eigentliche<br />

Weinmacher in der Familie. Früh hatte ihn<br />

der Vater auf intensive Reisen zu führenden Weingütern<br />

Europas mitgenommen. Ausgestattet mit<br />

einem Diplom in Weinbau und Önologie der University<br />

of California in Davis stieg er in den frühen<br />

1970er Jahren ins väterliche Weingut in Oakville<br />

ein, 1976 wurde er dessen verantwortlicher Winemaker.<br />

Drei Jahre später erfolgte der Ritterschlag:<br />

Für Opus One, das Joint Venture mit Baron Philippe<br />

de Rothschild, wurde ihm, zusammen mit Lucien<br />

Sionneau von Château Mouton Rothschild, die Verantwortung<br />

übertragen. Hinzu kamen Erfahrungen<br />

bei weiteren Leuchtturm-Projekten in Chile (Viña<br />

Seña) und Italien (Tenuta Ornellaia). Doch er galt<br />

als wortkarg, sensibel und skrupulös. Wein machen<br />

verstand er als Kunst, und durch sein Ringen um<br />

elegante und balancierte Weine machte er sich in<br />

Kali fornien nicht nur Freunde. In den Jahren, in<br />

denen die Projekte seines Vaters immer zahlreicher<br />

und größer wurden und das Weingut weiter wuchs,<br />

wurde er zunehmend ein Fremdkörper.<br />

Anders sein älterer Bruder Michael, der als CEO<br />

des Unternehmens die Zahlen im Blick hatte und<br />

das Tempo des Vaters mithielt. Als Robert Mondavi<br />

an die Börse ging und die Beschleunigung noch<br />

einmal zunahm, wurde das Verhältnis der beiden<br />

Brüder immer schwieriger: Michael wollte über den<br />

Massen markt den Profit vergrößern, während sich<br />

Tim auf das Geschäft mit Spitzenwein konzen trieren<br />

30 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Kalifornien Kalifornien <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 31


<strong>FINE</strong> DAS WEINMAGAZIN NR . 1 BIS 10 IM HOCHWERTIGEN SAMMELSCHUBER.<br />

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1990<br />

EIN JAHRHUND ERTJAHRGANG<br />

Von DIRK R. NOTHEIS<br />

Foto GUIDO BITTNER<br />

38 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Tasting Tasting <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 39


GEBÜNDELTE<br />

LEIDENSCHAFT<br />

Die Bodegas Macán setzen neue Maßstäbe in der Rioja<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos RUI CAMILO<br />

»Wir machen es anders«: Im Showroom der Bodegas Macán präsentieren sich selbstbewusst<br />

Enrique Macías Gómez, als Director Viticultura von Vega Sicilia auch für das Gut in der Alta<br />

Rioja zuständig, Geschäftsführer Ignacio Calvo de Mora und Aitor Fernández, der für die Weinberge<br />

rund um San Vincente de la Sonsierra oberhalb des Flusses Ebro verantwortlich ist.<br />

<strong>Das</strong> geheimnisvolle Spiel zog sich über mehrere Jahre hin: Eine Rechtsanwaltskanzlei<br />

aus Madrid kaufte in der Rioja Alta um das Städtchen San Vincente de la Sonsierra im<br />

großen Stil Weinberge auf. 2004 wurden die ersten Parzellen erworben, es waren immer<br />

alte Weinberge in besonderen Lagen: So kam nach und nach ein außergewöhnliches Portfolio<br />

an Reben zusammen. Die Winzer in der Rioja wunderten sich: Da musste jemand<br />

Ahnung haben von der Materie. Und wer so gutes Rebland kaufte, musste etwas Großes<br />

vorhaben. Aber wer steckte dahinter? <strong>Das</strong> blieb lange Zeit ungewiss, die Hintermänner<br />

wollten anonym bleiben. Eifrig wurde gemunkelt, wer die Ankäufe in Auftrag gegeben<br />

haben könnte. Die Spekulationen schossen ins Kraut: Mal wurde ein Investor aus China<br />

hinter den Winkelzügen vermutet, mal ein Potentat aus Arabien, mal ein Ölmilliardär<br />

aus den Vereinigten Staaten.<br />

Die Lösung lag viel näher, wie sich herausstellte,<br />

als das am besten gehütete Geheimnis<br />

in Spaniens Weinszene gelüftet wurde:<br />

2009, nach fünf Jahren verdeckter Land-Akquise,<br />

wurde es »langsam schwierig, sich zu verstecken«,<br />

erzählt Pablo Alvarez, der Direktor von Vega Sicilia,<br />

dem berühmtesten Weingut in Spanien, das im<br />

Anbau gebiet Ribera del Duero liegt. Spätestens als<br />

er eine Kellerei in Leza anmietete, um den ersten<br />

Jahrgang des mysteriösen Weinprojekts abzufüllen,<br />

drang die Sensation nach außen: Es war Macán, das<br />

Gemeinschaftsunternehmen von Baron Benjamin de<br />

Rothschild und der Familie Alvarez. Der französische<br />

Bankier und seine Frau, die Baronesse Ariane<br />

de Rothschild, führen unter dem Label EDRH –<br />

Edmond de Rothschild Heritage – die renommierten<br />

Weingüter Château Clarke im Médoc, Château<br />

des Laurets in Saint-Emilion, Flechas de los Andes in<br />

Argentinien, Rimapere in Neuseeland und Rupert &<br />

Rothschild in Südafrika. Auch Pablo Alvarez ist mit<br />

Tempos Vega Sicilia, seinem eigenen Wein- Imperium,<br />

dem neben Vega Sicilia noch die Güter Alión, Pintia<br />

und Oremus angehören, weltweit erfolgreich. »Uns<br />

verbindet eine tiefe Leidenschaft für Wein«, sagt er.<br />

Die wollten sie nun mit Macán bündeln.<br />

Die Strategie, im Verborgenen zu agieren, war<br />

lange aufgegangen. Aber als bekannt wurde, wer<br />

hinter Macán steht, seien »sofort die Preise nach<br />

oben geschnellt«, erzählt Pablo Alvarez, der den<br />

Baron Anfang der 2000er Jahre kennengelernt hatte.<br />

Schnell war man sich einig, gemeinsam ein Weingut<br />

aufzubauen, das die Rioja verändern sollte: Was<br />

Vega Sicilia für Ribera del Duero bedeutet, sollte<br />

Macán für Rioja werden. Die, sagt Alvarez, schöpfe<br />

ihr großartiges Potential nicht aus: »Es müsste hier<br />

längst mehrere Ikonen wie Vega de Sicilia geben.«<br />

Wie es seine Art ist, wurde alles generalstabsmäßig<br />

vorbereitet: <strong>Das</strong> Team von Vega Sicilia, das als eines<br />

der besten in Spanien gilt, ist für die Weinberge und<br />

den Ausbau der Weine zuständig. Bis 2009 der erste<br />

Jahrgang von Macán geerntet werden konnte, waren<br />

44 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Rioja Rioja <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 45


DER ANDERE ANTINORI<br />

»ICH BIN<br />

MEHR DER<br />

KÜNSTLER,<br />

DER DEN<br />

WEINEN IHRE<br />

SEELE GIBT«<br />

Von RAINER SCHÄFER<br />

Fotos THILO WEIMAR<br />

Der Marchese Lodovico Antinori ist eine gepflegte Erscheinung, die immer noch dichten,<br />

grauen Haare hat er nach hinten gekämmt. Die graublauen Augen sind hellwach. Unter dem<br />

oliv grauen Jackett trägt er ein hellblaues Hemd. In der Alta Maremma wärmt die Julisonne<br />

schon am Morgen, es dauert nicht lange, bis der Marchese sein Sakko auszieht und die Hemdsärmel<br />

hochkrempelt. Was da zum Vorschein kommt, hat niemand erwartet: Wie ein alter Seemann<br />

trägt er Täto wierungen auf den Unterarmen, deren Konturen im Lauf der Jahre etwas<br />

ausgebleicht sind. Links steht Omh, ein tibetanisches Wort für Atmen, wie Antinori erklärt.<br />

