09/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Monatsinterview<br />
«Es geht um die Qualität des<br />
Zusammenlebens und nicht<br />
um Geld und Karriere»<br />
Seit 1993 begleitet Margret Bürgisser im Rahmen einer Studie Paare, die sich sowohl<br />
die Erwerbsarbeit als auch die Kinderbetreuung gleichwertig teilen. «Egalitär»<br />
nennt sie diese Rollenteilung und spricht von einem Erfolgsmodell. Die Soziologin<br />
über die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, den Verzicht auf Status und das<br />
Gefühl des «Ungenügendseins». Interview: Evelin Hartmann Bilder: Herbert Zimmermann / 13 Photo<br />
Ein Familienquartier am Luzerner<br />
Stadtrand. Zwischen den gepflegten<br />
neuen Häusern spielen Kinder,<br />
fahren Velo und Trottinett. Für die<br />
Eltern stehen Bänke bereit. In der<br />
obersten Etage eines dieser Häuser<br />
wohnt Margret Bürgisser mit ihrem<br />
Mann. Von ihrer Dachterrasse aus<br />
kann sie die Kinder beobachten.<br />
«Schön, dass Familien hier so viel<br />
Raum haben», sagt die Soziologin,<br />
und: «Wollen wir das Gespräch hier<br />
draussen oder im Wohnzimmer<br />
führen? Ich richte mich nach Ihnen.»<br />
Margret Bürgisser, Sie haben die<br />
Lösung für ein Problem gefunden,<br />
dass viele Mütter und Väter umtreibt.<br />
Wie lassen sich Beruf und Familie<br />
besser vereinbaren?<br />
Als Patentrezept für jeden Mann und<br />
jede Frau würde ich meine Studienergebnisse<br />
nicht bezeichnen. Aber<br />
ja, meinen Erhebungen zufolge<br />
er weist sich das «egalitäre» oder<br />
partnerschaftliche Rollenmodell als<br />
Weg zur besseren Vereinbarkeit von<br />
Familie und Beruf und zum Erreichen<br />
einer hohen Lebensqualität für<br />
die ganze Familie.<br />
Sie haben 28 Elternpaare aus der<br />
Deutschschweiz in Abständen von<br />
etwa zehn Jahren dreimal über ihre<br />
Rollenteilung interviewt.<br />
«Das Modell<br />
gewährleistet, dass<br />
die Hausarbeit –<br />
das ungeliebte<br />
Stiefkind – auf<br />
beide Partner<br />
aufgeteilt wird.»<br />
gewählt, bei denen die Männer 50,<br />
60 oder maximal 70 Prozent berufstätig<br />
waren. Heute würde ich das<br />
egalitäre Modell offener definieren.<br />
Und wie?<br />
Unter egalitärer Rollenteilung verstehe<br />
ich eine Arbeitsteilung zwischen<br />
Mutter und Vater, die in einem<br />
ähnlich grossen Teilzeitpensum<br />
berufstätig sind und sich die Verantwortung<br />
für Berufsarbeit, Kinderbetreuung<br />
und Hausarbeit gleichverantwortlich<br />
teilen.<br />
Im September erscheint Ihr Buch:<br />
«Partnerschaftliche Rollenteilung –<br />
ein Erfolgsmodell», die Quintessenz<br />
Ihrer Erkenntnisse. Damit wollen Sie<br />
jungen Eltern Mut machen, dieses<br />
Modell zu leben. Worin liegen denn die<br />
Vorteile?<br />
Die partnerschaftliche Rollenteilung<br />
bietet Eltern die Möglichkeit, sowohl<br />
ihrem Beruf nachgehen zu können<br />
als auch an der Entwicklung der Kinder<br />
teilzuhaben. Und es gewährleis<br />
Als ich 1993 mit meinen Recherchen<br />
begann, gab es nur sehr wenige Paare,<br />
die solch ein Familienmodell<br />
lebten. Um eine substanzielle Beteiligung<br />
der Väter an Kinderbetreuung<br />
und Hausarbeit zu gewährleisten, tet, dass die Hausarbeit – das un <br />
habe ich bewusst diejenigen Paare geliebte Stiefkind – auf beide >>><br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
September <strong>2017</strong>33