Aus ‹Sunday Sketching› (Abrams Books / Knesebeck) von Christoph Niemann
Schwerpunkt ZAUBERENERGIE FÜR DIE SPIELKULTUR Die ManaBar In Basel sollen sich spielfreudige Menschen bald nicht nur virtuell begegnen können. In der ManaBar* soll gemeinsam gegamt, gespielt, gegessen, getrunken und diskutiert werden. Mit dem Projekt wollen vier junge Männer die Game-Kultur pflegen, aufklären, informieren und Generationen zusammenbringen. scy Sie heissen ‹Barlord›, ‹ManaBear›, ‹Ephesus666› und ‹Berry Buh› in der globalen Gamer-Community. Im realen Leben sind die vier jungen Männer, alle um die dreissig Jahre alt, hauptberuflich: Gamedesigner und Leistungssportler (Tom Barylov), Gymnasiallehrer und in der Gastronomie erfahren (Fernando Studer), selbstständiger IT-Spezialist und selbsterklärter «Vollblut-Nerd» (Christian Schlauri), Sozialarbeiter und Medienpädagoge (Maximilian Schäfer). 2015 haben sie den Verein für Aufklärung über Internet und Spielkultur (VAISk) gegründet und bilden den Vorstand. Der Verein, der heute schon medienpädagogische Projekte realisiert, beratend für das Basler Erziehungsdepartement tätig war und erfolgreich Public Viewings zu internationalen Gamer-Meisterschaften im Gundeldinger Feld durchgeführt hat, will in Basel etwas ganz Neues wagen. In ihrer ManaBar mit integriertem Gastrobetrieb soll sich künftig die regionale Gamer-Community ganz real und nicht nur virtuell treffen, über die Attraktivität einzelner Spiele diskutieren und Spielwettbewerbe bestreiten. Hier wollen die vier aber auch medienpädagogische Projekte mit Jugendlichen durchführen, Symposien, vor Gefahren im Internet warnen und das Suchtpotenzial ansprechen, aufklären, älteren Generationen die Faszination von Games erklären und auch den Quartier-Jassclub integrieren. Denn auch ältere Spielformen wie Jassen oder die neuen ‹Pen and Paper›-Spiele ohne Computer gehören für die Initianten zur Spielkultur. Ähnliche Projekte gibt es bereits im Ausland. Nicht aber diese spezielle Kombination. Für ihr Projekt ist die Gruppe derzeit auf der Suche nach geeigneten Lokalitäten. Ihr potenzielles Publikum ist gross. Aktuelle Schweizer Statistiken gibt es nicht; 2008 ging eine Untersuchung der Fachhochschule Nordwestschweiz davon aus, dass in vierzig Prozent der Schweizer Haushalte eine Spielkonsole von mindestens einer Person genutzt wurde. Allein auf den Kanton Basel- Stadt heruntergebrochen wären das schon vor zehn Jahren mindestens 40 000 Gamer gewesen (http://www.pegi.info/ch/index/ id/1376/media/pdf/256.pdf). Seither ist die Gamer-Gemeinde gewachsen. Dazu kommen die ‹Pen and Paper›-Spielenden, traditionelle Spielfreudige und das Publikumspotenzial der angrenzenden Region. Spielen sei eine uralte Kulturtechnik, sagt Fernando Studer, Computerspiele aber etwas ganz Besonderes. Nicht nur Kultur im weitesten, sondern sogar Kunst im engeren Sinne: «Für mich sind gute Computerspiele heute die höchste Kunstform überhaupt.» Sie kombinierten mit ausgeklügelter IT-Technik geradezu virtuos ganz verschiedene Kunstformen: das gekonnte Storytelling einer guten Geschichte, Bilder und Animation, Musik und Geräusche. «Im Gegensatz zu den traditionellen Kultursparten wird das ‹Publikum› ausserdem interaktiv und emotional miteinbezogen und wird durch seine Mitwirkung und den Austausch mit Mitspielenden Teil eines Gesamtkunstwerks, eines kulturellen Prozesses.» In den USA und Deutschland sind Computerspiele als Kulturform längst anerkannt. Seit 2008 schon ist der entsprechende Verband neben den traditionellen Kunstsparten im Deutschen Kulturrat vertreten. In der Schweiz hinke man hinterher, sagt Maximilian Schäfer, der Know-how aus der deutschen Szene mitbringt. «Vielleicht auch deshalb, weil man hier aus der politischen Tradition heraus im Zweifel auf Sicherheit und Vertrautes und damit eher auf die konventionellen Kultursparten setzt.» Umso mehr hat sich der Verein darüber gefreut, dass die CMS das Projekt als Kulturprojekt und nicht als soziales Projekt unterstützt, was es darüber hinaus selbstverständlich auch sei. Die CMS unterstützt den Verein in der Startphase mit 15 000 Franken. Davon hat sie 6000 Franken an eine Auflage geknüpft, über welche die vier sehr glücklich sind: Sie erhalten dafür vom ebenfalls von der CMS unterstützten Basler Verein Startup Academy drei Jahre lang Ausbildung und Know-how für die Lancierung ihres Projekts und Unterstützung beim wichtigen Networking. 2018 möchten die Initianten die ManaBar eröffnen. Mehr über das Projekt auf www.manabar.ch * Den Namen für die ManaBar haben die Initianten von jenem ‹Mana› abgeleitet, das in Computerspielen die ‹Zauberenergie› ist, die Spielende mit Spielpunkten ‹tanken› müssen, um in den Spielen erfolgreich agieren zu können. «Wir haben die ManaBar unterstützt, weil das Projekt sich mit einem wichtigen Spektrum der Gegenwartskultur auseinandersetzt: der Spielkultur. Sie lässt sich nicht in einer einzigen Sparte fassen, und Akteure verschiedener Disziplinen beschäftigen sich mit dem Thema. Mit Schnittstellen zu Bildender und Darstellender Kunst, Musik, Film und Soziokultur ist Game-Kultur aber mehr als nur eine interdisziplinäre Modeerscheinung. Einerseits ist die Game-Kultur mit ihren alten und neuen Ausformungen in Spiel, Entwicklung und Cosplay eine Kulturtechnik schlechthin. Andererseits reagiert ManaBar auf eine gesellschaftliche Realität und schafft einen sozialen Raum für eine Community, die sonst nur allein in den eigenen vier Wänden agiert.» Nathalie Unternährer, Leiterin der Abteilung Kultur der CMS 7