13.12.2012 Aufrufe

heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Dr. Barbara Scholkmann aus Tübingen bearbeitet. Sie berichtete<br />

im Januar 1982 in einem Vortrag über die Ergebnisse<br />

ihrer Arbeit, welche im Lauf des Jahres 1982 im Thorbecke-<br />

Verlag als Buch erscheinen werden.<br />

Ein Beschluß des Gammertinger Pfarrgemeinderates, die St.<br />

Michaelskirche zu renovieren, gab Anstoß zu einer weiteren<br />

Grabung in Gammertingen. Von April bis November 1981<br />

wurde der Innenraum der Kirche ausgegraben. Es zeigte sich,<br />

daß der heutige Kirchenbau der vierte an dieser Stelle ist. Die<br />

erste Kirche geht vor das 11. Jahrhundert zurück; es stand<br />

hier aber nicht nur eine Kirche, sondern die Kirche gehörte zu<br />

einem frühmittelalterlichen Herrenhof. Einige Begräbnisse<br />

dieser Herren wurden gefunden. Nach dem Bau der Burg<br />

Baldenstein entstand statt des alten Kirchleins eine stattliche<br />

Kirche mit einem südlichen Seitenschiff. Die starken Mauern<br />

dieser Kirche, welche abgebrannt ist, bilden teilweise das<br />

Fundament der heutigen Kirche. Im Lauf des Jahres 1982 soll<br />

nochmals außerhalb der Kirche gegraben werden, um eventuell<br />

weitere Uberreste des Herrenhofes zu finden. B.<br />

Burg Baldenstein,<br />

Sitz der Grafen von Gammertingen<br />

Im Januar 1982 hielt Frau Dr. Scholkmann im Rahmen der<br />

Veranstaltungen des Alemannischen Institutes Tübingen<br />

einen Vortrag über das »Alte Schloß« bei Gammertingen.<br />

Dabei wurde deutlich, daß die Ausgrabungsergebnisse in der<br />

mittelalterlichen Archäologie einen besonderen Rang einnehmen.<br />

Das »Alte Schloß« ist keineswegs eine längst bekannte Burgstelle,<br />

es wurde vielmehr im Lauf der letzten 50 Jahre Stück<br />

für Stück entdeckt. Erstmals berichtete Johann Adam Kraus<br />

1933 in den Blättern des Schwäbischen Albvereins über die<br />

Reste einer Burg. Im gleichen Jahr gruben einige Leute unter<br />

Leitung von Oberlehrer Josef Wiest und Professor Laur<br />

(Landeskonservator) auf dem Felsen über dem Fehlatal. Zu<br />

Tage kamen Mauerzüge, Scherben und Knochen. Die Funde<br />

gingen verloren, die ganze Geschichte geriet fast in Vergessenheit.<br />

Erst 30 Jahre später erwachte erneut das Interesse. Hauptmann<br />

Georg Bodin begann 1963 im Rahmen einer Feldübung<br />

mit seinen Soldaten, die Burgruine auszugraben. In den<br />

Jahren 1964 und 1965 wurden die Grabungen fortgesetzt. Die<br />

wissenschaftliche Leitung hatte Dr. Wein. Die Schachfiguren<br />

und Spielsteine, die damals gefunden wurden, erregten einiges<br />

Aufsehen und wurden auch bei der großen Stauferausstellung<br />

1977 in Stuttgart gezeigt.<br />

Die weitere Bearbeitung der Funde war seinerzeit unterblieben.<br />

Erst vor etwa zwei Jahren regte Bürgermeister Erwin<br />

Hirschle beim Landesdenkmalamt die Fortführung der Forschungen<br />

über das »Alte Schloß« an. Dr. Barbara Scholkmann<br />

wurde mit der Bearbeitung des Fundmaterials beauftragt.<br />

Sie konnte nun über die Ergebnisse berichten. Die<br />

Burgruine »Altes Schloß«, der auch der ursprüngliche Name,<br />

nämlich »Burg Baldenstein«, wiedergegeben werden konnte,<br />

ist eine der ältesten Anlagen im Lande. Alles weist darauf hin,<br />

daß die Burg schon im 11. Jahrhundert entstand. Den Kern<br />

der Anlage bildete ein großer Wohnturm, um den sich<br />

zunehmend Wirtschaftsgebäude und Befestigungsanlagen<br />

gruppierten. Die Burg lag auf einem Sporn über dem Fehlatal,<br />

