SPORTaktiv Oktober 2017
III. DIE SPEED- DISKUSSION Focus präsentierte das Elektro-Rennrad „Project Y“ mit Fazua-Antrieb, heimste dafür einen Eurobike-Award ein, brachte aber die hitzige Diskussion um die Geschwindigkeitsbeschränkung zum Vollbrand. Bis dato hört bei E-Bikes die Motor-Unterstützung beim Erreichen von 25 km/h auf. Viele fordern jetzt ein Hinaufsetzen des Limits auf 30, 33 oder 35 km/h, was die eher konservative Rennradszene zum Qualmen bringt. „Ich habe meine ganz private Meinung zu E-Rennrädern“, bremst der italienische Rennrad-Guru Danilo De Rosa. Zusatzinfos: In Deutschland sollen laut Umfragen bis zu 50 Prozent aller E-Bikes auffrisiert und mit Tuning illegal bis zu 50 km/h schnell sein. Ein Kavaliersdelikt? Hersteller, Mechaniker und Kunden sind in der Zwickmühle, rechtlich bleibt vieles im Graubereich. II. „ICH FAHRE SEIT 15 JAHREN JEDEN MORGEN 200 METER ZUM BÄCKER.“ MICHAEL WILD (SHIMANO) ÜBER DEN FITNESS- ZUSTAND MANCHER E-BIKE-EINSTEIGER ANTRIEBSSTARKE MARKEN Der Boom um motorisierte Räder bringt namhafte Hersteller neu ins Spiel. Aus der Motorrad-Szene geben im Windschatten von KTM jetzt Fantic und Husqvarna Gas, Reifenriese Pirelli produziert erstmals seit 25 Jahren wieder Fahrradreifen und Ferrari und Bianchi präsentierten in Friedrichshafen das erste gemeinsame Baby ihrer neuen Amore, das SF01, ein rotes (!) Bianchi-Rennrad um 15.000 Euro. Mamma mia! KTM verkündete die Partnerschaft mit Susanne Puello. „Wir wollen und werden die Technologieführerschaft übernehmen“, meinte sie auf der Eurobike. Unter PEXCO hebt man jetzt drei neue Marken aus der Taufe: eben Husqvarna (E-Bikes), Raymon (Mittelklasse) und im High-End- Bereich die Räder von „R2R“ (Ready to Race). V. IV. RAD-TOURISMUS 4.0 Dass der Tourismus eine Freude mit den vielen (und zahlungskräftigen) E-Bikern hat, ist nicht neu. Im Rahmen des Travel-Talks wurde aber deutlich, dass nach ersten Erfahrungen in Urlaubsdestinationen an der Qualitätsschraube gedreht werden muss. Weil es etwa nichts nutzt, wenn für die 80 E-Biker beim Tagesausflug tatsächlich 80 Ladestationen bereitstehen, genau um die Mittagszeit aber die Küche den vollen Strom für die Fritteusen braucht. International schießen die Trail-Netzwerke aus dem Boden: Am Beispiel Schottlands wurde ersichtlich, wie die cleveren Highlander ihre wildromantische Landschaft anpreisen, für alle öffnen (Wanderer sind mit Reitern und Radfahrern gleichgestellt) und damit Hunderte Millionen für den Tourismus lukrieren. Ein Vorbild für Österreich? SCHLAUES FAHRRAD „Smart Cycling“ bleibt ein Trend, der von der digitalen Routenplanung, Sicherheitssystemen und der Vernetzung von Fahrer und Rad alles umschließt. Es gibt Helme, die das Abbiegen mit LED-Lichtern am Kopfschutz anzeigen und im Falle eines Crashes eine Notruf-SMS absetzen, eine Sattelstütze, die beim Absenken gleichzeitig die Federelemente vorne und hinten auf „Downhill“ stellt, und Lichter und digitale Schlösser, die Dieben das Leben mit Bluetooth, GPS und Stinkbomben schwer machen. Für das Training auf der Walze gibt es neue Programme von Zwift, Elite, Tacx und 3-D-Brillen. Daneben der Retro-Trend: ohne Tacho, ohne GPS, ohne ABS. Einfach nur Radfahren. Fotos: Eurobike 72 SPORTaktiv
VI. DIE DEMOKRATISIERUNG DES RADES Jeder darf und kann Radfahren. Mit oder ohne E. Rennräder werden weiter entschärft, für Normalsterbliche komfortabler, kürzer und mit breiteren Reifen besser gedämpft. Moderate Einstiegspreise ab 1000 Euro, Allrounder und Gravelbikes reizen Einsteiger. Mountainbikes locken mit moderner, fehlerverzeihender Geometrie (flache Lenkwinkel, langer Reach), Einfach-Schaltung (1x12), fetten Reifen und langen Federwegen ins schwere Gelände. Dazu gibt es alle erdenklichen Konstruktionen und Trends bei Stadträdern („Urban Bikes“) und den boomenden Cargo- bzw. Lasten-Rädern. „RAUF IST DAS NEUE FLACH.“ OLAF BECK (MOTORPRESSE) ÜBER E-BIKER FÜR 2018 AM ZETTEL DAS BIKEJAHR 2017 LEGT DEN LETZTEN GANG EIN, ABER DIE VORFREUDE AUFS NEUE IST SCHON GROSS. AUCH WEGEN VIELER NEUHEITEN – WIE DIESE, DIE UNS AUF DER EUROBIKE AUFGEFALLEN SIND. ABENTEUER-BIKE Foto: KTM Bikes Das Prowler Sonic von KTM sorgte auf der Eurobike für Aufsehen: 29 Zoll, 150 mm Federweg, steiler Sitz- (76,5°) und flacher Lenkwinkel (67°) – für jedes Abenteuer konzipiert. www.ktm-bikes.at SPORTaktiv 73
