heimat w 3828 fx - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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der Gemeinde-Anstalt wieder »selbständige« Chefros gebildet<br />
zu haben, denn 1893 wird darauf verwiesen, daß der<br />
Verein in enger Beziehung zum Gemeindevorstand gestanden<br />
habe, »so daß zwei Mitglieder desselben stets dem<br />
Gemeindevorstand coordiniert waren. In den letzten 10<br />
Jahren ist dies ohne irgend welche Gründe außer Acht<br />
gelassen worden.«<br />
Aus dem Jahre 1893 liegen uns die »Statuten für den israelitischen<br />
Männer-Verein Chefra Kadischa in Hechingen « vor,<br />
aus dem Jahre 1906 die »Statuten des Frauen Vereins der isr.<br />
Gemeinde Hechingen. Aus der 1841 gebildeten Gemeindeanstalt<br />
haben sich demnach (entsprechend den damals getrennten<br />
Chebroth) wieder nach Geschlechtern getrennte Vereine<br />
gebildet. - Der Männer-Verein Chefra Kadischa wendet sich<br />
nun auch wieder der Armenunterstützung zu, wobei auch<br />
Auswärtige betreut werden können. Nach der Beerdigung<br />
versammeln sich, falls dies gewünscht wird, zehn Mitglieder<br />
im Trauerhause, wo der diensttuende Kultusbeamte einen<br />
religiösen Vortrag hält. Der Vorstand besteht aus vielen<br />
Mitgliedern: einem Vorsitzenden, dessen Stellvertreter,<br />
einem Kassenführer und einem Schatzmeister. 1893 sind dies:<br />
Michael Levy, M. Mattes, Joseph O. Levi und Sieg. Weil.<br />
Der Vorstand wählt aus den Mitgliedern des Vereins einen<br />
Sekretär (Schriftführer). Der Verein hat 1893 40 Mitglieder.<br />
Die Mitglieder waren nach wie vor verpflichtet, »beim Aufrufen<br />
zur Tora in die Chebra zu schnudern« (- geringste<br />
Spende 25 Pfennige). Wer dieser Verpflichtung nicht nachkam,<br />
hatte am Ende des Rechnungsjahres einen Beitrag von 4<br />
Mark in die Ch. Kad.-Kasse zu entrichten. Für den Fall einer<br />
Auflösung des Vereins war Vorsorge getroffen: Bei Absinken<br />
der Zahl der Mitglieder auf zehn sollte das Vermögen dem<br />
jeweiligen Vorstand der israel. Gemeinde zur Verwaltung<br />
übergeben werden. Der Gemeindevorstand war dann verpflichtet,<br />
»den Vermögensstand ungeteilt als Chefra-Kadischa-Stiftung<br />
zu verwalten, und die Erträgnisse ... ausschließlich<br />
nur für Zwecke der Krankenpflege, des Todtenbestattungswesens<br />
und der Almosenpflege in hiesiger<br />
Gemeinde zu verwenden, wobei auf die Nachkommen von<br />
Vereinsmitgliedern im Bedürfnisfalle vorzugsweise Rücksicht<br />
zu nehmen ist.«<br />
Der Frauenverein machte es sich - außer den von der Ch.<br />
Kad. her bekannten Aufgaben in Krankheits- und Sterbefällen<br />
an weiblichen Mitgliedern und Kindern (auch männlichen<br />
während des ersten Lebensjahres) - zur Pflicht, bedürftige<br />
oder kranke Frauen und Mädchen der hiesigen israelitischen<br />
Gemeinde zu unterstützen, ebenso durchreisende Glaubensgenossinnen.<br />
Er wurde von einer Vorsteherin, deren Stellvertreterin<br />
und einer Kassiererin geleitet. Der Vorstand zog ein<br />
Mitglied der Kultusverwaltung als Berater mit heran, dem<br />
auch die Protokollführung übertragen war. Der am 12.<br />
August 1906 gewählte Vorstand setzte sich aus Gertrude<br />
Bernheim, Sara Mattes und Babette Stern zusammen; Berater<br />
war Jakob Levi. Die Einnahmen bestanden aus den regelmäßigen<br />