durch einen Halsgraben gegen die Hochfläche gesichert.<br />

Ganz ausgegraben ist bisher nur der, schon genannte Wohnturm,<br />

während der größere Teil der Burg noch unter Schutt<br />

und Trümmern liegt.<br />

2<br />

An die Bezieher der Hohem. Heimat!<br />

Seit 1979 zieht die Post keine Abo-Gelder mehr ein.<br />

Die meisten unserer Leser haben einen Abbuchungsauftrag<br />

erteilt und das Bezugsgeld wird regelmäßig<br />

abgebucht. Wer keinen Abbuchungsauftrag erteilt<br />

hat, wird gebeten, das Bezugsgeld von DM 6.- für das<br />

Jahr 1982 auf eines der unten genannten Konten zu<br />

überweisen. Alle, die seit 1979 nichts mehr bezahlt<br />

haben (weil sie nicht darum gebeten wurden), mögen<br />

bitte DM 18.- einzahlen oder überweisen. Besten<br />

Dank im Voraus.<br />

Die Hohenz. Heimat hat folgende Konten:<br />

Hohenz. Landesbank Sigmaringen<br />

(BLZ 65351050) Nr. 802507<br />

Postscheckkonto Stuttgart<br />

123 63-707<br />

An der Ostseite des Wohnturmes wurde später eine schiffsbugförmige<br />

Mauer angesetzt, die der Verstärkung der Befestigung<br />

diente. Der Wohnturm muß ein stattliches, mehrstöckiges<br />

Gebäude gewesen sein, wohl mit Schindeln und<br />

Stroh gedeckt, denn es fand sich nirgends eine Spur von<br />

Dachziegeln. Diese ganze Anlage wurde durch einen Brand<br />

zerstört. Ob es sich dabei um eine Zerstörung durch »Feindeinwirkung«<br />

handelte, oder um ein »gewöhnliches« Feuer,<br />

läßt sich nicht mehr sicher entscheiden. Wahrscheinlicher ist<br />

ein »normales« Feuer, weil keine Pfeilspitzen und andere<br />

Waffenreste, die auf eine kriegerische Einnahme hindeuten,<br />

gefunden wurden.<br />

Erst einige Jahre nach der Ausgrabung der Burgruine, wurde<br />

der Name der Burg und der zugehörigen Siedlung gefunden.<br />

Bei den Zwiefalter Chronisten war ein Dorf Baldenstein<br />

genannt worden, das Töchter der Grafen von Gammertingen<br />

dem Kloster schenkten. Johann Adam Kraus fand einige<br />

Nennungen dieses Namens in Urkunden, die zur großen<br />

Überraschung zeigten, daß Baldenstein im Fehlateil lag.<br />

»Unten an Baldenstein«, das konnte sich nur auf die Burg<br />

beziehen. Noch zu Anfang des 14. Jahrhunderts gab es einen<br />

Baldensteiner Hof, der im Besitz des Klosters Zwiefalten<br />

war.<br />

Die nächste Frage ist die nach den Besitzern der Burg.<br />

Hierfür kommen nach Lage der Dinge nur die Grafen von<br />

Gammertingen in Frage. Nur ein Hochadelsgeschlecht war<br />

im 11. Jahrhundert in der Lage, sich so eine Burg zu leisten.<br />

In der auf den Vortrag folgenden Diskussion wurde die Frage<br />

gestellt, warum sich das Grafengeschlecht gerade nach dem<br />

Dorf Gammertingen genannt habe. Diese Frage konnte leicht<br />

mit einem Hinweis auf die, noch nicht abgeschlossenen<br />

Grabungen bei der St. Michaelskirche, beantwortet werden.<br />

Hier saß schon vor dem Jahr 1000 eine Adelsfamilie, die sich<br />

in der eigenen Kirche ein Erbbegräbnis leistete. Auch die<br />

Frage, warum man die Burg nun ausgerechnet auf den Felsen<br />

über dem Fehlatal baute, läßt sich nur soweit beantworten,<br />

daß dieser Platz für die Anlage einer Burg der nächste und<br />

geeignetste war. Da den Grafen von Gammertingen später<br />

bessere Burgen, wie z. B. die Achalm zur Verfügung standen,<br />

wurde Baldenstein schon früh wieder aufgegeben.<br />

Für das Leben auf der Burg hat Dr. Barbara Scholkmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!