22.09.2017 Aufrufe

Komplett DAS Sauerlandmagazin - zwischen Verse und Sorpe Juli/August 2017

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<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN<br />

Ein starkes Stück Sauerland<br />

3,80 Euro<br />

<strong>DAS</strong> SAUERLANDMAGAZIN JULI/ AUGUST <strong>2017</strong><br />

<strong>zwischen</strong> <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />

Sauerland<br />

<strong>Komplett</strong>e Biergartentour<br />

Gemütlich radeln <strong>zwischen</strong> <strong>Verse</strong> <strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong><br />

Hier geht‘s zum Lennestrand<br />

Wir entdecken unseren Fluss neu<br />

Sauerland<br />

Finnentrop<br />

Leistungssport mit 2 PS<br />

Kristin Hoffmann aus Rönkhausen<br />

ISSN 2363-6777<br />

www.<strong>Komplett</strong>-Magazin.de


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VORWORT<br />

<strong>Komplett</strong>. . .<br />

… wird nach <strong>und</strong> nach die Lenneschiene. Das Regionale-2013-Projekt verbindet zum einen acht<br />

Kommunen aus drei Kreisen, rückt zum anderen den Fluss wieder mehr in den Blickpunkt seiner<br />

Anrainer. Noch laufen in einigen Städten Baumaßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des Lenneufers<br />

(z.B. Westpark in Werdohl), doch es sind schon viele schöne neue Aufenthaltsorte am Fluss entstanden<br />

(Lennepark Finnentrop, Lennepromenaden Plettenberg <strong>und</strong> Altena u.a.). Leider klaffen im Radweg<br />

Lenneroute immer noch altbekannte Lücken. Die vorhandenen Abschnitte lassen aber erahnen, welche<br />

touristische Attraktion die Lenneroute für die Region <strong>zwischen</strong> Schmallenberg <strong>und</strong> Iserlohn-Letmathe<br />

einmal sein wird. KOMPLETT-Autor Martin Büdenbender hat sich diesmal aufs Pedelec geschwungen <strong>und</strong><br />

eine Lenne-Radtour der genussvollen Art unternommen.<br />

Auf die Suche nach dem von der Rockband Zoff in der inoffiziellen Hymne „Sauerland“ besungenen<br />

Lennestrand hat sich KOMPLETT-Autorin Cristin Schmelcher gemacht - <strong>und</strong> ist fündig geworden. An<br />

etlichen Orten lädt die Lenne zum erfrischenden Planschen ein. Kennen Sie, liebe Leserin, lieber Leser,<br />

weitere Badestellen am Lennestrand oder haben Sie persönliche Erinnerungen an ihre Kindheit an der<br />

Lenne? Erzählen Sie uns davon, wir würden diese gerne auch entdecken!<br />

Martin Droste<br />

Pia Kablau<br />

Detlef Schlüchtermann<br />

Bernhard Schlütter<br />

Cristin Schmelcher<br />

Heiko Höfner<br />

Rüdiger Kahlke<br />

Martin Büdenbender<br />

Wolfgang Teipel<br />

Uwe Tonscheidt<br />

Iris Kannenberg<br />

Faszinierend ist, wie viele kreative, schillernde, prominente, ja einfach interessante Menschen das<br />

Sauerland hervorbringt. In diesem KOMPLETT-Magazin lernen Sie Kristin Hoffmann kennen, die sich<br />

komplett dem Fahrsport verschrieben hat, oder Peter Ortkras, der als Streckenchef einer Tour-de-<br />

France-Etappe eine tragende Rolle beim berühmtesten Radrennen der Welt spielt. Der als Krisenprophet<br />

nicht nur in Wirtschaftskreisen berühmt gewordene Professor Max Otte nimmt Sie mit auf einen<br />

Spaziergang durch sein Heimatdorf Ohle. Birgit Hüttebräucker ist so etwas wie das wandelnde Archiv der<br />

Ebbegemeinde Herscheid.<br />

Der Sommer ist da <strong>und</strong> damit für viele von uns die Haupturlaubszeit. In unserer Rubrik „<strong>Komplett</strong><br />

erleben“ stellen wir Ihnen Ausflugsziele ganz in Ihrer Nähe vor. Und damit Sie bei der Autofahrt dorthin<br />

möglichst wenig Sprit verbrauchen, haben wir mit unserem KOMPLETT-Flitzer ausprobiert, wie das<br />

funktionieren kann. Wir hatten Spaß dabei!<br />

Wir wünschen Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, gute Unterhaltung beim Lesen, einen schönen Sommer<br />

<strong>und</strong> vor allem:<br />

Bleiben Sie komplett!<br />

Heiko Höfner, Bernhard Schlütter,<br />

<strong>und</strong> das komplette Team vom KOMPLETT-Magazin<br />

3


Zukunft gestalten - Generationentreff - 63<br />

Alles drin<br />

Zukunft gestalten<br />

Neuenrades neues Duo für die Jugendarbeit................30<br />

Auf der Wiehardt sind Wanderer willkommen.............34<br />

Förderung fürs Ehrenamt................................................44<br />

Gesucht: Neue Partner für Haus Nordhelle.............. 53<br />

TACH! Beitrag zur Medienvielfalt............................... 59<br />

Schnelles Internet für Neuenrade............................. 62<br />

Neuer Generationentreff in Altenaffeln................... 63<br />

Finnentroper drehen eigenen Heimatfilm................ 64<br />

Echte Sauerländer - Professor Max Otte - 22<br />

Förderverein MIKI für das Wohl der Kinder.............. 75<br />

Echte Sauerländer<br />

Wohnen in alter Jugendherberge Ober-Holte........... 16<br />

Ein Neuenrader bei der Tour de France.........................20<br />

Spaziergang mit Professor Max Otte........................ 22<br />

Martin Michaelis: Multitalent mit starker Stimme... 32<br />

<strong>Juli</strong>an Heidrich: Turner, Musiker, Schauspieler.......... 38<br />

Uriger Einkauf in Greitemanns alter Deele............... 50<br />

Birgit Hüttebräucker pflegt Herscheids Archive....... 70<br />

<strong>Komplett</strong> lecker - Radeln <strong>und</strong> genießen - 46<br />

<strong>Komplett</strong> lecker <strong>und</strong> gemütlich<br />

Kolumne: Der knauserige Esser ................................ 45<br />

Radeln <strong>und</strong> genießen auf der Lenneschiene ........... 46<br />

Kultur komplett<br />

Annette Kögel: „Kunst trägt mich“........................... 54<br />

Rumo Tripot: Gute Musik <strong>und</strong> ein Stück Heimat...... 56<br />

Pöngse macht Musik fürs Kopfkino........................... 58<br />

Gr<strong>und</strong>schüler auf musikalischer Seefahrt................. 60<br />

Kultur komplett - Gute Musik <strong>und</strong> ein Stück Heimat - 56


Titelfoto: Martin Büdenbender<br />

<strong>Komplett</strong> erleben - Lennestrand - 12<br />

<strong>Komplett</strong> erleben<br />

Mein Lieblingsplatz: das Freibad................................. 6<br />

Rutschen- <strong>und</strong> Wasserspaß im AquaMagis.............. 11<br />

Hier geht‘s lang zum Lennestrand............................ 12<br />

Spaziergang auf dem Baumwipfelpfad.................... 18<br />

Veranstaltungskalender: Nichts wie hin! ...........42/43<br />

Altena erlebt das Mittelalter..................................... 78<br />

<strong>Komplett</strong> aktiv<br />

Kristin Hoffmann: Leistungssport mit 2 PS................. 8<br />

<strong>Komplett</strong> aktiv - Leistungssport mit 2 PS - 8<br />

GFC Werdohl: Fußball spielen ohne Pfeifen............. 28<br />

Vier Sauerländer radeln quer durch die USA............ 68<br />

Auf dem Wellin lernen Kutscher das Fahren............ 72<br />

Rhönradturnen - keine Angst vor blauen Flecken... 76<br />

<strong>Komplett</strong> beraten<br />

So fahren Sie ges<strong>und</strong> in den Urlaub......................... 25<br />

Früher schalten - später tanken................................ 26<br />

Panne mit Pedelec - Versicherungsschutz................ 40<br />

Berufswelt Sauerland<br />

<strong>Komplett</strong> beraten - Früher schalten - später tanken - 26<br />

Mit 43 Jahren noch mal auf die Schulbank .............. 66<br />

Ausbildungsmessen in der Region............................ 67<br />

<strong>Komplett</strong> in eigener Sache<br />

Hubbi-Krimi ................................................................ 80<br />

Impressum ................................................................. 82<br />

Hankes Döneken ........................................................ 82<br />

<strong>Komplett</strong> im Abonnement ........................................ 83<br />

Berufswelt - Ausbildungsmessen - 67


LIEBLINGSPLATZ FREIBAD<br />

Pack die Badehose ein<br />

Text <strong>und</strong> Fotos Martin Büdenbender<br />

Lino in Aktion. Seine Spezialität ist der Salto vom Sprungturm<br />

„Eigentlich ist mein Lieblingsplatz an der Seite meiner<br />

Fre<strong>und</strong>in“, beteuert Lino Stagni. „Aber gleich danach<br />

kommt das Freibad!“ Kein W<strong>und</strong>er, denn Linos Mutter,<br />

Heike Hinsching, ist Bademeisterin im Werdohler Freibad.<br />

Dort fühlt sich der 15-jährige Gymnasiast, der bis<br />

vor kurzem in Plettenberg im Schwimmverein aktiv<br />

war, so richtig in seinem Element.<br />

Mit seiner Vorliebe fürs Schwimmbecken steht der Werdohler<br />

nicht alleine da. Die Freibäder <strong>und</strong> Badeseen<br />

<strong>zwischen</strong> <strong>Sorpe</strong> <strong>und</strong> <strong>Verse</strong> sind an den heißen Sommertagen<br />

gut besucht. Also dann, wie sang schon Conny<br />

Froboess vor über 50 Jahren: „Pack die Badehose ein ...“<br />

Liebe Leserin, lieber Leser, haben Sie einen Lieblingsplatz? Schreiben Sie uns am besten mit einem Foto:<br />

<strong>Komplett</strong>-Verlag, Am Galgenhagen 13, 58840 Plettenberg oder per E-Mail an redaktion@komplett-magazin.de.<br />

6


DÄMMERSCHOPPEN MIT BLASMUSIK<br />

Fre<strong>und</strong>e der Blasmusik kommen<br />

auch in diesem Sommer in S<strong>und</strong>ern<br />

auf ihre Kosten. Vom 6. <strong>Juli</strong> bis zum<br />

24. <strong>August</strong> findet jeden Donnerstag<br />

ab 19 Uhr ein Dämmerschoppen<br />

auf dem Franz-Josef-Tigges-Platz in<br />

S<strong>und</strong>ern statt. Heimische Musikvereine<br />

<strong>und</strong> Gruppen spielen dort auf.<br />

Das Programm: 6. <strong>Juli</strong> SMS Bigband<br />

S<strong>und</strong>ern, 13. <strong>Juli</strong> Musikverein Endorf,<br />

20. <strong>Juli</strong> Postorchester S<strong>und</strong>ern, 27.<br />

<strong>Juli</strong> Originalkapelle Sauerklang, 10.<br />

<strong>August</strong> Mandolinen-Orchester, 17.<br />

<strong>August</strong> Kolpingsfamilie Westenfeld,<br />

24. <strong>August</strong> Musikverein Stockum.<br />

Für den 3. <strong>August</strong> wird noch eine<br />

Kapelle gesucht. Interessierte Musiker<br />

oder Orchester können sich per<br />

Mail beim Stadtmarketing S<strong>und</strong>ern<br />

melden<br />

(info@s<strong>und</strong>ern-sorpesee.de).<br />

MESSEBAU<br />

LADENBAU<br />

TISCHLEREI<br />

SOMMERKULTUR IN PLETTENBERG<br />

Das Sommerkulturprogramm hat<br />

N.N. Theater aus Köln (10. <strong>August</strong>),<br />

das diesmal das Luther-Jahr thematisch<br />

aufgreift.<br />

Tradition hat auch das Kinderprogramm,<br />

das an vier Sonntagen an<br />

der Christuskirche stattfindet. Dabei<br />

gibt es u.a. ein Wiedersehen mit<br />

in Plettenberg seit 22 Jahren einen<br />

festen Platz im kulturellen Geschehen.<br />

In diesem Sommer werden an<br />

sieben Tagen Veranstaltungen angeboten.<br />

Opernrevue, Kindertheater,<br />

Kleinkunst, Comedy, Musik für Kinder<br />

<strong>und</strong> Erwachsene - die Bandbreite ist<br />

erneut groß. „Wir haben für Jung <strong>und</strong><br />

Alt viel dabei“, ist Barbara Benner<br />

vom Kulturbüro der Stadt sicher.<br />

An vier Sonntagnachmittagen <strong>und</strong><br />

einem Freitagabend im <strong>Juli</strong> <strong>und</strong> <strong>August</strong><br />

erwartet die Plettenberger <strong>und</strong><br />

Gäste ein vielfältiges Unterhaltungsprogramm,<br />

das vom Shantychor über<br />

Pop- <strong>und</strong> Rockmusik bis zu Musical<strong>und</strong><br />

Operettenmelodien reicht. Straßenkomödianten<br />

<strong>und</strong> als Highlight<br />

das Pantomimen-Quartett „Dekru“<br />

aus der Ukraine (30. <strong>Juli</strong>) bieten auch<br />

dem Kindertheater Kreuz & Quer aus<br />

Duisburg, das ebenfalls bei noch keinem<br />

Kultursommer gefehlt hat.<br />

Neuland betreten die Akteure zum<br />

Auftakt des Sommerprogramms. Am<br />

Sonntag, 9. <strong>Juli</strong>, wird die Opernrevue<br />

„Max <strong>und</strong> Moritz“ in der Aula Böddinghausen<br />

aufgeführt. Das Jugendsinfonieorchester<br />

der Musikschule<br />

Lennetal erarbeitet in Zusammenarbeit<br />

mit der Kleinen Oper Bad Homburg<br />

die Opern-Revue „Max <strong>und</strong><br />

Moritz“ - eine Zusammenstellung<br />

berühmter Opernarien <strong>und</strong> Orchestervorspiele/Ouvertüren<br />

aus drei<br />

Jahrh<strong>und</strong>erten Operngeschichte.Eintrittskarten<br />

gibt es im Vorverkauf (8<br />

Euro Erwachsene/4 Euro Kinder) in<br />

der Stadtbücherei <strong>und</strong> an der Information<br />

im Rathaus. Zu allen anderen<br />

fürs Auge etwas. Den krönenden Abschluss<br />

Kultursommerveranstaltungen ist<br />

des Kultursommers bildet das der Eintritt frei.<br />

plettenberg.de<br />

Ganz in Ihrer Nähe<br />

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GENUSS AM FLUSS<br />

Werdohl zeigt sich am 19. <strong>und</strong> 20.<br />

<strong>August</strong> von seiner besten Seite.<br />

Das zweitägige Spektakel „Genuss<br />

am Fluss“ bietet<br />

Musik, Show<br />

<strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

gutes<br />

Essen.<br />

Das Fest findet<br />

in diesem Jahr<br />

ausnahmsweise<br />

auf dem Goetheparkplatz<br />

statt, da die Lennewiese<br />

an der Dammstraße zurzeit<br />

als Westpark neu gestaltet wird. Am<br />

Samstag, 19. <strong>August</strong>, ab 19 Uhr <strong>und</strong><br />

am Sonntag, 20. <strong>August</strong>, ab 11 Uhr<br />

werden am Lenneufer jede Menge<br />

Kultur, mit Licht, Farben, Wasser,<br />

Feuer <strong>und</strong> Musik <strong>und</strong> mit einem riesigen<br />

Angebot kulinarischer Genüsse<br />

geboten. Veranstalter sind Werdohl<br />

Marketing <strong>und</strong> die WoGe Werdohl.<br />

werdohl.de, werdohl-marketing.de<br />

7


MIT ZWEI PS<br />

ÜBER STOCK<br />

UND STEIN<br />

Kristin Hoffmann aus Rönkhausen<br />

betreibt Fahrsport als Leistungssport<br />

Text Rüdiger Kahlke<br />

Fotos Martin Büdenbender<br />

Spuren des häufigen Trainings haben sich in den Acker<br />

gegraben. Die Grasnarbe hat schon unter Hufen <strong>und</strong><br />

Rädern gelitten – mehr brauner Boden als grüne Halme.<br />

Etwas unterhalb von Wildewiese, in einer leichten<br />

Linkskurve der K 9, lenkt Kristin Hoffmann (23) das Pferdegespann<br />

von der Straße auf das Feld. Eine R<strong>und</strong>e zum<br />

Aufwärmen auf der Außenbahn, dann durch den Parcours<br />

aus roten Kegeln. Hier, auf der Höhe <strong>zwischen</strong> Lenne<br />

<strong>und</strong> <strong>Sorpe</strong>, trainiert die Studentin aus Rönkhausen für<br />

höhere Ziele.<br />

Es schaukelt ganz schön auf dem Kutschbock. Aber Kristin<br />

Hoffmann (23) sitzt kerzengerade, wirkt dabei locker<br />

<strong>und</strong> entspannt. In der linken Hand die Zügel, rechts die<br />

Peitsche. Die Fuß verharrt über den Bremspedalen. Was<br />

für Lehrkräfte der Zeigestock ist (oder besser: mal war)<br />

ist für die angehende Lehrerin die Peitsche. Mit ihr zeigt<br />

sie Aaluna (10) <strong>und</strong> Amiira (8) wo es lang geht. Kristin<br />

Hoffmann sieht es aus Sicht des Reitsportlerin: „Die Peitsche<br />

ersetzt den Schenkeldruck des Reiters.“ Die beiden<br />

Haflinger reagieren schnell, aber nicht hektisch. Mensch<br />

<strong>und</strong> Tiere sind ein eingespieltes Team.<br />

Seit zwei Jahren im Landeskader<br />

Die Rönkhauserin ist mit den beiden Braunen fast täglich<br />

unterwegs, mal als Gespann, mal zum Ausritt. „Es<br />

ist wichtig, mit den Pferden vertraut zu sein“, sagt sie.<br />

Und: „Sie müssen gut geschult sein.“ Das gehe unter<br />

dem Sattel am besten. Die Haflinger hat sie mit ihrem<br />

Mentor Christian Schmalor selbst ausgebildet. Der Umgang<br />

mit Pferden ist Kristins Leben. Sie reitet seit ihrem<br />

sechsten Lebensjahr, hat, bevor sie auf Lehramt für Englisch<br />

<strong>und</strong> Französisch studierte, als Tierarzthelferin gearbeitet.<br />

Mit 15 erwarb sie das Fahrabzeichen. „Ein später<br />

Einstieg“, blick sie zurück.<br />

8


Ihre Eltern hatten sie vor die Wahl<br />

gestellt: Roller-Führerschein oder<br />

Fahrabzeichen. Die Entscheidung<br />

war für die Pferdefre<strong>und</strong>in klar.<br />

Seit nunmehr acht Jahren fährt sie<br />

Gespanne, setzt auf Perfektion,<br />

wenn es darum geht, die Pferde<br />

vor der Kutsche zu lenken. Dabei<br />

geht es nicht um gemütliche Planwagen-Fahrten<br />

mit feierfreudigen<br />

Vereinen. Die Studentin betreibt<br />

Gespannfahren als Leistungssport.<br />

Seit zwei Jahren gehört sie dem<br />

Landesjugendkader an.<br />

An den Fahrsport kam sie durch Christian Schmalor. Der<br />

betreibt einen Ausbildungsstall für Gespann-Fahrten im<br />

Höhendorf Wildewiese, eher bekannt als Skigebiet. Der<br />

Elektronik-Experte war selbst im Landeskader, hat erfolgreich<br />

an Meisterschaften teilgenommen <strong>und</strong> dann die<br />

Trainerlizenz erworben. Den Fahrsport <strong>und</strong> die Ausbildung<br />

dazu betreibt er als Hobby. Anders als beim Reitsport kann<br />

man davon nicht reich werden. „Wenn man Glück hat, hat<br />

man mit dem Preisgeld die Fahrtkosten <strong>und</strong> Meldegebühr<br />

raus“, umreißt Kristin Hoffmann den Rahmen.<br />

Bis zu sechsmal pro Woche Training<br />

in Wildewiese<br />

Neben viel Zeit sind Ehrgeiz <strong>und</strong> Empathie nötig, um im<br />

Kader zu bestehen. Trainiert wird in Wildewiese bis zu<br />

sechs Mal pro Woche. Präzision, Kraft, Kondition. Darum<br />

geht es. Den Haflingern bescheinigt die Kutscherin<br />

ein hohes Potenzial. „Sie sind für höhere Klassen geeignet.“<br />

Kristin Hoffmann hat sich in die Klasse M vorgearbeitet,<br />

die dritthöchste der vier Klassen. An Wochenenden<br />

geht es oft zu Turnieren. Campiert wird dann im<br />

Lkw oder Hänger, mit denen die Kutschen transportiert<br />

werden. Selbst für das Kader-Mitglied ist die Unterstützung<br />

eher bescheiden. Kurse für die Gespann-Fahrer finden<br />

alle 14 Tage dienstags statt – im Münsterland. „Das<br />

ist für mich nicht machbar“, sagt die Studentin mit Blick<br />

auf die lange An- <strong>und</strong> Abreise. Bleibt hin <strong>und</strong> wieder ein<br />

Wochenend-Training mit den Fachleuten des Pferdesportverbandes<br />

Westfalen e. V. „Das reduziert auch die Kosten“,<br />

sagt Kristin Hoffmann.<br />

Nach der R<strong>und</strong>e ums Trainingsgelände<br />

geht es durch<br />

den Parcours: Hindernisfahren.<br />

Rote Kegel markieren<br />

die Tore, die in verschiedenen<br />

Kombinationen durchfahren<br />

werden müssen. Und das alles<br />

in flottem Tempo. Die Abstände<br />

sind nur wenig größer als die Breite<br />

der Kutsche. Zentimeterarbeit. „Man<br />

muss sehr präzise fahren“, sagt Kristin<br />

Hoffmann. Vorausschauend natürlich<br />

auch: „Die Linie bei der Anfahrt<br />

ist wichtig.“ Es geht rechts herum auf<br />

das nächste Kegelpaar zu. 1,40 Meter<br />

ist das Gespann breit. Die Durchfahrt<br />

misst nur 25 Zentimeter mehr.<br />

Aaluna <strong>und</strong> Amiira nehmen den Kopf<br />

nach rechts. Pferde <strong>und</strong> Gefährt bilden<br />

einen eleganten Bogen. „So soll<br />

es sein“, freut sich Kristin Hoffmann, die es mit gutem<br />

Auge, viel Erfahrung <strong>und</strong> Feingefühl in der Hand hat,<br />

dass ihr Gespann keinen der gelben Bälle von den Kegeln<br />

kickt. Fehlerfreier Durchgang. „Es geht um Genauigkeit<br />

<strong>und</strong> Schnelligkeit“, erklärt Kristin Hoffmann. Beim<br />

Turnier läuft die Uhr mit. Die Haflinger sieht sie als ideale<br />

Partner. „Die machen größere Schritte als Ponys <strong>und</strong><br />

sind daher schneller.“<br />

Dressur ist die Stärke des Gespanns<br />

Drei Disziplinen sind bei den Turnieren zu bewältigen.<br />

Die Dressur steht am Anfang. Neben der Ausführung vorgegebener<br />

Lektionen kommt es hier auch auf den Gesamteindruck<br />

an. Erscheinungsbild der Fahrerin <strong>und</strong> Aussehen<br />

der Kutsche spielen bei der Wertung eine Rolle.<br />

Hierbei hat sie schon 2016 bei der Deutschen Jugendmeisterschaft<br />

gut gepunktet. Ihre Haflinger haben zudem<br />

„eine gute Gangart für die Dressur“ <strong>und</strong> sind auf<br />

die Fahrerin fokussiert.<br />

Bei der zweiten Disziplin, der Geländefahrt, auch Marathon<br />

genannt, gilt es eine vorgeschriebene Strecke<br />

mit natürlichen <strong>und</strong> künstlichen Hindernissen schnell zu<br />

durchfahren. Diese Aufgabe zu lösen, „ist gefährlicher als<br />

reiten“, sagt Kristin Hoffmann <strong>und</strong> ist froh, dass sie „noch<br />

nicht umgekippt ist“. Auf der Geländestrecke ist immer<br />

ein Beifahrer dabei. Er steht hinten auf der Kutsche <strong>und</strong><br />

sorgt vor allem bei Kurvenfahrten für den Gewichtsausgleich,<br />

dafür, dass das Gespann in der Spur bleibt <strong>und</strong><br />

eben nicht umkippt. Gleiches gilt für die dritte Disziplin,<br />

den Hindernisparcours.<br />

Vorn im Wettbewerb mitzufahren<br />

braucht Zeit, Zeit fürs<br />

Training. Kristin Hoffmann<br />

wendet etwa 30 St<strong>und</strong>en<br />

pro Woche für ihren Sport auf.<br />

Selbst im Winter.<br />

9


Sie ist sehr ehrgeizig, betont Christine Schmalor, die auf<br />

der Rückbank sitzt, anerkennend. „Ich versuche, auch bei<br />

Wind <strong>und</strong> Wetter zu trainieren“, sagt Kristin Hoffmann.<br />

Im Winter auszureiten, mache auch den Pferden Spaß.<br />

Ein Full-time-Hobby. Auch eines, „bei dem man schon<br />

abschalten kann“, sagt die Leistungssportlerin. Jedenfalls<br />

wenn die Sonne scheint, wie an diesem Tag.<br />

Dabei spielt auch die eigene Fitness eine Rolle. „Einmal<br />

in der Woche Krafttraining tut gut“, nimmt sich die Fahrerin<br />

selbst in die Pflicht. „Es ist schon kraftaufwändig.“<br />

Das erklärt auch, warum Mehrspänner häufiger von Männern<br />

gefahren werden. Ihr Ziel: bei der Deutschen Jugendmeisterschaft<br />

in Bösdorf vom 3. bis 6. <strong>August</strong> vorn<br />

dabei zu sein. Ihre Stärke sieht sie in der Dressur. Für die<br />

beiden anderen Disziplinen arbeitet sie noch. Zufrieden<br />

wäre sie auch, wenn ihr Trainer oder sie „einen Titel auf<br />

Landesebene gewinnen“, sagt sie. „Das wäre eine schöne<br />

Belohnung für das ganze Training.“<br />

2016 sind die beiden Sauerländer bereits zum Paar-<br />

Team des Jahres gewählt worden. Kristin als Fahrerin<br />

<strong>und</strong> ihr Trainer Christian Schmalor. Die Ehre ist Verpflichtung:<br />

Sie müssen dafür im Februar 2018 den Fahrerball<br />

in Rönkhausen ausrichten. „Dann noch einen Titel zu haben<br />

wäre top“, hofft Kristin Hoffmann auf immateriellen<br />

Lohn für den immensen Aufwand.<br />

• Kutsche fahren ist nicht so verbreitet wie das Reiten,<br />

aber gefährlicher, weiß Kristin Hoffmann, die beides<br />

kennt.<br />

• Im Dezember 2016 hatte die Deutsche Reiterliche<br />

Vereinigung e. V. beschlossen, einen Kutschenführerschein<br />

einzuführen. „Dieser soll die verantwortlichen<br />

Personen auf dem Kutschbock dazu befähigen, ein<br />

Pferdegespann auf öffentlichen Wegen <strong>und</strong> Straßen<br />

zu führen“, heißt es dazu auf der Homepage (www.<br />

pferd-aktuell.de/kutschenfuehrerschein).<br />

• Verbandsintern können Gespannfahrer Prüfungen zu<br />

den Fahrabzeichen ablegen. Mit dem Fahrabzeichen 5<br />

kann zugleich der Kutschenführerschein A (für Privatpersonen)<br />

erworben werden.<br />

Stichwort: Fahrsport<br />

• Unter den Begriff „Fahrsport“ fällt das Führen einer<br />

Kutsche oder eines Wagens mit einem Gespann von<br />

einem bis zu vier Pferden.<br />

• Jeweils ein Fahrer <strong>und</strong> ein Beifahrer (Groom) bilden<br />

das Team.<br />

• Der Beifahrer sagt während des Wettbewerbs Richtungs-oder<br />

Schrittwechsel an <strong>und</strong> stabilisiert durch Gewichtsausgleich<br />

den Wagen bei hohem Tempo.<br />

• Im Wettbewerb stehen drei Disziplinen an: Dressur,<br />

Geländefahren <strong>und</strong> Hindernisfahren. Sie erfordern von<br />

Fahrern <strong>und</strong> Pferden Disziplin <strong>und</strong> Flexibilität.<br />

• Bei der Dressur kommt es auch auf das Erscheinungsbild<br />

an: Kleidung des Fahrers / der Fahrerin, zum Wagen<br />

passende Pferderasse, angemessene Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> Verzierungen des Wagens.<br />

• Die Geländefahrten können über Strecken bis zu 20 Kilometern<br />

gehen, deren einzelne Phasen innerhalb einer<br />

Zeitvorgabe passiert werden müssen.<br />

• Beim Hindernisfahren muss unter Zeitdruck ein Parcours<br />

(Tore aus Kegeln) in vorgeschriebener Reihenfolge<br />

durchfahren werden. Wird dabei ein Ball auf den<br />

Kegeln abgeworfen, gibt es Strafpunkte.<br />

Sommerzeit - Einbruchzeit<br />

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10


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WASSER- UND RUTSCHENPARK<br />

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Rutschen – Action – Wasserspaß <strong>und</strong> Erholung<br />

tilfreien Saunen für die „kleine<br />

Auszeit vom Alltag“.<br />

In den Sommermonaten – sobald<br />

das Wetter es zulässt – ist<br />

zusätzlich der weitläufige Außenbereich<br />

mit Liegewiese<br />

inklusive Fußballtennisplatz,<br />

Beach-Volleyball-Feld, Tischtennis<br />

<strong>und</strong> einem kleinen Kinderbecken<br />

geöffnet.<br />

Mitten im Sauerland liegt das große Erlebnisbad mit einer<br />

Weltneuheit: Rutschen im Stehen – ein ganz neues<br />

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die schnelle „Pink Jump“ mit 6 Metern Frei-Flug hinab<br />

oder gib dir den Kick auf der quer durchs Bad verlaufenden<br />

Turbo-Rutsche „Green-Kick“ mit Fallstart in 10 Metern<br />

Höhe. Die beliebtesten Rutschen sind die Rafting-<br />

Rutsche „Captain´s Canyon“ mit 120 Metern Kurven-Spaß<br />

sowie Deutschlands 1. Looping-Rutsche „AquaLooping“.<br />

Insgesamt bieten 12 TOP-Rutschen Abenteuer <strong>und</strong> Spaß<br />

für die ganze Familie.<br />

In den 13 Wasserlandschaften laden erlebnisreiche Kleinkindbereiche<br />

mit Piratenschiff <strong>und</strong> turbulentem Wellenbecken<br />

ebenso zur Entdeckungsreise ein wie Sport- <strong>und</strong><br />

Panoramabad sowie die beiden Solebecken. Ein einzigartiger<br />

Soft-Badebereich mit vier Textil-Saunen <strong>und</strong> Erlebnisfluss<br />

inklusive Pool-Bar r<strong>und</strong>en die Vielfalt für jeden<br />

Freizeithungrigen ab. Liebhaber des klassischen Nackt-<br />

Saunierens kommen auch auf ihre Kosten <strong>und</strong> finden im<br />

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RUTSCHENpark mitten im Sauerland ist mit seinen abwechslungsreichen<br />

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11


von Cristin Schmelcher<br />

„BEGRABT MEIN HERZ AM<br />

LENNESTRAND“ Aber wo ist der eigentlich?<br />

Darf man in der Lenne überhaupt baden?<br />

„Begrabt mich mal am Lennestrand“, singt Reiner Hänsch<br />

mit der Band Zoff in seinem Hit „Sauerland“. - Wo liegt<br />

denn der genau, Herr Hänsch? „Der Lennestrand ist immer<br />

da, wo der Sauerländer ihn haben will!“, erklärt mir<br />

der gebürtige Letmather im Interview <strong>und</strong> verbindet mit<br />

der Songzeile eine bestimmte geheime Stelle. „Da lassen<br />

wir uns aber erst mal noch etwas Zeit mit“, schmunzelt<br />

der heutige Friesländer, der oft <strong>und</strong> immer wieder gerne<br />

ins Sauerland zurückkehrt.<br />

Fleißig begebe ich mich also auf die Suche nach den<br />

Lennestränden der Lennemenschen. In meiner Heimatstadt<br />

Plettenberg werde ich bei Umfragen <strong>und</strong> Interviews<br />

mehrfach auf einen geheimen Ort in Plettenberg-Pasel<br />

hingewiesen. Tatsächlich finde ich hier etwas versteckt<br />

hinter einem Maisfeld ein Stück Wiese mit einer Bank<br />

unter einem Baum, einen kleinen Steg <strong>und</strong> ein Tau zum<br />

ins Wasser schwingen vor. Eine Rutsche muss es wohl<br />

auch mal gegeben haben. So ganz geheim ist diese Stelle<br />

aber nun doch wieder nicht: Vor ein paar Jahren drehte<br />

die Krombacher Brauerei hier in der Umgebung einen<br />

Werbespot. Von hier aus geht’s weiter nach Plettenberg-<br />

Ohle, wo ich auf ein paar badende Jugendliche treffe. Dort<br />

scheint das Wasser so tief zu sein, dass die drei Jungs hinein<br />

springen können. Ein gutes Stück weiter gibt es sogar<br />

eine Insel. „Hier haben wir früher zu Gr<strong>und</strong>schulzeiten<br />

schwimmen geübt“, erinnert sich Stadtmarketingmitarbeiterin<br />

Sonja Büsing. Auch der Plettenberger Berthold<br />

Isbaner erinnert sich an Schwimmversuche in dem heimischen<br />

Gewässer: „Früher gab es ja nicht so Schwimmkurse<br />

wie heute.“<br />

„Das liegt in der Verantwortlichkeit der einzelnen Gemeinden“,<br />

erklärt mir Harro Feckler vom Ruhrverband.<br />

Besondere Vorsicht vor Strömungen sei auf jeden Fall in<br />

der Nähe von Wehranlagen geboten, so der Leiter des<br />

Regionalbereichs Süd. Eine offiziell ausgezeichnete Badestelle<br />

gebe es bislang an der Lenne nicht, das Gewässer<br />

habe aber durchaus Badewasserqualität. An niederschlagsreichen<br />

Tagen im Jahr könne es allerdings zu einer<br />

Auslastung der Niederschlagswasserbehandlungsanlagen<br />

kommen, wodurch stark verdünnt Keime in den Fluss gelangen<br />

könnten. Dies treffe maximal 15 bis 20 Tage im<br />

Jahr zu, erläutert der Plettenberger weiter. Der 56-Jährige<br />

ist in seiner Freizeit seit 25 Jahren in der Kanuabteilung<br />

des TV Jahn Plettenberg aktiv <strong>und</strong> kennt daher viele feine<br />

Ecken im Lenneverlauf. Vor allem im oberen Bereich <strong>zwischen</strong><br />

Schmallenberg <strong>und</strong> Lennestadt-Kickenbach sei die<br />

Landschaft paddeltechnisch besonders reizvoll.<br />

Die Lenne entspringt am Kahlen Asten im Rothaargebirge<br />

<strong>und</strong> plätschert zunächst munter durch einige Ortschaften<br />

der Stadt Schmallenberg, bevor sie sich ihren Weg durch<br />

das Lennetal bahnt <strong>und</strong> nach 138 Kilometern Länge bei<br />

Hagen-Hohenlimburg kurz vor dem Hengsteysee schließlich<br />

als wasserreichster Zufluss in die Ruhr mündet.<br />

„Wo die Misthaufen qualmen,<br />

da gibt’s keine Palmen“, oder?<br />

Als die Band Zoff 1983 erstmals die Sauerlandhymne anstimmte,<br />

gab es mit Sicherheit keine Palmen am Ufer. Im<br />

Zuge der laufenden Leader- <strong>und</strong> Lenneschieneförderung<br />

ist das heute gar nicht mehr ausgeschlossen. So ist im<br />

12


Rahmen dieser Projekte zum Beispiel der Lennepark mit<br />

Promenade in Schmallenberg entstanden. „Des Weiteren<br />

geplant ist u.a. ein Flusslehrpfad mit zehn Stationen <strong>und</strong><br />

Kurzfilmen von Fleckenberg bis zum Kurpark, der sich mit<br />

dem Thema ‚Was lebt in <strong>und</strong> um die Lenne?’ beschäftigt“,<br />

erklärt der Verkehrsvereinsvorsitzende der Schmallenberger<br />

Altstadt Georg Wülbeck mir. Im Café Zeit am Wasserrad<br />

können Lenneliebhaber übrigens in einer alten Mühle<br />

hausgemachten Kuchen <strong>und</strong> Kaffee genießen.<br />

Auch der Kurpark TalVital in Lennestadt-Saalhausen hat<br />

so einiges zu bieten. Nach dem Ausprobieren des Tretbeckens<br />

<strong>und</strong> des Barfusserlebnispfades lasse ich mich hier<br />

in einer Hängematte am Ufer nieder <strong>und</strong> fühle mich an<br />

einem Lennestrand angekommen. Zudem gibt es hier ein<br />

schönes gastronomisches Angebot, eine Fischtreppe <strong>und</strong><br />

einen Musikpavillon, in dem von Mai bis September jeden<br />

Sonntagnachmittag Konzerte stattfinden.<br />

Von Finnentrop nach<br />

Nachrodt-Wiblingwerde<br />

Meine Suche nach dem Lennestrand führt mich weiter<br />

über Finnentrop, wo mich ein Gemeindemitarbeiter für<br />

Tourismus <strong>und</strong> Kultur auf einige wilde Strandabschnitte<br />

<strong>zwischen</strong> den Ortsteilen Lenhausen <strong>und</strong> Rönkhausen<br />

<strong>und</strong> die Thyssen-Wiesen hinweist. Dort hätten Renaturierungsarbeiten<br />

stattgef<strong>und</strong>en <strong>und</strong> es würde sich ein neues<br />

