SPORTaktiv Oktober 2017
DER VÖLKER- VERSTÄNDIGER LÄUFER KENNEN DAS: BEI BEWERBEN IM GANZEN LAND FLIEGEN KENIANER IM ORANGE-WEISSEN OUTFIT DES „RUN2GETHER“-TEAMS ZUM SIEG. GEGRÜNDET HAT DEN INTERKULTURELLEN VEREIN DER STEIRER THOMAS KREJCI. WIR HABEN DEN LÄUFER AUS LEIDEN- SCHAFT EINMAL VOR DEN VORHANG GEBETEN UND HINTER DIE KULIS- SEN SEINES „DREI-SÄULEN-PROJEKTS“ RUN2GETHER GESCHAUT. VON KLAUS MOLIDOR Der Zufall schreibt oft ja wirklich die besten Geschichten. Als Veranstalter der Thermenland Open im Orientierungslauf wollte Thomas Krejci einst ein möglichst internationales Starterfeld zusammenbringen und hat an Verbände in aller Herren Länder geschrieben. „Dass dann ausgerechnet Läufer aus Kenia kommen hätte ich mir niemals erwartet“, erzählt der 45-Jährige. Von dort bis zur Gründung des „run- 2gether“-Vereins war es dann noch ein kleiner Schritt. Krejci freundet sich in dieser Zeit mit Geoffrey Gikuni Ndungu an, gemeinsam entwickeln sie die Idee des österreichisch-kenianischen Laufvereins. „Um voneinander zu profitieren“, sagt Krejci. Ein Blick genügt, um zu sehen: Da steht einer, für den Laufen mehr ist um von A nach B zu kommen. Die Oberarme gehen als zart durch, die Statur ist schlank aber sehnig, das spürt man auch beim Händedruck. Das knapp schulterlange Haar bekommt langsam weiße Strähnen. Und wenn Krejci lacht, lachen die Augen mit. Viel mehr als ein Manager Er ist in der Wolle gefärbter Läufer, seit er im Alter von 16 Jahren mit dem Orientierungslaufen begonnen hat. Längst überlegt er nicht mehr, warum er läuft. Es gehört einfach dazu. Auf dem Weg zu einem Termin bleibt er gerne mit dem Auto stehen, schlüpft in die Laufschuhe und dreht eine Runde. „Um was Neues zu sehen und zwischendurch den Kopf frei zu bekommen.“ Der Orientierungslauf beschreibt auch gut seine aktuellen Herausforderungen. Das Orientieren findet sich im Hauptberuf als selbstständiger Kartograph wieder, der Landkarten zeichnet und anderen zur Orientierung verhilft. Und das Laufen ist eben nicht nur Grundbedürfnis sondern mit seinem Engagement bei „run2gether“ auch Nebenberuf und Herzensangelegenheit. Denn es ist viel mehr, als Profis aus Kenia zu europäischen Laufbewerben zu vermitteln. Der Verein hat in Kiambogo, rund 70 Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi, eine 400 Meter Aschenbahn errichtet, eine Arztstation eingerichtet, einen Kindergarten für Waisenkinder gebaut. Eltern, die sich das Schulgeld für die Kinder nicht leisten können, greift run2gether ebenfalls unter die Arme. Voneinander lernen Die dritte Säule sind dann die Laufcamps auf der Hochrindl in Kärnten bzw. eben die Laufwochen in Kenia, bei denen Hobbyläufer mit den kenianischen Profis mitleben und mittrainieren können. „Dort kochen wir auch kenianisch und versuchen, voneinander zu lernen.“ Völkerverständi- 54 SPORTaktiv
THOMAS KREJCI Der 45-jährige gebürtige Grazer war 13-facher Staatsmeister und WM-Teilnehmer im Orientierungslauf. Heute lebt der Initiator des „run2gether“-Projekts in Fürstenfeld (St) und arbeitet als selbstständiger Kartograph. www.run2gether.com Fotos: Thomas Polzer SPORTaktiv 55
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VERSTÄNDIGER<br />
