Komplett DAS Sauerlandmagazin - zwischen Verse und Sorpe Juli/August 2017
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<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN<br />
Ein starkes Stück Sauerland<br />
3,80 Euro<br />
<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN JULI/ AUGUST <strong>2017</strong><br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />
Sauerland<br />
<strong>Komplett</strong>e Biergartentour<br />
Gemütlich radeln <strong>zwischen</strong> <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />
Hier geht‘s zum Lennestrand<br />
Wir entdecken unseren Fluss neu<br />
Sauerland<br />
Finnentrop<br />
Leistungssport mit 2 PS<br />
Kristin Hoffmann aus Rönkhausen<br />
ISSN 2363-6777<br />
www.<strong>Komplett</strong>-Magazin.de
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<strong>Komplett</strong>. . .<br />
… wird nach <strong>und</strong> nach die Lenneschiene. Das Regionale-2013-Projekt verbindet zum einen acht<br />
Kommunen aus drei Kreisen, rückt zum anderen den Fluss wieder mehr in den Blickpunkt seiner<br />
Anrainer. Noch laufen in einigen Städten Baumaßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Lenneufers<br />
(z.B. Westpark in Werdohl), doch es sind schon viele schöne neue Aufenthaltsorte am Fluss entstanden<br />
(Lennepark Finnentrop, Lennepromenaden Plettenberg <strong>und</strong> Altena u.a.). Leider klaffen im Radweg<br />
Lenneroute immer noch altbekannte Lücken. Die vorhandenen Abschnitte lassen aber erahnen, welche<br />
touristische Attraktion die Lenneroute für die Region <strong>zwischen</strong> Schmallenberg <strong>und</strong> Iserlohn-Letmathe<br />
einmal sein wird. KOMPLETT-Autor Martin Büdenbender hat sich diesmal aufs Pedelec geschwungen <strong>und</strong><br />
eine Lenne-Radtour der genussvollen Art unternommen.<br />
Auf die Suche nach dem von der Rockband Zoff in der inoffiziellen Hymne „Sauerland“ besungenen<br />
Lennestrand hat sich KOMPLETT-Autorin Cristin Schmelcher gemacht - <strong>und</strong> ist fündig geworden. An<br />
etlichen Orten lädt die Lenne zum erfrischenden Planschen ein. Kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser,<br />
weitere Badestellen am Lennestrand oder haben Sie persönliche Erinnerungen an ihre Kindheit an der<br />
Lenne? Erzählen Sie uns davon, wir würden diese gerne auch entdecken!<br />
Martin Droste<br />
Pia Kablau<br />
Detlef Schlüchtermann<br />
Bernhard Schlütter<br />
Cristin Schmelcher<br />
Heiko Höfner<br />
Rüdiger Kahlke<br />
Martin Büdenbender<br />
Wolfgang Teipel<br />
Uwe Tonscheidt<br />
Iris Kannenberg<br />
Faszinierend ist, wie viele kreative, schillernde, prominente, ja einfach interessante Menschen das<br />
Sauerland hervorbringt. In diesem KOMPLETT-Magazin lernen Sie Kristin Hoffmann kennen, die sich<br />
komplett dem Fahrsport verschrieben hat, oder Peter Ortkras, der als Streckenchef einer Tour-de-<br />
France-Etappe eine tragende Rolle beim berühmtesten Radrennen der Welt spielt. Der als Krisenprophet<br />
nicht nur in Wirtschaftskreisen berühmt gewordene Professor Max Otte nimmt Sie mit auf einen<br />
Spaziergang durch sein Heimatdorf Ohle. Birgit Hüttebräucker ist so etwas wie das wandelnde Archiv der<br />
Ebbegemeinde Herscheid.<br />
Der Sommer ist da <strong>und</strong> damit für viele von uns die Haupturlaubszeit. In unserer Rubrik „<strong>Komplett</strong><br />
erleben“ stellen wir Ihnen Ausflugsziele ganz in Ihrer Nähe vor. Und damit Sie bei der Autofahrt dorthin<br />
möglichst wenig Sprit verbrauchen, haben wir mit unserem KOMPLETT-Flitzer ausprobiert, wie das<br />
funktionieren kann. Wir hatten Spaß dabei!<br />
Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, gute Unterhaltung beim Lesen, einen schönen Sommer<br />
<strong>und</strong> vor allem:<br />
Bleiben Sie komplett!<br />
Heiko Höfner, Bernhard Schlütter,<br />
<strong>und</strong> das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin<br />
3
Zukunft gestalten - Generationentreff - 63<br />
Alles drin<br />
Zukunft gestalten<br />
Neuenrades neues Duo für die Jugendarbeit................30<br />
Auf der Wiehardt sind Wanderer willkommen.............34<br />
Förderung fürs Ehrenamt................................................44<br />
Gesucht: Neue Partner für Haus Nordhelle.............. 53<br />
TACH! Beitrag zur Medienvielfalt............................... 59<br />
Schnelles Internet für Neuenrade............................. 62<br />
Neuer Generationentreff in Altenaffeln................... 63<br />
Finnentroper drehen eigenen Heimatfilm................ 64<br />
Echte Sauerländer - Professor Max Otte - 22<br />
Förderverein MIKI für das Wohl der Kinder.............. 75<br />
Echte Sauerländer<br />
Wohnen in alter Jugendherberge Ober-Holte........... 16<br />
Ein Neuenrader bei der Tour de France.........................20<br />
Spaziergang mit Professor Max Otte........................ 22<br />
Martin Michaelis: Multitalent mit starker Stimme... 32<br />
<strong>Juli</strong>an Heidrich: Turner, Musiker, Schauspieler.......... 38<br />
Uriger Einkauf in Greitemanns alter Deele............... 50<br />
Birgit Hüttebräucker pflegt Herscheids Archive....... 70<br />
<strong>Komplett</strong> lecker - Radeln <strong>und</strong> genießen - 46<br />
<strong>Komplett</strong> lecker <strong>und</strong> gemütlich<br />
Kolumne: Der knauserige Esser ................................ 45<br />
Radeln <strong>und</strong> genießen auf der Lenneschiene ........... 46<br />
Kultur komplett<br />
Annette Kögel: „Kunst trägt mich“........................... 54<br />
Rumo Tripot: Gute Musik <strong>und</strong> ein Stück Heimat...... 56<br />
Pöngse macht Musik fürs Kopfkino........................... 58<br />
Gr<strong>und</strong>schüler auf musikalischer Seefahrt................. 60<br />
Kultur komplett - Gute Musik <strong>und</strong> ein Stück Heimat - 56
Titelfoto: Martin Büdenbender<br />
<strong>Komplett</strong> erleben - Lennestrand - 12<br />
<strong>Komplett</strong> erleben<br />
Mein Lieblingsplatz: das Freibad................................. 6<br />
Rutschen- <strong>und</strong> Wasserspaß im AquaMagis.............. 11<br />
Hier geht‘s lang zum Lennestrand............................ 12<br />
Spaziergang auf dem Baumwipfelpfad.................... 18<br />
Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />
Altena erlebt das Mittelalter..................................... 78<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv<br />
Kristin Hoffmann: Leistungssport mit 2 PS................. 8<br />
<strong>Komplett</strong> aktiv - Leistungssport mit 2 PS - 8<br />
GFC Werdohl: Fußball spielen ohne Pfeifen............. 28<br />
Vier Sauerländer radeln quer durch die USA............ 68<br />
Auf dem Wellin lernen Kutscher das Fahren............ 72<br />
Rhönradturnen - keine Angst vor blauen Flecken... 76<br />
<strong>Komplett</strong> beraten<br />
So fahren Sie ges<strong>und</strong> in den Urlaub......................... 25<br />
Früher schalten - später tanken................................ 26<br />
Panne mit Pedelec - Versicherungsschutz................ 40<br />
Berufswelt Sauerland<br />
<strong>Komplett</strong> beraten - Früher schalten - später tanken - 26<br />
Mit 43 Jahren noch mal auf die Schulbank .............. 66<br />
Ausbildungsmessen in der Region............................ 67<br />
<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />
Hubbi-Krimi ................................................................ 80<br />
Impressum ................................................................. 82<br />
Hankes Döneken ........................................................ 82<br />
<strong>Komplett</strong> im Abonnement ........................................ 83<br />
Berufswelt - Ausbildungsmessen - 67
LIEBLINGSPLATZ FREIBAD<br />
Pack die Badehose ein<br />
Text <strong>und</strong> Fotos Martin Büdenbender<br />
Lino in Aktion. Seine Spezialität ist der Salto vom Sprungturm<br />
„Eigentlich ist mein Lieblingsplatz an der Seite meiner<br />
Fre<strong>und</strong>in“, beteuert Lino Stagni. „Aber gleich danach<br />
kommt das Freibad!“ Kein W<strong>und</strong>er, denn Linos Mutter,<br />
Heike Hinsching, ist Bademeisterin im Werdohler Freibad.<br />
Dort fühlt sich der 15-jährige Gymnasiast, der bis<br />
vor kurzem in Plettenberg im Schwimmverein aktiv<br />
war, so richtig in seinem Element.<br />
Mit seiner Vorliebe fürs Schwimmbecken steht der Werdohler<br />
nicht alleine da. Die Freibäder <strong>und</strong> Badeseen<br />
<strong>zwischen</strong> <strong>Sorpe</strong> <strong>und</strong> <strong>Verse</strong> sind an den heißen Sommertagen<br />
gut besucht. Also dann, wie sang schon Conny<br />
Froboess vor über 50 Jahren: „Pack die Badehose ein ...“<br />
Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie einen Lieblingsplatz? Schreiben Sie uns am besten mit einem Foto:<br />
<strong>Komplett</strong>-Verlag, Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg oder per E-Mail an redaktion@komplett-magazin.de.<br />
6
DÄMMERSCHOPPEN MIT BLASMUSIK<br />
Fre<strong>und</strong>e der Blasmusik kommen<br />
auch in diesem Sommer in S<strong>und</strong>ern<br />
auf ihre Kosten. Vom 6. <strong>Juli</strong> bis zum<br />
24. <strong>August</strong> findet jeden Donnerstag<br />
ab 19 Uhr ein Dämmerschoppen<br />
auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz in<br />
S<strong>und</strong>ern statt. Heimische Musikvereine<br />
<strong>und</strong> Gruppen spielen dort auf.<br />
Das Programm: 6. <strong>Juli</strong> SMS Bigband<br />
S<strong>und</strong>ern, 13. <strong>Juli</strong> Musikverein Endorf,<br />
20. <strong>Juli</strong> Postorchester S<strong>und</strong>ern, 27.<br />
<strong>Juli</strong> Originalkapelle Sauerklang, 10.<br />
<strong>August</strong> Mandolinen-Orchester, 17.<br />
<strong>August</strong> Kolpingsfamilie Westenfeld,<br />
24. <strong>August</strong> Musikverein Stockum.<br />
Für den 3. <strong>August</strong> wird noch eine<br />
Kapelle gesucht. Interessierte Musiker<br />
oder Orchester können sich per<br />
Mail beim Stadtmarketing S<strong>und</strong>ern<br />
melden<br />
(info@s<strong>und</strong>ern-sorpesee.de).<br />
MESSEBAU<br />
LADENBAU<br />
TISCHLEREI<br />
SOMMERKULTUR IN PLETTENBERG<br />
Das Sommerkulturprogramm hat<br />
N.N. Theater aus Köln (10. <strong>August</strong>),<br />
das diesmal das Luther-Jahr thematisch<br />
aufgreift.<br />
Tradition hat auch das Kinderprogramm,<br />
das an vier Sonntagen an<br />
der Christuskirche stattfindet. Dabei<br />
gibt es u.a. ein Wiedersehen mit<br />
in Plettenberg seit 22 Jahren einen<br />
festen Platz im kulturellen Geschehen.<br />
In diesem Sommer werden an<br />
sieben Tagen Veranstaltungen angeboten.<br />
Opernrevue, Kindertheater,<br />
Kleinkunst, Comedy, Musik für Kinder<br />
<strong>und</strong> Erwachsene - die Bandbreite ist<br />
erneut groß. „Wir haben für Jung <strong>und</strong><br />
Alt viel dabei“, ist Barbara Benner<br />
vom Kulturbüro der Stadt sicher.<br />
An vier Sonntagnachmittagen <strong>und</strong><br />
einem Freitagabend im <strong>Juli</strong> <strong>und</strong> <strong>August</strong><br />
erwartet die Plettenberger <strong>und</strong><br />
Gäste ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm,<br />
das vom Shantychor über<br />
Pop- <strong>und</strong> Rockmusik bis zu Musical<strong>und</strong><br />
Operettenmelodien reicht. Straßenkomödianten<br />
<strong>und</strong> als Highlight<br />
das Pantomimen-Quartett „Dekru“<br />
aus der Ukraine (30. <strong>Juli</strong>) bieten auch<br />
dem Kindertheater Kreuz & Quer aus<br />
Duisburg, das ebenfalls bei noch keinem<br />
Kultursommer gefehlt hat.<br />
Neuland betreten die Akteure zum<br />
Auftakt des Sommerprogramms. Am<br />
Sonntag, 9. <strong>Juli</strong>, wird die Opernrevue<br />
„Max <strong>und</strong> Moritz“ in der Aula Böddinghausen<br />
aufgeführt. Das Jugendsinfonieorchester<br />
der Musikschule<br />
Lennetal erarbeitet in Zusammenarbeit<br />
mit der Kleinen Oper Bad Homburg<br />
die Opern-Revue „Max <strong>und</strong><br />
Moritz“ - eine Zusammenstellung<br />
berühmter Opernarien <strong>und</strong> Orchestervorspiele/Ouvertüren<br />
aus drei<br />
Jahrh<strong>und</strong>erten Operngeschichte.Eintrittskarten<br />
gibt es im Vorverkauf (8<br />
Euro Erwachsene/4 Euro Kinder) in<br />
der Stadtbücherei <strong>und</strong> an der Information<br />
im Rathaus. Zu allen anderen<br />
fürs Auge etwas. Den krönenden Abschluss<br />
Kultursommerveranstaltungen ist<br />
des Kultursommers bildet das der Eintritt frei.<br />
plettenberg.de<br />
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GENUSS AM FLUSS<br />
Werdohl zeigt sich am 19. <strong>und</strong> 20.<br />
<strong>August</strong> von seiner besten Seite.<br />
Das zweitägige Spektakel „Genuss<br />
am Fluss“ bietet<br />
Musik, Show<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt<br />
gutes<br />
Essen.<br />
Das Fest findet<br />
in diesem Jahr<br />
ausnahmsweise<br />
auf dem Goetheparkplatz<br />
statt, da die Lennewiese<br />
an der Dammstraße zurzeit<br />
als Westpark neu gestaltet wird. Am<br />
Samstag, 19. <strong>August</strong>, ab 19 Uhr <strong>und</strong><br />
am Sonntag, 20. <strong>August</strong>, ab 11 Uhr<br />
werden am Lenneufer jede Menge<br />
Kultur, mit Licht, Farben, Wasser,<br />
Feuer <strong>und</strong> Musik <strong>und</strong> mit einem riesigen<br />
Angebot kulinarischer Genüsse<br />
geboten. Veranstalter sind Werdohl<br />
Marketing <strong>und</strong> die WoGe Werdohl.<br />
werdohl.de, werdohl-marketing.de<br />
7
MIT ZWEI PS<br />
ÜBER STOCK<br />
UND STEIN<br />
Kristin Hoffmann aus Rönkhausen<br />
betreibt Fahrsport als Leistungssport<br />
Text Rüdiger Kahlke<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Spuren des häufigen Trainings haben sich in den Acker<br />
gegraben. Die Grasnarbe hat schon unter Hufen <strong>und</strong><br />
Rädern gelitten – mehr brauner Boden als grüne Halme.<br />
Etwas unterhalb von Wildewiese, in einer leichten<br />
Linkskurve der K 9, lenkt Kristin Hoffmann (23) das Pferdegespann<br />
von der Straße auf das Feld. Eine R<strong>und</strong>e zum<br />
Aufwärmen auf der Außenbahn, dann durch den Parcours<br />
aus roten Kegeln. Hier, auf der Höhe <strong>zwischen</strong> Lenne<br />
<strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong>, trainiert die Studentin aus Rönkhausen für<br />
höhere Ziele.<br />
Es schaukelt ganz schön auf dem Kutschbock. Aber Kristin<br />
Hoffmann (23) sitzt kerzengerade, wirkt dabei locker<br />
<strong>und</strong> entspannt. In der linken Hand die Zügel, rechts die<br />
Peitsche. Die Fuß verharrt über den Bremspedalen. Was<br />
für Lehrkräfte der Zeigestock ist (oder besser: mal war)<br />
ist für die angehende Lehrerin die Peitsche. Mit ihr zeigt<br />
sie Aaluna (10) <strong>und</strong> Amiira (8) wo es lang geht. Kristin<br />
Hoffmann sieht es aus Sicht des Reitsportlerin: „Die Peitsche<br />
ersetzt den Schenkeldruck des Reiters.“ Die beiden<br />
Haflinger reagieren schnell, aber nicht hektisch. Mensch<br />
<strong>und</strong> Tiere sind ein eingespieltes Team.<br />
Seit zwei Jahren im Landeskader<br />
Die Rönkhauserin ist mit den beiden Braunen fast täglich<br />
unterwegs, mal als Gespann, mal zum Ausritt. „Es<br />
ist wichtig, mit den Pferden vertraut zu sein“, sagt sie.<br />
Und: „Sie müssen gut geschult sein.“ Das gehe unter<br />
dem Sattel am besten. Die Haflinger hat sie mit ihrem<br />
Mentor Christian Schmalor selbst ausgebildet. Der Umgang<br />
mit Pferden ist Kristins Leben. Sie reitet seit ihrem<br />
sechsten Lebensjahr, hat, bevor sie auf Lehramt für Englisch<br />
<strong>und</strong> Französisch studierte, als Tierarzthelferin gearbeitet.<br />
Mit 15 erwarb sie das Fahrabzeichen. „Ein später<br />
Einstieg“, blick sie zurück.<br />
8
Ihre Eltern hatten sie vor die Wahl<br />
gestellt: Roller-Führerschein oder<br />
Fahrabzeichen. Die Entscheidung<br />
war für die Pferdefre<strong>und</strong>in klar.<br />
Seit nunmehr acht Jahren fährt sie<br />
Gespanne, setzt auf Perfektion,<br />
wenn es darum geht, die Pferde<br />
vor der Kutsche zu lenken. Dabei<br />
geht es nicht um gemütliche Planwagen-Fahrten<br />
mit feierfreudigen<br />
Vereinen. Die Studentin betreibt<br />
Gespannfahren als Leistungssport.<br />
Seit zwei Jahren gehört sie dem<br />
Landesjugendkader an.<br />
An den Fahrsport kam sie durch Christian Schmalor. Der<br />
betreibt einen Ausbildungsstall für Gespann-Fahrten im<br />
Höhendorf Wildewiese, eher bekannt als Skigebiet. Der<br />
Elektronik-Experte war selbst im Landeskader, hat erfolgreich<br />
an Meisterschaften teilgenommen <strong>und</strong> dann die<br />
Trainerlizenz erworben. Den Fahrsport <strong>und</strong> die Ausbildung<br />
dazu betreibt er als Hobby. Anders als beim Reitsport kann<br />
man davon nicht reich werden. „Wenn man Glück hat, hat<br />
man mit dem Preisgeld die Fahrtkosten <strong>und</strong> Meldegebühr<br />
raus“, umreißt Kristin Hoffmann den Rahmen.<br />
Bis zu sechsmal pro Woche Training<br />
in Wildewiese<br />
Neben viel Zeit sind Ehrgeiz <strong>und</strong> Empathie nötig, um im<br />
Kader zu bestehen. Trainiert wird in Wildewiese bis zu<br />
sechs Mal pro Woche. Präzision, Kraft, Kondition. Darum<br />
geht es. Den Haflingern bescheinigt die Kutscherin<br />
ein hohes Potenzial. „Sie sind für höhere Klassen geeignet.“<br />
Kristin Hoffmann hat sich in die Klasse M vorgearbeitet,<br />
die dritthöchste der vier Klassen. An Wochenenden<br />
geht es oft zu Turnieren. Campiert wird dann im<br />
Lkw oder Hänger, mit denen die Kutschen transportiert<br />
werden. Selbst für das Kader-Mitglied ist die Unterstützung<br />
eher bescheiden. Kurse für die Gespann-Fahrer finden<br />
alle 14 Tage dienstags statt – im Münsterland. „Das<br />
ist für mich nicht machbar“, sagt die Studentin mit Blick<br />
auf die lange An- <strong>und</strong> Abreise. Bleibt hin <strong>und</strong> wieder ein<br />
Wochenend-Training mit den Fachleuten des Pferdesportverbandes<br />
Westfalen e. V. „Das reduziert auch die Kosten“,<br />
sagt Kristin Hoffmann.<br />
Nach der R<strong>und</strong>e ums Trainingsgelände<br />
geht es durch<br />
den Parcours: Hindernisfahren.<br />
Rote Kegel markieren<br />
die Tore, die in verschiedenen<br />
Kombinationen durchfahren<br />
werden müssen. Und das alles<br />
in flottem Tempo. Die Abstände<br />
sind nur wenig größer als die Breite<br />
der Kutsche. Zentimeterarbeit. „Man<br />
muss sehr präzise fahren“, sagt Kristin<br />
Hoffmann. Vorausschauend natürlich<br />
auch: „Die Linie bei der Anfahrt<br />
ist wichtig.“ Es geht rechts herum auf<br />
das nächste Kegelpaar zu. 1,40 Meter<br />
ist das Gespann breit. Die Durchfahrt<br />
misst nur 25 Zentimeter mehr.<br />
Aaluna <strong>und</strong> Amiira nehmen den Kopf<br />
nach rechts. Pferde <strong>und</strong> Gefährt bilden<br />
einen eleganten Bogen. „So soll<br />
es sein“, freut sich Kristin Hoffmann, die es mit gutem<br />
Auge, viel Erfahrung <strong>und</strong> Feingefühl in der Hand hat,<br />
dass ihr Gespann keinen der gelben Bälle von den Kegeln<br />
kickt. Fehlerfreier Durchgang. „Es geht um Genauigkeit<br />
<strong>und</strong> Schnelligkeit“, erklärt Kristin Hoffmann. Beim<br />
Turnier läuft die Uhr mit. Die Haflinger sieht sie als ideale<br />
Partner. „Die machen größere Schritte als Ponys <strong>und</strong><br />
sind daher schneller.“<br />
Dressur ist die Stärke des Gespanns<br />
Drei Disziplinen sind bei den Turnieren zu bewältigen.<br />
Die Dressur steht am Anfang. Neben der Ausführung vorgegebener<br />
Lektionen kommt es hier auch auf den Gesamteindruck<br />
an. Erscheinungsbild der Fahrerin <strong>und</strong> Aussehen<br />
der Kutsche spielen bei der Wertung eine Rolle.<br />
Hierbei hat sie schon 2016 bei der Deutschen Jugendmeisterschaft<br />
gut gepunktet. Ihre Haflinger haben zudem<br />
„eine gute Gangart für die Dressur“ <strong>und</strong> sind auf<br />
die Fahrerin fokussiert.<br />
Bei der zweiten Disziplin, der Geländefahrt, auch Marathon<br />
genannt, gilt es eine vorgeschriebene Strecke<br />
mit natürlichen <strong>und</strong> künstlichen Hindernissen schnell zu<br />
durchfahren. Diese Aufgabe zu lösen, „ist gefährlicher als<br />
reiten“, sagt Kristin Hoffmann <strong>und</strong> ist froh, dass sie „noch<br />
nicht umgekippt ist“. Auf der Geländestrecke ist immer<br />
ein Beifahrer dabei. Er steht hinten auf der Kutsche <strong>und</strong><br />
sorgt vor allem bei Kurvenfahrten für den Gewichtsausgleich,<br />
dafür, dass das Gespann in der Spur bleibt <strong>und</strong><br />
eben nicht umkippt. Gleiches gilt für die dritte Disziplin,<br />
den Hindernisparcours.<br />
Vorn im Wettbewerb mitzufahren<br />
braucht Zeit, Zeit fürs<br />
Training. Kristin Hoffmann<br />
wendet etwa 30 St<strong>und</strong>en<br />
pro Woche für ihren Sport auf.<br />
Selbst im Winter.<br />
9
Sie ist sehr ehrgeizig, betont Christine Schmalor, die auf<br />
der Rückbank sitzt, anerkennend. „Ich versuche, auch bei<br />
Wind <strong>und</strong> Wetter zu trainieren“, sagt Kristin Hoffmann.<br />
Im Winter auszureiten, mache auch den Pferden Spaß.<br />
Ein Full-time-Hobby. Auch eines, „bei dem man schon<br />
abschalten kann“, sagt die Leistungssportlerin. Jedenfalls<br />
wenn die Sonne scheint, wie an diesem Tag.<br />
Dabei spielt auch die eigene Fitness eine Rolle. „Einmal<br />
in der Woche Krafttraining tut gut“, nimmt sich die Fahrerin<br />
selbst in die Pflicht. „Es ist schon kraftaufwändig.“<br />
Das erklärt auch, warum Mehrspänner häufiger von Männern<br />
gefahren werden. Ihr Ziel: bei der Deutschen Jugendmeisterschaft<br />
in Bösdorf vom 3. bis 6. <strong>August</strong> vorn<br />
dabei zu sein. Ihre Stärke sieht sie in der Dressur. Für die<br />
beiden anderen Disziplinen arbeitet sie noch. Zufrieden<br />
wäre sie auch, wenn ihr Trainer oder sie „einen Titel auf<br />
Landesebene gewinnen“, sagt sie. „Das wäre eine schöne<br />
Belohnung für das ganze Training.“<br />
2016 sind die beiden Sauerländer bereits zum Paar-<br />
Team des Jahres gewählt worden. Kristin als Fahrerin<br />
<strong>und</strong> ihr Trainer Christian Schmalor. Die Ehre ist Verpflichtung:<br />
Sie müssen dafür im Februar 2018 den Fahrerball<br />
in Rönkhausen ausrichten. „Dann noch einen Titel zu haben<br />
wäre top“, hofft Kristin Hoffmann auf immateriellen<br />
Lohn für den immensen Aufwand.<br />
• Kutsche fahren ist nicht so verbreitet wie das Reiten,<br />
aber gefährlicher, weiß Kristin Hoffmann, die beides<br />
kennt.<br />
• Im Dezember 2016 hatte die Deutsche Reiterliche<br />
Vereinigung e. V. beschlossen, einen Kutschenführerschein<br />
einzuführen. „Dieser soll die verantwortlichen<br />
Personen auf dem Kutschbock dazu befähigen, ein<br />
Pferdegespann auf öffentlichen Wegen <strong>und</strong> Straßen<br />
zu führen“, heißt es dazu auf der Homepage (www.<br />
pferd-aktuell.de/kutschenfuehrerschein).<br />
• Verbandsintern können Gespannfahrer Prüfungen zu<br />
den Fahrabzeichen ablegen. Mit dem Fahrabzeichen 5<br />
kann zugleich der Kutschenführerschein A (für Privatpersonen)<br />
erworben werden.<br />
Stichwort: Fahrsport<br />
• Unter den Begriff „Fahrsport“ fällt das Führen einer<br />
Kutsche oder eines Wagens mit einem Gespann von<br />
einem bis zu vier Pferden.<br />
• Jeweils ein Fahrer <strong>und</strong> ein Beifahrer (Groom) bilden<br />
das Team.<br />
• Der Beifahrer sagt während des Wettbewerbs Richtungs-oder<br />
Schrittwechsel an <strong>und</strong> stabilisiert durch Gewichtsausgleich<br />
den Wagen bei hohem Tempo.<br />
• Im Wettbewerb stehen drei Disziplinen an: Dressur,<br />
Geländefahren <strong>und</strong> Hindernisfahren. Sie erfordern von<br />
Fahrern <strong>und</strong> Pferden Disziplin <strong>und</strong> Flexibilität.<br />
• Bei der Dressur kommt es auch auf das Erscheinungsbild<br />
an: Kleidung des Fahrers / der Fahrerin, zum Wagen<br />
passende Pferderasse, angemessene Ausrüstungen<br />
<strong>und</strong> Verzierungen des Wagens.<br />
• Die Geländefahrten können über Strecken bis zu 20 Kilometern<br />
gehen, deren einzelne Phasen innerhalb einer<br />
Zeitvorgabe passiert werden müssen.<br />
• Beim Hindernisfahren muss unter Zeitdruck ein Parcours<br />
(Tore aus Kegeln) in vorgeschriebener Reihenfolge<br />
durchfahren werden. Wird dabei ein Ball auf den<br />
Kegeln abgeworfen, gibt es Strafpunkte.<br />
Sommerzeit - Einbruchzeit<br />
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10
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Rutschen – Action – Wasserspaß <strong>und</strong> Erholung<br />
tilfreien Saunen für die „kleine<br />
Auszeit vom Alltag“.<br />
In den Sommermonaten – sobald<br />
das Wetter es zulässt – ist<br />
zusätzlich der weitläufige Außenbereich<br />
mit Liegewiese<br />
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Beach-Volleyball-Feld, Tischtennis<br />
<strong>und</strong> einem kleinen Kinderbecken<br />
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Höhe. Die beliebtesten Rutschen sind die Rafting-<br />
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Panoramabad sowie die beiden Solebecken. Ein einzigartiger<br />
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Nr. 1 in NRW gekürt. Der große WASSER- <strong>und</strong><br />
RUTSCHENpark mitten im Sauerland ist mit seinen abwechslungsreichen<br />
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11
von Cristin Schmelcher<br />
„BEGRABT MEIN HERZ AM<br />
LENNESTRAND“ Aber wo ist der eigentlich?<br />
Darf man in der Lenne überhaupt baden?<br />
„Begrabt mich mal am Lennestrand“, singt Reiner Hänsch<br />
mit der Band Zoff in seinem Hit „Sauerland“. - Wo liegt<br />
denn der genau, Herr Hänsch? „Der Lennestrand ist immer<br />
da, wo der Sauerländer ihn haben will!“, erklärt mir<br />
der gebürtige Letmather im Interview <strong>und</strong> verbindet mit<br />
der Songzeile eine bestimmte geheime Stelle. „Da lassen<br />
wir uns aber erst mal noch etwas Zeit mit“, schmunzelt<br />
der heutige Friesländer, der oft <strong>und</strong> immer wieder gerne<br />
ins Sauerland zurückkehrt.<br />
Fleißig begebe ich mich also auf die Suche nach den<br />
Lennestränden der Lennemenschen. In meiner Heimatstadt<br />
Plettenberg werde ich bei Umfragen <strong>und</strong> Interviews<br />
mehrfach auf einen geheimen Ort in Plettenberg-Pasel<br />
hingewiesen. Tatsächlich finde ich hier etwas versteckt<br />
hinter einem Maisfeld ein Stück Wiese mit einer Bank<br />
unter einem Baum, einen kleinen Steg <strong>und</strong> ein Tau zum<br />
ins Wasser schwingen vor. Eine Rutsche muss es wohl<br />
auch mal gegeben haben. So ganz geheim ist diese Stelle<br />
aber nun doch wieder nicht: Vor ein paar Jahren drehte<br />
die Krombacher Brauerei hier in der Umgebung einen<br />
Werbespot. Von hier aus geht’s weiter nach Plettenberg-<br />
Ohle, wo ich auf ein paar badende Jugendliche treffe. Dort<br />
scheint das Wasser so tief zu sein, dass die drei Jungs hinein<br />
springen können. Ein gutes Stück weiter gibt es sogar<br />
eine Insel. „Hier haben wir früher zu Gr<strong>und</strong>schulzeiten<br />
schwimmen geübt“, erinnert sich Stadtmarketingmitarbeiterin<br />
Sonja Büsing. Auch der Plettenberger Berthold<br />
Isbaner erinnert sich an Schwimmversuche in dem heimischen<br />
Gewässer: „Früher gab es ja nicht so Schwimmkurse<br />
wie heute.“<br />
„Das liegt in der Verantwortlichkeit der einzelnen Gemeinden“,<br />
erklärt mir Harro Feckler vom Ruhrverband.<br />
Besondere Vorsicht vor Strömungen sei auf jeden Fall in<br />
der Nähe von Wehranlagen geboten, so der Leiter des<br />
Regionalbereichs Süd. Eine offiziell ausgezeichnete Badestelle<br />
gebe es bislang an der Lenne nicht, das Gewässer<br />
habe aber durchaus Badewasserqualität. An niederschlagsreichen<br />
Tagen im Jahr könne es allerdings zu einer<br />
Auslastung der Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />
kommen, wodurch stark verdünnt Keime in den Fluss gelangen<br />
könnten. Dies treffe maximal 15 bis 20 Tage im<br />
Jahr zu, erläutert der Plettenberger weiter. Der 56-Jährige<br />
ist in seiner Freizeit seit 25 Jahren in der Kanuabteilung<br />
des TV Jahn Plettenberg aktiv <strong>und</strong> kennt daher viele feine<br />
Ecken im Lenneverlauf. Vor allem im oberen Bereich <strong>zwischen</strong><br />
Schmallenberg <strong>und</strong> Lennestadt-Kickenbach sei die<br />
Landschaft paddeltechnisch besonders reizvoll.<br />
Die Lenne entspringt am Kahlen Asten im Rothaargebirge<br />
<strong>und</strong> plätschert zunächst munter durch einige Ortschaften<br />
der Stadt Schmallenberg, bevor sie sich ihren Weg durch<br />
das Lennetal bahnt <strong>und</strong> nach 138 Kilometern Länge bei<br />
Hagen-Hohenlimburg kurz vor dem Hengsteysee schließlich<br />
als wasserreichster Zufluss in die Ruhr mündet.<br />
„Wo die Misthaufen qualmen,<br />
da gibt’s keine Palmen“, oder?<br />
Als die Band Zoff 1983 erstmals die Sauerlandhymne anstimmte,<br />
gab es mit Sicherheit keine Palmen am Ufer. Im<br />
Zuge der laufenden Leader- <strong>und</strong> Lenneschieneförderung<br />
ist das heute gar nicht mehr ausgeschlossen. So ist im<br />
12
Rahmen dieser Projekte zum Beispiel der Lennepark mit<br />
Promenade in Schmallenberg entstanden. „Des Weiteren<br />
geplant ist u.a. ein Flusslehrpfad mit zehn Stationen <strong>und</strong><br />
Kurzfilmen von Fleckenberg bis zum Kurpark, der sich mit<br />
dem Thema ‚Was lebt in <strong>und</strong> um die Lenne?’ beschäftigt“,<br />
erklärt der Verkehrsvereinsvorsitzende der Schmallenberger<br />
Altstadt Georg Wülbeck mir. Im Café Zeit am Wasserrad<br />
können Lenneliebhaber übrigens in einer alten Mühle<br />
hausgemachten Kuchen <strong>und</strong> Kaffee genießen.<br />
Auch der Kurpark TalVital in Lennestadt-Saalhausen hat<br />
so einiges zu bieten. Nach dem Ausprobieren des Tretbeckens<br />
<strong>und</strong> des Barfusserlebnispfades lasse ich mich hier<br />
in einer Hängematte am Ufer nieder <strong>und</strong> fühle mich an<br />
einem Lennestrand angekommen. Zudem gibt es hier ein<br />
schönes gastronomisches Angebot, eine Fischtreppe <strong>und</strong><br />
einen Musikpavillon, in dem von Mai bis September jeden<br />
Sonntagnachmittag Konzerte stattfinden.<br />
Von Finnentrop nach<br />
Nachrodt-Wiblingwerde<br />
Meine Suche nach dem Lennestrand führt mich weiter<br />
über Finnentrop, wo mich ein Gemeindemitarbeiter für<br />
Tourismus <strong>und</strong> Kultur auf einige wilde Strandabschnitte<br />
<strong>zwischen</strong> den Ortsteilen Lenhausen <strong>und</strong> Rönkhausen<br />
<strong>und</strong> die Thyssen-Wiesen hinweist. Dort hätten Renaturierungsarbeiten<br />
stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> es würde sich ein neues<br />
Ufer bilden. Am Hafen des Lennesees hinter dem Bahnhof<br />
wurde ein Park mit Sitzmöglichkeiten, Kinderspielplatz<br />
<strong>und</strong> Wasserfontäne angelegt. Der Ausbau von weiteren<br />
Radwegen <strong>und</strong> -brücken ist in vollem Gange.<br />
„Der Lennestrand ist natürlich an der neuen Plettenberger<br />
Waterkant“, sagt der Geschäftsführer des Plettenberger<br />
Stadtmarketings, Steffen Reeder, stolz. Im Bereich der<br />
Lennebrücke in Böddinghausen wurde hier eine attraktiv<br />
beleuchtete Promenade mit Sitzmöglichkeiten, einer<br />
Fontäne <strong>und</strong> einer Plattform auf der Lenne geschaffen.<br />
Die drei Einweihungsveranstaltungen fanden großen Anklang.<br />
„Endlich ist die Lenne für Jedermann so offensichtlich<br />
zugänglich <strong>und</strong> wird als Freizeitort angenommen“,<br />
schwärmt ein Besucher der Eventreihe.<br />
Auch die Lenneterrassen in Werdohl erfreuen sich wachsender<br />
Begeisterung bei Jung <strong>und</strong> Alt <strong>und</strong> bieten viele<br />
flache Kiesbuchten zum Baden. Michael Tauscher hat 20<br />
Jahre den Ferienspaß in der Stadt begleitet <strong>und</strong> kennt<br />
nicht nur das alte Lenneschwimmbad, sondern hat auch<br />
schon Spuren von Halbedelsteinen bei Flusswanderungen<br />
entdeckt. Der heutige Flüchtlingsbetreuer freut sich<br />
über den aktuellen Umbau des neuen Westparks mit neuer<br />
Liegewiese.<br />
In Altena hingegen gelange ich über eine Treppe hinunter<br />
zum Ufer <strong>und</strong> hier ist keinesfalls Ende, denn man<br />
kann über große Steine durch das Gewässer gehen. Auf<br />
der höher gelegenen Promenade nehme ich unter einem<br />
Sonnensegel ein kühles Getränk zu mir <strong>und</strong> bin fasziniert,<br />
zu welcher Breite die Lenne bis hier angewachsen<br />
ist. Auf der anderen Uferseite herrscht Hochbetrieb<br />
auf dem Grillplatz. „Ein schönes Stück Wiese am Wasser<br />
findet man in der Nähe der Steinernen Brücke“, verrät<br />
mir Alexandra Barcevic, Sachbearbeiterin für Tourismus<br />
13
ei der Stadt Altena.<br />
In Nachrodt-Wiblingwerde bietet die Stadt von Mai bis<br />
September sogar Trauungen in Rastatt auf der Lennepromenade<br />
an. Jeden Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag bewirtet hier<br />
zudem der Verein Kultur-Schock e.V. die Lenneterrassen<br />
an den Kiesbuchten.<br />
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14<br />
AZ_TSR_Plettenberg_80x115mm_RZ.indd 1 21.04.16 11:59
„Ohne Verbindung<br />
gibt es keine Zukunft!“<br />
Mächtig weiter gebaut wird in Iserlohn-Letmathe. Neben<br />
dem Park mit Promenade <strong>und</strong> Bikepark soll im Ortsteil<br />
Genna ein Café Extrablatt entstehen <strong>und</strong> auch über den<br />
Bau eines Lennebades wird heiß diskutiert. Dadurch hat<br />
sich der Ortsteil zur bevorzugten Wohnlage entwickelt.<br />
Rainer Großberndt, Zweiter Vorsitzender der Letmather<br />
Werbegemeinschaft, hält zudem den Ausbau von Straßen<br />
<strong>und</strong> des Radweges „Lenneroute“ als auch der Bahnlinie<br />
für besonders wichtig. „Ohne Verbindung gibt es keine<br />
Zukunft“, bedauert der gebürtige Letmather vor allem,<br />
Werdohl<br />
Werdohl<br />
dass das Projektgebiet der Regionale 2013 hier endet, da<br />
Hagen-Hohenlimburg nicht mehr zu Südwestfalen gehört. Herscheider<br />
Herscheider<br />
Der Wildwasserpark in Hohenlimburg mit seiner Slalom- Mühle<br />
Mühle<br />
Strecke lässt übrigens jedes Kanutenherz höher schlagen.<br />
Nach zahlreichen Erk<strong>und</strong>igungen <strong>und</strong> Interviews scheint Lüdenscheid<br />
Hardt<br />
Lüdenscheid<br />
Reiner Hänsch recht damit zu haben, dass es für die Sau-<br />
Hardt<br />
erländer sehr viele persönliche Lennestrände <strong>und</strong> nicht einen<br />
exklusiven gibt. Seine persönliche Lieblingsstelle behält<br />
der Musiker gerne für sich, aber fragen Sie ihn doch<br />
einfach selbst noch mal: Der heutige Autor besucht nicht<br />
nur zu zahlreichen Lesungen die Lennegemeinden, sondern<br />
freut sich mit seinen Bandmitgliedern besonders auf<br />
den 9. Dezember, wenn in der Lennehalle in Nachrodt<br />
wieder etliche Sauerländer seinen Evergreen mit anstimmen:<br />
„Begrabt mein Herz am Lennestrand!“<br />
Zur Linde<br />
Zur Linde<br />
Schützenhalle<br />
Schützenhalle<br />
Herscheid<br />
Herscheid Kreisel<br />
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Hohl<br />
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Rärin<br />
