SPORTaktiv Oktober 2017
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Auch nach 20 Jahren<br />
gibt es bei Otto Eders<br />
Erfindung ständig etwas<br />
zu verbessern. In seiner<br />
Werkstatt ist er ständig<br />
am Tüfteln.<br />
von Kinderrollern. Den Begriff Skikes<br />
verschmolz der Erfinder später aus den<br />
Wörtern „Skating“ und „Bikes“. „Dass<br />
auch das Wort Ski drinnen steckt, ist<br />
eine nette Nebenerscheinung.“ Mit<br />
dem Prototypen lief er drei Mal die<br />
Großglockner-Straße hinauf. Beim Runterfahren<br />
musste er oft stehen bleiben,<br />
weil die Stahlbremsbacken überhitzten<br />
– Schnee von gestern.<br />
Viele Patente hat Eder in 20 Jahren<br />
angemeldet, vieles ausprobiert und<br />
verfeinert, auf leichtes Alu gewechselt.<br />
Jetzt ist der Tüftler und Erfinder stolz<br />
auf fünf verschiedene Modelle, die sein<br />
Lizenzpartner „Four Aces“ in China produziert<br />
– „aus Kostengründen“, wie er<br />
betont. Der Vertrieb läuft weltweit, Eder<br />
kümmert sich vorrangig um die Weiterentwicklung<br />
der Sportgeräte.<br />
Zwischen 300 und 500 Euro kosten<br />
seine Skikes und Konkurrenz gibt es<br />
mittlerweile auch. „Andere Hersteller<br />
beleben die Szene und das ist gut so.<br />
Aber wir haben über die Technologie<br />
immer die Nase vorne und sichern uns<br />
so auch für die Zukunft die Weltmarktführerschaft.“<br />
Die Bremse wird von anderen<br />
kopiert, doch die patentierte Wadenstütze<br />
mit einstellbarem Kantwinkel<br />
ist streng geschützt. Als Ergänzung<br />
denkt Eder daran, in Eigenregie eine<br />
„völlig kompromisslose Version“ zu bauen,<br />
mit Alu-Schrauben und Titan-Achsen,<br />
die als High-End-Gerät ruhig 2000<br />
Euro teuer sein kann.<br />
Rollt auch auf Schotter<br />
Seine 2 bis 2,5 kg schweren Skikes sieht<br />
Eder als ideales Trainingsgerät für Langläufer<br />
und Skitourengeher, die beim<br />
Fahren mit ihrer ganz normalen Skitechnik<br />
wie Skating und klassisch (mit<br />
Rücklaufbremsen in den Rädern) und<br />
der Tourenskitechnik („ohne Fellwech-<br />
„SELBST<br />
PROFILANGLÄUFER<br />
SIND VERBLÜFFT,<br />
WIE GUT DAS<br />
FUNKTIONIERT.“<br />
sel“) auskommen. Gefahren werden<br />
kann auf Asphalt wie auch auf Feld-,<br />
Forst- und Schotterwegen. Gebremst<br />
wird, indem man die Waden nach hinten<br />
und dabei die Bremse auf den Hinterreifen<br />
drückt. „Selbst Profi-Langläufer<br />
sind verblüfft, wie gut und stabil das<br />
Fersenhochgang-System ist“, freut sich<br />
Eder über Anerkennung aus der Szene.<br />
Für ihn ein zusätzlicher Bonus: „Der<br />
Präsident des Erfinderverbandes hat mir<br />
erzählt, dass die Kreativität im Gehirn<br />
besonders angeregt wird, wenn man<br />
Hände und Füße gleichzeitig benutzt.<br />
Dazu die diagonale Bewegung aus links<br />
und rechts, das ist genial.“<br />
Mit ein wenig Übung – Eder bietet<br />
auch Kurse an – ist Skiken rasch erlernt.<br />
„Klar ist bei vielen der erste Gedanke:<br />
,Mah, is’ des g’fährlich!‘, aber in Wirklichkeit<br />
ist es so leicht wie Fahrradfahren.<br />
Auch die Bremse ist perfekt zu<br />
dosieren, weil sie sich über den Körperschwerpunkt<br />
selbst steuert.“ Es waren<br />
schon Anfänger bei ihm, die über die<br />
Skikes erst zum Langlaufen fanden.<br />
Ideen für die Zukunft hat er in seiner<br />
Arnreiter Tüftelwerkstatt natürlich<br />
auch. Alle verrät er nicht – „aber bei den<br />
Skikes werden wir von 150-mm-Rädern<br />
mit acht Bar Druck auf 200er mit weniger<br />
Luft gehen, dann sind sie im Gelände<br />
noch besser.“ In Wels war Eder zum<br />
„Mobilitätstag“ eingeladen und präsentierte<br />
als einer der wenigen keine Fortbewegung<br />
per E-Motor. Aber wäre das<br />
nichts? E-Skikes? Eder lächelt. Natürlich<br />
hatte er diese Idee schon. „Technisch<br />
wäre es machbar, die Rollen mit einem<br />
Motor anzutreiben. Aber sinnvoll ist es<br />
nicht, denn die Skikes sollen in erster<br />
Linie Sport- und Fitnessgerät sein.“<br />
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