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Freibillett<br />
Die Rhätische Bahn, die Retterin<br />
Endlich kann ich der Rhätischen Bahn danken. Sie rettete mich vor Depression und Kriminalität.<br />
Während der Pubertät fuhr die Kleine Rote mich, die kleine Brünette, zum Grümpelturnier nach<br />
Zernez oder La Punt, wo ich die männliche Jugend des Tals beäugte. Das führte zu Fahrten nach<br />
Zuoz, wenn immer ich sie mir leisten konnte. Dort erteilte mir ein Fussballer Nachhilfe in Mathematik.<br />
Natürlich ist das gelogen. Wir knutschten. Knutschen macht frei. Die Rhätische Bahn<br />
rettete mich auch vor einem verfehlten Beruf. Während sie Fahrt aufnimmt, nehme ich Anlauf<br />
für neue Geschichten. Wir harmonisieren unsere Rhythmen. Sie macht, was die RhB so macht.<br />
Ich träume, führe und belausche Gespräche, klappe meinen Schreibapparat auf. Los gehtʼs!<br />
In «Halt auf Verlangen» strömt die romanische Radiostimme in den Waggon wie geschlagener<br />
Rahm, die Stimme tropft auf die Menschen und macht sie verlegen. In «Mantel und Jacke»<br />
treffen sich eine Frau und ein Mann, ihre Zugfahrt ist kostbar geworden: Sie sind nicht<br />
mehr jung. In «Hüftschwung» zückt ein knackiger Kondukteur ein oranges Sugus.<br />
Einmal sitzt ein Eber im Abteil («Der Eber»). In Spinas steigt er aus. Er soll<br />
später nach Italien ausgewandert sein.<br />
Romana Ganzoni, Autorin aus Celerina<br />
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www.rhb.ch/contura