Etwas mehr Geduld, bitte! Viele Kinder sind schlechte Verlierer – und begeistert von Smartphone und Co. Dabei spricht einiges dafür, dass der Mediengebrauch die Frustrationstoleranz bei Kindern noch weiter senkt. Was Eltern in der Medienerziehung beachten sollten. Text: Kathrin Blum Bild: iStockphoto 76 September <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi
Digital & Medial Der elfjährige David wischt wütend die Spielsteine vom Feld, wenn er das Brettspiel nicht gewinnt; seine zwei Jahre jüngere Schwester Sophia hingegen rauscht aus dem Zimmer und knallt die Türe zu. Viele Kinder sind schlechte Verlierer. Und manche Eltern lassen den Nachwuchs lieber gewinnen, als dass sie sich mit dem Frust ihrer Söhne und Töchter auseinandersetzen – egal ob es dabei um das Würfelspiel geht oder darum, wie viel Zeit sie ihrem Smartphone widmen. Dabei spricht einiges dafür, dass eine intensive Smartphonenutzung die Frustrationstoleranz von Kindern und Jugendlichen senkt. Und sie dadurch zu noch schlechteren Verlierern werden. Etienne Bütikofer wollte, dass seine drei Kinder schon früh lernen, mit Enttäuschungen umzugehen, und ihre Frustrationstoleranz trainieren. Deshalb hat der Dozent und Medienpädagoge an der Pädagogischen Hochschule in Bern sie nie einfach gewinnen lassen. Genauso hält er es für wichtig, dass die Kinder lernen, Siege zu verkraften und nicht überheblich werden, wenn sie ge winnen. Anzeige Die Kinder verlernen, das Verlieren auszuhalten – und sich anzustrengen, um etwas zu erreichen. takt zu sein, oder darum, rund um die Uhr Filme und Musik zu streamen: «Mit dem Smartphone können alle Bedürfnisse ganz schnell und mit minimalem Aufwand befriedigt werden», sagt Sara Signer. Die promovierte wissenschaftliche Mitarbeiterin für Medienbildung an der Pädagogischen Hochschule Zürich glaubt, dass die Kinder dadurch verlernen, geduldig zu sein. Das gezielte Warten zu trainieren, hält Signer für äusserst wichtig, auch wenn es für die Eltern herausfordernd sei. «Ich provoziere das Warten immer wieder», erklärt Signer, die eine sechsjährige Tochter hat. Dazu gehört für sie auch, dass Eltern nicht alles stehen und liegen lassen, wenn das Mobiltelefon bimmelt oder piepst. «Viele unterbrechen Gespräche oder ihr Tun und springen sofort auf, wenn sich das Smartphone meldet», beobachtet Signer. Den meisten Erwachsenen sei nicht bewusst, was sie ihren Kindern damit vorleben. «Da steckt selten eine böse Absicht dahinter, vielmehr ist es doch so, dass auch viele Er wachsene mit dem Smartphone überfordert sind», sagt Signer. Bütikofer hält den Eltern zugute: «Als sie selbst Kinder waren, gab es das noch nicht, sie haben das nicht gelernt und müssen sich da selbst erst einfinden.» Und er emp >>> Kinder verlernen, geduldig zu sein Bei Kindern, die heute aufwachsen, ist der Spielpartner häufig virtuell, die Spielkarten das Display. Das sogenannte Gamen per Handy setzt viele (Spiel-)Regeln ausser Kraft: Wer verloren hat, klickt oder wischt einmal und fängt einfach von vorne an. «Es gab noch nie zuvor Spiele, bei denen man so schnell auf null zurückgehen konnte», sagt Etienne Bütikofer. Dadurch verlernten Kinder, das Verlieren auszuhalten – und sich anzustrengen, um etwas zu erreichen. Nicht nur das Gamen trägt dazu bei, die Frustrationstoleranz zu senken. Ob es darum geht, immer und überall mit den Freunden in Kon Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi September <strong>2017</strong> Balance-Akt Psychologische Beratung für Kinder, Jugendliche und Eltern am IAP zhaw.ch/iap