13.12.2012 Aufrufe

Gewässerökologisches Gutachten zur UVS zum ROV Kraftwerk ...

Gewässerökologisches Gutachten zur UVS zum ROV Kraftwerk ...

Gewässerökologisches Gutachten zur UVS zum ROV Kraftwerk ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Gewässerökologisches</strong> <strong>Gutachten</strong> Main <strong>ROV</strong> <strong>Kraftwerk</strong> Staudinger<br />

Das Crustaceen-Plankton spielt im untersuchten Abschnitt des Mains praktisch keine Rolle,<br />

eine Reihe von Taxa konnte jeweils nur in Einzelexemplaren registriert werden. 2 Im untersuchten<br />

Mainabschnitt wurden der Elbe oder dem Niederrhein vergleichbare Abundanzwerte<br />

weder im Falle der Rotatorien noch der Krebstiere erreicht. Demgegenüber war<br />

jedoch die Veliger-Larve der Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha) im Main in ähnlichen<br />

Größenordnungen präsent wie im Niederrhein. Bei Kleve-Bimmen wurden 1990 bis<br />

2000 Abundanzmaxima der Veliger-Larve von 50 bis fast 500 Ind./l festgestellt, im Main<br />

waren diese im Jahr 2007 mit durchschnittlich 440 Tieren/l präsent.<br />

2.4.5.2.1 Bewertung der Zooplankton-Besiedelung des Mains im untersuchten Abschnitt<br />

Das Zooplankton des untersuchten Mainabschnittes war sowohl qualitativ als auch quantitativ<br />

sehr gering entwickelt, trotz verminderter Fließgeschwindigkeit und erhöhter Verweilzeit<br />

des Wasserkörpers infolge Aufstaus. In anderen großen Flüssen wurden sowohl höhere<br />

Taxaabundanzen 3 als auch Individuendichten registriert. Mit Ausnahme der Veliger-<br />

Larve der Dreikantmuschel (Dreissena polymorpha) sind alle anderen Tiergruppen des Metazooplanktons<br />

deutlich unterrepräsentiert.<br />

Nach HOLST (2005) ist neben der Verweilzeit des Wasserkörpers das Vorhandensein von<br />

Retentionszonen, also Gewässerteilen mit sehr geringer Strömungsgeschwindigkeit, in denen<br />

sich Planktonorganismen längere Zeit aufhalten und vermehren können, eine wichtige<br />

Randbedingung für die Dynamik des Flusszooplanktons. Das Fehlen natürlicher Stillwasserzonen<br />

oder buchtenreicher Uferstrukturen mit Makrophytenbewuchs ist möglicherweise<br />

Ursache für das vergleichsweise geringe Vorkommen von Zooplanktern im Main.<br />

Ein weiterer limitierender Faktor für das Zooplankton sind permanente Turbulenzen (z.B.<br />

infolge des Schiffsverkehrs) im Wasserkörper. Nach HOLST (2005) wirken sich Turbulenzen<br />

indirekt auf das Zooplankton aus: Indem eine permanente Resuspension von partikulärer<br />

organischer Substanz in Form von Aggregaten in das Freiwasser stattfindet, kommt es u.a.<br />

zu erhöhter Trübung mit Lichtlimitation der autotrophen Nahrungsorganismen (Algen u.a.).<br />

Die organischen Komponenten der suspendierten Aggregate und daran festsitzende Organismen<br />

können dabei als Nahrungsquelle für das Zooplankton dienen. Resuspendierte anorganische<br />

Partikel hingegen hemmen bestimmte planktische Filtrierer in der Nahrungsaufnahme<br />

und können einen strukturierenden Effekt auf die Planktonzönose ausüben.<br />

Auf der Grundlage der Untersuchungsergebnisse von 2007 und des Vergleichs mit Zooplanktondaten<br />

weiterer großer Flüsse (Elbe, Rhein) wird der ökologische Zustand des<br />

Mainabschnittes zwischen Main-km 63,25 bis 58,85 aus Sicht der Zooplankton-<br />

Besiedlung mit Zustandsklasse IV – unbefriedigend - beurteilt.<br />

2 Zum Vergleich, in der Elbe wurden im Rahmen einer Bereisung zwischen Schmilka und Boitzenburg im Jahr 1991 Zooplanktondichten<br />

(Metazooplankton) zwischen mehreren Hundert bis fast 2000 Ind./l registriert, allein die Rotatorien waren<br />

mit 200 bis >1600 Ind./l im Freiwasser präsent. Als dominante Arten konnten Keratella cochlearis, Brachionus angularis und<br />

Brachionus calyciflorus registriert werden. Das Crustaceen-Plankton war mit Individuendichten bis zu 40 Tieren/l deutlich<br />

geringer entwickelt und bestand hauptsächlich aus Nauplien der Copepoden sowie der Gattung Bosmina. Weitere Untersuchungen<br />

<strong>zur</strong> Saisonalität des Zooplanktons bestätigten die Dominanz der Rotatorien im Metazooplankton. Die registrierten<br />

Abundanzmaxima von 5.000 bis zu 18.000 Ind./l wurden verglichen mit anderen großen Flüssen als außergewöhnlich hoch<br />

eingeschätzt (HOLST, 2006). Untersuchungen im Niederrhein bei Kleve-Bimmen zeigen ebenfalls eine Dominanz von Rotatorien<br />

gegenüber Crustaceen im Zooplankton. Es wurden jedoch insgesamt geringere Individuendichten festgestellt als in<br />

der Elbe. Die Abundanzmaxima der Rotatorien der Jahre 1990 bis 2000 lagen zwischen 100 und 900 Tieren, mit quantitativ<br />

großen Unterschieden innerhalb der einzelnen Jahre (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, 2007).<br />

Copepoden und Cladoceren wurden maximal mit jeweils 4-20 bzw. 1-10 Tieren je Liter nachgewiesen und spielen im Stoffhaushalt<br />

des Gewässers praktisch keine Rolle.<br />

3 Im Rhein bei Kleve-Bimmen konnten in den vergangenen Jahren 15 verschiedene Arten von Kleinkrebsen festgestellt werden<br />

(Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, 2007).<br />

Kapitel 2 / S. 88 (154) GewÖkoGUT_<strong>ROV</strong>_Rev05.doc

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!