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DAV LFV VDSF - Landesfischereiverband Sachsen-Anhalt eV

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2�3�1 Entstehung<br />

Das Fließgewässernetz in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> bildet<br />

eine Wasserfläche von etwa 3.600 ha mit einer<br />

Gesamtlänge von ca. 24.000 km. Der überwiegende<br />

Teil hat sich in Folge des Abschmelzens<br />

des Inlandeises vor etwa 10.000 Jahren sowie<br />

durch den Abfluss von Quellwasser gebildet.<br />

Das Fließgewässernetz besteht aus hierarchisch<br />

aufgebauten Einzugsgebieten (EZG), die durch<br />

das Oberflächenrelief voneinander abgetrennt<br />

sind. Für <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> ist das EZG der Elbe<br />

am bedeutsamsten, dem auch größere Nebenflüsse<br />

wie z.B. Saale oder Mulde angehören.<br />

Innerhalb von EZG können Fische durch Auf-<br />

und Abstieg verschieden lange Wanderungen<br />

vollziehen. Manche Arten wie z.B. Lachs, Meerforelle<br />

oder Aal durchwandern Fließgewässersysteme<br />

von der Mündung bis in quellnahe<br />

Bereiche der Nebenflüsse. Wanderungen anderer<br />

Arten bleiben auf kürzere Abschnitte beschränkt.<br />

Wanderungen zwischen den EZG sind auf natürlichem<br />

Wege nur durch einen Umweg über<br />

das Meer möglich, wovon nur Arten mit langen<br />

Wanderungen und entsprechender Toleranz<br />

gegenüber dem Salzgehalt des Wassers Gebrauch<br />

machen können. Daher sind manche<br />

Fischarten in einem EZG vorhanden, fehlen jedoch<br />

in einem benachbarten EZG. Derartige<br />

zoogeografische Verteilungsmuster sind bei der<br />

fischereilichen Bewirtschaftung von Fließgewässern<br />

unbedingt zu beachten.<br />

Neben natürlichen Fließgewässern wird die<br />

Landschaft in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> heute auch durch<br />

eine Reihe künstlich entstandener Fließgewässer<br />

wie Kanäle und Gräben durchzogen. Insbesondere<br />

Kanäle kreuzen dabei öfters auch Wasserscheiden<br />

und verbinden natürlicherweise<br />

getrennte EZG miteinander. Von wanderfreudigen<br />

Arten werden solche Verbindungen als<br />

Trittstein für die Ausbreitung genutzt. In den<br />

meisten künstlichen Fließgewässern ähneln<br />

viele Abschnitte aufgrund der geringen oder<br />

fehlenden Strömung und den feinen bis schlammigen<br />

Untergründen eher einem Stillgewässer<br />

als einem fließenden Gewässer. Typische, strö-<br />

Landesanglerverband <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> e�V� im <strong>DAV</strong> gewässerwirtschaFt<br />

Bewirtschaftung von Fließgewässern - Fortsetzung von Heft 12<br />

2�3 Charakterisierung von Fließgewässern<br />

mungsliebende Vertreter fließender Gewässer<br />

wie Bachforelle, Äsche, Groppe, Bachschmerle,<br />

Bachneunauge oder Hasel fehlen oder sind nur<br />

gering vertreten, wogegen typische Arten der<br />

langsam fließenden bis stehenden Gewässer wie<br />

Güster, Barsch, Hecht, Plötze, Rotfeder, Schleie<br />

diese Gewässer prägen.<br />

2�3�2 Höhenlage und Gewässergestalt<br />

Klassisch werden bei Fließgewässern zwischen<br />

Quelle und Mündung verschiedene Zonen unterschieden:<br />

Quellregion, Oberlauf, Mittellauf,<br />

Unterlauf und Mündungsbereich. Bei den meisten<br />

natürlichen Fließgewässern liegt die Quellregion<br />

im Berg- oder Bergvorland, während<br />

Unterlauf und Mündung im Tiefland zu finden<br />

sind. Daneben gibt es auch natürliche Fließgewässer,<br />

die im Tiefland entspringen – meist<br />

entlang von Endmoränenzügen oder Quellen in<br />

Urstromtälern.<br />

In der Quellregion sind die meisten Gewässer<br />

schmal und flach und werden als Bach bezeichnet.<br />

Nach einer Ausdehnung der Breite auf mehr<br />

als 5 m wird von einem Fluss, bei Breiten<br />

>25 m von einem großen Fluss gesprochen. In<br />

<strong>Sachsen</strong> <strong>Anhalt</strong> trifft das z.B. auf Saale, Mulde<br />