Ufer bilden. Am Hafen des Lennesees hinter dem Bahnhof<br />

wurde ein Park mit Sitzmöglichkeiten, Kinderspielplatz<br />

<strong>und</strong> Wasserfontäne angelegt. Der Ausbau von weiteren<br />

Radwegen <strong>und</strong> -brücken ist in vollem Gange.<br />

„Der Lennestrand ist natürlich an der neuen Plettenberger<br />

Waterkant“, sagt der Geschäftsführer des Plettenberger<br />

Stadtmarketings, Steffen Reeder, stolz. Im Bereich der<br />

Lennebrücke in Böddinghausen wurde hier eine attraktiv<br />

beleuchtete Promenade mit Sitzmöglichkeiten, einer<br />

Fontäne <strong>und</strong> einer Plattform auf der Lenne geschaffen.<br />

Die drei Einweihungsveranstaltungen fanden großen Anklang.<br />

„Endlich ist die Lenne für Jedermann so offensichtlich<br />

zugänglich <strong>und</strong> wird als Freizeitort angenommen“,<br />

schwärmt ein Besucher der Eventreihe.<br />

Auch die Lenneterrassen in Werdohl erfreuen sich wachsender<br />

Begeisterung bei Jung <strong>und</strong> Alt <strong>und</strong> bieten viele<br />

flache Kiesbuchten zum Baden. Michael Tauscher hat 20<br />

Jahre den Ferienspaß in der Stadt begleitet <strong>und</strong> kennt<br />

nicht nur das alte Lenneschwimmbad, sondern hat auch<br />

schon Spuren von Halbedelsteinen bei Flusswanderungen<br />

entdeckt. Der heutige Flüchtlingsbetreuer freut sich<br />

über den aktuellen Umbau des neuen Westparks mit neuer<br />

Liegewiese.<br />

In Altena hingegen gelange ich über eine Treppe hinunter<br />

zum Ufer <strong>und</strong> hier ist keinesfalls Ende, denn man<br />

kann über große Steine durch das Gewässer gehen. Auf<br />

der höher gelegenen Promenade nehme ich unter einem<br />

Sonnensegel ein kühles Getränk zu mir <strong>und</strong> bin fasziniert,<br />

zu welcher Breite die Lenne bis hier angewachsen<br />

ist. Auf der anderen Uferseite herrscht Hochbetrieb<br />

auf dem Grillplatz. „Ein schönes Stück Wiese am Wasser<br />

findet man in der Nähe der Steinernen Brücke“, verrät<br />

mir Alexandra Barcevic, Sachbearbeiterin für Tourismus<br />

13


ei der Stadt Altena.<br />

In Nachrodt-Wiblingwerde bietet die Stadt von Mai bis<br />

September sogar Trauungen in Rastatt auf der Lennepromenade<br />

an. Jeden Dienstag <strong>und</strong> Donnerstag bewirtet hier<br />

zudem der Verein Kultur-Schock e.V. die Lenneterrassen<br />

an den Kiesbuchten.<br />

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14<br />

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„Ohne Verbindung<br />

gibt es keine Zukunft!“<br />

Mächtig weiter gebaut wird in Iserlohn-Letmathe. Neben<br />

dem Park mit Promenade <strong>und</strong> Bikepark soll im Ortsteil<br />

Genna ein Café Extrablatt entstehen <strong>und</strong> auch über den<br />

Bau eines Lennebades wird heiß diskutiert. Dadurch hat<br />

sich der Ortsteil zur bevorzugten Wohnlage entwickelt.<br />

Rainer Großberndt, Zweiter Vorsitzender der Letmather<br />

Werbegemeinschaft, hält zudem den Ausbau von Straßen<br />

<strong>und</strong> des Radweges „Lenneroute“ als auch der Bahnlinie<br />

für besonders wichtig. „Ohne Verbindung gibt es keine<br />

Zukunft“, bedauert der gebürtige Letmather vor allem,<br />

Werdohl<br />

Werdohl<br />

dass das Projektgebiet der Regionale 2013 hier endet, da<br />

Hagen-Hohenlimburg nicht mehr zu Südwestfalen gehört. Herscheider<br />

Herscheider<br />

Der Wildwasserpark in Hohenlimburg mit seiner Slalom- Mühle<br />

Mühle<br />

Strecke lässt übrigens jedes Kanutenherz höher schlagen.<br />

Nach zahlreichen Erk<strong>und</strong>igungen <strong>und</strong> Interviews scheint Lüdenscheid<br />

Hardt<br />

Lüdenscheid<br />

Reiner Hänsch recht damit zu haben, dass es für die Sau-<br />

Hardt<br />

erländer sehr viele persönliche Lennestrände <strong>und</strong> nicht einen<br />

exklusiven gibt. Seine persönliche Lieblingsstelle behält<br />

der Musiker gerne für sich, aber fragen Sie ihn doch<br />

einfach selbst noch mal: Der heutige Autor besucht nicht<br />

nur zu zahlreichen Lesungen die Lennegemeinden, sondern<br />

freut sich mit seinen Bandmitgliedern besonders auf<br />

den 9. Dezember, wenn in der Lennehalle in Nachrodt<br />

wieder etliche Sauerländer seinen Evergreen mit anstimmen:<br />

„Begrabt mein Herz am Lennestrand!“<br />

Zur Linde<br />

Zur Linde<br />

Schützenhalle<br />

Schützenhalle<br />

Herscheid<br />

Herscheid Kreisel<br />

Kreisel<br />

Hohl<br />

Hohl<br />

Rärin<br />

Rärin<br />

Wanderparkplatz Linde<br />

Wanderparkplatz Links Richtung Berghagen Linde<br />

Links <strong>und</strong> Richtung Ober -Stuberg Berghagen<br />

<strong>und</strong> Ober -Stuberg<br />

Plettenberg<br />

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15


16<br />

WOHNEN IN EINER<br />

JUGENDHERBERGE<br />

Jutta <strong>und</strong> Jürgen Raikas gute Stube war einst Speisesaal für hungrige Ausflügler<br />

Mitten im Grünen liegt das kleine Örtchen Ober-Holte bei<br />

Herscheid am Fuße des Ebbegebirges. Hier, wo im Laufe<br />

eines Tages mehr Wanderer als Autos die Dorfstraße passieren,<br />

hier, wo sich Fuchs <strong>und</strong> Hase gute Nacht sagen,<br />

ist – um es salopp auszudrücken - scheinbar nichts los.<br />

Das sieht die wachsende Zahl von Erholungssuchenden<br />

<strong>und</strong> Feriengästen, die den idyllisch oberhalb der <strong>Verse</strong>talsperre<br />

gelegenen Flecken für sich als Freizeitraum<br />

entdeckt haben, ganz anders. Ober-Holte ist als Ausgangspunkt<br />

für Ausflüge ins Ebbegebirge nahezu ideal<br />

gelegen. Von daher ist es eigentlich keine Überraschung<br />

zu hören, dass es in Ober-Holte sogar einmal eine Jugendherberge<br />

gegeben hat. Das ist schon ein paar Jahrzehnte<br />

her. Heute wird das Haus Ober-Holte 5 von Jutta<br />

<strong>und</strong> Jürgen Raika bewohnt.<br />

Unscheinbares Haus<br />

mit unglaublich viel Platz<br />

Obwohl das Gebäude von außen betrachtet im Vergleich<br />

zu damals keine wesentlichen Änderungen erfahren hat,<br />

erinnert an das Kapitel Jugendherberge nicht mehr viel.<br />

Das liegt vor allem daran, dass das alte Haus schon immer<br />

recht unscheinbar aussah, dass man sich schlicht<br />

<strong>und</strong> einfach unter einer Herberge, die 1939 im Reichsjugend-Herbergsverzeichnis<br />

mit vier Schlafräumen <strong>und</strong><br />

Die Jugendherberge Ober-Holte in den<br />

30er Jahren, damals noch mit Strohdach.<br />

Betten für 35 Personen sowie zwei Tagungsräumen ausgewiesen<br />

wurde, etwas viel Größeres vorstellt. Tatsächlich<br />

ist das Zuhause von Jutta <strong>und</strong><br />

Jürgen Raika auch für zwei Personen<br />

nicht wirklich üppig dimensioniert.<br />

Im Erdgeschoss befindet sich<br />

links vom Hausflur die Küche, rechts<br />

geht es ins Wohnzimmer, das früher<br />

als Speiseraum diente. Wie damals<br />

in der ersten Etage, die ja auch nicht<br />

größer als das Erdgeschoss gewesen<br />

sein kann, 35 Betten untergebracht<br />

worden sein sollen, ist kaum<br />

vorstellbar. Doppelbetten waren damals<br />

üblich. Trotzdem muss es gnadenlos<br />

eng zugegangen sein.<br />

Allerdings bestand ja auch die Idee<br />

des Altenaer Pädagogen Richard<br />

Schirrmann, des Vaters der deutschen<br />

Jugendherbergsbewegung, darin, nicht Luxusappartements,<br />

sondern in erster Linie preiswerte Übernachtungsmöglichkeiten<br />

für junge Menschen, Jugendgruppen<br />

<strong>und</strong> Schulkassen zu schaffen. Von Komfort war vor h<strong>und</strong>ert<br />

Jahren nie die Rede.<br />

Erste Jugendherberge<br />

eröffnete 1912 in Altena<br />

Die Eröffnung der ersten Jugendherberge auf der Burg<br />

Altena im Jahr 1912 löste in den folgenden Jahren eine<br />

bemerkenswerte Welle von weiteren Eröffnungen aus.<br />

In Herscheid, so schreibt Heinrich Streich in einer Jubiläumsbroschüre<br />

des SGV-Herscheid, wird bereits 1913<br />

eine Jugendherberge in der Pfarrhausscheune verzeichnet.<br />

Nachdem diese 1920 geschlossen wurde, diente<br />

fünf Jahre lang die Herscheider Mühle als Unterkunft, bis<br />

1925 der Bauer Otto Geck in Ober-Holte in seinem Nebenhaus<br />

eine Herberge für die Wanderjugend einrichtete.<br />

„Die Herberge“, so schreibt Heinrich Streich weiter,<br />

„erfreute sich hoher Übernachtungszahlen, nicht zuletzt<br />

wegen der großartigen Lage, die auch den Wintersport<br />

ermöglichte, als auch wegen der Beliebtheit der Herbergseltern<br />

Otto Geck <strong>und</strong> seiner Tochter Emmy, der heutigen<br />

Frau (Emmi) Bauckhage.“<br />

von Martin Büdenbender<br />

Die alte Jugendherberge befindet sich heute im Besitz<br />

der Kinder von Emmi Bauckhage, die es an das Ehepaar<br />

Raika vermietet haben. Jutta Raika zog 1978 in das


Haus ein, das sie mit ihrem jetzigen Ehemann, Jürgen<br />

Raika, seit 1987 bewohnt. „In den ersten Jahren<br />

sah das Haus noch schlimm aus“, erinnert sie<br />

sich. Eine neue Haustür wurde damals eingebaut,<br />

das anheimelnde Strohdach durch ein Ziegeldach<br />

ersetzt, das Mauerwerk verputzt <strong>und</strong> verkleidet.<br />

Und der große Spülstein unterm Flurfenster, in dem<br />

fleißige Hände einst das Geschirr von ganzen Wandergruppen<br />

reinigten, wurde kurzerhand mit einer<br />

Fensterbank überdeckt.<br />

In<strong>zwischen</strong> ist es richtig wohnlich im Haus Ober-Holte<br />

5 geworden. Über seine Vergangenheit ist abgesehen<br />

von den zwei Jahrzehnten, die es als Jugendherberge<br />

diente, nicht viel bekannt. Das Nebenhaus<br />

von Bauer Otto Geck soll früher als Schmiede gedient<br />

haben. Da es aus Bruchsteinen gemauert wurde,<br />

ist anzunehmen, dass es in etwa genauso alt<br />

wie der um 1798 erbaute Nachbarhof ist. Die Bruchsteine<br />

sind heute nur noch Im Keller zu sehen. Ihn<br />

haben die Raikas seit vielen Jahren nicht mehr genutzt.<br />

Dem <strong>Komplett</strong>-Magazin erlaubten sie jedoch<br />

einen Blick hinein zu werfen. Die ebenfalls<br />

aus Bruchsteinen gemauerte Gewölbedecke ist sehenswert.<br />

Sie wird wohl für alle Ewigkeiten halten.<br />

INFO<br />

Blick in den Gewölbekeller, der so vor über<br />

200 Jahren gemauert worden sein dürfte.<br />

Die gute Stube von Jutta <strong>und</strong> Jürgen Raika<br />

war vor gut 80 Jahren der Speisesaal der<br />

Jugendherberge.<br />

In Deutschland waren im Jahr 2015 mehr als<br />

10.200.000 Übernachtungen in Jugendherbergen<br />

zu verbuchen, dies bedeutet ein leichtes Plus zum<br />

Vorjahr. Die Mitgliederzahl im DJH ist erneut auf<br />

2,4 Millionen gestiegen (+ 1,9 %), vor allem die Zahl<br />

der Familienmitgliedschaften ist gestiegen. Die Übernachtungen<br />

gehen zu 37 % auf das Konto von Schulen,<br />

es folgen Familien mit 21 %, Freizeiten mit 18 %.[4]<br />

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17


1,6 KILOMETER<br />

DURCH DIE BAUMKRONEN<br />

Spaziergang auf NRWs längstem Baumwipfelpfad.<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Erlebnispark in Waldbröl - „Panarbora“ bietet weite Sicht <strong>und</strong> globales Dorf<br />

„Über allen Gipfeln Ist Ruh‘. In allen Wipfeln spürest Du<br />

kaum einen Hauch“, heißt es bei Goethe. Das ist in Waldbröl<br />

anders. Unten heißer Sommer. Besucher, die versuchen,<br />

ihr Auto im Schatten zu parken. Oben ein wohltuender<br />

Wind. Oben heißt hier bis zu 23 Meter über Gr<strong>und</strong>.<br />

„Panarbora“ nennt sich der Erlebnispark an der Jugendherberge<br />

in Waldbröl. Wir sind unterwegs auf Nordrhein-<br />

Westfalens längstem <strong>und</strong> barrierefreien Baumwipfelpfad.<br />

Auf Holzstegen geht es 1,6 Kilometer <strong>zwischen</strong> Baumkronen<br />

hindurch. Unten ein grünes, wogendes Meer aus<br />

Bäumen, über einem der blaue Himmel. Jedenfalls an diesem<br />

Sommertag. Auf dem Holzsteg verteilt sind Info-Stationen,<br />

die Wissenswertes über Wald <strong>und</strong> Natur bieten.<br />

Zudem können die Wipfelstürmer selbst aktiv werden,<br />

die Natur erk<strong>und</strong>en oder die richtigen Antworten auf Fragen<br />

finden. „Die Sicht von oben“ ist für Lara (11) das Beeindruckendste<br />

auf der Tour. Tim (9) findet es großartig,<br />

quasi auf Baumhöhe zu laufen. Und dann der Blick von<br />

der Aussichtsplattform auf halber Strecke über das Bergische<br />

Land, tief runter zur Rheinebene <strong>und</strong> auf der anderen<br />

Seite ins Sauerland - nahezu grenzenlos.<br />

Neuer Erlebnispark mit<br />

architektonischem Highlight<br />

2015 wurde der Park eröffnet. Er ist ein Highlight im Angebot<br />

des Deutschen Jugendherbergswerkes. Fast 14 Millionen<br />

Euro wurden investiert. Schon der Aufstieg auf den<br />

Wipfelpfad, kreisförmig in einem hölzernen 40 Meter hohen<br />

Turm, ist beeindruckend. Für einige lockt die Sicht, für<br />

die Kinder ist es der Weg nach oben, den sie nicht schnell<br />

genug hochlaufen können. Für andere ist es die Konstruktion<br />

des Holzbaus, die beeindruckt. Auf der Aussichtsplattform<br />

zeigt eine große Baumscheibe anhand der Jahresringe,<br />

welche bedeutenden Ereignisse es wann gab.<br />

Außer Naturk<strong>und</strong>e auch noch etwas Allgemeinwissen, das<br />

nebenbei vermittelt wird.<br />

Irrgarten <strong>und</strong> Spieltunnel<br />

Nach der Tour durch die Wipfel geht es unten spannend<br />

weiter. Ein Irrgarten mit Buchenhecken lässt bei den Kindern<br />

keine Langeweile aufkommen. Die können sich außerdem<br />

in einem Spieltunnel tummeln. Die Kleinen finden<br />

auf einem großen Abenteuer- <strong>und</strong> Wasserspielplatz<br />

vielfältige Betätigungs- <strong>und</strong> Kontaktmöglichkeiten mit<br />

anderen Kindern. Ein Café bietet sich zur Rast <strong>und</strong> Stärkung<br />

an.<br />

Die Großen können sich im Panarbora-Erlebnispark<br />

ebenfalls einen Kindheitstraum erfüllen. Das Jugendherbergswerk<br />

bietet hier verschiedene Übernachtungsmöglichkeiten<br />

an. Ferien im Baumhaus, oder im Global Village,<br />

einem Erlebnis-Dorf sind möglich. Dabei kann man<br />

in einer mongolischen Jurte, einem südamerikanischen<br />

Stelzenhaus oder afrikanischem Lehmhaus übernachten.<br />

INFO<br />

• Das Abenteuer mit Natur aus der Vogelperspektive oder<br />

ungewöhnlichen Übernachtungsorten ist gut über die<br />

A 4 von Olpe in Richtung Köln zu erreichen<br />

• Im Sommer wartet der Park mit besonderen<br />

Aktionen auf:<br />

• 8. <strong>Juli</strong>: Märchenabend auf dem Baumwipfelpfad,<br />

ab 20 Uhr.<br />

• 7. <strong>August</strong>: Lange Nacht in Panarbora,<br />

• 12. u. 14. <strong>August</strong>: Laurentiusnächte, in denen<br />

vermehrt Sternschnuppen zu sehen sind.<br />

• www.panarbora.de<br />

• Service-Hotline: 02291 90 86 50<br />

18


19


Peter Ortkras (rechts) ist bei den Rad-Profis<br />

beliebt, als der „Mann für alle Fälle“.<br />

EIN NEUENRADER<br />

BEI DER TOUR DE FRANCE<br />

Peter Ortkras als Streckenchef der 2. Etappe im Einsatz<br />

von Martin Büdenbender<br />

Die Tour de France, das größte Radsportspektakel der<br />

Welt, sorgt diesen Sommer wieder für Schlagzeilen. Vom<br />

1. bis zum 23. <strong>Juli</strong> jagen die besten Radsportler über<br />

Frankreichs Straßen.<br />

Gestartet wurde die Tour am 1. <strong>Juli</strong> auf deutschem Boden,<br />

<strong>und</strong> das mit Beteiligung des Neuenraders Peter Ortkras.<br />

Der 68-Jährige ist natürlich nicht mit seinem Rennrad<br />

am Start gewesen. Vielmehr war Peter Ortkras als Streckenchef<br />

für den reibungslosen Ablauf der zweiten Etappe<br />

verantwortlich, die nach dem Prolog in Düsseldorf am<br />

2. <strong>Juli</strong> r<strong>und</strong> um die Landeshauptstadt führte. „Tour-Maker“<br />

werden die vielen ehrenamtlichen Helfer genannt,<br />

ohne die eine solche Großveranstaltung gar nicht durchführbar<br />

wäre.<br />

So hautnah bei der Tour dabei zu sein, war auch für Peter<br />

Ortkras, der schon seit vielen Jahren dem Radsport verb<strong>und</strong>en<br />

ist, etwas Besonderes. Als junger Mann hat sein<br />

Herz jedoch zunächst für eine andere Sportart geschlagen.<br />

Autoslalom-Rennen auf Parkplätzen waren in den<br />

60er <strong>und</strong> 70er Jahren sehr populär. Da hat der Neuenrader<br />

auf einem NSU TT erfolgreich mitgemischt. Von 1972<br />

bis 1978 ist er dann Bergrennen gefahren. Zunächst auf<br />

einem NSU Brixner mit 150 PS, zuletzt auf diversen Porsche<br />

mit bis zu 500 Pferdestärken unter der Haube. Zu seinen<br />

Mäzenen gehörte damals der Plettenberger Wilhelm<br />

Bartels, der mit seinen mehr als 300 Siegen als „Bergkönig“<br />

in die Motorsportgeschichte eingegangen ist. Vordere<br />

Plätze kann auch Peter Ortkras vorweisen. Aber zum Motorsport-Profi<br />

hat es nicht gereicht. Deshalb hat sich der<br />

gelernte Jungwerker mit knapp 30 Jahren selbstständig<br />

gemacht <strong>und</strong> eine Existenz als Autoteileverkäufer aufgebaut.<br />

Sein Kfz-Ersatzteilgeschäft an der Werdohler Bahnhofstraße<br />

betreibt er noch heute.<br />

Einstieg als Fahrradmechaniker<br />

Als Familienvater mit vier heranwachsenden Kindern rückte<br />

für Peter Ortkras in den folgenden Jahren ein anderes<br />

Hobby in den Vordergr<strong>und</strong>. An den Wochenenden hat er<br />

mit seinen Sprößlingen das Sauerland per Rad erk<strong>und</strong>et.<br />

Mit der Zeit wurden nicht nur die Kinder größer, sondern<br />

auch die Radtouren. Gleichzeitig wuchs die Begeisterung<br />

für den Radsport. Beide Töchter <strong>und</strong> beide Söhne fuhren<br />

Radrennen <strong>und</strong> die ganze Familie besuchte an den Wochenenden,<br />

wann immer es möglich war, Sechstage-Rennen.<br />

Mit Spannung verfolgten die Ortkras die Entscheidungen<br />

auf dem Holzoval, hatten aber auch ein Auge für das<br />

Geschehen vor <strong>und</strong> nach dem Start, etwa für die Fahrradmechaniker,<br />

die die Räder vor jedem Start in einen Top-<br />

Zustand brachten. „Das wäre doch was für dich“, schlugen<br />

ihm seine Kinder vor.<br />

Sie behielten Recht. Das war tatsächlich etwas für Peter<br />

Ortkras. Im Winter 1997/98 half er erstmals als Fahrradmechaniker<br />

beim Sechstagerennen in Köln mit. Er hat<br />

seine Sache ohne Zweifel gut gemacht. Denn der Neuenrader<br />

ist seitdem bei den Radsportlern sehr gefragt.<br />

Anfangs als der „Mann für alle Defekte“, später dann<br />

als der „Mann für alle Fälle“ war er längst nicht nur als<br />

Schrauber tätig, sondern auch als Starthelfer <strong>und</strong> wenn<br />

Not am Mann war sogar schon mal als Physiotherapeut.<br />

20


Sein guter Name in Radsportkreisen hat zusammen<br />

mit seinen Ortskenntnissen dazu geführt,<br />

dass vor neun Jahren die Deutschlandtour der<br />

Profis durch Neuenrade <strong>und</strong> Werdohl führte. „Das<br />

ist eines meiner schönsten Erlebnisse gewesen“,<br />

schwärmt Peter Ortkras. „Ich war für den Streckenabschnitt<br />

durch den Märkischen Kreis verantwortlich.“<br />

Tausende säumten damals die Straßen <strong>und</strong><br />

verfolgten das Ereignis.<br />

Nach wie vor engagiert sich Peter Ortkras für den<br />

Radsport <strong>und</strong> sitzt auch selbst noch fest im Sattel.<br />

Der Neuenrader in den 70er Jahren beim<br />

Bergrennen mit einem NSU Brixner ...<br />

... <strong>und</strong> vor kurzem, als Starthelfer bei<br />

einem Sechstage-Rennen<br />

„Kürzlich bin ich mit dem Rad nach Soest gefahren,<br />

hab da noch eine 40-Kilometer-R<strong>und</strong>e gedreht<br />

<strong>und</strong> bin nachmittags zurück nach Hause.“<br />

Das <strong>Komplett</strong>-Magazin hat schnell mal nachgerechnet:<br />

Macht 150 Kilometer - herzlichen<br />

Glückwunsch!<br />

140.000 Fahrgäste pro Tag<br />

AZ Image 2x_168x124_4c_iO.indd 1 08.02.16 15:16<br />

21


SPAZIERGANG DURCH OHLE<br />

MIT PROFESSOR MAX OTTE<br />

Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer, Publizist <strong>und</strong> im Herzen Sauerländer<br />

Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender<br />

Blick von der Terrasse<br />

des Elternhauses auf<br />

das Lennetal<br />

Professor Max Otte macht im <strong>August</strong> einen Spaziergang<br />

nach Berlin. Nicht einfach so. Er will ein Zeichen setzen:<br />

für die freiheitlich-demokratische Gr<strong>und</strong>ordnung, für<br />

Frieden <strong>und</strong> für die soziale Marktwirtschaft. In neun<br />

Tagesetappen legt Max Otte die Strecke von der Rhön<br />

bis in die B<strong>und</strong>eshauptstadt zurück. Mitwanderer<br />

<strong>und</strong> Mitwanderinnen sind ihm willkommen, für die<br />

komplette Tour oder auf einzelnen Abschnitten. Max<br />

Ottes Wanderstrecke führt durchs Sauerland. Am<br />

12. <strong>August</strong> heißt das Etappenziel Plettenberg-Ohle,<br />

Ottes Heimatdorf. Mit seinem früheren Schul- <strong>und</strong><br />

Bandkollegen Bernhard Schlütter unternahm der<br />

vielbeschäftigte Wirtschaftswissenschaftler, Börsianer<br />

<strong>und</strong> Publizist vorab einen Spaziergang durch Ohle.<br />

22<br />

Ich treffe Max Otte vor seinem Elternhaus am Stübel. Seine<br />

Mutter Lore wohnt hier. Auch eine Tante <strong>und</strong> ein Onkel<br />

wohnen in Plettenberg. Sie besucht er regelmäßig,<br />

pflegt außerdem den Kontakt zu Schulfre<strong>und</strong>en, die hier<br />

heimisch geblieben sind. In Ottes Garage haben wir damals<br />

unseren ersten Proberaum gehabt. Neugierig öffne<br />

ich die Tür <strong>und</strong> siehe da: Reste von Eierkartons kleben von<br />

innen am Garagentor - unsere Schallisolierung, denn die<br />

Nachbarn standen nicht alle auf Rockmusik. „New Waterfall“,<br />

später „Täuschung“ hieß unsere Band. „Es war eine<br />

klasse Zeit“, sind wir uns einig. Und Hobbymusiker sind<br />

wir beide heute noch. Ich jetzt eher mehr, der rührige<br />

Unternehmer Otte weniger: „Leider viel zu wenig Zeit!“<br />

Vom Dorf Ohle über 40 Stationen<br />

nach Blankenheimerdorf<br />

„Am Stübel bin ich geboren <strong>und</strong> aufgewachsen. Seit dem<br />

Abitur bin dann allerdings so um die 40 Mal umgezogen.“<br />

Er ist herumgekommen in der Welt. Heimisch geworden<br />

ist er erneut in einem Dorf, genau gesagt Blankenheimerdorf<br />

in der Eifel. Dort hat er das ehemalige Pfarrhaus bezogen,<br />

die benachbarte ehemalige Dorfkneipe gleich mitgekauft<br />

<strong>und</strong> zu einem Tagungshaus umgebaut.<br />

Seine Arbeit als Unternehmer erledigt er in Köln. Mit seinem<br />

Institut für Vermögensentwicklung (IFVE) berät er<br />

Privatanleger. Darüber hinaus veröffentlicht Max Otte als<br />

gefragter Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzexperte regelmäßig Artikel<br />

zu Wirtschafts- <strong>und</strong> Finanzthemen in Tages- <strong>und</strong> Fachzeitschriften.<br />

Berühmt geworden durch sein 2006 veröffentlichtes<br />

Buch „Der Crash kommt“, in dem er die die<br />

internationale Finanzkrise <strong>und</strong> ihre Auswirkungen vorhersagte,<br />

ist er ein gefragter Interviewpartner <strong>und</strong> absolviert<br />

regelmäßig Fernseh- <strong>und</strong> Radioauftritte. Die Zahl seiner<br />

Vorträge hat er in<strong>zwischen</strong> von einst über 80 auf r<strong>und</strong> 20<br />

pro Jahr verringert. „Ich konzentriere mich auf die Tätigkeiten<br />

als Publizist <strong>und</strong> Fondsmanager. Vorträge halte ich<br />

nur noch da, wo es mir Spaß macht.“ Sein Lieblingsthema<br />

derzeit: Das Bargeld soll nicht abgeschafft werden.


Erster Job als Zeitungsbote für „Die Kirche“<br />

Wir haben die alte Ohler Dorfkirche erreicht. Hier ist Max<br />

Otte, damals noch mit dem Vornamen Matthias, von Superintendent<br />

Otto Grünberg konfimiert worden. Später<br />

hat Matthias den Vornamen seines Vaters angenommen.<br />

Vor zwei Jahren, an seinem 50. Geburtstag, ließ sich Max<br />

Otte mennonitisch taufen. „Meine Mutter stammt aus einer<br />

Mennoniten-Familie.“ Er identifiziert sich mit dieser<br />

evangelischen Freikirche, deren Merkmale u.a. die Erwachsenentaufe<br />

<strong>und</strong> der Verzicht auf Berufsgeistliche<br />

sind. Der evangelischen Kirchengemeinde Ohle bleibt er<br />

eng verb<strong>und</strong>en. „Pfarrerin Anju Laddach ist eine Fre<strong>und</strong>in<br />

der Familie. Meine Mutter ist engagiertes Mitglied der<br />

Gemeinde.“<br />

Auf dem Weg entlang der B<strong>und</strong>estraße 236 zur Gr<strong>und</strong>schule<br />

zählt Max Otte die Namen der Familien auf, die<br />

zu seiner Kindheit <strong>und</strong> Jugendzeit in den einzelnen Häusern<br />

wohnten. „Ich kenne hier jedes Haus, denn ich habe<br />

die evangelische Kirchenzeitung „Die Kirche“ ausgetragen<br />

<strong>und</strong> damit mein erstes Geld verdient.“ Das ist nun über<br />

35 Jahre her <strong>und</strong> an manchen Stellen rätselt Otte. „Hier<br />

hat sich doch einiges verändert.“<br />

Sein früheres Klassenzimmer in der Gr<strong>und</strong>schule Ohle findet<br />

Max Otte fast auf Anhieb wieder. Es ist heute der<br />

Gymnastikraum. „Meine Noten in der Gr<strong>und</strong>schule waren<br />

durchwachsen, wie eigentlich bis zur Klasse 10.<br />

Die Lehrer haben eben nicht verstanden, wie gut ich eigentlich<br />

bin“, meint er, der sein Abitur am Albert-Schweitzer-Gymnasium<br />

Plettenberg schließlich mit dem Notenschnitt<br />

von 1,3 absolvierte.<br />

An Bäcker Schubert führt für Max Otte kein Weg vorbei,<br />

wenn er zu Besuch in Ohle ist. „Hier habe ich früher jeden<br />

Tag Brötchen geholt.“ Jetzt kauft er ein Brot, nimmt<br />

damit ein Stück Geschmack <strong>und</strong> Erinnerung aus dem Sauerland<br />

mit in die Eifel.<br />

Gr<strong>und</strong>schüler machen Weinprobe beim<br />

„Kleinen Onkel“<br />

Schöne - <strong>und</strong> lustige - Erinnerungen verbindet Max Otte<br />

auch mit dem „Kleinen Onkel“. Die Gaststätte direkt an<br />

den Bahngleisen der Lenneschiene gibt es schon seit Jahren<br />

nicht mehr. Heute hat Tischlerin Karin Gutschlag ihre<br />

Werkstatt in dem Haus ihrer Eltern eingerichtet. „Wir sind<br />

in der vierten Gr<strong>und</strong>schulklasse mit unserem Lehrer Martin<br />

Zimmer zu einer Weinprobe hier gewesen. Das waren<br />

andere Zeiten“, erzählt Max Otte. Ihn hat diese Weinprobe<br />

offenbar auf den Geschmack gebracht, denn in<strong>zwischen</strong><br />

gibt es eine eigene „Weinselektion Prof. Otte“. Seine<br />

besondere Verbindung zum Wein <strong>und</strong> zum Weinanbau<br />

ist tatsächlich familiär bedingt. Ein entfernter Onkel war<br />

Winzer in Oppenheim am Rhein <strong>und</strong> als Jugendlicher arbeitete<br />

Otte dort in der Weinlese mit.<br />

Im Biergarten der Gaststätte Zur Post gönnen wir uns einen<br />

Kaffee. Hier bei Gastwirtsfamilie Bulis wird am 12.<br />

<strong>August</strong> auch das Etappenziel des Spaziergangs nach Berlin<br />

sein. Dann darf auch ein Pils oder ein Glas Wein getrunken<br />

werden.<br />

Im Jahr 2016 organisierte Max Otte diese Etappenwanderung<br />

erstmals. „Es war eine spontane Aktion. Gemeinsam<br />

wandern, dabei Gespräche führen <strong>und</strong> sich auf die<br />

Gr<strong>und</strong>werte unserer Demokratie <strong>und</strong> der sozialen Marktwirtschaft<br />

besinnen, unter dem Motto ‚freie Bürger unter<br />

freiem Himmel’, das funktioniert.“<br />

„Es ist schön auf Schusters Rappen“<br />

Das Wandern als Hobby habe er vor zehn Jahren wiederentdeckt.<br />

„Als Kind <strong>und</strong> Jugendlicher bin ich mit meinen<br />

Eltern <strong>und</strong> dem SGV Ohle viel gewandert. Es ist schön auf<br />

Schusters Rappen. Das macht mir Spaß. Ein Marathonlauf<br />

dagegen ist Quälerei <strong>und</strong> werde ich nie machen, das habe<br />

ich mir geschworen.“ Durch seine Vorträge ist er überall in<br />

Deutschland gewesen <strong>und</strong> findet, dass es „so viele w<strong>und</strong>erschöne<br />

Landschaften bei uns gibt“. Besonders haben<br />

es ihm die Mittelgebirge angetan: Taunus, Harz, Pfälzer<br />

Wald zählt er auf, aber natürlich auch das Sauerland <strong>und</strong><br />

die Eifel - die beiden Regionen, die er „Heimat“ nennt.<br />

23


Einkaufen wie früher: Ein frisches Brot bei Bäcker Schubert<br />

ZUR PERSON<br />

Max Otte ist am 7.10.1964 in Plettenberg geboren. Er besuchte<br />

die Gr<strong>und</strong>schule Ohle <strong>und</strong> das städtische Gymnasium<br />

Plettenberg (heute Albert-Schweitzer-Gymnasium.<br />

Otte studierte Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre<br />

<strong>und</strong> politische Wissenschaften in Köln, des Weiteren<br />

an der American University in Washington D.C. <strong>und</strong> promovierte<br />

an der Princetown University.<br />

Otte macht Werbung bei den Lesern seines Börsenbriefs,<br />

in den sozialen Medien <strong>und</strong> über Anzeigen. Die Idee<br />

kommt an. „Bunt gemischt“, beschreibt Max Otte die<br />

Schar der Mitwanderer. Viele begleiten ihn auf einzelnen<br />

Etappen, manche machen den kompletten Weg mit.<br />

Der beginnt diesmal am 8. <strong>August</strong> in der Rhön <strong>und</strong> endet<br />

am 18. <strong>August</strong> in Berlin. Nicht nur Mitwanderer, sondern<br />

auch Wanderführer für einzelne Tagesabschnitte, die<br />

<strong>zwischen</strong> etwa 20 <strong>und</strong> 35 Kilometer betragen, können<br />

sich über die Internetseite spaziergang-nach-berlin.de<br />

melden.<br />

Wandern mit der Deutschlandfahne<br />

Auf der Sauerland-Etappe am 12. <strong>August</strong> wird Max Otte<br />

selbst die Wanderführung übernehmen. Treffpunkt <strong>und</strong><br />

Streckenführung werden angemeldeten Teilnehmern<br />

mitgeteilt. „Das machen wir nicht öffentlich, um zu verhindern,<br />

dass Störenfriede kommen“, erklärt Otte. „Wir<br />

wandern mit Deutschlandfahne. Das ist halt das einzige<br />

Symbol, das wir haben, <strong>und</strong> es steht für unsere demokratische<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung. Aber mancher stört sich daran.“<br />

Plötzlich ist „früher“ ganz gegenwärtig. Max Otte schwelgt im<br />

Gespräch mit <strong>Komplett</strong>-Herausgeber Bernhard Schlütter in alten<br />

Erinnerungen.<br />

Von 2011 bis 2016 war Otte Professor an der Karl-Franzens-Universität<br />

Graz. Seine Professur an der Fachhochschule<br />

Worms, die er seit 2001 inne hat, ruht.<br />

Otte ist Gründer der Instituts für Vermögensentwicklung<br />

GmbH (IFVE) in Köln.<br />

Mit seinem Börsenbrief privatinvestor.de präsentiert Otte<br />

Finanzen <strong>und</strong> Finanzinformationen für Privatinvestoren sowie<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger allgemeinverständlich, nutzbringend<br />

<strong>und</strong> humorvoll.<br />

An den Abenden der Wandertage werden verschiedene<br />

Fachleute kurze Impulsreferate halten, z.B. der Wissenschaftler<br />

Prof. Dr. Dr. Helge Peukert, der Rechtsanwalt<br />

<strong>und</strong> Publizist Carlos A. Gebauer sowie der Kabarettist<br />

Ludger K. Im Gasthof Zur Post in Ohle wird am 12. <strong>August</strong><br />

Prof. Max Otte den Impulsvortrag halten. Auf ein<br />

Thema will er sich noch nicht festlegen, aber es werde<br />

um Gefahren für die Demokratie <strong>und</strong> die soziale Marktwirtschaft<br />

gehen. Die Abendveranstaltung im Gasthof Zur<br />

Post beginnt um 19 Uhr. Dazu sind auch Nicht-Wanderer<br />

willkommen. Der Eintritt beträgt 8 Euro.<br />

Voranmeldungen für einzelne Tagesetappen oder die gesamte<br />

Tour sind möglich auf der Homepage spaziergangnach-berlin.de.<br />

Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmer<br />

alle Informationen über ihre Etappen.<br />

24<br />

Schawag AZ Stromspeicher 88x100.indd 1 13.06.17 21:19


Krank im Urlaub,<br />

so beugen Sie vor<br />

Heilpraktikerin Petra Hammecke gibt<br />

für <strong>Komplett</strong> Ges<strong>und</strong>heitstipps.<br />

Sie stehen bevor, die<br />

schönsten Wochen des Jahres.<br />

Doch plötzlich sind<br />

sie da, die ersten Anzeichen<br />

einer Erkältung, der<br />

Hals schmerzt <strong>und</strong> der Kopf<br />

dröhnt, sobald die Betroffenen<br />

ein wenig Freizeit haben<br />

<strong>und</strong> sich entspannen.<br />

Aber wie ist dieses Phänomen zu erklären, welches in<br />

der Fachsprache „Leisure Sickness“ - Freizeitkrankheit -<br />

genannt wird?<br />

Auf jeden Fall ist es ein Alarmsignal für zu viel Hektik,<br />

Stress <strong>und</strong> Überforderung. Wir gönnen uns endlich ein<br />

paar freie Tage, damit sich unser Organismus erholen<br />

kann. Aber weit gefehlt. In Stressphasen versucht der<br />

Organismus möglichst lange seine Leistungsfähigkeit zu<br />

halten <strong>und</strong> schraubt die Produktion seiner Stresshormone<br />

wie Cortisol, welches dann oft dauerhaft erhöht ist, nach<br />

oben, um auf jeden Fall noch ein paar Tage durchzuhalten.<br />

Und das betrifft nicht nur Selbstständige, sondern<br />

auch Mütter mit Doppelbelastung <strong>und</strong> so weiter. Deshalb<br />

ist es wichtig, nicht direkt vom Schreibtisch auf die<br />

überfüllte Autobahn in den Urlaub zu starten, sondern<br />

erst einmal zwei, drei arbeitsfreie Tage nutzen, um den<br />

Organismus Schritt für Schritt herunterzufahren.<br />

Damit wir ges<strong>und</strong> bleiben, brauchen wir einen ausgewogenen<br />

Wechsel von Anspannung <strong>und</strong> Entspannung.<br />

Ist dieses Zusammenspiel allerdings gestört <strong>und</strong> der Organismus<br />

gelangt <strong>zwischen</strong>durch nicht mehr in eine<br />

Ruhephase, so können auch noch erhöhter Blutdruck,<br />

Schlafstörungen, übermäßiges Schwitzen <strong>und</strong> andere<br />

ernstzunehmende Warnsignale auftreten.<br />

Zur Stärkung des Immunsystems sollte schon einige Zeit<br />

vor Urlaubsantritt besonders auf eine ges<strong>und</strong>e, vitaminreiche<br />