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Links <strong>und</strong> Richtung Ober -Stuberg Berghagen<br />
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15
16<br />
WOHNEN IN EINER<br />
JUGENDHERBERGE<br />
Jutta <strong>und</strong> Jürgen Raikas gute Stube war einst Speisesaal für hungrige Ausflügler<br />
Mitten im Grünen liegt das kleine Örtchen Ober-Holte bei<br />
Herscheid am Fuße des Ebbegebirges. Hier, wo im Laufe<br />
eines Tages mehr Wanderer als Autos die Dorfstraße passieren,<br />
hier, wo sich Fuchs <strong>und</strong> Hase gute Nacht sagen,<br />
ist – um es salopp auszudrücken - scheinbar nichts los.<br />
Das sieht die wachsende Zahl von Erholungssuchenden<br />
<strong>und</strong> Feriengästen, die den idyllisch oberhalb der <strong>Verse</strong>talsperre<br />
gelegenen Flecken für sich als Freizeitraum<br />
entdeckt haben, ganz anders. Ober-Holte ist als Ausgangspunkt<br />
für Ausflüge ins Ebbegebirge nahezu ideal<br />
gelegen. Von daher ist es eigentlich keine Überraschung<br />
zu hören, dass es in Ober-Holte sogar einmal eine Jugendherberge<br />
gegeben hat. Das ist schon ein paar Jahrzehnte<br />
her. Heute wird das Haus Ober-Holte 5 von Jutta<br />
<strong>und</strong> Jürgen Raika bewohnt.<br />
Unscheinbares Haus<br />
mit unglaublich viel Platz<br />
Obwohl das Gebäude von außen betrachtet im Vergleich<br />
zu damals keine wesentlichen Änderungen erfahren hat,<br />
erinnert an das Kapitel Jugendherberge nicht mehr viel.<br />
Das liegt vor allem daran, dass das alte Haus schon immer<br />
recht unscheinbar aussah, dass man sich schlicht<br />
<strong>und</strong> einfach unter einer Herberge, die 1939 im Reichsjugend-Herbergsverzeichnis<br />
mit vier Schlafräumen <strong>und</strong><br />
Die Jugendherberge Ober-Holte in den<br />
30er Jahren, damals noch mit Strohdach.<br />
Betten für 35 Personen sowie zwei Tagungsräumen ausgewiesen<br />
wurde, etwas viel Größeres vorstellt. Tatsächlich<br />
ist das Zuhause von Jutta <strong>und</strong><br />
Jürgen Raika auch für zwei Personen<br />
nicht wirklich üppig dimensioniert.<br />
Im Erdgeschoss befindet sich<br />
links vom Hausflur die Küche, rechts<br />
geht es ins Wohnzimmer, das früher<br />
als Speiseraum diente. Wie damals<br />
in der ersten Etage, die ja auch nicht<br />
größer als das Erdgeschoss gewesen<br />
sein kann, 35 Betten untergebracht<br />
worden sein sollen, ist kaum<br />
vorstellbar. Doppelbetten waren damals<br />
üblich. Trotzdem muss es gnadenlos<br />
eng zugegangen sein.<br />
Allerdings bestand ja auch die Idee<br />
des Altenaer Pädagogen Richard<br />
Schirrmann, des Vaters der deutschen<br />
Jugendherbergsbewegung, darin, nicht Luxusappartements,<br />
sondern in erster Linie preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten<br />
für junge Menschen, Jugendgruppen<br />
<strong>und</strong> Schulkassen zu schaffen. Von Komfort war vor h<strong>und</strong>ert<br />
Jahren nie die Rede.<br />
Erste Jugendherberge<br />
eröffnete 1912 in Altena<br />
Die Eröffnung der ersten Jugendherberge auf der Burg<br />
Altena im Jahr 1912 löste in den folgenden Jahren eine<br />
bemerkenswerte Welle von weiteren Eröffnungen aus.<br />
In Herscheid, so schreibt Heinrich Streich in einer Jubiläumsbroschüre<br />
des SGV-Herscheid, wird bereits 1913<br />
eine Jugendherberge in der Pfarrhausscheune verzeichnet.<br />
Nachdem diese 1920 geschlossen wurde, diente<br />
fünf Jahre lang die Herscheider Mühle als Unterkunft, bis<br />
1925 der Bauer Otto Geck in Ober-Holte in seinem Nebenhaus<br />
eine Herberge für die Wanderjugend einrichtete.<br />
„Die Herberge“, so schreibt Heinrich Streich weiter,<br />
„erfreute sich hoher Übernachtungszahlen, nicht zuletzt<br />
wegen der großartigen Lage, die auch den Wintersport<br />
ermöglichte, als auch wegen der Beliebtheit der Herbergseltern<br />
Otto Geck <strong>und</strong> seiner Tochter Emmy, der heutigen<br />
Frau (Emmi) Bauckhage.“<br />
von Martin Büdenbender<br />
Die alte Jugendherberge befindet sich heute im Besitz<br />
der Kinder von Emmi Bauckhage, die es an das Ehepaar<br />
Raika vermietet haben. Jutta Raika zog 1978 in das
Haus ein, das sie mit ihrem jetzigen Ehemann, Jürgen<br />
Raika, seit 1987 bewohnt. „In den ersten Jahren<br />
sah das Haus noch schlimm aus“, erinnert sie<br />
sich. Eine neue Haustür wurde damals eingebaut,<br />
das anheimelnde Strohdach durch ein Ziegeldach<br />
ersetzt, das Mauerwerk verputzt <strong>und</strong> verkleidet.<br />
Und der große Spülstein unterm Flurfenster, in dem<br />
fleißige Hände einst das Geschirr von ganzen Wandergruppen<br />
reinigten, wurde kurzerhand mit einer<br />
Fensterbank überdeckt.<br />
In<strong>zwischen</strong> ist es richtig wohnlich im Haus Ober-Holte<br />
5 geworden. Über seine Vergangenheit ist abgesehen<br />
von den zwei Jahrzehnten, die es als Jugendherberge<br />
diente, nicht viel bekannt. Das Nebenhaus<br />
von Bauer Otto Geck soll früher als Schmiede gedient<br />
haben. Da es aus Bruchsteinen gemauert wurde,<br />
ist anzunehmen, dass es in etwa genauso alt<br />
wie der um 1798 erbaute Nachbarhof ist. Die Bruchsteine<br />
sind heute nur noch Im Keller zu sehen. Ihn<br />
haben die Raikas seit vielen Jahren nicht mehr genutzt.<br />
Dem <strong>Komplett</strong>-Magazin erlaubten sie jedoch<br />
einen Blick hinein zu werfen. Die ebenfalls<br />
aus Bruchsteinen gemauerte Gewölbedecke ist sehenswert.<br />
Sie wird wohl für alle Ewigkeiten halten.<br />
INFO<br />
Blick in den Gewölbekeller, der so vor über<br />
200 Jahren gemauert worden sein dürfte.<br />
Die gute Stube von Jutta <strong>und</strong> Jürgen Raika<br />
war vor gut 80 Jahren der Speisesaal der<br />
Jugendherberge.<br />
In Deutschland waren im Jahr 2015 mehr als<br />
10.200.000 Übernachtungen in Jugendherbergen<br />
zu verbuchen, dies bedeutet ein leichtes Plus zum<br />
Vorjahr. Die Mitgliederzahl im DJH ist erneut auf<br />
2,4 Millionen gestiegen (+ 1,9 %), vor allem die Zahl<br />
der Familienmitgliedschaften ist gestiegen. Die Übernachtungen<br />
gehen zu 37 % auf das Konto von Schulen,<br />
es folgen Familien mit 21 %, Freizeiten mit 18 %.[4]<br />
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17
1,6 KILOMETER<br />
DURCH DIE BAUMKRONEN<br />
Spaziergang auf NRWs längstem Baumwipfelpfad.<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Erlebnispark in Waldbröl - „Panarbora“ bietet weite Sicht <strong>und</strong> globales Dorf<br />
„Über allen Gipfeln Ist Ruh‘. In allen Wipfeln spürest Du<br />
kaum einen Hauch“, heißt es bei Goethe. Das ist in Waldbröl<br />
anders. Unten heißer Sommer. Besucher, die versuchen,<br />
ihr Auto im Schatten zu parken. Oben ein wohltuender<br />
Wind. Oben heißt hier bis zu 23 Meter über Gr<strong>und</strong>.<br />
„Panarbora“ nennt sich der Erlebnispark an der Jugendherberge<br />
in Waldbröl. Wir sind unterwegs auf Nordrhein-<br />
Westfalens längstem <strong>und</strong> barrierefreien Baumwipfelpfad.<br />
Auf Holzstegen geht es 1,6 Kilometer <strong>zwischen</strong> Baumkronen<br />
hindurch. Unten ein grünes, wogendes Meer aus<br />
Bäumen, über einem der blaue Himmel. Jedenfalls an diesem<br />
Sommertag. Auf dem Holzsteg verteilt sind Info-Stationen,<br />
die Wissenswertes über Wald <strong>und</strong> Natur bieten.<br />
Zudem können die Wipfelstürmer selbst aktiv werden,<br />
die Natur erk<strong>und</strong>en oder die richtigen Antworten auf Fragen<br />
finden. „Die Sicht von oben“ ist für Lara (11) das Beeindruckendste<br />
auf der Tour. Tim (9) findet es großartig,<br />
quasi auf Baumhöhe zu laufen. Und dann der Blick von<br />
der Aussichtsplattform auf halber Strecke über das Bergische<br />
Land, tief runter zur Rheinebene <strong>und</strong> auf der anderen<br />
Seite ins Sauerland - nahezu grenzenlos.<br />
Neuer Erlebnispark mit<br />
architektonischem Highlight<br />
2015 wurde der Park eröffnet. Er ist ein Highlight im Angebot<br />
des Deutschen Jugendherbergswerkes. Fast 14 Millionen<br />
Euro wurden investiert. Schon der Aufstieg auf den<br />
Wipfelpfad, kreisförmig in einem hölzernen 40 Meter hohen<br />
Turm, ist beeindruckend. Für einige lockt die Sicht, für<br />
die Kinder ist es der Weg nach oben, den sie nicht schnell<br />
genug hochlaufen können. Für andere ist es die Konstruktion<br />
des Holzbaus, die beeindruckt. Auf der Aussichtsplattform<br />
zeigt eine große Baumscheibe anhand der Jahresringe,<br />
welche bedeutenden Ereignisse es wann gab.<br />
Außer Naturk<strong>und</strong>e auch noch etwas Allgemeinwissen, das<br />
nebenbei vermittelt wird.<br />
Irrgarten <strong>und</strong> Spieltunnel<br />
Nach der Tour durch die Wipfel geht es unten spannend<br />
weiter. Ein Irrgarten mit Buchenhecken lässt bei den Kindern<br />
keine Langeweile aufkommen. Die können sich außerdem<br />
in einem Spieltunnel tummeln. Die Kleinen finden<br />
auf einem großen Abenteuer- <strong>und</strong> Wasserspielplatz<br />
vielfältige Betätigungs- <strong>und</strong> Kontaktmöglichkeiten mit<br />
anderen Kindern. Ein Café bietet sich zur Rast <strong>und</strong> Stärkung<br />
an.<br />
Die Großen können sich im Panarbora-Erlebnispark<br />
ebenfalls einen Kindheitstraum erfüllen. Das Jugendherbergswerk<br />
bietet hier verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten<br />
an. Ferien im Baumhaus, oder im Global Village,<br />
einem Erlebnis-Dorf sind möglich. Dabei kann man<br />
in einer mongolischen Jurte, einem südamerikanischen<br />
Stelzenhaus oder afrikanischem Lehmhaus übernachten.<br />
INFO<br />
• Das Abenteuer mit Natur aus der Vogelperspektive oder<br />
ungewöhnlichen Übernachtungsorten ist gut über die<br />
A 4 von Olpe in Richtung Köln zu erreichen<br />
• Im Sommer wartet der Park mit besonderen<br />
Aktionen auf:<br />
• 8. <strong>Juli</strong>: Märchenabend auf dem Baumwipfelpfad,<br />
ab 20 Uhr.<br />
• 7. <strong>August</strong>: Lange Nacht in Panarbora,<br />
• 12. u. 14. <strong>August</strong>: Laurentiusnächte, in denen<br />
vermehrt Sternschnuppen zu sehen sind.<br />
• www.panarbora.de<br />
• Service-Hotline: 02291 90 86 50<br />
18
19
Peter Ortkras (rechts) ist bei den Rad-Profis<br />
beliebt, als der „Mann für alle Fälle“.<br />
EIN NEUENRADER<br />
BEI DER TOUR DE FRANCE<br />
Peter Ortkras als Streckenchef der 2. Etappe im Einsatz<br />
von Martin Büdenbender<br />
Die Tour de France, das größte Radsportspektakel der<br />
Welt, sorgt diesen Sommer wieder für Schlagzeilen. Vom<br />
1. bis zum 23. <strong>Juli</strong> jagen die besten Radsportler über<br />
Frankreichs Straßen.<br />
Gestartet wurde die Tour am 1. <strong>Juli</strong> auf deutschem Boden,<br />
<strong>und</strong> das mit Beteiligung des Neuenraders Peter Ortkras.<br />
Der 68-Jährige ist natürlich nicht mit seinem Rennrad<br />
am Start gewesen. Vielmehr war Peter Ortkras als Streckenchef<br />
für den reibungslosen Ablauf der zweiten Etappe<br />
verantwortlich, die nach dem Prolog in Düsseldorf am<br />
2. <strong>Juli</strong> r<strong>und</strong> um die Landeshauptstadt führte. „Tour-Maker“<br />
werden die vielen ehrenamtlichen Helfer genannt,<br />
ohne die eine solche Großveranstaltung gar nicht durchführbar<br />
wäre.<br />
So hautnah bei der Tour dabei zu sein, war auch für Peter<br />
Ortkras, der schon seit vielen Jahren dem Radsport verb<strong>und</strong>en<br />
ist, etwas Besonderes. Als junger Mann hat sein<br />
Herz jedoch zunächst für eine andere Sportart geschlagen.<br />
Autoslalom-Rennen auf Parkplätzen waren in den<br />
60er <strong>und</strong> 70er Jahren sehr populär. Da hat der Neuenrader<br />
auf einem NSU TT erfolgreich mitgemischt. Von 1972<br />
bis 1978 ist er dann Bergrennen gefahren. Zunächst auf<br />
einem NSU Brixner mit 150 PS, zuletzt auf diversen Porsche<br />
mit bis zu 500 Pferdestärken unter der Haube. Zu seinen<br />
Mäzenen gehörte damals der Plettenberger Wilhelm<br />
Bartels, der mit seinen mehr als 300 Siegen als „Bergkönig“<br />
in die Motorsportgeschichte eingegangen ist. Vordere<br />
Plätze kann auch Peter Ortkras vorweisen. Aber zum Motorsport-Profi<br />
hat es nicht gereicht. Deshalb hat sich der<br />
gelernte Jungwerker mit knapp 30 Jahren selbstständig<br />
gemacht <strong>und</strong> eine Existenz als Autoteileverkäufer aufgebaut.<br />
Sein Kfz-Ersatzteilgeschäft an der Werdohler Bahnhofstraße<br />
betreibt er noch heute.<br />
Einstieg als Fahrradmechaniker<br />
Als Familienvater mit vier heranwachsenden Kindern rückte<br />
für Peter Ortkras in den folgenden Jahren ein anderes<br />
Hobby in den Vordergr<strong>und</strong>. An den Wochenenden hat er<br />
mit seinen Sprößlingen das Sauerland per Rad erk<strong>und</strong>et.<br />
Mit der Zeit wurden nicht nur die Kinder größer, sondern<br />
auch die Radtouren. Gleichzeitig wuchs die Begeisterung<br />
für den Radsport. Beide Töchter <strong>und</strong> beide Söhne fuhren<br />
Radrennen <strong>und</strong> die ganze Familie besuchte an den Wochenenden,<br />
wann immer es möglich war, Sechstage-Rennen.<br />
Mit Spannung verfolgten die Ortkras die Entscheidungen<br />
auf dem Holzoval, hatten aber auch ein Auge für das<br />
Geschehen vor <strong>und</strong> nach dem Start, etwa für die Fahrradmechaniker,<br />
die die Räder vor jedem Start in einen Top-<br />
Zustand brachten. „Das wäre doch was für dich“, schlugen<br />
ihm seine Kinder vor.<br />
Sie behielten Recht. Das war tatsächlich etwas für Peter<br />
Ortkras. Im Winter 1997/98 half er erstmals als Fahrradmechaniker<br />
beim Sechstagerennen in Köln mit. Er hat<br />
seine Sache ohne Zweifel gut gemacht. Denn der Neuenrader<br />
ist seitdem bei den Radsportlern sehr gefragt.<br />
Anfangs als der „Mann für alle Defekte“, später dann<br />
als der „Mann für alle Fälle“ war er längst nicht nur als<br />
Schrauber tätig, sondern auch als Starthelfer <strong>und</strong> wenn<br />
Not am Mann war sogar schon mal als Physiotherapeut.<br />
20
Sein guter Name in Radsportkreisen hat zusammen<br />
mit seinen Ortskenntnissen dazu geführt,<br />
dass vor neun Jahren die Deutschlandtour der<br />
Profis durch Neuenrade <strong>und</strong> Werdohl führte. „Das<br />
ist eines meiner schönsten Erlebnisse gewesen“,<br />
schwärmt Peter Ortkras. „Ich war für den Streckenabschnitt<br />
durch den Märkischen Kreis verantwortlich.“<br />
Tausende säumten damals die Straßen <strong>und</strong><br />
verfolgten das Ereignis.<br />
Nach wie vor engagiert sich Peter Ortkras für den<br />
Radsport <strong>und</strong> sitzt auch selbst noch fest im Sattel.<br />
Der Neuenrader in den 70er Jahren beim<br />
Bergrennen mit einem NSU Brixner ...<br />
... <strong>und</strong> vor kurzem, als Starthelfer bei<br />
einem Sechstage-Rennen<br />
„Kürzlich bin ich mit dem Rad nach Soest gefahren,<br />
hab da noch eine 40-Kilometer-R<strong>und</strong>e gedreht<br />
<strong>und</strong> bin nachmittags zurück nach Hause.“<br />
Das <strong>Komplett</strong>-Magazin hat schnell mal nachgerechnet:<br />
Macht 150 Kilometer - herzlichen<br />
Glückwunsch!<br />
140.000 Fahrgäste pro Tag<br />
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21
SPAZIERGANG DURCH OHLE<br />
MIT PROFESSOR MAX OTTE<br />
Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer, Publizist <strong>und</strong> im Herzen Sauerländer<br />
Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender<br />
Blick von der Terrasse<br />
des Elternhauses auf<br />
das Lennetal<br />
Professor Max Otte macht im <strong>August</strong> einen Spaziergang<br />
nach Berlin. Nicht einfach so. Er will ein Zeichen setzen:<br />
für die freiheitlich-demokratische Gr<strong>und</strong>ordnung, für<br />
Frieden <strong>und</strong> für die soziale Marktwirtschaft. In neun<br />
Tagesetappen legt Max Otte die Strecke von der Rhön<br />
bis in die B<strong>und</strong>eshauptstadt zurück. Mitwanderer<br />
<strong>und</strong> Mitwanderinnen sind ihm willkommen, für die<br />
komplette Tour oder auf einzelnen Abschnitten. Max<br />
Ottes Wanderstrecke führt durchs Sauerland. Am<br />
12. <strong>August</strong> heißt das Etappenziel Plettenberg-Ohle,<br />
Ottes Heimatdorf. Mit seinem früheren Schul- <strong>und</strong><br />
Bandkollegen Bernhard Schlütter unternahm der<br />
vielbeschäftigte Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer<br />
<strong>und</strong> Publizist vorab einen Spaziergang durch Ohle.<br />
22<br />
Ich treffe Max Otte vor seinem Elternhaus am Stübel. Seine<br />
Mutter Lore wohnt hier. Auch eine Tante <strong>und</strong> ein Onkel<br />
wohnen in Plettenberg. Sie besucht er regelmäßig,<br />
pflegt außerdem den Kontakt zu Schulfre<strong>und</strong>en, die hier<br />
heimisch geblieben sind. In Ottes Garage haben wir damals<br />
unseren ersten Proberaum gehabt. Neugierig öffne<br />
ich die Tür <strong>und</strong> siehe da: Reste von Eierkartons kleben von<br />
innen am Garagentor - unsere Schallisolierung, denn die<br />
Nachbarn standen nicht alle auf Rockmusik. „New Waterfall“,<br />
später „Täuschung“ hieß unsere Band. „Es war eine<br />
klasse Zeit“, sind wir uns einig. Und Hobbymusiker sind<br />
wir beide heute noch. Ich jetzt eher mehr, der rührige<br />
Unternehmer Otte weniger: „Leider viel zu wenig Zeit!“<br />
Vom Dorf Ohle über 40 Stationen<br />
nach Blankenheimerdorf<br />
„Am Stübel bin ich geboren <strong>und</strong> aufgewachsen. Seit dem<br />
Abitur bin dann allerdings so um die 40 Mal umgezogen.“<br />
Er ist herumgekommen in der Welt. Heimisch geworden<br />
ist er erneut in einem Dorf, genau gesagt Blankenheimerdorf<br />
in der Eifel. Dort hat er das ehemalige Pfarrhaus bezogen,<br />
die benachbarte ehemalige Dorfkneipe gleich mitgekauft<br />
<strong>und</strong> zu einem Tagungshaus umgebaut.<br />
Seine Arbeit als Unternehmer erledigt er in Köln. Mit seinem<br />
Institut für Vermögensentwicklung (IFVE) berät er<br />
Privatanleger. Darüber hinaus veröffentlicht Max Otte als<br />
gefragter Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzexperte regelmäßig Artikel<br />
zu Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzthemen in Tages- <strong>und</strong> Fachzeitschriften.<br />
Berühmt geworden durch sein 2006 veröffentlichtes<br />
Buch „Der Crash kommt“, in dem er die die<br />
internationale Finanzkrise <strong>und</strong> ihre Auswirkungen vorhersagte,<br />
ist er ein gefragter Interviewpartner <strong>und</strong> absolviert<br />
regelmäßig Fernseh- <strong>und</strong> Radioauftritte. Die Zahl seiner<br />
Vorträge hat er in<strong>zwischen</strong> von einst über 80 auf r<strong>und</strong> 20<br />
pro Jahr verringert. „Ich konzentriere mich auf die Tätigkeiten<br />
als Publizist <strong>und</strong> Fondsmanager. Vorträge halte ich<br />
nur noch da, wo es mir Spaß macht.“ Sein Lieblingsthema<br />
derzeit: Das Bargeld soll nicht abgeschafft werden.
Erster Job als Zeitungsbote für „Die Kirche“<br />
Wir haben die alte Ohler Dorfkirche erreicht. Hier ist Max<br />
Otte, damals noch mit dem Vornamen Matthias, von Superintendent<br />
Otto Grünberg konfimiert worden. Später<br />
hat Matthias den Vornamen seines Vaters angenommen.<br />
Vor zwei Jahren, an seinem 50. Geburtstag, ließ sich Max<br />
Otte mennonitisch taufen. „Meine Mutter stammt aus einer<br />
Mennoniten-Familie.“ Er identifiziert sich mit dieser<br />
evangelischen Freikirche, deren Merkmale u.a. die Erwachsenentaufe<br />
<strong>und</strong> der Verzicht auf Berufsgeistliche<br />
sind. Der evangelischen Kirchengemeinde Ohle bleibt er<br />
eng verb<strong>und</strong>en. „Pfarrerin Anju Laddach ist eine Fre<strong>und</strong>in<br />
der Familie. Meine Mutter ist engagiertes Mitglied der<br />
Gemeinde.“<br />
Auf dem Weg entlang der B<strong>und</strong>estraße 236 zur Gr<strong>und</strong>schule<br />
zählt Max Otte die Namen der Familien auf, die<br />
zu seiner Kindheit <strong>und</strong> Jugendzeit in den einzelnen Häusern<br />
wohnten. „Ich kenne hier jedes Haus, denn ich habe<br />
die evangelische Kirchenzeitung „Die Kirche“ ausgetragen<br />
<strong>und</strong> damit mein erstes Geld verdient.“ Das ist nun über<br />
35 Jahre her <strong>und</strong> an manchen Stellen rätselt Otte. „Hier<br />
hat sich doch einiges verändert.“<br />
Sein früheres Klassenzimmer in der Gr<strong>und</strong>schule Ohle findet<br />
Max Otte fast auf Anhieb wieder. Es ist heute der<br />
Gymnastikraum. „Meine Noten in der Gr<strong>und</strong>schule waren<br />
durchwachsen, wie eigentlich bis zur Klasse 10.<br />
Die Lehrer haben eben nicht verstanden, wie gut ich eigentlich<br />
bin“, meint er, der sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium<br />
Plettenberg schließlich mit dem Notenschnitt<br />
von 1,3 absolvierte.<br />
An Bäcker Schubert führt für Max Otte kein Weg vorbei,<br />
wenn er zu Besuch in Ohle ist. „Hier habe ich früher jeden<br />
Tag Brötchen geholt.“ Jetzt kauft er ein Brot, nimmt<br />
damit ein Stück Geschmack <strong>und</strong> Erinnerung aus dem Sauerland<br />
mit in die Eifel.<br />
Gr<strong>und</strong>schüler machen Weinprobe beim<br />
„Kleinen Onkel“<br />
Schöne - <strong>und</strong> lustige - Erinnerungen verbindet Max Otte<br />
auch mit dem „Kleinen Onkel“. Die Gaststätte direkt an<br />
den Bahngleisen der Lenneschiene gibt es schon seit Jahren<br />
nicht mehr. Heute hat Tischlerin Karin Gutschlag ihre<br />
Werkstatt in dem Haus ihrer Eltern eingerichtet. „Wir sind<br />
in der vierten Gr<strong>und</strong>schulklasse mit unserem Lehrer Martin<br />
Zimmer zu einer Weinprobe hier gewesen. Das waren<br />
andere Zeiten“, erzählt Max Otte. Ihn hat diese Weinprobe<br />
offenbar auf den Geschmack gebracht, denn in<strong>zwischen</strong><br />
gibt es eine eigene „Weinselektion Prof. Otte“. Seine<br />
besondere Verbindung zum Wein <strong>und</strong> zum Weinanbau<br />
ist tatsächlich familiär bedingt. Ein entfernter Onkel war<br />
Winzer in Oppenheim am Rhein <strong>und</strong> als Jugendlicher arbeitete<br />
Otte dort in der Weinlese mit.<br />
Im Biergarten der Gaststätte Zur Post gönnen wir uns einen<br />
Kaffee. Hier bei Gastwirtsfamilie Bulis wird am 12.<br />
<strong>August</strong> auch das Etappenziel des Spaziergangs nach Berlin<br />
sein. Dann darf auch ein Pils oder ein Glas Wein getrunken<br />
werden.<br />
Im Jahr 2016 organisierte Max Otte diese Etappenwanderung<br />
erstmals. „Es war eine spontane Aktion. Gemeinsam<br />
wandern, dabei Gespräche führen <strong>und</strong> sich auf die<br />
Gr<strong>und</strong>werte unserer Demokratie <strong>und</strong> der sozialen Marktwirtschaft<br />
besinnen, unter dem Motto ‚freie Bürger unter<br />
freiem Himmel’, das funktioniert.“<br />
„Es ist schön auf Schusters Rappen“<br />
Das Wandern als Hobby habe er vor zehn Jahren wiederentdeckt.<br />
„Als Kind <strong>und</strong> Jugendlicher bin ich mit meinen<br />
Eltern <strong>und</strong> dem SGV Ohle viel gewandert. Es ist schön auf<br />
Schusters Rappen. Das macht mir Spaß. Ein Marathonlauf<br />
dagegen ist Quälerei <strong>und</strong> werde ich nie machen, das habe<br />
ich mir geschworen.“ Durch seine Vorträge ist er überall in<br />
Deutschland gewesen <strong>und</strong> findet, dass es „so viele w<strong>und</strong>erschöne<br />
Landschaften bei uns gibt“. Besonders haben<br />
es ihm die Mittelgebirge angetan: Taunus, Harz, Pfälzer<br />
Wald zählt er auf, aber natürlich auch das Sauerland <strong>und</strong><br />
die Eifel - die beiden Regionen, die er „Heimat“ nennt.<br />
23
Einkaufen wie früher: Ein frisches Brot bei Bäcker Schubert<br />
ZUR PERSON<br />
Max Otte ist am 7.10.1964 in Plettenberg geboren. Er besuchte<br />
die Gr<strong>und</strong>schule Ohle <strong>und</strong> das städtische Gymnasium<br />
Plettenberg (heute Albert-Schweitzer-Gymnasium.<br />
Otte studierte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre<br />
<strong>und</strong> politische Wissenschaften in Köln, des Weiteren<br />
an der American University in Washington D.C. <strong>und</strong> promovierte<br />
an der Princetown University.<br />
Otte macht Werbung bei den Lesern seines Börsenbriefs,<br />
in den sozialen Medien <strong>und</strong> über Anzeigen. Die Idee<br />
kommt an. „Bunt gemischt“, beschreibt Max Otte die<br />
Schar der Mitwanderer. Viele begleiten ihn auf einzelnen<br />
Etappen, manche machen den kompletten Weg mit.<br />
Der beginnt diesmal am 8. <strong>August</strong> in der Rhön <strong>und</strong> endet<br />
am 18. <strong>August</strong> in Berlin. Nicht nur Mitwanderer, sondern<br />
auch Wanderführer für einzelne Tagesabschnitte, die<br />
<strong>zwischen</strong> etwa 20 <strong>und</strong> 35 Kilometer betragen, können<br />
sich über die Internetseite spaziergang-nach-berlin.de<br />
melden.<br />
Wandern mit der Deutschlandfahne<br />
Auf der Sauerland-Etappe am 12. <strong>August</strong> wird Max Otte<br />
selbst die Wanderführung übernehmen. Treffpunkt <strong>und</strong><br />
Streckenführung werden angemeldeten Teilnehmern<br />
mitgeteilt. „Das machen wir nicht öffentlich, um zu verhindern,<br />
dass Störenfriede kommen“, erklärt Otte. „Wir<br />
wandern mit Deutschlandfahne. Das ist halt das einzige<br />
Symbol, das wir haben, <strong>und</strong> es steht für unsere demokratische<br />
Gr<strong>und</strong>ordnung. Aber mancher stört sich daran.“<br />
Plötzlich ist „früher“ ganz gegenwärtig. Max Otte schwelgt im<br />
Gespräch mit <strong>Komplett</strong>-Herausgeber Bernhard Schlütter in alten<br />
Erinnerungen.<br />
Von 2011 bis 2016 war Otte Professor an der Karl-Franzens-Universität<br />
Graz. Seine Professur an der Fachhochschule<br />
Worms, die er seit 2001 inne hat, ruht.<br />
Otte ist Gründer der Instituts für Vermögensentwicklung<br />
GmbH (IFVE) in Köln.<br />
Mit seinem Börsenbrief privatinvestor.de präsentiert Otte<br />
Finanzen <strong>und</strong> Finanzinformationen für Privatinvestoren sowie<br />
Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger allgemeinverständlich, nutzbringend<br />
<strong>und</strong> humorvoll.<br />
An den Abenden der Wandertage werden verschiedene<br />
Fachleute kurze Impulsreferate halten, z.B. der Wissenschaftler<br />
Prof. Dr. Dr. Helge Peukert, der Rechtsanwalt<br />
<strong>und</strong> Publizist Carlos A. Gebauer sowie der Kabarettist<br />
Ludger K. Im Gasthof Zur Post in Ohle wird am 12. <strong>August</strong><br />
Prof. Max Otte den Impulsvortrag halten. Auf ein<br />
Thema will er sich noch nicht festlegen, aber es werde<br />
um Gefahren für die Demokratie <strong>und</strong> die soziale Marktwirtschaft<br />
gehen. Die Abendveranstaltung im Gasthof Zur<br />
Post beginnt um 19 Uhr. Dazu sind auch Nicht-Wanderer<br />
willkommen. Der Eintritt beträgt 8 Euro.<br />
Voranmeldungen für einzelne Tagesetappen oder die gesamte<br />
Tour sind möglich auf der Homepage spaziergangnach-berlin.de.<br />
Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer<br />
alle Informationen über ihre Etappen.<br />
24<br />
Schawag AZ Stromspeicher 88x100.indd 1 13.06.17 21:19
Krank im Urlaub,<br />
so beugen Sie vor<br />
Heilpraktikerin Petra Hammecke gibt<br />
für <strong>Komplett</strong> Ges<strong>und</strong>heitstipps.<br />
Sie stehen bevor, die<br />
schönsten Wochen des Jahres.<br />
Doch plötzlich sind<br />
sie da, die ersten Anzeichen<br />
einer Erkältung, der<br />
Hals schmerzt <strong>und</strong> der Kopf<br />
dröhnt, sobald die Betroffenen<br />
ein wenig Freizeit haben<br />
<strong>und</strong> sich entspannen.<br />
Aber wie ist dieses Phänomen zu erklären, welches in<br />
der Fachsprache „Leisure Sickness“ - Freizeitkrankheit -<br />
genannt wird?<br />
Auf jeden Fall ist es ein Alarmsignal für zu viel Hektik,<br />
Stress <strong>und</strong> Überforderung. Wir gönnen uns endlich ein<br />
paar freie Tage, damit sich unser Organismus erholen<br />
kann. Aber weit gefehlt. In Stressphasen versucht der<br />
Organismus möglichst lange seine Leistungsfähigkeit zu<br />
halten <strong>und</strong> schraubt die Produktion seiner Stresshormone<br />
wie Cortisol, welches dann oft dauerhaft erhöht ist, nach<br />
oben, um auf jeden Fall noch ein paar Tage durchzuhalten.<br />
Und das betrifft nicht nur Selbstständige, sondern<br />
auch Mütter mit Doppelbelastung <strong>und</strong> so weiter. Deshalb<br />
ist es wichtig, nicht direkt vom Schreibtisch auf die<br />
überfüllte Autobahn in den Urlaub zu starten, sondern<br />
erst einmal zwei, drei arbeitsfreie Tage nutzen, um den<br />
Organismus Schritt für Schritt herunterzufahren.<br />
Damit wir ges<strong>und</strong> bleiben, brauchen wir einen ausgewogenen<br />
Wechsel von Anspannung <strong>und</strong> Entspannung.<br />
Ist dieses Zusammenspiel allerdings gestört <strong>und</strong> der Organismus<br />
gelangt <strong>zwischen</strong>durch nicht mehr in eine<br />
Ruhephase, so können auch noch erhöhter Blutdruck,<br />
Schlafstörungen, übermäßiges Schwitzen <strong>und</strong> andere<br />
ernstzunehmende Warnsignale auftreten.<br />
Zur Stärkung des Immunsystems sollte schon einige Zeit<br />
vor Urlaubsantritt besonders auf eine ges<strong>und</strong>e, vitaminreiche<br />
Kost, viel Bewegung an frischer Luft <strong>und</strong> unter<br />
Umständen auf eine naturheilk<strong>und</strong>liche Begleitmedikation<br />
geachtet <strong>und</strong> zurückgegriffen werden. Auch eine<br />
vorbeugende Versorgung mit Mikronährstoffen macht<br />
im Vorfeld Sinn.<br />
Um dem Alltagsstress zu begegnen, sollte <strong>zwischen</strong>durch<br />
auf kleine Auszeiten geachtet werden. Vielleicht einfach<br />
mal durchatmen, eine Tasse Tee genießen, eine maßvolle<br />
Sporteinheit einflechten, für ausreichend Schlaf sorgen,<br />
das Zusammensein mit der Familie pflegen <strong>und</strong><br />
auch mal Handy <strong>und</strong> Computer außen vor lassen.<br />
Beherzt man einige von diesen Dingen, so besteht die<br />
gute Chance, die schönsten Wochen des Jahres von Anfang<br />
an zu genießen, damit klimatische Veränderungen,<br />
eine ungewohnte Speisenzubereitung, vermehrte Sonneneinstrahlung<br />
keine allzu große Herausforderung für<br />
unser Immunsystem darstellen.<br />
Da unser Körper ca. 12 Tage braucht, um Stresshormone<br />
abzubauen, sollte ein Erholungsurlaub dementsprechend<br />
lange dauern <strong>und</strong> vor allem nicht von einem R<strong>und</strong>-umdie-Uhr-Programm<br />
bestimmt werden.<br />
Bereiten Sie Ihre Reise gut vor, das betrifft auch Ihre Reiseapotheke,<br />
die durchaus auch homöopatische Arzneien<br />
beinhalten darf. Ihr/e Heilpraktiker/in steht Ihnen gerne<br />
beratend zur Seite.<br />
Um einen Sonnenbrand zu vermeiden, ist der beste <strong>und</strong><br />
natürliche Schutz der Haut vor zu viel Sonne langsame<br />
Gewöhnung <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Ernährung. Die Vermeidung<br />
extremer Sonneneinstrahlung wie der ungeschützte<br />
Aufenthalt in extremer Mittagshitze <strong>zwischen</strong> 11.30<br />
<strong>und</strong> 14.30 sollte mittlerweile ausreichend bekannt sein.<br />
Die Südländer halten nicht umsonst zu dieser Zeit ihre<br />
Siesta. Sollte es doch zu einem Sonnenbrand gekommen<br />
sein, kann als erste Hilfemaßnahme kühlendes Aloe vera<br />
aufgetragen werden.<br />
Damit sich sich unser Verdauungstrakt auf eine veränderte<br />
Nahrungsaufnahme, als wir sie von zu Hause gewohnt<br />
sind, einstellen kann, sollte anfänglich bei Rohkost, rohem<br />
Fisch <strong>und</strong> nicht durchgegarten Speisen Zurückhaltung<br />
geübt werden, damit uns nicht ein Magen-Darm-<br />
Infekt die Freude am Urlaub verdirbt.<br />
25
EHER SCHALTEN -<br />
SPÄTER TANKEN<br />
Ob`s was bringt?: Kanten abkleben, den<br />
Luftwiderstand senken.<br />
Der komplette Spritverbrauchstest bringt es an den<br />
Tag: Verbrauch um fast einen Liter auf 100 Kilometer<br />
verringert<br />
Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender, Heiko Höfner<br />
26<br />
Nicht erst seit dem Abgasskandal ahnen, nein wissen<br />
wir, dass die Spritverbrauchsangaben in den Werbeanzeigen<br />
<strong>und</strong> Datenblättern der KFZ-Hersteller nicht mehr<br />
als graue Theorie sind. Unter Laborbedingungen ermittelt.<br />
In der Wirklichkeit unmöglich zu erreichen. Doch um<br />
welche Mengen der tatsächliche Spritverbrauch unseres<br />
<strong>Komplett</strong>-Flitzers von der Herstellerangabe abweicht, das<br />
wollen wir im Alltagstest herausfinden.<br />
Man, kann der schlucken: Tanken zu Beginn<br />
<strong>und</strong> zum Abschluss des Tests ist Pflicht.<br />
Der Blick in die technischen Daten unseres Benziners<br />
verrät mir, dass der kombinierte Verbrauch unseres mit<br />
55 kW (r<strong>und</strong> 75 PS) angetriebenen Kleinwagens 4,6 Liter<br />
betrage. Okay, wir nutzen das Auto fast ausschließlich im<br />
innerörtlichen Verkehr <strong>und</strong> für das Auf <strong>und</strong> Ab auf Sauerländer<br />
Mittelgebirgsstraßen. Innerorts, so der Hersteller,<br />
verbraucht der Motor 5,8 Liter Benzin.<br />
Als Testpilot fahre ich zunächst einmal einige h<strong>und</strong>ert Kilometer,<br />
so wie ich es gewohnt bin, rechne den Spritverbrauch<br />
auf 100 Kilometer aus <strong>und</strong> erlebe die erste Überraschung:<br />
Mit 6,01 Liter liegt der Verbrauch gar nicht mal<br />
so weit über der Herstellerbehauptung. Mal schauen,<br />
was da noch an Sparpotenzial drinsteckt.<br />
Nun werde ich penibel. Mit Hilfe meiner Kollegen wird<br />
die Rückbank ausgebaut. Ich entferne die Kunststoffblenden<br />
an den Felgen. Gewichtsreduzierung heißt die Parole.<br />
Ich klebe Fugen in der Karosserie mit Folienband ab,<br />
um den Windwiderstand zu verringern.<br />
So weit die äußeren Maßnahmen.<br />
Entscheidend für einen möglichst geringen Spritverbrauch<br />
wird meine Fahrweise sein, das ist mir klar. Also<br />
beherzige ich möglichst alles, was ich vor Jahren in der<br />
Fahrschule gelernt oder aktuell über Sprit sparendes Fahren<br />
gelesen habe. Möglichst früh schalten, lautet vor<br />
allem die Devise. Dabei hilft mir mein Auto, denn im<br />
Display wird mir nicht nur angezeigt, in welchem Gang<br />
ich gerade fahre, sondern auch, wann ich<br />
in den nächsthöheren wechseln soll. Mir<br />
scheint dieser Moment um einiges zu früh<br />
zu sein. Zwar bin ich kein besonders rasanter<br />
Fahrertyp <strong>und</strong> beschleunige eigentlich<br />
schon gewohnheitsmäßig eher behutsam,<br />
aber die Fahrzeugtechnik will, dass<br />
ich noch zeitiger hochschalte. Das treibt<br />
manchen Fahrzeugführer, der hinter mir<br />
herfahren muss, offensichtlich zur Weißglut,<br />
wie ich beim Blick in den Rückspiegel<br />
feststellen muss. Was soll’s? Das ist ein<br />
Test <strong>und</strong> den ziehe ich komplett durch!<br />
Weitere Spartipps fallen mir nach <strong>und</strong> nach<br />
ein. So starte ich den Motor erst, nachdem<br />
ich mich angeschnallt <strong>und</strong> fahrbereit gemacht habe. Das<br />
Gaspedal betätige ich beim Zündvorgang nicht. Außerorts<br />
fahre ich maximal 90 km/h. Darauf brauche ich gar<br />
nicht besonders zu achten, denn so untertourig wie ich<br />
im fünften Gang unterwegs bin, reicht die Zeit <strong>zwischen</strong><br />
zwei Geschwindigkeitsbegrenzungen gar nicht, um auf<br />
100 km/h zu kommen. An roten Ampeln schalte ich den<br />
Unnötiger Ballast bleibt zu Hause. Weniger Gewicht heißt weniger<br />
Verbrauch.
