heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
einem Prügel am Hals hängend durch die Jäger hingestellt<br />
werden. Für drei Jahre sollen sie der Herrschaft verwiesen<br />
werden. Diese letzte Strafe konnten die zwei am 29. August<br />
durch die Zahlung von 25 Talern ausgleichen.<br />
Als Satisfaktion müssen die drei der Witwe des Jägers je 100<br />
Gulden zahlen und am »Locus delicti« ein steinernes Kreuz<br />
aufstellen. Dem Johannes Schüele wird auf 3 Jahre die<br />
ehrliche Gesellschaft entzogen. Dem Niclas Stöckle und dem<br />
Matheis Koch jeweils auf 1 Jahr. Die drei müssen Visitation,<br />
HUBERT STEKELER<br />
Zum Thalheimer Wendelinusfest<br />
Ein jährliches Hauptfest der Pfarrgemeinde Thalheim ist das<br />
St. Wendelinusfest am 20. Oktober, das heute mit einem<br />
Hochamt und einem Pfarrfamilienabend gefeiert wird. Feiern<br />
auch heute noch Gläubige aus den umliegenden Gemeinden<br />
d.is I lochamt zu Ehren des Thalheimer Ortsschutzheiligen<br />
mit, so war die Anziehungskraft des St. Wendelinusfestes bis<br />
in die Mitte der 60er Jahre dieses Jahrhunderts, als die St.<br />
Wendelinus-Statue in einer Prozession feierlich durch das<br />
geschmückte Dorf getragen wurde, noch weitaus größer.<br />
Thalheim wurde für die nahe Umgebung für einen Tag zu<br />
einem kleinen Wallfahrtsort, an dem der Schutzheilige des<br />
Viehs und der Felder in drei Messen und einer Vesper geehrt<br />
wurde.<br />
Die große Bedeutung des St. Wendelinusfestes in der Ortschaft<br />
Thalheim hat ortsgeschichtliche Wurzeln. Im Jahre<br />
1780 wurde Thalheim von einer Viehseuche stark heimgesucht.<br />
In ihrer Not verpflichtete sich die Gemeinde zu dem<br />
Gelübde, daß sie für den Wert jenes Tieres, das als erstes von<br />
der Seuche wieder gesunden werde und in der Lage sei eine<br />
über den Weg gelegte Stange überschreiten zu können eine St.<br />
Wendelinuspflege einrichten wolle. So geschah es, daß bald<br />
eine »Kalbel« im Wert von 25 Gulden jene Stange überschritt.<br />
Mit den von der Gemeinde gestifteten 25 Gulden wurde nun<br />
die St. Wendelinuspflege eingerichtet. Ihr Zweck war die<br />
Ausrichtung eines jährlichen Kirchenfestes zu Ehren und<br />
zum Dank des Heiligen Wendelinus. Bezahlt werden mußten<br />
hierbei die Kapuzinermönche aus Meßkirch, die den Festgottesdienst<br />
abhielten, und die verschiedenen Hilfeleistenden bei<br />
der Prozession wie Fahnenträger, Kreuzträger, Himmelträger,<br />
Statuenträger und Böllerschießer.<br />
Da am St. Wendelinusfest jährlich reichlich geopfert wurde,<br />
JOHANN ADAM KRAUS<br />
Burgennamen<br />
Dem Worte Burg liegt der Begriff von bergen = schützen<br />
zugrunde. Bei den Germanen war eine Burg das, was bei uns<br />
heute eine Stadt ist, sagt Wasserzieher. Wir beschäftigen uns<br />
hier jedoch vorwiegend mit mittelalterlichen Ritterburgen.<br />
Sie waren teils in ebenem Gelände mit Wall und Graben,<br />
wenn möglich als Wasserburgen (z.B. Killer), angelegt, mit<br />
Vorliebe jedoch auf leicht zu verteidigenden Anhöhen und<br />
Felsen errichtet, besonders seit dem 11. Jahrhundert. Burg<br />
heißt schon im 9. Jahrhundert der heute rechts der Schmeihe<br />
gelegene Teil von Straßberg, als von der heutigen Höhenburg<br />
