Seiffener Art – DREGENO Magalog 2017-18
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SEIFFENER GESCHICHTEN<br />
7<br />
Wie ein elegantes Band<br />
zieht sich die filigrane<br />
Spitze über das mattrote<br />
Kleid von Katharina,<br />
die in ihrer graziösen<br />
Grandesse an die berühmte<br />
russische Zarin<br />
erinnert.<br />
Plauener Spitze allgegenwärtig ist. Es gibt ein Spitzenfest,<br />
sogar eine Spitzenprinzessin wird hier gekürt. Da lag<br />
es nahe, dass sich die Designstudentin, die in Schneeberg<br />
Textilkunst und Textildesign studiert, beim Gestaltungswettbewerb<br />
der Designers’ Open der textilen Tradition<br />
ihrer Heimatstadt zuwandte. Nach einem Praktikum bei<br />
der Plauener Modespitze und in der Plauener Schaustickerei<br />
hatte sie einen Einblick in die Welt der traditionellen<br />
Plauener Spitze bekommen. Als sie den Aufruf zum<br />
Wettbewerb bei den Designers’ Open 2015 in Leipzig las,<br />
war für sie klar: Holzkunst und Spitze <strong>–</strong> das passt.<br />
Drei Engel für Tiffany: Designerin Tiffany Maul mit den<br />
Spitzenengeln Viktoria, Elisabeth und Katharina nach<br />
ihrem preisgekrönten Entwurf<br />
Dennoch gab es bei der Umsetzung einige Stolpersteine,<br />
die man beim Designprozess so nicht voraussehen konnte.<br />
»Beim Entwurf am Computer hat man große Freiheit.<br />
Hier konnte ich frei festlegen, welche Farben und Dimensionen<br />
die Spitze haben soll. Bei der reellen Umsetzung<br />
bin ich jedoch daran gebunden, welche Farben sich im<br />
Sortiment befinden und in welcher Größe die gewünschte<br />
Spitze erhältlich ist. Außerdem ist Weiß nicht gleich<br />
Weiß <strong>–</strong> jedes Spitzenmotiv sieht etwas anders aus, und<br />
man muss darauf achten, was zueinander passt. Daher<br />
musste ich in der Umsetzung quasi noch einmal von vorn<br />
beginnen, wobei mir immerhin die Idee geblieben war…«<br />
Gemeinsam mit den Gestalterinnen von der Dregeno<br />
traf man sich in Seiffen mehrmals zum Workshop, probierte<br />
verschiedene Varianten direkt am Engel aus. Auch<br />
die endgültigen Farbtöne der Engel legten die Dregeno-<br />
Designerinnen fest. »Wir wollten drei unterschiedliche<br />
Charaktere schaffen, die sich in der Auswahl der Farbe<br />
und des Spitzenmotivs widerspiegeln«, unterstreicht Juliane<br />
Kröner, Geschäftsführerin der Dregeno und selbst<br />
Diplom-Designerin. Mit ihrem Gespür für Gestaltung und<br />
ihrem reichen Erfahrungsschatz half sie schon so manchem<br />
jungen und auch etablierten Kunsthandwerker auf<br />
den Weg. Und so entstanden der Spitzenengel Elisabeth<br />
mit dem Eisblumendekor, inspiriert vom Disney-Animationsfilm<br />
»Die Eiskönigin«, Katharina in reicher roter Robe<br />
wie eine russische Zarin und Viktoria in Violett wie die<br />
berühmte englische Königin. »Der Engel hat sich emanzipiert«,<br />
sagte Juliane Kröner. »Aus der Hausfrau mit Schürze<br />
ist eine modebewusste junge Frau geworden.«<br />
Doch bis zum fertigen Engel war es noch ein langer<br />
Weg. Davon weiß Kunsthandwerker Andreas Hegewald<br />
so manche Geschichte zu erzählen. »Das Schwierigste<br />
war, den richtigen Kleber zu finden«, sagt der 64-jährige.<br />
Der Leim darf nicht unter den filigranen Spitzenstegen<br />
herausquetschen <strong>–</strong> so hauchzart sie auch sind. Und er<br />
muss trotzdem halten. Ohne zu verrutschen. Beim ersten<br />
Anlauf muss alles perfekt sitzen. Korrekturen sind technisch<br />
unmöglich. »Eine mörderische Friemelei!«, betont<br />
der Holzspielzeugmacher mit strengem Blick über die<br />
Brille. »Wir mussten einen Weg finden, wie wir aus dem<br />
Bastelrhythmus herauskommen.« Die erste Serie ist auf<br />
60 Stück pro Farbe limitiert, da muss die Arbeit flott von<br />
der Hand gehen.