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Seiffener Art – DREGENO Magalog 2017-18

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8 SEIFFENER GESCHICHTEN<br />

»Ich bin froh, dass dieser Engel den Wettbewerb gewonnen<br />

hat«, sagt Andreas Hegewald. »So ist er zu uns<br />

gekommen <strong>–</strong> da bi ich net bös drüber!« Für den Gestaltungswettbewerb<br />

hatte er seinen traditionsreichen<br />

Docken-Engel als Rohfigur zur Verfügung gestellt. Seit<br />

1990 hat er die großen Engel im Programm, es gibt sie in<br />

verschiedensten Varianten, nun auch mit Spitze.<br />

Er arbeitet gern in seiner Werkstatt, auch samstags und<br />

sonntags hält es ihn nicht auf dem Sofa. »Wenn hier die<br />

Arbeit liegt, ka ich net auf’m Kanapee sitzen!«, sagt er<br />

wieder mit strengem Blick und betont: »Fertig ist’s erst,<br />

wenn’s in der Schachtel liegt. Handwerk ist Handwerk.«<br />

Und so übernimmt er das Kleben und Drechseln (»Man<br />

braucht ja auch ein paar Späne für den Ofen!«), seine<br />

Frau bemalt die Figuren (»Ja, die Gutste hat es gerne<br />

schön warm bei der Arbeit«). »Wir werden wohl mal hier<br />

in der Werkstatt die Augen zumachen«, sinniert er. »Aber<br />

das ist auch gut so <strong>–</strong> unser Platz ist hier.«<br />

Die Tochter wird die Familientradition weiterführen. Im<br />

Flur hängen Porträts vom Großvater, der in den 1920er<br />

Jahren begann, als Bauer im Nebenerwerb Miniaturautos<br />

aus Holz zu bauen. Der Vater übernahm die Firma<br />

1958, Andreas Hegewald steht an der Drehbank, seit er<br />

denken kann. Tochter Dana hat in der Werkstatt des Vaters<br />

gelernt und betreibt heute gemeinsam mit ihrem<br />

Mann im Haus nebenan das Atelier Kirsche. An der Wand<br />

in Vaters Werkstatt hängt eine Urkunde, die sie als<br />

1. Bundessiegerin des Wettbewerbs der Handwerkerjugend<br />

im Beruf Drechsler und Holzspielzeugmacher<br />

ehrt. Erst mit 22, nachdem sie eine Lehre als Vermesserin<br />

gemacht hatte, kam sie zurück zum Vater und wollte<br />

gemeinsam mit ihrem Mann, einem gelernten Bäcker,<br />

doch noch eine Ausbildung im traditionsreichen Familienhandwerk<br />

absolvieren. Heute ist sie Holzspielzeugmacherin<br />

und sagt: Ich bin glücklich und auch ein bisschen<br />

stolz, dass unsere Familie dieses Handwerk nun in<br />

der vierten Generation ausführt.«<br />

Der Vater ist auch sehr zufrieden: »Ich bin froh, dass sie<br />

gemerkt hat, wie schön es doch drhaam ist <strong>–</strong> freilich<br />

erst, nachdem sie sich die Hörner abgestoßen hatte«,<br />

schmunzelt Andreas Hegewald. Hörner hat er offensichtlich<br />

früher auch gehabt: Sein Meisterbrief hängt<br />

als einfacher Druck an der Wand, sein Name ist nicht<br />

in kunstvoller Handschrift aufgebracht, sondern ganz

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