Fahrten nicht verzichten. Auch den<br />
Komfort der Klimaanlage genieße<br />
ich bei sommerlichen Temperaturen.<br />
Die Sache mit dem frühen<br />
Schalten handhabe ich lockerer, beschleunige<br />
schon mal mit beherztem<br />
Tritt aufs Gaspedal.<br />
Testtanken die Dritte: Meine Rechnung<br />
ergibt diesmal 5,75 Liter/100<br />
Kilometer. Immer noch knapp unter<br />
dem vom Hersteller für den Verbrauch<br />
innerorts ermittelten Wert.<br />
Mein Fazit: Die Herstellerangabe ist<br />
zumindest beim <strong>Komplett</strong>-Flitzer<br />
Was könnte noch den Verbrauch senken? Anschieben .....<br />
doch nicht so weit von der Wirklichkeit<br />
entfernt <strong>und</strong> durch bewusstes Fahren lässt sich<br />
Motor aus. Klimaanlage, Radio - alles tabu, denn Stromverbrauch<br />
bedeutet auch Spritverbrauch.<br />
mancher Liter Sprit sparen - gut für den Geldbeutel <strong>und</strong><br />
Nach guten 600 Kilometern bewusst sparsamen Fahrens die Umwelt.<br />
steuere ich die Tankstelle an <strong>und</strong><br />
bin gespannt, wie viel oder vielmehr<br />
wie wenig Benzin ich verbraucht<br />
habe. Das Ergebnis ist erneut<br />
eine Überraschung für mich:<br />
5,22 Liter auf 100 Kilometer. Ich<br />
unterbiete locker die Herstellerangabe.<br />
Das hatte ich nicht erwartet.<br />
Ich trete in Phase drei meines nicht<br />
repräsentativen Tests ein. Zwar beachte<br />
ich weiterhin einige Fahrverhaltensregeln,<br />
die ich in<strong>zwischen</strong><br />
schon verinnerlicht habe, aber auf<br />
... oder den Berg hinauf ziehen!<br />
das Radio möchte ich während der<br />
So rechnen Sie den Spritverbrauch aus<br />
Die Verbrauchswerte lassen sich bei vielen Autos bequem<br />
per Bordcomputer abrufen. Ein Knopfdruck, <strong>und</strong><br />
schon wissen sie, wie viele Liter ihr Wagen auf 100<br />
Kilometern aktuell verbraucht.<br />
Wieviel ein Fahrzeug aktuell verbraucht, ist gut zu<br />
wissen. Ein steigender Benzinverbrauch kann ein Hinweis<br />
darauf sein, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein<br />
Schaden kann unter Umständen rechtzeitig erkannt<br />
werden, bevor die Reparatur richtig teuer wird.<br />
Wer den Angaben des Bordcomputers nicht traut oder<br />
ein Fahrzeug ohne Verbrauchsanzeige besitzt, muss auf<br />
die klassische Weise den Spritverbrauch berechnen. Das<br />
geht so: Nach dem Volltanken stellt man den Tageskilometerzähler<br />
auf Null. Beim nächsten Tankstopp heißt<br />
es dann, die getankte Litermenge zu notieren (steht<br />
auch auf dem Kassenbeleg) <strong>und</strong> die seit dem letzten<br />
Tankstopp gefahrenen Kilometer abzulesen.<br />
Um anschließend den Spritverbrauch für 100 Kilometer<br />
zu berechnen, wird die getankte Literzahl mit 100<br />
multipliziert <strong>und</strong> durch die zurückgelegten Kilometer<br />
geteilt: Menge x 100 ÷ Distanz.<br />
Beispiel: Angenommen, sie haben 35 Liter nachgetankt<br />
<strong>und</strong> seit dem letzten Tankstopp 600 Kilometer<br />
zurückgelegt, müsste die Berechnung so aussehen:<br />
35 l x 100 ÷ 600 km. Daraus resultiert ein Benzinverbrauch<br />
von 5,83 Litern auf 100 Kilometern.<br />
Am besten ist es, den Spritverbrauch regelmäßig zu<br />
berechnen, um einen möglichst genauen Verbrauchswert<br />
für sein Auto zu ermitteln. (Quelle: pkw.de)<br />
27
FUSSBALL-TRAINING OHNE PFEIFEN:<br />
KICKER KOMMUNIZIEREN IN<br />
GEBÄRDENSPRACHE<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
GFC Werdohl ist für Gehörlose wie eine große Familie – Fußballer kommen aus 36 Nationen<br />
28<br />
Überrascht drehe ich mich um. „Schönen Abend noch –<br />
<strong>und</strong> danke!“, ruft einer mir hinterher, als ich den Sportplatz<br />
Altemühle verlasse. Überrascht? Ja. Ich war beim<br />
Training des GFC Werdohl. „GFC“ steht für Gehörlosen-<br />
Freizeitclub. Auf dem Kunstrasen trainiert in drei Gruppen<br />
eine große Familie. Ihre Mitglieder kommen aus 36 Nationen.<br />
Bei aller Verschiedenheit eint sie eines: Sie sind<br />
fußballbegeistert <strong>und</strong> gehörlos – aber nicht sprachlos.<br />
Nach <strong>und</strong> nach trudeln die Fußballer ein. Die Kennzeichen<br />
der Autos verraten, dass der GFC kein Dorfverein<br />
ist. Sein Einzugsgebiet reicht weit übers <strong>Verse</strong>tal hinaus.<br />
Von den 52 Mitgliedern spielen 38 aktiv Fußball. Die Kicker<br />
kommen zum Teil aus dem westlichen Ruhrgebiet<br />
<strong>und</strong> dem Sauer- <strong>und</strong> Siegerland. Der Verein hat sportliche<br />
Erfolge zu verzeichnen, hat einen Namen in der Szene.<br />
NRW-Landesmeister 2011, 3. Platz bei der NRW-Regionalmeisterschaft<br />
der Gehörlosen-Clubs <strong>2017</strong> sind dabei<br />
nur einige Beispiele.<br />
Gelungene Integration über<br />
Kultur- <strong>und</strong> Sprachgrenzen hinweg<br />
Vor 20 Jahren, im Juni 1997, haben neun Aktive, darunter<br />
Ralf Bratkus, der seither auch als 1. Vorsitzender<br />
fungiert, den Verein gegründet. Ihr Ziel war es, Gehörlosen<br />
<strong>und</strong> hörbehinderten Menschen Möglichkeiten zur<br />
Freizeitgestaltung anzubieten. Die Fußballabteilung sollte<br />
dabei ein sportliches Betätigungsfeld sein. Sie wurde<br />
das Aushängeschild des Vereins. Und so kamen auch<br />
Hörbehinderte aus dem weiten Umkreis nach Werdohl.<br />
Gemeinsame Aktivitäten <strong>und</strong> Erfolge sind auch ein Beweis<br />
für eine gelungene Integration über Kultur- <strong>und</strong><br />
Sprachgrenzen hinweg.<br />
Die ersten lassen schon auf dem Parkplatz den Ball kreisen.<br />
Einer, in der Mitte, versucht die Lederkugel zu erhaschen.<br />
Aufwärmen vorm Trainingsstart. Neuankömmlinge<br />
werden herzlich begrüßt: abklatschen, Umarmungen<br />
– wie in einer Familie halt. Trainiert wird jeweils freitags.<br />
Vor dem Spaß an Spiel <strong>und</strong> Sport steht die Pflicht. Fürs<br />
Gruppenfoto im Tor macht Ralf Bratkus per Handzeichen<br />
deutlich: Noch etwas Geduld bitte. Erst müssen sich alle<br />
„in Schale schmeißen“: weiße Trainingsjacke, schwarze<br />
Hose. Neue, die noch kein Trikot haben, wollen nicht mit<br />
aufs Bild, wollen nicht als Außenseiter erscheinen. Auch<br />
das einheitliche Outfit zeigt: Wir gehören zusammen.<br />
Kommandos kommen lautlos<br />
Die Teams verteilen sich auf dem Kunstrasen. Eine Gruppe<br />
macht Konditions- <strong>und</strong> Krafttraining, dreht R<strong>und</strong>e um<br />
R<strong>und</strong>e auf dem Platz in Altemühle, macht Liegestütze.<br />
Ein Trainer schießt die Torhüter warm, die entgegen der<br />
Laufrichtung nach dem Ball hechten müssen bis ihnen<br />
der Schweiß übers Gesicht läuft. Und eine Gruppe sprintet<br />
um Hütchen, macht Sprung- <strong>und</strong> Schnellübungen.<br />
Sie „hören“ auf das Kommando des jüngsten Trainers.<br />
Der, Dennis Behling aus Plettenberg, schwitzt im Alltag<br />
für sein Fachabi. Als Co-Trainer sorgt er freitags mit für<br />
die Fitness der GFC-Kicker. Seine Anweisungen sind klar<br />
– <strong>und</strong> ruhig. Sein Vater, ebenfalls im Trainer-Team, ist ge-
hörlos. Dadurch hat der Plettenberger früh gelernt, sich<br />
per Gebärdensprache zu verständigen. Ein paar Handzeichen<br />
<strong>und</strong> alle wissen, was zu tun ist, wie die Übung abläuft.<br />
Die Trainer geben <strong>zwischen</strong>durch Erklärungen, korrigieren,<br />
formen Zeichen mit den Fingern. Das alles geht<br />
ganz ruhig, konzentriert <strong>und</strong> doch locker zu.<br />
Das schätzen die Sportler. Für Metallbauer Florian Seward<br />
(26) ist der GFC „ein super Verein“. Er ist gern mit der<br />
Mannschaft zusammen unterwegs, freut sich auf die Turniere.<br />
Adem Yabancioglu (35) schätzt neben dem Fußball<br />
spielen „das Zusammensein mit meinen Kollegen.<br />
Der GFC Werdohl ist wie eine Familie für mich“. Fabian<br />
Jatzkowski (28) ist Torwart. Ihm „macht das beim GFC<br />
Werdohl richtig Spaß.“<br />
Gelungene Integration über<br />
Kultur- <strong>und</strong> Sprachgrenzen hinweg<br />
Seine Liebe zum Fußball kann der Marokkaner Zaidane<br />
El Mhammedi-Alaoui (34) beim GFC ausleben. Hier kann<br />
er sich auch „mit den Kollegen unterhalten.“ Gleich, welcher<br />
Herkunft, aus Marokko, aus der Türkei, Polen oder<br />
Russland, sie „sprechen“ alle eine Sprache, wenn sie sich<br />
über Gebärden verständigen.<br />
Co-Trainer Dennis Behling bestätigt das. Er selbst kickt<br />
beim TuS Plettenberg. Die Art wie beim GFC mit Menschen<br />
umgegangen wird, beeindruckt ihn. Das Training<br />
selbst sei lustiger, sagt der Fachoberschüler: „Man geht<br />
danach nicht einfach nach Hause.“ Zusammenhalt werde<br />
gepflegt. Diese Inklusion soll noch intensiviert werden.<br />
Behling <strong>und</strong> der GFC möchten eine Mannschaft aufbauen,<br />
in der Hörende <strong>und</strong> Gehörlose zusammen spielen.<br />
„Die Verständigung erfolgt über Blickkontakte“, erklärt<br />
Dennis Behling. Man müsse halt mehr auf andere achten<br />
<strong>und</strong> taktisches Verständnis schulen.<br />
Das Kopfkino folgt Vorurteilen<br />
Das Training am Freitagabend <strong>und</strong> die Motivation der Akteure<br />
unterscheiden sich ansonsten, von der Geräuschkulisse<br />
mal abgesehen, nicht von dem „normaler“ Vereine.<br />
Kein Gr<strong>und</strong> also überrascht zu sein, als ich gehe. Die<br />
jungen Männer <strong>zwischen</strong> 20 <strong>und</strong> Mitte 30 sind ganz normal<br />
– nur meine Schlussfolgerungen nicht. Das Kopfkino<br />
folgt Vorurteilen. Unbewusst. Warum sollte, wer nicht<br />
hören kann, nicht sprechen können? Und Fußball spielen<br />
können sie auch, wie die Titel zeigen. Dass beim<br />
Schiedsrichter eine Fahne die Pfeife ersetzt <strong>und</strong> Spieler,<br />
die „Elfmeter“ fordern, dafür den Daumen bei geschlossener<br />
Faust nach oben drehen, sind einige der Unterschiede.<br />
Und an die kann man sich gewöhnen. Man muss nur<br />
genauer hinschauen, um den anderen wahrzunehmen.<br />
Das kann auch im „normalen“ Leben nicht schaden.<br />
www.gfc-werdohl1997.de<br />
4<br />
an Ralf Bratkus,<br />
1. Vorsitzender <strong>und</strong> Gründungsmitglied des GFC Werdohl:<br />
Wie kam es zur Gründung des GFC Werdohl?<br />
Der Verein wurde am 28. Juni 1997 als Freizeitclub für<br />
die ganze Familie (Gehörlose <strong>und</strong> Hörgeschädigte) gegründet.<br />
Es wurden gemeinsame Ausflüge, Treffen <strong>und</strong><br />
Aktivitäten organisiert. Natürlich durfte auch eine sportliche<br />
Komponente nicht fehlen. So wurde dann auch der<br />
Fußballclub gegründet.<br />
Haben sie auch Angebote für gehörlose Frauen zum<br />
Beispiel?<br />
Leider haben wir aus finanziellen Gründen keinen Vereinsraum,<br />
in dem man sich regelmäßig, zwanglos treffen<br />
könnte. Da könnten sich dann auch die Frauen <strong>und</strong><br />
Kinder unterhalten <strong>und</strong> irgendwelchen Hobbys <strong>und</strong> Aktivitäten<br />
nachgehen. Auch Karnevals- <strong>und</strong> Weihnachtsfeiern<br />
müssten nicht immer in der Kneipe stattfinden, was<br />
für viele Mitglieder oft zu teuer ist.<br />
Was bietet der Verein außer Fußball?<br />
Seit 2015 gibt es auch noch die Abteilung Mountainbike<br />
<strong>und</strong> Fahrrad.<br />
Wie erklären Sie die Bedeutung, die der GFC im Fußball<br />
hat <strong>und</strong> sein großes Einzugsgebiet?<br />
Der GFC Werdohl ist der einzige Fußballverein für Gehörlose<br />
im Märkischen Kreis. Viele unserer Spieler haben<br />
einen Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> freuen sich, in einem<br />
Verein Turniere <strong>und</strong> um Meisterschaften spielen zu<br />
können. Die Spieler kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet,<br />
Sieger- <strong>und</strong> Sauerland. Wir sind ein Verein für gehörlose<br />
Mitglieder aller Nationen, die sich alle sehr gut<br />
verstehen. Es wird gemeinsam trainiert, gekämpft <strong>und</strong><br />
auch gefeiert. Neue Mitglieder, egal woher, sind immer<br />
willkommen!<br />
Fragen<br />
29
NEUENRADES JUGENDARBEIT<br />
IST NEU AUFGESTELLT<br />
Von Uwe Tonscheidt<br />
Ann-Kristin Berg <strong>und</strong> Nadine Kaufmann sind das neue Leitungsteam im Jugendzentrum<br />
Kaufmann im Mai <strong>2017</strong>.<br />
Jetzt gilt es für die beiden „Neuen“ das Konzept des Kreisjugendamtes<br />
mit Leben zu füllen <strong>und</strong> für die OKJA in Neuenrade<br />
ein zukunftsfähiges Gerüst aufzustellen. „Dabei ist<br />
wichtig“, berichteten sie am R<strong>und</strong>en Tisch den anwesenden<br />
Kommunalpolitikerinnen <strong>und</strong> Kommunalpolitikern,<br />
„die Jugendlichen mit einzubeziehen <strong>und</strong> Sie sollen die<br />
Möglichkeit haben mitzugestalten.“ Darauf haben junge<br />
Menschen einen Anspruch. Es ist gesetzliche Vorgabe. Bei<br />
der Gestaltung des Mädchenraumes ist das auf der Niederheide<br />
bereits gelungen: „Der sieht jeden Tag anders<br />
aus“, freut sich Ann-Kristin Berg über die Kreativität, die<br />
die Besucherinnen des Hauses da an den Tag legen. Auch<br />
die Besucher hatten schon ein Gestaltungsprojekt: aus Paletten<br />
ein Sofa bauen.<br />
Das Neuenrader Jugendzentrum hat ein neues Leitungsteam.<br />
Sozialarbeiterin Ann-Kristin Berg aus Halver<br />
<strong>und</strong> Sozialpädagogin Nadine Kaufmann aus Menden sind<br />
jetzt für die Jugendeinrichtung auf der Niederheide verantwortlich.<br />
Nicht nur das Team ist neu. Die Jugendarbeit<br />
im Bereich des Jugendzentrums in Neuenrade neu aufzustellen,<br />
lautete im vergangenen Jahr das Ziel im Neuenrader<br />
Rathaus <strong>und</strong> in der Kommunalpolitik. Einher ging<br />
es mit der Erarbeitung eines neuen Kreisjugendamt-Konzeptes<br />
für die Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit - im Fachjargon<br />
mit OKJA abgekürzt. Das ist seit Anfang des Jahres<br />
in Kraft <strong>und</strong> regelt, wie künftig die OKJA in den vom<br />
Kreisjugendamt betreuten Städten <strong>und</strong> Gemeinden stattfinden<br />
soll. Dazu gehören alle kleineren Kommunen ohne<br />
eigenes Kreisjugendamt, unter anderem Balve, Herscheid<br />
<strong>und</strong> Neuenrade.<br />
Ganz konkrete Mitwirkung der Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher<br />
ist auch vor der Jugendzentrumstür gefragt. „Die Außenfassade<br />
des Jugendzentrums wird neu gestaltet“, kündigte<br />
Antonius Wiesemann Ende Mai an. Er sei auf die<br />
kreativen Vorschläge der jungen Leute gespannt.<br />
Jugend- <strong>und</strong> Sozialausschuss-Vorsitzende Ulrike Wolfinger<br />
freut sich darüber, dass sich die im Vorjahr eingeführten<br />
Samstag-Öffnungszeiten im Jugendzentrum bewährt haben.<br />
Seitdem ist das Haus donnerstags, freitags <strong>und</strong> sams-<br />
30<br />
„Wir haben die Jugendarbeit komplett neu angefasst“, berichtet<br />
Neuenrades Bürgermeister Antonius Wiesemann<br />
Ende Mai am „R<strong>und</strong>en Tisch Jugendzentrum“. Dazu gehört,<br />
sich personell neu aufzustellen. In Kooperation mit<br />
dem Märkischen Kreis habe man an den Unis nach geeigneten<br />
Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerbern Ausschau gehalten.<br />
Und wurde fündig. Sozialarbeiterin Ann-Kristin Berg trat im<br />
November 2016 ihren Dienst an. Sozialpädagogin Nadine
tags für Kinder <strong>und</strong> Jungendliche geöffnet. Die Öffnungszeiten<br />
sollen jetzt mit Besetzung der beiden Vollzeitstellen<br />
neu geregelt werden. Eine Entscheidung steht noch aus.<br />
Auch hielt sich das Leitungsduo im Mai <strong>und</strong> Juni noch<br />
mit Informationen darüber zurück, wie die weitere konzeptionelle<br />
Arbeit künftig konkret aussieht. Das in Arbeit<br />
befindliche Konzept ist auch ein zu leistender Abstimmungsprozess:<br />
mit den Verantwortlichen vor Ort, den Verantwortlichen<br />
des Kreisjugendamtes <strong>und</strong> mit Beteiligung<br />
der jungen Menschen im Jugendzentrum. Für deren Mitwirkung<br />
wird es einen Beirat geben, kündigt Ann-Kristin<br />
Berg an. SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Wette hört<br />
das mit Blick in die Vergangenheit gern. Er macht keinen<br />
Hehl daraus, dass er mit der Art <strong>und</strong> Weise wie das in den<br />
Jahren vor 2016 gehandhabt wurde, nicht zufrieden war.<br />
Darüber hinaus stehen weitere Aufgaben in der Neuenrader<br />
Jugendarbeit an. Mit dem neuen Leitungsduo im Jugendzentrum<br />
haben die Rathausverantwortlichen wichtige<br />
Personalien geregelt. Es gibt jedoch weiteren Bedarf. Die<br />
sogenannte „aufsuchende Jugendarbeit“, die unter anderem<br />
im Bereich Wall über Jahre ein Thema war, wird auch<br />
künftig ein Thema sein, so Wiesemanns Hinweis. Hauptamtsleiter<br />
Dierk Rademacher fügt hinzu, dass eine personelle<br />
Ergänzung da zwingende Voraussetzung sei. Beim<br />
Thema Drogenproblematik, so Sozialarbeiterin Ann-Kristin<br />
Berg, habe man bereits Kontakt mit Fachleuten der<br />
Drogenberatung.<br />
Die Probleme, die im Bereich Wall auftreten, seien nicht<br />
nur eine Frage der Jugendarbeit, so Neuenrades Rathauschef.<br />
Ein Teil der Probleme würden durch Erwachsene verursacht.<br />
„Da muss das Ordnungsamt tätig werden,“ sagt<br />
Antonius Wiesemann.<br />
In Sachen Jugendzentrum hat der Bürgermeister Kapazitäten<br />
im Terminkalender frei gehalten. Er will dem Haus<br />
einmal im Monat für eine St<strong>und</strong>e einen Besuch abzustatten,<br />
als Bürgermeister „zum Anquatschen“. Zu wissen, wie<br />
die junge Generation so tickt, was ihr Freude macht <strong>und</strong><br />
wo der Schuh drückt, ist für einen ersten Bürger der Stadt<br />
nicht verkehrt. Demografischer Wandel <strong>und</strong> Bevölkerungsrückgang<br />
ist für die politisch Verantwortlichen im ländlichen<br />
Raum ein wichtiges Zukunftsthema. Und da definiert<br />
der gelernte Gartenbaumeister Antonius Wiesemann Jugendarbeit<br />
als Standortfaktor: „Es ist wichtig, dass Kinder<br />
<strong>und</strong> Jugendliche sich in ihrer Stadt wohlfühlen. Wenn<br />
ich positive Erinnerungen an meine Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />
habe, dann komme ich nach einer Ausbildung auch gerne<br />
wieder zurück.“<br />
Eine so gestaltete Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit sieht der Rathauschef<br />
als Gemeinschaftsaufgabe. Denn die findet ja<br />
nicht nur im Jugendzentrum statt, sondern vielerorts in<br />
der Stadt. „Oft wissen die Akteure in der Jugendarbeit nur<br />
wenig voneinander“, sieht Wiesemann ein aktuelles Defizit.<br />
Vernetzung könne da künftig Verbesserungen für alle<br />
Beteiligten bringen.<br />
Ein Gedanke, den er mit dem Jugendforums-Vorsitzenden<br />
Wolfgang Schulte teilt. Das vom Neuenrader Bürgerpreisträger<br />
2016 initiierte VIP Jugendforum hat gerade die Vernetzung<br />
der Jugendangebote zum Ziel.<br />
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31
MARTIN MICHAELIS -<br />
MULTITALENT MIT STARKER<br />
STIMME<br />
Martin Michaelis ist in Werdohl geboren, lebte als Kind in<br />
Plettenberg <strong>und</strong> ist heute Herscheider aus Überzeugung.<br />
Also ein echtes Sauerländer Urgestein. Martin wirkt<br />
ruhig, ausgeglichen, macht einen sympathischen<br />
Eindruck. Man fasst Vertrauen zu ihm. Eigentlich vom<br />
ersten Moment an.<br />
Auf die Frage, wo er gerne das Interview machen<br />
möchte, fällt seine Wahl auf den Hüinghauser<br />
Museumsbahnhof. Das ist sein Lieblingsplatz. Hier fährt<br />
er manchmal einfach nach einem hektischen Tag vorbei,<br />
genießt die Stille <strong>und</strong> das märchenhafte Ambiente<br />
<strong>und</strong> tankt auf. Er ist dort bekannt, hat schon einen<br />
Werbefilm mit dem Verein gedreht, der den Bahnhof<br />
verwaltet <strong>und</strong> ist mit allen „per Du“. Wir setzen uns in<br />
den Bahnhofskiosk <strong>und</strong> er beginnt einfach zu erzählen.<br />
Was er so macht <strong>und</strong> wie lange schon.<br />
Martin ist ein Multitalent. Er ist Musiker, beherrscht<br />
mehrere Instrumente <strong>und</strong> hat auch schon mal eine Zeit<br />
lang in einer Reggae-Band gespielt. Ist mit der Band<br />
getourt, hat dort auch seine Liebe zur Fotografie <strong>und</strong><br />
zum Film entdeckt. Er spielt auch Kirchenorgel. Ein<br />
Instrument, das er liebt, aber aufgeben musste. Zu groß.<br />
Passt eben nicht in jede Tasche. Irgendwie unpraktisch,<br />
wenn man auf Tournee gehen will. Leider.<br />
Eigenes Ton- <strong>und</strong> Filmstudio<br />
nicht nur zu schauspielern, sondern auch vorzulesen. Aus<br />
selbst geschrieben Texten, aber auch aus den Büchern<br />
anderer Autoren.<br />
Mir liest er einen kurzen Text vor <strong>und</strong> ich begreife, da<br />
sitzt jemand vor mir, der könnte aus einer chinesischen<br />
Anleitung zum Zusammenbau für Regale noch etwas<br />
Spannendes herauskitzeln. Wenn er liest, ist man sofort<br />
in einer ganz anderen Welt. Man taucht mit ihm in den<br />
Text ein. Er fesselt seine Zuhörer durch Stimme <strong>und</strong><br />
Ausdruckskraft.<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Herscheider ist als Musiker, Filmer,<br />
Synchronsprecher <strong>und</strong> Moderator unterwegs<br />
Ebenso ist das, wenn er eine Dokumentation einspricht.<br />
Die Bilder bekommen einen besonderen Glanz. Seine<br />
Stimme berührt, sie nimmt den Zuhörer mit. Man kann<br />
sich dem nicht entziehen. Als Synchronsprecher ist er<br />
schon deshalb gut, weil er jede Gefühlsregung des<br />
Schauspielers da auf der Leinwand 1:1 aufnehmen <strong>und</strong><br />
32<br />
Martin Michaelis, der Elektrotechnik gelernt hat, entdeckt<br />
über die Musik, dass er auch ein begabter Filmer<br />
ist. Schon früh versucht er, sich ein entsprechendes<br />
Equipment aufzubauen, filmt Konzerte <strong>und</strong> Events,<br />
erstellt Dokumentationen <strong>und</strong> Werbefilme für seine<br />
K<strong>und</strong>en. „Da wächst man eben so rein“, antwortet<br />
er auf die Frage, wie er gelernt hat, mit der Kamera<br />
umzugehen. Heute hat er in Herscheid-Rärin ein eigenes<br />
Ton- <strong>und</strong> Filmstudio, in dem er die Filme bearbeitet,<br />
schneidet <strong>und</strong> synchronisiert.<br />
Überhaupt - Synchronisation! Er entdeckte früh sein<br />
Talent als Schauspieler. Andere Menschen sprechen ihn<br />
immer wieder an, auf seine coole Stimme <strong>und</strong> seine<br />
Fähigkeit, allein mit dieser Stimme einer Rolle ein ganz<br />
besonderes Gewicht zu geben. Martin Michaelis beginnt<br />
übersetzen kann. Warum?, frage ich ihn.<br />
Seine Antwort ist einfach: Er liebt das Leben, setzt sich<br />
damit auseinander. Es ist ihm nicht gleichgültig, was in<br />
seiner Umwelt passiert. Menschen sind seine Passion.<br />
Mit scharfen Augen <strong>und</strong> wachem Geist stemmt er sich<br />
gegen jede Art von Ungerechtigkeit. Ungerechtigkeit<br />
regt ihn auf, ist etwas, das ihn sichtbar beschäftigt. Nicht<br />
als einer, der nur meckert, sondern jemand, der sich<br />
engagiert <strong>und</strong> nach Lösungen sucht.