Kost, viel Bewegung an frischer Luft <strong>und</strong> unter<br />

Umständen auf eine naturheilk<strong>und</strong>liche Begleitmedikation<br />

geachtet <strong>und</strong> zurückgegriffen werden. Auch eine<br />

vorbeugende Versorgung mit Mikronährstoffen macht<br />

im Vorfeld Sinn.<br />

Um dem Alltagsstress zu begegnen, sollte <strong>zwischen</strong>durch<br />

auf kleine Auszeiten geachtet werden. Vielleicht einfach<br />

mal durchatmen, eine Tasse Tee genießen, eine maßvolle<br />

Sporteinheit einflechten, für ausreichend Schlaf sorgen,<br />

das Zusammensein mit der Familie pflegen <strong>und</strong><br />

auch mal Handy <strong>und</strong> Computer außen vor lassen.<br />

Beherzt man einige von diesen Dingen, so besteht die<br />

gute Chance, die schönsten Wochen des Jahres von Anfang<br />

an zu genießen, damit klimatische Veränderungen,<br />

eine ungewohnte Speisenzubereitung, vermehrte Sonneneinstrahlung<br />

keine allzu große Herausforderung für<br />

unser Immunsystem darstellen.<br />

Da unser Körper ca. 12 Tage braucht, um Stresshormone<br />

abzubauen, sollte ein Erholungsurlaub dementsprechend<br />

lange dauern <strong>und</strong> vor allem nicht von einem R<strong>und</strong>-umdie-Uhr-Programm<br />

bestimmt werden.<br />

Bereiten Sie Ihre Reise gut vor, das betrifft auch Ihre Reiseapotheke,<br />

die durchaus auch homöopatische Arzneien<br />

beinhalten darf. Ihr/e Heilpraktiker/in steht Ihnen gerne<br />

beratend zur Seite.<br />

Um einen Sonnenbrand zu vermeiden, ist der beste <strong>und</strong><br />

natürliche Schutz der Haut vor zu viel Sonne langsame<br />

Gewöhnung <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Ernährung. Die Vermeidung<br />

extremer Sonneneinstrahlung wie der ungeschützte<br />

Aufenthalt in extremer Mittagshitze <strong>zwischen</strong> 11.30<br />

<strong>und</strong> 14.30 sollte mittlerweile ausreichend bekannt sein.<br />

Die Südländer halten nicht umsonst zu dieser Zeit ihre<br />

Siesta. Sollte es doch zu einem Sonnenbrand gekommen<br />

sein, kann als erste Hilfemaßnahme kühlendes Aloe vera<br />

aufgetragen werden.<br />

Damit sich sich unser Verdauungstrakt auf eine veränderte<br />

Nahrungsaufnahme, als wir sie von zu Hause gewohnt<br />

sind, einstellen kann, sollte anfänglich bei Rohkost, rohem<br />

Fisch <strong>und</strong> nicht durchgegarten Speisen Zurückhaltung<br />

geübt werden, damit uns nicht ein Magen-Darm-<br />

Infekt die Freude am Urlaub verdirbt.<br />

25


EHER SCHALTEN -<br />

SPÄTER TANKEN<br />

Ob`s was bringt?: Kanten abkleben, den<br />

Luftwiderstand senken.<br />

Der komplette Spritverbrauchstest bringt es an den<br />

Tag: Verbrauch um fast einen Liter auf 100 Kilometer<br />

verringert<br />

Text Bernhard Schlütter, Fotos Martin Büdenbender, Heiko Höfner<br />

26<br />

Nicht erst seit dem Abgasskandal ahnen, nein wissen<br />

wir, dass die Spritverbrauchsangaben in den Werbeanzeigen<br />

<strong>und</strong> Datenblättern der KFZ-Hersteller nicht mehr<br />

als graue Theorie sind. Unter Laborbedingungen ermittelt.<br />

In der Wirklichkeit unmöglich zu erreichen. Doch um<br />

welche Mengen der tatsächliche Spritverbrauch unseres<br />

<strong>Komplett</strong>-Flitzers von der Herstellerangabe abweicht, das<br />

wollen wir im Alltagstest herausfinden.<br />

Man, kann der schlucken: Tanken zu Beginn<br />

<strong>und</strong> zum Abschluss des Tests ist Pflicht.<br />

Der Blick in die technischen Daten unseres Benziners<br />

verrät mir, dass der kombinierte Verbrauch unseres mit<br />

55 kW (r<strong>und</strong> 75 PS) angetriebenen Kleinwagens 4,6 Liter<br />

betrage. Okay, wir nutzen das Auto fast ausschließlich im<br />

innerörtlichen Verkehr <strong>und</strong> für das Auf <strong>und</strong> Ab auf Sauerländer<br />

Mittelgebirgsstraßen. Innerorts, so der Hersteller,<br />

verbraucht der Motor 5,8 Liter Benzin.<br />

Als Testpilot fahre ich zunächst einmal einige h<strong>und</strong>ert Kilometer,<br />

so wie ich es gewohnt bin, rechne den Spritverbrauch<br />

auf 100 Kilometer aus <strong>und</strong> erlebe die erste Überraschung:<br />

Mit 6,01 Liter liegt der Verbrauch gar nicht mal<br />

so weit über der Herstellerbehauptung. Mal schauen,<br />

was da noch an Sparpotenzial drinsteckt.<br />

Nun werde ich penibel. Mit Hilfe meiner Kollegen wird<br />

die Rückbank ausgebaut. Ich entferne die Kunststoffblenden<br />

an den Felgen. Gewichtsreduzierung heißt die Parole.<br />

Ich klebe Fugen in der Karosserie mit Folienband ab,<br />

um den Windwiderstand zu verringern.<br />

So weit die äußeren Maßnahmen.<br />

Entscheidend für einen möglichst geringen Spritverbrauch<br />

wird meine Fahrweise sein, das ist mir klar. Also<br />

beherzige ich möglichst alles, was ich vor Jahren in der<br />

Fahrschule gelernt oder aktuell über Sprit sparendes Fahren<br />

gelesen habe. Möglichst früh schalten, lautet vor<br />

allem die Devise. Dabei hilft mir mein Auto, denn im<br />

Display wird mir nicht nur angezeigt, in welchem Gang<br />

ich gerade fahre, sondern auch, wann ich<br />

in den nächsthöheren wechseln soll. Mir<br />

scheint dieser Moment um einiges zu früh<br />

zu sein. Zwar bin ich kein besonders rasanter<br />

Fahrertyp <strong>und</strong> beschleunige eigentlich<br />

schon gewohnheitsmäßig eher behutsam,<br />

aber die Fahrzeugtechnik will, dass<br />

ich noch zeitiger hochschalte. Das treibt<br />

manchen Fahrzeugführer, der hinter mir<br />

herfahren muss, offensichtlich zur Weißglut,<br />

wie ich beim Blick in den Rückspiegel<br />

feststellen muss. Was soll’s? Das ist ein<br />

Test <strong>und</strong> den ziehe ich komplett durch!<br />

Weitere Spartipps fallen mir nach <strong>und</strong> nach<br />

ein. So starte ich den Motor erst, nachdem<br />

ich mich angeschnallt <strong>und</strong> fahrbereit gemacht habe. Das<br />

Gaspedal betätige ich beim Zündvorgang nicht. Außerorts<br />

fahre ich maximal 90 km/h. Darauf brauche ich gar<br />

nicht besonders zu achten, denn so untertourig wie ich<br />

im fünften Gang unterwegs bin, reicht die Zeit <strong>zwischen</strong><br />

zwei Geschwindigkeitsbegrenzungen gar nicht, um auf<br />

100 km/h zu kommen. An roten Ampeln schalte ich den<br />

Unnötiger Ballast bleibt zu Hause. Weniger Gewicht heißt weniger<br />

Verbrauch.


Fahrten nicht verzichten. Auch den<br />

Komfort der Klimaanlage genieße<br />

ich bei sommerlichen Temperaturen.<br />

Die Sache mit dem frühen<br />

Schalten handhabe ich lockerer, beschleunige<br />

schon mal mit beherztem<br />

Tritt aufs Gaspedal.<br />

Testtanken die Dritte: Meine Rechnung<br />

ergibt diesmal 5,75 Liter/100<br />

Kilometer. Immer noch knapp unter<br />

dem vom Hersteller für den Verbrauch<br />

innerorts ermittelten Wert.<br />

Mein Fazit: Die Herstellerangabe ist<br />

zumindest beim <strong>Komplett</strong>-Flitzer<br />

Was könnte noch den Verbrauch senken? Anschieben .....<br />

doch nicht so weit von der Wirklichkeit<br />

entfernt <strong>und</strong> durch bewusstes Fahren lässt sich<br />

Motor aus. Klimaanlage, Radio - alles tabu, denn Stromverbrauch<br />

bedeutet auch Spritverbrauch.<br />

mancher Liter Sprit sparen - gut für den Geldbeutel <strong>und</strong><br />

Nach guten 600 Kilometern bewusst sparsamen Fahrens die Umwelt.<br />

steuere ich die Tankstelle an <strong>und</strong><br />

bin gespannt, wie viel oder vielmehr<br />

wie wenig Benzin ich verbraucht<br />

habe. Das Ergebnis ist erneut<br />

eine Überraschung für mich:<br />

5,22 Liter auf 100 Kilometer. Ich<br />

unterbiete locker die Herstellerangabe.<br />

Das hatte ich nicht erwartet.<br />

Ich trete in Phase drei meines nicht<br />

repräsentativen Tests ein. Zwar beachte<br />

ich weiterhin einige Fahrverhaltensregeln,<br />

die ich in<strong>zwischen</strong><br />

schon verinnerlicht habe, aber auf<br />

... oder den Berg hinauf ziehen!<br />

das Radio möchte ich während der<br />

So rechnen Sie den Spritverbrauch aus<br />

Die Verbrauchswerte lassen sich bei vielen Autos bequem<br />

per Bordcomputer abrufen. Ein Knopfdruck, <strong>und</strong><br />

schon wissen sie, wie viele Liter ihr Wagen auf 100<br />

Kilometern aktuell verbraucht.<br />

Wieviel ein Fahrzeug aktuell verbraucht, ist gut zu<br />

wissen. Ein steigender Benzinverbrauch kann ein Hinweis<br />

darauf sein, dass etwas nicht in Ordnung ist. Ein<br />

Schaden kann unter Umständen rechtzeitig erkannt<br />

werden, bevor die Reparatur richtig teuer wird.<br />

Wer den Angaben des Bordcomputers nicht traut oder<br />

ein Fahrzeug ohne Verbrauchsanzeige besitzt, muss auf<br />

die klassische Weise den Spritverbrauch berechnen. Das<br />

geht so: Nach dem Volltanken stellt man den Tageskilometerzähler<br />

auf Null. Beim nächsten Tankstopp heißt<br />

es dann, die getankte Litermenge zu notieren (steht<br />

auch auf dem Kassenbeleg) <strong>und</strong> die seit dem letzten<br />

Tankstopp gefahrenen Kilometer abzulesen.<br />

Um anschließend den Spritverbrauch für 100 Kilometer<br />

zu berechnen, wird die getankte Literzahl mit 100<br />

multipliziert <strong>und</strong> durch die zurückgelegten Kilometer<br />

geteilt: Menge x 100 ÷ Distanz.<br />

Beispiel: Angenommen, sie haben 35 Liter nachgetankt<br />

<strong>und</strong> seit dem letzten Tankstopp 600 Kilometer<br />

zurückgelegt, müsste die Berechnung so aussehen:<br />

35 l x 100 ÷ 600 km. Daraus resultiert ein Benzinverbrauch<br />

von 5,83 Litern auf 100 Kilometern.<br />

Am besten ist es, den Spritverbrauch regelmäßig zu<br />

berechnen, um einen möglichst genauen Verbrauchswert<br />

für sein Auto zu ermitteln. (Quelle: pkw.de)<br />

27


FUSSBALL-TRAINING OHNE PFEIFEN:<br />

KICKER KOMMUNIZIEREN IN<br />

GEBÄRDENSPRACHE<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

GFC Werdohl ist für Gehörlose wie eine große Familie – Fußballer kommen aus 36 Nationen<br />

28<br />

Überrascht drehe ich mich um. „Schönen Abend noch –<br />

<strong>und</strong> danke!“, ruft einer mir hinterher, als ich den Sportplatz<br />

Altemühle verlasse. Überrascht? Ja. Ich war beim<br />

Training des GFC Werdohl. „GFC“ steht für Gehörlosen-<br />

Freizeitclub. Auf dem Kunstrasen trainiert in drei Gruppen<br />

eine große Familie. Ihre Mitglieder kommen aus 36 Nationen.<br />

Bei aller Verschiedenheit eint sie eines: Sie sind<br />

fußballbegeistert <strong>und</strong> gehörlos – aber nicht sprachlos.<br />

Nach <strong>und</strong> nach trudeln die Fußballer ein. Die Kennzeichen<br />

der Autos verraten, dass der GFC kein Dorfverein<br />

ist. Sein Einzugsgebiet reicht weit übers <strong>Verse</strong>tal hinaus.<br />

Von den 52 Mitgliedern spielen 38 aktiv Fußball. Die Kicker<br />

kommen zum Teil aus dem westlichen Ruhrgebiet<br />

<strong>und</strong> dem Sauer- <strong>und</strong> Siegerland. Der Verein hat sportliche<br />

Erfolge zu verzeichnen, hat einen Namen in der Szene.<br />

NRW-Landesmeister 2011, 3. Platz bei der NRW-Regionalmeisterschaft<br />

der Gehörlosen-Clubs <strong>2017</strong> sind dabei<br />

nur einige Beispiele.<br />

Gelungene Integration über<br />

Kultur- <strong>und</strong> Sprachgrenzen hinweg<br />

Vor 20 Jahren, im Juni 1997, haben neun Aktive, darunter<br />

Ralf Bratkus, der seither auch als 1. Vorsitzender<br />

fungiert, den Verein gegründet. Ihr Ziel war es, Gehörlosen<br />

<strong>und</strong> hörbehinderten Menschen Möglichkeiten zur<br />

Freizeitgestaltung anzubieten. Die Fußballabteilung sollte<br />

dabei ein sportliches Betätigungsfeld sein. Sie wurde<br />

das Aushängeschild des Vereins. Und so kamen auch<br />

Hörbehinderte aus dem weiten Umkreis nach Werdohl.<br />

Gemeinsame Aktivitäten <strong>und</strong> Erfolge sind auch ein Beweis<br />

für eine gelungene Integration über Kultur- <strong>und</strong><br />

Sprachgrenzen hinweg.<br />

Die ersten lassen schon auf dem Parkplatz den Ball kreisen.<br />

Einer, in der Mitte, versucht die Lederkugel zu erhaschen.<br />

Aufwärmen vorm Trainingsstart. Neuankömmlinge<br />

werden herzlich begrüßt: abklatschen, Umarmungen<br />

– wie in einer Familie halt. Trainiert wird jeweils freitags.<br />

Vor dem Spaß an Spiel <strong>und</strong> Sport steht die Pflicht. Fürs<br />

Gruppenfoto im Tor macht Ralf Bratkus per Handzeichen<br />

deutlich: Noch etwas Geduld bitte. Erst müssen sich alle<br />

„in Schale schmeißen“: weiße Trainingsjacke, schwarze<br />

Hose. Neue, die noch kein Trikot haben, wollen nicht mit<br />

aufs Bild, wollen nicht als Außenseiter erscheinen. Auch<br />

das einheitliche Outfit zeigt: Wir gehören zusammen.<br />

Kommandos kommen lautlos<br />

Die Teams verteilen sich auf dem Kunstrasen. Eine Gruppe<br />

macht Konditions- <strong>und</strong> Krafttraining, dreht R<strong>und</strong>e um<br />

R<strong>und</strong>e auf dem Platz in Altemühle, macht Liegestütze.<br />

Ein Trainer schießt die Torhüter warm, die entgegen der<br />

Laufrichtung nach dem Ball hechten müssen bis ihnen<br />

der Schweiß übers Gesicht läuft. Und eine Gruppe sprintet<br />

um Hütchen, macht Sprung- <strong>und</strong> Schnellübungen.<br />

Sie „hören“ auf das Kommando des jüngsten Trainers.<br />

Der, Dennis Behling aus Plettenberg, schwitzt im Alltag<br />

für sein Fachabi. Als Co-Trainer sorgt er freitags mit für<br />

die Fitness der GFC-Kicker. Seine Anweisungen sind klar<br />

– <strong>und</strong> ruhig. Sein Vater, ebenfalls im Trainer-Team, ist ge-


hörlos. Dadurch hat der Plettenberger früh gelernt, sich<br />

per Gebärdensprache zu verständigen. Ein paar Handzeichen<br />

<strong>und</strong> alle wissen, was zu tun ist, wie die Übung abläuft.<br />

Die Trainer geben <strong>zwischen</strong>durch Erklärungen, korrigieren,<br />

formen Zeichen mit den Fingern. Das alles geht<br />

ganz ruhig, konzentriert <strong>und</strong> doch locker zu.<br />

Das schätzen die Sportler. Für Metallbauer Florian Seward<br />

(26) ist der GFC „ein super Verein“. Er ist gern mit der<br />

Mannschaft zusammen unterwegs, freut sich auf die Turniere.<br />

Adem Yabancioglu (35) schätzt neben dem Fußball<br />

spielen „das Zusammensein mit meinen Kollegen.<br />

Der GFC Werdohl ist wie eine Familie für mich“. Fabian<br />

Jatzkowski (28) ist Torwart. Ihm „macht das beim GFC<br />

Werdohl richtig Spaß.“<br />

Gelungene Integration über<br />

Kultur- <strong>und</strong> Sprachgrenzen hinweg<br />

Seine Liebe zum Fußball kann der Marokkaner Zaidane<br />

El Mhammedi-Alaoui (34) beim GFC ausleben. Hier kann<br />

er sich auch „mit den Kollegen unterhalten.“ Gleich, welcher<br />

Herkunft, aus Marokko, aus der Türkei, Polen oder<br />

Russland, sie „sprechen“ alle eine Sprache, wenn sie sich<br />

über Gebärden verständigen.<br />

Co-Trainer Dennis Behling bestätigt das. Er selbst kickt<br />

beim TuS Plettenberg. Die Art wie beim GFC mit Menschen<br />

umgegangen wird, beeindruckt ihn. Das Training<br />

selbst sei lustiger, sagt der Fachoberschüler: „Man geht<br />

danach nicht einfach nach Hause.“ Zusammenhalt werde<br />

gepflegt. Diese Inklusion soll noch intensiviert werden.<br />

Behling <strong>und</strong> der GFC möchten eine Mannschaft aufbauen,<br />

in der Hörende <strong>und</strong> Gehörlose zusammen spielen.<br />

„Die Verständigung erfolgt über Blickkontakte“, erklärt<br />

Dennis Behling. Man müsse halt mehr auf andere achten<br />

<strong>und</strong> taktisches Verständnis schulen.<br />

Das Kopfkino folgt Vorurteilen<br />

Das Training am Freitagabend <strong>und</strong> die Motivation der Akteure<br />

unterscheiden sich ansonsten, von der Geräuschkulisse<br />

mal abgesehen, nicht von dem „normaler“ Vereine.<br />

Kein Gr<strong>und</strong> also überrascht zu sein, als ich gehe. Die<br />

jungen Männer <strong>zwischen</strong> 20 <strong>und</strong> Mitte 30 sind ganz normal<br />

– nur meine Schlussfolgerungen nicht. Das Kopfkino<br />

folgt Vorurteilen. Unbewusst. Warum sollte, wer nicht<br />

hören kann, nicht sprechen können? Und Fußball spielen<br />

können sie auch, wie die Titel zeigen. Dass beim<br />

Schiedsrichter eine Fahne die Pfeife ersetzt <strong>und</strong> Spieler,<br />

die „Elfmeter“ fordern, dafür den Daumen bei geschlossener<br />

Faust nach oben drehen, sind einige der Unterschiede.<br />

Und an die kann man sich gewöhnen. Man muss nur<br />

genauer hinschauen, um den anderen wahrzunehmen.<br />

Das kann auch im „normalen“ Leben nicht schaden.<br />

www.gfc-werdohl1997.de<br />

4<br />

an Ralf Bratkus,<br />

1. Vorsitzender <strong>und</strong> Gründungsmitglied des GFC Werdohl:<br />

Wie kam es zur Gründung des GFC Werdohl?<br />

Der Verein wurde am 28. Juni 1997 als Freizeitclub für<br />

die ganze Familie (Gehörlose <strong>und</strong> Hörgeschädigte) gegründet.<br />

Es wurden gemeinsame Ausflüge, Treffen <strong>und</strong><br />

Aktivitäten organisiert. Natürlich durfte auch eine sportliche<br />

Komponente nicht fehlen. So wurde dann auch der<br />

Fußballclub gegründet.<br />

Haben sie auch Angebote für gehörlose Frauen zum<br />

Beispiel?<br />

Leider haben wir aus finanziellen Gründen keinen Vereinsraum,<br />

in dem man sich regelmäßig, zwanglos treffen<br />

könnte. Da könnten sich dann auch die Frauen <strong>und</strong><br />

Kinder unterhalten <strong>und</strong> irgendwelchen Hobbys <strong>und</strong> Aktivitäten<br />

nachgehen. Auch Karnevals- <strong>und</strong> Weihnachtsfeiern<br />

müssten nicht immer in der Kneipe stattfinden, was<br />

für viele Mitglieder oft zu teuer ist.<br />

Was bietet der Verein außer Fußball?<br />

Seit 2015 gibt es auch noch die Abteilung Mountainbike<br />

<strong>und</strong> Fahrrad.<br />

Wie erklären Sie die Bedeutung, die der GFC im Fußball<br />

hat <strong>und</strong> sein großes Einzugsgebiet?<br />

Der GFC Werdohl ist der einzige Fußballverein für Gehörlose<br />

im Märkischen Kreis. Viele unserer Spieler haben<br />

einen Migrationshintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> freuen sich, in einem<br />

Verein Turniere <strong>und</strong> um Meisterschaften spielen zu<br />

können. Die Spieler kommen aus dem gesamten Ruhrgebiet,<br />

Sieger- <strong>und</strong> Sauerland. Wir sind ein Verein für gehörlose<br />

Mitglieder aller Nationen, die sich alle sehr gut<br />

verstehen. Es wird gemeinsam trainiert, gekämpft <strong>und</strong><br />

auch gefeiert. Neue Mitglieder, egal woher, sind immer<br />

willkommen!<br />

Fragen<br />

29


NEUENRADES JUGENDARBEIT<br />

IST NEU AUFGESTELLT<br />

Von Uwe Tonscheidt<br />

Ann-Kristin Berg <strong>und</strong> Nadine Kaufmann sind das neue Leitungsteam im Jugendzentrum<br />

Kaufmann im Mai <strong>2017</strong>.<br />

Jetzt gilt es für die beiden „Neuen“ das Konzept des Kreisjugendamtes<br />

mit Leben zu füllen <strong>und</strong> für die OKJA in Neuenrade<br />

ein zukunftsfähiges Gerüst aufzustellen. „Dabei ist<br />

wichtig“, berichteten sie am R<strong>und</strong>en Tisch den anwesenden<br />

Kommunalpolitikerinnen <strong>und</strong> Kommunalpolitikern,<br />

„die Jugendlichen mit einzubeziehen <strong>und</strong> Sie sollen die<br />

Möglichkeit haben mitzugestalten.“ Darauf haben junge<br />

Menschen einen Anspruch. Es ist gesetzliche Vorgabe. Bei<br />

der Gestaltung des Mädchenraumes ist das auf der Niederheide<br />

bereits gelungen: „Der sieht jeden Tag anders<br />

aus“, freut sich Ann-Kristin Berg über die Kreativität, die<br />

die Besucherinnen des Hauses da an den Tag legen. Auch<br />

die Besucher hatten schon ein Gestaltungsprojekt: aus Paletten<br />

ein Sofa bauen.<br />

Das Neuenrader Jugendzentrum hat ein neues Leitungsteam.<br />

Sozialarbeiterin Ann-Kristin Berg aus Halver<br />

<strong>und</strong> Sozialpädagogin Nadine Kaufmann aus Menden sind<br />

jetzt für die Jugendeinrichtung auf der Niederheide verantwortlich.<br />

Nicht nur das Team ist neu. Die Jugendarbeit<br />

im Bereich des Jugendzentrums in Neuenrade neu aufzustellen,<br />

lautete im vergangenen Jahr das Ziel im Neuenrader<br />

Rathaus <strong>und</strong> in der Kommunalpolitik. Einher ging<br />

es mit der Erarbeitung eines neuen Kreisjugendamt-Konzeptes<br />

für die Offene Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit - im Fachjargon<br />

mit OKJA abgekürzt. Das ist seit Anfang des Jahres<br />

in Kraft <strong>und</strong> regelt, wie künftig die OKJA in den vom<br />

Kreisjugendamt betreuten Städten <strong>und</strong> Gemeinden stattfinden<br />

soll. Dazu gehören alle kleineren Kommunen ohne<br />

eigenes Kreisjugendamt, unter anderem Balve, Herscheid<br />

<strong>und</strong> Neuenrade.<br />

Ganz konkrete Mitwirkung der Besucherinnen <strong>und</strong> Besucher<br />

ist auch vor der Jugendzentrumstür gefragt. „Die Außenfassade<br />

des Jugendzentrums wird neu gestaltet“, kündigte<br />

Antonius Wiesemann Ende Mai an. Er sei auf die<br />

kreativen Vorschläge der jungen Leute gespannt.<br />

Jugend- <strong>und</strong> Sozialausschuss-Vorsitzende Ulrike Wolfinger<br />

freut sich darüber, dass sich die im Vorjahr eingeführten<br />

Samstag-Öffnungszeiten im Jugendzentrum bewährt haben.<br />

Seitdem ist das Haus donnerstags, freitags <strong>und</strong> sams-<br />

30<br />

„Wir haben die Jugendarbeit komplett neu angefasst“, berichtet<br />

Neuenrades Bürgermeister Antonius Wiesemann<br />

Ende Mai am „R<strong>und</strong>en Tisch Jugendzentrum“. Dazu gehört,<br />

sich personell neu aufzustellen. In Kooperation mit<br />

dem Märkischen Kreis habe man an den Unis nach geeigneten<br />

Bewerberinnen <strong>und</strong> Bewerbern Ausschau gehalten.<br />

Und wurde fündig. Sozialarbeiterin Ann-Kristin Berg trat im<br />

November 2016 ihren Dienst an. Sozialpädagogin Nadine


tags für Kinder <strong>und</strong> Jungendliche geöffnet. Die Öffnungszeiten<br />

sollen jetzt mit Besetzung der beiden Vollzeitstellen<br />

neu geregelt werden. Eine Entscheidung steht noch aus.<br />

Auch hielt sich das Leitungsduo im Mai <strong>und</strong> Juni noch<br />

mit Informationen darüber zurück, wie die weitere konzeptionelle<br />

Arbeit künftig konkret aussieht. Das in Arbeit<br />

befindliche Konzept ist auch ein zu leistender Abstimmungsprozess:<br />

mit den Verantwortlichen vor Ort, den Verantwortlichen<br />

des Kreisjugendamtes <strong>und</strong> mit Beteiligung<br />

der jungen Menschen im Jugendzentrum. Für deren Mitwirkung<br />

wird es einen Beirat geben, kündigt Ann-Kristin<br />

Berg an. SPD-Fraktionsvorsitzender Thomas Wette hört<br />

das mit Blick in die Vergangenheit gern. Er macht keinen<br />

Hehl daraus, dass er mit der Art <strong>und</strong> Weise wie das in den<br />

Jahren vor 2016 gehandhabt wurde, nicht zufrieden war.<br />

Darüber hinaus stehen weitere Aufgaben in der Neuenrader<br />

Jugendarbeit an. Mit dem neuen Leitungsduo im Jugendzentrum<br />

haben die Rathausverantwortlichen wichtige<br />

Personalien geregelt. Es gibt jedoch weiteren Bedarf. Die<br />

sogenannte „aufsuchende Jugendarbeit“, die unter anderem<br />

im Bereich Wall über Jahre ein Thema war, wird auch<br />

künftig ein Thema sein, so Wiesemanns Hinweis. Hauptamtsleiter<br />

Dierk Rademacher fügt hinzu, dass eine personelle<br />

Ergänzung da zwingende Voraussetzung sei. Beim<br />

Thema Drogenproblematik, so Sozialarbeiterin Ann-Kristin<br />

Berg, habe man bereits Kontakt mit Fachleuten der<br />

Drogenberatung.<br />

Die Probleme, die im Bereich Wall auftreten, seien nicht<br />

nur eine Frage der Jugendarbeit, so Neuenrades Rathauschef.<br />

Ein Teil der Probleme würden durch Erwachsene verursacht.<br />

„Da muss das Ordnungsamt tätig werden,“ sagt<br />

Antonius Wiesemann.<br />

In Sachen Jugendzentrum hat der Bürgermeister Kapazitäten<br />

im Terminkalender frei gehalten. Er will dem Haus<br />

einmal im Monat für eine St<strong>und</strong>e einen Besuch abzustatten,<br />

als Bürgermeister „zum Anquatschen“. Zu wissen, wie<br />

die junge Generation so tickt, was ihr Freude macht <strong>und</strong><br />

wo der Schuh drückt, ist für einen ersten Bürger der Stadt<br />

nicht verkehrt. Demografischer Wandel <strong>und</strong> Bevölkerungsrückgang<br />

ist für die politisch Verantwortlichen im ländlichen<br />

Raum ein wichtiges Zukunftsthema. Und da definiert<br />

der gelernte Gartenbaumeister Antonius Wiesemann Jugendarbeit<br />

als Standortfaktor: „Es ist wichtig, dass Kinder<br />

<strong>und</strong> Jugendliche sich in ihrer Stadt wohlfühlen. Wenn<br />

ich positive Erinnerungen an meine Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />

habe, dann komme ich nach einer Ausbildung auch gerne<br />

wieder zurück.“<br />

Eine so gestaltete Kinder- <strong>und</strong> Jugendarbeit sieht der Rathauschef<br />

als Gemeinschaftsaufgabe. Denn die findet ja<br />

nicht nur im Jugendzentrum statt, sondern vielerorts in<br />

der Stadt. „Oft wissen die Akteure in der Jugendarbeit nur<br />

wenig voneinander“, sieht Wiesemann ein aktuelles Defizit.<br />

Vernetzung könne da künftig Verbesserungen für alle<br />

Beteiligten bringen.<br />

Ein Gedanke, den er mit dem Jugendforums-Vorsitzenden<br />

Wolfgang Schulte teilt. Das vom Neuenrader Bürgerpreisträger<br />

2016 initiierte VIP Jugendforum hat gerade die Vernetzung<br />

der Jugendangebote zum Ziel.<br />

Große Auswahl an Brautschmuck<br />

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31


MARTIN MICHAELIS -<br />

MULTITALENT MIT STARKER<br />

STIMME<br />

Martin Michaelis ist in Werdohl geboren, lebte als Kind in<br />

Plettenberg <strong>und</strong> ist heute Herscheider aus Überzeugung.<br />

Also ein echtes Sauerländer Urgestein. Martin wirkt<br />

ruhig, ausgeglichen, macht einen sympathischen<br />

Eindruck. Man fasst Vertrauen zu ihm. Eigentlich vom<br />

ersten Moment an.<br />

Auf die Frage, wo er gerne das Interview machen<br />

möchte, fällt seine Wahl auf den Hüinghauser<br />

Museumsbahnhof. Das ist sein Lieblingsplatz. Hier fährt<br />

er manchmal einfach nach einem hektischen Tag vorbei,<br />

genießt die Stille <strong>und</strong> das märchenhafte Ambiente<br />

<strong>und</strong> tankt auf. Er ist dort bekannt, hat schon einen<br />

Werbefilm mit dem Verein gedreht, der den Bahnhof<br />

verwaltet <strong>und</strong> ist mit allen „per Du“. Wir setzen uns in<br />

den Bahnhofskiosk <strong>und</strong> er beginnt einfach zu erzählen.<br />

Was er so macht <strong>und</strong> wie lange schon.<br />

Martin ist ein Multitalent. Er ist Musiker, beherrscht<br />

mehrere Instrumente <strong>und</strong> hat auch schon mal eine Zeit<br />

lang in einer Reggae-Band gespielt. Ist mit der Band<br />

getourt, hat dort auch seine Liebe zur Fotografie <strong>und</strong><br />

zum Film entdeckt. Er spielt auch Kirchenorgel. Ein<br />

Instrument, das er liebt, aber aufgeben musste. Zu groß.<br />

Passt eben nicht in jede Tasche. Irgendwie unpraktisch,<br />

wenn man auf Tournee gehen will. Leider.<br />

Eigenes Ton- <strong>und</strong> Filmstudio<br />

nicht nur zu schauspielern, sondern auch vorzulesen. Aus<br />

selbst geschrieben Texten, aber auch aus den Büchern<br />

anderer Autoren.<br />

Mir liest er einen kurzen Text vor <strong>und</strong> ich begreife, da<br />

sitzt jemand vor mir, der könnte aus einer chinesischen<br />

Anleitung zum Zusammenbau für Regale noch etwas<br />

Spannendes herauskitzeln. Wenn er liest, ist man sofort<br />

in einer ganz anderen Welt. Man taucht mit ihm in den<br />

Text ein. Er fesselt seine Zuhörer durch Stimme <strong>und</strong><br />

Ausdruckskraft.<br />

Von Iris Kannenberg<br />

Herscheider ist als Musiker, Filmer,<br />

Synchronsprecher <strong>und</strong> Moderator unterwegs<br />

Ebenso ist das, wenn er eine Dokumentation einspricht.<br />

Die Bilder bekommen einen besonderen Glanz. Seine<br />

Stimme berührt, sie nimmt den Zuhörer mit. Man kann<br />

sich dem nicht entziehen. Als Synchronsprecher ist er<br />

schon deshalb gut, weil er jede Gefühlsregung des<br />

Schauspielers da auf der Leinwand 1:1 aufnehmen <strong>und</strong><br />

32<br />

Martin Michaelis, der Elektrotechnik gelernt hat, entdeckt<br />

über die Musik, dass er auch ein begabter Filmer<br />

ist. Schon früh versucht er, sich ein entsprechendes<br />

Equipment aufzubauen, filmt Konzerte <strong>und</strong> Events,<br />

erstellt Dokumentationen <strong>und</strong> Werbefilme für seine<br />

K<strong>und</strong>en. „Da wächst man eben so rein“, antwortet<br />

er auf die Frage, wie er gelernt hat, mit der Kamera<br />

umzugehen. Heute hat er in Herscheid-Rärin ein eigenes<br />

Ton- <strong>und</strong> Filmstudio, in dem er die Filme bearbeitet,<br />

schneidet <strong>und</strong> synchronisiert.<br />

Überhaupt - Synchronisation! Er entdeckte früh sein<br />

Talent als Schauspieler. Andere Menschen sprechen ihn<br />

immer wieder an, auf seine coole Stimme <strong>und</strong> seine<br />

Fähigkeit, allein mit dieser Stimme einer Rolle ein ganz<br />

besonderes Gewicht zu geben. Martin Michaelis beginnt<br />

übersetzen kann. Warum?, frage ich ihn.<br />

Seine Antwort ist einfach: Er liebt das Leben, setzt sich<br />

damit auseinander. Es ist ihm nicht gleichgültig, was in<br />

seiner Umwelt passiert. Menschen sind seine Passion.<br />

Mit scharfen Augen <strong>und</strong> wachem Geist stemmt er sich<br />

gegen jede Art von Ungerechtigkeit. Ungerechtigkeit<br />

regt ihn auf, ist etwas, das ihn sichtbar beschäftigt. Nicht<br />

als einer, der nur meckert, sondern jemand, der sich<br />

engagiert <strong>und</strong> nach Lösungen sucht.


