heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Die Bailer, Dehmer, Dehner, Emele, Hipp<br />
1) Familien Bailer gibt es heute in Hechingen, Melchingen,<br />
Ringingen, Salmendingen, Schlatt und anderswo. Die Ringinger<br />
kamen mit Johann Böhler-Bayler um 1640 von Melchingen,<br />
woher auch der damalige, von 1612-57 amtende<br />
Pfarrer Jakob Böhler-Bayler stammte. In Melchingen hießen<br />
sie laut Türkensteuerliste von 1542 1 Beiler, im benachbarten<br />
Stetten u. H. im Jahrhundert zuvor Beler. Letztere gab es<br />
schon 1297 in Freiburg, die später Böler geschrieben sind.<br />
Nied 2 kennt eine Belerin 1299 im Ort Fürstenberg (Baar),<br />
einen Beler 1307 in Bräunlingen, 1406 in Riedböhringen und<br />
leitet den Namen vom dortigen Dorf Behla (1155 Belen) ab,<br />
was einleuchtet. Dagegen nennt Brechenmacher 3 Bailer (als<br />
Berufsnamen) einen »Eichmeister« oder Visierer, zu mhd.<br />
»der Beiel« = Untersuchen der Fässer. Auch Linnartz 4 führt<br />
Bailer als Beiler oder Eichmeister an und nennt mhd. das Beiel<br />
= Visierholz, englisch peg. Wenn jedoch die älteste Form<br />
unserer Bailer »Beler« lautete, dürfte Nied die richtige Deutung<br />
geben: ein Mann aus Behla (Baar). Altes ei wäre m. E. zu<br />
01 geworden.<br />
2) Die Dehmer, Diemer erklärt Linnartz 4 aus alte »Dietmar«:<br />
mit ausgestoßenem T, in Bedeutung »volksberühmt«.<br />
3) Dehner, Dener, Döner rechnet Li. 5 zu einer der vielen<br />
Ableitungen von Degenhart, Denert. Bickelspergs zollerisches<br />
Lagerbuch 6 von 1435 kennt Dener, Döner in Thanheim-Steinhofen.<br />
Kapff 7 dagegen denkt sehr einfach an Dehn<br />
und erklärt es als »Geschwollener«!!<br />
4) Emele erscheinen 1532/42 als Emelin in Salmendingen 1 .<br />
Brechenmacher 3 deutet auf die ostgotischen Amalungen, u.<br />
ahd. amal = »kampfeseifrig«. Noch i.J. 1109 kennt er<br />
Amelung als Vornamen. Im J. 1435 erscheint Emellin im<br />
zollerischen Gebiet 6 . Li. dagegen 4 will Emanerich-Emmerich<br />
= »mächtiger Fürst« beziehen, was zu Emmele geworden<br />
sei. Ob überzeugend?<br />
5) Die Ringinger Hipp kamen 1686 aus Salmendingen ins<br />
Haus 98 im Gäßle. Man dachte an den römischen Hippolyth,<br />
Kapff 7 dagegen an einen kaum infrage kommenden »Faltenrock«.<br />
ImJ. 1435 gab es Hyp, Hipp in Mössingen 6 , um 1500<br />
eine Hyp Elli(Adelheid!) in Starzein. Ausschlaggebend<br />
scheint mir der 1446 in Burladingen lebende Hipp Fulhaber 8<br />
zu sein, wobei Hipp zweifelsfrei als Vorname steht. In<br />
Salmendingen gab es 1542 Hypp neben Hipp 1 . Unter den<br />
Urkunden des Klosters Stetten findet sich 1332/36 ein Hilthold<br />
im Ort selbst, Hippold lebten im 13. Jh. in Riedlingen,<br />
was leicht zu Hipp verkürzt werden konnte. Hipp gab es um<br />
1400 in Erpfingen. Somit darf als ziemlich sicher gelten, daß<br />
Hipp als ehem. Vorname aus Hiltpold-Hippold entstand.<br />
Hilt bedeutet ahd. Kampf, bold = stark; Hiltbold also<br />
»kampfesstark«.<br />
Anmerkungen<br />
') ZH 1938, 89f.<br />
2<br />
Schriften Baar 1937, 25.<br />
3<br />
Brechenmacher, Dtsch. Sippennamen 1936.<br />
4<br />
Linnartz, Unsere Fam. Namen 1936, Dümmlers Verl. Berlin-<br />
Bonn.<br />
5<br />
Ebenso.<br />
6<br />
Bickelspergs Lagerb. 1435, Thorbecke Sigmaringen.<br />
7<br />
R. Kapff, Schwab. Geschl. Namen, Stuttg. 1927.<br />
8 Hohz. Heimat, 1957, 29.<br />
Die Familien Honer, Kästle,<br />
Mauz, Simmendinger<br />
1) Die Honer (Hohner, Hohnerlein) sollen nach Brechenmacher<br />
1 vom Taufnamen Heinrich abgeleitet sein, was nicht<br />
überzeugen kann. Heiner könnte nur durch pure Willkür zu<br />
30<br />
Honer werden. Andere dachten an den lateinischen, aber bei<br />
uns kaum nachweisbaren Namen Honorius = der Geehrte.<br />
In Ringingen findet sich im Jahre 1668 unter den Firmlingen<br />
ein Jakob Honer. Er oder sein Verwandter war dann 1696<br />
