09/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Do sier<br />
Der 9-jährige Emilio<br />
hat Autismus. Rituale<br />
bestimmen sein<br />
Leben. Mehrmals am<br />
Tag geht er in den<br />
Wäscheraum und<br />
beobachtet die<br />
drehenden Trommeln.<br />
wischen Tütensu pen<br />
und Trockenobst fa se<br />
ich Mut. Fast eine halbe<br />
Stunde bin ich durch<br />
mich nicht zu ste len traute.<br />
die D-d-d …»<br />
Ich begi ne zu schwitzen.<br />
Silbe hat.<br />
die ich nicht brauche.<br />
Leserbriefe<br />
«Menschen mit Autismus<br />
brauchen unsere Unterstützung»<br />
«Herzlichen Dank!»<br />
(Dossier «Autismus», Heft 8/<strong>2017</strong>)<br />
Das andere Kind –<br />
leben mit Autismus<br />
Eine Störung für die einen, eine Wesensart für die anderen<br />
und eine Herausforderung für alle. Das ist Autismus.<br />
Jedes hundertste Kind in der Schweiz ist davon betroffen.<br />
Was heisst das für das Kind? Was für seine Eltern?<br />
Und vor a lem: Wer hilft?<br />
Text: Sarah King Bilder: Daniel Auf der Mauer / 13 Photo<br />
10 August <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi August <strong>2017</strong> 1<br />
In der August-Ausgabe Ihres ElternMagazins ist ein Porträt über<br />
das Leben von Emilio veröffentlicht worden. Emilio ist mein Sohn.<br />
Leben mit Autismus ist unser Alltag. Frau King hat eine wunderbare<br />
Arbeit geleistet. Die Bilder haben mich sehr berührt.<br />
Ich freute mich auch über Ihre Videopräsentation. Sie ist ein<br />
wichtiger Beitrag zur korrekten Information. Mehr Verständnis<br />
bringt auch mehr Toleranz. Für Ihren Beitrag möchte ich mich<br />
herzlich bedanken. Ich habe viele Feedbacks bekommen von Eltern<br />
und Selbstbetroffenen, die schwierige Lebenskonditionen haben.<br />
Durch einen korrekten Zugang zur Öffentlichkeit fühlen sich die<br />
Leute nicht mehr alleine. Sie wissen, dass ihr Leiden nicht umsonst<br />
ist, dass sich der tägliche Kampf mit Alltag, Umfeld, Schule und<br />
Institutionen lohnt und dass sie nicht still in der Verzweiflung<br />
untergehen müssen.<br />
Gerne leistete ich mit den 30 erhaltenen Exemplaren Ihrer<br />
August-Ausgabe Aufklärungsarbeit. Geschäfte, Schulen, Ärzte,<br />
Nachbarschaft und Gemeinde haben grosses Interesse gezeigt.<br />
Denn Emilios Verhalten löst viele Fragen aus. Bezahlen an der<br />
Kasse ist eine hohe Hürde. Unerwartete Bewegungen der anderen<br />
Kunden sind für Emilio eine Herausforderung, ebenso Licht oder<br />
Lärm. Die Benutzung der öffentlichen Toiletten ist seit dem<br />
Aufkommen der Hochdruck-Handtrockner eine Odyssee; das laute<br />
Geräusch und der Druck sind für sensible Autisten unerträglich.<br />
Auch Bank, Kino und Post haben viele Fragen gestellt.<br />
Die Blindenschule Zollikofen hat eine neue Lernumgebung<br />
geschaffen und unterrichtet seit August sieben autistische<br />
Knaben. Die Beschulung von Kindern mit ASS ist schwierig. Es fehlt<br />
an geeigneten Schulen, Lerntools, Assistenzlehrern, Weiterbildungen<br />
und oft auch an Verständnis. Kinder mit ASS passen nirgends<br />
hin. Sie überfordern sowohl das Sonderschulsystem wie auch<br />
Regelschulen. Viele Kinder müssen mit ständigen Schulwechseln<br />
leben. Durch den ständigen Wechsel wird die soziale Integration<br />
gestört. Viele Kinder entwickeln Selbstmordgedanken. Eltern<br />
fühlen sich hilflos. Demnächst führt die Blindenschule einen<br />
Info-Anlass durch, an dem ich gerne das Heft verteilen würde.<br />
Wäre es möglich, weitere 50 Exemplare zu erhalten?<br />
«Eine Autismus-Strategie ist nötig»<br />
(Dossier «Autismus», Heft 8/<strong>2017</strong>)<br />
«Autismus deutsche schweiz», die grösste Non-Profit-Organisation<br />
