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Gewässerökologisches Gutachten zur UVS zum ROV Kraftwerk ...

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<strong>Gewässerökologisches</strong> <strong>Gutachten</strong> Main <strong>ROV</strong> <strong>Kraftwerk</strong> Staudinger<br />

2.4.7 Entzug von Biomasse durch die Kühlwasserentnahme<br />

Durch die Entnahme von Kühlwasser wird dem Ökosystem Fluss (Main) Biomasse entzogen.<br />

Hiervon betroffen ist naturgemäß auch die sog. organismische Drift, zu der alle passiv<br />

im Flusswasser verfrachteten Lebensformen zählen. Sie besteht vorwiegend aus Phytound<br />

Zooplankton niederer Lebewesen (mikrobielle Lebewesen wie Bakterien, Algen,<br />

Weichtier(larven), aber auch aus passiv mitverfrachteten Samen oder Jugendstadien höherer<br />

Lebewesen (Pflanzenteile, Schwimmpflanzen, Fischlarven, Jung- und Kleinfische). Die<br />

im Fluss passiv mitverfrachtete Biomasse in Form von lebenden Organismen dient höheren<br />

aquatischen (und nichtaquatischen) Organismen als Nahrungsgrundlage.<br />

Im Folgenden soll primär die phytoplanktonische Biomasse betrachtet werden. Bezüglich<br />

des Zooplanktons ließen sich aus den Erhebungen aufgrund geringer Nachweisanzahl und<br />

Siedlungsdichte keine Aussagen <strong>zur</strong> Biomasse ableiten (vgl. Kapitel 2.4.5). Mit Hilfe der<br />

Angaben zu Chlorophyll-a-Konzentration und Zellvolumen der verschiedenen ermittelten<br />

Taxa wurden zwar Aussagen <strong>zur</strong> Biomasse im Main am <strong>Kraftwerk</strong>s-Standort Staudinger<br />

gemacht. Absolutwerte über die Biomasse wurden jedoch nicht erzielt, da sich die Biomassemengen<br />

kontinuierlich mit der Jahreszeit und dem Abflussgeschehen verändern.<br />

Anhand des mittleren Abflusses des Mains und der für den <strong>Kraftwerk</strong>sbetrieb entnommenen<br />

Wassermenge lässt sich der Entzug von Biomasse aus dem Fluss abschätzen.<br />

Für den Betrieb im Jahr 2007 wurden 78.350 m 3 /h benötigt. Hauptwasserverbraucher sind<br />

die Rückkühlanlagen, die insbesondere für den Betrieb der Blöcke 1 und 3 (Ablaufbetrieb)<br />

große Wassermengen benötigen (Blöcke 4 bis 5 werden im Kreislaufbetrieb gefahren).<br />

Bei einem typischen Mittelwasser-Abfluss von rund 175 m³/s (=630.000 m³/h; Bsp. Pegel<br />

Krotzenburg) entspräche somit die Wasser- und damit auch anteilig die Biomasseentnahme<br />

im Ist-Zustand 12,4% des Abflusses, genehmigt sind knapp 15% Wasserentnahme.<br />

Bei einem eher untypischen Extrem-Niedrigwasser wie in Szenario 3 der Temperaturverhältnisse<br />

am Beispiel des Extremsommers 2003 erläutert (vgl. Kap. 2.2.2.3.2) mit einem<br />

MNQ von 52 m³/s (= 187.200 m³/h) entspräche die Wasser- und damit auch anteilig die<br />

Biomasseentnahme im Ist-Zustand 42% des Abflusses.<br />

Wasser- mittlerer Abfluss (Mittelwasser Krotzenburg) Minimalabfluss (Extremniedrigwasser)<br />

Entnahme m 3 /h Anteil am Abfluss m 3 /h Anteil am Abfluss<br />

Status quo 78350 12,4% 78350 58,0%<br />

Genehmigung 93600 14,9% 93600 69,3%<br />

Damit ist der Entzug von Biomasse durch Wasserentnahme im Status quo bereits bei Extremniedrigwasser<br />

mit mehr als der Hälfte des Mainabflusses relativ hoch.<br />

Mit einer Entnahme unter 15% ist durch die Entnahme von Wasser respektive Biomasse<br />

unter Normalverhältnissen nicht mit negativen Auswirkungen bzw. einem wesentlichen<br />

Entzug an Nahrungsgrundlagen für höhere aquatische Organismen zu rechnen. Ein großer<br />

Teil der Biomasse, insbesondere adulte größere Fische, wird dabei nicht entnommen, da<br />

diese durch gezielte Schutzmaßnahmen (Fischscheuchanlage) von der Entnahme verschont<br />

bleiben (vgl. Kapitel 2.4.6.2.4). In eher nährstoffreicheren Gewässern wie dem Main<br />

ist eine Entnahme von Biomasse im Hinblick auf eine Entfrachtung von zehrenden Organismen<br />

(z.B. sommerliche Algenblüten, besonders unter Niedrigwasserbedingungen mit<br />

geringen Fließgeschwindigkeiten) allgemein eher von Vorteil.<br />

Kapitel 2 / S. 104 (154) GewÖkoGUT_<strong>ROV</strong>_Rev05.doc

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