Er moderiert auch auf Festen <strong>und</strong> Feiern. Klar, mit der<br />

Stimme <strong>und</strong> dieser Präsenz wird er gerne gebucht.<br />

Moderation ist für ihn noch einmal eine besondere<br />

Herausforderung. „Ohne doppelten Boden“, sagt<br />

er, „<strong>und</strong> ohne die Möglichkeit, einfach alles noch<br />

einmal zu machen <strong>und</strong> Fehler per Drag and Drop zu<br />

korrigieren.“ Aber gerade das fordert ihn heraus. Dieser<br />

direkte Kontakt zu den Menschen. Dieses Spontane <strong>und</strong><br />

Unvorhersehbare macht ihm Spaß.<br />

Großes Herz <strong>und</strong> weiter Blick<br />

Nach seinen Visionen für die Zukunft befragt, erzählt er<br />

von seinen Plänen, eine eigene Show auf die Beine zu<br />

stellen. Irgendwie so in Richtung politisches Kabarett.<br />

Nur sensibler. Feiner. Ohne platte Schaufel, die man dem<br />

Publikum vor den Kopf schlägt. Er will seine eigenen<br />

Texte vor Publikum lesen. Daraus ein abendfüllendes<br />

Programm zusammenstellen. Ein Mix aus Lesung, Film<br />

<strong>und</strong> Kabarett sollte es sein. Vielleicht noch mit jemand<br />

anderem zusammen. Es fällt ein Name. Okay, noch so<br />

ein Urgestein.<br />

Lesungen, Moderation. Er kann das alles richtig gut.<br />

Und ist doch jemand, der die Natur liebt, die Stille der<br />

Herscheider Wälder <strong>und</strong> es schön findet, wenn die Rehe<br />

direkt bis vor die Haustür kommen. Als Kontrapunkt<br />

zu seiner oft turbulenten Selbstständigkeit. Der dabei<br />

sehr bescheiden daher kommt <strong>und</strong> trotz dieses bunten<br />

Sammelsuriums an Gaben nicht viel Aufsehens um sich<br />

selbst macht. Der einfach leben möchte. Und andere<br />

leben lässt.<br />

An diesem Nachmittag mit ihm am Hüinghauser<br />

Bahnhof, zeigt er sich mir als Mensch mit großem Herz<br />

<strong>und</strong> weiten Blick. Offen für das, was die Zukunft für ihn<br />

bereit hält. Geerdet <strong>und</strong> doch so kreativ, dass man direkt<br />

Lust bekommt, mit ihm ein Projekt zu starten. Einen<br />

Werbefilm vielleicht. Oder eine Lesung. Oder einfach<br />

nur einen dieser Zugwagons zu restaurieren, die hier<br />

überall herumstehen. Über uns zieht ein Segelflugzeug<br />

seine Bahn am blitzblauen Himmel. Martin hat Recht. Ein<br />

besonderer Ort. Mit einem besonderen Flair. Zum Kraft<br />

tanken. Ich spüre es auch.<br />

Ansonsten ist er auf dem Sprung, mit seiner Stimme<br />

durchzustarten. Und organisiert fast nebenbei dann<br />

noch Events <strong>und</strong> filmt diese gleich mit. Events machen<br />

ihm Spaß, aber er macht gleich klar, dass er ein<br />

Teamplayer ist. Dass er Freude daran hat, mit anderen<br />

zusammenzuarbeiten. So eine Herausforderung, wie die<br />

Planung eines großen Dorffestes, zusammen anzugehen.<br />

Und den Erfolg dann auch gemeinsam zu genießen.<br />

Martin bewegt sich elegant in den unterschiedlichen<br />

kreativen Welten. Musik, Film, Texte, Synchronisationen,<br />

33


50 JAHRE WIEHARDT<br />

Wandern ist nicht nur des Müllers Lust von Martin Büdenbender<br />

„Die Wiehardt ist ein altes Fachwerkhaus, viele Leute<br />

geh’n da täglich ein <strong>und</strong> aus,<br />

Man kann wippen, schaukeln, spielen, manchmal läuft<br />

man sich auch Schwielen,<br />

War man einmal dort, dann will man nicht mehr fort.“<br />

Diesen netten Reim ließ sich die Klasse 3 der Gr<strong>und</strong>schule<br />

Hüinghausen vor 30 Jahren einfallen <strong>und</strong> bedankte<br />

sich so für ein paar Tage Gastlichkeit im schönen SGV-<br />

Wanderheim, das damals gerade 20 Jahren bestand.<br />

In<strong>zwischen</strong> ist die Wiehardt 50 Jahre alt geworden <strong>und</strong><br />

hat in dem halben Jahrh<strong>und</strong>ert Tausenden von Wanderern,<br />

Ausflüglern, Schülerinnen <strong>und</strong> Schülern, Fre<strong>und</strong>eskreisen<br />

<strong>und</strong> Familien mehr als nur ein Dach über dem<br />

Kopf geboten. Alle haben sich dort wohl gefühlt <strong>und</strong><br />

schöne Eindrücke mit nach Hause genommen. Viele haben<br />

diese – so wie die Hüinghauser Gr<strong>und</strong>schüler – noch<br />

vor Ort im Gästebuch festgehalten. „Ich bin ein Wandrer<br />

hier auf Erden, bin selbst zu Haus ein flücht`ger Gast,<br />

kann ich auch hier nicht sesshaft werden, so mach’ ich<br />

doch, wo’s schön ist, Rast“, dichtete beispielsweise der<br />

langjährige SGV-Vorsitzende Emil Rittinghaus 1970 anlässlich<br />

der Jahresabschlusswanderung ins Gästebuch.<br />

Thomas Dahlhaus erinnert sich gerne<br />

Geführt wird das Wanderheim, das auf dem Gebiet der<br />

Stadt Plettenberg liegt, von der SGV-Abteilung Lüdenscheid<br />

unter dem Vorsitz der Herscheiders Thomas Dahlhaus.<br />

Auch er verbindet seine ganz persönlichen Erinnerungen<br />

mit der Wiehardt: „Meine Familie ist zum SGV<br />

gekommen, weil mein Bruder wie viele Generationen<br />

von Schülern vor ihm <strong>und</strong> nach ihm in der 4. Schulklasse<br />

die Gr<strong>und</strong>schulabschlussfahrt zur Wiehardt unternommen<br />

hat.<br />

Anfangs war die Wiehardt für mich ein Wanderziel, das<br />

zusammen mit der Wandergruppe mehrmals im Jahr angelaufen<br />

wurde. Da ich mich nach einigen Wanderungen<br />

gut auskannte, bin ich dann zusammen mit den anderen<br />

Kindern, die mitwanderten, vorgelaufen, um die<br />

Wandergruppe anzukündigen.<br />

Kulinarisch gesehen war, zumindest was die gekochten<br />

Speisen anging, die Wiehardt für mich eher ein rotes<br />

Tuch – Dicke Bohnen, Pfannengrütze, Grünkohl, Erbsensuppe<br />

– alles Dinge, die ich nicht mochte. Gut, dass es<br />

immer eine sogenannte „Extrawurst“ von einer der Hütten-Mamas<br />

gab <strong>und</strong> ich nicht verhungern musste.<br />

Hier habe ich in der Zeit auch Wanderwochenenden erlebt,<br />

die samstags mit einem Frühstück begannen – dabei<br />

habe ich auch zum ersten Mal Bratkartoffeln zum<br />

Frühstück gegessen... Samstags am Abend haben wir<br />

Kinder dann im Matratzenlager herumgetobt, während<br />

unsere Eltern langweilige Gespräche im Erdgeschoss<br />

führten. Heute weiß ich, dass die Erwachsenen vermutlich<br />

destilliertes Obst <strong>und</strong> flüssige Kräuter zu sich genommen<br />

haben.<br />

Bei einer Begebenheit haben sich Siegfried Linnepe <strong>und</strong><br />

mein Vater ein Zimmer geteilt – mein Vater wurde bemitleidet,<br />

weil Siegfried als Schnarcher bekannt war -<br />

34


Eintrag ins Gästebuch, das zum Jubiläum auslag.<br />

<strong>und</strong> am Morgen kam Siegfried unausgeschlafen zum<br />

Frühstück, weil ihn das Sägen meines Vaters wach gehalten<br />

hat.<br />

Später war die Wiehardt ein Ziel, um mit dem Fahrrad<br />

hierhin zu fahren. Einmal bin ich als Jugendlicher ganz<br />

allein <strong>und</strong> spontan von Lüdenscheid mit dem Rad hierhin<br />

geradelt, um in überraschte Gesichter zu schauen, was<br />

ich denn allein hier wollte <strong>und</strong> ob meine Eltern wüssten,<br />

wo ich war. Ich brauche nicht extra zu erwähnen, dass<br />

es damals noch kein Handy gab.<br />

Später fand ich es dann spannend, mit meinem ersten<br />

eigenen Auto durch den Wald zur Wiehardt zu fahren.<br />

Dies in meiner „Sturm – <strong>und</strong> Drangzeit“ viel zu schnell,<br />

was dann als Info bei Günter Arndt – personifiziertes<br />

Wiehardt – Urgestein – ankam <strong>und</strong> mir meinen ersten<br />

richtigen Anpfiff einbrachte. Meinen zweiten Anpfiff<br />

habe ich dann kassiert, weil ich bei einem meiner Geburtstage,<br />

ich glaube dem 20., für das Lagerfeuer das<br />

Kaminholz aus dem Schuppen genommen habe – schon<br />

damals <strong>und</strong> heute immer noch ein „Sünde“. Neben einer<br />

Strafzahlung musste ich anschließend helfen, neues<br />

Holz aus dem Wald zu holen.<br />

Das Wanderheim kann auch gemietet werden.<br />

Hier wurde es zur Taverne „Zum besseren Betrüger“<br />

Eine Leckerei für alle Wanderer:<br />

das Holzofenbrot von der Wiehardt.<br />

Dies soll auf keinen Fall bedeuten, dass mein Verhältnis<br />

zu Günter Arndt oder den anderen Wiehardt-Aktiven einen<br />

Knacks bekommen hätte. Ich war hier immer willkommen<br />

<strong>und</strong> hatte – so mein Eindruck – bei etlichen<br />

Wiehardt-Fre<strong>und</strong>en einen Stein im Brett.<br />

In den Folgejahren war ich dann mehrmals als Organisator<br />

von Wochenendfreizeiten hier oben, sei es mit der<br />

damals existierenden Kindergruppe, später mit der Jugendgruppe<br />

<strong>und</strong> mehrmals mit den Volkstanzgruppen.<br />

Dabei kann ich mich daran erinnern, dass wir unsere Lebensmittel<br />

mit Schlitten <strong>und</strong> Rucksack von Wellin herüber<br />

getragen haben. Tagsüber haben wir Volkstanz gemacht<br />

<strong>und</strong> abends saßen wir dann am Ofen <strong>und</strong> haben<br />

gesungen. Nicht selten hat der letzte Geselle des Abends<br />

schon mal den Kaffee für das Frühstück aufgesetzt, bevor<br />

er ins Bett gegangen ist.“<br />

Aus altem Pachthof wurde in<br />

Eigenleistung ein schmuckes Wanderheim<br />

So sah der alte Pachthof vor gut 50 Jahren aus, bevor er<br />

zum Wanderheim Wiehardt umgebaut wurde.<br />

„Schon lange hatte der SGV in den 50er <strong>und</strong> 60er Jahren<br />

den Wunsch nach einem eigenen Wanderheim gehegt<br />

<strong>und</strong> konnte sich diesen durch einen günstigen Mietvertrag<br />

mit dem Freiherrn von dem Busche-Ippenburg<br />

schließlich 1967 erfüllen“, erinnert die SGV-Abteilung auf<br />

ihrer Homepage. „Das Haus, ein alter Pachthof, landschaftlich<br />

sehr schön auf der Höhe <strong>zwischen</strong> Plettenberg<br />

<strong>und</strong> Herscheid gelegen, sah von außen nicht schlecht<br />

35


aus, war aber innen renovierungsbedürftig. Ohne Geld, glieder angemeldet wie damals. Um Geld für notwendige<br />

Ausbauarbeiten zu verdienen, wurden Sommerfeste<br />

doch mit viel Idealismus wurde die Arbeit in Angriff genommen.<br />

Es gelang, die Zimmer so weit herzurichten, veranstaltet.<br />

dass schon acht Wochen nach Pachtbeginn die ersten Heute finden auf der Wiehardt außer dem Sommerfest<br />

Übernachtungsgäste aufgenommen werden konnten. auch noch das Kohl- <strong>und</strong> Mettwurstessen sowie der so<br />

Um den früheren Kuhstall zu einem Tages- bzw. Aufenthaltsraum<br />

umzubauen, wurde natürlich mehr Zeit alljährlich statt <strong>und</strong> haben einen guten Ruf weit über die<br />

genannte Hiärkelmai (das plattdeutsche Erntedankfest)<br />

gebraucht. Nachdem die Futtertröge ausgebaut <strong>und</strong> zu nähere Umgebung hinaus.<br />

Waschtrögen umfunktioniert worden waren, ein großer Da die Wiehardt sehr einsam liegt, hat man sich immer<br />

um gute Nachbarschaft mit den umliegenden klei-<br />

gemauerter Ofen eingebaut, aus zwei von Grävinglöh<br />

herangeschafften alten Wagenrädern Leuchter gefertigt, nen Gehöften bemüht. Nachbarschaft war ja ursprünglich<br />

auch Notgemeinschaft, in der einer dem anderen<br />

Holzvertäfelungen angebracht <strong>und</strong> eine einheitliche Bestuhlung<br />

angeschafft worden waren, strahlte der ehemalige<br />

Kuhstall eine urgemütliche Hüttenatmosphäre aus. Haus oft wochenlang nicht mit dem Auto erreicht wer-<br />

half. Vor allen Dingen in den Wintermonaten, wenn das<br />

Die Wiehardt wurde schnell zum Mittelpunkt des Vereinslebens.<br />

Es haben sich zu keiner Zeit so viele Neumit-<br />

den Wanderfre<strong>und</strong>en oft die lebensnotwendigen Dinden<br />

konnte, hatte Bauer Mantel mit Pferd <strong>und</strong> Schlitten<br />

Die Wiehardt heute aus der Vogelperspektive (Luftbild: Sebastian Loer)<br />

ge herangeschafft. Im Sinne<br />

von Brauchtumspflege hatten<br />

die Aktiven von der Wiehardt<br />

damals das Neujahrs-Singen<br />

wieder aufleben lassen. Zur<br />

Freude der Nachbarn machten<br />

sich die SGVler am Silvesterabend<br />

auf ihren mindestens<br />

zweistündigen Weg durch die<br />

Nacht zu den umliegenden<br />

Höfen, wünschten singend ein<br />

gutes „Neues Jahr“ <strong>und</strong> überreichten<br />

den „Neujahrsplatz“,<br />

ein wohlschmeckendes, r<strong>und</strong>liches<br />

Hefegebäck.<br />

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1500 PERSONEN<br />

36


Beliebtes Ziel von Schulklassen<br />

<strong>und</strong> Gruppen<br />

Den Sturm „Kyrill“ hat das Wanderheim im Jahr seines<br />

40-jährigen Bestehens unbeschadet überstanden, allerdings<br />

hat man nun schon vom Hauptweg aus, wieder<br />

freie Sicht auf das Haus. Vor fünf Jahren wurde das Haus<br />

entsprechend der aktuellen Anforderungen des Brandschutzes<br />

sicher gemacht. Sichtbare Auswirkungen dieser<br />

Maßnahmen sind die neuen Balkone, die am Wanderheim<br />

installiert wurden <strong>und</strong> als Fluchtwege dienen.<br />

Renovierungen, wie zum Beispiel die Erweiterung der<br />

Heizungsanlage auch auf den großen Aufenthaltsraum<br />

<strong>und</strong> ein neuer Anstrich von außen <strong>und</strong> innen, halten<br />

das Haus weiterhin attraktiv, was auch die gestiegenen<br />

Übernachtungszahlen bestätigen.<br />

Daher wurde auch im<br />

Jahr <strong>2017</strong> der Mietvertrag um<br />

weitere fünf Jahre verlängert.<br />

Das Wanderheim Wiehardt<br />

mieten kann jeder, der mit<br />

einer Gruppe von Fre<strong>und</strong>en,<br />

Bekannten oder Familie schöne<br />

gemeinsame Tage mitten<br />

in der Natur verbringen<br />

möchte. In der Woche wird<br />

das Wanderheim gerne von<br />

Kindergärten <strong>und</strong> Schulklassen<br />

für Ausflüge <strong>und</strong> mehrtägige<br />

Aufenthalte genutzt.<br />

Dafür stehen 34 Betten verteilt auf 6 Zimmer <strong>und</strong> einen<br />

großen Schlafraum bereit. Am Wochenende sind es 8<br />

Betten weniger, da diese Zimmer für den Hüttendienst<br />

reserviert sind. Die Gruppen haben eine eigene Küche<br />

zur Verfügung ( Selbstverpflegung ) <strong>und</strong> einen großen<br />

Aufenthaltsraum (beheizbar mit Heizung <strong>und</strong> Kachelofen).<br />

Die Wiehardt kann nach Absprache auch für Tagesaufenthalte<br />

genutzt werden. Dabei steht ein eigenes<br />

Grillhaus zur Verfügung, ausreichend Sitzgelegenheiten<br />

am Haus, ein Spielplatz, eine Lagerfeuerstelle <strong>und</strong> vieles<br />

mehr. Bei Interesse wenden Sie sich an<br />

anfrage-wiehardt@sgv-luedenscheid.de<br />

Gastlichkeit wird auf der Wiehardt nicht nur beim Jubiläumsfest groß geschrieben.<br />

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37


MIT DEM HERZ IN DER HAND<br />

Multitalent <strong>Juli</strong>an Heidrich - Turner, Musiker <strong>und</strong> Schauspieler<br />

„Ich würde gerne irgendwann einmal in einem Kinofilm<br />

mitspielen.“ <strong>Juli</strong>an Heidrich hat sein Herz an die Schauspielerei<br />

gehängt. „Mit dem Herz in der Hand“, heißt<br />

sein Leitspruch. Der 28-jährige Plettenberger geht offen<br />

auf andere Menschen zu, hat einen mitreißenden Humor,<br />

bezeichnet sich selbst als „sehr emotional“ <strong>und</strong> ist<br />

auf jeden Fall ein Energiebündel. Und hat vielfältige Talente:<br />

Turner, Musiker, Schauspieler. „Zu Hause rumsitzen,<br />

das kann ich überhaupt nicht.“<br />

Nach dem Abitur besuchte <strong>Juli</strong>an Heidrich eine Schauspielschule<br />

in Köln. „Das war ein dreiwöchiger Kurs, eine<br />

Einführung in die Gr<strong>und</strong>lagen, aber zu der Zeit war ich<br />

noch nicht so weit, mich komplett für die Schauspielerei<br />

zu entscheiden“, erzählt er.<br />

Also erst mal was Richtiges lernen. <strong>Juli</strong>an studierte Soziale<br />

Arbeit an der Uni Siegen. Seit vier Jahren betreut<br />

er als Sozialpädagoge eine Wohngruppe für Kinder <strong>und</strong><br />

Jugendliche in Eiringhausen. Seine Arbeitgeberin ist die<br />

Evangelische Jugendhilfe Friedenswald. „Meinen Beruf,<br />

meine Arbeit mache ich total gerne“, betont er. Es geht<br />

ihm aber auch um die Sicherheit einer festen Anstellung,<br />

„damit ich meine Rechnungen bezahlen kann“.<br />

Mit Hardcore-Band Atoa<br />

musikalisch unterwegs<br />

Text Bernhard Schlütter<br />

Fotos Martin Büdenbender<br />

Mit Leidenschaft geht <strong>Juli</strong>an<br />

seinen Hobbys nach:<br />

Schauspiel <strong>und</strong> Musik. „Musik<br />

gehörte eigentlich immer<br />

zu meinem Leben“,<br />

sagt er. Im Alter von vier<br />

Jahren bekam er Klavierunterricht.<br />

„Ein bisschen“<br />

Gitarrespielen brachte er<br />

sich später selbst bei. Sein<br />

Lieblingsinstrument ist aber<br />

das Schlagzeug. Er trommelte<br />

zu Schülerzeiten in<br />

verschiedenen Bands <strong>und</strong><br />

jetzt seit einigen Jahren<br />

bei der Hardcore-Formation<br />

38


Bleibt neben Beruf <strong>und</strong> Musik noch Zeit für die Schauspielerei?<br />

Wenig, aber <strong>Juli</strong>an bleibt dran. Gerade hat er<br />

ein neues Showreel aufgenommen, mit dem er bei der<br />

Schauspielagentur Initio (Berlin) gelistet <strong>und</strong> das auch<br />

auf der Videoplattform Youtube zu sehen ist. Laura Thomas,<br />

Schauspielerin, Fotografin <strong>und</strong> Videofilmerin aus<br />

Krefeld, hat ihn in der TV-Jahn-Turnhalle in Plettenberg<br />

in Szene gesetzt. Die Turnhalle ist für <strong>Juli</strong>an das zweite<br />

Zuhause. Seit seinem dritten Lebensjahr ist er im TV<br />

Jahn Plettenberg aktiv, brachte es bis zum Deutschen<br />

Meister im Jahn-Sechskampf im Jahr 2006 <strong>und</strong> turnt<br />

noch heute in der Verbandsligamannschaft des TV Jahn.<br />

„Beim Gerätturnen habe ich gelernt, mir vieles abzuschauen“,<br />

profitiert er bei seiner Entwicklung als Schauspieler<br />

davon. Seine Mentorin Laura Thomas hilft ihm,<br />

gibt viele Tipps. Sie hat <strong>Juli</strong>an auch vor zwei Jahren ermutigt,<br />

sich wieder der Schauspielerei zuzuwenden. Mit<br />

ihr dreht er auch immer wieder Sketche <strong>und</strong> Kurzfilme,<br />

die sie im Internet veröffentlichen. Über die Agentur Initio<br />

kommen des Öfteren kleine Rollen für <strong>Juli</strong>an rein.<br />

So spielte er u.a. in der SAT1-Reihe „Schicksale“ in vier<br />

Folgen mit. „Das ist besser als jeder Workshop“, schätzt<br />

er die Erfahrungen bei richtigen Fernsehproduktionen<br />

hoch ein. „Dabei wird sehr professionell gearbeitet von<br />

der Regie bis zur Maske.“<br />

„Ich würde gerne<br />

ein cooles Drama spielen“<br />

Ein Traum für ihn wäre eine eigene (Fernseh-)Produktion,<br />

„doch das ist sehr aufwendig“. Sein Haupttalent<br />

liegt sicher im Komödienbereich, doch <strong>Juli</strong>an wäre kein<br />

ambitionierter Schauspiellehrling, wenn er nicht gerne<br />

„ein cooles Drama“ spielen wollte.<br />

Welche Filme schaut <strong>Juli</strong>an am liebsten? „Wenn ich am<br />

Ende des Films total fertig bin, dann finde ich den gut.<br />

Ich bin da sehr emotional.“ <strong>Juli</strong>an Heidrich trägt halt<br />

sein Herz in der Hand.<br />

„Atoa“. Die Band mit Mittelpunkt in Düsseldorf brachte<br />

im vergangenen Jahr das Debütalbum „Unter Wölfen“<br />

heraus. Beim Lable „A Rising Empire“ soll noch in diesem<br />

Jahr der zweite Longplayer auf den Markt kommen.<br />

Daher ist für „Atoa“ viel Studiozeit angesagt. Es gibt dennoch<br />

einige Gelegenheiten, <strong>Juli</strong>an Heidrich <strong>und</strong> „Atoa“<br />

live auf Festivals zu erleben: am 8. <strong>Juli</strong> bei Rockaue in<br />

Bonn, 5. <strong>August</strong> beim Festivalkult umsonst & draußen in<br />

Porta Westfalica <strong>und</strong> am 12. <strong>August</strong> beim Nonstock Festival<br />

in Fischbachtal.<br />

TV-Jahn-Turnhalle ist zweites Zuhause<br />

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39


PANNEN MIT PEDELECS<br />

KÖNNEN TEUER WERDEN<br />

Welche Versicherung hilft? <strong>Komplett</strong> fragt Experten, was sinnvoll ist.<br />

Von Rüdiger Kahlke<br />

Laues Lüftchen, blauer Himmel, frisches Grün. Ideale Bedingungen<br />

fürs Radeln. Der Spaß kann auch seine Tücken<br />

haben. Denn: Alle zwei Minuten wird in Deutschland ein<br />

Fahrrad gestohlen. Die Zahl der Unfälle mit Pedelecs, also<br />

Elektro-Fahrrädern, hat sprunghaft zugenommen, allein<br />

<strong>zwischen</strong> Januar <strong>und</strong> September 2016 um knapp 40 Prozent.<br />

Oft wird’s dann teuer. So kostet ein neuer Akku auch<br />

schon mal 800 Euro. Genug Gründe, sich über die richtige<br />

Versicherung r<strong>und</strong> ums Rad Gedanken zu machen.<br />

„Man muss sich schon überlegen, ob man sein Rad unbeaufsichtigt<br />

stehen lässt“, sagt Michael Henke, Inhaber der<br />

Provinzial-Agentur Henke & Kober in Werdohl. Gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

gilt: „Das Rad gehört generell zum Hausrat <strong>und</strong> ist gegen<br />

Einbruchdiebstahl versichert“, so Henke. Aber: Eine<br />

Hausrat-Versicherung zahlt nur dann, wenn das Rad aus<br />

verschlossenen Räumen (Keller, Garage) gestohlen wird.<br />

Sie bleibt außen vor, wenn man mit dem Rad unterwegs<br />

ist. Dann, so Michael Henke, „ist es nur mit einem Extrabaustein<br />

gegen Diebstahl versichert“. Die Tarife sind, wie<br />

bei der Autoversicherung, unterschiedlich. Sie richten sich<br />

nach dem Risiko in der Region. „Der Schutz gilt 24 St<strong>und</strong>en<br />

weltweit. Das Rad muss aber gesichert sein“, weiß<br />

Henke. Leistungen der Versicherung gibt es mit dem Baustein<br />

dann auch, wenn das Rad auf einer Tour im Sauerland<br />

oder im Urlaub auf Mallorca abhanden kommt. Der<br />

Versicherungs-Fachmann weist darauf hin, dass eine polizeiliche<br />

Meldung ebenso nötig ist, wie der Nachweis,<br />

dass es das Rad auch gab (Foto, Rechnung).<br />

Policen nur für das Rad hält Jens Altrichter, Inhaber<br />

des gleichnamigen Versicherungsbüros in<br />

Plettenberg, für „zu teuer“. Jedenfalls bei hochwertigen<br />

Rädern. Auch er rät zur Absicherung<br />

über die Hausrat-Versicherung, eventuell mit Zusatzprämien.<br />

Dann wird auch der Neuwert ersetzt.<br />

Alternativ sei eine Versicherung etwa über<br />

Radsportverbände zu überlegen. „Das ist ganz<br />

gut“, meint Altrichter mit Blick auf die Kosten.<br />

Zudem hält er eine private Haftpflichtversicherung<br />

für sinnvoll. Sollte jemand Fremdschäden<br />

verursachen, etwa weil er mit dem E-Bike zu<br />

flott unterwegs war oder eine Situation falsch<br />

eingeschätzt hat, kommt die Privathaftpflicht für<br />

das Malheur auf. Michael Henke betont zudem, dass die<br />

Regelung nur für zulassungsfreie Räder gilt. Räder mit<br />

Hilfsmotor oder S-Pedelecs seien über das nötige Nummernschild<br />

versichert.<br />

Reißt der Rahmen oder macht der Akku schnell schlapp,<br />

könnte ein Mangel des Herstellers vorliegen. Geht es darum,<br />

Ansprüche gegen Dritte geltend zu machen, kommt<br />

eine Rechtsschutzversicherung ins Spiel. Jens Altrichter hat<br />

ein praktisches Beispiel. „Kinder bis acht Jahre gelten als<br />

deliktunfähig.“ Verursachen sie Schäden am Rad oder einen<br />

Unfall, können Haftpflicht- <strong>und</strong>/oder Rechtsschutzversicherung<br />

hilfreich sein, wenn es darum geht, Ansprüche<br />

geltend zu machen - oder abzuwehren.<br />

Wer alle drei Versicherungen hat, muss allenfalls das zusätzliche<br />

Diebstahl-Risiko versichern. Prämien nur für das<br />

Rad richten sich nach dessen Wert. Je hochwertiger, desto<br />

teurer. Michael Henke rechnet bei einem 3.000 Euro teuren<br />

E-Bike mit Kosten von etwa 250 Euro im Jahr: 60 Euro<br />

für die Haftpflicht, 90 Euro für die Diebstahl-Versicherung,<br />

etwa 100 Euro für den Rechtsschutz.<br />

Unbeschwertes Radeln bieten in<strong>zwischen</strong> auch die Fahrradhändler<br />

mit an. Deren Versicherungspakete decken<br />

auch Schäden am Rad oder an der Elektrik ab. Selbst<br />

Verschleißschäden können mitversichert werden. Aber:<br />

Rechtsschutz- <strong>und</strong> Haftpflicht bleiben in der Regel außen<br />

vor <strong>und</strong> müssen gesondert vereinbart werden. Wie immer<br />

gilt auch hier: Preise <strong>und</strong> Leistungen vergleichen. Das billigste<br />

muss nicht das beste Angebot sein.<br />

40


Tipp des Monats<br />

Kultursommer in Plettenberg<br />

an vier Sonntagnachmittagen (16.,<br />

23. <strong>und</strong> 30.7., 6.8.) mit parallelem<br />

Kinderprogramm, Bürgerschoppen<br />

mit „Zauberhaft <strong>und</strong> Band“ am<br />

Freitag, 21.7., Eintritt frei<br />

www.plettenberg.de<br />

Fr., 7.7., bis So., 9.7.<br />

Dorffest in Kleinhammer<br />

Der Löschzug 2 der Feuerwehr Werdohl veranstaltet<br />

das beliebte Fest auf dem Schulhof in<br />

Kleinhammer<br />

Sa., 8.7 & So., 9.7., jew. 10 - 18 Uhr<br />

20 Jahre Bau- <strong>und</strong> Betriebshof & Feuer- <strong>und</strong><br />

Rettungswache am Wall in Plettenberg, Tag<br />

der offenen Tür am Samstag im Bauhof <strong>und</strong><br />

Sonntag bei der Feuerwehr<br />

7.7. - 9.7.<br />

Schützenfest Schützenverein Herscheid<br />

Schützenhalle/Gemeinschaftshalle<br />

8.7. - 10.7.<br />

Schützenfest Schützenbruderschaft<br />

Hl. Drei Könige Garbeck<br />

Schützenhalle Garbeck<br />

15.7. - 17.7.<br />

Schützenfest Schützenbruderschaft<br />

St. Sebastian Balve<br />

Balver Höhle<br />

Fr., 28.7., 16 Uhr<br />

Der Fischer <strong>und</strong> seine Frau, Märchen-Theater<br />

Platz neben der Eisdiele in Werdohl<br />

www.werdohl.de<br />

Sa., 29.7., 10 Uhr<br />

Volksschwimmen, Kanu-Challenge <strong>und</strong> Aftershow-Hawaii-Party<br />

der DLRG Langscheid<br />

Strandbad Langscheid<br />

www.s<strong>und</strong>ern-sorpesee.de<br />

28.7. - 30.7.<br />

Schützenfest Schützenverein<br />

Blau-Weiß S<strong>und</strong>helle in Plettenberg<br />

Schützenheim/Schießstand S<strong>und</strong>helle<br />

<strong>Juli</strong> <strong>2017</strong><br />

1 Sa<br />

2 So<br />

3 Mo<br />

4 Di<br />

5 Mi<br />

6 Do<br />

7 Fr<br />

8 Sa<br />

9 So<br />

10 Mo<br />

11 Di<br />

12 Mi<br />

13 Do<br />

14 Fr<br />

15 Sa<br />

16 So<br />

17 Mo<br />

18 Di<br />

19 Mi<br />

20 Do<br />

21 Fr<br />

22 Sa<br />

23 So<br />

24 Mo<br />

25 Di<br />

26 Mi<br />

27 Do<br />

28 Fr<br />

29 Sa<br />

30 So<br />

31 Mo<br />

27<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

VERANSTALTUNGEN ### NICHTS WIE HIN!


<strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />

3.8. - 5.8.<br />

Irish Folk <strong>und</strong> Celtic Music<br />

in der Balver Höhle<br />

www.festspiele-balver-hoehle.de<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

Do., 10.8., 20 Uhr<br />

Plettenberger Kultursommer, NN-Theater<br />

„Ich fürchte nichts“ - Luther <strong>2017</strong><br />

Unterm Stephansdachstuhl, Alter Markt<br />

4<br />

Fr<br />

5<br />

6<br />

7<br />

Sa<br />

So<br />

Mo<br />

32<br />

Fr., 11.8., 16 Uhr<br />

Master Me, Bauchredner für Kinder<br />

Platz neben der Eisdiele in Werdohl<br />

www.werdohl.de<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

Fr<br />

Sa., 12.8., 19 Uhr<br />

Schlagerparty des TuS Plettenberg<br />

unterm Stephansdachstuhl auf<br />

dem Alten Markt mit DJ Dominik<br />

vom Team ProLight<br />

12<br />

13<br />

14<br />

Sa<br />

So<br />

Mo<br />

33<br />

Sa., 12.8., 19 Uhr & So., 13.8., 11 Uhr<br />

Bergfest in Rärin der Löschgruppe Rärin<br />

der Freiwilligen Feuerwehr Herscheid<br />

15<br />

16<br />

17<br />

18<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

Fr<br />

18.8. - 21.8.<br />

Schützenfest<br />

Schützenverein Eiringhausen<br />

Festzelt unter der Hochbrücke<br />

19<br />

20<br />

21<br />

22<br />

Sa<br />

So<br />

Mo<br />

Di<br />

34<br />

Fr., 25.8., 19.30 Uhr<br />

Sommerkabarett „Bildung.<br />

Macht. Schulte.“ von <strong>und</strong> mit<br />

Volker Weininger<br />

Stadtbücherei Werdohl<br />

23<br />

24<br />

25<br />

Mi<br />

Do<br />

Fr<br />

Sa., 26.8., 19.30 Uhr<br />

Strandfest - 50 Jahre DLRG Herscheid,<br />

bunter Abend in der Gemeinschaftshalle<br />

Herscheid<br />

26<br />

Sa<br />

27<br />

So<br />

Tipp des Monats<br />

28<br />

29<br />

30<br />

31<br />

Mo<br />

Di<br />

Mi<br />

Do<br />

35<br />

Sa., 19.8., 19 Uhr & So.,<br />

20.8., 11 - 18 Uhr<br />

Genuss am Fluss, jede Menge<br />

Kultur, mit Licht, Farben, Wasser,<br />

Feuer <strong>und</strong> Musik. Veranstaltung<br />

von Werdohl Marketing <strong>und</strong><br />

WoGe Werdohl, Goetheparkplatz<br />

www.werdohl.de


WETTBEWERB FÖRDERT NEUE<br />

IMPULSE FÜR <strong>DAS</strong> EHRENAMT<br />

Vereine können sich bis 31. Oktober <strong>2017</strong> bewerben<br />

Zusammenhalt fördern: Engagement in den Bereichen<br />

Jugend- <strong>und</strong> Altenhilfe, Demografie, Alter <strong>und</strong> Hospiz,<br />

Pflege, sorgende Gemeinschaften.<br />

Hände reichen: Engagement in den Bereichen Inklusion,<br />

Kultur, Völkerverständigung <strong>und</strong> Friedensarbeit.<br />

Menschlichkeit zeigen: Engagement in den Bereichen<br />

Demokratie, Menschenrechte, Partizipation, Gleichstellung,<br />

Engagementförderung <strong>und</strong> Beteiligungskultur.<br />

„Es spielt keine Rolle, ob sich Gruppen mit bereits laufenden<br />

Projekten oder mit Projekten bewerben, die sich<br />

noch im Planungsstadium befinden“, betont Karl-Michael<br />

Dommes. Interessenten finden einen Bewerbungsbo-<br />

Neuer Impuls für das Ehrenamt <strong>und</strong> neue Ideen: Die<br />

Volksbank im Märkischen Kreis schreibt einen Preis für gen auf der Homepage der Bank unter<br />

Ehrenamt, Ideen, Verantwortung <strong>und</strong> Engagement in der www.volksbank-im-mk.de. Die vollständige Bewerbung<br />

mit weiteren Informationen wie Konzepte, Be-<br />

Region – kurz „EIVER“ aus. Er ist mit insgesamt 17.500<br />

Euro dotiert. Die Bewerbungsphase hat Anfang Mai begonnen.<br />

Sie dauert noch bis zum 31. Oktober <strong>2017</strong>. „Die EIVER@volksbank-im-mk.de eingereicht werden.<br />

schreibungen <strong>und</strong> Presseartikeln sollte per Mail über<br />

Resonanz ist bisher gut. Wir haben Kontakte in viele Bereiche“,<br />

sagt Marc Kostewitz, Abteilungsdirektor Marke-<br />

des Festaktes zum 100-jährigen Jubiläum der Volksbank<br />

Die Preisverleihung findet am 16. Dezember im Rahmen<br />

ting bei der Volksbank im Märkischen Kreis. „Interessante<br />

Projekte deuten sich vor allem in den Bereichen<br />

im Neuenrader Kaisergarten statt.<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Soziales <strong>und</strong> Sport an.“<br />

Anlass für die Auslobung des Preises ist der 100. Geburtstag,<br />

den das genossenschaftliche Institut in diesem<br />

Jahr feiert. „So wollen wir in besonderer Weise bürgerschaftliches<br />

Engagement würdigen, eine Kultur der Wertschätzung<br />

für freiwilligen regionalen Einsatz stärken <strong>und</strong><br />

Menschen motivieren, in diesem Sinne weiter zu handeln“,<br />

erläutert Karl-Michael Dommes, Vorstandssprecher<br />

der Volksbank im MK.<br />

Fünf Kategorien<br />

EIVER zeichnet Projekte von Vereinen <strong>und</strong> gemeinnützigen<br />

Institutionen aus, die einer der folgenden Kategorien<br />

zuzuordnen sind:<br />

Perspektiven bieten: Engagement in den Bereichen Integration,<br />

Bildung, Qualifikation, Wissenstransfer, Ehrenamtsförderung,<br />

Leistungsmotivation <strong>und</strong> Sport.<br />

Zukunft gestalten: Engagement in den Bereichen Klima-,<br />

Telefon: 02391/1755<br />

Natur- <strong>und</strong> Umweltschutz, Nachhaltigkeit, Denkmal-<br />

<strong>und</strong> Brauchtumspflege, Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung,<br />

Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Prävention, Feuer-, Katastrophen- <strong>und</strong><br />