zum Thema Autismus in der Schweiz, bedankt sich für das<br />
vielseitige Dossier mit den eindrücklichen Porträts von Betroffenen.<br />
Sie zeigen, dass eine Autismus-Strategie für die Schweiz<br />
dringend nötig ist, damit die vielen ungelösten Themen angepackt<br />
werden und alle Beteiligten die nötige Unterstützung bekommen.<br />
Frühkindliche und andere Therapien etwa müssen für alle<br />
zugänglich sein und die Schulen in ihren Bestrebungen, Inklusion<br />
möglich zu machen, besser unterstützt werden. Zum Glück gibt es<br />
positive Beispiele dafür, wie dies gelingen kann, und engagierte<br />
Personen, die dies ermöglichen. Leider finden diese aber nur<br />
selten den Weg in die Medien. Dies ist bedauerlich, da gerade<br />
solche positiven Beispiele als Modelllösungen für Betroffene in<br />
ähnlichen Situationen dienen können.<br />
Menschen mit Autismus brauchen unsere Unterstützung, damit<br />
sie in ihrem «Anderssein» mit möglichst wenig Stress und viel<br />
Verständnis von ihrem Umfeld leben können. Das ist uns allen klar.<br />
Gute Ansätze müssen in der Öffentlichkeit bekannt werden, damit<br />
sie möglichst zahlreiche Nachahmer finden.<br />
Regula Buehler<br />
Geschäftsleitung autismus deutsche schweiz (per Mail)<br />
«Stottern muss nicht sein»<br />
(«Mein Stottern und ich», Heft 8/<strong>2017</strong>)<br />
Wir hatten selber einen stotternden Sohn. Als er sieben Jahre alt war,<br />
besuchten wir für zwei Wochen das Del-Ferro-Institut in Amsterdam,<br />
und danach flogen wir ein Jahr lang ein Mal im Monat nach Deutschland,<br />
Iserlohn, zur Nachsorge. Heute ist unser Sohn dreizehn Jahre alt<br />
und stottert nicht mehr. Es war eine sehr intensive und sehr harte<br />
Zeit, doch es hat sich gelohnt, und wir würden es sofort wieder tun.<br />
Stottern muss nicht sein: www.stottern-delferro.de.<br />
Erziehung & Schule<br />
MEIN<br />
STOTTERN<br />
UND ICH<br />
Etwa 80 000 Menschen hierzulande sto tern, oft so schwer,<br />
dass ihr A ltag leidet – und manchmal ihre Lebensplanung. Die<br />
Autorin Vivian Pasquet kämpft, seit sie fünf Jahre alt ist, gegen<br />
den drohenden Bruch in ihrem Redefluss. Hier erzählt sie ihre<br />
Geschichte. Text: Vivian Pasquet Bilder: Olaf Blecker<br />
Z<br />
den Supermarkt gelaufen.<br />
An a len Regalen mehrfach entlang,<br />
selbst bei Küchenro len und<br />
Klopapier habe ich nachgeschaut.<br />
Mit einer Frage im Kopf, die ich<br />
Schlie slich spreche ich eine Verkäuferin<br />
an. «Entschuldigung», sage<br />
Das Wort steckt fest, zwischen vor-<br />
«Die D-d-d-d …– Äpfel?» Die Mitlage,<br />
ich fü l eine Tüte mit Äpfeln,<br />
den und habe versprochen, Da teln Als ich auf die Strasse trete, fühle<br />
ich mich wie eine Versagerin.<br />
Ingrid Del Fe ro angerufen. Als ich<br />
16 Jahre alt war, hat die Sprechtrai-<br />
einem D anfängt und mehr als eine<br />
ich und atme tief ein. «Wo finde ich<br />
stück anderthalb Stunden am Bühse<br />
die Zunge gegen den Gaumen. >>><br />
derem Gaumen und Zungenspitze.<br />
Ich bin zum Abende sen eingela-<br />
im Speckmantel vorzubereiten. Jetzt<br />
habe ich nicht Hummus vorgeschla-<br />
verfluche ich mich dafür. Warum ZWEI TAGE ZUVOR habe ich<br />
gen, Salat oder Wackelpudding?<br />
Sto terzeit befreit. In der Grund-<br />
Egal was, Hauptsache nichts, das mit<br />
Ich schlie se die Augen und pres-<br />
arbeiterin führt mich zur Obstaus-<br />
nerin mich aus meiner schlimmsten<br />
schule ha te ich in einem Theater-<br />
nenrand gekauert und einen<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi August <strong>2017</strong> 59<br />
Bruna Rausa (per Mail)<br />
Karin Kauth (per Mail)<br />
66 September <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi