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heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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V ^ e r e c K s c h a n z t T i g e r l ^ d<br />

M = / l i m ?<br />

sor Kurt Bittel schlägt daher den Begriff »nemeton« vor, ein<br />

vermutlich keltisches Wort, was heiliger Bezirk bedeutet. Bei<br />

den bisher untersuchten »nemeta« ergibt sich kurzgefaßt<br />

folgendes Bild: Wall und Graben hatten den Zweck, das<br />

Innere des »nemeton« vom profanen Außen abzugrenzen. In<br />

das Heiligtum führte ein Tor, das aus Holz errichtet war. Der<br />

größte Teil des Innenraumes bildete eine leere für Versammlungen<br />

und kultische Zeremonien geeignete Fläche. In einer<br />

der Ecken stand ein kleines Holzhaus, das vielleicht bei<br />

Kultzeremonien eine Rolle spielte. In der Nähe des Walles<br />

befanden sich ein oder mehrere tiefe Schächte, deren Wände<br />

JOSEF GRONER<br />

Der Pfullendorfer Minorit Johann Ludwig Ungelehrt,<br />

gen. »a Musis« 1599-1662 (II)<br />

Was ihn, den dabeistehenden Konvent sowie die anwesenden<br />

Herren und zu Rate gezogenen Ärzte überraschte, war<br />

allerdings die von allen kontrollierbare Tatsache, daß das<br />

Hirn der »Mutter Luitgard« noch vollkommen frisch vorhanden<br />

war »mit den äderlein unnd fiegen« (Fissuren) und »nicht<br />

aufs wenigst verzehrt oder verwandlet«, »gleichsambt eines<br />

lebendigen Menschen Hirn« (181), eine wirklich ans Wunderbare<br />

grenzende Sache, wenngleich man sie mit der konservierenden<br />

Kraft des feuchten, luftdicht abschließenden Lettens,<br />

in den das Haupt eingesunken war, erklären kann.<br />

Ungelehrt machte sich als frommer Mann natürlich seinen<br />

eigenen Reim darauf. Er meint, weil Luitgard »Tag und<br />

Nacht in Betrachtung des bitteren Leidens und Sterbens<br />

(Christi) zugebracht und all ihren Sinn und ihre Gedanken in<br />

die Geheimnisse des seligmachenden Glaubens gesenkt«,<br />

habe Gott »darumben ihr Hirn vor aller corruption und<br />

verfaulung praeservieren und erhalten wollen« (183).<br />

Ungelehrts Exhumierung löste eine Verehrungswoge und<br />

einen auch heute in jener Gegend noch nicht versiegten<br />

Pilgerstrom nach Wittichen zur »heiligen« Luitgard aus, die<br />

in der licht barocken ehemaligen Klosterkirche in ihrem alten<br />

Hochgrab mit der überlebensgroßen Liegefigur unter einem<br />

großen gotischen Spitzbogen ruht. Dorthinein hatte Unge-<br />

6<br />

mit Holz verschalt waren, wenn das natürliche Erdreich nicht<br />

stark genug war. Vermutlich waren es Opferschächte, da man<br />

eiweißhaltige Substanzen fand. Die meisten bisher untersuchten<br />

»nemeta« stammen aus dem ersten Jahrhundert vor<br />

Christus; einige wenige scheinen bis in die frühkeltische Zeit<br />

zurückzugehen. Bei etwa 20 % der Kultstätten liegen Grabhügel<br />

aus der Hallstattzeit in der Nähe. Daraus könnte man<br />

mit Vorsicht auf einen Totenkult schließen, wo aber auch den<br />

Gottheiten der Erde oder Unterwelt geopfert wurde. Näheres<br />

werden wir vielleicht erfahren, wenn einige Viereckschanzen<br />

vollständig ausgegraben sind.<br />

lehrt ihre morschen Gebeine »in einem zinnin särchle«<br />

zurückgelegt, während der Schädel mit einem immer noch<br />

erhaltenen Stückchen Hirn an der Wand daneben in einem<br />

vergoldeten Barockbehältnis ausgestellt ist. Daß Luitgard<br />

gegen Kopfweh angerufen wurde, liegt auf der Hand 31 , vor<br />

allem aber suchen Frauen in Mutterschaftsanliegen die<br />

Schwarzwaldheilige auf. Und dies hat seinen besonderen<br />

Grund in ihrer Andacht zu den 34 Lebensjahren Christi.<br />

Luitgard rechnete nämlich zu den üblichen 33 Jahren auch<br />

noch die Zeit im Schoß der Mutter Maria hinzu. Ungelehrt<br />

nahm sich auch dieser Gebetsform an und wurde zu ihrem<br />

eifrigen Verbreiter 32 .<br />

Eine weitere Exhumation unternahm Ungelehrt am 6. März<br />

1631 im Franziskanerinnenkloster Grünenberg am Untersee<br />

(abgegangen), wo im Jahre 1400 »Elsa, die gute Klausnerin«,<br />

»Lehrerin und Vorbild aller Tugenden« 33 , gestorben war.<br />

Ungelehrt faßte über den Vorgang ein kurzes lateinisches<br />

Protokoll ab 34 , wiederum von nüchterner Art. Sämtliche<br />

noch vorhandenen Gebeine wurden in einen eichenen Schrein<br />

gelegt und zur Verehrung ausgestellt. Nachdem die Klostergebäulichkeiten<br />

1830 abgebrochen und vollständig verschwunden<br />

waren, hörte auch der Kult der nie auch nur selig<br />

gesprochenen Elsa auf.

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