Mesner und Schmied daselbst. Heute gibt es in R. nur noch<br />
weibliche Angehörige, da der Hitlerkrieg den Sohn Sebastian<br />
hinwegraffte. Edm. Nied 2 kennt 1338 neben Honer in Ehingen<br />
(Baar) auch Höner und Hön. Er deutet auf mittelhochd.<br />
honen in Bedeutung verhöhnen, zornig reden, schreien, was<br />
natürlich keineswegs von heutigen Namensträgern gelten<br />
kann.<br />
2) Die Kästle in Killer scheinen noch nie untersucht zu sein.<br />
Man kann kaum annehmen, daß sie mit den 1435 und 1548 im<br />
Hechinger Gebiet nachzuweisenden Käs-Kauss (das u ist<br />
über dem a geschrieben!) zusammenhängen 3 ' 4 . Dagegen<br />
findet sich in Schlatt im Jahre 1435 ein Benz (Berthold) Kast 3 .<br />
Brechenmacher dachte bei Kast und Kästle an einen Berufnamen<br />
(Verwalter eines Kornkastens) oder Schleifnamen eines<br />
Schreiners: 1243 »Sigrid genannt Caestelin« und 1549 Hans<br />
Kästlin von Inneringen 1 . Man wollte den Kästlesbühl bei<br />
Ringingen-Ringelstein, das Kästle bei der Haidburg-Trochtelfingen<br />
und die Kastelburg bei Waldshut-Brsg. beiziehen.<br />
Doch handelt es sich hier jedesmal um den Burgennamen<br />
»castellum«! Die im Badischen heute vorkommenden Kast<br />
und wohl auch die Familiengruppe im Killertal mit der<br />
Verkleinerungssilbe -le dürften auf den Personennamen<br />
Arbogast, einem bekannten frühen Straßburger Bischof<br />
zurückgehen, dem auch das Offenburger-Gengenbacher<br />
Gebiet unterstand, wo noch lange der Taufname Arbogast<br />
geläufig war 5 . Von Gast - Kast zu Kästle ist es nicht weit.<br />
3) Die Mauz sind in Burladingen sehr stark vertreten. Die<br />
Aussprache lautet bei den Einheimischen Maoz, nicht Mouz<br />
oder Mao(n)z. Im Jahre 1524 saß auch in Ringingen ein<br />
Balthas Mouz und 1435 finden wir 4 in der Schreibart Moutz<br />
(aber u über dem o!) Vertreter in Boll, Hechingen und im<br />
Killertal. Einer in Ringingen wird im 16. Jh. Münz geschrieben,<br />
was irrig sein dürfte. Oder hat die Aussprache oft<br />
gewechselt? Die nasala Form Mao(n)z würde an das minderwertige<br />
Abwerg bei der Hanfverarbeitung erinnern und<br />
könnte nach Kapff 5 einen Mißmutigen oder Mürrischen<br />
bezeichnen. Nied 6 nennt zum Jahr 1446 einen Mautze, den<br />
der Freiburger Flamm als »Katz« erklären will, was heute im<br />
Badischen als Name vorkommt. Munzig würde »klein«<br />
bedeuten und könnte einen untersetzten Mann anzeigen. Im<br />
J. 1548 ist fast durchweg in Burladingen und anderswo Motz<br />
geschrieben 3 , was mit langem O gesprochen sein muß, wenn<br />
es später zu au wurde, wie frouwe zu Frau bzw. rot zu<br />
schwäbisch »raot«. Man dachte bei Motz an mhd. mod =<br />
Moder, Schlamm, Sumpf, Schmutz und erinnerte an unser<br />
kindertümliches »motza« = im Dreck rühren. Angesichts der<br />
verschiedenen Schreibarten ist eine Deutung schwer und der<br />
ursprüngliche Sinn nicht zu erkennen. Kapff und Brechenmacher<br />
1 nehmen die Deutung »mürrisch« an und stellen sie<br />
zu Maunz und Mauthe! Zu Mutz = »abgeschnitten, kurz«,<br />
wird das Wort kaum gehören.<br />
4) Die Simmendinger des Killertals sind seit dem Jahre 1713<br />
mit Josef Simmendinger nachweisbar. Er stammte aus dem<br />
Entlebucher Amt in der Schweiz, heiratete in Killer am<br />
26. April 1713 die Witwe Christine Wolf, die ein Kind<br />
mitbrachte. Sein Einkauf als Bürger kostete 18 Gulden,<br />
womit er zugleich den Leibeigenschaftseid ablegte (Amtsprotokoll).<br />
Der Familienname Simmendinger geht merkwürdigerweise<br />
auf das Dorf (Ober-)Sulmetingen an der Riß (Biberach)<br />
zurück, das ursprünglich Sunemuetingen hieß, aber<br />
später als Simatingen-Simmetingen erscheint. Auch das heutige<br />
Stuttgarter Geschlecht Samendinger dürfte auf die gleiche<br />
Quelle weisen, falls nicht (ziemlich unwahrscheinlich) ein L<br />
ausgefallen ist.