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Al Ard Magazin Ausgabe 5

Das Arabisch/Deutsche Kulturmagazin

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19<br />

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Den Zahltricksern das<br />

Handwerk legen<br />

Gerd Bosbach hat eine Mission. In Büchern<br />

und Vortragsreisen quer durch die<br />

Republik legt der Kölner Statistikprofessor<br />

offen, wie mit scheinbar objektiven<br />

Zahlen Meinung gemacht und die Öffentlichkeit<br />

manipuliert wird. Sein Ziel<br />

ist es, ein kritisches Bewusstsein auch für<br />

den Umgang mit Daten und Statistiken<br />

zu schaffen.<br />

TEXT VON ANNE GRAEF<br />

Viele Menschen sind überzeugt: „Traue<br />

keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht<br />

hast.“ Das Zitat wird oft Winston<br />

Churchill zugeschrieben. Das ist falsch.<br />

Aber ist die Aussage nicht richtig?<br />

Nein. Richtig ist, dass Zahlen und Statistiken<br />

häufig interessengeleitet eingesetzt werden.<br />

Zahlengestützte Argumentationen wirken.<br />

Entscheider und Meinungsführer in Politik<br />

und Wirtschaft vermitteln mit Statistiken den<br />

Eindruck, nicht ihre persönliche Meinung zu<br />

vertreten, sondern lediglich durch Daten vorgegebene<br />

„Sachzwänge“ zu berücksichtigen.<br />

Deshalb ist Vorsicht geboten. Falsch ist aber,<br />

grundsätzlich jeder Statistik zu misstrauen.<br />

Das wäre fatal, weil es ohne Daten, Zahlen<br />

und Fakten kaum möglich ist, wirtschaftliche<br />

und politische Entwicklungen richtig einzuschätzen.<br />

Nach dem Bestseller „Lügen mit Zahlen“<br />

vor sechs Jahren haben Sie gemeinsam<br />

mit Jens Jürgen Korff mit „Die Zahlentrickser“<br />

das zweite Aufklärungsbuch<br />

über Statistiklügen veröffentlicht. Was<br />

ist Ihr Anliegen?<br />

Wir wollen ein kritisches Bewusstsein für Zahlen<br />

und Daten schaffen. Wir hoffen, dass wir<br />

denjenigen das Handwerk erschweren, die<br />

mit Zahlen tricksen wollen. Wir wünschen<br />

uns, dass nach der Lektüre ein paar Menschen<br />

mehr diese Tricks durchschauen. Mein<br />

Wunsch wäre außerdem, dass eine „neutrale“<br />

Institution geschaffen wird, die diejenigen, die<br />

bei Zahlenlügen erwischt werden, öffentlich<br />

anprangert. Ein solches Institut sollte in der<br />

Wissenschaft, bei einer Universität angesiedelt<br />

sein, um durchsichtiges, interessengeleitetes<br />

Handeln einzuschränken. <strong>Al</strong>les andere<br />

wäre falsch, wenn man wirksam gegen Datenlügen<br />

vorgehen will. Im Übrigen geht es uns<br />

aber nicht nur darum, zu zeigen, wo Daten<br />

gefälscht oder missverständlich eingesetzt<br />

werden, sondern auch darum, dafür zu sorgen,<br />

dass sinnvolle Erhebungen nicht weiter<br />

blockiert werden.<br />

Prof. Dr. Gerd Bosbach, geboren1953, lehrt<br />

an der Fachhochschule Koblenz Statistik,<br />

Mathematik und Empirie. Einen umfassenden<br />

Einblick in amtliche Statistiken<br />

und den Umgang der Politik mit<br />

Daten erhielt er bei seiner mehrjährigen<br />

Tätigkeit im Statistischen<br />

Bundesamt.<br />

Mehr: www.luegen-mit-zahlen.de<br />

In Ihrem Buch schreiben Sie: „Wer Zahlentricks<br />

sät, wird Trumps, Petrys, Le<br />

Pens etc ernten.“ Halten Sie den manipulativen<br />

Umgang mit Zahlen und Fakten<br />

für einen Faktor, der Politikverdrossenheit<br />

und daraus resultierend Rechtspopulismus<br />

befördert?<br />

Unbedingt. Weil er zu einem grundsätzlichen<br />

Misstrauen gegenüber Zahlen führt. Dieses<br />

Misstrauen wird von Nationalisten und<br />

Verschwörungstheoretikern hemmungslos<br />

ausgenutzt, um krude Inhalte zu propagieren.<br />

Fakt ist: Jeder hat ein Interesse. In seinem<br />

Interesse färbt jeder schön – angefangen im<br />

persönlichen Bereich bei Bewerbungs- und<br />

Urlaubsbildern bis hin zum politischen Diskurs,<br />

in dem Daten eingesetzt werden, um<br />

eine politische Strategie zu untermauern. Natürlich<br />

versucht eine Regierung mit Zahlen<br />

ihre Politik schön zu färben. Wenn sie das<br />

nicht täte, wäre sie bescheuert. Notwendig ist<br />

deshalb ein kritisches Bewusstsein für Zahlen<br />

und die Bereitschaft insbesondere von Journalisten,<br />

politisch motivierten Datenpräsentationen<br />

zu hinterfragen.<br />

fadi.zaim@gmail.com

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