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09/2017

Fritz + Fränzi

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Digital & Medial<br />

Der elfjährige David<br />

wischt wütend die<br />

Spielsteine vom Feld,<br />

wenn er das Brettspiel<br />

nicht gewinnt;<br />

seine zwei Jahre jüngere Schwester<br />

Sophia hingegen rauscht aus dem<br />

Zimmer und knallt die Türe zu. Viele<br />

Kinder sind schlechte Verlierer.<br />

Und manche Eltern lassen den<br />

Nachwuchs lieber gewinnen, als<br />

dass sie sich mit dem Frust ihrer<br />

Söhne und Töchter auseinandersetzen<br />

– egal ob es dabei um das Würfelspiel<br />

geht oder darum, wie viel<br />

Zeit sie ihrem Smartphone widmen.<br />

Dabei spricht einiges dafür, dass<br />

eine intensive Smartphonenutzung<br />

die Frustrationstoleranz von Kindern<br />

und Jugendlichen senkt. Und<br />

sie dadurch zu noch schlechteren<br />

Verlierern werden.<br />

Etienne Bütikofer wollte, dass seine<br />

drei Kinder schon früh lernen,<br />

mit Enttäuschungen umzugehen,<br />

und ihre Frustrationstoleranz trainieren.<br />

Deshalb hat der Dozent und<br />

Medienpädagoge an der Pädagogischen<br />

Hochschule in Bern sie nie<br />

einfach gewinnen lassen. Genauso<br />

hält er es für wichtig, dass die Kinder<br />

lernen, Siege zu verkraften und nicht<br />

überheblich werden, wenn sie ge ­<br />

winnen.<br />

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Die Kinder verlernen, das<br />

Verlieren auszuhalten –<br />

und sich anzustrengen, um<br />

etwas zu erreichen.<br />

takt zu sein, oder darum, rund um<br />

die Uhr Filme und Musik zu streamen:<br />

«Mit dem Smartphone können<br />

alle Bedürfnisse ganz schnell und<br />

mit minimalem Aufwand befriedigt<br />

werden», sagt Sara Signer. Die promovierte<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin<br />

für Medienbildung an der<br />

Pädagogischen Hochschule Zürich<br />

glaubt, dass die Kinder dadurch verlernen,<br />

geduldig zu sein.<br />

Das gezielte Warten zu trainieren,<br />

hält Signer für äusserst wichtig, auch<br />

wenn es für die Eltern herausfordernd<br />

sei. «Ich provoziere das Warten<br />

immer wieder», erklärt Signer,<br />

die eine sechsjährige Tochter hat.<br />

Dazu gehört für sie auch, dass Eltern<br />

nicht alles stehen und liegen lassen,<br />

wenn das Mobiltelefon bimmelt<br />

oder piepst. «Viele unterbrechen<br />

Gespräche oder ihr Tun und springen<br />

sofort auf, wenn sich das Smartphone<br />

meldet», beobachtet Signer.<br />

Den meisten Erwachsenen sei nicht<br />

bewusst, was sie ihren Kindern<br />

damit vorleben. «Da steckt selten<br />

eine böse Absicht dahinter, vielmehr<br />

ist es doch so, dass auch viele Er ­<br />

wachsene mit dem Smartphone<br />

überfordert sind», sagt Signer.<br />

Bütikofer hält den Eltern zugute:<br />

«Als sie selbst Kinder waren, gab es<br />

das noch nicht, sie haben das nicht<br />

gelernt und müssen sich da selbst<br />

erst einfinden.» Und er emp­ >>><br />

Kinder verlernen, geduldig zu sein<br />

Bei Kindern, die heute aufwachsen,<br />

ist der Spielpartner häufig virtuell,<br />

die Spielkarten das Display. Das<br />

sogenannte Gamen per Handy setzt<br />

viele (Spiel-)Regeln ausser Kraft:<br />

Wer verloren hat, klickt oder wischt<br />

einmal und fängt einfach von vorne<br />

an. «Es gab noch nie zuvor Spiele,<br />

bei denen man so schnell auf null<br />

zurückgehen konnte», sagt Etienne<br />

Bütikofer. Dadurch verlernten Kinder,<br />

das Verlieren auszuhalten – und<br />

sich anzustrengen, um etwas zu<br />

erreichen.<br />

Nicht nur das Gamen trägt dazu<br />

bei, die Frustrationstoleranz zu senken.<br />

Ob es darum geht, immer und<br />

überall mit den Freunden in Kon­<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi September <strong>2017</strong><br />

Balance-Akt<br />

Psychologische Beratung<br />

für Kinder, Jugendliche und<br />

Eltern am IAP<br />

zhaw.ch/iap

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