gegen Winterlingen wohl noch nichts vorhanden war. Man<br />
kann verschiedene Gruppen von Burgennamen anführen, die<br />
jedoch nicht sklavisch oder säuberlich getrennt werden<br />
sollen.<br />
38<br />
Eröffnung und Begräbnis des Hans Jacob Legerlurz bezahlen.<br />
Georg Fischer muß der Witwe als Satisfaktion 20 Gulden,<br />
Adam und Michel Boos jeweils 10 Gulden zahlen.<br />
Nach ausgestandener öffentlicher Strafe wurden am 2. September<br />
1686 die Zahlungsmodualitäten an die Witwe ausgehandelt,<br />
womit das Protokoll über den Tod des Thalheimer<br />
Jägers Hans Jacob Legerlurz endet.<br />
Quelle:<br />
StaS Ho 80a-143; Nr. C II 1 a Nr. 42<br />
und das überschüssige Geld »auf Zins gelegt« wurde, konnte<br />
die St. Wendelinuspflege bei ihrer Auflösung im Jahre 1840<br />
ein Vermögen von 174 Gulden und 46 Kreuzern aufweisen.<br />
Dieses Stiftungsvermögen wurde zusammen mit dem Vermögen<br />
der Leprosenpflege in einen Lokalarmenfond umgewandelt.<br />
Dieser Fond hatte die Aufgabe »wahrhaft arme«<br />
Gemeindemitglieder, die alters- und krankheitshalber in Not<br />
geraten waren, finanziell zu unterstützen, sofern sie sich<br />
nicht in »mutwilliger Weise durch Spiel, Trunkenheit oder<br />
durch schändlichen Lebenswandel« selbst in diese Lage<br />
gebracht hatten. Neben dem eingebrachten Vermögen der<br />
beiden aufgelösten Stiftungen wurde der Lokalarmenfond im<br />
übrigen auch durch gesetzliche Beiträge der Thalheimer<br />
Bürger finanziert. So mußte jeder, der sein angeborenes<br />
Bürgerrecht antreten wollte an den Lokalarmenfond einen<br />
einmaligen Beitrag von 3 Gulden zahlen. Für Frauen und<br />
Männer, die in die Gemeinde einheirateten betrug dieser<br />
Beitrag 10 Gulden.<br />
Mit der Umwandlung des Stiftungsvermögens der St. Wendelinuspflege<br />
in den Lokalarmenfond wirkte der Schutzpatron<br />
des Viehs und der Felder nun also auch als Unterstützer<br />
von armen Menschen. Die Gestaltung des jährlichen Wendelinusfestes<br />
durfte und wollte die Gemeinde jetzt jedoch nicht<br />
aussetzen. Die notwendigen Ausgaben wurden in der Folgezeit<br />
aus der Gemeindekasse bestritten. Von der Dankbarkeit<br />
der Gemeinde an den Heiligen Wendelin zeugt auch der ihm<br />
geweihte Seitenaltar mit Wendelinusstatue in der 1842^14<br />
erbauten neuen Pfarrkirche.<br />
Quelle:<br />
StaS Ho 203 Nr. 120<br />
a) Die meisten Burgen unserer Gegend sind nach den<br />
zugrunde liegenden Dorfsiedlungen benannt, wie Salmendingen,<br />
Melchingen, Ringingen (auf dem Neh-, alt Ehberg-<br />
=eckiger Berg), Burladingen, Hettingen, Genkingen,<br />
Erpfingen (die anstelle der heutigen Kirche!), Trochtelfingen,<br />
Schmeihen, Kaiseringen, Sigmaringen, Veringen usw. Die<br />
Sigmaringer Burg wird schon 1077 genannt, weitab vom<br />
namengebenden Dorf. Die Altenburg südlich der Veringendorfer<br />
Kirche (östlich der Bahnlinie) erscheint im Habsburger<br />
Urbar um 1213 so. Statt ihrer hatten die mit Altshausen<br />
zusammenhängenden Grafen um 1130 die Burg Veringen<br />
errichtet, bei der dann Veringenstadt entstand. Die Höhenburg<br />
Burladingen entstand wohl nachträglich hinter der heute<br />
sogenannten Hohen Wacht. Ursprünglich mag eine Wasser-