09/2017
Fritz + Fränzi
Fritz + Fränzi
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Dossier<br />
>>> eine bahnbrechende Untersuchung.<br />
Sie begleitete den gesamten<br />
Geburtsjahrgang 1955 der Insel<br />
Kauai, insgesamt 698 Kinder, über<br />
mehrere Jahrzehnte hinweg. Dabei<br />
stellte sie fest, dass sich rund ein<br />
Drittel der Kinder, die unter schwierigsten<br />
Bedingungen aufwachsen<br />
mussten, trotz aller Widrigkeiten<br />
positiv entwickelte. Kinder, die trotz<br />
grösster Armut, alkohol- oder drogensüchtiger<br />
Eltern oder zerrütteten<br />
Familienverhältnissen zu psychisch<br />
gesunden Erwachsenen heranwuchsen,<br />
bezeichnete sie als resilient.<br />
Weitere Forscher schlossen sich dieser<br />
Strömung an, führten eine Vielzahl<br />
an Studien durch und fanden<br />
mehrere Faktoren, die Kinder, Ju -<br />
gendliche, aber auch Erwachsene im<br />
Umgang mit Belastungen stärken.<br />
Während diese Forschungsbereiche<br />
der Frage nachgingen, wie wir<br />
mit Stress und Belastungen umgehen<br />
können, befassen sich die positive<br />
Psychologie und die Glücksforschung<br />
mit der Frage, wie wir ein<br />
gelingendes Leben führen und unser<br />
Wohlbefinden und unsere Gesundheit<br />
steigern können.<br />
Die Grundlage für ein zufriedenes<br />
Leben<br />
Aus dieser Forschungslandschaft<br />
möchten wir Ihnen einige Ergebnisse<br />
vorstellen, die es Ihnen erleichtern,<br />
Ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten,<br />
ihre Widerstandskräfte<br />
zu stärken und die Grundlagen für<br />
ein zufriedenes Leben zu legen.<br />
Vorausschicken möchten wir<br />
einen zentralen Befund der Resilienzforschung:<br />
Fast jedes der resilienten<br />
Kinder hatte zumindest eine<br />
Ein resilientes Kind hat<br />
zumindest eine erwachsene<br />
Bezugsperson, die ihm Liebe<br />
und Geborgenheit vermittelt.<br />
Resilienz – die psychische<br />
Widerstandsfähigkeit<br />
Resilienz bezeichnete ursprünglich die<br />
Beschaffenheit von Baustoffen, die nach<br />
Krafteinwirkungen wieder in ihre Ursprungsform<br />
zurückkehren, etwa ein Schaumstoffball, den<br />
man zusammendrücken kann. In der<br />
Psychologie versteht man unter Resilienz die<br />
psychische Widerstandkraft. Resiliente<br />
Menschen besitzen die Fähigkeit, schwierige<br />
Lebensumstände, Krisen und Traumata zu<br />
verkraften und trotzdem psychisch gesund zu<br />
bleiben. Wie sich diese Fähigkeit entwickelt,<br />
steht seit mehreren Jahrzehnten im Zentrum<br />
der Resilienzforschung. Heute geht man davon<br />
aus, dass sich Resilienz in einer komplexen<br />
Wechselwirkung zwischen einem Kind, seinen<br />
engsten Bezugspersonen und Umwelteinflüssen<br />
entwickelt und sich im Laufe des Lebens auch<br />
verändern kann.<br />
erwachsene Bezugsperson, die ihm<br />
Liebe und Geborgenheit vermittelte.<br />
Häufig war dies ein Elternteil, oft<br />
aber auch nähere Verwandte oder<br />
eine Lehrperson. Die im Folgenden<br />
beschriebenen Eigenschaften setzen<br />
eine solche stabile Beziehung voraus<br />
und entwickeln sich im Austausch<br />
zwischen Kind, Bezugsperson und<br />
Umwelt.<br />
Selbstwahrnehmung und<br />
Selbststeuerung<br />
Bin ich mir meiner Gedanken und<br />
Gefühle bewusst? Kann ich diese<br />
ausdrücken und reflektieren? Resiliente<br />
Kinder und Jugendliche besitzen<br />
eine gut ausgeprägte Selbstwahrnehmung.<br />
Es geht ihnen nicht<br />
einfach schlecht: Sie wissen, ob sie<br />
traurig, wütend, enttäuscht oder nur<br />
mies gelaunt sind. Dadurch kennen<br />
sie nicht nur sich selbst besser, sondern<br />
können auch die Gefühle und<br />
Stimmungen anderer besser «lesen»<br />
und adäquat darauf reagieren.<br />
Gleichzeitig können sie ihre<br />
Gefühle regulieren. Dies bedeutet,<br />
dass sie ihren Emotionen >>><br />
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