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heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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und Franziskaner aber auch noch den Dritten Orden, die<br />

sogenannten Tertiaren.<br />

In der Blütezeit der Franziskanertertiarinnen nun entstanden<br />

nahe bei Sigmaringen innerhalb von 50 Jahren gleich drei<br />

Tertianerinnenklöster: Gorheim, nach der Tradition 1303<br />

vermutlich als Beginensammlung gegründet, die nach 1312<br />

die Dritte Regel des Franziskus annah, aber erst 1347 urkundlich<br />

erwähnt ist; Laiz, angeblich 1308 als Stiftung der Grafen<br />

von Montfort entstanden, urkundlich aber erst 1350 faßbar;<br />

und als letztes Inzigkofen, das nach der Klosterchronik 1354<br />

gestiftet worden sein soll und erstmals 1356 in einer Urkunde<br />

genannt wird. Warum es zu drei so nahe beieinandergelegenen<br />

Franziskanerinnenklöstern kam, warum die Frauen von<br />

Laiz und Inzigkofen nicht in das schon bestehende Gorheim<br />

eintraten, läßt sich heute letztlich nicht mehr klären. Die<br />

Inzigkofer Chronik erklärte, daß zwei Sigmaringer Bürgertöchter<br />

mit Namen Mechthild und Irmengard Sönner und<br />

eine Verwandte dieser beiden Schwestern namens Anna<br />

Sönner sowie eine vierte Frau mit Vornamen Lutgard vorhatten,<br />

eine Klause auf dem heutigen Amalienfelsen bei Inzigkofen<br />

zu errichten. Daß aber das Bauholz, das man bereits zu<br />

diesem Felsen geführt hatte, am nächsten Tag auf wunderbare<br />

Weise bei der Mauritiuskapelle lag. Dies als himmlisches<br />

Zeichen deutend, bauten die frommen Frauen ihr Haus nun<br />

neben dieser Kapelle.<br />

Über die Sigmaringer Familie Sönner, aus der drei der<br />

Klostergründerinnen stammten, ist nur wenig bekannt. Sie<br />

dürfte aber keinesfalls zur sozialen Unterschicht der Stadt<br />

gehört haben. Die Herkunft aus wohlhabenden bürgerlichen<br />

Schichten läßt sich auch für weitere Inzigkofer Klausnerinnen<br />

der ersten Jahrzehnte nachweisen: Anna Schmid, die 1372<br />

eintrat, war die Tochter des Bürgermeisters von Mengen und<br />

erhielt als Klosteraussteuer zwei Gütlein in Menningen und<br />

Völlkofen. Margarethe Bosch aus Meßkirch brachte 1392 der<br />

Klause einen Hof in Ablach zu. Katharina Huter oder Hudler<br />

aus Sigmaringen, wahrscheinlich eine Verwandte des Mengener<br />

Bürgermeisters Konrad Schmid, ein Gütlein zu Ennetach.<br />

Die Inzigkofer Klause fand bald Gönner, die sie durch<br />

Schenkungen, Stiftungen und Almosen materiell unterstützten:<br />

So vor allem die Herren von Reischach, aber auch die<br />

Herren von Königsegg und der Mengener Bürgermeister<br />

Schmid. Weiterer Grundbesitz kam durch die Mitgift von<br />

eintretenden Frauen an die Klause. Dadurch wurde die junge<br />

Niederlassung in die Lage versetzt, bereits in den ersten<br />

Jahrzehnten nach der Gründung aus eigenen finanziellen<br />

Mitteln Liegenschaften zu erwerben. Schon 1356, also nur<br />

zwei Jahre nach der Gründung, ist der erste Kauf bezeugt.<br />

Bald schon war Inzigkofen wirtschaftlich so gut situiert, daß<br />

es sich leisten konnte, 1381 neben der alten Klause neue<br />

Gebäude für die Frauen aufzuführen und 1388 die Mauritiuskapelle<br />

abzureißen und neu aufzubauen, mit drei Altären<br />

auszustatten und einen Friedhof anzulegen. Die Weihe fand<br />

in selben Jahr statt, und zwar zu Ehren Johannes des Täufers,<br />

womit also ein Patrozinienwechsel stattgefunden hatte.<br />

Die Inzigkofer Frauen werden in den Quellen immer nur<br />

Klausnerinnen, ihr Haus Klause oder Zelle genannt. Dennoch<br />

durften die Insassinnen von Anfang an die Regel des<br />

Dritten Ordens des Franziskus befolgt haben, wie die<br />

Klosterchronik und die Tradition des Franziskanerordens es<br />

behaupten. Wahrscheinlich unterstand Inzigkofen, solange<br />

es ein Franziskanerinnenkloster war, der geistlichen Aufsicht<br />

des Überlinger Barfüßerklosters. Pfarrechtlich gehörte es<br />

dagegen zur Pfarrei Laiz.<br />

Der Bischof von Konstanz nahm die Klause Inzigkofen 1388<br />

in seinen Schutz auf. Er übte auch die geistliche Gerichtsbarkeit<br />

aus.<br />

Bedeutsam für die Inzigkofer Tertiarinnen wurden die Beziehungen<br />

zu den Herren v. Reischach zu Dietfurt. Die Familie<br />