Zivilschutz.<br />

Telefon: 02391/1755<br />

Maeder + Kirchner GmbH<br />

Grafweg 27 · 58840 Plettenberg<br />

Tel. 02391/17 55<br />

www.premio-plettenberg.de<br />

44


<strong>Komplett</strong> lecker. Autor Detlef Schlüchtermann<br />

DER KNAUSERIGE ESSER – VOM<br />

DILEMMA DER TOP-GASTRONOMIE<br />

Die Gastronomie ist ein<br />

schwieriges Geschäft. Oft<br />

auch ein sehr ungerechtes.<br />

Da mühen sich Spitzenköche<br />

tagein, tagaus bis zu 16 St<strong>und</strong>en<br />

am Herd ab, um nach<br />

den begehrten Auszeichnungen,<br />

allen voran, nach<br />

Sternen im Guide Michelin, dem renommiertesten aller<br />

Gastroführer, zu greifen. Sie kochen phantastisch, beherrschen<br />

alle Techniken der Zubereitung, wissen, wo<br />

<strong>und</strong> wie sie die besten Produkte heimischer Landwirte<br />

erwerben <strong>und</strong> verarbeiten können. Und wenn sie dann<br />

den Sterne-Olymp erklommen haben <strong>und</strong> resümieren,<br />

was letztlich außer dem Ruhm übrig geblieben ist, müssen<br />

viele resigniert feststellen: Nicht genug, um ein sorgenfreies<br />

Leben als Spitzenkoch führen zu können.<br />

Wer auf Top-Level kochen<br />

will, braucht Personal.<br />

Allein lässt sich<br />

eine Spitzenküche nicht<br />

führen. Erst im vergangenen<br />

Monat durfte<br />

ich bei Edouard Loubet,<br />

einem 2-Sterne-Star im provencialischen Bonnieux, das<br />

„heilige Reich“ besichtigen. Während im Restaurant sechs<br />

Tische bedient wurden, leisteten in der Küche acht Köche<br />

Schwerstarbeit, um jedes Gericht perfekt auf den Teller zu<br />

bringen. Das Timing, alles zur rechten Zeit auf den Punkt<br />

zu garen <strong>und</strong> dann noch gleichzeitig an einen mit sechs<br />

Personen besetzten Tisch zu servieren, ist Höchstleistung<br />

<strong>und</strong> erfordert auch ein gewisses Maß an Genialität.<br />

Und weil derartiger Perfektionismus Könner verlangt,<br />

die auch ein angemessenes Gehalt erwarten, wirft die<br />

Spitzengastronomie kaum Gewinne ab. Von den r<strong>und</strong><br />

280 besternten deutschen Spitzenköchen kämpfen<br />

nach Insider Angaben die meisten ums Überleben. Und<br />

das bei durchschnittlichen Preisen eines Sechs-Gänge-<br />

Menüs von 130 bis 150 Euro. Kaum zu glauben, dass<br />

dies keinen Gewinn abwerfen soll. Aber bei stolzen Einkaufspreisen<br />

für erstklassige Produkte (z.B. Bretonischer<br />

Steinbutt pro Kilo für 60 Euro) <strong>und</strong> der oben erwähnten<br />

großen Küchen-Brigade bleibt kaum etwas übrig. Ja, ein<br />

wahrlich schwieriges Geschäft, das die meisten Top-Läden<br />

nur durch Querfinanzierung bewältigen. In der Regel<br />

stehen große Hoteliers oder andere Konzerne hinter<br />

der Sterne-Gastronomie. Sie machen das Geld mit Übernachtungen<br />

<strong>und</strong> buttern im Restaurant dazu.<br />

Imbissbetreiber auf der Anklagebank<br />

Auf der anderen Seite, so erinnere ich mich an einen<br />

Prozess vor dem Landgericht Arnsberg, wo ich jahrzehntelang<br />

größere Verfahren journalistisch begleitete, gab<br />

es mal eine Reihe von Angeklagten, die gut gehende<br />

Imbisstuben betrieben. Als die Sprache auf ihre Gewinne<br />

kam, trauten die Richter kaum ihren Ohren. Von H<strong>und</strong>erttausenden<br />

war da die Rede, mit wenigen Läden in<br />

wenigen Jahren. Das Dilemma allerdings: Die Betreiber<br />

beschafften sich das Fleisch an der Steuer vorbei <strong>und</strong><br />

landeten auch deshalb auf der Anklagebank. Aber auch<br />

bei korrekten Abgaben<br />

an den Fiskus hätten<br />

die Imbissbudenbesitzer<br />

ein hervorragendes<br />

Einkommen gehabt,<br />

bei dem die Sterneköche<br />

vor Neid erblasst<br />

wären. Und bei jenen Gastronomen mussten für einen<br />

Grillspieß mit Pommes sechs Euro bezahlt werden. Um<br />

den Hunger zu stillen, ein guter Deal. Die Läden jedenfalls<br />

brummten.<br />

Was will ich mit den Ausführungen sagen? Anders als<br />

Franzosen oder auch Spanier <strong>und</strong> neuerdings auch die<br />

Skandinavier gelten die Deutschen als knauserig. Unsere<br />

westlichen Nachbarn kommen mit Rostlauben ins<br />

Sterne-Lokal <strong>und</strong> lassen es sich gut gehen. „Die Deutschen<br />

fahren mit riesigen SUVs vor <strong>und</strong> bestellen den<br />

billigsten Wein“, verriet mir jüngst ein Top-Gastronom.<br />

Kein W<strong>und</strong>er also, dass hier mit minder guten Zutaten<br />

<strong>und</strong> einem hoch frequentierten Imbiss mehr verdient<br />

wird, als im angesagten Gourmet-Tempel.<br />

Eigentlich schade.<br />

Anregungen <strong>und</strong> Kritik wie immer unter<br />

schluechtermann@komplett-magazin.de<br />

45


Von Martin Büdenbender<br />

GENUSSTOUR ZWISCHEN VERSE<br />

Der komplette Ferientipp<br />

UND LENNE<br />

46<br />

Die Schönheit der Region <strong>zwischen</strong> <strong>Sorpe</strong> <strong>und</strong> <strong>Verse</strong> entdecken<br />

in den letzten Jahren immer mehr Erholungssuchende<br />

auf ihren Rädern. Unterstützt wird dieser Trend<br />

durch den Ausbau der Fahrradwege, etwa der Lenneroute.<br />

Hinzu kommt, dass im Zeitalter der E-Bike-Mobilität<br />

die zahlreichen Steigungen im bergigen Sauerland<br />

ihre Schrecken verloren haben.<br />

Es ist Sommer. Die Sonne lacht vom Himmel. Das Sauerland<br />

zeigt sich von seiner besten Seite. Das satte Grün<br />

der Wälder <strong>und</strong> Wiesen wird nur vom tiefen Blau der<br />

Seen <strong>und</strong> Flüsse unterbrochen. Genau das richtige Wetter<br />

um eine Radtour in Angriff zu nehmen. Kevin <strong>und</strong> André<br />

haben ihre Mountainbikes startklar gemacht, Ilka hat<br />

sich ein Pedelec ausgeliehen. Die Route ist schnell festgelegt.<br />

Von Herscheid soll es durchs Tal der Schwarzen<br />

Ahe <strong>und</strong> entlang der <strong>Verse</strong> nach Werdohl, von dort hinauf<br />

nach Neuenrade, dann über Affeln nach Plettenberg<br />

<strong>und</strong> von dort zurück nach Herscheid gehen. Und damit<br />

die Tour ein wirklicher Genuss wird, haben sich die drei<br />

entschlossen, die entlang ihrer R<strong>und</strong>e liegenden Biergärten<br />

<strong>und</strong> Straßencafés aufzusuchen. Am späten Vormittag<br />

startet die kleine Gruppe am Wanderparkplatz der<br />

<strong>Verse</strong>talsperre. Gut gelaunt geht es den Silberg hinunter<br />

<strong>und</strong> dann ins Tal der Schwarzen Ahe.<br />

Dort liegt nur unweit des einstigen Silberg-Stollens das<br />

Hotel-Restaurant Herscheider Mühle mit seiner liebevoll<br />

arrangierten Grünanlage. Ein großes Pagodenzelt steht<br />

dem idyllischen Gartenlokal zur Seite, eine durchaus<br />

praktische Einrichtung, falls doch mal ein Regenschauer<br />

die Gäste überraschen sollte.<br />

Korn wird hier schon lange nicht mehr gemahlen. Allerdings<br />

hat die Mühle eine lange Geschichte. Sie wurde<br />

bereits 1394 urk<strong>und</strong>lich erwähnt. Seit mehr als 190<br />

Jahren wird sie von Familie Alberts betrieben. Anknüpfend<br />

an die Vergangenheit als Bäckerei- <strong>und</strong> Mühlenstandort,<br />

sind besonders die traditionellen Mühlen-Waffeln<br />

zu empfehlen. Für den großen Hunger bietet die<br />

Speisekarte Verführerisches aus Wild, Geflügel <strong>und</strong> Fisch.<br />

Durch Ahe- <strong>und</strong> das <strong>Verse</strong>tal<br />

nach Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade<br />

Nach kurzer Rast schwingt sich die kleine Reisegruppe<br />

auf ihre Bikes <strong>und</strong> radelt entlang der Schwarzen Ahe<br />

<strong>und</strong> der <strong>Verse</strong> Werdohl entgegen. Vorbei führt die Fahrt<br />

an Mühlenteichen, kleinen Ortschaften, vorbei auch am<br />

Schmiedemuseum Ahehammer. Das Tempo ist flott,<br />

denn zunächst geht es beständig flussabwärts. Erst von<br />

Werdohl hinauf nach Neuenrade wird es für die jungen<br />

Männer anstrengend. Ilka hingegen kann auf 200 zu-


Zwischenstopp an der Alten Post in Ohle ...<br />

... <strong>und</strong> ein kühles Blondes im Biergarten<br />

vom Landcafé zum Erlental.<br />

sätzliche Watt aus dem kleinen Elektromotor ihres<br />

Pedelecs bauen. Nach mehr oder weniger mühsamen<br />

drei Kilometern bergauf ist die Wilhelmshöhe erreicht.<br />

Von dort geht es in voller Fahrt hinab ins Zentrum<br />

Neuenrades. Im „Café <strong>und</strong> Restaurant Karl“ ist<br />

der nächste Stopp geplant.<br />

Das am Stadtgarten gelegene „Karl“ ist vor wenigen Jahren<br />

mit großen Ambitionen gestartet. Abendgäste genießen<br />

hier feine Gerichte, die im offenen Front-Cooking-<br />

Bereich zubereitet werden. Dort zaubern Susanna Galic<br />

<strong>und</strong> ihr Team mit geübter Hand kreative Ideen auf die<br />

Teller. Ein Kompliment machen auch die radelnden Gäste<br />

der Küche: Für die hungrigen Biker gibt es auf der luftigen<br />

Terrasse einen leckeren Salatteller.<br />

Rast in Ohle, wo einst die Postkutsche<br />

Station machte<br />

So gestärkt nehmen die drei den nächsten Streckenabschnitt<br />

in Angriff. In mehreren Anstiegen radeln sie Affeln<br />

entgegen, um dann die Abfahrt hinunter nach Plettenberg<br />

zu genießen. In Eiringhausen führt der Weg in<br />

Richtung Ohle. Dort liegt direkt neben der alten romanischen<br />

Ohler Kirche der traditionsreiche Gasthof „Zur<br />

Post“. Schöne Wandzeichnungen an der Fassade des<br />

Hauses machen auf den ersten Blick unmissverständlich<br />

klar, dass hier einst die Postkutsche Station machte. Der<br />

rustikale Biergarten mit Blick ins Grüne <strong>und</strong> auf die Ohler<br />

Kirche lädt zum Verweilen ein. Die Küche punktet nicht<br />

nur mit regionalen Gerichten, sondern auch mit griechischen<br />

<strong>und</strong> internationalen Speisen.<br />

Keine zwei Kilometer von der Post entfernt liegt direkt<br />

am Lennewehr das Landcafé Zum Erlental. Warum hier<br />

schon wieder rasten? Ulrike Wetzels selbstgemachte<br />

Torten sind legendär, die darf man sich nicht entgehen<br />

lassen. Außerdem liegt das Landcafé direkt an der Lenneroute,<br />

die die drei Ausflügler auf dem wohl schönsten<br />

Abschnitt von Ohle nach Plettenberg abfahren. Vorbei an<br />

saftigen Wiesen radeln sie auf die unter Denkmalschutz<br />

stehende Eisenbahnbrücke mit ihrer auffälligen Stahlkonstruktion<br />

zu <strong>und</strong> passieren danach das Aqua Magis<br />

<strong>und</strong> die neuen Lenneterrassen in Eiringhausen. Parallel<br />

zum Hestenbergtunnel führt der Radweg schließlich genau<br />

ins Zentrum Plettenbergs. Ein schöner Kontrast zur<br />

ländlichen Idylle ist der Besuch des Restaurants „Stadtleben“.<br />

Die Außengastronomie an der Wilhelmstraße bietet<br />

reichlich Platz, um in Ruhe <strong>und</strong> aller Gemütlichkeit<br />

ein kühles Blondes zu genießen. Das Stadtleben, wird<br />

den drei Radtouristen schnell klar, beginnt in Plettenberg<br />

vor allem in den Abendst<strong>und</strong>en.<br />

Einen ganz anderen lukullischen Genuss erwartet sie<br />

ein paar Meter weiter am Maiplatz. Das „Eiscafé Sagui“<br />

bietet italienische Eisspezialitäten, die sich die drei<br />

in Gesellschaft von Dutzenden anderen Gästen m<strong>und</strong>en<br />

lassen.<br />

47


Zurück durchs Elsetal<br />

Durchs Elsetal radeln die Ausflügler schließlich über Herscheid zurück<br />

zum Ausgangspunkt an der <strong>Verse</strong>talsperre, jedoch nicht, ohne<br />

zuvor noch einen Abstecher zum Landgasthof Zur Linde zu riskieren.<br />

Der Weg hinauf nach Ober-Stuberg wird mit einem schönen Blick<br />

ins Ahe-Tal belohnt, <strong>und</strong> der Biergarten unter der markanten alten<br />

Linde - da sind sich die drei Radler einig - ist unbedingt einen Zwischenstopp<br />

wert.<br />

Fazit des abwechslungsreichen Tagesausflugs: „Wir werden die Tour<br />

bestimmt noch mal fahren“, versichern André <strong>und</strong> Kevin. „Aber nur<br />

mit dem E-Bike“, ergänzt Ilka. Der Ladestand des Akkus war zuletzt<br />

deutlich gegen Null, gegangen, hatte die 50 Kilometer aber durchgehalten.<br />

Der Entscheidung kann man nur beipflichten. Schließlich gibt<br />

es entlang dieser R<strong>und</strong>e oder auch anderer R<strong>und</strong>en noch viele weitere<br />

Biergärten <strong>und</strong> Straßencafés zu entdecken, etwa den Kaisergarten<br />

in Neuenrade, oder Niko‘s Taverne Mezebar in Plettenberg, usw...<br />

Von der Herscheider Mühle geht es ...<br />

... durchs Tal der Schwarzen Ahe<br />

Richtung Werdohl<br />

In Neuenrade bei „Karl“genießen die<br />

Radfahrer einen leckeren Salat.<br />

Kaisergarten in Neuenrade<br />

48


Ein Prost auf das Stadtleben<br />

Eiszeit in Plettenberg bei Sagui.<br />

SCHROTT- UND<br />

METALLGROSS HANDEL<br />

Eisenschrott · Kernschrott<br />

Blechschrott · Eisenspäne<br />

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Stanzabfälle · Maschinenschrott<br />

Kühlschrott · Nirosta-Schrott<br />

VA-Schrott · Chromschrott<br />

NE-Metalle · Aluminium · Messing<br />

Kupfer · Bronze<br />

CONTAINERDIENST<br />

Eine letzte Erfrischung zum Abschluss<br />

der Tour im Landgasthof Zur Linde<br />

Bauschutt · Baumischabfälle<br />

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Sperrmüll · Holz · Pappe/Papier<br />

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49


SCHNUCKELIGER HOFLADEN IN<br />

GREITEMANNS ALTER DEELE<br />

Reiches Angebot an regionalen selbst gemachten Produkten<br />

Von Martin Büdenbender<br />

Direkt an der L686 liegt im S<strong>und</strong>erner Ortsteil Seidfeld<br />

das Anwesen der Familie Greitemann. Ein stattlicher Hof<br />

mit allem was dazu gehört, mit Stallungen <strong>und</strong> Scheunen,<br />

mit Wiesen <strong>und</strong> Weiden <strong>und</strong> einem repräsentativen<br />

Hallenhaus mit seinem längs zum Dachfirst geteiltem<br />

Gr<strong>und</strong>riss. Erbaut wurde das Bauernhaus 1870, so<br />

wie damals üblich mit Wohnräumen, Stall <strong>und</strong> Scheune,<br />

alles unter einem Dach.<br />

Multifunktional wird das Gebäude auch heute noch genutzt.<br />

Unter dem mächtigen Dach wird nach wie vor<br />

das Heu gelagert. Die alte Deele, in die einst die Ernte<br />

direkt eingefahren werden konnte, hat jedoch in den<br />

letzten Jahren eine ganz neue Funktion erhalten. Margit<br />

<strong>und</strong> Franz Greitemann haben sie vor 17 Jahren mit großem<br />

Aufwand umgebaut <strong>und</strong> dort ihren Hofladen eingerichtet.<br />

Die hohe Deelentür gibt den Blick frei auf viel Fachwerk<br />

<strong>und</strong> massive Holzbalken. Ein Steg überspannt die Deele<br />

<strong>und</strong> verbindet beide Hausflügel. Von dort oben kann<br />

man den alten Steinboden, der in einem Fischgrätenmuster<br />

gepflastert ist, besonders gut überblicken. „Die<br />

Steine waren ursprünglich in Lehm gelegt“, erinnert sich<br />

Franz Greitemann. Der Boden wurde im Zuge des Umbaus<br />

komplett aufgenommen <strong>und</strong> neu verlegt, diesmal<br />

in Mörtel. Darunter kam eine Isolierschicht, damit die<br />

Steine die aus dem Boden aufsteigende Feuchtigkeit<br />

nicht weitergeben.<br />

In diesem außerordentlich schönen Ambiente bietet<br />

Margit Greitemann ihren K<strong>und</strong>en ein reiches Angebot<br />

regionaler Produkte. Obst, Gemüse, Fleischwaren, Bio-<br />

Eier, Kartoffeln, selbst gemachte Konfitüren <strong>und</strong> Säfte,<br />

Holzofen-Brot <strong>und</strong> Backwaren, alles was das Herz be-<br />

50


gehrt, zählt zum Sortiment des Hofladens.<br />

Selbstverständlich fehlt es auch nicht an Milchprodukten.<br />

Franz Greitemannn <strong>und</strong> sein ältester Sohn Johannes<br />

setzen ganz auf Milchwirtschaft sowie auf die Auf- <strong>und</strong><br />

Nachzucht. Bis zu 100 Kühe gehören zum Hof. Johannes<br />

Greitemann, der in Osnabrück ein agrarwissenschaftliches<br />

Studium abgeschlossen hat, bringt neue Ideen in<br />

den Betrieb mit ein. „Er möchte gerne einen modernen<br />

Kuhstall errichten lassen“, erklärt sein Vater, gibt jedoch<br />

zu bedenken: „Das kostet viel Geld.“<br />

Rohmilch aus dem Automaten<br />

Auf eine weitere Besonderheit des Hofes macht Margit<br />

Greitemann aufmerksam: „Wir verkaufen hier frische<br />

Rohmilch über unseren 24 St<strong>und</strong>en am Tag geöffneten<br />

<strong>und</strong> zugänglichen Selbstbedienungsautomaten.“<br />

Rohmilch ist unbehandelte Milch. In der Europäischen<br />

Union darf als „Rohmilch“ bezeichnetes Gemelk weder<br />

über 40 Grad Celsius erhitzt noch einer Behandlung mit<br />

ähnlicher Wirkung unterzogen worden sein. Rohmilch<br />

besitzt einen höheren Nährwert <strong>und</strong> enthält wertvolle<br />

Enzyme <strong>und</strong> Antikörper. Andererseits kann eine Keimbelastung<br />

von Rohmilch nie völlig ausgeschlossen werden,<br />

so dass bei Greitemanns die Rohmilch mit der Anweisung<br />

„vor Verzehr abkochen“ abgegeben wird. Im Laufe<br />

der Jahre hat sich ein wachsender Kreis von Rohmilch-<br />

Käufern gebildet. Dennoch ist der Prozentsatz der so verkauften<br />

Milch gering, erklärt Franz Greitemann.<br />

Wanderweg durch<br />

„Ku(h)ltourlandschaft“<br />

Der Hof Greitemann ist eine von acht Stationen auf<br />

dem 3,7 Kilometer langen R<strong>und</strong>wanderweg zum Thema<br />

„Milch macht Ku(h)lturlandschaft“. Dieses vom Land<br />

NRW <strong>und</strong> der Landwirtschaftskammer geförderte Projekt<br />

möchte die Zusammenhänge von Landbewirtschaftung<br />

<strong>und</strong> den Erhalt einer abwechslungsreichen Kulturlandschaft<br />

verdeutlichen. „Nicht nur die Kinder wissen<br />

heute viel zu wenig über die Milchwirtschaft“, bedauert<br />

Margit Greitemann. Deswegen nimmt sich Franz Greitemann<br />

regelmäßig Zeit, Schulklassen über seinen Hof<br />

zu führen <strong>und</strong> seinen jungen Gästen alles Wissenswerte<br />

r<strong>und</strong> um das Thema Milch zu vermitteln.<br />

Mehr Hobby als ein weiteres Standbein des landwirtschaftlichen<br />

Betriebes, ist die kleine Pferdezucht der<br />

Greitemanns. Nachdem die drei in<strong>zwischen</strong> erwachsenen<br />

Kinder früher alle Pferdesport getrieben haben, entschloss<br />

sich die Familie zum Kauf von zwei Stuten, von<br />

denen eine in diesen Sommer Nachwuchs bekommen<br />

hat.<br />

51


Infos zum Hof Greitemann erhalten sie im Internet unter<br />

www.hofladen-greitemann.de oder telefonisch unter<br />

02933/2989<br />

„Endlich, meine eigene Wohnung!“<br />

War doch ganz einfach! Denn bei der Wohnungsgenossenschaft<br />

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52


KIRCHENKREISE SUCHEN<br />

PARTNER FÜR HAUS NORDHELLE<br />

Evangelische Tagungsstätte soll wirtschaftlich betrieben werden<br />

Von Wolfgang Teipel<br />

Meinerzhagen. Die Ev.<br />

Tagungsstätte Haus Nordhelle<br />

in Meinerzhagen arbeitet an<br />

der viel zitierten „schwarzen<br />

Null“. Sie soll bis zum Jahr<br />

2018 stehen. Noch ist sie<br />

nicht erreicht. Das setzt<br />

die beiden Kirchenkreise<br />

Iserlohn <strong>und</strong> Lüdenscheid-<br />

Plettenberg als Träger des<br />

Hauses schon heute unter<br />

Druck. Deshalb denken sie<br />

über eine Veränderung der<br />

Trägerstruktur nach.<br />

Seit dem Abschluss der<br />

Modernisierung Ende 2014 unterstützen die beiden<br />

Kirchenkreise Haus Nordhelle jährlich mit r<strong>und</strong> 260.000<br />

Euro, um die Liquidität der Einrichtung sicherzustellen.<br />

„Das können wir uns auf Dauer nicht leisten“, sagt<br />

Klaus Majoress, Superintendent des Kirchenkreises<br />

Lüdenscheid-Plettenberg.<br />

Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> haben die beiden Kirchenkreise<br />

im Februar dieses Jahres mit Unterstützung eines<br />

Beratungsunternehmens ein Bieterverfahren eingeleitet.<br />

Ziel ist es, Interessenten zu finden, die sich an der<br />

Trägerschaft beteiligen. „Sie können aus dem kirchlichen<br />

oder diakonischen Bereich kommen“, erläutert der<br />

Superintendent. Auch Bewerber außerhalb der Kirche<br />

seien nicht ausgeschlossen.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Sorgen der beiden Kirchenkreise:<br />

Von sonntags bis freitags ist das Tagungszentrum mit<br />

einer Belegungsquote von 40 Prozent nicht ausreichend<br />

ausgelastet. Dank intensiver Vermarktungs-Bemühungen<br />

zeigt die Kurve in<strong>zwischen</strong> leicht nach oben. „Aber<br />

es reicht noch nicht.“ Das räumt Christian Graf, Leiter<br />

der Tagungsstätte, ein. Er ist dennoch zuversichtlich.<br />

„Das Ziel, 2018 wirtschaftlich zu arbeiten, wurde zum<br />

Abschluss des Gutachtens über die Zukunft des Hauses<br />

im Jahr 2012 festgelegt“, sagt er. Der Umbau sei im Jahr<br />

2014 abgeschlossen worden. Das Ev. Tagungszentrum<br />

arbeite jetzt seit zweieinhalb Jahren mit der neuen<br />

Konzeption. „Klar ist: Wir brauchen Zeit.“<br />

Dennoch: Bis zum Herbst dieses Jahres soll Klarheit<br />

über die künftige Perspektive des Hauses erzielt<br />

werden. „Es geht aber nicht um Schließung“, bekräftigt<br />

Superintendent Klaus Majoress. „Beide Kirchenkreises<br />

stehen fest zu Haus Nordhelle.“<br />

Zur Erinnerung<br />

Unter dem Slogan „Aufbruch 2015“ hatten die beiden<br />

Kirchenkirche Iserlohn <strong>und</strong> Lüdenscheid-Plettenberg<br />

als letzte verbliebene Träger über drei Millionen<br />

Euro in die Hand genommen <strong>und</strong> Haus Nordhelle<br />

gr<strong>und</strong>legend modernisiert.<br />

Die zwölf Tagungsräume wurden erneuert <strong>und</strong> mit<br />

aktuellster Technik ausgestattet. Das gilt auch für die<br />

Zimmer, die sich über die fünf Halbetagen des Hauses<br />

verteilen. Sie bieten jetzt Drei-Sterne-Komfort.<br />

Der Plan dahinter: Haus Nordhelle öffnet sich<br />

Tagungsk<strong>und</strong>en aus der südwestfälischen Industrie.<br />

Sie sollen für eine gleichmäßige Auslastung unter der<br />

Woche sorgen. Der Werbeslogan lautet „Tagen mit<br />

Weitblick“.<br />

Unter dem Stichwort „Begegnung leben“ wird<br />

Stammk<strong>und</strong>schaft aus den Kirchengemeinden den<br />

Aufenthalt so angenehm wie möglich gestaltet. Um<br />

das christliche Profil des Hauses zu schärfen, wurde<br />

sogar eine kleine Kapelle gebaut.<br />

53


„KUNST IST, WAS ICH BIN,<br />

KUNST IST, WAS MICH TRÄGT“<br />

Annette Kögel schafft Bilder von großer Kraft <strong>und</strong> gibt ihre Kunst an Kinder <strong>und</strong><br />

Erwachsene weiter<br />

die vorhandenen Kurse sind voll.<br />

Von Iris Kannenberg<br />

KuBa im Bahnhof Werdohl ist ihr Angebot für Kinder;<br />

die Erwachsenen kommen direkt zu ihr nach Hause,<br />

wo sie in ihrer lila gestrichenen Jugendstil-Villa einen<br />

kompletten Keller zur Verfügung hat, der, zum Atelier<br />

umgebaut, die besten Möglichkeiten für angehende<br />

Künstler bietet.<br />

Stillstand geht gar nicht<br />

Explizite Voraussetzungen für einen Malkurs braucht<br />

man nicht. Frei nach dem Beuys´schen Motto „Jeder<br />

ist ein Künstler“ darf sich hier der, der Lust dazu hat,<br />

künstlerisch ausprobieren, experimentieren <strong>und</strong> mit<br />

54<br />

Annette Kögel ist eine Institution in Werdohl. Ein<br />

maßgeblicher Teil der quicklebendigen Kunstszene<br />

der kleinen Lennestadt <strong>und</strong> vielen Lennetaler Familien<br />

besonders durch ihre „Kunst im Bahnhof“, kurz<br />

„KuBa“, bekannt. Die aparte Künstlerin veranstaltet<br />

dort zusammen mit ihrer Kollegin Sabine Schlosser<br />

Seminare <strong>und</strong> Kurse für Kinder. Sie können hier malen<br />

<strong>und</strong> plastisch arbeiten <strong>und</strong> ihre kreativen Fähigkeiten<br />

testen <strong>und</strong> weiterentwickeln.<br />

Annette kommt aus einem kleinen Nachbarort von<br />

Werdohl, aus Ihmert in Altena <strong>und</strong> hat zunächst eine<br />

ganz profane Ausbildung bei der Firma Vossloh gemacht,<br />

geheiratet <strong>und</strong> drei Kinder bekommen. War erfolgreich<br />

im Beruf, u.a. im Bereich Marketing. Gemalt hat sie dabei<br />

schon immer. Eher nebenbei. Bis sie merkte, dass sie<br />

allein auf sich gestellt mit der Malerei nicht weiterkam.<br />

Sie brauchte <strong>und</strong> wollte mehr.<br />

Und fand dieses „Mehr“ zunächst in einem kleinen<br />

Atelier in Neuenrade bei Irmhild Hartstein. Nach einem<br />

Jahr in verschiedenen Malkreisen erfuhr sie vom IBKK<br />

(Institut für Ausbildung in Bildender Kunst) in Bochum,<br />

einer privaten Hochschule. Genau das richtige für<br />

jemanden, der sich künstlerisch weiterentwickeln<br />

will. Nach fünf Jahren erlangte sie den akademischen<br />

Abschluss einer „Meisterschülerin“ <strong>und</strong> war bereit für<br />

ihr eigenes Atelier. Begonnen hat sie mit zwei Schülern,<br />

mittlerweile ist sie so gut gebucht <strong>und</strong> ihre Kurse sind so<br />

gut besucht, dass sie manchmal sogar Schüler ablehnen<br />

muss. Die Zeit reicht dann einfach nicht mehr aus <strong>und</strong><br />

Farbe <strong>und</strong> Leinwand seinen eigenen kreativen Weg<br />

finden. Dazu integriert Annette jeweils zwei bis drei<br />

Anfänger in bestehende Kurse, in denen Schüler<br />

oft schon über ein beachtliches Wissen <strong>und</strong> die<br />

entsprechende Technik verfügen. Das befruchtet sich,<br />

sagt sie, die neuen lernen von den Älteren <strong>und</strong> sind<br />

motiviert, wenn sie sehen, welche Fortschritte die<br />

jetzigen Profis selbst über die Jahre gemacht haben.<br />

Annette Kögel ist experimentierfreudig. Im eigenen<br />

Leben wie in ihrer Kunst. Stillstand geht gar nicht. Sie<br />

arbeitet ständig an neuen Techniken, probiert aus,<br />

verwirft, entwickelt weiter. Sich, ihre Technik, ihre Kunst<br />

<strong>und</strong> die Botschaft dahinter.<br />

Kommunikation <strong>zwischen</strong> Menschen ist eine davon.<br />

Kommunikation ist ihr wichtig. Und vielschichtig.<br />

Manchmal auch gestört. Dann geht die Information eben


nicht von A nach B sondern von A nach X. Oder verhallt<br />

irgendwo <strong>zwischen</strong> den Personen, die es einfach nicht<br />

schaffen, sich einander mitzuteilen. Viele ihrer Bilder<br />

drücken diesen ewigen Versuch der Menschheit aus,<br />

verstanden zu werden. Manchmal erfolgreich, manchmal<br />

schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt.<br />

Die Künstlerin erklärt mir die Symboliken auf ihren<br />

Bildern. Manches erkenne ich sofort. Ihre Bilder<br />

haben etwas Intuitives, fast Spirituelles. So genannte<br />

„Schattenserien“ gibt es, die handeln oft von ihr <strong>und</strong><br />

ihren Söhnen. Sie zeichnet nur die Umrisse. Und doch<br />

erkennt man sofort, wer wer ist.<br />

Ein Pinselstrich,<br />

der seinesgleichen sucht<br />

Überhaupt, die Söhne. Sie wohnen bei ihr, sind um sie<br />

herum. Kein W<strong>und</strong>er, Annette Kögel lässt Menschen<br />

stehen, versucht nicht, sie zu verbiegen. In ihrer Nähe<br />

fühlt man sich wohl, frei <strong>und</strong> inspiriert. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

dass man hier nicht so einfach weggeht.<br />

Das Haus ist voller Kunst, dazu streichen dem<br />

Besucher gerne mal zwei Karthäuser-Katzen von<br />

enormen Ausmaßen um die Beine. Die zwei sind ganz<br />

offensichtlich der Meinung, dass sie hier die Chefs sind.<br />

Man lässt sie in dem Glauben. Jedoch: Annette ist die<br />

Seele des Hauses, ganz unbestritten. Sie, ihre Bilder <strong>und</strong><br />

das Ambiente der Villa fügen sich nahtlos zusammen zu<br />

einem Gesamtkunstwerk. Sie lebt, was sie ist <strong>und</strong> ist<br />

was sie lebt: Künstlerin durch <strong>und</strong> durch. Ohne Frage <strong>und</strong><br />

ohne Wenn <strong>und</strong> Aber.<br />

Annette Kögel hat eine große Begabung. Sie erschafft<br />

echte Kunst, von hohem künstlerischen Wert. Sie kann<br />

tatsächlich etwas. Wie sie die Farbe aufträgt, lasierend<br />

in immer neuen Schichten. Dazu ein Pinselstrich, der<br />

seinesgleichen sucht. Der „Strich“ ist die Visitenkarte<br />

eines jeden Malers. An ihm wird er gemessen. Und er<br />

bezeugt bei Annette, dass sie es drauf hat. Jedes ihrer<br />

Bilder hat die Kraft, den Betrachter in seinem Innersten<br />

zu berühren. Das muss man erst einmal schaffen.<br />

Leuchtkraft <strong>und</strong> ihre pulsierende Energie.<br />

Im Haus begegnet man überall bronzierten kleinen<br />

Faltschiffchen, die ein Symbol sind für eine Fre<strong>und</strong>in,<br />

die gestorben ist. Annette faltete Schiffchen, um ihrem<br />

Tod zu trotzen. Lange. Immer mit dem Gefühl, solange<br />

sie faltet, wird ihre Fre<strong>und</strong>in leben. 4000 Mal faltete<br />

sie kleinere <strong>und</strong> größere Papierschiffchen, bronzierte<br />

sie <strong>und</strong> dachte dabei an ihre Fre<strong>und</strong>in. Als sie starb,<br />

hatte Annette eine Hommage an das Leben geschaffen,<br />

deren Protagonisten überall im Haus verteilt ein quirliges<br />

Eigenleben führen. Eine anrührende Armada, die vom<br />

Keller bis zum Dach über ein imaginäres <strong>und</strong> sehr<br />

lebendiges Wasser in die Herzen der Besucher segelt.<br />

Annette Kögel plant Großes mit der Galerie. Ohne dabei<br />

etwas zu überstürzen. Hier ist viel Platz für Kultur. Musik,<br />

Performance <strong>und</strong> Kochkurse sollen hier einen Raum<br />

haben. Aber auch Weinproben oder Lesungen. Sie zeigt<br />

mir noch den Garten, in dem Kunst z.B in Form von<br />

großen Kugeln einfach so herumliegt.<br />

Auf die Frage, was sie sich wünscht, sagt sie ganz<br />

schlicht: „Ich will malen“. Malen, das ist ihr Zentrum, die<br />

Quelle ihrer Kraft. Sie ist ein Mensch, der in sich ruht. Und<br />

diese Ruhe an andere weitergibt. Man fühlt sich wohl in<br />

ihrer Nähe. Inspiriert. Sie lebt nicht in einer Metropole.<br />

Sie hat sich bewusst für das Sauerland entschieden.<br />

Werdohl ist eine kleine Stadt, die erstaunlich viele große<br />

Künstler beherbergt. So wie Annette Kögel, die hier für<br />

sich einen Ort gef<strong>und</strong>en hat, in dem sie sich wohlfühlt<br />

<strong>und</strong> der für sie nicht nur Heimat ist, sondern ihr auch die<br />

Inspiration <strong>und</strong> Geborgenheit gibt, die sie braucht, um<br />

sich als Künstlerin weiterentwickeln zu können.<br />

www.annettekoegel.de<br />

Villa mit viel Platz für Kultur<br />

Sie zeigt mir ihre neue Galerie. Früher wohnten hier<br />

Mieter. Seitdem die ausgezogen sind, will Annette Kögel<br />

es versuchen, den Schritt wagen, komplett von der Kunst<br />

<strong>und</strong> ihren Kursen zu leben. Hier in ihrer Galerie ist viel<br />

Platz. Für Bilder, Stelen <strong>und</strong> Plastiken. Eine Fre<strong>und</strong>in, die<br />

Goldschmiedin ist, stellt außergewöhnlichen Schmuck<br />

aus. Annette Kögel selbst ist im Aufbruch. Das schlägt<br />

sich in ihrer Kunst sichtbar nieder. Ihre Bilder sind nicht<br />

nur virtuos gemalt, sie bestechen auch durch ihre<br />

55


56<br />

KUNTERBUNTE MUSIK,<br />

GUTE STIMMUNG UND EIN<br />

STÜCK HEIMAT<br />

„Eigentlich entstand der Name des Festivals aus einem<br />

Kunstfehler“, schmunzelt Hauptorganisator Christian<br />

Schulte-Backhaus im Interview mit dem KomPlett-<br />

Magazin. „Rumo“, der Wolpertinger aus Walter Moers<br />

gleichnamigen Fantasy-Roman sollte ursprünglich mit<br />

dem „Tripod“, einem dreibeinigen Herrscher, kombiniert<br />

werden. Aus dem „d“ wurde ein „t“ <strong>und</strong> somit das französische<br />

Wort für Spielhölle, das das rege Festivaltreiben<br />

aber ebenfalls sehr gut repräsentiert: Jung <strong>und</strong> Alt tanzen<br />

zu ganz unterschiedlichen Musikstilen oder plaudern mit<br />

einem kühlen Getränk <strong>und</strong> Snack in einem ruhigeren Bereich<br />

des Kulturhofes auf alten Sofas. Beim selbstkreierten<br />

Wort wird das „t“ übrigens mit gesprochen - das ist<br />

den Organisatoren besonders wichtig.<br />

Musikalischer Ausnahmezustand<br />

Begrüßt werde ich ganz sauerländisch mit einer Flasche<br />

Bier am sonnigen Ort des Geschehens. Kaum vorzustellen,<br />

dass hier am idyllischen Breitenbruch, unweit von<br />

der Dorfmitte Neuenrade-Küntrops entfernt, mindestens<br />

einmal im Jahr musikalischer Ausnahmezustand herrscht.<br />

Und das alles in der elterlichen Scheune von Claudius<br />

Schulte <strong>und</strong> Christian Schulte-Backhaus, die damit ihre<br />

Heimat unter den Musikliebhabern bekannt gemacht haben.<br />

Auch Hofbesitzer Gerhard Schulte (69) ist begeistert<br />

<strong>und</strong> unterstützt seine 39- <strong>und</strong> 42-jährigen Söhne bei der<br />

Durchführung des Events. Doch die Scheune bietet schon<br />

längst nicht mehr ausreichend Platz für die steigende<br />

Besucherzahl, so dass das Familienfestival auch auf das<br />

Außengelände des ehemaligen Bauernhofes ausgeweitet<br />

wurde.<br />

Text <strong>und</strong> Fotos<br />

Cristin Schmelcher<br />

Begonnen hatte alles 2001, als die beiden Brüder im<br />

Rahmen des Pfadfinderstammes Steve Biko aus Neuenrade<br />

die Veranstaltung „Rock an der Villa“ in Neuenrade<br />

mit organisierten. Als Fortsetzung dessen folgte „Rocken<br />

am Glocken“ im Jahre 2003 am Neuenrader Waldstadion.<br />

Die 1999 gegründete Coverrockband „Entspannungsminister“,<br />

wo Christian den Bass <strong>und</strong> Claudius das Schlagzeug<br />

besetzt, lud daraufhin 2004 erstmalig einige lokale<br />

Bands ein, mit ihnen einen privaten Gig in der heimatlichen<br />

Scheune zu spielen, der Eintritt war kostenfrei.<br />

2005 erfolgte ein Konzert nach dem gleichen Konzept<br />

<strong>und</strong> auch 2006 gab es ein kleines Open-Stage-Festival.<br />

Etwas professioneller ging es dann 2007 <strong>und</strong> 2008 weiter,<br />

wo durch Spenden der etwa 300 Gäste für Aufkleber <strong>und</strong><br />

Buttons eine größere technische Anlage gemietet wurde.<br />

Rumo-Tripot-Fans haben sich verdoppelt<br />

Seit 2009 findet nun jährlich das „Rumo-Tripot-Festival“<br />

statt <strong>und</strong> bis zum letzten Jahr hat sich die Besucherzahl<br />

von 300 auf 600 Personen verdoppelt. Es wurde<br />

ein offizielles Eintrittsgeld erhoben, von dem fortan<br />

die Bands, steigende Technikkosten <strong>und</strong> ein professionelles<br />