Er moderiert auch auf Festen <strong>und</strong> Feiern. Klar, mit der<br />
Stimme <strong>und</strong> dieser Präsenz wird er gerne gebucht.<br />
Moderation ist für ihn noch einmal eine besondere<br />
Herausforderung. „Ohne doppelten Boden“, sagt<br />
er, „<strong>und</strong> ohne die Möglichkeit, einfach alles noch<br />
einmal zu machen <strong>und</strong> Fehler per Drag and Drop zu<br />
korrigieren.“ Aber gerade das fordert ihn heraus. Dieser<br />
direkte Kontakt zu den Menschen. Dieses Spontane <strong>und</strong><br />
Unvorhersehbare macht ihm Spaß.<br />
Großes Herz <strong>und</strong> weiter Blick<br />
Nach seinen Visionen für die Zukunft befragt, erzählt er<br />
von seinen Plänen, eine eigene Show auf die Beine zu<br />
stellen. Irgendwie so in Richtung politisches Kabarett.<br />
Nur sensibler. Feiner. Ohne platte Schaufel, die man dem<br />
Publikum vor den Kopf schlägt. Er will seine eigenen<br />
Texte vor Publikum lesen. Daraus ein abendfüllendes<br />
Programm zusammenstellen. Ein Mix aus Lesung, Film<br />
<strong>und</strong> Kabarett sollte es sein. Vielleicht noch mit jemand<br />
anderem zusammen. Es fällt ein Name. Okay, noch so<br />
ein Urgestein.<br />
Lesungen, Moderation. Er kann das alles richtig gut.<br />
Und ist doch jemand, der die Natur liebt, die Stille der<br />
Herscheider Wälder <strong>und</strong> es schön findet, wenn die Rehe<br />
direkt bis vor die Haustür kommen. Als Kontrapunkt<br />
zu seiner oft turbulenten Selbstständigkeit. Der dabei<br />
sehr bescheiden daher kommt <strong>und</strong> trotz dieses bunten<br />
Sammelsuriums an Gaben nicht viel Aufsehens um sich<br />
selbst macht. Der einfach leben möchte. Und andere<br />
leben lässt.<br />
An diesem Nachmittag mit ihm am Hüinghauser<br />
Bahnhof, zeigt er sich mir als Mensch mit großem Herz<br />
<strong>und</strong> weiten Blick. Offen für das, was die Zukunft für ihn<br />
bereit hält. Geerdet <strong>und</strong> doch so kreativ, dass man direkt<br />
Lust bekommt, mit ihm ein Projekt zu starten. Einen<br />
Werbefilm vielleicht. Oder eine Lesung. Oder einfach<br />
nur einen dieser Zugwagons zu restaurieren, die hier<br />
überall herumstehen. Über uns zieht ein Segelflugzeug<br />
seine Bahn am blitzblauen Himmel. Martin hat Recht. Ein<br />
besonderer Ort. Mit einem besonderen Flair. Zum Kraft<br />
tanken. Ich spüre es auch.<br />
Ansonsten ist er auf dem Sprung, mit seiner Stimme<br />
durchzustarten. Und organisiert fast nebenbei dann<br />
noch Events <strong>und</strong> filmt diese gleich mit. Events machen<br />
ihm Spaß, aber er macht gleich klar, dass er ein<br />
Teamplayer ist. Dass er Freude daran hat, mit anderen<br />
zusammenzuarbeiten. So eine Herausforderung, wie die<br />
Planung eines großen Dorffestes, zusammen anzugehen.<br />
Und den Erfolg dann auch gemeinsam zu genießen.<br />
Martin bewegt sich elegant in den unterschiedlichen<br />
kreativen Welten. Musik, Film, Texte, Synchronisationen,<br />
33
50 JAHRE WIEHARDT<br />
Wandern ist nicht nur des Müllers Lust von Martin Büdenbender<br />
„Die Wiehardt ist ein altes Fachwerkhaus, viele Leute<br />
geh’n da täglich ein <strong>und</strong> aus,<br />
Man kann wippen, schaukeln, spielen, manchmal läuft<br />
man sich auch Schwielen,<br />
War man einmal dort, dann will man nicht mehr fort.“<br />
Diesen netten Reim ließ sich die Klasse 3 der Gr<strong>und</strong>schule<br />
Hüinghausen vor 30 Jahren einfallen <strong>und</strong> bedankte<br />
sich so für ein paar Tage Gastlichkeit im schönen SGV-<br />
Wanderheim, das damals gerade 20 Jahren bestand.<br />
In<strong>zwischen</strong> ist die Wiehardt 50 Jahre alt geworden <strong>und</strong><br />
hat in dem halben Jahrh<strong>und</strong>ert Tausenden von Wanderern,<br />
Ausflüglern, Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, Fre<strong>und</strong>eskreisen<br />
<strong>und</strong> Familien mehr als nur ein Dach über dem<br />
Kopf geboten. Alle haben sich dort wohl gefühlt <strong>und</strong><br />
schöne Eindrücke mit nach Hause genommen. Viele haben<br />
diese – so wie die Hüinghauser Gr<strong>und</strong>schüler – noch<br />
vor Ort im Gästebuch festgehalten. „Ich bin ein Wandrer<br />
hier auf Erden, bin selbst zu Haus ein flücht`ger Gast,<br />
kann ich auch hier nicht sesshaft werden, so mach’ ich<br />
doch, wo’s schön ist, Rast“, dichtete beispielsweise der<br />
langjährige SGV-Vorsitzende Emil Rittinghaus 1970 anlässlich<br />
der Jahresabschlusswanderung ins Gästebuch.<br />
Thomas Dahlhaus erinnert sich gerne<br />
Geführt wird das Wanderheim, das auf dem Gebiet der<br />
Stadt Plettenberg liegt, von der SGV-Abteilung Lüdenscheid<br />
unter dem Vorsitz der Herscheiders Thomas Dahlhaus.<br />
Auch er verbindet seine ganz persönlichen Erinnerungen<br />
mit der Wiehardt: „Meine Familie ist zum SGV<br />
gekommen, weil mein Bruder wie viele Generationen<br />
von Schülern vor ihm <strong>und</strong> nach ihm in der 4. Schulklasse<br />
die Gr<strong>und</strong>schulabschlussfahrt zur Wiehardt unternommen<br />
hat.<br />
Anfangs war die Wiehardt für mich ein Wanderziel, das<br />
zusammen mit der Wandergruppe mehrmals im Jahr angelaufen<br />
wurde. Da ich mich nach einigen Wanderungen<br />
gut auskannte, bin ich dann zusammen mit den anderen<br />
Kindern, die mitwanderten, vorgelaufen, um die<br />
Wandergruppe anzukündigen.<br />
Kulinarisch gesehen war, zumindest was die gekochten<br />
Speisen anging, die Wiehardt für mich eher ein rotes<br />
Tuch – Dicke Bohnen, Pfannengrütze, Grünkohl, Erbsensuppe<br />
– alles Dinge, die ich nicht mochte. Gut, dass es<br />
immer eine sogenannte „Extrawurst“ von einer der Hütten-Mamas<br />
gab <strong>und</strong> ich nicht verhungern musste.<br />
Hier habe ich in der Zeit auch Wanderwochenenden erlebt,<br />
die samstags mit einem Frühstück begannen – dabei<br />
habe ich auch zum ersten Mal Bratkartoffeln zum<br />
Frühstück gegessen... Samstags am Abend haben wir<br />
Kinder dann im Matratzenlager herumgetobt, während<br />
unsere Eltern langweilige Gespräche im Erdgeschoss<br />
führten. Heute weiß ich, dass die Erwachsenen vermutlich<br />
destilliertes Obst <strong>und</strong> flüssige Kräuter zu sich genommen<br />
haben.<br />
Bei einer Begebenheit haben sich Siegfried Linnepe <strong>und</strong><br />
mein Vater ein Zimmer geteilt – mein Vater wurde bemitleidet,<br />
weil Siegfried als Schnarcher bekannt war -<br />
34
Eintrag ins Gästebuch, das zum Jubiläum auslag.<br />
<strong>und</strong> am Morgen kam Siegfried unausgeschlafen zum<br />
Frühstück, weil ihn das Sägen meines Vaters wach gehalten<br />
hat.<br />
Später war die Wiehardt ein Ziel, um mit dem Fahrrad<br />
hierhin zu fahren. Einmal bin ich als Jugendlicher ganz<br />
allein <strong>und</strong> spontan von Lüdenscheid mit dem Rad hierhin<br />
geradelt, um in überraschte Gesichter zu schauen, was<br />
ich denn allein hier wollte <strong>und</strong> ob meine Eltern wüssten,<br />
wo ich war. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass<br />
es damals noch kein Handy gab.<br />
Später fand ich es dann spannend, mit meinem ersten<br />
eigenen Auto durch den Wald zur Wiehardt zu fahren.<br />
Dies in meiner „Sturm – <strong>und</strong> Drangzeit“ viel zu schnell,<br />
was dann als Info bei Günter Arndt – personifiziertes<br />
Wiehardt – Urgestein – ankam <strong>und</strong> mir meinen ersten<br />
richtigen Anpfiff einbrachte. Meinen zweiten Anpfiff<br />
habe ich dann kassiert, weil ich bei einem meiner Geburtstage,<br />
ich glaube dem 20., für das Lagerfeuer das<br />
Kaminholz aus dem Schuppen genommen habe – schon<br />
damals <strong>und</strong> heute immer noch ein „Sünde“. Neben einer<br />
Strafzahlung musste ich anschließend helfen, neues<br />
Holz aus dem Wald zu holen.<br />
Das Wanderheim kann auch gemietet werden.<br />
Hier wurde es zur Taverne „Zum besseren Betrüger“<br />
Eine Leckerei für alle Wanderer:<br />
das Holzofenbrot von der Wiehardt.<br />
Dies soll auf keinen Fall bedeuten, dass mein Verhältnis<br />
zu Günter Arndt oder den anderen Wiehardt-Aktiven einen<br />
Knacks bekommen hätte. Ich war hier immer willkommen<br />
<strong>und</strong> hatte – so mein Eindruck – bei etlichen<br />
Wiehardt-Fre<strong>und</strong>en einen Stein im Brett.<br />
In den Folgejahren war ich dann mehrmals als Organisator<br />
von Wochenendfreizeiten hier oben, sei es mit der<br />
damals existierenden Kindergruppe, später mit der Jugendgruppe<br />
<strong>und</strong> mehrmals mit den Volkstanzgruppen.<br />
Dabei kann ich mich daran erinnern, dass wir unsere Lebensmittel<br />
mit Schlitten <strong>und</strong> Rucksack von Wellin herüber<br />
getragen haben. Tagsüber haben wir Volkstanz gemacht<br />
<strong>und</strong> abends saßen wir dann am Ofen <strong>und</strong> haben<br />
gesungen. Nicht selten hat der letzte Geselle des Abends<br />
schon mal den Kaffee für das Frühstück aufgesetzt, bevor<br />
er ins Bett gegangen ist.“<br />
Aus altem Pachthof wurde in<br />
Eigenleistung ein schmuckes Wanderheim<br />
So sah der alte Pachthof vor gut 50 Jahren aus, bevor er<br />
zum Wanderheim Wiehardt umgebaut wurde.<br />
„Schon lange hatte der SGV in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren<br />
den Wunsch nach einem eigenen Wanderheim gehegt<br />
<strong>und</strong> konnte sich diesen durch einen günstigen Mietvertrag<br />
mit dem Freiherrn von dem Busche-Ippenburg<br />
schließlich 1967 erfüllen“, erinnert die SGV-Abteilung auf<br />
ihrer Homepage. „Das Haus, ein alter Pachthof, landschaftlich<br />
sehr schön auf der Höhe <strong>zwischen</strong> Plettenberg<br />
<strong>und</strong> Herscheid gelegen, sah von außen nicht schlecht<br />
35
aus, war aber innen renovierungsbedürftig. Ohne Geld, glieder angemeldet wie damals. Um Geld für notwendige<br />
Ausbauarbeiten zu verdienen, wurden Sommerfeste<br />
doch mit viel Idealismus wurde die Arbeit in Angriff genommen.<br />
Es gelang, die Zimmer so weit herzurichten, veranstaltet.<br />
dass schon acht Wochen nach Pachtbeginn die ersten Heute finden auf der Wiehardt außer dem Sommerfest<br />
Übernachtungsgäste aufgenommen werden konnten. auch noch das Kohl- <strong>und</strong> Mettwurstessen sowie der so<br />
Um den früheren Kuhstall zu einem Tages- bzw. Aufenthaltsraum<br />
umzubauen, wurde natürlich mehr Zeit alljährlich statt <strong>und</strong> haben einen guten Ruf weit über die<br />
genannte Hiärkelmai (das plattdeutsche Erntedankfest)<br />
gebraucht. Nachdem die Futtertröge ausgebaut <strong>und</strong> zu nähere Umgebung hinaus.<br />
Waschtrögen umfunktioniert worden waren, ein großer Da die Wiehardt sehr einsam liegt, hat man sich immer<br />
um gute Nachbarschaft mit den umliegenden klei-<br />
gemauerter Ofen eingebaut, aus zwei von Grävinglöh<br />
herangeschafften alten Wagenrädern Leuchter gefertigt, nen Gehöften bemüht. Nachbarschaft war ja ursprünglich<br />
auch Notgemeinschaft, in der einer dem anderen<br />
Holzvertäfelungen angebracht <strong>und</strong> eine einheitliche Bestuhlung<br />
angeschafft worden waren, strahlte der ehemalige<br />
Kuhstall eine urgemütliche Hüttenatmosphäre aus. Haus oft wochenlang nicht mit dem Auto erreicht wer-<br />
half. Vor allen Dingen in den Wintermonaten, wenn das<br />
Die Wiehardt wurde schnell zum Mittelpunkt des Vereinslebens.<br />
Es haben sich zu keiner Zeit so viele Neumit-<br />
den Wanderfre<strong>und</strong>en oft die lebensnotwendigen Dinden<br />
konnte, hatte Bauer Mantel mit Pferd <strong>und</strong> Schlitten<br />
Die Wiehardt heute aus der Vogelperspektive (Luftbild: Sebastian Loer)<br />
ge herangeschafft. Im Sinne<br />
von Brauchtumspflege hatten<br />
die Aktiven von der Wiehardt<br />
damals das Neujahrs-Singen<br />
wieder aufleben lassen. Zur<br />
Freude der Nachbarn machten<br />
sich die SGVler am Silvesterabend<br />
auf ihren mindestens<br />
zweistündigen Weg durch die<br />
Nacht zu den umliegenden<br />
Höfen, wünschten singend ein<br />
gutes „Neues Jahr“ <strong>und</strong> überreichten<br />
den „Neujahrsplatz“,<br />
ein wohlschmeckendes, r<strong>und</strong>liches<br />
Hefegebäck.<br />
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IM HAUS BIS 200 PERSONEN<br />
CATERING AUSSER HAUS BIS<br />
1500 PERSONEN<br />
36
Beliebtes Ziel von Schulklassen<br />
<strong>und</strong> Gruppen<br />
Den Sturm „Kyrill“ hat das Wanderheim im Jahr seines<br />
40-jährigen Bestehens unbeschadet überstanden, allerdings<br />
hat man nun schon vom Hauptweg aus, wieder<br />
freie Sicht auf das Haus. Vor fünf Jahren wurde das Haus<br />
entsprechend der aktuellen Anforderungen des Brandschutzes<br />
sicher gemacht. Sichtbare Auswirkungen dieser<br />
Maßnahmen sind die neuen Balkone, die am Wanderheim<br />
installiert wurden <strong>und</strong> als Fluchtwege dienen.<br />
Renovierungen, wie zum Beispiel die Erweiterung der<br />
Heizungsanlage auch auf den großen Aufenthaltsraum<br />
<strong>und</strong> ein neuer Anstrich von außen <strong>und</strong> innen, halten<br />
das Haus weiterhin attraktiv, was auch die gestiegenen<br />
Übernachtungszahlen bestätigen.<br />
Daher wurde auch im<br />
Jahr <strong>2017</strong> der Mietvertrag um<br />
weitere fünf Jahre verlängert.<br />
Das Wanderheim Wiehardt<br />
mieten kann jeder, der mit<br />
einer Gruppe von Fre<strong>und</strong>en,<br />
Bekannten oder Familie schöne<br />
gemeinsame Tage mitten<br />
in der Natur verbringen<br />
möchte. In der Woche wird<br />
das Wanderheim gerne von<br />
Kindergärten <strong>und</strong> Schulklassen<br />
für Ausflüge <strong>und</strong> mehrtägige<br />
Aufenthalte genutzt.<br />
Dafür stehen 34 Betten verteilt auf 6 Zimmer <strong>und</strong> einen<br />
großen Schlafraum bereit. Am Wochenende sind es 8<br />
Betten weniger, da diese Zimmer für den Hüttendienst<br />
reserviert sind. Die Gruppen haben eine eigene Küche<br />
zur Verfügung ( Selbstverpflegung ) <strong>und</strong> einen großen<br />
Aufenthaltsraum (beheizbar mit Heizung <strong>und</strong> Kachelofen).<br />
Die Wiehardt kann nach Absprache auch für Tagesaufenthalte<br />
genutzt werden. Dabei steht ein eigenes<br />
Grillhaus zur Verfügung, ausreichend Sitzgelegenheiten<br />
am Haus, ein Spielplatz, eine Lagerfeuerstelle <strong>und</strong> vieles<br />
mehr. Bei Interesse wenden Sie sich an<br />
anfrage-wiehardt@sgv-luedenscheid.de<br />
Gastlichkeit wird auf der Wiehardt nicht nur beim Jubiläumsfest groß geschrieben.<br />
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37
MIT DEM HERZ IN DER HAND<br />
Multitalent <strong>Juli</strong>an Heidrich - Turner, Musiker <strong>und</strong> Schauspieler<br />
„Ich würde gerne irgendwann einmal in einem Kinofilm<br />
mitspielen.“ <strong>Juli</strong>an Heidrich hat sein Herz an die Schauspielerei<br />
gehängt. „Mit dem Herz in der Hand“, heißt<br />
sein Leitspruch. Der 28-jährige Plettenberger geht offen<br />
auf andere Menschen zu, hat einen mitreißenden Humor,<br />
bezeichnet sich selbst als „sehr emotional“ <strong>und</strong> ist<br />
auf jeden Fall ein Energiebündel. Und hat vielfältige Talente:<br />
Turner, Musiker, Schauspieler. „Zu Hause rumsitzen,<br />
das kann ich überhaupt nicht.“<br />
Nach dem Abitur besuchte <strong>Juli</strong>an Heidrich eine Schauspielschule<br />
in Köln. „Das war ein dreiwöchiger Kurs, eine<br />
Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen, aber zu der Zeit war ich<br />
noch nicht so weit, mich komplett für die Schauspielerei<br />
zu entscheiden“, erzählt er.<br />
Also erst mal was Richtiges lernen. <strong>Juli</strong>an studierte Soziale<br />
Arbeit an der Uni Siegen. Seit vier Jahren betreut<br />
er als Sozialpädagoge eine Wohngruppe für Kinder <strong>und</strong><br />
Jugendliche in Eiringhausen. Seine Arbeitgeberin ist die<br />
Evangelische Jugendhilfe Friedenswald. „Meinen Beruf,<br />
meine Arbeit mache ich total gerne“, betont er. Es geht<br />
ihm aber auch um die Sicherheit einer festen Anstellung,<br />
„damit ich meine Rechnungen bezahlen kann“.<br />
Mit Hardcore-Band Atoa<br />
musikalisch unterwegs<br />
Text Bernhard Schlütter<br />
Fotos Martin Büdenbender<br />
Mit Leidenschaft geht <strong>Juli</strong>an<br />
seinen Hobbys nach:<br />
Schauspiel <strong>und</strong> Musik. „Musik<br />
gehörte eigentlich immer<br />
zu meinem Leben“,<br />
sagt er. Im Alter von vier<br />
Jahren bekam er Klavierunterricht.<br />
„Ein bisschen“<br />
Gitarrespielen brachte er<br />
sich später selbst bei. Sein<br />
Lieblingsinstrument ist aber<br />
das Schlagzeug. Er trommelte<br />
zu Schülerzeiten in<br />
verschiedenen Bands <strong>und</strong><br />
jetzt seit einigen Jahren<br />
bei der Hardcore-Formation<br />
38
Bleibt neben Beruf <strong>und</strong> Musik noch Zeit für die Schauspielerei?<br />
Wenig, aber <strong>Juli</strong>an bleibt dran. Gerade hat er<br />
ein neues Showreel aufgenommen, mit dem er bei der<br />
Schauspielagentur Initio (Berlin) gelistet <strong>und</strong> das auch<br />
auf der Videoplattform Youtube zu sehen ist. Laura Thomas,<br />
Schauspielerin, Fotografin <strong>und</strong> Videofilmerin aus<br />
Krefeld, hat ihn in der TV-Jahn-Turnhalle in Plettenberg<br />
in Szene gesetzt. Die Turnhalle ist für <strong>Juli</strong>an das zweite<br />
Zuhause. Seit seinem dritten Lebensjahr ist er im TV<br />
Jahn Plettenberg aktiv, brachte es bis zum Deutschen<br />
Meister im Jahn-Sechskampf im Jahr 2006 <strong>und</strong> turnt<br />
noch heute in der Verbandsligamannschaft des TV Jahn.<br />
„Beim Gerätturnen habe ich gelernt, mir vieles abzuschauen“,<br />
profitiert er bei seiner Entwicklung als Schauspieler<br />
davon. Seine Mentorin Laura Thomas hilft ihm,<br />
gibt viele Tipps. Sie hat <strong>Juli</strong>an auch vor zwei Jahren ermutigt,<br />
sich wieder der Schauspielerei zuzuwenden. Mit<br />
ihr dreht er auch immer wieder Sketche <strong>und</strong> Kurzfilme,<br />
die sie im Internet veröffentlichen. Über die Agentur Initio<br />
kommen des Öfteren kleine Rollen für <strong>Juli</strong>an rein.<br />
So spielte er u.a. in der SAT1-Reihe „Schicksale“ in vier<br />
Folgen mit. „Das ist besser als jeder Workshop“, schätzt<br />
er die Erfahrungen bei richtigen Fernsehproduktionen<br />
hoch ein. „Dabei wird sehr professionell gearbeitet von<br />
der Regie bis zur Maske.“<br />
„Ich würde gerne<br />
ein cooles Drama spielen“<br />
Ein Traum für ihn wäre eine eigene (Fernseh-)Produktion,<br />
„doch das ist sehr aufwendig“. Sein Haupttalent<br />
liegt sicher im Komödienbereich, doch <strong>Juli</strong>an wäre kein<br />
ambitionierter Schauspiellehrling, wenn er nicht gerne<br />
„ein cooles Drama“ spielen wollte.<br />
Welche Filme schaut <strong>Juli</strong>an am liebsten? „Wenn ich am<br />
Ende des Films total fertig bin, dann finde ich den gut.<br />
Ich bin da sehr emotional.“ <strong>Juli</strong>an Heidrich trägt halt<br />
sein Herz in der Hand.<br />
„Atoa“. Die Band mit Mittelpunkt in Düsseldorf brachte<br />
im vergangenen Jahr das Debütalbum „Unter Wölfen“<br />
heraus. Beim Lable „A Rising Empire“ soll noch in diesem<br />
Jahr der zweite Longplayer auf den Markt kommen.<br />
Daher ist für „Atoa“ viel Studiozeit angesagt. Es gibt dennoch<br />
einige Gelegenheiten, <strong>Juli</strong>an Heidrich <strong>und</strong> „Atoa“<br />
live auf Festivals zu erleben: am 8. <strong>Juli</strong> bei Rockaue in<br />
Bonn, 5. <strong>August</strong> beim Festivalkult umsonst & draußen in<br />
Porta Westfalica <strong>und</strong> am 12. <strong>August</strong> beim Nonstock Festival<br />
in Fischbachtal.<br />
TV-Jahn-Turnhalle ist zweites Zuhause<br />
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39
PANNEN MIT PEDELECS<br />
KÖNNEN TEUER WERDEN<br />
Welche Versicherung hilft? <strong>Komplett</strong> fragt Experten, was sinnvoll ist.<br />
Von Rüdiger Kahlke<br />
Laues Lüftchen, blauer Himmel, frisches Grün. Ideale Bedingungen<br />
fürs Radeln. Der Spaß kann auch seine Tücken<br />
haben. Denn: Alle zwei Minuten wird in Deutschland ein<br />
Fahrrad gestohlen. Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs, also<br />
Elektro-Fahrrädern, hat sprunghaft zugenommen, allein<br />
<strong>zwischen</strong> Januar <strong>und</strong> September 2016 um knapp 40 Prozent.<br />
Oft wird’s dann teuer. So kostet ein neuer Akku auch<br />
schon mal 800 Euro. Genug Gründe, sich über die richtige<br />
Versicherung r<strong>und</strong> ums Rad Gedanken zu machen.<br />
„Man muss sich schon überlegen, ob man sein Rad unbeaufsichtigt<br />
stehen lässt“, sagt Michael Henke, Inhaber der<br />
Provinzial-Agentur Henke & Kober in Werdohl. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
gilt: „Das Rad gehört generell zum Hausrat <strong>und</strong> ist gegen<br />
Einbruchdiebstahl versichert“, so Henke. Aber: Eine<br />
Hausrat-Versicherung zahlt nur dann, wenn das Rad aus<br />
verschlossenen Räumen (Keller, Garage) gestohlen wird.<br />
Sie bleibt außen vor, wenn man mit dem Rad unterwegs<br />
ist. Dann, so Michael Henke, „ist es nur mit einem Extrabaustein<br />
gegen Diebstahl versichert“. Die Tarife sind, wie<br />
bei der Autoversicherung, unterschiedlich. Sie richten sich<br />
nach dem Risiko in der Region. „Der Schutz gilt 24 St<strong>und</strong>en<br />
weltweit. Das Rad muss aber gesichert sein“, weiß<br />
Henke. Leistungen der Versicherung gibt es mit dem Baustein<br />
dann auch, wenn das Rad auf einer Tour im Sauerland<br />
oder im Urlaub auf Mallorca abhanden kommt. Der<br />
Versicherungs-Fachmann weist darauf hin, dass eine polizeiliche<br />
Meldung ebenso nötig ist, wie der Nachweis,<br />
dass es das Rad auch gab (Foto, Rechnung).<br />
Policen nur für das Rad hält Jens Altrichter, Inhaber<br />
des gleichnamigen Versicherungsbüros in<br />
Plettenberg, für „zu teuer“. Jedenfalls bei hochwertigen<br />
Rädern. Auch er rät zur Absicherung<br />
über die Hausrat-Versicherung, eventuell mit Zusatzprämien.<br />
Dann wird auch der Neuwert ersetzt.<br />
Alternativ sei eine Versicherung etwa über<br />
Radsportverbände zu überlegen. „Das ist ganz<br />
gut“, meint Altrichter mit Blick auf die Kosten.<br />
Zudem hält er eine private Haftpflichtversicherung<br />
für sinnvoll. Sollte jemand Fremdschäden<br />
verursachen, etwa weil er mit dem E-Bike zu<br />
flott unterwegs war oder eine Situation falsch<br />
eingeschätzt hat, kommt die Privathaftpflicht für<br />
das Malheur auf. Michael Henke betont zudem, dass die<br />
Regelung nur für zulassungsfreie Räder gilt. Räder mit<br />
Hilfsmotor oder S-Pedelecs seien über das nötige Nummernschild<br />
versichert.<br />
Reißt der Rahmen oder macht der Akku schnell schlapp,<br />
könnte ein Mangel des Herstellers vorliegen. Geht es darum,<br />
Ansprüche gegen Dritte geltend zu machen, kommt<br />
eine Rechtsschutzversicherung ins Spiel. Jens Altrichter hat<br />
ein praktisches Beispiel. „Kinder bis acht Jahre gelten als<br />
deliktunfähig.“ Verursachen sie Schäden am Rad oder einen<br />
Unfall, können Haftpflicht- <strong>und</strong>/oder Rechtsschutzversicherung<br />
hilfreich sein, wenn es darum geht, Ansprüche<br />
geltend zu machen - oder abzuwehren.<br />
Wer alle drei Versicherungen hat, muss allenfalls das zusätzliche<br />
Diebstahl-Risiko versichern. Prämien nur für das<br />
Rad richten sich nach dessen Wert. Je hochwertiger, desto<br />
teurer. Michael Henke rechnet bei einem 3.000 Euro teuren<br />
E-Bike mit Kosten von etwa 250 Euro im Jahr: 60 Euro<br />
für die Haftpflicht, 90 Euro für die Diebstahl-Versicherung,<br />
etwa 100 Euro für den Rechtsschutz.<br />
Unbeschwertes Radeln bieten in<strong>zwischen</strong> auch die Fahrradhändler<br />
mit an. Deren Versicherungspakete decken<br />
auch Schäden am Rad oder an der Elektrik ab. Selbst<br />
Verschleißschäden können mitversichert werden. Aber:<br />
Rechtsschutz- <strong>und</strong> Haftpflicht bleiben in der Regel außen<br />
vor <strong>und</strong> müssen gesondert vereinbart werden. Wie immer<br />
gilt auch hier: Preise <strong>und</strong> Leistungen vergleichen. Das billigste<br />
muss nicht das beste Angebot sein.<br />
40
Tipp des Monats<br />
Kultursommer in Plettenberg<br />
an vier Sonntagnachmittagen (16.,<br />
23. <strong>und</strong> 30.7., 6.8.) mit parallelem<br />
Kinderprogramm, Bürgerschoppen<br />
mit „Zauberhaft <strong>und</strong> Band“ am<br />
Freitag, 21.7., Eintritt frei<br />
www.plettenberg.de<br />
Fr., 7.7., bis So., 9.7.<br />
Dorffest in Kleinhammer<br />
Der Löschzug 2 der Feuerwehr Werdohl veranstaltet<br />
das beliebte Fest auf dem Schulhof in<br />
Kleinhammer<br />
Sa., 8.7 & So., 9.7., jew. 10 - 18 Uhr<br />
20 Jahre Bau- <strong>und</strong> Betriebshof & Feuer- <strong>und</strong><br />
Rettungswache am Wall in Plettenberg, Tag<br />
der offenen Tür am Samstag im Bauhof <strong>und</strong><br />
Sonntag bei der Feuerwehr<br />
7.7. - 9.7.<br />
Schützenfest Schützenverein Herscheid<br />
Schützenhalle/Gemeinschaftshalle<br />
8.7. - 10.7.<br />
Schützenfest Schützenbruderschaft<br />
Hl. Drei Könige Garbeck<br />
Schützenhalle Garbeck<br />
15.7. - 17.7.<br />
Schützenfest Schützenbruderschaft<br />
St. Sebastian Balve<br />
Balver Höhle<br />
Fr., 28.7., 16 Uhr<br />
Der Fischer <strong>und</strong> seine Frau, Märchen-Theater<br />
Platz neben der Eisdiele in Werdohl<br />
www.werdohl.de<br />
Sa., 29.7., 10 Uhr<br />
Volksschwimmen, Kanu-Challenge <strong>und</strong> Aftershow-Hawaii-Party<br />
der DLRG Langscheid<br />
Strandbad Langscheid<br />
www.s<strong>und</strong>ern-sorpesee.de<br />
28.7. - 30.7.<br />
Schützenfest Schützenverein<br />
Blau-Weiß S<strong>und</strong>helle in Plettenberg<br />
Schützenheim/Schießstand S<strong>und</strong>helle<br />
<strong>Juli</strong> <strong>2017</strong><br />
1 Sa<br />
2 So<br />
3 Mo<br />
4 Di<br />
5 Mi<br />
6 Do<br />
7 Fr<br />
8 Sa<br />
9 So<br />
10 Mo<br />
11 Di<br />
12 Mi<br />
13 Do<br />
14 Fr<br />
15 Sa<br />
16 So<br />
17 Mo<br />
18 Di<br />
19 Mi<br />
20 Do<br />
21 Fr<br />
22 Sa<br />
23 So<br />
24 Mo<br />
25 Di<br />
26 Mi<br />
27 Do<br />
28 Fr<br />
29 Sa<br />
30 So<br />
31 Mo<br />
27<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!
<strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />
3.8. - 5.8.<br />
Irish Folk <strong>und</strong> Celtic Music<br />
in der Balver Höhle<br />
www.festspiele-balver-hoehle.de<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Do., 10.8., 20 Uhr<br />
Plettenberger Kultursommer, NN-Theater<br />
„Ich fürchte nichts“ - Luther <strong>2017</strong><br />
Unterm Stephansdachstuhl, Alter Markt<br />
4<br />
Fr<br />
5<br />
6<br />
7<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
32<br />
Fr., 11.8., 16 Uhr<br />
Master Me, Bauchredner für Kinder<br />
Platz neben der Eisdiele in Werdohl<br />
www.werdohl.de<br />
8<br />
9<br />
10<br />
11<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa., 12.8., 19 Uhr<br />
Schlagerparty des TuS Plettenberg<br />
unterm Stephansdachstuhl auf<br />
dem Alten Markt mit DJ Dominik<br />
vom Team ProLight<br />
12<br />
13<br />
14<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
33<br />
Sa., 12.8., 19 Uhr & So., 13.8., 11 Uhr<br />
Bergfest in Rärin der Löschgruppe Rärin<br />
der Freiwilligen Feuerwehr Herscheid<br />
15<br />
16<br />
17<br />
18<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
18.8. - 21.8.<br />
Schützenfest<br />
Schützenverein Eiringhausen<br />
Festzelt unter der Hochbrücke<br />
19<br />
20<br />
21<br />
22<br />
Sa<br />
So<br />
Mo<br />
Di<br />
34<br />
Fr., 25.8., 19.30 Uhr<br />
Sommerkabarett „Bildung.<br />
Macht. Schulte.“ von <strong>und</strong> mit<br />
Volker Weininger<br />
Stadtbücherei Werdohl<br />
23<br />
24<br />
25<br />
Mi<br />
Do<br />
Fr<br />
Sa., 26.8., 19.30 Uhr<br />
Strandfest - 50 Jahre DLRG Herscheid,<br />
bunter Abend in der Gemeinschaftshalle<br />
Herscheid<br />
26<br />
Sa<br />
27<br />
So<br />
Tipp des Monats<br />
28<br />
29<br />
30<br />
31<br />
Mo<br />
Di<br />
Mi<br />
Do<br />
35<br />
Sa., 19.8., 19 Uhr & So.,<br />
20.8., 11 - 18 Uhr<br />
Genuss am Fluss, jede Menge<br />
Kultur, mit Licht, Farben, Wasser,<br />
Feuer <strong>und</strong> Musik. Veranstaltung<br />
von Werdohl Marketing <strong>und</strong><br />
WoGe Werdohl, Goetheparkplatz<br />
www.werdohl.de
WETTBEWERB FÖRDERT NEUE<br />
IMPULSE FÜR <strong>DAS</strong> EHRENAMT<br />
Vereine können sich bis 31. Oktober <strong>2017</strong> bewerben<br />
Zusammenhalt fördern: Engagement in den Bereichen<br />
Jugend- <strong>und</strong> Altenhilfe, Demografie, Alter <strong>und</strong> Hospiz,<br />
Pflege, sorgende Gemeinschaften.<br />
Hände reichen: Engagement in den Bereichen Inklusion,<br />
Kultur, Völkerverständigung <strong>und</strong> Friedensarbeit.<br />
Menschlichkeit zeigen: Engagement in den Bereichen<br />
Demokratie, Menschenrechte, Partizipation, Gleichstellung,<br />
Engagementförderung <strong>und</strong> Beteiligungskultur.<br />
„Es spielt keine Rolle, ob sich Gruppen mit bereits laufenden<br />
Projekten oder mit Projekten bewerben, die sich<br />
noch im Planungsstadium befinden“, betont Karl-Michael<br />
Dommes. Interessenten finden einen Bewerbungsbo-<br />
Neuer Impuls für das Ehrenamt <strong>und</strong> neue Ideen: Die<br />
Volksbank im Märkischen Kreis schreibt einen Preis für gen auf der Homepage der Bank unter<br />
Ehrenamt, Ideen, Verantwortung <strong>und</strong> Engagement in der www.volksbank-im-mk.de. Die vollständige Bewerbung<br />
mit weiteren Informationen wie Konzepte, Be-<br />
Region – kurz „EIVER“ aus. Er ist mit insgesamt 17.500<br />
Euro dotiert. Die Bewerbungsphase hat Anfang Mai begonnen.<br />
Sie dauert noch bis zum 31. Oktober <strong>2017</strong>. „Die EIVER@volksbank-im-mk.de eingereicht werden.<br />
schreibungen <strong>und</strong> Presseartikeln sollte per Mail über<br />
Resonanz ist bisher gut. Wir haben Kontakte in viele Bereiche“,<br />
sagt Marc Kostewitz, Abteilungsdirektor Marke-<br />
des Festaktes zum 100-jährigen Jubiläum der Volksbank<br />
Die Preisverleihung findet am 16. Dezember im Rahmen<br />
ting bei der Volksbank im Märkischen Kreis. „Interessante<br />
Projekte deuten sich vor allem in den Bereichen<br />
im Neuenrader Kaisergarten statt.<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Soziales <strong>und</strong> Sport an.“<br />
Anlass für die Auslobung des Preises ist der 100. Geburtstag,<br />
den das genossenschaftliche Institut in diesem<br />
Jahr feiert. „So wollen wir in besonderer Weise bürgerschaftliches<br />
Engagement würdigen, eine Kultur der Wertschätzung<br />
für freiwilligen regionalen Einsatz stärken <strong>und</strong><br />
Menschen motivieren, in diesem Sinne weiter zu handeln“,<br />
erläutert Karl-Michael Dommes, Vorstandssprecher<br />
der Volksbank im MK.<br />
Fünf Kategorien<br />
EIVER zeichnet Projekte von Vereinen <strong>und</strong> gemeinnützigen<br />
Institutionen aus, die einer der folgenden Kategorien<br />
zuzuordnen sind:<br />
Perspektiven bieten: Engagement in den Bereichen Integration,<br />
Bildung, Qualifikation, Wissenstransfer, Ehrenamtsförderung,<br />
Leistungsmotivation <strong>und</strong> Sport.<br />
Zukunft gestalten: Engagement in den Bereichen Klima-,<br />
Telefon: 02391/1755<br />
Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Denkmal-<br />
<strong>und</strong> Brauchtumspflege, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung,<br />
Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Prävention, Feuer-, Katastrophen- <strong>und</strong><br />
Zivilschutz.<br />
Telefon: 02391/1755<br />
Maeder + Kirchner GmbH<br />
Grafweg 27 · 58840 Plettenberg<br />
Tel. 02391/17 55<br />
www.premio-plettenberg.de<br />
44
<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />
DER KNAUSERIGE ESSER – VOM<br />
DILEMMA DER TOP-GASTRONOMIE<br />
Die Gastronomie ist ein<br />
schwieriges Geschäft. Oft<br />
auch ein sehr ungerechtes.<br />
Da mühen sich Spitzenköche<br />
tagein, tagaus bis zu 16 St<strong>und</strong>en<br />
am Herd ab, um nach<br />
den begehrten Auszeichnungen,<br />
allen voran, nach<br />
Sternen im Guide Michelin, dem renommiertesten aller<br />
Gastroführer, zu greifen. Sie kochen phantastisch, beherrschen<br />
alle Techniken der Zubereitung, wissen, wo<br />
<strong>und</strong> wie sie die besten Produkte heimischer Landwirte<br />
erwerben <strong>und</strong> verarbeiten können. Und wenn sie dann<br />
den Sterne-Olymp erklommen haben <strong>und</strong> resümieren,<br />
was letztlich außer dem Ruhm übrig geblieben ist, müssen<br />
viele resigniert feststellen: Nicht genug, um ein sorgenfreies<br />
Leben als Spitzenkoch führen zu können.<br />
Wer auf Top-Level kochen<br />
will, braucht Personal.<br />
Allein lässt sich<br />
eine Spitzenküche nicht<br />
führen. Erst im vergangenen<br />
Monat durfte<br />
ich bei Edouard Loubet,<br />
einem 2-Sterne-Star im provencialischen Bonnieux, das<br />
„heilige Reich“ besichtigen. Während im Restaurant sechs<br />
Tische bedient wurden, leisteten in der Küche acht Köche<br />
Schwerstarbeit, um jedes Gericht perfekt auf den Teller zu<br />
bringen. Das Timing, alles zur rechten Zeit auf den Punkt<br />
zu garen <strong>und</strong> dann noch gleichzeitig an einen mit sechs<br />
Personen besetzten Tisch zu servieren, ist Höchstleistung<br />
<strong>und</strong> erfordert auch ein gewisses Maß an Genialität.<br />
Und weil derartiger Perfektionismus Könner verlangt,<br />
die auch ein angemessenes Gehalt erwarten, wirft die<br />
Spitzengastronomie kaum Gewinne ab. Von den r<strong>und</strong><br />
280 besternten deutschen Spitzenköchen kämpfen<br />
nach Insider Angaben die meisten ums Überleben. Und<br />
das bei durchschnittlichen Preisen eines Sechs-Gänge-<br />
Menüs von 130 bis 150 Euro. Kaum zu glauben, dass<br />
dies keinen Gewinn abwerfen soll. Aber bei stolzen Einkaufspreisen<br />
für erstklassige Produkte (z.B. Bretonischer<br />
Steinbutt pro Kilo für 60 Euro) <strong>und</strong> der oben erwähnten<br />
großen Küchen-Brigade bleibt kaum etwas übrig. Ja, ein<br />
wahrlich schwieriges Geschäft, das die meisten Top-Läden<br />
nur durch Querfinanzierung bewältigen. In der Regel<br />
stehen große Hoteliers oder andere Konzerne hinter<br />
der Sterne-Gastronomie. Sie machen das Geld mit Übernachtungen<br />
<strong>und</strong> buttern im Restaurant dazu.<br />
Imbissbetreiber auf der Anklagebank<br />
Auf der anderen Seite, so erinnere ich mich an einen<br />
Prozess vor dem Landgericht Arnsberg, wo ich jahrzehntelang<br />
größere Verfahren journalistisch begleitete, gab<br />
es mal eine Reihe von Angeklagten, die gut gehende<br />
Imbisstuben betrieben. Als die Sprache auf ihre Gewinne<br />
kam, trauten die Richter kaum ihren Ohren. Von H<strong>und</strong>erttausenden<br />
war da die Rede, mit wenigen Läden in<br />
wenigen Jahren. Das Dilemma allerdings: Die Betreiber<br />
beschafften sich das Fleisch an der Steuer vorbei <strong>und</strong><br />
landeten auch deshalb auf der Anklagebank. Aber auch<br />
bei korrekten Abgaben<br />
an den Fiskus hätten<br />
die Imbissbudenbesitzer<br />
ein hervorragendes<br />
Einkommen gehabt,<br />
bei dem die Sterneköche<br />
vor Neid erblasst<br />
wären. Und bei jenen Gastronomen mussten für einen<br />
Grillspieß mit Pommes sechs Euro bezahlt werden. Um<br />
den Hunger zu stillen, ein guter Deal. Die Läden jedenfalls<br />
brummten.<br />
Was will ich mit den Ausführungen sagen? Anders als<br />
Franzosen oder auch Spanier <strong>und</strong> neuerdings auch die<br />
Skandinavier gelten die Deutschen als knauserig. Unsere<br />
westlichen Nachbarn kommen mit Rostlauben ins<br />
Sterne-Lokal <strong>und</strong> lassen es sich gut gehen. „Die Deutschen<br />
fahren mit riesigen SUVs vor <strong>und</strong> bestellen den<br />
billigsten Wein“, verriet mir jüngst ein Top-Gastronom.<br />
Kein W<strong>und</strong>er also, dass hier mit minder guten Zutaten<br />
<strong>und</strong> einem hoch frequentierten Imbiss mehr verdient<br />
wird, als im angesagten Gourmet-Tempel.<br />
Eigentlich schade.<br />
Anregungen <strong>und</strong> Kritik wie immer unter<br />
schluechtermann@komplett-magazin.de<br />
45
Von Martin Büdenbender<br />
GENUSSTOUR ZWISCHEN VERSE<br />
Der komplette Ferientipp<br />
UND LENNE<br />
46<br />
Die Schönheit der Region <strong>zwischen</strong> <strong>Sorpe</strong> <strong>und</strong> <strong>Verse</strong> entdecken<br />
in den letzten Jahren immer mehr Erholungssuchende<br />
auf ihren Rädern. Unterstützt wird dieser Trend<br />
durch den Ausbau der Fahrradwege, etwa der Lenneroute.<br />
Hinzu kommt, dass im Zeitalter der E-Bike-Mobilität<br />
die zahlreichen Steigungen im bergigen Sauerland<br />
ihre Schrecken verloren haben.<br />
Es ist Sommer. Die Sonne lacht vom Himmel. Das Sauerland<br />
zeigt sich von seiner besten Seite. Das satte Grün<br />
der Wälder <strong>und</strong> Wiesen wird nur vom tiefen Blau der<br />
Seen <strong>und</strong> Flüsse unterbrochen. Genau das richtige Wetter<br />
um eine Radtour in Angriff zu nehmen. Kevin <strong>und</strong> André<br />
haben ihre Mountainbikes startklar gemacht, Ilka hat<br />
sich ein Pedelec ausgeliehen. Die Route ist schnell festgelegt.<br />
Von Herscheid soll es durchs Tal der Schwarzen<br />
Ahe <strong>und</strong> entlang der <strong>Verse</strong> nach Werdohl, von dort hinauf<br />
nach Neuenrade, dann über Affeln nach Plettenberg<br />
<strong>und</strong> von dort zurück nach Herscheid gehen. Und damit<br />
die Tour ein wirklicher Genuss wird, haben sich die drei<br />
entschlossen, die entlang ihrer R<strong>und</strong>e liegenden Biergärten<br />
<strong>und</strong> Straßencafés aufzusuchen. Am späten Vormittag<br />
startet die kleine Gruppe am Wanderparkplatz der<br />
<strong>Verse</strong>talsperre. Gut gelaunt geht es den Silberg hinunter<br />
<strong>und</strong> dann ins Tal der Schwarzen Ahe.<br />
Dort liegt nur unweit des einstigen Silberg-Stollens das<br />
Hotel-Restaurant Herscheider Mühle mit seiner liebevoll<br />
arrangierten Grünanlage. Ein großes Pagodenzelt steht<br />
dem idyllischen Gartenlokal zur Seite, eine durchaus<br />
praktische Einrichtung, falls doch mal ein Regenschauer<br />
die Gäste überraschen sollte.<br />
Korn wird hier schon lange nicht mehr gemahlen. Allerdings<br />
hat die Mühle eine lange Geschichte. Sie wurde<br />
bereits 1394 urk<strong>und</strong>lich erwähnt. Seit mehr als 190<br />
Jahren wird sie von Familie Alberts betrieben. Anknüpfend<br />
an die Vergangenheit als Bäckerei- <strong>und</strong> Mühlenstandort,<br />
sind besonders die traditionellen Mühlen-Waffeln<br />
zu empfehlen. Für den großen Hunger bietet die<br />
Speisekarte Verführerisches aus Wild, Geflügel <strong>und</strong> Fisch.<br />
Durch Ahe- <strong>und</strong> das <strong>Verse</strong>tal<br />
nach Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade<br />
Nach kurzer Rast schwingt sich die kleine Reisegruppe<br />
auf ihre Bikes <strong>und</strong> radelt entlang der Schwarzen Ahe<br />
<strong>und</strong> der <strong>Verse</strong> Werdohl entgegen. Vorbei führt die Fahrt<br />
an Mühlenteichen, kleinen Ortschaften, vorbei auch am<br />
Schmiedemuseum Ahehammer. Das Tempo ist flott,<br />
denn zunächst geht es beständig flussabwärts. Erst von<br />
Werdohl hinauf nach Neuenrade wird es für die jungen<br />
Männer anstrengend. Ilka hingegen kann auf 200 zu-
Zwischenstopp an der Alten Post in Ohle ...<br />
... <strong>und</strong> ein kühles Blondes im Biergarten<br />
vom Landcafé zum Erlental.<br />
sätzliche Watt aus dem kleinen Elektromotor ihres<br />
Pedelecs bauen. Nach mehr oder weniger mühsamen<br />
drei Kilometern bergauf ist die Wilhelmshöhe erreicht.<br />
Von dort geht es in voller Fahrt hinab ins Zentrum<br />
Neuenrades. Im „Café <strong>und</strong> Restaurant Karl“ ist<br />
der nächste Stopp geplant.<br />
Das am Stadtgarten gelegene „Karl“ ist vor wenigen Jahren<br />
mit großen Ambitionen gestartet. Abendgäste genießen<br />
hier feine Gerichte, die im offenen Front-Cooking-<br />
Bereich zubereitet werden. Dort zaubern Susanna Galic<br />
<strong>und</strong> ihr Team mit geübter Hand kreative Ideen auf die<br />
Teller. Ein Kompliment machen auch die radelnden Gäste<br />
der Küche: Für die hungrigen Biker gibt es auf der luftigen<br />
Terrasse einen leckeren Salatteller.<br />
Rast in Ohle, wo einst die Postkutsche<br />
Station machte<br />
So gestärkt nehmen die drei den nächsten Streckenabschnitt<br />
in Angriff. In mehreren Anstiegen radeln sie Affeln<br />
entgegen, um dann die Abfahrt hinunter nach Plettenberg<br />
zu genießen. In Eiringhausen führt der Weg in<br />
Richtung Ohle. Dort liegt direkt neben der alten romanischen<br />
Ohler Kirche der traditionsreiche Gasthof „Zur<br />
Post“. Schöne Wandzeichnungen an der Fassade des<br />
Hauses machen auf den ersten Blick unmissverständlich<br />
klar, dass hier einst die Postkutsche Station machte. Der<br />
rustikale Biergarten mit Blick ins Grüne <strong>und</strong> auf die Ohler<br />
Kirche lädt zum Verweilen ein. Die Küche punktet nicht<br />
nur mit regionalen Gerichten, sondern auch mit griechischen<br />
<strong>und</strong> internationalen Speisen.<br />
Keine zwei Kilometer von der Post entfernt liegt direkt<br />
am Lennewehr das Landcafé Zum Erlental. Warum hier<br />
schon wieder rasten? Ulrike Wetzels selbstgemachte<br />
Torten sind legendär, die darf man sich nicht entgehen<br />
lassen. Außerdem liegt das Landcafé direkt an der Lenneroute,<br />
die die drei Ausflügler auf dem wohl schönsten<br />
Abschnitt von Ohle nach Plettenberg abfahren. Vorbei an<br />
saftigen Wiesen radeln sie auf die unter Denkmalschutz<br />
stehende Eisenbahnbrücke mit ihrer auffälligen Stahlkonstruktion<br />
zu <strong>und</strong> passieren danach das Aqua Magis<br />
<strong>und</strong> die neuen Lenneterrassen in Eiringhausen. Parallel<br />
zum Hestenbergtunnel führt der Radweg schließlich genau<br />
ins Zentrum Plettenbergs. Ein schöner Kontrast zur<br />
ländlichen Idylle ist der Besuch des Restaurants „Stadtleben“.<br />
Die Außengastronomie an der Wilhelmstraße bietet<br />
reichlich Platz, um in Ruhe <strong>und</strong> aller Gemütlichkeit<br />
ein kühles Blondes zu genießen. Das Stadtleben, wird<br />
den drei Radtouristen schnell klar, beginnt in Plettenberg<br />
vor allem in den Abendst<strong>und</strong>en.<br />
Einen ganz anderen lukullischen Genuss erwartet sie<br />
ein paar Meter weiter am Maiplatz. Das „Eiscafé Sagui“<br />
bietet italienische Eisspezialitäten, die sich die drei<br />
in Gesellschaft von Dutzenden anderen Gästen m<strong>und</strong>en<br />
lassen.<br />
47
Zurück durchs Elsetal<br />
Durchs Elsetal radeln die Ausflügler schließlich über Herscheid zurück<br />
zum Ausgangspunkt an der <strong>Verse</strong>talsperre, jedoch nicht, ohne<br />
zuvor noch einen Abstecher zum Landgasthof Zur Linde zu riskieren.<br />
Der Weg hinauf nach Ober-Stuberg wird mit einem schönen Blick<br />
ins Ahe-Tal belohnt, <strong>und</strong> der Biergarten unter der markanten alten<br />
Linde - da sind sich die drei Radler einig - ist unbedingt einen Zwischenstopp<br />
wert.<br />
Fazit des abwechslungsreichen Tagesausflugs: „Wir werden die Tour<br />
bestimmt noch mal fahren“, versichern André <strong>und</strong> Kevin. „Aber nur<br />
mit dem E-Bike“, ergänzt Ilka. Der Ladestand des Akkus war zuletzt<br />
deutlich gegen Null, gegangen, hatte die 50 Kilometer aber durchgehalten.<br />
Der Entscheidung kann man nur beipflichten. Schließlich gibt<br />
es entlang dieser R<strong>und</strong>e oder auch anderer R<strong>und</strong>en noch viele weitere<br />
Biergärten <strong>und</strong> Straßencafés zu entdecken, etwa den Kaisergarten<br />
in Neuenrade, oder Niko‘s Taverne Mezebar in Plettenberg, usw...<br />
Von der Herscheider Mühle geht es ...<br />
... durchs Tal der Schwarzen Ahe<br />
Richtung Werdohl<br />
In Neuenrade bei „Karl“genießen die<br />
Radfahrer einen leckeren Salat.<br />
Kaisergarten in Neuenrade<br />
48
Ein Prost auf das Stadtleben<br />
Eiszeit in Plettenberg bei Sagui.<br />
SCHROTT- UND<br />
METALLGROSS HANDEL<br />
Eisenschrott · Kernschrott<br />
Blechschrott · Eisenspäne<br />
Mischschrott · Gratschrott<br />
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Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />
VA-Schrott · Chromschrott<br />
NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />
Kupfer · Bronze<br />
CONTAINERDIENST<br />
Eine letzte Erfrischung zum Abschluss<br />
der Tour im Landgasthof Zur Linde<br />
Bauschutt · Baumischabfälle<br />
Abfall zur Verwertung<br />
Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />
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49
SCHNUCKELIGER HOFLADEN IN<br />
GREITEMANNS ALTER DEELE<br />
Reiches Angebot an regionalen selbst gemachten Produkten<br />
Von Martin Büdenbender<br />
Direkt an der L686 liegt im S<strong>und</strong>erner Ortsteil Seidfeld<br />
das Anwesen der Familie Greitemann. Ein stattlicher Hof<br />
mit allem was dazu gehört, mit Stallungen <strong>und</strong> Scheunen,<br />
mit Wiesen <strong>und</strong> Weiden <strong>und</strong> einem repräsentativen<br />
Hallenhaus mit seinem längs zum Dachfirst geteiltem<br />
Gr<strong>und</strong>riss. Erbaut wurde das Bauernhaus 1870, so<br />
wie damals üblich mit Wohnräumen, Stall <strong>und</strong> Scheune,<br />
alles unter einem Dach.<br />
Multifunktional wird das Gebäude auch heute noch genutzt.<br />
Unter dem mächtigen Dach wird nach wie vor<br />
das Heu gelagert. Die alte Deele, in die einst die Ernte<br />
direkt eingefahren werden konnte, hat jedoch in den<br />
letzten Jahren eine ganz neue Funktion erhalten. Margit<br />
<strong>und</strong> Franz Greitemann haben sie vor 17 Jahren mit großem<br />
Aufwand umgebaut <strong>und</strong> dort ihren Hofladen eingerichtet.<br />
Die hohe Deelentür gibt den Blick frei auf viel Fachwerk<br />
<strong>und</strong> massive Holzbalken. Ein Steg überspannt die Deele<br />
<strong>und</strong> verbindet beide Hausflügel. Von dort oben kann<br />
man den alten Steinboden, der in einem Fischgrätenmuster<br />
gepflastert ist, besonders gut überblicken. „Die<br />
Steine waren ursprünglich in Lehm gelegt“, erinnert sich<br />
Franz Greitemann. Der Boden wurde im Zuge des Umbaus<br />
komplett aufgenommen <strong>und</strong> neu verlegt, diesmal<br />
in Mörtel. Darunter kam eine Isolierschicht, damit die<br />
Steine die aus dem Boden aufsteigende Feuchtigkeit<br />
nicht weitergeben.<br />
In diesem außerordentlich schönen Ambiente bietet<br />
Margit Greitemann ihren K<strong>und</strong>en ein reiches Angebot<br />
regionaler Produkte. Obst, Gemüse, Fleischwaren, Bio-<br />
Eier, Kartoffeln, selbst gemachte Konfitüren <strong>und</strong> Säfte,<br />
Holzofen-Brot <strong>und</strong> Backwaren, alles was das Herz be-<br />
50
gehrt, zählt zum Sortiment des Hofladens.<br />
Selbstverständlich fehlt es auch nicht an Milchprodukten.<br />
Franz Greitemannn <strong>und</strong> sein ältester Sohn Johannes<br />
setzen ganz auf Milchwirtschaft sowie auf die Auf- <strong>und</strong><br />
Nachzucht. Bis zu 100 Kühe gehören zum Hof. Johannes<br />
Greitemann, der in Osnabrück ein agrarwissenschaftliches<br />
Studium abgeschlossen hat, bringt neue Ideen in<br />
den Betrieb mit ein. „Er möchte gerne einen modernen<br />
Kuhstall errichten lassen“, erklärt sein Vater, gibt jedoch<br />
zu bedenken: „Das kostet viel Geld.“<br />
Rohmilch aus dem Automaten<br />
Auf eine weitere Besonderheit des Hofes macht Margit<br />
Greitemann aufmerksam: „Wir verkaufen hier frische<br />
Rohmilch über unseren 24 St<strong>und</strong>en am Tag geöffneten<br />
<strong>und</strong> zugänglichen Selbstbedienungsautomaten.“<br />
Rohmilch ist unbehandelte Milch. In der Europäischen<br />
Union darf als „Rohmilch“ bezeichnetes Gemelk weder<br />
über 40 Grad Celsius erhitzt noch einer Behandlung mit<br />
ähnlicher Wirkung unterzogen worden sein. Rohmilch<br />
besitzt einen höheren Nährwert <strong>und</strong> enthält wertvolle<br />
Enzyme <strong>und</strong> Antikörper. Andererseits kann eine Keimbelastung<br />
von Rohmilch nie völlig ausgeschlossen werden,<br />
so dass bei Greitemanns die Rohmilch mit der Anweisung<br />
„vor Verzehr abkochen“ abgegeben wird. Im Laufe<br />
der Jahre hat sich ein wachsender Kreis von Rohmilch-<br />
Käufern gebildet. Dennoch ist der Prozentsatz der so verkauften<br />
Milch gering, erklärt Franz Greitemann.<br />
Wanderweg durch<br />
„Ku(h)ltourlandschaft“<br />
Der Hof Greitemann ist eine von acht Stationen auf<br />
dem 3,7 Kilometer langen R<strong>und</strong>wanderweg zum Thema<br />
„Milch macht Ku(h)lturlandschaft“. Dieses vom Land<br />
NRW <strong>und</strong> der Landwirtschaftskammer geförderte Projekt<br />
möchte die Zusammenhänge von Landbewirtschaftung<br />
<strong>und</strong> den Erhalt einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft<br />
verdeutlichen. „Nicht nur die Kinder wissen<br />
heute viel zu wenig über die Milchwirtschaft“, bedauert<br />
Margit Greitemann. Deswegen nimmt sich Franz Greitemann<br />
regelmäßig Zeit, Schulklassen über seinen Hof<br />
zu führen <strong>und</strong> seinen jungen Gästen alles Wissenswerte<br />
r<strong>und</strong> um das Thema Milch zu vermitteln.<br />
Mehr Hobby als ein weiteres Standbein des landwirtschaftlichen<br />
Betriebes, ist die kleine Pferdezucht der<br />
Greitemanns. Nachdem die drei in<strong>zwischen</strong> erwachsenen<br />
Kinder früher alle Pferdesport getrieben haben, entschloss<br />
sich die Familie zum Kauf von zwei Stuten, von<br />
denen eine in diesen Sommer Nachwuchs bekommen<br />
hat.<br />
51
Infos zum Hof Greitemann erhalten sie im Internet unter<br />
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52
KIRCHENKREISE SUCHEN<br />
PARTNER FÜR HAUS NORDHELLE<br />
Evangelische Tagungsstätte soll wirtschaftlich betrieben werden<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
Meinerzhagen. Die Ev.<br />
Tagungsstätte Haus Nordhelle<br />
in Meinerzhagen arbeitet an<br />
der viel zitierten „schwarzen<br />
Null“. Sie soll bis zum Jahr<br />
2018 stehen. Noch ist sie<br />
nicht erreicht. Das setzt<br />
die beiden Kirchenkreise<br />
Iserlohn <strong>und</strong> Lüdenscheid-<br />
Plettenberg als Träger des<br />
Hauses schon heute unter<br />
Druck. Deshalb denken sie<br />
über eine Veränderung der<br />
Trägerstruktur nach.<br />
Seit dem Abschluss der<br />
Modernisierung Ende 2014 unterstützen die beiden<br />
Kirchenkreise Haus Nordhelle jährlich mit r<strong>und</strong> 260.000<br />
Euro, um die Liquidität der Einrichtung sicherzustellen.<br />
„Das können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagt<br />
Klaus Majoress, Superintendent des Kirchenkreises<br />
Lüdenscheid-Plettenberg.<br />
Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> haben die beiden Kirchenkreise<br />
im Februar dieses Jahres mit Unterstützung eines<br />
Beratungsunternehmens ein Bieterverfahren eingeleitet.<br />
Ziel ist es, Interessenten zu finden, die sich an der<br />
Trägerschaft beteiligen. „Sie können aus dem kirchlichen<br />
oder diakonischen Bereich kommen“, erläutert der<br />
Superintendent. Auch Bewerber außerhalb der Kirche<br />
seien nicht ausgeschlossen.<br />
Der Gr<strong>und</strong> für die Sorgen der beiden Kirchenkreise:<br />
Von sonntags bis freitags ist das Tagungszentrum mit<br />
einer Belegungsquote von 40 Prozent nicht ausreichend<br />
ausgelastet. Dank intensiver Vermarktungs-Bemühungen<br />
zeigt die Kurve in<strong>zwischen</strong> leicht nach oben. „Aber<br />
es reicht noch nicht.“ Das räumt Christian Graf, Leiter<br />
der Tagungsstätte, ein. Er ist dennoch zuversichtlich.<br />
„Das Ziel, 2018 wirtschaftlich zu arbeiten, wurde zum<br />
Abschluss des Gutachtens über die Zukunft des Hauses<br />
im Jahr 2012 festgelegt“, sagt er. Der Umbau sei im Jahr<br />
2014 abgeschlossen worden. Das Ev. Tagungszentrum<br />
arbeite jetzt seit zweieinhalb Jahren mit der neuen<br />
Konzeption. „Klar ist: Wir brauchen Zeit.“<br />
Dennoch: Bis zum Herbst dieses Jahres soll Klarheit<br />
über die künftige Perspektive des Hauses erzielt<br />
werden. „Es geht aber nicht um Schließung“, bekräftigt<br />
Superintendent Klaus Majoress. „Beide Kirchenkreises<br />
stehen fest zu Haus Nordhelle.“<br />
Zur Erinnerung<br />
Unter dem Slogan „Aufbruch 2015“ hatten die beiden<br />
Kirchenkirche Iserlohn <strong>und</strong> Lüdenscheid-Plettenberg<br />
als letzte verbliebene Träger über drei Millionen<br />
Euro in die Hand genommen <strong>und</strong> Haus Nordhelle<br />
gr<strong>und</strong>legend modernisiert.<br />
Die zwölf Tagungsräume wurden erneuert <strong>und</strong> mit<br />
aktuellster Technik ausgestattet. Das gilt auch für die<br />
Zimmer, die sich über die fünf Halbetagen des Hauses<br />
verteilen. Sie bieten jetzt Drei-Sterne-Komfort.<br />
Der Plan dahinter: Haus Nordhelle öffnet sich<br />
Tagungsk<strong>und</strong>en aus der südwestfälischen Industrie.<br />
Sie sollen für eine gleichmäßige Auslastung unter der<br />
Woche sorgen. Der Werbeslogan lautet „Tagen mit<br />
Weitblick“.<br />
Unter dem Stichwort „Begegnung leben“ wird<br />
Stammk<strong>und</strong>schaft aus den Kirchengemeinden den<br />
Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet. Um<br />
das christliche Profil des Hauses zu schärfen, wurde<br />
sogar eine kleine Kapelle gebaut.<br />
53
„KUNST IST, WAS ICH BIN,<br />
KUNST IST, WAS MICH TRÄGT“<br />
Annette Kögel schafft Bilder von großer Kraft <strong>und</strong> gibt ihre Kunst an Kinder <strong>und</strong><br />
Erwachsene weiter<br />
die vorhandenen Kurse sind voll.<br />
Von Iris Kannenberg<br />
KuBa im Bahnhof Werdohl ist ihr Angebot für Kinder;<br />
die Erwachsenen kommen direkt zu ihr nach Hause,<br />
wo sie in ihrer lila gestrichenen Jugendstil-Villa einen<br />
kompletten Keller zur Verfügung hat, der, zum Atelier<br />
umgebaut, die besten Möglichkeiten für angehende<br />
Künstler bietet.<br />
Stillstand geht gar nicht<br />
Explizite Voraussetzungen für einen Malkurs braucht<br />
man nicht. Frei nach dem Beuys´schen Motto „Jeder<br />
ist ein Künstler“ darf sich hier der, der Lust dazu hat,<br />
künstlerisch ausprobieren, experimentieren <strong>und</strong> mit<br />
54<br />
Annette Kögel ist eine Institution in Werdohl. Ein<br />
maßgeblicher Teil der quicklebendigen Kunstszene<br />
der kleinen Lennestadt <strong>und</strong> vielen Lennetaler Familien<br />
besonders durch ihre „Kunst im Bahnhof“, kurz<br />
„KuBa“, bekannt. Die aparte Künstlerin veranstaltet<br />
dort zusammen mit ihrer Kollegin Sabine Schlosser<br />
Seminare <strong>und</strong> Kurse für Kinder. Sie können hier malen<br />
<strong>und</strong> plastisch arbeiten <strong>und</strong> ihre kreativen Fähigkeiten<br />
testen <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />
Annette kommt aus einem kleinen Nachbarort von<br />
Werdohl, aus Ihmert in Altena <strong>und</strong> hat zunächst eine<br />
ganz profane Ausbildung bei der Firma Vossloh gemacht,<br />
geheiratet <strong>und</strong> drei Kinder bekommen. War erfolgreich<br />
im Beruf, u.a. im Bereich Marketing. Gemalt hat sie dabei<br />
schon immer. Eher nebenbei. Bis sie merkte, dass sie<br />
allein auf sich gestellt mit der Malerei nicht weiterkam.<br />
Sie brauchte <strong>und</strong> wollte mehr.<br />
Und fand dieses „Mehr“ zunächst in einem kleinen<br />
Atelier in Neuenrade bei Irmhild Hartstein. Nach einem<br />
Jahr in verschiedenen Malkreisen erfuhr sie vom IBKK<br />
(Institut für Ausbildung in Bildender Kunst) in Bochum,<br />
einer privaten Hochschule. Genau das richtige für<br />
jemanden, der sich künstlerisch weiterentwickeln<br />
will. Nach fünf Jahren erlangte sie den akademischen<br />
Abschluss einer „Meisterschülerin“ <strong>und</strong> war bereit für<br />
ihr eigenes Atelier. Begonnen hat sie mit zwei Schülern,<br />
mittlerweile ist sie so gut gebucht <strong>und</strong> ihre Kurse sind so<br />
gut besucht, dass sie manchmal sogar Schüler ablehnen<br />
muss. Die Zeit reicht dann einfach nicht mehr aus <strong>und</strong><br />
Farbe <strong>und</strong> Leinwand seinen eigenen kreativen Weg<br />
finden. Dazu integriert Annette jeweils zwei bis drei<br />
Anfänger in bestehende Kurse, in denen Schüler<br />
oft schon über ein beachtliches Wissen <strong>und</strong> die<br />
entsprechende Technik verfügen. Das befruchtet sich,<br />
sagt sie, die neuen lernen von den Älteren <strong>und</strong> sind<br />
motiviert, wenn sie sehen, welche Fortschritte die<br />
jetzigen Profis selbst über die Jahre gemacht haben.<br />
Annette Kögel ist experimentierfreudig. Im eigenen<br />
Leben wie in ihrer Kunst. Stillstand geht gar nicht. Sie<br />
arbeitet ständig an neuen Techniken, probiert aus,<br />
verwirft, entwickelt weiter. Sich, ihre Technik, ihre Kunst<br />
<strong>und</strong> die Botschaft dahinter.<br />
Kommunikation <strong>zwischen</strong> Menschen ist eine davon.<br />
Kommunikation ist ihr wichtig. Und vielschichtig.<br />
Manchmal auch gestört. Dann geht die Information eben
nicht von A nach B sondern von A nach X. Oder verhallt<br />
irgendwo <strong>zwischen</strong> den Personen, die es einfach nicht<br />
schaffen, sich einander mitzuteilen. Viele ihrer Bilder<br />
drücken diesen ewigen Versuch der Menschheit aus,<br />
verstanden zu werden. Manchmal erfolgreich, manchmal<br />
schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.<br />
Die Künstlerin erklärt mir die Symboliken auf ihren<br />
Bildern. Manches erkenne ich sofort. Ihre Bilder<br />
haben etwas Intuitives, fast Spirituelles. So genannte<br />
„Schattenserien“ gibt es, die handeln oft von ihr <strong>und</strong><br />
ihren Söhnen. Sie zeichnet nur die Umrisse. Und doch<br />
erkennt man sofort, wer wer ist.<br />
Ein Pinselstrich,<br />
der seinesgleichen sucht<br />
Überhaupt, die Söhne. Sie wohnen bei ihr, sind um sie<br />
herum. Kein W<strong>und</strong>er, Annette Kögel lässt Menschen<br />
stehen, versucht nicht, sie zu verbiegen. In ihrer Nähe<br />
fühlt man sich wohl, frei <strong>und</strong> inspiriert. Kein W<strong>und</strong>er,<br />
dass man hier nicht so einfach weggeht.<br />
Das Haus ist voller Kunst, dazu streichen dem<br />
Besucher gerne mal zwei Karthäuser-Katzen von<br />
enormen Ausmaßen um die Beine. Die zwei sind ganz<br />
offensichtlich der Meinung, dass sie hier die Chefs sind.<br />
Man lässt sie in dem Glauben. Jedoch: Annette ist die<br />
Seele des Hauses, ganz unbestritten. Sie, ihre Bilder <strong>und</strong><br />
das Ambiente der Villa fügen sich nahtlos zusammen zu<br />
einem Gesamtkunstwerk. Sie lebt, was sie ist <strong>und</strong> ist<br />
was sie lebt: Künstlerin durch <strong>und</strong> durch. Ohne Frage <strong>und</strong><br />
ohne Wenn <strong>und</strong> Aber.<br />
Annette Kögel hat eine große Begabung. Sie erschafft<br />
echte Kunst, von hohem künstlerischen Wert. Sie kann<br />
tatsächlich etwas. Wie sie die Farbe aufträgt, lasierend<br />
in immer neuen Schichten. Dazu ein Pinselstrich, der<br />
seinesgleichen sucht. Der „Strich“ ist die Visitenkarte<br />
eines jeden Malers. An ihm wird er gemessen. Und er<br />
bezeugt bei Annette, dass sie es drauf hat. Jedes ihrer<br />
Bilder hat die Kraft, den Betrachter in seinem Innersten<br />
zu berühren. Das muss man erst einmal schaffen.<br />
Leuchtkraft <strong>und</strong> ihre pulsierende Energie.<br />
Im Haus begegnet man überall bronzierten kleinen<br />
Faltschiffchen, die ein Symbol sind für eine Fre<strong>und</strong>in,<br />
die gestorben ist. Annette faltete Schiffchen, um ihrem<br />
Tod zu trotzen. Lange. Immer mit dem Gefühl, solange<br />
sie faltet, wird ihre Fre<strong>und</strong>in leben. 4000 Mal faltete<br />
sie kleinere <strong>und</strong> größere Papierschiffchen, bronzierte<br />
sie <strong>und</strong> dachte dabei an ihre Fre<strong>und</strong>in. Als sie starb,<br />
hatte Annette eine Hommage an das Leben geschaffen,<br />
deren Protagonisten überall im Haus verteilt ein quirliges<br />
Eigenleben führen. Eine anrührende Armada, die vom<br />
Keller bis zum Dach über ein imaginäres <strong>und</strong> sehr<br />
lebendiges Wasser in die Herzen der Besucher segelt.<br />
Annette Kögel plant Großes mit der Galerie. Ohne dabei<br />
etwas zu überstürzen. Hier ist viel Platz für Kultur. Musik,<br />
Performance <strong>und</strong> Kochkurse sollen hier einen Raum<br />
haben. Aber auch Weinproben oder Lesungen. Sie zeigt<br />
mir noch den Garten, in dem Kunst z.B in Form von<br />
großen Kugeln einfach so herumliegt.<br />
Auf die Frage, was sie sich wünscht, sagt sie ganz<br />
schlicht: „Ich will malen“. Malen, das ist ihr Zentrum, die<br />
Quelle ihrer Kraft. Sie ist ein Mensch, der in sich ruht. Und<br />
diese Ruhe an andere weitergibt. Man fühlt sich wohl in<br />
ihrer Nähe. Inspiriert. Sie lebt nicht in einer Metropole.<br />
Sie hat sich bewusst für das Sauerland entschieden.<br />
Werdohl ist eine kleine Stadt, die erstaunlich viele große<br />
Künstler beherbergt. So wie Annette Kögel, die hier für<br />
sich einen Ort gef<strong>und</strong>en hat, in dem sie sich wohlfühlt<br />
<strong>und</strong> der für sie nicht nur Heimat ist, sondern ihr auch die<br />
Inspiration <strong>und</strong> Geborgenheit gibt, die sie braucht, um<br />
sich als Künstlerin weiterentwickeln zu können.<br />
www.annettekoegel.de<br />
Villa mit viel Platz für Kultur<br />
Sie zeigt mir ihre neue Galerie. Früher wohnten hier<br />
Mieter. Seitdem die ausgezogen sind, will Annette Kögel<br />
es versuchen, den Schritt wagen, komplett von der Kunst<br />
<strong>und</strong> ihren Kursen zu leben. Hier in ihrer Galerie ist viel<br />
Platz. Für Bilder, Stelen <strong>und</strong> Plastiken. Eine Fre<strong>und</strong>in, die<br />
Goldschmiedin ist, stellt außergewöhnlichen Schmuck<br />
aus. Annette Kögel selbst ist im Aufbruch. Das schlägt<br />
sich in ihrer Kunst sichtbar nieder. Ihre Bilder sind nicht<br />
nur virtuos gemalt, sie bestechen auch durch ihre<br />
55
56<br />
KUNTERBUNTE MUSIK,<br />
GUTE STIMMUNG UND EIN<br />
STÜCK HEIMAT<br />
„Eigentlich entstand der Name des Festivals aus einem<br />
Kunstfehler“, schmunzelt Hauptorganisator Christian<br />
Schulte-Backhaus im Interview mit dem KomPlett-<br />
Magazin. „Rumo“, der Wolpertinger aus Walter Moers<br />
gleichnamigen Fantasy-Roman sollte ursprünglich mit<br />
dem „Tripod“, einem dreibeinigen Herrscher, kombiniert<br />
werden. Aus dem „d“ wurde ein „t“ <strong>und</strong> somit das französische<br />
Wort für Spielhölle, das das rege Festivaltreiben<br />
aber ebenfalls sehr gut repräsentiert: Jung <strong>und</strong> Alt tanzen<br />
zu ganz unterschiedlichen Musikstilen oder plaudern mit<br />
einem kühlen Getränk <strong>und</strong> Snack in einem ruhigeren Bereich<br />
des Kulturhofes auf alten Sofas. Beim selbstkreierten<br />
Wort wird das „t“ übrigens mit gesprochen - das ist<br />
den Organisatoren besonders wichtig.<br />
Musikalischer Ausnahmezustand<br />
Begrüßt werde ich ganz sauerländisch mit einer Flasche<br />
Bier am sonnigen Ort des Geschehens. Kaum vorzustellen,<br />
dass hier am idyllischen Breitenbruch, unweit von<br />
der Dorfmitte Neuenrade-Küntrops entfernt, mindestens<br />
einmal im Jahr musikalischer Ausnahmezustand herrscht.<br />
Und das alles in der elterlichen Scheune von Claudius<br />
Schulte <strong>und</strong> Christian Schulte-Backhaus, die damit ihre<br />
Heimat unter den Musikliebhabern bekannt gemacht haben.<br />
Auch Hofbesitzer Gerhard Schulte (69) ist begeistert<br />
<strong>und</strong> unterstützt seine 39- <strong>und</strong> 42-jährigen Söhne bei der<br />
Durchführung des Events. Doch die Scheune bietet schon<br />