50<br />

gehörte dem Niederadel an. Um Dietfurt hatte sie sich eine<br />

kleine Herrschaft aufgebaut und besaß über das Dorf Inzigkofen<br />

die Ortsherrschaft. Die Reischacher überließen schon<br />

bei der Gründung der Klause den Frauen einen Platz als<br />

Erstausstattung, stifteten Jahrtage und ein ewiges Licht. 1391<br />

richtete Ritter Heinrich v. Reischach ein Jahrgedächtnis für<br />

sich und seine Familie in der Klause ein und befreite dafür die<br />

Klausnerinnen mit all ihrem Besitz, den sie in Eigenbewirtschaftung<br />

Umtrieben, von Steuern und Dienstbarkeiten. Er<br />

machte aber eine interessante Auflage: Die Klausnerinnen<br />

durften ohne Erlaubnis der Reischacher keinen Vogt annehmen.<br />

Dieses Verbot spricht dafür, daß die Reischacher den<br />

Schutz - vielleicht sogar die regelrechte Vogtei - über Kloster<br />

Inzigkofen beanspruchten. Auf alle Fälle aber ist die Auflage<br />

Ausdruck eines besonderen Interesses der Reischacher an<br />

Inzigkofen. Grete Schnitzer, die 1968 eine Zulassungsarbeit<br />

über das Kloster anfertigte, vermutet, daß die Reischacher<br />

der Linie Dietfurt Inzigkofen als Hauskloster ausbauen<br />

wollten. Deshalb hätten sie auch darauf hingewirkt, daß die<br />

Frauen die Regel des franziskanischen Drittordens aufgaben<br />

und statt ihrer die Regel Augustins annahmen: Sie wollten ein<br />

Hauskloster mit einer strengeren und wohl auch vornehmeren<br />

Regel haben. - Jedenfalls genehmigte der bischöfliche<br />

Stuhl zu Konstanz am 6. Oktober 1394 den Klausnerinnen<br />

den Ordenswechsel. Aus den neun Franziskanertertiarinnen<br />

und fünf Laienschwestern waren regulierte Augustinerchorfrauen<br />

geworden, die nach der Augustinerregel lebten und<br />

nicht als Nonnen im monastischen Sinn, sondern als Kanonissen,<br />

eben als Chorfrauen zu betrachten sind, weil das<br />

kanonische Element das monastische überwog.<br />

In der Folge wurde 1412 die Kapelle in Inzigkofen von der<br />

Pfarrei Laiz losgelöst und selbst zur Pfarrkirche erhoben.<br />

Wenige Jahrzehnte nach der Umwandlung Inzigkofens in ein<br />

Augustinerchorfrauenstift, nämlich im Jahre 1421, verkauften<br />

die Herren von Reischach das Dorf Inzigkofen an die<br />

Grafen v. Werdenberg, die damals Inhaber der Herrschaft<br />

Sigmaringen waren. Als diese 1534 ausstarben, vererbten sie<br />

das Dorf Inzigkofen als Eigentum an die Grafen von Fürstenberg.<br />

Der neue Inhaber der Grafschaft Sigmaringen, Graf<br />

Karl I. von Zollern, konnte erst 1540 den Ort von den<br />

Fürstenbergern erwerben. Damals übernahm er aber nicht<br />

auch gleichzeitig die Vogtei über das Stift Inzigkofen. Vielmehr<br />

hatte sich Fürstenberg in einer Spezialklausel die Vogtei<br />

bis zum Tod zweier Chorfrauen aus ihrer Verwandtschaft<br />

vorbehalten. Die letzte, es war Euphrosine v. Fürstenberg,<br />

starb 1567. Mit diesem Jahr endete die Kastenvogtei der<br />

Fürstenberger und ging an die Grafen v. Hohenzollern-<br />

Sigmaringen über. Sie übten sie dann bis zur Aufhebung des<br />

Stifts durchgängig aus.<br />

Inzigkofen hatte eine wesentlich schwächere Position seinem<br />

Kastenvogt gegenüber, als dies bei den Klöstern Habsthal,<br />

Wald und Heiligkreuztal der Fall war. Ein Grund dafür war,<br />

daß es ihm im Gegensatz zu diesen Klöstern nicht gelungen<br />

war, obrigkeitliche Rechte über Dörfer und Untertanen an<br />

sich zu bringen, und daß es deshalb auch kein weltliches<br />

Territorium mit Niedergericht und Leibherrschaft hatte aufbauen<br />

können. Es war lediglich Grundherr über einzelne<br />

Höfe und erhielt Zinse und Zehnten - eine Folge seiner späten<br />

Gründung und des Fehlens einer potenten Stifterfamilie.<br />

Inzigkofen war völlig der sigmaringischen Landesherrschaft<br />

unterworfen.<br />

Der Konvent von Inzigkofen nahm die Versuche der weltlichen<br />

Obrigkeit, mit Hilfe der Kastenvogtei auf das innerklösterliche<br />

Leben einzuwirken, keineswegs widerspruchslos<br />

hin. Um jeden Einfluß auf die Pröpstinnenwahl auszuschließen,<br />

verboten die Inzigkofer Statuten von 1643 streng die<br />

Anwesenheit von Laien bei der Wahl. Das aber hielt den<br />

Fürsten nicht ab, auch noch im 18. Jahrhundert die Teilnah-

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