Bewirtungsteam bezahlt werden. Zudem gibt es


mittlerweile richtige Festivalbändchen <strong>und</strong> bedruckte<br />

Trinkbecher. Natürlich sind auch T-Shirts mit dem beliebten<br />

Logo vor Ort zu erwerben, eben alles was zu<br />

einem richtigen Festival dazu gehört. 2016 gründeten<br />

die beiden Brüder mit ihrem erweiterten Fre<strong>und</strong>eskreis<br />

den Verein Kulturfluter e.V., zu dem mittlerweile 45 aktive<br />

<strong>und</strong> passive Mitglieder <strong>zwischen</strong> 3 <strong>und</strong> 60 Jahren<br />

zählen. Alle Vereinsmitglieder verbindet die Liebe zur<br />

Musik, gute Stimmung,Teamgeist, Engagement, Flexibilität<br />

<strong>und</strong> vor allem Improvisationstalent, wenn es zum<br />

Beispiel einen unvorhergesehenen Wolkenbruch gibt.<br />

Die beiden Vorsitzenden des Vereins müssen mit ihrem<br />

zehnköpfigen Kernteam mittlerweile eine Auswahl unter<br />

300 Bands treffen, die sich jährlich für das Festival<br />

bewerben. Übrig bleibt ein buntes Line Up bestehend<br />

aus lokalen sowie überregionalen Bands mit jeweils<br />

etwa einer St<strong>und</strong>e Spielzeit.<br />

Rumo Tripot <strong>2017</strong><br />

Während im letzten Jahr u.a. die Bands Jenga <strong>und</strong> Kaboom<br />

für ordentlich Stimmung sorgten, hat der hauptberufliche<br />

Kreisjugendreferent Christian mit seinem Team auch für<br />

dieses Jahr eine interessante Musikauswahl zusammengestellt.<br />

Am Samstag, den 2. September wird ihren Besuchern<br />

auf zwei Bühnen von 14 bis 2 Uhr wieder ein genreübergreifendes<br />

Programm geboten. Den Auftakt macht<br />

dieses Mal das Münsteraner „Prestige Orchestra“ gefolgt<br />

von deutsch-arabisch-sprachiger Reggae-Musik von der<br />

Band Rasta & Araber aus Neuenrade. Heimisch geht es<br />

zunächst weiter mit dem Werdohler „Wolfman Blues Orchestra“,<br />

bevor die Darmstädter „Immer Grün“, zu deren<br />

Genre Rock, Alternative <strong>und</strong> Indie zählen, die Bühne betreten.<br />

In den Abendst<strong>und</strong>en wird „No wow“ aus Enschede<br />

mit Lo-Fi Trash Blues <strong>und</strong> Garage Rock das Gelände<br />

vibrieren lassen. Die Marburger Musiker von „Apewards“<br />

schließen sich mit ihren Heavy-Blues-Stücken daran an.<br />

Den krönenden Abschluss bilden die Hardcore-Jungs von<br />

„Now way out 58“ aus Lüdenscheid.<br />

Karten sind online für sechs Euro oder an der Abendkasse<br />

für acht Euro erhältlich.<br />

Wer Gefallen an der Location <strong>und</strong> dem Event findet,<br />

muss übrigens nicht immer ein Jahr warten, um zum<br />

Breitenbruch zurückzukehren. Beim „Mai Perlorama“<br />

wird seit vier Jahren am 30. April mit diversen Coverbands<br />

in den Mai gerockt.<br />

Interessierte können außerdem den Verein schon ab 13<br />

Euro jährlich aktiv oder passiv unterstützen. Weitere Infos<br />

zum Festival <strong>und</strong> Kontaktinformationen findet man<br />

unter: www.rumotripot.de.<br />

57


PÖNGSE WANDELT MIT CINEMA<br />

AUF SPUREN VON TANGERINE DREAM<br />

„The Discovering Of Time“ bietet Filmmusik fürs Kopfkino<br />

Drummer Eroc übernommen.<br />

Das Album bietet bei einer Gesamtspielzeit von knapp<br />

einer St<strong>und</strong>e zehn abwechslungsreiche Songs <strong>und</strong> Filmmusik<br />

fürs Kopfkino.<br />

(obs)<br />

Kritiken zu “The Discovering of Time“<br />

Der Werdohler Musiker <strong>und</strong> Gastwirt Jürgen Pöngse<br />

Krutzsch legt das vierte Album seines Musikprojekts<br />

„Cinema“ vor. Zusammen mit Lebensgefährtin Brigitte<br />

Grafe, die für die Technik <strong>und</strong> den Mix zuständig ist, hat<br />

er für „The Discovering Of Time“ einen Stilmix geschaffen,<br />

der von Sphärenklängen, die an „Tangerine Dream“<br />

erinnern, über tanzbare Beats bis hin zu orchestraler<br />

Filmmusik reichen.<br />

Der ehemalige Gitarrist der Krautrockband „Tibet“ lebt<br />

mit Cinema seine Leidenschaft für elektronische Musik<br />

aus. Die Besonderheit ist die Kombination mit Gitarren<br />

<strong>und</strong> einem echten Schlagzeug.<br />

„The Discovering Of Time“ ist eine reine Instrumentalscheibe<br />

<strong>und</strong> rockiger als die Vorgänger „Isolation“, „The<br />

Magic Box“ <strong>und</strong> „Loopings“. Dafür sorgte auch die geballte<br />

Musikerpower, die sich Pöngse als Verstärkung<br />

ins Studio geholt hat. Schlagzeuger Dirk Brand trommelt<br />

sonst in der Hardrockband Axxis <strong>und</strong> begleitete schon<br />

Größen des Musikgeschäfts wie Gloria Gaynor, Caterina<br />

Valente <strong>und</strong> John Wetton. Gitarrist Jörg Dudys ist festes<br />

Mitglied der Jule Neigel Band,<br />

spielte außerdem schon bei<br />

Nena, Xavier Naidoo <strong>und</strong><br />

Wolfgang Niedecken. Weitere<br />

Gitarristen bei dieser Produktion<br />

sind Christian Schwarzbach<br />

(Bobby Kimball, Erin Perry, Soul<br />

Kitchen) <strong>und</strong> Cinema-Stamm-<br />

Gitarrist Benjamin Peiser aus<br />

Werdohl (Lord Bishop, Billie Ray<br />

& The Wild). Das Mastering wurde<br />

erneut von Ex-Grobschnitt-<br />

Nachdem sich die Krautrock-Band „Tibet“ im Jahr 1980<br />

aufgelöst hatte, begann der Gitarrist <strong>und</strong> Keyboarder<br />

PÖNGSE sich der elektronischen Musik im besten Sinne<br />

der 80er-Jahre-Tangerine Dream zuzuwenden. So entstand<br />

Cinema – <strong>und</strong> so klingt Cinema auch anno <strong>2017</strong><br />

auf „The Discovering Of Time“, das diesmal mit herrlich<br />

„floydigen“ Gitarren-Passagen angereichert ist, noch<br />

immer!<br />

Thoralf Koß (musicreviews.de)<br />

(...) auf „The Discovering Of Time“ läuft die gewohnte<br />

Kopfkino-Musik <strong>und</strong> man entdeckt hier <strong>und</strong> da schon<br />

Ecken, die den edlen Staub des krautigen Rocks aus<br />

Pöngses alten Zeiten beherbergen. Die Tracks auf dem<br />

Album lassen auf der einen Seite das Abdriften mit geschlossenen<br />

Augen in andere Sphären zu, bieten aber<br />

andererseits, auch gerade der Gitarren wegen, immer<br />

Momente, um zu staunen, wie scheinbar gegensätzliche<br />

Stile doch so perfekt harmonieren.<br />

Ulli Heiser (rocktimes.de)<br />

Schaut man sich das Line up an, findet man zwei ProgrammiererInnen,<br />

die von einem Drummer begleitet<br />

werden <strong>und</strong> sich mit wechselnden Lead Gitarristen<br />

schmücken. Das lässt eigentlich nichts Gutes hoffen.<br />

Umso erfreulicher, was dann aus<br />

den Boxen kommt. Cinema ist kein<br />

klebriger Konservenkleister, sondern<br />

elektronisch gestützter Art-Rock, der<br />

das Rock völlig zu Recht im Namen<br />

trägt. Und die Gastmusiker werden<br />

auch nicht nur wie hired Guns behandelt,<br />

sondern im Booklet genauso<br />

ausführlich vorgestellt, wie<br />

Mastermind Jürgen Krutzsch <strong>und</strong><br />

Brigitte Grafe.<br />

Norbert von Fransecky<br />

(musikansich.de)<br />

58


DER TACH! IST EIN WICHTIGER<br />

BEITRAG ZUR MEDIENVIELFALT<br />

Lokales Nachrichtenportal sucht Unterstützung bei Nutzern<br />

Von Wolfgang Teipel<br />

www.guten-tach.de ist ein regionales Nachrichtenportal<br />

<strong>und</strong> Kooperationspartner des <strong>Komplett</strong>-Magazins.<br />

Nachrichten online zu lesen, das ist keineswegs nur<br />

ein hipper Trend. 78 Prozent der Deutschen tun es. Der<br />

TACH! <strong>und</strong> damit auch TACH! Lennetal liegen mit ihrem<br />

Angebot, lokale Nachrichten ins Netz zu bringen, genau<br />

richtig. Jetzt sucht das Online-Portal Unterstützung bei<br />

seinen Nutzern. Warum? <strong>Komplett</strong> sprach mit Herausgeber<br />

Sven Parnemann.<br />

eine sichere wirtschaftliche Basis stellen. Dabei können<br />

uns die Abonnenten helfen. Meine Überzeugung ist:<br />

Die Region braucht ein Nachrichtenmedium, das nicht<br />

von den großen Zeitungsunternehmen abhängig ist.<br />

Der TACH! ist ein wichtiger Beitrag zur Medienvielfalt<br />

in unseren Städten. Diese Auffassung teilen auch viele<br />

unserer Leser.<br />

Wie fühlt Du Dich beim Kampf David gegen Goliath?<br />

Stark gefordert. Vor allem spüre ich die Verantwortung<br />

gegenüber dem TACH!-Team. Die Autoren stecken viel<br />

Zeit in das Portal. Das soll sich in absehbarer Zeit auszahlen.<br />

Zudem ist mir klar: Wir müssen auch noch viel Überzeugungsarbeit<br />

bei potenziellen Werbek<strong>und</strong>en leisten.<br />

Zum TACH!-Team gehören neben Herausgeber Sven<br />

Parnemann (Lüdenscheid) auch Bernhard Schlütter<br />

(Plettenberg), Uwe Tonscheidt (Neuenrade), Elke <strong>und</strong><br />

Wolfgang Teipel (Lüdenscheid) <strong>und</strong> Iris Kannenberg<br />

(Lüdenscheid).<br />

<strong>Komplett</strong>: Sven, warum bittest Du die TACH!-Leser um<br />

finanzielle Unterstützung?<br />

Sven Parnemann: Wir benötigen ganz einfach ein zweites<br />

Standbein. Wir müssen wirtschaftlich arbeiten. Wir<br />

wollen mehr Nachrichten anbieten <strong>und</strong> unsere Qualität<br />

ausbauen.<br />

Reichen dazu die Einnahmen aus der Online-Werbung<br />

nicht?<br />

Bei weitem nicht. Übers Jahr gesehen decken diese Einnahmen<br />

zurzeit gerade einen Teil unserer Gr<strong>und</strong>kosten. Bei<br />

vielen potenziellen Werbek<strong>und</strong>en fehlt noch die Bereitschaft<br />

<strong>und</strong> oft auch noch das Verständnis dafür, dass sich<br />

Werbung in einem Online-Medium wie dem TACH! lohnt.<br />

Jetzt sollen die Leser mit einer Art Abo-Modell helfen.<br />

Es heißt steady. Was macht den Charme dieses<br />

Modells aus?<br />

Zunächst mal die einfache Bedienung. Wer unsere Seiten<br />

aufruft, findet dort den Button „Unterstützen“. Mit zwei<br />

weiteren Click kann er wählen, ob er monatlich fünf,<br />

zehn oder 20 Euro beisteuern möchte. Dann folgt die<br />

Anmeldung, entweder über Facebook oder per E-Mail.<br />

Danach wird die Einzugsermächtigung ausgefüllt. Eine<br />

Kündigung ist jederzeit <strong>und</strong> ebenso einfach möglich.<br />

Was ist das Ziel der Aktion?<br />

Wie ich eingangs schon sagte: Wir müssen das Portal auf<br />

RELAXEN. FEIERN. GENIESSEN.<br />

Wann immer mir danach ist…<br />

Wilhelmstr. 3 | Plettenberg | Tel. 02391/602674 | facebook/stadtleben.plettenberg<br />

59


MIT DEN JEKITS AUF<br />

MUSIKALISCHER SEEFAHRT<br />

Förderprogramm der Musikschule Lennetal für alle Gr<strong>und</strong>schüler<br />

von Martin Büdenbender<br />

Große Vorfreude in der ersten Klasse der evangelischen<br />

Gr<strong>und</strong>schule in Ütterlingsen. Gleich ist Unterricht bei<br />

Musikschullehrerin Marion Jeßegus. Die kennt nicht<br />

nur tolle Lieder, sondern nimmt die Kinder immer mit<br />

auf eine spannende Reise. Doch zuerst noch schnell<br />

gemeinsam das Tonleiter-Lied gesungen: „C-D-E-F-G-A-<br />

H-C - <strong>und</strong> so steigen wir putzmunter, die Tonleiter wieder<br />

runter“. Und schon beginnt die fröhliche Schiffsreise von<br />

Insel zu Insel.<br />

Auf jeder Insel warten Schatzkisten mit wertvollen<br />

Instrumenten auf die kleinen Seefahrer. Auf der<br />

Tasteninstrumente-Insel waren sie schon, ebenso<br />

auf der Schlagzeug-Insel oder auf der Insel für<br />

Streichinstrumente. Diesmal führt die Schiffsreise zu<br />

einer Insel mit Schatztruhen voller Holzblas-Instrumente.<br />

Da gibt es nicht nur Blockflöten zu entdecken.<br />

Musikschullehrer Dayong Zhang ist heute mit an Bord. Er<br />

hat eine Oboe mitgebracht. Und als er schließlich sogar<br />

ein Fagott aus seiner Instrumentenkiste packt, werden<br />

die Kinderaugen ganz groß. Zu Dritt dürfen sie das<br />

riesige Instrument halten <strong>und</strong> einzeln sogar versuchen,<br />

ihm einen Ton zu entlocken.<br />

Jedem Kind Instrumente,<br />

Tanzen <strong>und</strong> Singen<br />

JeKits (Jedem Kind Instrumente, Tanzen <strong>und</strong> Singen)<br />

heißt das von der Landesregierung geförderte<br />

Musikprogramm, das die Musikschule Lennetal seit 2010<br />

an mittlerweile dreizehn Gr<strong>und</strong>schulen im Lennetal von<br />

Altena über Werdohl, Neuenrade <strong>und</strong> Plettenberg bis<br />

Finnentrop durchführt. Das Programm ist ein Gewinn<br />

für alle Seiten. Über alle sozialen Schichten hinweg<br />

wird den Kindern der Zugang zur Musik ermöglicht.<br />

Umgekehrt profitiert auch die Musikschule. Viele<br />

Gr<strong>und</strong>schüler werden so auf lange Sicht auch als Schüler<br />

der Musikschule gewonnen.<br />

Bereits vor der Einschulung werden die Eltern über das<br />

Zusatzangebot JeKits an den Gr<strong>und</strong>schulen vertraut<br />

gemacht. Für den Elementarunterricht kommen die<br />

Musikschullehrer der Musikschule Lennetal e.V. in die<br />

Schulen <strong>und</strong> gestalten die St<strong>und</strong>en im Tandem mit den<br />

Gr<strong>und</strong>schullehrern. Das Unterrichten im Team ermöglicht<br />

eine intensive pädagogische Betreuung <strong>und</strong> kann auch<br />

über die einzelnen Musikst<strong>und</strong>en hinaus Impulse für<br />

die Gr<strong>und</strong>schularbeit setzen. Die Kinder werden im<br />

Klassenunterricht spielerisch an Rhythmus <strong>und</strong> Notation<br />

herangeführt <strong>und</strong> lernen verschiedenste Instrumente<br />

kennen. Es geht vor allem um das Entdecken <strong>und</strong><br />

Bewusstwerden von musikalischen Ordnungsprinzipien.<br />

Natürlich steht als erstes hier im Fokus, dass die Kinder<br />

am Ende der ersten Klasse neugierig sind, eines der im<br />

Unterricht vorgestellten Instrumente im 2. Schuljahr in<br />

kleinen Gruppen zu erlernen.<br />

Fingerübungen bevor es an die Tasten geht


Instrumentalunterricht in der Schule<br />

Der Instrumentalunterricht im zweiten Schuljahr startet<br />

in kleinen Gruppen (bis 6 Kinder). Jedes Kind darf sich<br />

sein Instrument aussuchen. Dabei geben die Kinder bei<br />

der Instrumentenwahl zwei Lieblingsinstrumente an.<br />

Zusätzlich zu den Unterrichtsst<strong>und</strong>en kann jedes Kind<br />

in einer weiteren Musizier-St<strong>und</strong>e erste Erfahrungen im<br />

Zusammenspiel innerhalb eines Orchesters sammeln<br />

(Orchester Kunterbunt). Die Kinder erleben so bereits<br />

in den Unterrichtsst<strong>und</strong>en den charakteristischen<br />

Ensembleklang <strong>und</strong> erlernen früh das gemeinsame<br />

Musizieren. Sie erhalten die Instrumente als Leihgabe<br />

<strong>und</strong> dürfen sie zum Üben mit nach Hause nehmen. Ab<br />

dem 2. Schuljahr unterrichten die Musikschullehrer die<br />

Instrumentalgruppen alleine.<br />

INFO<br />

Am JeKits-Programm nehmen derzeit 14 Gr<strong>und</strong>schulen<br />

teil:<br />

Altena: städt. Gemeindschaftsgr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />

Mühlendorf <strong>und</strong> Dahle<br />

Finnentrop: Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong> Frettertal, Standorte<br />

Fretter <strong>und</strong> Schönholthausen<br />

Neuenrade: Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Neuenrade,<br />

Standorte Burgschule <strong>und</strong> Altenaffeln<br />

Plettenberg: Martin-Luther-Gr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />

Königstraße <strong>und</strong> Oestertal; Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong><br />

Hallenschule, Standorte Ohle <strong>und</strong> Halle<br />

Werdohl: städt. Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule, Standorte<br />

Kleinhammer <strong>und</strong> Königsburg, städt. Martin-Luther-<br />

Gr<strong>und</strong>schule <strong>und</strong> städt. St. Michael Gr<strong>und</strong>schule.<br />

Ab dem nächsten Schuljahr werden in Finnentrop<br />

vier weitere Gr<strong>und</strong>schulen am JeKits-Programm<br />

teilnehmen: Gr<strong>und</strong>schulverb<strong>und</strong> Lennetal mit den<br />

Standorten Finnentrop, Rönkhausen <strong>und</strong> Bamenohl,<br />

sowie die Gemeinschaftsgr<strong>und</strong>schule Heggen. (Diese<br />

Schulen kooperieren derzeit auch schon unter dem<br />

von der Gemeinde Finnentrop finanzierten Projekt<br />

„Musizieren an Gr<strong>und</strong>schulen“).<br />

Kosten: 1. Schuljahr kostenfrei, 2. Schuljahr 23 Euro pro<br />

Monat (beide Jahrgangsstufen sind landesgefördert)<br />

Kontakt: Musikschule Lennetal Tel. 02392 1508,<br />

info@musikschule-lennetal.de<br />

Kostenloser Fassadencheck!<br />

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Plettenberg<br />

61


SCHNELLES INTERNET -<br />

Von Uwe Tonscheidt<br />

BREITBANDAUSBAU IN NEUENRADE<br />

Unitymedia schließt 435 Haushalte an - Auch im Industriegebiet stehen Verbesserungen an<br />

62<br />

Manchmal geht es schneller, wenn kein Fördergeld fließt.<br />

Das dachten sich Neuenrades Verantwortliche beim<br />

Breitband-Ausbau. Im nordöstlichen Bereich der Stadt,<br />

Richtung Friedrichstal, sollte schnelles Internet her, das<br />

beim Planen <strong>und</strong> Bauen nicht ganz so lange braucht.<br />

Das Vorhaben ist gelungen. Anschlüsse mit einer Bandbreite<br />

bis 400 Mbit sollen 2018 für 435 Haushalte zur<br />

Verfügung stehen. Der Kabelnetzbetreiber Unitymedia<br />

will r<strong>und</strong> 900.000 Euro investieren, so Unternehmens-<br />

Pressesprecherin Dr. Eva-Maria Ritter. Es sei eine Investition,<br />

die ohne staatliche Zuschüsse erfolge.<br />

Erste Anschlüsse sollen noch <strong>2017</strong><br />

möglich sein<br />

„Voraussichtlich im September“, so Projekt-Manager<br />

Frank Schubert bei der Projektvorstellung im Neuenrader<br />

Rathaus, beginnen die auf sechs bis sieben Monate<br />

veranschlagten Bauarbeiten. Ca. sechs Kilometer<br />

Leitungen sind zu verlegen. Bei planmäßigem Fortgang<br />

der Arbeiten „sind erste Hausanschlüsse noch in diesem<br />

Jahr möglich“, so Schubert.<br />

Für den Hausanschluss ruft Unitymedia aktuell eine<br />

einmalige Anschluss-Gebühr von 199 Euro auf. Hinzu<br />

kommt der Abschluss eines Vertrages über die künftige<br />

Kabelnutzung. Minimum sei ein Zweijahresvertrag<br />

mit 120 Mbit-Internet-Anschluss <strong>und</strong> Telefon-Flatrate,<br />

so Schubert, „ein TV-Kabelvertrag ist nicht notwendig“.<br />

Wer will, kann auch mehr buchen, so das Unternehmen:<br />

„Der Kabel-Internet-Anschluss bietet Download-<br />

Raten bis 400 Mbit.“ Der Kabelnetzbetreiber setzt darauf,<br />

dass „ein Vielfaches der Geschwindigkeit eines<br />

VDSL-Anschlusses“ die K<strong>und</strong>schaft überzeugt. Um zu<br />

zeigen, was künftig noch an Steigerungen möglich ist,<br />

hat Unitymedia für Bochum ein Pilotprojekt angekündigt,<br />

das ein Gbit an Downloadgeschwindigkeit ermöglicht.<br />

Dabei hat der Anbieter die steigende Zahl derer im<br />

Blick, die Mediatheken <strong>und</strong> Streamingdienste nutzen,<br />

Filme <strong>und</strong> TV-Angebote an Smart-TV, PC, Tablet oder<br />

Smartphone sehen.<br />

Da Unitymedia zu den Anbietern gehört, die in Neuenrade<br />

über ein großes eigenes Netz verfügen, das<br />

2750 Haushalte erreichen kann, hatte die Stadt hier<br />

Chancen gesehen, im Gebiet Richtung Friedrichstal zu<br />

einem zügigen Breitbandausbau zu kommen, erläutert<br />

Bürgermeister Antonius Wiesemann bei der Projektvorstellung.<br />

Im vergangenen Dezember fand im Kulturschuppen<br />

eine Infoveranstaltung mit über 100 Interessierten<br />

statt. Unitymedia schloss zur Absicherung des<br />

Investitionsaufwandes Vorverträge ab. „40 Prozent der<br />

Haushalte sind die angestrebte Mindestzahl“, so Pressesprecherin<br />

Dr. Ritter.<br />

Bürgermeister Wiesemann freut sich, dass es für diesen<br />

Bereich Neuenrades gelungen ist, einen Breitband-<br />

Investor zu finden. „Man kann gar nicht deutlich genug<br />

sagen, wie wichtig schnelles Internet für eine Stadt ist,<br />

nicht nur für Gewerbe <strong>und</strong> Industrie, auch für die Haushalte“,<br />

so Wiesemann.<br />

Verbesserungen fürs Neuenrader<br />

Industriegebiet<br />

„Einige Bereiche liegen noch im Argen“, weiß der Bürgermeister.<br />

Probleme bereiten unter anderem die „zwei<br />

unterschiedlichen Vorwahlbereiche“ zu denen Neuenrade<br />

gehört. Es gibt die 02392 für Werdohl <strong>und</strong> Neuenrade<br />

<strong>und</strong> die 02394 für Küntrop, Affeln, Altenaffeln <strong>und</strong> Blintrop.<br />

Das kann unangenehme Folgen haben, erläutert<br />

Frank Mollitor, städtischer IT-Experte: Ein „im Küntroper<br />

Industriegebiet liegendes Glasfaserkabel darf nicht fürs<br />

Neuenrader Anschlussgebiet genutzt werden“. Eine Verkabelung<br />

aus westlicher Richtung müsse her.<br />

Die ist allerdings in Sicht fürs Neuenrader Industriegebiet.<br />

Noch in diesem Jahr, so Mollitor, solle die Breitband-Erschließung<br />

kommen. Dieses Projekt wird mit<br />

B<strong>und</strong>esmitteln gefördert. Letzte Feinheiten, so Mollitor<br />

Mitte Juni, seien noch zu besprechen. Wahrscheinlich<br />

komme ein großes deutsches Telekommunikationsunternehmen<br />

zum Zuge.


ERSTES LEADER PROJEKT EINGEWEIHT:<br />

GENERATIONENTREFF IN ALTENAFFELN<br />

Europäische Union zahlt 65 Prozent der 150.000 Euro Investition -<br />

600 ehrenamtliche Arbeitsst<strong>und</strong>en<br />

Das erste Projekt der EU-geförderten LEADER Region Neuenrade,<br />

Balve, S<strong>und</strong>ern <strong>und</strong> Arnsberg ist geschafft. Am 14.<br />

Juni wurde der Generationenplatz <strong>und</strong> der Generationenraum<br />

an <strong>und</strong> in der Gr<strong>und</strong>schule Altenaffeln eröffnet. Mit<br />

65 Prozent förderte die EU das 150.000-Euro-Projekt. Realisiert<br />

werden konnte es, weil Altenaffelns Dorfgemeinschaft<br />

sich dafür ins Zeug legte. 600 ehrenamtlich geleistete<br />

Arbeitsst<strong>und</strong>en stehen auf dem Zettel. Und es sind<br />

eigentlich noch mehr. Denn finanziell beteiligt haben sich<br />

die Altenaffelner ebenfalls <strong>und</strong> zwar mit dem Erlös aus<br />

ihrem Dorfjubiläum <strong>2017</strong>. Auch das war deshalb ein großer<br />

Erfolg, weil sich die Altenaffelner da richtig reingehängt<br />

haben.<br />

Bei solchen Aktivitäten achtet man in Altenaffeln offensichtlich<br />

darauf, das Angenehme mit dem Nützlichen zu<br />

verbinden. So wurde zur Einweihung des Generationenplatzes<br />

das jährliche Oldtimerfest der Oldtimerfre<strong>und</strong>e<br />

genutzt. Das ist immer am Tag vor Fronleichnam. In einem<br />

Freiluftgottesdienst bekamen der Generationenplatz<br />

<strong>und</strong> der Generationenraum den kirchlichen Segen. Traditionell<br />

sorgte die Jugendkapelle aus Stockum für zünftige<br />

Musik <strong>und</strong> am Abend war Partyband-Premiere in der<br />

neuen, kleinen Arena unterm Sonnensegel. Die Formation<br />

„Nachtflug“ vom Musikverein Affeln spielte auf. „Morgens<br />

um 4 war ich Zuhause“, verriet Ortsvorsteher Andreas<br />

Wiesemann im Gespräch mit dem <strong>Komplett</strong>-Magazin.<br />

Räume mit Leben füllen<br />

Schulgarten wurde bereits generationsübergreifend<br />

gewirkt. Die Zweitklässlerinnen<br />

<strong>und</strong> Zweitklässler kümmern sich<br />

um Tomaten, Möhren, Radieschen, Sellerie<br />

<strong>und</strong> Rotkohl. Dabei werden sie<br />

von erfahrenen Altenaffelnerinnen unterstützt.<br />

Peter Marcegaglia, ein Aktiver<br />

aus dem Altenaffelner Zirkel, kümmerte<br />

sich ums Pflanzgut. „Bei den Tomaten“,<br />

berichtet er schmunzelnd, habe er<br />

eine nicht so alltägliche Sorte besorgt.<br />

Wenn Erntezeit ist, sollen die Früchte<br />

der Gartenarbeit k<strong>und</strong>ig zubereitet werden.<br />

Wann <strong>und</strong> wo das „Essen aus dem Schulgarten“ vielleicht<br />

nach alten Rezepten serviert wird, darüber müssen<br />

sich die Beteiligten noch Gedanken machen.<br />

Ab <strong>August</strong> sind erste feste Termine in den beiden Generationsräumen<br />

im Kalender vermerkt. Jeweils am 2. Donnerstag<br />

im Monat ab 15 Uhr. Welche Aktivitäten daraus<br />

entstehen, ist aktuell noch eine spannende Frage. Überhaupt<br />

gilt es, mit den neuen Möglichkeiten Erfahrungen<br />

zu sammeln. Das sagt auch Awerd Riemenschneider, der<br />

Leiter der Neuenrader Gr<strong>und</strong>schule. Beim Einweihungsfest<br />

lobte er das besondere Engagement in Altenaffeln:<br />

„Wir haben jetzt wahrscheinlich den schönsten Schulhof<br />

in der Region.“<br />

Von Uwe Tonscheidt<br />

Ihr Bestatter aus der Vier-Täler-Stadt<br />

mit der historischen Kutsche<br />

Das Einweihungsfest ist gefeiert. Platz <strong>und</strong> Räumlichkeiten<br />

sind geschaffen. Nun gilt es, sie mit Leben zu füllen.<br />

Da sind die Altenaffelner auf einem guten Weg. Im<br />

Am Untertor 3 · 58840 Plettenberg<br />

Tel.: 02391 – 10109 · Mobil: 0172 – 2714860<br />

www.ralf-koenig-bestattungen.de<br />

63


HEIMATFILM DER<br />

BESONDEREN ART<br />

Bürger halten die schönen Seiten Finnentrops in bewegten Bildern fest<br />

Text Martin Droste<br />

64<br />

Eine ganze Gemeinde wird zum Drehort <strong>und</strong> zur Kulisse<br />

eines Heimatfilms der besonderen Art. Seit Anfang<br />

Februar läuft das Projekt „Mitmachfilm“ in Finnentrop.<br />

Das gemeinsame Projekt von Gemeinde <strong>und</strong> Sparkasse<br />

Finnentrop soll einen Einblick in das Leben, Wohnen <strong>und</strong><br />

Arbeiten in der Lenne-Kommune mit ihren fast 18.000<br />

Einwohnern geben. Alle Finnentroper Bürgerinnen <strong>und</strong><br />

Bürger, Vereine <strong>und</strong> Unternehmen, aber auch Auswärtige<br />

sind aufgefordert, im wahrsten Sinne des Wortes mitzumachen.<br />

Gezeigt werden sollen die schönen Seiten der<br />

Sauerländer Natur <strong>und</strong> das große Angebot an Lebensqualität,<br />

Freizeit, Kultur <strong>und</strong> Arbeitswelt.<br />

Rönkhausen, Foto Carsten Engel<br />

Lenhausen, Foto Carsten Engel<br />

„Wir suchen uns die Rosinen raus.<br />

Der Film soll die Perlen der Gemeinde<br />

Finnentrop zeigen“, betonte<br />

Carsten Engel bei der offiziellen<br />

Vorstellung des Filmprojektes.<br />

Der Herscheider ist Geschäftsführer<br />

der Lüdenscheider Firma E-Komm<br />

IT & Kommunikation. Der Profi ist<br />

redaktionell verantwortlich <strong>und</strong><br />

setzt für spezielle Luftaufnahmen<br />

eine Hightech-Drohne ein, natürlich<br />

mit einer entsprechenden Genehmigung.<br />

Seit Anfang Februar läuft das<br />

Projekt „Mitmachfilm Gemeinde<br />

Finnentrop“. Viele Vereine haben<br />

schon kurze selbst gedrehte<br />

Videos auf der Internetseite<br />

www.mitmachfilm.de hochgeladen.<br />

Ob Osterfeuer, Karnevalsveranstaltung,<br />

Maipokal der Wasserfre<strong>und</strong>e,<br />

Basketball mit den „Black<br />

Fires“ oder ein Auftritt des Frauenchores<br />

Lenhausen: Auf der Facebook-Seite<br />

„Mitmachfilm Gemeinde<br />

Finnentrop“ wird die Kommune<br />

jetzt schon von vielen bunten Seiten<br />

gezeigt.<br />

„Wir freuen uns über mit dem<br />

Smartphone selbst gedrehte Filme<br />

von Osterbräuchen, Schützenfesten,<br />

Dorffesten, Sportveranstaltungen; eben alles, was<br />

uns <strong>und</strong> das Leben in unserer Gemeinde ausmacht“,<br />

hofft Sparkassen-Vorstand Frank Nennstiel, dass auch in<br />

den kommenden Wochen <strong>und</strong> Monaten zahlreiche Hobby-Regisseure<br />

das Leben <strong>und</strong> die Natur in der Region an<br />

Lenne, Bigge <strong>und</strong> Fretter dokumentieren.<br />

Geschenk zum 50. Geburtstag<br />

der Gemeinde<br />

Die Dreharbeiten gehen über ein Jahr <strong>und</strong> werden voraussichtlich<br />

Anfang 2018 abgeschlossen sein. Bis zum<br />

Jahresende entsteht dann aus den besten hochgelade-


nen Sequenzen ein cooler <strong>und</strong> abwechslungsreicher Trailer<br />

- sprich Imagefilm - über die Gemeinde Finnentrop.<br />

Der Werbefilm in einer Kurz- <strong>und</strong> einer Langversion soll<br />

rechtzeitig vor dem 50. Geburtstag der Kommune an<br />

der Grenze zum Märkischen Kreis im Jahr 2019 fertig<br />

sein. „Es ist ein Geschenk der Sparkasse an alle Bürgerinnen<br />

<strong>und</strong> Bürger“, erklären die Sparkassenvorstände<br />

Frank Nennstiel <strong>und</strong> Dirk Atteln. Unter allen Film-Einsendern<br />

verlost das heimische Geldinstitut zum Ende des<br />

Projektes ein I-Pad.<br />

Auch Bürgermeister Dietmar Heß wünscht sich viele<br />

Videos, damit der Film „möglichst nah dran“ an den<br />

in der Gemeinde Finnentrop lebenden Menschen <strong>und</strong><br />

„in hohem Maße authentisch“ ist. Die Filmsequenzen<br />

über die schönsten Seiten der Kommune können auf<br />

der Homepage der Gemeinde Finnentrop hochgeladen<br />

werden. Weitere Informationen <strong>und</strong> Hinweise zum Mitmachfilm<br />

sind dort unter dem Link www.finnentrop.de/<br />

mitmachfilm abrufbar. Hier finden Interessierte auch<br />

einen kurzen Beispielfilm.<br />

Kamerafahrt durch<br />

Fehrenbrachter Tunnel<br />

Datenschutz wird beachtet<br />

Eine Info zum Datenschutz: Die Mitarbeiter von Gemeinde<br />

<strong>und</strong> Sparkasse Finnentrop sowie Carsten Engel von<br />

der Lüdenscheider Firma E-Komm IT & Kommunikation<br />

können sich bei den Dreharbeiten ausweisen. Sofern bei<br />

den Dreharbeiten private Interessen berührt werden sollten,<br />

werden Filmaufnahmen im Vorfeld rechtzeitig angekündigt.<br />

Eventuell erforderliche Einverständniserklärungen<br />

werden eingeholt.<br />

Das Team des Projektes „Mitmachfilms“ setzt sich aus<br />

folgenden Personen zusammen: Carsten Engel (Geschäftsführer<br />

der Firma E-Komm IT & Kommunikation aus<br />

Lüdenscheid), Josef Wurm <strong>und</strong> Simone Rohde (Sparkasse<br />

Finnentrop), Hans-Werner Rademacher, Andrei Deutenberg<br />

<strong>und</strong> Nina Klauke (Gemeinde Finnentrop).<br />

Finnentrop, Foto Carsten Engel<br />

Profi Carsten Engel hat in<strong>zwischen</strong><br />

erste Probeaufnahmen gemacht.<br />

Auch die Hightech-Drohne war<br />

schon im Einsatz <strong>und</strong> hat beeindruckende<br />

Bilder z.B. vom Oberbecken<br />

bei Rönkhausen geliefert.<br />

Im Fehrenbrachter Tunnel durfte<br />

der Mini der Sparkasse Kameramann<br />

spielen <strong>und</strong> den Tunnel<br />

während der Durchfahrt filmen.<br />

Auch den Hobbyfilmern sind keine<br />

kreativen Grenzen gesetzt, um<br />

die Gemeinde Finnentrop mal aus<br />

ganz anderen <strong>und</strong> ungewöhnlichen<br />

Kameraperspektiven zu zeigen.<br />

Die eingereichten Filmsequenzen<br />

sollten folgenden technischen Anforderungen<br />

genügen: eine Länge<br />

von maximal 30 Sek<strong>und</strong>en, eine<br />

Auflösung mindestens in HD (1920<br />

x 1080 Pixel), Filme in Querformat<br />

mit einer ruhigen Kameraführung<br />

<strong>und</strong> bei Handyaufnahmen möglichst<br />

ohne Zoom. Mit Trikots, Aufschriften<br />

usw. sollten die Namen<br />

der abgebildeten Vereine kenntlich<br />

gemacht werden.<br />

Bei der Fahrt durch den<br />

Fehrenbrachter Tunnel sind<br />

mit dem Mini der Sparkasse<br />

Finnentrop beeindruckende<br />

Bilder gelungen. Im Einsatz<br />

waren: (von links) Andrej<br />

Deutenberg (Gemeinde),<br />

Josef Wurm (Sparkasse),<br />

Hans-Werner Rademacher<br />

(Gemeinde) <strong>und</strong><br />

Carsten Engel<br />

65


66<br />

MIT 43 NOCH MAL AUF DIE<br />

SCHULBANK<br />

Schürholz-Personalleiterin Ilona Schmidt (rechts) <strong>und</strong> Carsten Plate vom Arbeitgeberservice<br />

unterhalten sich mit Virginia Binder über ihre Erfahrungen während<br />

der Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement. Foto: Bernhard Schlütter<br />

Virginia Binder ist 43 Jahre alt <strong>und</strong> arbeitet seit über 20<br />

Jahren bei der Firma Schürholz Stanztechnik in Plettenberg.<br />

Angefangen hat sie damals als Reinigungskraft.<br />

Jetzt ist sie frischgebackene Kauffrau für Büromanagement.<br />

Eine starke Karriere, die beispielhaft sein kann.<br />

Weiterbildung Geringqualifizierter <strong>und</strong> beschäftigter älterer<br />

Arbeitnehmer lautet der sperrige Titel eines Programms,<br />

mit dem die Agentur für Arbeit vor allem kleine<br />

<strong>und</strong> mittlere Unternehmen unterstützt, wenn sie ihren<br />

Mitarbeitern Weiterbildungen während des laufenden<br />

Arbeitsverhältnisses ermöglichen. Die Abkürzung WeGebAU<br />

ist daher auch wörtlich zu verstehen: Das Förderprogramm<br />

ebnet Wege in eine neue berufliche Zukunft.<br />

„Ich bin als junge Frau aus Rumänien nach Deutschland<br />

gekommen“, erzählt Virginia Binder. Eine Ausbildung<br />

hatte sie nicht. Um zur Versorgung der Familie mit zwei<br />

Kindern beizutragen, arbeitete sie zunächst als Reinigungskraft<br />

in der Firma Schürholz. Später wurde sie Maschinenbedienerin.<br />

Doch Virginia Binder wollte mehr <strong>und</strong> so suchte sie das<br />

Gespräch mit Personalleiterin Ilona Schmidt. „Frau Binder<br />

hat mich überzeugt, dass sie in der Lage <strong>und</strong> motiviert<br />

ist, eine Ausbildung erfolgreich zu absolvieren“, sagt Ilona<br />

Schmidt. Die Personalleiterin suchte Rat beim Arbeitgeberservice<br />

der Agentur für Arbeit in Iserlohn. Dort informierte<br />

man sie über das WeGebAU-Programm, das<br />

wie maßgeschneidert für Virginia Binder <strong>und</strong> Schürholz<br />

Stanztechnik ist.<br />

„Zielgruppe des Programms sind geringqualifizierte Beschäftigte<br />

<strong>und</strong> Beschäftigte in kleinen <strong>und</strong> mittleren Unternehmen.<br />

Gefördert werden können Personen, die von<br />

WeGebAU ebnet Virginia Binder Weg<br />

in neue berufliche Zukunft<br />

Von Bernhard Schlütter<br />

ihren Arbeitgebern für die Dauer einer Qualifizierung unter<br />

Fortzahlung des Arbeitsentgelts freigestellt werden.<br />

Unter bestimmten Voraussetzungen kann dem Arbeitgeber<br />

ein Arbeitsentgeltzuschuss gewährt werden“, erklärt<br />

Agenturchefin Sandra Pawlas. Sie fügt hinzu, dass die<br />

Weiterbildung der Mitarbeiter eigentlich eine Aufgabe<br />

des Unternehmens sei. „Uns geht es aber um Prävention.<br />

Gering qualifizierte <strong>und</strong> ältere Arbeitnehmer sind eher<br />

von Arbeitslosigkeit bedroht. Durch die Weiterbildungsmaßnahmen<br />

erhöhen sich ihre Beschäftigungschancen.“<br />

Daher übernimmt die Arbeitsagentur die Kosten für die<br />

Weiterbildung <strong>und</strong> beteiligt sich am Gehalt.<br />

Zwei Jahre lang drückte Virginia Binder die Schulbank<br />

beim bfw in Lüdenscheid, war während dieser Zeit nur<br />

an zwei Tagen pro Woche im Unternehmen. „Es war am<br />

Anfang sehr schwierig, mich wieder ans Lernen zu gewöhnen“,<br />

berichtet sie. Ihre Mitauszubildenden waren<br />

größtenteils viel jünger. Zwischen 26 <strong>und</strong> 50 Jahre alt<br />

seien die Gruppenmitglieder gewesen. Mit viel Fleiß <strong>und</strong><br />

Ausdauer schaffte es Virginia Binder die Ausbildung erfolgreich<br />

zu beenden.<br />

„Dieses Beispiel sollte anderen Mut machen“, meint<br />

Carsten Plate vom Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur.<br />

„Es gibt in den Unternehmen noch viele Potenziale,<br />

die genutzt werden können.“ Ilona Schmidt bestätigt,<br />

dass dies eine gute Erfahrung auch für das Unternehmen<br />

sei. „Wir planen, eventuell einen weiteren Mitarbeiter<br />

über diesen Weg weiterzubilden.“<br />

Schürholz feiert 2018 100-jähriges Bestehen<br />

Schürholz Stanztechnik produziert zu 95 Prozent für den<br />

Automotivebereich. Für dieses Jahr wird ein Umsatz von<br />

76 Millionen Euro angestrebt. 2009 betrug er noch r<strong>und</strong><br />

28 Millionen Euro.<br />

Am Standort Plettenberg wird bei Schürholz an sechs Tagen<br />

pro Woche in drei Schichten produziert.<br />

Neben dem Hauptstandort Plettenberg mit 140 Mitarbeitern<br />

hat die Schürholz-Gruppe weitere Standorte in Kirchh<strong>und</strong>em,<br />

in Polen (Sroda Slaska) <strong>und</strong> China (Jiangsu).<br />

Der Gr<strong>und</strong>stein für das Unternehmen wurde 1918 mit<br />

der Gründung einer Presserei in Plettenberg gelegt. Aus<br />

dem führenden Anbieter von Unterlegscheiben <strong>und</strong> Sicherungselementen<br />

für die Schraubenindustrie <strong>und</strong> den<br />

Automobilbau entwickelte sich ein Spezialist in der Herstellung<br />

von Prägeform-, Stanz-, Stanzbiege- <strong>und</strong> Ziehteilen.