längst nicht mehr ausreichend Platz für die steigende<br />
Besucherzahl, so dass das Familienfestival auch auf das<br />
Außengelände des ehemaligen Bauernhofes ausgeweitet<br />
wurde.<br />
Text <strong>und</strong> Fotos<br />
Cristin Schmelcher<br />
Begonnen hatte alles 2001, als die beiden Brüder im<br />
Rahmen des Pfadfinderstammes Steve Biko aus Neuenrade<br />
die Veranstaltung „Rock an der Villa“ in Neuenrade<br />
mit organisierten. Als Fortsetzung dessen folgte „Rocken<br />
am Glocken“ im Jahre 2003 am Neuenrader Waldstadion.<br />
Die 1999 gegründete Coverrockband „Entspannungsminister“,<br />
wo Christian den Bass <strong>und</strong> Claudius das Schlagzeug<br />
besetzt, lud daraufhin 2004 erstmalig einige lokale<br />
Bands ein, mit ihnen einen privaten Gig in der heimatlichen<br />
Scheune zu spielen, der Eintritt war kostenfrei.<br />
2005 erfolgte ein Konzert nach dem gleichen Konzept<br />
<strong>und</strong> auch 2006 gab es ein kleines Open-Stage-Festival.<br />
Etwas professioneller ging es dann 2007 <strong>und</strong> 2008 weiter,<br />
wo durch Spenden der etwa 300 Gäste für Aufkleber <strong>und</strong><br />
Buttons eine größere technische Anlage gemietet wurde.<br />
Rumo-Tripot-Fans haben sich verdoppelt<br />
Seit 2009 findet nun jährlich das „Rumo-Tripot-Festival“<br />
statt <strong>und</strong> bis zum letzten Jahr hat sich die Besucherzahl<br />
von 300 auf 600 Personen verdoppelt. Es wurde<br />
ein offizielles Eintrittsgeld erhoben, von dem fortan<br />
die Bands, steigende Technikkosten <strong>und</strong> ein professionelles<br />
Bewirtungsteam bezahlt werden. Zudem gibt es
mittlerweile richtige Festivalbändchen <strong>und</strong> bedruckte<br />
Trinkbecher. Natürlich sind auch T-Shirts mit dem beliebten<br />
Logo vor Ort zu erwerben, eben alles was zu<br />
einem richtigen Festival dazu gehört. 2016 gründeten<br />
die beiden Brüder mit ihrem erweiterten Fre<strong>und</strong>eskreis<br />
den Verein Kulturfluter e.V., zu dem mittlerweile 45 aktive<br />
<strong>und</strong> passive Mitglieder <strong>zwischen</strong> 3 <strong>und</strong> 60 Jahren<br />
zählen. Alle Vereinsmitglieder verbindet die Liebe zur<br />
Musik, gute Stimmung,Teamgeist, Engagement, Flexibilität<br />
<strong>und</strong> vor allem Improvisationstalent, wenn es zum<br />
Beispiel einen unvorhergesehenen Wolkenbruch gibt.<br />
Die beiden Vorsitzenden des Vereins müssen mit ihrem<br />
zehnköpfigen Kernteam mittlerweile eine Auswahl unter<br />
300 Bands treffen, die sich jährlich für das Festival<br />
bewerben. Übrig bleibt ein buntes Line Up bestehend<br />
aus lokalen sowie überregionalen Bands mit jeweils<br />
etwa einer St<strong>und</strong>e Spielzeit.<br />
Rumo Tripot <strong>2017</strong><br />
Während im letzten Jahr u.a. die Bands Jenga <strong>und</strong> Kaboom<br />
für ordentlich Stimmung sorgten, hat der hauptberufliche<br />
Kreisjugendreferent Christian mit seinem Team auch für<br />
dieses Jahr eine interessante Musikauswahl zusammengestellt.<br />
Am Samstag, den 2. September wird ihren Besuchern<br />
auf zwei Bühnen von 14 bis 2 Uhr wieder ein genreübergreifendes<br />
Programm geboten. Den Auftakt macht<br />
dieses Mal das Münsteraner „Prestige Orchestra“ gefolgt<br />
von deutsch-arabisch-sprachiger Reggae-Musik von der<br />
Band Rasta & Araber aus Neuenrade. Heimisch geht es<br />
zunächst weiter mit dem Werdohler „Wolfman Blues Orchestra“,<br />
bevor die Darmstädter „Immer Grün“, zu deren<br />
Genre Rock, Alternative <strong>und</strong> Indie zählen, die Bühne betreten.<br />
In den Abendst<strong>und</strong>en wird „No wow“ aus Enschede<br />
mit Lo-Fi Trash Blues <strong>und</strong> Garage Rock das Gelände<br />
vibrieren lassen. Die Marburger Musiker von „Apewards“<br />
schließen sich mit ihren Heavy-Blues-Stücken daran an.<br />
Den krönenden Abschluss bilden die Hardcore-Jungs von<br />
„Now way out 58“ aus Lüdenscheid.<br />
Karten sind online für sechs Euro oder an der Abendkasse<br />
für acht Euro erhältlich.<br />
Wer Gefallen an der Location <strong>und</strong> dem Event findet,<br />
muss übrigens nicht immer ein Jahr warten, um zum<br />
Breitenbruch zurückzukehren. Beim „Mai Perlorama“<br />
wird seit vier Jahren am 30. April mit diversen Coverbands<br />
in den Mai gerockt.<br />
Interessierte können außerdem den Verein schon ab 13<br />
Euro jährlich aktiv oder passiv unterstützen. Weitere Infos<br />
zum Festival <strong>und</strong> Kontaktinformationen findet man<br />
unter: www.rumotripot.de.<br />
57
PÖNGSE WANDELT MIT CINEMA<br />
AUF SPUREN VON TANGERINE DREAM<br />
„The Discovering Of Time“ bietet Filmmusik fürs Kopfkino<br />
Drummer Eroc übernommen.<br />
Das Album bietet bei einer Gesamtspielzeit von knapp<br />
einer St<strong>und</strong>e zehn abwechslungsreiche Songs <strong>und</strong> Filmmusik<br />
fürs Kopfkino.<br />
(obs)<br />
Kritiken zu “The Discovering of Time“<br />
Der Werdohler Musiker <strong>und</strong> Gastwirt Jürgen Pöngse<br />
Krutzsch legt das vierte Album seines Musikprojekts<br />
„Cinema“ vor. Zusammen mit Lebensgefährtin Brigitte<br />
Grafe, die für die Technik <strong>und</strong> den Mix zuständig ist, hat<br />
er für „The Discovering Of Time“ einen Stilmix geschaffen,<br />
der von Sphärenklängen, die an „Tangerine Dream“<br />
erinnern, über tanzbare Beats bis hin zu orchestraler<br />
Filmmusik reichen.<br />
Der ehemalige Gitarrist der Krautrockband „Tibet“ lebt<br />
mit Cinema seine Leidenschaft für elektronische Musik<br />
aus. Die Besonderheit ist die Kombination mit Gitarren<br />
<strong>und</strong> einem echten Schlagzeug.<br />
„The Discovering Of Time“ ist eine reine Instrumentalscheibe<br />
<strong>und</strong> rockiger als die Vorgänger „Isolation“, „The<br />
Magic Box“ <strong>und</strong> „Loopings“. Dafür sorgte auch die geballte<br />
Musikerpower, die sich Pöngse als Verstärkung<br />
ins Studio geholt hat. Schlagzeuger Dirk Brand trommelt<br />
sonst in der Hardrockband Axxis <strong>und</strong> begleitete schon<br />
Größen des Musikgeschäfts wie Gloria Gaynor, Caterina<br />
Valente <strong>und</strong> John Wetton. Gitarrist Jörg Dudys ist festes<br />
Mitglied der Jule Neigel Band,<br />
spielte außerdem schon bei<br />
Nena, Xavier Naidoo <strong>und</strong><br />
Wolfgang Niedecken. Weitere<br />
Gitarristen bei dieser Produktion<br />
sind Christian Schwarzbach<br />
(Bobby Kimball, Erin Perry, Soul<br />
Kitchen) <strong>und</strong> Cinema-Stamm-<br />
Gitarrist Benjamin Peiser aus<br />
Werdohl (Lord Bishop, Billie Ray<br />
& The Wild). Das Mastering wurde<br />
erneut von Ex-Grobschnitt-<br />
Nachdem sich die Krautrock-Band „Tibet“ im Jahr 1980<br />
aufgelöst hatte, begann der Gitarrist <strong>und</strong> Keyboarder<br />
PÖNGSE sich der elektronischen Musik im besten Sinne<br />
der 80er-Jahre-Tangerine Dream zuzuwenden. So entstand<br />
Cinema – <strong>und</strong> so klingt Cinema auch anno <strong>2017</strong><br />
auf „The Discovering Of Time“, das diesmal mit herrlich<br />
„floydigen“ Gitarren-Passagen angereichert ist, noch<br />
immer!<br />
Thoralf Koß (musicreviews.de)<br />
(...) auf „The Discovering Of Time“ läuft die gewohnte<br />
Kopfkino-Musik <strong>und</strong> man entdeckt hier <strong>und</strong> da schon<br />
Ecken, die den edlen Staub des krautigen Rocks aus<br />
Pöngses alten Zeiten beherbergen. Die Tracks auf dem<br />
Album lassen auf der einen Seite das Abdriften mit geschlossenen<br />
Augen in andere Sphären zu, bieten aber<br />
andererseits, auch gerade der Gitarren wegen, immer<br />
Momente, um zu staunen, wie scheinbar gegensätzliche<br />
Stile doch so perfekt harmonieren.<br />
Ulli Heiser (rocktimes.de)<br />
Schaut man sich das Line up an, findet man zwei ProgrammiererInnen,<br />
die von einem Drummer begleitet<br />
werden <strong>und</strong> sich mit wechselnden Lead Gitarristen<br />
schmücken. Das lässt eigentlich nichts Gutes hoffen.<br />
Umso erfreulicher, was dann aus<br />
den Boxen kommt. Cinema ist kein<br />
klebriger Konservenkleister, sondern<br />
elektronisch gestützter Art-Rock, der<br />
das Rock völlig zu Recht im Namen<br />
trägt. Und die Gastmusiker werden<br />
auch nicht nur wie hired Guns behandelt,<br />
sondern im Booklet genauso<br />
ausführlich vorgestellt, wie<br />
Mastermind Jürgen Krutzsch <strong>und</strong><br />
Brigitte Grafe.<br />
Norbert von Fransecky<br />
(musikansich.de)<br />
58
DER TACH! IST EIN WICHTIGER<br />
BEITRAG ZUR MEDIENVIELFALT<br />
Lokales Nachrichtenportal sucht Unterstützung bei Nutzern<br />
Von Wolfgang Teipel<br />
www.guten-tach.de ist ein regionales Nachrichtenportal<br />
<strong>und</strong> Kooperationspartner des <strong>Komplett</strong>-Magazins.<br />
Nachrichten online zu lesen, das ist keineswegs nur<br />
ein hipper Trend. 78 Prozent der Deutschen tun es. Der<br />
TACH! <strong>und</strong> damit auch TACH! Lennetal liegen mit ihrem<br />
Angebot, lokale Nachrichten ins Netz zu bringen, genau<br />
richtig. Jetzt sucht das Online-Portal Unterstützung bei<br />
seinen Nutzern. Warum? <strong>Komplett</strong> sprach mit Herausgeber<br />
Sven Parnemann.<br />
eine sichere wirtschaftliche Basis stellen. Dabei können<br />
uns die Abonnenten helfen. Meine Überzeugung ist:<br />
Die Region braucht ein Nachrichtenmedium, das nicht<br />
von den großen Zeitungsunternehmen abhängig ist.<br />
Der TACH! ist ein wichtiger Beitrag zur Medienvielfalt<br />
in unseren Städten. Diese Auffassung teilen auch viele<br />
unserer Leser.<br />
Wie fühlt Du Dich beim Kampf David gegen Goliath?<br />
Stark gefordert. Vor allem spüre ich die Verantwortung<br />
gegenüber dem TACH!-Team. Die Autoren stecken viel<br />
Zeit in das Portal. Das soll sich in absehbarer Zeit auszahlen.<br />
Zudem ist mir klar: Wir müssen auch noch viel Überzeugungsarbeit<br />
bei potenziellen Werbek<strong>und</strong>en leisten.<br />
Zum TACH!-Team gehören neben Herausgeber Sven<br />
Parnemann (Lüdenscheid) auch Bernhard Schlütter<br />
(Plettenberg), Uwe Tonscheidt (Neuenrade), Elke <strong>und</strong><br />
Wolfgang Teipel (Lüdenscheid) <strong>und</strong> Iris Kannenberg<br />
(Lüdenscheid).<br />
<strong>Komplett</strong>: Sven, warum bittest Du die TACH!-Leser um<br />
finanzielle Unterstützung?<br />
Sven Parnemann: Wir benötigen ganz einfach ein zweites<br />
Standbein. Wir müssen wirtschaftlich arbeiten. Wir<br />
wollen mehr Nachrichten anbieten <strong>und</strong> unsere Qualität<br />
ausbauen.<br />
Reichen dazu die Einnahmen aus der Online-Werbung<br />
nicht?<br />
Bei weitem nicht. Übers Jahr gesehen decken diese Einnahmen<br />
zurzeit gerade einen Teil unserer Gr<strong>und</strong>kosten. Bei<br />
vielen potenziellen Werbek<strong>und</strong>en fehlt noch die Bereitschaft<br />
<strong>und</strong> oft auch noch das Verständnis dafür, dass sich<br />
Werbung in einem Online-Medium wie dem TACH! lohnt.<br />
Jetzt sollen die Leser mit einer Art Abo-Modell helfen.<br />
Es heißt steady. Was macht den Charme dieses<br />
Modells aus?<br />
Zunächst mal die einfache Bedienung. Wer unsere Seiten<br />
aufruft, findet dort den Button „Unterstützen“. Mit zwei<br />
weiteren Click kann er wählen, ob er monatlich fünf,<br />
zehn oder 20 Euro beisteuern möchte. Dann folgt die<br />
Anmeldung, entweder über Facebook oder per E-Mail.<br />
Danach wird die Einzugsermächtigung ausgefüllt. Eine<br />
Kündigung ist jederzeit <strong>und</strong> ebenso einfach möglich.<br />
Was ist das Ziel der Aktion?<br />
Wie ich eingangs schon sagte: Wir müssen das Portal auf<br />
RELAXEN. FEIERN. GENIESSEN.<br />
Wann immer mir danach ist…<br />
Wilhelmstr. 3 | Plettenberg | Tel. 02391/602674 | facebook/stadtleben.plettenberg<br />
59
MIT DEN JEKITS AUF<br />
MUSIKALISCHER SEEFAHRT<br />
Förderprogramm der Musikschule Lennetal für alle Gr<strong>und</strong>schüler<br />
von Martin Büdenbender<br />
Große Vorfreude in der ersten Klasse der evangelischen<br />
Gr<strong>und</strong>schule in Ütterlingsen. Gleich ist Unterricht bei<br />
Musikschullehrerin Marion Jeßegus. Die kennt nicht<br />
nur tolle Lieder, sondern nimmt die Kinder immer mit<br />
auf eine spannende Reise. Doch zuerst noch schnell<br />
gemeinsam das Tonleiter-Lied gesungen: „C-D-E-F-G-A-<br />
H-C - <strong>und</strong> so steigen wir putzmunter, die Tonleiter wieder<br />
runter“. Und schon beginnt die fröhliche Schiffsreise von<br />
Insel zu Insel.<br />
Auf jeder Insel warten Schatzkisten mit wertvollen<br />
Instrumenten auf die kleinen Seefahrer. Auf der<br />
Tasteninstrumente-Insel waren sie schon, ebenso<br />
auf der Schlagzeug-Insel oder auf der Insel für<br />
Streichinstrumente. Diesmal führt die Schiffsreise zu<br />
einer Insel mit Schatztruhen voller Holzblas-Instrumente.<br />
Da gibt es nicht nur Blockflöten zu entdecken.<br />
Musikschullehrer Dayong Zhang ist heute mit an Bord. Er<br />
hat eine Oboe mitgebracht. Und als er schließlich sogar<br />
ein Fagott aus seiner Instrumentenkiste packt, werden<br />
die Kinderaugen ganz groß. Zu Dritt dürfen sie das<br />
riesige Instrument halten <strong>und</strong> einzeln sogar versuchen,<br />
ihm einen Ton zu entlocken.<br />
Jedem Kind Instrumente,<br />
Tanzen <strong>und</strong> Singen<br />
JeKits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen <strong>und</strong> Singen)<br />
heißt das von der Landesregierung geförderte<br />
Musikprogramm, das die Musikschule Lennetal seit 2010<br />
an mittlerweile dreizehn Gr<strong>und</strong>schulen im Lennetal von<br />
Altena über Werdohl, Neuenrade <strong>und</strong> Plettenberg bis<br />
Finnentrop durchführt. Das Programm ist ein Gewinn<br />
für alle Seiten. Über alle sozialen Schichten hinweg<br />
wird den Kindern der Zugang zur Musik ermöglicht.<br />
Umgekehrt profitiert auch die Musikschule. Viele<br />
Gr<strong>und</strong>schüler werden so auf lange Sicht auch als Schüler<br />
der Musikschule gewonnen.<br />
Bereits vor der Einschulung werden die Eltern über das<br />
Zusatzangebot JeKits an den Gr<strong>und</strong>schulen vertraut<br />
gemacht. Für den Elementarunterricht kommen die<br />
Musikschullehrer der Musikschule Lennetal e.V. in die<br />
Schulen <strong>und</strong> gestalten die St<strong>und</strong>en im Tandem mit den<br />
Gr<strong>und</strong>schullehrern. Das Unterrichten im Team ermöglicht<br />
eine intensive pädagogische Betreuung <strong>und</strong> kann auch<br />
über die einzelnen Musikst<strong>und</strong>en hinaus Impulse für<br />
die Gr<strong>und</strong>schularbeit setzen. Die Kinder werden im<br />
Klassenunterricht spielerisch an Rhythmus <strong>und</strong> Notation<br />
herangeführt <strong>und</strong> lernen verschiedenste Instrumente<br />
kennen. Es geht vor allem um das Entdecken <strong>und</strong><br />
Bewusstwerden von musikalischen Ordnungsprinzipien.<br />
Natürlich steht als erstes hier im Fokus, dass die Kinder<br />
am Ende der ersten Klasse neugierig sind, eines der im<br />
Unterricht vorgestellten Instrumente im 2. Schuljahr in<br />
kleinen Gruppen zu erlernen.<br />
Fingerübungen bevor es an die Tasten geht
Instrumentalunterricht in der Schule<br />
Der Instrumentalunterricht im zweiten Schuljahr startet<br />
in kleinen Gruppen (bis 6 Kinder). Jedes Kind darf sich<br />
sein Instrument aussuchen. Dabei geben die Kinder bei<br />
der Instrumentenwahl zwei Lieblingsinstrumente an.<br />
Zusätzlich zu den Unterrichtsst<strong>und</strong>en kann jedes Kind<br />
in einer weiteren Musizier-St<strong>und</strong>e erste Erfahrungen im<br />
Zusammenspiel innerhalb eines Orchesters sammeln<br />
(Orchester Kunterbunt). Die Kinder erleben so bereits<br />
in den Unterrichtsst<strong>und</strong>en den charakteristischen<br />
Ensembleklang <strong>und</strong> erlernen früh das gemeinsame<br />
Musizieren. Sie erhalten die Instrumente als Leihgabe<br />
<strong>und</strong> dürfen sie zum Üben mit nach Hause nehmen. Ab<br />
dem 2. Schuljahr unterrichten die Musikschullehrer die<br />
Instrumentalgruppen alleine.<br />
INFO<br />
Am JeKits-Programm nehmen derzeit 14 Gr<strong>und</strong>schulen<br />
teil:<br />
Altena: städt. Gemeindschaftsgr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />
Mühlendorf <strong>und</strong> Dahle<br />
Finnentrop: Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong> Frettertal, Standorte<br />
Fretter <strong>und</strong> Schönholthausen<br />
Neuenrade: Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Neuenrade,<br />
Standorte Burgschule <strong>und</strong> Altenaffeln<br />
Plettenberg: Martin-Luther-Gr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />
Königstraße <strong>und</strong> Oestertal; Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong><br />
Hallenschule, Standorte Ohle <strong>und</strong> Halle<br />
Werdohl: städt. Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />
Kleinhammer <strong>und</strong> Königsburg, städt. Martin-Luther-<br />
Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> städt. St. Michael Gr<strong>und</strong>schule.<br />
Ab dem nächsten Schuljahr werden in Finnentrop<br />
vier weitere Gr<strong>und</strong>schulen am JeKits-Programm<br />
teilnehmen: Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong> Lennetal mit den<br />
Standorten Finnentrop, Rönkhausen <strong>und</strong> Bamenohl,<br />
sowie die Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Heggen. (Diese<br />
Schulen kooperieren derzeit auch schon unter dem<br />
von der Gemeinde Finnentrop finanzierten Projekt<br />
„Musizieren an Gr<strong>und</strong>schulen“).<br />
Kosten: 1. Schuljahr kostenfrei, 2. Schuljahr 23 Euro pro<br />
Monat (beide Jahrgangsstufen sind landesgefördert)<br />
Kontakt: Musikschule Lennetal Tel. 02392 1508,<br />
info@musikschule-lennetal.de<br />
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Plettenberg<br />
61
SCHNELLES INTERNET -<br />
Von Uwe Tonscheidt<br />
BREITBANDAUSBAU IN NEUENRADE<br />
Unitymedia schließt 435 Haushalte an - Auch im Industriegebiet stehen Verbesserungen an<br />
62<br />
Manchmal geht es schneller, wenn kein Fördergeld fließt.<br />
Das dachten sich Neuenrades Verantwortliche beim<br />
Breitband-Ausbau. Im nordöstlichen Bereich der Stadt,<br />
Richtung Friedrichstal, sollte schnelles Internet her, das<br />
beim Planen <strong>und</strong> Bauen nicht ganz so lange braucht.<br />
Das Vorhaben ist gelungen. Anschlüsse mit einer Bandbreite<br />
bis 400 Mbit sollen 2018 für 435 Haushalte zur<br />
Verfügung stehen. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia<br />
will r<strong>und</strong> 900.000 Euro investieren, so Unternehmens-<br />
Pressesprecherin Dr. Eva-Maria Ritter. Es sei eine Investition,<br />
die ohne staatliche Zuschüsse erfolge.<br />
Erste Anschlüsse sollen noch <strong>2017</strong><br />
möglich sein<br />
„Voraussichtlich im September“, so Projekt-Manager<br />
Frank Schubert bei der Projektvorstellung im Neuenrader<br />
Rathaus, beginnen die auf sechs bis sieben Monate<br />
veranschlagten Bauarbeiten. Ca. sechs Kilometer<br />
Leitungen sind zu verlegen. Bei planmäßigem Fortgang<br />
der Arbeiten „sind erste Hausanschlüsse noch in diesem<br />
Jahr möglich“, so Schubert.<br />
Für den Hausanschluss ruft Unitymedia aktuell eine<br />
einmalige Anschluss-Gebühr von 199 Euro auf. Hinzu<br />
kommt der Abschluss eines Vertrages über die künftige<br />
Kabelnutzung. Minimum sei ein Zweijahresvertrag<br />
mit 120 Mbit-Internet-Anschluss <strong>und</strong> Telefon-Flatrate,<br />
so Schubert, „ein TV-Kabelvertrag ist nicht notwendig“.<br />
Wer will, kann auch mehr buchen, so das Unternehmen:<br />
„Der Kabel-Internet-Anschluss bietet Download-<br />
Raten bis 400 Mbit.“ Der Kabelnetzbetreiber setzt darauf,<br />
dass „ein Vielfaches der Geschwindigkeit eines<br />
VDSL-Anschlusses“ die K<strong>und</strong>schaft überzeugt. Um zu<br />
zeigen, was künftig noch an Steigerungen möglich ist,<br />
hat Unitymedia für Bochum ein Pilotprojekt angekündigt,<br />
das ein Gbit an Downloadgeschwindigkeit ermöglicht.<br />
Dabei hat der Anbieter die steigende Zahl derer im<br />
Blick, die Mediatheken <strong>und</strong> Streamingdienste nutzen,<br />
Filme <strong>und</strong> TV-Angebote an Smart-TV, PC, Tablet oder<br />
Smartphone sehen.<br />
Da Unitymedia zu den Anbietern gehört, die in Neuenrade<br />
über ein großes eigenes Netz verfügen, das<br />
2750 Haushalte erreichen kann, hatte die Stadt hier<br />
Chancen gesehen, im Gebiet Richtung Friedrichstal zu<br />
einem zügigen Breitbandausbau zu kommen, erläutert<br />
Bürgermeister Antonius Wiesemann bei der Projektvorstellung.<br />
Im vergangenen Dezember fand im Kulturschuppen<br />
eine Infoveranstaltung mit über 100 Interessierten<br />
statt. Unitymedia schloss zur Absicherung des<br />
Investitionsaufwandes Vorverträge ab. „40 Prozent der<br />
Haushalte sind die angestrebte Mindestzahl“, so Pressesprecherin<br />
Dr. Ritter.<br />
Bürgermeister Wiesemann freut sich, dass es für diesen<br />
Bereich Neuenrades gelungen ist, einen Breitband-<br />
Investor zu finden. „Man kann gar nicht deutlich genug<br />
sagen, wie wichtig schnelles Internet für eine Stadt ist,<br />
nicht nur für Gewerbe <strong>und</strong> Industrie, auch für die Haushalte“,<br />
so Wiesemann.<br />
Verbesserungen fürs Neuenrader<br />
Industriegebiet<br />
„Einige Bereiche liegen noch im Argen“, weiß der Bürgermeister.<br />
Probleme bereiten unter anderem die „zwei<br />
unterschiedlichen Vorwahlbereiche“ zu denen Neuenrade<br />
gehört. Es gibt die 02392 für Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade<br />
<strong>und</strong> die 02394 für Küntrop, Affeln, Altenaffeln <strong>und</strong> Blintrop.<br />
Das kann unangenehme Folgen haben, erläutert<br />
Frank Mollitor, städtischer IT-Experte: Ein „im Küntroper<br />
Industriegebiet liegendes Glasfaserkabel darf nicht fürs<br />
Neuenrader Anschlussgebiet genutzt werden“. Eine Verkabelung<br />
aus westlicher Richtung müsse her.<br />
Die ist allerdings in Sicht fürs Neuenrader Industriegebiet.<br />
Noch in diesem Jahr, so Mollitor, solle die Breitband-Erschließung<br />
kommen. Dieses Projekt wird mit<br />
B<strong>und</strong>esmitteln gefördert. Letzte Feinheiten, so Mollitor<br />
Mitte Juni, seien noch zu besprechen. Wahrscheinlich<br />
komme ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen<br />
zum Zuge.
ERSTES LEADER PROJEKT EINGEWEIHT:<br />
GENERATIONENTREFF IN ALTENAFFELN<br />
Europäische Union zahlt 65 Prozent der 150.000 Euro Investition -<br />
600 ehrenamtliche Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />
Das erste Projekt der EU-geförderten LEADER Region Neuenrade,<br />
Balve, S<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> Arnsberg ist geschafft. Am 14.<br />
Juni wurde der Generationenplatz <strong>und</strong> der Generationenraum<br />
an <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule Altenaffeln eröffnet. Mit<br />
65 Prozent förderte die EU das 150.000-Euro-Projekt. Realisiert<br />
werden konnte es, weil Altenaffelns Dorfgemeinschaft<br />
sich dafür ins Zeug legte. 600 ehrenamtlich geleistete<br />
Arbeitsst<strong>und</strong>en stehen auf dem Zettel. Und es sind<br />
eigentlich noch mehr. Denn finanziell beteiligt haben sich<br />
die Altenaffelner ebenfalls <strong>und</strong> zwar mit dem Erlös aus<br />
ihrem Dorfjubiläum <strong>2017</strong>. Auch das war deshalb ein großer<br />
Erfolg, weil sich die Altenaffelner da richtig reingehängt<br />
haben.<br />
Bei solchen Aktivitäten achtet man in Altenaffeln offensichtlich<br />
darauf, das Angenehme mit dem Nützlichen zu<br />
verbinden. So wurde zur Einweihung des Generationenplatzes<br />
das jährliche Oldtimerfest der Oldtimerfre<strong>und</strong>e<br />
genutzt. Das ist immer am Tag vor Fronleichnam. In einem<br />
Freiluftgottesdienst bekamen der Generationenplatz<br />
<strong>und</strong> der Generationenraum den kirchlichen Segen. Traditionell<br />
sorgte die Jugendkapelle aus Stockum für zünftige<br />
Musik <strong>und</strong> am Abend war Partyband-Premiere in der<br />
neuen, kleinen Arena unterm Sonnensegel. Die Formation<br />
„Nachtflug“ vom Musikverein Affeln spielte auf. „Morgens<br />
um 4 war ich Zuhause“, verriet Ortsvorsteher Andreas<br />
Wiesemann im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin.<br />
Räume mit Leben füllen<br />
Schulgarten wurde bereits generationsübergreifend<br />
gewirkt. Die Zweitklässlerinnen<br />
<strong>und</strong> Zweitklässler kümmern sich<br />
um Tomaten, Möhren, Radieschen, Sellerie<br />
<strong>und</strong> Rotkohl. Dabei werden sie<br />
von erfahrenen Altenaffelnerinnen unterstützt.<br />
Peter Marcegaglia, ein Aktiver<br />
aus dem Altenaffelner Zirkel, kümmerte<br />
sich ums Pflanzgut. „Bei den Tomaten“,<br />
berichtet er schmunzelnd, habe er<br />
eine nicht so alltägliche Sorte besorgt.<br />
Wenn Erntezeit ist, sollen die Früchte<br />
der Gartenarbeit k<strong>und</strong>ig zubereitet werden.<br />
Wann <strong>und</strong> wo das „Essen aus dem Schulgarten“ vielleicht<br />
nach alten Rezepten serviert wird, darüber müssen<br />
sich die Beteiligten noch Gedanken machen.<br />
Ab <strong>August</strong> sind erste feste Termine in den beiden Generationsräumen<br />
im Kalender vermerkt. Jeweils am 2. Donnerstag<br />
im Monat ab 15 Uhr. Welche Aktivitäten daraus<br />
entstehen, ist aktuell noch eine spannende Frage. Überhaupt<br />
gilt es, mit den neuen Möglichkeiten Erfahrungen<br />
zu sammeln. Das sagt auch Awerd Riemenschneider, der<br />
Leiter der Neuenrader Gr<strong>und</strong>schule. Beim Einweihungsfest<br />
lobte er das besondere Engagement in Altenaffeln:<br />
„Wir haben jetzt wahrscheinlich den schönsten Schulhof<br />
in der Region.“<br />
Von Uwe Tonscheidt<br />
Ihr Bestatter aus der Vier-Täler-Stadt<br />
mit der historischen Kutsche<br />
Das Einweihungsfest ist gefeiert. Platz <strong>und</strong> Räumlichkeiten<br />
sind geschaffen. Nun gilt es, sie mit Leben zu füllen.<br />
Da sind die Altenaffelner auf einem guten Weg. Im<br />
Am Untertor 3 · 58840 Plettenberg<br />
Tel.: 02391 – 10109 · Mobil: 0172 – 2714860<br />
www.ralf-koenig-bestattungen.de<br />
63
HEIMATFILM DER<br />
BESONDEREN ART<br />
Bürger halten die schönen Seiten Finnentrops in bewegten Bildern fest<br />
Text Martin Droste<br />
64<br />
Eine ganze Gemeinde wird zum Drehort <strong>und</strong> zur Kulisse<br />
eines Heimatfilms der besonderen Art. Seit Anfang<br />
Februar läuft das Projekt „Mitmachfilm“ in Finnentrop.<br />
Das gemeinsame Projekt von Gemeinde <strong>und</strong> Sparkasse<br />
Finnentrop soll einen Einblick in das Leben, Wohnen <strong>und</strong><br />
Arbeiten in der Lenne-Kommune mit ihren fast 18.000<br />
Einwohnern geben. Alle Finnentroper Bürgerinnen <strong>und</strong><br />
Bürger, Vereine <strong>und</strong> Unternehmen, aber auch Auswärtige<br />
sind aufgefordert, im wahrsten Sinne des Wortes mitzumachen.<br />
Gezeigt werden sollen die schönen Seiten der<br />
Sauerländer Natur <strong>und</strong> das große Angebot an Lebensqualität,<br />
Freizeit, Kultur <strong>und</strong> Arbeitswelt.<br />
Rönkhausen, Foto Carsten Engel<br />
Lenhausen, Foto Carsten Engel<br />
„Wir suchen uns die Rosinen raus.<br />
Der Film soll die Perlen der Gemeinde<br />
Finnentrop zeigen“, betonte<br />
Carsten Engel bei der offiziellen<br />
Vorstellung des Filmprojektes.<br />
Der Herscheider ist Geschäftsführer<br />
der Lüdenscheider Firma E-Komm<br />
IT & Kommunikation. Der Profi ist<br />
redaktionell verantwortlich <strong>und</strong><br />
setzt für spezielle Luftaufnahmen<br />
eine Hightech-Drohne ein, natürlich<br />
mit einer entsprechenden Genehmigung.<br />
Seit Anfang Februar läuft das<br />
Projekt „Mitmachfilm Gemeinde<br />
Finnentrop“. Viele Vereine haben<br />
schon kurze selbst gedrehte<br />
Videos auf der Internetseite<br />
www.mitmachfilm.de hochgeladen.<br />
Ob Osterfeuer, Karnevalsveranstaltung,<br />
Maipokal der Wasserfre<strong>und</strong>e,<br />
Basketball mit den „Black<br />
Fires“ oder ein Auftritt des Frauenchores<br />
Lenhausen: Auf der Facebook-Seite<br />
„Mitmachfilm Gemeinde<br />
Finnentrop“ wird die Kommune<br />
jetzt schon von vielen bunten Seiten<br />
gezeigt.<br />
„Wir freuen uns über mit dem<br />
Smartphone selbst gedrehte Filme<br />
von Osterbräuchen, Schützenfesten,<br />
Dorffesten, Sportveranstaltungen; eben alles, was<br />
uns <strong>und</strong> das Leben in unserer Gemeinde ausmacht“,<br />
hofft Sparkassen-Vorstand Frank Nennstiel, dass auch in<br />
den kommenden Wochen <strong>und</strong> Monaten zahlreiche Hobby-Regisseure<br />
das Leben <strong>und</strong> die Natur in der Region an<br />
Lenne, Bigge <strong>und</strong> Fretter dokumentieren.<br />
Geschenk zum 50. Geburtstag<br />
der Gemeinde<br />
Die Dreharbeiten gehen über ein Jahr <strong>und</strong> werden voraussichtlich<br />
Anfang 2018 abgeschlossen sein. Bis zum<br />
Jahresende entsteht dann aus den besten hochgelade-
nen Sequenzen ein cooler <strong>und</strong> abwechslungsreicher Trailer<br />
- sprich Imagefilm - über die Gemeinde Finnentrop.<br />
Der Werbefilm in einer Kurz- <strong>und</strong> einer Langversion soll<br />
rechtzeitig vor dem 50. Geburtstag der Kommune an<br />
der Grenze zum Märkischen Kreis im Jahr 2019 fertig<br />
sein. „Es ist ein Geschenk der Sparkasse an alle Bürgerinnen<br />
<strong>und</strong> Bürger“, erklären die Sparkassenvorstände<br />
Frank Nennstiel <strong>und</strong> Dirk Atteln. Unter allen Film-Einsendern<br />
verlost das heimische Geldinstitut zum Ende des<br />
Projektes ein I-Pad.<br />
Auch Bürgermeister Dietmar Heß wünscht sich viele<br />
Videos, damit der Film „möglichst nah dran“ an den<br />
in der Gemeinde Finnentrop lebenden Menschen <strong>und</strong><br />
„in hohem Maße authentisch“ ist. Die Filmsequenzen<br />
über die schönsten Seiten der Kommune können auf<br />
der Homepage der Gemeinde Finnentrop hochgeladen<br />
werden. Weitere Informationen <strong>und</strong> Hinweise zum Mitmachfilm<br />
sind dort unter dem Link www.finnentrop.de/<br />
mitmachfilm abrufbar. Hier finden Interessierte auch<br />
einen kurzen Beispielfilm.<br />
Kamerafahrt durch<br />
Fehrenbrachter Tunnel<br />
Datenschutz wird beachtet<br />
Eine Info zum Datenschutz: Die Mitarbeiter von Gemeinde<br />
<strong>und</strong> Sparkasse Finnentrop sowie Carsten Engel von<br />
der Lüdenscheider Firma E-Komm IT & Kommunikation<br />
können sich bei den Dreharbeiten ausweisen. Sofern bei<br />
den Dreharbeiten private Interessen berührt werden sollten,<br />
werden Filmaufnahmen im Vorfeld rechtzeitig angekündigt.<br />
Eventuell erforderliche Einverständniserklärungen<br />
werden eingeholt.<br />
Das Team des Projektes „Mitmachfilms“ setzt sich aus<br />
folgenden Personen zusammen: Carsten Engel (Geschäftsführer<br />
der Firma E-Komm IT & Kommunikation aus<br />
Lüdenscheid), Josef Wurm <strong>und</strong> Simone Rohde (Sparkasse<br />
Finnentrop), Hans-Werner Rademacher, Andrei Deutenberg<br />
<strong>und</strong> Nina Klauke (Gemeinde Finnentrop).<br />
Finnentrop, Foto Carsten Engel<br />
Profi Carsten Engel hat in<strong>zwischen</strong><br />
erste Probeaufnahmen gemacht.<br />
Auch die Hightech-Drohne war<br />
schon im Einsatz <strong>und</strong> hat beeindruckende<br />
Bilder z.B. vom Oberbecken<br />
bei Rönkhausen geliefert.<br />
Im Fehrenbrachter Tunnel durfte<br />
der Mini der Sparkasse Kameramann<br />
spielen <strong>und</strong> den Tunnel<br />
während der Durchfahrt filmen.<br />
Auch den Hobbyfilmern sind keine<br />
kreativen Grenzen gesetzt, um<br />
die Gemeinde Finnentrop mal aus<br />
ganz anderen <strong>und</strong> ungewöhnlichen<br />
Kameraperspektiven zu zeigen.<br />
Die eingereichten Filmsequenzen<br />
sollten folgenden technischen Anforderungen<br />
genügen: eine Länge<br />
von maximal 30 Sek<strong>und</strong>en, eine<br />
Auflösung mindestens in HD (1920<br />
x 1080 Pixel), Filme in Querformat<br />
mit einer ruhigen Kameraführung<br />
<strong>und</strong> bei Handyaufnahmen möglichst<br />
ohne Zoom. Mit Trikots, Aufschriften<br />
usw. sollten die Namen<br />
der abgebildeten Vereine kenntlich<br />
gemacht werden.<br />
Bei der Fahrt durch den<br />
Fehrenbrachter Tunnel sind<br />
mit dem Mini der Sparkasse<br />
Finnentrop beeindruckende<br />
Bilder gelungen. Im Einsatz<br />
waren: (von links) Andrej<br />
Deutenberg (Gemeinde),<br />
Josef Wurm (Sparkasse),<br />
Hans-Werner Rademacher<br />
(Gemeinde) <strong>und</strong><br />
Carsten Engel<br />
65
66<br />
MIT 43 NOCH MAL AUF DIE<br />
SCHULBANK<br />
Schürholz-Personalleiterin Ilona Schmidt (rechts) <strong>und</strong> Carsten Plate vom Arbeitgeberservice<br />
unterhalten sich mit Virginia Binder über ihre Erfahrungen während<br />
der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Foto: Bernhard Schlütter<br />
Virginia Binder ist 43 Jahre alt <strong>und</strong> arbeitet seit über 20<br />
Jahren bei der Firma Schürholz Stanztechnik in Plettenberg.<br />
Angefangen hat sie damals als Reinigungskraft.<br />
Jetzt ist sie frischgebackene Kauffrau für Büromanagement.<br />
Eine starke Karriere, die beispielhaft sein kann.<br />
Weiterbildung Geringqualifizierter <strong>und</strong> beschäftigter älterer<br />
Arbeitnehmer lautet der sperrige Titel eines Programms,<br />
mit dem die Agentur für Arbeit vor allem kleine<br />
<strong>und</strong> mittlere Unternehmen unterstützt, wenn sie ihren<br />
Mitarbeitern Weiterbildungen während des laufenden<br />
Arbeitsverhältnisses ermöglichen. Die Abkürzung WeGebAU<br />
ist daher auch wörtlich zu verstehen: Das Förderprogramm<br />
ebnet Wege in eine neue berufliche Zukunft.<br />
„Ich bin als junge Frau aus Rumänien nach Deutschland<br />
gekommen“, erzählt Virginia Binder. Eine Ausbildung<br />
hatte sie nicht. Um zur Versorgung der Familie mit zwei<br />
Kindern beizutragen, arbeitete sie zunächst als Reinigungskraft<br />
in der Firma Schürholz. Später wurde sie Maschinenbedienerin.<br />
Doch Virginia Binder wollte mehr <strong>und</strong> so suchte sie das<br />
Gespräch mit Personalleiterin Ilona Schmidt. „Frau Binder<br />
hat mich überzeugt, dass sie in der Lage <strong>und</strong> motiviert<br />
ist, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren“, sagt Ilona<br />
Schmidt. Die Personalleiterin suchte Rat beim Arbeitgeberservice<br />
der Agentur für Arbeit in Iserlohn. Dort informierte<br />
man sie über das WeGebAU-Programm, das<br />
wie maßgeschneidert für Virginia Binder <strong>und</strong> Schürholz<br />
Stanztechnik ist.<br />
„Zielgruppe des Programms sind geringqualifizierte Beschäftigte<br />
<strong>und</strong> Beschäftigte in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen.<br />
Gefördert werden können Personen, die von<br />
WeGebAU ebnet Virginia Binder Weg<br />
in neue berufliche Zukunft<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
ihren Arbeitgebern für die Dauer einer Qualifizierung unter<br />
Fortzahlung des Arbeitsentgelts freigestellt werden.<br />
Unter bestimmten Voraussetzungen kann dem Arbeitgeber<br />
ein Arbeitsentgeltzuschuss gewährt werden“, erklärt<br />
Agenturchefin Sandra Pawlas. Sie fügt hinzu, dass die<br />
Weiterbildung der Mitarbeiter eigentlich eine Aufgabe<br />
des Unternehmens sei. „Uns geht es aber um Prävention.<br />
Gering qualifizierte <strong>und</strong> ältere Arbeitnehmer sind eher<br />
von Arbeitslosigkeit bedroht. Durch die Weiterbildungsmaßnahmen<br />
erhöhen sich ihre Beschäftigungschancen.“<br />
Daher übernimmt die Arbeitsagentur die Kosten für die<br />
Weiterbildung <strong>und</strong> beteiligt sich am Gehalt.<br />
Zwei Jahre lang drückte Virginia Binder die Schulbank<br />
beim bfw in Lüdenscheid, war während dieser Zeit nur<br />
an zwei Tagen pro Woche im Unternehmen. „Es war am<br />
Anfang sehr schwierig, mich wieder ans Lernen zu gewöhnen“,<br />
berichtet sie. Ihre Mitauszubildenden waren<br />
größtenteils viel jünger. Zwischen 26 <strong>und</strong> 50 Jahre alt<br />
seien die Gruppenmitglieder gewesen. Mit viel Fleiß <strong>und</strong><br />
Ausdauer schaffte es Virginia Binder die Ausbildung erfolgreich<br />
zu beenden.<br />
„Dieses Beispiel sollte anderen Mut machen“, meint<br />
Carsten Plate vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur.<br />
„Es gibt in den Unternehmen noch viele Potenziale,<br />
die genutzt werden können.“ Ilona Schmidt bestätigt,<br />
dass dies eine gute Erfahrung auch für das Unternehmen<br />
sei. „Wir planen, eventuell einen weiteren Mitarbeiter<br />
über diesen Weg weiterzubilden.“<br />
Schürholz feiert 2018 100-jähriges Bestehen<br />
Schürholz Stanztechnik produziert zu 95 Prozent für den<br />
Automotivebereich. Für dieses Jahr wird ein Umsatz von<br />
76 Millionen Euro angestrebt. 2009 betrug er noch r<strong>und</strong><br />
28 Millionen Euro.<br />
Am Standort Plettenberg wird bei Schürholz an sechs Tagen<br />
pro Woche in drei Schichten produziert.<br />
Neben dem Hauptstandort Plettenberg mit 140 Mitarbeitern<br />
hat die Schürholz-Gruppe weitere Standorte in Kirchh<strong>und</strong>em,<br />
in Polen (Sroda Slaska) <strong>und</strong> China (Jiangsu).<br />
Der Gr<strong>und</strong>stein für das Unternehmen wurde 1918 mit<br />
der Gründung einer Presserei in Plettenberg gelegt. Aus<br />
dem führenden Anbieter von Unterlegscheiben <strong>und</strong> Sicherungselementen<br />
für die Schraubenindustrie <strong>und</strong> den<br />
Automobilbau entwickelte sich ein Spezialist in der Herstellung<br />
von Prägeform-, Stanz-, Stanzbiege- <strong>und</strong> Ziehteilen.
