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09/2017

Fritz + Fränzi

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mit anderen Kindern. Die Betroffenen spielen zwar<br />

gerne mit Nachbarskindern und Freunden, aber nur<br />

solange alles nach ihren Wünschen läuft. Ist dies nicht<br />

der Fall, reagieren sie schnell aggressiv und verärgert.<br />

Sie empfinden das Nichterfüllen ihrer Wünsche als so<br />

starke Zumutung, dass sie sich gar nicht anders verhalten<br />

können. In der Schule reden diese Kinder ständig<br />

dazwischen, weil sie in jungen Jahren nicht gelernt<br />

haben, dass sie jemanden nicht einfach unterbrechen<br />

dürfen, sondern warten müssen, bis sie an der Reihe<br />

sind. Und weil ihnen dieses unsoziale Verhalten bei<br />

Lehrpersonen und Mitschülerinnen und Mitschülern<br />

nur Misskredit beschert, spielen viele der betroffenen<br />

Kinder den Klassenclown. Die Folge: Die Situation spitzt<br />

sich weiter zu.<br />

Die Kinder beim emotionalen Lernen zu begleiten,<br />

ist für Eltern und Lehrpersonen eine Herausforderung.<br />

Machen wir uns klar, dass es in der Erziehung nicht<br />

darum geht, einem Kind Enttäuschungen zu ersparen.<br />

Diese gehören zum Leben. Eltern können Kindern den<br />

positiven Umgang mit Fehlern und Niederlagen vor<br />

allem dadurch vermitteln, indem sie ihnen ein gutes<br />

Vorbild sind. Denn Kinder wollen gross werden, und<br />

sie wollen gross sein wie die Eltern. Sie beobachten<br />

genau, wie die Eltern sich verhalten. So ist Erziehung<br />

vor allem Selbsterziehung.<br />

Tipps für Eltern<br />

Fünf Tipps, wie Eltern ihrem Kind helfen können, seine<br />

Frustrationstolerenz zu verbessern und mit Enttäuschungen<br />

und Frustrationen besser umzugehen:<br />

• Übergeben Sie Ihrem Kind Aufgaben wie Tisch<br />

abräumen oder Wäsche zusammenlegen. Diese<br />

Arbeit muss erledigt werden, bevor Ihr Kind spielen<br />

darf. Gehen Sie auf wiederholtes Klagen nicht ein.<br />

• Erfüllen Sie Ihrem Kind nicht jeden Wunsch sofort,<br />

nur ein- oder zweimal in der Woche ein Glace oder<br />

eine Kleinigkeit aus dem Supermarkt. Grössere Spielzeugwünsche<br />

sollten nicht sofort erfüllt werden. Verweisen<br />

Sie auf Weihnachten oder den nächsten<br />

Geburtstag.<br />

• Spielen Sie mit Ihrem Kind Gesellschaftsspiele und<br />

lassen Sie es verlieren! Aus Mitleid die Regeln zu verändern<br />

oder vom älteren Bruder zu erwarten, dass er<br />

das schnell frustrierte Kind gewinnen lässt, hilft nicht<br />

weiter.<br />

• Loben und belohnen Sie positives Verhalten Ihres<br />

Kindes. Für viele Kinder ist ein visuelles System hilfreich,<br />

zum Beispiel ein Sternchen- oder ein Smiley-<br />

Kalender. Wichtig ist, genau zu erklären, welches<br />

Verhalten zu einem Sternchen führt und wann ein<br />

erstes Ziel für eine Belohnung erreicht ist.<br />

• Nehmen Sie das Gefühl Ihres Kindes, das hinter dem<br />

«Ausflippen» steht, ernst. Erkennen Sie das Gefühl<br />

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Sie müssen Ihrem Kind<br />

klarmachen, dass das gezeigte<br />

Verhalten nicht akzeptabel ist.<br />

Zeigen Sie Alternativen auf.<br />

an und erklären Sie, dass negative Gefühle zum Leben<br />

gehören. Gleichzeitig müssen Sie klarmachen, dass<br />

das gezeigte Fehlverhalten nicht akzeptabel ist. Zeigen<br />

Sie Alternativen auf.<br />

Zum Schluss wünsche ich Ihnen zu Hause und uns Lehrpersonen<br />

im Schulalltag viel Ausdauer beim Begleiten<br />

von Kindern, die beim emotionalen Lernen mehr Unterstützung<br />

brauchen. Auch wenn ich die oben genannten<br />

Punkte nur zu gut kenne und versuche, diese konsequent<br />

umzusetzen, komme ich immer wieder in Situationen,<br />

die ganz viel von mir abverlangen. Routiniertes Vorbild<br />

sein gelingt oft, aber nicht in jedem Fall.<br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

September <strong>2017</strong>47

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