UNTERNEHMEN WETTEIFERN UM<br />

FACHKRÄFTE VON MORGEN<br />

Ausbildungsmessen in der <strong>Komplett</strong>-Region<br />

„Wir suchen Dich!“, „Dein Berufsstart in guten Händen“<br />

oder einfach „Wir bilden aus“ - die heimischen Unternehmen<br />

werben bei den Ausbildungsmessen in der Region<br />

vehement um Fachkräftenachwuchs. Es gibt weniger<br />

Bewerber als Ausbildungsstellen im Märkischen<br />

Kreis. Dementsprechend hart ist der Wettbewerb um die<br />

Fachkräfte von morgen. Ausbildungsmessen sind gern<br />

genutzte Plattformen, um sich den jungen Leuten als attraktiver<br />

Ausbildungsbetrieb zu präsentieren.<br />

In Plettenberg fand die diesjährige Ausbildungsbörse bereits<br />

im Juni statt. Mit r<strong>und</strong> 50 Industriebetrieben, Händlern,<br />

Handwerksunternehmen, Verbänden <strong>und</strong> Institutionen<br />

war das Angebot gewohnt umfassend. Von der<br />

Ausbildung in Industrie <strong>und</strong> Handwerk bis zum Verb<strong>und</strong>studium<br />

wurden die Möglichkeiten offensichtlich, die<br />

junge Erwachsene in der heimischen Region vorfinden.<br />

„Work and live here!“, lautet die plakative Aufforderung<br />

des Stadtmarketingvereins Plettenberg als Ausrichter der<br />

Ausbildungsbörse. Dieses Motto passt zu allen Ausbildungsmessen<br />

in der Region.<br />

(obs)<br />

TERMINE<br />

Ausbildungs- <strong>und</strong> Studienbörse Karriere im MK:<br />

19. September, 9 bis 18 Uhr, Grohe-Forum in Hemer,<br />

karriere-im-mk.de<br />

Ausbildungsmesse ZAK in Lüdenscheid:<br />

21. September, 8 bis 18 Uhr, Kulturhaus Lüdenscheid,<br />

ausbildungsmesse-luedenscheid.de<br />

Berufsorientierungsmesse BOM für Neuenrade<br />

<strong>und</strong> Werdohl:<br />

27. September, 9 bis 15.30 Uhr, Fest- <strong>und</strong><br />

Schulzentrum Riesei in Werdohl, bom-mk.de<br />

Gerüste für Superhelden<br />

Fassadengerüste • Modulgerüste • Fahrgerüste • Systemfreies Zubehör • Bühne/Tribüne • Moduldach • Treppentürme<br />

Florian Adrovic Auszubildender Industriekaufmann<br />

ALTRAD PLETTAC ASSCO GMBH<br />

Daimlerstr. 2 - 58840 Plettenberg, Germany<br />

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67


DIE ECHTE HÖLLE KOMMT SPÄTER<br />

Vier Sauerländer fahren das Radrennen Race across America 2019 Von Wolfgang Teipel<br />

Zwei Herscheider, ein Plettenberger <strong>und</strong> ein Mann aus<br />

Meinerzhagen haben einen Traum. Sie wollen 2019 an<br />

der „Race across America“ (RAAM) teilnehmen. Eine Ultra-Herausforderung:<br />

Das Radrennen führt über r<strong>und</strong><br />

4800 Kilometer von der West- zur Ostküste. Die Fahrer<br />

überwinden dabei 55.000 Höhenmeter, klettern über<br />

3000-Meter-Pässe in den Rocky Mountains <strong>und</strong> quälen<br />

sich durch die Höllenhitze der Mojave-Wüste.<br />

Stimmungsmacher im RAAM-Radsportteam MK 2019 ist<br />

der Herscheider Triathlet Markus Gärtner. Er hat immer<br />

einen Scherz auf den Lippen. „Ich sehe die anspannten<br />

Gesichter – bei der Presse“, witzelte er kurz vor der<br />

jüngsten Belastungsprobe. Dabei hatten er sowie <strong>Juli</strong>an<br />

Becker (Herscheid), Sven Dunker (Plettenberg) <strong>und</strong> Milivoje<br />

Nilovic (Meinerzhagen) selbst Gr<strong>und</strong> genug, angespannt<br />

zu sein. Vor den vier Radsportlern lag schließlich<br />

eine Tour nonstop von Herscheid bis Bad Liebenwerda im<br />

Kreis Elbe-Elster, dem Partnerkreis des Märkischen Kreises,<br />

<strong>und</strong> wieder zurück.<br />

Pfingstausflug über 110 Kilometer<br />

Das Fazit: R<strong>und</strong> 1100 Kilometer in 33 St<strong>und</strong>en – das<br />

RAAM Team MK 2019 hat seine Simulationsfahrt als Vorbereitung<br />

auf die USA-Strapaze erfolgreich beendet.<br />

Simulation von Teamfähigkeit, Logistik, Rollenverteilung<br />

im Betreuerteam <strong>und</strong> natürlich ein erster großer<br />

Ausdauertest für die Radsportler waren vorrangige Ziele<br />

dieser ersten Testfahrt. Ganz nebenbei warb das Team<br />

im brandenburgischen Partnerkreis auch für die Burg<br />

Altena, den Radtourismus<br />

im Sauerland <strong>und</strong><br />

für weitere Sponsoren<br />

für ihren ganz speziellen<br />

Traum: die Teilnahme am<br />

legendären Radrennen<br />

durch Amerika.<br />

Mit im Team beim außergewöhnlichen<br />

Pfingstausflug:<br />

Koordinator<br />

Frank Lachnitt aus Plettenberg,<br />

Physiotherapeut<br />

Volker Stuberg aus Kierspe,<br />

Chefnavigator Alexander<br />

Fink aus Frankfurt,<br />

Ralf Vogler aus Herscheid<br />

<strong>und</strong> Medienspezialist<br />

Jannik Fischbach aus Olpe.<br />

Nach dem Start in Herscheid stiegen drei Radfahrer in<br />

Plettenberg in den Teambus um. <strong>Juli</strong>an Becker übernahm<br />

die erste Schicht, gefolgt <strong>und</strong> vom Verkehr abgeschirmt<br />

von dem Followcar. Etwa alle 30 Kilometer wechselten<br />

sich die Fahrer ab.<br />

Bei trockenem Wetter klappte die 530 Kilometer lange<br />

Hinfahrt durch die Nacht bis auf kleine Radreparaturen<br />

reibungslos. „Die Nonstop-Fahrt in den Landkreis<br />

Elbe-Elster war für uns eine wichtige Erfahrung. Wir haben<br />

bei dieser Simulation unter anderem verschiedene<br />

Räder testen können <strong>und</strong> unterschiedliche Streckenprofile<br />

bewältigt. Alles lief wie am Schnürchen, so dass wir<br />

nach 16 St<strong>und</strong>en Dauerfahrt bereits um 9 Uhr zum Frühstück<br />

in Bad Liebenwerda eingetroffen sind“, berichtet<br />

Frank Lachnitt. Während sich die Radler eine Pause gönnten,<br />

kümmerte sich die Crew bereits um die Logistik der<br />

Heimfahrt. Und das Zweirad-Center Schicketanz leistete<br />

unbürokratische Reparaturhilfe.<br />

Botschafter des Märkischen Kreises<br />

Mittags wurde der Tross von Christian Heinrich-Jaschinski,<br />

Landrat des Elbe-Elsterkreises, auf dem Marktplatz<br />

von Bad Liebenwerda begrüßt. Dann ging es ganz entspannt<br />

weiter zu einer Radwanderung mit etwa 60<br />

Freizeitradlern <strong>und</strong> den Bürgermeistern der Städte Bad<br />

Liebenwerda, Uebigau-Wahrenbrück <strong>und</strong> Mühlberg,<br />

Thomas Richter, Andreas Claus <strong>und</strong> Hannelore Brendel<br />

zu Sehenswürdigkeiten des Landkreises Elbe-Elster.<br />

68


Ausgangs- <strong>und</strong> Endpunkt war die Stadt Bad Liebenwerda.<br />

Auf dem Marktplatz in Bad Liebenwerda <strong>und</strong> an den<br />

anderen Zwischenstationen im Landkreis mussten die<br />

Radler aus dem Märkischen Kreis dann immer wieder<br />

von ihrem ehrgeizigen Vorhaben erzählen. „Bad Liebenwerda<br />

hat uns einen warmen Empfang bereitet. Wir haben<br />

uns als Botschafter der Märkischen Kreises so richtig<br />

wohl gefühlt“, erinnert sich Frank Lachnitt.<br />

Am Sonntagmorgen machten sich die Märker wieder auf<br />

den Heimweg. Die Bedingungen waren schwierig. Strömender<br />

Regen wirkte teilweise wie Schmierseife auf<br />

den Straßen. Bei einem Sturz in einer Kurve zog sich<br />

Sven Dunker einige schmerzhafte Blessuren zu, konnte<br />

aber später weiterfahren. Als kleine Schikane erwiesen<br />

sich auch die Steigungen insbesondere auf den letzten<br />

150 Kilometern. Dennoch blieb die Stimmung gut. „Unsere<br />

Fahrer haben gute Beine“, lobt Lachnitt. Um 1.10<br />

Uhr in der Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag<br />

kamen die Sportler wieder in Herscheid an. Bergauf <strong>und</strong><br />

bergab mit einem St<strong>und</strong>enmittel von 33,3 km/h.<br />

Lässt sich das wiederholen? Auf die Distanz des Race<br />

across America wären die Fahrer samt Tross bei diesem<br />

Tempo nach gut sechs Tagen am Ziel. Erlaubt sind für<br />

Teams neun Tage <strong>und</strong> fünf St<strong>und</strong>en. „Wir werden sicher<br />

nicht die volle Zeit brauchen“, ist Frank Lachnitt zuversichtlich.<br />

„Das Team aus Begleitern <strong>und</strong> Fahrern funktioniert.<br />

Das hat die Simulation gezeigt.“ Jetzt müssen<br />

die Fahrer ihre Top-Form konservieren. Darum wird<br />

sich Oberarzt Dr. Ulrich Schneider von der sportmedizinischen<br />

Abteilung des Klinikums Hellersen kümmern.<br />

Für die gute Laune wird aber weiter Markus Gärtner zuständig<br />

sein.<br />

Geld für die Palliativstation<br />

„Race Across America“ ist nicht nur ein hochklassiges<br />

Sportevent. Es dient auch wohltätigen Zwecken. Deshalb<br />

möchte das Team mindestens zehn Prozent des<br />

Erlöses aus Sponsorengeldern <strong>und</strong> Werbeeinnahmen<br />

an den Förderverein Palliativstation des Klinikums Lüdenscheid<br />

spenden.<br />

„Alles, was nach dem Rennen 2019 noch an Geldern<br />

übrig ist, fließt eins zu eins an die Palliativstation der<br />

Märkischen Kliniken in Lüdenscheid“, sagt Teamkoordinator<br />

Frank Lachnitt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat MK-<br />

Landrat Thomas Gemke auch die Schirmherrschaft für<br />

dieses Projekt übernommen.<br />

Max Otte lädt ein zum<br />

Spaziergang nach Berlin<br />

in 8 Etappen vom 08. – 18. <strong>August</strong> <strong>2017</strong><br />

DIE EINZELETAPPEN:<br />

Di 08.08. Rhön<br />

Mi 09.08. Taunus<br />

Do 10.08 Ruhetag<br />

Fr 11.08. Bergisches Land<br />

Sa 12.08. Sauerland<br />

So 13.08. Teutoburger Wald<br />

Mo 14.08 Ruhetag<br />

Di 15.08. Harz<br />

Mi 16.08. Harz<br />

Do 17.08. Umland von Schwerin<br />

Fr 18.08. Abschlussveranstaltung<br />

(in Potsdam oder Berlin)<br />

Wollen Sie ein Zeichen setzen für die freiheitlich-demokratische<br />

Gr<strong>und</strong>ordnung? Für die Soziale Marktwirtschaft? Für<br />

Bürgersinn? Für Frieden in Europa? Dann wandern Sie doch<br />

mit mir <strong>und</strong> meinen Mitstreitern nach Berlin!<br />

In acht Etappen geht es im <strong>August</strong> von der Rhön bis nach<br />

Potsdam bzw. Berlin, wo unsere Abschlussveranstaltung<br />

stattfinden wird. Die Tagesetappen hängen nicht zusammen.<br />

Gerne können Sie auch an einzelnen Tagen mitwandern.<br />

Am 12. <strong>August</strong> wandern wir durch das schöne Sauerland. Am<br />

Abend machen wir Halt in Plettenberg-Ohle, wo der Ökonom<br />

Dr. Ulrich Horstmann einen Vortrag halten wird. Ich würde<br />

mich sehr freuen, auch Sie als Teilnehmer begrüßen zu dürfen.<br />

Herzlichst, Ihr<br />

Max Otte<br />

Anmeldung bitte unter: www.spaziergang-nach-berlin.de<br />

69


EXKURSION IN DIE<br />

von Martin Büdenbender<br />

GESCHICHTE HERSCHEIDS<br />

Birgit Hüttebräucker ist Archivarin der Kirchengemeinde <strong>und</strong> engagiert<br />

im Heimatmuseum Spieker<br />

Wenn Birgit Hüttebräucker in einem der alten Kirchenbücher<br />

des Archivs der Kirchengemeinde Herscheid blättert,<br />

rinnen Jahrzehnte wie Sek<strong>und</strong>en durch ihre Hände.<br />

Man glaubt, Geschichte regelrecht riechen zu können.<br />

Die Herscheiderin liebt es, so in die Vergangenheit eintauchen<br />

zu können. Sie weist auf eine Jahreszahl. „Anno<br />

1748 getauft“ steht dort in kunstvoller Schrift geschrieben.<br />

Behutsam greift sie nach dem Fragment einer alten<br />

Urk<strong>und</strong>e über Liegenschaftsangelegenheiten der Kirchengemeinde.<br />

Es ist das älteste Archiv-Dokument. Es<br />

stammt aus dem Jahr 1372.<br />

ken stapeln sich Kartons <strong>und</strong> reihen sich Aktenordner<br />

aneinander. Das kennt man so aus vielen Verwaltungsbüros.<br />

Erst wenn man genauer hinschaut, fällt auf, dass<br />

hier nicht die Akten der letzten Jahre oder Jahrzehnte,<br />

sondern von vielen Jahrh<strong>und</strong>erten eingeordnet stehen.<br />

Wahre Schätze sind in h<strong>und</strong>ert Schatullen nach Sachgebieten<br />

gegliedert <strong>und</strong> werden chronologisch geordnet<br />

säuberlich aufbewahrt. Ganz unten im Schrank versteckt<br />

sich eine Reihe besonders alter Kirchenbücher. Sie sind<br />

in brüchigem Leder eingeb<strong>und</strong>en. Birgit Hüttebräucker<br />

greift sich einen dieser alten Bände <strong>und</strong> schlägt ihn auf.<br />

Birgit Hüttebräucker ist seit zwei Jahren ehrenamtliche<br />

Archivarin der Kirchengemeinde Herscheid.<br />

Die alten Dokumente schlummern im Martin-Luther-<br />

Haus, das sich unweit der Apostelkirche befindet. Den<br />

Lesern des <strong>Komplett</strong>-Magazin gewährt sie einen Blick<br />

in das Archiv:<br />

Zunächst ist der Raum, in den Birgit Hüttebräucker ihre<br />

Gäste führt, von eher unauffälliger Sachlichkeit. Ein Tisch<br />

mit Stühlen stehen vor dem Fenster <strong>und</strong> an den Wänden<br />

schlichte Büroschränke. Auch als sie die Schranktüren<br />

öffnet, ist der Anblick eher ernüchternd. Vom Archiv<br />

einer so alten Kirche (die Apostelkirche wurde urk<strong>und</strong>lich<br />

erstmals 904 in einer Schenkungsurk<strong>und</strong>e als Herisceithe<br />

erwähnt) erwartet man anderes. In den Schrän-<br />

Er enthält überwiegend alte Rechnungen der Kirchengemeinde.<br />

Alle sind mit schöner Handschrift verfasst <strong>und</strong><br />

viele mit einem Siegel oder mit kunstvollen Formularköpfen<br />

versehen. Das Papier der meisten Dokumente ist<br />

schon vergilbt <strong>und</strong> die Schrift teils bis zur Unleserlichkeit<br />

verblichen. Über mehrere Jahrh<strong>und</strong>erte geben Rechnungen<br />

<strong>und</strong> Zahlungsanweisungen einen Einblick in die<br />

handwerklichen Tätigkeiten der Bürger in der Gemeinde.<br />

Die alten Aufzeichnungen verraten, wer einst als Bäcker,<br />

Schneider, Schuster, Schreiner oder gar Schmied in Herscheid<br />

tätig war. Arzt- <strong>und</strong> Apothekenrechnungen geben<br />

Auskunft über medizinische Betreuung der Bürger im 19.<br />

Jahrh<strong>und</strong>ert. Um die Inhalte dieser wertvollen Archivarien<br />

zu erhalten, hat die Herscheiderin 2007 damit be-<br />

70


gonnen, die alten Bücher abzuschreiben <strong>und</strong> digital zu<br />

erfassen, - eine Mammutaufgabe.<br />

Mit der Ahnenforschung fing alles an<br />

„Je mehr man in der Vergangenheit gräbt, desto mehr<br />

erfährt man über die Geschichte Herscheids“, erklärt Birgit<br />

Hüttebräucker. Schon als Jugendliche hatte sie sich für<br />

Historisches interessiert <strong>und</strong> mit 17 Jahren begonnen,<br />

Ahnenforschung zu betreiben. „Damals wusste ich noch<br />

nicht, dass man sich, wenn man einmal mit diesem Virus<br />

infiziert ist, über viele Jahre damit beschäftigt. Nachdem<br />

ich zu Beginn meiner Nachforschungen noch alle<br />

Familiendaten auf Papier festgehalten habe, folgte mit<br />

Einzug des Computers die Eingabe der Informationen in<br />

ein Genealogieprogramm. Ganz automatisch weitet sich<br />

dieses Hobby mit der Zeit aus, denn man möchte mehr<br />

über die Vorfahren erfahren <strong>und</strong> nicht nur die Lebensdaten<br />

sammeln.“ Und das, was sie auf diesen Wegen über<br />

das Leben ihrer Vorfahren zu erfuhr, machte sie nur noch<br />

Führungen durch den Spieker<br />

neugieriger. Sie suchte in Archiven <strong>und</strong> mit der Zeit lernte<br />

sie alte Handschriften zu lesen. Seit 2003 betreibt sie<br />

eine Internet-Seite (huettebraeucker-genealogie) <strong>und</strong><br />

teilt dort mit, was sie bei ihren Forschungen in Erfahrungen<br />

bringen konnte, etwa die Ergebnisse der Familienforschung<br />

Raika aus Gelsenkirchen-Buer <strong>und</strong> der Familie<br />

Raikowski, Kreis Stuhm im ehemaligen Westpreussen,<br />

aber auch alte Einwohnerverzeichnisse von Herscheid,<br />

oder Erklärungen zu verschiedenen Familiennamen, ein<br />

Ortsregister, ein Verzeichnis der Gefallenen aus Herscheid<br />

oder auch alte Sagen <strong>und</strong> Berichte. Fotos r<strong>und</strong> um Herscheid<br />

aus Vergangenheit <strong>und</strong> Gegenwart ergänzen <strong>und</strong><br />

illustrieren die vielen Zahlen <strong>und</strong> Fakten.<br />

So gesehen ist es keine Überraschung, dass sich Birgit<br />

Hüttebräucker auch für den Geschichts- <strong>und</strong> Heimatverein<br />

ihrer Gemeinde engagiert. Seit vielen Jahren gehört<br />

sie zum Team der ehrenamtlichen Mitarbeiter, die den<br />

300 Jahre alten Spieker leiten. Der ist nicht nur das Wahrzeichen,<br />

sondern auch das Heimatmuseum der Ebbegemeinde.<br />

Im Trauzimmer des Spiekers sind übrigens auch<br />

Trauungen möglich. An den Besuchstagen führt Birgit<br />

Hüttebräucker Gäste aus nah <strong>und</strong> fern durch die kleinen<br />

Räume des Fachwerkhauses <strong>und</strong> weiß zu fast jedem der<br />

dort ausgestellten, historischen Gegenstände eine Geschichte<br />

zu erzählen.<br />

Seit einigen Jahren präsentiert sie zudem auf der Homepage<br />

des Geschichts- <strong>und</strong> Heimatvereins Herscheid<br />

(http://www.cms.ghv-herscheid.de/) <strong>und</strong> in der lokalen<br />

Presse das „Exponat des Monats“. Mal ist es der<br />

Bowle-Topf, den der Lehrer <strong>und</strong> Chorleiter Friedrich Wilhelm<br />

Egon Brünger 1911 von seinen Sangesbrüdern zur<br />

Hochzeit geschenkt bekam, oder die Kindernähmaschine<br />

der Firma Carl Sieper aus dem Jahr 1910. Ein anderes<br />

Mal sind es die Holz-Skier mit den prägnanten Namen<br />

„Sausewind“ <strong>und</strong> „Ebbe Ski“, selbstverständlich „Made<br />

in Herscheid“, oder das Confirmations-Attest aus dem<br />

Jahr 1868, das die Konfirmation des damals 14jährigen<br />

Theodor Kaufmann aus Marlin bescheinigt.<br />

Ein Besuch des Spiekers, so klein er auch ist, lohnt sich<br />

also. Er birgt in seinen kleinen Räumen <strong>und</strong> Stuben eine<br />

Fülle an Ausstellungsstücken <strong>und</strong> damit auch noch reichlich<br />

Material für viele weitere Folgen des Exponats des<br />

Monats.<br />

71


AUCH PFERDEKUTSCHER<br />

BRAUCHEN EINEN<br />

FÜHRERSCHEIN<br />

Von Iris Kannenberg<br />

Alexander Zuchowski unterrichtet auf<br />

dem Wellin angehende Kutschfahrer<br />

72<br />

Den Herscheider Alexander Zuchowski habe ich auf einer<br />

Pferdemesse kennengelernt. Als Veranstalterin <strong>und</strong> passionierte<br />

Reiterin durfte ich auf seiner Sportkutsche mitfahren.<br />

Nie werde ich das vergessen, fast nichts in meinem<br />

Leben hat mir so viel Spaß gemacht. Wie im Flug<br />

ging es um kleine Kegel herum, die Fliehkraft drückte<br />

mich auf den Boden, das Adrenalin schoss in meine<br />

Adern <strong>und</strong> man sagte mir hinterher, ich hätte ununterbrochen<br />

über beide Wangen hinweg gegrinst <strong>und</strong> dabei<br />

auch noch laut gelacht vor Freude. Am darauffolgenden<br />

Tag hatte ich allerdings einen Muskelkater, der<br />

sich gewaschen hatte. Tat richtig weh. Seitdem überlege<br />

ich ernsthaft, vom Rücken der Pferde auf den Kutschbock<br />

zu wechseln, so viel Spaß hat mir dieses Abenteuer<br />

gemacht.<br />

Im Verlauf unserer <strong>Komplett</strong>-Reihe über die Reitställe<br />

r<strong>und</strong> um Plettenberg herum fiel mir Alexander dann<br />

auch zuerst wieder ein. Eine gute Gelegenheit, mal<br />

nachzuschauen, was er <strong>und</strong> seine beiden Haflinger-Pferde<br />

so machen. Alexander ist immer begeistert, wenn es<br />

darum geht, etwas Positives über seinen Sport zu berichten<br />

<strong>und</strong> sagte sofort einem Interview zu. Einige Wochen<br />

später treffen wir uns in seinem Stall auf dem Herscheider<br />

Wellin.<br />

Den betreibt er zusammen mit der Familie Oversohl, die<br />

sich hauptsächlich dem Reiten verschrieben hat <strong>und</strong> dort<br />

eine Anlage aufgebaut hat, die sich sehen lassen kann.<br />

Als ich im dort ankomme, ist gerade eine Fahrprüfung<br />

im vollen Gange. Eine Schülergruppe macht ihr Fahrabzeichen.<br />

Das ist der Führerschein für Kutschen, den der<br />

Gesetzgeber jetzt von jedem fordert, der auf öffentlichen<br />

Straßen mit seiner Kutsche unterwegs sein will. Aufge-


egte Schüler im Alter von 17 bis 50 Jahren stehen mit<br />

einer nicht minder aufgeregten Jury um die Kutsche von<br />

Alexander herum. Alle schaffen es, den Prüfern ohne<br />

nennenswerte Fehler zu erklären, was man beachten<br />

muss, um ein Gespann fahrfertig zu machen.<br />

Die Haflinger von Alexander lassen dies derweil lammfromm<br />

über sich ergehen <strong>und</strong> sind im Gegensatz zu den<br />

anwesenden Erwachsenen endgechillt. Normalerweise<br />

eher ganz leger in Reitklamotten unterwegs, hat sich<br />

Alexander heute als Prüfer in Schale geschmissen. Er<br />

trägt Anzug <strong>und</strong> Krawatte plus Hut. Ich muss zweimal<br />

hinschauen, ehe ich ihn erkenne. Steht ihm, ganz ohne<br />

Frage. Um mir einen Eindruck zu vermitteln, was hier<br />

gerade läuft, setzt er mich zusammen mit den ersten<br />

Prüflingen, die die Theorie bestanden haben, zur Praxisprüfung<br />

auf eine Kutsche mit zwei gewaltigen Kaltblütern,<br />

zwei Mädchen, wie ich erfahren darf, <strong>und</strong> ebenfalls<br />

lammfromm. Dazu sind sie so stark, dass sie ohne<br />

Probleme sechs Personen plus Kutsche ziehen können.<br />

Ich merke den Prüflingen die Anspannung an. Jetzt auch<br />

noch mit der Presse im Schlepptau. Das kann ja was werden.<br />

Aber sie sind eben Reiter <strong>und</strong> von daher ziemlich<br />

cool <strong>und</strong> so einiges gewöhnt. Wer auf ein Pferd steigt,<br />

der hat ja wohl keine Angst vor einer kleinen Kamera.<br />

Ich bin ziemlich schnell Teil des Teams, zittere mit den<br />

Prüflingen mit <strong>und</strong> bin sehr erleichtert, dass alle es so<br />

gut drauf haben <strong>und</strong> diesen Teil der Prüfung mit Bravour<br />

bestehen. Und ich darf auf der Kutsche mitfahren.<br />

Ein Traum.<br />

Zurück auf dem Hof, ist die theoretische Prüfung für alle<br />

gelaufen. Mittagspause ist angesagt. Ich spreche mit Mareike<br />

Oversohl, die <strong>zwischen</strong> den Pferden herumwuselt.<br />

Vor gefühlten 100 Jahren habe ich mein in<strong>zwischen</strong> leider<br />

verstorbenes Pferd bei ihr gekauft. Das verbindet.<br />

Sie ist Niederländerin <strong>und</strong> hat zum Glück ihren sympathischen<br />

Akzent nie verloren. Stolz zeigt sie mir gemeinsam<br />

mit Alexander die Anlage, die ich kaum wiedererkenne.<br />

Aus einem einfachen Platz mit Stall ist eine Reitanlage<br />

geworden, die mit einem Reit- <strong>und</strong> Fahrplatz, einer großen<br />

Halle <strong>und</strong> zwei Ställen mit Paddocks hohen reiterlichen<br />

Standards mehr als Genüge tut. Alexander holt<br />

seine beiden Haflinger, die mittlerweile ausgespannt in<br />

ihren Boxen stehen, noch einmal heraus <strong>und</strong> es entstehen<br />

Fotos, die unzweifelhaft beweisen, dass die drei<br />

eine echte Herzensbeziehung zueinander haben.<br />

Dann gehen die Schüler zum Essen <strong>und</strong> Alexander mit<br />

mir in seinen Laden. Der ist Teil seines Einfamilien-Hauses,<br />

das gleich um die Ecke des Stalles liegt. Er hat sich<br />

hier mit seiner Familie ein echtes Paradies erschaffen.<br />

INTERVIEW<br />

„Kutsche fahren ist fast wie fliegen!“<br />

Alexander, ich bin echt neugierig. Nach dem, was ich<br />

heute hier erleben durfte ganz besonders. Wie lange<br />

bist Du denn schon hier auf dem Wellin mit Deinen<br />

Pferden?<br />

Wir waren früher auf der Rosmart bei dem Onkel meiner<br />

Frau. Aber ich hatte hier oben auch schon als Kind immer<br />

Pferde. Ich komme ja von hier. Während meines Studiums<br />

habe ich die Pferde aber abgegeben. Über meine<br />

Frau bin ich dann wieder ans Pferd gekommen. Einmal<br />

Pferdenarr immer Pferdenarr, dieses Sprichwort hat sich<br />

bei mir original bewahrheitet. Seit 2012 waren wir dann<br />

auch wieder hier auf dem Wellin.<br />

Und das Gespann habt ihr dann auch erst seit 2012?<br />

Nein, das haben wir schon deutlich länger. Seit 2007.<br />

Seitdem fährst Du auch Kutsche?<br />

Ja, ich bin früher immer so ein bisschen bauernmäßig<br />

gefahren, Freestyle eben. Und hab dann gesagt, ich<br />

möchte das eigentlich mal richtig lernen. Und habe dann<br />

so einen Fahrkurs gemacht, wie Du ihn heute hier auch<br />

gesehen hast. Dadurch habe ich soviel Spaß daran bekommen,<br />

dass ich meinen Trainerschein gemacht habe,<br />

alle gängigen Fahrabzeichen dazu <strong>und</strong> die Befähigung<br />

erlangt habe, andere auszubilden. Darüber hinaus bin<br />

ich Richter bei Turnieren. Dann ist auch noch der Laden<br />

dazu gekommen, in dem wir Helme verkaufen <strong>und</strong> Geschirre<br />

<strong>und</strong> überhaupt alles, was mit dem Kutsche fahren<br />

zu tun hat. Wir beraten auch Leute, die sich dafür interessieren,<br />

welche Kutsche <strong>und</strong> was für ein Pferd geeignet<br />

ist, wie das mit der Fahrsicherheit aussieht <strong>und</strong> mit<br />

dem entsprechenden Unterricht.<br />

Du hast hier ja eine offizielle Fahrschule?<br />

Genau, das ist hier eine Pferdefahrschule mit Fahrsportbedarf.<br />

73


Was kann man hier genau machen?<br />

Man kann hier alle Abzeichen der reiterlichen Vereinigung<br />

(FN) erwerben, man kann alle Fahrabzeichen (FA)<br />

machen. Das fängt an mit dem FA 5, das ist das Einsteigerabzeichen<br />

für das Fahren im Straßenverkehr. Aber wir<br />

bieten auch Dressurabzeichen an. Also die höheren Abzeichen<br />

im zweispännigen Bereich.<br />

Was haben wir damals auf der Pferdemesse eigentlich<br />

gemacht?<br />

Das nennt sich Kegelfahren, das ist Teil des Dressurabzeichens.<br />

Da muss eine Dressur gefahren werden, also<br />

es müssen Aufgaben erfüllt werden, wie beim Dressurreiten<br />

auch. Dazu wird ein Kegel-Parcours gefahren. Das<br />

ist dann richtiges Sportfahren. Sehr rasant. Fast wie fliegen.<br />

Das hat mit gemütlich durch die Landschaft fahren<br />

nichts mehr zu tun. Die Pferde werden dafür ganz speziell<br />

ausgebildet. Und das sind dann richtige Sportpferde.<br />

Und das ist richtig anstrengend.<br />

Ja, das kann man wohl sagen. Das geht absolut in die<br />

Arme <strong>und</strong> in den Oberkörper. Wenn Du hinten drauf mitfährst<br />

<strong>und</strong> für das Gleichgewicht der Kutsche zuständig<br />

bist, geht das auch enorm auf die Beine. Ganzkörper-<br />

Leistungssport. Ganz ohne Frage. Sportfahren ist ähnlich<br />

wie das Training auf einer Vibrationsplatte im Fitnessstudio.<br />

Da werden alle Muskeln benötigt.<br />

Das Schöne am Sport-Fahren ist, dass es ein Teamsport<br />

ist. Du hast ja immer Beifahrer dabei. Und Du kannst<br />

natürlich auch einfach mal mit der Familie gemütlich<br />

durchs Gelände zockeln.<br />

wir alle gemeinsam schon so etwas wie ein Dreamteam.<br />

Wie ist das, wenn ich in diesen Sport einsteigen möchte?<br />

Bietet ihr da Unterricht an, so wie andere Schulen<br />

den normalen Reitunterricht?<br />

Wir bieten nach Absprache am Wochenende Unterricht<br />

an. Wir bieten auch Turniervorbereitungen an <strong>und</strong> begleiten<br />

zu Turnieren. Im Herbst haben wir immer das<br />

große Fahrturnier am Wellin, bei dem viele unserer Schüler<br />

erste Turniererfahrungen sammeln können. Ich fahre<br />

auch als Trainer in die entsprechenden Ställe. Auf Anfrage.<br />

Wenn es mehrere Schüler sind, denn sonst lohnt es<br />

sich für uns nicht, der Aufwand ist dann zu groß. Aber<br />

wir kommen gern auch direkt zum K<strong>und</strong>en. Das ist kein<br />

Problem. Man kann immer zu uns kommen, um zum<br />

Beispiel sein Fahrtraining zu intensivieren. Man muss nur<br />

seine Pferde mitbringen. Kutschen haben wir vor Ort.<br />

Wir sind Verfechter einer soliden Ausbildung. Sicherheit<br />

wird bei uns groß geschrieben, einfach um Unfälle so<br />

weit es geht zu vermeiden. Dazu kommt: Ich bin geborener<br />

Herscheider <strong>und</strong> lebe seit 42 Jahren hier oben<br />

am Wellin. Ich bin Sauerländer durch <strong>und</strong> durch <strong>und</strong> mit<br />

meinem ganzen Herzen. Wir machen daher gerne mit<br />

unserem Sport auch Werbung für das Sauerland ganz<br />

allgemein. Das Gelände hier ist einmalig. Zum Kutschfahren<br />

wie zum Reiten. Wir lieben das Sauerland <strong>und</strong><br />

seine Möglichkeiten, die es Pferdefre<strong>und</strong>en bietet, <strong>und</strong><br />

fühlen uns da manchmal ein bisschen wie Pioniere <strong>und</strong><br />

Botschafter der ersten St<strong>und</strong>e, die touristisch einen Weg<br />

für andere bereiten.<br />

Reitest Du auch noch?<br />

Nach einem schweren Reitunfall sitze ich ehrlich gesagt<br />

lieber auf dem Kutschbock. Reiten ist einfach nicht so<br />

mein Ding. Nichtsdestotrotz liebe ich Pferde <strong>und</strong> alles,<br />

was mit ihnen zu tun hat. Der Fahrsport ist eine gleichwertige<br />

Alternative zum Reiten <strong>und</strong> macht den Umgang<br />

mit dem Pferd in ähnlicher Weise möglich.<br />

Nach welchen Kriterien hast Du Deine Haflinger ausgesucht?<br />

Nun, als erstes müssen einem die Pferde einfach gefallen.<br />

Meine Frau <strong>und</strong> ich mögen beide diese robusten Haflinger-Typen.<br />