UNTERNEHMEN WETTEIFERN UM<br />
FACHKRÄFTE VON MORGEN<br />
Ausbildungsmessen in der <strong>Komplett</strong>-Region<br />
„Wir suchen Dich!“, „Dein Berufsstart in guten Händen“<br />
oder einfach „Wir bilden aus“ - die heimischen Unternehmen<br />
werben bei den Ausbildungsmessen in der Region<br />
vehement um Fachkräftenachwuchs. Es gibt weniger<br />
Bewerber als Ausbildungsstellen im Märkischen<br />
Kreis. Dementsprechend hart ist der Wettbewerb um die<br />
Fachkräfte von morgen. Ausbildungsmessen sind gern<br />
genutzte Plattformen, um sich den jungen Leuten als attraktiver<br />
Ausbildungsbetrieb zu präsentieren.<br />
In Plettenberg fand die diesjährige Ausbildungsbörse bereits<br />
im Juni statt. Mit r<strong>und</strong> 50 Industriebetrieben, Händlern,<br />
Handwerksunternehmen, Verbänden <strong>und</strong> Institutionen<br />
war das Angebot gewohnt umfassend. Von der<br />
Ausbildung in Industrie <strong>und</strong> Handwerk bis zum Verb<strong>und</strong>studium<br />
wurden die Möglichkeiten offensichtlich, die<br />
junge Erwachsene in der heimischen Region vorfinden.<br />
„Work and live here!“, lautet die plakative Aufforderung<br />
des Stadtmarketingvereins Plettenberg als Ausrichter der<br />
Ausbildungsbörse. Dieses Motto passt zu allen Ausbildungsmessen<br />
in der Region.<br />
(obs)<br />
TERMINE<br />
Ausbildungs- <strong>und</strong> Studienbörse Karriere im MK:<br />
19. September, 9 bis 18 Uhr, Grohe-Forum in Hemer,<br />
karriere-im-mk.de<br />
Ausbildungsmesse ZAK in Lüdenscheid:<br />
21. September, 8 bis 18 Uhr, Kulturhaus Lüdenscheid,<br />
ausbildungsmesse-luedenscheid.de<br />
Berufsorientierungsmesse BOM für Neuenrade<br />
<strong>und</strong> Werdohl:<br />
27. September, 9 bis 15.30 Uhr, Fest- <strong>und</strong><br />
Schulzentrum Riesei in Werdohl, bom-mk.de<br />
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67
DIE ECHTE HÖLLE KOMMT SPÄTER<br />
Vier Sauerländer fahren das Radrennen Race across America 2019 Von Wolfgang Teipel<br />
Zwei Herscheider, ein Plettenberger <strong>und</strong> ein Mann aus<br />
Meinerzhagen haben einen Traum. Sie wollen 2019 an<br />
der „Race across America“ (RAAM) teilnehmen. Eine Ultra-Herausforderung:<br />
Das Radrennen führt über r<strong>und</strong><br />
4800 Kilometer von der West- zur Ostküste. Die Fahrer<br />
überwinden dabei 55.000 Höhenmeter, klettern über<br />
3000-Meter-Pässe in den Rocky Mountains <strong>und</strong> quälen<br />
sich durch die Höllenhitze der Mojave-Wüste.<br />
Stimmungsmacher im RAAM-Radsportteam MK 2019 ist<br />
der Herscheider Triathlet Markus Gärtner. Er hat immer<br />
einen Scherz auf den Lippen. „Ich sehe die anspannten<br />
Gesichter – bei der Presse“, witzelte er kurz vor der<br />
jüngsten Belastungsprobe. Dabei hatten er sowie <strong>Juli</strong>an<br />
Becker (Herscheid), Sven Dunker (Plettenberg) <strong>und</strong> Milivoje<br />
Nilovic (Meinerzhagen) selbst Gr<strong>und</strong> genug, angespannt<br />
zu sein. Vor den vier Radsportlern lag schließlich<br />
eine Tour nonstop von Herscheid bis Bad Liebenwerda im<br />
Kreis Elbe-Elster, dem Partnerkreis des Märkischen Kreises,<br />
<strong>und</strong> wieder zurück.<br />
Pfingstausflug über 110 Kilometer<br />
Das Fazit: R<strong>und</strong> 1100 Kilometer in 33 St<strong>und</strong>en – das<br />
RAAM Team MK 2019 hat seine Simulationsfahrt als Vorbereitung<br />
auf die USA-Strapaze erfolgreich beendet.<br />
Simulation von Teamfähigkeit, Logistik, Rollenverteilung<br />
im Betreuerteam <strong>und</strong> natürlich ein erster großer<br />
Ausdauertest für die Radsportler waren vorrangige Ziele<br />
dieser ersten Testfahrt. Ganz nebenbei warb das Team<br />
im brandenburgischen Partnerkreis auch für die Burg<br />
Altena, den Radtourismus<br />
im Sauerland <strong>und</strong><br />
für weitere Sponsoren<br />
für ihren ganz speziellen<br />
Traum: die Teilnahme am<br />
legendären Radrennen<br />
durch Amerika.<br />
Mit im Team beim außergewöhnlichen<br />
Pfingstausflug:<br />
Koordinator<br />
Frank Lachnitt aus Plettenberg,<br />
Physiotherapeut<br />
Volker Stuberg aus Kierspe,<br />
Chefnavigator Alexander<br />
Fink aus Frankfurt,<br />
Ralf Vogler aus Herscheid<br />
<strong>und</strong> Medienspezialist<br />
Jannik Fischbach aus Olpe.<br />
Nach dem Start in Herscheid stiegen drei Radfahrer in<br />
Plettenberg in den Teambus um. <strong>Juli</strong>an Becker übernahm<br />
die erste Schicht, gefolgt <strong>und</strong> vom Verkehr abgeschirmt<br />
von dem Followcar. Etwa alle 30 Kilometer wechselten<br />
sich die Fahrer ab.<br />
Bei trockenem Wetter klappte die 530 Kilometer lange<br />
Hinfahrt durch die Nacht bis auf kleine Radreparaturen<br />
reibungslos. „Die Nonstop-Fahrt in den Landkreis<br />
Elbe-Elster war für uns eine wichtige Erfahrung. Wir haben<br />
bei dieser Simulation unter anderem verschiedene<br />
Räder testen können <strong>und</strong> unterschiedliche Streckenprofile<br />
bewältigt. Alles lief wie am Schnürchen, so dass wir<br />
nach 16 St<strong>und</strong>en Dauerfahrt bereits um 9 Uhr zum Frühstück<br />
in Bad Liebenwerda eingetroffen sind“, berichtet<br />
Frank Lachnitt. Während sich die Radler eine Pause gönnten,<br />
kümmerte sich die Crew bereits um die Logistik der<br />
Heimfahrt. Und das Zweirad-Center Schicketanz leistete<br />
unbürokratische Reparaturhilfe.<br />
Botschafter des Märkischen Kreises<br />
Mittags wurde der Tross von Christian Heinrich-Jaschinski,<br />
Landrat des Elbe-Elsterkreises, auf dem Marktplatz<br />
von Bad Liebenwerda begrüßt. Dann ging es ganz entspannt<br />
weiter zu einer Radwanderung mit etwa 60<br />
Freizeitradlern <strong>und</strong> den Bürgermeistern der Städte Bad<br />
Liebenwerda, Uebigau-Wahrenbrück <strong>und</strong> Mühlberg,<br />
Thomas Richter, Andreas Claus <strong>und</strong> Hannelore Brendel<br />
zu Sehenswürdigkeiten des Landkreises Elbe-Elster.<br />
68
Ausgangs- <strong>und</strong> Endpunkt war die Stadt Bad Liebenwerda.<br />
Auf dem Marktplatz in Bad Liebenwerda <strong>und</strong> an den<br />
anderen Zwischenstationen im Landkreis mussten die<br />
Radler aus dem Märkischen Kreis dann immer wieder<br />
von ihrem ehrgeizigen Vorhaben erzählen. „Bad Liebenwerda<br />
hat uns einen warmen Empfang bereitet. Wir haben<br />
uns als Botschafter der Märkischen Kreises so richtig<br />
wohl gefühlt“, erinnert sich Frank Lachnitt.<br />
Am Sonntagmorgen machten sich die Märker wieder auf<br />
den Heimweg. Die Bedingungen waren schwierig. Strömender<br />
Regen wirkte teilweise wie Schmierseife auf<br />
den Straßen. Bei einem Sturz in einer Kurve zog sich<br />
Sven Dunker einige schmerzhafte Blessuren zu, konnte<br />
aber später weiterfahren. Als kleine Schikane erwiesen<br />
sich auch die Steigungen insbesondere auf den letzten<br />
150 Kilometern. Dennoch blieb die Stimmung gut. „Unsere<br />
Fahrer haben gute Beine“, lobt Lachnitt. Um 1.10<br />
Uhr in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag<br />
kamen die Sportler wieder in Herscheid an. Bergauf <strong>und</strong><br />
bergab mit einem St<strong>und</strong>enmittel von 33,3 km/h.<br />
Lässt sich das wiederholen? Auf die Distanz des Race<br />
across America wären die Fahrer samt Tross bei diesem<br />
Tempo nach gut sechs Tagen am Ziel. Erlaubt sind für<br />
Teams neun Tage <strong>und</strong> fünf St<strong>und</strong>en. „Wir werden sicher<br />
nicht die volle Zeit brauchen“, ist Frank Lachnitt zuversichtlich.<br />
„Das Team aus Begleitern <strong>und</strong> Fahrern funktioniert.<br />
Das hat die Simulation gezeigt.“ Jetzt müssen<br />
die Fahrer ihre Top-Form konservieren. Darum wird<br />
sich Oberarzt Dr. Ulrich Schneider von der sportmedizinischen<br />
Abteilung des Klinikums Hellersen kümmern.<br />
Für die gute Laune wird aber weiter Markus Gärtner zuständig<br />
sein.<br />
Geld für die Palliativstation<br />
„Race Across America“ ist nicht nur ein hochklassiges<br />
Sportevent. Es dient auch wohltätigen Zwecken. Deshalb<br />
möchte das Team mindestens zehn Prozent des<br />
Erlöses aus Sponsorengeldern <strong>und</strong> Werbeeinnahmen<br />
an den Förderverein Palliativstation des Klinikums Lüdenscheid<br />
spenden.<br />
„Alles, was nach dem Rennen 2019 noch an Geldern<br />
übrig ist, fließt eins zu eins an die Palliativstation der<br />
Märkischen Kliniken in Lüdenscheid“, sagt Teamkoordinator<br />
Frank Lachnitt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat MK-<br />
Landrat Thomas Gemke auch die Schirmherrschaft für<br />
dieses Projekt übernommen.<br />
Max Otte lädt ein zum<br />
Spaziergang nach Berlin<br />
in 8 Etappen vom 08. – 18. <strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />
DIE EINZELETAPPEN:<br />
Di 08.08. Rhön<br />
Mi 09.08. Taunus<br />
Do 10.08 Ruhetag<br />
Fr 11.08. Bergisches Land<br />
Sa 12.08. Sauerland<br />
So 13.08. Teutoburger Wald<br />
Mo 14.08 Ruhetag<br />
Di 15.08. Harz<br />
Mi 16.08. Harz<br />
Do 17.08. Umland von Schwerin<br />
Fr 18.08. Abschlussveranstaltung<br />
(in Potsdam oder Berlin)<br />
Wollen Sie ein Zeichen setzen für die freiheitlich-demokratische<br />
Gr<strong>und</strong>ordnung? Für die Soziale Marktwirtschaft? Für<br />
Bürgersinn? Für Frieden in Europa? Dann wandern Sie doch<br />
mit mir <strong>und</strong> meinen Mitstreitern nach Berlin!<br />
In acht Etappen geht es im <strong>August</strong> von der Rhön bis nach<br />
Potsdam bzw. Berlin, wo unsere Abschlussveranstaltung<br />
stattfinden wird. Die Tagesetappen hängen nicht zusammen.<br />
Gerne können Sie auch an einzelnen Tagen mitwandern.<br />
Am 12. <strong>August</strong> wandern wir durch das schöne Sauerland. Am<br />
Abend machen wir Halt in Plettenberg-Ohle, wo der Ökonom<br />
Dr. Ulrich Horstmann einen Vortrag halten wird. Ich würde<br />
mich sehr freuen, auch Sie als Teilnehmer begrüßen zu dürfen.<br />
Herzlichst, Ihr<br />
Max Otte<br />
Anmeldung bitte unter: www.spaziergang-nach-berlin.de<br />
69
EXKURSION IN DIE<br />
von Martin Büdenbender<br />
GESCHICHTE HERSCHEIDS<br />
Birgit Hüttebräucker ist Archivarin der Kirchengemeinde <strong>und</strong> engagiert<br />
im Heimatmuseum Spieker<br />
Wenn Birgit Hüttebräucker in einem der alten Kirchenbücher<br />
des Archivs der Kirchengemeinde Herscheid blättert,<br />
rinnen Jahrzehnte wie Sek<strong>und</strong>en durch ihre Hände.<br />
Man glaubt, Geschichte regelrecht riechen zu können.<br />
Die Herscheiderin liebt es, so in die Vergangenheit eintauchen<br />
zu können. Sie weist auf eine Jahreszahl. „Anno<br />
1748 getauft“ steht dort in kunstvoller Schrift geschrieben.<br />
Behutsam greift sie nach dem Fragment einer alten<br />
Urk<strong>und</strong>e über Liegenschaftsangelegenheiten der Kirchengemeinde.<br />
Es ist das älteste Archiv-Dokument. Es<br />
stammt aus dem Jahr 1372.<br />
ken stapeln sich Kartons <strong>und</strong> reihen sich Aktenordner<br />
aneinander. Das kennt man so aus vielen Verwaltungsbüros.<br />
Erst wenn man genauer hinschaut, fällt auf, dass<br />
hier nicht die Akten der letzten Jahre oder Jahrzehnte,<br />
sondern von vielen Jahrh<strong>und</strong>erten eingeordnet stehen.<br />
Wahre Schätze sind in h<strong>und</strong>ert Schatullen nach Sachgebieten<br />
gegliedert <strong>und</strong> werden chronologisch geordnet<br />
säuberlich aufbewahrt. Ganz unten im Schrank versteckt<br />
sich eine Reihe besonders alter Kirchenbücher. Sie sind<br />
in brüchigem Leder eingeb<strong>und</strong>en. Birgit Hüttebräucker<br />
greift sich einen dieser alten Bände <strong>und</strong> schlägt ihn auf.<br />
Birgit Hüttebräucker ist seit zwei Jahren ehrenamtliche<br />
Archivarin der Kirchengemeinde Herscheid.<br />
Die alten Dokumente schlummern im Martin-Luther-<br />
Haus, das sich unweit der Apostelkirche befindet. Den<br />
Lesern des <strong>Komplett</strong>-Magazin gewährt sie einen Blick<br />
in das Archiv:<br />
Zunächst ist der Raum, in den Birgit Hüttebräucker ihre<br />
Gäste führt, von eher unauffälliger Sachlichkeit. Ein Tisch<br />
mit Stühlen stehen vor dem Fenster <strong>und</strong> an den Wänden<br />
schlichte Büroschränke. Auch als sie die Schranktüren<br />
öffnet, ist der Anblick eher ernüchternd. Vom Archiv<br />
einer so alten Kirche (die Apostelkirche wurde urk<strong>und</strong>lich<br />
erstmals 904 in einer Schenkungsurk<strong>und</strong>e als Herisceithe<br />
erwähnt) erwartet man anderes. In den Schrän-<br />
Er enthält überwiegend alte Rechnungen der Kirchengemeinde.<br />
Alle sind mit schöner Handschrift verfasst <strong>und</strong><br />
viele mit einem Siegel oder mit kunstvollen Formularköpfen<br />
versehen. Das Papier der meisten Dokumente ist<br />
schon vergilbt <strong>und</strong> die Schrift teils bis zur Unleserlichkeit<br />
verblichen. Über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte geben Rechnungen<br />
<strong>und</strong> Zahlungsanweisungen einen Einblick in die<br />
handwerklichen Tätigkeiten der Bürger in der Gemeinde.<br />
Die alten Aufzeichnungen verraten, wer einst als Bäcker,<br />
Schneider, Schuster, Schreiner oder gar Schmied in Herscheid<br />
tätig war. Arzt- <strong>und</strong> Apothekenrechnungen geben<br />
Auskunft über medizinische Betreuung der Bürger im 19.<br />
Jahrh<strong>und</strong>ert. Um die Inhalte dieser wertvollen Archivarien<br />
zu erhalten, hat die Herscheiderin 2007 damit be-<br />
70
gonnen, die alten Bücher abzuschreiben <strong>und</strong> digital zu<br />
erfassen, - eine Mammutaufgabe.<br />
Mit der Ahnenforschung fing alles an<br />
„Je mehr man in der Vergangenheit gräbt, desto mehr<br />
erfährt man über die Geschichte Herscheids“, erklärt Birgit<br />
Hüttebräucker. Schon als Jugendliche hatte sie sich für<br />
Historisches interessiert <strong>und</strong> mit 17 Jahren begonnen,<br />
Ahnenforschung zu betreiben. „Damals wusste ich noch<br />
nicht, dass man sich, wenn man einmal mit diesem Virus<br />
infiziert ist, über viele Jahre damit beschäftigt. Nachdem<br />
ich zu Beginn meiner Nachforschungen noch alle<br />
Familiendaten auf Papier festgehalten habe, folgte mit<br />
Einzug des Computers die Eingabe der Informationen in<br />
ein Genealogieprogramm. Ganz automatisch weitet sich<br />
dieses Hobby mit der Zeit aus, denn man möchte mehr<br />
über die Vorfahren erfahren <strong>und</strong> nicht nur die Lebensdaten<br />
sammeln.“ Und das, was sie auf diesen Wegen über<br />
das Leben ihrer Vorfahren zu erfuhr, machte sie nur noch<br />
Führungen durch den Spieker<br />
neugieriger. Sie suchte in Archiven <strong>und</strong> mit der Zeit lernte<br />
sie alte Handschriften zu lesen. Seit 2003 betreibt sie<br />
eine Internet-Seite (huettebraeucker-genealogie) <strong>und</strong><br />
teilt dort mit, was sie bei ihren Forschungen in Erfahrungen<br />
bringen konnte, etwa die Ergebnisse der Familienforschung<br />
Raika aus Gelsenkirchen-Buer <strong>und</strong> der Familie<br />
Raikowski, Kreis Stuhm im ehemaligen Westpreussen,<br />
aber auch alte Einwohnerverzeichnisse von Herscheid,<br />
oder Erklärungen zu verschiedenen Familiennamen, ein<br />
Ortsregister, ein Verzeichnis der Gefallenen aus Herscheid<br />
oder auch alte Sagen <strong>und</strong> Berichte. Fotos r<strong>und</strong> um Herscheid<br />
aus Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart ergänzen <strong>und</strong><br />
illustrieren die vielen Zahlen <strong>und</strong> Fakten.<br />
So gesehen ist es keine Überraschung, dass sich Birgit<br />
Hüttebräucker auch für den Geschichts- <strong>und</strong> Heimatverein<br />
ihrer Gemeinde engagiert. Seit vielen Jahren gehört<br />
sie zum Team der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den<br />
300 Jahre alten Spieker leiten. Der ist nicht nur das Wahrzeichen,<br />
sondern auch das Heimatmuseum der Ebbegemeinde.<br />
Im Trauzimmer des Spiekers sind übrigens auch<br />
Trauungen möglich. An den Besuchstagen führt Birgit<br />
Hüttebräucker Gäste aus nah <strong>und</strong> fern durch die kleinen<br />
Räume des Fachwerkhauses <strong>und</strong> weiß zu fast jedem der<br />
dort ausgestellten, historischen Gegenstände eine Geschichte<br />
zu erzählen.<br />
Seit einigen Jahren präsentiert sie zudem auf der Homepage<br />
des Geschichts- <strong>und</strong> Heimatvereins Herscheid<br />
(http://www.cms.ghv-herscheid.de/) <strong>und</strong> in der lokalen<br />
Presse das „Exponat des Monats“. Mal ist es der<br />
Bowle-Topf, den der Lehrer <strong>und</strong> Chorleiter Friedrich Wilhelm<br />
Egon Brünger 1911 von seinen Sangesbrüdern zur<br />
Hochzeit geschenkt bekam, oder die Kindernähmaschine<br />
der Firma Carl Sieper aus dem Jahr 1910. Ein anderes<br />
Mal sind es die Holz-Skier mit den prägnanten Namen<br />
„Sausewind“ <strong>und</strong> „Ebbe Ski“, selbstverständlich „Made<br />
in Herscheid“, oder das Confirmations-Attest aus dem<br />
Jahr 1868, das die Konfirmation des damals 14jährigen<br />
Theodor Kaufmann aus Marlin bescheinigt.<br />
Ein Besuch des Spiekers, so klein er auch ist, lohnt sich<br />
also. Er birgt in seinen kleinen Räumen <strong>und</strong> Stuben eine<br />
Fülle an Ausstellungsstücken <strong>und</strong> damit auch noch reichlich<br />
Material für viele weitere Folgen des Exponats des<br />
Monats.<br />
71
AUCH PFERDEKUTSCHER<br />
BRAUCHEN EINEN<br />
FÜHRERSCHEIN<br />
Von Iris Kannenberg<br />
Alexander Zuchowski unterrichtet auf<br />
dem Wellin angehende Kutschfahrer<br />
72<br />
Den Herscheider Alexander Zuchowski habe ich auf einer<br />
Pferdemesse kennengelernt. Als Veranstalterin <strong>und</strong> passionierte<br />
Reiterin durfte ich auf seiner Sportkutsche mitfahren.<br />
Nie werde ich das vergessen, fast nichts in meinem<br />
Leben hat mir so viel Spaß gemacht. Wie im Flug<br />
ging es um kleine Kegel herum, die Fliehkraft drückte<br />
mich auf den Boden, das Adrenalin schoss in meine<br />
Adern <strong>und</strong> man sagte mir hinterher, ich hätte ununterbrochen<br />
über beide Wangen hinweg gegrinst <strong>und</strong> dabei<br />
auch noch laut gelacht vor Freude. Am darauffolgenden<br />
Tag hatte ich allerdings einen Muskelkater, der<br />
sich gewaschen hatte. Tat richtig weh. Seitdem überlege<br />
ich ernsthaft, vom Rücken der Pferde auf den Kutschbock<br />
zu wechseln, so viel Spaß hat mir dieses Abenteuer<br />
gemacht.<br />
Im Verlauf unserer <strong>Komplett</strong>-Reihe über die Reitställe<br />
r<strong>und</strong> um Plettenberg herum fiel mir Alexander dann<br />
auch zuerst wieder ein. Eine gute Gelegenheit, mal<br />
nachzuschauen, was er <strong>und</strong> seine beiden Haflinger-Pferde<br />
so machen. Alexander ist immer begeistert, wenn es<br />
darum geht, etwas Positives über seinen Sport zu berichten<br />
<strong>und</strong> sagte sofort einem Interview zu. Einige Wochen<br />
später treffen wir uns in seinem Stall auf dem Herscheider<br />
Wellin.<br />
Den betreibt er zusammen mit der Familie Oversohl, die<br />
sich hauptsächlich dem Reiten verschrieben hat <strong>und</strong> dort<br />
eine Anlage aufgebaut hat, die sich sehen lassen kann.<br />
Als ich im dort ankomme, ist gerade eine Fahrprüfung<br />
im vollen Gange. Eine Schülergruppe macht ihr Fahrabzeichen.<br />
Das ist der Führerschein für Kutschen, den der<br />
Gesetzgeber jetzt von jedem fordert, der auf öffentlichen<br />
Straßen mit seiner Kutsche unterwegs sein will. Aufge-
egte Schüler im Alter von 17 bis 50 Jahren stehen mit<br />
einer nicht minder aufgeregten Jury um die Kutsche von<br />
Alexander herum. Alle schaffen es, den Prüfern ohne<br />
nennenswerte Fehler zu erklären, was man beachten<br />
muss, um ein Gespann fahrfertig zu machen.<br />
Die Haflinger von Alexander lassen dies derweil lammfromm<br />
über sich ergehen <strong>und</strong> sind im Gegensatz zu den<br />
anwesenden Erwachsenen endgechillt. Normalerweise<br />
eher ganz leger in Reitklamotten unterwegs, hat sich<br />
Alexander heute als Prüfer in Schale geschmissen. Er<br />
trägt Anzug <strong>und</strong> Krawatte plus Hut. Ich muss zweimal<br />
hinschauen, ehe ich ihn erkenne. Steht ihm, ganz ohne<br />
Frage. Um mir einen Eindruck zu vermitteln, was hier<br />
gerade läuft, setzt er mich zusammen mit den ersten<br />
Prüflingen, die die Theorie bestanden haben, zur Praxisprüfung<br />
auf eine Kutsche mit zwei gewaltigen Kaltblütern,<br />
zwei Mädchen, wie ich erfahren darf, <strong>und</strong> ebenfalls<br />
lammfromm. Dazu sind sie so stark, dass sie ohne<br />
Probleme sechs Personen plus Kutsche ziehen können.<br />
Ich merke den Prüflingen die Anspannung an. Jetzt auch<br />
noch mit der Presse im Schlepptau. Das kann ja was werden.<br />
Aber sie sind eben Reiter <strong>und</strong> von daher ziemlich<br />
cool <strong>und</strong> so einiges gewöhnt. Wer auf ein Pferd steigt,<br />
der hat ja wohl keine Angst vor einer kleinen Kamera.<br />
Ich bin ziemlich schnell Teil des Teams, zittere mit den<br />
Prüflingen mit <strong>und</strong> bin sehr erleichtert, dass alle es so<br />
gut drauf haben <strong>und</strong> diesen Teil der Prüfung mit Bravour<br />
bestehen. Und ich darf auf der Kutsche mitfahren.<br />
Ein Traum.<br />
Zurück auf dem Hof, ist die theoretische Prüfung für alle<br />
gelaufen. Mittagspause ist angesagt. Ich spreche mit Mareike<br />
Oversohl, die <strong>zwischen</strong> den Pferden herumwuselt.<br />
Vor gefühlten 100 Jahren habe ich mein in<strong>zwischen</strong> leider<br />
verstorbenes Pferd bei ihr gekauft. Das verbindet.<br />
Sie ist Niederländerin <strong>und</strong> hat zum Glück ihren sympathischen<br />
Akzent nie verloren. Stolz zeigt sie mir gemeinsam<br />
mit Alexander die Anlage, die ich kaum wiedererkenne.<br />
Aus einem einfachen Platz mit Stall ist eine Reitanlage<br />
geworden, die mit einem Reit- <strong>und</strong> Fahrplatz, einer großen<br />
Halle <strong>und</strong> zwei Ställen mit Paddocks hohen reiterlichen<br />
Standards mehr als Genüge tut. Alexander holt<br />
seine beiden Haflinger, die mittlerweile ausgespannt in<br />
ihren Boxen stehen, noch einmal heraus <strong>und</strong> es entstehen<br />
Fotos, die unzweifelhaft beweisen, dass die drei<br />
eine echte Herzensbeziehung zueinander haben.<br />
Dann gehen die Schüler zum Essen <strong>und</strong> Alexander mit<br />
mir in seinen Laden. Der ist Teil seines Einfamilien-Hauses,<br />
das gleich um die Ecke des Stalles liegt. Er hat sich<br />
hier mit seiner Familie ein echtes Paradies erschaffen.<br />
INTERVIEW<br />
„Kutsche fahren ist fast wie fliegen!“<br />
Alexander, ich bin echt neugierig. Nach dem, was ich<br />
heute hier erleben durfte ganz besonders. Wie lange<br />
bist Du denn schon hier auf dem Wellin mit Deinen<br />
Pferden?<br />
Wir waren früher auf der Rosmart bei dem Onkel meiner<br />
Frau. Aber ich hatte hier oben auch schon als Kind immer<br />
Pferde. Ich komme ja von hier. Während meines Studiums<br />
habe ich die Pferde aber abgegeben. Über meine<br />
Frau bin ich dann wieder ans Pferd gekommen. Einmal<br />
Pferdenarr immer Pferdenarr, dieses Sprichwort hat sich<br />
bei mir original bewahrheitet. Seit 2012 waren wir dann<br />
auch wieder hier auf dem Wellin.<br />
Und das Gespann habt ihr dann auch erst seit 2012?<br />
Nein, das haben wir schon deutlich länger. Seit 2007.<br />
Seitdem fährst Du auch Kutsche?<br />
Ja, ich bin früher immer so ein bisschen bauernmäßig<br />
gefahren, Freestyle eben. Und hab dann gesagt, ich<br />
möchte das eigentlich mal richtig lernen. Und habe dann<br />
so einen Fahrkurs gemacht, wie Du ihn heute hier auch<br />
gesehen hast. Dadurch habe ich soviel Spaß daran bekommen,<br />
dass ich meinen Trainerschein gemacht habe,<br />
alle gängigen Fahrabzeichen dazu <strong>und</strong> die Befähigung<br />
erlangt habe, andere auszubilden. Darüber hinaus bin<br />
ich Richter bei Turnieren. Dann ist auch noch der Laden<br />
dazu gekommen, in dem wir Helme verkaufen <strong>und</strong> Geschirre<br />
<strong>und</strong> überhaupt alles, was mit dem Kutsche fahren<br />
zu tun hat. Wir beraten auch Leute, die sich dafür interessieren,<br />
welche Kutsche <strong>und</strong> was für ein Pferd geeignet<br />
ist, wie das mit der Fahrsicherheit aussieht <strong>und</strong> mit<br />
dem entsprechenden Unterricht.<br />
Du hast hier ja eine offizielle Fahrschule?<br />
Genau, das ist hier eine Pferdefahrschule mit Fahrsportbedarf.<br />
73
Was kann man hier genau machen?<br />
Man kann hier alle Abzeichen der reiterlichen Vereinigung<br />
(FN) erwerben, man kann alle Fahrabzeichen (FA)<br />
machen. Das fängt an mit dem FA 5, das ist das Einsteigerabzeichen<br />
für das Fahren im Straßenverkehr. Aber wir<br />
bieten auch Dressurabzeichen an. Also die höheren Abzeichen<br />
im zweispännigen Bereich.<br />
Was haben wir damals auf der Pferdemesse eigentlich<br />
gemacht?<br />
Das nennt sich Kegelfahren, das ist Teil des Dressurabzeichens.<br />
Da muss eine Dressur gefahren werden, also<br />
es müssen Aufgaben erfüllt werden, wie beim Dressurreiten<br />
auch. Dazu wird ein Kegel-Parcours gefahren. Das<br />
ist dann richtiges Sportfahren. Sehr rasant. Fast wie fliegen.<br />
Das hat mit gemütlich durch die Landschaft fahren<br />
nichts mehr zu tun. Die Pferde werden dafür ganz speziell<br />
ausgebildet. Und das sind dann richtige Sportpferde.<br />
Und das ist richtig anstrengend.<br />
Ja, das kann man wohl sagen. Das geht absolut in die<br />
Arme <strong>und</strong> in den Oberkörper. Wenn Du hinten drauf mitfährst<br />
<strong>und</strong> für das Gleichgewicht der Kutsche zuständig<br />
bist, geht das auch enorm auf die Beine. Ganzkörper-<br />
Leistungssport. Ganz ohne Frage. Sportfahren ist ähnlich<br />
wie das Training auf einer Vibrationsplatte im Fitnessstudio.<br />
Da werden alle Muskeln benötigt.<br />
Das Schöne am Sport-Fahren ist, dass es ein Teamsport<br />
ist. Du hast ja immer Beifahrer dabei. Und Du kannst<br />
natürlich auch einfach mal mit der Familie gemütlich<br />
durchs Gelände zockeln.<br />
wir alle gemeinsam schon so etwas wie ein Dreamteam.<br />
Wie ist das, wenn ich in diesen Sport einsteigen möchte?<br />
Bietet ihr da Unterricht an, so wie andere Schulen<br />
den normalen Reitunterricht?<br />
Wir bieten nach Absprache am Wochenende Unterricht<br />
an. Wir bieten auch Turniervorbereitungen an <strong>und</strong> begleiten<br />
zu Turnieren. Im Herbst haben wir immer das<br />
große Fahrturnier am Wellin, bei dem viele unserer Schüler<br />
erste Turniererfahrungen sammeln können. Ich fahre<br />
auch als Trainer in die entsprechenden Ställe. Auf Anfrage.<br />
Wenn es mehrere Schüler sind, denn sonst lohnt es<br />
sich für uns nicht, der Aufwand ist dann zu groß. Aber<br />
wir kommen gern auch direkt zum K<strong>und</strong>en. Das ist kein<br />
Problem. Man kann immer zu uns kommen, um zum<br />
Beispiel sein Fahrtraining zu intensivieren. Man muss nur<br />
seine Pferde mitbringen. Kutschen haben wir vor Ort.<br />
Wir sind Verfechter einer soliden Ausbildung. Sicherheit<br />
wird bei uns groß geschrieben, einfach um Unfälle so<br />
weit es geht zu vermeiden. Dazu kommt: Ich bin geborener<br />
Herscheider <strong>und</strong> lebe seit 42 Jahren hier oben<br />
am Wellin. Ich bin Sauerländer durch <strong>und</strong> durch <strong>und</strong> mit<br />
meinem ganzen Herzen. Wir machen daher gerne mit<br />
unserem Sport auch Werbung für das Sauerland ganz<br />
allgemein. Das Gelände hier ist einmalig. Zum Kutschfahren<br />
wie zum Reiten. Wir lieben das Sauerland <strong>und</strong><br />
seine Möglichkeiten, die es Pferdefre<strong>und</strong>en bietet, <strong>und</strong><br />
fühlen uns da manchmal ein bisschen wie Pioniere <strong>und</strong><br />
Botschafter der ersten St<strong>und</strong>e, die touristisch einen Weg<br />
für andere bereiten.<br />
Reitest Du auch noch?<br />
Nach einem schweren Reitunfall sitze ich ehrlich gesagt<br />
lieber auf dem Kutschbock. Reiten ist einfach nicht so<br />
mein Ding. Nichtsdestotrotz liebe ich Pferde <strong>und</strong> alles,<br />
was mit ihnen zu tun hat. Der Fahrsport ist eine gleichwertige<br />
Alternative zum Reiten <strong>und</strong> macht den Umgang<br />
mit dem Pferd in ähnlicher Weise möglich.<br />
Nach welchen Kriterien hast Du Deine Haflinger ausgesucht?<br />
Nun, als erstes müssen einem die Pferde einfach gefallen.<br />
Meine Frau <strong>und</strong> ich mögen beide diese robusten Haflinger-Typen.<br />
Arino war unser erstes Pferd. Asterix haben<br />
wir zweijährig in Arnsberg gekauft <strong>und</strong> beide über Jahre<br />
ausgebildet. Selbst <strong>und</strong> mit der Unterstützung von kompetenten<br />
Trainern. Dazu sind wir wirklich überall hingefahren.<br />
Es hat sich gelohnt, wie Du selber erfahren durftest.<br />
Die beiden sind wirklich eine Bank vor der Kutsche <strong>und</strong><br />
Ich kann nur jedem begeisterten Kutschfahrer sagen:<br />
Hier bei uns gibt es Möglichkeiten <strong>und</strong> dazu eine landschaftliche<br />
Schönheit, die weit über das hinausgehen,<br />
was man sich gemeinhin so vorstellen kann. Wer es ausprobieren<br />
will, ist herzlich bei uns willkommen. Es lohnt<br />
sich, ganz sicher.<br />
74
FÜR <strong>DAS</strong> WOHL DER KINDER<br />
P-Weg-Erlös geht ans Märkische Kinderschutz-Zentrum<br />
Von Bernhard Schlütter<br />
Der P-Weg-Marathon ist die b<strong>und</strong>esweit bekannte Sportgroßveranstaltung<br />
in Plettenberg. Die Vier-Täler-Stadt<br />
steht in diesem Jahr vom 8. bis zum 10. September wieder<br />
ganz im P-Zeichen. Insgesamt r<strong>und</strong> 2000 Sportlerinnen<br />
<strong>und</strong> Sportler gehen auf die Wander-, Walking-, Lauf<strong>und</strong><br />