Auf dem rechten Unterarm prangt ein Zeichen, das aussieht wie ein kleiner Propeller mit vier<br />

Armen. <strong>Das</strong> Tattoo hat ihm ein Mönch in die Haut gestochen, als er im Goldenen Dreieck zwischen<br />

Vietnam, Thailand und Laos als Kriegsreporter und Fotojournalist unterwegs war. Es<br />

sei ein Symbol, das ihn mit seiner »spirituellen Kraft« beschützen sollte. Der Mönch traktierte<br />

seinen Arm mit einer langen Bambusnadel, das habe »höllisch weh getan«, erzählt der<br />

Marchese, gegen die Schmerzen sollte eine Opiumpfeife helfen.<br />

50 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Toskana Toskana <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 51


GRENZGÄNGER<br />

<strong>Das</strong> Weingut F.X. Pichler in der Wachau<br />

Es ist die Geschichte einer innigen Weinleidenschaft<br />

und die eines kleinen Wachauer<br />

Weinguts. Unter Franz Xaver Pichler, genannt<br />

FX, und seiner Frau Rudolfine hat es ab den<br />

1980er Jahren Weltruhm erlangt. Heute wird es<br />

von deren Sohn Lucas Pichler und seiner Frau<br />

Johanna geführt. <strong>Das</strong> Kürzel FX steht nicht nur<br />

für ein familiäres Weingut mit Kontinuität und<br />

Prestige, es steht für einen Weinstil, der Fülle<br />

und Finesse zum Schweben bringt, jenseits des<br />

Modischen Grenzen auslotet und im Grunde<br />

nicht kopierbar ist. Die Rieslinge und Grünen<br />

Veltliner der Familie Pichler gehören zu den<br />

Individualisten der Weinwelt.<br />

Von TILL EHRLICH<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

76 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Österreich Österreich <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 77