Arino war unser erstes Pferd. Asterix haben<br />

wir zweijährig in Arnsberg gekauft <strong>und</strong> beide über Jahre<br />

ausgebildet. Selbst <strong>und</strong> mit der Unterstützung von kompetenten<br />

Trainern. Dazu sind wir wirklich überall hingefahren.<br />

Es hat sich gelohnt, wie Du selber erfahren durftest.<br />

Die beiden sind wirklich eine Bank vor der Kutsche <strong>und</strong><br />

Ich kann nur jedem begeisterten Kutschfahrer sagen:<br />

Hier bei uns gibt es Möglichkeiten <strong>und</strong> dazu eine landschaftliche<br />

Schönheit, die weit über das hinausgehen,<br />

was man sich gemeinhin so vorstellen kann. Wer es ausprobieren<br />

will, ist herzlich bei uns willkommen. Es lohnt<br />

sich, ganz sicher.<br />

74


FÜR <strong>DAS</strong> WOHL DER KINDER<br />

P-Weg-Erlös geht ans Märkische Kinderschutz-Zentrum<br />

Von Bernhard Schlütter<br />

Der P-Weg-Marathon ist die b<strong>und</strong>esweit bekannte Sportgroßveranstaltung<br />

in Plettenberg. Die Vier-Täler-Stadt<br />

steht in diesem Jahr vom 8. bis zum 10. September wieder<br />

ganz im P-Zeichen. Insgesamt r<strong>und</strong> 2000 Sportlerinnen<br />

<strong>und</strong> Sportler gehen auf die Wander-, Walking-, Lauf<strong>und</strong><br />

Mountainbikestrecken r<strong>und</strong> um Plettenberg. Hinzu<br />

kommen noch mal einige h<strong>und</strong>ert Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />

beim Kids Race <strong>und</strong> Fun Night Run am Freitag. Seinen<br />

besonderen Charakter erhält das P-Weg-Marathonwochenende<br />

dadurch, dass es komplett ehrenamtlich<br />

organisiert wird. Ebenfalls über 2000 Helferinnen <strong>und</strong><br />

Helfer unterstützen das P-Weg-Team bei der Durchführung.<br />

Der durch Sponsoren, Startgeld <strong>und</strong> Standgeld erwirtschaftete<br />

Überschuss wird traditionell für einen sozialen<br />

Zweck gespendet. Begünstigter in diesem Jahr ist<br />

MIKI, der Förderverein des Märkischen Kinderschutz-Zentrums.<br />

Das Märkische Kinderschutz-Zentrum am Klinikum Lüdenscheid<br />

ist seit 25 Jahren die Fachstelle r<strong>und</strong> um das<br />

Thema Kindeswohlgefährdung in der Region <strong>und</strong> unterstützt<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche bei der Aufarbeitung von<br />

herausfordernden Situationen. Es begleitet Mütter <strong>und</strong><br />

Väter in Überforderungssituationen <strong>und</strong> entwickelt mit<br />

ihnen geeignete Wege zum Wohle ihrer Kinder.<br />

Als Beratungsstelle ist es Teil der Märkischen Kliniken<br />

<strong>und</strong> damit gelebtes Praxisbeispiel für die Vernetzung von<br />

Jugendhilfe <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesen. Das Kinderschutz-<br />

Zentrum nutzt seine b<strong>und</strong>esweiten Kontakte zur fachlichen<br />

Bereicherung der Region <strong>und</strong> prägt dadurch den<br />

interdisziplinären Dialog <strong>und</strong> die Weiterentwicklung von<br />

konzeptionellen Standards <strong>und</strong> Haltungen im südlichen<br />

Märkischen Kreis. Es engagiert sich in den unterschiedlichen<br />

Netzwerken von Jugendhilfe, Schule, Ges<strong>und</strong>heitswesen,<br />

Polizei <strong>und</strong> Justiz, damit interdisziplinäre<br />

Kooperation gelingen kann <strong>und</strong> passgenaue Hilfe dort<br />

ankommt, wo sie gebraucht wird.<br />

Seit nunmehr 23 Jahren hat sich der Förderverein MIKI<br />

zum Ziel gesetzt, das Kindeswohl von misshandelten <strong>und</strong><br />

vernachlässigten Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen prophylaktisch<br />

<strong>und</strong> therapeutisch durch die jährliche Finanzierung<br />

einer Stelle zu unterstützen <strong>und</strong> damit zum Fortbestehen<br />

dieses Kinderschutz-Zentrums beizutragen. „Dafür benötigen<br />

wir jährlich r<strong>und</strong> 50.000 Euro“, berichtet MIKI-Vorsitzende<br />

Antje Malycha.<br />

Die weiteren drei Stellen werden als freiwillige Leistung<br />

gemeinsam von den Jugendämtern Altena, Lüdenscheid,<br />

Plettenberg, Werdohl <strong>und</strong> des Märkischen Kreises<br />

finanziert. Das Märkische Kinderschutz-Zentrum ist<br />

zuständig für die Städte <strong>und</strong> Gemeinden Altena, Lüdenscheid,<br />

Plettenberg, Werdohl, Balve, Halver, Herscheid,<br />

Kierspe, Meinerzhagen, Nachrodt-Wiblingwerde, Neuenrade<br />

<strong>und</strong> Schalksmühle.<br />

Gerade weil die Leistung der Jugendämter freiwillig ist,<br />

ist der Förderverein der Garant für den unermüdlichen<br />

Einsatz für das Kinderwohl <strong>und</strong> übt mit der Bezahlung einer<br />

Stelle sanft pädagogischen Druck auf die öffentliche<br />

Hand aus, ihre finanzielle Unterstützung im Kinderschutz-<br />

Zentrum fortzusetzen. Viele ehrenamtliche Helferinnen<br />

<strong>und</strong> Helfer tragen an Bastelständen, auf Weihnachtsmärkten,<br />

an Crêpe-Öfen <strong>und</strong> Würstchenständen, auf<br />

Nachbarschaftsfeiern <strong>und</strong> im Fre<strong>und</strong>eskreis dazu bei,<br />

dass das Märkische Kinderschutz-Zentrum mit einer vollen<br />

Stelle finanziell unterstützt werden kann.<br />

In Plettenberg genießt MIKI einen<br />

großen Rückhalt. So unterstützt<br />

der Fre<strong>und</strong>eskreis um Marita Gerdes<br />

den Förderverein seit vielen<br />

Jahren mit regelmäßigen Spenden<br />

aus dem Verkauf von Handarbeiten.<br />

„Wir freuen uns nicht nur darüber,<br />

dass wir uns am P-Weg-Marathon-Wochenende<br />

in Plettenberg<br />

vorstellen können“, kündigt Antje Malycha an, dass der<br />

Förderverein mit einem Infostand vor Ort sein wird. Dort<br />

<strong>und</strong> in der gesamten Innenstadt werden die Lose für<br />

die P-Weg-Tombola mit vielen Gewinnen verkauft. Jedes<br />

Los trägt zur Unterstützung des Märkischen Kinderschutz-Zentrums<br />

bei.<br />

75


KEINE ANGST VOR BLAUEN<br />

FLECKEN<br />

Rhönradturnen beim<br />

ESV Finnentrop<br />

Von Martin Droste<br />

76<br />

Die Dreifachsporthalle in Finnentrop ist an<br />

diesem Trainingsabend fest in Mädchenhand.<br />

Die Rhönradabteilung<br />

des ESV Finnentrop besteht<br />

ausschließlich aus Sportlerinnen:<br />

Zwölf turnen<br />

bei den Anfängerinnen,<br />

zwölf in<br />

der Leistungsgruppe.<br />

„Jungen <strong>und</strong><br />

Männer sind beim<br />

Rhönradturnen rar<br />

gesät“, bedauert<br />

Annika Eickelmann<br />

diese Entwicklung.<br />

Die 29-Jährige kümmert<br />

sich seit über<br />

zehn Jahren mit in<strong>zwischen</strong><br />

drei anderen ausgebildeten<br />

Übungsleiterinnen um<br />

die Turnerinnen im Alter von sieben<br />

bis 23 Jahren.<br />

„Blaue Flecken gehören dazu“, erzählt Valentina Wurm<br />

lachend. Die 18-Jährige trainiert „zwei- bis dreimal die<br />

Woche“. Wie ihre gleichaltrige Vereinskollegin Marie<br />

Wolf-Seara ist sie seit elf Jahren aktiv. Valentina <strong>und</strong> Marie<br />

zeigen dem <strong>Komplett</strong>-Reporter mit ihren Rhönrädern<br />

eine sogenannte „Spirale“, eine von drei Einzel-Disziplinen<br />

beim Rhönradturnen (siehe Infobox). Eine Übung,<br />

die viel Kraft <strong>und</strong> Konzentration verlangt.<br />

„Kraft, Ausdauer, Gleichgewichtsgefühl <strong>und</strong> Koordinationsfähigkeit.“<br />

Das sind die Anforderungen, die Valentina<br />

Wurm spontan mit ihrer Lieblingssportart in Verbindung<br />

bringt. Eine gehörige Portion Mut gehört auch dazu. Zum<br />

Beispiel bei der Disziplin Sprung, die seit 1999 zum Standardprogramm<br />

der Turnerinnen gehört. Höhenangst sollte<br />

man dabei nicht haben.<br />

Der Durchmesser eines Rhönrades ist von der Körpergröße<br />

der Athletinnen abhängig. Übungsleiterin Annika<br />

Eickelmann turnt mit einem Sportgerät, das immerhin<br />

2,30 Meter Durchmesser hat. Die beiden Reifen aus<br />

Eisen sind mit Kunststoff beschichtet. Ein Rhönrad kostet<br />

<strong>zwischen</strong> 500 <strong>und</strong> 1000 Euro. Mit 40 solcher Räder<br />

ist die Abteilung des ESV Finnentrop gut ausgestattet.<br />

R<strong>und</strong> 30 Rhönradturnerinnen –<br />

Anfängerinnen <strong>und</strong> Leistungssportlerinnen<br />

– gehören zur Rhönradabteilung<br />

des ESV Finnentrop.<br />

Zurück zu den erfahrenen Turnerinnen<br />

Valentina Wurm <strong>und</strong> Marie Wolf-<br />

Seara. Die beiden 18-Jährigen<br />

wollen trotz Studium<br />

in Essen bzw.<br />

Ausbildung in Köln<br />

dem Rhönradturnen<br />

treu bleiben<br />

solange es<br />

geht. „In Köln<br />

gibt es auch<br />

einen Verein“,<br />

hat sich Valentina<br />

erk<strong>und</strong>igt.<br />

Marie ist bei<br />

den Deutschen<br />

Meisterschaften<br />

immerhin 18. geworden.<br />

Bei der DM waren<br />

auch Nele-Sophie Altmann<br />

<strong>und</strong> Paula Ohm am Start.<br />

Zu den Aushängeschildern des ESV<br />

Finnentrop gehörte in den letzten Jahren auch <strong>Juli</strong>ane<br />

Rademacher, die wie Lia Noelle Börner beim Deutschland-Cup<br />

glänzen konnte. Mit dem diesjährigen Deutschen<br />

Turnfest in Berlin hat die 27-Jährige ihre Karriere<br />

beendet <strong>und</strong> konzentriert sich jetzt auf ihre Trainertätigkeit.<br />

So erfolgreich ist die elfjährige Helene noch nicht, die<br />

mit Annika Eickelmann für ihre Geradeturnen-Kür übt.<br />

„Ich mache auf jeden Fall weiter“, ist die junge Turnerin<br />

aus Serkenrode schon mit Leidenschaft dabei. Erste<br />

Wettkampferfahrungen hat sie beim Best-Wicht-Cup<br />

in Bestwig <strong>und</strong> bei der NRW-Meisterschaft gesammelt.<br />

In Bestwig arbeitet ihre Trainerin Annika Eickelmann als<br />

Lehrerin. „Das ist schon eine starke Belastung“, macht<br />

sich die 29-Jährige nichts vor. Aber noch steht die<br />

Übungsleiterin aus Serkenrode so oft wie möglich in der<br />

Dreifachsporthalle Finnentrop. Denn sie hat nicht vergessen,<br />

wie alles angefangen hat: „Vor zehn Jahren war ich<br />

als Trainerin alleine.“ Das hat sich geändert. Zum engagierten<br />

<strong>und</strong> fachk<strong>und</strong>igen Trainerteam gehören auch<br />

Anna Vollmert, <strong>Juli</strong>ane Schulte <strong>und</strong> <strong>Juli</strong>ane Rademacher.<br />

Wer Mut, Gelenkigkeit, eine gute Koordination <strong>und</strong>


Konzentrationsfähigkeit mitbringt <strong>und</strong> keine Angst vor<br />

blauen Flecken hat, ist bei den Übungseinheiten willkommen.<br />

Die Anfängerinnen trainieren montags <strong>und</strong><br />

freitags von 17 bis 19 Uhr, die Leistungsgruppe montags<br />

<strong>und</strong> mittwochs von 18.30 bis 20.30 Uhr. Eine zusätzliche<br />

Trainingseinheit am Wochenende steht noch<br />

auf dem Wunschzettel von Annika Eickelmann.<br />

Mit dem alten Eisenbahner Sportverein verbindet den ESV<br />

Finnentrop nur noch die Abkürzung im Vereinsnamen.<br />

Der Sportverein mit seinen r<strong>und</strong> 350 Mitgliedern betreibt<br />

überwiegend Breitensport. Die Ausnahme ist die Rhönradabteilung<br />

mit ihren Leistungssportlerinnen.<br />

Erf<strong>und</strong>en wurde das Rhönrad Anfang der 1920er-Jahre<br />

von Otto Feick. Der Schlosser <strong>und</strong> Eisenbahner aus Reichenbach<br />

in der Rhön verschweißte Fassreifen aus der<br />

Schmiede seines Vaters mit Querstäben <strong>und</strong> soll sich mit<br />

diesem Gerät als Kind die Langeweile vertrieben haben.<br />

Zwar gibt es in<strong>zwischen</strong> sogar Weltmeisterschaften, aber<br />

selbst in Otto Feicks Heimatland ist das Rhönradturnen<br />

nie über den Status einer Randsportart hinausgekommen.<br />

Drei Einzel-Disziplinen:<br />

Beim Geradeturnen rollt das Rad auf beiden Reifen<br />

<strong>und</strong> es werden Pflicht- <strong>und</strong> Kürübungen vorgeturnt.<br />

Teilweise werden dabei Elemente aus dem Reck- oder<br />

Barrenturnen verwendet. Es gibt Übungen, die mit<br />

Hilfe beider, einer oder ohne Bindungen ausgeführt<br />

werden.<br />

Beim Spiraleturnen bewegt sich das Rad auf einem<br />

Reifen <strong>und</strong> tellert wie bei einer Münze. In der großen<br />

Spirale hat das Rad einen Neigungswinkel von<br />

60 Grad, in der kleinen Spirale weniger als 30 Grad.<br />

Der Turner versucht das Rad durch Gewichtsverlagerung<br />

<strong>und</strong> Armzug auf der jeweiligen Höhe zu halten<br />

<strong>und</strong> nach drei bis fünf Sek<strong>und</strong>en in der kleinen Spirale<br />

das Rad wieder in den Stand zu bringen.<br />

Beim Sprung wird das Rad mit Schwung angeschoben.<br />

Der Turner läuft hinter dem Rad her <strong>und</strong> lässt<br />

sich vom Schwung auf das Rad ziehen. Aus der<br />

Grätsch-, Hock- oder Standposition vollführt er dann<br />

einen Sprung auf einen Mattenberg. Dies kann z. B.<br />

ein Hocksprung, Grätschsprung, Überschlag oder Salto<br />

sein. Quelle: Wikipedia<br />

LEICHTMETALLRÄDER PRODUKTION GMBH<br />

Gerade, Spirale, Sprung<br />

Das Rhönrad ist ein Sportgerät, das aus zwei Reifen<br />

besteht, die durch sechs Sprossen – zwei einfache<br />

Stangen (Spreizsprossen), zwei Griffsprossen <strong>und</strong><br />

zwei Brettsprossen – miteinander verb<strong>und</strong>en sind. Der<br />

Durchmesser des Rades variiert je nach Größe des Turners,<br />

so dass der Turner fast gestreckt auf den Brettern<br />

stehen kann <strong>und</strong> sich an den Griffen hält. An den<br />

Brettern können Lederschlaufen, sog. Bindungen, befestigt<br />

werden, in denen sich der Turner mit den Füßen<br />

festklemmen kann. Es gibt Räder von 130 bis<br />

245 cm Durchmesser. Die Räder wiegen <strong>zwischen</strong> 40<br />

<strong>und</strong> 60 kg.<br />

77


ALTENA ERLEBT <strong>DAS</strong> MITTELALTER<br />

Die Vorbereitungen für das große Mittelalterfest in Altena<br />

Anfang <strong>August</strong> laufen auf vollen Touren. Die Veranstalter<br />

versprechen ein spektakuläres Programm.<br />

Wenn der Gaukler Köpfe verdreht <strong>und</strong> ein Pferd durchs<br />

Feuer geht, wenn sich das Schwein über der Flamme<br />

dreht <strong>und</strong> die Hexe beim Henker um ihr Leben fleht, dann<br />

heißt es Willkommen in Altena beim größten Mittelalter-<br />

Festival in Südwestfalen. Unter dem Titel „Altena – eine<br />

Stadt erlebt das Mittelalter“ wird von Freitag, 4. <strong>August</strong>,<br />

bis Sonntag, 6. <strong>August</strong>, buntes Leben <strong>zwischen</strong> Rittern<br />

<strong>und</strong> Recken, Henkerspack <strong>und</strong> Schabernack geboten. Los<br />

geht’s mit einem Highlight gleich zur Eröffnung am Freitagabend:<br />

Ab 18 Uhr wird r<strong>und</strong> um die Eröffnungsfeier<br />

„Burg Altena in Flammen“ gefeiert. Zur Musik gibt es jede<br />

Menge Feuer auf den Höfen <strong>und</strong> aus den Türmen.<br />

Am Samstag <strong>und</strong> Sonntag ergreift das mittelalterliche<br />

Treiben von der ganzen Stadt Besitz. Auf der Lennepromenade,<br />

in der Innenstadt, im Deutschen Drahtmuseum<br />

<strong>und</strong> auf Burg Altena erwartet die Besucher das mal raue,<br />

mal humorige Leben vergangener Zeiten. Auf dem großen<br />

Turnierplatz werden waghalsige Kämpfe per Pferd ausgetragen.<br />

Gleich daneben führt der Weg durch den mittelalterlichen<br />

Orient, wo es herrlich nach Gewürzen duftet <strong>und</strong><br />

gemütliche Hocker zu einer Pause mit einem Glas frisch<br />

gebrühtem Tee einladen. Auf der Sandbühne geben Feuergaukler,<br />

Erzähler <strong>und</strong> Magier einen Einblick in die orientalischen<br />

Künste <strong>und</strong> Vergnügen des Mittelalters.<br />

Einer der Höhepunkte ist am Samstagabend das Nachtturnier<br />

der Kaskadeure. Auf der großen Musikbühne spielen<br />

als TopAct „Vogelfrey“. Drumherum wird ein Programm<br />

geboten, das seinesgleichen sucht - mit alter Handwerkskunst,<br />

Marktständen, rustikalen Speisen, Musik, Spiel,<br />

Gaukelei <strong>und</strong> Narretei. Mit dabei sind Gaukler <strong>und</strong> Zauberer,<br />

Komödianten <strong>und</strong> Walkacts sowie jede Menge Spielleute.<br />

Wer mutig ist, kann auf Burg Altena den Drachen Fangdorn<br />

dabei beobachten, wie er nicht nur den Schatz der<br />

Burg bewacht, sondern auch meterlange Flammen speit.<br />

Als Belohnung fürs Drachenstreicheln können sich junge<br />

Besucher auf der Burg zum Ritter schlagen lassen. R<strong>und</strong>herum<br />

wird in den Burghöfen <strong>und</strong> -museen jede Menge<br />

Mittelalterleben für Kinder <strong>und</strong> Erwachsene geboten.<br />

Am Deutschen Drahtmuseum, am Fuße der Burg, erwartet<br />

kleine <strong>und</strong> große Besucher am Samstag <strong>und</strong> Sonntag die<br />

Greifvogelshow der Skyhunters. An der Burg Holtzbrinck<br />

können Besucher den Heerlagern beim stilechten Lagerleben<br />

zuschauen – <strong>und</strong> gerne auch mitmachen. (pmk)<br />

Öffnungszeiten<br />

Das Festival „Altena – Eine Stadt erlebt das<br />

Mittelalter“ ist geöffnet:<br />

Freitag, 4. <strong>August</strong>: ab 18 Uhr Burg in Flammen auf<br />

Burg Altena<br />

Samstag, 5. <strong>August</strong>: 11 bis 24 Uhr<br />

Sonntag, 6. <strong>August</strong>: 11 bis 18 Uhr<br />

Eintritt<br />

„Burg in Flammen“: Tagesticket 6,00 Euro, Kinder bis<br />

Schwertmaß frei<br />

Samstag/Sonntag: Tagesticket 9,00 Euro, Familienkarte<br />

20,00 Euro, Kinder bis Schwertmaß frei<br />

Dauerkarte: 17,00 Euro/Person, gültig für alle drei Tage<br />

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78


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79


DIE KAUFHAUSDETEKTIVIN<br />

EIN HUBBI-KURZKRIMI Von Pia Mester<br />

„Noch so eine Aktion wie gestern, <strong>und</strong> du bist gefeuert.“<br />

Markus Robbersheim schaute Hubbi grimmig an.<br />

Die versuchte mit ihrem charmantesten Lächeln gut<br />

Wetter zu machen, doch es gelang ihr nicht.<br />

„Aber es sah wirklich so aus, als stecke er sich den Kugelschreiber<br />

in den Socken. Es hat so geglänzt“, sagte<br />

Hubbi entschuldigend.<br />

„Dann musst du in Zukunft eben genauer hinsehen, bevor<br />

du einen unschuldigen K<strong>und</strong>en ohne Vorwarnung<br />

anspringst <strong>und</strong> zu Boden wirfst. Was glaubst du, was<br />

uns das an Schadensersatz kosten wird? So eine Beinprothese<br />

wieder gerade zu biegen, ist nicht günstig!“<br />

Hubbi, die eigentlich Huberta Dötsch hieß, musste sich<br />

eingestehen, dass sie wirklich Mist gebaut hatte. Aber<br />

es war der erste Tag in ihrem neuen Nebenjob als<br />

Kaufhausdetektivin <strong>und</strong> sie wollte Markus, ihrem Chef,<br />

beweisen, dass sie es draufhatte. Diese Aushilfsstelle<br />

hatte sie über die guten Beziehungen ihres Vaters bekommen<br />

<strong>und</strong> die Arbeit machte ihr sogar Spaß. Außerdem<br />

brauchte sie dringend das Geld. Der letzte Brief<br />

vom Verpächter der Nuckelpinne, ihrer Kneipe in Affeln,<br />

hatte so gar nicht mehr nett geklungen.<br />

Sie versprach Markus, von nun an erst einmal genau<br />

zu beobachten, bevor sie einen potenziellen Dieb flachlegte.<br />

Das kam ihr auch ganz gelegen, denn ihr rechter<br />

Ellenbogen, auf dem sie bei der Aktion gestürzt war, tat<br />

ihr noch immer weh.<br />

Das Kaufhaus war gar kein schlechter Ort, um hier den<br />

ganzen Tag zu verbringen, fand Hubbi. Sie schaute sich<br />

ausgiebig in der Taschenabteilung um <strong>und</strong> entdeckte<br />

ein Exemplar, auf das sie ab jetzt sparen wollte. Dass<br />

sie es wahrscheinlich sofort kaufen würde, sobald sie<br />

wieder Geld in der Tasche hatte, verdrängte sie.<br />

Auf einmal fiel ihr eine ältere Dame ins Auge. Sie war<br />

gut gekleidet, mit einem Chanel-Kostüm in Altrosa <strong>und</strong><br />

dazu einem echten Fuchs um den Hals, dessen Glasaugen<br />

gruselig ins Leere starrten. Bedächtig wanderte<br />

sie die Gänge entlang <strong>und</strong> schaute sich überall um, so<br />

als suche sie nichts bestimmtes. Eine Pensionärin beim<br />

Fensterbummel oder eine Ladendiebin auf Raubtour?<br />

Hubbi wusste nicht, was die Frau für sie so verdächtig<br />

machte, aber sie beschloss, sie zu observieren. Unauffällig,<br />

natürlich.<br />

Die Frau wanderte gemütlich in die Abteilung für<br />

Damen oberbekleidung <strong>und</strong> zog mal hier eine Strickjacke<br />

aus Kaschmir, mal dort eine Leinenhose hervor.<br />

Nach <strong>und</strong> nach türmten sich auf ihrem Arm eine ganze<br />

Menge Klamotten. Alle in ziemlich gedeckten Farben.<br />

Nur ein gelber Farbklecks stach hervor: Ein Seidentuch.<br />

Mit dem gesamten Stapel verschwand die Frau in einer<br />

Umkleidekabine. Hubbi schaute sich nach den Verkäuferinnen<br />

um. Wollten die denn gar nicht eingreifen?<br />

Schließlich war dort auf dem Schild doch groß <strong>und</strong> breit<br />

zu lesen, dass man nicht mehr als fünf Teile mit in die<br />

Kabine nehmen dürfe. Hubbi überlegte kurz, ob sie die<br />

Dame darauf aufmerksam machen sollte, doch dann<br />

hätte sie ihre Tarnung verraten.<br />

Also tat sie so als sei sie ebenfalls auf der Suche nach<br />

einem neuen Outfit <strong>und</strong> behielt dabei die Umkleidekabine<br />

im Auge. Nach einer Weile erschien die ältere<br />

Dame wieder, die Haare etwas zerzaust, der Fuchs saß<br />

ein wenig schief auf ihren Schultern. Ihr schien kein einziges<br />

der Kleidungsstücke zu gefallen, denn sie legte sie<br />

einfach alle achtlos auf ein dafür bereitgestelltes Regal,<br />

damit die Mitarbeiterinnen die Teile wieder einräumen<br />

konnten.<br />

Dann schlenderte sie weiter in Richtung Elektronikabteilung.<br />

Hubbi folgte ihr <strong>und</strong> lief dabei an dem Kleiderstapel<br />

vorbei. Sie warf einen Blick darauf. Doch sie hätte<br />

sich unmöglich alle Teile merken können.<br />

Erst, als sie die Bekleidungsabteilung verlassen hatte,<br />

fiel ihr auf, was gefehlt hatte: Das bunte Seidentuch. Sie<br />

lief zurück, durchwühlte den Stapel, wodurch die meisten<br />

Stücke zu Boden fielen <strong>und</strong> sie sich einen wütenden<br />

Rüffel von einer Verkäuferin abholen musste, <strong>und</strong> erstarrte.<br />

Das Tuch war weg, eindeutig.<br />

Was sollte sie jetzt tun? Sie musste die Ladendiebin auf<br />

frischer Tat ertappen, so viel stand fest. Hatte sie das<br />

Kaufhaus einmal verlassen, würde Hubbi nicht mehr<br />

viel ausrichten können. Jetzt oder nie.<br />

Sie vergewisserte sich, dass die Frau noch immer in der<br />

Elektronikabteilung war - offenbar hatte sie es auf einen der<br />

MP3-Player abgesehen - <strong>und</strong> lief dann schnell zu Markus<br />

Büro. Ohne zu klopfen platzte sie hinein. Markus telefonierte<br />

gerade, entschuldigte sich aber bei seinem Gesprächspartner<br />

<strong>und</strong> legte eine Hand über die Sprechmuschel.<br />

„Was ist?“<br />

„Da ist eine Ladendiebin“, sagte Hubbi außer Atem.<br />

„Was soll ich tun?“<br />

Er schaute sie skeptisch an. „Und du bist dir ganz sicher?<br />

Hast du gesehen, wie sie etwas gestohlen hat?“<br />

Das hatte Hubbi zwar nicht, trotzdem nickte sie. Das<br />

fehlende Tuch <strong>und</strong> ihr untrügliches detektivisches<br />

Gespür reichten ihr als Beweis.<br />

80


„Ok“, sagte Markus. „Zeig mir erstmal, wen du meinst.“<br />

Hubbi führte den Kaufhaus-Chef an die Stelle, wo sie<br />

die Diebin zurückgelassen hatte. Doch dort war sie nicht<br />

mehr. Sie entdeckte sie schließlich bei den Stiften. Gerade<br />

zog sie die Kappe von einem edlen Füllfederhalter.<br />

Sie schloss ihn wieder, klemmte ihn sich unter den Arm<br />

<strong>und</strong> ging weiter.<br />

„Da“, sagte Hubbi <strong>und</strong> zeigte auf die Frau.<br />

„Diese alte Dame?“, fragte Markus ungläubig.<br />

Hubbi nickte. „Sie hat ein Seidentuch eingesteckt.“<br />

„Sieht mir nicht aus wie eine Ladendiebin“, flüsterte<br />

Markus. „Und du bist dir ganz sicher?“<br />

„Wofür hast du mich denn eingestellt, wenn du meinem<br />

Urteil nicht traust?“, fragte Hubbi frech, obwohl sie<br />

sich das selber nicht so sicher war.<br />

„Schon gut. Wir schauen mal, was sie an der Kasse alles<br />

aufs Band legt.“<br />

Sie machten einen Umweg durch die Haushaltswarenabteilung<br />

<strong>und</strong> versteckten sich <strong>zwischen</strong> den Stabmixern,<br />

von wo aus sie die Kasse im Blick hatten. Hubbi war gespannt<br />

wie ein Flitzebogen: Von dieser Überführung hing<br />

ihr Job ab. Und damit der Erhalt der Nuckelpinne. Außerdem<br />

ging ihr diese schicke Handtasche nicht aus de Kopf.<br />

Sie wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von<br />

der Stirn. Markus, dieser Geizhals, hatte die Klimaanlage<br />

offenbar auf Sparflamme gestellt.<br />

Als sich die Dame der Kasse näherte, hielt Hubbi die Luft<br />

an. Sie legte erst den Kugelschreiber ,dann ein Netz Orangen,<br />

eine Packung Batterien sowie einen Lippenstift auf<br />

das Band. Keine Spur von dem Seidentuch. Die Frau bezahlte,<br />

packte alles in eine Tüte <strong>und</strong> wandte sich zur Tür.<br />

„Siehst du?“, sagte Hubbi an Markus gerichtet. Der nickte,<br />

was Hubbi als Startschuss zum Angriff auffasste.<br />

Mit schnellen Schritten ging sie auf die Frau zu. „Hey,<br />

stehenbleiben, Kaufhausdetektivin!“, brüllte sie so laut,<br />

dass die umstehenden Leute erschrocken zu ihnen hinüberschauten.<br />

Auch Markus beobachtete sie, jedoch<br />

starr vor Schock.<br />

Die Dame drehte sich um. Als sie erkannte, dass sie<br />

gemeint war, wurde sie kreidebleich im Gesicht. Sie<br />

schnappte nach Luft <strong>und</strong> zerrte an ihrem Fuchskragen.<br />

„Und jetzt schön auspacken“, sagte Hubbi <strong>und</strong> entriss<br />

der Frau die Tüte. Sie versicherte sich, dass sie das Seidentuch<br />

nicht übersehen hatte. Hatte sie nicht.<br />

Doch wo war es dann? Die Frau musste es unter ihrer<br />

Kleidung versteckt haben. Kam es ihr nur so vor oder<br />

war diese Jacke an einigen Stellen ziemlich ausgedellt?<br />

In Ermangelung jeglicher Erfahrung als Kaufhausdetektiv<br />

- weder praktischer noch theoretischer - packte Hubbi<br />

die Jacke der Frau <strong>und</strong> riss sie auf. Die Leute sogen<br />

scharf die Luft ein, denn nun<br />

sah man, dass die alte Dame<br />

darunter<br />

lediglich<br />

ein weißes Spitzenunterhemd<br />

trug.<br />

„Hubbi, was zum<br />

Teufel machst du<br />

denn da?“, hörte sie<br />

Markus hinter sich<br />

fauchen. Er war zu<br />

ihnen<br />

gekommen.<br />

„Siehst du denn<br />

nicht, dass diese arme<br />

Frau gleich zusammenbricht?“<br />

Tatsächlich war die Diebin<br />

noch blasser geworden <strong>und</strong><br />

ihre Beine zitterten. Im<br />

nächsten Moment gaben ihre Knie nach <strong>und</strong> sie sank<br />

Markus mit einem theatralischen Seufzer in die Arme.<br />

Schuldgefühle <strong>und</strong> Scham überwältigten Hubbi. Wie<br />

hatte sie bloß glauben können, dass diese Oma eine<br />

Ladendiebin war? Sie wollte helfen, aber wie?<br />

Der Fuchspelz! Kein W<strong>und</strong>er, dass der Kreislauf der Frau<br />

schlapp gemacht hatte, sie musste sich unter diesem<br />

pelzigen Ungeheuer ja zu Tode schwitzen.<br />

Ohne weiter darüber nachzudenken <strong>und</strong> Markus warnenden<br />

Blick ignorierend griff sie nach der Stola <strong>und</strong><br />

zerrte sie der Frau vom Hals. Sollte sie doch Schadenersatz<br />

verlangen, so teuer konnte so ein Mottenfestschmaus<br />

ja wohl nicht sein.<br />

Die Frau sah Hubbi entsetzt an - <strong>und</strong> wirkte dabei kein<br />

bisschen krank mehr. Hubbi warf den Fuchspelz achtlos<br />

zur Seite. Es schepperte. Der Kopf des Tieres war beim<br />

Aufprall auf die Fliesen zertrümmert.<br />

Aus dem Maul des Fuchses quoll das gelbe Seidentuch.<br />

Daneben lagen der MP3-Player sowie ein silbernes<br />

Armband.<br />

Markus M<strong>und</strong> stand offen. Hubbi fasste sich als erste<br />

wieder. „Tja, da hat sich wohl jemand für schlauer gehalten<br />

als das Tier, das sie um den Hals trug.“<br />

Hubbi ermittelt auch in voller Roman-Länge:<br />

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- Hubbis zweiter Fall“ sind als Taschenbuch<br />

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Zeichnung<br />

Arnd Hawlina<br />

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81


BEIM ZAHNARZT ODER WER HAT <strong>DAS</strong> HÄMMERCHEN STIBITZT<br />

Von<br />

Horst Hanke<br />

Eigentlich gehe ich ohne Angst<br />

zum Zahnarzt. Aber diesmal<br />

geht es nicht nur um Karius <strong>und</strong><br />

Baktus, sondern ein Stiftzahn<br />

vorne neben den Schneidezähnen<br />

soll eingesetzt werden.<br />

Ich bin ganz schön nervös, als<br />

ich da so im Wartezimmer sitze.<br />

Und da mich in dieser Praxis alle Mitarbeiterinnen inklusive<br />

des Arztes, der mein Kegelbruder ist, gut kennen,<br />

fällt das natürlich sofort deutlich auf. Daher wird wohl<br />

auch meine Ausrede, erst andere Patienten vorzuziehen,<br />

weil ich das Kreuzworträtsel noch nicht fertig gelöst<br />

habe, nicht akzeptiert.<br />

Es hilft alles nichts, ich muss zur Behandlung. Ich sitze<br />

auf dem Behandlungsstuhl <strong>und</strong> warte angespannt auf<br />

den Arzt, als mein Blick das Bestecktablett trifft. Ich sehe<br />

ein hammerähnliches Instrument, das unverzüglich meine<br />

Nervosität erhöht. Ohne zu zögern, nehme ich diesen<br />

Gegenstand <strong>und</strong> schiebe ihn in meinen linken Hemdsärmel.<br />

Das dicke Ende in meiner Hand festhaltend.<br />

Die Behandlung verläuft ohne Zwischenfall, nur als dieser<br />

„Hammer“ benötigt wird <strong>und</strong> nicht griffbereit auf<br />

dem Tablett liegt, wird vom Arzt sehr aggressiv danach<br />

gefragt <strong>und</strong> mir ist es, als ob seine Assistentin deswegen<br />

erschrocken zusammenfährt. Ich werde in meinem<br />

Stuhl immer kleiner <strong>und</strong> verliere jeglichen Mut, das Instrument<br />

wieder aus meinem Ärmel hervorzuholen. Natürlich<br />

ist ein Ersatzinstrument sofort parat. Ich bemerke<br />

vom Verlauf der weiteren Behandlung gar nichts, da<br />

meine Gedanken damit, wie ich das Hämmerchen wieder<br />

loswerden kann, beschäftigt sind. Ich halte es nämlich<br />

immer noch mit dem Mittelfinger in meiner Hand<br />

fest. Erst als ich wieder durch das Wartezimmer komme,<br />

lege ich es, peinlich darauf bedacht, nicht entdeckt zu<br />

werden, auf einen Zeitungsstapel.<br />

Ein paar Tage später treffe ich die Assistentin auf einer<br />

Geburtstagsfeier <strong>und</strong> natürlich sprechen wir über die<br />

peinliche Situation mit dem Hämmerchen. Das Geheimnis,<br />

warum das Instrument im Wartezimmer gef<strong>und</strong>en<br />

wurde, sei gelöst, erzählt sie. Ein kleiner Junge, der direkt<br />

vor mir behandelt worden war, musste das wohl<br />

gewesen sein. Eigentlich bin ich mit dieser Lösung total<br />

zufrieden, wenn mich nicht ein sehr flaues Gefühl im Magen<br />

belasten würde. Im Laufe der Geburtstagsfeier aber<br />

wird das zunehmend besser <strong>und</strong> erst jetzt, nur durch diese<br />

Kolumne, kommt die Wahrheit heraus. Oh, oh.<br />

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