DOLCE VITA MAGAZIN N° 11 / 2017
SEYCHELLEN - SIX SENSES ZIL PASYON | TEE-OFF AN DER WÄRME - GOLFEN | SCOTTSDALE | SCHLAFEN WIE EIN STAR - BOXSPRINGBETTEN | SHOPPING-PARADIES SPANIEN | KICK FÜR DIE HAUT - MASKEN | MAKE-UP TRENDS | E-BIKEN |HOTELTIPP THE CHEDI MUSCAT
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TRAVEL ARIZONA TEIL 2: PHOENIX METROPOLITAN AREA<br />
Blick nach Mexiko gerichtet. Teils grub Menschenhand<br />
Wasser für Städte wie Phoenix ab, teils trocknete<br />
der Klimawandel das Land aus». Frühmorgens<br />
sind wir mit der jungen Österreicherin vom Parkplatz<br />
des «Brown’s Ranch Trailhead» aus in Richtung<br />
Brown’s Mountain losgewandert. Seit ein paar<br />
Jahren lebt die ehemalige Skirennfahrerin in<br />
Scottsdale – der Liebe wegen. «Die kalte Jahreszeit<br />
und das Skifahren in den Bergen fehlen mir schon<br />
ab und zu. Dann steige ich in den Flieger und verbringe<br />
ein paar Tage zuhause», erzählt Linda fast<br />
ein bisschen wehmütig.<br />
Ein stachliger Teddybär<br />
Bevor wir weiter in die Wüste wandern, weist Linda<br />
auf einen plüschigen Kaktus. Nur um uns zu warnen,<br />
uns von seinem Namen und Aussehen nicht<br />
täuschen zu lassen. Das Fleisch des weich aussehenden<br />
Teddybear Cholla (ausgesprochen: choy-ya)<br />
kann zwar gegessen werden, doch der stachelige<br />
Pelz ist mit unzähligen Widerhaken ausgerüstet.<br />
Die Entfernung der tief eindringenden Stacheln ist<br />
so schmerzhaft, dass die Indianer den Kaktus als<br />
Waffe nutzten und im Hinterhalt auf ihre Feinde<br />
schütteten. «Sogar durch die Sohle von Turnschuhen<br />
können sich die Stacheln bohren», weiss die<br />
sympathische Österreicherin. Um ihre Aussage zu<br />
untermauern, piekst sie sich gleich selbst ein kleines<br />
Stück Cholla an den Unterarm. Sofort haften<br />
sich die mikroskopisch kleinen Widerhaken in die<br />
Haut, die beim Versuch, diese in mühsamer<br />
Kleinstarbeit wieder zu entfernen, sogar kleine Blutungen<br />
hinterlassen. Tapfer beisst Linda die Zähne<br />
zusammen. «Der vorbeigehende Wanderer ist also<br />
gut beraten, sich den Pflanzen nicht zu dicht zu nähern,<br />
denn die Stacheln lassen sich nur schmerzhaft<br />
entfernen. Am besten geht dies dann übrigens<br />
mit Hilfe eines Kamms.»<br />
Eine nahe Verwandte, die Jumping Cholla, findet<br />
man hier ebenfalls. Sie heisst so, weil sie bei der<br />
kleinsten Berührung ganze Stachelbüschel absprengen<br />
kann. Alle Cholla-Kakteenarten haben ein<br />
Holzskelett und mit Stachelbüscheln besetzte<br />
Äste. Die Stacheln der meisten Kakteen sind mit einer<br />
papierähnlichen Schicht umgeben, die das Sonnenlicht<br />
reflektiert und so die Pflanze vor dem<br />
Überhitzen schützt. Die beste Zeit zum Fotografieren<br />
ist der frühe Morgen und der späte Nachmittag,<br />
wenn die Stacheln der Kakteen im Gegenlicht des<br />
farbenfrohen Himmels besonders plastisch erscheinen.<br />
Der harte Boden knirscht unter unseren Füssen und<br />
erinnert an die Unnachgiebigkeit der Wüste. Wir<br />
wandern auf einem schmalen Pfad zwischen haushohen<br />
Kakteen und schlängeln uns durch die Büsche,<br />
die sich einen höflichen Abstand zuzugestehen<br />
scheinen. Die Weite schluckt uns, und wir<br />
schrumpfen zu unwichtigen Punkten. Linda deutet<br />
auf einen riesigen Säulenkaktus, der in kurzer Entfernung<br />
seine Arme in den wolkenlosen Himmel<br />
streckt. «Ihr seht diesen Kaktus und wisst – ihr seid<br />
in Arizona», lacht Linda. Der bis zu 15 Meter hohe<br />
Saguaro kommt nur in der Sonora-Wüste vor. Dieses<br />
Exemplar ist weit über 100 Jahre alt. Davon zeugen<br />
seine vielen Arme, von denen der erste im Alter<br />
von rund 50 Jahren gewachsen sein muss.<br />
«Übrigens», räumt Linda mit einem Mythos auf:<br />
«Aus Kakteen kann man kein Wasser gewinnen.<br />
Das konnte nur John Wayne.» Dafür nutzten die Indianer<br />
die Kakteen als Kühlschränke für ihr Wasser.<br />
Da im Inneren eine konstante Temperatur von gut<br />
20 Grad Celsius herrscht, eigneten sie sich perfekt<br />
dafür.<br />
Der Geschmack der Wüste<br />
Die Wüste hat nicht nur Farben, sie hat auch viele<br />
Gerüche: den des Creosote-Busches beispielsweise,<br />
den man vor allem wahrnimmt, wenn es regnet.<br />
In der Trockenzeit umfasst man einfach einen<br />
Zweig mit den Händen, bläst warme Atemluft in die<br />
Handhöhle und sofort riecht es nach Weihnachtskeksen,<br />
Pfeifentabak und Sonne. Mein absolut<br />
liebster Wüstenduft: der Prickly Pear Kaktus-Sirup.<br />
Mit ihm mariniert man Büffelfleisch, versüsst Pancakes<br />
– oder bestellt einen Prickly Pear Margarita<br />
an der Hotelbar: So schmeckt Arizona.<br />
www.arizonaguide.com<br />
www.experiencescottsdale.com<br />
7<br />
7 Ihm geht man<br />
besser aus dem Weg:<br />
Teddybear Cholla.<br />
72<br />
<strong>DOLCE</strong> <strong>VITA</strong> <strong>MAGAZIN</strong> <strong>N°</strong> <strong>11</strong> | HERBST <strong>2017</strong>