LÄUFER KENNEN DAS: BEI BEWERBEN IM GANZEN LAND FLIEGEN<br />
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ZUM SIEG. GEGRÜNDET HAT DEN INTERKULTURELLEN VEREIN DER<br />
STEIRER THOMAS KREJCI. WIR HABEN DEN LÄUFER AUS LEIDEN-<br />
SCHAFT EINMAL VOR DEN VORHANG GEBETEN UND HINTER DIE KULIS-<br />
SEN SEINES „DREI-SÄULEN-PROJEKTS“ RUN2GETHER GESCHAUT.<br />
VON KLAUS MOLIDOR<br />
Der Zufall schreibt oft ja wirklich die<br />
besten Geschichten. Als Veranstalter<br />
der Thermenland Open im Orientierungslauf<br />
wollte Thomas Krejci einst ein<br />
möglichst internationales Starterfeld zusammenbringen<br />
und hat an Verbände in aller<br />
Herren Länder geschrieben. „Dass dann<br />
ausgerechnet Läufer aus Kenia kommen<br />
hätte ich mir niemals erwartet“, erzählt der<br />
45-Jährige.<br />
Von dort bis zur Gründung des „run-<br />
2gether“-Vereins war es dann noch ein<br />
kleiner Schritt. Krejci freundet sich in<br />
dieser Zeit mit Geoffrey Gikuni Ndungu<br />
an, gemeinsam entwickeln sie die Idee des<br />
österreichisch-kenianischen Laufvereins.<br />
„Um voneinander zu profitieren“, sagt<br />
Krejci. Ein Blick genügt, um zu sehen: Da<br />
steht einer, für den Laufen mehr ist um<br />
von A nach B zu kommen. Die Oberarme<br />
gehen als zart durch, die Statur ist schlank<br />
aber sehnig, das spürt man auch beim Händedruck.<br />
Das knapp schulterlange Haar<br />
bekommt langsam weiße Strähnen. Und<br />
wenn Krejci lacht, lachen die Augen mit.<br />
Viel mehr als ein Manager<br />
Er ist in der Wolle gefärbter Läufer, seit er<br />
im Alter von 16 Jahren mit dem Orientierungslaufen<br />
begonnen hat. Längst überlegt<br />
er nicht mehr, warum er läuft. Es gehört<br />
einfach dazu. Auf dem Weg zu einem Termin<br />
bleibt er gerne mit dem Auto stehen,<br />
schlüpft in die Laufschuhe und dreht eine<br />
Runde. „Um was Neues zu sehen und zwischendurch<br />
den Kopf frei zu bekommen.“<br />
Der Orientierungslauf beschreibt auch<br />
gut seine aktuellen Herausforderungen.<br />
Das Orientieren findet sich im Hauptberuf<br />
als selbstständiger Kartograph wieder, der<br />
Landkarten zeichnet und anderen zur Orientierung<br />
verhilft. Und das Laufen ist eben<br />
nicht nur Grundbedürfnis sondern mit<br />
seinem Engagement bei „run2gether“ auch<br />
Nebenberuf und Herzensangelegenheit.<br />
Denn es ist viel mehr, als Profis aus Kenia<br />
zu europäischen Laufbewerben zu vermitteln.<br />
Der Verein hat in Kiambogo, rund 70<br />
Kilometer nördlich der Hauptstadt Nairobi,<br />
eine 400 Meter Aschenbahn errichtet,<br />
eine Arztstation eingerichtet, einen Kindergarten<br />
für Waisenkinder gebaut. Eltern,<br />
die sich das Schulgeld für die Kinder nicht<br />
leisten können, greift run2gether ebenfalls<br />
unter die Arme.<br />
Voneinander lernen<br />
Die dritte Säule sind dann die Laufcamps<br />
auf der Hochrindl in Kärnten bzw. eben<br />
die Laufwochen in Kenia, bei denen<br />
Hobbyläufer mit den kenianischen Profis<br />
mitleben und mittrainieren können. „Dort<br />
kochen wir auch kenianisch und versuchen,<br />
voneinander zu lernen.“ Völkerverständi-<br />
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