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Blitzschnell fliegen die Bäume vorbei. Vom Zug aus versperren sie<br />
ein wenig die Sicht auf die Klinik Beverin in Cazis, was die Gebäude<br />
der Klinik geheimnisvoll erscheinen lässt. Dabei stehen sie stolz in<br />
einem kleinen Waldstück mitten im Domleschg, wo seit 1919 Menschen<br />
mit psychischen Störungen geholfen wird.<br />
Die Fratzen in der Schnitzerei erinnern an Edvard Munchs Gemälde «Der<br />
Schrei». Der Patient hatte eine Wanduhr schnitzen wollen, umgeben von<br />
fröhlichen Gesichtern. Doch seine Laune war zu schlecht. Die Holzwerkstatt<br />
ist nur einer von vielen Orten in der Klinik Beverin, an denen die Patienten<br />
ihrer Stimmung Ausdruck verleihen können. In anderen Therapieangeboten<br />
können sie malen, kochen, Sport treiben. Die Klinik Beverin – und mit<br />
ihr die Psychiatrischen Dienste Graubünden, zu denen die Klinik gehört –<br />
setzt auf eine ganzheitliche Betrachtung ihrer Patienten. Das schliesst auch<br />
komplementärmedizinische Methoden ein, etwa die Traditionelle Chinesische<br />
Medizin oder die Therapie mit pflanzlichen Heilmitteln.<br />
Als die Klinik gegründet wurde, propagierte man freilich noch ganz andere<br />
Behandlungsmethoden für «Geisteskranke». 1919 wurde die Klinik als<br />
zweite ihrer Art in Graubünden eröffnet – die 1892 gegründete Klinik Waldhaus<br />
Chur konnte den Bedarf nicht mehr abdecken. Bis 2002 konkurrenzierten<br />
sich die beiden Kliniken. Seitdem sind sie unter dem Titel Psychiatrische<br />
Dienste Graubünden (PDGR) zusammengefasst und als öffentlich-rechtliche<br />
Anstalt organisiert. In beiden Kliniken behandeln die Ärzte sämtliche psychiatrischen<br />
Krankheitsbilder wie Angst- und Panikstörungen, Belastungserschöpfungen,<br />
Depression, Schizophrenie oder Substanzabhängigkeiten.<br />
Platz für mehr als 100 Patienten<br />
«Im Schnitt sind die Patienten rund 25 Tage bei uns», sagt Markus Pieren,<br />
Bereichsleiter Marketing und Kommunikation bei den Psychiatrischen<br />
Diensten Graubünden. Viele Patienten können bereits nach 15 Behandlungstagen<br />
in die ambulante Behandlung entlassen werden. Stationäre Aufenthalte<br />
kommen unter anderem auch im Bereich der Gerontopsychia trie,<br />
der Akutpsychiatrie, der forensischen Psychiatrie, der Tinnitus- und Sucht-<br />
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