FRAUEN IM WEIN XXXI<br />

SELBST­<br />

BEWUSST<br />

UND<br />

SOUVERÄN<br />

Caroline Diel lässt<br />

in ihren Weinen<br />

einen neuen Ton<br />

anklingen<br />

Von TILL EHRLICH<br />

Fotos RUI CAMILO<br />

Konzentriert öffnet sie eine Flasche nach der anderen.<br />

Ob rot oder weiß, trocken oder süß: Ein Wein ist<br />

schöner als der andere. Caroline Diel ist aus dem<br />

Schatten ihres prominenten Vaters Armin Diel<br />

heraus getreten und zu einer der begabtesten Winzerinnen<br />

ihrer Generation gereift: Ihr Gespür für Stil<br />

und geschmackliche Balancen im Wein dürfte unter<br />

Deutschlands jüngeren Top winzern singulär sein.<br />

Der erste Schluck vom Rieslingsekt Goldloch hat mich<br />

wie vom Donner gerührt, der zweite entspannte die<br />

Sache, und der dritte entfachte das Verlangen nach<br />

dem vierten. Langsam wurde mir bewusst, dass hier etwas für<br />

Deutschland stilistisch Einzigartiges entwickelt worden ist.<br />

Seit mehr als zwanzig Jahren gibt es hierzulande eine gewisse<br />

Unbeholfenheit mit hochwertigem Winzersekt vom Riesling,<br />

mit dem man der Champagne die Stirn bieten möchte.<br />

Doch der 2008er Goldloch Rieslingsekt Brut Nature von<br />

Caroline Diel scheint von einem anderen Stern zu sein. Man<br />

spürt, dass die Winzerin durch vieles hindurchgegangen ist:<br />

Sie kennt die Champagne und die besten Champagner und<br />

die Geheimnisse einer Cuvée und der klassischen Flaschengärung<br />

sowieso. Aber die Nahe-Winzerin hat auch Riesling in<br />

den Genen. Dieser Rieslingsekt zeigt nicht die Schwere vieler<br />

Champagner, sondern die spielerische Leichtigkeit des Rieslings,<br />

die sie in Komplexität und Dichte verwandelt, ohne ihn banal<br />

oder süß wirken zu lassen.<br />

Die meisten Jahrgangschampagner reifen etwa drei bis vier<br />

Jahre auf ihrem Hefedepot in der Flasche, bevor sie degorgiert<br />

werden. Diesem Sekt gab man vierundneunzig Monate, knapp<br />

acht Jahre. Bevor sie in den Verkauf gelangen, ruhen die Flaschen<br />

sechs weitere Monate im Keller von Burg Layen. Schön ist,<br />

wie Caroline Diel den Reifepunkt des Rieslings hin bekommen,<br />

die Harmonie der Säure ausbalanciert hat, obwohl der Sekt<br />

knochen trocken ist, eben Brut Nature. Denn in der Regel wird<br />

die Rieslingsäure mit Restsüße abgedeckt, was Harmo nie und<br />

Körper suggeriert. Auf all das verzichtet sie, und dabei ist ihr<br />

ein Meisterstück gelungen. Es gibt auch einen zweiten grandiosen<br />

Brut-Nature-Jahrgangssekt, dessen jüngste Charge zweiundneunzig<br />

Monate auf seiner Hefe lagerte, erzeugt aus den<br />

Burgunder sorten Pinot Noir und Pinot Blanc und stilistisch eher<br />

an Champagner angelehnt. Vielleicht ist die 2008er Cuvée Mo,<br />

benannt nach dem Kose namen ihrer Mutter Monika Diel, sogar<br />

noch eindrucks voller als der Goldloch Rieslingsekt. Aber: Wir<br />

befinden uns hier in der Champions League des Weins, sprechen<br />

nicht über Qualitätsunterschiede, sondern über Stil, und<br />

94 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Frauen im Wein Frauen im Wein <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 95


HOLZ IN FEIN STEN TÖNEN<br />

Zweiundvierzig Jahre: Für einen Mann<br />

wie Martin Tingvall ist das kein Alter, für<br />

einen Whisky schon. Im Maschinensaal<br />

von Steinway & Sons in Hamburg begleitete<br />

der schwedische Jazz-Pianist die<br />

Deutschland-Premiere des Pride 1974 mit<br />

eigenen Kompositionen. Die hochprozentige<br />

Kostbarkeit im edlen Kristall-Dekanter<br />

macht sich rar: nur fünfhundertdrei Liter<br />

wurden davon erzeugt.<br />

Man möchte meinen, die Produktion von Whisky und die Fertigung von Konzert flügeln hätten<br />

wenig gemein. Doch außer viel Handwerkskunst ist ein natürlicher Rohstoff für beide ent scheidend:<br />

Holz. In sorgfältig selektierten Fässern aus Eiche reifen Whiskys heran, die Resonanzböden von<br />

Flügeln sind aus speziellem Fichtenholz. Whisky mit Musik also, zur Präsentation von Pride 1974,<br />

einem über vierzig Jahre alten Single Malt Whisky von Glenmorangie bei Steinway & Sons.<br />

