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RADAR Nr. 2, August 2017

Das Magazin der Christoph Merian Stiftung zum Schwerpunkt Kulturförderung. Wer kann, was soll und auf welche Weise in Basel gefördert werden? Die neuen Strategien der Abteilung Kultur der Christoph Merian Stiftung zeigen wir anhand von drei Beispielen (ManaBar, Holzpark Klybeck, tohuwabohu - Haus für Kosmopolitisches) auf und legen dar, was das noch mit Kultur und dem Zweck der Stiftung zu tun hat. In der News-Beilage des Magazins steht die Entwicklung des Freilagers zum Stadtquartier im Fokus. Drei Protagonisten kommen zu Wort, die den Wandel des Dreispitz Basel und Münchenstein aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben und erleben.

Das Magazin der Christoph Merian Stiftung zum Schwerpunkt Kulturförderung. Wer kann, was soll und auf welche Weise in Basel gefördert werden? Die neuen Strategien der Abteilung Kultur der Christoph Merian Stiftung zeigen wir anhand von drei Beispielen (ManaBar, Holzpark Klybeck, tohuwabohu - Haus für Kosmopolitisches) auf und legen dar, was das noch mit Kultur und dem Zweck der Stiftung zu tun hat.

In der News-Beilage des Magazins steht die Entwicklung des Freilagers zum Stadtquartier im Fokus. Drei Protagonisten kommen zu Wort, die den Wandel des Dreispitz Basel und Münchenstein aus unterschiedlichen Perspektiven erlebt haben und erleben.

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Schwerpunkt<br />

ZWISCHENNUTZUNGEN SETZEN<br />

ENERGIE UND KREATIVITÄT FREI<br />

Unterstützung für den Holzpark von Shift Mode<br />

Seit die Hafen- und Stadtentwicklung<br />

Klybeck-Kleinhüningen ins Stocken geraten<br />

ist, beleben zahlreiche Gruppen<br />

mit Zwischennutzungen die Brachen<br />

des Hafenareals an der Uferstrasse. Die<br />

CMS unterstützt den Verein Shift Mode<br />

bei der Realisierung von Kulturprojekten<br />

und der Verbesserung der Infrastruktur<br />

in ihrem Holzpark Klybeck auf dem<br />

ehemaligen Migrol-Areal.<br />

scy «Kultur ist mein Leben», sagt die 44-jährige Kommunikationsfachfrau<br />

Katja Reichenstein. Zusammen mit ihrem Mann Tom<br />

Brunner und Kurt Schuwey hat sie seit dem Rückbau des Migrol-<br />

Areals 2014 mit dem gemeinnützigen Verein Shift Mode der Brache<br />

zusammen mit vielen anderen Engagierten Leben eingehaucht.<br />

Nebenberuflich, ohne Lohn, in Tausenden von Freizeitstunden. Die<br />

Zwischennutzung auf Zeit sei genau das Spannende: «Gerade weil<br />

sie nicht für die Ewigkeit ist, setzt sie viel Energie und Kreativität frei.»<br />