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DISKUSSION<br />
Focus präsentierte das Elektro-Rennrad<br />
„Project Y“ mit Fazua-Antrieb, heimste<br />
dafür einen Eurobike-Award ein, brachte<br />
aber die hitzige Diskussion um die<br />
Geschwindigkeitsbeschränkung zum<br />
Vollbrand. Bis dato hört bei E-Bikes die<br />
Motor-Unterstützung beim Erreichen<br />
von 25 km/h auf. Viele fordern jetzt<br />
ein Hinaufsetzen des Limits auf 30, 33<br />
oder 35 km/h, was die eher konservative<br />
Rennradszene zum Qualmen bringt. „Ich<br />
habe meine ganz private Meinung zu<br />
E-Rennrädern“, bremst der italienische<br />
Rennrad-Guru Danilo De Rosa.<br />
Zusatzinfos: In Deutschland sollen laut<br />
Umfragen bis zu 50 Prozent aller E-Bikes<br />
auffrisiert und mit Tuning illegal bis zu<br />
50 km/h schnell sein. Ein Kavaliersdelikt?<br />
Hersteller, Mechaniker und Kunden sind<br />
in der Zwickmühle, rechtlich bleibt vieles<br />
im Graubereich.<br />
II.<br />
„ICH FAHRE SEIT 15 JAHREN<br />
JEDEN MORGEN 200 METER<br />
ZUM BÄCKER.“<br />
MICHAEL WILD (SHIMANO) ÜBER DEN FITNESS-<br />
ZUSTAND MANCHER E-BIKE-EINSTEIGER<br />
ANTRIEBSSTARKE MARKEN<br />
Der Boom um motorisierte Räder bringt namhafte Hersteller neu<br />
ins Spiel. Aus der Motorrad-Szene geben im Windschatten von<br />
KTM jetzt Fantic und Husqvarna Gas, Reifenriese Pirelli produziert<br />
erstmals seit 25 Jahren wieder Fahrradreifen und Ferrari und<br />
Bianchi präsentierten in Friedrichshafen das erste gemeinsame<br />
Baby ihrer neuen Amore, das SF01, ein rotes (!) Bianchi-Rennrad<br />
um 15.000 Euro. Mamma mia! KTM verkündete die Partnerschaft<br />
mit Susanne Puello. „Wir wollen und werden die Technologieführerschaft<br />
übernehmen“, meinte sie auf der Eurobike. Unter<br />
PEXCO hebt man jetzt drei neue Marken aus der Taufe: eben<br />
Husqvarna (E-Bikes), Raymon (Mittelklasse) und im High-End-<br />
Bereich die Räder von „R2R“ (Ready to Race).<br />
V.<br />
IV.<br />
RAD-TOURISMUS 4.0<br />
Dass der Tourismus eine Freude mit den vielen (und<br />
zahlungskräftigen) E-Bikern hat, ist nicht neu. Im<br />
Rahmen des Travel-Talks wurde aber deutlich, dass<br />
nach ersten Erfahrungen in Urlaubsdestinationen an<br />
der Qualitätsschraube gedreht werden muss. Weil es<br />
etwa nichts nutzt, wenn für die 80 E-Biker beim Tagesausflug<br />
tatsächlich 80 Ladestationen bereitstehen,<br />
genau um die Mittagszeit aber die Küche den vollen<br />
Strom für die Fritteusen braucht. International schießen<br />
die Trail-Netzwerke aus dem Boden: Am Beispiel<br />
Schottlands wurde ersichtlich, wie die cleveren Highlander<br />
ihre wildromantische Landschaft anpreisen, für<br />
alle öffnen (Wanderer sind mit Reitern und Radfahrern<br />
gleichgestellt) und damit Hunderte Millionen für<br />
den Tourismus lukrieren. Ein Vorbild für Österreich?<br />
SCHLAUES FAHRRAD<br />
„Smart Cycling“ bleibt ein Trend, der von der digitalen Routenplanung,<br />
Sicherheitssystemen und der Vernetzung von Fahrer<br />
und Rad alles umschließt. Es gibt Helme, die das Abbiegen mit<br />
LED-Lichtern am Kopfschutz anzeigen und im Falle eines Crashes<br />
eine Notruf-SMS absetzen, eine Sattelstütze, die beim Absenken<br />
gleichzeitig die Federelemente vorne und hinten auf „Downhill“<br />
stellt, und Lichter und digitale Schlösser, die Dieben das<br />
Leben mit Bluetooth, GPS und Stinkbomben schwer machen.<br />
Für das Training auf der Walze gibt es neue Programme von<br />
Zwift, Elite, Tacx und 3-D-Brillen. Daneben der Retro-Trend:<br />
ohne Tacho, ohne GPS, ohne ABS. Einfach nur Radfahren.<br />
Fotos: Eurobike<br />
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