Von CHRISTIAN VOLBRACHT Fotos MARCO GRUNDT<br />

Ortstermin in der Klavier- und Flügel fabrik<br />

von Steinway in einem Hamburger Gewerbegebiet<br />

nahe der Autobahn nach Norden.<br />

Im Maschinensaal mit seiner pragma tischen Dachkonstruktion<br />

aus Streben, Leitungen und Lüftungsrohren<br />

duftet es nach Holz. Neben Bretterstapeln<br />

wartet auf dem heute schwarz aus gelegten Boden im<br />

Eingangsbereich ein offener Konzertflügel. Es ist ein<br />

aufwändiges Szenario für die bisher älteste Whisky-<br />

Rarität aus dem Haus Glenmorangie in Schottland.<br />

Passend zum Preis – jeder der nur fünfhundertdrei<br />

abgefüllten Kristall-Dekanter mit einem Liter tiefgoldenem<br />

Whisky kostet achttausend Euro.<br />

Zur Uraufführung hatte Pride 1974 sogar ein<br />

eigenes Klavier konzert bekommen. Bei der ersten<br />

Präsentation im März in New York spielte der amerikanische<br />

Jazzpianist Aaron Diehl sein neues Stück<br />

»Echos from the Glen of Tranquility«. Es war nach<br />

einem Besuch in Schottland bei Dr. Bill Lumsden,<br />

der krea tiven Nase von Glenmorangie, entstanden.<br />

In vier Sätzen sollen die »Echos aus dem Tal der<br />

Ruhe« die Entwicklung und den Charakter des Edelgetränks<br />

reflektieren.<br />

In Hamburg setzte sich der schwedische Jazzpianist<br />

Martin Tingvall an den Flügel und spielte<br />

eigene, kraftvolle Kompositionen. Der dreimalige<br />

108 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Whisky Whisky <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 109


<strong>FINE</strong> FEIERT<br />

DAS SOMMERFEST <strong>2017</strong><br />

Von KRISTINE BÄDER<br />

Fotos JOHANNES GRAU<br />

Mit guten Traditionen soll man nicht brechen. Oder doch? Jedenfalls ist das<br />

<strong>FINE</strong> Sommerfest inzwischen eine Institution – und das soll es auch bleiben.<br />

Trotzdem war in diesem Jahr alles auch ein klein wenig anders: mehr Fokus<br />

auf den Wein, mehr Fokus auf die Winzer, mehr Fokus auf gute Gespräche.<br />

Kaum ein zweites Treffen internationaler Spitzen winzer<br />

versammelt so viele große Namen. Aus Bordeaux und<br />

Burgund, aus Österreich und der Schweiz, aus der<br />

Toskana und dem Piemont – aus allen wichtigen Wein regionen<br />

kamen einige der besten Winzer der Welt zum <strong>FINE</strong> Sommerfest<br />

zusammen. Die Gästeliste liest sich wie ein Who’s Who<br />

der Weinklassiker: Allegra Antinori von den Marchesi Antinori,<br />

Michael Moosbrugger von Schloss Gobelsburg, Daniel<br />

Gantenbein aus Graubünden, Priscilla Incisa della Rocchetta<br />

mit ihrem Kultwein Sassicaia, Jean-Luc Pépin von der Domaine<br />

Comte Georges de Vogüé oder Sara Lecompte von dem Bordelaiser<br />

Château Léoville-Poyferré. Im Gepäck hatten sie jede<br />

Menge Highlights: den Pinot Noir von Gantenbein aus dem Jahr<br />

2012, den 1995er Sassicaia oder Franz Hirtzbergers Singer riedel<br />

<strong>Das</strong> fing ja gut an: Im Kerzenschimmer<br />

der Schatzkammer von Kloster Eberbach<br />

überraschte Gutsdirektor Dieter Greiner<br />

die Gäste mit raren alten Weinen.<br />

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VERLIEBT<br />

IN DIE PFALZ<br />

Im Gimmeldinger Weingut Christmann ziehen<br />

Vater und Tochter an einem Strang<br />

Von MARTIN WURZER-BERGER<br />

Fotos ARNE LANDWEHR<br />

Ein Sommertag an der Mittelhardt wie aus dem Bilderbuch: blauer Himmel, weißgebauschte Wolken, ein<br />

lauer Wind. Vor der Kulisse des Pfälzerwaldes breitet sich eine sanft gewellte Kulturlandschaft aus. Die<br />

eher kleinteiligen landwirtschaftlichen Flächen scheinen ausschließlich mit Reben bestockt, gelegentlich<br />

gesäumt von filigranen Mandelbäumen. Die eine oder andere Streuobstwiese hat sich halten können.<br />