Wo einst riesige Tankanlagen standen, finden heute Konzerte,<br />

Theater, Lesungen und Workshops statt. Es gibt Gastronomie, Ateliers<br />

und Werkstätten, Kultur- und Naturprojekte, einen Abenteuer-Spielplatz<br />

für Kinder und eine Boulebahn. Insgesamt fünfzehn Projekte<br />

auf rund 12 500 Quadratmetern, die von Shift Mode verwaltet und<br />

selbst oder von Partnern bewirtschaftet werden. Auf dem ehemaligen<br />

Esso-Areal weiter nördlich tut sich Ähnliches. Dort unterhält der<br />

Verein I_Land die Trendsporthalle, Bars, Begegnungs- und Kulturorte.<br />

Das Nebeneinander verschiedenster Aktivitäten war nicht<br />

immer konfliktfrei und hat im Sommer 2014 nach der polizeilichen<br />

Räumung eines Teils des von Autonomen besetzten Wagenplatzes<br />

zwischen Migrol- und Esso-Areal wochenlange Debatten ausgelöst.<br />

In der Politik, den Medien, zwischen Wagenplatz-Besetzern und Shift<br />

Mode – und bis heute zwischen Shift Mode und ehemaligen<br />

Besetzern der Alten Stadtgärtnerei in der angrenzenden Wohngenossenschaft<br />

Klybeck. Alles in allem ein komplexes Gerangel um<br />

Stadtentwicklung, Gentrifizierung und Freiräume – im Vakuum der<br />

sogenannten 3Land-Planung, die seit Jahren nicht vom Fleck kommt.<br />

Nicht vom Fleck kommt auch, weil zahlreiche Parteien in die Transformation<br />

des ehemaligen Industrieareals involviert sind: drei Länder,<br />

die Schweizerischen Rheinhäfen und der Kanton Basel-Stadt mit<br />

mehreren Departementen.<br />

In diesem Planungsvakuum hat der Kanton den Verein Shift<br />

Mode als wichtigen Kulturveranstalter und Partner längst anerkannt,<br />

mit ihm einen Vertrag abgeschlossen, ihm 2014 eine Starthilfe von<br />

250 000 Franken gewährt und ihn bei der befristeten Vermietung von<br />

Räumen an die Kunstmesse Scope unterstützt. Seither sind drei Jahre<br />

verstrichen und die 3Land-Planung liegt noch in weiter Ferne. Der<br />

Holzpark wird inzwischen ganzjährig bespielt und beherbergt auch<br />

Grossanlässe wie das von Terre des hommes organisierte Kultur-<br />

Festival Imagine letzten Juni – mit 25 000 Besucherinnen und Besuchern<br />

an einem einzigen Wochenende. Der Kanton hat zwar auf<br />

seiner Website stolz auf den Anlass hingewiesen. Weiter engagieren<br />

will er sich aber nicht.<br />

Die CMS hat Shift Mode in diesem Jahr 250 000 Franken für<br />

den Weiterbetrieb zugesprochen. Rund die Hälfte davon ist für die<br />

Verbesserung der Infrastruktur und für Sicherheitsmassnahmen<br />

vorgesehen (Arealbewirtschaftung, bessere Beleuchtung, Sanitäranlagen,<br />

Wege, Begrünung und Wintertauglichkeit); die andere Hälfte<br />

für Kommunikation, Vermittlungsarbeit, Kulturprojekte und das<br />

Hafenradio, das ab Winter <strong>2017</strong> auf Sendung gehen wird. Bis mindestens<br />

2019 ist der Betrieb damit gesichert, und der Verein rechnet<br />

mit Zuwendungen auch von anderen Stiftungen. Was danach<br />

geschieht, ist noch ungewiss. Ende dieses Jahres verhandelt der<br />

Verein mit dem Kanton über eine Verlängerung des Areal-Nutzungsvertrags<br />

bis 2024.<br />

Nicht Teil der Unterstützung durch die CMS sind die von Shift<br />

Mode geplanten Holzhallen, gegen deren Bau die Wohngenossenschaft<br />

Klybeck Einsprache erhoben hat und das Verfahren möglicherweise<br />

bis vor Bundesgericht weiterziehen will.<br />

«Die CMS unterstützt Shift Mode, weil der Holzpark ein imperfekter Ort ist, an<br />

dem Kulturveranstaltungen, Gastronomie, Kreativwirtschaft, Handwerk und Freizeitgestaltung<br />

ihren Platz haben. Das Unfertige, die Praxis des Selbermachens und<br />

der Experimentiercharakter lassen einen Ort entstehen, an dem sich die unterschiedlichsten<br />

Menschen wohlfühlen. Kultur wird hier als Pflege des Lebensraums,<br />

als Beleben und Bewohnbarmachen und als Plattform für Verständigung und<br />

Austausch praktiziert.»<br />

Christoph Meneghetti, Projektleiter der Abteilung Kultur der CMS<br />

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