Beiträgen der Mitglieder in Höhe von 2.40 Mark pro<br />
Jahr, den Stiftungs- und Grundstockzinsen, Spenden bei der<br />
Thoravorlesung und Erträgnissen aus einer geschlossenen<br />
Büchse, die während der Trauerzeit in den Trauerhäusern<br />
aufgestellt wurde. Das Vereinsvermögen belief sich zur Zeit<br />
der Gründung auf ca. 12000 Mark.<br />
Noch im Jahre 1938 3 bestanden der Verein Chevra Kadischa<br />
und der Isr. Frauenverein in Hechingen. In einem Schreiben<br />
der Isr. Gemeinde Hechingen an das Stadtbürgermeisteramt<br />
vom 7. Juli 1938 wird als Zweck der Chevra Kadischa<br />
angegeben: »Krankenversorgung, Totenbestattung, Armenunterstützung.<br />
Kapitel: 4 und 4Vi %ige Wertpapiere im<br />
Nennwert von 3500 RM. Einkünfte jährlich an Zinsen,<br />
Spenden und Beiträgen ca. 250 RM, die ausgegeben werden.<br />
Statuten vorhanden. Zur Vertretung berechtigt: Isidor Weil,<br />
12<br />
Hechingen« Unter Isr. Frauenverein Hechingen finden wir<br />
folgende Angaben: »Zweck: Unterstützung von bedürftigen<br />
kranken Frauen und Mädchen der hies. Gemeinde, Unterstützung<br />
durchreisender Glaubensgenossinnen Betreuung in<br />
Krankheits- und Sterbefällen. Kapitel: 4V2 und 5V2 %ige<br />
Wertpapiere im Nennwert von 3000 RM. Einkünfte an<br />
Zinsen, Spenden und Beiträgen jährlich ca. 550 RM, die<br />
restlos für den Zweck des Frauenvereins ausgegeben werden.<br />
Statuten vorhanden. Zur Vertretung berechtigt Frau Karoline<br />
(Isidor) Weil, Hechingen.«<br />
Quellen:<br />
1. Statuten der israelitischen Kranken- und Beerdigungsanstalt vom<br />
30. May 1841.<br />
Lagerort: StAS Ho 6 Nr. 316<br />
2. Statuten der israelitischen Kranken- und Beerdigungs-Anstalt in<br />
Hechingen. Mit Hochfürstlicher Regierungs-Genehmigung vom<br />
29. Nov. 1841 Hechingen, gedruckt in der Hochbuchdruckerei.<br />
1842.<br />
Lagerort: HHB Hechingen, R 2 II<br />
3. Statuten der israelitischen Kranken- und Beerdigungs-Anstalt in<br />
Hechingen. Hechingen. Hofbuchdruckerei (A. Ribler) Bosch &<br />
Kleinmaier. 1872.<br />
Lagerort: HHB Hechingen, R 2 I<br />
4. Statuten für den israelitischen Männer-Verein Chefra Kadischa in<br />
Hechingen. Entworfen den 15. Februar 1893. Hechingen. Buchdruckerei<br />
von Eugen Daiker, 1893.<br />
Lagerort: HHB Hechingen, R 2 III<br />
5. Statuten des Frauenvereins der isr. Gemeinde Hechingen.<br />
Hechingen. Riblersche Hofbuchdruckerei. 1906.<br />
Lagerort: HHB Hechingen, R 2 V<br />
2. Bruderschaft der Brautaussteuer - Hachnassat Kalla<br />
Israelitischer Gewerbeverein in Hechingen<br />
»Im Jahre 1777 wurde von mehreren hiesigen Israeliten ein<br />
Verein unter dem Namen Bruderschaft der Brautaussteuer<<br />
gegründet, ...«, so steht es in den »Statuten des Israelitischen<br />
Gewerbe-Vereins in Hechingen« aus dem Jahre 1839. Nach<br />
der »Encyclopaedia Judaica« (s.o.) hieß die Bruderschaft<br />
»Hachnassat Kalla«. Sie ließ an den Sabbat- und Feiertagen<br />
bei den Versammlungen der Mitglieder in einem besonderen<br />
Lokal Religionsvorträge halten und zu gewissen Zeiten<br />
armen israelitischen Jungfrauen Beiträge zu ihrer Brautaussteuer<br />
geben.<br />
»Seit 60 Jahren«, heißt es in einem Schreiben von M. Jacob<br />
Weil und Jacob Simon vom 14. Januar 1838 an die Fürstliche<br />
Regierung, »besteht hier eine Gesellschaft von Israeliten<br />
unter dem Namen: >Bruderschaft der Brautaussteuer