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Seiffener Art – DREGENO Magalog 2017-18

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SEIFFENER GESCHICHTEN<br />

13<br />

Christian Neuber an der Drechselbank. Der 21-jährige ist<br />

seit kurzem Holzspielzeugmacher-Geselle.<br />

Luftnummer: Die Rentierpyramide ist Christian Neubers<br />

Lieblingsstück <strong>–</strong> und nach seiner Idee gefertigt.<br />

Idee toll, den Rupprich in seinem Schlitten um die Erde<br />

fliegen zu lassen. Ich habe lange mit verschiedenen Holzarten<br />

experimentiert, bis ich rundum zufrieden war.«<br />

In seinem Gesellenstück hat Christian Neuber die Rundung<br />

des Schwibbogens optisch aufgelöst <strong>–</strong> zu einer<br />

Schiene für die Loren, die früher im Bergwerk fuhren.<br />

Eine völlig neue Sichtweise, wie sie typisch ist für Neubers<br />

<strong>–</strong> und das seit sechs Generationen. Der Familienbetrieb<br />

feiert in diesem Jahr sein 125-jähriges Jubiläum<br />

<strong>–</strong> selbst in einem Traditionsdorf wie Seiffen ist dies eine<br />

Seltenheit. <strong>18</strong>92 wurde das Unternehmen von Christians<br />

Ur-Ur-Uropa gegründet, Emil Neuber hieß der Gründer,<br />

dann kam <strong>Art</strong>ur, dann Hans, dann Holger, dann Knuth<br />

mit Annett und jetzt Christian. Opa Holger Neuber, 75,<br />

führt uns ins Musterzimmer. »Hier ist’s genauso klein wie<br />

im ganzen Haus«, schmunzelt er und erzählt, dass sich<br />

die Handwerker-Dynastie der Neubers in Seiffen sogar<br />

bis ins Jahr 1750 zurückverfolgen lässt. Damals arbeitete<br />

der erste Vorfahre in den <strong>Seiffener</strong> Gemeinschafts-<br />

Drechslerstuben, deren Drehbänke mit Wasserkraft betrieben<br />

wurden. An <strong>Art</strong>ur Neuber kann sich Holger noch<br />

erinnern. Haus- und Küchengeräte fertigten die Neubers<br />

zu seiner Zeit, Schneidbretter, Löffel und Quirle <strong>–</strong> was die<br />

Hausfrau in den 1930er und 40er Jahren halt so brauchte.<br />

Später stand Raum- und Tafelschmuck hoch im Kurs:<br />

Kerzenständer, Tischvasen und Blumenständer. In den<br />

1960er Jahren wurde umgestellt auf Spielzeug. Der kleine<br />

Holztraktor mit den roten Rädern ruft bei allen im Raum<br />

ein begeistertes »Ooohhh!« hervor <strong>–</strong> jeder kennt ihn, jeder<br />

hatte ihn als Kind. 250 Stück pro Woche fertigten die<br />

Neubers einst, dazu Eisenbahnen und den bekannten<br />

Möbeltransporter aus Holz, der in keinem Kinderzimmer<br />

der sechziger und siebziger Jahre fehlen durfte.<br />

Mit der Wende brach die Nachfrage nach Kinderspielzeug<br />

schlagartig ein. Zu schön waren die Plastikautos,<br />

die man plötzlich überall bekommen konnte. Doch<br />

stand das Kunsthandwerk ganz hoch im Kurs. Was für<br />

ein Glück <strong>–</strong> Holgers Sohn Knuth hatte 1988 ausgelernt,<br />

machte 1996 den Meister und sprühte nur so vor Ideen.<br />

Zunächst orientierte er sich an den klassischen Entwürfen<br />

des renommierten <strong>Seiffener</strong> Gestalters Hans Reichel<br />

und schenkte dessen Striezelkindern und Räuchermännern<br />

aus den 1930er Jahren neues Leben. Dazu kamen<br />

Kurrendekinder und Kirchen, Schwibbögen und Teelichtpyramiden<br />

<strong>–</strong> zunächst einfach, dann immer detailreicher<br />

<strong>–</strong> und schließlich die ersten Teelichtschwibbögen, etwas<br />

ganz Neues zu jener Zeit. Mit jedem Stück wuchs auch<br />

der Figurenreichtum. Ein außergewöhnliches Glanzlicht<br />

aus Knuth Neubers Schaffen ist der klassische<br />

Schwarzenberger Schwibbogen, der erstmals in der Ge-

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