09/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Grün gelesen, dass man dies den<br />
inneren Raum nennt – die Würde<br />
des Menschen.<br />
Gab es einen speziellen Wendepunkt<br />
für euch?<br />
Viola: Ich empfand es als Befreiung,<br />
dass mit Papas neuer Partnerin nach<br />
Jahren wieder jemand da war, der<br />
die engste Bezugsperson in seinem<br />
Leben sein konnte. Nicola und ich<br />
spürten, dass wir das nun nicht<br />
mehr abzudecken brauchten. So war<br />
es leichter, wieder loszulassen. Dann<br />
konnten wir auch endlich in Ruhe<br />
pubertieren (lacht).<br />
Patric: Mir war es sehr wichtig, dass<br />
Mama und Papa beide glücklich<br />
sind. Ich bin froh, dass es heute wieder<br />
jemanden gibt, der in Papas<br />
Herzen einen besonderen Platz hat.<br />
Was würdet ihr anderen Familien<br />
raten, die in einer Krise stecken?<br />
Patric: Gebt einander Kraft, stützt<br />
euch gegenseitig und schaut, dass<br />
alle Beteiligten zu Freunden gehen<br />
können und auch schöne Dinge<br />
erleben können. Das gibt Halt.<br />
Viola: Rückblickend hat es mir sehr<br />
geholfen, dass unser Vater authentisch<br />
war. Er zeigte offen seine<br />
Gefühle, hat auch ab und zu geweint,<br />
war wütend und hat uns offen ge <br />
sagt, was er momentan verträgt und<br />
was nicht. So wussten wir immer,<br />
«Es bleibt viel<br />
Gutes in<br />
Kinderherzen<br />
haften und wird<br />
gespeichert.»<br />
woran wir sind. Und er gab zu, wenn<br />
er am Ende war und nicht mehr<br />
konnte. Dadurch war es auch für<br />
mich leichter, zu meinen Gefühlen<br />
zu stehen und Schwäche zu zeigen.<br />
Gleichzeitig wusste ich, es gibt auch<br />
Platz, um Glücksgefühle auszudrücken.<br />
Georges Morand: Den Kindern den<br />
Rücken zu stärken, dass sie ausdrücken<br />
können, was sie möchten und<br />
was nicht. Mir war es wichtig, dass<br />
wir alle ehrlich zu unseren Gefühlen<br />
stehen können.<br />
Viola: Es braucht die Akzeptanz<br />
untereinander, dass jeder eine<br />
schwierige Lebenssituation anders<br />
verarbeitet. Den anderen zugestehen<br />
können, dass es beim einen<br />
länger dauert, bis er/sie bereit ist für<br />
gewisse Schritte, und dass einen<br />
gewisse Themen stärker beschäftigen<br />
als andere.<br />
Georges Morand: Dieser Respekt für<br />
die Gefühle der anderen war immer<br />
wichtig für uns. Es geht auch darum,<br />
die Jahre davor zu würdigen; zu<br />
merken, dass nicht alles kaputt ist,<br />
dass so viel Gutes in Kinderherzen<br />
haften bleibt und gespeichert ist.<br />
Eine Scheidung schafft es nicht, all<br />
das zu zerstören. Ich habe anfangs<br />
so gefühlt, aber heute weiss ich es<br />
besser.<br />
>>><br />
Interviewpartner:<br />
Georges Morand, 57, ist Theologe und Coach.<br />
Nadine, 32, aktuell in Elternzeit und Mutter<br />
zweier Kinder.<br />
Patric, 30, wohnt und arbeitet als Gärtner in<br />
der Stiftung Brunegg, die Wohn-, Arbeits- und<br />
Ausbildungsplätze für Menschen mit einer<br />
Behinderung anbietet.<br />
Viola, 26, ist Erzieherin in einer Kindertagesstätte.<br />
Nicola, 26, ist Sozialpädagoge in Ausbildung.<br />
Im nächsten Heft:<br />
Digitale Schule<br />
Bild: Salvatore Vinci / 13 Photo<br />
Programmieren in der Primarschule, Vorträge am<br />
Tablet in der Sek: die Schweizer Schulen werden<br />
immer multimedialer. Wie verändert sich dadurch<br />
das Lernen? Und wie viel digital ist zu viel? Mehr<br />
dazu in unserem grossen Dossier im Oktober.<br />
Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi<br />
September <strong>2017</strong>31