Hier und da stützt eine kunstvoll gefügte Mauer ein Geviert. Zum Rhein im Osten, über den sich heute<br />

eine grandiose Fernsicht bietet, fällt das Gelände deutlich stärker ab. Die Rede vom Rebenmeer verdankt<br />

sich solchen Aussichten.<br />

134 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Pfalz Pfalz <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> 135


<strong>FINE</strong>ABGANG<br />

DER WUNDE PUNKT<br />

Ende Juli wurde offiziell, worüber intern schon länger spekuliert worden<br />

war: Der Gault & Millau WeinGuide Deutschland wechselt zum ZS-Verlag<br />

und erscheint in diesem Jahr unter neuer Chefredaktion und mit einem<br />

neuen Verkosterteam. <strong>Das</strong> alte Team ging ziemlich komplett und inklusive Weind<br />

atenbank unter das Dach der Zeitschrift Vinum und veröffentlicht in Kooperation<br />

mit dem Christian Verlag einen neuen, eigenen Wein-Guide. Ob es sinnvoll<br />

ist, aus einem Weinführer, der bisher kein wirtschaftlich rentables Modell gefunden<br />

hat, zwei konkurrierende Bücher zu machen, die sich nun den Kuchen teilen<br />

müssen, sei dahingestellt.<br />

Viel interessanter erscheint die Frage, wohin die Reise gehen soll. Neben<br />

Gault-Millau und dem neuen Vinum-Weinführer gibt es jede Menge weiterer<br />

Orientierungs hilfen in Buchform, vom Eichelmann über den Fallstaff Weinguide<br />

bis zu den internationalen Kompendien von Parker und Co. Da stellt sich schnell<br />

die Frage, wer denn die Deutungshoheit über all die Weine und Wein güter für<br />

sich beanspruchen darf, oder ob sich all diese Weinführer in ihrer Menge nicht<br />

schlicht und einfach selbst ad absurdum führen. Robert Parker ist immerhin eine<br />

ernst zunehmende Instanz gewesen, seine Bewertungen sind nicht fehlerfrei, aber<br />

berechen bar. Doch die Branche zersplittert sich. Was einmal als Orientierungs hilfe<br />

für den Weinfreund gedacht war, wird zur Beliebigkeit degradiert und hinter lässt<br />

den Leser eher ratlos als bereichert. Eine Fülle von Auszeichnungen durch zahllose<br />

Weinwettbewerbe, deren Relevanz für den Verbraucher nicht mehr ein zuordnen<br />

ist, macht die Sache nicht besser. Für <strong>FINE</strong> ist diese Entwicklung Anlass, auch<br />

unsere Punktebewertung in Frage zu stellen. Ist diese Form der Benotung nicht<br />

längst überholt? Wäre eine reine Weinbeschreibung nicht hilf reicher, um dem<br />

mündigen Leser und seinem persönlichen Geschmack eine eigene Ein ordnung<br />

zuzugestehen? Was meinen Sie?<br />

Ralf Frenzel<br />

Herausgeber<br />

Wir freuen uns auf Ihre Stellungnahme unter info@fine-magazines.de.<br />

146 <strong>FINE</strong> 3 | <strong>2017</strong> Abgang<br />

Hans-Joachim Vauk · Christianstraße 44 · 24534 Neumünster · Telefon 0 43 21-4 22 56 · www.hjvauk.de

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