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Komplett DAS Sauerlandmagazin - zwischen Verse und Sorpe Juli/August 2017

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WOHNEN IN EINER<br />

JUGENDHERBERGE<br />

Jutta <strong>und</strong> Jürgen Raikas gute Stube war einst Speisesaal für hungrige Ausflügler<br />

Mitten im Grünen liegt das kleine Örtchen Ober-Holte bei<br />

Herscheid am Fuße des Ebbegebirges. Hier, wo im Laufe<br />

eines Tages mehr Wanderer als Autos die Dorfstraße passieren,<br />

hier, wo sich Fuchs <strong>und</strong> Hase gute Nacht sagen,<br />

ist – um es salopp auszudrücken - scheinbar nichts los.<br />

Das sieht die wachsende Zahl von Erholungssuchenden<br />

<strong>und</strong> Feriengästen, die den idyllisch oberhalb der <strong>Verse</strong>talsperre<br />

gelegenen Flecken für sich als Freizeitraum<br />

entdeckt haben, ganz anders. Ober-Holte ist als Ausgangspunkt<br />

für Ausflüge ins Ebbegebirge nahezu ideal<br />

gelegen. Von daher ist es eigentlich keine Überraschung<br />

zu hören, dass es in Ober-Holte sogar einmal eine Jugendherberge<br />

gegeben hat. Das ist schon ein paar Jahrzehnte<br />

her. Heute wird das Haus Ober-Holte 5 von Jutta<br />

<strong>und</strong> Jürgen Raika bewohnt.<br />

Unscheinbares Haus<br />

mit unglaublich viel Platz<br />

Obwohl das Gebäude von außen betrachtet im Vergleich<br />

zu damals keine wesentlichen Änderungen erfahren hat,<br />

erinnert an das Kapitel Jugendherberge nicht mehr viel.<br />

Das liegt vor allem daran, dass das alte Haus schon immer<br />

recht unscheinbar aussah, dass man sich schlicht<br />

<strong>und</strong> einfach unter einer Herberge, die 1939 im Reichsjugend-Herbergsverzeichnis<br />

mit vier Schlafräumen <strong>und</strong><br />

Die Jugendherberge Ober-Holte in den<br />

30er Jahren, damals noch mit Strohdach.<br />

Betten für 35 Personen sowie zwei Tagungsräumen ausgewiesen<br />

wurde, etwas viel Größeres vorstellt. Tatsächlich<br />

ist das Zuhause von Jutta <strong>und</strong><br />

Jürgen Raika auch für zwei Personen<br />

nicht wirklich üppig dimensioniert.<br />

Im Erdgeschoss befindet sich<br />

links vom Hausflur die Küche, rechts<br />

geht es ins Wohnzimmer, das früher<br />

als Speiseraum diente. Wie damals<br />

in der ersten Etage, die ja auch nicht<br />

größer als das Erdgeschoss gewesen<br />

sein kann, 35 Betten untergebracht<br />

worden sein sollen, ist kaum<br />

vorstellbar. Doppelbetten waren damals<br />

üblich. Trotzdem muss es gnadenlos<br />

eng zugegangen sein.<br />

Allerdings bestand ja auch die Idee<br />

des Altenaer Pädagogen Richard<br />

Schirrmann, des Vaters der deutschen<br />

Jugendherbergsbewegung, darin, nicht Luxusappartements,<br />

sondern in erster Linie preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten<br />

für junge Menschen, Jugendgruppen<br />

<strong>und</strong> Schulkassen zu schaffen. Von Komfort war vor h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren nie die Rede.<br />

Erste Jugendherberge<br />

eröffnete 1912 in Altena<br />

Die Eröffnung der ersten Jugendherberge auf der Burg<br />

Altena im Jahr 1912 löste in den folgenden Jahren eine<br />

bemerkenswerte Welle von weiteren Eröffnungen aus.<br />

In Herscheid, so schreibt Heinrich Streich in einer Jubiläumsbroschüre<br />

des SGV-Herscheid, wird bereits 1913<br />

eine Jugendherberge in der Pfarrhausscheune verzeichnet.<br />

Nachdem diese 1920 geschlossen wurde, diente<br />

fünf Jahre lang die Herscheider Mühle als Unterkunft, bis<br />

1925 der Bauer Otto Geck in Ober-Holte in seinem Nebenhaus<br />

eine Herberge für die Wanderjugend einrichtete.<br />

„Die Herberge“, so schreibt Heinrich Streich weiter,<br />

„erfreute sich hoher Übernachtungszahlen, nicht zuletzt<br />

wegen der großartigen Lage, die auch den Wintersport<br />

ermöglichte, als auch wegen der Beliebtheit der Herbergseltern<br />

Otto Geck <strong>und</strong> seiner Tochter Emmy, der heutigen<br />

Frau (Emmi) Bauckhage.“<br />

von Martin Büdenbender<br />

Die alte Jugendherberge befindet sich heute im Besitz<br />

der Kinder von Emmi Bauckhage, die es an das Ehepaar<br />

Raika vermietet haben. Jutta Raika zog 1978 in das

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