und Weiße Elster zu. Die Elbe schließlich erfüllt<br />

mit mehr als 100 m Breite die Kriterien für einen<br />

Strom. Entlang der verschiedenen Zonen<br />

ändern sich neben der Größe auch die Substrate<br />

und das Gefälle und in der Folge die Strömungsgeschwindigkeit.<br />

In den schnell fließenden Oberläufen<br />

des Berglandes herrschen Fels und Geröll,<br />

später auch kiesige Abschnitte vor.<br />

Anschließend werden die Substrate feiner und<br />

der Anteil von Sand, organischen Auflagen und<br />

später auch Schlamm nimmt zu. Auch Tieflandsbäche<br />

können Geröll und Kies als Sediment<br />

aufweisen. Hier ist jedoch die strukturelle<br />

Vielfalt größer und umfasst meist auch Löß und<br />

Sand.<br />

Insgesamt bewirken Strömungsgeschwindigkeit<br />

und Substratbeschaffenheit entscheidend die<br />

Zusammensetzung der Fischartengemeinschaften<br />

in Fließgewässern. Während in den schnell<br />

fließenden Gewässerabschnitten (Bäche, Kleine<br />

Flüsse) die strömungsliebenden Artengemeinschaften<br />

dominieren, welche die kiesigen Untergründe<br />

zum Laichen benötigen, nimmt im<br />

Verlauf des Fließgewässers der Anteil von strömungsindifferenten<br />

Arten bzw. Arten, die Stillwasserbereiche<br />

bevorzugen, zu. So sind für<br />

Oberläufe und Mittelläufe Arten wie Bachforelle,<br />

Äsche, Groppe, Elritze, Bachneunauge,<br />

Bachschmerle, Hasel, Gründling, Döbel, Barbe<br />

– manchmal ergänzt um Lachs, Meerforelle und<br />

Flussneunauge typisch. Im Bereich der Unterläufe<br />

finden sich dagegen zunehmend Arten wie<br />

Plötze, Quappe, Barsch, Hecht, Aal, Schleie,<br />

Ukelei, Blei, Aland, Rapfen, Rotfeder und Zander<br />

ein, welche entweder die mittlerweile weicheren<br />

Sedimente nach Bodentieren durchsuchen<br />

oder auch die geringeren Strömungsgeschwindigkeiten<br />

bzw. größeren Wasserkörper<br />

bevorzugen. Diese Arten laichen an oder über<br />

Pflanzen, Wurzeln und Steinen und sind<br />

nicht zwingend an flach überströmte Kiesbette<br />

gebunden.<br />

2�3�3 Wasserbeschaffenheit, Vegetation<br />

und Nährstoffsituation<br />

Auch die für Fische bedeutsamsten physikalischen<br />

und chemischen Wasserparameter wie<br />

Temperatur, Sauerstoff, pH-Wert und Nährstoffgehalt<br />

unterscheiden sich in ihrer Höhe<br />

und Schwankungsbreite zwischen den im Abschnitt<br />

2.3.2 beschriebenen Zonen. Während<br />

die quellnahen Bereiche relative konstant kühlere<br />

Temperaturen aufweisen, nehmen mit zunehmender<br />

Entfernung von der Quelle die Temperaturschwankungen<br />

zwischen Winter und<br />

Sommer zu.<br />

Je weiter ein Gewässer von seiner Quelle entfernt<br />

ist, desto höhere sommerliche Temperaturen<br />

können auftreten. Im Winter dagegen<br />

bleiben quellnahe Regionen und Oberläufe eisfrei,<br />

während im Unterlauf Treibeis oder geschlossene<br />

Eisdecken anzutreffen sein können.<br />

In ähnlicher Weise verändern sich die Schwankungsbreiten<br />

der Sauerstoffkonzentration und<br />

Bleiregion, Saale bei Halle<br />

Angler und Fischer in <strong>Sachsen</strong>-<strong>Anhalt</strong> 17

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