Mountainbikestrecken r<strong>und</strong> um Plettenberg. Hinzu<br />
kommen noch mal einige h<strong>und</strong>ert Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
beim Kids Race <strong>und</strong> Fun Night Run am Freitag. Seinen<br />
besonderen Charakter erhält das P-Weg-Marathonwochenende<br />
dadurch, dass es komplett ehrenamtlich<br />
organisiert wird. Ebenfalls über 2000 Helferinnen <strong>und</strong><br />
Helfer unterstützen das P-Weg-Team bei der Durchführung.<br />
Der durch Sponsoren, Startgeld <strong>und</strong> Standgeld erwirtschaftete<br />
Überschuss wird traditionell für einen sozialen<br />
Zweck gespendet. Begünstigter in diesem Jahr ist<br />
MIKI, der Förderverein des Märkischen Kinderschutz-Zentrums.<br />
Das Märkische Kinderschutz-Zentrum am Klinikum Lüdenscheid<br />
ist seit 25 Jahren die Fachstelle r<strong>und</strong> um das<br />
Thema Kindeswohlgefährdung in der Region <strong>und</strong> unterstützt<br />
Kinder <strong>und</strong> Jugendliche bei der Aufarbeitung von<br />
herausfordernden Situationen. Es begleitet Mütter <strong>und</strong><br />
Väter in Überforderungssituationen <strong>und</strong> entwickelt mit<br />
ihnen geeignete Wege zum Wohle ihrer Kinder.<br />
Als Beratungsstelle ist es Teil der Märkischen Kliniken<br />
<strong>und</strong> damit gelebtes Praxisbeispiel für die Vernetzung von<br />
Jugendhilfe <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen. Das Kinderschutz-<br />
Zentrum nutzt seine b<strong>und</strong>esweiten Kontakte zur fachlichen<br />
Bereicherung der Region <strong>und</strong> prägt dadurch den<br />
interdisziplinären Dialog <strong>und</strong> die Weiterentwicklung von<br />
konzeptionellen Standards <strong>und</strong> Haltungen im südlichen<br />
Märkischen Kreis. Es engagiert sich in den unterschiedlichen<br />
Netzwerken von Jugendhilfe, Schule, Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />
Polizei <strong>und</strong> Justiz, damit interdisziplinäre<br />
Kooperation gelingen kann <strong>und</strong> passgenaue Hilfe dort<br />
ankommt, wo sie gebraucht wird.<br />
Seit nunmehr 23 Jahren hat sich der Förderverein MIKI<br />
zum Ziel gesetzt, das Kindeswohl von misshandelten <strong>und</strong><br />
vernachlässigten Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen prophylaktisch<br />
<strong>und</strong> therapeutisch durch die jährliche Finanzierung<br />
einer Stelle zu unterstützen <strong>und</strong> damit zum Fortbestehen<br />
dieses Kinderschutz-Zentrums beizutragen. „Dafür benötigen<br />
wir jährlich r<strong>und</strong> 50.000 Euro“, berichtet MIKI-Vorsitzende<br />
Antje Malycha.<br />
Die weiteren drei Stellen werden als freiwillige Leistung<br />
gemeinsam von den Jugendämtern Altena, Lüdenscheid,<br />
Plettenberg, Werdohl <strong>und</strong> des Märkischen Kreises<br />
finanziert. Das Märkische Kinderschutz-Zentrum ist<br />
zuständig für die Städte <strong>und</strong> Gemeinden Altena, Lüdenscheid,<br />
Plettenberg, Werdohl, Balve, Halver, Herscheid,<br />
Kierspe, Meinerzhagen, Nachrodt-Wiblingwerde, Neuenrade<br />
<strong>und</strong> Schalksmühle.<br />
Gerade weil die Leistung der Jugendämter freiwillig ist,<br />
ist der Förderverein der Garant für den unermüdlichen<br />
Einsatz für das Kinderwohl <strong>und</strong> übt mit der Bezahlung einer<br />
Stelle sanft pädagogischen Druck auf die öffentliche<br />
Hand aus, ihre finanzielle Unterstützung im Kinderschutz-<br />
Zentrum fortzusetzen. Viele ehrenamtliche Helferinnen<br />
<strong>und</strong> Helfer tragen an Bastelständen, auf Weihnachtsmärkten,<br />
an Crêpe-Öfen <strong>und</strong> Würstchenständen, auf<br />
Nachbarschaftsfeiern <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>eskreis dazu bei,<br />
dass das Märkische Kinderschutz-Zentrum mit einer vollen<br />
Stelle finanziell unterstützt werden kann.<br />
In Plettenberg genießt MIKI einen<br />
großen Rückhalt. So unterstützt<br />
der Fre<strong>und</strong>eskreis um Marita Gerdes<br />
den Förderverein seit vielen<br />
Jahren mit regelmäßigen Spenden<br />
aus dem Verkauf von Handarbeiten.<br />
„Wir freuen uns nicht nur darüber,<br />
dass wir uns am P-Weg-Marathon-Wochenende<br />
in Plettenberg<br />
vorstellen können“, kündigt Antje Malycha an, dass der<br />
Förderverein mit einem Infostand vor Ort sein wird. Dort<br />
<strong>und</strong> in der gesamten Innenstadt werden die Lose für<br />
die P-Weg-Tombola mit vielen Gewinnen verkauft. Jedes<br />
Los trägt zur Unterstützung des Märkischen Kinderschutz-Zentrums<br />
bei.<br />
75
KEINE ANGST VOR BLAUEN<br />
FLECKEN<br />
Rhönradturnen beim<br />
ESV Finnentrop<br />
Von Martin Droste<br />
76<br />
Die Dreifachsporthalle in Finnentrop ist an<br />
diesem Trainingsabend fest in Mädchenhand.<br />
Die Rhönradabteilung<br />
des ESV Finnentrop besteht<br />
ausschließlich aus Sportlerinnen:<br />
Zwölf turnen<br />
bei den Anfängerinnen,<br />
zwölf in<br />
der Leistungsgruppe.<br />
„Jungen <strong>und</strong><br />
Männer sind beim<br />
Rhönradturnen rar<br />
gesät“, bedauert<br />
Annika Eickelmann<br />
diese Entwicklung.<br />
Die 29-Jährige kümmert<br />
sich seit über<br />
zehn Jahren mit in<strong>zwischen</strong><br />
drei anderen ausgebildeten<br />
Übungsleiterinnen um<br />
die Turnerinnen im Alter von sieben<br />
bis 23 Jahren.<br />
„Blaue Flecken gehören dazu“, erzählt Valentina Wurm<br />
lachend. Die 18-Jährige trainiert „zwei- bis dreimal die<br />
Woche“. Wie ihre gleichaltrige Vereinskollegin Marie<br />
Wolf-Seara ist sie seit elf Jahren aktiv. Valentina <strong>und</strong> Marie<br />
zeigen dem <strong>Komplett</strong>-Reporter mit ihren Rhönrädern<br />
eine sogenannte „Spirale“, eine von drei Einzel-Disziplinen<br />
beim Rhönradturnen (siehe Infobox). Eine Übung,<br />
die viel Kraft <strong>und</strong> Konzentration verlangt.<br />
„Kraft, Ausdauer, Gleichgewichtsgefühl <strong>und</strong> Koordinationsfähigkeit.“<br />
Das sind die Anforderungen, die Valentina<br />
Wurm spontan mit ihrer Lieblingssportart in Verbindung<br />
bringt. Eine gehörige Portion Mut gehört auch dazu. Zum<br />
Beispiel bei der Disziplin Sprung, die seit 1999 zum Standardprogramm<br />
der Turnerinnen gehört. Höhenangst sollte<br />
man dabei nicht haben.<br />
Der Durchmesser eines Rhönrades ist von der Körpergröße<br />
der Athletinnen abhängig. Übungsleiterin Annika<br />
Eickelmann turnt mit einem Sportgerät, das immerhin<br />
2,30 Meter Durchmesser hat. Die beiden Reifen aus<br />
Eisen sind mit Kunststoff beschichtet. Ein Rhönrad kostet<br />
<strong>zwischen</strong> 500 <strong>und</strong> 1000 Euro. Mit 40 solcher Räder<br />
ist die Abteilung des ESV Finnentrop gut ausgestattet.<br />
R<strong>und</strong> 30 Rhönradturnerinnen –<br />
Anfängerinnen <strong>und</strong> Leistungssportlerinnen<br />
– gehören zur Rhönradabteilung<br />
des ESV Finnentrop.<br />
Zurück zu den erfahrenen Turnerinnen<br />
Valentina Wurm <strong>und</strong> Marie Wolf-<br />
Seara. Die beiden 18-Jährigen<br />
wollen trotz Studium<br />
in Essen bzw.<br />
Ausbildung in Köln<br />
dem Rhönradturnen<br />
treu bleiben<br />
solange es<br />
geht. „In Köln<br />
gibt es auch<br />
einen Verein“,<br />
hat sich Valentina<br />
erk<strong>und</strong>igt.<br />
Marie ist bei<br />
den Deutschen<br />
Meisterschaften<br />
immerhin 18. geworden.<br />
Bei der DM waren<br />
auch Nele-Sophie Altmann<br />
<strong>und</strong> Paula Ohm am Start.<br />
Zu den Aushängeschildern des ESV<br />
Finnentrop gehörte in den letzten Jahren auch <strong>Juli</strong>ane<br />
Rademacher, die wie Lia Noelle Börner beim Deutschland-Cup<br />
glänzen konnte. Mit dem diesjährigen Deutschen<br />
Turnfest in Berlin hat die 27-Jährige ihre Karriere<br />
beendet <strong>und</strong> konzentriert sich jetzt auf ihre Trainertätigkeit.<br />
So erfolgreich ist die elfjährige Helene noch nicht, die<br />
mit Annika Eickelmann für ihre Geradeturnen-Kür übt.<br />
„Ich mache auf jeden Fall weiter“, ist die junge Turnerin<br />
aus Serkenrode schon mit Leidenschaft dabei. Erste<br />
Wettkampferfahrungen hat sie beim Best-Wicht-Cup<br />
in Bestwig <strong>und</strong> bei der NRW-Meisterschaft gesammelt.<br />
In Bestwig arbeitet ihre Trainerin Annika Eickelmann als<br />
Lehrerin. „Das ist schon eine starke Belastung“, macht<br />
sich die 29-Jährige nichts vor. Aber noch steht die<br />
Übungsleiterin aus Serkenrode so oft wie möglich in der<br />
Dreifachsporthalle Finnentrop. Denn sie hat nicht vergessen,<br />
wie alles angefangen hat: „Vor zehn Jahren war ich<br />
als Trainerin alleine.“ Das hat sich geändert. Zum engagierten<br />
<strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>igen Trainerteam gehören auch<br />
Anna Vollmert, <strong>Juli</strong>ane Schulte <strong>und</strong> <strong>Juli</strong>ane Rademacher.<br />
Wer Mut, Gelenkigkeit, eine gute Koordination <strong>und</strong>
Konzentrationsfähigkeit mitbringt <strong>und</strong> keine Angst vor<br />
blauen Flecken hat, ist bei den Übungseinheiten willkommen.<br />
Die Anfängerinnen trainieren montags <strong>und</strong><br />
freitags von 17 bis 19 Uhr, die Leistungsgruppe montags<br />
<strong>und</strong> mittwochs von 18.30 bis 20.30 Uhr. Eine zusätzliche<br />
Trainingseinheit am Wochenende steht noch<br />
auf dem Wunschzettel von Annika Eickelmann.<br />
Mit dem alten Eisenbahner Sportverein verbindet den ESV<br />
Finnentrop nur noch die Abkürzung im Vereinsnamen.<br />
Der Sportverein mit seinen r<strong>und</strong> 350 Mitgliedern betreibt<br />
überwiegend Breitensport. Die Ausnahme ist die Rhönradabteilung<br />
mit ihren Leistungssportlerinnen.<br />
Erf<strong>und</strong>en wurde das Rhönrad Anfang der 1920er-Jahre<br />
von Otto Feick. Der Schlosser <strong>und</strong> Eisenbahner aus Reichenbach<br />
in der Rhön verschweißte Fassreifen aus der<br />
Schmiede seines Vaters mit Querstäben <strong>und</strong> soll sich mit<br />
diesem Gerät als Kind die Langeweile vertrieben haben.<br />
Zwar gibt es in<strong>zwischen</strong> sogar Weltmeisterschaften, aber<br />
selbst in Otto Feicks Heimatland ist das Rhönradturnen<br />
nie über den Status einer Randsportart hinausgekommen.<br />
Drei Einzel-Disziplinen:<br />
Beim Geradeturnen rollt das Rad auf beiden Reifen<br />
<strong>und</strong> es werden Pflicht- <strong>und</strong> Kürübungen vorgeturnt.<br />
Teilweise werden dabei Elemente aus dem Reck- oder<br />
Barrenturnen verwendet. Es gibt Übungen, die mit<br />
Hilfe beider, einer oder ohne Bindungen ausgeführt<br />
werden.<br />
Beim Spiraleturnen bewegt sich das Rad auf einem<br />
Reifen <strong>und</strong> tellert wie bei einer Münze. In der großen<br />
Spirale hat das Rad einen Neigungswinkel von<br />
60 Grad, in der kleinen Spirale weniger als 30 Grad.<br />
Der Turner versucht das Rad durch Gewichtsverlagerung<br />
<strong>und</strong> Armzug auf der jeweiligen Höhe zu halten<br />
<strong>und</strong> nach drei bis fünf Sek<strong>und</strong>en in der kleinen Spirale<br />
das Rad wieder in den Stand zu bringen.<br />
Beim Sprung wird das Rad mit Schwung angeschoben.<br />
Der Turner läuft hinter dem Rad her <strong>und</strong> lässt<br />
sich vom Schwung auf das Rad ziehen. Aus der<br />
Grätsch-, Hock- oder Standposition vollführt er dann<br />
einen Sprung auf einen Mattenberg. Dies kann z. B.<br />
ein Hocksprung, Grätschsprung, Überschlag oder Salto<br />
sein. Quelle: Wikipedia<br />
LEICHTMETALLRÄDER PRODUKTION GMBH<br />
Gerade, Spirale, Sprung<br />
Das Rhönrad ist ein Sportgerät, das aus zwei Reifen<br />
besteht, die durch sechs Sprossen – zwei einfache<br />
Stangen (Spreizsprossen), zwei Griffsprossen <strong>und</strong><br />
zwei Brettsprossen – miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Der<br />
Durchmesser des Rades variiert je nach Größe des Turners,<br />
so dass der Turner fast gestreckt auf den Brettern<br />
stehen kann <strong>und</strong> sich an den Griffen hält. An den<br />
Brettern können Lederschlaufen, sog. Bindungen, befestigt<br />
werden, in denen sich der Turner mit den Füßen<br />
festklemmen kann. Es gibt Räder von 130 bis<br />
245 cm Durchmesser. Die Räder wiegen <strong>zwischen</strong> 40<br />
<strong>und</strong> 60 kg.<br />
77
ALTENA ERLEBT <strong>DAS</strong> MITTELALTER<br />
Die Vorbereitungen für das große Mittelalterfest in Altena<br />
Anfang <strong>August</strong> laufen auf vollen Touren. Die Veranstalter<br />
versprechen ein spektakuläres Programm.<br />
Wenn der Gaukler Köpfe verdreht <strong>und</strong> ein Pferd durchs<br />
Feuer geht, wenn sich das Schwein über der Flamme<br />
dreht <strong>und</strong> die Hexe beim Henker um ihr Leben fleht, dann<br />
heißt es Willkommen in Altena beim größten Mittelalter-<br />
Festival in Südwestfalen. Unter dem Titel „Altena – eine<br />
Stadt erlebt das Mittelalter“ wird von Freitag, 4. <strong>August</strong>,<br />
bis Sonntag, 6. <strong>August</strong>, buntes Leben <strong>zwischen</strong> Rittern<br />
<strong>und</strong> Recken, Henkerspack <strong>und</strong> Schabernack geboten. Los<br />
geht’s mit einem Highlight gleich zur Eröffnung am Freitagabend:<br />
Ab 18 Uhr wird r<strong>und</strong> um die Eröffnungsfeier<br />
„Burg Altena in Flammen“ gefeiert. Zur Musik gibt es jede<br />
Menge Feuer auf den Höfen <strong>und</strong> aus den Türmen.<br />
Am Samstag <strong>und</strong> Sonntag ergreift das mittelalterliche<br />
Treiben von der ganzen Stadt Besitz. Auf der Lennepromenade,<br />
in der Innenstadt, im Deutschen Drahtmuseum<br />
<strong>und</strong> auf Burg Altena erwartet die Besucher das mal raue,<br />
mal humorige Leben vergangener Zeiten. Auf dem großen<br />
Turnierplatz werden waghalsige Kämpfe per Pferd ausgetragen.<br />
Gleich daneben führt der Weg durch den mittelalterlichen<br />
Orient, wo es herrlich nach Gewürzen duftet <strong>und</strong><br />
gemütliche Hocker zu einer Pause mit einem Glas frisch<br />
gebrühtem Tee einladen. Auf der Sandbühne geben Feuergaukler,<br />
Erzähler <strong>und</strong> Magier einen Einblick in die orientalischen<br />
Künste <strong>und</strong> Vergnügen des Mittelalters.<br />
Einer der Höhepunkte ist am Samstagabend das Nachtturnier<br />
der Kaskadeure. Auf der großen Musikbühne spielen<br />
als TopAct „Vogelfrey“. Drumherum wird ein Programm<br />
geboten, das seinesgleichen sucht - mit alter Handwerkskunst,<br />
Marktständen, rustikalen Speisen, Musik, Spiel,<br />
Gaukelei <strong>und</strong> Narretei. Mit dabei sind Gaukler <strong>und</strong> Zauberer,<br />
Komödianten <strong>und</strong> Walkacts sowie jede Menge Spielleute.<br />
Wer mutig ist, kann auf Burg Altena den Drachen Fangdorn<br />
dabei beobachten, wie er nicht nur den Schatz der<br />
Burg bewacht, sondern auch meterlange Flammen speit.<br />
Als Belohnung fürs Drachenstreicheln können sich junge<br />
Besucher auf der Burg zum Ritter schlagen lassen. R<strong>und</strong>herum<br />
wird in den Burghöfen <strong>und</strong> -museen jede Menge<br />
Mittelalterleben für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene geboten.<br />
Am Deutschen Drahtmuseum, am Fuße der Burg, erwartet<br />
kleine <strong>und</strong> große Besucher am Samstag <strong>und</strong> Sonntag die<br />
Greifvogelshow der Skyhunters. An der Burg Holtzbrinck<br />
können Besucher den Heerlagern beim stilechten Lagerleben<br />
zuschauen – <strong>und</strong> gerne auch mitmachen. (pmk)<br />
Öffnungszeiten<br />
Das Festival „Altena – Eine Stadt erlebt das<br />
Mittelalter“ ist geöffnet:<br />
Freitag, 4. <strong>August</strong>: ab 18 Uhr Burg in Flammen auf<br />
Burg Altena<br />
Samstag, 5. <strong>August</strong>: 11 bis 24 Uhr<br />
Sonntag, 6. <strong>August</strong>: 11 bis 18 Uhr<br />
Eintritt<br />
„Burg in Flammen“: Tagesticket 6,00 Euro, Kinder bis<br />
Schwertmaß frei<br />
Samstag/Sonntag: Tagesticket 9,00 Euro, Familienkarte<br />
20,00 Euro, Kinder bis Schwertmaß frei<br />
Dauerkarte: 17,00 Euro/Person, gültig für alle drei Tage<br />
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78
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79
DIE KAUFHAUSDETEKTIVIN<br />
EIN HUBBI-KURZKRIMI Von Pia Mester<br />
„Noch so eine Aktion wie gestern, <strong>und</strong> du bist gefeuert.“<br />
Markus Robbersheim schaute Hubbi grimmig an.<br />
Die versuchte mit ihrem charmantesten Lächeln gut<br />
Wetter zu machen, doch es gelang ihr nicht.<br />
„Aber es sah wirklich so aus, als stecke er sich den Kugelschreiber<br />
in den Socken. Es hat so geglänzt“, sagte<br />
Hubbi entschuldigend.<br />
„Dann musst du in Zukunft eben genauer hinsehen, bevor<br />
du einen unschuldigen K<strong>und</strong>en ohne Vorwarnung<br />
anspringst <strong>und</strong> zu Boden wirfst. Was glaubst du, was<br />
uns das an Schadensersatz kosten wird? So eine Beinprothese<br />
wieder gerade zu biegen, ist nicht günstig!“<br />
Hubbi, die eigentlich Huberta Dötsch hieß, musste sich<br />
eingestehen, dass sie wirklich Mist gebaut hatte. Aber<br />
es war der erste Tag in ihrem neuen Nebenjob als<br />
Kaufhausdetektivin <strong>und</strong> sie wollte Markus, ihrem Chef,<br />
beweisen, dass sie es draufhatte. Diese Aushilfsstelle<br />
hatte sie über die guten Beziehungen ihres Vaters bekommen<br />
<strong>und</strong> die Arbeit machte ihr sogar Spaß. Außerdem<br />
brauchte sie dringend das Geld. Der letzte Brief<br />
vom Verpächter der Nuckelpinne, ihrer Kneipe in Affeln,<br />
hatte so gar nicht mehr nett geklungen.<br />
Sie versprach Markus, von nun an erst einmal genau<br />
zu beobachten, bevor sie einen potenziellen Dieb flachlegte.<br />
Das kam ihr auch ganz gelegen, denn ihr rechter<br />
Ellenbogen, auf dem sie bei der Aktion gestürzt war, tat<br />
ihr noch immer weh.<br />
Das Kaufhaus war gar kein schlechter Ort, um hier den<br />
ganzen Tag zu verbringen, fand Hubbi. Sie schaute sich<br />
ausgiebig in der Taschenabteilung um <strong>und</strong> entdeckte<br />
ein Exemplar, auf das sie ab jetzt sparen wollte. Dass<br />
sie es wahrscheinlich sofort kaufen würde, sobald sie<br />
wieder Geld in der Tasche hatte, verdrängte sie.<br />
Auf einmal fiel ihr eine ältere Dame ins Auge. Sie war<br />
gut gekleidet, mit einem Chanel-Kostüm in Altrosa <strong>und</strong><br />
dazu einem echten Fuchs um den Hals, dessen Glasaugen<br />
gruselig ins Leere starrten. Bedächtig wanderte<br />
sie die Gänge entlang <strong>und</strong> schaute sich überall um, so<br />
als suche sie nichts bestimmtes. Eine Pensionärin beim<br />
Fensterbummel oder eine Ladendiebin auf Raubtour?<br />
Hubbi wusste nicht, was die Frau für sie so verdächtig<br />
machte, aber sie beschloss, sie zu observieren. Unauffällig,<br />
natürlich.<br />
Die Frau wanderte gemütlich in die Abteilung für<br />
Damen oberbekleidung <strong>und</strong> zog mal hier eine Strickjacke<br />
aus Kaschmir, mal dort eine Leinenhose hervor.<br />
Nach <strong>und</strong> nach türmten sich auf ihrem Arm eine ganze<br />
Menge Klamotten. Alle in ziemlich gedeckten Farben.<br />
Nur ein gelber Farbklecks stach hervor: Ein Seidentuch.<br />
Mit dem gesamten Stapel verschwand die Frau in einer<br />
Umkleidekabine. Hubbi schaute sich nach den Verkäuferinnen<br />
um. Wollten die denn gar nicht eingreifen?<br />
Schließlich war dort auf dem Schild doch groß <strong>und</strong> breit<br />
zu lesen, dass man nicht mehr als fünf Teile mit in die<br />
Kabine nehmen dürfe. Hubbi überlegte kurz, ob sie die<br />
Dame darauf aufmerksam machen sollte, doch dann<br />
hätte sie ihre Tarnung verraten.<br />
Also tat sie so als sei sie ebenfalls auf der Suche nach<br />
einem neuen Outfit <strong>und</strong> behielt dabei die Umkleidekabine<br />
im Auge. Nach einer Weile erschien die ältere<br />
Dame wieder, die Haare etwas zerzaust, der Fuchs saß<br />
ein wenig schief auf ihren Schultern. Ihr schien kein einziges<br />
der Kleidungsstücke zu gefallen, denn sie legte sie<br />
einfach alle achtlos auf ein dafür bereitgestelltes Regal,<br />
damit die Mitarbeiterinnen die Teile wieder einräumen<br />
konnten.<br />
Dann schlenderte sie weiter in Richtung Elektronikabteilung.<br />
Hubbi folgte ihr <strong>und</strong> lief dabei an dem Kleiderstapel<br />
vorbei. Sie warf einen Blick darauf. Doch sie hätte<br />
sich unmöglich alle Teile merken können.<br />
Erst, als sie die Bekleidungsabteilung verlassen hatte,<br />
fiel ihr auf, was gefehlt hatte: Das bunte Seidentuch. Sie<br />
lief zurück, durchwühlte den Stapel, wodurch die meisten<br />
Stücke zu Boden fielen <strong>und</strong> sie sich einen wütenden<br />
Rüffel von einer Verkäuferin abholen musste, <strong>und</strong> erstarrte.<br />
Das Tuch war weg, eindeutig.<br />
Was sollte sie jetzt tun? Sie musste die Ladendiebin auf<br />
frischer Tat ertappen, so viel stand fest. Hatte sie das<br />
Kaufhaus einmal verlassen, würde Hubbi nicht mehr<br />
viel ausrichten können. Jetzt oder nie.<br />
Sie vergewisserte sich, dass die Frau noch immer in der<br />
Elektronikabteilung war - offenbar hatte sie es auf einen der<br />
MP3-Player abgesehen - <strong>und</strong> lief dann schnell zu Markus<br />
Büro. Ohne zu klopfen platzte sie hinein. Markus telefonierte<br />
gerade, entschuldigte sich aber bei seinem Gesprächspartner<br />
<strong>und</strong> legte eine Hand über die Sprechmuschel.<br />
„Was ist?“<br />
„Da ist eine Ladendiebin“, sagte Hubbi außer Atem.<br />
„Was soll ich tun?“<br />
Er schaute sie skeptisch an. „Und du bist dir ganz sicher?<br />
Hast du gesehen, wie sie etwas gestohlen hat?“<br />
Das hatte Hubbi zwar nicht, trotzdem nickte sie. Das<br />
fehlende Tuch <strong>und</strong> ihr untrügliches detektivisches<br />
Gespür reichten ihr als Beweis.<br />
80
„Ok“, sagte Markus. „Zeig mir erstmal, wen du meinst.“<br />
Hubbi führte den Kaufhaus-Chef an die Stelle, wo sie<br />
die Diebin zurückgelassen hatte. Doch dort war sie nicht<br />
mehr. Sie entdeckte sie schließlich bei den Stiften. Gerade<br />
zog sie die Kappe von einem edlen Füllfederhalter.<br />
Sie schloss ihn wieder, klemmte ihn sich unter den Arm<br />
<strong>und</strong> ging weiter.<br />
„Da“, sagte Hubbi <strong>und</strong> zeigte auf die Frau.<br />
„Diese alte Dame?“, fragte Markus ungläubig.<br />
Hubbi nickte. „Sie hat ein Seidentuch eingesteckt.“<br />
„Sieht mir nicht aus wie eine Ladendiebin“, flüsterte<br />
Markus. „Und du bist dir ganz sicher?“<br />
„Wofür hast du mich denn eingestellt, wenn du meinem<br />
Urteil nicht traust?“, fragte Hubbi frech, obwohl sie<br />
sich das selber nicht so sicher war.<br />
„Schon gut. Wir schauen mal, was sie an der Kasse alles<br />
aufs Band legt.“<br />
Sie machten einen Umweg durch die Haushaltswarenabteilung<br />
<strong>und</strong> versteckten sich <strong>zwischen</strong> den Stabmixern,<br />
von wo aus sie die Kasse im Blick hatten. Hubbi war gespannt<br />
wie ein Flitzebogen: Von dieser Überführung hing<br />
ihr Job ab. Und damit der Erhalt der Nuckelpinne. Außerdem<br />
ging ihr diese schicke Handtasche nicht aus de Kopf.<br />
Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von<br />
der Stirn. Markus, dieser Geizhals, hatte die Klimaanlage<br />
offenbar auf Sparflamme gestellt.<br />
Als sich die Dame der Kasse näherte, hielt Hubbi die Luft<br />
an. Sie legte erst den Kugelschreiber ,dann ein Netz Orangen,<br />
eine Packung Batterien sowie einen Lippenstift auf<br />
das Band. Keine Spur von dem Seidentuch. Die Frau bezahlte,<br />
packte alles in eine Tüte <strong>und</strong> wandte sich zur Tür.<br />
„Siehst du?“, sagte Hubbi an Markus gerichtet. Der nickte,<br />
was Hubbi als Startschuss zum Angriff auffasste.<br />
Mit schnellen Schritten ging sie auf die Frau zu. „Hey,<br />
stehenbleiben, Kaufhausdetektivin!“, brüllte sie so laut,<br />
dass die umstehenden Leute erschrocken zu ihnen hinüberschauten.<br />
Auch Markus beobachtete sie, jedoch<br />
starr vor Schock.<br />
Die Dame drehte sich um. Als sie erkannte, dass sie<br />
gemeint war, wurde sie kreidebleich im Gesicht. Sie<br />
schnappte nach Luft <strong>und</strong> zerrte an ihrem Fuchskragen.<br />
„Und jetzt schön auspacken“, sagte Hubbi <strong>und</strong> entriss<br />
der Frau die Tüte. Sie versicherte sich, dass sie das Seidentuch<br />
nicht übersehen hatte. Hatte sie nicht.<br />
Doch wo war es dann? Die Frau musste es unter ihrer<br />
Kleidung versteckt haben. Kam es ihr nur so vor oder<br />
war diese Jacke an einigen Stellen ziemlich ausgedellt?<br />
In Ermangelung jeglicher Erfahrung als Kaufhausdetektiv<br />
- weder praktischer noch theoretischer - packte Hubbi<br />
die Jacke der Frau <strong>und</strong> riss sie auf. Die Leute sogen<br />
scharf die Luft ein, denn nun<br />
sah man, dass die alte Dame<br />
darunter<br />
lediglich<br />
ein weißes Spitzenunterhemd<br />
trug.<br />
„Hubbi, was zum<br />
Teufel machst du<br />
denn da?“, hörte sie<br />
Markus hinter sich<br />
fauchen. Er war zu<br />
ihnen<br />
gekommen.<br />
„Siehst du denn<br />
nicht, dass diese arme<br />
Frau gleich zusammenbricht?“<br />
Tatsächlich war die Diebin<br />
noch blasser geworden <strong>und</strong><br />
ihre Beine zitterten. Im<br />
nächsten Moment gaben ihre Knie nach <strong>und</strong> sie sank<br />
Markus mit einem theatralischen Seufzer in die Arme.<br />
Schuldgefühle <strong>und</strong> Scham überwältigten Hubbi. Wie<br />
hatte sie bloß glauben können, dass diese Oma eine<br />
Ladendiebin war? Sie wollte helfen, aber wie?<br />
Der Fuchspelz! Kein W<strong>und</strong>er, dass der Kreislauf der Frau<br />
schlapp gemacht hatte, sie musste sich unter diesem<br />
pelzigen Ungeheuer ja zu Tode schwitzen.<br />
Ohne weiter darüber nachzudenken <strong>und</strong> Markus warnenden<br />
Blick ignorierend griff sie nach der Stola <strong>und</strong><br />
zerrte sie der Frau vom Hals. Sollte sie doch Schadenersatz<br />
verlangen, so teuer konnte so ein Mottenfestschmaus<br />
ja wohl nicht sein.<br />
Die Frau sah Hubbi entsetzt an - <strong>und</strong> wirkte dabei kein<br />
bisschen krank mehr. Hubbi warf den Fuchspelz achtlos<br />
zur Seite. Es schepperte. Der Kopf des Tieres war beim<br />
Aufprall auf die Fliesen zertrümmert.<br />
Aus dem Maul des Fuchses quoll das gelbe Seidentuch.<br />
Daneben lagen der MP3-Player sowie ein silbernes<br />
Armband.<br />
Markus M<strong>und</strong> stand offen. Hubbi fasste sich als erste<br />
wieder. „Tja, da hat sich wohl jemand für schlauer gehalten<br />
als das Tier, das sie um den Hals trug.“<br />
Hubbi ermittelt auch in voller Roman-Länge:<br />
„Kassensturz - Hubbis erster Fall“ <strong>und</strong> „Fingerspitzengefühl<br />
- Hubbis zweiter Fall“ sind als Taschenbuch<br />
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erhältlich.<br />
Zeichnung<br />
Arnd Hawlina<br />
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81
BEIM ZAHNARZT ODER WER HAT <strong>DAS</strong> HÄMMERCHEN STIBITZT<br />
Von<br />
Horst Hanke<br />
Eigentlich gehe ich ohne Angst<br />
zum Zahnarzt. Aber diesmal<br />
geht es nicht nur um Karius <strong>und</strong><br />
Baktus, sondern ein Stiftzahn<br />
vorne neben den Schneidezähnen<br />
soll eingesetzt werden.<br />
Ich bin ganz schön nervös, als<br />
ich da so im Wartezimmer sitze.<br />
Und da mich in dieser Praxis alle Mitarbeiterinnen inklusive<br />
des Arztes, der mein Kegelbruder ist, gut kennen,<br />
fällt das natürlich sofort deutlich auf. Daher wird wohl<br />
auch meine Ausrede, erst andere Patienten vorzuziehen,<br />
weil ich das Kreuzworträtsel noch nicht fertig gelöst<br />
habe, nicht akzeptiert.<br />
Es hilft alles nichts, ich muss zur Behandlung. Ich sitze<br />
auf dem Behandlungsstuhl <strong>und</strong> warte angespannt auf<br />
den Arzt, als mein Blick das Bestecktablett trifft. Ich sehe<br />
ein hammerähnliches Instrument, das unverzüglich meine<br />
Nervosität erhöht. Ohne zu zögern, nehme ich diesen<br />
Gegenstand <strong>und</strong> schiebe ihn in meinen linken Hemdsärmel.<br />
Das dicke Ende in meiner Hand festhaltend.<br />
Die Behandlung verläuft ohne Zwischenfall, nur als dieser<br />
„Hammer“ benötigt wird <strong>und</strong> nicht griffbereit auf<br />
dem Tablett liegt, wird vom Arzt sehr aggressiv danach<br />
gefragt <strong>und</strong> mir ist es, als ob seine Assistentin deswegen<br />
erschrocken zusammenfährt. Ich werde in meinem<br />
Stuhl immer kleiner <strong>und</strong> verliere jeglichen Mut, das Instrument<br />
wieder aus meinem Ärmel hervorzuholen. Natürlich<br />
ist ein Ersatzinstrument sofort parat. Ich bemerke<br />
vom Verlauf der weiteren Behandlung gar nichts, da<br />
meine Gedanken damit, wie ich das Hämmerchen wieder<br />
loswerden kann, beschäftigt sind. Ich halte es nämlich<br />
immer noch mit dem Mittelfinger in meiner Hand<br />
fest. Erst als ich wieder durch das Wartezimmer komme,<br />
lege ich es, peinlich darauf bedacht, nicht entdeckt zu<br />
werden, auf einen Zeitungsstapel.<br />
Ein paar Tage später treffe ich die Assistentin auf einer<br />
Geburtstagsfeier <strong>und</strong> natürlich sprechen wir über die<br />
peinliche Situation mit dem Hämmerchen. Das Geheimnis,<br />
warum das Instrument im Wartezimmer gef<strong>und</strong>en<br />
wurde, sei gelöst, erzählt sie. Ein kleiner Junge, der direkt<br />
vor mir behandelt worden war, musste das wohl<br />
gewesen sein. Eigentlich bin ich mit dieser Lösung total<br />
zufrieden, wenn mich nicht ein sehr flaues Gefühl im Magen<br />
belasten würde. Im Laufe der Geburtstagsfeier aber<br />
wird das zunehmend besser <strong>und</strong> erst jetzt, nur durch diese<br />
Kolumne, kommt die Wahrheit heraus. Oh, oh.<br />
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