DOLCE VITA MAGAZIN N° 11 / 2017
SEYCHELLEN - SIX SENSES ZIL PASYON | TEE-OFF AN DER WÄRME - GOLFEN | SCOTTSDALE | SCHLAFEN WIE EIN STAR - BOXSPRINGBETTEN | SHOPPING-PARADIES SPANIEN | KICK FÜR DIE HAUT - MASKEN | MAKE-UP TRENDS | E-BIKEN |HOTELTIPP THE CHEDI MUSCAT
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DESTINATION WAADTLAND<br />
TRADITIONELL WIRD DER<br />
CHASSELAS JUNG UND<br />
SPRITZIG GETRUNKEN<br />
1 Seite links: Mitten im UNESCO-geehrten Lavaux liegt<br />
der Ort St-Saphorin.<br />
2 Winzer Frédéric Deladoey von der ausgezeichneten Weinlage<br />
L’Ovaille kredenzt seine Tropfen.<br />
3 Zunehmend werden nicht nur die weissen Chasselas-<br />
Trauben, sondern auch rote Sorten angepflanzt.<br />
1<br />
Schönheit liegt im Auge des Betrachters – meistens. Bei manchen Fleckchen gibt es sicherlich<br />
keine Zweifel. So wie beim kleinen Waadtländer Städtchen Yvorne im Rhonetal, das sich in goldene<br />
Rebberge an den Sonnenhang kuschelt. Das Ensemble könnte spielend das Cover eines<br />
Bildbandes zieren oder – moderner gesprochen – als Hintergrund für romantische Instagram-Selfies<br />
herhalten. Kein Wunder also, dass der Ort zum «schönsten Schweizer Dorf 2015»<br />
nominiert wurde. Doch idyllisch geht es in diesen Tagen nicht zu und her: Die Weinlese beginnt,<br />
die Winzer bereiten alles für den neuen Jahrgang vor. Und schon wird klar: Eine Reise im herbstlichen<br />
Waadtland ist eine Reise zu Wein und Genuss. Der Kanton Waadt mit seinen fünf Weinbauregionen<br />
und über 400 Weingütern ist nach dem Wallis der zweitgrösste Weinproduzent der<br />
Eidgenossenschaft. Klingt vielversprechend – doch am Genfersee hat man ein Imageproblem.<br />
Die Königsrebe der Region, der Chasselas, hat im Rest der Schweiz einen schlechten Ruf. «Den<br />
Chasselas kann man ins Käsefondue schütten», murren hartnäckige Kritiker. Das wollen die<br />
Waadtländer Winzer freilich nicht auf sich sitzenlassen und reichen dem Journalisten bei jeder<br />
Gelegenheit eine Palette Weisswein dar: Zum Probieren und Überzeugen.<br />
So wie Winzer Frédéric Deladoey, der einen der besten Weinhänge des Chablais im Rhonetal<br />
besitzt. Die L’Ovaille-Lage in Yvorne ist ein Traubenparadies mit perfekter Hanglage, Top-Boden<br />
und reichlich Sonne. Sogar Modequeen Coco Chanel schwärmte einst für die Weine vom<br />
L’Ovaille. Wir sitzen im Rebberg an einem alten Holztisch und überblicken das Dorf. Vor mir stehen<br />
drei Weingläser mit Chasselas aus den Jahren 2007, 2009 und 2010. Eine neue Geschmackserfahrung,<br />
bis dato stand der Waadtländer Weisse nicht auf meiner Getränkeliste. Deladoey<br />
nippt an seinen Weinen und erklärt den Unterschied: Der 07er sei perfekt, der 09er etwas würziger,<br />
der 2010er-Jahrgang sei nicht gut gelungen. Für mich, den Weinlaien sind die Nuancen<br />
minimal. Süffig und leicht, etwas prickelnd und frisch schmecken sie alle. Seinen grössten<br />
Trumpf spielt er zum Schluss aus: Den Chasselas Grand Cru von 2014. «Ja, der ist gut!», schwärmt<br />
er. Trotz miserablem Weinjahr 2014 hat Deladoey damit Goldmedaillen abgeräumt. «Das macht<br />
die gute Lage», erklärt er. «Die produziert auch in schlechten Jahren gute Weine.»<br />
2<br />
Während die Winzer bei den Umweltbedingungen machtlos sind, können sie ein entscheidendes<br />
Qualitätskriterium bestimmen: das Erntedatum. Im Weingut Château Maison Blanche in<br />
Yvorne streift Önologe Thierry Ciampi durch den Rebberg und probiert die Trauben. «Das richtige<br />
Erntedatum ist entscheidend für die Güte», sagt der studierte Weinkenner. «Nur wenn die<br />
Trauben exakt reif sind, entfalten sie ihre besten Qualitäten.» Mehr noch als andere Trauben<br />
nimmt der Chasselas die Eigenschaften des Terroirs in seinem Aroma auf. «Benachbarte Rebberge<br />
können je nach Mineralzusammensetzung unterschiedliche Weine erzeugen», so Deladoey.<br />
Dem Gutedel, wie der Chasselas auf Deutsch heisst, wird daher eine mineralische Note<br />
zugeschrieben. «Im Nachgang schmeckt der 2014er nach Feuerstein», philosophiert Deladoey.<br />
Feuerstein? Wenn Winzer über ihre Weine reden, sind sie Poeten.<br />
<strong>N°</strong> <strong>11</strong> | HERBST <strong>2017</strong> <strong>DOLCE</strong> <strong>VITA</strong> <strong>MAGAZIN</strong><br />
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