09/2017

Fritz + Fränzi Fritz + Fränzi

08.09.2017 Aufrufe

Erziehung & Schule Grenzenlose Liebe? Wenn sich zwei Menschen aus unterschiedlichen Kultur kreisen ineinander verlieben, stossen sie nicht selten auf Vorurteile. Doch wie entstehen diese? Und wie können Vorurteile überwunden werden? Text: Maximiliane Uhlich, Michael Ackert Freya schwärmt schon lange für Konstantin, 16. Als die 15-Jährige erfährt, dass es ihm ebenso er - geht, ist sie überrascht und glücklich. Als sie Konstantin jedoch ihren Eltern als festen Freund vorstellt, erlebt sie eine herbe Enttäuschung. Dass Konstantin aus dem ehemaligen Jugoslawien kommt und bekennender Muslim ist, spielt für Freya keine Rolle. Sie liebt ihn. Sie selbst war als Diplomatentochter viel in der Welt unterwegs, erst vor zwei Jahren entschieden sich ihre Eltern, zurück in die Schweiz zu kommen. Dass sie nun gegen ihre Beziehung sind, weil Konstantin einer anderen Religion angehört, ist für Freya ein Schock. Besonders Freyas Mutter macht ihrer Tochter klar, dass sie nichts gegen eine romantische Beziehung habe, mit der Beziehung zu Konstantin jedoch nicht einverstanden sei. Was sie ihrer Tochter jedoch nicht sagt, ist, dass ihre Reaktion für sie selbst überraschend ist. Als Mutter will sie nur das Beste für ihr Kind. Der Gedanke, ihrer Tochter in Sachen Liebe etwas vorzuschreiben, er - schreckt sie, doch fühlt es sich in diesem Fall richtig an. Sie kennt Konstantin nur flüchtig, von einem ersten Treffen abgesehen, sind die Eindrücke spärlich. Die Mutter vertraut mehr ihrer Intuition. Ausserdem ist ihr der Gedanke, dass ihre Die Mutter kennt Konstantin nur flüchtig. Vertraut aber ihrer Intuition. Bild: © Thinkstock 42 September 2017 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi

Enkelsöhne irgendwann beschnitten werden könnten, sehr fremd. Unsichtbare Mauern Freya und Konstantin sind nur ein Beispiel. Konstantin könnte auch Yusuf oder Jamal heissen, dunkelhäutig sein oder aus China kommen. Vielleicht spräche er einen arabischen Dialekt oder Swahili. Vielleicht hätte sich die Familie von Konstantin gegen seine Beziehung mit Freya gestellt. Bei allen Kombinationen bleibt, dass Stereotype schnell zu Vorurteilen führen und unsichtbare Mauern zwischen dem «Wir» und «den Anderen» entstehen (siehe Box Seite 45). Was Freya und Konstantin erleben, kann verschiedene Ursachen haben. Für das Paar ist es in erster Linie eine schmerzhafte Enttäuschung über das Unverständnis für ihre Liebe. Ohne eine bestimmte Absicht durchbricht ihre Zuneigung zueinander die Grenze zwischen dem «Wir» der Mutter und «den Anderen». Nun stehen der Partnerschaft Vorurteile im Weg. Wie kann ein Umgang gefunden werden, der auf beiden Seiten Verständnis schafft? Verschiedene Arten von Vorurteilen Ausgrenzung oder Diskriminierung findet entlang von (aus-)gedachten gesellschaftlichen Grenzen meistens zwischen einer Minderheit und einer Mehrheit statt. Erkennbar ist oft nur das abweisende Verhalten, da die Meinungen, wenn überhaupt, nur im Privaten offengelegt werden. Dabei können das äussere Verhalten und die innere Einstellung in unterschiedliche Richtungen zeigen. Die Sozialpsychologie unterscheidet deshalb bei Diskriminierung verschiedene Arten von Vorurteilen (siehe Box Seite 45). Die Ungerechtigkeit für Freya und Konstantin ist, dass Freya als Diplomatentochter die Erwartung hat, seitens ihrer Eltern eine offene Haltung gegenüber einem Partner wie Konstantin zu treffen. Nun erlebt sie die Diskrepanz zwischen der Einstellung ihrer Mutter auf der Arbeit und im Privaten, ihrem beruflichen Um - gang mit der Vielfalt der Welt und der Haltung gegenüber einem Mitglied innerhalb der eigenen Familie. Die Haltung der Mutter ist nachvollziehbar, doch wie kommt es dazu? Menschen brauchen, um der Komplexität der Umwelt Herr zu werden, schnell verfügbare und einfach strukturierte Informationen. Ohne dass Personen es bewusst bemerken, klassifiziert das Gehirn die soziale Umwelt in Gruppen und versieht sie mit einfach zugänglichen Informationen – den Stereotypen. Solche Stereotype sind hilfreich und notwendig. Sie erlauben schnelle Entscheidungen und geben Sicherheit durch die empfundene Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Sie rechtfertigen und schaffen zum Teil Anzeige Menschen brauchen schnell verfügbare und einfach strukturierte Informationen. jedoch auch die ungleichen Machtverhältnisse in einer Gesellschaft. Häufig passiert zudem, dass diese «Filter» in der Wahrnehmung neue Informationen über eine soziale Gruppe nur in einer bestimmten Weise interpretieren lassen. Eine besondere Rolle spielen dabei aussergewöhnliche Ereignisse, wobei besonders auffällige Mitglieder einer Gruppe das Bild prägen. Die Mehrheit der Gruppe wird nicht wahrgenommen, bekommt aber dieselbe Bewertung. Einem solchen Urteil zufolge werden auf der >>> Sprachaufenthalte für Jugendliche ERMÖGLICHEN SIE IHREM KIND DIE ZEIT SEINES LEBENS. BOA LINGUA ZÜRICH, TEL. 044 211 12 32 WWW.BOALINGUA.CH/JUNIORS FRÜHBUCHER SPECIAL BIS 31.10.2017 SPRACHAUFENTHALTE 2018 ZU PREISEN VON 2017 Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi September 201743

