09/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
>>> Montessori «Hilf mir, es auf die Realität vorbereiten! Wenn reicher. Mit Optimismus ist kein<br />
selbst zu tun».<br />
Wann immer es Ihrem Kind<br />
gelungen ist, ein Problem zu lösen,<br />
können Sie mit ihm darüber sprechen,<br />
wie es das geschafft hat. Damit<br />
helfen Sie ihm, sich nützliche Strategien<br />
bewusst zu machen und sich<br />
diese für spätere Gelegenheiten zu<br />
merken. Mit der Zeit fühlt es sich<br />
für eine immer grössere Bandbreite<br />
an Herausforderungen ge wappnet.<br />
Der Umgang mit Problemen<br />
beeinflusst jedoch nicht nur die<br />
Selbstwirksamkeit, sondern prägt<br />
auch die Persönlichkeit. Oftmals<br />
bleibt uns angesichts der kleineren<br />
und grösseren Widrigkeiten des<br />
Lebens kaum etwas anderes übrig, als<br />
uns in wichtigen Tugenden wie Ausdauer,<br />
mentaler Stärke, Geduld oder<br />
Hilfsbereitschaft zu üben.<br />
Wir können mit Kindern und<br />
Jugendlichen von Zeit zu Zeit einen<br />
Blick zurück werfen auf diejenigen<br />
Momente, an denen sie als Persönlichkeit<br />
gewachsen sind. Oftmals<br />
wird ihnen dabei bewusst, dass sie<br />
bereits einige Hürden genommen<br />
haben und mittlerweile mehr Kraft<br />
und innere Stärke in ihnen steckt, als<br />
sie vielleicht bisher angenommen<br />
haben. Eine Möglichkeit, diese Reflexion<br />
im Klassenverband anzuregen,<br />
bietet die sogenannte Heldenreise,<br />
die wir Ihnen auf Seite 26 vorstellen.<br />
In unserer Kultur gelten Optimisten<br />
oftmals als realitätsfremd und<br />
naiv. Als wir in einem unserer Seminare<br />
darüber sprachen, wie wichtig<br />
es für Kinder sei, eine optimistische<br />
Grundhaltung zu entwickeln, entgegnete<br />
eine Mutter: «Das sehe ich<br />
anders. Ich muss mein Kind doch<br />
man vom Schlimmsten ausgeht und<br />
sich innerlich darauf vorbereitet,<br />
dass die Welt nun mal ungerecht ist<br />
und dass andere Menschen einen<br />
ausnützen wollen, wenn man zu nett<br />
zu ihnen ist, ist man besser dran und<br />
wird seltener enttäuscht!»<br />
Letzteres ist definitiv nicht der<br />
Fall. Menschen, die davon ausgehen,<br />
dass die Welt schlecht ist, und tief im<br />
Inneren bangen, dass eine düstere<br />
Zukunft vor ihnen und ihren Kindern<br />
liegt, sorgen schlussendlich<br />
dafür, dass es ihnen selbst und ihren<br />
Familien tatsächlich schlechter geht.<br />
Wer dem Leben mit einer pessimistischen<br />
Haltung gegenübertritt,<br />
lenkt seine Aufmerksamkeit automatisch<br />
auf alle Aspekte, die dieser<br />
Einstellung entsprechen: auf das<br />
«gemeine Kind» auf dem Spielplatz,<br />
die Schulfreundin, die ein Geheimnis<br />
ausplaudert, die rücksichtslosen<br />
älteren Schüler, die einen Teil des<br />
Pausenhofs für sich beanspruchen,<br />
auf den ungerechten Lehrer, die<br />
strenge Sporttrainerin.<br />
Fit und glücklich dank Optimismus<br />
All diese Erlebnisse werden zur<br />
Bestätigung, wie schlimm und ungerecht<br />
die Welt ist. Wer mit dieser<br />
Brille durchs Leben geht, empfindet<br />
negative Gefühle länger und stärker.<br />
Und ihm entgehen die vielen<br />
Momente, in denen andere Kinder<br />
hilfsbereit, freundlich oder loyal<br />
sind, die Lehrpersonen sich wertschätzend<br />
auf das Kind einlassen und<br />
die strenge Sporttrainerin durch klare<br />
Regeln und Rückmeldungen dafür<br />
sorgt, dass das Kind sich über Fortschritte<br />
freuen kann. Momente, die<br />
für positive Gefühle sorgen, geraten<br />
in den Hintergrund, gleichzeitig werden<br />
negative Gefühle wie Ärger,<br />
Missgunst, Neid oder Enttäuschung<br />
geschürt.<br />
Die Forschung zeichnet ein deutliches<br />
Bild: Menschen mit einem<br />
gesunden Optimismus leben länger,<br />
sind körperlich fitter, haben glücklichere<br />
Beziehungen und sind erfolgblauäugiges<br />
positives Denken ge <br />
meint, sondern die Überzeugung,<br />
dass das Leben lebenswert ist, viel<br />
Schönes bereithält und sich Krisen<br />
und Schwierigkeiten überwinden<br />
lassen.<br />
Doch wie können Familien optimistischer<br />
werden? Bei dieser Frage<br />
kommt man fast nicht an der Dankbarkeit<br />
vorbei. Die bekannte Talkmasterin<br />
Oprah Winfrey, die als<br />
Kind in bitterer Armut aufwuchs<br />
und sexuellen Missbrauch erleben<br />
musste, schreibt dazu: Ein Dankbarkeitstagebuch<br />
zu führen «war der<br />
wichtigste Schritt, den ich in meinem<br />
gesamten Leben gemacht habe.<br />
Egal, was gerade in deinem Leben<br />
vorgeht. Wenn du dich darauf konzentrierst,<br />
was du hast, wirst du<br />
letztlich immer mehr haben als<br />
zuvor. Wenn du dich darauf konzentrierst,<br />
was du nicht hast, wirst du<br />
nie, nie, nie genug haben.»<br />
Auch die Familie Morand (die Sie<br />
im Interview auf Seite 28 kennenler<br />
Menschen mit einem gesunden<br />
Optimismus leben länger, sind<br />
körperlich fitter und haben<br />
glücklichere Beziehungen.<br />
24 September <strong>2017</strong> Das Schweizer ElternMagazin Fritz+Fränzi