Enkelsöhne irgendwann beschnitten<br />

werden könnten, sehr fremd.<br />

Unsichtbare Mauern<br />

Freya und Konstantin sind nur ein<br />

Beispiel. Konstantin könnte auch<br />

Yusuf oder Jamal heissen, dunkelhäutig<br />

sein oder aus China kommen.<br />

Vielleicht spräche er einen arabischen<br />

Dialekt oder Swahili. Vielleicht<br />

hätte sich die Familie von<br />

Konstantin gegen seine Beziehung<br />

mit Freya gestellt. Bei allen Kombinationen<br />

bleibt, dass Stereotype<br />

schnell zu Vorurteilen führen und<br />

unsichtbare Mauern zwischen dem<br />

«Wir» und «den Anderen» entstehen<br />

(siehe Box Seite 45). Was Freya und<br />

Konstantin erleben, kann verschiedene<br />

Ursachen haben. Für das Paar<br />

ist es in erster Linie eine schmerzhafte<br />

Enttäuschung über das Unverständnis<br />

für ihre Liebe. Ohne eine<br />

bestimmte Absicht durchbricht ihre<br />

Zuneigung zueinander die Grenze<br />

zwischen dem «Wir» der Mutter und<br />

«den Anderen». Nun stehen der<br />

Partnerschaft Vorurteile im Weg.<br />

Wie kann ein Umgang gefunden<br />

werden, der auf beiden Seiten Verständnis<br />

schafft?<br />

Verschiedene Arten von Vorurteilen<br />

Ausgrenzung oder Diskriminierung<br />

findet entlang von (aus-)gedachten<br />

gesellschaftlichen Grenzen meistens<br />

zwischen einer Minderheit und<br />

einer Mehrheit statt. Erkennbar ist<br />

oft nur das abweisende Verhalten,<br />

da die Meinungen, wenn überhaupt,<br />

nur im Privaten offengelegt werden.<br />

Dabei können das äussere Verhalten<br />

und die innere Einstellung in unterschiedliche<br />

Richtungen zeigen. Die<br />

Sozialpsychologie unterscheidet<br />

deshalb bei Diskriminierung verschiedene<br />

Arten von Vorurteilen<br />

(siehe Box Seite 45). Die Ungerechtigkeit<br />

für Freya und Konstantin ist,<br />

dass Freya als Diplomatentochter<br />

die Erwartung hat, seitens ihrer<br />

Eltern eine offene Haltung gegenüber<br />

einem Partner wie Konstantin<br />

zu treffen. Nun erlebt sie die Diskrepanz<br />

zwischen der Einstellung<br />

ihrer Mutter auf der Arbeit und im<br />

Privaten, ihrem beruflichen Um -<br />

gang mit der Vielfalt der Welt und<br />

der Haltung gegenüber einem Mitglied<br />

innerhalb der eigenen Familie.<br />

Die Haltung der Mutter ist nachvollziehbar,<br />

doch wie kommt es<br />

dazu?<br />

Menschen brauchen, um der<br />

Komplexität der Umwelt Herr zu<br />

werden, schnell verfügbare und einfach<br />

strukturierte Informationen.<br />

Ohne dass Personen es bewusst<br />

bemerken, klassifiziert das Gehirn<br />

die soziale Umwelt in Gruppen und<br />

versieht sie mit einfach zugänglichen<br />

Informationen – den Stereotypen.<br />

Solche Stereotype sind hilfreich<br />

und notwendig. Sie erlauben schnelle<br />

Entscheidungen und geben<br />

Sicherheit durch die empfundene<br />

Zugehörigkeit zu einer Gruppe. Sie<br />

rechtfertigen und schaffen zum Teil<br />

Anzeige<br />

Menschen brauchen schnell<br />

verfügbare und einfach<br />

strukturierte Informationen.<br />

jedoch auch die ungleichen Machtverhältnisse<br />

in einer Gesellschaft.<br />

Häufig passiert zudem, dass diese<br />

«Filter» in der Wahrnehmung neue<br />

Informationen über eine soziale<br />

Gruppe nur in einer bestimmten<br />

Weise interpretieren lassen.<br />

Eine besondere Rolle spielen<br />

dabei aussergewöhnliche Ereignisse,<br />

wobei besonders auffällige Mitglieder<br />

einer Gruppe das Bild prägen.<br />

Die Mehrheit der Gruppe wird nicht<br />

wahrgenommen, bekommt aber<br />

dieselbe Bewertung. Einem solchen<br />

Urteil zufolge werden auf der >>><br />

Sprachaufenthalte<br />

für Jugendliche<br />

ERMÖGLICHEN SIE IHREM KIND DIE ZEIT<br />

SEINES LEBENS.<br />

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VON <strong>2017</strong><br />

Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />

September <strong>2017</strong>43

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